Campus-Chronik - Mediacampus Frankfurt

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Campus-Chronik - Mediacampus Frankfurt
Von der Deutschen
Buchhändlerschule
zum mediacampus
frankfurt.
1946—2012. Eine Chronik
mediacampus-frankfurt.de
1946—2012.
Von der Deutschen Buchhändlerschule
zum medicampus frankfurt.
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Im b ör senbl at t 7 vom 1. April (S. 30) veröffentlicht der Essener
Buchhändler Erich Haake einen Artikel, in dessen Vorspann erstmals die Rede von der Einrichtung einer Buchhändlerschule
in Köln ist. Darin heißt es: «Der Landesverband des RheinischWestfälischen Buchhandels beabsichtigt, in Köln buchhändlerische Fachkurse einzurichten …». Der erste Lehrgang mit über 40
Teilnehmern findet vom 10. September bis 26. Oktober statt. Der
Unterricht wird in der Universität Köln abgehalten, ein Wohngebäude gibt es noch nicht. Träger der Schule sind die Stadt Köln und
der Rheinisch-Westfälische Buchhändlerverband.
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Köln1946 —–
1962
Im Frühjahr wird das Schulgebäude in der Goltsteinstraße
195 in Köln bezogen (Wohnheim mit Unterrichtsräumen).
Die Schulleitung übernimmt Dr. Nelly Planck (bis 1948).
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Josef Franzgrothe wird kommissarischer Schulleiter (von 1949
bis 1953 Schulleiter). Die Münchner Tagung der Arbeitsgemeinschaft deutscher Verleger- und Buchhändlerverbände beschließt,
ein Drittel der Plätze der Kölner Schule soll für Lehrlinge anderer
Landesverbände freigehalten werden.11/48 Im Bericht über den
siebten Lehrgang 24/48 werden die Schwierigkeiten erwähnt, die
die Währungsreform dem laufenden Lehrgang bereitet hat. Das
Durchschnittsalter der Teilnehmer wird mit 23 Jahren – zwischen
18 und 50 – angegeben. Im Dezember wird mitgeteilt, dass ab dem
zehnten Lehrgang die Gebühren auch erhöht werden müssen,
«da der Unterricht, nicht mehr mit vorwiegend ehrenamtlichen
Dozenten durchgeführt werden kann».35/48
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Der Vorstand des Landesverbands beschließt im Januar,
im Zusammenhang mit der Abfassung einer Geschäftsordnung für die Schule ein Kuratorium zu bilden, das aus
den Mitgliedern des Ausbildungsausschusses, dem Vorsitzenden und dem Schatzmeister des Verbands besteht.
Vorsitzender des Kuratoriums ist Dr. Hans Melchers. Im
Rundschreiben Nr. 43/44 des Landesverbands wird über den
elften Lehrgang berichtet: «Die Freude über die glücklich
umschifften Klippen der Prüfung wurde stark beeinträchtigt durch die Tatsache, dass die Hälfte der Lehrgangsteilnehmer bereits ihre Kündigung erhalten hatte.»
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In einem Beitrag zur Jahreswende (1 / 52) spricht der Vorsteher des
Börsenvereins, Dr. Josef Knecht, von der Übernahme der Schule
durch den Börsenverein und von einer eventuellen Verlegung
nach Frankfurt. Im Februar zieht die Schule in das im Vorjahr
angemietete Gebäude in Rodenkirchen bei Köln (Hauptstraße 11)
um. Damit stehen nunmehr 100 Internatsplätze zur Verfügung.
Am 20. Mai wird die Schule in einer kleinen Feier während des
25. Lehrgangs in Anwesenheit des Vorstehers offiziell vom Börsenverein übernommen. Zu den Teilnehmern dieses 25. Lehrgangs
gehört der spätere achte Bundespräsident Johannes Rau. Um die für
das gesamte Bundesgebiet gültige Gehilfenprüfung an der Schule
entstehen Auseinandersetzungen unter den Stichwörtern Zentralismus – Föderalismus – Kulturhoheit der Länder. Bestrebungen,
für die Schule den Pflichtbesuch für alle Lehrlinge des Bundesgebietes einzuführen, scheitern von vornherein an der Kapazität
des Gebäudes. Anfang Oktober scheidet Josef Franzgrothe­als
Schulleiter aus.
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Georg Ehrhart übernimmt am 1. Januar als Direktor die
Schulleitung (bis 31. Dezember 1965). Der Vorstand erlässt
ein Statut der Buchhändlerschule, die im Sommer den
Namen Deutsche Buchhändlerschule erhält.
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Das Problem der für alle Landesverbände gültigen Gehilfenprüfung
an der Deutschen Buchhändlerschule wird wiederholt behandelt,
jedoch konnte es zu keinem allerseits befriedigenden Ergebnis
gebracht werden. Das Kuratorium stellt die Notwendigkeit eines
Neubaus für die Schule fest, da die Baulichkeiten in Rodenkirchen
mehr oder weniger ungeeignet sind und zunehmend bauliche
Schäden auftreten, vor allem aber, weil die Schule dem Andrang
der Interessenten nicht mehr gewachsen ist.
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Vorsteher Dr. Arthur Georgi äußert sich vor der Hauptversammlung ausführlich über die Schule: 85/56 «Die
Deutsche Buchhändlerschule hat auch in diesem Jahre
eine gute Weiterentwicklung gefunden, dank der großen Begabung von Herrn Ehrhart für diese Fragen und
dank der unermüdlichen Anteilnahme des Kuratoriums
an der Entwicklung der Probleme, insbesondere unseres Freundes Gonski. Wir standen so vor der Situation,
dass die Schule zu klein geworden ist. Was Besseres kann
einem wohl nicht geschehen. Während wir noch vor Jahren darum baten, schickt Eure Lehrlinge nach Köln, ist
jetzt der Schreckensruf der Schule erklungen: Haltet sie
fern! Nun, das war natürlich nicht so gemeint. Schicken
Sie Ihre Lehrlinge nach Köln! Wir bringen sie unter, bis
wir eines Tages in der Lage sind, auch für die Schule ein
eigenes Heim zu bauen, in dem bei vernünftiger Kapazität
dem Bedarf entsprochen werden kann. Wir haben dem
Rheinisch-Westfälischen Verband sehr zu danken, dass
er zurückgetreten ist von dem Pflichtbesuch dieser Schule.
Er hat uns dadurch ermöglicht, die Zusammensetzung der
Schule so bunt zu halten, wie es der Sinn dieser Schule ist.
Nach wie vor ist diese Schule als ein letzter Reife­prozess
für unsere werdenden Buchhändler eine großartige Einrichtung, und junge Buchhändler, die sechs Wochen
lang in dieser Schule gewesen sind, kommen mit einem
Gemeinschaftsgefühl als Buchhändler zurück, das
sie nie in ihrem Leben verlieren werden. Für die Prägung
dieses Gemeinschaftsgefühls habe ich Ihnen, lieber Herr
Ehrhart, namens des Vorstandes von Herzen zu danken.»
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Der Hamburger Buchhändler Johannes Thordsen übergibt
in der Abgeordnetenversammlung am 24. November einen
Scheck über 30 000 Mark als «seinen persönlichen Beitrag» zum Neubau einer Buchhändlerschule.
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Nach teilweise recht harten Diskussionen – in engerer Wahl stehen
schließlich die Städte Darmstadt und Frankfurt – beschließt der
Börsenvereins-Vorstand am 27. Juni, die neue Schule in Frankfurt
am Main-Seckbach zu errichten. Ausschlaggebend sind dabei
die günstige Lage des von der Stadt angebotenen Grundstücks
und die finanziellen Bedingungen. Von heute eine vom Geist der
Humanität geprägte Ausbildung zu geben ist Sinn dieser Schule.»
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Am 15. Mai wird die Grundsteinlegung in Seckbach
gefeiert. Architekten sind Walter Schwagenscheidt und
Thassilo Sittmann. Der Text der Grundsteinurkunde
besagt: «Den jungen Menschen von heute eine vom Geist
der Humanität geprägte Ausbildung zu geben ist Sinn
dieser Schule.»
Die Abgeordnetenversammlung des Börsenvereins stellt in ihrer
Sitzung am 19. Mai fest, dass «der Börsenverein die Aufgabe hat, in
den nächsten vier Jahren einen der Größe und Ausstattung nach
angemessenen Bau für die Buchhändlerschule zu errichten». In
der Rodenkirchener Schule findet die letzte Gehilfenprüfung
statt. Heinrich Gonski übernimmt den Vorsitz des Kuratoriums.
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Am 16. August wird der Neubau der Deutschen Buchhändlerschule
in Frankfurt am Main-Seckbach eingeweiht. Er kostete 1,2 Millionen Mark, die der Buchhandel aufbrachte, und bietet Platz für
160 Schüler. Das b ör senbl at t gibt eine umfangreiche Sondernummer heraus (64 a vom 13. August Umfang 240 Seiten), die die
Entwicklung der Schule sowie den Neubau ausführlich darstellt.
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Der 94. Lehrgang findet als erster in Frankfurt-Seckbach
statt, er beginnt am 2. Januar. Der Frankfurter Verleger
Dr. Siegfried Unseld regt in seinem Referat vor der Abgeordnetenversammlung Anfang September 78/63 die Einrichtung von besonderen Seminaren zur Heranbildung
von Führungskräften im Buchhandel an. Damit ist der
erste Schritt zur Erweiterung des Aufgabengebiets der
Schule über eine reine Lehrlingsausbildung hinaus getan.
Frankfurt
am Main 1962—–
2012
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Heinrich Gonski legt am 22. September aus Altersgründen den Vorsitz des Kuratoriums der Schule nieder, nachdem er 18 Jahre ihren
Auf- und Ausbau maßgeblich geführt und beeinflusst hat. Sein Rat
und seine Hilfe bleiben der Schule jedoch noch viele Jahre erhalten.
Neuer Vorsitzender wird Friedrich Wilhelm Schapel, Berlin.
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Im b ör senbl at t 77 vom 28. September veröffentlicht
Vorsteher Friedrich Wittig eine Mitteilung des Vorstands
über die Einrichtung des Deutschen BuchhändlerSeminars in Frankfurt am Main «vom Sommer 1966 an».
Das Seminar soll – so der Vorsteher – «eine Stätte des Studierens und Diskutierens sein: es soll kommende Unternehmer heranbilden und es soll abermals das Gemeinsame unseres Berufes betonen». Dr. Klaus Staemmler wird
vom Vorstand des Börsenvereins zum stellvertretenden
Direktor der Schule berufen. Die Buchhandlung Hermann
Montanus in Frankfurt stiftet anlässlich ihres ­­100 jährigen Bestehens für das Deutsche Buchhändler-Seminar
10 000 Mark. Am 31. Dezember geht Georg Ehrhart in
­Pension. Zwölf Jahre hat er die Schule mit großem persönlichem Engagement geleitet und geprägt. In 75 Lehrgängen
sind von ihm rund 6000 Lehrlinge betreut worden. Auch
nach seiner Pensionierung wirkt er noch weitere sieben
Jahre als Dozent an der Schule mit.
