erfahrungsbericht zum erasmus-semester in birmingham / england
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erfahrungsbericht zum erasmus-semester in birmingham / england
ERFAHRUNGSBERICHT ZUM ERASMUS-SEMESTER IN BIRMINGHAM / ENGLAND Austauschjahr: 2007/2008 (9. Fachsemester) Studienfach: Geographie (Diplom) Studienort: University of Birmingham / England Stefanie Büttner Marco Hereth [email protected] [email protected] 1 1. Anreise Die Anreise nach Birmingham kann man per Flugzeug, per Bahn oder per Auto antreten. Für das Flugzeug sprechen die kurze Reisezeit und die günstigen Tarife der Billigfluglinien. Die Kostengünstigste – TUIfly – hat Ende Januar 2008 jedoch Birmingham aus ihrem Flugplan gestrichen; Änderungen können sich jedoch seitdem ergeben haben. Des Weiteren besteht über den Flughafen London-Luton ein breites Angebot. Problematisch kann bei der Wahl des Flugzeugs jedoch die häufig auf 20kg begrenzte Gepäckmenge sein. Nachträgliche Paketsendungen sind hier dann unumgänglich. Dieses Problem gibt es bei Busreisen nicht, dort kann mehr Gepäck befördert werden, die Reisedauer ist natürlich weitaus länger. Unsere Wahl fiel auf die Anreise per Auto, da wir glücklicherweise eines zur Verfügung hatten und dadurch eine Menge Gepäck mitnehmen konnten. Darüber hinaus stand uns das Auto dann auch in England für Großeinkäufe und Tagestrips zur Verfügung. Zur Fährverbindung lässt sich sagen, dass die Strecke Dunkerque-Dover mit 40 Euro bei Weitem die günstigste war und auch schneller zu erreichen ist als das weitaus bekanntere Calais. Auf der Hinfahrt haben wir eine Übernachtung in Dunkerque eingeplant, um am nächsten Morgen ohne Hetze die Fähre besteigen zu können. An den ungewohnten Linksverkehr in England gewöhnt man sich bei konzentrierter Fahrweise übrigens äußerst schnell; nur bei mehrspurigen Kreisverkehren sollte man vorsichtig sein und lieber eine Runde mehr drehen. 2. Wohnungssuche Generell kann man die Wohnungssuche entweder schon von Deutschland aus über das Internet betreiben oder aber erst vor Ort. Falls man sich für ein Studentenwohnheim in der Nähe des Uni-Campus bewerben will, erhält man zusammen mit dem Zulassungsbrief der University of Birmingham ein Bewerbungsformular. Wir haben uns vorsichtshalber für ein Zimmer dort beworben und dann sogar ein Angebot bekommen. Die enorme Miete von ca. 100 Pfund pro Woche führte jedoch dazu, das Angebot abzulehnen und selbst aktiv zu werden. Anders als in Deutschland sind in England die Studentenwohnheimszimmer wesentlich teurer als privat gemietete Wohnungen! Deshalb nicht vorschnell in ein Studentenwohnheim ziehen, sondern Preise vergleichen! Einerseits gibt es von Deutschland aus die Möglichkeit, sich für das sog. House-HuntingEvent anzumelden. Dies ist eine Veranstaltung der Universität Anfang/Mitte September für internationale Studenten, bei der die Teilnehmer fünf Tage lang bei Kost und Logis im Studentenwohnheim privat zu mietende Wohnungen angeboten bekommen, Besichtigungen machen können und bei der Auswahl unterstützt werden. Hierbei zahlt man jedoch auch eine Menge Geld. Eine andere Möglichkeit ist die Suche über das Internet. Hierbei sind die Wohnungsseiten der University of Birmingham sehr hilfreich und gut (www.as.bham.ac.uk/study/support/international/privateaccommodation.shtml) sowie die Seite www.gumtree.co.uk. Jedoch sollte einem klar sein, dass man bei einem Zimmer/einer WG ohne vorherige Besichtigung auch böse Überraschungen erleben kann. Deshalb können wir nur dazu raten, für die ersten drei bis fünf Tage ein Hostel in Birmingham zu mieten, um dann vor Ort auf Wohnungssuche zu gehen. Der studentische Wohnungsmarkt hier ist sehr flexibel, weil die Leute jedes Jahr neu ein- und ausziehen und das Angebot an freien Zimmern bzw. Wohnungen in Birmingham weitaus größer ist als die Nachfrage. Dies führt aber leider nicht dazu, dass die Mieten fallen. Für weniger als 45 Pfund pro Woche ist es 2 sehr schwer etwas zu finden, wobei hier häufig