1936 - Antifa-Info

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1936 - Antifa-Info
Das Jahr 1936 beginnt mit einer Neujahrsbotschaft Hitlers, in der er »auf eine wahrhaft gewaltige, politische,
kulturelle und wirtschaftliche Arbeit des Aufbaues« zurückblickt und deklariert: »Das vor uns liegende Jahr 1936
soll und wird ein weiteres Jahr nationalsozialistischer Entschlossenheit sein«, Deutschland »ein Bollwerk der
nationalen europäischen Disziplin und Kultur gegen den bolschewistischen Menschenfeind.«
Farbige, Sinti und Roma werden zum Jahresbeginn dezitiert in das Blutschutzgesetz einbezogen. Die polizeiliche
Überwachung der Juden wird auch auf "Mischlinge ersten Grades" ausgedehnt.
Mussolini erweist sich für die deutsche Unterstützung zum Abessinienkrieg dankbar, er lässt wissen, nun keine
Einwände mehr gegen eine Abhängigkeit Österreichs von Deutschland zu haben.
Mitte Jänner wird den Richtern ihre "Unabhängigkeit" neu interpretiert. Bekanntlich waren ja auch vor 1933 die
deutschen Richter nicht gerade Linksextremisten, aber jetzt ist die nationalsozialistische Weltanschauung Grundlage der Auslegung aller Rechtsquellen, Gesetze, die vor dem 30.1.1933 erlassen wurden, sind nicht anzuwenden,
wenn sie dem "gesunden Volksempfinden" widersprechen, eine "Führerentscheidung" entzieht sich der richterlichen Beurteilung, es darf also nicht geprüft werden, ob sie nicht geltendem Recht widerspricht.
Am 17.Jänner macht Propagandachef Goebbels seine berüchtigte Äußerung, dass man zwar auch einmal ohne
Butter, aber nie ohne Kanonen leben könne.
Für den Einbau von Luftschutzräumen übernimmt der Staat die Hälfte der Kosten.
Zum Jahrestag der "Machtergreifung" veröffentlichen die Sozialdemokraten das Manifest Für Deutschland - gegen Hitler!.
Ende Jänner gibt es 2,5 Millionen Arbeitslose, um 453.000 weniger als im Vorjahr, um 3,5 Millionen weniger als
1933.
Am 2.2. gründen in Paris SPD, KPD, SAP, Revolutionäre Sozialisten und der Internationale Sozialistische
Kampfbund ein Komitee zur Vorbereitung der deutschen Volksfront mit Heinrich Mann als Vorsitzenden, Rudolf
Breitscheid (SPD), Willi Münzenberg (KPD), Georg Bernhard (früher Deutsche Demokratische Partei).
Hitlers "Mein Kampf" wird in einer speziellen Ausgabe für Ehepaare aufgelegt und bei der standesamtlichen
Trauung überreicht.
Ein Reichsausschuss zum Schutze des deutschen Blutes soll hinkünftig Heiratsanträge von Mischlingen bearbeiten.
Die olympischen Winterspiele finden vom 6.-16.2. in Garmisch-Partenkirchen statt und dienen (wie die folgenden Sommerspiele in Berlin) auch der internationalen Darstellung nationalsozialistischer Errungenschaften.
16.2.: Bei den spanischen Parlamentswahlen siegt die republikanische Volksfront.
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Nach der Ermordung des Schweizer NSDAP-Leiters Gustloff am 4. Februar wird zur Vermeidung nazistischer
Provokationen am 18.2. die Tätigkeit der Schweizer Nationalsozialisten verboten, die Schweizer Nazis hatten
u.a. auch die Vereinigung aller Deutschen (auch der Schweizer) im Deutschen Reich gefordert. Die deutsche Propaganda spricht von einem jüdischen Komplott, der Täter, ein aus Jugoslawien stammender Jude, wird später zu
18 Jahren Haft verurteilt.
Am 21.2. erklärt Hitler in einem Interview mit der französischen Zeitung Paris Midi, es gäbe keine Erbfeindschaft
mit Frankreich, aber eine bolschewistische Gefahr.
Zur Heranbildung einer "Führerelite" werden in Vogelsang, Crössinsee und Sonthofen "Ordensburgen" der
NSDAP gegründet.
Am 4. März wird in München die erste Ausstellung Entartete Kunst eröffnet, lt. Ankündigung eine "Ausstellung
von Kulturdokumenten des Bolschewismus und jüdischer Zersetzungsarbeit".
