Der Silmo-Effekt - DOZ

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Der Silmo-Effekt - DOZ
TITELTHEMA MESSEBERICHT
Der Silmo-Effekt …
Hat er gezündet, der Silmo-Effekt, oder
blieb es bei einem kurzen Aufflackern?
Zum dritten Mal fand die internationale
Augenoptikmesse nun auf dem Ausstellungsgelände Villepinte im Norden von
Paris statt.
Gerade mal 25 Besucher mehr als 2011
fanden in diesem Jahr den Weg in die
französische Hauptstadt. Angesichts der
schwierigen Weltwirtschaftslage und eher
schlechten Prognosen zeigte sich der
Messeveranstalter mit diesen stabilen
Zahlen dennoch zufrieden und spricht
von einer „Veranstaltung mit Power“.
Im Vorfeld der Silmo wurden wieder
einige Anstrengungen unternommen, um
den „Silmo-Effekt“ zu unterstützen: Neben dem zentralen Europa-Standort mit
seit 2010 direkter Nähe zum Flughafen
„Charles de Gaulle“ und dem für die Präsentation neuer Innovationen günstigen
Herbst-Termin sollten zahlreiche Weiterbildungsangebote in Form von wissenschaftlichen Vorträgen, Workshops und
Coachings sowie die Vernetzung der
Branche unter Nutzung neuer Medien die
Attraktivität als internationaler Messeplatz unterstreichen. Zu den Highlights
gehörte auch dieses Jahr die Verleihung
des „Silmo d’Or“-Preises.
Während es mancherorts in den Hallen
je nach Zeitpunkt etwas ruhiger wirkte
als im vergangenen Jahr, konnten sich
andere Aussteller wiederum über mangelndes Interesse nicht beschweren. Die
einen unkten, die vielzitierte Krise sei jetzt
in der Augenoptik angekommen, andere
waren mit dem Messeverlauf durchaus
zufrieden. Am Samstag und Sonntag
Aussteller- und Besucherzahlen im Vergleich
Jahr
2010
2011
2012
Aussteller
950
898
900
Besucher
33.065
34.671
34.696
davon international
55 %
56 %
54,8 %
aus Frankreich
45 %
44 %
45,2 %
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wurde der Besucherstrom von der Innenstadt zum Messegelände zudem durch
unerwartete Arbeiten an der Bahnlinie
der RER beeinträchtigt.
Auch wenn die nackten Zahlen der
Silmo gegenüber dem Vorjahr fast unverändert blieben, ihrem Ruf als trendsetztende Messe wurde sie auf jeden Fall
gerecht. 110 neue Firmen waren vor Ort.
Vor allem im Bereich der Fassungen gab
es auf den 80.000 qm Ausstellungsfläche
etliche Hersteller mit neuen Kollektionen
und Kreationen zu sehen. Leuchtende Farben bei großen Formen, abwechslungsreiche Prints und filigrane Muster buhlten um die Gunst der Besucher ebenso
wie schlichte Designs bei kleinen schmalen Fassungen oder nach wie vor präsente
Retro- und Vintage-Fassungen. (Mehr
zum Thema Fassungen ab Seite 14).
Manches Unternehmen punktete mit
Originalität beim Messestand, wie zum
Beispiel mit Kühen im Grünen (keine echten) oder mit antikem Friseursalon (mit
echtem Friseur!), auch wenn mitunter
aus der Not eine Tugend gemacht wurde,
wie ein spanischer Aussteller erzählte.
Nächstes Jahr findet die Silmo wieder
etwas früher statt, und zwar vom 26. bis
29. September. n
Patricia Perlitschke
Die „Silmo d’Or“-Preisträger
Bereits zum 19ten Mal wurde anlässlich
der Silmo der „Silmo d’Or“ verliehen.
35 nominierte Unternehmen konnten
sich in acht Kategorien Hoffnungen auf
diesen internationalen Preis für Technologie und Mode machen. Den Vorsitz
der Jury hatte dieses Mal die Designerin Stella Cadente inne.
Kategorie „Low Vision“:
Etex mit „DaVinci“.
Kategorie „Sonnenbrillen“: Jeremy Tarian
mit dem Modell „Saintonge“.
Kategorie „Brillengläser“:
Essilor mit „Varilux S Design“.
Kategorie „Kinderbrillen“: Seaport mit
dem Modell „Milky“ aus „Little Paul & Joe“.
Kategorie „Sport Equipment“: Silhouette
mit dem Modell „Adidas Tour Pro“.
Kategorie „Material/Equipment“:
Hoya mit „VisuReal“.
Kategorie „Korrektionsfassung“: Undostrial mit dem Modell „Lucas de Staël“.
Kategorie „Technologische Innovation Fassungen“: Di Esse mit dem Modell „FN719“.
