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Irak - Wikipedia
Irak
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Koordinaten: 33° 20′ n. Br., 44° 23′ ö. L. (http://kvaleberg.com/extensions/mapsources/?params=33_20_0_N_44_23_0_E_type:country_region:IQ)
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Irak ist ein Staat im westlichen Asien. Er grenzt an Kuwait, Saudi-Arabien, Jordanien, Syrien, die
Türkei, Iran und den Persischen Golf und umfasst dabei den größten Teil des zwischen Euphrat und Tigris
gelegenen "Zweistromlands" Mesopotamien, in dem die frühesten Hochkulturen im westlichen Teil Asiens
entstanden, sowie Teile der angrenzenden Berg- und Wüstenregionen. Er wird zu den Maschrek-Staaten
gezählt.
‫ار اا‬
al-Dschumhūriyya al-ʿʿIrāqiyya (arab.)
‫( ﯚﻡر اق‬kurd.)
Republik Irak
Der Irak befindet sich seit dem Irakkrieg 2003 unter militärischer Okkupation durch Truppen einer
internationalen Koalition und ist derzeit nur als teilsouverän zu betrachten. Eine Rückkehr zu gefestigten
staatlichen Strukturen ist noch nicht durchgehend verwirklicht.
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1 Geographie
2 Bevölkerung und Religion
3 Geschichte
3.1 20. Jahrhundert
3.2 Saddam Hussein
3.3 Invasion der USA und Verbündeter
4 Politik
4.1 Übergangsverfassung
4.2 Wahlen
4.2.1 Wahlen vom 30. Januar 2005
4.2.2 Wahlen vom 15. Dezember 2005
5 Verwaltungsgliederung
6 Militär
6.1 Heer
6.2 Spezieleinsatzkräfte ISOF
6.3 Marine
6.4 Luftwaffe
6.5 Private Sicherheitsunternehmen (Militärdienstleister)
7 Infrastruktur
7.1 Straßen
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(Details)
(Details)
Wahlspruch: Allāhu Akbar
(Arabisch für »Allah ist groß«)
Amtssprache
Hauptstadt
Staatsform
Staatspräsident
Ministerpräsident
Fläche
Einwohnerzahl
Bevölkerungsdichte
Währung
Zeitzone
Nationalhymne
Arabisch, Kurdisch
Bagdad ¹
Republik
Dschalal Talabani
Ibrahim al-Dschafari
437.072 km²
26.074.906 (2005)
62 Einwohner pro km²
Irakischer Dinar
UTC + 3
Mautini ²
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7.2 Schienenverkehr
7.3 Flughäfen
7.4 Telekommunikation
7.5 Elektrizität
7.6 Wasserstraßen
8 Wirtschaft
9 Landwirtschaft
10 Medien
10.1 Zeitungen
10.2 Hörfunk
10.3 Fernsehen
10.4 Internet
11 Kultur
11.1 Theater
11.2 Musik
12 Sport
13 Literatur
14 Weblinks
14.1 Deutsch
14.2 Andere Sprachen
Kfz-Kennzeichen
IRQ
Internet-TLD
.iq
Vorwahl
+964
¹: Hauptstadt des irakischen Kurdistan ist Erbil/Hewler
²:Die kurdische Nationalhymne heißt Ey Reqib
Geographie
Der Irak gehört zum Orient. Zum Kulturraum des Orients werden
gewöhnlich Länder Nordafrikas und Südwestasiens gezählt. Sie liegen
überwiegend im Bereich des subtropischen Trockengürtels der „Alten
Welt“.
Der Norden des Irak, bis etwa auf die geographische Breite von
Bagdad, liegt im Winter im Bereich der sog. Westwindzone der
gemäßigten Breiten und im Sommer unter Hochdruckeinfluss bei
Temperaturen zwischen -6°C im Winter und 47°C im Hochsommer
Satellitenaufnahme mit
(Jahresmittel 22°C). Der Raum südlich Bagdads dagegen gehört
eingezeichneten Landesgrenzen
ganzjährig zum subtropischen Hochdruckgürtel. Die Sommer sind im gesamten Land niederschlagslos und mit Ausnahme der
Gebirgsregionen recht warm bei Durchschnittstemperaturen um 33 - 34°C. Mitunter starke, ganzjährige Winde aus
nordwestlicher Richtung führen dazu, dass z.B. die Städte Bagdad ca. 20, Basra ca. 15 Staubsturmtage im Jahr haben.
