Eye of the Storm von Charles Way Theaterpädagogisches Dossier

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Eye of the Storm von Charles Way Theaterpädagogisches Dossier
Théâtre de la Grenouille
Biel/Bienne
Eye of the Storm von Charles Way
Frei nach The Tempest von William Shakespeare
Für Jugendliche und Erwachsene
Theaterpädagogisches Dossier | Teil 1
Kurzinformationen zum Stück und zu den Mitwirkenden
Théâtre de la Grenouille
Biel/Bienne
Théâtre de la Grenouille |
Biel/Bienne
Für Jugendliche und Erwachsene
Frei nach The Tempest von William Shakespeare
Schweizer Erstaufführung
Produktionsensemble
Spiel Miranda
Prospero
Stephanie/Stephano
Trinculo
Ariel
Pascale Güdel
Arthur Baratta
Liza Baumann
Stefan Liebermann
Isabelle Freymond
Inszenierung Ausstattung
Musik
Stimme Intro
Lichtkonzept & Technik
Charlotte Huldi
Verena Lafargue Rimann
Jonas Kocher
Meret Baratta
Tom Häderli
Produktionsassistenz & TanztrainingLuisa Funk
Technische Support
Thomas Batschelet
Bühnenbau
Marie Gisep
Kostüme Schneiderarbeiten
Barbara Krämer
Übersetzung aus dem EnglischenUwe Dethier
Übersetzung FranzösischPascale Güdel
ProduktionsleitungCharlotte Huldi
PRBrigitte Andrey
AdministrationChristine Junod
GraphikPhilipp Kissling
PhotosGuy Perrenoud, Thomas Batschelet
VerlagsrechteTheaterstückverlag Korn-Wimmer, München
Premiere | Mittwoch, 19. Oktober 2011 | Biel/Bienne | Gaskessel
Unterstützt durch: Stadt Biel, Stadt Bern, Burgergemeinde Bern, Kanton Bern- Amt für Kultur,
Kanton Bern SwissLOS, Stiftung Vinetum, Oertli Stiftung, Migros Kulturprozent, Schweizerische
Interpretenstiftung, AJZ Biel, AG Chessu/Coupole
Kontakt | Théâtre de la Grenouille |
Gurzelenstrasse 11, 2502 Biel/Bienne
032 341 55 86, [email protected], www.theatredelagrenouille.ch
Théâtre de la Grenouille |
Biel/Bienne
Eye of the Storm von Charles Way
frei nach The Tempest von William Shakespeare
für Jugendliche und Erwachsene
Teil 1 Kurzinformationen zum Stück und zur Umsetzung
Inhalt | Geschichte
Das Stück
Der bekannte englische Bühnenautor Charles Way
hat mit seiner sehr freien Bearbeitung des angeblich
letzten Shakespeare-Stückes ‘Der Sturm’ ein intelli­
gentes Stück für Jugendlichen und Erwachsene
geschaffen. Anders als bei Shakespeare steht nicht
Prosperos Denken und Handeln im Zentrum sondern
die Perspektive seiner Tochter Miranda. Ihr Heran­
wachsen, ihre Loslösung, ihr Verlangen, die Welt und
das Leben zu entdecken und selber Verantwortung
zu übernehmen.
Die Geschichte
Prospero, der mächtige Zauberer lebt zurückgezogen
mit seiner Tochter Miranda auf einer Insel. Hier hat er
eine wunderschöne Scheinwelt geschaffen, in der
Miranda heranwachsen kann. Doch Miranda wird
älter und fordert je länger desto vehementer die
Wahrheit von ihrem Vater. Wer bin ich, warum sind
wir hier, wo ist meine Mutter, wie ist das Leben
jenseits der Insel. Prospero schiebt eine Antwort
immer wieder hinaus.
Théâtre de la Grenouille |
Biel/Bienne
Die Geschichte
Nun wird Miranda 14 Jahre alt und erhält wieder
eine schöne Muschelkette, und nochmals keine
Antworten auf ihre Fragen. Diesmal rebelliert sie
heftig gegen die Macht des Vaters, gegen diese
trügerische Zauberwelt, die sie daran hindert,
das Leben kennen zu lernen. Sie versucht sich
voller Wut an Prosperos Zauberkünsten und
beschwört gleich einen riesigen Sturm herauf.
Dieser spült zwei junge Männer ans Ufer und die
Begegnung mit dem wirklichen Leben beginnt.
Eine stürmische Geschichte über das brennende
Verlangen, die Welt und das Leben zu entdecken,
selber Verantwortung zu übernehmen und sich
vom Schutz des Vaters zu lösen. Erfahrungen selber
zu machen, auch wenn sie schmerzvoll und bitter
sein können.
Théâtre de la Grenouille |
Biel/Bienne
Teil 1 Kurzinformationen zum Stück und zur Umsetzung
Inszenierung | Besetzung | Spiel | Bühne | Musik
Vier junge SchauspielerInnen verkörpern die
Jugendlichen und den Luftgeist Ariel. Sie treffen auf
den ’alten‘ und gesetzten Prospero, Repräsentant der
Elterngeneration. Ein körperliches, energievolles und
intensives Spiel zwischen den Schauspielern ist Basis
der Inszenierung. Alle SchauspielerInnen sind mehrsprachig und beherrschen Deutsch resp. Schweizerdeutsch und Französisch als Bühnensprache. Neben
Deutsch und Französisch wird auch Englisch
(Prospero) und Spanisch (Trinculo) gesprochen.
Zitat einer Lehrerin
«Ein wunderbares Spiel, in einem Gaskessel, der den
Raum zur Insel werden lässt. Wir geben uns in den
Gaskessel und versuchen nach dem Spiel, wieder Fuss
zu fassen. Und nehmen ein Kissen mit, als Rettungsbot:
Kommt ihr Jungen, sprecht mit uns, euren Eltern.»
Veronika Peyer, Gymnasiallehrerin, Seelandgymnasium Biel
Théâtre de la Grenouille |
Teil 1
Biel/Bienne
Inszenierung | | Bühne | Musik
Bühne | Musik
Das Bühnenbild, mit grossflächigen magischen Bildwelten auf Tüll projiziert, bietet
Raum für Assoziationen. Was ist Projektion, Vorstellung, Traum, was ist Wirklichkeit. Ist
die Wirklichkeit manipuliert, oder so wie wir sie sehen. Ist Schönheit nur Trug und das
Leben nur hässlich und voller Lügen? Die Projektionen geben der Aussage des Stückes
und dem Spiel eine zusätzliche Dimension der Tiefe, führen den Inhalt weiter ins Heute.
Die Bühne wird von der bekannten Künstlerin Verena Lafargue Rimann mit verschiedenen Methoden gestaltet: Photographien, zeichnerische und graphische Elemente werden
am Computer zu betörenden Bildkompositionen zusammengefügt. Der Boden der
Spielfläche ist mit bunten Kissen gestaltet, ein weicher Untergrund, eine schöne Welt,
in der man sich nicht verletzen soll.
Bereits zum zweiten Mal arbeitet das Théâtre de la Grenouille für die Musik mit dem
Komponisten und Musiker Jonas Kocher zusammen. Die Musik schafft eine Atmosphäre,
den Spannungsbogen, bricht zu Stürmen auf und löst Gefühle aus. Schwirrt fast unhörbar
im Hintergrund und öffnet sich am Schluss zu einem neuen Thema, dem Aufbruch ins
unbekannte Leben. Die elektronischen Klangwelten, geräuschhaft-abstrakt, wie auch
bildhaft-konkret passen hervorragend in die gegenwärtige Welt der Jugendlichen.
Daneben gibt es auch einfache Melodien, wunderschön und zart, die dem elektronischen
Sound gegensätzlich und gleichzeitig ergänzend gegenüber stehen.
Pressezitat
(...) Das gelungene, verspielte Bühnenbild mit farbig-gemusterten Teppichen und Kissen
unterstreicht das Märchenhafte des Stücks. Auf ein grosses Tuch, Tüll, das die Bühne in einen
vorderen und hinteren Bereich unterteilt, werden laufend magische Bilder projiziert.
(...) Damit wird das Spiel mit Schein und Sein, Traum und Wirklichkeit auf einer weiteren
Ebene gekonnt betont. Bieler Tagblatt, 21.Oktober 2011
Théâtre de la Grenouille |
Teil 1
Biel/Bienne
Inszenierung | Bühne | Musik | Sprache
Mehrsprachige Theaterarbeit
Mehrsprachige Theaterstücke in unserer zweisprachigen Heimatstadt Biel/Bienne zu erarbeiten und anzubieten ist für das Théâtre de la Grenouille Grundpfeiler der Arbeit und jedes
Mal eine neue Herausforderung, die Sprache(n) auf der Bühne zu hinterfragen und genau
herauszuarbeiten. Das Spiel mit der Sprache, die verschiedenen Sprachrhythmen, Sprachmelodien sind Grundkonzept. Schauspieler mit deutscher, französischer, englischer und
spanischer Mutter/Vatersprache arbeiten in dieser Produktion zusammen, versuchen sich
zu verstehen, reden aneinander vorbei, entdecken die Welt des anderen. Da Shakes­peare
die Ausgangsbasis für das Stück ist, wird im Stück auch Englisch gesprochen.
Der Schauspieler des Prospero ist ein in der Schweiz lebender Australier. Daraus entsteht
ein neuer, ganz eigener Text. Die verschiedenen Sprachen werden dabei ganz natürlich
verwendet. So wie zweisprachige Partnerschaften oder Arbeitsverhältnisse fliessend von
einer in die andere Sprache wechseln.
In die künstlerisch-visuelle Gestaltung der Projektionen wird auch die inhaltliche Ebene der
sprachlichen Aussage punktuell verarbeitet. Es wird eine Art Übertitel, als Teil des Bildes
gestaltet.
Pressezitat
(...)…Das meiste Lob aber gebührt nebst den Schauspielern(…) der mehrsprachigen Umsetzung
des Stückes. Dies ist sicher die grösste Stärke des Bieler Théâtre de la Grenoille. Spielend
switchen Miranda und Co. Zwischen Deutsch, Schweizerdeutsch, Französisch, Englisch und
Spanisch hin und her, verleihen der Inszenierung Dynamik und eine Besonderheit, die so im T
heater selten zu erlben ist. Bieler Tagblatt, 21.Oktober 2011
Sprache
Deutsch, Dialekt, Französisch, Englisch, Spanisch
Drei Sprachversionen auf Tournee
| Mehrsprachige Fassung – für öffentliche Vorstellungen, für Gymnasien und Mittelschulen
| Deutsche Fassung, mit reduziertem Fremdsprachenanteil – für Oberstufe, 7. bis 9.Klasse
| Französische Fassung, mit weniger Deutschanteil – für Oberstufe, 7. bis 9.Klasse
Der Charme der Mehrsprachigkeit wird auch in den Tournee-Fassungen erhalten bleiben,
soll aber für alle ZuschauerInnen verständlich sein.
Alter
ab 13 Jahren | 7. - 9. Klasse (deutsche resp. französische Fassung)
| Mittelschulen, Gymnasien und Erwachsene (mehrsprachige Fassung)
Dauer
90 Min. ohne Pause
Förderpreis Die Produktion Eye of the Storm wird mit dem CHF 15’000.– dotierten Förder-
preis der Oertli-Stiftung ausgezeichnet. Die Stiftung will damit das Engagement des Theaters
für binnensprachlichen Brückenschlag und innovative Projekte anerkennen. Wir freuen uns sehr.
Théâtre de la Grenouille |
Biel/Bienne
Portrait der Truppe
Das Théâtre de la Grenouille ist ein professionelles Theater für junges Publikum.
Seit der Gründung 1985 sind 24 Produktionen entstanden. Das Grenouille inszeniert
vorwiegend zeitgenössische Stücke für Kinder und Jugendliche, entwickelt eigene Stoffe
oder bringt mit intelligenten Adaptationen frischen Wind in Molière- oder Shakespeare­
stücke. Themen und Lebenssituationen von jungen Menschen ernst zu nehmen und
aktuelle Geschichten auf die Bühne zu bringen ist ein zentrales Anliegen in der Arbeit
für ein junges Publikum, so sind Produktionen entstanden über Krieg und Macht, über
Einsamkeit und Freundschaft, über Feindbilder und ungewöhnliche Freundschaften,
über Fragen zum Tod, über Armut und Strassenkinder, über die Identität und Anpassung,
Aussenseiter und die Kraft der Phantasie.
Neben Vorstellungen in Biel und der Region führen Gastspiele, nationale und
internationale Festivaleinladungen das Ensemble durch die ganze Schweiz und ins
Ausland, was die grosse Ausstrahlung und Anerkennung der Theaterarbeit zeigt.
Schwerpunkte der Arbeit liegen im Erproben und Erforschen mehrsprachiger Theater­
formen, sowie in der Verbindung von Theater und Musik. Konsequent werden in allen
Produktionen MusikerInnen und Komponisten hinzugezogen. Auch die visuelle Gestaltung
ist von grosser Wichtigkeit, oft wird mit bildenden KünstlerInnen zusammengearbeitet.
Kinder und Jugendliche sollen an neue Sehformen herangeführt werden, sollen ihre
Augen und Ohren für Neues öffnen, fremden Sprachen neugierig begegnen und abstrakte
Bilder und Formen kennen lernen. Für die Produktionen arbeitet das Grenouille mit
verschiedenen professionellen GastschauspielerInnen zusammen, denen die Neugierde
an der Arbeit an der Sprachgrenze und mit der Musik gemeinsam ist.
Die Arbeit wird von der Stadt Biel mit einem Leistungsvertrag 2010 – 2012 subventioniert
und punktuell durch Werkbeiträge von Kanton, Stiftungen und Privaten ergänzt.
Im Jahre 2000 wurde das Théâtre de la Grenouille mit dem Kulturpreis der Stadt Biel
ausgezeichnet. 2011 erhält es den Förderpreis der Oertli-Stiftung, der für innovative
Brückenschlagsprojekte vergeben wird.
Künstlerische und administrative Leitung haben Charlotte Huldi, Arthur Baratta und
Brigitte Andrey. Die Administration wird von Christine Junod geführt.
Das Théâtre de la Grenouille ist Mitglied der astej (Schweizerischer Verband für Kinder
und Jugendtheater)
| [email protected]
| www.theatredelagrenouille.ch
Théâtre de la Grenouille |
Teil 1
Biel/Bienne
Charles Way | Autor
Charles Way wurde 1955 in Tiverton geboren.
Seit 1978, damals noch als Hausautor am Leeds
Playhouse schreibt er Stücke für das professionelle
Theater (sowohl für Erwachsene als auch für Kinder).
