Die Stimme aus der Straßenbahn – kreuzer Leipzig
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Die Stimme aus der Straßenbahn – kreuzer Leipzig
Anika Galisch Arbeitsproben. „Nächste Haltestelle: Goerdelerring“ - kreuzer, Juli 2008 Kreuzfahrt ANZEIGE 0708 »Nächste Haltestelle: Goerdelerring« Die Freibergerin Conny Grotsch ist die Stimme der LVB. Mit Leipzig verbindet sie mehr als nur Haltestellen Torgau-Kultur e.V. präsentiert 17,- I 19,- ! Sa I 05.07. I 20:00 Eine Italienische Reise Opernabend im Renaissanceschloss Torgau mit Feuerwerk an der Elbe! Rundfunk Blasorchester Leipzig und Startenor Stanley Jackson Musical wie aus Tausend und einer Nacht für die ganze Familie mit dem Theaterdorf Priester; ein ganzes Dorf, mehr als 60 Familien, spielen Theater. REICHHOLD REICHHOLD 8,- I 12,- ! So I 06.07. I 15:30 Jules Vernes Reise um die Welt Schauspielerin Grotsch (im Juni in Leipzig): »Das gibt mir das Gefühl, irgendwie noch da zu sein« W enn Conny Grotsch Straßenbahn fährt, ist für sie immer etwas anders als für normale Fahrgäste. Heute steigt sie in die Linie 15 Richtung Miltitz. Das tut sie selten, denn normalerweise fährt sie keine Bahn. In Freiberg, wo sie wohnt, sind die Anbindungen für sie ungünstig. Die schmale, dunkelhaarige Frau mit den großen blauen Augen steht im letzten Wagen und hält sich am Geländer fest. Gespannt hört sie sich sagen: »Nächste Haltestelle: Goerdelerring ...« Conny Grotsch sperrt ihre Augen weit auf und beugt sich nach vorn, als könne sie so besser hören. Die alte Bahn rattert. »Man versteht es ja kaum«, sagt sie, »aber wenn ich genau hinhöre, erkenne ich mich.« Sie lacht. Conny Grotsch ist die Stimme der LVB. Vor sieben Jahren wurden im Zuge der Netzreform Streckenführungen geändert und man suchte nach einer frischen Stimme für die Ansagen der 1.129 Haltestellen in Leipzig. »Ein Mitarbeiter hatte mich wohl in der Dresdner Bahn gehört und dann angefragt«, erinnert sich Conny Grotsch. Insgesamt spricht sie die Ansagen in ??Städten – von Graz bis Görlitz. Mit Leipzig verbindet sie aber ihre ganz eigene Geschichte. Mit 22 zog sie hierher, begann ihr Studium an der Schauspielschule. Dabei wollte sie erst gar nicht Schauspielerin werden, sondern Grafikerin. Als eine Freundin sie dann überredete, mit ihr am Eignungstest teilzunehmen, und Conny Grotsch alle Prüfungen sofort bestand, ließ sie sich erst mal zurückstellen. »Das hatten sie bestimmt noch nie erlebt«, sagt sie heute und lächelt stolz. Nach ein paar Monaten wusste sie dann, dass sie auf die Bühne gehört. Bis heute. Seit 13 Jahren ist sie am Mittelsächsischen Theater in Freiberg engagiert. Conny Grotsch liebt ihre Vielseitigkeit. Neben den verschiedensten Theater-Rollen moderiert sie im Frei- berger Stadtfernsehen und spricht eben Haltestellenansagen. Schon während des Studiums übernahm sie kurze Rollen als Synchronsprecherin in Filmen. Anfang der 90er Jahre engagierte sie eine Firma aus Gera, die Bus- und Bahnansagen produziert und gerade eine neue Sprecherin suchte. Der Wagen holpert. »Nächste Haltestelle: Waldplatz«. Heute sind viele Orte, in denen Grotsch die Stationen ansagt, auch Stationen ihres eigenen Lebens: Gera, Dresden, Freiberg, Leipzig. In all diesen Städten hat die gebürtige Hallenserin viel Zeit verbracht und ihre Spuren hinterlassen. »Das gibt mir das Gefühl, irgendwie noch da zu sein«, sagt die 45-Jährige. An Leipzig hängt sie besonders. »Mich würde es schmerzen, wenn das wegfallen würde. Leipzig ist eine Heimat für mich.« Hier lernte sie ihren Freund kennen, bekam kurz nach Studienabschluss den gemeinsamen Sohn Bruno. Erst nach der Trennung von ihrem Lebensgefährten zog sie nach Gera. Auch ihre Mutter stammt aus Leipzig, ihre Oma Ilse lebte bis zu ihrem Tod Anfang dieses Jahres hier. Oma Ilse war der Grund, der sie immer wieder herführte – wenn auch zu selten. »Sie hat immer gesagt: Wenn ich dich in der Straßenbahn höre, dann ist es, als wärst du hier«, erzählt sie und blickt dabei nachdenklich aus dem Fenster. Wenn Conny Grotsch heute durch Leipzig fährt, sind ihre Augen ganz weit offen, glänzen vor Spannung, sie dreht den Kopf hin und her, schaut nach links und rechts. Es scheint, als wolle sie die Stadt aufsaugen. Heute hat sie leider nur wenig Zeit, sie muss zurück nach Freiberg. Doch eines will sie noch machen: Oma Ilse auf dem Friedhof besuchen und die Blumen gießen. Das hat sie schon viel zu lange nicht mehr geschafft. ANIKA GALISCH Termine 067 Kunst 054 Literatur 051 Theater 046 Musik 036 Film 028 Spiel 026 011 22,- I 24,- ! Sa I 02.08. I 21:00 AUTO, AUTO – Rhythm and Crash in Concert Christian von Richthofen spielt auf dem Steinway unter den Konzertautos Open-Air-Spektakel der besonderen Art TORGAU Schloss Hartenfels Sa., 02.08.2008 ab 21:00 www.eventim.de Kartenbestellung unter: Kulturhaus Torgau: 03421 903523 TIC: 03421 70140 www.kulturhaus-torgau.de