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Im Nordosten befindet sich eine ca. 3.000 m hohe Bergkette. Diese Kette gehört zum alpinen Gebirgszug, der sich vom Balkan aus ostwärts in die Türkei, den
nördlichen Irak und Iran und dann weiter nach Afghanistan erstreckt.
Die Temperaturen schwanken zwischen 50° C im Sommer und etwa dem Nullpunkt im Januar. Frost ist möglich, insbesondere im Bergland. Regen fällt etwa 10 bis
18 cm im Jahr: Ein großer Teil des Irak besteht aus Wüste und Steppe. Hauptregenmonate sind Dezember bis April. Die an den Golf angrenzenden Gebiete sind etwas
feuchter.
Irak wird von zwei wichtigen Flüssen durchzogen, dem Euphrat und dem Tigris. Sie kommen vom Nordwesten aus Syrien bzw. der Türkei und durchqueren das Land
bis in den Südosten. Bei al-Qurna im Süden des Iraks fließen Tigris und Euphrat zusammen. Sie bilden dort den 193 Kilometer langen Schatt al-Arab/Arvandrud,
dieser mündet in den persischen Golf. Euphrat und Tigris sind im Grunde die Lebensadern des Landes, die Becken sind sehr fruchtbar. Im Südosten des Landes ragt
die Halbinsel Fao zwischen dem Iran (Persien) und Kuwait in den Persischen Golf und stellt damit den einzigen Zugang des Irak zum Meer dar.
Die Hauptstadt Bagdad (5,7 Mio. Einwohner) liegt im Zentrum des Landes. Weitere Großstädte sind Basra, Mosul (jeweils rund 2 Mio.), Erbil/Hewler (900.000) und
Sulaimaniyya/Silemani (700.000).
Siehe auch: Liste der Städte im Irak
Bevölkerung und Religion
Der Irak hat nach eigenen Angaben ca. 26 Mio. Einwohner. Die zentralen Provinzen Bagdad und Babylon sind am dichtesten besiedelt. Etwa 80 % der Bevölkerung
sind Araber, 15 % sind Kurden, und restliche 3 % sind Turkmenen, Chaldo-Assyrer, Iranier, Armenier, Luren und Bachtiyārī.
Über 97 % der Bevölkerung ist muslimisch. Davon sind rund 60 % Schiiten und 35 % Sunniten. Ein Großteil der Kurden sind ebenfalls sunnitisch. Neben den beiden
Hauptrichtungen des Islam haben sich zahlreiche altorientalische Religionen erhalten (Jesiden, Mandäer). Es gibt Angehörige orientalisch-christlichen Glaubens:
Chaldäisch-katholische Kirche, Assyrische Kirche des Ostens, Alte-Apostolische Kirche des Ostens, Gregorianer, römische und syrische Katholiken, armenische
Christen, Altsyrisch-Orthodoxe usw. (insgesamt 2 % der Gesamtbevölkerung). Im Irak leben außerdem nach den Vertreibungen und Massenmorden u.a. im Rahmen
der "Anfal-Kampagne" noch schätzungsweise 2.500 Juden und im Südosten 20.000 - 50.000 Marsch-Araber.
Geschichte
Hauptartikel: Geschichte Iraks
Der Irak liegt auf dem Gebiet des alten Mesopotamien; hier sind ab dem 4. Jahrtausend v. Chr. einige der frühesten Hochkulturen der Menschheit entstanden (Sumer,
Akkad, Babylonien, Mittani, Assyrien), weshalb die Region heute von vielen als Wiege der Zivilisation gesehen wird.
