No. 7 Johannes Landin, Chinas Einstieg in die Formel-1

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No. 7 Johannes Landin, Chinas Einstieg in die Formel-1
SEMINARARBEIT
Aktuelle Politik – 3. Semester; Dr. Rudolph
Ostasieninstitut der FH Ludwigshafen am Rhein
DIE CHINESISCHE SPORTPOLITIK
- am Beispiel des Einstiegs in die Formel 1
2004
Johannes Landin
14. Januar 2004
Der Verfasser:
Johannes Landin
geb am 04.07.1983
2001:
Abitur am Carl-Bosch-Gymnasium in Ludwigshafen am Rhein
2001 / 02: Wehrersatzdienst, Lebenshilfe e.V. Ludwigshafen a. R.
2002:
dreimonatiges Praktium im Bereich Marketing / Produktmanagement
(Pharmazieunternehmen)
seit 2002: Studium am Ostasieninstitut der FH Ludwigshafen a. R.
BWL – Marketing Ostasien (Studienschwerpunkt China)
2
Gliederung:
1. Einführung in die chinesische Sportpolitik…………………………………………4
2. Der Einstieg in die Formel 1 – von der Vision zur Wirklichkeit………………….5
3. Der Shanghai International Circuit – SIC……………………………………….…6
3.1
3.2
3.3
3.4
3.5
Standort
Entwicklung
Gesamtanlage
SIC – Streckendaten
Finanzierung
4. Die Reaktionen auf den Shanghai International Circuit………………………...10
4.1 Die Reaktionen der Formel 1-Teams
4.2 Die Reaktionen des chinesischen Volkes
5. Die Zukunft der Formel 1 in China………………………………………………..13
5.1 der erste chinesische Fahrer
5.2 das erste chinesische Team
6. Quellenverzeichnis…………………………………………………………………16
3
1. Einführung in die chinesische Sportpolitik
Die Volksrepublik China versucht derzeit verstärkt an die Weltspitze zu gelangen.
Auch im internationalen Sport will China bald eine große Rolle spielen. Neben der
Austragung der Olympischen Sommerspiele in Peking 2008 und dem hier
aufgezeigten Einstieg in die Formel 1, ist die fast aussichtslose Bemühung, die
Fußball-Weltmeisterschaft ins eigene Land zu holen, ein Paradebeispiel für die
internationale chinesische Sportpolitik:
Durch das neu eingeführte Rotationsprinzip – die Fußball-WM wird ab sofort nur
noch an Länder eines zuvor festgelegten Kontinents vergeben – genießt im Kampf
um die Austragung der WM 2014 eindeutig Südamerika das Vorrecht. Doch China
trotzt dieser Regelung und will sich ebenfalls bewerben: „Wir werden unsere
Kandidatur direkt nach den Olympischen Spielen 2008 in Peking beim Weltverband
FIFA einreichen“, so der Vizepräsident des chinesischen Verbandes, Zhang Jilong.
Doch abgesehen von der voraussichtlich zu späten Bewerbung für das Großereignis
dürften die Chancen Chinas aufgrund des schon erteilten Zuschlags für Südamerika
gleich Null sein. Der südamerikanische Verband CONMEBOL meldete bereits
Brasilien als einzigen Kandidaten für die WM-Ausrichtung. Asien wäre gemäß dem
Rotations-Prinzip nach dem WM-Turnier 2002 in Japan und Südkorea erst wieder
2026 als Gastgeber einer WM-Endrunde an der Reihe. Die nächste WM findet 2006
in Europa (Deutschland) statt, für 2010 ist die erste WM auf dem afrikanischen
Kontinent schon beschlossene Sache. Nach Südamerika 2014 müsste die Fifa
entweder den Regionalverband für Nordamerika und die Karibik oder Ozeanien mit
der Veranstaltung 2018 betrauen und den dabei nicht berücksichtigten Kontinent
zum Ausrichter der WM 2022 erklären.