Die Gewinner
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TITELTHEMA MESSETRENDS
Retrochic
Die Frisur zur Brille
2001 kam Firmengründer Zachary Tipton von „Tipton“,
Budapest, auf die geniale Idee, aus der Plattensammlung
seines Vaters ungewöhnliche Vinyl-Brillenfassungen herzustellen und damit eine aufstrebende Zielgruppe anzusprechen: Vor allem DJs, Musiker aber auch „Nostalgiker“
tragen heute die markanten Fassungen der Kollektion
„Vinylize“. Mit seinem Bruder Zoltán schlug er kurz darauf
wieder in die Retro-Kerbe; diesmal verwendete das Duo für
die Kollektion „Cinematics“ originale 16- und 35-mm-Filme,
die optional von den Kunden ausgewählt und in den Brillenbügeln eingearbeitet werden.
„Die Lage in Spanien führt dazu, dass sich die Werte dort
verändern und Geld nicht mehr ganz so wichtig genommen
wird“, erzählte Emilio Linaje von „Artlife“, Barcelona.
Daher war der Messestand der Spanier zwar eine der günstigsten der ganzen Messe, dafür aber umso origineller.
Die Idee, einen kostenlosen Haarschnitt anzubieten, lud
Besucher dazu ein, auf dem Stand zu verweilen und einen
längeren Blick auf die neue Kollektion zu werfen. Diese ist
von Philosophen und Künstlern wie Ghandi und Lennon
inspiriert und verwendet Zitate der Idole an der Innenseite
der Bügel.
Ungewöhnliche Formen
Retrofuturistische Brillen aus Frankreich gab es bei
„Dzimitry Samal“, Paris. Der gleichnamige Designer
begann seine Karriere zunächst als Autodesigner, ging
dann aber vor einem Jahr mit seiner ersten Brillenkollektion
an den Start. Bei seiner Kombination von Retro-Elementen
und Moderne entstanden ausgefallene Modelle wie die
Pixelform und der Tiffany-Look, die vor allem von modemutigen Originalen getragen werden.
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Von Künstlern inspiriert
Die neue Sonnenbrillenkollektion von „Cutler and Gross“,
London, ist von abstrakter Kunst und Surrealismus inspiriert. Die Zeichnungen des Modells „Black on cream“ (oben)
sind als erhabene Schicht aufgebracht und erinnern
beispielsweise an die Zeichnungen des holländischen
Konstruktivisten Piet Mondrian.
Highend-Trendmodelle
„Botschafter der Leichtigkeit“
„Jeder macht Cateye – bei uns ist es mehr Batman“, erzählt
Mitbegründer und Designer John Juniper am Stand von
„Dita Eyewear“, Los Angeles. Obwohl schon 1996 gegründet, feierten die Kalifornier erst dieses Jahr ihre SilmoPremiere. Ihre aktuelle Kollektion ist nach eigenen Aussagen groß, stark und massig, zugleich aber reifer und
ausgeglichener geworden. „Wir machen die HighendVersion der Trendmodelle“, meint Juniper weiter und setzt
mit hochwertigen Materialien und japanischem Produktionsstandort eins oben drauf.
Der Stand von „Silhouette“ war offen, zurückhaltend und
hell gestaltet; ganz im Zeichen der „Feel lite“-Philosophie
des Linzer Fassungsunternehmens. „Wir sehen uns als
Gegenangebot zum Massentrend“, sagt Geschäftsführer
Arnold Schmied, „und wollen bei all der vermassten Ästhetik unsere Erfahrung nutzen, um unseren Kunden harmonische und leichte Fassungen anzubieten.“ Neu auf der Silmo
gab es die aktuelle Kollektion „Titan Rays“ mit dynamisch
geschwungenen Bügeln und farbig aufgefrischte Sonnenbrillen zu sehen.
Das passende Ambiente
Stefan Muckenfuss, Vertriebsleiter D-A-CH des französischen Brillenunternehmens „Lafont“, Issy les Moulineaux:
„Unser Silmo-Stand transportiert die eigene Handschrift
des Unternehmens und präsentiert unsere Fassungen in
einem stimmigen Bild.“ So wurden als Anregung zur
Kundenansprache aktuelle Fassungen als Eyecatcher in
Szene gesetzt: Da gab es zum einen die Herrenecke mit
Sportutensilien, technischen Spielereien und der neuen
Carbon-Herren-Kollektion; zum anderen die Kinderwand
mit bunten Comicfiguren und der Jeanskollektion und
schließlich die neue, farbenfrohe Damenkollektion stimmig
in französischem Landhaus-Ambiente (siehe Foto).
Kombinationsvielfalt
Über 400 Kombinationsmöglichkeiten bietet die O2-Kollektion des dänischen Fassungsherstellers „Monoqool“, Fredensborg. Die Modelle des Designers Flemming Bo Hansen
gibt es in zehn Varianten und drei verschiedenen Farben.
Besonderer Clou: Sie kommen ganz ohne Schrauben aus
und verwenden stattdessen bunte Gummiringe als Verbindung. Diese können leicht abmontiert werden, um so nach
Lust und Laune Austauschbügel oder andere Farbringe
anzubringen. n
Henrike Lerch
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