YUKON FÜR ANFÄNGER CAMPER-TOUR in den - Haase

Transcrição

YUKON FÜR ANFÄNGER CAMPER-TOUR in den - Haase
YUKON FÜR ANFÄNGER
CAMPER-TOUR in den YUKON 3o.Mai – o7. Juni
30.05. Von WHITEHORSE und der Mitternachtssonne
Der erstaunlich kurze Flug von nur 8 1/2 Stunden nonstop mit Condor von Frankfurt bringt uns nach
WHITEHORSE- der Hauptstadt des YUKON. Viele Angler sind ebenfalls an Bord die im YUKON und in
ALASKA auf großen Fischfang gehen wollen. Nach Ankunft in WHITEHORSE geht es erst einmal
ins Hotel Best Western Gold Rush (etwas verstaubt mit dem Charme der 70 er Jahre - aber sonst
wirklich OK) . Ein kurzer Spaziergang auf der Main-Street ( 5 Minuten) und die Stadtbesichtigung ist
schnell erledigt - schließlich hat WHITEHORSE nur 12ooo Einwohner und ist wirklich sehr sehr
überschaubar.
Danach geht es zum MILES CANYON wo vor 100 Jahren die Goldgräber in den Stromschnellen des
YUKON reihenweise gekentert und umgekommen sind. Heute sind sie aber entschärft und besonders
die Hängebrücke über den Canyon verschafft einen schönen Blick auf den YUKON RIVER.. Die ersten
und letzten vergeblichen Versuche per Handy die Heimat zu kontaktieren schlagen fehl – es gibt
einfach kein funktionierendes Handy-Netz im YUKON. Also gut – 1 Woche vom Netz ! Früher musste
das ja auch irgendwie funktionieren und so erlebte die gute alte Telefonkarte ihre Renaissance.
Abends gibt es ein Meeting mit Touristik-Vertreten der örtlichen Hotels, Lodges und Agenturen und
es macht sich langsam die Überzeugung breit dass hier im YUKON recht viele Deutsche als Guide,
Lodge-Besitzer oder im Service beheimatet sind. Sprachprobleme gibt es also eher weniger. Und
außerdem ist es abends um 22.oo Uhr immer noch hell und die Sonne strahlt noch !
31.05. Von Wohnmobilen , Außenspiegeln und fantastischen Campgrounds
Strecke: Whitehorse-Haines Junction- Kathleen Lake
Heute wird es also ernst! Camperübernahme bei Fraserway . Für jeweils 2-3 Teilnehmer gibt es einen
Camper . Die Besatzungen finden sich recht schnell gebannt verfolgen wir die Einweisung der
deutschen Mitarbeiterin von Fraserway. Hoffentlich werden wir später noch wissen welche Öffnung
für welchen Schlauch ( Strom, Frischwasser, Abwasser....) gedacht ist. Wie war das noch mit der
Automatik-Schaltung? Nein keine Kupplung, P wie Parken, D wie Drive ,R wie Rückwärts ... Ich frage
so in unsere Mädelsrunde " Und wer fährt jetzt ? " Keine Reaktion… Nach Einzug in unser
MOTORHOME ( mit 24 feet schon ein etwas größeres Exemplar - dafür aber für jeden ein eigenes
Bett !) hatte sich noch immer niemand von uns gefunden der sich bereit erklärte zu fahren .... Also
habe ich mich todesmutig freiwillig gemeldet! Bei meinen Mitstreiterinnen macht sich offensichtlich
Erleichterung breit .... Ich habe mein Lebtag noch kein Automatik-Auto gefahren, geschweige denn
einen CAMPER manövriert aber irgendwie muß das ja eigentlich zu schaffen sein ...Die letzten
Instruktionen hole ich mir bei einem offensichtlich etwas camper-erfahreneren Mitreisenden und los
geht´s ! Die erste Etappe ist genau 300 m entfernt und hieß Supermarkt - Verpflegung besorgen - auf
jeden Fall treffen wir dort unfallfrei ein! Dann noch kurz zum Liquor-Store (denn nur hier gibt es
alkoholische Getränke) - frau möchte schließlich auch in der Wildnis abends ein kühles Bier oder
einen gepflegten Rotwein zu sich nehmen. Bei der ersten scharfen Kurve rappelt es dann bereits das
erste Mal in unserem CAMPER - leider haben wir die Kühlschranktür nicht ordentlich verriegelt und
der gesamte Inhalt ...... OK, jetzt wissen wir auch das es wichtig ist den Kühlschrank richtig zu
zumachen ! Unsere einzige Zielvorgabe ist :" Wir treffen uns um 4 in HAINES JUNCTION am Visitor
Center ! Viel Spaß !" „Wer zeigt uns wo wir hin fahren müssen?" „ Kein Konvoi-Fahren ?" „ Keine
vorgeschriebenen Pausen und Treffen unterwegs ?" " Es gibt hier nur den Alaska-Highway , aber bitte
nicht in die falsche Richtung fahren ! Immer Richtung ANCHORAGE und FAIRBANKS halten ". Sprach
unser Guide und verschwand. OK - wir haben schon ganz andere Sachen geschafft ... Den AlaskaHighway zu finden war wirklich nicht besonders schwer und von Kilometer zu Kilometer wurde es
immer einsamer um uns, die Anzahl der entgegenkommenden Fahrzeuge nahm auch immer weiter
ab und ich hatte mich etwas mit unserem Camper angefreundet und steuerte ihn bald etwas
selbstsicherer über den Highway. Der ALASKA-HIGHWAY ist auf dieser Strecke ( WHITEHORSEHAINES JUNCTION) noch recht gut zu befahren -auch die teilweise kilometerlangen Schotter-Strecken
dazwischen ließen sich erstaunlich gut befahren. Dann an einer landschaftlich wirklich schönen Stelle
ein anderer Camper (vielleicht von uns ?) beim Foto-Stopp. Ich bremse und versuche schwungvoll
hinter dem anderen Camper einzuscheren.
