Erfahrungsbericht: Erasmussemester in Rom
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Erfahrungsbericht: Erasmussemester in Rom
Erfahrungsbericht: Erasmussemester in Rom 1. Vorbereitung, Ankunft, Formelles Im Erasmusprogramm ist die offizielle Einschreibung und Anmeldung eigentlich unkompliziert. Nachdem man von der Würzburger Fakultät nominiert worden ist, wird man aufgefordert, die Daten in ein Onlineformular einzutragen und dieses ausgedruckt und unterschrieben nach Rom zu senden. Es gibt ein „Vademecum“ für Erasmusstudenten an der Sapienza, das jeden Schritt von der Nominierung bis zur Einschreibung und schließlich zur Abmeldung in der letzten Woche in Rom ausführlich und einfach erklärt. Dieser Leitfaden ist auf der Website der Sapienza leicht zu finden: http://www.uniroma1.it/europrog/erasmus/sminc.php Man wird sinnigerweise auch ständig darauf hingewiesen. Teil dieses Formulars ist ein „study project“. Um dieses zu erstellen muss man natürlich schon einigermaßen wissen, was man in Rom belegen möchte. Welche Kurse in Rom angeboten werden, erfährt man im jeweiligen aktuellen „Guida dello studente“. Der ändert sich wohl auch normalerweise nicht wesentlich. Zu finden war er zu meiner Zeit hier: http://www.medicina1.uniroma1.it/Sites/index.php?f=Spages&s=documenti.php&id_sito=39 Detailliertes zu den Kursen schreibe ich nachher noch bei den Studieninhalten. Die Ansprechpartnerin für alles Offizielle ist bereits vor der Ankunft in Rom Signora Luana Girolami vom Erasmusbüro der medizinischen Fakultät in Rom. Hier ihre Kontaktdaten: http://www.medicina1.uniroma1.it/Sites/index.php?f=Spages&id_pag=1008&id_sito=655 Bei Ihr schreibt man sich auch am besten unmittelbar nach der Ankunft in Rom persönlich in Ihrem Büro ein. Signora Girolami ist sehr freundlich und hilfsbereit. Bei der Einschreibung erhält man alle notwendigen Dokumente und vor allem einen Mentor zugeteilt. Das ist wichtig; denn dieser Mentor ist für die inhaltliche Umsetzung der Studien zuständig. Sobald man diesen Namen hat, kann es inhaltlich losgehen. Am Ende des Aufenthaltes meldet man sich auch wieder bei Signora Girolami ab und erhält widerum alle in Deutschland vorzuzeigenden Dokumente. 2. Informationen, die man nicht in jedem Reiseführer findet Nun – in Rom sind natürlich gerade diese touristischen, (kunst-)historischen, kirchlichen Dinge außerordentlich interessant, die man in einer schier unermesslichen Literatur findet. Vielleicht zwei inoffizielle Tips: - nach meinem Eindruck ist der Umgangston in Rom auf der Straße, im „bar“ und auch an der Universität verhältnismäßig rau, rauer als ich das aus Würzburg gewohnt war. Im Bar und im Autobus mag man das mitspielen, wenn man das möchte. Auf Ämtern und bei Sekretärinnen etc. kann man jedoch in Rom durchaus punkten, wenn man sich dem nicht allzu sehr anpasst und seine jeweiligen Gegenüber mit Respekt behandelt und zum Beispiel in der Höflichkeitsform anspricht. - Der Römer verachtet den Touristen, der an Rucksack, Turnschuhen, Bluejeans oder gar kurzen Hosen, T-Shirt und Faltkarte gut zu erkennen ist. Je weniger man diesem in Rom oft in Reinform anzutreffenden Klischeebild entspricht, desto leichter wird man es im Umgang mit Römern haben. Das sind wohl Binsenweisheiten, die man sicher mit ein bisschen Fingerspitzengefühl leicht umsetzen kann. 3. Praktische Informationen Zu Finanzierung und Wohnungsmarkt habe ich keine großartigen Hinweise parat, da ich mich in beiden Fällen nicht auf dem Markt bewegen musste. Als Wohnlage empfehle ich dringend das historische Zentrum oder möglichst dessen Nähe, um das römische Leben rund um die Uhr kennenzulernen. Wer die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen möchte, kann das recht günstig. Mit dem Erasmusausweis gilt man als „borsista“(Stipendiat) und kann sich das ermäßigte Monatsticket (~18 Euro) für alle öffentlichen Verkehrsmittel im Großraum Rom an jedem Kiosk kaufen. Taxis gibt es überall, aber hier ist ein bisschen Vorsicht geboten. Rom ist natürlich auch in der Freizeitgestaltung kaum zu erschöpfen. Das Internet informiert da sicher den persönlichen Geschmack besser als ich das vermag. 