DOZ A4

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DOZ A4
AKTUELL
Über Umwege zum
Sportbrillen-Spezialisten
Augenoptikermeister und Inhaber der
„Sehwelt Eller“ Sertac Özenir.
Die Ausbildung zum Augenoptikergesellen, der anschließende Besuch der
Meisterschule, um sich danach mit
eigenem Fachgeschäft selbstständig zu
machen – so oder so ähnlich kann man
sich den optimalen Werdegang in der
Augenoptik-Branche vorstellen. Dass
allerdings nicht immer alles reibungslos verläuft, zeigt die Geschichte von
Sertac Özenir, Augenoptikermeister
und Inhaber der „Sehwelt Eller“ im
Düsseldorfer Stadtteil Eller.
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DOZ 03 | 2014
Der gebürtige Lemgoer Sertac Özenir
betreibt seit 2011 die „Sehwelt Eller“ in
Düsseldorf-Eller. Dieser Stadtteil zählt zu
den Stadtbereichen, die sich ein eigenes,
geschlossenes Zentrum bewahrt haben.
Der Gertrudisplatz und die Gumbertstraße, in der das Augenoptik-Fachgeschäft
ansässig ist, strahlen die Behaglichkeit
einer Kleinstadt aus. Mit einem Augenoptikgesellen und einer Angestellten auf
450-Euro-Basis, die ihn in der Buchhaltung und im Bürowesen unterstützt,
bedient der 40-Jährige die allgemeine
Kundenklientel. Er legt großen Wert auf
qualitativ hochwertige Produkte, die nachhaltig gefertigt werden. Özenir zählt hier
auf gestandene Fassungshersteller wie
Eschenbach, Lafont und Emmerich. Beim
Einkauf der Fassungen unterstützt er
ebenfalls gezielt junge Unternehmen, die
„handmade in Germany“ produzieren.
„Als traditioneller
Augenoptiker muss man
Nischen bedienen.“
Als ausgewiesener Sportbrillen-Spezialist hat der zweifache Familienvater eine
Nische für sich gefunden, um sich von
der Masse abzuheben. Mit einer großen
Auswahl an Sport- und Skibrillen sowie
Skihelmen dekoriert er nicht nur sein
Schaufenster, sondern präsentiert sich
auch auf Sportveranstaltungen und in den
umliegenden Sportvereinen. Er sponsert
viele Jugendliche im Bereich Sport- und
Korrektionsbrillen und kooperiert mit
Vereinen, darunter der Deutsche Alpenverein. Neben dem gut laufenden Geschäft mit den Sportbrillen, kann sich
Özenir auch über einen hohen Kontaktlinsenanteil freuen. Dieser liegt mit 22 bis
28 Prozent über dem Durchschnitt. Den
hohen Anteil hatte er bei der Geschäftsübernahme vom Vorgänger geerbt. „Die
Nachfrage ist groß. Das war sie schon bei
dem Vorgänger. Er konnte gut anpassen
und hatte das Händchen, jedem Kunden
die Kontaktlinsen mit auf den Weg zu
geben.“, erklärte Özenir die Menge an
verkauften Kontaktlinsen.
Geschäftsübernahme
mit Tücken
„Das war meine
Blauäugigkeit.“
Klingt doch alles super – ist es auch. Aber
auf seinem Weg dorthin erfuhr Sertac
Özenir immer wieder Rückschläger oder
musste durch Höhen und Tiefen gehen.
Die letzte große Hürde nahm er, als er
voller Übereifer das Augenoptik-Fachgeschäft im Mai 2011 übernahm. Der Haken
daran: Das Geschäft war mit Schulden
und Verbindlichkeiten behaftet, was zur
Folge hatte, dass nur beschränkt bei
Lieferanten eingekauft werden konnte.
„Das zweite Kind war unterwegs, ich stand
kurz vor der Meisterprüfung und dann
diese Euphorie, endlich einen Laden allein
auf die Beine stellen zu können.“, erklärte
Özenir seine damalige Blauäugigkeit.
„Und dann waren die raus und es hat sich
alles positiv entwickelt.“ Den Vorbesitzer
der „Sehwelt Eller“ hatte er während der
Zeit auf der Meisterschule kennengelernt.
Seit der Übernahme hat sich einiges
getan. Der Verkaufsraum wurde im Zuge
einer Modernisierung offen und hell gestaltet. Der Umbau der weiteren Räumlichkeiten ist in Planung, ebenso die
Erneuerung der Fassade und des Eingangsbereichs. Unter dem Verkaufsraum
befinden sich ausbaufähige Kellerräume,
bei denen der 40-Jährige phantasiert, wie
er diese effektiv nutzen kann. An Vorstellungskraft fehlt es ihm nicht. So kann er
sich gut vorstellen, einen Bereich für Hörgeräteakustik einzurichten oder sich auf
dem Gebiet der Sportbrillen mit Windkanal
und Kletterbereich weiter auszubreiten,
damit die Kunden ihre mögliche neue
Brille gleich ausprobieren können.
