grenzenlos frei

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21.10. – 24.10.
weltmusikfestival murnau 2010
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Buchhandlung Gattner
BÜCHER, MUSIK UND MEHR ...
Obermarkt 13, 82418 Murnau
Telefon 0 88 41-48 78 890
Fax 0 88 41 - 48 78 89 15
[email protected]
www.buchhandlung-gattner.de
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21.10. – 24.10.
weltmusikfestival murnau 2010
grenzenlos
frei
Do., 21.10.
Karl Amadeus Hartmann – Der innere Emigrant
Kammerorchester der Bayerischen Philharmonie
Ltg.: Andreas Hérm Baumgartner
Fr., 22.10.
Manuel Barrueco
Guitar
Sa., 23.10.
Trio Rouge – Italian Songs
Lucilla Galeazzi, vocal – Vincent Courtois,
violoncello – Michel Godard, tuba
So., 24.10.
Oregon
Paul McCandless, woodwinds – Ralph Towner, guitar
Glen Moore, bass – Mark Walker, percussion / drums
18. – 24.10.
Ausstellung:
Karl Amadeus Hartmann – Der innere Emigrant
Öffnungszeiten: 18. bis 20.10.: 17 bis 19 Uhr
21. bis 24.10.: 17 bis 21 Uhr
Einführung ins Konzert: 21.10., 18 Uhr
Alle Veranstaltungen im Kultur- und Tagungszentrum Murnau,
Konzertbeginn jeweils 20 Uhr
Das Festival wird vom Bayerischen Rundfunk / B4 Klassik aufgezeichnet.
Kartenvorverkauf:
Murnau: Buchhandlung Gattner, DER Reisebüro, Tourist-Information Murnau,
vhs Murnau / Garmisch-Partenkirchen und Weilheim: Kreisbote / Penzberg:
Rundschau-Verlag & München Ticket GmbH, Tel. 0180 / 54 81 81 81,
www.muenchenticket.de
Einzelkarten:
Festivalpass:
Abendkassengebühr:
Do. 21.10.: 22.- / erm. 16.- EUR
Fr. 22.10.: 38.- / erm. 28.- EUR
Sa. 23.10.: 26.- / erm. 18.- EUR
So. 24.10.: 38.- / erm. 28.- EUR
100.- / erm.* 60.- EUR
2.- EUR
* Ermäßigungen gelten für Schüler/Studenten und Schwerbehinderte
Reservierungen:
Tourist-Information Murnau, Tel.: 08841-61410
oder [email protected]
Info: www.weltmusikfestival-grenzenlos.de
Veranstalter: Kulturverein Murnau e.V., 1. Vorsitzender: Konstantin Zeitler
Künstlerische Leitung: Thomas Köthe
Bühnengestaltung: Christian Schied und Bernd Weber
Dank an unsere Sponsoren: Akustik Gitarre, Alpenhof Murnau, Buchhandlung Gattner,
Restaurant La Strada, Wildner Records, Zupfgeige - Karlsruhe und Marktgemeinde Murnau
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GOLDSCHMIEDE
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Peter Kreitmeir
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82418 Murnau
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Seidlstr. 12 | 82418 Murnau
Telefon: 0 88 41 - 48 960-0
Telefax: 0 88 41 - 48 960-20
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www.lastrada-murnau.de
Mo.-So. 11:30h-14:30h u. 17:30h-23.00h
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Weltmusikfestival Murnau 2010
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Grußwort
Mit dem Musikfestival Grenzenlos des Jahres 2010
gehen die Marktgemeinde und der Kulturverein e.V.
gemeinsam nun schon in die elfte Runde. Der große
Zuspruch der vergangenen Jahre, insbesondere der
Besucherrekord der Jubiläumsveranstaltung im Vorjahr,
haben uns alle sehr erfreut und ermutigt, den eingeschlagenen Weg weiter zu gehen. Die hervorragende
Qualität und das hochrangige Programm des Festivals
ziehen Jahr für Jahr mehr Zuhörer in ihren Bann und
unterstreichen die außerordentliche Vielfältigkeit eines
nahezu unbegrenzten musikalischen Horizontes. Ziel
der Veranstaltungen ist es, die ganze Welt der Musik zu
uns zu holen, gute Gastgeber für Fremdes, Exotisches,
aber auch Abstraktes zu sein, eine Atmosphäre der
Offenheit und Verschiedenheit zu schaffen, in der man
sich wohlfühlt und das Besondere genießt.
„Die Gedanken sind frei“, heißt es so schön, doch nicht
nur der Kopf, auch das Herz erfreut sich der Unbeschränktheit und des Ungezwungenen. Lassen Sie Ihre
Seele baumeln, geben Sie Ihren Gefühlen und Gedanken freien Lauf beim Grenzenlos Weltmusikfestival 2010
in Murnau.
Mein Dank gilt Herrn Thomas Köthe, dem künstlerischen
Leiter, stellvertretend für alle Verantwortlichen, die sich
um die Organisation und das Programm kümmern.
Ich lade Sie alle herzlich ein, zu kommen und zu hören,
was das elfte Musikfestival Grenzenlos zu bieten hat
und wünsche allen Besuchern gute Unterhaltung mit
internationalen Künstlern, deren schöpferische Freiheit
nahezu „grenzenlos“ ist.
Ihr
Dr. Michael Rapp
1. Bürgermeister
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Grußwort
Grenzen aufheben, das kann nur die Musik, die Kunst
im Allgemeinen. Mit wieviel Mühe erlernen wir eine
Fremdsprache, wie leicht jedoch ist‘s uns, in Einklang
zu treten mit einer künstlerischen Aussage, auch wenn
sie von uns scheinbar fernen Welten kommt. Die Kunst
gehört zum Menschen wie der Atem und die Schönheit,
die Sprache und der Traum.