Doch schon im Jahr 2007 wird die Fußballwelt nach China schauen: Nachdem China
den Zuschlag für die Frauenfußball-WM 2003 schon erhalten hatte, wurde diese
aufgrund der SARS-Epidemie in die USA verlegt. Als „Ersatz“ ist China nun
Ausrichter der Weltmeisterschaft vier Jahre später.1
1
Yahoo! Sportnachrichten; 29.10.2003: http://de.sports.yahoo.com/031029/8/3q0fq.html
4
2. Der Einstieg in die Formel 1 – von der Vision zur Wirklichkeit
Bereits in der Saison 1999 sollte in der südchinesischen Sonderwirtschaftszone
Zhuhai (vor Hongkong), auf dem
Zhuhai International Circuit das erste
Rennen in der Volksrepublik China stattfinden. Doch die Strecke blieb außen vor, da
die Fédération Internationale de l'Automobile (FIA) diese nicht offiziell anerkannte,
und fungierte deshalb nur als Ersatzrennen.
Im September 2001 scheiterte Zhuhai erneut daran, den internationalen Standard für
die Austragung eines Formel 1-Rennens zu erfüllen. Der Zhuhai International Circuit
wurde als unpassend angesehen, da die städtische Infrastruktur nach einem großen
internationalen Rennen im Jahr 1996 minderwertiger wurde. Doch ungeachtet davon
kündigte die FIA an, die bis dahin beste Rennstrecke Chinas in den Rennkalender
1997 aufzunehmen, revidierte diese Aussage ein paar Monate später jedoch wegen
verschiedener Probleme. Die Stellungnahme der FIA: "There remains the possibility that
Fia can secure an agreement with the teams to run an additional race. In this case, the
Chinese Grand Prix could be held in the autumn of 1999. It will definitely be in the calendar
for 2000." Doch auch diese Pläne wurden wieder verworfen.2
Schon damals war es Formel 1-Promoter Bernie Ecclestone der unbedingt ein weiteres
asiatisches Land als Austragungsort sehen wollte.
Im Mai 2002 wurde endgültig davon abgesehen, den Zhuhai International Circuit für die
Formel 1 zu nutzen. Ecclestone sprach dann von einem Rennen in China ab dem Jahr 2006.
Die Hoffnungen ruhten nun auf Shanghai, wo derzeit der Shanghai
International Circuit in
Anting gebaut wird. Die Autorennorganisation Formula One
Administration (FOA) und die Shanghaier Stadtverwaltung unterzeichneten im
September 2002 einen Vertrag, wonach ab 2004 (bis 2010) Grand-Prix-Rennen auf
dem
neuen
Bürgermeister
Shanghai
International
Circuit
stattfinden
sollen.
Shanghais
Chen Liangyu hat das 400-Millionen-USD-Projekt zu einem der
beiden wichtigsten Entwicklungsprojekte der laufenden Legislaturperiode erklärt. Das
erste Rennen findet am 26. September 2004 statt.3
2
3
People´s Daily; 07.09.2001
China Telegramm (DCW); 25.09.2002; Topic: Formel 1 in Shanghai
5
3. Der Shanghai International Circuit – SIC
3.1 Standort:
Der Shanghai International Circuit entsteht zur Zeit in Anting. Die Kleinstadt (52.800
Einwohner auf 59,75 km2) liegt im Shanghaier Bezirk
Nachbarprovinz
der
Jiading an der Grenze zur
Jiangsu. Anting ist eines
Zentren
der
chinesischen
Automobilindustrie, hier ist der Standort des
deutsch-chinesischen Joint-Ventures ShanghaiVolkswagen,
des
Unternehmens
mit
dem
größten Marktanteil in China für den Bereich
PKWs. Im Süden der Stadt wird im Rahmen der
Erweiterung
zur
Shanghai
International Automobile City – SIAC (siehe
Grafik links), mit der
„Anting New
Town“, derzeitig ein Stadtbauprojekt - nach dem
deutschem Vorbild Wolfsburg - die „German Town Anting“
errichtet. Die
SIAC besteht aus einem Central Business District (Trading Area, Research &
Development Area, Theme Park, Golf Course), einer Production Zone, einem
Educational Park, einem Living Quarter und dem International Racing Circuit.4
Anbindung der SIAC:
-
Stadtmitte: 25 km
-
Flughafen: 22 km vom Hongqiao Airport und 54 km vom Pudong International
Airport
-
Wasserweg: 25 km vom Wusong Harbor, 40 km vom Waigaoqiao Harbor, und
110 km vom Yangshui Deep Water Habour
-
Highway: Schneller Zugang zu Shanghai-Nanjing Expressway, ShanghaiJiading Expressway, Jiajin Expressway, Tongshan National Highway, 312
State Highway, Suburban Ring
4
-
Eisenbahn: Shanghai-Nanjing Railway
-
Straßenbahn von der SIAC zur Innenstadt wird gebaut
Website SIAC: http://www.shautocity.com/carcity/english/aboutsaic.htm
6
3.2 Entwicklung:
Der Shanghai International Circuit wurde vom Deutschen Architekten Hermann Tilke
entworfen. Der 48 Jahre alte Bauingenieur ist Gründer und Chef der Aachener Tilke
GmbH, einer Gruppe von 120 Ingenieuren und Architekten. Er hat weltweit 27
Rennstrecken vollständig (wie etwa den A1-Ring in Österreich, Sepang in Malaysia
oder den neuen Kurs in Bahrain) oder teilweise geplant (Monza in Italien, den
Hockenheim- und den Nürburgring).