Er arbeitet immer wieder intensiv mit verschiedenen
Theatergruppen in England und Wales zusammen,
die sich neuen Themen und Ideen
aufgeschlossen zeigen. Charles Way hat inzwischen
über vierzig Stücke geschrieben,
die weltweit gespielt werden und hat mit seinen Stücken zahlreiche Preise gewonnen.
Er lebt seit vielen Jahren in Wales. Im Jahr 2010 ist er Gewinner des deutschen
Kindertheaterpreises 2010 mit «verschwunden/Looking for Gretel». Charles Way widmete
sich neben seinen Arbeiten für professionelle Schauspieler auch Stücken, die speziell
für Kinder, als Schauspieler auf der Bühne agieren.
Immer wieder greift er in seinen Stücken bekannte Motive oder Geschichten auf, und
bearbeitet sie in vollständig neuer Perspektive. (u.a. Aschenbrödel, Hänsel & Gretel,
Shakespeares Sturm, Alice in Wunderland, Odysseus) Dabei werden Armut, Balkankrieg
und Kriegstrauma, Adoleszenz, mangelnde Liebe, eine taubstumme Musikerin und vieles
mehr vielschichtig und humorvoll verarbeitet. Seine Stücke lassen Raum für Bilder, für das
Spiel der Schauspieler und werden sehr häufig gespielt.
http://www.charles-way.co.uk/
Folgende Stücke von Charles Way sind auf Deutsch übersetzt worden
(Theaterstückverlag, München)
The Long Way Home - Weit ist der Weg |
Playing from the Heart |
The Flood - Die Flut |
Dead Man’s Hat |
Eye of the Storm |
Red Red Shoes - Blutrote Schuhe |
Cinderella |
Still Life - Endstation Leben |
The Search for Odysseus - Auf der Suche nach Odysseus |
A Spell of Cold Weather - Schneeluft |
Missing (Looking for Gretel) - Verschwunden Wo ist Gretel |
Pirates |
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Biel/Bienne
Teil 1
Kurzbiographien der Mitwirkenden
Arthur Baratta | Schauspieler (Prospero) | Künstlerische Gesamtleitung
Arthur Baratta wuchs in Sydney, Australien auf. Diplom an der l’École Internationale de Théâtre
Jacques Lecoq/Paris. Erste Erfahrungen als Schauspieler am Newtown Theatre, Australien. Er spielte
in zahlreichen Spielfilmen und Fernsehserien. Mitbegründer des Théâtre de la Grenouille, als Schauspieler ist er in fast jeder Produktion des zweisprachigen Theaters zu sehen. Weitere Engage­ments:
2000 Zirkus Monti; 2002, Expo.02: Arbeiten mit Sir Good Year & Professeur Boncarré; als Schauspieler für La Lanterne Magique in Biel und in der Schweiz, Arbeiten für Firmenevents, Kinderfeste Biel
und Umgebung, 2010, Dreharbeiten Kurzfilm U-Turn von Sébastien Kühne & Ueli Locher. Mit dem
Théâtre de la Grenouille Kulturpreis 2000 der Stadt Biel und 2011 Förderpreis der Oertli-Stiftung.
Pascale Güdel | Schauspielerin (Miranda)
Ausbildung zur Schauspielerin an der ERAD – Ecole Romande d’Art Dramatique Lausanne. Auszeichnung für besondere Studien- Leistungen 03-04. Spielte in ‘Le grand cahier’ de Agotha Kristof, Les
caprices de Marianne - transhelvetia/Théâtre de Vidy-J.Liermier; Cie FRAKT’ Fliegenfängerinnen und
‘Zum Mond’, Visage de Feu-Cie NiMesis; Dieu est en DJ de Falk Richter Cie Insanë, Tintenfisch pocket
opéra’. Saison 11-12 Hänsel & Gretel im petit théâtre de Lausanne. Mit dem Théâtre de la Grenouille
auch in ‘Hodder rettet die Welt’ in der Titelrolle seit 2008 unterwegs. 2010 erhält sie den Anerkennungspreis der Commission Interjurassienne des Arts de la Scène. Pascale Güdel lebt in Biel.
Stefan Liebermann | Schauspieler (Trinculo)
Zweisprachig aufgewachsen in Barcelona und Deutschland lebt Stefan Liebermann heute in Berlin. Ausbildung zum Schauspieler am Europäischen Theaterinstitut Berlin und an der Universität der
Künste Berlin. 2007 – 2010 Ensemblemitglied an der Landesbühne Sachsen-Anhalt/Eisleben spielt
er zahlreiche grosse Rollen, Mortimer in Maria Stuart, Jack in Bunbury, August in Norway.Today, Karl
in Woyzeck und viele mehr. Seither Engagements für verschiedene Bühnen, Film und TV: Glaube
Liebe Hoffnung/Horvath- Schupo, Irgendwie beleuchtet nach Einsame Menschen/Sophiensäle Berlin,
Wachsfigurenkabinett-fünf kleine Opern – Komische Oper Berlin in ZA mit der Universität der Künste
Berlin.
Liza Baumann | Schauspielerin (Stephanie/Stephano)
Ausbildung zur Schauspielerin an der Manufacture, Haute École Romande de Théâtre, promotion C
und am Cours Florent in Paris. Spielte in zahlreichen Produktionen: Le baladin du monde occidental mes Pierre Bauer/Théâtre Benno Besson et tournée; Moi éternel enfant – Lausanne/Sevelin 36,
l’Orestie mes Ludovic Chazaud Théâtre 2.21 Lausanne, Eugène Onéguine mes Jean Yves Ruf/Manufacture & Centre culturel Suisse in Paris. Dreharbeiten von Serien und Kinofilmen, u.a.: 2011 Pigalle
la nuit, Serie von Hervé Hadmar. Liza Baumann lebt in Lausanne.
Isabelle Freymond | Schauspielerin (Ariel)
Primarlehrerin. Ausbildung zur Schauspielerin an der Ecole de Théâtre Lassaad/Bruxelles. 2010 und
2011 Gewinnerin des Migros Kulturprozent Ausbildungsstipendiums für Bewegungstheater. Spielte
in ‘Don Quichotte – the making of’ am See, ‘Dreamings’ und projekt.parzival mit dem Theaterprojekt
OFF SzoEN. Eye of the Storm ist ihr erstes Engagement nach der Ausbildung.
Charlotte Huldi | Regie | Künstlerische Gesamtleitung
Matur Typ B. Ausbildung an der Ecole Internationale de Théâtre Jacques Lecoq/Paris und an der Ecole
Philippe Gaulier / Monika Pagneux/Paris. Regieassistentin am Theater Biel Solothurn und an den Bühnen der Stadt Kiel/D. Gründungsmitglied des Théâtre de la Grenouille, Regisseurin zahlreicher Hausproduktionen; Gastregisseurin am Theater im Werftpark/Kiel, am Theater Biel Solothurn, an Théâtre
de Colombier. Sie inszenierte mehrere Musiktheater-Grossproduktionen mit Laien u.a. Linie 1 am
Parktheater Grenchen mit der reg. Musikschule & Volksschule Lengnau. Regisseurin am Gymnasium
Alpenstras­se, Dozentin an der Hochschule der Künste Bern/ Studienbereich Rhythmik. Zahlreiche
Inszenierungen wurden bereits an nationale und internationale Theaterfestivals eingeladen. Mit dem
Théâtre de la Grenouille Kulturpreis 2000 der Stadt Biel und 2011 Förderpreis der Oertli-Stiftung.
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Biel/Bienne
Teil 1
Kurzbiographien der Mitwirkenden
Verena Lafargue Rimann | Ausstattung
Wirtschaftsmatur, Lehrerpatent. Atelieraufenthalt Geiger-Woerner Ligerz, Aufbau eines eigenen Ateliers in Südwestfrankreich und später Toulouse 1973-1986, Rückkehr in die Schweiz. Weiterbildung
an den Schulen für Gestaltung Basel (textile Weiterbildungsklasse) und Zürich (plastisches Gestalten,
Malen), int. Seminar of Fibre Arts, Alden Biesen, Belqique. 2007-2010 Masterausbildung in Kunstvermittlung, HFS 2009 Werkbeitrag Stadt Biel, 2008 Werkbuch ‘venushochzwei’ 1993 Werkbeitrag Kanton Bern Kommission für angewandte Kunst, 1988 Anderfuhren Stipendium.
Zahlreiche Einzel und Doppelausstellungen unter anderem: ein Steinwurf lang - le long d’un souffle’
Rauminstallation x-mas+2009 Salle Poma Centre PasquArt Biel, Zentrum Paul Klee/Creaviva, Performance luftruum, Paris Jardin de Luxembourg, 2007 Gewinnerin Wettbe-werb ‘venushochzwei’ Raiffeisenbank Bielersee. Zahlreiche Bühnenbilder und Ausstattungen für: Katharina Vogel, Théâtre de la
Grenouille, Theater Gymnasium Alpenstrasse.
Jonas Kocher | Musik
Ausbildung an der Hochschule der Künste Bern bei Teodoro Anzellotti (Akkordeon), Pierre Sublet und
Georges Aperghis (Musiktheater). Mitwirkung als Musiker und Darsteller in verschiedenen szenische
Projekte von Daniel Ott, Ruedi Häusermann, Anna Sophie Mahler. Auftritte in zahlreichen Ensembles
für improvisierte Musik im In- und Ausland als Akkordeonspieler. Konzerte und Zusammenarbeit u.a.
mit Urs Leimgruber, Hans Koch, Michel Doneda, Thomas Lehn, Christian Weber, Christian Wolfarth,
Bertrand Gauguet, Olivier Toulemonde, Peter Evans, duo Blank Disc, Julian Sartorius, Ensemble Rue
du Nord, Gaudenz Badrutt, Christian Müller ... Autodidakt im Bereich Komposition. Eigene Werke
wurden u.a. im Schlachthaus Bern, im Theater Basel, im Zentrum Paul Klee sowie beim Festival
Encuentros Buenos Aires, der KlangKunstBühne Berlin, Biennale Zagreb, aufgeführt. Regelmässige
Tätigkeit als Hörspielmusik-komponist für das Schweizer Radio DRS2 und für das Theater (Vidy, Neumarkt Theater, ...). Jonas Kocher wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, 2005 mit dem Kulturpreis
der Stadt Nyon, 2010 mit dem Anerkennungspreis der Musikkommission Kanton Bern.
www.jonaskocher.net
Brigitte Andrey
PR | Künstlerische Gesamtleitung
Ausbildung KV, Studium der Slavistik und Philosophie an der Universität Bern. Mitinhaberin und Geschäftsführerin der Übersetzungsagentur proverb. Beim Théâtre de la Grenouille verantwortlich für die
Publikationen, PR und Pressarbeit sowie grundsätzliche Spielplanentscheide. Kuratorin des Gastspielprogramms für junges Publikum à propos Biel. Gründungs- und Vorstandsmitglied des Rennweg
26. Vorstandsmitglied astej 1998-2006. Präsidentin des Vereins TheaterLink. Mit dem Théâtre de la
Grenouille Kulturpreis 2000 der Stadt Biel und 2011 Förderpreis der Oertli-Stiftung. Seit 2010 Bewegungspädagogin der Franklin-Methode®
Tom Häderli | Licht und Technik
Nach seiner Ausbildung als dipl. ing Chemie an der FH Winterthur arbeitet Tom Häderli mehrere Jahre
Bühnentechniker und Lichtgestalter für das Theater für den Kanton Zürich sowie für das Theater Biel
Solothurn sowie für Lynx, und Monique Schnyder und anderen. Projektleiter und Techniker bei Eclipse
Technique de Spectacles, Biel. Seit einigen Jahren freischaffend u.a. fester Mitarbeiter des Rennweg
26, Lukas Weiss, Theater Schönes­wetter, Théâtre de la Grenouille.
Kontakt
Théâtre de la Grenouille
Gurzelenstrasse 11 | 2502 Biel/Bienne
032 341 55 86
[email protected]
www.theatredelagrenouille.ch
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Biel/Bienne
Inhaltsverzeichnis
Theaterpädagogisches Dossier
für Lehrpersonen
Teil 2
Anregungen | Materialien | Hintergrundinfos
1. Einleitung, Handlung, Hauptthemen
| Seite
4 - 10
Mögliche Einstiegsebenen, genaues Erinnern und Wahrnehmen
Die Handlung, die Themen
Die Figuren
2. Sprache, Vokabular, zweisprachig - mehrsprachig | Seite 11 - 20
Sprachgebrauch in Eye of the Storm
Sprachbiographien
Spielvorschläge und Aufgaben mit Sprachen
Vokabular und Ausdrücke d - f - e
Sprachklänge: Originalzitate aus The Tempest
3. frei nach The Tempest von William Shakespeare | Seite 21 - 23
William ShakespearexThe Tempest, Shakespeares letztes Drama,
Quellen, Filmtipps und Links zu Shakespeare
4. Insel - Meer - Sturm | Seite 24 - 28
Insel - Sinnbild der idyllischen Kindheit
Meer - Ort der Gefahr, der Weite, des Bodenlosen
Sturm - Stürme im Stück - Stürme im Leben - in Sprache und Musik
5. Sich lösen - selber Verantwortung übernehmen | Seite 29 - 31
«Ich bin reif genug, die Wahrheit zu hören»
Sicht der Eltern - Sicht des Jugendlichen
Weggehen - Abhauen - das Elternhaus verlassen
«Ich hatte eine solche Sehnsucht nach grossen Städten in mir»
6. Sein oder Schein
| Seite32
Ist man das, was man vorgibt zu sein?