Ein riesen Knall ! Völlig irritiert komme ich zum Stehen - da musste wohl mein rechter Außenspiegel
daran glauben - und der Linke des anderen Campers ! Ich schicke ein Stoßgebet gen Himmel:
"Bitte lass es einen Camper von unserer Gruppe sein - das vereinfacht die Sache !". Es war ein
Camper von unserer Gruppe und die Insassen waren sichtlich genauso geschockt wie wir. Ja - hier
habe ich dann auch gelernt dass ein Camper etwas andere Abmessungen hat als mein Auto - und
zusätzlich noch einen Überbau über dem Führerhaus und zwei Außenspiegel die wirklich ganz ganz
weit hinausragen .....! Um 4 waren dann tatsächlich alle ohne weitere Blessuren am vereinbarten
Treffpunkt in HAINES JUNCTION.
Nach kurzer Besichtigung der DALTON TRAIL LODGE, die wildromantisch an einem schönen See liegt
und besonders auf Angler spezialisiert ist ging es zu einem der weniger guten Restaurants
(wahrscheinlich aber auch dem einzigen) in HAINES JUNCTION.
Die Menüauswahl erinnerte ein wenig an die alte DDR (" Ist gut- ist aber leider aus . Der Lebensmittel
Truck kommt erst nächste Woche wieder vorbei!")
Dafür entschädigte dann aber der in völliger Wildnis liegende Campground am KATHLEEN LAKE selbstverständlich ohne Strom, Duschen, Fließendem Wasser - aber wildromantisch.
Die Männer (frühere Pfadfinder?) hackten Holz und wir standen bis weit nach Mitternacht ( es war ja
auch noch hell ) um das Lagerfeuer und genossen unsere erste echte Wildnis-Erfahrung. Und
schließlich vertreibt ein Feuer doch auch die Grizzly-Bären .. bemerkenswert war die
Zusammenrottung zum gemeinsamen Gang zum Plumps-Klo hundert Meter weiter im Wald. Was tut
man eigentlich wenn plötzlich ein Bär vor einem steht? Im Visitor-Center in WHITEHORSE gab es ein
Faltblatt „ Bärenbegegnungen entlang des ALASKA-HIGHWAY" – das mussten wir dann doch noch
mal schnell lesen. Und Feuerholz gibt es oft auf dem Campground zu kaufen – man muss nur ( wie
überall auf den staatlichen und nicht bewirtschafteten Campingplätzen) einfach das Geld für das Holz
zusammen mit dem Übernachtungsgeld in einen Briefumschlag tun und dann in den vorgesehenen
Briefkasten werfen – fertig ! Korrekte Abrechnung ist Ehrensache!
o1.o6. "Von Schlaglöchern, Elchen und amerikanischen Touristen"
Strecke: Kathleen Lake- Haines Junction- Beaver Creek
Nach einer bitterkalten Nacht (ach hätten wir uns doch von FRASERWAY auch Extradecken geben
lassen wie die Kunden vor uns) und noch etwas verschlafen (die Betten sind verdammt gut in so
einem Camper) räkelten wir uns am Morgen noch in unserem Federbetten als wir feststellten dass
gerade der vorletzten Camper von uns in den Startlöchern stand. Wir bekamen kurz zugerufen
„Frühstück unten am See ! Soll ganz toll sein " und schon standen wir auch schon als allerletzte auf
dem Campground. Also eine Handvoll Wasser ins Gesicht, Duschen fiel mangels Möglichkeiten leider
aus, Klamotten an und mit dem Camper runter zum See.