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die Kunst im Dritten Reich war eine ordentlich geartete Kunst!
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Hitlers eigene Kunstwerke aus der Zeit vor 1914 waren von ähnlichem Kaliber
Gerade noch hatte sich Hitler als Friedenspolitiker deklariert. Am 7. März marschieren Einheiten der Wehrmacht
ins entmilitarisierte Rheinland ein. »Im Interesse des primitiven Rechtes eines Volkes auf Sicherung seiner Grenzen und zur Wahrung seiner Verteidigung hat (..) die Deutsche Reichsregierung (..) die volle und uneingeschränkte Souveränität des Reiches in der entmilitarisierten Zone des Rheinlandes wieder hergestellt.« Gleichzeitig wird
ein Nichtangriffspakt für die nächsten 25 Jahre mit Frankreich und Belgien vorgeschlagen. Der Reichstag wird
aufgelöst, um »dem deutschen Volk die Gelegenheit zu geben, der mit dem heutigen Tag abgeschlossenen Politik
der Wiederherstellung der nationalen Ehre und Souveränität des Reiches, verbunden mit dem aufrichtigen
Bestreben nach einer wahren Völkerversöhnung und Verständigung (...), seine feierliche Zustimmung geben zu
können«.
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wenn man wieder eine richtige Wehrmacht hat, dann wird sie auch in Marsch gesetzt
Straßendekoration an NS-Feiertagen
Nach Verhandlungen in London wird der Einmarsch im Rheinland als Verletzung des Versailler und des LocarnoVertrages bezeichnet. Jedoch bleiben alle Maßnahmen dagegen aus. In einem Völkerbundbeschluss ist lediglich
von einer »Gefahr für die europäische Sicherheit« und der »Bedrohung des Friedens« die Rede. Zu diesem Zeitpunkt hätte die deutsche Wehrmacht keinerlei Chance gegen eine ausländische Intervention gehabt. So aber wurde
Hitler praktisch ermuntert, seine expansive Politik erst richtig in Gang zu bringen.
Noch gibt er sich aber friedenstäuberisch: »Wenn wir heute in einen Krieg gestoßen würden, dann kostete jede 30Zentimeter-Granate 3000 Reichsmark, wenn ich aber noch 1000 RM dazulege, dann habe ich ein Arbeiterwohnhaus. Und wenn ich eine Million solcher Granaten auf einen Haufen lege, dann ist dies noch lange kein Monument. Wenn ich aber eine Million solcher Häuser habe, in denen so viele deutsche Arbeiter wohnen können, dann
setze ich mir ein Denkmal.« Das Denkmal sah dann 1945 etwas anders aus. Aber der Vergleich mit den Arbeiterwohnhäusern bleibt verwendbar: Die materiellen Kriegskosten und Kriegsschäden erreichten bis Kriegsende eine
Höhe, dass man für den Gegenwert jeder europäischen Familie ein Einfamilienhaus errichten hätte können ...
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der Siedlungsbau in der NS-Zeit war manchenorts spektakulär, aber es wurde weitaus mehr in Bomben und Granaten investiert
Am 27. März sagt Hitler in einer Reichstagswahlrede: »Urteile du über mich! Leg du ein Bekenntnis ab, ob du
meine Arbeit für richtig hältst, ob du glaubst, dass ich fleißig gearbeitet, dass ich mich in diesen Jahren für dich
eingesetzt, dass ich meine Zeit anständig verwendet habe im Dienste des Volkes.«
NS-Plakat voller Pathos nach der Rheinlandbesetzung - die NSDAP veröffentlicht seit Mitte März 1936 für die
Parteischaukästen eine "parteiamtliche Wandzeitung der NSDAP"
Wahlplakat: vor 1933 sterbendes Volk - nach 1933 wachsendes junges Volk
Die Wahlen am 29.3.1936 bringen das zu erwartende Resultat. Die einzige kandidierende Liste erhält von den
44.955.000 abgegebenen Stimmen 44.412.000, das sind 98,8%.
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Am 30. April gibt es 1,763.074 Arbeitslose. Das Motto des 1. Mai lautet: Freut Euch des Lebens!
Am 9.5. verkündet das faschistische Italien die Eingliederung Äthiopiens, der italienische König Emanuel III.
wird auch "Kaiser von Abessinien", Mussolini verkündet die Wiedererrichtung des Imperium Romanum.