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Das alte Mesopotamien fiel 539 v. Chr. bei der Unterwerfung Babyloniens an das aufstrebende Alt-Persien unter Kyros. Unter den Achämeniden wurde
Mesopotamien zeitweilig in die zwei Satrapien Syria und Assyria aufgeteilt, nach der Eroberung durch Alexander den Großen nach der Schlacht bei Gaugamela 331
wurden beide Satrapien jedoch zu einer neuen Satrapie Mesopotamia zusammengeführt. In diese Zeit fällt die Gründung einer nicht geringen Anzahl griechischer
Städte (etwa Apamea, Dura-Europos, Edessa etc.). Nach der Schlacht von Gaza 312 gerät Mesopotamien unter die Kontrolle des Seleukidenreichs und bleibt fortan
für fast zwei Jahrhunderte von weiterem Kriegsgeschehen verschont. In dieser Zeit blühen nicht zuletzt die hellenistischen Stadtgründungen auf.
Nach dem Tod von Antiochos Sidetes 129 v. Chr. fällt Mesopotamien endgültig an die Parther. Ktesiphon wird zur parthischen Hauptstadt, daneben gelangt auch
Hatra zu besonderer Bedeutung. Teile Mesopotamiens gelangen zwischen 83 und 69 v. Chr. an Armenien, werden allerdings im Zuge der Römisch-Parthischen
Einigung nach der Schlacht bei Carrhae den Parthern zurückgegeben. In der Folgezeit stabilisiert sich der Euphrat als Grenze zwischen Römischer und Parthischer
Einflusssphäre. Versuche Trajans, Mesopotamien zwischen 114 und 117 zu annektieren, scheitern zunächst, doch nach dem Partherkrieg des Lucius Verus von 162
bis 165 bleiben größere Teile Mesopotamiens im römischen Einflussbereich. 195 fällt Mesopotamien bis auf die strategisch wichtige Stadt Nisibis wieder an die
Parther, wird von Septimius Severus 197 aber wieder zurückerobert und befestigt.
Auch der Wechsel von der dezentral-feudalen Partherherrschaft zum Sassanidenreich bringt zunächst keine grundlegenden Veränderungen mit sich. Erst in der
zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts gerät Mesopotamien in den Strudel der Reichskrise und wechselweise unter römische, sassanidische und palmyrenische Kontrolle.
Diokletian gelingt es 296/97, die alten Besitzverhältnisse wiederherzustellen. Erst ab 336 beginnt Schapur II. große Teile Mesopotamiens zurückzuerobern. Der
gescheiterte Perserfeldzug von Kaiser Julian führt 363 schließlich zum Verlust fast ganz Mesopotamiens und insbesondere von Nisibis. Trotz verschiedener Versuche
von beiden Seiten, den Grenzverlauf zu verschieben, bleibt dieser im Wesentlichen unverändert, bis schließlich Mesopotamien und Syrien im Zuge der Islamischen
Expansion zwischen 633 und 640 von den Arabern erobert werden.
Nach der Schlacht von Kadesia 636 bemächtigten sich die arabischen Muslime des Gebietes. 636 wurde Basra vom Kalifen Umar als Heerlager gegründet, 637/638
Kufa. Der Irak wurde zu einem wichtigen kulturellen Zentrum des sich ausbreitenden Islam. Während in Syrien die Partei der Umayyaden die Macht ergreift, wird
der bis dahin übergangene Favorit des Propheten Ali zum vierten Kalifen gewählt und macht Kufa zu seiner Hauptstadt. 680 kommt es bei Kerbala zur
Entscheidungsschlacht zwischen beiden Parteien, Alis Sohn Hussein wird von Truppen des Kalifen Yazid I. getötet. Der Islam spaltet sich in seine zwei wichtigsten
Glaubensrichtungen, Sunna und Schia. 762 wird Bagdad von Al-Mansur als Hauptstadt des Abbasidenkalifats gegründet und entwickelt sich bald zur bedeutendsten
Stadt der islamischen Welt. Die folgende Periode wird auch als Blütezeit des Islams bezeichnet, in der besonders Wissenschaft und Künste ein deutlich höheres
Niveau entwickelten als etwa in Europa.