Den Kurs für den Großen Preis von China
hat Hermann Tilke nach dem chinesischen
Schriftzeichen
ersten Teil
„Shang“ entworfen,
„Shanghai“,
von dem
was
übersetzt „über dem Meer“ bedeutet (siehe
Grafik links). Für Tilke selbst ist die Planung
einer Rennstrecke eine extrem schwere
Arbeit: „Beim Entwurf eines Formel-1Kurses sind fast mehr Fehler möglich als es Möglichkeiten gibt, einen Fehler zu
machen“. Die wichtigste Interessengruppe bilden für Tilke die Zuschauer, aber auch
die Wünsche der Fahrer, der Teams, der Organisatoren und zuletzt auch der VIPs
und der Journalisten müssen beachtet werden, um ein zufriedenstellendes
Gesamtbild zu schaffen.5
Baubeginn der Strecke war im November 2002. Nach 18 Monaten Bauzeit soll der
Kurs im Frühjahr 2004 fertiggestellt sein – eine fast unglaubliche Leistung. Das
größte Problem beim Bau stellt der sumpfige Boden in der Gegend um das YangziDelta dar. Deshalb muss der Shanghai International Circuit auf Stelzen gebaut
werden – 40.000 Betonpfeiler werden bis zu 60 Meter tief in den Boden gerammt.
Damit die Zuschauer das Spektakel auf der teuersten Rennstrecke der Welt erleben
können, müssen künstliche Hügel aufgeschüttet werden. Dieses Material muss
extrem leicht aber dennoch stabil sein. Deshalb rasen die Boliden ab 2004 über eine
künstliche Landschaft, die im Kern aus Styropor bestehen wird. 200.000 Kubikmeter
des weißen Kunststoffs lässt Tilke in Shanghai verbauen, anschließend wird die
Masse mit einem Meter Erde abgedeckt.6
5
6
Welt am Sonntag; 23.02.2003; „Architekt von Schumis Überholspur“
Wirtschaftswoche; 20.03.2003; „Der Herr der Ringe“
7
3.3 Die Gesamtanlage:
Auch abseits der Strecke bietet der
Shanghai
International
Circuit
Funktionalität und Design auf höchstem
Niveau.
Auf
der
Rückseite
der
gigantischen Haupttribüne befindet sich
das
Medienzentrum,
Journalisten
aus
der
aus
dem
ganzen
Welt
berichten. Die Hauptribüne ist über der
Start-Ziel-Geraden verbunden mit zwei
gigantischen Towern in der Boxengasse, aus denen die Rennleitung das Geschehen
auf dem Kurs überwachen kann. In diesen Verbindungselementen befinden sich
Restaurants, die für das leibliche Wohl der Besucher, der Verantwortlichen und auch
der Teams sorgen (siehe Grafik oben).
Die
Teamunterbringung
erfolgt
in
mehreren Bungalows, die auf einem
künstlich
angelegten
See
errichtet
wurden – Luxus pur (siehe Grafik links).
Die
fahrerische
Besonderheit
des
Shanghai International Circuit ist die
sogenannte “Schnecken-Kurve” gleich
nach der Start-Zielgeraden, die wohl die größte Herausforderung an die Fahrer stellt.
