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AKTUELL Über Umwege zum Sportbrillen-Spezialisten Augenoptikermeister und Inhaber der „Sehwelt Eller“ Sertac Özenir. Die Ausbildung zum Augenoptikergesellen, der anschließende Besuch der Meisterschule, um sich danach mit eigenem Fachgeschäft selbstständig zu machen – so oder so ähnlich kann man sich den optimalen Werdegang in der Augenoptik-Branche vorstellen. Dass allerdings nicht immer alles reibungslos verläuft, zeigt die Geschichte von Sertac Özenir, Augenoptikermeister und Inhaber der „Sehwelt Eller“ im Düsseldorfer Stadtteil Eller. Anzeige seit 1895 Goldschmiedebedarf · Furnituren · Steine · Perlen Werkzeuge und Zubehör für den Augenoptiker Fordern Sie unseren kostenfreien Katalog an! KARL FISCHER GmbH Berliner Str. 18 · 75172 Pforzheim Tel.: 07231/31031 · Fax 07231/310300 [email protected] · www.fischer-pforzheim.de 16.000 Artikel online unter www.goldschmiedebedarf.de 26 DOZ 03 | 2014 Der gebürtige Lemgoer Sertac Özenir betreibt seit 2011 die „Sehwelt Eller“ in Düsseldorf-Eller. Dieser Stadtteil zählt zu den Stadtbereichen, die sich ein eigenes, geschlossenes Zentrum bewahrt haben. Der Gertrudisplatz und die Gumbertstraße, in der das Augenoptik-Fachgeschäft ansässig ist, strahlen die Behaglichkeit einer Kleinstadt aus. Mit einem Augenoptikgesellen und einer Angestellten auf 450-Euro-Basis, die ihn in der Buchhaltung und im Bürowesen unterstützt, bedient der 40-Jährige die allgemeine Kundenklientel. Er legt großen Wert auf qualitativ hochwertige Produkte, die nachhaltig gefertigt werden. Özenir zählt hier auf gestandene Fassungshersteller wie Eschenbach, Lafont und Emmerich. Beim Einkauf der Fassungen unterstützt er ebenfalls gezielt junge Unternehmen, die „handmade in Germany“ produzieren. „Als traditioneller Augenoptiker muss man Nischen bedienen.“ Als ausgewiesener Sportbrillen-Spezialist hat der zweifache Familienvater eine Nische für sich gefunden, um sich von der Masse abzuheben. Mit einer großen Auswahl an Sport- und Skibrillen sowie Skihelmen dekoriert er nicht nur sein Schaufenster, sondern präsentiert sich auch auf Sportveranstaltungen und in den umliegenden Sportvereinen. Er sponsert viele Jugendliche im Bereich Sport- und Korrektionsbrillen und kooperiert mit Vereinen, darunter der Deutsche Alpenverein. Neben dem gut laufenden Geschäft mit den Sportbrillen, kann sich Özenir auch über einen hohen Kontaktlinsenanteil freuen. Dieser liegt mit 22 bis 28 Prozent über dem Durchschnitt. Den hohen Anteil hatte er bei der Geschäftsübernahme vom Vorgänger geerbt. „Die Nachfrage ist groß. Das war sie schon bei dem Vorgänger. Er konnte gut anpassen und hatte das Händchen, jedem Kunden die Kontaktlinsen mit auf den Weg zu geben.“, erklärte Özenir die Menge an verkauften Kontaktlinsen. Geschäftsübernahme mit Tücken „Das war meine Blauäugigkeit.“ Klingt doch alles super – ist es auch. Aber auf seinem Weg dorthin erfuhr Sertac Özenir immer wieder Rückschläger oder musste durch Höhen und Tiefen gehen. Die letzte große Hürde nahm er, als er voller Übereifer das Augenoptik-Fachgeschäft im Mai 2011 übernahm. Der Haken daran: Das Geschäft war mit Schulden und Verbindlichkeiten behaftet, was zur Folge hatte, dass nur beschränkt bei Lieferanten eingekauft werden konnte. „Das zweite Kind war unterwegs, ich stand kurz vor der Meisterprüfung und dann diese Euphorie, endlich einen Laden allein auf die Beine stellen zu können.“, erklärte Özenir seine damalige Blauäugigkeit. „Und dann waren die raus und es hat sich alles positiv entwickelt.“ Den Vorbesitzer der „Sehwelt Eller“ hatte er während der Zeit auf der Meisterschule kennengelernt. Seit der Übernahme hat sich einiges getan. Der Verkaufsraum wurde im Zuge einer Modernisierung offen und hell gestaltet. Der Umbau der weiteren Räumlichkeiten ist in Planung, ebenso die Erneuerung der Fassade und des Eingangsbereichs. Unter dem Verkaufsraum befinden sich ausbaufähige Kellerräume, bei denen der 40-Jährige phantasiert, wie er diese effektiv nutzen kann. An Vorstellungskraft fehlt es ihm nicht. So kann er sich gut vorstellen, einen Bereich für Hörgeräteakustik einzurichten oder sich auf dem Gebiet der Sportbrillen mit Windkanal und Kletterbereich weiter auszubreiten, damit die Kunden ihre mögliche neue Brille gleich ausprobieren können. Es folgen drei Gesellenjahre, in denen er Rollen wie die des Verkaufsleiters innerhalb der Niederlassung einnahm. Mit der weiteren Planung, die Meisterschule zu besuchen, kam es zu Unstimmigkeiten mit dem Vorgesetzten und Özenir kündigte daraufhin. „Dann war die Konsequenz von Öze: Das mach’ ich nicht mehr mit – raus hier! Ich gehe.