Wer Grenzen erfand, tat es, um sich zu schützen. Grenzen erwachsen aus Angst. Die Kunst sieht Ängste nicht
vor, noch gebiert sie Rassismen, sie lässt sich nicht fesseln im Käfig der Macht. Kunst ist das Gespräch des Menschen mit dem Menschen und somit mit sich selbst.
Buon festival,
Gianmaria Testa
Camerloher Musikschule Murnau e.V.
Mitglied im Verband Bayerischer Sing- und Musikschulen
und im Verband Deutscher Musikschulen
Grenzenlose Freude
mit Musik ...
Information und Anmeldung:
82418 Murnau, Mayr-Graz-Weg 14
Tel. 08841 / 3512, Fax 08841 / 4512
[email protected]
www.musikschule-murnau.de
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Grußwort
Dass sich das Weltmusikfestival Murnau in diesem Jahr
dem facettenreichen Thema „Emigration“ widmet, ist
eine mutige Entscheidung. Sie verknüpft die Freude an
der Musik mit einem politisch unbequemen Thema –
und das ist in unserer Festivalkultur nicht selbstverständlich. Schhließlich verbinden sich mit Erfahrungen
von Flucht, Exil, Emigration schmerzliche individuelle
Leidensgeschichten von Millionen von Menschen auf
der ganzen Welt. Auch im 21. Jahrhundert suchen politisch Verfolgte, Vertriebene, Katastrophenopfer Zuflucht
in fremden Ländern und Kulturen: Sie hoffen auf Verständnis und Solidarität, auf ein Leben in Würde.
Das Murnauer Festival erinnert daran und mahnt: Die
Freiheitsliebe der Menschen ist grenzenlos, doch Freiheit selbst endet dort, wo sie nicht hinreichend geschätzt, ihre Fragilität nicht begriffen, sie gegen
Angriffe nicht frühzeitig verteidigt wird. Die Musik gilt
als grenzüberschreitende Kunstform schlechthin: Sie
ist überall verständlich, bedarf nicht der Übersetzung.
Musik kann Nähe stiften, sie kann helfen, Vorurteile und
Barrieren abzubauen. Ganz in diesem Sinne wünsche
ich dem Murnauer Festival viele Gäste aus Nah und
Fern und allen Musikerinnen und Musikern große Lust
und Freude am gemeinsamen Spiel!
Wolfgang Thierse,
Bundestagsvizepräsident
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Einladung
Das Kriegsende 1945 ist ins deutsche Erinnerungskollektiv zurückgekehrt. Bombenkrieg, Flucht und Vertreibung, Massenvergewaltigungen und Kriegsgefangenschaft sind die Themen, in denen neuerdings auch wieder deutscher Opfer gedacht wird.
Das entspricht dem wohl bekannten Bedürfnis nach
„Selbstversöhnung“. Das Sprechen über die deutschen
Verbrechen im „Dritten Reich“ verbindet sich mit dem
Hinweis auf die selbst erlebten Leiden. Wer an das
Anderen zugefügte Leid erinnert, wird schnell als unversöhnlich oder rachsüchtig abgestempelt und auf das
Vergehen der Zeit hingewiesen, welche ja Versöhnung
sozusagen auf natürlichem Wege herbeiführe.
Diese „deutsche Sehnsucht“ (Max Horkheimer) nach Entlastung führt zu einer Selbststilisierung als Opfer, die
beansprucht, endlich auch für Deutsche das zu leisten,
was man zuvor für die Opfer des Nationalsozialismus
geleistet zu haben meint. Sie plädiert für eine neue
Unbefangenheit, die sich auch gern mit neuem Stolz und
Nationalbewusstsein verbinden. Man zeigt wieder Flagge.
Doch die Formulierung von der „deutschen Versöhnung
mit sich selbst“ ist gar nicht das Neue in der Debatte,
sondern einer der ältesten Bestandteile im Sprechen über
Nationalsozialismus, Zweiten Weltkrieg und Vernichtung
der Juden.
Nach 1945 verleugneten die Menschen in kollektiver
Verdrängung von einem Tag auf den anderen das, was
sie zuvor blindlings bejubelt und getan hatten. Die Verbrechen und der Völkermord waren keineswegs nur „im
deutschen Namen“, sondern überwiegend von Deutschen begangen worden. Es war nicht eine kleine fanatisierte Clique von nationalsozialistischen Gewalttätern
verantwortlich, sondern der große Teile des deutschen
Volkes hatte als Täter, Mitläufer oder Zuschauer Schuld
auf sich geladen.
Eine freie Gesellschaft aber braucht innerlich freie Menschen. Will man dem Vermächtnis der Geschwister Scholl
gerecht werden, dann muss man sich ihren Maßstäben
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stellen. „Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit“, heißt
es in ihrem fünften Flugblatt, „den ihr um eure Herzen
gelegt habt!“
In diesem Sinne möchte das diesjährige Festival einen
künstlerischen Kontrapunkt setzen gegen Gleichgültigkeit, Verdrängen und Vergessen.
Die Künstler, die wir eingeladen haben, repräsentieren
jeder auf seine Weise einen individuellen Umgang mit
regressiven Strukturen.
Mit dem Münchner Komponisten Karl Amadeus Hartmann
bringen wir einen wachen Humanisten in Erinnerung, der
in seinem Schaffen klar Stellung gegen die deutsche
Barbarei bezogen hat. Seine Partituren überdauerten den
Krieg ausgerechnet im damals „braunen“ Murnau, vergraben im Pfarrgarten der evangelischen Christuskirche.
Mit einem Konzert und einer Ausstellung wird dieser
herausragende Komponist und Humanist gewürdigt.
Mit Manuel Barrueco wird ein Künstler kommen, der das
allgemein so geliebte Bild des lebensfrohen Kubas, des
permanenten Buena Visto Social Clubs in Frage stellt, da
er, um sich künstlerisch frei zu entwickeln, seine Heimat
verlassen mußte und bis heute darunter leidet.
Er, der in der ganzen Welt zu Hause ist, betrat die Insel
seit seiner Flucht nicht mehr.