Architekt Hermann Tilke: „Es wird eine Kurve geben, die zuzieht. Sie fängt mit einer
ganz hohen Geschwindigkeit von 300 km/h an, zieht sich ganz langsam zusammen,
und der Fahrer muss bis auf 120 km/h herunterbremsen; […] das ist etwas absolut
Neues. Es werden extreme Kräfte auf den Fahrer und das Material wirken. Die wird
schwer zu fahren sein. Das ist aber nur ein Highlight unter vielen. Eine Strecke muss
man ja immer im Zusammenhang sehen. Man kann nicht sagen, weil eine Strecke
aus einem einzigen Highlight besteht, ist es eine gute Strecke. Das ist nicht so. Eine
Strecke ist eine Gesamtkomposition“.7
7
Jens Fischer (Interview mit H. Tilke); Sport1; http://www.sport1.at/coremedia/generator/id=2060988.html
8
3.4 SIC – Streckendaten:8
Gelände: 145 ha
Geraden (länger als 150 m): 7
Streckenlänge: 5.450,44 m
Längste Gerade: 1200 m
Streckenbreite: 13 m – 20 m
Highspeed: ca. 327 km/h
Breite Start-Zielgerade: 15 m
Max. Steigung: 3,8%
Breite in Kurve: 13 m – 20 m
Max. Gefälle: 8,0%
Kurven: 14 (7 Links-, 7 Rechts-Kurven)
Zuschauer: 200.000
3.5 Finanzierung:
Der Shanghai International Circuit ist mit Baukosten von über 240 Mio US-Dollar der
wohl teuerste Formel-1-Kurs der Welt. Um die hohen Bau- und späteren
Unterhaltungskosten
wieder
Unternehmensberatung
einzuspielen,
Roland
Berger
ein
entwickelte
Xu
Jian
Vermarktungskonzept
bei
der
für
die
Rennstrecke. Damit das erste Rennen 2004 nicht vor halbleeren Rängen stattfindet
und die Anlage auf Dauer rentabel wird, arbeiten die Marketingexperten an einem
Gesamtkonzept, das die Anlage 365 Tage im Jahr kommerziell nutzt. So werden
verschiedene Rennen pro Jahr gefahren, außerdem sind Open-Air-Konzerte,
Veranstaltung von Firmen und die Vermietung von Teilstrecken und Pavillons zu
Werbezwecken einzelner Unternehmen geplant. Die Hafenmetropole erwartet durch
die neue Attraktion rund 400.000 Touristen mehr pro Jahr. Bis ins Jahr 2013 sollen
sich so die Kosten amortisiert haben.
„Die Anlage ist teuer, hat aber einen hohen kommerziellen Wert“, betont Xu Jian.
Nach seinen Schätzungen werden die Chinesen selbst einen Großteil des Publikums
ausmachen, jedoch nicht auf den teuren Plätze, die etwa 2000 bis 3000 Yuan (ca.
200 bis 300 €) kosten sollen. Diese Tickets sollen die in China lebenden Ausländer
sowie die Besucher aus Hongkong, Südostasien und Europa zahlen.9
8
9
Website Sport.de: http://sport.rtl.de/sport.html?page=http://sport.rtl.de/formel-1/formel1_15050.htm&color=FFFFFF
Neue Ruhr Zeitung; 25.06.03: Chinas aufwändiger Formel-1-Einstieg Schanghai (dpa)
9
4. Die Reaktionen auf den Shanghai International Circuit
4.1 Die Reaktionen der Teams
In den Fahrerlagern der Formel 1–Teams überwiegt eindeutig die Vorfreude, wenn
man an das erste Rennen auf dem Shanghai International Circuit im nächsten Jahr
denkt. So zählt bei den Experten die Rennstrecke in China zusammen mit dem
ebenfalls neuen Circuit Paul Ricard in Bahrain schon jetzt zu den technischen
Leckerbissen der kommenden Saison. Die beiden von Hermann Tilke entworfenen
Hightech-Strecken werden dann mit Sicherheit auch den Sepang-Circuit in Malaysia
als in allen Kategorien beste Rennstrecke vom Thron stürzen. Gleich nach dem
letzten Rennen der Saison 2003 – dem Großen Preis von Japan in Suzuka –
besuchten mehrere Fahrer die Baustelle in Shanghai.
