die voodoo-kultur

Transcrição

die voodoo-kultur
DIE VOODOO-KULTUR
translation for the original English by Patrick Rotter (with special thanks)
VERORTUNG
Voodoo (oder Vodou) ist in erster Linie ein Lebensstil und ein Glaubenssystem, das sich auf der Insel Hispaniola
entwickelte. Diese Insel besteht heute aus den Ländern Haiti und aus der Dominikanischen Republik. Der
ursprüngliche von den Eingeborenen benutzte Name von Hispaniola war Quisqueya. Hispaniola war die Insel, auf
der Christoph Columbus zuerst ankam, um 1492 eine neue Welt zu entdecken. Heute leben fast sieben Million
Menschen auf Haiti, von denen ca. 80% an Voodoo glauben. Haiti liegt im karibischen Meer, südlich von Kuba.
Weiter Voodoo-Zentren können in der Dominikanischen Republik, auf Kuba und in den Vereinigten Staaten
(besonders in New Orleans) gefunden werden. Religionen, die eng mit Voodoo verbunden sind, gibt es in Benin
(Afrika) und in Südamerika.
GESCHICHTE
Die Geschichte des Voodoo beginnt möglicherweise mit der Geschichte des Christoph Columbus. Nachdem
Columbus und seine Männer auf der ersten Reise die neue Welt „entdeckten“, folgten immer mehr spanische
Einwanderer. Die eingeborenen Arawak starben langsam aufgrund von eingeschleppten Krankheiten, Morden,
Selbstmorden und wegen der Sklaverei aus. Mit der wachsenden Bedeutung des Zuckers wurden zu Beginn des
16. Jahrhunderts afrikanische Sklaven vor allem aus Westafrika nach Haiti geholt.
Wegen der vollkommenen Lage, des Klimas und des perfekten Bodens, wurde Haiti ein Ort, um den Spanier,
Franzosen und Briten für Jahre kämpften. Schließlich wurde die Insel ab der Mitte des 17. Jahrhunderts zur
französischen Kolonie. Die beträchtlichen Ressourcen der Insel fanden bald ihren Weg nach Europa. Es war zu
dieser Zeit, als sich Voodoo langsam entwickelte. Bis 1780 war Haiti einer der wohlhabendsten Plätze auf der
ganzen Erde, auch wenn wenige Haitianer etwas von diesem Reichtum hatten.
Angespornt durch die Französische Revolution lehnten sich die afrikanischen Sklaven 1791 auf Hispaniola auf.
Sie töteten die französischen Grundbesitzer und proklamierten 1804 die erste schwarze Republik. 1844 spaltete
sich Hispaniola in zwei Länder, in Haiti und in die Dominikanische Republik.
Während des 19. Jahrhunderts gab es auf Haiti eine Reihe blutiger Bürgerkriege. Ein herrschende Klasse von
Haitianern, die beiden Kulturen entstammten, hielten an ihrer französischen Sprache und Kultur und ihrer
katholischen Religion fest, um der schwarzen kreolischen Sprache und der Yoruba-Religion überlegen zu sein,
die viele Sklaven mitgebracht hatten. Die Distanz zwischen Reichen und Armen wurde immer größer. Dies führte
zu vielen Konflikten, was in Chaos und Anarchie mündete.
1915 landete US-Marines, um dem Land zu helfen, das in der Krise war. Straßen, Häuser, Krankenhäuser, etc.
wurden errichtet, aber wieder war das Resultat dasselbe: wenige reiche weiße Leute bestimmten über die Mehrheit der Schwarzen. Viele Landarbeiter wurden von ihren Ländern vertrieben und mussten Platz für große USObstfirmen machen. Die US-Truppen verließen das Land 1934, aber die Krise blieb. Francis Duvalier, auch „Papa
Doc“ genannt, begann 1957 eine Terrorherrschaft auf Haiti. Sein Sohn „Baby Doc“ folgte ihm nach, war aber auch
bestechlich und grausam. Die Instabilität dauert bis heute an und Haiti ist heute die ärmste Nation in Amerika.
Voodoo musste einen lange organisierten Angriff durch eine der Hauptreligionen der Welt überleben: Den
Katholizismus. Jahrhundertelang hat die katholische Kirche versucht, Voodoo vollkommen auszulöschen. Zuerst
wurden Voodoo-Priester getötet oder eingesperrt. Aber nach dem erfolgreichen Sklavenaufstand von 1804 waren
es die katholischen Priester, die von der Insel Hispaniola vertrieben oder getötet wurden. Seit damals organisierte
die katholische Kirche viele Kampagnen gegen Voodoo. Aber diese sind erfolglos geblieben. In den fünfziger
Jahren entschied sich die katholische Kirche, ihren Kampf aufzugeben, um Voodoo zu zerstören. Seit damals
existieren die beiden Religionen friedlich nebeneinander. Seit den siebziger Jahren jedoch ist es die Protestantische Kirche gewesen (die neu auf die Insel gekommen war), die Voodoo den Krieg erklärt hat.