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Nach der Pensionierung von Georg Ehrhart liegt die Leitung der
Schule kommissarisch in Händen von Dr. Klaus Staemmler, bis
am 1. April Oberstudienrat Dr. Rudolf Sturm als Schuldirektor
sein Amt antritt.
Ab 1. Januar wird ein neuer Lehrplan eingeführt, dem eine
didaktische Gliederung der Lehrinhalte in Grundlagenfächer, Schwerpunktfächer und Ergänzungsfächer zugrunde
liegt. Am 17. Januar erlässt der Vorstand ein neues Statut
für die Schule.28/67 Vorsteher Friedrich Georgi referiert
vor dem 124. Lehrgang und stellt sich ­anschließend einer
Diskussion. Dieser Brauch, dass der Vorsteher oder einer
seiner Vorstandskollegen zu einem Vortrag in die Schule
kommt, wird bis heute durchgehalten.
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Vom 19. Februar bis 16. März findet das erste Deutsche Buchhändler-Seminar in der Buchhändlerschule statt. Der Vorstand des
Börsenvereins beschließt dann im Juni angesichts des unverminderten Andrangs zu den Lehrgängen die bauliche Erweiterung
der Schule. Dafür muss zunächst einmal das Areal der Schule
durch den Zukauf von angrenzenden Grundstücken erweitert
werden. Teilnehmer des 125. Lehrgangs der Schule und der Arbeitskreis Göttinger Jungbuchhändler melden sich zu Wort: Ziel dieser
und späterer Initiativen ist die Mitbestimmung bei Organisation
und Lehrplangestaltung der Schule. Diese Aktivitäten müssen
im Zusammenhang mit den Studentenunruhen der Zeit gesehen
werden. Das Kuratorium entspricht den Wünschen der Jungbuchhändler, indem Vertreter der laufenden und früheren Lehrgänge
zu den Sitzungen des Gremiums hinzugezogen werden.
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Die Hauptversammlung des Börsenvereins beschließt
die Änderung der Satzung, wie sie bereits in der Abgeordnetenversammlung 1968 beraten wurde. Sie erhält
den Zusatz: «Den buchhändlerisch Auszubildenden ist
das Recht auf einen einmaligen Besuch der Deutschen
Buchhändlerschule einzuräumen; dieses Recht ist im
Ausbildungsvertrag festzulegen.» Erstmals findet ein
Seminar für haupt- und nebenberufliche Lehrer an Buchhandelsfachklassen aller Bundesländer statt.
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Die Fachschule des deutschen Buchhandels gewinnt Leben:
Aufstellung des Lehrplans sowie Ausschreibung des ersten Studiengangs. Am 1. September wird Herbert Paulerberg hauptamtlicher
Dozent für Buchhandelsbetriebslehre.
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Am 3. Januar beginnt der erste Studiengang der Fachschule
des deutschen Buchhandels – der «Schule ohne Modell
und Vorbild» (Rudolf Sturm). Er dauert sechs Monate mit
850 Unterrichtsstunden. Die Studierenden sind zunächst
noch im alten Internatsgebäude respektive in Unterkünften außerhalb der Schule untergebracht. Der Unterricht
findet in einer Baracke (freundlich Pavillon genannt) auf
dem Schulgelände statt. Der Seckbacher Schulkomplex
erhält den Namen Schulen des Deutschen Buchhandels. Am 6. Juli werden die ersten Spatenstiche für die
Neubauten der Fachschule (Wohngebäude, Hörsäle, neue
Bibliothek der Schulen des Deutschen Buchhandels), den
Erweiterungsbau des «alten» Internatsgebäudes, das neue
Wohnhaus des Direktors und die Lehrbuchhandlung
getan. Die Bundesanstalt für Arbeit gibt für die Neubauten
einen Zuschuss von 1,7 Millionen Mark.
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Vom 11. bis 22. Februar findet der erste «Kurs zur Wiedereingliederung und Umschulung in den Sortimentsbuchhandel » (w uk)
statt. Damit ist eine wesentliche Erweiterung und Ergänzung
des Lehrangebots der Schulen gegeben. Im Mai werden «Ergänzungstage » zum w uk abgehalten eine Initiative, die von den
Teilnehmern selbst entwickelt wurde. Ebenfalls aus der Initiative
ehemaliger Schüler, in diesem Fall Studierender der Fachschule,
entstehen die «Assistententage», bei denen ein bestimmtes Thema
vertieft abgehandelt wird (erstmals am 10./11. März). Da das System der buchhändlerischen Fachklassen an den Berufsschulen
in vielen Bereichen der Bundesrepublik zu wünschen übriglässt,
bemühen sich seit einiger Zeit Schule und Kuratorium um den
Aufbau von Ersatz-Berufsschul-Lehrgängen (ebl). Die Realisierung solcher Lehrgänge hängt jedoch von der Genehmigung
der einzelnen Bundesländer ab. Am 15. Mai genehmigt das Land
Rheinland-Pfalz und am 1. August das Land Niedersachsen die
ebl der Buchhändlerschule für Lehrlinge ihres Bereichs (mit
finanzieller Unterstützung). Im Herbst beginnt dann der erste
ebl (neun Wochen mit 320 Unterrichtsstunden). Damit ist ein
bedeutender Schritt auf dem Weg der Anpassung an die veränderten Verhältnisse in der Ausbildung getan. Mit der Einrichtung der
ebl übernimmt die Schule Aufgaben der Öffentlichen Hand. Die
Abgeordnetenversammlung hält ihre 44. Sitzung am 31. Oktober
in den Räumlichkeiten der Neubauten der Fachschule ab, die am
selben Tag von Vorsteher Dr. Klett eingeweiht und eröffnet werden.
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Im Januar wird die zusammen mit den Neubauten der
Fachschule errichtete Lehrbuchhandlung eröffnet
(Innenausstattung System Heyser), eine einmalige Einrichtung, die wirklichkeitsgetreue Simulation sämtlicher im Sortimentsbuchhandel vorkommender Vorgänge
ermöglicht. Zur Unterstützung der innerbetrieblichen
Ausbildung werden Kompaktkurse zu buchhandelsbezogenen Einzelthemen, wie zum Beispiel edv, Herstellung und andere, eingerichtet. Reinhard Mohn stiftet
der Schule die Bibliothek des Hamburger Instituts für
Buchmarktforschung (4000 Bände), das von der Bertelsmann ag unterhalten wurde. Die Schule gerät in zunehmende finanzielle Schwierigkeiten. Die Hauptgründe sind
außer der allgemeinen Preissteigerung Rückgang der Zahl
der Auszubildenden von (1969) 3160 auf (1974) 2015 und
entsprechend der Lehrgangsteilnehmer von (1969) 573
auf (1974) 347 sowie die Einrichtung von Berufsschul-­
Blockunterricht in Hamburg, München, Köln und Malente
(für Norddeutschland). Der Aufwand des Börsenvereins
für die Schule betrug von 1963 — 1974 6 056 600 Mark.
Vorsteher Dr. Ernst Klett formuliert in seinem Rechenschaftsbericht vor der 20. Hauptversammlung, dass nicht
mehr als 15 Prozent des Beitragsaufkommens des Börsenvereins für die Schule verwandt werden könnten und
sollten («Buchhändlerschule in Not»).79/74 Am 11. Oktober
verschickt der Börsenverein einen Bittbrief an die Kultusministerien der Länder, an das Bundesministerium für
Bildung und Wissenschaft und an die Hessische Landesregierung.83/74 Ein finanzieller Erfolg bleibt dieser Aktion
jedoch versagt. Am 13. Oktober veranstalten Schüler des
laufenden Lehrgangs eine «schweigende Demonstration»
anlässlich der Friedenspreisverleihung vor der Paulskirche mit Spruchbändern und Plakaten: «Qualifizierte
Berufsausbildung ohne Seckbach? Nein!» Die Situation
spitzt sich gegen Ende des Jahres noch zu. Der «Buchmarkt» schreibt in seinem Dezemberheft: «Unter seiner
Ägide (d.i. Rolf Keller, Vorsteher ab Oktober 1974) wird
wohl die Buchhändlerschule schließen müssen, wenn
nicht noch ein Wunder geschieht.» Dr. Ulrich Wechsler,
Gütersloh, übernimmt den Vorsitz des Kuratoriums der
Schule.
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Die Bemühungen von Buchhändler-Vereinigung und Schulleitung,
die finanzielle Basis zu verstärken, äußern sich unter anderem
darin, dass insgesamt 21 Veranstaltungen von «Gästen», das heißt
Veranstaltungen außerhalb des normalen buchhändlerischen
Lehrgangsprogramms, stattfinden. Diese Veranstaltungen liegen
zwar teilweise in der Hand des Buch- und Musikalienhandels,
werden zum Teil aber auch von berufsfremden Institutionen
getragen. In den folgenden Jahren gewinnen buchhändlerische
Fachveranstaltungen aller Art im Rahmen der Schule immer
mehr an Bedeutung entsprechend des «Drei-Säulen-Konzepts»
des Kuratoriums-Vorsitzenden Dr. Ulrich Wechsler: Buchhändlerschule (Ausbildung), Fachschule (Fortbildung) und eben die
verschiedenen Fachveranstaltungen.85/75 Am 28. April findet als
Auftakt zu den Feierlichkeiten zum 150 jährigen Bestehen des
Börsenvereins ein großes «Familienfest» mit über 400 Gästen
statt. Das Buchhändler-Seminar wird auf zweiwöchige Dauer
umgestellt. Das Land Rheinland-Pfalz erteilt die Genehmigung,
dass die Auszubildenden seines Bereichs, die die ebl in Seckbach
besuchen, auch dort den mündlichen Teil der Gehilfenprüfung
ablegen können. Am 6. Oktober genehmigt das Land NordrheinWestfalen für Auszubildende aus «Randgebieten», das heißt mit
Fachklassen nicht oder unzureichend versorgten Bereichen, den
Besuch eines Ersatz-Berufsschul-Lehrgangs in Seckbach. Mit
dieser Genehmigung ist jedoch keinerlei finanzieller Zuschuss
verbunden. Am 5. März wird der Freundeskreis für Berufsbildung
im Buchhandel e.v. gegründet. Sein Ziel ist die finanzielle Unterstützung der Schule durch Zuschüsse für Lehrgangsteilnehmer.