die Kosten für Strom, Gas und Internet noch nicht enthalten sind. Vor Ort hat man dann verschiedene Möglichkeiten, sich ein Zimmer zu suchen. Die Universität hat eine eigene Anlaufstelle im Staff House, die einem Hilfestellung bei der Durchsicht von Mietverträgen geben kann, aber ansonsten nur zur zweiten Möglichkeit verweist, nämlich den Agenturen in der Bristol Road am Südende des Campus. Da uns diese Agenturen teilweise aber etwas unseriös vorgekommen sind, haben wir uns Angebote auf der oben genannten Seite der Uni herausgesucht und selbst Besichtigungstermine mit den Vermietern vereinbart. Sehr anzuraten in diesem Zusammenhang ist der Kauf einer SIM-Karte eines englischen Anbieters, da sonst schnell viel Geld vertelefoniert wird. Sehr empfehlenswert ist hier die Prepaid-, oder wie es in England heißt: Pay as you go-, Karte von „MobileWorld“. Diese bekommt man in allen Filialen der Kette „Carphone Warehouse Company“ (z.B. am Ende der New Street nahe dem Bullring-Einkaufszentrum). Neben etwas günstigeren Minuten- und SMS-Preisen als die der großen Anbieter Vodaphone, o2, T-mobile und Orange kann man zudem für wenig Geld ins deutsche Festnetz telefonieren. Die nach unserer Meinung zentralste Lage für Studenten ist der Stadtteil Selly Oak. Er schließt sich im Süden des Campus auf der anderen Seite der Bristol Road an. Das Viertel scheint zu 90% von Studenten bewohnt zu sein – was sich leider auch am etwas dreckigen Straßenbild zeigt. Der große Vorteil von Selly Oak ist die fußläufige Erreichbarkeit der Uni und aller Einkaufs- und Vergnügungsstätten an der Bristol Road. Außerdem wohnen hier die meisten Erasmus-Studenten! Westlich davon befindet sich Harborne – dort leben im Gegensatz zu Selly Oak die eher älteren Postgraduates. Harborne ist ein eigenes Stadtteilzentrum und bietet mit seiner High Street einen zentralen Bereich, der von einer Vielzahl von Geschäften, Bars, Kneipen und Restaurants geprägt wird. Hier sind die Mieten allerdings ein bisschen höher (dafür unserer Meinung nach aber auch die Häuser schöner), dafür hat man einen längeren Weg zur Uni. Wir haben uns für die Einmietung in ein typisch englisches Reihenhaus – ein sog. terraced house – in Selly Oak entschieden, in dem wir zu viert waren. Die Miete war hier inkl. Wasser, die Kosten für Strom und Gas mussten wir separat bezahlen. Hierfür kann man entweder ein englisches Konto nutzen oder man bezahlt den Betrag bei der Post ein, die dann die Überweisung vornimmt. Die Kaution betrug eine Monatsmiete, die seit 2007 vom Vermieter auf ein spezielles Konto eingezahlt wird. Man sollte sich den Mietvertrag genau durchlesen und auch nachfragen, welche Kosten in der Miete eingeschlossen sind und welche weiteren Kosten man noch zu erwarten hat. Bei Zweifeln kann man auch das Housing Department der Uni um Rat fragen. Wichtig ist zudem, sich die Vertragsdauer gut zu überlegen, da ein kurzfristiges früheres Auflösen des Mietvertrags oftmals von Seiten des Vermieters nicht erlaubt wird. Wegen der Tatsache, dass wir nur einen Mietvertrag für sechs Monate abschließen konnten, sind zwar viele 3 Wohnungen nicht in Frage gekommen, da die Vermieter meist Verträge von Oktober bis Juli abschließen wollen, möglich ist es aber auf jeden Fall. Außerdem wichtig: keine Mietverträge für ein ganzes Haus unterschreiben, sondern immer nur für das eigene Zimmer, sonst muss man am Ende weiter zahlen, wenn ein Mitbewohner frühzeitig ausziehen sollte! 