Mussolini gab gerne den grimmigen Kämpfer, aber es gelang ihm im Gegensatz zu Hitler nie, seine Landsleute für
seine Träume vom Weltreich zu mobilisieren, auch wenn er hier wie eine böse Bulldogge dreinschaut: er blieb
letztlich ein Pinscher
der in den USA aus Gründen der Konsumwerbung erfundene Muttertag findet Nachahmer in Deutschland: der
Führer braucht Soldaten
Am 24. Mai wird in Paris ein "Aufruf zum Handeln und Vereinigen" veröffentlicht, unterschrieben u.a. von Ulbricht, Dahlem, Münzenberg, Beimler, Breitscheid, Braun, Fabian, Willy Brandt, Heinrich Mann, Feuchtwanger,
Toller und Kantorowicz.
Eine - wohl auch damals durch reale Ereignisse begründbare - Pressekampagne über Sittlichkeitsdelikte katholischer Geistlicher führt zu vermehrten Kirchenaustritten.
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Am 27. Mai wird nach internationalen Appellen Carl von Ossietzky aus dem KZ entlassen und in ein Krankenhaus eingeliefert.
Manchmal musste der Nationalsozialismus eine seiner ureigensten Aufgaben, die Niederhaltung der Arbeiterbewegung, durch konkretes Eingreifen der NS-Staatsgewalt vor Ort erfüllen, besonders auch gegen NSDAP-Mitglieder, die in der NSDAP eine Arbeiterpartei vermutet haben könnten:
Aus einem Bericht des Gauleiters von Hessen: Im Juni 1936 haben in der Karosserieabteilung der Opelwerke in
Rüsselsheim 262 Mann die Arbeit niedergelegt. Unter diesen Streikenden befinden sich ca. 70 Angehörige der
Partei und der nationalsozialistischen Gliederungen sowie der angeschlossenen Verbände.
Zum selben Zeitpunkt sind in ganz Deutschland verschiedene gleichartige Streiks vorgekommen, die augenscheinlich einer marxistischen Parole zufolge, die von Prag ausgegeben wurde, organisiert wurden.
Die Rädelsführer befinden sich im Konzentrationslager. Aber auch allen anderen Beteiligten muss mit Entschiedenheit und Härte vor Augen gefühlt werden, dass im nationalsozialistischen Deutschland ein Streik unmöglich
ist. Das Verhalten der Parteigenossen ist naturgemäß noch schwerer zu bestrafen.
Bemerkenswert dazu: Die Firma Opel befand sich schon seit 1928 mehrheitlich im US-Besitz (General Motors),
die NS-Staatsgewalt unterstützte also, um es im NS-Jargon auszudrücken, ausländische Plutokraten gegen deutsche Arbeiter. Aber solche Unterschiede zwischen Wort und Tat soll es ja damals durchaus öfter gegeben haben ...
Am 17. Juni wird die gesamte Polizei dem Reichsführer SS, Heinrich Himmler, unterstellt, am 26. Juni wird
Reinhard Heydrich Chef der Sicherheitspolizei.
Heinrich Himmler, Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei - volksmündlich wird der "Reichsführer"
auch zum "Reichsheini" - der esoterisch geplagte Heinrich Himmler sah sich als Reinkarnation von König Heinrich I. (876-936) - am 2. Juli 1936 legte er zu dessen 1.000. Todestag am Grab im Quedlinburger Dom einen
Kranz nieder
heute frönen in Österreich die Freiheitlichen einer mit Mythen umrankten Sonnenwende - anno nazimal war der
Sommerbeginn eines des großen NS-Volksgemeinschaftsfeste
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Anfang Juli findet anlässlich des 10-Jahre-Jubiläums des Reichsparteitages 1926 in Weimar eine Feier statt. Heß
sagt, "Deutschland wird leben, weil das Schicksal ihm Adolf Hitler gab." Und dieser selbst meint, "Der Glaube
der wenigen von damals ist heute der Glaube des ganzen deutschen Volkes geworden." Ein bisschen hat er dabei
sicherlich übertrieben, der Führer, aber bestimmt ist es den Nazis gelungen, tatsächlich einen sehr hohen Prozentsatz der Deutschen für den Nationalsozialismus zu gewinnen.
Nicht die Peitsche, sondern das Zuckerbrot war wirksam: Die dumme und kurzsichtige Vergeltungspolitik der
Siegermächte des Weltkrieges und die Weltwirtschaftskrise haben es den Nazis ermöglicht, vor breiten Schichten
des Volkes als Befreier aus der Not aufzutreten und durch die massive Aufwertung der Stellung Deutschlands das
Selbstwertgefühl der Volksgenossen zu heben. Als Deutscher durfte man sich eines Auserwähltenstatus erfreuen.