Ab 1055 eroberten die Seldschuken das Land, 1258 die Mongolen (Ilchane), was einen Niedergang von Wirtschaft und Kultur brachte. Abgesehen von den massiven
Verwüstungen in den Städten, wurde auch die Landwirtschaft, das Rückgrat der Wirtschaft, zerstört. Durch die schweren Kämpfe zwischen den Mongolen und den
zur Verteidigung anrückenden Mamelucken wurde das komplexe Bewässerungssystem des Zweistromlandes zerstört. Die Sachschäden waren enorm, aber ebenso
stark wirkten sich die menschlichen Verluste aus. Denn das Wissen über die Anwendung und Wartung der Dämme, Kanäle etc. wurde mündlich tradiert. Die Provinz
verfiel, ohne ein Bewässerungssystem konnte die mesopotamische Landwirtschaft nicht wieder ihr volles Potenzial entfalten. 1401 wurde Bagdad durch Timur Lenk
verwüstet. 1534 fiel das Gebiet des Zweistromlandes an das Osmanische Reich.
Der Irak war für das Osmanische Reich vor allem als Verbindung zum Persischen Golf und als Verteidungsbarriere gegenüber dem Iran interessant. Doch waren die
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Osmanen an der Entwicklung der Region nicht sehr interessiert. So beschränkte sich ihre Administration vor allem in den ersten Jahrhunderten eigentlich nur auf das
Eintreiben von Steuern. Der Irak war eine unbedeutende Provinz des osmanischen Reiches, regiert von Beamten (wenn überhaupt... Anfangs regierten sich die
Vilayaets Bagdad und Basra praktisch selbst), die nichts lieber getan hätten als möglichst schnell wieder aus der Einöde zu verschwinden. Anfang des 19.
Jahrhunderts gab es administrative Reformen, doch die ersten richtigen Veränderungen kamen mit Midhat Pascha (Gouverneur in Bagdad zwischen 1869 und 1872).
Die ersten Krankenhäuser wurden gebaut, erste Zeitungen erschienen, Manufakturen nahmen ihren Betrieb auf. Doch er regierte zu kurz, um dem Irak einen
längerfristigen Aufschwung zu bescheren. In diese Zeit fallen auch die ersten Belege für das Interesse der Briten am Irak. 1860 erwarb die britische Lynch-Company
das Monopol für die Schifffahrt am Tigris. Der Irak blieb bis zum 1. Weltkrieg ein unbedeutender Nebenschauplatz, seine geostrategische Position an den
Schnittrouten zwischen Europa, Britisch-Indien, Zentralasien, dem Kaukasus und Südarabien sollte ihn aber vom Ersten Weltkrieg an zum Gegenstand von
weltpolitischen Interessen machen.
20. Jahrhundert
Während des 1. Weltkrieges (am 6. November 1914, einen Tag nach der Kriegserklärung an das osmanische Reich) marschierten britische Truppen und arabische
Aufständische gemeinsam ein und besetzten 1917 Bagdad. Eigentliches unmittelbares Ziel war nur die Region um Basra gewesen, denn die Royal Navy war auf
Öllieferungen aus dem benachbarten Iran angewiesen. 1920 löste Großbritannien aus dem ehemaligen osmanischen Reich die Provinzen Bagdad, Mossul (die zuerst
nicht miteingeplant wurde, da sie in französischem Einflussgebiet lag, aber nach dem Ausfall Russlands betreffend das Sykes-Picot-Abkommen und strategischen
Überlegungen eingegliedert wurde, indem man der Türkei und Frankreich jeweils 20% der zu erwartenden Gewinne aus der Erdölförderung in dieser Region
versprach) und Basra heraus und verschmolz sie zum heutigen Irak. Bei der Festlegung der heutigen Grenzen war Gertrude Bell als Beraterin des Kolonialministers
Winston Churchill wesentlich beteiligt. Der Völkerbund sanktionierte diese Maßnahme und übertrug Großbritannien das Mandat über den Irak. Da Großbritannien
den Arabern ein souveränes Großarabien versprochen hatte, falls sie sich gegen das osmanische Reich erheben würden, akzeptierten sie den Status als britisches
Mandatsgebiet nicht und begannen 1920 einen Aufstand gegen die britische Krone. Der Aufstand hatte aber auch einen sozialen Hintergrund. Um das Land unter ihre
Kontrolle zu bekommen, verfuhren die Briten wie an ihrer indischen Nordwestgrenze: Sie machten lokale Autoritäten aus, denen sie eine Reihe von Priviligien gaben
(z.B. Steuerfreiheit) und denen auch das früher kommunale Land übertragen wurde, so dass viele Bauern verarmten. Bei der drei Monate dauernden Revolte starben
nach britischen Schätzungen 8.450 Iraker und 1.654 britische Soldaten. Der hohe Blutzoll und die Kosten, die zur Niederwerfung des Aufstandes benötigt wurden
(insgesamt das Sechsfache der gesamten Kosten der britischen Militärkampagne im mittleren Osten), erschreckten die britische Regierung. Um die Kosten für die
britische Präsenz zu senken und gleichzeitig die Araber von neuem Aufruhr abzubringen, setzte die britische Regierung einen arabischen König ein.