Wild gestikulierend wurden wir dann dort von den anderen empfangen. Ach ja ! Man sollte eigentlich
die Außentreppe einklappen wenn man losfährt- kommt sonst schlecht wenn man um die Kurve
fährt. Und da wir lernfähig sind haben wir dann den nächsten Tag die Treppe gar nicht erst
ausgefahren - dann kann man auch nicht vergessen sie wieder einzuklappen.
Es wurde ein traumhaftes Frühstück am zugefrorenen See - mit Spiegeleiern, Orangensaft
und Peanutbutter und allem was sonst noch zu einem fürstlichen Frühstück dazu gehört. Die Sonne
kam heraus und außer uns war kein Mensch an diesem Morgen hier am KATHLEEN LAKE unterwegs.
Irgendwann gegen 11 Uhr mussten wir dann doch Abschied nehmen denn die Tagesetappe war
vorgegeben : " Wir treffen uns morgen Abend um 7 in BEAVER CREEK am WESTMARK -Hotel " .
„ Ja und wenn irgendjemand auf dem Weg eine Panne hat ?" „ Dann müsst Ihr halt sehen wie Ihr
weiterkommt. Wenn Ihr morgen Abend nicht da seid fahre ich die Strecke zurück um Euch
aufzugabeln". Ja im YUKON ticken die Uhren einfach anders, die Bedeutung dieser anfänglich etwas
befremdlichen Bemerkung wurde uns aber im Laufe des Trips bewusst – es geht hier im YUKON
einfach nicht anders. Und zumindest auf dem ALASKA-HIGHWAY kommt auch hin und wieder ein
Auto vorbei was einem dann vielleicht weiterhelfen kann – und wir sollten ja die Ungebundenheit
eines Camper- Urlaubs im YUKON erleben. Also los ging´s! Der Zustand des ALASKA-HIGHWAY
zwischen HAINES JUNCTION und BEAVER CREEK gilt als der schlechteste des ganzen Highways - wie
wahr! Tausende von wirklich tiefen Schlaglöchern wechseln sich ab mit kilometerlangen Strecken
ansehnlicher Bodenwellen die ein zügiges Vorankommen fast unmöglich machten. Aber man sollte
hier sowieso nicht allzu schnell unterwegs sein , steht doch ab und zu auch mal ein Elch auf der
Straße.... Und ganz schnell haben wir gelernt dass ein Schild „ACHTUNG Bodenwellen" wirklich ernst
gemeint ist. Vorbei am KLOANE NATIONALPARK ( mit den höchsten Bergen Kanadas ) der eine
atemberaubende Kulisse mit seinen schneebedeckten Gipfeln abgibt, an vielen noch völlig
zugefrorenen großen Seen und an den Sheep-Mountains ( Beobachtung von Wildschafen garantiert
!) kämpfen wir uns zwischen Schlaglöchern und Bodenwellen auf dem ALASKA-HIGHWAY bis nach
BEAVER CREEK durch. Gerne hätten wir Kanada´s höchsten Berg den MOUNT LOGAN gesehen, aber
dazu hätte man im KLOANE NATIONALPARK einen Rundflug machen müssen ( sollte man unbedingt
nachholen !) Abends dann große Touri-Show im WESTMARK HOTEL in BEAVER CREEK. Für uns und
eine Busladung Amerikaner wird die Besiedelung des YUKON und der Bau des ALASKA-HIGHWAYS
besungen und betanzt. Wir erfahren dass " Potwholes" Schlaglöcher heißen und man auch auf diese
trinken kann. War aber trotzdem eine recht nette, wenn auch typisch amerikanische Veranstaltung.
Unser Campground lag direkt in BEAVER CREEK und verfügte sogar über Duschen , Wasser und Strom
- was wir ausführlichst genossen. Hier hatten wir schon gemerkt: Dusche immer wenn die
Gelegenheit dazu besteht- wer weiß was kommt ! Heute stieß auch der angekündigte Kameramann
zu uns. Und bald lichtete sich auch das Geheimnis um die Änderung unserer Informationsreise zum
Camper-Urlaub. Die Herren sollten nämlich einen Werbefilm für Camper-Urlaub im YUKON drehen –
und was lag da näher als 2 Fliegen mit einer Klappe zu schlagen und uns quasi als Hauptdarsteller zu
(miß)brauchen! Fortan wurden wir bei allem was wir taten gefilmt, ob beim Tanken ( möglichst
souverän wirken ), beim Scheibenputzen ( nein wir sind auch zu Hause keine guten Hausfrauen),
beim Frühstücken oder einfach beim Fahren. Immer tauchte unser Kameramann mit seiner Kamera
auf , ob im Gebüsch versteckt und hämisch grinsend weil er einen Baumstamm auf die Straße gelegt
hatte oder einfach abends beim Lagerfeuer. Wahrscheinlich wird das ein Werbefilm mit dem Motto :
Seht her, selbst Frauen überleben eine Camper-Tour im YUKON !
