Deutsche Botschaft Peking
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Energie in China Juli 2015 Inhalt 02 Top-Thema: Chinas Beitrag zur Klimakonferenz in Paris 03 Grafiken des Monats: Wasserkraft im internationalen Vergleich 04 Li Pengs Tochter wird Vizechefin von Datang 05 Haushalte heizen mit Windenergie 06 Urbanisierung erfordert schnellen Ausbau der Netze 06 Russland wird größter Gaslieferant 07 Bild des Monats: Staumauer am Lancang Newsletter Deutsch-Chinesische Energiepartnerschaft Juli 2015 Top-Thema: Chinas Beitrag zur UN-Klimakonferenz in Paris China geht mit ehrgeizigem Angebot in Vorleistung Die Vorbereitungen für den Klimagipfel in Paris im November/Dezember laufen auf Hochtouren – und China hat einen erheblichen Beitrag zur Rettung des Klimas zugesagt. Mehrere Monate vor der Konferenz geben die Teilnehmerländer ihre Pläne bekannt, die dann Verhandlungsgrundlage werden. China hat dies am 30. Juni getan. Die wichtigsten Punkte sind: Die Kohlendioxidemissionen sollen ab 2030 absolut und nachhaltig sinken; die Kohlenstoffintensität, also der Ausstoß pro Einheit der Wirtschaftsleistung, soll um 60-65 Prozent im Vergleich zu 2005 zurückgehen; der Anteil von nicht-fossilen Energieträgern am Mix soll auf ein Fünftel steigen; der Waldbestand soll um 4,5 Milliarden Kubikmeter steigen, um mehr Kohlendioxid natürlich zu absorbieren. Zum Vergleich: Die EU hat angekündigt, dass bis 2030 die Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 1990 um 40 Prozent sinken sollen; die USA versprechen eine Verringerung von 26 bis 28 Prozent gegenüber dem Wert von 2005. eingebracht hat. Die neuen Angebote sind allerdings weitgehend identisch mit den Zielen, die Präsident Xi Jinping im vergangenen November bei Abschluss eines Klimapakts mit den USA verkündet hat. Internationale Kommentatoren und Beobachter loben den chinesischen Beitrag zu den Verhandlungen in Paris als Fortschritt, der Europa und die USA keinen Raum lässt, China erneut zum Sündenbock für schwache Ergebnisse der Konferenz zu machen. http://www4.unfccc.int/submissions/INDC/Published% 20Documents/China/1/China%27s%20INDC%20-%20on%2030% 20June%202015.pdf http://www.bbc.com/news/science-environment-33317451 Kritiker befürchten aggressiven Bau neuer Dämme Kein groß angelegter Strukturwandel ohne nachteilige Folgen: Umweltschützer geben zu bedenken, dass China zahlreiche neue Staudämme bauen muss, um den Anteil der erneuerbaren Energiequellen wie geplant hochzutreiben. „Bis zum Ende des 13. Fünfjahresplans dürften die Flüsse in Südwestchina im Wesentlichen verschwunden sein“, befürchtet die Organisation International Rivers. http://www.ft.com/intl/cms/s/0/62e7573c-2395-11e5-9c4ea775d2b173ca.html?siteedition=intl Die chinesische Führung verpflichtet sich im Unterschied zur EU und den USA also nicht zu einem unmittelbaren Rückgang der Emissionen, stellt aber einen realistischen Zeitplan in Aussicht. Das Ziel der höheren Energieeffizienz ist ehrgeizig und zeigt den Willen zur Umstellung auf eine deutliche sauberere und sparsamere Produktionsweise. Die Verpflichtungen, die China in Paris einzugehen bereit ist, übertreffen deutlich das Angebot von 2009 in Kopenhagen, das weithin als schwach empfunden wurde und China den Ruf eines Bremsers 22 Newsletter Deutsch-Chinesische Energiepartnerschaft Juli 2015 Grafiken des Monats: Wasserkraft in China Der unangefochtene Hydro-Weltmeister Der Vergleich der weltgrößten Wasserkraft-Nationen zeigt, dass China nicht nur bei der Kapazität, sondern auch bei Ausbau und tatsächlicher Nutzung weit vorne liegt. Den größten Beitrag leistet der Drei-Schluchten-Damm, der allein im Jahr 2014 fast hundert Terawattstunden