Am 23. August 1921 wurde Faisal, Sohn des Scherifen Hussein von Mekka, zum König proklamiert. Die Aufnahme des Irak in den Völkerbund erfolgte am 3.
Oktober 1932. Die Rechte am Erdöl des Landes teilten Großbritannien, die Niederlande, Frankreich und die USA (je 23,75 %) unter sich auf; 5 % gingen an ein
privates Unternehmen. An die irakische Regierung zahlten sie Abgaben, die jedoch nur einen geringen Prozentsatz der Gewinne ausmachten.
Dieser Zustand dauerte bis 1958. Unter General Abdel Karim Qasim schlossen sich die so genannten „Freien Offiziere“ zusammen, um die britische Kontrolle
abzuschütteln. Sie stürzten am 14. Juli 1958 mit Hilfe des Volkes die pro-britische Monarchie (Faisal II. 1935-1958). Die Republik Irak wurde proklamiert. Es
strömten hunderttausende Iraker auf die Straßen, um ath-Thawra (die Revolution) zu feiern. Mit Ausrufung der Republik wurden neue politische Verhältnisse
geschaffen. Die Monarchie wurde abgeschafft und der Irak trat aus dem mit Türkei, Pakistan und Iran geschlossenen CENTO (Bagdad)-Pakt aus. Innenpolitisch
wurde eine Bodenreform durchgeführt und der Irak trat aus dem britischen Sterling-Währungssystem aus. Die ausländischen Ölgesellschaften wurden verstaatlicht
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und es wurden wirtschaftliche und politische Beziehungen zu den sozialistischen Ländern eingeleitet. Ein Erlass ermöglichte es, dass politische Parteien und
berufliche Organisationen gebildet werden konnten. Die Pressefreiheit wurde eingeführt. Ein historischer Schritt war aber der Artikel 3 der provisorischen
Verfassung: „Araber und Kurden sind Partner im Irak“. Die Kurden wurden erstmalig ausdrücklich anerkannt. Die demokratischen Prozesse dauerten jedoch nur
kurze Zeit an. Bald wurden Zeitungen verboten. Die Entwicklung der neuen Republik Irak wirkte den grundsätzlichen Interessen des Westens entgegen. Die Briten
und die USA übten Druck von außen aus. Innenpolitisch wurde Druck von rechtsorientierten, panarabistischen Parteien und Nationalisten ausgeübt. Dazu gehörte
auch die Baath-Partei. Zudem gab es seit 1961 einen Aufstand der Kurden gegen die Zentralregierung in Bagdad, die Kämpfe dauerten (mit Unterbrechungen) bis
1975.
Saddam Hussein
Die damals kleine irakische Baath-Partei putschte mit Hilfe von Verschwörern in der irakischen Armee am 8. Februar 1963 gegen Qasim. Qasim wurde erschossen.
Als die Baath-Partei an der Macht war, folgten Massenhinrichtungen und willkürliche Verhaftungen, vor allem von Kommunisten und linken Intellektuellen. Der Irak
brach jedoch 1967 die Beziehungen zu den USA ab und das Land näherte sich der Sowjetunion an.