3. Uni-Campus Der Campus ist mit seinen alten, roten Backsteingebäuden und dem clock tower einer der schönsten Teile von Birmingham und ist zentral um die Hauptbibliothek angeordnet, wodurch alles gut per Fuß erreichbar ist. Vom Zentrum liegt er zwei Bahnstationen südlich entfernt. Das Bücherangebot der Uni ist leider unserer Meinung sehr beschränkt und extrem ungeordnet, weswegen man tagelang nach wichtigen Büchern suchen kann, ohne diese jemals zu finden. In der Bibliothek und auch sonst in fast jedem Gebäude gibt es zahlreiche Computerräume mit neustem Equipment, inklusive diverser Drucker (u.a. im Learning Centre, das sogar bis Mitternacht geöffnet ist). Außerdem gibt es direkt auf dem Campus mehrere Banken (u.a. Barclays), einen Supermarkt, eine Postfiliale (im Kartenshop), Frisöre, Subways, einen Laden für Computerbedarf, Schreibwaren, Buchhandlung, Reisebüro… Das Einzige, was uns richtig gefehlt hat, war eine echte Mensa. Es gibt mehrere „Schnell-Restaurants“, die aber leider jede Woche den gleichen Speiseplan haben, der zudem nicht allzu spannend ist. Aber man kann mit der Zeit lernen, sich tagsüber von Sandwich, Snacks und Co. zu ernähren und abends zu Hause zu kochen. Eine weitere wichtige Einrichtung auf dem Campus ist die Guild of Students, sozusagen die Studentenvertretung, bei der jeder Student automatisch Mitglied ist. Die Guild befindet sich in einem ansprechenden Gebäude im Osten des Campus und bietet neben der Job Zone verschiedenste Informations- und Beratungsdienste, eine Café-Bar, in der sich gemütlich nachmittags Kaffee (oder Bier) trinken lässt und man abends auf einer der regelmäßigen Uniparties abzappeln und den interessanten Kleidungsstil der Engländer/innen beobachten kann. Zu Beginn des Wintersemesters findet eine Woche vor Vorlesungsbeginn die so genannte Welcome Week statt, in deren Rahmen verschiedene Fairs (Sport, Society, Job…) abgehalten werden, die den „Freshers to Birmingham“ Informationen über das Uni-Leben und außer-universitäre Angebote auf dem Campus bieten. Generell lässt sich zum Unileben noch sagen, dass das Jahr in Trimester, sog. terms, eingeteilt ist. Der erste Term geht von Anfang Oktober bis Mitte Dezember, der zweite von Anfang Januar bis Mitte März. In diesen beiden Terms finden die verschiedenen Vorlesungen und Seminare statt. Im dritten Term (April-Juni) wird dann nur noch der Stoff 4 wiederholt und Prüfungen geschrieben. Will man anzuerkennende Scheine hier in England machen und die vollen credit points bekommen, muss man dementsprechend eigentlich ein ganzes Jahr bleiben oder für die Klausuren wieder zurück kommen. Das englische Unisystem ist unserer Meinung nach wesentlich verschulter als in Deutschland. Oft handelt es sich bei den Veranstaltungen um reine Vorlesungen, die manchmal mit einer Seminarstunde und Diskussion vertieft werden. Referate und Präsentationen haben wir (zumindest in Geographie) eigentlich nicht erlebt. Trotzdem haben wir einige spannende Vorlesungen besuchen können, bei denen die Dozenten auch für uns neue Ideen der Stoffvermittlung angewandt haben. Insgesamt werden von den regulären Studenten pro Jahr Kurse im Wert von 120 credits belegt, wodurch man pro Term „nur“ 3-4 Veranstaltungen hat. Diese erfordern aber oft einen wesentlich höheren Arbeitsaufwand, weil während des Terms Essays geschrieben werden müssen und im dritten Term meist noch eine Klausur verlangt wird. Die Engländer sind vergleichsweise jung, wenn sie an die Uni gehen. Wir waren als „undergraduates“ eingeschrieben, weshalb z.B. in First-Year-Veranstaltungen 18- oder 19Jährige neben uns saßen. Da kann man sich plötzlich sehr alt fühlen :) Generell war es für uns trotz Hauptstudium aber in Ordnung, „nur“ in undergraduate-Veranstaltungen zu gehen. 4. Univeranstaltungen Es gibt hier in Birmingham einerseits das Geography-Department, in dem wir unseren Erasmus-Betreuer hatten, und das CURS (Centre for Urban and Regional Studies), das sich mit sämtlichen planerischen Fragen und Angelegenheiten beschäftigt. Wir haben an beiden Instituten Kurse besucht, wobei uns das CURS dynamischer und aktueller vorgekommen ist. Aber egal wo, alle haben sich rührend um uns gekümmert und uns praktisch unsere Wünsche von den Lippen abgelesen. Auf der Homepage der Uni kann man sich schon mal einen groben Überblick über das mögliche Studienangebot verschaffen, auch wenn wir unsere echte Kursauswahl erst vor Ort getroffen haben. Am besten holt man sich in beiden Sekretariaten aktuelle „Module Handbooks“ und Stundenpläne für