o2.o6. Von Schotterpisten, Staub und Goldgräbern
Strecke: Beaver Creek- Top of the World Highway- Dawson City
Nach dem obligatorischen Austausch der mitgebrachten CD´s (Radioempfang ist hier auch eher dünn
und nach dem 10 maligen Hören der gleichen CD verliert sie doch etwas an ihrer Faszination) ging es
weiter auf dem ALASKA HIGHWAY Richtung ALASKA. Nach den umfangreichen Instruktionen unseres
Guides (man darf keine offenen Lebensmittel und alles Mögliche andere nicht nach USA einführen )
versteckten wir Wurst, Käse ,Butter und Obst in unseren Taschen - fanden ganz tolle Verstecke für
die überzähligen Alkoholika ( jeder nur 1 Liter pro Person war erlaubt ) und fuhren zur Grenze nach
ALASKA. Welch tolle Erfahrung - die Grenzbeamten waren ausgesprochen freundlich!
Sie verzichteten auf die Durchsuchung der Camper und freuten sich über soviel Betrieb so früh am
Morgen. Kaum über der Grenze verstauten wir wieder unsere Lebensmittel im Kühlschrank (Wo
hatten wir nur die Butter versteckt ?) und bogen in TETLIN JUNCTION auf den TAYLOR HIGHWAY
Richtung DAWSON CITY ab. Jetzt ging es langsam ans Eingemachte!
Der TAYLOR HIGHWAY ist eine Schotterpiste und verlangte von unserem Fahrerin ( es ging immer
tageweise reihum mit dem Fahren) schon einiges Können im Umgang mit dem schweren Camper.
Kilometerweit fuhren wir durch verbrannte Wälder die in einem riesigen Waldbrand vor 2 Jahren
vernichtet wurden bis wir irgendwann nach CHICKEN/ALASKA kamen. Etwas irritiert sahen wir die
vielen Schilder „Mainstreet", „Downtown" „Airport" etc. und was wir dann sahen war doch irgendwie
wieder typisch amerikanisch : ein Andenkenladen, ein Restaurant, eine Tankstelle und eine Flugpiste
( ACHTUNG – low flying aircraft !) und das war es auch schon mit CHICKEN. Nach einer kurzen Pause
ging die Fahrt weiter, jetzt wurde die Straße richtig schlecht und eng und als Zugabe kamen und auch
ein paar Trucks entgegen, was jedes Mal ein heftiges Ausweichmanöver nötig machte ! Die Straße
führt viele Kilometer entlang eines alten Goldgräber-Flüsschens , dem WADE CREEK.
Die gewaschenen und nach Gold durchsuchten Geröllhaufen der alten Goldwasch-Bagger ( englisch:
Dredge) säumen lange den Fahrbahn- Verlauf. Sogar ein alter, seit 100 Jahren ausgedienter Bagger
liegt am WADE-CREEK direkt an der Straße. Dann beginnt irgendwo im Niemandsland der "TOP OF
THE WORLD HIGHWAY". Er schlängelt sich als Schotterpiste immer weiter die Berge hinauf und
verläuft - einmal oben angekommen wirklich auf dem "TOP OF THE WORLD "- immer entlang der
Berggipfel oder auf einem Kamm viele Kilometer Richtung DAWSON CITY. Atemberaubende
Aussichten auf immer neue Täler, Flüsse und Landschaften bieten sich dem der es auf sich nimmt
hier hoch zu fahren. Hier oben verläuft auch die Alaska-Kanada Grenze und mit Übertritt auf die
kanadische Seite wird auch der Straßenzustand schlagartig besser. Allerdings machen hier immer
wieder feucht-sandige Abschnitte das Fahren etwas gefährlich und unsere Fahrerin hatte wirklich alle
Hände voll zu tun den Camper einigermaßen in der Spur zu halten. Irgendwann senkt sich dann der
Verlauf des TOP OF THE WORLD HIGHWAYS in die Täler hinab und man sieht DAWSON CITY auf der
anderen Flussseite des YUKON RIVER liegen. Eine Fähre verkehrt hier kostenlos rund um die Uhr um
die Fahrzeuge zur anderen Seite zu bringen. Im Winter wird einfach über den zugefrorenen YUKON
gefahren. Im Frühjahr (Mai) und Herbst ( Oktober ) ist für ein paar Wochen allerdings kein
Übersetzten möglich, da im Herbst die Eisdecke noch nicht fest genug ist um Fahrzeuge zu tragen
und im Frühjahr das Eis taut und irgendwann nicht mehr tragfähig ist. Dann gibt es keine Verbindung
über den Fluß und die Einwohner vom anderen Flussufer müssen sich rechtzeitig mit allem
Notwendigen eindecken da es dann wirklich für ein paar Wochen keinerlei Verbindung über den
Fluss gibt.
