Till Hoppe - JAN

Transcrição

Till Hoppe - JAN
Close up Porträt
Im
Zeichen
des U
Text: Jan-Peter Wulf, Fotos: Sascha Kreklau
Angefangen hat
er unter der Erde,
in einer U-BahnStation. Heute ist er
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D
as erste große Event
seines Lebens richtete der gebürtige
Heidelberger
Till
Christian Hoppe, der
mit neun Jahren nach Dortmund
zog, zum Start in die Volljährigkeit
aus: Den 18. Geburtstag feierte er
zusammen mit Freunden. Nicht
in der elterlichen Doppelgarage,
sondern in einer Off-Location.
Über 300 Leute kamen. „Es war
rappelvoll“, erinnert Hoppe sich.
So entstand die Idee, öfter Partys
zu machen, professionell aufgezogen. Der gelernte Bankkaufmann
mit Ausbildung bei der Westdeutschen Landesbank in Düsseldorf
und in Münster gründete seine
erste Eventfirma „x-tide“ mit
Dennis Frank und Robin Tonn.
Später führte er das Unternehmen zusammen mit Uwe Schnee.
Die Kompetenz: Partys ab 500
Personen in verschiedenen OffLocations, unter anderem in den
Sudhäusern der Kronen- und der
Stiftsbrauerei.
Überregional bekannt wurde man
mit den „U-Partys“ in der U-BahnStation „Westfalenhallen“, die
1998 starteten und durchgängig
bis 2011 ausgerichtet wurden:
Die Station war erst 1998 fertiggestellt worden und verfügt über
ganz oben, über den
Dächern der Stadt.
Till Christian Hoppe
bewegt die Gastronomie Dortmunds wie
kein anderer.
drei Etagen – unten fahren die
Bahnen ein, darüber befindet sich
eine Zwischen- und Verteileretage
und im Obergeschoss befand sich
der von einer großen, imposanten
Glaskuppel geschützte Außenbereich. Alles da, was es für ein Event
braucht – eine Tanzfläche, ein Aufenthaltsbereich an der frischen
Luft und ein Frequenzbringer im
Zehnminutentakt darunter, denn
der Bahnbetrieb lief parallel weiter. „Dreizehn Monate Vorlauf
haben wir benötigt, das gesamte
Sicherheitskonzept musste passend für die Location entwickelt
werden.“ Bauanträge stellen, Fangnetze installieren, Vorkehrungen
beachten – die Mühe hat sich gelohnt: Über 400 Meter lang war
die Schlange vor Beginn der Party
eins. Am Ende der ersten Nacht
reichte der Gewinn zwar gerade
für einen stärkenden Imbiss, aber
ein Format war geschaffen worden, das bis 2011 durchgehend
weiterlaufen sollte. Bis zu 4.000
Gäste kamen auf insgesamt 43
Events, im Schnitt 2.500, und
tanzten drei- bis viermal jährlich
zu Disco, House und Charts. Daneben richtete das Unternehmen
auch Incentives, Galas und Firmenevents aus: „Durch die Partys
wurden schnell Marken auf uns
aufmerksam, die uns für die Ausrichtung eigener Veranstaltungen
angefragt haben“, so Hoppe. Firmen wie TUI, Berentzen und Diageo zählen zu den Referenzen.
aus und veranstaltete unter anderem auch die Afterhow-Partys
der Musikshow „The Dome“. Neben dem Club eröffnete er 2002
zusammen mit Hubertus Brand
seinen ersten festen Laden: die
„Liquid Lounge“, eine Cocktailbar
mit clubbigem Charakter, die viele
Gäste des Geländes zum Warm-up
für die lange Nacht nutzten. Auch
beteiligte er sich an der angrenzenden „Mendoza Bar“. Mit dem
„zuHOUSE.Club“ und der BlackMusic-Location „Blauer Raum“
entstand nach und nach ein Partyareal, das nicht nur die Dortmunder in Scharen herbeizog.