Das Trio Rouge interpretiert Lieder aus dem riesigen
Reservoire italienischer Volkskultur „von unten“: Gesänge von Hirten, Tagelöhnern, frühen Sozialisten, die
von politischer Utopie und Widerstand handeln, werden
als virtuose Stimm- und Klangkunst geboten.
Den Abschluß bildet ein Konzert jener Musiker, die schon
beim Woodstock Festival in den 60´er Jahren spielten und
aus dieser Erfahrung die Gruppe Oregon schufen. Sie
haben sich – geprägt durch die sich dort der Welt zeigende Bewegung – ihre große innere Freiheit bewahrt.
Ihr
Thomas Köthe
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Karl Amadeus Hartmann
Der innere Emigrant
Konzert und Ausstellung
Konzert
Do. 21.10. – 20 Uhr
Kammerorchester der Bayerischen Philharmonie
Ltg.: Andreas Hérm Baumgartner
Programm:
Karl Amadeus Hartmann (1905 – 1963):
Symphonie Nr. 4
Franz Schubert (1797 – 1828):
"Der Tod und das Mädchen" D 810
Bearbeitung für Streichorchester:
Andreas Hérm Baumgartner
Eintritt: 22,- EUR / ermäßigt: 16,- EUR
„......erkannte ich, dass es notwendig sei, ein Bekenntnis abzulegen, nicht aus Verzweiflung und Angst vor
jener Macht, sondern als Gegenaktion. Ich sagte mir,
dass die Freiheit siegt, auch dann, wenn wir vernichtet
werden.“ (K. A. Hartmann)
Man wird Karl Amadeus Hartmann nicht gerecht, wenn
man ihn in eine Reihe mit jenen stellt, die sich durch den
Rückzug in die so genannte „Innere Emigration“ dem
Widerstand gegen das Dritte Reich entzogen haben und
dabei doch in ihren Produktionen der herrschenden Blutund-Boden-Ideologie sehr nah gekommen sind.
Hartmann hingegen leistete durch seine Kompositionen
aktiven Widerstand und griff wach und betroffen zugleich
Inhalte auf, die ihn den Kopf hätten kosten können. Darin
unterscheidet er sich eindeutig von Künstlern wie Walter
von Molo oder Frank Thieß, die den Begriff der Inneren
Emigration nach dem Krieg eingebracht haben, um sich
larmoyant bis provokativ von den zahlreichen Emigranten
wie z.B. Thomas Mann abzusetzen. Hartmann hingegen
wählte einen anderen Weg. Er wehrte sich gegen den
deutschen Größenwahn mit seiner musikalischen Sprache. Er registrierte die menschliche Katastrophe und
stellte ihr eine künstlerische Antwort gegenüber, indem er
z.B. in seinen Kompositionen bewusst jüdische und sozialistische Motive verwendete. Dies war eine mutige und
klare Aussage in einer Zeit, in der jeder Anklang an Empathie mit dem Schicksal jüdischer oder sozialistisch geprägter Menschen die persönliche Vernichtung zur Folge
haben konnte.
Nach dem Krieg verschwieg Hartmann diesen aktiven
Widerstand und sprach lediglich von „Innerer Emigration“. Politisch wach wie er war, sah er natürlich auch,
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daß nahezu jede wichtige gesellschaftliche Position in
Deutschland, so auch der deutsche Musikbetrieb, wieder in den Händen der „Alten Kameraden“ lag.
„Auch werden sie, die 12 Jahre obenauf waren, wieder
frecher und versuchen die Antifaschisten, die ihnen natürlich im Wege sind, an die Wand zu drücken.“
(K. A. Hartmann)
Der Großteil jener Personen, die als Handlanger des diktatorischen Systems gewirkt hatten, wie beispielsweise
auch die Komponisten Carl Orff oder Werner Egk, kehrten in einflussreiche Stellungen zurück.
Anstelle von Gewissenserforschung, Wiedergutmachung
an den Opfern und innerer Umkehr trat häufig die selbst
erteilte Generalabsolution durch Verdrängen und Vergessen. Emigranten, Opfer der Gewalt waren bald wieder
Anfeindungen, Verfemung und Ausgrenzung aus Teilen
der Gemeinschaft ausgesetzt, während einstige Opportunisten wieder Erfolge feierten.
Sprach Ralph Giordano von einer „zweiten Schuld“
durch ein fehlendes Unrechtsbewußtsein des Großteils
der Bevölkerung, so kann man von einer erneuten, einer
zweiten Emigration jener sprechen, die unter den Deutschen gelitten haben und nach Kriegsende erkennen
mußten, daß sie mit ihrer Geschichte nicht wahrgenommen werden und so erneut Opfer wurden.
„...er hatte sich so lange auf den frieden gefreut. nun war
der friede gekommen, nun war die zeit der siegesfeiern
seiner und aller neuen musik, er konnte einfach nicht
glauben dass es so wenig grund gab sich zu freuen. er
musste neutralisieren, sich abwenden. er brauchte seine
zeit für die sinfonien.“ (Hans Werner Henze)
Andreas Hérm Baumgartner:
Studium u.a. bei Prof. Paul Lachenmeir, Michael Gielen, Jorge Rotter,
Anton Ruppert – Assistent bei Zubin Mehta, Bayerische Staatsoper –
Gründer des Kairos Ensemble – Gründer der Konzertreihe „Blick zurück
nach vorn”, der Neuen Pinakothek und der Pinakothek der Moderne,
Schloß Nymphenburg – seit 2007 Geschäftsführender Vorsitzender der
internationalen Karl-Amadeus-Hartmann-Gesellschaft, München – ab
2008 Chefdirigent des Csik Chamber Orchestra – Konzerte in Europa,
Brasilien, Thailand – zahlreiche CD-Produktionen
Kammerorchester der Bayerischen Philharmonie:
2008 gegründet – Schwerpunkte: Musik des 20. und 21. Jahrhunderts
Ausstellung
Karl Amadeus Hartmann – Der innere Emigrant
18. – 24.10.
im Kultur- und Tagungszentrum Murnau
Öffnungszeiten: 18. bis 20.10.: 17 bis 19 Uhr
21. bis 24.10.: 17 bis 21 Uhr
Einführung ins Konzert: 21.10., 18 Uhr
Eintritt: frei
In Zusammenarbeit mit der Karl Amadeus Hartmann Gesellschaft e.V.,
München
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Fr. 22.10. – 20 Uhr
Manuel Barrueco
guitar
Der kubanische Diktator Batista genoss gute Beziehungen zu den USA und wurde von diesen unterstützt.