die verschiedenen Jahre, die eine Kurzzusammenfassung der Veranstaltung geben (außerdem kann man sich dann gleich bei den Sekretärinnen vorstellen…). Wir haben uns dann bei Terry Slater, unserem Erasmus-Betreuer im Geography-Department, und bei Austin Barber (CURS) vorgestellt und mit ihnen unsere Kurswahl abgesprochen. Der Vorteil von Geographen ist, dass wir die beiden einzigen Erasmus-Studenten unseres Fachs in Birmingham waren und deshalb extrem herzlich aufgenommen worden sind. Alle Dozenten, bei denen wir Kurse hatten, haben sich über unsere Teilnahme gefreut (und immer wieder die positiven Beispiele aus Deutschland betont) und waren sehr an unserem Wohlergehen bzw. an unserer Zufriedenheit mit dem Kursprogramm interessiert. Der Umgang mit den Dozenten ist insgesamt sehr persönlich und hilfreich, weil sich jeder gleich mit Vornamen anreden lässt und immer für ein Schwätzchen (egal ob fachlich oder privat) zu haben ist. Wir konnten alle Kurse belegen, die uns interessant erschienen, ohne auf bestimmte „modules“ oder die verschiedene Jahrgänge achten zu müssen. Es gibt z.B. auch keine Anmeldefristen oder Einschreibelisten, die man verpassen könnte! Anderen ErasmusStudenten (v.a. Englisch, Geschichte, generell Geisteswissenschaften) erging es da ganz 5 anders, so dass sie z.B. nur an speziellen Erasmus-Kursen teilnehmen durften bzw. Kurse voll waren, was bei Geographie überhaupt nicht der Fall war. Wir haben während der beiden Terms jeweils 5 bis 6 Kurse belegt. Dabei haben wir aber im Voraus mit den Dozenten abgeklärt, dass wir keine Hausarbeiten bzw. Klausuren schreiben müssen, sondern nur an der Veranstaltung teilnehmen können. Es ist aber durchaus eine gute Erfahrung, wenigstens vereinzelt die verlangten Hausarbeiten zu schreiben und einzureichen. In manchen Kursen wurde sehr viel Wert auf Gruppenarbeit gelegt, was den Vorteil hat, dass man in Kontakt mit seinen englischen Mitstudenten kommt (die sonst eher zurückhaltend sind) und deren Arbeitsmethoden kennen lernt. Auch wenn es nicht immer einfach war, die unterschiedlichen Stundenpläne für diese Gruppenarbeiten zu koordinieren, war es doch eine spannende Erfahrung, mit Engländern zusammen ein Projekt zu gestalten. Was mit am spannendsten und interessantesten war, waren die zahlreichen Exkursionen und Vorträge, die wir mit verschiedenen Kursen in Birmingham unternommen haben. Dadurch haben wir die Stadt und ihre Entwicklungen sehr genau kennen gelernt (wohl wesentlich besser als die meisten anderen Erasmus-Studenten, aber auch Engländer) und damit auch schätzen gelernt! Wir können jedem nachfolgenden Geographen nur empfehlen, an möglichst vielen field trips teilzunehmen. Längere Exkursionen (z.B. nach Snowdownia) haben wir aus finanziellen und fachlichen Gründen abgelehnt, auch wenn extra Plätze für uns freigehalten wurden. Wir haben uns relativ schnell an die Sprache und das Tempo der verschiedenen Dozenten gewöhnt, weshalb man den Kursen gut folgen konnte. Außerdem gibt es fast in jeder Veranstaltung ein ausgedrucktes Skript (oft mit zusätzlichen Artikeln zum behandelten Thema), was das Verfolgen der Vorlesung vereinfacht. Diese Skripte stehen zusammen mit Zusatzmaterial auf WebCT, dem Onlineportal der Uni, und können nachträglich heruntergeladen werden. 5. Uni Sport und Societies Die Uni bietet ein vielfältiges Sportprogramm an, wobei dieses verhältnismäßig teuer ist. Einerseits gibt es wöchentliche, einstündige „Active Lifestyle“-Kurse (jeweils 20 Pfund pro term) mit Gymnastikkursen, Yoga, Zirkeltraining oder Training in sämtlichen Sportarten (Fußball, Badminton, etc.). Hier muss man sich aber unter Umständen mit der Anmeldung beeilen, weil die Kurse beschränkte Teilnehmerzahlen haben. Es gibt auch Jahres- und 3Monats-Mitgliedschaften für das Fitnessstudio und das Uni-Schwimmbad, die dann jederzeit genutzt werden können. Andererseits besteht die Möglichkeit, während der Sports Fair in der Welcome Week einem der zahlreichen Uni-Sportclubs beizutreten, wobei