Das dänische Festland entlang der Margeritenroute

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Das dänische Festland entlang der Margeritenroute
Reisen: Jütland
Dänemark:
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Reisen: Jütland
Auf den Spuren
der Margerite
Softeis, Strand, Hotdogs. Und sonst so? Nach gefühlten 1000 Fahrten an
den Strand von Rømø blicken wir ausnahmsweise mal auf die Landkarte
und entdecken dort das Band der Margeritenroute wieder. Die vielleicht
längste Schnitzeljagd der Welt kann beginnen.
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Reisen: Jütland
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Die Westküste
Wir zerlegen die Route in kleine Häppchen und
fangen Ostern mit Jütlands Nordseeküste an.
Gleich hinter der Grenze in Kruså von der Autobahn und dann links. Auf verschlungen Wegen
nach Tønder. In Møgeltønder geht es an der Residenz der Königlichen Hoheiten Prinz Joachim und
Prinzessin Marie (Bild 2) vorbei an die Nordseeküste zu dem großen Windpark, den wir sonst vom
Strand „unserer“ Insel aus der Ferne sehen. Und
kaum drei Stunden später, als es von der Autobahn
aus nötig gewesen wäre, stehen wir auch schon an
der Ampel zum Rømø-Damm, biegen dieses Mal
aber rechts statt links ab. Was für ein Umweg! Aber
der Weg ist ja jetzt das Ziel.
Nachdem wir Ribe, (1) der ältesten Stadt Dänemarks, einen routinierten Besuch abgestattet haben (Tipp: unbedingt den „Bürgerturm“ des Domes (3) erklimmen!), geht es an Esbjerg vorbei, zu
dessen künstlerischem Wahrzeichen, Svend Wiig
Hansens neun Meter hohe Figurengruppe „Menschen am Meer“ (5). Hinter Esbjerg verlassen wir
die Blumenstrecke, um den westlichsten Punkt Dänemarks mitzunehmen. Auf dem Weg zu Blåvands
Huk (6) müssen wir mitten durch das Gedränge in
der südlichsten der großen Ferienhaussiedlungen
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an Dänemarks Nordseeküste. Aber bis zum
Leuchtturm ist es zu weit für die meisten Ferienhausbewohner.
Ringkøbing gibt zwar seinen Namen für den Fjord
her, liegt aber ruhig und weit ab von den Ferienhäusern, die sich auf der schmalen Landzunge
Holmsland Klit zwischen Fjord und Nordsee hinter die Dünen ducken. Es ist trotz der österlichen
Hochsaison rundherum auch heute eine nette
kleine Stadt mit nettem kleinen Hafen und nettem
kleinen WoMo-Stellplatz. Vorbei am Nissum Fjord
geht es hinauf bis zur Fährüberfahrt an die Südspitze des Nationalparks Thy.
Auf die Insel Mors übersetzen können wir leider
nicht, die Fähre hat den Dienst quittiert. Wir drehen nach Norden ab und fangen unsere Route in
Vilsund wieder ein.
In Nørre Vorupør werden die Kutter mangels Hafen am Strand geparkt, (4) in Klitmøller ist „Surferzone“. Die Nase in der Küstenlinie, die hier
den Wind reinlässt, aber die Wellen draußen hält,
macht den Ort zum idealen Spot. Ein paar Kilometer hinter Hanstholm schlagen wir uns zum Übernachten in die Dünen (Seite 6-7), weil der lokale
Campingplatz nicht mal bis 17 Uhr geöffnet hat.
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Jammerbucht und Skagerrak
Das nächste Mal in Strandnähe führt uns der Weg
bei Blokhus. Hier ist der Name Programm und
heute ist Sonnabend, Bettenwechsel in den Holzhütten. Blechlawine bis an den Horizont. Bloß weg
hier. Wie von der Margerite empfohlen, machen
wir dann um Løkken gleich einen großen Bogen.
Pflicht ist hingegen Rubjergs Knude (9). Das war
mal ein stolzer Leuchtturm, der jedoch von unerbittlich landeinwärts wandernden Dünen bis
auf sein Lampenhaus unter sich begraben wurde.