Korruption, soziale Ungerechtigkeit und Armut waren an
der Tagesordnung. Gleichzeitig wurde Havanna zur
Vergnügungsmetropole der US-amerikanischen Oberschicht; die meisten Kasinos und Bordelle gehörten der
US-amerikanischen Mafia. Unter der Diktatur Batistas
und seines Geheimdienstes wurden ca. 20.000
Menschen, oft nach schweren Folterungen, ermordet.
Nach erfolgreichem Kampf der Revolutionäre unter Fidel
Castro 1958 war der Diktator zur Flucht gezwungen.
Nach der Enteignung der US-Vermögen im Jahr 1960
brach die U.S.A. sämtliche Beziehungen ab und führte
ein für die Wirtschaft und die Bevölkerung folgenreiches
politisches und wirtschaftliches Embargo ein. In den folgenden Jahrzehnten bestimmte die kubanische Einheitspartei, die „Kommunistische Partei Kubas“, das Land.
Wie so oft, wenn politische Parteien lange Zeit die Macht
innehaben, verfestigen sich Strukturen, werden Positionen nach dem vertrauten politischen Proporz besetzt,
Medien werden gleichgeschaltet und Meinungsfreiheit
wird zum Hohn. Die Sinngebung des Systems liegt allein
im Machterhalt der regierenden Klasse und deren
Familien. So verkommen auch Revolutionen. Die in Kuba
postulierte „Unfehlbarkeit des Sozialismus“ zwingt
Andersdenkende in die Isolation, füllt die Gefängnisse.
Manuel Barrueco, geboren 1952 in Santiago de Cuba,
begann das Gitarrenspiel im Alter von acht Jahren als
Schüler des Esteban Salas Conservatory in Kuba. 1967
emigrierte er mit seiner Familie als politischer Flüchtling
in die U.S.A..
Schon bald avancierte er dort zu einem der bedeutendsten Gitarristen unserer Zeit. Elegant vereinigte er lyrische und klangliche Qualitäten bei einem bis dahin unerreichten Grad an virtuoser Perfektion. Mit 22 Jahren
erhielt er als erster Gitarrist den renommierten New
Yorker Concert Artist Guild Award. Seine legendären
Aufnahmen der Transkriptionen von Klavierwerken der
spanischen Komponisten Albéniz und Granados brachten
das Gitarrenspiel auf ein vorher nie da gewesenes
Niveau. Er ist außerdem der erste Gitarrist, der seine
Virtuosität ganz in den Dienst einer stilistisch getreuen
Interpretation stellte und so der Gitarre den Rang eines
dem Klavier ebenbürtigen seriösen polyphonen Musikinstruments gegeben hat. Als „grenzenloser Grenz-
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gänger“ arbeitete er mit Künstlern aller Genres erfolgreich zusammen, so mit Placido Domingo und Sergej
Ozawa als auch mit Steve Morse (Deep Purple) und Andy
Summers (The Police). In Murnau wird er sein aktuelles
Solo-Programm vorstellen.
Programm: Werke von J. Ardévol, A. Piazzolla, D. YanovYanovsky, M. Ponce, F. Tárrega, J. Malats
Tourneen in: Europa, Japan, Korea, Taiwan, Singapore, Hong Kong,
Mexico, Brazil, Colombia, Costa Rica, and Puerto Rico
Eine Auswahl seiner musikalischen Partner: Seiji Ozawa, Plácido
Domingo, Barbara Hendricks, Emmanuel Pahud, The King’s Singers,
Steven Stucky, Michael Daugherty, Roberto Sierra, Arvo Pärt and Toru
Takemitsu, Frank Peter Zimmerman, Al Di Meola, Steve Morse (Deep
Purple), and Andy Summers (The Police)
Begleitende Orchester: Russian State Symphony, Helsinki
Philharmonic, Royal Philharmonic, NHK Symphony, New Japan Philharmonic, Auckland Symphony in New Zealand, Bayerischer Rundfunk,
Orquesta Sinfónica de Galicia, London Symphony, Orchestra of Castilla
and Leon, National Orchestra of Spain, St. Paul Chamber Orchestra,
New Jersey Symphony, Utah Symphony Orchestra, Los Angeles Philharmonic, Philadelphia Orchestra, Boston Symphony, Baltimore Symphony
Orchestra, Seattle Symphony u.a.
Konzertorte: Royal Albert Hall in London, Musikverein Wien, Concertgebouw in Amsterdam, Philharmonie in Berlin, Teatro Real in Madrid und
Palau de la Musica in Barcelona, Hollywood Bowl u.a.
Grammy: Latin Grammy nominiert für Best Classical Recording (2009),
Grammy nominiert für „Solo Piazzolla“ (2007) und „Tango Sensations“
(2008)
Eintritt: 38,- EUR / ermäßigt: 28,- EUR
Max Beckmann. Apokalypse.
Visionen der Endzeit
in Überlieferung und Moderne
22. Juli bis 7. November 2010
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag von 10 Uhr bis 17 Uhr
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Grußwort
Die Expressionisten und politisch engagierte Kunst im
Allgemeinen hatte ich schon als Schülerin ins Herz
geschlossen. Am Humanistischen Gymnasium lasen
wir Schillers Don Carlos, und ich erinnere mich bis
heute an die Forderung: „Geben Sie Gedankenfreiheit!”
