Erfahrungsbericht

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Erfahrungsbericht
Erfahrungsbericht
Ich heiße Henriette Rietz, studiere Kommunikationsdesign und Medien in Wismar und habe gerade
mein Praktikumssemester (mein fünftes Semester) in Amsterdam beendet.
Meine Portfolio für die Bewerbung habe ich im 4.Semester zusammengestellt und auf CD gebrannt,
um sie dann per Post an die Graphik Design Agenturen zu schicken, an denen ich interessiert war.
Die Agenturen habe ich über Bücher, Zeitschriften und das Internet gefunden und mich daraufhin
in England, Schweden und den Niederlanden beworben. Nach vielen Absagen habe ich eine neue
Runde Bewerbungen losgeschickt, diesmal aber per Internet.
Am Tag meiner letzten Prüfung im 4.Semester erhielt ich endlich eine Einladung aus Amsterdam
für ein Bewerbungsgespräch und bin dann gleich die darauf legende Woche hingefahren. Davor
habe ich eine dritte Runde Bewerbungen an Agenturen aus Amsterdam gesendet, um ihnen mitzuteilen, dass ich für einige Tage in ihrer Stadt sein würde. Daraufhin hat sich eine weitere Agentur
gemeldet und mich auch zu einem Gespräch eingeladen.
Für Design Studenten, die ein Praktikum in Holland machen möchten, kann ich die Seite
www.bno.nl empfehlen, da auf dieser Seite regelmäßig Inserate für Praktikumsstellen zu finden
sind. Nachdem mir eine Agentur gleich nach dem Gespräch zugesagt hat, musste ich mich um
meine Wohnung in Wismar und um ein Zimmer in Amsterdam kümmern. Meine Wohung in Wismar
habe ich für die Zeit untervermietet, da ich nach der Zeit gerne wieder in diese einziehen möchte.
Ein Zimmer in Amsterdam zu finden stellte sich als sehr sehr schwierig heraus. Ich habe über
www.expatriates.com, www.kamernet.nl und www.marktplaats.nl ein paar Besichtigungstermine
ausgemacht und bin dann für 4 Tage nach Amsterdam gefahren. Dort habe ich mir noch Zeitungen
gekauft und jeden Tag das Internet gecheckt und herumtelefoniert. Es war furchtbar, da die
meisten Zimmer viel zu teuer oder viel zu weit draußen und in unangenehmen Gegenden waren.
Viele waren völlig heruntergekommen, dreckig und ich sollte sie mit alten fremden Männern teilen.
Ein Zimmer war 6m² groß, hat 300 Euro gekostet und ich sollte es mir mit einer weiteren Person
teilen. Ich habe ernsthaft überlegt, weil ich so verzweifelt war. Ich hatte sehr viel Glück, da das
allerletze Zimmer was ich besichtigt habe, dann doch etwas war. Ein 8m²-Zimmer in Bos en
Lommer für 320 Euro pro Monat inklusive von zwei sehr netten Mitbewohnerinnen und einem
Hund.
Die meisten Leute vermieten Ihre Zimmer schwarz und eine „Registration“ ist nicht möglich.
Die wäre aber nur wichtig, wenn man hier nach einer richtigen Arbeit sucht oder ein
Bankkonto erstellen möchte.
Ich habe mir über meine Sparkasse in Berlin eine VisaPrePaid Karte erstellt, bei der man keine
Gebühren beim Geldabheben bezahlen muss. Eine extra (Kranken)Versicherung habe ich nicht
abgeschlossen, da ich bereits eine Auslandkrankenversicherung besitze. Geht man hier zum Arzt,
braucht man am besten einen Hausarzt, der einen dann zum Spezialisten schickt. Ich bin selber
direkt ins Krankenhaus gefahren und musste in dem einen direkt 115 Euro bezahlen und in dem
anderen wurde mir eine Rechnung geschickt. Einen Internetanschluss habe ich erst nach 4 Monaten
bekommen, aber Bibliotheken oder Internetcafes und Cafes mit Wlan gibt es auch. Ich habe mir
eine holländische SIM Karte für mein Handy gekauft (bei Albert Heijn, Supermarktkette).
Es ist empfehlenswert, sich ein Fahrrad in Amsterdam zu kaufen. Ich habe sehr schlechte
Erfahrungen mit secondhand Fahrrädern gemacht,aber das ist wahrscheinlich Pech gewesen.
Ich musste meine Ansprüche hinsichtlich sanitären Einrichtungen und Wohungsplatz erheblich
herunterschrauben, habe jedoch so viele tolle Erlebnisse in Amsterdam gehabt, dass ich darüber
leicht hinwegsehen konnte.
Meine Mitbewohnerinnen haben mit mir sehr viel unternommen. Es war ideal, da unsere
Interessengebiete sehr nah beieinander liegen. Kim (29, aus Holland) hat Kunst in Utrecht studiert und
Camilla (25, aus Norwegen) studiert Design an der Rietveld Academy. Ich bin immer sehr froh
gewesen, wenn ich abends von Arbeit nach Hause gekommen bin und jemand da war, der gefragt hat,
wie mein Tag war. Mal sind wir tanzen gegangen, mal nur ein Bier trinken und mal zu einer Ausstellungseröffnung.
Amsterdam ist vollgepackt mit Kunst und Design. Es gibt unglaublich viel zu sehen und zu entdecken.
Mit der Museumskaart kommt man ein Jahr lang in sehr viele Museen kostenlos rein, was sich auf
jeden fall lohnt, da in Amsterdam alles sehr teuer ist.
Außerdem habe ich zwei Sprachkurse am Goethe Institut in Amsterdam besucht, da ich unbedingt
Niederländisch lernen wollte. Im Praktikum waren auch alle holländisch und so war es doch sehr
anstrengend, beim Mittagessen die Gespräche zu verfolgen. Meine Kollegen haben nach und nach
immer mehr holländisch mit mir gesprochen und es klappte relativ gut. Ansonsten ging es auch mit
Englisch oder Deutsch. Ich bin sehr zufrieden mit meinem Praktikum. Die Grafik Design Agentur
hat mich jederzeit als vollwertige Mitarbeiterin behandelt und ich habe mich schnell arbeitstechnisch
eingelebt. Die Agentur besteht aus 7 festen Mitarbeitern. Während meines Praktikums war eine weitere Praktikantin da. Ich habe sehr viel gelernt und habe mich beruflich gut weiterentwickelt. Es war
zwar etwas ungewöhnlich, schon 9 Uhr morgens kreativ zu sein, aber es war auch toll, immer um 18
Uhr Schluss zu haben und zu wissen, dass man die Wochenenden voll und ganz zur Freizeitgestaltung
nutzen kann. Amsterdam ist recht klein und dadurch einfach zu erfassen. Man lernt hier und da Leute
kennen und kommt irgendwie dann ins Gespräch. Alles locker, aber nett, wenn man fremd ist in einer
Stadt.
Als Fazit kann ich sagen, dass mein Auslandspraktikum genau das richtige war. Man muss einfach nur
flexibel und offen für neues sein, dann kann kaum etwas passieren. Ich bin viel selbstständiger
geworden, obwohl ich bereits seit zwei Jahren in einer eigenen Wohnung lebte.
Das Post Cs Gebouw, mein Arbeitsplatz Meine Arbeitskollegen
Die Aussicht von meinem Arbeitsplatz
Camilla, Kim (meine Mitbewohnerinnen) und ich