“ SchulsportBrillen * GETESTET GETESTET NACH DEM ANFORDERUNGSKATALOG DER U SCH Bis zu seinem Eintritt in die AugenoptikBranche hatte der zweifache Vater nach seinem Hauptschulabschluss 1991 eine Ausbildung zum Hotelfachmann abgebrochen, hier und da in der Gastronomie gekellnert, in einer Leuchtenfirma gearbeitet und sich mit Maßnahmen der Agentur für Arbeit herumgeschlagen. Der gebürtige Westfale, der zunächst 1984 mit seiner Familie in die Türkei zurückkehrte, wurde 1989 aufgrund der schlechten wirtschaftlichen und politischen Lage vor Ort und wegen der besseren Perspektiven in Deutschland von seinen Eltern zu seinem älteren Bruder geschickt, der in Nordrhein-Westfalen bereits eine eigene Familie gegründet hatte. Anzeige US Offene und moderne Präsentation der Brillenfassungen. PL Zur Augenoptik kam der Spätberufene wie die Jungfrau zum Kind. Während er Ende 2003 nach seinem Abitur am Westfalen-Kolleg auf den Beginn des Managementstudiums wartete, bat ihn ein Freund um seine Mithilfe. Der Niederlassungsleiter eines Augenoptik-Filialisten benötigte Unterstützung bei dem Run der Kunden, der sich aufgrund der Gesundheitsreform ergab, denn ab dem 1. Januar 2004 fiel die Zuzahlung der Krankenkassen auf Brillen und Kontaktlinsen weg. „Kauf dir einen Anzug, stell’ dich da hin, du machst das schon.“ wurde Özenir von seinem Freund ermutigt. Özenir sortierte die Kunden an der Kasse nach ihren Anliegen und behielt systematisch den Überblick. „Nach zwei, drei Tagen lief das wie am Schnürchen. Am dritten Tag hatte ich schon Brillen in der Hand und war am Richten“, erklärte er. Der dortige Regionalleiter hatte das Engagement der Aushilfe mitbekommen und bot ihm eine Ausbildung als Augenoptiker an. Als Umschulung deklariert, startete Özenir mit Anfang 30 die Ausbildung zum Augenoptikergeselle. „Der erste Schultag war super. Ich kam in die Klasse und alle dachten, ich wäre der Lehrer.“, schilderte er die damalige Situation inmitten von Teenagern in der Berufsschule, die ebenfalls ihre Ausbildung begonnen hatten. „es sind immer irgendwo Leichen im Keller.“ Als Tipp kann er Interessierten, die beabsichtigen ein Fachgeschäft zur übernehmen, nur raten, sich zunächst von dem Inhaber einstellen zu lassen, um zunächst gemeinsam zu arbeiten, das Geschehen zu beobachten und die Stammkundschaft kennenzulernen. Für die Zukunft wünscht sich Sertac Özenir ein zweites Geschäft. Hierzu möchte er seinen angestellten Augenoptikgeselle zur Meisterschule schicken, damit er anschließend die „Sehwelt Eller“ als Teilhaber weiterführt. Das weitere AugenoptikFachgeschäft beabsichtigt er ganz anders aufzuziehen: hier würde er nur exklusiv über Terminvereinbarung arbeiten wollen und hochwertige, handgefertigte Produkte anbieten. Er verspricht sich dadurch, mehr Zeit für die Familie zu gewinnen. Sein innigster Wunsch ist aber schon immer ein ganz anderer gewesen – ein kleiner Hinterhof mit drei, vier Tischen, täglich wechselnden Mittagmenüs und selbstgebackenen Kuchen. „Das sind meine Träume. Vielleicht ist der Zug schon abgefahren, vielleicht mit 50.“ n Wiebke Brückner L S P „Jetzt bin ich, glaube ich, angekommen.“ Große Auswahl an Skibrillen und -helmen im Schaufenster der „Sehwelt Eller“. „Nichts, was ich bisher entschieden habe, habe ich bereut“, aber dennoch würde der Augenoptikermeister gerade bei einer Geschäftsübernahme heute einiges anders machen. Mit der Erfahrung, die er gesammelt hat, würde er das Objekt auf Herz und Niere prüfen, denn OR H „Optik hatte ich mir niemals vorgestellt.“ T TA U G L IC * ...weil Ihre Kunden mehr wollen als eine Brille pricon GmbH & Co. KG · An der Fahrt 13 · D-55124 Mainz DOZ 03-0| 2014 27 Telefon: +49 (0) 6131-97133 · www.pricon.de