Antoniushaus Hochheim

Transcrição

Antoniushaus Hochheim
100 Jahre
Antoniushaus
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Fortschritt in
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100 Jahre
F o rt s c h ritt i n
kl u
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100. Geburtstag
Grußworte
Das Antoniushaus hat, wie
die Josefs-Gesellschaft als
Träger, von Anfang an auf
Bildung gesetzt: als Hilfe zur
Selbsthilfe, als Werkzeug
für ein eigenständiges und
selbstbestimmtes Leben.
Das war vor 100 Jahren so,
und das ist heute noch so.
Verändert haben sich die
gesellschaftlichen Voraussetzungen: Herausforderungen ändern sich, Gegenwärtiges muss überdacht
werden, Visionen müssen
neu entstehen. Ich beglückwünsche die Mitarbeiter,
Schüler und Bewohner des
Antoniushauses zu allem,
was bisher geleistet wurde
und entstanden ist. Und
ich freue mich auf all die
zukünftigen Ideen, Initiativen
und positiven Entwicklungen.
Dr. Theodor-Michael Lucas
Vorstand JG Gruppe
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Die Hessische Landesregierung gratuliert der
Antoniushaus gGmbH zu
Ihrem 100-jährigen Bestehen und bedankt sich für die
intensive, engagierte und
ausdauernde Tätigkeit im
Bereich Schule und Wohnen
zugunsten von Menschen
mit Behinderung.
Gegenwärtig werden über
350 Menschen einschließlich erwachsener Menschen
mit Behinderung beschult
oder betreut. Die Angebote
haben sich im Laufe der
Geschichte ständig erweitert
und wurden den Anforderungen an eine zeitgemäße Betreuung angepaßt.
Dies stellt einen wichtigen
Beitrag auf dem Weg hin zu
einer inklusiven Gesellschaft
für Menschen mit und ohne
Behinderungen dar.
Wir wünschen dem Antoniushaus ein gutes und erfolgreiches Jubiläumsjahr!
Stefan Grüttner
Hessischer Sozialminister
100. Geburtstag
3Grußworte
Seit 100 Jahren bereitet das
Antoniushaus junge Menschen mit Behinderung auf
ein selbständiges Leben vor.
Allen Schülern, Bewohnern
und Mitarbeitern gratuliere
ich zu diesem Jubiläum
ganz herzlich.
Das Ziel des Antoniushauses ist heute so aktuell
wie damals, als hier junge
Frauen mit einer körperlichen Behinderung zu
Weißnäherinnen ausgebildet
wurden. Auch heute macht
das Antoniushaus Jungen
und Mädchen mit Behinderung fit für das Leben, bietet
ihnen Schulausbildung und
Vorbereitung auf den Beruf.
Ihr Motto „Im Mittelpunkt
der Mensch“ ist auch Motto
des LWV Hessen. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel
Erfolg bei Ihren Aufgaben.
Das Antoniushaus ist heute
aus dem Main-Taunus-Kreis
nicht mehr wegzudenken,
weil es eine entscheidende
Rolle bei der Betreuung,
Ausbildung und Integration behinderter Menschen
einnimmt. Während es im
Gründungsjahr 1912 mehr
um die Fürsorge ging,
fördert das Antoniushaus
heute mit den angegliederten beruflichen Schulen,
der Förderschule und den
Wohngruppen der Dienstleistungs-Gesellschaft die
Selbständigkeit behinderter Menschen. Für dieses
Engagement danke ich allen
Mitarbeitern, Ehrenamtlichen und Förderern des
Antoniushauses.
Uwe Brückmann
Landrat Main-Taunus-Kreis
Landesdirektor LWV Hessen
Mit freundlichen Grüßen
Michael Cyriax
Das Antoniushaus kann
auf eine eindrucksvolle
Entwicklung zurückblicken.
Dazu gratuliere ich sehr
herzlich und danke allen
persönlich – auch im Namen
des Magistrates der Stadt
Hochheim am Main – für die
engagierte und erfolgreiche
Arbeit für Menschen mit Behinderungen, die in diesen
100 Jahren geleistet wurde.
Wir danken all jenen
Menschen aus dem Antoniushaus, mit denen wir in
diesen 100 Jahren konstruktiv und kreativ zusammenarbeiten konnten und können.
Wir danken aber auch allen
Mitarbeitern, die das Antoniushaus als lebendige, sich
entwickelnde Einrichtung
prägen und tragen.
Sie alle, die im Antoniushaus
Hochheim leben und wirken,
begleiten meine besten
Wünsche für die Zukunft
und Gottes Segen!
Angelika Munck
Bürgermeisterin Hochheim
Liebe Kolleginnen
und Kollegen,
seit gut einem Viertel der
100-jährigen Geschichte
haben wir eine MitarbeiterVertretung. Unser Verständnis ist es immer, der
gesamten Mitarbeiterschaft
mit Rat und Tat zur Verfügung zu stehen. Wir danken
für das entgegengebrachte
Vertrauen.
Das Antoniushaus ist ein
lebendiges Gemeinschaftswerk aller Schüler, Bewohner und Mitarbeiter.
Wir wollen diese anspruchsvolle Arbeit unterstützen,
die mit viel Engagement und
Freude geleistet wird.
Lasst uns feiern.
Jens Gudehus
Vorsitzender MAV Antoniushaus
Barrierefreiheit in den Köpfen
Inklusive Gedanken zum 100.
100 Jahre Antoniushaus in Hochheim.
Das muss man erst einmal schaffen.
