Unterstützung von Kleinbauernfamilien zur Beschleunigung

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Unterstützung von Kleinbauernfamilien zur Beschleunigung
BRASILIEN, Bahia
Unterstützung von Kleinbauernfamilien
zur Beschleunigung der Landreform
Situation
Die Projektregion liegt im äussersten Südwesten des brasilianischen Bundesstaates Bahia. Die Bevölkerung leidet unter den Auswirkungen der zunehmenden Verbreitung von Monokulturen. Bahia ist mittlerweile das grösste
Rhizinusanbaugebiet Brasiliens für die Produktion von Biodiesel. Seit ein paar
Jahren werden auch vermehrt Eukalyptusbäume angepflanzt, wodurch die
­Bodenpreise ins Unermessliche steigen. Für die in der Region lebenden Kleinbäuerinnen und Kleinbauern bedeutet dies ein erhöhtes Risiko, von ­ihren
Ländern vertrieben zu werden. Die Familien, die bleiben, sind von Eukalyptus­
plantagen umlagert und haben enorme Trinkwasserprobleme, weil die
­Wasserstellen austrocknen. Die Region ist geprägt von Landflucht, steigender
Arbeitslosigkeit in den Städten sowie von Verschuldung und Verarmung der
kleinbäuerlichen ländlichen Bevölkerung.
VENEZUELA GUYANA
SURINAM
Fr.GUYANA
KOLUMBIEN
BRASILIEN
PERU
Brasilia
BOLIVIEN
PARAGUAY
ARGENTINIEN
URUGUAY
Ziele
Das Projekt organisiert und stärkt die Landlosen- und Kleinbauernorganisationen und unterstützt diese bei der Durchsetzung ihres Rechts auf Zugang und
Verteidigung von Land. Gleichzeitig trägt es zur Verbesserung der Ernährung
und des Einkommens der Familien sowie zur Erhaltung der Biodiversität im
­Cerrado (Savannen in Brasilien) bei. Zu den spezifischen Zielen gehören:
1. Die Unterstützung der Bemühungen gegen die Ausbreitung der EukalyptusMonokulturen, des Landkampfes und des Aufbaus neuer sozialer Netze
in den begleiteten Acampamentos (besetzte Gebiete) und Assentamentos
(Landsiedlungen)
2. Die Stärkung des Selbstwertgefühls der kleinbäuerlichen Zielgruppen, insbesondere der Frauen, in Bezug auf die Respektierung und Wertschätzung
ihrer kulturellen Eigenheiten sowie der ökonomischen Selbständigkeit
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Letzte Änderung: 25.4.2014
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3. Die Förderung von neuen sozialen Führungspersonen, insbesondere
­Jugendlicher
4. Die Fortbildung und Beratung in Agroökologie zur Verbesserung der
­Produktion
5. Der Aufbau und die Stärkung von Vermarktungseinheiten zur Verbesserung
des Einkommens
Zielgruppe
Begünstigt sind rund 1500 Familien. Es sind landlose Landarbeiter- sowie Kleinbauernfamilien.
Aktivitäten
a) Zugang und Verteidigung von Land: Die HEKS-Partnerorganisation Centro
de Estudos e Açao Social (CEAS) unterstützt vier Basisorganisationen und zwei
Kleinbauernbewegungen im Landkampf im Rahmen der Umsetzung der Agrarreform. 180 Familien in Landsiedlungen sollen im Verlauf der neuen ProjektPhase 2011 bis 2014 Landtitel erhalten. Begleitet werden auch 300 weitere
Landarbeiter- und Kleinbauernfamilien in der Region Caatinga, die in Gefahr
sind, wegen der Ausbreitung weiterer Monokulturen ihr Land zu verlieren.
b) Kampf gegen die weitere Ausbreitung der Eukalyptus-Monokulturen und
Erhaltung der Biodiversität: Um die Familien für die sozialen und ökologischen
Folgen von Monokulturen zu sensibilisieren, werden Austauschbesuche in Re­
gionen organisiert, in denen seit vielen Jahren Eukalyptus in grossen Monokulturen angebaut wird.