Strom abgegeben hat und damit den bisherigen Rekord des brasilianischen Itaipu-Damms überrunden konnte. Auf China entfallen derzeit 27 Prozent der weltweiten WasserkraftKapazität. Auffällig: Die USA befinden sich zwar auf Platz zwei, bauen aber vergleichsweise wenig neue Dämme. http://news.bjx.com.cn/ html/20150623/632992.shtml Grafiken: fmk Quelle: Zeitschrift „Nengyuan“ unter Aufsicht des China National Assets Supervision Committee, Stand: Ende 2014 33 Newsletter Deutsch-Chinesische Energiepartnerschaft Juli 2015 Energiepolitik und Allgemeines Personalie: Li Pengs Tochter wird Vizechefin von China Datang Niedriger Stromverbrauch weckt Sorge um Konjunktur Die Managerin Li Xiaolin ist Vizepräsidentin des Stromkonzerns China Datang Corporation geworden. Li ist ein hochrangiges Mitglied der Kommunistischen Partei und Tochter des ehemaligen Premiers Li Peng, der selbst eine Karriere in Staatsbetrieben der Energiebranche gemacht hatte, bevor er Regierungschef wurde. Li Xiaolin blickt auf eine Laufbahn bei ähnlichen Firmen zurück, so war sie Chefin bei China Power International Development oder Vizechefin von China Power Investment. Letztere Position hat sie nach einer Fusion des Unternehmens mit der State Nuclear Power Technology Corporation verloren. Darüber soll sie „erbost“ gewesen sein, berichten chinesische Medien. Bisher gilt die vergleichsweise schwache Wirtschaftsentwicklung als Hauptursache für den Rückgang des chinesischen Energieverbrauchs. Effizienzsteigerungen hatten eher einen unterstützenden Effekt. Der sehr niedrige Anstieg der Stromabnahme von 1,1 Prozent in den ersten fünf Monaten des Jahres stellt sich daher eher als Konjunkturindikator dar. Ein leichter Anstieg im Mai zeige eine vorsichtige Verbesserung der Wirtschaftslage, sagt Ouyang Changyu, Vizegeneralsekretär des China Electricity Council. http://africa.chinadaily.com.cn/business/2015-06/16/ content_21016020.htm http://www.chinadaily.com.cn/china/2015-07/08/ content_21205695.htm http://news.qq.com/a/20150617/024568.htm Ch Elektromobilität Batterien von BYD halten zu wenige Ladezyklen aus Produktion und Absatz von E-Fahrzeugen wächst weiter kräftig Der Akkumulator- und Autohersteller BYD scheint gerade im Bereich seiner Kernkompetenz zu schwächeln. Die Kapazität der Batterie seines FlaggschiffElektroautos Qin nimmt offenbar nach mehreren Ladezyklen deutlich ab. Während ein Neuwagen noch 60 Kilometer Strecke schafft, sind es schon nach wenigen Monaten nur noch 40 Kilometer. BYD verspricht eine Prüfung des Sachverhalts, betont aber vorerst, die Qualität der Batterien sei in Ordnung. Von Januar bis Mai wurden 53.600 reine Elektroautos verkauft, dreimal mehr als im Vorjahreszeitraum. Im Juni hat die Fahrzeugindustrie 10.500 Elektroautos (viermal mehr als im Vorjahr) und 6.663 Steckdosenhybride hergestellt. Im ersten Halbjahr ist die Produktionszahl der „New Energy Vehicles“ damit um 300 Prozent gestiegen. http://finance.sina.com.cn/consume/ http://www.cnenergy.org/yw/201506/t20150624_413537.html Ch http://news.xinhuanet.com/english/2015-07/07/c_134390535.htm puguangtai/20150626/005922519344.shtml Ch 44 Newsletter Deutsch-Chinesische Energiepartnerschaft Juli 2015 Wind, Wasser und Sonne Windkraft heizt im Winter künftig Haushalte Drei-Schluchten-Damm soll Erdrutsch ausgelöst haben Im kalten Nordosten des Landes soll Windenergie zum Heizen der Häuser beitragen. Bisher kamen meist Kohleöfen zum Einsatz. Die National Energy Administration (NEA) hat entsprechende Vorgaben erlassen. Gerade im Winter weht im Norden Chinas heftiger Wind, während die Stromnachfrage oft gering ist. Bei einem Erdrutsch im Landkreis Wushan (Chongqing) sind zwei Menschen ums