Wie das Motto zu unserem Geburtstag
zeigt „100 Jahre Antoniushaus – Fortschritt inklusive“, wäre das ohne Fortschritt nicht möglich gewesen. Unser
Motto zeigt aber auch, dass sich das
Antoniushaus dem gesellschaftlichen
Thema Inklusion stellt. Der inklusive
Gedanke ist für die Zukunftsfähigkeit
unserer Gesellschaft sehr wichtig. Hier
im Antoniushaus in Hochheim wird das
schon gelebt.
Inklusion, was ist das? An die Stelle
des Begriffes „Integration“ ist im Zuge
der Umsetzung der UN-Konvention
über die Rechte von Menschen mit Behinderungen der Begriff „Inklusion“ getreten. Der Begriff stammt vom lateinischen Verb „includere“, was soviel wie
„einschließen“ bedeutet. Das klingt zunächst erschreckend. Denn wer möchte schon jemanden einschließen oder
gar eingeschlossen werden?
In der etwas freieren Interpretation
bedeutet Inklusion eine Weiterentwicklung des Integrationsbegriffes. „Integration“ wird in der Fachsprache mit
„Eingliederung“ übersetzt. Eine inklusive Gesellschaft hingegen braucht keine Eingliederung, weil niemand außen
steht. Menschen mit und ohne Behinderung sind selbstverständlich Teil der
Gesellschaft. Das ist ein Ziel, das auch
wir im Antoniushaus anstreben und unterstützen – seit 100 Jahren.
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Schon heute erfüllen unsere Schulen inklusive Kriterien. So lernen beeinträchtigte und nicht-beeinträchtige
Schülerinnen und Schüler gemeinsam.
Es engagieren sich Internatsschülerinnen- und schüler für eine inklusivere
Gesellschaft, verknüpfen sich unsere
Lehrerinnen und Lehrer in lokalen und
überregionalen Netzwerken zur Förderung der Inklusion.
Das Antoniushaus ist durch seine Vielfältigkeit ein fester Bestandteil
des Lebens der Stadt Hochheim. Die
Cafeteria steht allen offen, Kindertagesstätten und Grundschule der
Nachbarschaft nutzen das Angebot
zum täglichen Mittagessen. Mit ihnen
kommen auch viele Hochheimer zum
Essen oder für ein Stück Kuchen und
Kaffee zu uns. Als Veranstalter und Veranstaltungsort wird das Antoniushaus
von breiten Teilen der Hochheimer Gesellschaft genutzt. Gemeinsame Gottesdienste und Andachten aller Kirchengemeinden finden in der Kapelle
statt. Auch die Therapieabteilung und
das Schwimmbad werden von vielen
genutzt. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Antoniushauses leben in
Hochheim und engagieren sich in den
zahlreichen Vereinen und Verbänden
der Stadt.
Nun ist es an der Zeit, verstärkt
in die Öffentlichkeit zu gehen – als
anwaltschaftlicher Vertreter, sozialer
Dienstleister und Kompetenzträger in
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Barrierefreiheit in den Köpfen
Inklusive Gedanken zum 100.
Sachen Inklusion und als Spezialist
zum Thema motorische und körperliche Behinderungen.
Infrastrukturelle Veränderungen allein gewährleisten keine vollständige
Teilhabe. Ein gesellschaftliches Umdenken und eine Barrierefreiheit in den
Köpfen gegenüber allen Gesellschaftsteilen sind von großer Bedeutung für
den nachhaltigen Erfolg inklusiver Initiativen. Dabei darf die Einzigartigkeit
des Individuums nicht in der Masse
untergehen.
Wir müssen achtsam sein, dass
inklusive Themen nicht für politische
Zwecke ausgenutzt werden. Diskussionen über Inklusion sollen im Interesse und mit Einbindung der Betroffenen geführt werden. Inklusion ist eine
gesellschaftliche Chance für alle und
nicht ein Thema, mit dem mögliche
Einsparpotenziale ausgelotet werden
können. Damit nicht für den Einzelnen
– ob alt oder jung, mit oder ohne Migrationshintergrund, Mann oder Frau,
mit oder ohne Beeinträchtigung –
weniger individuelle und zielgerichtete
Förderung übrig bleibt.
Unser Anliegen ist es, Jede und Jeden, die unsere Dienstleistungen nutzen, individuell zu fördern und zu fordern, damit alle Kinder, Jugendlichen
und Erwachsenen im Antoniushaus befähigt werden, Verantwortung für sich
selbst zu übernehmen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
In diesem Sinne wünsche ich uns
allen unterhaltsame, fröhliche und verbindende Festtage auf dem Campus
des Antoniushauses und Gottes Segen für die anstehenden Herausforderungen der Zukunft!
Ihr
Markus Schmahl
Geschäftsführer Antoniushaus gGmbH
Chronik 1912–2012
Chronik 1912–2012
Geschichte des Antoniushauses 6
7 Geschichte des Antoniushauses
Vom „Krüppelheim“ zur inklusiven Einrichtung
erholungsbedürftiger Personen sowie
bildungsfähiger, gelähmter und unheilbarer Krüppel.“
Aber schon von Anfang an lag ein
Hauptaugenmerk auf der Ausbildung
der Mädchen, damit sie ein selbstbestimmtes Leben führen können. So
wurden seit 1914 „die „Zöglinge in
weiblichen Handarbeiten“ unterrichtet.
„Da es der Hauptzweck unserer Anstalt ist, den uns anvertrauten Pfleglingen eine liebevolle Pflege und gute
sittliche religiöse Erziehung angedeihen zu lassen sowie sie auch zu befähigen, sich später selbständig ihren
Lebensunterhalt zu verdienen“, wurde
im Mai 1915 auch noch ein Kursus für
Handelslehre eingerichtet. Das Haus
blieb aber weiterhin auch Pflegeheim.
