als PDF - Artempire

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als PDF - Artempire
art empire
Nº 10
aug/10
music art photo magazine
mit
bildern von mrs. hyde
bericht über vivien schlüter
interview mit philipp jordan
photostrecke über den substage umbau
VORWORT
Liebe Leser,
Im letzten Monat war bei uns in der Redaktion ordentlich schön was los.
Wir haben eine ganze Menge Neues erfahren und möchten unser
Wissen in dieser Ausgabe natürlich mit unseren Lesern teilen.
Da wäre allem voran erst einmal der Umzug und Umbau des
legendären Karlsruher Substage. Damit ihr euch selbst ein
Bild von den Ausmaßen dieses Unterfangens und seinem
großen Potential machen könnt, haben wir einen bebilderten Rundgang durch das zukünftige Substage auf
dem Schlachthofgelände für euch zusammengestellt.
Die neue Rubrik ‚Songtexte‘ eröffnet unser alt bekannter
Singer-Songwriter Joe Astray mit seinem Song „Scepticism“.
Die hochambitionierte Modedesignerin Vivienne Schlüter erzählt
uns etwas über ihre Arbeit und die Photographin Mrs. Hyde stellt
uns mit ihren Bildern ihren ganz eigenen Blickwinkel auf die Welt und
die Menschen darin vor.
Last but not least ist da natürlich auch noch unsere Titelgeschichte:
Philipp Jordan zeigt uns seine quietschbunte Comicmonsterwelt...
Viel Spaß beim Reinschauen!
Dominic
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INHALT
Vorwort & Inhaltsverzeichnis
Interview mit Philipp Jordan
Songtext „Scepticism“ von Joe Astray
Gewinnspiel
CD/Platten-Vorstellung
Bericht über Vivien Schlüter
Bilderreihe Substage Umbau
Mrs. Hyde Interview
Vorschau & Danksagungen
IMPRESSUM
Redaktion (Postanschrift): artempire, Durlacher Allee 22, 76131 Karlsruhe, USt-IdNr. DE264098413
Web: www.artempire.de eMail: Informationen & Kontakt: [email protected], Fon: 0721-91583620
Auflage: 1.000 Printausgaben & unbegrenzte Onlineausgaben
Anzeigen im Magazine: Interesse im artempire-Magazine zu inserieren? Dann schickt uns einfach
eine eMail an: [email protected] und wir mailen euch die aktuelle Anzeigenpreisliste zu.
PHILIPP JORDAN
Der Herr der 1000 Teddies und gebürtige Karlsruher Philipp Jordan steht uns Rede &
Antwort über Teddies, Monster und das Leben als Künstler.
Wie würdest du deine Bilder einem Blinden beschreiben?
Puh, wie würde man überhaupt einem Blinden ein
Bild beschreiben?
Ich denke es würde nur Sinn machen, wenn ich ihm
über die Inhalte und Hintergünde meiner Bilder etwas
erzähle. Ich würde ihm erzählen, wie ich zu meinen
Motiven komme und was ich vermitteln will. Über
Farben würde ich wahrscheinlich nicht all zu viel
sagen.
Was hat dich gerade nach Utrecht an die Art Academy gebracht?
Ich war schon immer ein Hollandfan. Nach meinem
Grafik - Design - Studium wollte ich gerne ins Ausland. Ich hatte USA oder Holland im Kopf und da hat
George Bush mir die Entscheidung dann irgendwie
abgenommen. Durch Zufall bekam ich einen Praktikumsplatz bei Domino Productions (die den DominoDay fürs Fernsehen produzieren) und da ich sowieso
Lust hatte noch 1-2 Jahre Illustration zu studieren,
habe ich mich in Utrecht an der Hoogeschool voor de
kunsten beworben und bin angenommen worden.
Wie bist du zum Graffiti gekommen?