Besonders nachdem Saddam Hussein 1979 an die Macht gelangt war, kam es zu Menschenrechtsverletzungen. Am 22. September 1980 befahl er der irakischen
Armee, den Iran mit neun von insgesamt zwölf Divisionen auf einer 600 km breiten Front anzugreifen. Dies bildete den Auftakt für den fast acht Jahre dauernden
Ersten Golfkrieg, der erst 1988 ein Ende fand. Mehrmals setzte der Staat chemische Kampfstoffe ein, sowohl gegen die Kurden im Nordirak als auch gegen
Aufstände der schiitischen und restlichen Bevölkerung (u. a. liefen im Zuge des Ersten Golfkriegs mehrfach an der Grenze gelegene Dörfer zum Kriegsgegner Iran
über). Im Rahmen der Anfal-Operation 1988 wurden ca. 100.000 Menschen im kurdischen Norden systematisch ermordet.
Nach der Besetzung Kuwaits durch den Irak 1990 und der darauf folgenden Wiederbefreiung durch internationale Truppen unter US-Führung (Zweiter Golfkrieg)
wurde das Land - auf Druck der USA und Großbritanniens - mit UNO-Sanktionen belegt, was zu internationaler Isolierung und durch die Misswirtschaft mit den
erlaubten Handelsgütern zur Verarmung weiter Teile der Bevölkerung führte. Die Folgen des Embargos waren dramatisch: Allein 500.000-1.500.000 Kinder unter 14
Jahren starben bis 2005 zum Teil an Krankheiten, die vor 1990 im Irak nahezu unbekannt waren: Leukämie (wahrscheinlich durch verstrahlten Sand und
Kleinstpartikeln von DU-Munition oder zerstörtem Kriegsgerät), Unterernährung, Vitaminmangel, Typhus, Cholera und durch lokale Krankheiten. - Die hohe
Sterblichkeit ergibt sich aus dem andauernden Embargo und der in den Golfkriegen 1990 und 2003 nahezu völligen Zerstörung der Trink- und AbwasserVer/Entsorgung, Zerstörung der Krankenhäuser, Pharmaindustrie usw. - Zudem ist die irakische Bevölkerung/Volkswirtschaft in den Jahren seit dem Embargo völlig
verarmt. (1977 BSP = ~7.500 $/E ,1990 BSP = ~ 6000, 2005 BSP = ~400 $)
Am 8. November 2002 beschloss der UN-Sicherheitsrat auf längeren Druck der USA die bislang 19. Irak-Resolution 1441 mit nicht näher definierten „ernsthaften
Konsequenzen“.
Invasion der USA und Verbündeter
Im März und April 2003 begannen die USA und Großbritannien, sowie kleine Verbände Australiens, Italiens, Spaniens, Polens und militärisch unerheblicher
Alliierter (Dänemark, Ukraine, Bulgarien, Honduras, El Salvador, Südkorea, Japan, Ungarn) den dritten Golfkrieg gegen den Irak, mit dem Ziel, Saddam Hussein zu
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stürzen und vermeintliche Massenvernichtungswaffen ausfindig zu machen. Ein entsprechendes Bedrohungsszenario hatten die Geheimdienste der USA und
Großbritanniens entworfen; dass dies auf Druck der jeweiligen Regierung zur Legitimierung einer Invasion geschah, bleibt bestritten. Den Versuch, hierfür ein
Mandat des UN-Sicherheitsrates zu erhalten, hatten die USA wegen des großen diplomatischen Widerstandes und vor einer sich abzeichnenden
Abstimmungsniederlage abgebrochen. Die Iraq-Survey-Group-Kommission kam in ihrem Endbericht September 2004 zu dem Schluss, dass es im Irak keine
Massenvernichtungswaffen gab. Damit fiel einer der von der US-Regierung offiziell genannten Kriegsgründe weg. Dass Saddam Hussein auch keine Beziehungen
zum Terroranschlag des 11. Septembers 2001 in den USA hatte, war schon vorher klar geworden. Statt der Massenvernichtungswaffen hat man aber Massengräber
gefunden: Seit Machtantritt der 2003 von US-Truppen gestürzten Baath-Partei gelten bis zu einer Million Iraker als vermisst. Bisher wurden über 300 Massengräber
mit mindestens 500.000 Toten im Irak gehoben.