Der erste Weltkrieg brach aus und
im Mittelpunkt der Aufzeichnungen
der Schwestern stand in den nächsten
Jahren die Versorgung der „Pfleglinge“.
„Daß auch der traurige Krieg in unser
friedliches und stilles Heim schmerzliche Todesanzeigen brachte, bedarf
wohl kaum der Erwähnung.“
Die Not in der Nachkriegszeit steigerte sich – „harte Zeiten waren es
allerdings,(…) wenn man nicht mehr
wußte, ob nicht die letzten Geldmittel
unter die Pfleglinge zu teilen seien zur
Bestreitung ihrer Heimreise.“
Mitte der zwanziger Jahre stieg die
Anzahl der „Pfleglinge“ schon auf bis
zu 90 Personen. Das Preußische Krüp-
Am 27. Februar 1906, so ist es in der
Chronik des Antoniushauses zu lesen,
„bei der Gelegenheit der silbernen
Hochzeitsfeier Seiner Majestät Kaiser
Wilhelm II. und Seiner erlauchten Gemahlin, der Kaiserin Augusta-Victoria,
hatte man in Deutschland allgemein
den Wunsch, dem geschätzten Kaiserpaare Geschenke darzubringen. Die
Majestäten erklärten aber rechtzeitig,
sie würden als solche nur Stiftungen zu
wohltätigen Zwecken annehmen.“
„Reichlich 30.000 Mark sammelte
der „Hochwürdigste Bischof von Limburg“ zur Errichtung eines Krüppelheimes in seiner Diöcese“. „Der Bau
der Anstalt verzögerte sich sehr, weil
sich in Hochheim eine Gegenströmung
stark machte“, aber 1910 verkaufte der
Hochheimer John Spindler seine Villa
mit Park. Dazu wurden Obstgärten und
Äcker angekauft und bearbeitet, Kühe,
Schweine und Hühner gehalten. Dies
diente nicht nur der Selbstversorgung,
sondern bildete auch „eine gute Erwerbsquelle für die Anstalt.“
„Mit Gott! Jesus, Maria, Joseph,
Antonius“ konnte am 13. Juni 1912
„am Fest des Heiligen Antonius von
Padua das Antoniushaus endlich seiner Bestimmung zugeführt werden“.
Am gleichen Tag trafen auch „die
ersten Pfleglinge“ ein, betreut von den
Heiligenstädter Schulschwestern. „Das
Antoniushaus widmet sich der Pflege
gebrechlicher, altersschwacher und
pelfürsorgegesetz trat in Kraft und war
insofern ein sozialer Meilenstein, als es
die „Krüppelfürsorge“ aus dem Status
des Almosengebens herauslöste.
Die kommenden Jahre sind voller
glücklicher Nachrichten über das familiäre Zusammenleben, den Feiern
zu den kirchlichen und persönlichen
Festen. „Es wird Theater gespielt, gesungen, getanzt und den ganzen Tag
gelacht.“ Voller Stolz berichten die
Schwestern: „Die Prüflinge im Nähen
und der Handelsklasse legen gute
Prüfungen ab und treten alle eine Stel-
Chronik 1912–2012
Geschichte des Antoniushauses 8
Chronik 1912–2012
9 Geschichte des Antoniushauses
alle Kinderpatienten zu uns gebracht.
Im März 1945 beschloss der Direktor
die Evakuierung, als „die letzten das
Haus verließen, sausten bereits Granaten über Hochheim hinweg“. Im Park
standen schwere Geschütze.
„Für den Ausfall der Tätigkeit an
den Pfleglingen fanden die Zurückgebliebenen des Antoniushauses gleich
nach dem Einmarsch der Amerikaner
(28. 3. 1945), einen vollen Ersatz durch
die Betreuung der Rückwanderer, deren Zustrom von Tag zu Tag wuchs.“
Müde, abgespannte Menschen, ent-
le an.“ Außerdem werden die Erzeugnisse der Schneiderei und Weißnäherei
verkauft.
1931 (bis 1960) kommt „Hochwürden Herr Direktor Briefs als Leiter des
Hauses“ nach Hochheim. Die Förderschule im Antoniushaus ist nach ihm
benannt, dem Mann, der über viele Jahrzehnte die „Krüppelfürsorge“
maßgeblich beeinflusste, Publikationen
veröffentlichte und als Wissenschaftler und Fachgelehrter auf dem Gebiet
der Psychologie und Heilpädagogik
an Kongressen im In- und Ausland
teilnahm, 1956 das Bundesverdienstkreuz erhielt. „Im Dritten Reich bezog
Briefs dezidiert Stellung gegen die
menschenverachtende selektive Rassenpolitik, die den sogenannten min-
derwertigen Elementen der Volksgemeinschaft die Existenzberechtigung
absprach.“
1939 wird das Antoniushaus beschlagnahmt, aber vier Monate später der Schul- und Ausbildungsbetrieb
wieder gestattet. Hochheim wurde in
den Kriegsjahren häufig bombardiert,
aber der einzige direkte Treffer im Antoniushaus „fiel über dem Zimmer des
Direktors durch das Dach und blieb in
einem Balken der Zimmerdecke stecken, entzündete dort einen Glimmbrand, der rechtzeitig entdeckt wurde,
und dann mit leichter Mühe gelöscht
werden konnte.“
„Infolge des schweren Bombenschadens der Städtischen Kinderklinik in Mainz“, wurden vorübergehend
lassene KZ-Gefangene, ausgebombte und evakuierte Landsleute suchten
und fanden im Antoniushaus Herberge und Verpflegung. Das Antoniushaus
war lange Zeit in Hochheim die einzige
Möglichkeit für die Unterbringung der
zahlreichen Durchwanderer.