Das war so vor ca. 15 Jahren. Heute ist die Ruine
wieder komplett frei gepustet, die Düne zieht unaufhaltsam weiter. Der Turm ist jetzt nur noch 10
Meter von der steilen Abbruchkante entfernt und
wird wohl bald Geschichte sein, wenn der „blanke
Hans“ wieder ein paar Meter Küste frisst.
Für den nördlichsten Punkt Dänemarks, an dem
Nord- und Ostsee zusammenfließen, verlassen wir
unsere Route erneut. Skagen (8, 11) duckt sich hinter der schmalen Landmasse weg, die es von der
Nordsee trennt. Offenbar hilft das wenig, denn auf
allen Dächern der Stadt werden die beiden äußeren Lagen Dachziegel fest zementiert (10), damit
sie nicht abheben. Auf unserem Weg, der ab hier
zwangsweise die Rückfahrt bedeutet, erklettern
wir zunächst Råbjerg Mile, die Düne, die sich vorgenommen hat, von der Nord- an die Ostsee zu
wandern. Den halben Weg hat sie schon geschafft.
Westlich sieht man die Brachlandschaft die sie hinterlässt, östlich die Bäume und Büsche, die sie als
nächste verschlingen wird. Wir schwenken wieder
auf die Margeritenroute ein (7, 12). Vorbei am geschäftigen Frederikshavn übers gemütliche Sæby
endet unsere Ostertour auf dem familiären Jachthafenstellplatz von Voerså.
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Reisen: Jütland
Jütland von innen: Süden und Westen
Ende Mai stehen wir schon wieder auf dem Autohof bei Flensburg. Gar nicht so schlecht hier, recht
ruhig und an der Tankstelle gibt es leckere Brötchen. An der Autobahnabfahrt Kruså nehmen wir
heute den Weg nach Norden, der gleich hinter Aabenraa (Apenrade) die erste Überraschung für uns
bereithält. Fast alpin schlängelt sich der Weg um
den Trendbjerg, wo wir weites Land und Sicht auf
die Ostsee erwartet haben. Diese finden wir erst in
Loddenhøj, wo wir uns zum Frühstück mit Seeblick und den selbst importierten Brötchen niederlassen und uns anschließend die Beine am Strand
vertreten. Jetzt kann der Urlaub beginnen!
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Weiter geht es über Christiansfeld mit seinen zwei
Touristenattraktionen, der lokalen Honigkuchenbäckerei und dem vollständig erhaltenen und zur
Ernennung als Weltkulturerbe anstehenden Ortskern, erbaut ab 1773 von der Herrnhuter Brüdergemeinde. Beides zieht uns nur mäßig in den Bann.
Nach dem ähnlich spannenden Aussichtspunkt
Skamlingsbanken verlassen wir die Route, um in
Gammel Ålbo auf einem verträumten Angel- und
Tauchcamp unser erstes Nachtlager aufzuschlagen.
Die Burg in Kolding (14) erweist sich als fotogen, die
Stadt drum herum verfügt über eine für dänische
Verhältnisse recht umfangreiche Fußgängerzone.
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Wir ziehen weiter, denn wir wollen heute noch ins
Legoland und haben jede Menge Margeritenroute
bis dahin zu überwinden. Uns wird allerdings nicht
erst in einem Fahrgeschäfte schwindelig, sondern
schon an der Kasse. 325 Kronen pro Person sind
dann doch deutlich zu viel. Bei zu erwartenden
Gastronomiepreisen auf ähnlichem Niveau würden wir mit zwei Personen nicht unter 150,- EUR
davon kommen. So gibt es von der bekanntesten
dänischen Touristenattraktion nur das Eingangsportal zu sehen (15). Wir verziehen uns wieder auf
unsere Nebenstraßen und nutzen die gewonnene
Zeit, um zwischen den Äckern Strecke zu machen.
Das ist abwechslungsreicher, als es sich hier liest.