diese teilweise sehr hohe Eintrittsgebühren verlangen, die sich u.U. bei einem halbjährigen Aufenthalt kaum lohnen. Allerdings sind diese Sportclubs dafür oft auf relativ hohem sportlichem Niveau und von einem professionellen Trainer begleitet. In der Guild of Students befinden sich auch die Räume der zahlreichen Student Societies, in die man gegen eine geringe Gebühr eintreten kann. Diese Societies bieten eine gute Gelegenheit, mit Engländern in Kontakt zu kommen und sich zu engagieren oder auch nur regelmäßig zu treffen. Hier lässt sich für jeden Geschmack etwas finden, von Sport über Theater oder Fremdsprachen zu politischen Diskussionsgruppen oder der Beer&WineSociety. In der Welcome Week gibt’s es eine Society Fair, bei der sich alle studentischen 6 Gruppen und Clubs vorstellen und man ihnen beitreten kann. Lohnenswert ist es auch, in die Erasmus-Society (Eurobrum) zu gehen, um andere Erasmus-Leute zu treffen, sich über Erfahrungen auszutauschen oder einfach seinen Bekanntenkreis enorm zu vergrößern. Die Society organisiert verschiedene Tagesausflüge und internationale Parties. 6. Leben in England Das Leben in England ist wesentlich teurer als in Deutschland. Deshalb suchen sich einige Studenten Jobs, um sich den Aufenthalt und die vielen Ausflüge besser zu finanzieren. Hier hilft einerseits auch wieder die Website www.gumtree.co.uk, auf der man so ziemlich alles finden kann. Die Uni bietet auf ihrer Seite auch immer wieder kurzfristige Jobs an (Catering bei Tagungen und Konferenzen, Rauminventur, etc.) und die Job Zone in der Guild of Students hat auch ein relativ großes Job-Angebot, das allerdings nicht immer auf dem aktuellsten Stand ist. Hier werden auch die Jobs für den Weihnachtsmarkt ausgeschrieben, auf dem viele Deutsche arbeiten. Der Weihnachtsmarkt in Birmingham ist ein Ableger des Frankfurter Weihnachtsmarktes, weswegen die Standbesitzer in der Regel Deutsche sind, die dann gerne deutsche Studenten als Arbeitskräfte nehmen („für die richtige Atmosphäre“). Hier findet sich unter Umständen auch noch kurzfristig ein Job, der oft kein englisches Konto erfordert. Mir hat die Arbeit auf dem Weihnachtsmarkt unheimlich Spaß gemacht, weil sie mir einerseits die Möglichkeit geboten hat, Geld zu verdienen, und weil man andererseits in Kontakt mit Einheimischen gekommen ist und so sein Englisch weiter verbessern konnte. Außerdem ist es total überraschend, wie viele Engländer ein paar Brocken Deutsch können und diese dann auf dem „German Christmas Market“ an den Mann oder die Frau bringen wollen. Eine Möglichkeit, sich relativ günstig mit Lebensmitteln zu versorgen, stellt Aldi (unter Engländern weniger bekannt/beliebt) an der Bristol Road in Selly Oak dar. Hier sind Lebensmittel häufig um ein Drittel günstiger als in den englischen Supermärkten, allerdings lässt die Auswahl manchmal zu wünschen übrig. Zudem ist Aldi Sponsor der RugbyMannschaft der Uni und lässt in der ersten Woche Freebes-Tüten an der Uni verteilen! Aber auch wer sich lieber mit „englischen Produkten“ versorgen will, wird überall in fußläufiger Entfernung fündig werden. An der Bristol Road in Selly Oak oder auch in der High Street in Harborne gibt’s Supermärkte, Schreibwarenläden, Frisöre, Pubs und Restaurants, Imbisse, Apotheken, Ärzte… fast alles, was das Herz begehrt. In der Welcome Week bekommt man den Hinweis, sich doch möglichst schnell bei einem der Ärzte zu registrieren, um später dann mit Hilfe der zugewiesenen NHS-Nummer schneller versorgt werden zu können. Aber wir haben die Erfahrung gemacht, dass man auch ohne zuvorige Registrierung nicht abgewiesen wird! Allerdings kann man diese NHS-Nummer bzw. die Arztadresse u.U. brauchen, um sich für mehrtägige Exkursionen oder bestimmte Ausflüge von Societies anzumelden. Während unserer Zeit in Birmingham wurde in mehrere Häuser eingebrochen und dort Laptops, Digitalkameras, Personalausweise (!) oder der Autoschlüssel (und damit das Auto) geklaut. Wir haben für unser Haus keine extra Diebstahl-Versicherung für Wertgegenstände abgeschlossen, aber die Möglichkeit besteht und wird von vielen wahrgenommen. Direkt auf dem Campus gibt es eine Versicherungsagentur, die spezielle Studentenangebote hat. Deshalb ist anzuraten, alle Türen immer verschlossen zu halten und bei Abwesendheit das Licht brennen zu lassen. 