Ich bin im Sommer 1989 mit meinem Bruder in ein
Skate-Camp nach Münster gefahren. Auf dem Weg
dahin sind wir durch Heidelberg gefahren und da war
eben alles voll entlang der Zuglinie. Ich hab mir die
Nase an der Scheibe platt gedrückt und war sofort
angefixt. Später haben wir dann noch Dortmund passiert, da war dann die Liebe völlig entfacht. Ich habe
die ganzen Sommerferien durch Graffitis gezeichnet und dann auch recht schnell mein erstes Piece
gemalt. Ein halbes Jahr später wurde mir dann die
Lokalgröße Dark vorgestellt. Er lud mich zu sich ein,
hat mich mit zur Hall of Fame in die Südstadt genommen und mir bei sich zu Hause ein T-Shirt geairbrushed. Er war mein erster Mentor und ich bin ihm
noch heute dankbar dafür. Ich war gerade mal 14 und
er glaube ich 19. Das war schon was Besonderes,
dass er mich so für voll genommen hat.
Woher kommt die Liebe zu den Teddies?
Eigentlich hatte ich sehr lang überhaupt keinen Bezug
zu Teddies, zumindest habe ich nie welche gemalt.
Erst als ich hier mit dem Studium fertig war, habe ich
mich entschieden das Thema Kindheit zu einem zentralen Thema meiner Werke zu machen. Der Teddy ist
fast schon eine Art Symbol für Kindheit. Jeder hatte
mal mindestens einen und man hat dieses gefüllte
Stück Plüsch personifiziert, es geliebt, gefüttert, eben
wie ein echtes Lebewesen behandelt. Im Grunde ist
der Teddybär der erste Freund, den man im Leben
hat.
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Kannst du davon leben?
Ja, im Grunde schon. Es gibt zwar immer wieder
“Dürreperioden”, aber die werden durch Ausstellungen und Aufträge aufgefangen. Ich kann also wirklich
nicht klagen.
Was hast du für Ziele für die nahe und ferne Zukunft?
Viele! Ich hoffe, dass der Design-Toy Teddy ein Erfolg wird. Der wird gegen Ende des Jahres rauskommen. Außerdem will ich das dreidimensionale Arbeiten weiter ausbauen. Ich würde gerne “lebensgroße”
Teddies in Städten um die Ecken gucken lassen um
so die Menschen zu erreichen, die eher selten oder
gar nicht in Galerien gehen. Riesengroße Teddies,
die sich in Parks ausruhen ist auch eine Idee, die ich
schon lange habe, allerdings ist sowas immer sehr
kostenintensiv. Ich arbeite auch an ein paar Gemeinschaftsprojekten mit amerikanischen und holländischen Künstlern. Auch mit meinen Monstern will
ich (wie schon mit den 1000 Teddies) die Welt bereisen. Wir werden sehen, ob und was mir von alledem
gelingen wird.
Wer ist dein ganz persönlicher Lieblingskünstler?
Das ist eine sehr schwierige Frage. Es gibt so viele
Künstler, deren Arbeiten ich bewundere. Einer, der
komischerweise keinerlei Einfluss auf meine eigenen
Sachen hat, aber trotzdem ganz oben steht ist Andy
Goldsworthy. Er arbeitet nur in der Natur und benutzt
auch nur Materialien aus der Natur. Es ist ein Erlebnis seine Bücher anzugucken. Bei jedem Blättern
wird man aufs Neue erstaunt von seiner scheinbar
unbegrenzten Kreativität. Um noch ein paar andere
zu nennen: Keith Haring, Chuck Close, Jean-Michel
Basquiat und Jeff Soto.
Du hast mit Comics angefangen. Wäre das auch
ein Weg gewesen den du hättest weiter gehen
können? Comiczeichner werden?
Keine Ahnung, aber ich bin froh, dass ich diesen Weg
nicht weiter gegangen bin. Als Comiczeichner ist man
doch mehr Entertainer und Geschichtenerzähler. Zudem kann man vom Comiczeichnen alleine kaum leben. Aber ich empfinde trotzdem große Bewunderung
für die Leute, die es noch immer tun und damit erfolgreich sind. Ich selber lese aber kaum noch Comics
und habe mit der ganzen Kultur auch nur recht wenig
zu tun.
Bist du im wirklichen Leben genauso positiv und
bunt wie deine Bilder?
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Die Frage müsste man eigentlich meinem Umfeld
stellen, aber ich habe schon öfter auf Vernissagen
gehört, meine Art würde sich in meinen Bildern widerspiegeln. Ich bin auf jeden Fall kein deprimierter und
ruhiger Mensch
Was für eine Nachricht möchtest du mit deinen
Bildern übermitteln?