Jütland hat seine landschaftlichen Reize, auch weit
von den Küsten entfernt. Bei Holstebro wird die
Orientierung auf der Margeritenroute auch für uns
mit inzwischen 1.500 km Erfahrung als “Margeritensucher“ unmöglich. Widersprüchliche Karten
und zu keiner der Varianten passende Beschilderung lassen uns das Experiment an dieser Stelle abbrechen, wir richten wir uns auf dem Anfang Juni
gähnend leeren Dauercamperplatz in Humlum für
die Nacht ein. Immerhin sehr nett mit den WoMo-Stellplätzen in erster Reihe zum kleinen Jachthafen angelegt(13).
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Limfjord
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Burganlage von
Kolding
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War das Wetter bisher schon sehr sparsam, so wird
es jetzt auch für hartgesottene Nordlandfahrer
ungemütlich. Es stürmt und/oder regnet durchgehend. Der folgende Tag beginnt mit Flüchen beim
Einsammeln der Unterlegkeile in sturmfester Regenkleidung. Beim Besuch von Spøttrup, der besterhaltenen Burg aus dem Mittelalter in Dänemark,
ist es wenigstens drinnen trocken (16). Ein Genießen der Fjordlandschaft, die hier Dänemark komplett durchzieht und genau genommen die nördliche Spitze zu einer Insel macht, ist leider nicht
möglich. In Nykøbing stehen wir am Jachthafen
und nehmen für die 500 m zur Pizzeria das Mobil,
statt zu laufen.
Wir sind jetzt mit einem kleinen Abstecher von der
Inlandsroute auf die Insel Mors geraten, zu der uns
Ostern die eingestellte Fähre den Zugang verwehrt
hat. Bei zunehmendem Sturm, der dramatische
aber folgenlose Wolkentürme vor sich hertreibt,
holen wir den spannendsten Abschnitt nach. An
der Nordküste von Mors lassen wir uns im steten
Wechsel zwischen Hafer, der sich sanft im Winde
wiegt und Steilküste, auf die 7 Windstärken mit
voller Wucht aufprallt, vom Wind durchschütteln. Wieder volle Outdoormontur, heute gegen
den Wind. Die Spaziergänge oder Fotostopps an
der Klippe, wo der Wind sich bis auf Sturmstärke
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aufstaut, werden zum Kampf gegen die Elemente.
So macht schweres Wetter Spaß! (Seite 10-11)
Zurück auf dem Festland enttäuscht Løgstør unsere Hoffnung auf einen romantischen Stellplatz
am Jachthafen. Den gibt es zwar, er ist allerdings
nur eine extrem schiefe Matschwiese. Und wirklich einladend sieht auch das Limfjordmuseum
nicht aus, zu dessen Ehre die Route hier entlang
führt. Wir drehen ab und suchen uns einen Campingplatz. Man kann von hier aus die Nordsee fast
schon riechen, zumindest mit der Nase auf der
Landkarte. Wir können nicht anders, es zieht uns
magisch an den Strand und zu den Feriendörfern,
die wir Ostern gemieden haben. Die Margerite hat
Pause.
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Urlaub von der Margerite
In Blokhus erscheint uns die als Shoppingmeile
stehen scheinen (20). Hier löst Steilküste die sanfte
getarnte Industriehalle im Ortszentrum nach taDünenhügellandschaft ab. Bei auflandigem Wind,
gelanger Fahrt durch menschenleere Agrarlandvon dem wir heute reichlich haben, entsteht ein
schaften fast wie das Schlaraffenland, zumal das
konstanter Aufwind, der diesen Strand zu einem
Wetter so langsam anfängt, der Jahreszeit zu entHot Spot für das Paragliding macht.