Die Anzahl der Opfer der Invasion ist stark umstritten in Bezug auf Zählweise, Verantwortung und Einbeziehung Opfer krimineller Straftaten. Verifizierbar sind laut
iraqbodycount etwa 35.000 zivile Opfer der militärischen Intervention. Eine Studie des Wissenschaftsmagazins The Lancet geht sogar von bis zu 100.000 zivilen
Opfern aus. Nach Angaben der USA wurden rund 1.000 Zivilisten durch alliiertes Feuer sowie etwa 7.000 Widerstandskämpfer und Terroristen getötet. Schätzungen
unabhängiger Beobachter zufolge kamen bis zu 10.000 Iraker durch alliiertes Feuer ums Leben. Weitere 20.000 Tote werden neben dem regulärem Widerstand
mehrheitlich Terrorangriffen verschiedener Gruppierungen zugeschrieben.
Im Mai 2003 erklärte US-Präsident Bush die größeren Kampfhandlungen für beendet.
Seitdem sind erheblich mehr US-Soldaten durch Anschläge, sowohl von
Widerstandsgruppen wie auch von islamistischen Terroristen, umgekommen als durch die
Kriegshandlungen zuvor; täglich sterben durchschnittlich zwei US-Soldaten bei Angriffen
aus dem Hinterhalt, die Zahl der Verwundeten liegt noch erheblich höher. Zahlreiche Opfer
forderten die Angriffe auch unter der Zivilbevölkerung. Auch Vertretern der mehrheitlich
von Schiiten und Kurden getragenen irakischen Regierung wurden wiederholt zum Ziel von
Anschlägen. Schätzungen zufolge sind zwischen 25.000 und 30.000 Iraker seit Mai 2003 dem „Ende der großen Kampfhandlungen“ - ums Leben gekommen. Einige irakische
Quellen gehen sogar von bis zu 60.000 Opfern aus. Etwa 3500 Irakische Sicherheitskräfte
wurden seit 2003 getötet.
Staaten mit Truppenkontingenten im Irak (blau) und ehemals beteiligte
Al Qaida verfolgt anscheinend die Strategie, einen Bürgerkrieg zwischen Schiiten und
Staaten (grün) seit Sommer 2003.
Sunniten zu provozieren, um so zu verhindern, dass der Irak eine staatliche Ordnung findet.
Als wichtigster Kopf der irakischen Ansar al-Islam Organisation wird der Jordanier Abu
Musab az-Zarqawi angesehen. Die USA werfen Iran und Syrien vor, nichts gegen das Eindringen ausländischer Kämpfer zu tun. Die Situation wird zunehmend als an
der Kippe zum Bürgerkrieg stehend betrachtet. Von Sunniten und Schiiten gegeneinander geführte Terrorangriffe und Gegenanschläge, fordern fast schon täglich
Dutzende Menschenleben. Pro Tag gibt es im Irak etwa 75-85 Anschläge, zeitweise lag die Zahl der täglichen Anschläge sogar über 120, an anderen Tagen jedoch
auch "nur" bei 50-60. Es wird vermutet, dass die Mehrheit der Aufständischen irakische Sunniten sind. Allerdings werden auch ein Teil der Anschläge von
nichtirakischen Islamisten verübt und zum Teil auch von einigen schiitischen Extremisten.
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Nach einer im Oktober 2005 veröffentlichten geheimen Umfrage der britischen Armee lehnen 82 Prozent der Iraker die Besatzung ab, 67 Prozent fühlen sich
unsicherer durch die ausländischen Truppen, 72 Prozent haben kein Vertrauen in die Besatzungstruppen, 71 Prozent verfügen nicht über sauberes Wasser, bei 70
Prozent funktionieren die Abwasseranlagen nicht oder schlecht, 47 Prozent werden nicht ausreichend mit Strom versorgt und 40 Prozent der Südiraker sind arbeitslos.
Politik
Nach Bildung eines Übergangsrates Ende 2003 wurde der bis dahin von der Koalitions-Übergangsverwaltung ausgeübte Verwaltungsauftrag am 28. Juni 2004 einer
irakischen repräsentativen Übergangsregierung übertragen. Die Truppen und Logistik der Besatzungsmächte in einer Stärke von etwa 150.000 Soldaten sollen aber
vereinbarungsgemäß noch ein bis zwei Jahre im Irak stationiert bleiben. Der Irak befindet sich politisch seitdem in einem Übergangszustand: Nach diesem dritten
Golfkrieg sind die früheren Machtstrukturen, insbesondere der Revolutionäre Kommandorat, nicht mehr vorhanden, aber die neuen Verhältnisse, damals noch
zwischen der westlichen Besatzung, der Zivilverwaltung und dem Irakischen Regierungsrat, waren nicht endgültig etabliert.