„Das wird ein Hit, das kann ich jetzt schon versprechen. Lange Geraden, schnelle
Kurven, dazwischen gaaaaanz langsame Passagen - dazu wunderschöne
Boxenanlagen - dem Konstrukteur Hermann Tilke ist da ein großartiger Wurf
gelungen," sagte zum Beispiel ein begeisterter Ralf Schumacher, der die
Gelegenheit hatte, sich die Strecke an einer Computersimulation anzuschauen.10
Auch BAR-Honda-Teamchef David Richards zeigte sich beeindruckt: „Mir wurde
gesagt, dass hier 7.000 Menschen arbeiten", wird der Brite von dem Online-Magazin
'Eastday' zitiert. „Ich habe noch nie einen Kurs dieser Größenordnung gesehen, und
die Anstrengungen und die Technologie, die hier investiert werden, stehen unseren
Bemühungen bei einem Formel-1-Wagen in nichts nach."
Sein Fahrer Jenson Button freut sich ebenfalls schon auf das Debüt der Formel 1 im
Reich der Mitte: „Ich denke, dass es eine schnelle Strecke werden wird, auf der man
gut überholen kann. Das wird selbst aufregender als der Hockenheimring sein, und
der ist als schneller Kurs bekannt.“11
10
11
Marco Helgert; F1 Total; 14.10.2003; http://www.f1total.com/news/03101402.shtml
Marco Helgert; F1 Total; 14.10.2003; http://www.f1total.com/news/03101408.shtml
10
Doch die Verantwortlichen der Rennställe sehen in dem ersten Großen Preis von
China mehr als nur eine neue, aufregende Rennstrecke im (noch) unbekannten
Fernen Osten. McLarens Teamchef Ron Dennis: „China wird nicht gerade eine
sprudelnde Geldquelle werden, aber es ist ein aufstrebender Markt, der sehr, sehr
wichtig für einige europäische Unternehmen ist.“12
Diese Aussage trifft vor allem jedoch für die kleinen, zum Teil finanziell
angeschlagenen Teams zu. So hat BAR (British American Racing) in diesem Jahr
eine
langfristige
abgeschlossen.
Partnerschaft
SINA
wird
für
mit
den
dem
chinesischen
chinesischen
Internet-Portal
Inhalt
SINA
der BAR-Website
verantwortlich sein. BAR-Teamchef David Richards: „Vermutlich die bedeutendste
Vereinbarung seit das Team gegründet wurde“.13 Wohl auch ein Grund den
Shanghai International Circuit in höchsten Tönen zu loben…
Eddie Jordan, Teamchef des britischen Rennstalls Jordan, erwägt sogar einen
Verkauf seines Teams an Investoren aus dem Fernen Osten. „Investoren aus Macao,
Hong Kong und anderswo“ stünden bereit, um die Mehrheit am existierenden Team
zu übernehmen. Schon in der abgelaufenen Saison machte sich Jordan einen
Namen mit Sponsoren aus dem asiatischen Raum, indem die Briten ein Abkommen
mit dem chinesischen TV-Sender CCTV schlossen.14
Des Weiteren bemüht sich Jordan (wie auch BMW-Williams und McLaren-Mercedes)
um einen chinesischen Piloten, der das Team für weitere Geldgeber und auch für die
Fans schmackhaft machen soll (siehe Kapitel 5).
Der Dreisatz der Konzerne ist dabei einfach: Es gibt 1,3 Mrd. Chinesen. Fast alle
Chinesen fahren Fahrrad, nur jeder 80. besitzt ein Auto. Vorausgesetzt, dass alle
Chinesen gerne Auto fahren: Wieviele Autos braucht China? 1993 sind in China
227.000 Pkw verkauft worden. Für 2008 wird der Gesamtmarkt auf 8 Millionen Pkw
geschätzt.