Unser Campground liegt quasi Downtown DAWSON CITY und wir können zu Fuß unterwegs sein. In
DAWSON gibt es keine geteerten Straßen, dafür aber die guten alten Holz-Bürger-steige die jeder
aus den JACK LONDON Filmen kennt und die einen einem im Frühjahr und Herbst davor bewahren
im Matsch zu versinken.
DAWSON hat gelernt seine Geschichte zu würdigen und so gibt es noch die vielen bunten alten
Holzhäuser, verfallene Kirchen und die alten Goldgräber-Hütten von JACK LONDON etc. zu
besichtigen. Es gibt wohltuenderweise hier nahezu keine modernen Flachdach- Gebäude wie in allen
anderen Städten Nordamerikas, kein Mc Donald, kein Pizzahut oder Burgerking.
Es weht wirklich ein bisschen alter Goldrausch durch die Stadt , der Flair ist einzigartig. Abends - ein
absolutes MUST - der Besuch von "DIAMOND TOOTH GERTIES GAMBLING HALL". Heute ein Casino
mit abendlichem Auftritt der "DIAMOND TOOTH GIRLS „ wie zu Goldgräber-Zeiten.
Hier trifft man wieder die Busladungen der älteren Amerikaner aber eben auch viele Goldgräber
( heute wieder !) und es ist einfach ein Genuss diese Atmosphäre zu genießen oder das ein oder
andere Spielchen am Roulette oder Black Jack selbst zu wagen.
o3.o6. " Von altersschwachen Autos, Goldgräbern und Bären"
Strecke: Dawson City- Carmacks
Heute früh stand erst einmal richtig Lokal-Colorit auf dem Plan.
Es gab zuerst eine kleine Stadtrundfahrt mit einem etwas altersschwachen Van – aber immerhin
geführt von einer echten Goldgräber-Tochter. Unser Ausflug führte uns auch auf den MIDNIGHT
DOME -quasi den Hausberg von DAWSON mit einer atemberaubenden Aussicht auf DAWSON und
den Zusammenfluss von YUKON und KLONDIKE RIVER. Nachdem der altersschwache Van bereits auf
der Bergfahrt sehr unschöne Gerüche von sich gab ( unsere Fachleute sprachen von der Kupplung die
da so stank ) und auf der Talfahrt sich dies wiederholte ( unsere Fachleute sprachen nun von den
Bremsen die da so … ) verkündete unsere etwas blass gewordene Fahrerin sie hätte noch nie eine
Tour mit so vielen Leuten in diesem Van gemacht und jetzt wäre er leider broken und wir könnten
nicht weiterfahren ! Wie schön dass wir das alle die Fahrt runter ins Tal überlebt hatten ! Die
Besorgung der Ersatzfahrzeuge dauerte etwas, doch schließlich kam Mama Goldgräber mit einem
noch antikeren Fahrzeug mit Plastikplane statt Seiten- Fenster um uns aufzugabeln. Aber hier im
Yukon lernt man halt zu improvisieren…..
Die Fahrt ging zum BONANZA CREEK wo noch ein restaurierter Goldwaschbagger von ungeheuren
Ausmaßen liegt. Auf der Fahrt dorthin haben wir dann endlich auch unseren ersten Braunbären
gesehen! Es folgte eine ausgesprochen interessante Besichtigung dieser GOLD DREDGE No. 4 und
zurück ging es zu unseren Campern.
Noch schnell alle Mann zum Tanken und ab ging es auf den KLONDIKE HIGHWAY Richtung
CARMACKS. Zur Abwechslung hatten wir hier mal richtig gute Straßenverhältnisse die noch von dem
ein oder anderen Bären garniert wurden der da über die Straße lief (ja heute war unser aller
Bärentag !). Leider war der von uns angepeilte Campground wegen der Schneeschmelze überflutet
und wir mussten bis zum nächsten nach CARMACKS weiterfahren wo wir dann abends gegen 9 Uhr
endlich eintrafen.
