Baubericht der Andrea Gail - RC

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Baubericht der Andrea Gail - RC
Baubericht der Andrea Gail
Als Hobby-Skipper sind Ruth und ich der christlichen Seefahrt so ziemlich verfallen. Unsere
kleine Yacht haben wir schon seit Jahren und macht immer wieder viel Freude.
Unsere Whisper
Diejenigen, welche erfahren möchten, wie wir zu diesem Schiff gekommen sind, finden unter
www.hamatro.ch/baubericht/whisper.pdf einen kurzen Bericht dazu. Die Wochenenden verbringen wir meistens auf dem Schiff, wenn da nicht noch der Modellbau wäre, der des öftern
diesen Ausflug verhindert. Auch unser neues Gross-Schiff bauen wir im Moment als Modell.
Damit ist auch unser Lieblings-Film in der Sparte der Schiffe zu finden. "Der Sturm", nach
dem Buch von Christian Junger. Das Buch ist übrigens sehr lesenswert! Im November 2005
haben wir unsere Cheminee-Ecke umgebaut und diesen Platz der Andrea Gail gewidmet.
Um dieser Ecke den letzten Schliff zu geben, waren wir seit langem auf der Suche nach einem Modell der Andrea Gail und wurden letztes Jahr bei Billing Boats fündig. Damals habe
ich im Forum nachgefragt, ob dieses Modell schon jemand gebaut hat, was aber negativ
ausgefallen ist.
Nichts desto trotz, das Schiff musste her.
Infolge Krankheit musste die Andrea Gail noch ein bisschen warten, trotzdem wurde der
Baukasten immer wieder inspiziert und die Pläne im Detail studiert. Soll ja alles richtig werden. Ende November hatten wir das Steuerhaus beisammen und haben uns dann ausschliesslich mit der Andrea Gail befasst. Dem liegt aber auch noch ein anderer Grund vor, ist
doch der Modell-Helikopter als Total-Schaden abgebucht worden. Seither sind viele Tage
vergangen und die Andrea Gail hat eine lange Bauzeit hinter sich.
Das macht aber nichts, ist schliesslich ein Hobby und keinen Terminen unterliegend. Da ja
Werft und Eigner die gleichen Personen sind, kann hier auch selten Stress entstehen.
Zum Baukasten und zum Schiff
Dies ist mein erstes Modell von Billing Boats. Der Rumpf aus ABS war einwandfrei, musste
aber wie bei den meisten Anbietern nachbearbeitet (ausgeschnitten) werden. Die Holzteile
sind sauber gelasert. Viele Teile sind aus Sperrholz und z.T. sehr filigran. Teilweise wurde
auch Material beigelegt, welches wir durch andere Werkstoffe ersetzt haben, dazu später
mehr. Die Bauanleitung in Deutsch ist ein kleiner Witz, denn ausser einigen Zeilen über die
Geschichte des Schiffes ist kein Text vorhanden. Dafür aber eine bebilderte Anleitung, welche aber nicht in allen Details aussagekräftig und stimmig ist. Da ich die Urheber-Rechte immer beachte, gebe ich jeweils die Links zu den entsprechenden InterNet-Seiten an. Dies gilt
auch für die Bauanleitung (http://www.billingboatsna.com/documents/bb526-instructions.pdf).
Im Baubericht wird jeweils auf diese Bauanleitung verwiesen. Ein Modell für den fortgeschrittenen Modellbauer, wie auch auf der Packung deklariert.
Das Modell zeigt die Andrea Gail in ihrem Urzustand, also nicht die umgebaute Andrea Gail,
wie sie verunglückt ist. Geändert wurden bei diesem Umbau die Länge, das Waldeck und vor
allem das Schanzkleid. Auf dem Link http://www.artseaphotos.com/featured_photo.htm ist eine Aufnahme des Schiffes, wie es vor dem Unfall aussah. Viele Details sind ausserdem nicht
sehr genau nachgebildet oder fehlen zum Teil ganz. Aber wir sind ja
Modellbauer und
manchmal auch sehr kreativ.