„Im Jahre 1946 konnte das Antoniushaus sich wieder ganz der Aufgabe
der Berufsausbildung seiner körperbehinderten Mädchen widmen. Zu den
Neuaufnahmen gehörten sieben aus
Schlesien ausgewiesene Mädchen.
Sie fanden im Antoniushaus eine neue
Heimat.“ (Eins dieser „Mädchen“ lebte
über 60 Jahre im Antoniushaus)
In den 50er Jahren wurde das Antoniushaus erneut erweitert, trotzdem
mussten viele Aufnahmeanträge unberücksichtigt bleiben. Besonders häuften sich die Aufnahmen für die kaufmännische Schule. Bis in die späten
60er Jahre waren die beruflichen Aussichten für die entlassenen Schülerinnen sehr günstig, es gab sogar „häufig
Anfragen von Behörden und aus der
freien Wirtschaft nach Arbeitskräften,
die in unserer Handelsschule ausgebildet werden.“
„Mit der Einrichtung der Volksschule übernimmt das Antoniushaus im 57.
Jahre seines Bestehens (1968) eine
neue leichte Aufgabe.“ 1969 beginnt
der Unterricht mit 5 Kindern, zugleich
wird der Betrieb „unserer Kinderstation“ aufgenommen.
Chronik 1912–2012
Geschichte des Antoniushauses 10
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Die 80er Jahre gaben dem Antoniushaus ein neues Gesicht. In mehreren
Abschnitten entstanden kurz hintereinander: 1983 die neue „Sonderschule“
(133 Schüler in 18 Klassen), 1984 das
Internat für die Grund- und Hauptschüler (48 Kinder), 1985 das Internatsgebäude der Beruflichen Schulen (60 Bewohner). Jetzt werden auch die ersten
„Jungen“ in der Geschichte des Hauses aufgenommen. 1986 wird die neue
Küche und Cafeteria (2010 erweitert)
eingeweiht, 1990 die Sport- und Therapiehalle. 1989 wird das älteste noch
bestehende Gebäude, der Westflügel,
Als vor 100 Jahren die Arbeit im Antoniushaus aufgenommen wurde, stand
die Fürsorge der jungen Mädchen im
Vordergrund, aber auch die berufliche
Ausbildung. Mit dieser Ausbildung
sollte gewährleistet werden, dass die
jungen Frauen ein selbständiges und
selbstbestimmtes Leben führen konnten. Dieser Tradition sind wir nach wie
vor verpflichtet.
Heute ist die Antoniushaus gGmbH
ein modernes, karitatives und gemeinnütziges Dienstleistungsunternehmen.
Hier können sich körper- und mehrfachbehinderte Menschen schulisch,
beruflich und sozial rehabilitieren.
Im Antoniushaus gibt es eine
Förderschule, die Peter-Josef-BriefsSchule, für körperbehinderte Kinder
und Jugendliche.
Dazu gibt es die Edith-Stein-Schule, eine beruflich bildende Schule mit
derzeit 25 Prozent nichtbehinderten
Schülerinnen und Schülern. Hier werden die jungen Menschen in fünf verschiedenen Zweigen bis hin zur Fachoberschulreife ausgebildet. Zudem gibt
es im Antoniushaus einen Wohnbereich
für schwer körper- und mehrfachbehinderte Erwachsene mit 40 Wohnplätzen.
Den beiden Schulen sind Internate
mit insgesamt 118 Plätzen angegliedert. Davon ist eine Gruppe 365 Tage
im Jahr geöffnet. Mit über 300 Mitarbeitern ist das Antoniushaus der größte
Arbeitgeber in Hochheim am Main.
saniert und gleichzeitig entsteht die
neue Therapieabteilung und der neue
Dauerwohnbereich. Seit August 1985
bieten die Beruflichen Schulen neben
dem Berufsvorbereitungsjahr und der
Berufsfachschule, die Höhere Handelsschule an. 1990 wird die Fachoberschule eingeführt.
„Nach über 75-jähriger Tätigkeit
im Antoniushaus Hochheim wird am
23. März 1988 der noch verbliebene
Konvent der Heiligenstädter Schulschwestern in einer Festveranstaltung
verabschiedet.“
Anna Kommerscheidt
2012
Das Antoniushaus heute
So ist aus dem ursprünglichen Antoniushaus in einem Jahrhundert ein
innovatives, inklusives soziales Dienstleistungsunternehmen geworden, das
die Werte der Gründerzeit weiter aufrecht hält: Unser Anliegen ist es, jeden
und jede, die unsere Leistungen annehmen, individuell zu fördern und zu
fordern, damit alle Kinder, Jugendliche
und Erwachsene im Antoniushaus befähigt werden, Verantwortung für sich
selbst zu übernehmen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
Förderschule
Peter-Josef-Briefs-Schule
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1969 begann der Unterricht in der heutigen Peter-Josef-Briefs-Schule. Fünf
Schülerinnen wurden damals von einer
Lehrerin unterrichtet.
die Förderung in Unterstützer Kommunikation und die basalen Angebote für
Schülerinnen und Schüler mit schweren Beeinträchtigungen.
Über vierzig Jahre später spielt die
Schule mit dem Förderschwerpunkt
körperliche und motorische Entwicklung ein wichtige Rolle im Main-Taunus-Kreis.