Der Besitzer des einzigen Campgrounds/Motels/Restaurants in CARMACKS musste kurz
improvisieren und zauberte uns dann aber doch in erstaunlich kurzer Zeit ein recht gutes
Abendessen. Der Charme von CARMACKS hat sich uns jetzt nicht ganz erschlossen – vielleicht lag es
auch am Wetter …
o4.o6. " von gestrandeten Indianern und abenteuerlichen Straßenverhältnissen"
Strecke: Carmacks - Campbell Highway - South Canol Road- Johnsons Crossing
Heute sollte es also ernst werden! Seit Tagen hatten uns unsere Guides verrückt gemacht – erst
gestern Abend gab es von einem noch – quasi als Gute-Nacht-Geschichte eine kleine Horror-Version
vom Befahren der SOUTH CANOL ROAD. Und wir sollten diese heute also befahren! Ein Stoßgebet
meinerseits zum Himmel „Bitte lieber Gott lass sie einfach geschlossen sein!" erfüllte sich nur zum
Teil…
Zuerst einmal hieß es richtig früh aufstehen da wir erst einmal noch 4 Stunden auf dem CAMPBELL
HIGHWAY nach ROSS RIVER fahren mussten. Der CAMPBELL HIGHWAY besteht zwar auch nur aus
Schotter ist aber wirklich recht gut befahrbar. In ROSS RIVER dann der letzte Außenposten der
Zivilisation mit Tankstelle ( bitte voll tanken ) und einem wirklich tollen Supermarkt – Tante Emma im
YUKON – einfach klasse ! Hier machte sich langsam dann doch etwas Nervosität breit.
Unser Guide erkundigte sich beim Tankwart nach dem Straßenzustand der South Canal Road – rückte
aber uns gegenüber mit der Antwort nicht so ganz raus …
Irgendjemand aus unserer Truppe fing an in den zentimeterdicken Dreck auf dem Heck eines
Campers ein „Alles Gute" zu schreiben - war zwar eher als Geburtstags-Gruß gedacht – verfehlte aber
nicht seine Wirkung. Ich machte dann meiner aufkommenden Panik vor dieser Etappe Luft und
schrieb auf unseren Camper „Let´s survive!". Der Tankwart lachte sich halbtot – merkwürdig oder?
Meine Frage an ihn „ Do you think we can do it?" beantwortete er mit einem undefinierbaren
Gesichtsausdruck. War das jetzt die eindeutige Zustimmung eines typisch unemotionalen Yukoners
oder eher ein kritisches „Ihr müsst selber wissen was ihr da tut!" ? Wir haben es nicht erfahren –
eher aber wohl zweiteres. Dann sammelte unser Guide all seine Schäfchen um sich und auf ging es
zum Abzweig der SOUTH CANOL ROAD. Hier stand dann am Wegesrand ein unübersehbares Schild
„Road Cloased" – allerdings am Rand der Straße und nicht drauf …. Große Diskussionen : Wagen wir
es ? Ist es zu gefährlich? Ist die Straße irgendwann vielleicht gar nicht mehr passierbar – Schließlich
reden wir hier von 280 km Feldweg für den wir ca. 9 -1 0 Stunden Fahrzeit einplanen – und dann
kommen wir nicht mehr weiter und müssen umdrehen! Kann man da überhaupt irgendwo umdrehen
? Sind unsere Yukon-Profis die Straße schon mal „Cloased" gefahren – „selbstverständlich….- wir sind
die Straße schon in jedem Zustand gefahren " „OK –war auch ne blöde Frage." Die Grundstimmung
war eindeutig – wir wagen es! Und nach eindringlicher Frage an jeden Einzelnen ob jeder wirklich
wollte verkündete er noch die besonderen Vorsichtsmaßnahmen und Fahrregeln für diese Etappe :
Unser Guide fährt vor und erkundet die Straßenverhältnisse – alle 80 km machen wir halt und warten
auch auf den allerletzten ( wenn dann einer fehlt muss Holger nur 80 km zurück fahren und keine 200
km …). Mit großem Abstand fahren wg. Steinschlag, Staub , Tieren etc… Immer im 1. oder 2. Gang
fahren ( ja – jetzt wissen wir auch warum unser Camper nicht nur über die Gänge D,R, und P verfügt )
damit bei Talfahrten der Motor zusätzlich mitbremst und die Bremsen nicht heiß laufen ( hatten wir
das Thema nicht schon mal ?) . Absolutes langsam fahren ist verordnet – kein überholen erlaubt –
Holger appelliert eindringlich an alle Fahrer keinerlei Risiko einzugehen und nur so schnell zu fahren
wie es die Bedingungen zulassen. „ Wir treffen uns in 80 km!" Er steigt in seinen 4-Wheel-Drive – ja
den hätte ich jetzt auch lieber als so einen schwerfälligen Camper – auf sein Heck hat er sarkastisch
geschrieben „Es war schön mit Euch" und braust davon. Die SOUTH CANOL ROAD ist ein Abenteuer
für sich – und lt. eingefleischter Kenner die absolut schlechteste Straße im ganzen YUKON. Recht gut
zu befahrende Waldwege wechseln sich ab mit Geröllpisten die steil den Berg hinauf oder runter ins
Tal führen – immer zwischen Felswand und Abgrund lang . Wir hatten uns vorher geeinigt im
Zweifelsfall lieber in die Felswand zu fahren als den Abgrund zu wählen…. Manchmal ist ein Teil des
Weges von der Schneeschmelze weggebrochen und
wir wagen uns nur darüber weil die anderen vor
uns auch schon drübergefahren sind….. welche Super – Logik.