Wir haben sie nach dem Baukasten gebaut, aber vieles angepasst, teils aufgrund von gefundenen Unterlagen, teils aufgrund des Films (sicher 50 mal angeschaut), obwohl die Details in
den Film-Aufnahmen sicher auch nicht alle stimmen. Alles in allem haben wir das Beste
rausgeholt und uns gefällt die Andrea Gail so.
Unsere Verarbeitung lässt hie und da noch zu wünschen übrig, aber mit dem Baufortschritt
wurde alles besser. Auch in Sachen Lackierung müssen wir noch lernen. Vor allem haben
auch die Klein-Teile Spass gemacht und wurden z.T. auch mit eigenen Ideen realisiert. Ein
Super-Hobby, um so mehr, als auch meine Frau hier mitmacht und beim Modellbau auch immer gute Themen so nebenherlaufen.
Baubericht
Begonnen haben wir mit dem Ausschneiden des Rumpfes (FIG. 2). Diesen Schritt würden
wir heute anders machen und das Schanzkleid (FIG.17, Teil 18, 19 und 19a) auf den Rumpf
übertragen und beim Ausschneiden stehen lassen. Die Ecken am Heck können dann mit
dem Ausschneiden von Spickeln erstellt werden. Das nachträgliche Anbringen des Schanzkleides mit der Biegung um 90 Grad ist anspruchsvoll. Wir haben das nicht ganz geschafft
und haben die Ecken mit Balsaholz nachgebildet. Dies als Tipp für Nachbauer.
Hier kommt die Modellbauer-Freiheit zum Zuge. Sperrholz um 90 Grad, nein Danke!
Den Ausschnitt am Heck (FIG. 3) haben wir nachträglich zugemacht und nur mit Farbe ausgebildet. Den Unterschied sieht man fast nicht. Ueber den Grund dieser Aenderung schweige ich mal.
Im Heck kleine Aenderung,
….Baufehler.
Aendern würde ich auch das Deck im Vorschiff (FIG 16), indem ich dieses nicht mehr fest
einkleben würde, sondern demontierbar machen würde. Mit dem Ausschnitt für die RC-Anlage ist der Motor kaum mehr erreichbar.
Motor, kaum mehr erreichbar. Noch Kabel-Wirrwar!
Alternativ könnte man das gesamte Deck entfernbar machen.
Die Seiltrommeln (FIG. 21) haben wir aus Hart-Holz gedreht (eigentlich müsste es gedrechselt heissen). Die Trommeln haben wir mit Kupferlack-Draht und Messing-Draht bestückt und
dann mit Klarlack überzogen.
Seiltrommeln, kleine aber feine Details.
Die Fender-Leisten gehen nicht bis zum Bug, siehe auch Photo der Andrea Gail. Diese haben wir gekürzt.
Fenderleisten, wie im Original.
Das Steuerhaus (FIG. 22 bis 25) haben wir mit einem Innenausbau versehen. Das Steuerrad
eines Sport-Bootes war hier natürlich völlig fehl am Platz, auch das Instrumenten-Panel. Hier
haben wir uns am Film orientiert. Und natürlich wurde alles beleuchtet. Da ja Semi-Scale,
sind einige Details anders ausgefallen.
Blick ins Steuerhaus.
Radar wie im Original. Wer hat die Halterung nicht lackiert?
Die Nieten am Steuerhaus waren ein Test, und dieser hat funktioniert!
Die Such-Scheinwerfer (FIG. 25) haben wir aus Alu gedreht und mit einer hellen, weissen
LED bestückt. Die Positions-Leuchten waren mit einer 3mm LED gut zu bestücken.
Steuerhaus, die GPS-Antenne ist wieder verschwunden, Masstab war wohl falsch!