Spiele, Rollenspiele
7. Typisch Mädchen, typisch Junge - Geschlechterrollen | Seite 33 - 34
Stephanie/o: ein Mädchen verkleidet als Junge
Rollenwechsel, Verkleidungen
Gruppendruck
Anhang: Kontaktadressen
| Seite35
Hier finden Sie die Kontaktadressen aller SchauspielerInnen und des Theaters
Teil 2 können Sie auch herunterladen auf www.theatredelagrenouille.ch
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Eye of the Storm von Charles Way
Frei nach The Tempest von William Shakespeare
Für Jugendliche und Erwachsene
Theaterpädagogisches Dossier | Teil 2
Anregungen | Materialien | Hintergrundinfos | Vermittlung
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Inhaltsverzeichnis
Theaterpädagogisches Dossier
für Lehrpersonen
Teil 2
Anregungen | Materialien | Hintergrundinfos
1. Einleitung, Handlung, Hauptthemen
| Seite
2. Sprache, Vokabular, zweisprachig - mehrsprachig | Seite 11 - 20
3. frei nach The Tempest von William Shakespeare | Seite 21 - 23
Mögliche Einstiegsebenen, genaues Erinnern und Wahrnehmen
Die Handlung, die Themen
Die Figuren
Sprachgebrauch in Eye of the Storm
Sprachbiographien
Spielvorschläge und Aufgaben mit Sprachen
Vokabular und Ausdrücke d - f - e
Sprachklänge: Originalzitate aus The Tempest
4 - 10
William ShakespearexThe Tempest, Shakespeares letztes Drama,
Quellen, Filmtipps und Links zu Shakespeare
4. Insel - Meer - Sturm | Seite 24 - 28
Insel - Sinnbild der idyllischen Kindheit
Meer - Ort der Gefahr, der Weite, des Bodenlosen
Sturm - Stürme im Stück - Stürme im Leben - in Sprache und Musik
5. Sich lösen - selber Verantwortung übernehmen | Seite 29 - 31
«Ich bin reif genug, die Wahrheit zu hören»
Sicht der Eltern - Sicht des Jugendlichen
Weggehen - Abhauen - das Elternhaus verlassen
«Ich hatte eine solche Sehnsucht nach grossen Städten in mir»
6. Sein oder Schein
| Seite32
Ist man das, was man vorgibt zu sein?
Spiele, Rollenspiele
7. Typisch Mädchen, typisch Junge - Geschlechterrollen | Seite 33 - 34
Stephanie/o: ein Mädchen verkleidet als Junge
Rollenwechsel, Verkleidungen
Gruppendruck
Anhang: Kontaktadressen
| Seite35
Hier finden Sie die Kontaktadressen aller SchauspielerInnen und des Theaters
2
he
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Figuren
Spiel
Vokabular
Shakespeare
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typis chen,
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3
Théâtre de la Grenouille |
Biel/Bienne
Teil 2
1.Einleitung | Einstiegsebenen |
wahrnehmen | erinnern
Ins Theater gehen - Theater sehen, hören, erleben
Viele Jugendliche haben oft kaum Erfahrungen mit Theaterstücken. Sie kennen vielleicht
das Dorftheater, Schultheater aus eigener Erfahrung, doch wenig bis kein professionelles,
zeitgenössisches Theater. Deshalb sind sie es nicht gewohnt, mit den Mitteln des heutigen
Theaters umzugehen, diese zu lesen. Als Lehrperson
sind Sie aktiver Vermittler, Vermittlerin und helfen
Ihren SchülerInnen auf die verschiedenen Ebenen
des Geschehens einzusteigen, dieses zu reflektieren
und zu vertiefen. Ihr Anteil an der kulturellen Bildung,
sei es in der Musik, der bildenden Kunst oder eben
im Theater ist von grosser Wichtigkeit.
Mit diesem Dossier bieten wir Ihnen verschiedene
Angebote, welche Sie nutzen können wenn Sie wollen.
Das Ziel ist es, eine verdichtete Wahrnehmung zu
ermöglichen, so dass die Jugendlichen nicht einfach bei
den einfachsten Schemen verstanden-nicht verstanden
(bi nid druus cho), spannend- nicht spannend, bekanntunbekannt bleiben. Die SchülerInnen besuchen eine
künstlerische Darbietung, Menschen mit einer künstlerischen Berufsausbildung. Man muss nicht immer alles
verstehen, man ‘erlebt’ Theater!
Mögliche Einstiegsebenen im Stück Eye of the Storm
Es gibt immer mehrere Ebenen, die sich als Einstieg vor oder nach dem Theaterbesuch
anbieten.
| Einen Teil der Handlung, der Figuren kennenlernen, den Inhalt, die Themen
| Über die Gefühle, des Erleben, das Erlebnis
|Die Sprachen, mehrsprachige Welt, Wortschatz (siehe Kapitel Sprache, Vokabular)
| Kunst, Schauspiel, künstlerische Gestaltung:
Bühnenbild, Musik, Kunstberufe, Ausdrucksformen
| Theater, Unterschiede Theater - Film: was ist gleich, was ist anders
| Bildebene, das Plakat betrachten, was erzählt es? Einer Serie Inselbilder:
was evozieren sie?
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Théâtre de la Grenouille |
Biel/Bienne
Teil 2
1.Einleitung | Einstiegsebenen |
wahrnehmen | erinnern
Nach dem Theaterbesuch: Genau sehen,
erinnern, differenziert wahrnehmen
Als erster Schritt schlagen wir Ihnen vor, die
Wahrnehmung zu schärfen. Sich genau zu erinnern,
möglichst viele Details zusammen zu tragen.
Auch möglichst viele Eindrücke, auch Fragen zu
sammeln. Wichtig ist es, nicht zu werten sondern
wie ein Forscher, eine Forscherin, zu sammeln.
Erinnern
Genau beobachten, sammeln, schnell, Details, flashartig, Stichworte, auch ‘unwichtige’
Details, Farben, Formen, Situationen, Klänge
Visuelle Erinnerung
Welche gestalterischen Elemente haben die SchülerInnen wahrgenommen?
An welche Bilder erinnert man sich nachher genau. Details in den Bildern. Warum bleiben
diese haften und andere nicht? Versuchen ein Bild ganz genau wiedergeben.
Erinnerung an Situationen, Beziehungen, Gefühle
Welche Situationen, welche emotionalen Momente waren besonders markant?
Diese in einem ersten Schritt einfach sammeln ohne zu diskutieren.
Verbale Erinnerung
Gibt es sprachliche Ausdrücke, die man wiedergeben kann?
Musikalische Erinnerung
An welche Musik kann ich mich erinnern. Geräusche, Atmosphären.
Wie wurde die Musik eingesetzt?
Besonders markante Momente
Drei bis fünf Momente sammeln, die besonders markant waren, an die man sich besonders gut erinnert. Warum ist dies so? Was macht das Besondere an diesem Moment aus?
Dieser Sammel-Einstieg eignet sich auch als Gruppenarbeit
In kleinen Gruppen (3-max 4) stichwortartig auf grossen Blättern sammeln. Jede Gruppe
behandelt einen oder zwei Punkte. Anschliessend sammeln Sie im Plenum die Puzzleteile.
Meistens staunt man, an wie viele Details sich die ganze Klasse zusammen erinnert und
wie unterschiedlich die Wahrnehmung und Erinnerung ist.
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Théâtre de la Grenouille |
Biel/Bienne
Teil 2
1. Handlung | Themen | Figuren
Shakespeares ursprüngliche Geschichte wird in Eye of the Storm aus der Perspektive der
Tochter, Miranda, die auf der Prosperos Insel heranwächst und versucht ihr eigenes Leben
in Angriff zu nehmen, erzählt.
Hier zu ihrer Information die gesamte Geschichte des Stücks
Prospero, der mächtige Zauberer und vertriebene Herzog von Valencia, lebt mit seiner
Tochter Miranda auf einer Insel. Der eigentliche Herr der Insel, der Luftgeist Ariel,
steht ebenfalls in seiner Macht. Hier hat Prospero für sich und seine Tochter eine eigene
Welt geschaffen, in der es nur Schönes und Gutes gibt, kein Verrat, keine Intrigen, keine
Enttäuschungen. Seine ganze Energie widmet er seinen Experimenten mit der Natur.
Bücher, schöne Musik, blühende Bäume, wunderbare ewig-frühlingshafte Natur zaubert
er für sie hin – noch so gerne möchte er sie in der Kinderwelt zurückbehalten.
Doch Miranda wird älter und fordert je länger desto vehementer die Wahrheit von ihrem
Vater. Wer bin ich, warum sind wir hier, wo ist meine Mutter, wie ist das Leben? Immer
wieder schiebt Prospero dies hinaus. Nun wird Miranda 14 Jahre alt und erhält wieder eine
wunderschöne Muschelkette statt der Wahrheit. Ein grosser Streit entbrennt. Doch diesmal rebelliert sie gegen die Macht des Vaters, die sie daran hindert das Leben kennen zu
lernen. Sie versucht sich voller Wut an Prosperos Zauberkünsten und beschwört einen riesigen Sturm hinauf. Dieser spült zwei Seeleute ans Ufer der Insel: Trinculo und Stephano.
Stephano ist eigentlich ein Mädchen, eine junge Frau namens Stephanie. Sie wollte
abhauen, verkleidet sich als Mann und will auf See anheuern. Sie will ein neues Leben,
weg von enttäuschter Liebe und von der einengenden Familie. Stephanie bezahlt einen
Bootsmann dafür, sie in der Nacht wegzubringen. Nur ist dieser Bootsmann ausgerechnet
Trinculo, ihr ehemaliger Liebster, von dem sie sich in grosser Wut getrennt hat, den sie
aber immer noch heftig liebt. Nun darf sie sich erst recht nicht zu erkennen geben, ihre
Gefühle preisgeben.
Trinculo lebt von Gelegenheitsjobs meist mit seinem Boot und auf See. Bei Shakespeare
der Spassmacher und Narr, ist er hier eher jener, der das direkte und pure Leben mit all
seinen Facetten auf diese künstlich schöne Insel bringt: Verführung, Verliebtheit, die grosse
Liebe, Lügen, Eifersucht, sich rausreden, nicht zu seinen Gefühlen stehen, Vergangenem
ausweichen, anstatt sich ihm zu stellen.
Miranda verliebt sich natürlich über beide Ohren in den attraktiven Seemann, der sich
sofort als Edelmann Fernando ausgibt. Stephano – die verkleidete Stephanie – darf ihre
Gefühle und ihre Eifersucht nicht zeigen, denn Trinculo weiss ja nicht, dass sie es ist.
Sofort sind alle drei in einem Strudel der Gefühle, der ‘Sturm’ ist ausgebrochen und
Mirandas unbändige Lebenslust noch mehr geweckt. Miranda sehnt sich nach der Freiheit,
will weg vom Vater und von dieser Insel. Auch der Luftgeist Ariel bittet und bettelt um
seine Freiheit.
Am Ende siegt nicht der Konflikt sondern die Einsicht. Prospero erzählt Miranda die Geschichte ihrer Mutter. Er lässt seine Tochter mit den anderen ziehen und gibt auch Ariel
seine Freiheit wieder. Er legt seinen Zauberstab nieder und konfrontiert sich selber zum
ersten Mal mit der Wahrheit und seiner Lebenssituation. Ein offener Schluss, indem viel
Versöhnung mitschwingt. Jeder versucht, auch die Position des anderen zu verstehen.
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Théâtre de la Grenouille |
Biel/Bienne
Teil 2
1. Handlung | Themen | Figuren
Themen
Viele grosse Lebensthemen der Jugend stehen im Zentrum der Geschichte
Abnabelung/Loslösung vom elterlichen Schutz (Inseldasein als Bild für die Kinderwelt),
Suche nach der Wahrheit, die eigene Herkunft (wo komm ich her, wer sind meine Eltern)
Gefühle/Gefühlsstürme, Beziehungen/Einordnung der Gefühle, Schein - Sein (ist man
das was man vorgibt zu sein/ist die Welt das, was sie scheint), Rollen, Geschlechterrollen
(wie beeinflussen sie unser Verhalten)
Aufgabe - freie Assoziation zu den Themen
Zu allen Themen (fett) soll zunächst ein Brainstorming
gemacht werden. Was fällt den SchülerInnen zu den
jeweiligen Begriffen ein? (freie Assoziation) Bereiten
Sie für jedes Thema ein grosses Blatt vor.
Diese Liste kann auch als Themenpool für weitere
Aufgaben gebraucht werden.
Abnabelung
Schutz
Welten
Wahrheit
Herkunft
Gefühle
Schein oder Sein
Rollen, Geschlechterrollen
Spielaufgabe - Themen
Es werden Kleingruppen gebildet (4-5 Personen). Zusammen soll die Gruppe eine
Geschichte erfinden, zu welcher jede Person in der Gruppe einen 30 Sekunden-Beitrag
leistet. Während dieser 30 Sekunden müssen mindestens 3 der oben genannten Begriffe
verwendet werden. Das Ergebnis kann in einer kleinen Vorführung/Vortrag den anderen
gezeigt werden.
Aufgabe - Vermutungen zur Geschichte von Eye of the Storm anstellen
Nehmen Sie zu den Themen noch die Figuren:
Eine 14 jährige Tochter, die alleine mit dem Vater aufwächst, ein Vater der Forscher und
Zauberer ist, ein Seemann, ein Mädchen, das sich als Junge ausgibt und ein Luftgeist
und lassen Sie die SchülerInnen nun anhand der Themenblätter und dem Figurenpersonal
rätseln, was wohl alles im Stück vorkommen könnte. Diese Sammlung an möglichen
Inhalten kann mit der Stichwortsammlung aus dem Vokabular kombiniert werden.
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Théâtre de la Grenouille |
Biel/Bienne
Teil 2
1. Handlung | Themen | Figuren
Die Figuren im Stück besser kennenlernen
Sammelt zu jeder Figur im Stück alles was ihr in Erfahrung bringen könnt. Alles, an was
ihr euch erinnert. Wie ist die Figur? Wie schätzt ihr sie ein? Was sagt die Figur über sich
selber?
Was sagen andere über diese Person? Was sagt das Kostüm über die Figur aus?
Könnt ihr euch an Sätze, Worte, Dialogstellen erinnern, die typisch sind für diese Person?
Gibt es typische Gesten oder typische Bewegungen, Körperhaltungen dieser Figur?
Miranda | Prospero | Trinculo | Stephano/Stephanie | Ariel
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Théâtre de la Grenouille |
Biel/Bienne
Teil 2
1. Handlung | Themen | Figuren
Stichwortblatt für Lehrperson
Miranda, 14 jährig
Behütet, rebellisch, will morgens ausschlafen, provoziert, ‘Vaters kleine
Prinzessin’, wild, in der Natur aufgewachsen, neugierig, lebenshungrig,
lebensdurstig, gelangweilt, will alles wissen, probiert alles aus, will spüren,
Wind, Schmerz, Gefühle. Lotet ihre Grenzen aus. Will ihre Vergangenheit
kennen lernen. Da sie nie etwas von der Welt erfahren hat, ist sie naiv und glaubt alles
was die anderen ihr erzählen.
«Aber du hast mich nicht beschützt, du hast mich eingesperrt, Vater. Diese ganze Insel hier
ist eine einzige Lüge, alles ist ‘fake’.» Miranda, 10. Szene
Prosporo, der Vater
Lebt von der Welt zurückgezogen. Will die Natur beherrschen, selber
gestalten. Er ist Wissenschaftler, Forscher, Zauberer, Illusionist und Vater.