Kleine Holzbrückchen – selbstverständlich ohne Geländer – mit großen Hinweis-Schilder davor
bezüglich des zulässigen Gesamtgewichtes ( Wie schwer ist eigentlich unser Camper ??) – aber wie
gesagt die anderen sind ja auch schon drüber gefahren…..Der Weg zieht sich stundenlang immer
höher ins Gebirge – es tauchen die ersten Schneefelder auf und am Himmel wird es dunkler
– der Straßenzustand ändert sich nicht. Mit max. 25 – 30 kmh kämpfen wir uns vorwärts. Nach 3-4
Stunden unser erstes Treffen. Ja es sind noch alle da und unser Guide ist sehr zuversichtlich bezüglich
der Straßenverhältnisse – na dann ….! Auf jeden Fall gibt es KEINEN Gegenverkehr – ist ja auch schon
mal was- oder? Dann treffen wir auf ein paar indianisch aussehende Fallensteller oder Jäger oder ? (
sorry, korrekt heißen sie hier First Nations ) die hier oben in der allerletzten Wildnis ihre Zelte
aufgeschlagen ,aber offensichtlich ein Problem mit ihrem Auto haben – es springt nämlich nicht
mehr an .
Hilfsbereit stoppen die letzten 4 Camper ( war vielleicht besser dass wir mehrere waren – schließlich
machten die Herren und Damen nicht den vertrauenvollsten Eindruck und waren alle mit Gewehren
bewaffnet …) schieben den alten Pick-up an die Straße und einer unserer Camper gibt Starthilfe.
Nach ein paar Versuchen funktioniert dies tatsächlich und der Indianer freut sich dermaßen dass er
sofort eine halbe total verkohlte Gans holt und die aus Dankbarkeit unseren Jungs schenkt. Wer weiß
seit wie vielen Tagen die Typen hier schon auf Hilfe warten? Geröll und Gestein werden nun abgelöst
von Matsch und „Schmierseife" und teilweise fahren wir kurze Stücke mit 10 kmh und Guide- Eskorte
damit er sofort zur Stelle ist wenn was passiert (Was soll hier eigentlich passieren außer dass wir im
Schlamm stecken bleiben oder den Abhang runterstürzen … uns mehrfach überschlagen und in
irgendeinem Flussbett liegen bleiben? Ich habe die totale Panik die sich auch im Verlauf der vielen
Stunden Fahrzeit nicht legt – im Gegenteil – meine Nerven liegen völlig blank und ich mache
meistens keinen Mucks und bete vor mich hin dass dieser Wahnsinn bald ein gutes Ende hat. )
Irgendwann dann abends um 9 plötzlich ein Schrei „ Da steht ein Haus !" Sollte es tatsächlich sein
dass wir der Zivilisation so nahe sind? Und dann geht alles auf einmal sehr schnell. Urplötzlich taucht
ein Gatter auf , ein Parkplatz und oh Wunder ein geteerter breit ausgebauter Highway liegt direkt vor
uns .Auf dem Campground in JOHNSON´S CROSSING angekommen werden von uns alle
alkoholischen Getränke vernichtet die unsere Camper noch hergeben – schließlich gibt es heute
wirklich was zu feiern . Große Steaks kommen auf den improvisierten Grill (jetzt wissen wir auch
wozu die Backbleche in unseren Camper-Backöfen gut sind ).Ein großartiger Tag – den wir wohl alle
nicht so schnell vergessen werden ! Und eines ist klar – für Bandscheiben-Geschädigte ist diese Tour
garantiert nichts!