7 Für die Versorgung mit Bargeld ist es nicht zwingend nötig in England ein Konto zu eröffnen, da ein für Studenten kostenloses Konto bei der Deutschen Bank die Möglichkeit der gebührenfreien Nutzung von Bankautomaten der englischen Barclays Bank beinhaltet. Die Miete kann man auch per Auslandsüberweisung von daheim regeln. Wer jedoch einen Nebenjob annehmen will, kommt um ein Konto bei einer englischen Bank oft nicht herum. Allerdings muss es nicht unbedingt einfach sein, ein englisches Konto eröffnen zu können. Wir haben keines eröffnet, aber andere haben länger dafür gebraucht… Und noch eine schöne Nachricht: Entgegen aller Erwartungen an das englische Wetter hat die Sonne erstaunlich oft geschienen und selbst wenn es regnet, was durchaus vorkommt, scheint in der nächsten Stunde oft schon wieder die Sonne. Man sollte keinen wertvollen Schirm mitnehmen, der kräftige Wind hier wird ihn sonst schnell zerlegen. Es wird außerdem nicht ganz so kalt wie in Deutschland, aber man friert trotzdem, einerseits weil die Wärmedämmung in den Häusern extrem schlecht ist, so dass man wie verrückt heizen kann und es trotzdem einfach kalt bleibt. Andererseits laufen die Engländer selbst bei Temperaturen knapp über 0°C noch in Flip-Flops und kurzen Röcken herum, „weil ja die Sonne scheint“. Wenn man versucht, sich an diesen Kleidungsstil anzupassen, wird man schnell merken, dass Engländer anscheinend ein anderes Kälteempfinden als Festlandeuropäer haben… Oder vielleicht waren wir nur verfroren?? 7. Öffentlicher Nahverkehr Die Nutzung des Öffentlichen Nahverkehrs hängt entscheidend von der Wohnlage ab oder vom Kauf eines Fahrrads. Wir haben in Selly Oak gewohnt und konnten damit an die Uni, zu den Pubs in der Bristol Road und den meisten unsrer Freunde laufen. Anders als in Bayreuth gilt hier der Studentenausweis nicht als Semesterticket. Der Zug stellt das günstigste Transportmittel dar um in die Stadt zu fahren. Der Bus in Birmingham ist oft teurer, fährt aber eben auch die verschiedenen Stadtteile an und fährt früher bzw. länger als die Züge. Wer Bus fahren will, muss IMMER schon das abgezählte Fahrgeld dabei haben. Die Busfahrer geben kein Rückgeld, wodurch die Busfahrt u.U. sehr teuer werden kann. Will man nachts nach Hause/weggehen, bleibt einem oft keine andere Wahl, als ein Taxi zu nehmen, die es hier an jeder Ecke gibt. Die Strecke von Selly Oak in die Stadt kostet ca. 8-10 Pfund, was erschwinglich wird, wenn man sich das Taxi mit mehreren Leuten teilt. Und da die meisten Studenten ohnehin in Selly Oak und Umgebung wohnen werden, findet sich meisten jemand für die Heimfahrt. Sowohl für die Züge, als auch die Überlandbusse gibt es je eine „Young Persons Rail bzw. Coach Card“ (für 20 bzw. 10 Pfund, Passfoto nicht vergessen!), durch die man bis zu 50% des Fahrpreises sparen kann. Die Karten machen sich schnell bezahlt, wenn man ein bisschen durch England fahren will und auf den Öffentlichen Nahverkehr angewiesen ist. Und noch etwas zum Thema Vergünstigung: Es lohnt sich, sich auf www.studentbeans.com anzumelden. Dort werden Unmengen an Gutscheinen für Restaurants, Rabatte für Eintritte (Sealife, Warwick Castle, Cadbury World, etc.), Buchläden oder auch fürs Kino (2-for-1) angeboten. 