Früher Erbe eines grossen Reiches. Hat ein pessimistisches Weltbild, da er
selber von den Menschen enttäuscht wurde. Nervt sich über seine Tochter.
Stellt sich den Konflikten nicht. Jähzornig, will die Macht, flippt schnell aus.
Seine Autorität darf nicht in Frage gestellt werden. Verlangt Gehorsam,
Dankbarkeit. Nutzt die Kräfte Ariels aus für seine Zauberei. Will seine Tochter von den Gefahren der Welt und allem Bösen schützen. Kann gut reden. Liebt schöne Sachen (Blumen,
seltene Muscheln, Meer, Bücher...).
«Die Welt da draussen ist voller Ungerechtigkeit. Hungersnot, Krieg und Armut.
Die Menschen geben immer etwas anderes vor als sie in Wirklichkeit sind, sind gierig,
selbstsüchtig, oft siegt er Hass über die Liebe - sagt mein Vater» Miranda 8. Szene.
Trinculo, ca. 19 jährig
Seemann. Spanier (oder Halbspanier). Clique ist wichtig. Schlägt sich
durch. Passt sich an. Immer pleite. Weicht seinen Gefühlen aus, fragt das
Publikum immer ob des jetzt gut sei oder nicht. Redet gerne. Singt. Spielernatur, fröhlich, charmant, liebenswert. Gibt sich als einen anderen aus.
Hat keine eigene Meinung, deshalb sehr beeinflussbar. Nimmt das Leben
so wie es ist. Unbeschwert. In gewissen Situationen totaler Angsthase, in
anderen totaler Bluffer. Gibt sich cool um seine Sensibilität zu verstecken.
Stephanie über Trinculo: «Immer derselbe, stolz wie ein Hahn und den Mund voller
Versprechungen.» 2. Szene
Stephano/Stephanie, ca. 17 jährig
Piercings, Lederjacke, Punk-Outfit, Mütze, Kapuze: schützt sich mit provokativer Kleidung. Ist abgehauen, will sich als Junge durchschlagen, fühlte sich
zu Hause wie erstickt. Einziges Mädchen mit mehreren Brüdern. Mutter
Italienerin. Wütend: auf Mutter, auf Trinculo, auf Gesellschaft. Eckt an.
Mutter hat sehr konventionelle Rollenvorstellungen: Jungs brechen zu
Abenteuern auf, Mädchen bleiben zu Hause. Hatte Beziehung zu Trinculo.
War echt verliebt. Hat Trinculo in ihrer Wut geschlagen. Temperamentvoll.
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Théâtre de la Grenouille |
Biel/Bienne
Weiss nicht wohin mit ihrem Leben. Gibt sich rau um ihre Zerbrechlichkeit
zu verstecken.
«Die Angst steigt in mir hoch. Was habe ich nur getan? Was habe ich nur
getan!» Stephanie/o 2. Szene
Ariel, Luftgeist auf der Insel
Unsichtbar. Nur Prospero kann Ariel sehen, alle anderen können nur ihre
Stimme hören. Lebte schon immer auf dieser Insel. Ist eins mit der Natur.
War lange in einem Baumstrunk blockiert. Prospero befreite ihn. Ariel ist
von ihm abhängig, muss ihm gehorchen. Ariel hat ebenfalls Zauberkräfte.
Halb Mann, halb Frau. Naturwesen, kann fliegen. Jung und zugleich uralt.
Kümmerte sich um Miranda fast wie eine Mutter. Will für Miranda Freundin
sein. Verrät Mirandas Versteck an Prospero um seine Freiheit zu bekommen. Ein wenig freakig, Dreadlocks.
«Ihr wisst doch genau, dass ich der wahre König dieser Insel bin» Ariel 7. Szene
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Théâtre de la Grenouille |
Biel/Bienne
Teil 2
2.Sprache | Sprachbiographien |
Sprachspiele | Vokabular
bilingue, trilingue, multilingue !
Zweisprachiges Theater? Théâtre plurilingue!
Blasphemie, ein Ding der Unmöglichkeit? Für das Théâtre de la Grenouille ist es eine
Reflektion auf unsere mehrsprachige Realität, Lebendigkeit und Farbigkeit. Seit vielen
Jahren arbeiten wird deshalb konsequent mit SchauspielerInnen verschiedener Sprachher­
kunft zusammen. Inspirationsquelle bei der Realisierung mehrsprachiger Theaterproduktionen ist auch das Leben in der zweisprachigen Stadt Biel, zweisprachige Partnerschaften
in unserem Umfeld und unserem Leben, eine Vielsprachigkeit, welche überall in unserer
Gesellschaft und den Medien präsent ist. Allein in Biel werden über 70 Sprachen gesprochen, die grosse Mehrheit der Bevölkerung ist bereits zwei- und mehrsprachig.
Verwendung der Sprachen durch die Figuren
Schweizerdeutsch und Hochdeutsch werden in Eye of the Storm nebeneinander
verwendet. Miranda, der heranwachsende Teenager spricht Dialekt, unmittelbarer und
musikalischer für unsere Ohren, aber auch französisch. Trinculo als Seemann spricht
hochdeutsch und spanisch, seiner ‘Bauchsprache’. Prospero ist kultiviert, er würde
niemals Dialekt sprechen, er spricht ein sehr gepflegtes englisch mit reichem Vokabular,
fliessend französisch und deutsch, und unterstreicht mit seiner Eloquenz den gebildeten
Mann. Ariel, der Luftgeist jongliert ebenfalls agil mit den Sprachen, wechselt schnell und
überraschend, spielt mit den Klängen. Stephanie spricht fast nur französisch, Deutsch
ist für sie eine Fremdsprache, ihre Mutter spricht italienisch.
Bei der Erarbeitung der verschiedenen Spielversionen haben wir darauf geachtet, dass das
Publikum dem Geschehen immer mühelos folgen kann. Bei einzelnen anspruchsvollen Stellen
wird eine Übersetzung projiziert.
Aufgabe Sprachbiographie
Sprachhintergrund der Klasse Sprachhintergrund der SchauspielerInnen in Eye of the Storm
|
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|
Wählt zwei der folgenden Texte aus, lest sie zusammen und diskutiert sie kurz. (GR)
Schreibt eine eigene Sprachbiographie oder erzählt sie einander. Vergleicht die Erfahrungen. (GR)
Teilt die Klasse in einsprachige und mehrsprachige Gruppen auf. Welche Gruppe ist grösser. Wie viele Sprachen sind vertreten? (KL)
Die mehrsprachigen SchülerInnen präsentieren, wie sie mit Sprache umgehen, wann wechseln sie von der einen Sprache in die andere. Wie sprechen sie mit den Eltern, den Geschwistern, Grosseltern. Wann denkt man in welcher Sprache.
Dann die einsprachigen SchülerInnen. Wie erleben sie das Erlernen der Fremdspra-
chen. Wie erleben sie die mehrsprachigen KollegInnen.
Gibt es eine Sprach-Hierarchie (Sprachen werden als cool erlebt, andere sind fremd)
Sprachen verstehen: mit welchen Mitteln verstehe ich eine Sprache, einen Dialog
Sprache NICHT verstehen: auf was achte ich im Gespräch, wie orientiere ich mich, wie ‘lerne’ ich (GR od KL) GR = Gruppen, KL = ganze Klasse
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Théâtre de la Grenouille |
Biel/Bienne
Teil 2
2. Sprache | Sprachbiographien | Vokabular
Sprachbiographie 1 | Pascale Güdel, Schauspielerin |
Miranda | Französisch - Deutsch
Ich bin in einem kleinen Dorf im Jura aufgewachsen. Die ersten 6 Lebens­
jahre lebte ich in Basel. Beide Grosseltern sprechen Schweizerdeutsch,
auch beide Eltern sind zweisprachig (d/f). Je länger wir aber im Jura wohnten desto mehr sprachen wir nur noch französisch. Das Gymnasium und
die Schauspielausbildung habe ich auf Französisch absolviert. In der Theaterausbildung
habe ich dann auch SchauspielerInnen der Schauspielschule Bern kennengelernt. So
begann ich zweisprachige Stücke zu machen. Um besser Deutsch zu können besuchte ich
nach der Ausbildung einen Intensiv-Sprachkurs in Berlin. Mein Freund ist aus Basel.
Wir sprechen zusammen eine Mischung aus schweizerdeutsch und französisch.
Sprachbiographie 2 | Stefan Liebermann, Schauspieler |
Trinculo | Spanisch - Deutsch - Französisch
Mein Vater ist Spanier, meine Mutter Deutsche. Geboren bin ich in Tuttlingen, Baden-Wüttemberg/D. Ich bin als kleines Kind mit meinen Eltern nach
Barcelona gezogen, mein Vater hat immer mit mir spanisch gesprochen,
meine Mutter deutsch. Als Kind fand ich es herrlich mehrere Sprachen zu
können. Ich bin in Barcelona in einen deutschen Kindergarten gegangen,
wo es verboten war, spanisch zu sprechen. Dort habe ich mich immer mit den Kindern,
die lieber spanisch sprechen wollte in eine Ecke verzogen und heimlich spanisch geredet.
Als ich mit sechs Jahren mit meinen Eltern zurück nach Tuttlingen gezogen bin, hat mein
Vater versucht weiterhin mit mir spanisch zu sprechen, aber für mich wurde das irgendwann schwierig. Sprache bedeutet ja auch Zugehörigkeit zu einem Ort, einer Kultur. In
Tuttlingen wurden mein Vater und ich auf der Strasse angeschaut, wenn wir spanisch
gesprochen haben. Ich habe irgendwann begonnen, mich zu schämen und habe immer
auf Deutsch geantwortet. Irgendwann hat mein Vater es aufgegeben. Bald darauf habe
ich aber Spanisch nochmal richtig als Unterrichtsfach an der Schule gehabt und spreche
es deshalb immer noch gut. Die Zweisprachigkeit hat mir den Kontakt zu Sprachen sehr
erleichtert, relativ mühelos habe ich französisch gelernt. Ein weiterer wichtiger Punkt ist,
denke ich, dass man flexibel wird, wenn man an zwei Sprachen gewöhnt ist, nicht nur in
der Sprache, auch im Denken.
Sprachbiographie 3 | Arthur Baratta, Schauspieler |
Prospero | Englisch - Französisch - Deutsch
Ich bin in Sydney, Australien aufgewachsen, meine Muttersprache ist
Englisch. Mein Vater stammte von italienischen Migranten ab, konnte
perfekt italienisch, er sprach mit uns Kindern aber immer nur englisch.
In der Schule lernte ich französisch. Als Kind einer englischsprechenden
Familie in Australien braucht man seine Sprachkenntnisse aber nicht.
Mein erster wirklicher Kontakt mit Fremdsprachen war auf meiner Europareise, ich reiste
9 Monate lang u.a. durch Frankreich. Meine Theaterausbildung absolvierte ich auf Französisch in Paris, ich erinnerte mich aber kaum mehr an mein Schulfranzösisch, so musste
ich mich auf das Gefühl, die Intuition verlassen um zu ‘verstehen’. Seit 27 Jahren lebe ich
in der Schweiz, meine Partnerin spricht deutsch, zusammen sprechen wir englisch oder 12
Théâtre de la Grenouille |
Biel/Bienne
französisch. In angeregten deutschen Unterhaltungen passiert es mir, dass ich mich ausklinke und nicht mehr zuhöre, meinen eigenen Gedanken nachhänge. Mit meinen Kindern
spreche ich englisch, mit KollegInnen und NachbarInnen französisch, mit dem schulischen
Umfeld deutsch. Das Englische ist aber klar meine Sprachheimat, ich liebe den Klang
dieser Sprache.
Sprachbiographie 4 | Liza Baumann, Schauspielerin |
Stephano/ie | Französisch - Deutsch
Meine Muttersprache ist Französisch, meine Mutter stammt aus der
Bretagne. Die französische Kultur ist denn auch vorherrschend in meiner
Familie, obwohl mein Vater ein Zürcher ist. Er sprach immer Dialekt mit uns,
und wechselte oft vom Französisch in seine eigene Sprache. Zwischen 11
und 16 Jahren besuchte ich die Steinerschule in Biel, auf Deutsch.
Zu dieser Zeit war ich ausgesprochen wohl in beiden Sprachen. Aber durch die vier
Jahre in Paris und meine Schauspielausbildung in Lausanne ist diese Beweglichkeit doch
ziemlich verschwunden, leider. Mit meiner Arbeit bei Eye of the Storm bin ich wieder mit
viel Spass in diese beiden Sprachen eingetaucht. Hinter jeder Sprache verstecken sich
auch Sitten und Umgang.
Sprachbiographie 5 | Isabelle Freymond, , Schauspielerin | |
Ariel | Deutsch - Französisch
Ich bin in der zweisprachigen Stadt Biel geboren und aufgewachsen und
habe seit meiner Kindheit Freunde in beiden Sprachen. Zu Hause sprach
ich von Anfang an hochdeutsch mit meiner Mutter und schweizerdeutsch
mit meinem Vater, meinem Bruder, französisch mit Freunden und Verwandten. Zweisprachigkeit ist für mich eine Selbstverständlichkeit, für mich ist
es einfach natürlich mich in zwei Sprachen zu bewegen. Meine Theater­ausbildung habe ich
auf Französisch in Bruxelles gemacht und lebe jetzt auch noch dort. Mit meinem Freund
spreche ich französisch. Oft verbinde ich eine Sprache mit bestimmten Menschen.
Mit meiner Mutter könnte ich nie Dialekt sprechen, das würde für mich ‘falsch’ klingen.
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Théâtre de la Grenouille |
Biel/Bienne
Teil 2
2. Sprache | Sprachspiele | Vokabular
Spiel mit Wörtern aus Eye of the Storm
➡
Blatt/Blätter mit dem Glossar verteilen (auf folgenden Seiten).
Ziel: Lustvoll und spielerisch Vokabular aus dem Stück kennenlernen.
Spielerisch mit Sprache umgehen.
A | eigene Kurzgeschichte, Songtext, Gedicht
Die Gruppe (max 5 Personen) wählt 15 Wörter aus und schreibt diese auf ein leeres Blatt.
Anhand dieser Wörter werden Situationen oder mögliche Handlungen erfunden, notiert
oder einander erzählt. Oder die Gruppe erfindet eine Kurzgeschichte zusammen in welcher
alle Wörter vorkommen müssen. Oder ein Songtext, ein Nonsense-Text, ein Gedicht.
Die Gruppen präsentieren einander ihre Arbeiten.