Brauereifest, jedes
Wochenende
Doch das Ende war abzusehen:
Der Abriss war für 2009 datiert,
auf dem Gelände steht heute das
ECE-Einkaufszentrum
„Thier
Galerie“. Zum Finale gab es eine
dreitägige Party und schon im
Jahr zuvor hatte man mit einer
Aftershow-Party zur Dortmunder
„Loveparade“ und 8.000 Gästen
das größte Event aller Zeiten auf
dem Gelände veranstaltet. Dafür
mussten die Event-Experten eigene Lärmschutzwände und Tanzflächen errichten – am Ende stand
ein Minus von 8.000 Euro unterm
Strich. „Einen Euro pro Gast haben wir draufgelegt“, lacht Hoppe. „Für mich war die Schließung
Um die Jahrtausendwende begann ein weiteres Party-Projekt
in Dortmund, bei dem Hoppe
kräftig mitmischte: Auf dem zentralen Gelände der ehemaligen
Thier-Brauerei, 1854 gegründet,
gab es nach deren Schließung
und Umzug 1996 viel Leerstand.
Nach vereinzelten Partys in einer der großen Hallen übernahm
Hubertus Brand („Road Stop“,
Dortmund) diese, nannte sie
„SIXX.PM“ und machte sie zu einem der angesagtesten Clubs der
Stadt. Hoppe richtete hier Events
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Close up Porträt
„
des Thier-Geländes krass. Aber ich
hatte vorher genug Zeit zu überlegen, wo ich neu Fuß fassen kann.“
Er tat sich mit Thomas Pieper aus
Münster zusammen, Geschäftsführer der Dockland GmbH, u.a.
Betreiber des Club-Restaurants
„Heaven“ mit dem Beachclub
„Coconut Beach“, der Eventlocation „Escape“ und
dem Steakrestaurant „Meat Me“
am Hafen sowie
der Clubs „Fusion“ und „Conny
Kramer“ auf dem
Hawerkamp-Gelände. Kennen gelernt hatten sich
die beiden Nichtraucher auf einem
Marlboro-Incentive in den USA.
Der Reiz
an der Sache
ist, etwas
zu bewegen.
Der GastroLeuchtturm
So kam wieder der Buchstabe
„U“ für ihn ins Spiel – zusammen
mit Pieper bewarb er sich für die
gastronomische Bespielung des
Großprojekts „Dortmunder U“:
Der 1926 von der „Dortmunder
Union-Brauerei“ errichtete, 70
Meter hohe Bau des Architekten
Emil Moog mit seinem neun Meter hohen „U“ ist das Wahrzeichen
der Stadt. Als das Ruhrgebiet im
Jahr 2010 zur Kulturhauptstadt
Europas wurde, wurde er zum
„Leuchtturm-Projekt“. Es zogen
unter anderem der renommierte
„Hartware Medienkunstverein“
und das „Museum Ostwall“ ein,
Hoppe und Pieper betreiben hier
als „panUrama GmbH“ sämtliche
Gastrokonzepte – das „View“ in
der obersten Etage, ein Multifunktionskonzept mit Club-Events,
Restaurantbetrieb und Nutzung
als Eventlocation für bis zu 600
Personen, das Restaurant „Emil“
im alten Gewölbekeller sowie
die Bistro-Cocktailbar „Moog“
und den Beachclub „Weststrand“.
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Gastronomie in einem von EU,
Land und Stadt geförderten
85-Millionen-Euro-Projekt betreiben – setzt man sich damit ins
gemachte Nest? Hoppe winkt ab:
„Die Gastronomien sind null subventioniert, wir müssen privatwirtschaftlich überleben.“ Rund
2,6 Millionen Euro habe man in
die Objekte gesteckt. „Das Ganze funktioniert nur, weil wir hier
mehrere Standbeine und Top-Mitarbeiter haben.“ Eine Direktion für
das Operative, Betriebsleitungen,
Küchenchefs, Buchhaltung mit
eigener Kontierung für schnellen
Zugriff auf die Zahlen – die Personalstruktur ist umfangreich.
Hoppe: „Wir brauchen sie, aber
sie erzeugt einen großen Druck:
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P&M furniture ist Ihr zuverlässiger Partner
für Gastronomiemöbel und schlüsselfertige
Gastronomieeinrichtung.