Im Lauf von sechs Monaten hat der Freundeskreis ­200 Mitglieder, die im selben Zeitraum 1 00 000 Mark aufbringen. Eine der
­ersten Spenderinnen ist die Witwe von Johannes Thordsen, Trene
Thordsen (siehe 1958 J. Thordsen war einer der ersten Spender zum
Neubau der Schule in Seckbach),
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Das neunte Deutsche Buchhändler-Seminar wird mit
finan­zieller Unterstützung der Verlagsgruppe Georg
von Holtzbrinck abgehalten. Aufgrund der veränderten
Verhältnisse werden jetzt statt der traditionellen SechsWochen-Lehrgänge Vier-Wochen-Lehrgänge (Lehrgänge
Überbetriebliche Ausbildung – lüa ) eingerichtet. Am
22. Juni genehmigt das Regierungspräsidium Darmstadt
die Ersatz- Berufsschul-Lehrgänge. Zwar sind damit noch
keine finanziellen Zusagen verknüpft, jedoch ist der erste
Schritt zur Anerkennung durch das Land Hessen getan.
Das Bibliographische Institut in Mannheim stiftet aus
Anlass seines 150 jährigen Bestehens 20 ausgeloste Freiplätze für den 182. Lehrgang (Vier-Wochen-Lehrgang).
Ein Angebot an Kompaktkursen (Kurzlehrgänge zu
bestimmten Bereichen) wird geschaffen. Die ersten
drei Lehrgänge mit den Themen Bestellbuch, Herstellung und Verkaufskunde finden statt. In Zusammenar-
beit mit dem Sortimenter- Ausschuss des Börsenvereins
werden die e­ rsten Chef-Seminare abgehalten (Themen:
­Neugründung, Pacht und Kauf, Ladenumbau). Das erste
Seminar für Nachwuchslektoren findet statt. Die Schule
feiert ihr 30 jähriges Bestehen am 12. November mit einer
Diskussionsveranstaltung «Ist Berufsbildung noch möglich?» und einem abendlichen Familienfest. Im Rahmen
der Jubiläumsfeier wird Georg Ehrhart vom Börsenverein
die Plakette «Dem Förderer des deutschen Buches» verliehen. Das b ör senbl at t 89 vom 5. November erscheint
mit einem 32seitigen Sonderteil «30 Jahre Deutsche Buchhändlerschule ». Anlässlich des Jubiläums stiftet die Firma
Koch, Neff & Oetinger 10 000 Mark.
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Die Anzahl der Abiturienten in den Lehrgängen für Auszubildende
nimmt sprunghaft zu und beträgt nun durchschnittlich knapp
die Hälfte der Teilnehmer. Die Regierung des Landes RheinlandPfalz gewährt Zuschüsse für die Auszubildenden ihres Bereichs
zum Besuch des ebl . Am 31. Oktober wird der Direktor der Schule,
Dr. Rudolf Sturm, feierlich verabschiedet, da er wegen Erreichen
der Altersgrenze in den Ruhestand tritt. Der Börsenverein verleiht
ihm in Anbetracht seiner Verdienste die Plakette «Dem Förderer
des deutschen Buches». Zum 1. November übernimmt Dr. Klaus
Staemmler die kommissarische Leitung der Schule. Der Vorstand
des Börsenvereins erlässt ein neues Statut, durch das Struktur
und Zusammenarbeit von Kuratorium und Ausschuss für Berufs­
bildung vereinfacht werden. Dem Kuratorium gehört in Zukunft
auch ein Vertreter des Hessischen Kultusministers an.60/77
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Zum 1. August tritt Studiendirektor Herbert Degenhardt
das Amt des Direktors der Schulen des Deutschen Buchhandels an. Dr. Ulrich Wechsler wird zum zweiten Mal
zum Vorsitzenden des Kuratoriums der Schulen gewählt.
Während noch vor kurzer Zeit die Schule unterbelegt war,
ist sie nun wieder am Rande der Kapazitätsmöglichkeiten
angelangt. Das Kuratorium sieht sich daher genötigt, bei
den Zulassungen gewisse Einschränkungen zu machen,
die jedoch durch organisatorische Maßnahmen, unter
anderem durch von neun auf sieben Wochen verkürzte
Lehrgänge für Berufsschulberechtigte, wieder aufgehoben
werden können. Der zunehmende Andrang von Schülern
hat mehrere Gründe: die gestiegene Ausbildungswilligkeit
des Buchhandels und die Verkürzung der durchschnittlichen Ausbildungszeit, verursacht durch den zunehmenden Zustrom von Abiturienten in den Buchhandel.
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Hans Maier, Hausmeister der Schule seit 1960, tritt in den Ruhestand. Nachfolger wird Heinz Manger. Umfangreiche Renovierungsarbeiten – Kosten rund eine halbe Million Mark – müssen
während des Unterrichtsbetriebs durchgeführt werden. Die bereits
im Jahr 1978 eingeführten Lehrgänge für Berufsschulberechtigte
werden nach Anfangsschwierigkeiten neu konzipiert und entwickeln sich dann zum festen Bestandteil des Gesamtangebots der
Schule bis 1991. Die ständige Vollbelegung der Schule vor allem
durch LBB, EBL und LÜA führt dazu, dass in zunehmendem
Maße für Seminare und Kompaktkurse auswärtige Tagungsstätten
gesucht werden müssen.
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Die Kapazität der Schulen bleibt bis zum äußersten ausgelastet, ein Zustand, der auch im kommenden Jahrzehnt
fortbestehen wird. Besonders bemerkbar macht sich eine
Belebung des schon immer vorhandenen internationalen
Interesses an den Schulen. Das zeigt sich am Besuch
ausländischer Delegationen (aus Belgien, Bulgarien,
den Niederlanden und Japan) und Seminarteilnehmern
aus dem deutschsprachigen Ausland. Am ersten Seminar für ausländische Buchhändler – veranstaltet vom
Außenhandels-Ausschuss des Börsenvereins und von
den Schulen, finanziert von der Ausstellungs- und MesseGmbH des Börsenvereins, dem Grossohaus Wegner in
Hamburg und dem Auswärtigen Amt der Bundesrepublik
Deutschland nehmen 28 Kolleginnen und Kollegen
teil.12/80 Der Katalog der von Reinhard Mohn gestifteten
Bibliothek für Buchmarktforschung wird fertiggestellt.
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Die Lehrbuchhandlung (siehe 1974) wird renoviert und der Verkaufsraum neu gestaltet. Die Einrichtung stellt – wie auch bei
der Erstausstattung – Ladenbauer Heyser, Bad Marienberg, zur
Verfügung. Die ständige Voll- und Überbelegung der Ausbildungslehrgänge führt zu neuen Überlegungen, die die Einführung eines
Quotensystems (über die buchhändlerischen Landesverbände)
notwendig machen. Durch verbesserte Auswertung der vorhandenen Baulichkeiten (Wohnheim der Fachschule) kann die Kapazität
des Campus auf 190 Personen ausgeweitet werden, dies bedingt
jedoch Umbauten in Küche und Mensa, die Erweiterung des Verwaltungsbaus und die Schaffung von zusätzlichen Aufenthaltsräumen. Das erfordert Investitionen in Höhe von rund 250 000 Mark.
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Während bislang die Einführung eines Numerus clausus
hatte vermieden werden können, sieht sich das Kuratorium nun doch zu gewissen Zulassungsbeschränkungen
gezwungen.43/82 In der Kuratoriumssitzung am 4. Februar
wird ausdrücklich anerkannt, dass «vor dem Hintergrund
der permanent hohen Belastung der Dozenten und der
Organisation … in Seckbach hervorragende Arbeit für
die Branche geleistet» wird. Nachdem der Hessische Kultusminister die Lehrgänge für Auszubildende der «Fach­
stufen­1 und 2» im Ausbildungsberuf Buchhändler bereits
1977 als Ersatz für den Berufsschulunterricht anerkannt
hat, wird nunmehr die jahrelange erfolgreiche Arbeit der
Deutschen Buchhändlerschule durch die Verleihung der
«Eigen­schaft einer anerkannten Privatschule » gewürdigt.
Die Einführung des Berufsbilds Verlagskaufmann 1981
wirkt sich zunächst auf die Schulen insoweit aus, als Lehrgänge für Verlagskaufleute geplant werden. Die Speicher­
räume des Verwaltungstrakts werden zu Büros um- und
ausgebaut. Als eine Folge der geänderten Förderungsrichtlinien der Bundesanstalt für Arbeit (Umstellung auf
Darlehen) werden die Studiengänge der Fachschule auf
dreieinhalb Monate gekürzt.
Das BÖRSENBLATT 30 vom 15. April erscheint mit einem 32- seitigen Textteil «Berufsbildung im Buchhandel», in dem die Schulen
einen breiten Raum einnehmen. Das Deutsche BuchhändlerSeminar gerät in die Diskussion. Der Vorstand des Börsenvereins
beschäftigt sich in seiner 227. Sitzung im Juni mit der Thematik
und veranlasst die Entwicklung eines neuen Konzepts. Die neue
Form – das einwöchige Deutsche Buchhändler-Kolleg – wird für
1984 erstmals angekündigt, die Veranstaltung findet aber wegen
Mangel an Beteiligung nicht statt.
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Erstmals wird ein Lehrgang für Verlagskaufleute veranstaltet. Die Planung sieht für Auszubildende dieses Berufsbilds zwei zweiwöchige Lehrgänge jeweils im zweiten und
dritten Lehrjahr vor. Diese LVK sind weder mit den EBL
noch den LBB vergleichbar, sondern mit den Lehrgängen
«Überbetriebliche Ausbildung», die ihrerseits wieder der
Rest dessen sind, was ursprünglich Zweck und Aufgabe
der Schule war. Sigrid Piezunka, Buchhandlung Christiansen, Hamburg, wird als Nachfolgerin von Dr. Ulrich
Wechsler – Vorsitzende des Kuratoriums. Der Trend zu
einer höheren schulischen Ausbildung der Lehrlinge
macht sich weiterhin verstärkt bemerkbar. Im Vergleich
zu 1976 sank der Anteil der Hauptschüler von 6,9 auf 1,3 Prozent, Mittlere Reife hatten 15,5 Prozent (1976: 65,2 Prozent),
der Anteil der Abiturienten dagegen verdreifachte sich von
27,9 auf 83,2 Prozent. Mehr als ein Drittel der Abiturienten
hatten bereits ein Studium (mit oder ohne Abschluss)
­hinter sich. Umfangreiche Renovierungen erfordern
erhebliche Investitionen.
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Bereits Anfang des Jahres teilt die Schulleitung mit, dass bis auf
wenige Plätze im Herbst 1986 alle Lehrgänge bis Mai 1987 ausgebucht sind – ein Beweis für die Resonanz auf das vielfältige
Angebot der Schulen. Die Änderungen in der schulischen Ausbildung der Besucher der Ausbildungslehrgänge halten an: Mehr
Abiturienten (85,3 Prozent) stehen weniger Hauptschüler und
Auszubildende mit Mittlerer Reife gegenüber.