Ödön von Horvath kannte ich vom Theater. Über meinem Bett hing ein blaues Pferd von Franz Marc und
über meinem Schreibtisch eine Totenmaske von Kurt
Tucholsky. Unvergessen bleiben mir Lieder aus dem
Widerstand.
Mir gefiel das Bemühen um elementare Freiheiten des
Menschen und das Erziehen zur Verantwortung jedes
Einzelnen, demokratische Prinzipien zu erwirken und zu
verteidigen. Ich mochte es, wenn jemand auch mit der
Themenwahl gekonnt Stellung zu unserer Gesellschaft
bezog. Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis
war allerdings genau so unübersehbar wie der zwischen Inland und Ausland. Als unser Geschichtslehrer
uns auf einer Landkarte zeigte, wann sich Deutschlands Grenzen wohin „verschoben” hatten, fragte ich,
was genau er damit meinte. „Verschieben” tun sich
Grenzen ja nicht von alleine. Leopold Fischer verließ
den Raum, der Unterricht fiel aus.
Kurz vor dem Abitur beteiligte ich mich mit dem selbstgewählten Thema „Daten innerer und äußerer Freiheit
aus Geschichte und Politik Europas“ am Europäischen
Aufsatzwettbewerb. Ich schrieb von Hitler’s Machtergreifung 1933, was mir eine Einladung von Jacques
Chirac nach Paris einbrachte, nicht vom deutschen
Bundespräsidenten Karl Carstens, der 1933 Mitglied
der SA geworden war.
Als ich 3 Jahre später zum ersten Mal vor Gericht stand,
fragte mich der Vorsitzende Richter im gerammelt vollen Saal, warum ich dem Chefredakteur der Tageszeitung eine Karte mit Franz Marcs Chamäleon geschickt
hatte. Der fühle sich beleidigt. Als ich beantragte, vor
der Passauer Nibelungenhalle ein Mahnmal für Opfer
des Nationalsozialismus aufstellen zu dürfen, lehnte
Bürgermeister Hans Koniszewski dies vehement ab.
Als ich Oberbürgermeister Hans Hösl bat, etwas gegen
die rechtsextremen Massenkundgebungen zu unternehmen, erklärte er mir, die Gastwirte wollten nicht auf
die damit verbundenen Einnahmen verzichten.
Als ich über das Passauer Haus berichtete, in dem Hitler als
Kind gelebt hatte, bestritt der Bayerische Ministerpräsident
Max Streibl öffentlich, es hätte dort eine Gedenkstätte
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gegeben. Dabei liegen bis heute Photos, Zeitungsberichte
und sogar das damalige Besucherbuch vor.
Als ich mich 1995 erneut gegen die Ehrung von NSTätern auflehnte, fragte Felix Kuballa vom WDR
Oberbürgermeister Willy Schmöller, ob er denn einen
SS-General für ein Opfer des Nationalsozialismus halte.
Schmöller, von Beruf Lehrer, antwortete vor laufender
Kamera, er könne dies „nicht beurteilen”.
Während des Studiums hat mich das Thema Exil und
Emigration besonders fasziniert – ohne zu ahnen, daß
ich diesen Weg selber einmal gehen würde.
Murnau ist mir deshalb seit vielen Jahren ein Begriff.
Auf kleinem, überschaubarem Raum lassen sich
Zusammenhänge besonders spannend aufzeigen.
Christoph Probst kam in Murnau zur Welt. Ein Ort des
Widerstandes ist Murnau deshalb allerdings ebenso
wenig wie Passau. Max Dingler oder örtliche
Blutsordensträger kann man genausowenig unter den
Teppich kehren wie deren Passauer Kollegen. Während
Wassily Kandinsky sich in Murnau von der Gegenständlichkeit löste und Ödön von Horvath den kleinbürgerlichen Faschismus beobachtete, entstand im
Anwesen von Gottfried Feder das Parteiprogramm der
NSDAP. Horvath mußte fliehen, Gabriele Münter die
Werke ihres ehemaligen Lebensgefährten Kandinsky
einmauern und in die Innere Emigration flüchten. Karl
Amadeus Hartmann, der Gründer der Reihe Musica
Viva, vergrub seine Partituren im Garten der evangelischen Kirche. Menschen und Werke wie diese könnnen
nicht vom politischen Hintergrund gelöst werden.
Gerade kleinere Hochburgen der Nationalsozialisten mit
einer nach dem Krieg bestehenden Kontinuität einflußreicher Personen tun sich da schwer. Ortschroniken
umschiffen solche Problematiken gerne, obwohl es
immer wieder lohnende Anknüpfungspunkte gäbe. Im
Interesse der Wahrheit und eines besseren Verständnisses muß eine solche Thematisierung wie auch eine
personelle Verortung dieser Zeit aber stattfinden.
Von außen wird dies vielleicht noch deutlicher. Ich erinnere mich z.B. noch heute, wie entsetzt einige Professoren in Kanada mir vom Vortrag eines Passauer
Literaturwissenschaftlers hier in Nordamerika berichteten. Er hatte die Judenbuche als Thema gewählt und
akribisch genau über die Buche geredet, aber die
Juden beiseite gelassen.
Exil und Emigration sind mitunter eine Chance. Sie tun
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aber immer auch weh. Beide sind leider Themen der
Menschheitsgeschichte geblieben und nicht auf die
Dritte Welt beschränkt. Ich habe mich Exilanten und
Emigranten schon in Deutschland verbunden gefühlt,
immer wieder an deren Seite gekämpft und vier Jahre
mit einem Immigranten aus dem Irak gelebt.
Mein Umzug nach Amerika ist sicher glücklicher verlaufen als der von vielen Anderen: Ich mußte um kein
Visum betteln. Ich brauchte niemanden bestechen oder
belügen. Ich mußte nicht Schlange stehen und keine
Diskriminierung fürchten. Ich wurde von Privatpersonen
mit offenen Armen aufgenommen und von der
Regierung offiziell willkommen geheißen. In knapp 20
Jahren ist das von mir gewählte Land auch meine
Heimat geworden. Ich denke und ich schreibe in der
neuen Sprache. Ich träume auf Englisch, und wenn ich
müde bin, wird mein Deutsch mitunter fehlerhaft.