8 8. Birmingham als Stadt Als Reaktion auf das Auslandssemester-Ziel Birmingham bekommt man zwar häufig den Begriff „hässliche Industriestadt“ zu hören, das trifft aber heutzutage nicht mehr zu. Anders als vor 20 Jahren unterliegt Birmingham dem Wandel hin zu einer modernen, von Dienstleistung und Handel geprägten Stadt. Dies soll aber auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Birmingham noch immer keine Perle der Stadtplanung ist. Viele Betonbauten, teilweise verfallene Stadtviertel und Produktionshallen der ehemals ansässigen Metal- und Automobilindustrie sprechen eine andere Sprache. Jedoch wurden besonders im Bereich der Innenstadt starke Anstrengungen unternommen, die übermäßige Verkehrsbelastung zu verringern, Fußgängerzonen anzulegen und Plätze zu gestalten. Die Aufenthaltsqualität ist hier sehr gut, was sich oft in den enormen Mengen an Besuchern zeigt, die die selbst ernannte „Größte Shopping-Metropole des Landes nach London“ anlockt. Das vor wenigen Jahren neu eröffnete riesige Bullring-Einkaufszentrum trägt neben einer Handvoll weiterer Shopping-Centre zu diesem Ruf bei. Und es sollen weitere millionenteuere Projekte verwirklicht werden, wie der Neubau einer Bibliothek und des Hauptbahnhofs. Aber auch im Kultur-Sektor ist die Stadt durch ihre Symphony Hall, verschiedene Theater und der National Indoor Arena (N.I.A.) konkurrenzfähig. In letzerer finden auch häufig große Sportveranstaltungen und Konzerte statt. Für Freunde von Live-Konzerten bietet Birmingham sehr viel: von eher kleinen Konzert-Locations wie der Carling Academy (www.academybirmingham.co.uk) bis hin zu den Main-Acts in der N.I.A. ist für jeden Geschmack eine Vielzahl an Möglichkeiten geboten, die meist nur durch den eigenen Geldbeutel eingeschränkt werden. Des Weiteren spielen mit Aston Villa und Birmingham City zwei Stadt-Clubs in der PremierLeague, die für Fußballfans sicherlich einen Besuch wert sind. Günstige Karten gibt es schon ab 10 Pfund, bei TopGegnern zahlt man mindestens 30 Pfund. Die Hauptvergnügungsmeile für den Abend und die Nacht befindet sich auf der Broad Street. Hier finden sich eine Vielzahl von Bars, Kneipen, Discos, Nightclubs und Restaurants sowie zwei große Multiplex-Kinos. Bei den Clubs kann sich jeder sein eigenes Bild machen, „Snobs“ und „Carling Academy“ sind unserer Meinung nach einen Besuch wert. Die Kinos sind mit Eintrittspreisen von ca. 3,50 Pfund vergleichsweise günstig und mit einem 2-for-1-Gutschein schon fast geschenkt. 9 Leider ist aber das Nachtleben in Birmingham nicht das günstigste. Unter der Woche (v.a. Mittwochabend) gibt es aber oft Vergünstigungen beim Eintritt oder auf spezielle Getränke für Studenten. Am Dienstagabend ist z.B. in der Bristol Pear (Bristol Road) HappyHour, in der man sein Pint schon ab einem Pfund trinken kann. Hier oder im „Gun Barrels“ (auch Selly Oak) lohnt sich auch der Kauf einer „YellowCard“, die einem Vergünstigungen bei jedem Getränk bringt und sich damit in kürzester Zeit gelohnt hat! Überhaupt findet sich wohl zwischen Selly Oak, Harborne oder der Broad Street und dem City Centre für jeden Geschmack etwas! Wer gut und günstig Essen gehen will, der sollte eines der zahlreichen Inder, Bangladeshi oder Pakistani-Restaurants, z.B. auf der Bristol Road, besuchen. Wir haben immer nur gute Erfahrungen gemacht, auch wenn wir aus Unverständnis der Speisekarte manchmal auf Geratewohl bestellt haben. Unschlagbar, ungewöhnlich und beim ersten Mal etwas peinlich, aber wahr: Man darf hier oft seine eigenen Getränke ins Restaurant mitbringen! Ein weiterer Tipp: Wer Lust auf klassische Konzerte hat, sollte sich das Programm des Barber Institut of Fine Arts (gegenüber der Guild auf dem Campus) holen. Dort werden immer wieder kostenlose „lunchtime-concerts“ angeboten, deren musikalischer Standard sehr hoch ist! Wer zudem wissen will, was in Birmingham geboten ist, findet dort im Eingangsbereich eine kostenlose Ausgabe des Veranstaltungsmagazins „What’s On“. 