Besondere Ereignisse sind die Projektwochen mit den Schulfesten und die
Teilnahme an vielen auch überregionalen sportlichen Wettkämpfen.
Ein Team von sechzig Lehrkräften unterrichtet sie ganzheitlich, individuell
und orientiert an den Fähigkeiten jedes
Einzelnen.
Der Förderverein der Peter-JosefBriefs-Schule gibt jedes Jahr einen
Bildkalender der MALAG heraus.
Schwerpunkte sind neben dem Unterricht, der Aufbau von Beziehungen,
Bilder aus dem Alltag
Festprogramm Antoniustage 2012
Tag
Datum
Uhrzeit
Ort
Was
Sonntag
10. Juni
19:00 Uhr
Kapelle
Ökumenischer Gottesdienst, gemütlicher Ausklang
bei Wein und Sekt
Montag
11. Juni
10:30 Uhr
Turm
Antoniusfeier der Kinder der Peter-Josef-Briefs-Schule
19:00 Uhr
Kapelle
Konzert „Saxphoniker“, ein musikalischer Abend
mit dem Saxophonquartett
Dienstag
12. Juni
19:00 Uhr
Cafeteria
Chronikabend – Die Geschichte des Antoniushauses
Mittwoch
13. Juni
16:30 Uhr
Kapelle
Für geladene Gäste: Festakt mit Gottesdienst
19:00 Uhr
Wasserturm
im Park
Für alle: Fassanstich durch Bürgermeisterin Angelika Munck,
„Public Viewing“ des EM-Spiels Niederlande-Deutschland, Grillen
14:00 – 17:00 Uhr
Peter-JosefBriefs-Schule
Kinderfest des Internats der Peter-Josef-Briefs-Schule
Nachmittagsveranstaltung im Rahmen der Antoniustage: Theaterstück für Kinder und Junggebliebene (in der Kapelle)
20:00 Uhr
Kapelle
„Alles Grün“ – Disco mit DJ Patrick, grünes Outfit erwünscht
14. Juni
Freitag
15. Juni
20:00 Uhr
Kapelle
Kabarettabend „Goldfinger“ von und mit Lars Reichow
Samstag
16. Juni
14:30 – 18:00 Uhr
Antoniushaus
„Tag der offenen Tür“ – Rundgang durch alle Abteilungen
des Antoniushauses, Spaß und Spiel für die ganze Familie
18:00 – 22:00 Uhr
Eintrittskarten erhältlich im Antoniushaus, der Buchhandlung Eulenspiegel
und dem Hochheimer Bürgerbüro
Gemütlicher Ausklang mit Musik der Band „Fullstop“,
Essen und Getränken
100 Jahre
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Donnerstag
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Beliebte Veranstaltungen
24-Stunden-Lauf
Gespannfahrt
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Berufliche Schulen
Edith-Stein-Schule
Ein wichtige Element auf dem Weg zur
vollständigen Teilhabe an der Gesellschaft ist die schulische Bildung. Die
Beruflichen Schulen des Antoniushauses bereiten die Schülerinnen und
Schüler auf das Erlernen eines Berufes
vor. So wird eine Integration in den allgemeinen Arbeitsmarkt möglich.
An der Edith-Stein-Schule können
Schüler vom Hauptschulabschluss bis
hin zur Fachoberschulreife auf verschiedenen Wegen ans Ziel kommen.
Kleine Klassen ermöglichen eine individuelle Betreuung und Unterstützung.
Neben den fachlichen Inhalten haben die Vermittlung von Lernkompetenz, Selbstkompetenz, Zeit- und
Sozialkompetenz eine große Bedeutung.
Während der Schulzeit kümmern
sich Pädagogen und Sozialdienst gemeinsam mit den Schülern und deren
Eltern um die Anschlussmaßnahmen in
Absprache mit den Kostenträgern und
den jeweiligen Arbeitsagenturen.
Durch die Aufnahme von
über 25 Prozent nichtbehinderten
Schülern wird Inklusion gelebt. Schüler mit und ohne Behinderung erhalten
die Möglichkeit, voneinander zu lernen
und sich gemeinsam auseinanderzusetzen. Dass dieser eher unorthodoxe Weg der Inklusion ein wichtiger ist,
bestätigen die positiven Rückmeldungen.
Internate
Auf zur Selbständigkeit
Ich soll ins Internat? Was machen die da? Wie streng geht
es dort zu? Gibt´s da auch Partys? Wird mein Kind dort gut
versorgt? Sind die Mitarbeiter
dort vertrauenswürdig? Wird
da auch die Selbständigkeit
meines Kindes gefördert? Diese und ähnliche Fragen haben
die Internatsbewerber und deren Eltern, wenn sie sich zum
ersten Mal mit der Frage der Internatsaufnahme beschäftigen.
Meist lassen sich diese
Fragen und dahinterstehende
Phantasien beim ersten Besuch
im Antoniushaus klären. Die gute
Stimmung im Internat wird von
den Neuen und deren Eltern immer schnell erspürt. Die Neuen
merken, dass die Atmosphäre im
Internat familiär, freundlich und
auch professionell ist.
Das Internat wird für die Bewohnerinnen und Bewohner in kurzer Zeit
zum zweiten Zuhause mit vielfältigen
Möglichkeiten, neue Erfahrungen mit
sich und anderen zu machen, Spaß zu
haben, Feste zu feiern, neue Formen
von Gemeinschaft kennenzulernen,
Kochen und Einkaufen zu lernen, soziale Kompetenzen weiterzuentwickeln.