In vielen Stammesgemeinschaften einfacher Kulturen war es üblich, die eigene Gemeinschaft mit der Bezeichnung Menschen zu belegen. Angehörigen anderer Gruppierungen wurde diese Bezeichnung nicht zugestanden.
Der Nationalsozialismus griff sehr erfolgreich auf diesen urtümlichen Ethnozentrismus zurück.
Jüdische Weltverschwörung1: eines der Lieblingsthemen der Nazi-Propganda, hier ein Titelblatt des "Stürmers",
der antisemitischen Wochenzeitung des Gauleiters von Franken, Julius Streicher
Am 8.Juli erklärt der Internationale Gewerkschaftsbund auf seinem Londoner Kongress Deutschland und Italien
zu einer ständigen Bedrohung des Friedens.
Das Renommierprojekt des Dritten Reiches macht Fortschritte: 304 km Autobahn sind fertig, 1882 km im Bau.
Nach Verhandlungen mit Österreich wird eine Normalisierung der Beziehungen verkündet. Deutschland anerkennt die volle Souveränität Österreichs und will sich nicht mehr in die inneren Angelegenheiten einmischen. Österreich verpflichtet sich, "die Politik im allgemeinen und insbesondere gegenüber dem Reich stets auf jener
grundsätzlichen Linie zu halten, die der Tatsache, dass Österreich sich als deutscher Staat bekennt, entspricht."
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Siehe http://www.antifa-info.at/archiv/Protokolle_der_Weisen_von_Zion.pdf
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Das Abkommen vom 11.7.1936 bringt die Abschaffung der Tausend-Mark-Sperre (einer 1933 eingeführten Ausreisesteuer für die deutschen Österreich-Touristen, die den Fremdenverkehr aus Deutschland zum Erliegen gebracht hatte), der österreichische klerikalfaschistische Diktator Schuschnigg verpflichtet sich, zwei nationale Minister in sein Kabinett aufzunehmen. Edmund Glaise-Horstenau wird Minister ohne Geschäftsbereich, Guido
Schmidt Staatssekretär für Äußeres.
Ein Militärputsch der Rechten, der am 17. Juli in Spanisch-Marokko beginnt, weitet sich
zum Spanischen Bürgerkrieg aus (1936-39). Am 22.7. vereinbart Hitlerdeutschland mit
dem Putschistenführer General Franco Hilfeleistungen im Bürgerkrieg. Das Scheitern
des Aufstandes der militärisch unterlegenen Faschisten wird im Juli/August nur durch
ausländische Waffenhilfe verhindert, Deutschland stellt Luftwaffeneinheiten, Luftabwehr
und Panzerabteilungen, 6.000 Mann der "Legion Condor" unterstützen die Putschisten,
Italien entsendet 47.000 Mann. Francisco Franco lässt sich zum Generalissimus und Chef
der antirepublikanischen nationalspanischen Gegenregierung der spanischen Faschisten
("Falange Espanola") ausrufen. Während sich das Deutsche Reich, Italien und Portugal
auf die Seite Francos stellen, finden sich bis auf die Sowjetunion keine Staaten bereit, die
gewählte spanische Regierung zu unterstützen. Da sie befürchten, in Konflikt mit Hitler
und Mussolini zu geraten, treten besonders die Briten konsequent für eine Neutralitätspolitik ein.
Francisco Franco Bahamonde, 1892-1975, klerikalfaschistischer Diktator und Massenmörder, der sein Mäntelein
rechtzeitig nach dem Wind drehte, nicht auf Hitlers Seite in den Krieg eintrat, die äußerst kriegswichtige britische
Befestigung am Felsen von Gibraltar dem deutschen Zugriff entzog und dadurch den Krieg im Mittelmeerraum
indirekt zu Gunsten der Alliierten unterstützte, sein Faschistenregime blieb bis zu seinem Tode unangetastet.
gedeckt von einem Panzer der deutschen "Legion Condor" rücken die Falangisten vor
Ende Juli ist die Zahl der Arbeitslosen auf rund 1,7 Millionen gesunken.
Am 2. August beginnen in Berlin die Olympischen Sommerspiele, die Hitlerdeutschland für entsprechende Propaganda im Ausland verwendet, sogar der Antisemitismus wurde für Olympia zeitweise auf Sparflamme gedreht.