Wir müssen Umsatz machen.“ Für
Druck sorgen auch Bauverzögerungen und technische Probleme:
So wird die mit einem falschen
Bodenbelag ausgestattete Dachterrasse des „Dortmunder U“ erst
in diesem August fertig und für
die „View“-Gäste nutzbar. Der
„Moog“-Vorgänger „Ruby“ besaß
keinen freien Zugang und ebenfalls keine Außenfläche, obwohl
im Erdgeschoss gelegen – der Bau
der neuen Logistik versperrte den
Weg. „Erst jetzt können wir die
Flächen richtig nutzen“, erklärt
Hoppe.
Freizeitwert schaffen
Doch wer wie Hoppe Auf-, Umund Abbauten gewohnt ist, bringt
die nötige Gelassenheit mit. Und
den nötigen Antrieb: „Der Reiz
statt 400 Plätzen wiedereröffnet, es soll zu einer der drei TopKonzertlocations in Deutschland
werden. Das ist das Ziel, das sich
Hoppe zusammen mit Volker May
gesetzt hat. Der Veranstaltungsprofi und der Booker-Profi bringen gemeinsam Acts von kleinen
Indierock-Bands bis zu Großen der
Branche wie den Fantastischen
Vier in die Stadt.
24-StundenProgramm
Der Nightlife-Experte Till Christian Hoppe, der anfangs die Veranstaltungstechnik selbst aufbaute,
der ohne Schlaf im Bulli sitzend
auf das Equipment aufpasste, weil
ein Nachtdienst fehlte, der hinter
dem Tresen Cocktails mixte und
sich bei Auf- und Abbauten so
Schnell zum nächsten Termin: Till Hoppe huscht durch das Restaurant „Emil“
an der Sache ist, etwas zu bewegen. Nach den U-Partys und dem
Thier-Gelände leisten wir jetzt
wieder enorm viel für den Freizeitwert der Stadt.“ Freizeitwert – der
Begriff steht intern auch für die
Langform des Kürzels „FZW“, das
sich vom „Freizeitzentrum West“
ableitet. Das 1968 von der Stadt
initiierte Kulturzentrum im Dortmunder Westen, später Location
für Indie- und Rockkonzerte, wurde 2011 neben dem Gelände des
„Dortmunder U“ mit jetzt 1.300
Till Hoppe:
Projekte im Überblick
1995 erste Partys
1998-2011 U-Bahn-Partys
und weitere Event-Formate
in Off-Locations und Clubs
ab 2000 diverse Corporate Events
2002-2009 Liquid Lounge auf
dem Thier-Gelände Dortmund
2010 View im „Dortmunder U“
2011 Betreiber FZW
Dortmund
2013 Emil, Moog und Weststrand im „Dortmunder U“
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manche Blessur zuzog („Irgendwann war mir klar, dass ich handwerklich weniger machen sollte“)
– er zeichnet heute für ein fast 24
Stunden umfassendes Day- und
Nightlife-Programm aus Gastronomie und Events verantwortlich:
Wenn oft erst früh morgens im
„View“ oder „FZW“ das Licht ausgeht, laufen schon die Vorbereitungen für das Bistrogeschäft im
„Moog“ wieder an. Auf 140 Mitarbeiter bringen es „panUrama“
und „FZW“ zusammen, darunter
40 Festangestellte und acht Auszubildende, als nächstes steht eine
EU-Zertifizierung der Großküche
bei „panUrama“ an. Allein 600
Firmenevents hat man seit der
Eröffnung des „Dortmunder U“
ausgerichtet. Eigentlich ist damit
allein genug zu tun für Till Hoppe. Doch schon jetzt plant er eine
weitere Gastro-Location außerhalb des „Dortmunder U“-Areals,
den Standort kann er noch nicht
verraten. Events in Off-Locations
will er aber nicht mehr ausrichten:
„Die Zeiten waren super. Aber sie
sind vorbei. Dafür bin ich zu alt.“W
Adressen und QR-Codes
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www.pmfurniture.de
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