Die Poller (FIG. 28) sind als Messing-Teil beigelegt, das Bodenteil ist aus Sperrholz. Hier haben wir einen Messing-Fuss gemacht. Sieht so schöner aus, wird dafür aber nicht lackiert!
Das Gestell für die Fisch-Ausrüstung, wie auch die Aufbauten und Ausleger (FIG. 29 bis 33),
werden gemäss Baukasten aus Holz und Kunststoff hergestellt. Mit Trial und Error haben wir
festgestellt, dass dies eine windige Sache ist. Auch die Leiter-Stufen waren nicht so einfach.
In der Folge haben wir die Aufbauten, inkl. dem Gestell auf dem Deck (Backbord), mit Messing-Rohren (2 mm, 3 mm und 5 mm) erstellt, verlötet, entgratet und lackiert. Ging zügig und
vor allem wird die Sache stabil. Bei dieser Löterei habe ich meine Liebe zu Messing entdeckt
und gleich massenhaft Messingdraht, Stangen und Rohre eingekauft. Und Platten, in allen
Stärken.
Aus Messing, leicht stabil und schnell erstellt.
Die Leitersprossen sind aus Stahldraht.
Schade, dass mein System für Pulverbeschichtung erst nachher kam, heute würde ich eine
Pulverbeschichtung machen.
Die Fässer und Fischfang-Zubehör (FIG. 34) haben wir wie geplant in Einzelteilen hergestellt. Bei den Fässern sind die Ringe (Teil F-39) aus dünnem Lötzinn statt aus MessingDraht erstellt. Sieht nach dem Lackieren gut aus.
Viele Teile, viele Lackierarbeiten. Viel Spass wenn die Teile wachsen.
Das kommt alles auf das Schiff.
Ja und dann war da noch! Ein Langleiner ohne Seilführung am Heck, das gibt es ja wohl
doch nicht.
Erste Stellprobe, ja das passt, inkl. der vorbereiteten Seilführung am Heck.
Sonderfunktion
Ein Schiff ohne Sonderfunktion, das geht nicht. Neben der Beleuchtung haben wir mit einem
umgebauten Servo eine kleine Winde eingebaut. Damit lassen sich die Ausleger nun heben
und senken.
Die Ausleger, bereits lackiert, auch in Messing gelötet,
und die kleine Selbstbauwinde.
Die vielen Lichter wollen gesteuert sein, ein Diesel-Generator kommt noch dazu.
Lichter-Steuerung Marke Eigenbau, inkl. Mini-Relais, und dicken Kühlkörpern für 7806er-IC. Der grosse C war auch beteiligt!
Lackierung
Bei der Lackierung sind wir auch vom Baukasten abgewichen, da ein schneeweisses Deck
auf einem Arbeitsschiff kaum die Regel ist. Bilder vom Original zeigen dies auch. Die Aufbauten (Masten und Ausleger) waren im Original dunkel, vermutlich schwarz. Hier sind wir
eigene Wege gegangen. Der Finish der Lackierung ist nicht optimal, wurde aber bei jedem
neuen Teil besser. Wir sind grosszügige Menschen und das war bei der Farbe hie und da
das Problem, weniger wäre manchmal mehr gewesen. Andererseits ist es ein Arbeitsschiff
und kein Luxus-Schiff.
Allerdings wirkt das Schiff mit dem dunklen Anstrich nun ein wenig kleiner.
Die Meisterin am Werk, sie kann es besser, also lassen wir sie mal machen.
End-Montage
Nun beginnt der Zusammenbau.
Montage des Steuerhauses.
Nachdem nun alle Teile, auch die vielen kleinen Bauteile, fertig sind, geht es ans Zusammenbauen und Fertigstellen. Diese Punkte werden noch im Detail aufgeführt.
Steuerhaus und Hauptträger sind montiert.