Durch systematische Hausaufgabenbetreuung und organisierte Lerngruppen mit Klassenkameraden können schulische Erfolgserlebnisse und
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damit der Abschluss der Schule besser
gelingen.
Leben im Internat ist für viele Bewohner (und Eltern) ein großer Schritt
in ihrer persönlichen Entwicklung und
das Schönste daran: Die Schüler wohnen, lernen und leben sehr gerne bei
uns!
Georg Theisen
Leiter Internate
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Fachdienste
Ganzheitliche Entwicklung
Zu den Schulen, Internaten und Wohngruppen gehören zum Antoniushaus
auch die Fachdienste. Lehrer, pädagogische Fachkräfte und Sozialarbeiter, Psychologen sowie Therapeuten
unterstützen mit ihrem Fachwissen
auf der ganzen Bandbreite die Menschen im Antoniushaus, um ihre Möglichkeiten zu erkennen, die Fähigkeiten
zu entwickeln und ihre Persönlichkeit
umfassend zu fördern. So können Fähigkeiten und Persönlichkeit zur maximalen Selbständigkeit entwickelt und
gefördert werden.
Der medizinische Dienst gewährleistet die orthopädische Grundversorgung und bereitet die Diagnosen und
Risikoanalysen für die vielfältigen und
oft auch seltenen Behinderungsbilder
vor.
Physio- und Ergotherapeuten ermöglichen mit ihrem Fachwissen eine
enge und individuelle Unterstützung
der Betroffenen. Durch die Nähe zu
den Lehrern und Erziehern und unter
Einbindung der Eltern und Betreuer
wird gemeinsam daran gearbeitet, ein
selbständiges Leben führen zu können. Der Umgang mit Hilfsmitteln und
lebenspraktische Übungen helfen, den
Weg der Eigenständigkeit zu erlernen.
Damit das Leben gelingt und gemeistert werden kann, unterstützen
Psychologen im Antoniushaus die
persönlichen Lebens- und Leistungsmöglichkeiten. Die Bewältigung der
Behinderungen gelingt besser, wenn
alle Beteiligten gemeinsam an den
passenden Zielen arbeiten. Deswegen
werden psychologische Hilfen eng mit
anderen Reha-Leistungen im Antoniushaus verknüpft. Der psychologische
Dienst ist ein wichtiger Bestandteil interdisziplinärer Zusammenarbeit.
Der Sozialdienst steht zur Beratung, Information und Unterstützung
in Fragen der beruflichen und sozialen
Eingliederung und bei rechtlichen Fragen zur Verfügung. So helfen die Mitarbeiter des Sozialdienstes, Perspektiven zu erschließen und individuelle
Lebenswege zu gestalten.
EWB / Betreutes Wohhnen
In Gemeinschaft leben
Wohnen für Erwachsene
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Wir bieten in drei Wohngruppen mit 24
Einzel- und acht Doppelzimmern Erwachsenen ein Zuhause. Die Betreuung, Unterstützung und Förderung
richtet sich an körperbehinderte und
schwerstmehrfachbehinderte Men-
schen. Förderung und Pflege orientieren sich an den Möglichkeiten und
Bedarfen jedes Einzelnen. Ziel ist es,
auch mit einer schweren Behinderung
so eigenständig wie möglich leben zu
können.
Im Erwachsenenwohnbereich erhalten die Bewohnerinnen und Bewohner Unterstützung bei der Entfaltung
ihrer Individualität, der Erweiterung ihrer Handlungskompetenzen, der Entwicklung ihrer beruflichen Perspektiven
und der Gewinnung von Wohnraum
zum selbständigen Wohnen.
In der freien Zeit werden gemeinsames Erleben und Begegnung gefördert. Die Freizeitgestaltung und
Planung erfolgt in den Wohngruppen
sowie gruppenübergreifend. Die Gestaltung von individuellen Angeboten,
die Planung von kulturellen Veranstaltungen und gemeinsamen Festen im
Jahresrhythmus sowie die Urlaubsreisen sind ein wichtiger Bestandteil der
Freizeitaktivitäten.
Ambulant Betreutes Wohnen
Zielsetzung des ambulant Betreuten
Wohnens ist die Förderung von Selbständigkeit und Selbstbestimmung für
ein sinnerfülltes und aktives Leben.
Das Angebot richtet sich an Menschen
mit Behinderung im Main-Taunus-Kreis
und im Kreis Groß-Gerau. Diese Art
des Wohnens ermöglicht und erfor-
dert ein Höchstmaß an Selbständigkeit
und Selbstbestimmtheit. So mietet der
Betreffende selbst eine Wohnung und
beantragt die für ihn notwendigen Pflegedienste und hauswirtschaftlichen
Hilfen. Die entsprechende Unterstützung und Begleitung erhalten sie über
ein Betreuerteam des Antoniushauses.
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Reportage
Zimmer 304, 2. OG
Tagesbericht von Ralf Sieben, der heute immer noch im Antoniushaus
wohnt und lebt, nachts ruht oder schläft.
Ich, der Ralf Sieben vom
Erwachsenenwohnbereich
im Antoniushaus Gebäude
3, bin heute Morgen ziemlich früh schon im Zimmer
304 im 2. Stockwerk des
Hauses wach geworden
und freute mich auf das
Frühstück. Ich habe heute
Nacht ganz prima geschlafen, da mein Raum leer
war. Also niemand außer
mir drin. Darum ist es auch
total still gewesen. Herrlich.
Denn dort, wo niemand ist,
gibt es auch keine lauten
Geräusche.