Soweit ich weiss, war es John Cale, der mal sagte:
“Es ist nie zu spät eine glückliche Kindheit zu haben”.
Davon könnte man allerdings den Umkehrschluss
ableiten, dass man keine glückliche Kindheit hatte. Ich
denke mich reizt der Teil, der es einem erlaubt ewig
Kind zu bleiben. Ich möchte die ganzen Anzugträger
daran erinnern, dass sie auch mal Kind waren und
in einer phantastischen Welt lebten. Man muss sich
das mal vorstellen. Als Kind glaubte man ja wirklich
es gäbe den Weihnachtsmann, den Osterhasen, das
Sandmännchen und Ähnliches. Man lebte in einer völlig märchenumwobenen Welt. Diese Welt und dieses
Lebensgefühl will ich in meinen Bilder transportieren.
meine Bilder geradezu spottbillig. Ich bin auch ein
Mensch, der Leuten entgegenkommt, wenn die eben
mal nicht so nen dicken Geldbeutel haben. Da passe
ich die Preise dann auch gerne an, gerade wenn man
merkt, dass sich da jemand in ein Bild verliebt hat...
Der Liebe möchte man da nur ungern im Wege stehen :-)
Was bedeutet es für dich Künstler zu sein?
Künstler sein heißt für mich, seine Arbeiten ständig
neu zu hinterfragen und selbst sein strengster Kritiker
zu sein. Gleichzeitig aber auch an das zu glauben,
wovon man überzeugt ist und dahinter zu stehen,
auch wenn der Weg mal steinig ist.
Was sagst du zu David Jungnickel aus unserer
vorhergehenden Ausgabe?
Immer schwer sich ein Bild anhand einiger weniger
Fotos zu machen, aber was ich da gesehen habe gefällt mir sehr gut. Ist das Cover auch von ihm?* Wenn
ja: Super!
dokr
* Anm. d. Red.: Ja, ist es.
Kann man sich deine Kunst denn “leisten”?
Logo, wenn man reich ist! Nein, im Ernst: Ich denke,
meine Preise sind noch immer äußerst fair. Natürlich
gibt es immer mal wieder Leute, die meine Sachen
teuer finden, aber dabei vergessen, dass man jeden
Monat Ateliermiete zahlt, viel Geld für Materialien
ausgibt und oft noch die Hälfte an die Galerien abdrücken muss. Wenn man das alles aufrechnet, sind
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JOE ASTRAY
Scepticism
Have you heard the news today?
It’s bitter reality.
How can an open eye,
ignore and carry on?
What has become of us,
is raw machinery.
The cogwheel of society,
spins absolutely merciless.
Full of questions you tackle,
those sad days.
Angst has achieved possession,
over you.
The doctors say,
that you’re seriously ill.
Your so called friends
turn their backs on you.
Swallow that pill it makes you smile.
Swallow that pill it makes you strong.
Swallow that pill it makes you numb.
Swallow that pill it is the cheapest cure.
Feelings of guiltiness,
are crooked inside of you.
That great depression’s
not your fault.
We’re thousands with an open eye,
it’s more than time,
to make a change.
Sick is the world where profit weighs more than a life.
Sick is the world on its way to decay.
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GEWINNSPIEL
Neues Rätsel, neue Aufgabe! Danke auf jeden Fall schonmal Mrs. Hyde die uns erlaubt
hat eines Ihrer Bilder, den Atlas, zu verunstalten. Vielleicht findet Ihr ja alle unsere „Verbrechen“..
Wenn ihr die Zahl der Unterschiede herausgefunden habt, schickt uns einfach eine Mail
([email protected]) oder einen Brief (artempire, Durlacher Allee 22, 76131
Karlsruhe) mit Angabe eurer Telefonnummer, E-Mail-Adresse oder Postadresse zu.
Zu gewinnen gibt es:
Ein Shirt von unserem Teddy-Mann Philipp Jordan. Keine Panik, wir verwenden eure
Daten unter gar keinen Umständen weiter, alles wird nach Ende des Gewinnspieles komplett gelöscht!