12
Jens Fischer; 03.11.2003; Sport1:
http://www.sport1.de/coremedia/generator/www.sport1.de/Sportarten/Formel1/Berichte/Hintergrund/f1_20werbem
arkt_20china_20mel.html
13
14
Ebenda
Thomas Hammer; 23.11.2003; Sport1:
http://www.sport1.de/coremedia/generator/www.sport1.de/Sportarten/Formel1/Berichte/Aktuell/f1_20jordan_20bal
d_20chinesisch_20mel.html
11
4.2 Die Reaktionen der Öffentlichkeit
Das Interesse der Chinesen an der Königsklasse des Rennsports steigt langsam
aber sicher. „Zwar hat der Autosport noch nicht den Status wie in Deutschland, aber
schon rund 60 Prozent der jungen Menschen in Großstädten kennen die Formel 1“,
erklärt Xu Jian, der das Vermarktungskonzept für den Shanghai International Circuit
entwickelt hat. "Das chinesische Fernsehen überträgt jetzt schon live, das Interesse
ist sehr groß", so Xu weiter.15
Laut Umfragen der Agentur Roland Berger sind die Chinesen bereit, zwischen 400
und 1000 Yuan (ca. 40 und 100 €) für ein Ticket auszugeben, was die
Verantwortlichen sehr überraschte.
Die Faszination vieler Chinesen am Rennsport, und insbesondere an der Formel 1
besteht, was folgendes Beispiel verdeutlicht:
Das eher wenig bekannte italienische Team Minardi fuhr im vergangenen Jahr mit
zwei Doppelsitzern (umgebaute Formel 1-Wagen, die Platz für einen Beifahrer hinter
dem Pilot bieten) durch die Hauptstadt Peking. Um dieses Ereignis live verfolgen zu
können, saßen 60 Millionen Asiaten vor den Bildschirmen. Dieser Auftritt spielte
ungefähr 2 Millionen Euro in die leeren Kassen des Minardi-Teams. Bleibt
abzuwarten, was passiert wenn die „Großen“ der Formel 1, wie Ferrari, BMWWilliams und McLaren-Mercedes sich dem chinesischen Volk präsentieren und
vielleicht bald ein Landsmann einen der begehrten zwanzig Startplätze erobert hat.
15
Marcus Kollmann; 23.06.2003; F1 Total: http://www.f1total.com/news/03062307.shtml
12
5. Die Zukunft der Formel 1 in China
5.1 Der erste chinesische Fahrer16
Bereits ein Jahr vor dem ersten Rennen in Shanghai kämpfen verschiedene Teams
um den ersten chinesischen Piloten in der 54-jährigen Geschichte der Formel 1. Das
aussichtsreichste Talent ist hierbei der 21-jährige
Tung Ho-Pin (siehe Foto links). Der schmächtige Asiate,
dessen Familie aus Wenzhou (500 km südlich von
Shanghai) stammt, ist geboren und aufgewachsen in den
Niederlanden, wo er auch das Rennfahren von Grund auf
lernte. Als BMW letztes Jahr bekannt gab, die Formel BMW
Asien, eine Rennserie für den Nachwuchs, ins Leben zu
rufen, entschloss sich Tung dort zu starten. Er war seinen
Gegnern aus Taiwan, Japan, Korea und Thailand deutlich
überlegen und gewann am Ende souverän die Meisterschaft mit 10 Siegen in 14
Läufen. Seine Dominanz fiel natürlich auch der BMW-Zentrale in München auf. Als er
im Oktober als Meister gefeiert wurde, erhielt er von einem BMW-Motorsportmanager
eine Einladung zu einer Formel 1-Testfahrt Mitte Dezember im andalusischen Jerez
de la Frontera. Tung absolvierte 42 Runden auf dem 4,428 km langen Kurs und
konnte durch Umsicht und Reife die Beobachter überzeugen. BMW-Sportdirektor Dr.
Mario Theissen: „Die Art und Weise, wie er an diesen Test herangegangen ist und
sich im Laufe des Tages gesteigert hat, zeigt, dass er als Rennfahrer ernsthaft
Potenzial hat".17
Die Aussichten für Tung bei BMW-Williams stehen gar nicht so schlecht. Der
Kolumbianer Juan-Pablo Montoya wechselt 2005 zu McLaren-Mercedes, die
Vertragsverhandlungen mit dem zweiten Fahrer, Ralf Schumacher (Deutschland),
gerieten zuletzt aufgrund finanzieller Unstimmigkeiten ins Stocken.