o5.o6. " vom Camperabschied und alten Wasserflugzeugen"
Strecke: Johnson´s Crossing - Whitehorse
Heute geht es gemächlich weiter – wir fahren den letzten Rest des ALASKA-HIGHWAYS in Richtung
WHITEHORSE – heute kommen uns die Straßenverhältnisse beinahe europäisch gepflegt vor! Es folgt
das mittlerweile obligatorische „Gruppen-Tanken" und die Erkenntnis dass die Spritpreise
proportional zur Entfernung von WHITEHORSE steigen. Haben wir in DAWSON CITY ca. $ 1,38 für den
Liter bezahlt kostet er hier nur $ 1,1o . Dann gibt es eine große Säuberungsaktion der
dreckverkrusteten Camper mit großem Einsatz unseres Kameramanns der sich freut uns Frauen
einmal beim Putzen zu sehen und zu filmen … ! Die Rückgabe unseres Campers bei FRASERWAY fällt
etwas wehmütig aus – haben wir doch all unsere Vorurteile über Bord werfen müssen was einen
Camper-Urlaub im YUKON betrifft und ich glaube wirklich jeder unserer Gruppe würde die Tour noch
einmal machen. Sogar die am ersten Tag gehimmelten Außenspiegel müssen dank
Zusatzversicherung ohne Selbstbehalt nicht bezahlt werden. ( Bei diesen Schotterstraßen sollte –
glaube ich – jeder unbedingt jeglichen Selbstbehalt ausschließen lassen. Übrigens sollte man
ebenfalls sehr genau bei der Vermieter-Wahl hinsehen, denn nur FRASERWAY und ein einziger
anderer Vermieter erlauben das Befahren der Schotterstraßen im YUKON ohne zusätzliche Gebühren
– und auch nur wenn man in WHITEHORSE den Camper mietet). Es folgt eine geruhsame Bootstour
mit der MV SCHWATKA über den SCHWATKA LAKE zum MILES CANYON den wir an diesem Tag dann
einmal vom Wasser aus besichtigen dürfen. Der ein der andere nutzt diese beschauliche Fahrt für ein
kleines Nickerchen und sammelt Kräfte für den Abend. Danach steht noch ein letztes Highlight auf
dem Programm dem wir die ganze Woche schon entgegenfiebern. Ein Flug mit einer restaurierten
Beaver von 1948 ! Schon mal jemand mit einem Wasserflugzeug geflogen? Ich kann nur von diesem
Start und dieser Landung wie in Butter schwärmen - einfach sensationell!
Zwischen Start und Landung lag für mich wieder ein weiteres mulmiges Stündchen – wie fliegt es sich
in einem Schneeschauer? Wenn die Schneeflocken so am Fenster vorbei rasen und die Sicht fast null
ist ! Auf jeden Fall hat es nicht so gewackelt wie man vermuten sollte und unser Pilot war die Ruhe
selbst- quasi die personifizierte Sicherheit .Aber musste er denn unbedingt so nah um die Berge
herum oder über einen Bergkamm hinweg fliegen ? Und im Nachhinein war es ein ganz ganz tolles
Erlebnis – und wenn das Wetter ein bisschen besser gewesen wäre .. !Aber ich glaube –
Wasserflugzeugfliegen gehört im YUKON ebenfalls zu den absoluten MUSTS – Man kann die
Schönheit und Einzigartigkeit dieser Landschaften besonders von hier oben aus genießen, die
unterschiedlichen blau und grün schillernden Seen, die mäandrierenden ( heißt wirklich so ) Bäche
und Flüsse und die schnee – und eisbedeckten Gipfel der ST. ELIAS MOUNTAINS ! Übernachtet haben
wir quasi als Krönung im Hotel HIGH COUNTRY INN –wohl dem besten Hotel in WHITEHORSE –
immerhin mit eigenem Whirlpool im Badezimmer – aber leider keiner Zeit diesen auch
auszuprobieren. Es folgte ein feucht-fröhlicher Abschiedsabend bei dem wir gelernt haben dass es
auch Spareribs vom Büffel gibt ( und ja sie sind so groß wie wir uns das vorgestellt haben ). Unser
Guide und unser Kameramann erzählen mal wieder wilde Geschichten vom Yukon im Winter beim –
4o Grad , dem Befahren des DEMPSTER HIGHWAY, natürlich dem YUKON QUEST und der Fulda
Challenge die sie beide seit Jahren organisieren und all ihr Herzblut hineinstecken. Aber das ist dann
wirklich eine Nummer härter als das was wir hier erlebt haben, schätze ich.
o6.o6. Abschied vom Yukon
Auschecken , Transfer zum Flughafen ,Rückflug nach Hause und langsam macht sich das Gefühl breit:
Es war eine sensationelle, unglaubliche, großartige, wilde und abenteuerliche Tour in den Yukon !
Wir kommen wieder!