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der Großteil der einziehenden Mannschaften grüßt Hitler auf der Tribüne mit dem "Deutschen Gruß" - wie hier
die Franzosen
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wie der Völkische Beobachter stolz berichten kann: es gab 33x olympisches Gold für das Deutsche Reich
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Bisher haben 93.000 Juden Deutschland verlassen. 31.000 nach Palästina, je 22.000 in die europäischen Nachbarstaaten und nach Übersee, 10.000 in die USA..
Am 24. August wird die militärische Dienstpflichtdauer auf zwei Jahre erhöht.
fröhliche Kameradschaft in der Kaserne, Wehrpflichtige am mit Blumen sichtbehindernd geschmückten Tisch
beim Kartenspielen mit Kiebitz und Hintergrundmusik - auch hier versuchte man propagandistisch das Bild einer
glücklichen Volksgemeinschaft zu zeichnen
auch Zivilisten durften im Gleichschritt schreiten
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Der amerikanische Pfarrer Buchmann von der Moralischen Aufrüstung äußert: "Ich danke dem Himmel für einen
Mann wie Adolf Hitler, der eine Verteidigungslinie gegen die Antichristen des Kommunismus aufgebaut hat."
Als ersten Schritt zum späteren Bündnis zwischen Deutschland und Italien gibt es eine Vereinbarung, gemeinsam
Franco mit Kriegsmaterialien inklusive entsprechendem Personal zu unterstützen.
3. September: In Brüssel findet eine internationale Friedenskonferenz statt, an der 37 Staaten teilnehmen, die
Konferenz wird von Deutschland und Italien boykottiert.
Friedenskonferenz, leider ein vergebliches Bemühen
Im September findet wieder ein Reichsparteitag in Nürnberg statt, der Parteitag der Ehre. Mit über 3.000 Sonderzügen werden entsprechende Parteiformationen herbeitransportiert, so marschieren 120.000 politische Leiter,
75.000 SA-Angehörige und 20.000 SSler vor ihrem Führer auf. Am 14. 9. werden der Wehrmacht die neuen
Kriegsflaggen überreicht.
die Kulisse ist immer gleich ...
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... man steht stundenlang für Deutschland stramm
Am 22. 10. wird ein Geheimabkommen zwischen Deutschland und Italien über das gemeinsame Vorgehen in Europa abgeschlossen.
die Achse Berlin-Rom
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Für die Arbeiter betonten die Nazis immer, die NSDAP sei eine nationalSOZIALISTISCHE ARBEITERpartei.
Was sie wirklich war, zeigt sich z.B. an der Gewinnentwicklung des Krupp-Konzerns. Der Profit lag 1933/34 bei
6,7 Millionen Reichsmark, 1935/36 bei 14,4 Millionen, das war ein Plus von 115%. Im Geschäftsjahr 1938/39
wird der Gewinn 21,1 Millionen RM erreichen.
Der kriegswirtschaftliche Vierjahresplan. Am 4. September legte Göring in einer Ministerialsitzung eine geheime Denkschrift Hitlers vor, die die Aufgabe stellte, die deutsche Armee "in vier Jahren einsatzfähig" und die
deutsche Wirtschaft "in vier Jahren kriegsfähig" zu machen. Zu dieser Zeit waren besonders bei hochqualifizierten Arbeitskräften und auch bei Rohstoffen Mangelerscheinungen bemerkbar. Die Betriebe warben sich gegenseitig Arbeitskräfte ab, der Export konnte die für den Rohstoffimport notwendigen Devisen nicht decken. Hitler forderte daher, die Erzeugung synthetischen Brennstoffs und Gummis, sowie die deutsche Erzförderung auf das äußerste zu erhöhen. Göring wurde zum "Generalbevollmächtigten des Vierjahresplans" ernannt. Dem folgte die
Ernennung einer Reihe von "Generalbevollmächtigten" für einzelne Wirtschaftszweige, wie die Eisen- und Stahlproduktion, Chemieindustrie, das Bauwesen und die Kraftwagenerzeugung. Die Rohstoffzuteilungen wurden
durch entsprechende Überwachungsstellen rationiert, knappe Importrohstoffe für die zivile Produktion fast völlig
gesperrt, reichsweit wurden Alteisen- und Schrottsammlungen durchgeführt, die Landwirtschaft erhielt Förderungen für die Mechanisierung, billige Düngemittel, Arbeitskräfte aus dem Reichsarbeitsdienst, für die Produktion