Ich bin vom Weckdienst
geweckt worden und wurde
gebeten, mich im Badräumchen für den Tag vorzubereiten. Das ist
mir sehr gut gelungen. Ich habe mich
gewaschen und meine Zähne geputzt.
Die Zahnpasta war weißfarblich. Damit
hab ich mir ziemlich sauber meine Zähne geputzt. Danach hab ich mich sofort
fertig angezogen und bin in den EWB 3
Wohnraum gegangen, der ja die Nummer 307 hat. Darin habe ich dann sehr
gut gefrühstückt.
Dann habe ich mich mit dem Diehl
Bus 24 zum Arbeitsplatz fahren lassen, in die WfB Hattersheim und das
hat auch – Gott sei Dank – gar nicht
lange gedauert. Ich habe ganz normale Arbeit machen müssen, nämlich die
Gummipuffer, die gepresst werden, auf
die Metallplatte getan, die später dann
elektrisch zusammen gepresst wurden.
Ich habe heute am Freitag sehr
gute Arbeit gehabt und habe alles so
genau wie möglich ausgearbeitet. Da
können die Leute sehr zufrieden sein
mit mir.
Zum Mittagessen gab es heute
Kartoffeln und ein gutes Stück Fleisch.
Reportage
Zimmer 304, 2. OG Das Essen hat auch wirklich wie immer sehr gut geschmeckt. Nach der
Mittagspause hab ich auf der Arbeit
das Übliche gemacht, nämlich pressen. Diese Arbeit mache ich wirklich
sehr gerne. Ich bin sogar von meinem
Vorgesetzten gelobt worden.
Dann war die Arbeit rum und ich
fuhr wieder zurück ins Antoniushaus.
Als ich nach Hause kam, lag eine Urlaubskarte auf dem Tisch. Es war eine
Urlaubskarte von meiner Ergotherapeutin Nele von den Kanarischen Inseln. Darüber habe ich mich sehr gefreut.
Als Thomas kam, lag ich auf dem
Bett, weil ich müde war. Eigentlich wollte ich liegen bleiben, aber der Thomas
lockte mich mit Kaffee und Kuchen in
den Gemeinschaftsraum. Danach ging
es mir wieder besser. Wir haben dann
mit Nadine und Ursula „Mensch ärger
dich nicht“ gespielt und ich hab zwei
Mal gewonnen. Das hat mir sehr gefallen.
Anschließend waren Lydia und ich
mit einem behinderten Mitbewohner in
Hochheim spazieren, in der Hoffnung
etwas sehr gut Schmeckendes zu
sehen und auch zu kaufen. Für Geld
selbstverständlich. Unterwegs trafen
wir Ursula. Sie hat jeden von uns zwei
Bonbons geschenkt. Außerdem haben
wir uns das erste Eis in diesem Jahr gekauft. Es war Magnum am Stiel. Heidi
wurde ganz neidisch als wir ihr später
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davon erzählten, weil sie selber gerne
Eis mag. Wir trafen noch den Bruno
und die Daniela. Mit allen haben wir
uns etwas unterhalten und waren erst
um 17 Uhr 15 wieder im EWB 3 zurück.
Zum Glück war das Wetter gut. Morgen
soll es ganz dolle Gewitter geben. Ich
mag keine Gewitter wegen Donnerlärm
und Blitzzischen. Igitt!
Dann um 18 Uhr gab es das gemeinsame Abendessen. Worauf ich
mich schon freute. Es gab leckere Sachen zu essen und zu trinken.
Danach habe ich mit Buntstiften ein
Bild gemalt. Es war ein Haus mit Garage in einem Garten mit großem Baum
auf einer grünen Wiese. Das hat mir total gut gefallen.
Ich habe heute nur sehr gute und
fantastische Dinge erlebt und teilweise machen müssen. Ich habe zum Beispiel eben geduscht. Nein, Entschuldigung, ich habe gebadet. Mich in der
Wasserwanne ganz sauber gemacht
und dabei auch meine Haare gewaschen bekommen von der guten Frau
Sabrina. Darüber habe ich mich gefreut
und mich bedankt.
Danach hab ich so wie eben, meinen Tagesbericht geschrieben. Also
reingeschrieben wurde es von Ralf
Sieben, das bin ich. Ich, der Ralf, habe
eben gerade gelesen, was ich im Tagesberichtsbuch eingetragen hatte und
bin auch gleich total zufrieden.
Ralf Sieben
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Erinnerungen
Spielparadies Antoniushaus
"Es war eine wunderbare Zeit", erinnert
sich Sabine Eberhardt. "Mit dem Antoniushaus verbinde ich die schönsten
Momente meiner Kindheit." Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Estella
hat die gebürtige Hochheimerin Sabine
Singer, nun Eberhardt, jede freie Minute
auf dem Gelände des Antoniushauses
verbracht."
Estella hat damals im heutigen Verwaltungsgebäude gewohnt, gemeinsam mit ihren Eltern, die im Antoniushaus gearbeitet haben. An jeder Ecke
des Parks und der Gebäude werden
Erinnerungen wach. "Hier haben wir
Kastanien gesammelt und dann gebastelt", deutet Sabine, "da, wo jetzt
die Förderschule steht, stand das Haus
von Herrn Hugo". Unter der Treppe ha-
Heute hat der Geschäftsführer sein Domizil
in Estellas Kinderzimmer.
ben die beiden Mädchen stundenlang
gespielt. "In den beiden Bäumen neben der Marienkapelle haben wir in den
Nischen Puppenhäuser gebaut." Auch
andere Mädchen, die damals im Antoniushaus lebten, gesellten sich zu den
Freundinnen. Es wurden Freundschaften geschlossen und gemeinsam das
Leben genossen. Berührungsängste
zwischen den Kindern- und Jugendlichen mit und ohne Behinderung gab
es nicht.