Einsendeschluss ist der 15. September 2010 & der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
08
CD & PLATTEN VORSTELLUNG
Mikrokosmos 23 „memorandum“
www.myspace.com/mikrokosmos
Da kommt ohne Frage die nächste coole Band aus dem Hause “Unter dem Durchschnitt” angerauscht. Ganz schön jung sind sie, die Buben aus Dresden, und sie
hören auf den Namen Mikrokosmos 23. Stimmlich erinnert mich die Platte etwas
an den kratzig-dreckigen Sound der Band Soma, und das setzt sich im Klang
der restlichen Kapelle auch so fort. Fetter Sound, fast stadionesk, bläst einem da
entgegen - und ist dabei unpoliert genug um noch in die schöne Schublade Punk/
Post/Hardcore/Indie/Bla zu passen. Kurzum: Jung, talentiert und sogar schon “anders”. Einzig die Texte finde ich persönlich noch nicht ganz ausgereift, liegen sie
doch irgendwo in der nicht ganz so goldenen Mitte zwischen eindeutig und abstrakt. Aber mit ein wenig Geduld und Spucke... dokr
Cobra Skulls „american rubicon“
www.myspace.com/cobraskulls
Die Fäuste in die Luft und raus mit dem Frust! „Sometimes I can still hear them
singing, singing about a riot as if they like to try it just for fun!“ Cobra Skulls machen
alles aus Überzeugung! Dabei klingt „american rubicon“ beim ersten Anhören nach
einer weiteren Fun-Punk-Folk-irgendwas Platte, bei der du mit dem wippenden
Fuß an nichts anderes denken musst, außer an die nächste Bierbestellung! Doch
mit jedem Durchlauf kommt sie dir immer näher und macht auf alles aufmerksam,
was den Cobra Skulls mächtig auf den Sack geht - sei es der Irakkrieg, Globalisierung, die Musikindustrie oder eine generelle Kritik an der Gesellschaft. Musikalisch klingt das Ganze nach den frühen Against Me! (in diesem Fall auch stimmlich)
oder Fake Problems. Nevada scheint ihnen einen mächtigen Folk-Einschlag verpasst zu haben, Whisky zum Frühstück und kräftigem Südstaatenakzent inklusive!
Die Akustikklampfe kommt hier genauso zum Einsatz wie französische oder spanische Zeilen. Das fügt sich alles ziemlich gut zu einer Einheit zusammen, und
kommt niemals verkrampft und noch seltener zu sehr gewollt rüber. „one day I’ll be
able to live for today / and I won’t be affected by the shit they say / but if I never get
there / I don’t care if I never get there!“ - Ein hoch auf das Leben! behi
Stian Shiver „hibernation“
www.stianshiver.com
Das erste Soloalbum des Herrn Shiver schmeichelt sich leicht und locker ins Ohr.
Ein geschmeidiges Stück Elektro-Pop in Sorglosklang-Verpackung, aber durchaus
nachdenklich-melancholischem Hintergrund. Wohl aufgrund der angenehm tiefen
Singstimme fällt mir gleich der etwas unkreative aber doch passende Vergleich zu
Camouflage ein. Zwischen den Synthesizer Arrangements findet sich hier einen
Chor, da ein Streicher, und auch einige dezente Gitarrensounds lassen sich entdecken. Alles in Allem eine sehr harmonisch geartete Platte. Definitiv eine Empfehlung für alle Freunde der guten alten elektronischen Musik, aber auch hervorragend geeignet für ruhige Momente alleine zu Hause. dokr
Ghost of a Chance „and miles to go before i sleep“
www.myspace.com/aghostofachance
Singer / Songwriter mit Hardcore Wurzeln - natürlich! Wie oft gab es das in den
letzten Jahren nicht schon und warum sollten wir jetzt noch einen brauchen?