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Die Deutsche Buchhändlerschule feiert ihr 40-jähriges
Bestehen. Das Jubiläumsjahr bringt eine tiefgreifende
Änderung in der Schulleitung: Dr. Klaus Staemmler tritt
am 31. Juli wegen Erreichung der Altersgrenze in den
wohlverdienten Ruhestand. Mehr als 23 Jahre lang war
Staemmler als hauptamtlicher Dozent, ab 1965 dann als
stellvertretender Direktor tätig. Er wird am 4. Juli in einer
kleinen Feier verabschiedet. Sein Nachfolger im Amt,
Dr. Manfred Schiller, hat seine Tätigkeit zur Einarbeitung
bereits am 1. April begonnen. Die abendliche Jubiläumsfeier am 17. September mit über 400 Gästen beginnt mit
einer Podiumsdiskussion. Unter der Gesprächsleitung
von Herbert Degenhardt diskutieren die Autoren Peter
Härtling und Herbert Heckmann sowie die Buchhändlerinnen Melusine Huss und Monika Steinkopf das Thema
«Der Autor und ‹sein› Buchhändler». Der Autor Michael
Schneider liest und zaubert «eine magische Performance».
Für die musikalische Umrahmung des Familienfestes
sorgt die Band «the dream» unter der Leitung des Leverkusener Buchhändlers und ehemaligen Lehrgangsteilnehmers Manfred Gottschalk. Das BÖRSENBLATT 74 vom
16. September erscheint mit einem 48seitigen Sonderteil:
«40 Jahre Deutsche Buchhändlerschule ». Am G
­ laserker
des Fachschulwohnheims werden 30 Verlagssignets
ange­bracht, mit denen die Verlage für ihr Haus werben.
Die zusätzlichen Einnahmen (Preis je Signet 2500 Mark,
­einschließlich Installationskosten) dienen baulichen
Verbesserungen.
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Die Schule erhält einen neuen Mehrzweckraum. Nach ­minuziöser
Planung konnte der zirka 250 000 Mark teure Anbau trotz des verregneten Sommers während der vierwöchigen Ferien als ­Fertigbau
erstellt werden, so dass der Unterricht auf dem vollbelegten
­Campus nur wenig gestört wurde. Der über 100 Quadratmeter
große Anbau wird hauptsächlich als Gymnastik- und Bewegungsraum sowie für klassenübergreifende Veranstaltungen genutzt.
Die Stuttgarter Klett Verlage spenden erneut die inzwischen bei
den Schülern überaus beliebte Lernkartei. Die erstmals 1981 von
den Dozenten der Deutschen Buchhändlerschule erstellte Kartei
wurde von ihnen überarbeitet und gegenüber der ersten Auflage
erweitert. Ihr liegen die Lerninhalte zugrunde, die in den Berufsschullehrgängen an der Deutschen Buchhändlerschule vermittelt
werden. Der Verlag Klett-Cotta feiert sein zehnjähriges Jubiläum
als Abschluss fest des Schuljahres auf dem Campus. Seit Juni wird
der EDV-Unterricht geräteunterstützt erteilt: Für Unterrichts­
zwecke werden die ersten vier PCs installiert. Im Rahmen der
deutschen Buchausstellung in São Paulo referiert Herbert Degenhardt über Aus- und Fortbildung im Buchhandel und über die
Schule. Im Gegenzug besucht der Präsident der Camara Brasileiro
do Livro, Alfredo Weiszflog, im Anschluss an die Buchmesse
den Campus, um die Lehrgangsteilnehmer ausführlich über den
­brasilianischen Buchhandel zu informieren.
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Zu Beginn des Jahres kann die Schule auf ihr 25 -jähriges Bestehen im Frankfurter Stadtteil Seckbach zurück­
blicken. Mit jeweils über 1000 Auszubildenden in den
Jahren 1987 und 1988 hat die Zahl der Lehrgangsteilnehmer ihren absoluten Höhepunkt erreicht, so dass es in
Seckbach zu ernsten Kapazitätsproblemen kommt und
Anmeldefristen bis zu zwei Jahren die Regel sind. Manche
Lehrgänge sind mit bis zu 190 Teilnehmern belegt. Da nur
165 Internatsplätze zur Verfügung stehen, mieten sich
Auszubildende in Frankfurt Zimmer, um als «Externe» an
den Lehrgängen teilnehmen zu können. Zu dem «Schülerberg» kommt die Forderung nach zusätzlichen berufsbegleitenden Seminaren. Ein Teil dieser Seminare wird
schon seit 1979 nicht mehr auf dem Campus, sondern
in auswärtigen Tagungsstätten durchgeführt. Um den
vielfältigen Wünschen nach Erweiterung des Angebots
gerecht zu werden, wird die Anzahl der auswärtigen Seminare in diesem Jahr fast verdoppelt. Der Präsident des
­Hessischen Landtags, Jochen Lengemann, spricht der
Schule bei einem Informationsbesuch seine Anerkennung
aus. Klett-Cotta feiert am 15. Juli das 20-jährige Jubiläum
der Hobbit-Presse mit einer Seckbacher Fantasy-Fete. Nach
jahrelangen Verhandlungen zwischen dem Hessischen
Landesverband und dem Kultusministerium wird eine
entscheidende Verbesserung bei der Zuschuss-Regelung
für die hessischen Teilnehmer an den Berufsschullehrgängen erreicht.
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Es kommt zu wichtigen Veränderungen bei Schulleitung und
Dozenten: Dr. Manfred Schiller, stellvertretender Direktor, und
Joachim Merzbach, Studienleiter der Fachschule, scheiden aus,
weil sie an anderer Stelle bessere berufliche Aufstiegschancen
sehen. Die Neubesetzung der Stelle des stellvertretenden Direktors
schafft die Möglichkeit, die erheblichen Verwaltungs­arbeiten,
verursacht durch die Expansion der Schülerzahlen, auf zwei
Personen aufzuteilen. Dadurch bleibt beiden Funktionsträgern
mehr Zeit, auch noch als Dozenten tätig zu sein. So übernehmen
Wolfgang Göhler und Heinrich Otto gleichberechtigt die Stelle
des stellvertretenden Direktors. Wolfgang Göhler wird außerdem
Studienleiter der Fachschule. Die freigewordenen Dozentenstellen
in den kaufmännischen Fächern und EDV werden mit zwei Diplomhandelslehrern besetzt: Sylvia Krapp und Helmut Reichert.
Peter Brunner, seit November 1980 Assistent des Schulleiters, wird
Leiter der Verwaltung.
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Auf der konstituierenden Sitzung des Kuratoriums der
Schule am 31. Januar wird Rüdiger Hildebrandt zum
neuen Vorsitzenden gewählt, stellvertretende Vorsitzende wird Sigrid Piezunka. Auf derselben Sitzung wird
in einem umfassenden Bericht vom Steuerbüro Haag,
Haag & Partner, die Entwicklung und Analyse der Erträge
und Kosten der Schulen des Deutschen Buchhandels
von 1980 bis 1988 dargelegt. Obwohl sich die staatlichen
Zuschüsse in diesen Jahren verdoppelt haben, haben sich
die Verluste in dieser Zeit bei zirka 800 000 bis 850 000
Mark eingependelt. Das Alter der Gebäude und Einrichtungen sowie die mehr als ein Jahrzehnt währende Überauslastung der Schule haben deutliche Spuren hinterlassen.
Daher stellen der Börsenverein eine Million und die Gesellschafter der Buchhändler-Vereinigung 350 000 Mark für
«außerordentliche Instandsetzungsmaßnahmen» und für
die «bauliche Sanierung» zur Verfügung. Im Rahmen einer
kleinen Feier wird am 4. Januar die neue Lehrbuchhandlung vorgestellt. Die Einrichtung löst das alte, aus dem
Jahr 1981 stammende Möbelsystem ab. Sie ist in hellem
Buchenholz gehalten und bereits die dritte Spende von
Heyser, Bad Marienberg.
Auf die Schulen kommen durch die überraschende
Entwicklung in den Ostblockstaaten und besonders
in der ddr neue Aufgaben zu: Die Auslandskontakte werden durch einen Schüleraustausch mit der
Prager Fachklasse für Buchhändler erweitert, der im
Juni und Dezember zu gegenseitigen Besuchen führt.
Zur beruflichen Eingliederung der nach der Grenzöffnung aus der ddr übergesiedelten Buchhändler wird
im März ein zusätzlicher ­Wiedereingliederungs- und
­Umschulungskurs (WUK) angeboten. Im Februar kommt
der Leiter der Leipziger Fachschule für Bibliothekare und
Buchhändler, Dr. Michael Struss, zu einem ganztägigen
Informations­besuch nach Seckbach. Diesem Besuch folgen unter anderem eine Hospitationswoche, an der auch
sein Stellvertreter Dietmar Kummer teilnimmt, und ein
mehrtägiger Informationsbesuch des langjährigen Leiters
des buchhändlerischen Zweigs der Fachschule, Werner
Kahlenberg. Ende März beginnt Herbert Degenhardt auf
Einladung der Fachschule für Bibliothekare und Buchhändler in Leipzig mit drei Tagesseminaren ein intensives
Programm der Zusammenarbeit.
Dazu Michael Struss im BÖRSENBLATT 31 vom 18. April
1990: «Mit größter Aufmerksamkeit folgten insgesamt
145 Studenten und Absolventen der Fachschule sowie
­Dozenten der anderen Leipziger Einrichtungen den
Überblicksdarstellungen zum politischen und sozialen
System der Bundesrepublik, zur westdeutschen Verlagslandschaft, zur Struktur und Arbeitsweise des Frankfurter Börsenvereins sowie zur Aus- und Fortbildung für
den Buchhandel. Mundpropaganda hatte das Veranstaltungsangebot weit über den Kreis der ursprünglich vorgesehenen 70 Teilnehmer hinaus bekannt gemacht ... ».
Die Seminarreihe wird mit drei Tagesseminaren bei der
Betriebsakademie Verlage und Buchhandel und sechs
Seminartagen durch die Dozenten Wolfgang Göhler und
Herbert Paulerberg fortgesetzt. Zu gleicher Zeit eröffnen
die Dozenten Dr. Klaus-Wilhelm Bramann und Dr. Roger
Münch in Ost-Berlin und Halle die Seminarreihe von
zirka 150 Veranstaltungen des Börsenvereins und der Landesverbände. Das Programm wird über das ganze Jahr
hin durch Unterrichtstätigkeit Seckbacher Dozenten
in Leipzig und durch Teilnahme Leipziger Dozenten an
Seckbacher Veranstaltungen fortgesetzt und auch 1991
weitergeführt.