9. Ausflugsempfehlungen Es empfiehlt sich, vor dem Auslandsaufenthalt ein bisschen Geld anzusparen, um nicht auf die vielen Ausflüge oder aufs Weggehen in Birmingham verzichten zu müssen und den Aufenthalt auf der Insel zum Reisen nutzen zu können. Da Birmingham „im Herzen Englands“ in den Midlands liegt, ist die Stadt ein optimaler Ausgangspunkt für Ausflüge in alle Himmelsrichtungen. Es lohnen sich auf alle Fälle Tagestrips nach Stratford-upon-Avon, dem Geburtsort vom Shakespeare, Warwick mit seinem Castle, nach Oxford, in die Cotswold Hills zum Wandern und schöne, englische Örtchen besichtigen. Die Uni (EISU) organisiert für die internationalen Studenten auch immer wieder relativ günstige Tagestrips (z.B. nach Cambridge, Oxford oder Bath), was eine gute Gelegenheit ist, neue Leute kennenzulernen. Wie schon gesagt, man kommt sehr schnell und günstig nach London, was auf alle Fälle eine Reise wert ist, oder aber mit ryanair oder aer lingus nach Dublin, wobei diese Stadt fast genauso teuer wie London ist! „Fachlich spannend“ waren die Fahrten nach Ironbridge, das als Wiege der Industriellen Revolution gilt (gleich nord-westlich von Birmingham), und nach Milton Keynes (New Town aus dem 60ern) und Letchworth Garden City (einer der ersten Garden Cities). Aber auch Liverpool, Manchester oder kleinere Städte wie Bristol, Bath oder Cardiff sind nicht nur unter stadtplanerischen Gesichtspunkten faszinierende Städte, die sich auf alle Fälle lohnen! Eine weitere Möglichkeit zum Reisen bieten die ‚societies’ der Uni, wie z.B. die Wayfarers, die Tagesausflüge zum Wandern in den Peak District oder Wochenendeausflüge in den Lake District oder in die schottischen Highlands organisieren. Bei solchen Trips lernt man einerseits einen ganzen Haufen (englischer) netter Leute kennen und sieht außerdem wunderschöne Landschaften, wenn das Wetter mitspielt! 10 10. Fazit Unser Auslandsaufenthalt in Birmingham war eine tolle Erfahrung, die wir nicht missen möchten. Man sammelt so viele Eindrücke von einem anderen Land, seinen Bewohnern (speziell den Studenten) und der Kultur, wie man es sonst selten schafft. Es ist eine Herausforderung, sich in einem zu Anfang fremden Land zurechtzufinden, um sich nach und nach besser auszukennen, neue Leute kennen zu lernen, seine Sprachkenntnisse zu verbessern und das Angebot der Uni auszunutzen. Obwohl der Campus oder auch die Stadt Birmingham so viel größer als Bayreuth ist, entwickelt sich doch schnell eine familiäre Atmosphäre, so dass man schnell Leute kennen lernen kann und sogar die Chance besteht, ihnen einfach wieder über den Weg zu laufen. Generell lässt sich sagen, dass die Erasmus-Gruppe wie eine große Familie ist, in der so gut wie jeder jeden kennt. Die meisten ErasmusStudenten in Birmingham kommen aus Deutschland, Frankreich, Spanien oder Italien – es ist eine spannende Erfahrung, so viele verschiedene Kulturen an einem Ort zu haben. Dieser interkulturelle Austausch kann enorm bereichernd sein. Gleichzeitig bleiben Erasmus-Leute leider oft unter sich. Wir hatten Glück, gleich am Anfang Engländer kennen zu lernen und in deren Freundeskreis hineinzurutschen und haben so die meiste Zeit mit ihnen verbracht. Das war nicht nur für unsere Englischkenntnisse gut, sondern auch um gutes englisches Essen (gibt es tatsächlich!) schätzen zu lernen und sämtlich englischen Eigenarten und Traditionen „von Einheimischen“ mitzubekommen. In den Kursen waren die Leute zwar sehr hilfsbereit, wenn wir Fragen hatten, aber dann doch nicht allzu sehr weiter an uns interessiert. Die verantwortlichen Betreuer sowie alle Dozenten waren uns gegenüber sehr aufgeschlossen und hilfreich. Der Großteil der von uns besuchten Veranstaltungen hat uns fachlich sehr interessiert und uns sowohl über die aktuellen britischen Problemstellungen und Handlungsweisen im Bereich der Stadtplanung informiert als auch internationale Vergleiche gezogen. So schafft man es auch mal über den deutschen Tellerrand hinauszublicken und andere Vorgehensweisen und Lehrmethoden kennen zu lernen. Da England eine Menge interessanter Städte, Landschaften und Nationalparks zu bieten hat, bieten freie Wochenenden eine perfekte Möglichkeit zur Erkundung. Wir haben dies häufig ausgenutzt und dadurch viele Eindrücke der verschiedenen Landesteile sammeln können; einiges fand sich auch als Thema in Vorlesungen wieder und man bekam somit ein sehr gutes Bild von England vermittelt.