B | Assoziieren
Zu Zweit. Wieder werden 10 Wörter ausgewählt und separat notiert. Person 1 lanciert
ein Wort. Person 2 sagt dazu alles, was ihr dazu in den Sinn kommt. Erinnerungen,
Assoziationen, Bilder, ähnliche Worte. Es ist eine private Unterhaltung, nicht für Zuhörer
gedacht. Nach genau 1 min 30 wird gewechselt. Person 2 lanciert ein Wort und Person 1
assoziiert und so weiter. Was für Bilder haben sich aus diesen Worten ergeben?
C | Babylonisches Sprachenwirrwarr
4 SchülerInnen stehen in der Mitte im Kreis, die übrige Klasse sitzt rundherum. Die vier
SchülerInnen sollen wenn möglich verschiedene Sprachen sprechen (oder lernen sie).
Die Klasse wirft ein Wort aus dem Glossar in die Gruppe. Sofort müssen alle dazu antworten, in der eigenen Sprache, in anderen Sprachen, dieselbe Wortfamilie, Dialekte. Möglichst schnell und aktiv wie auf dem Markt. Wir hören die verschiedenen Sprachklänge,
wie klingt Sturm auf Kroatisch, stürmisch auf Schweizerdeutsch, auf Spanisch...
D | Vermutungen zur Geschichte des Theaterstücks
Ganze Klasse zusammen. Aus Glossar Vermutungen anstellen zur Geschichte von Eye
of the Storm. Alle Glossarwörter durchlesen. Gemeinsam überlegen, was ausgehend
von der Wortliste im Theaterstück wohl alles vorkommen wird. Welche Gefühle, welche
Themen. Nach dem Vorstellungsbesuch kann sich die Klasse darüber austauschen, ob es
so war, oder ganz anders.
E | der Titel ‘Eye of the Storm’
Was heisst es genau. Was bedeutet ‘im Auge des Sturms’. Das Shakespeares Original
heisst ‘The Tempest’. Was könnte der Unterschied sein. Worauf könnte der Titel hinweisen.
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Théâtre de la Grenouille |
Biel/Bienne
Spiel mit Wörtern aus Eye of the Storm
F | Sprachkenntnisse D- F / F - D / D - E
Aus dem Glossar mit verschiedenen Farben die Worte anstreichen, die bereits auf
Französisch resp. Englisch bekannt sind, dann jene, welche so halb bekannt sind. Bleibt
viel übrig? Welche? Dann die Ausdrücke (4. Spalte) lesen und überlegen ohne Wort für
Wort zu übersetzen, was es heissen könnte. Eignet sich gut als Partnerarbeit zu zweit
oder zu dritt.
G | Dialog improvisieren in einer andere Sprache
Zu Zweit oder maximal zu Dritt. Wichtig: die Improvisierenden sprechen in derselben
Sprache (beide sprechen kurdisch, beide englisch, beide portugiesisch ...). Die übrigen
sind ZuschauerInnen. Die LP wirft der Gruppe ein Wort zu. Die Spieler improvisieren
in ihrer Sprache einen kurzen Dialog mit möglichst viel Action oder Emotionen zum
Startwort, es kann auch ein Witz sein. Die Klasse meldet zurück, was sie vermutet der
Inhalt oder die Handlung war. Worauf achtet man beim Zuschauen?
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Théâtre de la Grenouille |
Teil 2
Deutsch
Französisch
Biel/Bienne
2. Sprache | Vokabular |
Glossar Eye of the Storm
Dialekt Beispiel Ausdruck im Text
meine Tochter
ma fille
mini Tochter
mein Vater
mon père
min Vatter
die Liebel’amour d’Liebi
von zu Hause weg
quitter la maison
vo deheime wäg
Steph: Ich musste einfach weg, das ist
alles was ich weiss
die Insel
l’île
d’InsleP: cette île enchantée
der Frachter
le cargo
s’Frachtschiff
der Matrose
le matelot
dr Matros
Trinc: n’oublie pas le seau matelot...
die Küste
la côte
d Küschte
Steph: la côte s’éloigne à chaque coup
de rame.
die Marine
la marine
d’Marine
der Junge
le garçon
ein Giel
das Mädchen
la fille
es Meitschi
entkommen
échapper entcho
Steph: Es war die einzige Lösung um
meiner Mutter zu entkommen
fliehen, entfliehens’enfuir
abhoue
Trinc: Fliehen? Wohin?
das Boot
le bateau
s’Boot, s’Böötli
rudernramer ruedere
stolz wie ein Hahn
fier comme un coq
stolz wi ne Güggel
der Geburtstag
l’anniversaire
dr Geburtstag
der Frühling
le printemps
dr Früehlig
P: Ariel, bereite einen neuen Frühling für Miranda...
die Kette/
le collier/ d’Chetti
P: Trägt sie die Kette?
die Muschelkette
le collier de coquillages
dein Versprechen
ta promesse
dis Verspräche
M: Du muesch dis Verspräche halte.
reif genug
suffisamment mature
riif gnueg
P: Dir mangelt die Reife...
M: Vatter, ich bin riif gnueg!
ein Sturm
une tempête
en Sturm
der Nebel
le brouillard
dr Näbu
M: le monde derrière le brouillard...
mein Zauberstab
ma baguette magique
min Zauberstab
der Mut
le courage
dr Muet
deine Freundin
ton amie
mit dinere Fründin Trinc: tu dois toujours dire à une fille que tu l’aimes, si tu veux en tirer
quelque chose
das Gefühl, die Gefühle le sentiment, les sentiments d’Gfüehl
verliebt sein/
être amoureux/
S: t’es amoureux! Trinc: Verliebt?
sich verlieben
tomber amoureux-euse
sich verliebe
Ich war doch noch nie verliebt.
die Wut
la rage
d’Wuet
P: Meine Tochter, elle me met en rage
die Wellen
les vagues
Wälle
der Wind
le vent
dr Wind
der Strand
la plage
dr Strand
der Geist
l’esprit
dr Geischt
spuken
hanter
es spuukt
S: Cet endroit est hanté
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Théâtre de la Grenouille |
Biel/Bienne
unsichtbar
invisible
unsichtbarM: Ariel est invisible
einen Abschiedskuss
un baiser d’adieu
en Abschiedskuss
küssen, umarmen
embrasser
sich küsse, umarme
ein Fürst
un duc
en Fürscht
echt, bist du echt?
réel, t’es réel?
bisch du ächt?
mein Herz mon cœur
mis Härz
M: ...mis Härz schlaht wie wild i minere
Bruscht
meine Haut
ma peau
mini Huut
M: ...mini Huut isch ganz heiss, weni
si tue aalänge
sich verstecken
se cacher
sich verstecke
die Freiheit
la liberté
d’Freiheit
A: Di Vatter het mer d’Freiheit versproche
ein Rebell
un rebelle
en Rebäll
die Zauberei
la magie
d’Zouberei
die Höhle
la grotte
d’Höhli
streiten, der Streit
se disputer, la dispute
striite
weinen
pleurer
hüüle, gränne
eifersüchtigjaloux
iifersüchtig
weggehen
quitter
furt gah, wäg gah M: vous devez m’aider à quitter l’île
aufwecken
réveiller
uufweckeM: lah mi ne la uufwecke
scheinen, etw vorgeben prétendre être...
öbbis schiine z’si
das Vertrauen
la confiance
s’Vertroue
ein Lügner, eine Lügnerin un menteur, une menteuse en Lügner, e Lügnere
lügen, anlügen, die Lüge mentir, le mensonge
lüge, aalüge, e Lugi, Trinc: Ich würde dich niemals anlügen
e Lüüg M: …deine Insel ist eine einzige Lüge
sich verkleiden
se déguiser
sich verchleide
M: …se déguiser pour survivre?
die Zweifel, zweifeln
le doute, douter
zwiifle
die Realität
la réalité
d’Realität
wahre Liebe
le vrai amour
wahri Liebi
Trinc: Wahre Liebe, ich hasse solche Gespräche…
schlecht behandelt
mal traité-e
schlächt behandlet Trinc: …da habe ich sie schlecht
behandelt und war abweisend
verändern, ändernchanger
veränderet Trinc: … diese Insel hat mich verändert
der Hass
la haine
de Hass
natürlich, unnatürlich
naturel, pas naturel
natürlich
beschützen protéger
bschützeP: je voulais te protéger de leur folie
einsperren enfermé-e
iigsperrtM: du hesch mi nid bschützt, du hesch mi iigsperrt.
die Wahrheit
la vérité
d’Wahret
M: Warum zeigsch du mir ‘möglichi
mögliche Wahrheiten
des vérités probables
möglichi Warheite La vérité!
erwachsen werden
devenir adulte
erwachse wärde
M: Wie söll ich erwachse wäre, wenn du mir d’Wahrheit nid tuesch säge!
vergeben pardonner vergähP: Miranda, forgive me
angenehme Winde
des vents cléments
aagnähmi Wind
das Meer ist ruhig
la mer est calme
s’Meer isch ruhig
Lebewohl
adieu
läbed wohl
die Frage
la question
d’Frag
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Théâtre de la Grenouille |
Teil 2
Biel/Bienne
2. Sprache | Vokabular |
Glossar Eye of the Storm
…und noch einige englische Ausdrücke aus Prosperos Wortschatz
englisch
deutsch
französischAusdruck
this island, this isle
diese Insel
cette île
sorcerer, magician
der Hexer, der Zauberer, le sorcier, der Magier
le magicien
beast
das Biest, die Bestie
la bête, l’animal
my daughter
meine Tochter
ma fille
I will tell her how we came to live on
this enchanted isle
I’m a sorcerer, magician, scientist and still a man like any other, a father.
a place of birds an beasts
my innocent daughter
spell
der Zauberspruch
la formule magique my spell will not be broken
opposition
die Opposition, Widerstand, l’opposition
you are in constant opposition
Widerspruch
spirit
der Geist
l’esprit
some awkward, confused and churlish spirit entered your heart
child
das Kind
l’enfant
each day you prove yourself a child
fury, your fury
die Wut, deine Wut
la colère, ta colère you unbalance with your fury the gentle fabric of this island
to raise a storm
einen Sturm aufwirbeln
provoquer une don’t raise another storm...
tempête
who raised this storm against the isle?
tempest
der Sturm
la tempête
caught in the tempest
sea
das Meer
la mer
I will turn the sea outside in, and
pitch it up upon its back
to shake
schütteln, erschüttern
secouer, agiter
to howl
heulen, jaulen
hurler
and shake this island to its core,
shake it, shake it, howl and shake
power
die Macht
le pouvoir
she has no power
to weep, weeping
weinen, heulen
verser des larmes
crying in the bark of a tree, weeping for
to cry, crying
weinen, schreien
pleurer
release from the woody knots
to releasebefreien
libérer as I release you now
to leave
verlassen, weggehen
quitter
and with him you’d leave me and the island
squall
die Sturmbö, die Windbö; la rafale, your squall has upset the balance of this
lauter Aufschrei l’exclamation
island (…) the trees are bare, the leaves have fallen in one sad swoop
to fall in love
sich verlieben
tomber amoureux,
true love
wahre Liebe
l’amour vrai
true love, what a powerful force
truth
die Wahrheit
la vérité
it is a possible truth
mother, your mother die Mutter, deine Mutter
la mère, ta mère
your mother lived in one tower,
I in another
to diesterben mourir
she slowly withered and died
dream
der Traum
le rêve
they were such stuff as dreams are
made on…
auspicious gales
leichte angenehme Winde des vents favorables, Auspicious gales and calm sea, these
a calm sea
eine ruhige See
mer calme
I can only offer for a time
farewellLebewohl adieufarewell spirit
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Théâtre de la Grenouille |
Biel/Bienne
Teil 2
2. Sprache | Sprachspiele | Vokabular
Weitere Sprachspiele
Aufgabe Texte schreiben - freie Worte
Die Schüler schreiben – als Aufwärmtraining sozusagen –
eine Minute lang ohne Pause, ein Wort nach dem anderen.
Egal was, wichtig ist nur, dass der Schreibprozess keinen Moment lang abbricht.
Schreiben, schreiben, schreiben. Das Resultat wird auf die Seite gelegt. Nun beginnt die
eigentliche Übung: Wiederum pausenlos schreiben, nur diesmal 5-7 Minuten lang.
Anschliessend gehen die S den Text durch und wählen 10 Wörter, die ein besonderes
Gewicht haben, die besonders schön oder zentral sind. Die Wörter auf ein Blatt schreiben,
ganz frei hinlegen und dann schauen, ob sie zueinander finden oder ob nach neuen
Wörtern gesucht werden muss. Das Ziel ist ein Gedicht.
Texte schreiben - Variante mit Worten aus dem Stück
Diese Aufgabe kann im Kontext des Stückes «Eye of the Storm» durchgeführt werden.
Dabei sollen die S im anfänglichen Brainstorming alle Wörter aufschreiben, die ihnen im
Zusammenhang mit der Theateraufführung in den Sinn kommen. Im weiteren Schreibprozess kann dann herausgefunden werden, zu welcher Figur, oder welchem Thema aus dem
Stück das Gedicht passt. Z. B. Miranda, Insel, Meer, Muschelkette, Junger Kerl… etc.
Spiel - fremde Sprachen verstehen
Wieviel braucht man, damit man ‘versteht’? Was passiert, wenn man nicht mehr ‘versteht’?
Diskussion: ist es denn wichtig, in einem, Theaterstück alles zu verstehen? Was sind denn
Tricks um besser oder alles zu verstehen?
1. LP oder S liest einen Text in einer Fremdsprache. Die Zuhörenden haben keine
Informationen zu Ort, Personen, Handlung. Was ‘verstehe’ ich?
2.LP oder S liest einen Text in einer Fremdsprache aber die Zuhörenden haben vorgängig
Informationen zur Grundsituation. ‘Verstehe’ ich nun besser? Wieviel?
3.LP oder S liest einen Text in einer Fremdsprache diesmal möglichst farbig, mit Gesten
und klarer Körperhaltung begleitet. Was verändert sich in meinem ‘Verstehen’?
Sprachklang - englische Ausdrücke (anspruchsvoll)
Die englischen Ausdrücke auf der vorigen Seite durchlesen, über die Sprachmelodie, die
Sprachklänge sprechen, mit Original-Shakespeare-Zitaten vergleichen. Einige klangvolle,
bildhafte Zitate aus The Tempest finden Sie auf der folgenden Seite.