Dann ist Estrella zurück nach Portugal gezogen, aber der Kontakt zwischen den beiden Freundinnen ist bis
heute erhalten geblieben. Oft erzählen
die beiden heute ihren eigenen Kindern von ihrer Zeit im Antoniushaus
und ganz in der Tradition ihrer Mutter,
spielen sie auch heute noch hin und
wieder auf dem Campus des Antoniushauses.
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Anekdoten
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Dreimarkfuff
„Können sie nicht an einem anderen Tag heiraten?“
Am 12. Juni 1987 habe ich standesamtlich, am 13. Juni kirchlich geheiratet.
Schwester Oberin bat mich
meine Hochzeit zu verschieben,
da doch an diesem Tag das Fest
zum 75-jährigen Jubiläum des
Antoniushauses gefeiert wurde.
„Hoffentlich regnet es jetzt
nicht!“
Rollentausch
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Discobesuch
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„Darf ich `mal mit dem Rollstuhlfahrer tanzen?“
„Das musst Du ihn schon selbst fragen!“
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früher im Antoniushau ottesdienst der Schwestern, die
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Qualitätsmanagement
Qualität sichern, Innovation fördern26
27
Das Antoniushaus hat sich mit all seinen Bereichen erfolgreich nach dem
europäischen Qualitätssiegel eQuass
Assurance zertifizieren lassen. Die
zehn Qualitätsprinzipien nach eQuass
spiegeln auch die Unternehmensphilosophie des Antoniushauses wider:
Im Mittelpunkt der Mensch. Als europäischer Qualitätsrahmen für Sozialdienstleister stellen sowohl eQuass
als auch das Antoniushaus die Belange und Interessen der Menschen mit
Behinderung bei der täglichen Arbeit in
den Mittelpunkt.
Qualität auf höchstem Niveau kontinuierlich erbringen zu können, ist kein
Zufallsprodukt. Es erfordert verbindliche Rahmen, auf die sich Schüler,
Bewohner, Familien, Partner, Kosten-
…ein biblisches Wort, das auch
das vielfältige und zielgenaue
Wirken im Antoniushaus deutet. So alt das Jesus-Wort ist –
die Botschaft ist aktuell, passt
auch in die Zeit der diskutierten
Inklusion, macht deutlich: es
geht um den einzelnen Menschen.
Mk 5,41: „Jesus fasste das
Kind an der Hand und sagte
zu ihm: Talita kum!, das heißt
übersetzt: Mädchen, ich sage
dir, steh auf!“ Hand und Ermutigung, Entgegenkommen und
Erwartung zeichnen Jesu Umgang mit Menschen aus,
die eingeschränkt leben
müssen.
Als Christen, als katholische Einrichtung, ist
Jesu Verhalten für uns
Auftrag und Anfrage. Die
biblische Botschaft ermutigt, Menschen mit ihren
lebens- und liebenswerten
Seiten zu sehen, sodass
sie Selbstvertrauen finden,
Eigenkräfte mobilisieren,
Kompetenzen entwickeln und so auf
eigene Füße kommen. Im Antoniushaus finden junge Menschen das, was
ihnen hilft, sich aufzurichten, sich nicht
ihren Einschränkungen zu ergeben.
Neben qualifizierter Ausbildung und
vielfältiger Unterstützung auf dem Weg
träger und Mitarbeiter verlassen können. So gewährleisten wir kontinuierliche Verbesserung nach europäischen
Standards zum Wohl Aller. Mit diesen
hohen Qualitätsansprüchen wird Innovation gefördert, so dass Bildung, Förderung und Teilhabe für Alle möglich
wird.
Frank Sonnet
Impressum
Redaktion stellvertretend für die Fachbereiche:
Hubert Mayer, Leiter Wohnen; Gudrun Bjaelkerup, Schulleiterin PJBS;
Matthias Stumpf, Schulleiter ESS; Georg Theisen, Leiter Internate;
Jürgen Metzger, Leiter Fachdienste;
Anna Kommerscheidt, Monika Dittman, Ralf Sieben, Frank Sonnet,
Susanne Sperling
Fotos Patrick Becker, Pedro Citoler, Archiv des Antoniushauses
Layout Patrick Becker, Hartmut Hillmann, Christoph Kühne
Herausgeber Antoniushaus gGmbH
Markus Schmahl (v.i.S.d.P.)
Burgeffstraße 42
65239 Hochheim
Seelsorge
Talita kum
zu Eigenverantwortlichkeit
und Selbständigkeit steht
ihnen ein breites Angebot
an Begleitung zur Verfügung, wenn schmerzliche
Grenzerfahrungen entmutigen.
Talita kum! – seit hundert Jahren folgt das Antoniushaus dem Beispiel Jesu. Mitarbeiter und Ehrenamtliche engagieren
sich in Erziehung, Seelsorge und Bildung - ganzheitlich, inklusiv, fortschrittlich und innovativ – ganz im Sinne Jesu.
Monika Dittmann
Seelsorgerin im Antoniushaus
Bildung
Förderung
Teilhabe
alles inkl
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i
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u
Antoniushaus gGmbH • Burgeffstraße 42 • 65239 Hochheim am Main
Spendenkonto Nassauische Sparkasse BLZ 510 500 15 Kto.Nr. 213 000 071
iv e
100 Jahre
F o rt s c h ritt i n
kl u
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