Ganz einfach, weil jeder seine eigene kleine Geschichte im Rucksack neben dem
Gitarrenkoffer dabei hat. Tobias Heiland hat zehn dieser Geschichten auf ein Album gepackt. Das Motto könnte auch lauten: „and hours to stay awake before
you sleep.“ Denn diese liebevolle wie detailreiche Platte wird dich nicht so schnell
wieder gehen lassen. Während Herr Heiland mit seiner Gitarre Kilometer um Kilometer die neuen Möglichkeiten des Genres erforscht, wirst du es dir auf dem
Sofa mit Kopfhörern und einem heißen Getränk gemütlich machen. Der Hardcore
- typische „Gesang“ bleibt dabei im Schrank. Hier regieren die sanften Töne. Nachdenklich geht es durchs Gefilde, wie in „things worth asking“: „Are you really there
and if you are why don’t you care?“ Begleitet von einer Chor - Einleitung kommt
ihr in „ghosttown“ an, noch immer die „Vanilla Cigarettes“ im Mundwinkel und dem
Entdeckerdrang in den Beinen. Doch irgendwann passiert es doch: „sleeping with
the lights on.“ Ihr habt viel erlebt! behi
VIVIEN SCHLÜTER
Kleider wie Bilder
Bilder von Martin Peterdamm
Oscar Wilde sagte einmal, Mode sei so hässlich, dass man sie alle sechs Monate ändern müsse. Die Kategorisierung „hässlich“ mal beiseite gestellt, ist Mode tatsächlich eine ziemlich wandelbare Tyrannei: Wellenförmig sich selbst wiederholend, ständig instabil und manchmal ziemlich nervig. Hat man in Berlin endlich mit
Schlaghosen alles richtig gemacht, schreien alle aus Stockholm nach Leggings während in Mailand nur milde
gelächelt wird. Claudia Schiffer kennt keine Heidi Klum, Karl Lagerfeld sowieso nicht. Marc Jacobs verliert
sich in „Shoeheaven“ oder kommt schon mal als Vogel verkleidet zu seinen eigenen Fashion Shows. Selbstinszenierung at it’s best - so what?! Provokation um der Provokations-Willen ist auch nicht mehr originell. Es ist
eben ein bisschen wie mit jeder Art von Kunst: Wenn es aussieht als wäre alles schon mal gemacht worden hilft
nur eins: Drüberzustehen. In den Zeiten der Streetblogs, Fashionweeks und Vintagewiedergeburt irgendwie die
eigene Linie finden und der am besten treu bleiben.
Vivien Schlüter, Modedesignerin aus Oldenburg, versucht genau das. Ihre Mode steht nicht alleine für sich
selbst; sie sieht ihre Modeschauen als eine Art Projekt. Unkonventionell mit viel Eigenorganisation begann sie
vor fünf Jahren Kleidung zu entwerfen und zu präsentieren, heute kann Schlüter zum Beispiel Fossil zu ihren
Sponsoren zählen. Ihre Kleidung entsteht, wie sie sagt, aus einem Lebensgefühl, nicht aus einem Schnittmuster: „Für mich ist ein Outfit mehr wie ein Bild, das ich male - die einzelnen Formen sind dabei die Farben,
welche als Kollektion das ganze Werk präsentieren.“ Aus diesem Vorsatz entstehen florale Muster auf dunklem
Grund, weibliche Schnitte zu zarten Schriftzügen. Vivien Schlüters Mode ist feminin, edel und bleibt rockig ohne
flach zu werden. In der Reihe „Erlennebel“ nähte sie fast elfenhafte Kleider, der Hauptaspekt ihrer Mode scheint
aber in der kantigen Alternativszene zu liegen. Sie kleidet Bands ein und wundert sich immer wieder über die
Einseitigkeit der Fanartikel. Mit der französischen Band Kiemsa tourt sie durch die Merchandisestände der
Punkrockszene und organisiert nebenbei ihre eigenen Partyreihen „Dirty Electro Banger“ und „Klash Kouture
meets…“. Da ist es auch wenig verwunderlich, dass sie gerne mal mit Vivienne Westwood einen Kaffee trinken
gehen würde, die ja damals die Sex Pistols zu Stilikonen machte. Im Moment arbeitet sie zusammen mit Stefan
Meichau, Gründer des Labels „Stylesucks“, an dessen Internetpräsenz, die in den nächsten Monaten stark
erweitert werden soll. Auf artempire.de präsentiert sie zusätzliche Werke und bald den Link zu ihrer neuen
Website - wir dürfen also gespannt sein, was kommt wenn Vivien „Westwood“ Schlüter ihre Textilwerkstatt
verlässt. arfu
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SUBSTAGE-UMBAU
Hier also ein kleiner Bilderrundgang und eine Orientierungshilfe über die
Baustelle des neuen Substage Gebäudes. Der alteingesessene Konzertveranstalter hat nun bald seinen
Umzug in das alte Schlachthofgelände vollzogen und ist im fertigen Zustand ab dem 16.09. zu bewundern!