Leben gekommen, mehrere wurden verletzt. Auf dem Fluss Daning entstand nach dem Kollaps einer Felswand ein Tsunami, der 17 Boote zum Kentern gebracht hat. Ursache sollen Naturveränderungen in der Umgebung des Drei-Schluchten-Staudamms gewesen sein. http://www.chinadaily.com.cn/m/xinjiang/urumqi_toutunhe/2015 -06/17/content_21055769.htm http://www.hydroworld.com/articles/2015/06/china-s-threegorges-hydropower-plant-accused-for-causing-landslide.html Kohle, Öl und Gas Überkapazitäten drücken weiter auf Spritpreise Neue Standards machen Kohlevergasung sauberer Das Versprechen größerer Effizienz steht auf einer Seite, auf der anderen ist Energie in China häufig noch vergleichsweise preiswert. Auch Benzin bleibt bezahlbar: Angesichts sinkender Nachfrage fallen die Spritpreise erneut, und zwar um 0,07 Yuan auf 6,09 Yuan (90 Eurocent) pro Liter Normalbenzin. Auf der Suche nach Absatzmärkten für die leidende Kohlebranche fördert Peking zunehmend die Umwandlung des Rohstoffs in Gas. Um die Umweltrisiken zu mindern, hat die National Energy Administration (NEA) neue, strengere Standards erlassen. http://www.chinadaily.com.cn/business/2015-07/07/ content_21203853.htm http://www.reuters.com/article/2015/07/07/china-energy-ctlidUSL3N0ZN3T420150707 Atomkraft Chinas Atomkraftwerke sollen konkurrenzfähig werden Der staatliche Kerntechnikanbieter China National Nuclear Corporation (CNNC) hat Mitte Juni in der Provinz Fujian seinen Plan vorgestellt, mit selbst entwickelten Reaktoren der dritten Generation den Welt- markt aufzurollen. „Hualong-1 ist ein exzellentes Beispiel für einheimische Innovation“, sagte Yu Peigen, Vizechef von CNNC. Der Reaktor erfülle alle internationalen Sicherheitsstandards. Von global 66 Reaktorneubauten werden bereits 24 von China errichtet. http://en.yibada.com/articles/39474/20150619/chinas-thirdgeneration-nuclear-reactors-compete-against-american-russiancounterparts.htm 55 Newsletter Deutsch-Chinesische Energiepartnerschaft Juli 2015 Verbrauch, Netz und Einsparungen Urbanisierung erhöht Druck auf Systemausbau Bis 2020 werden voraussichtlich weitere 100 Millionen Menschen vom Land in die Stadt ziehen, die alle mit Energie versorgt sein wollen. China brauche zum Erreichen dieses Ziels mehr dezentrale Anbieter und mehr privatwirtschaftliche Lösungen, lautet der Konsens auf dem Energy Efficiency and Sustainable Urbanization Symposium in Beijing. In der zweiten Jahreshälfte 2015 wird China 93 Milliarden Yuan (14 Milliarden Euro) für den Aus- und Aufbau von Stromnetzen in ländlichen Regionen investieren. http://usa.chinadaily.com.cn/epaper/2015-06/22/ content_21072445.htm http://news.xinhuanet.com/english/2015-07/08/c_134391002.htm China will landesweit schlaue Netze spannen Um die Umstellung auf alternative Energie zu ermöglichen, plant die chinesische Regierung eine weitere Beschleunigung des Ausbau von intelligenten Netzen, die mit einem schwankenden Stromangebot besser zurechtkommen. Das geht aus einer aktuellen Mitteilung der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission hervorgeht. Der staatliche Versorger State Grid hat im vergangenen Jahr landesweit bereits 400 Milliarden Yuan (60 Milliarden Euro) in seine Netze investiert. http://www.bloomberg.com/news/articles/2015-07-07/china-eyes -safe-smart-grid-system-by-2020-to-push-clean-energy Verbrauch wächst in diesem Jahr deutlich langsamer Dem Chefökonomen des Ölkonzerns BP zufolge wächst der chinesische Energieverbrauch so langsam wie seit 1998 nicht mehr. Im laufenden Jahr dürfte das Plus bei 2,6 Prozent liegen. Die Kohlenutzung stagniert dabei praktisch. http://finance.sina.com.cn/chanjing/ cyxw/20150626/071022523557.shtml Ch China