Wie sehr ich Deutschland allerdings in mir trage, merke
ich auch an den Reaktionen Anderer. Unübersehbar
sind auch die Spuren der heftigen Reaktionen auf mein
Bemühen, Geschichte nicht zu verdrängen, sondern
Klarheit in einem noch viel zu dunklen Kapitel Deutschlands zu schaffen. Mein Leben ist zum Spagat zwischen zwei Kulturen geworden.
Daß Murnau heuer solche Aspekte musikalisch
„beleuchten“ will, um auf für den Einzelnen meist doch
recht erschütternde Lebensumstände hinzuweisen,
freut mich besonders. Gerade Konfrontation mit Einzelschicksalen kann auch zum Ansatz für eine tiefere
Auseinandersetzung mit dem Thema werden. Ich wünsche Ihnen von Herzen viel Erfolg und Ihren Besuchern
eine echte Bereicherung!
Ihre
Anna E. Rosmus
KRÖNNER: KAFFEEHAUS & KONDITOREI
IM MURNAUER OBERMARKT
Barbara Krönner · Obermarkt 8 · 82418 Murnau
T 08841.1272 · www.kultur-im-kaffeehaus.de
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Trio Rouge – Italian Songs
Lucilla Galeazzi, vocal – Vincent Courtois,
violoncello – Michel Godard, tuba
Im September 1943 besetzte die deutsche Wehrmacht
Italien. Aus Verbündeten waren Feinde geworden. In der
Folge verschleppten die Besatzer hunderttausende
Italiener zur Zwangsarbeit in den deutschen Machtbereich. Sie deportierten und vernichteten die jüdische
Bevölkerung Italiens. Partisanen wehrten sich gegen die
landeseigenen Faschisten und die deutschen Besatzer
und organisierten den militanten und zivilen Widerstand
immer breiter werdender Teile der Bevölkerung. Vor
allem in Mittel- und Norditalien bildete die Partisanenbewegung eine der Grundlagen der demokratischen
Erneuerung des Landes. Am 25. April 1944 befreite sich
Italien selbst vom Faschismus. Mussolini‘s sogenannte
Repubblica Sociale Italiana ging im Widerstand unter.
Dieser Tag ist ein Feiertag in der europäischen Geschichte geworden, weil sich Antifaschisten erfolgreich
gegen die blutige Herrschaft einer als Republik verklärten Diktatur wehrten, die Andersdenkende vernichtete
und weil mit ihr eine brutale, unmenschliche Besetzung
zu Ende ging.
Deshalb ist dieser Feiertag der Befreiung vom Faschismus immer wieder ein Gradmesser dessen, was die italienische Republik aus ihrer Vergangenheit gelernt hat.
Die rechtsnationale Regierung unter Silvio Berlusconi,
mit nie da gewesener Machtkonzentration in Wirtschaft,
Medien und Politik, versucht, ihn zu relativieren. Für sie
ist die Erinnerung an die Resistenza überholt.
L’Italia che resiste, das Italien, das Widerstand leistet,
lässt seitdem lautstark von sich hören, kämpft im zivilen
Widerstand um die Erinnerung und tritt ein für die
Verteidigung der Verfassung, für die Wiederherstellung
wirklich demokratischer Verhältnisse, für den Schutz
des Andersartigen, gegen die Gleichgültigkeit.
Wie in Deutschland etablierte sich als Gegenbewegung
zur starken Verflachung, zur Nivellierung der gesamten
Kultur und des Alltags eine neue Volksmusik, die nicht
das Erbe der Vergangenheit einfach übernimmt, sondern es der heutigen Zeit entsprechend adaptiert und
bereichert. Das Trio Rouge greift Lieder aus der italienischen Tradition des Befreiungskampfes auf, Lieder des
ersten Weltkrieges (O Gorizia) und Lieder des Widerstands wie Bella Ciao, ein Lied, das mittlerweile ein
Symbol für den europäischen Widerstand ist und modifiziert sie, um uns ihre immer noch aktuellen Inhalte ins
Bewusstsein zu bringen.
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Diese Lieder, die das Selbstverständnis der Menschen
und des Landes prägten, werden durch die virtuosen
Improvisationen der drei Musiker zu einem mitreißenden
Erlebnis.
....Dies ist die Blume des Partisanen
Oh Schöne Ade, Schöne Ade, Schöne Ade! Ade! Ade!
Dies ist die Blume des Partisanen
Der für die Freiheit starb
(Bella Ciao)
Lucilla Galeazzi, umbrische Forscherin, Autorin und Sängerin –
Zusammenarbeit mit: Quartett von Giovanna Marini, Roberto De Simone,
Solistin im Europäischen Jazz-Orchester Straßburg, Luciano Berio, O.
Calò, T. Gubitsch, A. Sparagna, C. Rizzo, J. Cedron, J.J. Mosalini,
G.Beytelmann, A.Agri, G. Schiaffini, C. Barthelemy, M. Godard, M.
Riesler, V. Courtois, P. Minafra, B. Tommaso, G. Trovesi, Umbrian contemporary music orchestra, Enzo Gragnaniello, Nando Citarella singers,
Christina Pluhar, Marco Gatti, Lucio Dalla, Vinicio Caposela, Enza
Pagliara, Nando Citarella, Sergio Rendine, Mauro Pagani Meridiana
Orchestra, San Remo Symphony Orchestra, Alice and Patty Smith u.a.
Vincenc Courtois, violoncello – Zusammenarbeit mit: J.C. Capon
„Cello Fans“, European Jazz Orchestra of Young Talents, Yochk'o Seffer
Bigband, Orchestre National de Jazz, Martial Solal, Juliette Gréco,
Michel Petrucciani, Louis Sclavis, Rabih Abou-Khalil u.a.