Der Eingang: Hier geht es rein! Ganz schön
klotzig und modern wirkt das neue Gebäude
von außen.
Die Pforte: Bald kommt man hier nicht mehr vorbei ohne etwas Geld liegen zu lassen.
Die Garderobe: Hier im ersten Stock auf der
Empore hat man einen perfekten Blick...
...auf die unheimlich lange Bar...
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...und die großzügig angelegte Bühne!
Und wenn mal keine Band spielt kann man sich
an diesem imposanten Kunstwerk erfreuen.
Die Toiletten: Nach dem ein oder anderen
Bierchen kann man sich schon bald im Keller
Erleichterung verschaffen!
Der Backstage-Bereich: Zu guter Letzt seht ihr
hier noch den Raum, der zukünftig nicht mehr
so frei zugänglich sein wird. dokr
STIAN SHIVER HIBERNATION
„Seine erste Solo-CD füllt Stian Shiver mit wunderschön
melancholischen Pop-Songs mit dem entsprechenden
Tiefgang, verpackt in glasklar produzierten Electro-Sound.“
Erstauflage in Super-Jewel-Box mit Bonus-CD und 16seitigem Booklet mit allen Texten
www.stianshiver.com
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MRS. HYDE
Wie bist du zur Photographie gekommen?
Bevor ich begonnen habe zu photographieren, stand ich selbst für ein paar Photographen vor der Kamera. Es
hat Spaß gemacht, aber als richtiges Model habe ich mich nie gefühlt. 2006 entschied ich mich dann meine
eigenen Wege zu gehen. Ich kaufte mir eine Kamera, damals noch eine Sony R1, und begann erst an Gegenständen zu üben und dann Freunde zu fotografieren. Menschen faszinieren mich und auch die ganze Magie
des menschlichen Körpers. Ich mag es wenn Bilder emotional sind, und es berührt mich wie viel Vertrauen mir
die Models entgegenbringen die mit mir arbeiten. Ich habe wunderbare Menschen kennen gelernt, vielleicht ist
das auch ein Grund warum ich photographiere. Ich lerne immer wieder dazu, auch menschlich.
Welches Motiv würdest du gerne mal vor deine Linse bekommen?
Balletttänzer wurde ich gerne photographieren, egal ob männlich oder weiblich - und zwar bei den Proben.
Auch gern Gaukler oder Zirkusartisten, eben Bilder in Bewegung und mit Körperspannung. Das finde ich spannend. Außerdem träume ich von einer Reise nach Kuba. Das alte Havanna und die Menschen dort, das muss
ein tolles Erlebnis sein, nicht nur fotografisch. Es gibt so Vieles zu entdecken.
Mit was für einer Art Kamera oder Kameras photographierst du?
Seit zwei Jahren photographiere ich mit der Canon 40D. Meine Sony R1 habe ich immer noch, sie hat mir den
Einstieg erleichtert und ist unter bestimmten Bedingungen eine absolut tolle Kamera. Eine Yashica Mat 124G
Mittelformatkamera zähle ich auch zu meinem Besitz. Ich möchte mich eher mit analoger Photographie befassen. Es gibt Effekte mit Licht, Schatten, Tonwerten und Korn, die man so mit der digitalen Photographie nicht
erreichen kann. Außerdem probiere ich gern etwas Neues. Wer weiß was noch alles kommt. Kreativ habe ich
mich wohl noch nicht so richtig gefunden, aber es macht Spaß sich einfach die Freiheit zu nehmen und auszuprobieren was möglich ist. Vielleicht auch mal einen Misserfolg in Kauf zu nehmen, denn nur so kann man
wachsen.
Hast du deine Bilder schon einmal ausgestellt?