sprechen. Der Versuch am Strand
Bei endlich traumhaftem Juni-Wetbis zur nächsten Urlauberhochburg
ter genießen wir den folgenden Tag
vorzudringen, endet nach 15 km an
am Strand (21, 23). Pünktlich zur
Nach einer
einer doch recht tiefen Furt in SichtAbfahrt nach Aalborg zieht BewölBergeaktion
weite des Zieles. Nach einer zünftikung auf. Es wird frisch, und als wir
fahren wir
gen Bergeaktion (22) für ein (Ducaauf dem Aalborger City-Camp einLøkken dann
to-) Mobil, das sich hier trotz festem
treffen, sind die Pläne zu grillen mal
doch über die
Boden beim Anfahren bis zur Frontwieder ins Wasser gefallen. Es bleibt
Straße an.
schürze eingräbt, fahren wir Løkken
bis zum morgendlichen Stadtbummel
dann doch über die Straße an. Ein
(19)dunkelgrau und klart erst auf, als
gemütlicher Küstenort anstelle der
wir nach Sæby aufbrechen, um ab
sonst anzutreffenden Kommerzwüsten lädt zum
dem Ende der Ostertour wieder der Margerite zu
Bummeln ein, obwohl das Angebot dem anderer
folgen. Ein wirklich fotogenes, gemütliches StädtTouristenorte gleicht (17). Abends checken wir auf
chen (18), aber der Stellplatz im Hafen von Voerså
dem einfachen Strandcamp am Nordende des Orist trotzdem lauschiger.
tes ein, wo Paraglider über dem Platz in der Luft zu
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Jütland historisch: Der Nordosten
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Das dritte Puzzleteil unserer Jütland-Entdeckungsfahrt beginnt mit Kultur und Geschichte. Im
Schloss Voergård (25, 32) gibt es eine erstaunliche
Kunstsammlung zu besichtigen. Seit dem frühen
15. Jahrhundert pflegten die bürgerlichen Besitzer
gute Kontakte zum europäischen Hochadel und
haben so erlesene Dinge zusammengetragen.
Briefe von Marie Antoinette, die diese 1 ½ Tage
vor dem Schafott geschrieben hat, Tafelsilber von
Napoleon, diverse Geschenke von französischen
Königen, die hier nur mit „die Louis“ zusammengefasst werden, stehen neben Ming-Vasen, natürlich von einem chinesischen Kaiser persönlich
geschenkt. Und ein Papst, dem die Schlossherren
in harten Reformationstagen zur Seite standen, hat
das Schloss mit drei Gobelins verziert, die vorher
im Vatikan hingen. Anfang des 20. Jahrhunderts
verkaufte man die französischen Güter zugunsten dieses dänischen Schlosses und so kamen
die Schätze aus 500 Jahren Familiengeschichte in
Voergård zusammen.
Wir setzen in Hals über die Mündung des Limfjordes in die Ostsee über. In dieser Gegend präsentiert sich die Margeritenroute einmal mehr als lückenhafte Schnitzeljagd. Wir nehmen die Blumen
mit Pfeilen drunter am Wegesrand inzwischen nur
noch als Empfehlung für die grobe Richtung zum
nächsten Stopp. Kurz vor Rebild fahren wir unvermittelt durch traumhafte schöne Hügellandschaft
mit einer Vegetation wie in der Lüneburger Heide. Mit Schafen auf dem Parkplatz (29) und einem
kurzen Spaziergang, der wunderschöne Aussichten
parat hält.
In Rebild selber steht eine feudale Touristinfo für
Dänemarks größten zusammenhängenden Wald,
den Rold Skov, in dessen Zentrum wir uns befinden. Rebild ist auch der Ort, an dem sich die
Mormonen direkt nach der Einführung der Religionsfreiheit in Dänemark zusammengefunden
haben, um von hier aus 1850 in die neue Welt
aufzubrechen. Bis heute wird dieser Historie mit
einer großen dänisch-amerikanischen Feier am 4.
Juli gedacht (31). Zu diesem Event von nationaler
Bedeutung darf durchaus mit royalem Besuch gerechnet werden.
Hinter Hadsund biegen wir rechts ab auf eine
traumhafte Küstenstraße am Südufer des Mairangerfjordes. Auf dem Weg nach Fyrkat (26) scheitern wir endgültig an den Blumenschildern und
müssen uns mit Hilfe des Navis den rechten Weg
suchen.