RELIGION
Nachdem schwarze Sklaven von den Briten aus Afrika geholt wurden, um auf den Feldern zu arbeiten, war es
ihnen verboten, ihre ursprünglichen Yoruba-Götter anzubeten. Missionare versuchten, die Sklaven dazu zu
zwingen, den Katholizismus anzunehmen. Dies war nur teilweise erfolgreich. Schließlich ergab sich eine Mischung des alten Yoruba-Glaubens und des Katholizismus (eine Mischung, die zu einer starken Missbilligung
seitens der katholischen Kirche führte).
The Big Myth
TM
© 2011 Distant Train, inc. (www.distanttrain.com) all rights reserved
Menschen mit den Geistern in Verbindung treten. Es gibt auch einen Altar, der alle Arten von Teilen hat, die sich
auf den Loa beziehen. Während dieser Zeremonien werden Tiere wie Zeigen oder Hühner geopfert, damit die
Geister diese essen können und sie somit wohl gesonnen sind.
Den Gedanken der Willensfreiheit gibt es in der Voodoo-Religion nicht. Dafür sind die Loa für alles verantwortlich,
was im Leben passiert. Alles, was uns passiert, ist von den Loa entschieden. Um also etwas zu ändern, muss
man die Loa bitten, dass sich etwas im Leben oder in der Gesellschaft verändert.
KULTUR, GESELLSCHAFT, WIRTSCHAFT UND POLITIK
Die haitianische Gesellschaft ist stark von den afrikanischen Ursprüngen der Bevölkerung und vom Einfluss der
Franzosen geprägt. Dies zeigt sich offen in der Sprache, in der Religion und in den Bräuchen des Landes. Der
Mittelstand und die Elite des Landes neigen immer noch dazu, französisch zu sprechen, während die Mehrheit
kreolisch spricht, was eine Mischung afrikanischer Sprachen ist, die Einflüsse vom Französischen aufweist.
Haitianische Kunst, Musik und Handwerkskünste sind sehr populär und abwechslungsreich. Man kann diese
Kunst auf und in Voodoo-Tempeln oder auf zeremoniellen Trommeln finden. Lieblingsthemen in der Kunst beziehen sich auf die Geisterwelt oder auf Hochzeiten, Marktszenen, Hahnenkämpfe und imaginäre Dschungelszenen.
Die Bilder sind sehr hell und bunt. Haiti ist auch für seine Holzschnitzereien berühmt.
Die haitianische Gesellschaft war lange Zeit geprägt von Gewalttätigkeit und Diktaturen. In den letzten Jahren hat
Haiti jedoch versucht, demokratische Strukturen aufzubauen. Dennoch ist Haiti ein extrem armes Land. Immer
noch gibt es einen großen Unterschied zwischen arm und reich. Zurzeit besitzt etwa 1% der Bevölkerung ungefähr 60% des Landes. Viele der heutigen haitianischen Autoren schreiben über die Probleme in Haiti sehr kritisch,
und die meisten dieser Probleme bestehen weiter fort.
Viele Haitianer können weder lesen noch schreiben und sind Feldarbeiter. Trotz der spürbaren Zunahme der
Stabilität werden viele Landarbeiter sogar ärmer als vorher. Der Grund liegt darin, dass sie eine schwere Zeit
hinter sich haben, in der sie mit auswärtigen Landwirten konkurrieren mussten. So haben die Bauern oft keine
andere Wahl, als ihr Land zu verlassen und Beschäftigung in der Hauptstadt Port-au-Prince zu finden. In den
fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts lebten dort 150.000 Menschen. Heute sind es mehr als 2.000.000. Jedoch
arbeiten fast 70% Prozent der Arbeitskräfte immer noch in der Landwirtschaft. Die Haupternten sind Kaffee,
Mangos, Zuckerrohr, Holz, Reis und Mais.
Eines der größten Probleme ist das Bevölkerungswachstum auf Haiti, nicht nur in der Hauptstadt. Allein im letzten
Jahrhundert hat die Bevölkerung des Landes um 400% zugenommen. Männer haben in der haitianischen Gesellschaft viel mehr Macht als Frauen. Viele Frauenorganisationen wie Kay Fanm sind vor kurzem gegründet
worden, um gegen die Art zu protestieren, wie Frauen von den Männern in ihrem Land behandelt werden. Beschwerden der Frauen werden von der Polizei oder der Regierung immer noch selten ernst genommen. Die
Vereinigten Staaten haben heute einen viel größeren Einfluss auf Haiti als Frankreich. Amerikanische Marines
sind seit der Unabhängigkeit mehrmals an haitianischen Küsten gelandet. 80% des Handels wird mit den
Vereinigten Staaten betrieben.
The Big Myth
TM
© 2011 Distant Train, inc. (www.distanttrain.com) all rights reserved