Michel Godard, tuba – Zusammenarbeit mit: Orchestre Philarmonique
de Radio-France, Orchestre National de France, Musique Vivante,
Ensemble Jacques Moderne, Ensemble Baroque La Venice, Orchestre
National de Jazz, Michel Portal, Louis Sclavis, Henri Texier, Antoine
Hervé, Kenny Wheeler, Rabih Abou Khalil, Wolfgang Puschnig, Pierre
Favre, Enrico Rava, Jean-Luc Ponthieux, Gérard Marais u.a.
Eintritt: 26,- EUR / ermäßigt: 18,- EUR
grenzenlos frei
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Grußwort
19. Dezember 1933: Der Frankfurter Kinderarzt Paul Grosser kommt
mit Familie in Saint Germain en Laye bei Paris an.
4. Januar 1934: Mein erster Schultag ohne Sprachkenntnis
im Collège municipal.
1. Februar 1934: Ich werde neun.
6. Februar 1935: Tod meines Vaters. Meine Mutter eröffnet
ein Kinderheim.
1. Oktober 1937: Lily Grosser mit beiden Kinder französisch naturalisiert. Da bin ich schon seit langem voll integriert. Dank der wunderbaren Lehrerinnen, dank der Pfadfinder.
Juni 1940: Fahrradflucht vor den Deutschen mit der Schwester (die
im April 1941 an den medizinischen Konsequenzen stirbt).
In Südfrankreich, schliesslich „unterirdisch“ in Marseille.
Nach Kriegsende: Normale Karriere an französischer Universität
und in Medien.
Soweit mein Lebenslauf in Stichworten. 1997 nenne ich
mein Memoiren-Buch Une vie de Français. Und ich
ärgere mich, wenn ein deutscher Medienmensch mich
vorstellt mit: „In Frankfurt geboren. Lebt in Frankreich.“
Ich „lebe“ nicht in Frankreich. Ich bin Franzose und wäre
es auch noch, wenn ich in München oder Hamburg
leben würde! Aber dennoch habe ich ab 1945 das Gefühl
einer Mitverantwortung für die Zukunft der freiheitlichen
Demokratie in Deutschland, zusammen mit den ehemaligen Gegnern des Hitler-Regimes wie beispielsweise
Walter Kolb, dem damaligen Oberbürgermeister von
Frankfurt, dem ich 1947 begegnete bei meiner ersten
sechs Wochen langen Reise durch die drei westlichen
Zonen. Ich beteiligte mich an einer Artikel-Reihe in
Combat über die deutsche Jugend und die Notwendigkeit, die französische Grenze für sie aufzumachen. Und
von 1948 bis 1967 war ich Generalsekretär des Comité
français d’échanges avec l’Allemagne nouvelle. Was
bedeutet Deutschland für mich? In meinem Buch Mein
Deutschland (1993) beschrieb ich es so: „Es geht um das
ständige Gefühl einer Mitverantwortung, eines Mitwirkenwollens, -dürfens und -könnens. Als Begleiter von
draußen, der innen dabei ist und mit Teilnahme als
Teilnehmer miterlebt.“ Weil ich Franzose bin, habe ich die
französische Politik im Algerien-Krieg hart angegriffen. Da
meine vier Großeltern Juden waren, fühle ich mich
genötigt, Israels Politik gegenüber den Palästinensern
hart zu kritisieren. Die zwei Werte für Europa, die nicht
genügend verstanden werden, sind: Die Sympathie für
das Leiden der Anderen, vor allem der Besiegten, und die
Distanz zu den eigenen Zugehörigkeiten, die diese Sympathie ermöglicht.
Alfred Grosser
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So. 24.10. – 20 Uhr
Oregon
Paul McCandless, woodwinds
Ralph Towner, guitar
Glen Moore, bass
Mark Walker, percussion / drums
In einer Zeit, in der das Land voller Verbote war, voller
Ausrufezeichen, in bester Tradition des wilhelminischen
Obrigkeitsstaats, in dem nur eine Stunde Rockmusik im
Radio kam, in der jede Autoritätsperson zuschlagen
durfte: Eltern, Lehrer, Pfarrer, jeder Erwachsene, in der
man gegen den Anstand verstieß, wenn man sich auf
den Rasen setzte oder sehr schnell ins KZ gewünscht
wurde, weil man gegen Franz Josef Strauß demonstrierte,
der den Napalmkrieg der Amerikaner in Vietnam verteidigte, denn „unsere Verbündeten schützen dort unsere
Freiheit!“, war der Lack der Zivilisation sehr dünn.
Menschen, die die halbe Welt in Scherben geschlagen
und eine Blutspur durch Europa gezogen hatten, erregten sich maßlos über lange Haare, ein Hosenanzug im
Parlament war noch eine Provokation und ein Grund,
Redeverbot zu erteilen. „Geht doch rüber!", wurde einem
zugerufen, wenn man anders sein wollte als die
Generation der Eltern. In dieser Zeit versuchte die jüngst
so gescholtene Generation der 68er die Türen aufzustoßen, vielleicht aus Notwehr.
Später, nach dem Abschied von der Illusion, dass alle für
ein Ziel kämpfen, so vielfältig die Bewegung auch sein
mochte, driftete ein kleiner Teil in den Terror ab, während der Großteil sich mit dem gesellschaftlichen Status
Quo arrangierte. Heute, während der Neoliberalismus
das System sprengt und die Gesellschaft spaltet, haben
sich die letzten Hoffnungen verflüchtigt, die Welt verändern zu können. Man lebt zwar freier und vielfältiger als
vor 30 Jahren, aber die Welt ist nicht gerechter geworden. Der Tod von Utopien ist von sogenannten Realisten
nach 1990 gefeiert worden. Die vielfältigen Potentiale
des Menschen kommen aber nicht zur Entfaltung. Die
Ideologie betriebswirtschaftlicher Rationalisierung mit
ihrer Umverteilung nach oben und dem Sparzwang nach
unten läuft den traditionellen Emanzipationsidealen von
Aufklärung, Gerechtigkeit, Solidarität, Gleichheit zuwider. Der Gedanke, dass die freie Entwicklung eines
jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller sei,
ist uns fremd geworden.