Zum ersten Mal nehmen sechs Lehrer/innen der Fachschule für Bibliothekare und Buchhändler und der
Buchhändler-Lehranstalt Leipzig an einem Fortbil­
dungsseminar für Fachklassenlehrer teil: 14. Seminar
vom 5. bis 9. November in Berlin. Wie selbstverständlich
und harmonisch mittlerweile das «Zusammenwachsen»
zwischen den beruflichen Bildungsstätten in Frankfurt
und Leipzig vor sich geht, beweist ein Auszug aus einem
Brief von Werner Kahlenberg an Schuldirektor Herbert
Degenhardt: «Der große politische Prozess geht so schnell
voran, dass wir uns schon bald unter dem gemeinsamen
Dach der deutschen Einheit befinden ... Ich glaube, dass
es vor allem die ganz persönlichen Erfahrungen waren,
die diese ­Entwicklung so selbstverständlich erscheinen
lassen, wohltuend für uns aus dem Verständnis unserer
Partner, ihrer Aufgeschlossenheit und großzügigen Hilfe.
So drängt es mich, kurz vor dem Eintreten in das nun
‹gemeinsame Haus›, gerade Ihnen ganz herzlich für Ihr
so spürbares Bemühen um das Aufeinander zugehen,
um das offene und ehrliche Gespräch und die so umfangreiche praktische Unterstützung zu danken. Ich weiß es
sehr zu schätzen, wie Sie und Ihre Kollegen so unvorein­
genommen und unkompliziert zur Sache gingen, wohl
wissend auch, dass all das neben den alltäglichen Pflichten geschah. Es sollte dereinst, wenn alles im Zusammen­
leben und -arbeiten zur Gewohnheit wird, nicht vergessen
werden, was in diesen stürmischen Zeiten des Übergangs
von guten Freunden gedacht und getan wurde.»
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Zu drei mehrtägigen Seminaren treffen sich Dozenten der Schulen
des Deutschen Buchhandels mit ihren Leipziger Kollegen, um
den gegenseitigen Erfahrungsaustausch zu intensivieren und
ein­gehende Diskussionen über konkrete Fragen der buchhändlerischen Aus- und Fortbildung zu führen. Der beginnende Rückgang
der Ausbildungsverhältnisse im Buchhandel wirkt sich auch auf
die Teilnehmerzahl an den Lehrgängen aus, so dass die 1982 eingeführte Quotenregelung aufgehoben wird. Höhepunkt des Jahres
ist die Auszeichnung der Deutschen Buchhändlerschule mit
dem Prädikat «Schule besonderer pädagogischer Prägung» durch
den Hessischen Kultusminister. Damit wird die engagierte und
erfolgreiche pädagogische Tätigkeit von fast zwei Jahrzehnten
gewürdigt. In einem Festakt überreicht Kultusminister Hartmut
Holzapfel die Urkunde: «Daher ist es für mich eine besondere
Freude, Ihnen heute den Bescheid überreichen zu können, mit dem
Ihre Schule als Schule besonderer pädagogischer Prägung bestätigt
wird. Diese Bestätigung ist vor allem die Anerkennung für Ihre in
vielen Jahren bewiesene hervorragende unterrichtliche Arbeit. Die
Auszubildenden an Ihrer Schule, mit der räumlich wie sächlich
einzigartigen Ausstattung, erhalten einen Unterricht, der sich
über das berufsspezifisch ausgerichtete Lehrprogramm hinaus
durch besondere Praxisnähe und Handlungsorientierung auszeichnet. Des Weiteren hat Ihre Schule die Verbindung ­zwischen
kaufmännischen Fragen und literaturgeschichtlicher sowie literarischer Kompetenzvermittlung hergestellt. Ein Lehrangebot,
das für eine erfolgreiche Ausbildung zum Buchhändler bürgt.
und die Lehr- und Erziehungsziele öffentlicher Schulen erweitert.
Nehmen Sie deshalb mit dieser Anerkennung auch meinen Dank
an alle Verantwortlichen für die bisher geleistete Arbeit entgegen.
Wir alle wissen, dass sie weit über die hessischen Landesgrenzen
hinaus großes Ansehen genießt.»
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Am 1. Januar wird Robert Block Assistent des Schulleiters.
Er tritt damit die Nachfolge des Verwaltungsleiters Peter
Brunner an, der die Geschäftsführung des ­Hessischen
Verleger- und Buchhändler-Verbands übernommen
hat. Mit neuer Einrichtung von Ladenbauer Heyser, Bad
­Marienberg, eröffnet der 20. Studiengang der Fachschule
in der Lehrbuchhandlung das Modell einer Dialog-Buchhandlung mit Sortimentsschwerpunkt Reise / Freizeit
unter dem Namen Magellan. Die Lehrgänge für Berufsschul-Berechtigte (LBB), die wegen der starken Nachfrage
1978 auf sieben Wochen verkürzt worden waren, werden
auf neun Wochen verlängert. Zukünftig werden pro Jahr
fünf neunwöchige Berufsschullehrgänge angeboten. Der
Terminplan mit seinem umfangreichen Lehrgangs- und
Seminarangebot lässt erstmalig nur noch zwei Wochen
Betriebsferien zu, die intensiv für die wichtigsten Sanierungen und Renovierungen, die während der Unterrichtswochen nicht vorgenommen werden können, genutzt
werden. Am 3. November wird Fritz von Bernuth, Cornelsen Verlag, neuer Vorsitzender des Kuratoriums. In
der Kuratoriumssitzung verabschiedet Vorsteher Gerhard
Kurtze Ministerialrat Arnold Hötler, der als Vertreter des
Hessischen Kultusministers seit 1971 die Deutsche Buchhändlerschule «mit aufmerksamem Wohlwollen begleitet
und gefördert» hat (91 vom 13. November), Nachfolgerin
wird Regierungsdirektorin Adele Nocke.
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Nach der staatlichen Anerkennung im Jahr 1982 und nach der
­Auszeichnung der Deutschen Buchhändlerschule als «Schule
besonderer pädagogischer Prägung» durch den Hessischen
Kultusminister im Jahr 1991 werden nun die Berufsschullehrgänge / ­Lehrgänge für Berufsschul-Berechtigte in die Ersatzschulfinanzierung des Landes Hessen einbezogen. Gesetzliche
Voraussetzung dafür ist, diesen Schulbereich aus der Buchhändler-­
Vereinigung auszugliedern und eine neue gemeinnützige
­Deutsche Buchhändlerschule GmbH zu gründen. Seit 1. Januar
bestehen daher die Schulen des Deutschen Buchhandels 1. aus
der gemeinnützigen Deutschen Buchhändlerschule GmbH mit
den Berufsschullehrgängen und Lehrgängen für BerufsschulBerechtigte 2. aus der Fachschule des Deutschen Buchhandels, die
wie bisher der Buchhändler-Vereinigung GmbH angegliedert ist
und folgende Binnenstruktur aufweist: a) Buchhändlerschule mit
Lehrgang «Überbetriebliche Ausbildung» und Lehrgang für Verlagskaufleute b) Fachschule des Deutschen Buchhandels c) Seminare zur beruflichen Fortbildung. Der EDV-Übungsraum wird mit
15 neuen PCs ausgestattet. Gleichzeitig werden die Bibliothek und
die Lehrbuchhandlung an die EDV angeschlossen. Dadurch wird
es möglich, neben den bereits bestehenden EDV-Seminaren auch
Seminare mit dem Thema «Elektronisches Bibliografieren und
Bestellen» anzubieten.
Alljährlich ist der Campus das Ziel ausländischer Besucher­
aus Europa und Übersee. Zum ersten Mal besuchen in diesem
Jahr 20 Bibliothekare aus den Ländern der GUS und zehn Verleger
aus China auf ihrer Informationsreise durch die Bundesrepublik
auch die Deutsche Buchhändlerschule. Im August sind vier Lehrerinnen von Buchhandelsfachklassen aus Österreich zu einer
Hospitations­woche zu Gast.
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Nach der langjährigen Überauslastung der Schulen des
Deutschen Buchhandels, die 1990 mit mehr als 52 000
«Pensionstagen» ihren Höhepunkt erreichte, hat sich in
den folgenden Jahren die Situation auf dem ­Campus
zunehmend entschärft. Zu Beginn des Jahres mit dem
Buchmesse-Schwerpunkt Brasilien erschien in der Neujahrsausgabe der «Folha de S. Paulo» ein ganzseitiges
Interview über die Schule, das die brasilianische Journalistin Lucia Nagib mit Herbert Degenhardt geführt hat. Im
Frühjahr wurde ein Neubau, der Pavillon vor dem Gästehaus, bezogen. Die Förderung der Aufstiegsfortbildung
durch die Bundesanstalt für Arbeit wurde gestrichen.
Daher mussten die Studierenden die Lehrgangs- und Prüfungsgebühren sowie die Kosten für den Lebensunterhalt
während des Studiengangs selbst tragen, ohne ein eigenes Einkommen zu haben. Um die Teilnehmergebühr
zu v­ erringern, beschloß der Vorstand des Börsenvereins
auf Vorschlag der Schulleitung, den Studiengang von
viereinhalb auf vier Monate zu verkürzen und die Zahlungsmodalitäten zu erleichtern. Am 3. August führten
Vorsteher Gerhard Kurtze, die stellvertretende Vorsitzende
des Kuratoriums, Helma Fischer, und der Berufsbildungsreferent des Börsenvereins, Hermann Josef Barmann, ein
ausführliches Gespräch mit nahezu 100 Lehrgangsteilnehmern über Probleme während der Ausbildung. Das
BÖRSENBLATT berichtete darüber unter der Überschrift
«Lust und Frust der Ausbildung» in Heft 14 vom 12. August.
Elke Gensler wurde Leiterin der Seckbacher Bibliotheken
und übernahm als Dozentin den Unterricht in Bibliografie.
Am 21. Dezember starb Georg Ehrhart (Schulleiter von 1953
bis 1965) im Alter von 94 Jahren.
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Nach der Schreckensnachricht des Vorjahrs ist über die Fachschule Erfreuliches zu berichten: Die mehrjährigen Bemühungen des Kuratoriums und der Schulleitung, den Studiengang mit
der Prüfung zum Buchhandelsfachwirt abzuschließen, haben
Erfolg. Der Industrie- und Handelstag gibt hierfür grünes Licht,
und die Industrie- und Handelskammer Frankfurt erlässt eine
entsprechende Rechtsverordnung. Nachdem sich seit 1972 in
22 Studiengängen 454 junge Buchhändler/innen zu Assistenten
im Buch­handel weitergebildet haben, verabschiedet am 30. Mai
der Vorsitzende des Kuratoriums, Fritz von Beruuth, die ersten
19 ­Buchhandelsfachwirte. Das veränderte Bild der Schulen des
Deutschen Buchhandels wird in diesem Jahr besonders deutlich:
Erstmalig übertrifft die Teilnehmerzahl an Fortbildungsveranstaltungen die Teilnehmerzahl an Ausbildungslehrgängen. Von
insgesamt 1439 Teilnehmern an allen schulischen Veranstaltungen
machen 796 vom Fortbildungs-, 643 vom Ausbildungs­angebot
Gebrauch. Was die Verweildauer (Tageseinheiten) der Campusbesucher betrifft, bleiben die Ausbildungslehrgänge wegen ihrer entschieden längeren Dauer selbstverständlich Spitzenreiter. Heinz
Manger, Hausmeister seit 1979, geht am 31. März in den Ruhestand.