Verstehen zu Shakespeares Zeiten
Shakespeare war ein Genie im Umgang mit der Sprache. Er verwendete eine sehr farbige,
bilderreiche, klangvolle Sprache, Dialekte und Akzente als stilistische Elemente, um Figuren genau
zu zeichnen. Seine Sprache ist sehr komplex. Auch das einfache Publikum zu Shakespeares Zeiten
verstand nicht immer alles, was auf der Bühne gesprochen wurde. Sie hörten auf den Klang und
die Atmosphäre. Spiel, Musik und Bühnenbild helfen mit, eine Handlung oder eine Situation zu
‘verstehen’.
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Théâtre de la Grenouille |
Biel/Bienne
Teil 2
2. Sprache | Sprachklänge |
Originalzitate aus The Tempest
ARIEL: sings and helps to attire Prospero
Where the bee sucks, there suck I:
In a cowslip’s bell I lie,
There I couch when owls do cry.
On the bat’s back I do fly
After summer merrily.
Merrily, merrily shall I live now
Under the blossom that hangs on the bough.
Act V, Scene I
Wo die Biene trinkt, trink ich,
Weich in Primeln bett ich mich,
Wenn der Kauz schreit, schlafe ich.
Reit den Fledermäuserich
durch den Sommer ewiglich.
Fröhlich, ja fröhlich, so leb ich nun bald
Unter den Blumen im blühenden Wald.
CALIBAN:
Be not afeard; the isle is full of noises,
Sounds and sweet airs, that give delight, and hurt not.
Sometimes a thousand twangling instruments
Will hum about mine ears; and sometime voices,
That, if I then had wak’d after long sleep,
Will make me sleep again: and then, in dreaming,
The clouds methought would open, and show riches
Ready to drop upon me; that, when I wak’d,
cried to dream again.
Act III, Scene 2
Hab keine Angst; die Insel ist voll Klang
Voll Tönen, Liedern, die erfreun und niemand wehtun.
So manchmal sumseln, tausend Instrumente
Mir schwirrend um die Ohren; und manchmal Stimmen
Die mich, wenn ich nach langem Schlaf erwach,
Aufs neu ins Schlafen lullen; dann, im Träumen,
War mir, die Wolken tun sich auf und zeigen Schätze
Die mich beregnen wollten, dass ich beim Erwachen
Nach neuen Träumen schrie.
PROSPERO: to Ariel
If thou more murmur’st, I will rend an oak,
And peg thee in his knotty entrails, till
thou hast howl’d away twelve winters.
Act I, Scene 2
Maulst du noch weiter, spalt ich eine Eiche
Und pflock dich in ihr knotiges Gedärm,
Bis du zwölf Winter wegheulst
MIRANDA: to Prospero
If by your Art, my dearest father, you have
Put the wild waters in this roar, allay them.
The sky, it seems, would pour down stinking pitch,
But that the sea, mounting to th’welkin’s cheek,
Dashes the fire out.
Act I, Scene 2
Vater, wenn du mit deiner Kunst die wilden Wasser
Hast aufgepeitscht zum Aufruhr, mach sie stille.
Der Himmel, scheint’s, würd stinkig Pech verschütten,
Nur schwemmt das Meer, das an die Wolken schäumt,
Die Feuer aus.
PROSPERO:
Now my charms are all o’erthrown,
And what strength I have’s mine own,
Which is most faint (…)
…And pardon’d the deceiver, dwell
In this bare island by your spell;
But release me from my bands
With the help of your good hands:
Gentle breath of yours my sails
Must fill, or else my project fails,
Which was to please. Now I want
Spirits to enforce, Art to enchant; (…)
Epilogue
William Shakespeare, The Tempest 1611
All mein Zauber ist erschlafft,
Was mir bleibt ist eigne Kraft,
Und die ist schwach. (…)
…und Verzicht auf Rache übte
Fortgebannt durch euren Spruch auf ödem Land;
Befreit mich aus der engen Welt
Mit eurem Beifall, wenn’s gefällt.
Wenn Euer Wort nicht meinem Kahn
Die Segel füllt, misslingt mein Plan,
Euch zu gefalln. Mir fehlt die Kunst
Zum Zaubern jetzt und Geistergunst. (…)
Deutsch von Frank Günther, dtv
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Théâtre de la Grenouille |
Biel/Bienne
Teil 2
3. Frei nach The Tempest
von William Shakespeare
Shakespeare, Genie des Welttheaters
William Shakespeare
(getauft) 26. April 1564 in Stratford-upon-Avon UK, † 23. April 1616 ebenda.
Englischer Dichter, Dramatiker, Schauspieler und Geschäftsmann. W. Shakespeare gilt als
einer der wichtigsten und meist aufgeführten Vertreter des Theaters der Renaissance.
Sein Werk umfasst sowohl zahlreiche Versdichtungen, wie auch 38 Dramen, die, auch in
der heutigen Theaterwelt, häufig gespielt werden und immer wieder als Grundlage für
verschiedenste Verfilmungen und Adaptionen genutzt werden. Neben seiner künstleri­
schen Tätigkeit, als Schauspieler und Stückeschreiber, war Shakespeare ein ausgesprochen
kluger und fleissiger Geschäftsmann. Er war Besitzer, oder Mitbesitzer einiger Theater
in London. Bekannte Werke: Romeo und Julia, King Lear, Sommernachtstraum, Hamlet,
Othello, Was ihr wollt, der Sturm, Macbeth, Viel Lärm um nichts, König Richard III.
Zeitgeschichtlicher Hintergrund- elisabethanisches Zeitalter
William Shakespeare war ein Autor der Renaissance und wird speziell dem «elisabethani­
schen Zeitaler» zugeordnet. Diese Zeit beschreibt die Weltherrschaft Englands unter
Elisabeth I zu Beginn des 17. Jahruhunderts. Wirtschaftlicher Aufschwung, gesellschaftlicher Wandel und der Weltherrschaftsstatus bereiteten einen Boden, worauf sich eine
blühende Theaterlandschaft entwickeln konnte. In dieser Zeit erschuf William Shakespeare
mit seiner überaus kreativen und produktiven Arbeit ein Werk, das in seiner Besonderheit
und Grösse unvergleichlich ist.
London – kulturelles Zentrum
London war im 17. Jahruhundert nicht nur die Hauptstadt einer Weltmacht, sondern auch
Schauplatz einer florierenden Kulturszene. Viele Theater wurden gebaut, die von zahlreichen Theatergruppen rergelmässig bespielt wurden. Der Theaterbesuch war nicht länger
ein Privileg des Adels, breitere Gesellschaftsschichten hatten Zugang zu verschiedensten
Vorstellungen, ermöglicht auch durch eine breitere Bildungsschicht. Das berühmte «Globe
theatre» in London war Spielort vieler Stücke Shakespeares. Erbaut am Südufer der
Thmese, im Jahre 1599 hat dieser Theaterbau viel Ruhm und Ansehen erlangt und nimmt
einen bedeutenden Platz in der Theatergeschichte ein.
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Biel/Bienne
Teil 2
3. Frei nach The Tempest
von William Shakespeare
The Tempest gilt als Shakespeares letzte Komödie, geschrieben 1611. Im selben Jahr verkaufte
Shakespeare seine Anteile am ‘Blackfriars-’ und am ‘Globe’-Theater und kehrte nach Stratford
zurück. Der Sturm wird bis heute in vielen Theatern inszeniert und ist mehrmals verfilmt worden.
Es gilt als eines der ursprünglichsten und vollkommensten Werke Shakespeares, in dem sich die
ganze Vielfalt seiner Kraft zeigt.
The Tempest - Figuren bei William Shakespeare
Alonso, König von Neapel
Sebastian, sein Bruder
Prospero, der rechtmässige Herzog von Neapel
Antonio, sein Bruder, unrechtmässiger Herzog von Neapel
Ferdinand, Sohn des Königs von Neapel
Gonzalo, ein ehrlicher alter Ratsherr
Adrian & Francisco, Herrn vom Hof
Caliban, ein wilder und missgestalteter Sklave
Trinculo, ein Spassmacher
Stephano, ein betrunkener Butler
Kapitän eines Schiffs
Bootsmann, Matrosen
Miranda, Tochter Prosperos
Ariel, ein Luftgeist
Iris, Ceres, Juno, Nymphen, Schnitter - Geister Weitere Geister im Dienste Prosperos
Orte: Auf See, auf der Insel - am Strand, bei Calibans Hütte, bei Prosperos Unterkunft
Eye of the Storm - Figuren bei Charles Way
Prospero, ehemals Herzog von Neapel (Valencia in vers. ThdlGrenouille)
Miranda, seine Tochter
Ariel, ein Luftgeist im Dienste Prosperos
Trinculo, ein Seemann, Ex-Freund von Stephanie
Stephano/ie, ein Mädchen, verkleidet als Junge
Beobachtungen
|
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Welche Unterschiede werden beobachtet?
Was kann man aus dem Figurenpersonal der Originalfassung ablesen, welche ‘Welten’ prallen aufeinander?
Unterschiede im Titel: Charles Way ‘Eye of the Storm’ und Shakespeare ‘The Tempest’. Worauf könnte dies hinweisen?
Inspiriert von The Tempest
Charles Way hat in seiner Bearbeitung die Perspektive umgedreht. Nicht das Handeln und
Denken des Vaters und mächtigen Zauberers Prospero steht im Zentrum sondern das
Denken und Fühlen seiner Tochter Miranda. Sie sucht nach ihrer Herkunft, stellt das Handeln
des Vaters in Frage und ist daran ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Inspiriert von der
starken Originalgeschichte wird dadurch eine heutige Geschichte mit direktem Bezug zur
Lebenswelt der Jugendlichen geschaffen. Die kurze Biographie von Charles Way finden
Sie im Teil 1. www.charles-way.co.uk/
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Biel/Bienne
Teil 2
3. Frei nach The Tempest
von William Shakespeare
Quellen, Filmhinweise, modernisierte Shakespeare-Fassungen (Filme)
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Tad Williams: Die Insel des Magiers. Aus dem Englischen von Hans-Ulrich Möhring. Klett-Cotta 2003, Kinder - und Jugendbuch
Peter Quennell: Shakespeare, Genie des Welttheaters; Heyne Biographien, 1964
William Shakespeare im dtv: Zweisprachige Ausgabe in der preisgekrönten
Übersetzung von Frank Günther
Filme (Auswahl)
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The Tempest 1908, Stummfilm Percy Stows
The Tempest, USA 1960, mit Richard Burton als Caliban
The Tempest, GB 1980, Regie Derek Jarman
The Tempest, USA 1982, moderne Bearbeitung mit John Cassavetes
Prospero’s Book, GB 1991, Regie: Peter Greenaway, mit Sir John Gielgud
Sturm über Missisippi, USA 1998, originelle Adaption von The Tempest, u.a. mit Peter Fonda, John Glover
The Tempest USA 2010, mit Helen Mirren als Prospera, Regie: Julie Taymor
10 verschiedene Hamlet-Verfilmungen, u.a. 1948 (Oscar-ausgezeichnet)
Romeo und Julia, USA 1996, moderne Fassung mit Original Shakespearetext, mit Leonardo di Caprio
Shakespeare in Love, GB/USA 1998, mit Gwyneth Paltrow und Joseph Finnes (Sieben Oscars)
Links
http://de.wikipedia.org/wiki/Shakespeare
http://www.glanzundelend.de/konstanteseiten/shakespearestuecke.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/Frank_Günther (Shakespeareübersetzer, Gesamtwerk)
http://www.zitate-aphorismen.de/zitate/autor/William_Shakespeare/82
http://de.wikipedia.org/wiki/Shakespeare_in_Love
http://en.wikipedia.org/wiki/The_Tempest_(2010_film)
http://de.wikipedia.org/wiki/Prosperos_Bücher
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Teil 2
4.Insel | Nebel | Meer | Sturm
Insel - (über)behütete Kindheit, ewiger Frühling
PROSPERO: This island is our home. It’s a place of running streams, of birds and beasts
beyond compare, wild woods, tamed by my magic hand. A sanctuary, where no harm
may befall my innocent daughter. Oh she is innocent. She knows nothing of the world
that lies beyond the mist I have wrapped around this island like
a winter scarf. Within its boundary I have created eternal spring. 1. Szene
MIRANDA: Dini Insle isch ei einzigi Lüg, tout est faux ici. (...) De ewigi Früehlig isch mer
scho lang uf de Wecker gange. 10. Szene
Prospero hat sich, enttäuscht von den Menschen und
ihrem Verhalten auf diese Insel zurückgezogen und
hier eine utopische Welt mit Zauberkraft geschaffen,
die wilde Natur gezähmt, damit sie für Miranda nicht
gefährlich ist. Er hat imaginäre Blumen und Früchte
geschaffen und einen ewigen Frühling. Rund um die
Insel ist dicker Nebel, damit Miranda die Welt draussen
nicht sieht. Er will entscheiden, wann es Zeit dafür ist, die ‘Welt hinter dem Nebel’ kennen
zu lernen.
A | Gestaltungsauftrag - Inselbilder
Eine utopische Zauberinsel gestalten, als Collage, als Zeichnung. Einzel- oder Gruppenarbeit. Die Insel soll eine ideale Welt für einen Forscher und ein Kind darstellen.
Stellt einander die Inseln vor und präsentiert, was ausgewählt wurde und warum.
B | Elternhaus - Kinderzimmer als utopische Insel gestalten oder beschreiben
Wovor wollen Eltern ihre Kinder schützen
Mit Worten oder ebenfalls mit einer Zeichnung oder Collage das Elternhaus als Insel gestalten. Ein völlig utopischer und idealer Ort für eine Kleinfamilie. Handelt in der Gestaltung
wie Prospero: Schützt die Bewohner (das Kind) vor Kälte, vor Verletzungen, vor ‘bösen
Sachen’ etc. Erfreut die Bewohner mit ungewöhnlichen Erfindungen. (Dies kann auch ein
Schreibanlass sein.)
➡ Macht Inselführungen, stellt euch eure Bilder, Räume vor. Als Präsentation, als
Thea­ter­spiel. Wie klingt die Insel? Welche Musik ist erlaubt, welche nicht?
Gesucht ist eine utopische ‘heile’ Welt.
➡ Theater-Spielimprovisation: 2 oder 3 Zauberer kreieren mit Hilfe ihrer Zaubermacht eine utopische Insel und experimentieren mit der Natur. Sie zaubern alles weg, was gefährlich sein könnte (Gift in den Pflanzen, Stacheln, Klippen...)
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Teil 2
4.Insel | Nebel | Meer | Sturm
C | Spiel / Gruppendiskussion: Nebel rund um die Insel - die wirkliche Welt hinter dem Nebel
Miranda kennt die Welt hinter dem Nebel nur aus
Erzählungen ihres Vaters.