16
17
Website Tung Ho-Pin: www.hopintung.nl
Website Sportal; 11.12.2003; http://www.sportal.de/nncs/motorsport/2003/12/11/35935.html
13
Auch Daimler-Chrysler Partner McLaren zeigt großes Interesse an einem
chinesischen Piloten in der Zukunft und hat sich die Dienste von Tungs Landsmann
Cheng Congfu gesichert. Der 19-jährige wurde für ein Förderprogramm unter
Vertrag genommen und soll 2004 in der britischen Formel-Renault ausgebildet
werden.
Trotzdem liegt es auf der Hand, dass die Rennställe mit einem Chinesen im Cockpit
vor allem Werbung in eigener Sache betreiben wollen. Seit kurzem baut BMW zum
Beispiel in
Shenyang, Hauptstadt der Nordostchinesischen Provinz
Liaoning die 3er und die 5er Serie. Und China gilt besonders für die
Automobilindustrie als Markt mit einem riesigen Potenzial. Doch BMW-Sportdirektor
Dr. Mario Theissen unterstreicht vor allem die sportlichen Absichten: „Es ist
keineswegs selbstverständlich, dass ein Nachwuchssieger so eine Chance bekommt.
Wir lassen nur außergewöhnliche Talente vorfahren“.18
Auch Jordan, das sich derzeit intensiv um asiatische Sponsoren bemüht und sogar
einen Teilverkauf des Teams in Erwägung zieht, schaut sich derzeit gezielt nach
chinesischen Nachwuchstalenten um. Im Idealfall ein chinesischer Fahrer in einem
(fast) chinesischen Team.
Doch diese Politik birgt auch einige Risiken. Als bestes Beispiel dient hierbei Alex
Yoong aus Malaysia. Der 27-jährige kam durch das Debüt des Sepang-Circuit 1999
schnell ins Rampenlicht der Formel 1. Doch er fuhr 2001 und 2002 so langsam dem
Feld hinterher, dass er nach nur 14 Rennen für Minardi (Italien) als untauglich
entlassen wurde.
18
Robert Dunker & Matthias Brzezinski; 10.12.2003; Morgenpost Berlin:
http://morgenpost.berlin1.de/archiv2003/031210/sport/story646814.html
14
5.2 Das erste chinesische Team
Nachdem China den Sprung auf die Formel 1-Bühne durch die Aufnahme in den
Rennkalendar ab 2004 geschafft hat, wird nun der Einstieg eines chinesischen
Teams geplant. Am 24.07.2003 wurde das Team „Shangsai FRD Grandtour Tyre“
offiziell gegründet, ein Joint Venture von Formula Racing Development Ltd. (FRD)
aus der südchinesischen Provinz
!
Guangdong und dem Reifenhersteller
Grandtour Tyre aus Singapur. „Die Gründung des Teams markiert den ersten Schritt
unserer Bemühungen, den chinesischen Motorsport näher an die internationale
Rennsportgemeinde hinter der Formel 1 zu bringen“, erklärte Yu Zhifei, Manager des
Shanghai International Circuit, der 'China Daily'.
Grandtour Tyre wird das Team, das vom Management des Shanghai International
Circuit geleitet wird, drei Jahre lang mit insgesamt knapp neun Millionen US-Dollar
sponsern. Formula Racing Development FRD übernimmt beratende Funktionen mit
dem Ziel, chinesische Fahrer im Motorsport zu etablieren. FRD richtet in Asien die
Formel Renault Challenge und die chinesische Formel Campus aus, weitere
Rennserien sind geplant.19
19
Marco Helgert; 25.07.2003; F1 Total: http://www.f1total.com/news/03072506.shtml
15
6. Quellenverzeichnis
-
„Yahoo! Sportnachrichten“; Website: http://de.sports.yahoo.com
-
Shanghai International Automobile City; Website: http://www.shautocity.com
-
Internetportal „Sport1“; Website: http://www.sport1.de
-
Internetportal „Sport.de“ (RTL); Website: http://www.sport.rtl.de
-
Formel 1-Informationsdienst „F1 Total“; Website: http://www.f1total.com
-
Internetpräsenz Tung Ho-Pin; Website: http://www.hopintung.nl
-
Sport-Informationsdienst „Sportal.de“; Website: http://www.sportal.de
16

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