Nachfolger wird Albert März.
Auf der konstituierenden Sitzung des BerufsbildungsAusschusses und des Kuratoriums am 13. Februar wird
Helma Fischer (Steinmetz’sche Buchhandlung, Offenbach)
zur neuen Vorsitzenden gewählt, Stellvertreter ist Martin
Spencker (Enke, Stuttgart). Der Wegfall der finanziellen
Förderung wirkt sich auf die Teilnehmerzahl am Studiengang der Fachschule aus: Nur 13 Studierende absolvieren
den 24. Studiengang zum Buchhandelsfachwirt.
Im Mai einigen sich Bundestag und Bundesrat endlich auf
das «Meister-BAföG», so dass auch die zukünftigen Buchhandelsfachwirte einen gesetzlichen Anspruch auf eine
Grundförderung haben. Damit scheint die E
­ xistenz der
Fachschule gesichert. Im Juni bestehen 16 von 19 Bewerbern das Auswahlverfahren für den 25. Studiengang,
im Herbst findet eine weitere Aufnahmeprüfung statt.
Im März wird mit 33 Teilnehmern zum ersten Mal der
Lehrgang «Basiswissen Buchhandel» durchgeführt. Er
löst den klassischen Lehrgang «Überbetriebliche Ausbildung» ab, den viele Sortiments- und Verlagslehrlinge
zunächst in Köln-Rodenkirchen, seit 1963 in Frankfurt
besuchten. Bis zuletzt war es ein bei allen Teilnehmern
sehr beliebter Lehrgang, mit immer wieder aktualisiertem
Lehrprogramm, aber es zeigte sich auch immer deutlicher,
dass der Strukturwandel im Buchhandel weitergehende
­Veränderungen verlangt.32/96 Auf Beschluss des Kuratoriums werden drei neue fünftägige Kompaktseminare in das
Herbstprogramm aufgenommen. Sie befassen sich mit den
Themen «Marketing-Praxis im Sortiment», «Betriebliche
Organisation: Richtig einkaufen» und «Betriebswirtschaftliche Praxis: Warenwirtschaftssystem».31/96
19/
Damit finden in diesem Jahr 41 Fortbildungsveranstaltungen statt. Um möglichst vielen Lehrgangsteilnehmern
Gelegenheit zu geben, am Jubiläum teilzuhaben, plant
die Schule Veranstaltungen über das erste Schulhalbjahr
1996/1997. Eine Reihe von Verlagen macht der Schule
«Geburtstagsgeschenke» mit festlichen Abendveranstaltungen. Die Europäische Verlagsanstalt feiert außerdem ihr
50-jähriges Bestehen gemeinsam mit der Schule mit einer
Buchausstellung auf dem Campus. Das Familienfest des
Buchhandels zum Jubiläum findet am 18. September statt.
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Im Februar kommt der ehemalige Stadtschreiber von Bergen Jurek
Becker, der bereits von schwerer Krankheit gezeichnet ist, noch
einmal in sein geliebtes Bergen und an die Schulen des Deutschen Buchhandels zurück. Die Lesung ist einer der bewegendsten
Momente in der an literarischen Auftritten reichen Geschichte der
Buchhändlerschule. Wenige Wochen später stirbt Jurek Becker. Bei
einer Abendveranstaltung mit Annette Sievers und Peter Meyer
vom Verlag Peter Meyer Reiseführer kommt bei einem angeregten
Gespräch über Inhalt und Herstellung von Reiseführern die Frage
auf, wie denn ein Reiseführer über die Buchhändlerschule
auszusehen habe. Gesagt, getan! Mit Unterstützung des Peter
Meyer Verlags und einer schulischen Arbeitsgruppe wird während
der Buchmesse 1997 der erste Reiseführer der Buchhändlerschule
präsentiert.
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Mit dem Ausscheiden von Direktor Herbert Degenhardt
(1. August 1978 — 31. Mai 1998) geht an den Schulen des
Deutschen Buchhandels eine Ära zu Ende. War die Schule
in den 70 er Jahren nicht annähernd ausgelastet, so galt es
in den 80 ern einer permanenten Vollauslastung Herr zu
werden. In Degenhardts Amtszeit fallen vor allem auch die
staatliche Anerkennung der Schule sowie die Auszeichnung als «Schule besonderer pädagogischer Prägung». Ein
starkes, besonders qualifiziertes Kollegium wird aufgebaut. Degenhardts Stellvertreter, der Dozent Heinrich Otto,
leitet die Schule zunächst kommissarisch. Ausgehend
von einer Diskussion innerhalb der Schülerschaft und der
Dozenten über die Zukunft des Buches kommt es zu einem
Informationsbesuch des Dozenten Thomas ­Casagrande
bei dem weltweit führenden Forschungsinstitut M I T
(Massachusetts Institute of Technology) in Boston.
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Am 9. April wird Hans Burkhardt als neuer Direktor der Schulen
des Deutschen Buchhandels begrüßt. In seiner Antrittsrede definiert er den Ausbau und die Positionierung des Seminarangebots
der Schulen als sein Hauptanliegen. Prof. Neil Gershenfeld, MI T :
«The electronic book and the future of books» hält auf einem
Symposium der Schulen des Deutschen Buchhandels anlässlich
der Frankfurter Buchmesse einen Vortrag. Der Versuch der Buchhändlerschule, mit einem solchen Ausblick (elektronische Tinte,
E-Book) eine Diskussion innerhalb der Branche zu initiieren,
gelingt jedoch nicht.
20/
00
Auf Initiative des Literaturdozenten Bernt Ture von
zur Mühlen wird von den Schulen des Deutschen
Buchhandels ein jährlicher Informationsaustausch
mit der Warschauer Buchhändlerschule etabliert. Für
die neugestaltete Cafeteria «Libresso» wird eine große
Profi-Espressomaschine angeschafft. Unter der Ägide der
Internatsleiterin Petra Scheschonka etabliert sich eine
freiwillige Libresso-Arbeitsgruppe. Sie organisiert den
Betrieb des Campus-Cafés in Eigenregie.
20/
01
Hans Burkhardt verlässt im Januar die Schulen des Deutschen
Buchhandels, Heinrich Otto übernimmt erneut die kommissarische Leitung. In einem großen Börsenblatt-Interview im Juni
unter der Überschrift «Kontinuität und Entwicklung» beschreibt
Otto die nächsten Aufgaben: erweiterte und aktualisierte Lehrbuchhandlung, Ausbau der edv-Räume, Qualitätssicherung des
Unterrichts und anderer schulischer Aufgaben, neue Kurszeiten:
die unterrichtsfreie Zeit wird ab 2003 vom Sommer in den Winter
verlegt, um den Gegebenheiten der Branche zu entsprechen. Während eines blv-Abends im Juli, durchgeführt von Geschäftsführer
Buch, Hartwig Schneider, präsentiert dieser eine Schenkung in
Gestalt von neuen Sportgeräten, darunter eine große Tischtennisplatte. Auf Anregung des Pekinger Buchinformationszentrums
der Frankfurter Buchmesse informiert sich eine Delegation aus
der Volksrepublik China über die Strukturen der Ausbildung im
Deutschen Buchhandel. Am 21. September besucht die Hessische
Kultusministerin Karin Wolff die Schulen des Deutschen Buchhandels. Im Mittelpunkt der Gespräche steht die Präsentation
des vielfältigen Angebots in den Bereichen Aus-, Weiter- und
­ ortbildung sowie die Darstellung der besonderen Situation als
F
Internatsschule. Erfreut zeigt sich die Ministerin über die offensichtlich gute Atmosphäre, den nicht vorhandenen Stundenausfall
und den fehlenden Vandalismus in Seckbach. Während der Buchmesse findet der erste Messe-Lunch in Seckbach statt. Direktor
Heinrich Otto und sein Team begrüßen am Messe-Sonntag eine
Reihe von Freunden und Förderern der Schulen des Deutschen
Buchhandels nach der Friedenspreis-Verleihung in der Paulskirche zu guten Gesprächen. Auf die Diskussion einer möglichen
Verlegung nach Leipzig im November reagieren Schulleitung und
Dozenten mit einem leidenschaftlichen Appell für den Standort
Frankfurt am Main: «Seckbach muss bleiben!»
20/
02
Heinrich Otto, langjähriger stellvertretender Schulleiter, zuletzt kommissarischer Direktor, wird im Januar
Direktor der Schulen des Deutschen Buchhandels. Thomas Casagrande wird sein Stellvertreter. Die Buchhändlerschule präsentiert eine neue Programm-Broschüre,
deren Konzept und Layout von Studentinnen des Studiengangs Media-Publishing der FH Druck in Stuttgart
unter der Leitung des Seckbacher Herstellungs-Dozenten
Prof. Hans-Heinrich Ruta entwickelt wurde. Auf Initiative
der Verlagskunde-Dozentin Michaela von Koenigsmarck
wird eine Hörbuch-Abteilung («Ohrenschmaus») in die
Lehrbuchhandlung integriert. Dies ist der Startschuss
für ein strategisches Hörbuch-Projekt, in welchem die
Schulen des Deutschen Buchhandels die Bedeutung dieses neuen alten Mediums hervorheben. Im März wird
das Direktorenhaus saniert und Heinrich Otto zieht mit
Familie ein. Der 28. Kurs der Fachschule startet im August
unter der Leitung von Sylvia Krapp mit neuer, modularer
Konzeption (Personalmanagement, Rechnungswesen,
Buchhandels-Marketing, Vorbereitung auf die Buchhandels-Fachwirt-Prüfung). Unter dem Titel «Ohrenschmaus»
finden im September eine große Informationsveranstaltung und Projekt-Unterricht statt. Zu den Referenten zählen u.a. Christoph Mann, Matthias Kreft und Prof. Heiner
Boehnke.
20/
03
Im Januar zieht die Abteilung Berufsbildung des Börsenvereins
nach Seckbach in die Buchhändlerschule. Frau Martin (Leitung)
und Frau Reinalter (Sachbearbeitung) werden herzlich begrüßt.
Im Februar findet die erste «Bildungsmesse» auf dem Campus
der Schulen des Deutschen Buchhandels statt. Es werden die verschiedenen Studiengänge an den Universitäten, die Fachschule
in Seckbach sowie die Abteilung für Berufsbildung präsentiert.