Die Zeit der 68er Jahre ist Geschichte geworden und die
Musik dieser Generation ist nun selbst dem Bayerischen
Rundfunk einen ganzen Abend wert.
Das Woodstock-Festival war eine Initiale für eine künstlerische und gesellschaftliche Revolution. Das Streben
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nach Freiheit und Ungebundenheit, der Protest gegen
den Vietnamkrieg und die Bürgerrechtsbewegung vereinte eine ganze Generation. Der Horizont weitete sich.
Blues, Soul, Country, Protestsongs, Rock, Jazz, indische,
brasilianische, aber auch experimentelle und klassische
Musik wurden präsent und als gleichwertig betrachtet.
Die Improvisation, der flow wurde ein wichtiges Element
des musikalischen Zusammenspiels.
Ralph Towner, Colin Walcott, Glen Moore und Paul
McCandless entwickelten als Mitglieder des Paul Winter
Consorts in den frühen 70er Jahren in Kollektivimprovisationen während einer langen Tour die genreüberschreitende Synthese Oregon, die mit einem vielfältigen
Instrumentarium unterschiedlichster Herkunft ethnische,
klassische und jazzige Elemente verbindet. Ihre Variabilität war Folge einer allgemeinen Neugier, Grenzen zu
überwinden oder erst gar nicht wahrzunehmen. Diese
Unvoreingenommenheit gegenüber Musik aller Stile und
Etnien war wegweisend. Über drei Jahrzehnte, nur
unterbrochen durch den tragischen Tod von Colin
Walcott, entwickelte Oregon eine gelungene Mischung
aus Jazz, Avantgarde und ethnischer Musik, gepaart mit
instrumentellem Variationsreichtum. Die vier Charaktere
der Musiker verbinden sich völlig gleichberechtigt quasi
basisdemokratisch zu einem Ganzen.
Das Konzert der Musiker, die auch aus der Erfahrung
des Festivals Woodstock die Gruppe Oregon schufen,
bildet den Abschluss unseres Festivals.
Ralph Towner, Multiinstrumentalist und Komponist; Studium: Komposition, University of Oregon; Klassische Gitarre, Wien – Partner: u.a.
Keith Jarrett, Weather Report, Egberto Gismonti, Gary Burton, John
Abercrombie, Gary Peacock, Jack DeJohnette, Eddie Gomez, Elvin
Jones, Freddie Hubbard, Michel Portal, Dave Holland, Paul Winter
Consort, Jan Garbarek, Trilok Gurtu u.a.
Zwei Kompositionen wurden von Apollo Astronauten auf dem Mond
deponiert. Zwei Mondkrater wurden nach Titeln seiner Stücke benannt.
Paul McCandless, Multinstrumentalist – studierte an Manhattan
School of Music – Partner: Pittsburgh Symphony, Paul Winter Consort,
Jaco Pastorius, Carla Bley, Art Lande/Dave Samuels, Wynton Marsalis,
Pat Metheny, Mark Isham, Steve Reich, Al Jarreau, Bruce Hornsby, Mike
Marshall, String Cheese Incident, Béla Fleck u.a.
Glen Moore, studierte an University of Oregon, dann bei Jerome Magil,
James Harnett, Gary Karr, Plough Christenson, Ludwig Streicher, Francois
Rabbath – Partner: Paul Bley, Bill Evans, Zoot Sims, Charlie Mariano,
Michael Brecker, Gary Burton, Tony Williams, Jimmy Cobb, Anthony Cox,
Charlie Haden, Gary Peacock, Dave Holland, Steve Swallow, Tim Hardin,
Taj Mahal, Jim Morrison, Airto Moreira, Rabih Abou-Khalil, Ravi Shankar,
Collin Walcott, Kronos Quartet, Winter Consort u.a.
Mark Walker, Schlagzeug – Professor Berklee College, Boston –
Drummers Collective, New York – Partner: Paquito D’Rivera, Rosa
Passos, Michel Camilo, David Liebman, Cesar Camargo Mariano, Ivan
Lins, Michael Brecker, Joe Lovano, Flora Purim, Dizzy Gillespie, Sammy
Davis Jr., Chu Cho Valdes, Eliane Elias, Jerry Gonzalez, Giovanni Hidalgo,
Chano Dominguez, Dianne Reeves, João Bosco u.a.
Eintritt: 38,- EUR / ermäßigt: 28,- EUR
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Weitere Konzerte des Kulturvereins Murnau 2010/11
3.12.2010 – 20 Uhr
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Solistin: Tanja Becker-Bender, Violine
Dirigent: Daniel Grossmann
Werke von Benjamin Britten, Felix Mendelssohn,
Jacques Offenbach, Paul Hindemith
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Garmisch-Partenkirchen und Weilheim: Kreisbote
Penzberg: Rundschau-Verlag
& München Ticket – Tel.: 0180-54818181
Infos:
www.murnauer-jazzkonzerte &
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Veranstalter:
Kulturverein Murnau e.V.
1. Vorsitzender: Konstantin Zeitler
Künstlerische Leitung:
Thomas Köthe
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Impressum
Redaktion und Konzept / Verantwortlich für Inhalt, Texte und Anzeigen:
Thomas Köthe, Am Eichholz 22, 82418 Murnau, koethe@ onlinehome.de –
Sound / Licht-Technik: Propa-Systems, [email protected] – Hotel:
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Druck: Druckerei Wiesendanger, Murnau – Web-Design: Rolf Thärichen, Murnau,
[email protected] – Presse: snapshot, München – Künstlerische
Leitung: Thomas Köthe – Träger: Kulturverein Murnau e.V., Am Eichholz 22,
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