Im Februar 2008 habe ich mit drei oder vier Bildern an einer Gemeinschaftsausstellung in Ratingen teilgenommen. Die Galerie „art 73“ präsentierte dort Bilder von „Model Lie“. Diese Aufnahmen sind in einer Zusammenarbeit von Lie mit mehreren Fotokünstlern entstanden - ich war eine davon. Lie ist wirklich ein wunderbares
Model. Die größte Überraschung war für mich aber ein Coverbild in der Londoner Sunday Times im Februar
letzten Jahres. Das war schon sehr aufregend.
Warum sind deine Bilder so düster - oder empfindest du das gar nicht so?
Ich weiß nicht ob ich persönlich meine Bilder wirklich als düster bezeichnen würde. Es besitzen auch nicht alle
Bilder diese melancholische Grundstimmung, die mir nachgesagt wird. Dualismus spielt in meinen Arbeiten
eine wichtige Rolle denke ich. Den etwas dunkleren Teil meiner Bilder würde ich eher als emotional bezeichnen, aber das liegt immer im Auge des Betrachters. Ich wehre mich also nicht dagegen, wenn diese Bilder
als düster bezeichnet werden, denn Emotionen können sowohl Licht als auch Schatten sein. Einen dunkleren
Bereich der Seele hat wohl jeder von uns, der eine mehr der andere weniger.
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Wie war bisher die Resonanz auf deine Bilder in der Öffentlichkeit und in deinem privaten Umfeld?
Es kommt immer auf die jeweiligen Bilder an. Ich denke, dass der Großteil meiner Aufnahmen ganz gut ankommt. Manchmal photographiere ich auch befreundete Künstler und mache Bilder für CD-Booklets oder -Cover.
Durch diese Zusammenarbeit sind schon tolle Projekte entstanden und die Resonanz war bis jetzt sehr positiv.
Auf der anderen Seite weiß ich, dass Einige zu dem düsteren Teil meiner Bilder keinen Zugang finden. Andere
wiederum finden aber genau die Art meiner etwas dunkleren Arbeiten besonders interessant. Ich denke es
bewegt sie auf eine besondere Art und Weise. Aber egal um welche Bilder es sich handelt, wenn eins meiner
Bilder dem Betrachter in Erinnerung bleibt, auch nachdem er durch die visuellen Fluten des Internets getaucht
ist, dann empfinde ich das als wunderbare Auszeichnung.
Was möchtest du mit deinen Bildern ausdrücken?
Emotionen, Dualismus, Schönheit, seltene Augenblicke, ein Teil meiner Selbst (?). Ich denke es ist eine
Mischung aus all dem. Für mich ist Photographie auch eine Art Selbstfindung, Selbstheilung und Selbsterfahrung. Man lernt viel über seine eigene Persönlichkeit.
Würdest du die Photographie gerne beruflich machen?
Ich ziehe den Hut vor jedem, der Photographie zu seinem Beruf gemacht hat und davon leben kann. Wenn
ich die Freiheit hätte nur Dinge zu photographieren die mir Spaß machen und ich dann auch noch Geld dafür
bekommen würde, dann würde ich nicht zögern diesen Beruf auszuüben. Aber so bleibt es ein wunderbares
Hobby und ich bin frei zu pausieren wann und wie lange ich möchte. Manche Bilder brauchen ihre Zeit.
Wie gefallen dir die Bilder von Julian von Gizycki in Ausgabe Nr.8 und was fällt dir dazu ein?
Seine Bilder sind authentisch, rau und voller Charakter. Ein Spiel mit Kontrasten, mit Licht, Schatten und Korn.
Ich mag das sehr. Er hat eine sehr emotionale und bewegte Art zu photographieren. Die Aufnahmen sind natürlich und nicht gestellt. dokr
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Oktober kommt unsere erste Schnapszahl raus und wir freuen uns schon jetzt
VORSCHAU: Mitte
zum Beispiel auf das Taschenwunder Anna Moko und Konsorten...
DANKE AN:
Nina, Ben & 100kiloherz, Arni & Vivien Schlüter, Philipp Jordan für das CoverInterview-Gewinnspielpreis-Zeug, der bescheidenen Mrs. Hyde, Joe Astray für den
Text, Michi & Andi & dem Substage für die Einblicke hinter die Baustelle, Yorck für die
Rechtsberatung, Dirk & der Zwiebel für so vieles, Axel & Manu, fairtrademerch, den
Künstlern im Heft & auf unserer Seite... und natürlich unseren Lesern!