Es folgen drei Gesellenjahre, in denen er
Rollen wie die des Verkaufsleiters innerhalb der Niederlassung einnahm. Mit der
weiteren Planung, die Meisterschule zu
besuchen, kam es zu Unstimmigkeiten
mit dem Vorgesetzten und Özenir kündigte daraufhin.
„Dann war die Konsequenz von
Öze: Das mach’ ich nicht mehr
mit – raus hier! Ich gehe.“
SchulsportBrillen
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GETESTET
GETESTET NACH DEM
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Bis zu seinem Eintritt in die AugenoptikBranche hatte der zweifache Vater nach
seinem Hauptschulabschluss 1991 eine
Ausbildung zum Hotelfachmann abgebrochen, hier und da in der Gastronomie
gekellnert, in einer Leuchtenfirma gearbeitet und sich mit Maßnahmen der
Agentur für Arbeit herumgeschlagen.
Der gebürtige Westfale, der zunächst
1984 mit seiner Familie in die Türkei
zurückkehrte, wurde 1989 aufgrund der
schlechten wirtschaftlichen und politischen Lage vor Ort und wegen der besseren Perspektiven in Deutschland von seinen Eltern zu seinem älteren Bruder
geschickt, der in Nordrhein-Westfalen bereits eine eigene Familie gegründet hatte.
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Offene und moderne Präsentation der Brillenfassungen.
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Zur Augenoptik kam der Spätberufene
wie die Jungfrau zum Kind. Während er
Ende 2003 nach seinem Abitur am Westfalen-Kolleg auf den Beginn des Managementstudiums wartete, bat ihn ein Freund
um seine Mithilfe. Der Niederlassungsleiter eines Augenoptik-Filialisten benötigte Unterstützung bei dem Run der
Kunden, der sich aufgrund der Gesundheitsreform ergab, denn ab dem 1. Januar
2004 fiel die Zuzahlung der Krankenkassen auf Brillen und Kontaktlinsen weg.
„Kauf dir einen Anzug, stell’ dich da hin,
du machst das schon.“ wurde Özenir von
seinem Freund ermutigt. Özenir sortierte
die Kunden an der Kasse nach ihren
Anliegen und behielt systematisch den
Überblick. „Nach zwei, drei Tagen lief
das wie am Schnürchen. Am dritten Tag
hatte ich schon Brillen in der Hand und
war am Richten“, erklärte er. Der dortige
Regionalleiter hatte das Engagement der
Aushilfe mitbekommen und bot ihm eine
Ausbildung als Augenoptiker an. Als Umschulung deklariert, startete Özenir mit
Anfang 30 die Ausbildung zum Augenoptikergeselle. „Der erste Schultag war
super. Ich kam in die Klasse und alle
dachten, ich wäre der Lehrer.“, schilderte
er die damalige Situation inmitten von
Teenagern in der Berufsschule, die ebenfalls ihre Ausbildung begonnen hatten.
„es sind immer irgendwo Leichen im Keller.“ Als Tipp kann er Interessierten, die
beabsichtigen ein Fachgeschäft zur übernehmen, nur raten, sich zunächst von
dem Inhaber einstellen zu lassen, um
zunächst gemeinsam zu arbeiten, das Geschehen zu beobachten und die Stammkundschaft kennenzulernen. Für die Zukunft wünscht sich Sertac Özenir ein
zweites Geschäft. Hierzu möchte er seinen angestellten Augenoptikgeselle zur
Meisterschule schicken, damit er anschließend die „Sehwelt Eller“ als Teilhaber weiterführt. Das weitere AugenoptikFachgeschäft beabsichtigt er ganz anders
aufzuziehen: hier würde er nur exklusiv
über Terminvereinbarung arbeiten wollen
und hochwertige, handgefertigte Produkte
anbieten. Er verspricht sich dadurch, mehr
Zeit für die Familie zu gewinnen.
Sein innigster Wunsch ist aber schon
immer ein ganz anderer gewesen – ein
kleiner Hinterhof mit drei, vier Tischen,
täglich wechselnden Mittagmenüs und
selbstgebackenen Kuchen. „Das sind meine Träume. Vielleicht ist der Zug schon
abgefahren, vielleicht mit 50.“ n
Wiebke Brückner
L
S
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„Jetzt bin ich, glaube ich,
angekommen.“
Große Auswahl an Skibrillen und -helmen im
Schaufenster der „Sehwelt Eller“.
„Nichts, was ich bisher entschieden
habe, habe ich bereut“, aber dennoch
würde der Augenoptikermeister gerade
bei einer Geschäftsübernahme heute
einiges anders machen. Mit der Erfahrung, die er gesammelt hat, würde er das
Objekt auf Herz und Niere prüfen, denn
OR
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„Optik hatte ich mir
niemals vorgestellt.“
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