Das Steuerhaus hat nicht so sauber gepasst. Hier war ein Fehler in der Bauanleitung.
Um das Steuerhaus (im vorderen Bereich) haben wir ein Messingrohr eingebaut, welches
den Fehler kaschiert. Sieht zudem noch gut aus. Dar Rohr wird, vor dem ankleben, noch
grau lackiert. Danach wird das Deck zum letzten Mal gestrichen.
Minus ein Baufehler!
Den gleichen Trick mit dem Rohr haben wir auch beim Schanzkleid, Innenseite, ausgeführt.
Zudem haben wir die Aufbauten mit einem Sockel versehen, das stumpf aufleimen sieht unserer Meinung nach nicht so gut aus.
Nun kann die Verkabelung ausgeführt werden und das Kabel-Wirrwar ist verschwunden.
Alle Anschlüsse für die Lichterführung sind auf den DB9-Stecker geführt.
Nun geht es an den Resteinbau der Steuerung und der Elektronik.
Fertig und alles funktioniert.
Letzte Stellproben vor der Restlackierung und dem endgültigen Zusammenbau.
Das passt dann schon.
Voll Geil die Gail.
Fertig zum Stapellauf
Nun ist sie Fertig, die Andrea Gail. Hier noch einige Bilder:
Die Befürchtung, dass das Schiff zu schwer wäre, hat sich nicht bewahrheitet, vielmehr
müssen wir uns nun viel Blei besorgen. Das Schiff schwimmt massiv über der Wasserlinie
und ist Hecklastig.
In der Zwischenzeit haben wir 2,5 kg Bleikugeln und rund 100 gr Harz verarbeitet. Ueber ein
Loch im Deck den Buges haben wir das Blei eingebracht und mit Harz fixiert. Im
Mittelbereich des Schiffes haben wir das Blei auf beiden Seiten des Stevenrohres
eingebracht und ebenfalls fixiert. Im Heckbereich musste ebenfalls noch etwas Blei dazu.
Nun schwimmt die Andrea Gail ca. 5 mm unterhalb der Wasserlinie und krängt auch nicht
mehr. Ein Nachmessen nach dieser Aktion hat nun ein Gewicht von 6.2 kg Fahrbereit, inkl.
Akku gebracht. Nun folgt noch die Jungfernfahrt und der Fahrbericht. Geplant ist das
kommende Wochenende.
Fahrbericht
Der Fahrbericht steht noch aus, wird aber als Nachtrag, selbstverständlich mit einem kleinen
Video, noch folgen.
Zusammenfassung
Hat viel Spass und Freude gemacht und ist als Blickfang in unserer maritimen Ecke sicher
ein Gewinn. Ein Schiff mit einer Geschichte und fällt sicher neben den vielen Schleppern,
grauen Flotten u.s.w. ein bisschen aus dem Rahmen, das ist aber gut so.
Ein Baukasten für Fortgeschrittene, dem stimmen wir zu. Wir haben unsere Andrea Gail
auch zusammenbekommen. Sind wir nun fortgeschrittene Modellbauer?
Jedenfalls ist Ruth so begeistert, dass sie sich die Paula III von Robbe bestellt hat, da sie
nun ein Schiff im Alleingang bauen will. Ich für meinen Teil habe die Ranzow, dank dem Bericht im Forum, ins Auge gefasst! Es muss ja jetzt wieder was her, sonst haben wir zuviel
freie Zeit!
Hier noch ein Lob an das Super-Forum. Viele Fragen konnten geklärt werden, viele Tipps
aus dem Forum haben wir einsetzen können. Hier fanden wir auch eine grosse Hilfe. Danke
an allen, die hier mitmachen.
Hoffen, dass das Lesen des Bauberichtes Freude gemacht hat und bei Fragen, Kritik oder
Lob sind wir auch noch da.
Hans und Ruth von der Whisper.
6442 Gersau, 10. März 2008