Auf Initiative des Sortimentskunde-Dozenten Herbert Paulerberg
und des Direktors Heinrich Otto besucht am 3. April Bundespräsident Johannes Rau, ehemaliger Schüler der Buchhändlerschule,
die Schulen des Deutschen Buchhandels in Seckbach. In Anwesenheit des Vorstehers des Börsenvereins, Dieter Schormann,
und des Geschäftsführers der Buchhändlerschule, Dr. Michael
Schön, sowie zahlreicher Gäste aus der Branche verbringt der
Bundespräsident nach eigenem Bekunden einen wundervollen,
launigen Tag mit vielen interessanten Gesprächen. Zum Abschluss
seines Besuchs findet eine Diskussionsrunde mit der gesamten
Schülerschaft statt. Karin Schmidt-Friderichs übernimmt nach
dem Ausscheiden von Martin Spencker den Vorsitz im Berufsbildungs-Ausschuss des Börsenvereins. Damit ist sie gleichzeitig
Vorsitzende des Beirats der Schulen des Deutschen Buchhandels.
Nachdem die Buchhändlerschule den Fernlehrgang vom Landesverband Baden-Württemberg übernommen hat, wird dieser
20/
Lehrgang nun bundesweit angeboten und weitergeführt. Der bisher hierfür Verantwortliche Joachim Keisel-Lindner wechselt den
Arbeitsplatz von Stuttgart nach Frankfurt-Seckbach. In den Weihnachtsferien werden die Umbaumaßnahmen im Haupt­gebäude
des Internats sowie die vollständige Neuausstattung mit Möbeln
erfolgreich abgeschlossen.
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Auf Einladung des Vereins zur «Förderung der DeutschChinesischen Wirtschaftsbeziehungen» reist vom
26. Februar bis 13. März eine Delegation der Deutschen
Buchhändlerschule mit Michaela von Koenigsmarck,
Heinrich Otto und Friedhelm von Notz, dem langjährigen
Geschäftsführer des Verleger-Ausschusses des Börsenvereins, nach China. Bei Aufenthalten in Shanghai und
Peking gibt es zahlreiche Gespräche zu Ausbildungsfragen des Buchhandels mit dortigen Buchhandels- und
Verlagsvertretern. Nach längeren Vorarbeiten genehmigt
die Staatliche Zentrale für Fernunterricht (ZF U), Köln, im
März den neuen Fernlehrgang der Schulen des Deutschen
Buchhandels unbefristet. Herbert Paulerberg, langjähriger
Dozent für Sortimentskunde, wird am 1. April in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Er steht den Schulen
des Deutschen Buchhandels weiterhin als Seminar­leiter
und Verantwortlicher für die Lehrbuchhandlung zur
Verfügung. Direktor Heinrich Otto wird im September
Geschäftsführer der Schulen des Deutschen Buchhandels.
05
Während der Messe «Escale du Livre» in Bordeaux im April unterzeichnen Direktor Patrick Aubry für das Institut Universitaire de
Technologie Michel Montaigne (IUT) der Universität Bordeaux
und Heinrich Otto für die Schulen des Deutschen Buchhandels
einen Partnerschaftsvertrag. Dieser regelt den Austausch von
Schülerinnen und Schülern aus Seckbach mit Studentinnen und
Studenten des Bordelaiser Instituts. Ab dem 140. EBL versenden
die Schulen des Deutschen Buchhandels an ihre Buchhandels- und
Verlagskunden einen Newsletter. Darin wird regelmäßig über
schulische Aktivitäten berichtet. Heike Pfarr, Sachbearbeiterin
Kursverwaltung, und Michaela von Koenigsmarck, Presse- und
Öffentlichkeitsarbeit und Dozentin für Verlagskunde, zeichnen
sich hierfür verantwortlich. Nach Weggang von Frau Martin wird
Michael Reinhardt am 1. September neuer Bildungsdirektor des
Börsenvereins und gleichzeitig Geschäftsführer der Schulen des
Deutschen Buchhandels. Vom 11. bis 15. September besucht eine
Delegation der Moskauer Buchhändlerschule Frankfurt-Seckbach.
20/
06
Die Fachschule wird unter der Leitung von Wolfgang
Schmelzle, langjähriger Dozent für Rechnungswesen
und Volkswirtschaftslehre, inhaltlich neu konzipiert.
In 23 Monaten werden alle relevanten Inhalte, die für
eine berufliche Weiterbildung zur Führungskraft im
Buchhandel von Bedeutung sind, praxisnah und intensiv
behandelt. Formale Ziele des Studiengangs bleiben das
Bestehen der Ausbildereignungsprüfung und der Prüfung
zum Buchhandelsfachwirt vor der IHK Frankfurt.
Anlässlich einer Lesung im Januar wird auf Anregung
des Verlegers Manuel Herder, Herder Verlag, eine Arbeitsgruppe aus dem Sortimentskunde-Unterricht gebildet, die
sich ausführlich mit dem Thema Remittenden befassen
soll. Das kultusministeriell angeordnete Rauchverbot
für hessische Schulen wird auch an den Schulen des
Deutschen Buchhandels im April übernommen und
­durchgesetzt.
Die ersten drei Austauschstudenten der Universität
­Bordeaux nehmen im Mai eine Woche am Unterricht
in den Schulen des Deutschen Buchhandels teil und
absolvieren ein Vier-Wochen-Praktikum in Frankfurter
­Buchhandlungen. Anlässlich eines Strategie-Workshops
im Juli über die zukünftige Entwicklung der Schulen hin
zu einem modernen Bildungsdienstleister wird auch eine
bauliche Vollsanierung und Neuaustattung des gesamten
Gebäudekomplexes vereinbart. Der Workshop findet unter
Beteiligung von Branchenpersönlichkeiten sowie von
Monika Kolb-Klausch, Leiterin Marketing und ­Vertrieb
beim Bildungsdienstleister Provadis, statt. Unter der
­Leitung des Wissenschaftskunde-Dozenten Jürgen Lemke
organisieren Schülerinnen und Schüler der Deutschen
Buchhändlerschule das «Azubistro» auf der Frankfurter
Buchmesse. Ebenso beteiligen sich viele Schülerinnen
und Schüler bei der Organisation und Durchführung des
«Blauen Sofas» unter der Leitung des SortimentskundeDozenten Klaus Bramann. Dank des engagierten Einsatzes von Petra Scheschonka, Internatsleiterin, wird
im benachbarten Budge Altenheim eine Hausbibliothek
aufgebaut. Dies und gemeinsame Veranstaltungen unterstreichen die freundschaftliche Verbundenheit dieser
beiden ­Seckbacher Institutionen.
20/
07
Nach zahlreichen Gesprächen mit der Ausbildungsleitung der
Firma Thalia werden im Januar zum ersten Mal an den Schulen
des Deutschen Buchhandels Auszubildende von Thalia in einer
gemeinsamen Fachklasse unterrichtet. Direktor Heinrich Otto und
sein Stellvertreter Dr. Thomas Casagrande sind im April Gäste bei
der Eröffnung der italienischen Buchhändlerschule in Orvieto. Bei
den Buchhändlertagen in Berlin stehen im Juni erstmals Aus- und
Weiterbildungsfragen gesondert auf der Agenda. Die Schulen des
Deutschen Buchhandels sind dort mit vielen Schülerinnen und
Schülern und zahlreichen Aktionen wie Schaufenster-Workshops,
Blogs, Podcasts, Kundenzeitschriften und einem Online-Auftritt
im «Second Life» vertreten.
Im August wird Monika Kolb-Klausch neue Bildungsdirektorin
des Börsenvereins und Geschäftsführerin der Schulen des Deutschen Buchhandels. Zügig gehen Kolb und die gesamte Mannschaft
vor, um die im Strategieworkshop vereinbarten Ziele zu erreichen.
Im Rahmen einer Weiterbildungsinitiative der IHK Luxemburg
bringen Dozenten der Schulen ihr Know-how ein: Geplant sind
vier zweitägige Veranstaltungen. Dabei stehen Themen rund um
die buchhändlerische Arbeitspraxis auf dem Programm. Neben
sortimentskundlichen Aspekten legen die Luxemburger in ihrem
Pilot-Projekt besonderes Augenmerk auf betriebwirtschaftliche
Inhalte. Am Ende der ersten Seminarreihe reist Direktor Heinrich Otto nach Luxemburg. Im Rahmen eines gut besuchten
­Verlagsabends löst Michael Becker, Geschäftsführer und Hersteller des Frankfurter Baumhaus Verlages, offiziell ein «Spenden-­
Versprechen» an Heinrich Otto und Dr. Thomas Casagrande ein:
­Seckbach bekommt einen Profi-Poolbillard-Tisch. Am Buchmesse-­
Donnerstag findet in den Schulen des Deutschen Buchhandels ein
rauschendes «Bergfest» des gegenwärtigen ­Lehrgangs mit vielen
­ essegästen, vor allem aber mit der italienischen Fachklasse aus
M
Orvieto, statt. Die sanierten Unterrichtsräume erhalten im Dezember eine umfangreiche technische Ausstattung mit Beamern, fest
installierten Rechnern und Internetanschluss. Baulich stand das
Jahr im Zeichen der äußeren Gebäudesanierung und der Wärmedämmung sowie der Dächerabdichtung.
20/
08
Im ersten Lehrgang des Kurses Medienkaufleute Digital
und Print im April entwickeln die Schülerinnen und
Schüler zusammen mit den Dozentinnen Michaela von
Koenigsmarck und Annette Sievers (Peter Meyer Verlag)
die Idee eines «Verlags(ver)führers». Dabei entsteht ein
Buch, in dem neunzehn Azubis aus verschiedenen Verlagen einen ganz eigenen Blick auf ihre Branche werfen.
Bei den Buchhändlertagen in Berlin stellt Monika KolbKlausch die E-Learning-Plattform moodle vor, die zeitund ortsunabhängiges Lernen für die Auszubildenden
und Seminarteilnehmer möglich macht. Sie wird speziell
im Fernlehrgang und Fachwirt eingesetzt, aber dient den
Auszubildenden auch als Vorbereitung. Im August findet
ein großer Koch-Event mit dem Dr. Oetker Verlag statt. Am
22. August verlässt der Kapitän das Schiff: Verabschiedung
von Direktor Heinrich Otto in den wohlverdienten Ruhestand. Heinrich Otto war seit 1977 zunächst als nebenamtlicher Dozent an der Buchhändlerschule tätig und ab
1980 fest angestellter Dozent für Politik. Unter Direktor
Herbert Degenhardt war er als stellvertretender Direktor
verantwortlich für den Dozenteneinsatz und den Stundenplan der Schulen des Deutschen Buchhandels. Nach
umfangreichen Umbaumaßnahmen wird aus der Lehrbuchhandlung der Schulen des Deutschen Buchhandels
die Campusbuchhandlung, die zur Buchmesse eröffnet
wird. Die gemeinsam mit Kreft konzipierte, moderne
Campusbuchhandlung verfolgt das Ziel, eine zeitgemäße Plattform für handlungsorientierten Unterricht
und weitere innovative pädagogische Formen zu bieten.