„Susi“ führt uns erfolgreich zu einer von fünf Ringburganlagen des „Trelleborg-Typs“ aus der Zeit des
Wikingers Harald Blauzahn um das Jahr 980, die
man bisher entdeckt hat. In Fyrkat hat man nicht
nur die Rekonstruktion eines königlichen Langhauses direkt an der Burg (39), sondern auch ein
sehenswertes Bauerndorf einige Hundert Meter
weiter aufgebaut, was diese Anlage trotz der halben
Größe wie Aggersborg am Limfjord so sehenswert
macht (28). Man kann sogar ein Stück Wikingerbrot selber backen (34) oder ein Kettenhemd anprobieren (27).
Nach einem ausgiebigen Stadtbummel durch Viborg mit seinen 21 Kirchen (33) und dem zur
Mittagspause einladenden Norresö rundet die
Schlossruine Hald Slot unseren Kulturtrip ab (24).
Die Ruine erstreckt sich auf der Anfahrt weithin
sichtbar über den See, ist aber vor Ort mangels
Wegausschilderung kaum auffindbar. Typisch dänisch. Gute Wege, aber wohin die führen wird geheim gehalten. Da sind Fußgänger nicht viel besser
dran als Autofahrer.
Reisen: Thema
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Die Halbinsel Djursland
Heute ist die ständig neue Haken schlagende Route
wirklich anstrengend. Das Gejuckel über schmale
Straßen ermüdet den Steuermann, die Navigatorin
leidet mit dem ständigen Blick auf der Karte bald
unter einem Anflug von Seekrankheit. Das Tagesziel wird auf „ein nettes Stellplätzchen“ reduziert.
Nach langer Irrfahrt durch Norddjursland steuern
wir als letzte Hoffnung den Jachthafen von Bønnerup Strand an und stehen ganz unverhofft auf unseren Traumplatz: Der ganze Hafen ist weit nach
Norden in die See hinaus gebaut, und die Reisemobile stehen genau dort, wo von Westen der Strand
in die Mole übergeht. Zu dem moderaten Preis von
130 Kronen incl. Gutschein für vier Brötchen gesellt sich der perfekte Sonnenuntergang direkt vor
der Sitzgruppe hinzu (36). Unser Nummer 1 Stellplatztipp für diese Reise!
Am nächsten Abend erleben wir in Ebeltoft, am
südlichen Ende der Halbinsel, genau das Gegenteil. Ebeltoft ist mit seiner gemütlichen Altstadt
und deren individuellen Geschäften und Kunsthandwerkern sowie der Museumsfregatte Jylland
von 1850 und dem großen Glasmuseum ein Muss
auf der Rundreise durch Dänemark. Der örtliche
Campingplatz ist sich dessen sehr bewusst. In der
D-Saison (billigster Preis) bezahlen wir für 2 Personen, mit Meerblick und 4 Brötchen, aber ohne
Strom, 255 Kronen. Das ist doppelt so viel, wie
gestern, nur 35 km weiter südlich für das gleiche
Paket.
Weiter geht es durch die Hügellandschaft des Nationalparks Mols Bjerge. Am Nordende der übernächsten Bucht erblicken wir die Ruine von Schloss
Kalø, die mitten im Wasser zu stehen scheint (35).
Es sind nicht nur wenige Kilometer vor Århus viele Städtetouristen für einen kurzen Abstecher ins
Altertümliche hier, sondern es sind kurz vor den
Sommerferien wohl auch Wandertage an den Schulen. Die ganze Ruine wird vom Lachen spielender
Kinder mit neuem Leben erfüllt. Man muss sich in
Acht nehmen, nicht in die Ritterkämpfe mit den
eigens angefertigten Pappschwertern verwickelt zu
werden. Mit vier Bussen rauscht die Grundschule
wieder ab und Ruhe kehrt ein. Wie langweilig.