in der Welt Russland stärkt seine Position als Gasanbieter China baut unerprobte Reaktoren in Pakistan Russland hat Saudi-Arabien als Chinas größter Gaslieferant abgelöst. Das Gas fließt durch Pipelines, deren Ausbau derzeit schnell voranschreitet: In einem neuen Vertrag zwischen Gazprom und China National Petroleum wurde gerade der Bau einer neuen Leitung zwischen den beiden Ländern besiegelt. Sie soll 15 Millionen Tonnen Gas pro Jahr über knapp tausend Kilometer transportieren. Die pakistanische Öffentlichkeit sorgt sich um die Sicherheit eines neuen Kooperationsprojekts mit China. Ausgerechnet in einer dicht besiedelten Region errichten chinesische Firmen zwei Atomreaktoren vom Typ Hualong-1. Der Haken: Ein Kernkraftwerk dieser Generation gibt es bislang auch in China noch nicht. http://www.bloomberg.com/news/articles/2015-07-01/russiaseen-extending-oil-sales-lead-with-second-china-pipeline http://www.csmonitor.com/World/Asia-South-Central/2015/0706/ China-is-building-two-untested-nuclear-reactors-on-Pakistan-scoast 66 Foto: fmk Newsletter Deutsch-Chinesische Energiepartnerschaft Juli 2015 Baustelle des Huangdeng-Staudamms am Fluss Lancang in Yunnan. Der Lancang war bisher vergleichsweise wenig aufgestaut. Doch künftig soll auch dieses Gewässer zur Energieversorgung beitragen. Laos und Thailand sind verärgert: Bei ihnen heißt der Fluss Mekong. Er ist für die Landwirtschaft dort überlebenswichtig, führt aber nun immer weniger Wasser. IMPRESSUM Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH Sandra Retzer Head of Energy Sector Chaoyang District, 37 Maizidian Street Sunflower Tower Unit 860 100125 Beijing Telefon Fax E-Mail Web +86 10 8527 5589 +86 10 8527 5185 [email protected] www.giz.de 77 Newsletter Deutsch-Chinesische Energiepartnerschaft Juli 2015 Info: Deutsch-Chinesische Energiepartnerschaft Hintergrund Im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) setzt die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH die Deutsch-Chinesische Energiepartnerschaft um. In Zusammenarbeit mit dem National Energy Conservation Center (NECC) der Nationalen Development and Reform Commisssion (NDRC) fördert die Energiepartnerschaft den deutschchinesischen Energiedialog. Vorrangige Ziele der Zusammenarbeit sind die Kommunikation der Energiewende, der Ausbau erneuerbarer Energien und die Verbreitung effizienter Energietechnologien. zusammen und steht in Deutschland mit der verfassten Wirtschaft sowie Verbänden und anderen Akteuren der Energiebranche in ständigem Kontakt. Dialoginstrumente Der vorliegende Newsletter „Energie in China“ dient der Information interessierter Unternehmen, Politiker und Wissenschaftler und greift aktuelle Entwicklungen innerhalb der chinesischen Energiepolitik und -wirtschaft auf. Hierbei soll die Energiepartnerschaft auch die Exportchancen für deutsche Unternehmen mit energieeffizienten Produkten und innovativen Energieanlagen verbessern sowie Unternehmenskooperationen in den Bereichen erneuerbare Energien, Kraftwerks-, Netz- und Energieeffizienztechnologien unterstützen. Struktur Zur organisatorischen und inhaltlichen Unterstützung der Partnerschaft gibt es ein Sekretariat, bestehend aus einem Team mit Ansprechpartnern in Peking und in Berlin. Das Sekretariat steht allen Beteiligten und interessierten Akteuren als Ansprechpartner und Informationsplattform der bilateralen Zusammenarbeit im Rahmen der Energiepartnerschaft zur Verfügung. Weiterhin unterstützt das Sekretariat die Vor- und Nachbereitung von Gremiensitzungen sowie die Organisation und Umsetzung thematischer Workshops. Das Sekretariat arbeitet in China eng mit der örtlichen Handelskammer, der AHK Greater China, 88