Gegen die weitere Ausbreitung von Eukalyptus-Monokulturen soll ein Forum
geschaffen werden, dessen Träger alle Kleinbauernorganisationen und -bewegungen der Region Südwestbahia sind. Das Forum wird Informations- und Lobbyaktionen durchführen, um die Bevölkerung über die Situation der Umweltzerstörung zu informieren und für den Erhalt der Biodiversität zu mobilisieren.
c) Verbesserung der Ernährungssicherung und des Einkommens: Die Fortbil-
dung in ökologischer Landwirtschaft soll zu einer Verbesserung der Produktion
führen. Dazu gehören Themen wie Boden- und Wasserschutz, Kompostierung
und Anwendung von organischem Dünger, biologische Schädlingsbekämpfung
und Anbau in Mischkulturen. Die Familien werden durch die AgronomInnen
der Equipe des CEAS fortgebildet sowie durch Austauschbesuche in andere
Gebiete und andere von HEKS unterstützte Projekte. Durch die Produktion des
eigenen traditionellen Saatgutes sind die Kleinbauern- und Kleinbäuerinnen
unabhängig und müssen nicht jedes Jahr hybrides Saatgut von einem Gross­
unternehmen wie Monsanto kaufen. Geplant ist zudem der Bau von drei neuen
Saatgut­banken in der Caatinga-Region.
Im Bereich Vermarktung sind die Stärkung der Kooperative Cooperativa Mista
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Agropecuaria dos Pequenos Agricultores do Sudoeste da Bahia (COOPASUP)
sowie die Schaffung von neuen Vermarktungseinheiten geplant. Die KleinproduzentInnen verkaufen ihre Produkte vor allem auf dem lokalen Markt. Seit
2009 besteht eine Zusammenarbeit zwischen COOPASUP und der staatlichen
Institution Companhia Nacional de Abestecimento (CONAB), die für das Programm der Schulspeisung Produkte aus der kleinbäuerlichen Landwirtschaft
kauft. Diese Zusammenarbeit zur Förderung der KleinproduzentInnen soll im
neuen Dreijahresprojekt noch ausgebaut werden.
d) Organisationsentwicklung: CEAS wird weiterhin die Kleinbauernbewegun-
gen MPA und CETA in ihrer institutionellen Entwicklung stärken. Ein besonde-
Land, Region, Stadt:
Brasilien, Bahia
Projektsumme 2014:
CHF 60 000.–
Finanzierungspartner:
BFA Nr. 422.9014
HEKS-Nr.: 812.020
Programmverantwortung:
Marie-Thérèse Roggo
rer Schwerpunkt wird auf die Organisation von sieben zusätzlichen ländlichen
Gemeinschaften gelegt. Mehr als 200 Familien sind noch nicht organisiert. Weil
sie Gefahr laufen, ihr Land wegen der weiteren Ausbreitung von Eukalyptusplantagen zu verlieren, wird ein starker Akzent auf die Sensibilisierung (ökologische und soziale Folgen von Monokulturen, juristische Beratung) der Familien
und die Bildung von ländlichen Organisationen gelegt.
Partnerorganisation
2013 begleitete CEAS 25 ländliche Gemeinschaften (477 Familien). Die Stärke
von CEAS liegt in der Mobilisierung und Organisation von Basisorganisationen
und Bauernbewegungen für den gewaltlosen Kampf für den Zugang zu und
die Verteidigung von Land. Unterstützt wurde der Kampf von 500 QuilomboasFamilien gegen die Ausbeutung ihres Landes durch ein Holzkohleunternehmen.
Das Recht der Quilombolas an ihrem Land wurde durch den Staat anerkannt,
die definitiven Landtitel stehen aber noch aus.
Die Menschen leiden ganz besonders unter den Rückständen von Pestiziden
in Boden und Wasser. Im letzten Jahr wurde das sozioökologische Forum der
Region Südwestbahia, das aus 13 Organisationen besteht, konsolidiert. Dieses
Forum engagiert sich gegen die weiter Ausbreitung des Eukalyptusanbaus. Mit
Unterstützung von CEAS wurde ein Umweltgesetz gegen die weitere Expansion
von Monokulturen ausgearbeitet, das bereits von vier Gemeinden angenommen wurde. Dieses Gesetz könnte auch in anderen Gegenden Brasiliens angewendet werden. Im neuen HEKS Landesprogramm wird CEAS seine Kontakte
und juristische Beratung für die Erarbeitung einer gemeinsamen Strategie
zum Widerstand gegen die Expansion von Monokulturen und Bergbau im Programmgebiet zur Verfügung stellen.
Im Bereich Agroökologie hat CEAS in Zusammenarbeit mit der Kleinbauernbewegung MPA 100 Familien ausgebildet.
Kontakt:
HEKS Kommunikation
Projektdienst
Seminarstrasse 28
8042 Zürich
Tel.: +41 44 360 88 95
E-Mail: [email protected]
Spenden: PC 80-1115-1
www.heks.ch
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