Bild 36
15 Reisemobilist
Reisen: Jütland
Über Århus und Juelsminde gen Süden
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Wir fahren in die nahe Großstadt und finden nach
längerer Irrfahrt mit dem Parkleitsystem, das,
wie so oft, ParkPLÄTZE vorgaukelt, die am Ende
auch nur ParkHÄUSER sind, irgendwo zwischen
Univiertel und Einkaufsmeile einen Parkplatz am
Straßenrand. Nach ausgiebiger Stadtbesichtigung
mit vergeblicher Suche nach einer Eisdiele (37)
versuchen wir es ein letztes Mal mit der Margeritenroute. Sie führt uns an der Uferpromenade, auf
der zum Feierabend ganz Århus unterwegs zu sein
scheint, vorbei zum Moesgård Museum, einem
gigantischen und futuristischem Klotz, welcher
der hier ausgestellten Moorleiche locker die Show
stiehlt.
Und jetzt? Der Urlaub ist fast rum, das Stück Margeritenroute, das wir uns vorgenommen haben, ist
weitgehend abgearbeitet, die letzten vorgemerkten
Sehenswürdigkeiten (Flussquellen, Runensteine,
Safariparks, …) erscheinen uns wenig lukrativ.
So nehmen wir uns bis Himmelberget doch noch
einmal der M.-Route an. Hier steht ein Aussichtsturm auf einer Anhöhe, von der man jahrhundertelang glaubte, es wäre mit 147 Metern die höchste
Erhebung Dänemarks. Heute weiß man es besser,
es gibt noch zwei Hügel, die es auf 170 Meter bringen. Aber hier hat H.C. Andersen sich wohl gerne
inspirieren lassen und hier steht ein fetter Aussichtsturm auf dem Hügel. Also Himmelberget.
Ein netter Wald, mit zahlreichen Wanderrouten
und immer ein lohnendes Ausflugsziel, aber mehr
auch nicht.
Jetzt ist es aber endgültig gut. Der letzte Urlaubstag
soll entspannt ausklingen, nicht in einem Waldcamp irgendwo an der Strecke enden. Der Name
Juelsminde (39) erinnert an alte Seglerzeiten, war
es dort nicht recht gemütlich? Wir haben Glück.
Um 14 Uhr schnappen wir uns einen der letzten
Plätze im WoMo-Hafen an der Hafenpromenade
(40) und vertrödeln den letzten Urlaubstag bei
strahlendem Sonnenschein mit „Schiffe-gucken“,
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St. Tropez? Nein, Juelsminde!
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Softeis-Schlemmen und bei einem leckeren Lachssteak (38) im Hafenrestaurant in ungefähr 30 Meter Entfernung vom Stellplatz. Mehr geht nicht
zum Ausklang des Urlaubes. Während die anderen
Camper sich gegen halb acht ins Mobil verziehen
und den Fernseher anwerfen, sitzen wir bis kurz
vor Sonnenuntergang vorm Auto und lassen das
bunte Treiben des Jachthafens auf uns wirken.
Reisemobilist 16
Hier entstehen auch die letzten Zeilen dieses Berichtes. Morgen noch mal eben 3 Stunden auf die
E45, dann ist es für dieses Jahr gut mit „Blumen
pflücken“. Die dänische Südsee, die Inselwelt Dänemarks in der Ostsee, bleibt als vierter und längster
Abschnitt der Route zunächst unerforscht. Eines
Tages werden wir zu einer dritten Expedition nach
Norden aufbrechen …
Reisen: Jütland
Reise-Infos:
Die Margeritenroute
verläuft über insgesamt 3.540 km durchs ganze Land. Sie ist in vier Abschnitte aufgeteilt, die sich an der
E45 (Kruså, Koldung, Hjallerup) treffen. Weitgehend verläuft die Strecke über Nebenstraßen, immer in
einem hervorragenden Zustand, kein Schotter. Zwischen den Feldern, durch kleine Bauerndörfer und
dann wieder durch den großen Fährhafen oder mitten durch die verkehrsberuhigte Einkaufsstraße.