Es werden drei Gruppen gebildet. Gruppe 1 ist in der
Mitte, Gruppe 2 und 3 je auf einer Seite.
Gruppe 1 nimmt Position Mirandas ein: sie stellt nur Fragen. Was ist hinter dem Nebel,
wie sieht die Welt dahinter aus, wie gross ist die Welt. Wie sind die anderen Menschen,
wie sehen andere Männer aus.... Diese Gruppe muss viele Fragen auf Lager haben.
Gruppe 2 beschreibt gemeinsam die Welt aus der Sicht Prosperos: Dieser ist enttäuscht
von den Menschen und ihrem Verhalten. (Hunger, Armut, Machtgier, Kriege, Gewalt, Hinterlist, Umweltzerstörung, Ungleichheit, mangelnde Liebe, Egoismus, Rücksichtslosigkeit,
etwas vorgeben zu sein was man nicht ist, etc.) Sie darf nur diese Sichtweise beschreiben
und vertreten.
Gruppe 3 sammelt Argumente der Beschwichtigung und lenkt ab: Die Insel ist schön,
hier haben wir alles was wir brauchen. Wenn du grösser bist kannst du es dann schon mal
sehen. Diese Sachen machen nur böse Träume. Hier sind wir vor all dem geschützt.
D | Streitgespräch - Das Leben auf der Zauberinsel verteidigen
Gruppe A nimmt Position der Eltern (Prosperos) ein, verteidigt diese Sicht, dieses Handeln.
Vor welchen Erfahrungen wollen die Eltern die Kinder bewahren.
Gruppe B argumentiert aus der Sicht der Kinder, die Erfahrungen machen wollen, selber
Gefahren kennen lernen wollen, nicht immer und überall beschützt werden wollen.
Zuerst während 5’ die Gruppen Argumente sammeln lassen.
Wertet die Positionen aus. Sammelt die Sichtweisen nach dem Streitgespräch und überlegt, wie ihr selber handeln würdet.
Nebel | Sicht ist versperrt - unheimlich
Ein dicker Nebelschleier ist um die Insel gehüllt ‘wie ein Winterschal’.
A | Erfahrungen im Nebel
Die Klasse sammelt Erfahrungen und Erlebnisse im dicken Nebel. Gefühle, Situation,
Umgang mit Situation. Variante: Wörter sammeln zum Nebel und dazu ein Gedicht oder
eine Kurzgeschichte schreiben. (Eine ähnliche Aufgabe gibt es auch zum Sturm, Sie
können sie auch kombinieren.)
B | Zaubernebel
Wie könnte ein Zaubernebel aussehen, der den Blick für Kinder auf die Welt versperrt?
Mit Körpersprache, Gesten und Worten beschreibt ein SchülerIn diesen Nebel und welcher
Zauber alles drin steckt. (Kann Eindringlinge abwehren, kann singen, welche Farbe...)
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Teil 2
4. Insel | Nebel | Meer | Sturm
Meer
Das Meer trennt die Insel vom Festland,
die idyllische Welt Mirandas von der ‘wirklichen Welt’.
A | Assoziationen sammeln
Wofür steht das Meer?
(Reise, bodenlose Tiefe, Gefahren, Ertrinken, endlose Weite, Rhythmus der Wellen,
Aufbruch ins Unbekannte, Wellen, Schiffe, Wind, Salzwasser, Strudel, Strömungen...)
Gespräch: Was löst das Meer alles aus, an Gefühlen, an Sehnsucht, an Ängsten?
B | Aufs Meer hinaus - ins Leben hinaus
Mit einem kleinen Boot aufs Meer hinaus fahren (Trinculo, Stephano, alle drei am Schluss).
Versucht diese Situation auf Lebenswege und Lebenssituationen zu übertragen.
(Eigenes Leben in Angriff nehmen, von zu Hause ausziehen, erste grosse Reise alleine,
Lebenserfahrungen machen, Aufbruch in einen neuen Lebensabschnitt ... )
Eignet sich gut auch für gymnasiale Abschlussklassen die vor einem ähnlichen Umbruch
stehen.
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Teil 2
4. Insel | Nebel | Meer | Sturm |
im Auge des Sturms
Sturm
Metereologische Definition
Als Sturm werden Winde mit Geschwindigkeiten von
mindestens 20,8 m/s (74,9 km/h) oder 9 Beaufort bezeichnet.
Ein Sturm mit einer Windgeschwindigkeit von mindestens
32,7 m/s (117,7 km/h) oder 12 Beaufort wird als Orkan bezeichnet.
Dazwischen spricht man bei 10 Beaufort von einem schweren und bei 11 Beaufort von einem
orkanartigen Sturm. Erreicht der Wind nur kurzzeitig (für wenige Sekunden) Sturmstärke, so spricht
man von einer Sturmböe. In der Regel sind mit einem Sturm auch starke Regenfälle verbunden,
weshalb die Bezeichnung umgangssprachlich oft als Synonym für einen schweren Schauer oder
ein Gewitter verwendet wird, beide stellen jedoch nur Begleiterscheinungen bzw. Spezialfälle
eines Sturms dar.
Auf See ist für den windbedingt hohen Wellengang ebenfalls die Bezeichnung Sturm gebräuchlich,
mit einer geringeren Betonung auf den meist gleichzeitigen Niederschlägen. Je nachdem, was ein
Sturm aufwirbelt bzw. womit er zusammen auftritt, spricht man des Weiteren von einem
Schnee­sturm, Hagelsturm, Sandsturm (Buran) oder Staubsturm.
In Gebirgen entstehen Föhnstürme als Trockenwindereignis. Stürme treten häufig über dem Meer
auf, da dort weniger Bodenreibung vorhanden ist. So können sich die Winde besser entfalten als
auf dem Festland und erreichen wesentlich häufiger Sturmstärke.
Zudem können tropische Wirbelstürme, also Hurrikane und Taifune, nur über dem Meer entstehen
und schwächen sich über Landmassen rasch ab.
http://de.wikipedia.org/wiki/Sturm
A | Austausch über Sturm
Was ist ein Sturm? Definitionen sammeln, Synonyme. Sturm im übertragenen Sinn.
Eigene Sturmerfahrungen. Austausch über echte Sturmerlebnisse. Gefühle in diesem
Moment.
Kontrolle verlieren, Aufruhr, grosse Energie und Kraft, Urkraft der Natur, grosse Freude ...
B | Meerersstürme - Gefühlsstürme - Stürme im Stück
Im Stück gibt es auch viele Gefühlsstürme, innere Stürme. Versucht euch an die
Gefühlsstürme von Miranda, Trinculo, Stephanie/o zu erinnern? In welchen Momenten,
mit welchen Gefühlen war dies? Wenn die Gefühle überborden (extreme Wut, extremes
Glück, wenn die Kontrolle verloren geht...)
C | Im Auge des Sturms / Eye of the Storm
Wie sieht es im Auge des Sturms aus? Was ist die Bedeutung dieses Titels für das Stück?
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4. Insel | Nebel | Meer | Sturm |
im Auge des Sturms
D | Stürmische Sprache
Sammelt Ausdrücke und Sprachgebrauch zum Wort ‘Sturm’.
Sturm im Wasserglas / die Ruhe vor dem Sturm / die Zeichen stehen auf Sturm / gegen
etwas Sturm laufen / eine stürmische Liebe / ein stürmisches Gemüt / die Burg wird
gestürmt / das Herz im Sturm erobern / Sturm klingeln, Sturm läuten / der Stürmer (Sport) /
Volkssturm (Militär)
Wer Wind sät wird Sturm ernten / Nur wer verzagend das Steuer loslässt, ist im Sturm
verloren / jemanden bestürmen / die Sturm- und Drangzeit
E | Stürmische Musik
Hier eine kleine Auswahl von stürmischen Stücken:
ACDC - Thunderstruck, ACDC - TNT; Sabaton - firestorm; The Prodigy - thunder;
DDM - immortal; Red hot Chili Peppers - Suck my kiss; Antonio Vivaldi - Sommer,
presto (Gewittersturm); Rimski-Korsakov - Der Hummelflug; Vanessa Mae - Storm
(A. Vivaldi, eigene Interpretation); Ludwig van Beethoven - Sonata Nr 17 Op 31.2. Dmoll genannt ‘der Sturm’ (3. Satz, Allegretto)
➡ Ein Stück anhören und während des Hörens notieren welche Bilder auftauchen und welche Stimmung aufkommt. Wie könnte Prosperos Reaktion z.B. auf das Stück
‘firestorm’ sein? Welche Sturmmusik würde Prospero gefallen?
Die meisten der obenerwähnten Stücke haben wir während der Probenarbeit gebraucht,
um dazu Szenen zu erarbeiten, den Rhythmus und die Energie zu finden, die Stimmungen
zu erforschen oder für das Training.
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Teil 2
5.Abnabelung | sich lösen,
selber Verantwortung übernehmen
MIRANDA: Ich bin reif genug, die Wahrheit zu hören
PROSPERO: Jeden Tag beweist du mehr, wie kindisch du noch bist. 3. Szene
A | Wahrheiten erfahren
Vor welchen Wahrheiten könnten Eltern ihre Kinder schützen
wollen?
Welche Wahrheiten wollen Eltern vor den Kinder verbergen?
Antworten sammeln und diskutieren. Positionen dazu finden.
Nach dem Theaterbesuch: Werten Sie Prosperos eigene
Geschichte und Wahrheit aus. Warum konnte er es nicht erzählen. Warum ist er Mirandas
Fragen ständig ausgewichen? Warum ist er letztlich nach dem Tod von Mirandas Mutter auf
die Insel gezogen und hat mit der Welt und ‘deren Sitten’ - wie er sagt gebrochen?
B | Neuer Blick auf Eltern
Der Blick auf den Vater (die Eltern) verändert sich.
➡ Berichtet von eigenen Erfahrungen, warum sieht man die Eltern plötzlich in einem anderen Licht?
Man wird kritischer. Das eigenständige Denken und eine eigene Weltsicht entwickeln sich.
Die Handlungen und das Verhalten der Eltern werden hinterfragt. Eine Distanz zu den Eltern entsteht, das eigene Elternhaus wird nicht mehr einfach so kritiklos hingenommen...
C | Neuer Blick des Vaters /der Eltern auf Kind
Auch der Blick der Eltern verändert sich.
Versetzt euch in die Lage der Eltern und beschreibt ein fiktives Kind das gerade 14 ist.
Prospero im Streit zu Miranda: ... du bist unhöflich, unwillig, ungehorsam, launisch, frech,
egoistisch, mondsüchtig, willst am Morgen nicht aufstehen, gehst mit den Eulen ins Bett,
provozierend, undankbar....
D | Zwischen zu viel Schutz und zu wenig Grenzen: Diskussion - Meinungen
Versucht in einer engagierten Diskussion die Positionen
erörtern. Zu wenig Schutz, zu viel Schutz, zu viel
Grenzen, zu wenig Grenzen.
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Teil 2
5. Abnabelung | von zu Hause weggehen, abhauen
MIRANDA: Ich will gehen, lass mich bitte gehen. 10. Szene
Mirandas Gründe
Welche Gründe hat Miranda um von ihrem Vater wegzugehen?
Ist sie auf das selbstständige Leben vorbereitet?
Wie stellt sie sich dieses Leben vor?
Prosperos Gründe dagegen
Welche Gründe hat Prospero, Miranda vom Weggehen abzuhalten? Warum will er nicht,
dass Miranda mit Trinculo und Stephanie weggeht. Was hat er gegen die beiden?
Schluss - und was nun?
Stellt euch einen Schluss vor: Wie wird Miranda leben? Und Stephanie? Und Trinculo?
Wird sie wieder zu Prospero zurückkommen? Kontakt mit ihm behalten?
Sehnsucht nach dem eigenen Leben – von zu Hause weggehen
1. Text von S. lesen, oder vorlesen (folgende Seite)
2. was löst dieser Text bei euch aus?
3. Eigene Vorstellungen: Wie könnte das sein, wenn man von zu Hause auszieht, weg
geht, wenn ihr das erste Mal alleine wohnt, alleine für euer Leben verantwortlich seid?
STEPHANIE: Ich bin von zu Hause abgehauen. Es war die
einzige Möglichkeit, meiner Mutter zu entkommen. 2. Szene
Stephanies Gründe von zu Hause abzuhauen
Sammelt Stephanies Gründe, warum will sie weg.
Was will sie nun mit ihrem Leben tun?
Hat sie versucht, mit ihrer Mutter das Gespräch zu suchen, die
Erwartungen zu klären?
Hat sie versucht, den Streit mit Trinculo zu bereden, warum sie so ausgerastet ist?
Andere Gründe: Was könnten andere Gründe sein, dass jemand von zu Hause abhaut.
Pro und Contra: Hals über Kopf abzuhauen ist eine unüberlegte Handlung. Diskutiert das
Pro und Contra.
Abhauen wohin? Andere Lösungen?
Versetzt euch in Stephanies Lage: War die Entscheidung klug? Wo würdet ihr hingehen,
wie würdet ihr die Konflikte in Stephanies Leben lösen?
Spielimprovisation – inspiriert von der Familie Stephanies
Vorgegebene Situation: Alleinerziehende Mutter, 3 Brüder. Stephanie als einziges Mädchen. Traditionelles Rollenverständnis. Stephanie muss im Haushalt helfen und darf nichts.
Nicht in den Ausgang, nicht über Nacht wegbleiben. Mutter bevorzugt in allem die Brüder.
Die Brüder sollen in der Improvisation dauernd gehen und wieder kommen, viel Freiheiten
haben. Stephanie hat einen Freund, sie darf ihn nur zusammen mit den Brüdern treffen.
Stephanie trägt Punkkleider oder Jungenkleider. Reaktion der Mutter und der Brüder.
Lassen Sie kurze Sequenzen spielen, damit die Improvisation nicht ausufert.
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Teil 2
5. Abnabelung | von zu Hause weggehen
Ich hatte eine unglaubliche Sehnsucht nach grossen Städten
«Die Stadt, in der ich aufgewachsen bin, ist sehr klein. Das Haus, in dem ich mit meinen Eltern
lebte, ist ebenfalls sehr klein. Mit sechzehn, siebzehn schon spürte ich, wie eng diese Welt ist.