von Fallschirmseide wurde massiv die Zucht von Seidenraupen forciert. Wo möglich wurden Ersatzmittel eingesetzt (synthetischer Gummi, Kunstfaser). Bei als kriegswichtig eingestuften Produkten gab es im Rahmen des
Vierjahresplans von 1936 bis 1939 folgende Steigerungen:
in 1000 Tonnen
1936
Eisenerz
Aluminium
Synthet. Gummi
1939
2259
3928
74%
95
194
104%
1
Kunstfasern
Benzin
Flugbenzin
% plus
22 2100%
43
192
347%
1214
1633
35%
43
302
602%
Die Produktion für den Privatkonsum erreichte erst 1936 wieder den Stand von 1928 und stieg bis Kriegsbeginn
noch leicht an. Unmut erzeugten Ersatzprodukte wie die minderwertigen Kunstfasern im Textilbereich und Versorgungsmängel bei Butter und Fett. Nach den ersten Siegen im "Blitzkrieg" konnten beträchtliche Rohstoffmittel
aus den besiegten Staaten (besonders Metalle aus Polen und Frankreich) der deutschen Rüstungsindustrie zugeführt werden, was eine weitere enorme Ausweitung der Rüstungsproduktion in den späteren Kriegsjahren ermöglichte, ohne die Konsumgüterproduktion zu sehr einschränken zu müssen. Die Versorgung der Bevölkerung mit
Nahrungsmitteln und Zivilgütern blieb während des gesamten Krieges wesentlich besser als im Ersten Weltkrieg.
zwar hatte man im Deutschland des Adolf Hitler schon 1933 die deutsche Literatur in Schutt und Asche gelegt,
aber zur Woche des deutschen Buches macht die NSDAP Werbung für das "Buch des Führers", das leider keiner
gelesen haben wird - denn sonst hätte man 1945 zugeben müssen, gewusst zu haben, wessen Komplize man gewesen war
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Im November wird die deutsche Legion Condor in Sevilla zum Bürgerkriegseinsatz für die spanischen Faschisten
bereitgestellt. Besonders die deutschen Luftwaffeneinheiten helfen den faschistischen Putschisten enorm.
Einführung der amtlichen Bezeichnung "gottgläubig" für konfessionslose Nazis. Damit will man vermeiden, dass
aus den Kirchen ausgetretene Nazis als "gottlos" gelten, aber doch eine deutliche Abtrennung vom Christentum
manifestieren. Hitler bleibt katholisch, er wird nicht "gottgläubig", das soll alles erst nach dem "Endsieg" in die
Wege geleitet werden. Echte Ungläubige (Agnostiker, Atheisten) heißen amtlich nunmehr "glaubenslos".
Am 25. November findet in Berlin die Unterzeichnung des Antikomintern-Pakt zwischen Deutschland und Japan
statt (Komintern = Kommunistische Internationale). In einem geheimen Zusatzabkommen sichern sich beide Seiten wohlwollende Neutralität für den Fall zu, dass einer der Vertragspartner in einen Krieg mit der Sowjetunion
verwickelt wird. Außerdem verpflichten sich beide Staaten, fünf Jahre lang keine Verträge mit der UdSSR zu
schließen, die mit dem Geiste dieses Abkommens nicht übereinstimmen.
Ab 1. Dezember ist die Hitler-Jugend die einzige zugelassene Jugendorganisation.
aus der NS-Spielzeugkiste: Ein HJ-Lager aus Spielzeugfiguren, auch Hitler gab es aus Plastilin
Am 24. Dezember wird von Sozialdemokraten und Kommunisten im Untergrund ein Zehn-Punkte-Programm
der Deutschen Volksfront verfasst.
1936 waren von 19,184.000 unselbständig Erwerbstätigen 17,592.000 beschäftigt, das Prokopfjahreseinkommen
betrug 978 RM. Mit fast 8 Millionen Teilnehmern ist Deutschland europäische Spitze in der Ausstattung mit
Rundfunkgeräten.
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Auch 1936 gab es weitere Verfolgungen und Verurteilungen von tatsächlichen oder vermeintlichen politischen
Gegnern. Die Inhaftierungen in den KZs bleiben trotz einer Amnestie im April für viele aufrecht. Noch gibt es
keine Vernichtungslager, noch sind die KZs "nur" brutale Stätten des Gesinnungsterrors, der Unterdrückung, der
Zwangsarbeit.
mit militärisch-bürokratischem Eifer werden die KZ-Häftlinge "gekennzeichnet"
Ende 1936
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