4. Sprache Die Uni vor Ort bietet studienbegleitende kostenlose Sprachkurse an. Dazu ist zu Beginn ein Placementtest zu absolvieren. Vor meiner Ankunft in Rom besuchte ich einen dreiwöchigen Intensivkurs. Die EU bietet meines Wissens auch einen Kurs in Siena oder Perugia an, auf den mich Frau Moll hinwies. Nach diesem Kurs und wenigen Wochen eigenen Sprachstudiums in Rom hatte ich eigentlich keine Schwierigkeiten mehr und damit auch keinen Bedarf für einen weiteren Kurs. Im Italienischen ein Niveau zu erreichen, das einen in der Klinik beweglich macht, ist nicht allzu schwierig. Für die Vorlesungen ist es aber schon nützlich, die Grammatik ein bisschen zu kennen. Die medizinische Terminologie lässt sich sehr einfach von der lateinischen ableiten und auch im Italienischen außerhalb der Klinik sind Lateinkenntnisse sehr hilfreich aber natürlich nicht notwendig. Meine Strategie war es, in einem Wohnheim zu wohnen, in dem nahezu nur Italiener wohnten. So konnte ich nicht nur leicht Freunde finden, sondern auch sehr schnell in der Sprache Fortschritte machen. Das kann ich ohne Einschränkung weiterempfehlen. 5. Ort, Zeitraum und Inhalte der Studiums Die Uniklinik der Sapienza ist das Policlinico Umberto Primo, das sich direkt neben der città universitaria, dem Hauptcampus der Universität in recht guter Nähe zum historischen Zentrum von Rom befindet. Es ist also (im Gegensatz zu beispielsweise den weit außerhalb gelegenen Hochschulen Policlinico Gemelli oder Campus Biomedico) alles vor Ort, was recht praktisch ist. Mein Aufenthalt erstreckte sich über das Wintersemester 2008/2009 mit jeweils einem Teil der Ferien vorher und nachher. Inhaltlich kann man machen, was man möchte. Man gibt, noch bevor man nach Rom kommt, in diesem Onlineformular sein „study project“ an. Daran können jedoch problemlos Änderungen vorgenommen werden. Ich habe solche Änderungen jedoch immer sowohl mit den Würzburgern als auch mit Frau Girolami kurz abgesprochen. Somit ist dieses lange vorher eingesandte „study project“ nicht endgültig verbindlich. Im Gegenteil: der persönliche Mentor schickte mich zu den Kliniken, in die ich wollte, jeweils mit einem Schreiben mit seinem Stempel, so dass ich dort immer problemlos Kurse machen konnte. Mein Ziel war es, Leistungen zu erbringen, die mir in Deutschland anerkannt werden würden. Deshalb orientierte ich mich bei meiner Kurswahl an den Würzburger Scheinvergabekriterien, was ich direkt weiterempfehlen würde. Das reguläre Curriculum (siehe oben: „guida dello studente“) in Rom unterscheidet sich jedoch erheblich von unserem in Würzburg. Deshalb musste ich mir meine Kurse inhaltlich jeweils selbst organisieren. Das war zwar unter dem Strich erfolgreich, kostete aber mehr Zeit als in Deutschland. Die römischen Institute waren eigentlich immer recht froh, einen Deutschen als Gast zu haben, und dementsprechend freundlich und hilfsbereit. Ich hatte in keiner Klinik Schwierigkeiten, meine gewünschten Kurse zu absolvieren. Aber auch die Würzburger waren ausnahmslos kooperativ. Empfehlen würde ich vielleicht, mit den jeweiligen Studentensekretariaten in Würzburg frühzeitig Kontakt aufzunehmen, falls man in Deutschland Prüfungen schreiben möchte. Natürlich ist es ihnen lieber, solche Anfragen nicht wenige Tage vor der Prüfung zu erhalten. Eine gute Anlaufadresse für die (Um-)planung der eigenen deutschen Studien war für mich Frau Dr. Lüneberg aus dem Studiendekanat. Ich hatte sie bereits lange vor meiner Abreise konsultiert, was für die Planung sehr gut war. 5. Fazit Rom ist eine der faszinierendsten Städte, die ich kenne. Falls man für Kunstgeschichte, Architektur, Antike, Kirche auch nur ein bisschen Interesse aufbringen kann, ist Rom ein Eldorado. In dieser pulsierenden Metropole zu leben, Römer kennenzulernen, Italienisch zu perfektionieren, Freunde in Italien zu haben kann ich nur empfehlen. Ich war und bin hellauf begeistert. Für das rein fachliche Studium mit stringenter Ausrichtung auf ein möglichst flottes deutsches Examen sind die Bedingungen in Würzburg zweifelsfrei besser. Man muss damit rechnen, dass die studierte Zeit nicht eins zu eins angerechnet werden kann. Aber ich halte das für keine große Schwierigkeit. Ein bisschen Allgemeinbildung und das Erleben einer anderen Lebensart haben Ihren Reiz. Rom ist eine der faszinierendsten Städte, die ich kenne.