Ich hatte eine unglaubliche Sehnsucht nach grossen Städten mit breiten Strassen, vielen Menschen, grossen Geschäften, Lichtern, Cafés, Strassen- und U-Bahnen. In dieser Weite vermutete
ich etwas Grossartiges, Geheimnisvolles, das auf mich wartet, ein leidenschaftliches, aufregendes
Leben, eine Person, in die ich mich wahnsinnig verlieben würde, viele Freunde, mit denen ich
verrückte Unternehmungen starten und endlose Nachtgespräche führen würde. Mit achtzehn
setzte ich mich hin und machte einen Plan. Zum Zivildienst würde ich ohnehin von zuhause
weg müssen. Meine Mutter versuchte, mich zu überreden, diese Zeit in unserer Kleinstadt oder
zumindest irgendwo in der Nähe zu verbringen. Sie versuchte dies mit allen Mitteln, selbst mit
Drohungen. Sie hatte grosse Angst davor, dass ich ausziehen könnte und sie dann auf sich allein
gestellt wäre, sich mit sich selbst auseinandersetzen müsste. In dem Sommer vor meinem Abitur
setzte ich mich in den Zug und fuhr durch ganz Deutschland, um mir Städte anzusehen, in denen
ich mir ein Leben vorstellen könnte: Das damals noch seltsam verträumte Dresden an der Elbe mit
seinen unsanierten Altbauten, das viel zu grosse, mir Angst einflössende Berlin mit seinem Nachtleben, in das ich mich natürlich hungrig stürzte (und das ein grosses Gefühl der Einsamkeit in mir
auslöste), die verbauten, aber in ihrer Rauheit sympathischen Städte des Ruhrgebiets, scheinbar
bruchlos aneinandergebaut, eine endlose Landschaft aus Häusern und Fabriken, die vor Leben zu
vibrieren schienen und schliesslich Hamburg, die Stadt unter dem weiten Himmel mit dem vie-len
Wasser, den grossen Schauspielbühnen und den flittrig-schmutzigen Amüsiervierteln. Hier begann
eines Nachts auf der Strasse tatsächlich eine vollkommen romantische Liebesgeschichte. Ich
entschloss mich nach Hamburg zu ziehen. Tatsächlich fand ich eine tolle Zivildienststelle in einem
Kinderkrankenhaus. Mühsam quälte ich mich durch die letzten Monate bis zum Schulabschluss
und verliess dann mit viel Streit und unter unschönen Auseinandersetzungen mein Elternhaus.
Bis zum letzten Moment versuchte meine Mutter, meine Abreise zu verhindern. Aber mich konnte
nichts bremsen. In mir loderte ein Feuer, dem ich um jeden Preis nachgeben wollte. Den Kopf
voller romantischer Ideen von Leben und Freiheit kam ich dann nach Hamburg. Die Zeit dort, war
sehr anders, als ich erwartet hatte. Ich hatte eine gute, interessante Arbeit, aber eben vor allem
das. Wenn man als Neunzehnjähriger in eine grosse Stadt kommt, in der man keinen kennt, ist es
schwer, Kontakte zu knüpfen. Die Krankenschwestern auf der Station, auf der ich arbeitete, waren
sehr nett, aber sie hatten alle Familie und führten ihre eigenen Leben. Ich ging viel ins Theater,
ins Kino, in die Oper und in Konzerte. Das war toll, aber auch einsam. Das mit der Liebesgeschichte hatte sich auch erledigt. Mein Gedanke war gewesen, dass sich alle meine Hoffnungen
und Träume auf einen Schlag erfüllen würde, wie eine prall gefüllte Tüte mit Geschenken, die das
Leben über mir ausschütten würde. Es waren kleine Dinge, kleine Veränderungen, die mein Leben
prägten, die aber sehr wichtig waren. Wenn ich etwa abends vom Theater nach Hause in mein
kleines, unschönes Zimmer im Studentenwohnheim nach Hause kam und dort niemand auf mich
wartete. Ich war frei, zu gehen und zu kommen, wie ich wollte. Nur ich entschied darüber. Ich war
niemanden Rechenschaft schuldig. Das war ein tolles, ganz neues Gefühl von Autonomie. Das Jahr
verging schnell. Ich fühlte mich nicht so glücklich und ich war auch froh, dann Hamburg wieder
verlassen zu können. Ich zog in die nächste grosse Stadt. Mein Leben wurde dann doch irgendwann sehr aufregend. Das ist jetzt viele Jahre her. Aber es gibt noch viele Orte auf der Welt, an
denen ich noch nicht gewesen bin und ich habe noch viele, viele Träume.
Stefan Liebermann, heute 31, über den Moment mit 18 Jahren von zu Hause wegzugehen.
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Biel/Bienne
Teil 2
6. Sein oder Schein
TRINCULO: Ich bin Fernando der Herzog von Valencia, und wer bist du?
STEPHANIE: (...) weil man das nicht tut, sich als etwas anderes ausgeben als man ist!
TRINCULO: Was ist denn dabei? Ich spiel doch nur eine Rolle, die Rolle von Fernando,
dem Herzog von Valencia. Das ist supertoll, da habe ich Geld,
einen tollen Schlitten, ein Schloss... 6. Szene
Ist man das, was man vorgibt zu sein
A | Etwas vorgeben, was man nicht ist - Inhalt erarbeiten
1. Welche Rollen sind attraktiv zu spielen, oder sich als das
auszugeben?
Sammeln der Rollen. (SportlerIn, Filmstar, FürstIn, Prinz/Prinzessin, KönigIn, Bankdirek­-
torIn, ProfessorIn, Clown, Model, TV-ModeratorIn, Rockstar, SängerIn, ....)
2. Was verkörpert diese Rolle?
(Grosszügigkeit, Reich, Geld, Macht, Besitztümer, Erfolg, Intelligenz, Bekanntheit, löst Bewunderung aus...)
3. Was passiert, wenn man sich als etwas anderes ausgibt? Was wenn man dabei ertappt wird? (Sich höher stellen, sich anders verhalten können, das Gefühl erhalten man werde
akzeptiert, aber auch Angst entlarvt zu werden...)
B | Spielaufgaben – Rollen spielen
3 Personen.
A spielt den ‘Bluffer’. Er/Sie gibt sich vor B als einen anderen aus. Er/Sie versucht die Rolle
voll durchzuziehen und erfindet pausenlos seine Identität ins Blaue hinaus.
B spielt den Naiven/die Naive: Er/Sie ist völlig beeindruckt von A, hinterfragt nichts,
bewundert ihn/sie total und lässt sich in alles hineinziehen.
C kommt dazu und kennt A. C durchschaut das Spiel und will A entlarven. A versucht C mit
allen Mitteln davon abzuhalten. Die Klasse kann C oder A bei den Argumenten helfen.
6 Personen
Ort: eine Bar. 4 Personen sind eine Gruppe von Freunden, 1 SpielerIn ist hinter der Bar.
Person X kommt dazu und spielt die Rolle des ‘Grosszügigen’, obwohl er/sie eigentlich kein
Geld hat. Er/sie bezahlt mit der Kreditkarte. Alle dürfen sich auch etwas Teures bestellen.
Die Gruppe tauscht sich darüber aus, wie toll sie X findet. Person X soll am Schluss seinen
Kontoauszug anschauen, das Konto ist stark überzogen, er/sie hat Schulden. Was tun?
4-5 Personen, dann Gruppe Journalisten
Gruppe von 3-4 Personen ist am Strand. Person X kommt dazu. Spielt den ‘Adligen’ obwohl
er eigentlich ein Motorradmechaniker oder ein Hafenarbeiter oder ähnlich ist. Die Gruppe
himmelt X sofort an. Er/Sie ist ein Prinz/Prinzessin mit Schloss, Dienern, Rolls Royce...
Schluss: X sitzt auf einen Stuhl vor die Klasse. Er /sie berichtet was das für ein Gefühl war.
Was sind die Gründe, dass man sich als etwas anderes ausgibt als man ist?
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Théâtre de la Grenouille |
Biel/Bienne
Teil 2
7. Typisch Mädchen, typisch Junge |
Geschlechterrollen
STEPHANIE: «Ich bin kein Junge, ich bin ein Mädchen. Stephanie. (...) Du bist zu naiv
Miranda, man wird dir noch wehtun. Manchmal verkleidet man sich einfach, um zu
überleben. 8. Szene
PROSPERO: Warum darf SIE weinen, und ER nicht? Warum trägt SIE lange Haare und ER
nicht? Sind das freie Entscheidungen? Ist man frei, sich zu verlieben in wen man will?
10. Szene
A | Stephanies Kleider - was lösen sie aus
Ist dies eine Identität oder eine Verkleidung? Was ist
es für Stephanie? Was löst sie mit diesem Outfit bei
ihrer Familie aus? Und bei ihren SchulkollegInnen?
B | Eine Verkleidung zusammenstellen
Ein oder zwei SchülerInnen stellen sich um ein
Mädchen der Klasse. Sie beschreiben zusammen, was dieses Mädchen alles anziehen
könnte, damit sie sich als Junge ausgeben könnte oder als eine Andere.
Variante: Ein Mädchen geht in ein Kleidergeschäft und möchte einen ‘Junge-Stil’, die
Modeberaterin/der Modeberater macht Vorschläge. Alle Kleider sind imaginär im Geschäft
vorhanden.
C | Spiel: Rollenwechsel
Eine typische Familienszene mit traditionellen Rollen wird total umgekehrt gespielt, es
darf ruhig übertrieben sein. Wichtig ist ein ernsthaftes Spiel. Mutter arbeitet, kommt kaputt
nach Hause, telefoniert, ist am iPad und erledigt noch ein paar Mails; Vater kocht, schaut zu
den Aufgaben, macht die Sandwiches für die Schule, erinnert an Termine; Jungs helfen im
Haushalt, Mädels gehen raus um Hockey zu spielen, toben herum.
Sehr kurz, nicht ausufern. Dann kurz diskutieren.
D | Spiel: Ein Mädchen unter Jungs
Ein Mädchen und 1-2 BeraterInnen; eine Gruppe von 3 Jungs.
Das Mädchen macht als Junge in der Gruppe der Jungs mit. Die Jungs akzeptieren sie als
Junge, sie entlarven sie nicht! Das Mädchen versucht nun sich in der Gruppe als Junge
zu verhalten. Sie kann max. 3 Time-Outs verlangen und zu ihren Beratern gehen um
neue Inputs zu holen. Die Gruppe soll sich auch aktiv verhalten, zusammen rangeln oder
‘schlägle’, Sprüche ‘unter Jungs’ machen, etwas unternehmen.
Die übrige Klasse beobachtet und diskutiert anschliessend die Szene. Das Mädchen
kommentiert seine Erfahrungen. Wie fühlte sich das an?
E | Typisch Mädchen - typisch Junge
Auf grossen Blätter Typisches sammeln: Kleider, Haare, Sprache, Verhalten, Gefühle,
früher Spielzeugs, Farben... Woher kommen diese Muster, warum ist das so?
Schaut die Klasse an. Wie tragen die Mädchen die Haare? Und die Jungs? Hat ein
Mädchen kurze Haare, hat ein Junge lange Haare? Was ist die Reaktion darauf?
Kennt ihr einen Mann, einen Lehrer, einen Vater, der lange Haare hat? Und die Kleidung,
das Verhalten? Wie ist es bei uns jetzt? Wie war es früher?
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Théâtre de la Grenouille |
Biel/Bienne
Teil 2
7. Typisch Mädchen, typisch Junge |
Geschlechterrollen
F | Verkleidungen im Alltag sammeln
Was könnten Verkleidungen im Alltag sein?
Wie ordnen die SchülerInnen Szenen/Gruppenkleidungen ein.
In Gruppen Bilder googeln lassen und ausdrucken zu Stichworten wie: Mädchenmode
2012, neue Trends 2012, Jungs und Mode, der neue Look, HipHop-Kleiderstil, Ethno-Mode,
Punk, Hells Angels, Business-Look, Räuber-Look, Matrosen...
Betrachtet eure Sammlung gegenseitig und versucht nach Kriterien eine Ordnung zu
finden (Verkleidungen, Dress-Codes). Was sind Verkleidungen?
Was ist persönlicher Stil, Identität?
G | Rollenverhalten - Gruppendruck unter Jungs
Trinculo verhält sich mit seiner Clique zusammen total
anders als wenn er mit Stephanie zusammen ist. Sie
machen eine Wette ob er sie ‘rumkriegt’, und Trinculo
wettet mit. Eigentlich wollte er es gar nicht. Wo spielt
der Gruppendruck unter Jungs eine Rolle?
Sammelt konkrete Beispiele von Dingen, die jemand
vielleicht tut, um in der Gruppe akzeptiert zu bleiben.
Erfolg bei den Mädchen haben, ein Mädchen
‘rumkriegen’; Mut zeigen für dummen Streich;
Alkohol, rauchen; besonders frech sein...
H | Rollenvorstellungen in der Familie
Stephanies Mutter hatte für Stephanie eine fixe Rollenvorstellung. Die Jungs fliegen aus und das Mädchen
bleibt bei der Mutter, kümmert sich um sie, wenn sie
alt wird, teilt ihre Sorgen mit ihr. Tauscht in der Klasse aus, wie die Rollen
und Rollenvorstellungen in der eigenen Familie verteilt sind.
Interessant sind hier auch Erfahrungen von
Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund.
Wie ist es mit der Freiheit, dem Ausgang,
den Zukunftsvorstellungen?
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Théâtre de la Grenouille |
Biel/Bienne
Kontaktadressen
Gerne können Sie und / oder Ihre SchülerInnen
elektronisch direkt in Kontakt mit uns treten.
Wir freuen uns über Fragen, Bemerkungen,
Berichte!
Arthur Baratta, Prospero
[email protected]
Pascale Güdel, Miranda
[email protected]
Stefan Liebermann, Trinculo
[email protected]
http://www.stefanliebermann.com
Liza Baumann, Stephano/Stephanie
[email protected]
Isabelle Freymond, Ariel
[email protected]
Charlotte Huldi, Inszenierung
[email protected]
Verena Lafargue Rimann, Ausstattung,
visuelle Gestaltung
[email protected]
Jonas Kocher, Musik
[email protected]
www.jonaskocher.net
Théâtre de la Grenouille
Gurzelenstrasse 11 | CH - 2502 Biel/Bienne
+41 32 341 55 86
[email protected]
www.theatredelagrenouille.ch
Impressum Theaterpädagogisches Dossier
Autorin: Charlotte Huldi
Mitarbeit: Luisa Funk
Graphik: Philipp Kissling
Übersetzungen: Christine Junod, Jacques Zwahlen
Herausgeber: Théâtre de la Grenouille, 2012
realisiert mit freundlicher Unterstützung der
Stiftung Vinetum, Biel
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