Daneben ist die Campusbuchhandlung verbunden mit
der erfolgreichen Sponsoringaktion zu ihrer Finanzierung ein Beleg für die wachsende Verbindung der Schulen
zur Branche. Denn im Rahmen des Sponsoringkonzepts
werden zahlreiche Verlage und Dienstleister gewonnen,
nach denen die Räume im Unterrichts- und Bibliotheksgebäude benannt sind. Bei den Sponsoren handelt es sich
um S. Fischer, Suhrkamp, BLV, Dorling Kindersley, VVA ,
Libreka, Carlsen, WBG, Lyx, Diogenes, Oetinger und Wiley.
Zur Frankfurter Buchmesse erscheint das Seminarbuch
in neuem Look. Das Designbüro nodesign übernimmt
seitdem die Gestaltung fast aller Werbematerialien der
Schulen.
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Auch 2009 steht ganz im Zeichen der Veränderung: Ab Oktober
firmieren die Schulen des Deutschen Buchhandels unter media­
campus frankfurt | die schulen des deutschen buchhandels mit
neuem Logo und neuem Look. Für das neue Kreativkonzept erhält
die Schule den BuchMarkt-Award in der Kategorie «­Newcomer
des Jahres». Aus dem «Verlagsverführer» erstellen die Medien­
kaufleute des Oberstufen-Kurses unter Leitung des Herstellungsdozenten Tobias Ott das erste campuseigene E-Book. Im Zuge
der Renovierungsarbeiten investiert der mediacampus in sein
EDV-Netzwerk – ab August ist W-LAN auf dem gesamten Campusgelände verfügbar. Bei all den Neuerungen lädt das erste Alumnitreffen ein, einen Blick auf die Geschichte der Schulen zu werfen.
Schüler, Dozenten, Mitarbeiter und Ehemalige feiern und tauschen
in anregenden Gesprächen Erinnerungen aus. Das im Rahmen der
Frankfurter Buchmesse stattfindende Fachprogramm lädt unter
dem Motto «Digitales Zeitalter und crossmediale Möglichkeiten»
internationale Experten und Fachleute ein, sich über die neuesten Entwicklungen und Trends der Buch- und Medienbranche
zu informieren. Erstmals organisiert der mediacampus für die
Frankfurter Buchmesse einen Teil der Veranstaltungen. Nach einer
mehrmonatigen Evaluierungsphase, startet im Oktober das Pilotprojekt «Verlegerfortbildung 2009 — 2011», das der mediacampus
in Kooperation mit dem Goethe-Institut Moskau entwickelt und
durchführt. Das Programm richtet sich an Verleger, Verlagsmitarbeiter und Buchhändler aus Osteuropa, Russland, Zentralasien
und dem Südkaukasus. In der gesamten Projektphase nehmen
mehr als 450 Teilnehmer in über 40 Veranstaltungen zu verlagsspezifischen Themen teil. Die Workshops und Seminare finden
in allen teilnehmenden Regionen statt – von Minsk bis Bischkek,
von Moskau bis Duschanbe in Tadschikistan.
den, diskutiert und erfüllt die zahlreichen Autorgrammwünsche.
Viele tolle Namen enthält die Gästeliste am Campus, so besucht
im November außerdem noch die Hessische Kultusministerin
Dorothea Henzler die Schule am Lohrberg. International schließt
auch das Jahr mit einem Besuch von 26 chinesischen Verlagsmitarbeitern und Verlegern, die für zwei Wochen auf dem mediacampus
zu Gast sind.
Jan Paschen, Geschäftsführer von Paschen & Companie, hatte
als großzügige Spende speziell für den Glaserker im Fachschul­
gebäude Bibliotheksregale anfertigen lassen. Feierlich eröffnet
wird die «Paschen-Lounge» mit einem besonderen Programm:
Unter dem Motto «Nachwuchs meets Vorstand» haben Auszubildende der Berufsschullehrgänge und Volontäre aus Frankfurter
Verlagen die Chance, sich bei einem festlichen Dinner mit der
Verbandsspitze auszutauschen.
Neue Wege für die Karriere in der Buchbranche: Im Juli
startet die «Class of 2010» des ersten berufs- und ausbildungsbegleitenden Bachelor-Studiengangs, den der
mediacampus frankfurt von nun an mit der School of
Management and Innovation (SMI) an der Steinbeis-Hochschule Berlin anbietet. In den Bereichen ­Buchhandels- und
Medienmanagement bzw. Verlags- und Medienmanagement bietet er die Möglichkeit, einen branchenspezifischen, international anerkannten Bachelor-Abschluss
zu erlangen. Die erfolgreichen Formate wecken Interesse,
die Anfragen nach kundenspezifischen Fortbildungen
nehmen zu, ebenso wie die Nutzung der Rent-a-CampusAngebote.
Ein besonderes Highlight ist der Besuch der Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller. Lange vor Bekanntgabe des Nobelpreises
war ihr Besuch vereinbart worden und zur großen Freude aller,
hält sie an diesem Termin fest. An einem Abend, der allen lange
in Erinnerung bleiben wird, liest sie exklusiv für die Auszubilden-
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Das Jahr beginnt mit einer feierlichen Eröffnung: Aus der
legendären Sitzkuhle, dem zentralen Ort für Veranstaltungen, wird die PIPER-Lounge. Im Mai lädt das Forum
Zukunft im Börsenverein des Deutschen Buchhandels
gemeinsam mit dem mediacampus zum ersten BuchCamp
nach Frankfurt-Seckbach ein. Mit über 120 Teilnehmern
ist das neue Format auf Anhieb ein Erfolg und wird in den
kommenden Jahren weitergeführt.
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Das Jahr 2011 steht neben der Ausbildung im Zeichen neuer
­Weiterbildungsformate, die speziell für Kunden entwickelt und
am Campus durchgeführt werden. Zahlreiche Branchenveranstalter, aber auch andere Kunden nutzen den Campus regelmäßig als
Tagungsort. So ist die lange gewünschte Vollauslastung erreicht.
Die zu Grunde liegenden organisatorischen Fähigkeiten zeigen
sich besonders bei der Zukunftskonferenz des Börsenvereins, die
mit über 150 Gästen im September erstmalig stattfindet und das
gesamte Campus-Gelände in Anspruch nimmt.
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe «Frankfurt liest ein Buch»
diskutieren Wilhelm Genazino und sein Verleger Michael Krüger
unter dem Titel «Verweigerung: Abschaffel gestern! Abschaffel
heute?» mit dem Branchennachwuchs. Im Sommer ist wieder eine
ausländische Besuchergruppe für eine Seminarwoche zu Gast. In
Kooperation mit dem Rumänischen Verlegerverband (Uniunea
Editorilor din România) kommen 21 rumänische Verleger und
Verlagsmitarbeiter nach Frankfurt.
Anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Delius Klasing Verlags
findet auf dem Campus ein Kletterevent mit dem Profisportler
­Stefan Glowacz statt. Mit über 500 Schülern erreicht der mediacampus seine höchste Schülerzahl seit vielen Jahren.
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Im Jubiläumsjahr 2012 steht die digitale Entwicklung
auf dem Campus im Fokus: Multimediale Lerninhalte,
virtuelle Klassenzimmer, Webinare und Lehrmaterialien als E-Books. Auch die Fachschule wird modifiziert.
Sie startet nun jeweils im Februar und August, ist auf
14 Monate verkürzt und besteht neben Präsenz- auch aus
E-Learning-Modulen. Sehr erfreulich ist, dass der media­
campus von der Weiterbildung Hessen e. V. zertifiziert
wird, wodurch Teilnehmer neben Meister-Bafög auch
ihren Bildungsurlaub für Fortbildungen nutzen können.
Seit Januar 2012 wird auf dem Campus wieder gekocht. Der
Caterer «Tristan quer Beet» hat die Küche in der Mensa
gepachtet und kocht nicht nur für alle Schüler, Seminarteilnehmer und Gäste am Campus, sondern auch für viele
andere Kunden in Frankfurt.
Auch die Umbaumaßnahmen gehen 2012 weiter. Das
Café «Libresso» ist umfangreich modernisiert worden.
Als Sponsor steht seit Januar die Verlagsgruppe Random
House Pate, wodurch die Neugestaltung erst möglich
wurde. Genauso hat das Fachschul-Gebäude einen neuen
Namen. Die Gäste am Campus übernachten fortan im
«Haus Weingarten». Der Kalenderverlag hat das Sponsoring übernommen und die Zimmer mit Kalendern
bestückt. Genauso erfreulich ist die neue Patenschaft
des Gerstenberg Verlags für einen der Seminarräume.
Anfang April wird die Siegfried-Unseld-Bibliothek
feierlich eröffnet. Der Cheflektor des Suhrkamp Verlags
Raimund Fellinger kommt zu diesem Anlass in Begleitung der Autoren Albert Ostermaier und Nina Bußmann
nach Frankfurt. Dank der Unterstützung zahlreicher Verlage, die insgesamt Bücher in einem hohen fünfstelligen
Bereich gespendet haben, sind nun fast alle Autoren, die
im Unterricht behandelt werden, mit ihren Werkausgaben
in der Bibliothek vertreten.
Das neue Berufsbild Buchhändler ist im 2. Kurs des Jahres
im März eingeführt worden. Die 1. Mittelstufe wird nach
neuem Rahmenlehrplan erfolgreich unterrichtet. Voraussichtlich werden ab September keine neuen Auszubildenden mehr anreisen, die nach altem Berufsbild unterrichtet
werden.
Pünktlich zum 50 jährigen Jubiläum am 1. Juni, bei
dem der mediacampus das fünfzigste Jahr am Standort
Frankfurt-Seckbach feiert, erscheint die mediacampusApp. So können sich alle Interessierten über die neuesten
Aktivitäten und Termine informieren und als besonderen
Service für alle Gäste gibt es den Mensa-Speiseplan für
unterwegs.
Texte
1946 — 1986 Gerd Schulz
1986 — 1996 Herbert Degenhardt
1997 — 2008 Heinrich F. Otto
2009 — 2012 Anke Naefe und Judith Hoffmann
Wir bedanken uns beim Börsenblatt für die Bereitstellung des
Textmaterials bis 1996.
Hinweise auf Veröffentlichungen im Börsenblatt sind in den
ersten beiden Abschnitten mit den Angaben der jeweiligen
Ausgabe (in hochgestellten Ziffern) kenntlich gemacht.
Fotos
Herzlichen Dank an alle ehemaligen Schüler und Partner, die
für diese Chronik Bildmaterial beigesteuert haben.
mediacampus frankfurt
Wilhelmshöher Straße 283
60389 Frankfurt am Main
T 069 947 400-0
F 069 947 400-50
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mediacampus
frankfurt
die schulen
des deutschen
buchhandels