Man sieht die ganze Bandbreite dessen, was Dänemark dem Besucher zu bieten hat.
Das dänische Fremdenverkehrsamt empfiehlt die Route ausdrücklich nicht für Wohnwagengespanne
und „große“ Fahrzeuge. In Jütland sind wir nur in Støvring und Dvergetved auf Bahnunterführungen
in Rundbogenbauweise gestoßen, die nur 2,5 m (offiziell) bis 2,9 m (praktisch) hoch sind. Alles andere
ist gut passierbar.
Die Route wird ständig aktualisiert und ist meist gut, aber eben auch mal gar nicht oder irreführend
ausgeschildert. Landkarten und Navi-Routen sind niemals auf dem neuesten Stand. Es ist eine groß
angelegte Schnitzeljagd, auf die man sich hier einlässt. Ein wachsamer Navigator auf dem Beifahrersitz
ist hier Pflicht. Mit ein wenig Pfadfindermentalität genießt man die Momente, in denen nach dem
Blindflug durch drei Bauerndörfer, deren Namen auf keiner Karte stehen wieder eine Blech-Blume am
Wegesrand steht. Weitere Informationen und weiterführende Links finden Sie unter:
www.visitdenmark.de/margeritenroute
Übernachten in Dänemark
Die Spielregeln sind in Dänemark sehr einfach: wildes Camping, egal in welcher Art von mobiler Behausung ist nicht zulässig. Das gilt landesweit auf öffentlichem Grund. Weil die Dänen freundlich und
geschäftstüchtig sind, kann man außerhalb der Hauptsaison oft trotzdem unbehelligt frei stehen. Aus
dieser Duldung, der Abwesenheit eines „Camping Forbud“-Schildes oder der Erwähnung in Internetforen eine Zulässigkeit abzuleiten, ist ein Trugschluss.
Dänische Campingplätze sind durchweg ordentlich
entlich geführt, auch ältere und einfache Sanitäranlagen sind in gepflegtem Zustand. Die obligatorische
torische Camping Key Karte kann vor Ort erworben werden. Viele Plätze bieten „Quick-Stop“
top“ an. Dort kann man von 20-10 Uhr
für ca. 20,- Euro vor der Schranke stehen und
nd zumindest morgens nach dem
Check-in die Einrichtungen des Platzes benutzen.
utzen. Oft sind diese Stellplätze
unattraktiv gelegen. Dass man dort nur Gast
st zweiter Klasse ist, spürt man
deutlich.
n Orten auch ein
Für den gleichen Preis darf man in manchen
Parkticket von 21-9 Uhr aus dem Automaten ziehen. Nur um
auf dem meist „zentral gelegenen“ Parkplatz ohne jede Versorgung zu stehen. Will man tags darauf auch
uch noch durch
die Stadt bummeln, nimmt der Automat ab 9 Uhr zusätzlich
gegen.
gerne noch die normalen Parkgebühren entgegen.
Am besten steht man in Jachthäfen (Lystbådehavn):
ehavn): Fürs gleiche Geld bekommt man hier ein nettes und
d ruhiges Plätzchen am Wasser, Sanitäranlagen, Strom und
nd Frischwasser.
Manchmal gibt es eine Chemiekloentsorgung,
rgung, seltener
llkommen und
Abwasserservice. Hier fühlt man sich willkommen
aubsfeeling. Aldie Umgebung verströmt jede Menge Urlaubsfeeling.
lerdings haben noch längst nicht alle Hafenbetreiber
nbetreiber diese
n, vielerorts ist
zusätzliche Kundschaft für sich erschlossen,
noch „Camping Forbud“, auch wenn Stromsäulen
msäulen auf leermitteln.
ren Kiesflächen einen anderen Eindruck vermitteln.
Diese dienen zur Versorgung der Boote, die hier
im Winter stehen. Unsere Favoriten aus dieser
eser
Rundreise sind: Bønnerup Strand, Juelsminde,
nde,
Voerså und Nykøbing (Insel Morsø).
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