Nach ersten Planungen sollte der ehemalige US-General Jay Garner, der 1991 die kurdische Schutzzone eingerichtet hatte, den Vorsitz einer vorläufigen Regierung
im Irak übernehmen. Wenige Wochen nach seiner Etablierung änderte man jedoch die Strategie: US-Präsident George W. Bush benannte am 6. Mai 2003 L. Paul
Bremer III. zum Zivilverwalter. Der Irak wird im September 2003 in vier Besatzungszonen eingeteilt: zwei amerikanische im Norden, eine polnische im zentralen
Süden und eine britische im äußeren Süden des Landes. Der algerische UNO-Sonderbeauftragte Lakhdar Brahimi vermittelte zwischen verschiedenen Parteien für
eine irakische Übergangsregierung, die am 1. Juni 2004 entstand, um ab dem 30. Juni die Macht zu übernehmen. Am 30. Januar 2005 wurden im Irak die ersten freien
und allgemeinen Wahlen seit über 40 Jahren abgehalten.
Die aktuelle politische Lage ist von Unsicherheit bestimmt. Dennoch sahen 60-70 % Verbesserungen seit dem Krieg oder erwarteten weitere bis 2005. Knapp 60 %
vertrauten wieder der UNO (Resolution Mai 2004) und erwarteten Aufbauhilfe durch die USA (7 % lehnten sie ab).
Beim Aschura-Fest am 2. März 2004 kam es zu einer schlimmen Anschlagserie, es gab 271 Tote und 393 Verletzte, die meisten waren schiitische Gläubige, für die
Kerbala ein Wallfahrtsort ist. Es wurde eine dreitägige Staatstrauer angeordnet. Am 4. März 2004 erhoben die USA den Vorwurf, der Terrorist Abu Musab azZarqawi oder die Al-Qaida nah stehende Terrororganisation Ansar al Islam seien die Drahtzieher der Anschläge gewesen.
Übergangsverfassung
In der Zwischenzeit geht die Diskussion um eine neue Verfassung weiter. Als erster Schritt wurde am 8. März 2004 von den 25 Mitgliedern des Regierungsrates eine
Übergangsverfassung feierlich unterzeichnet. Nach anfänglichen Einwänden und einer Verschiebung des Termins, wurde dann aber das Werk ohne Änderungen
gegenüber dem ursprünglichen Entwurf verabschiedet.
Die Übergangsverfassung regelt die Geschicke des Staates seit der Machtübergabe am 28. Juni 2004. Der Irak ist laut Verfassungstext eine multi-ethnische und multireligiöse parlamentarische Republik, die sich zur Demokratie, zum Pluralismus und zum Föderalismus bekennt. Im Text verankert sind die Menschen-, Freiheits- und
Bürgerrechte, das Recht auf freie Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit sowie die Rechte ethnischer und religiöser Minderheiten.
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Es besteht Religionsfreiheit, wobei der Islam als Staatsreligion festgeschrieben ist. Amtssprachen sind arabisch und kurdisch. Sprachen von anerkannten
Minderheiten, wie z.B. Turkmenen und Assyrern werden in den entsprechenden Regionen ebenfalls als offizielle Amtssprachen akzeptiert.
Politische Macht geht im Rahmen von freien, gleichen und unmittelbaren Wahlen ausschließlich vom Volk aus. Der vom Volk alle 4 Jahre gewählte
Repräsentantenrat ist das höchste gesetzgebende Organ des Staates. Der vom Repräsentantenrat gewählte Präsident und Ministerpräsident nehmen gemeinsam die
höchste Exekutivgewalt war. Die Gesetzgebung basiert auf den Regeln des Islams (Scharia) aber auch auf den Prinzipien der Demokratie bzw. der Verfassung. Alle
Iraker sind vor dem Gesetz gleich. Die Judikative ist von den anderen Gewalten unabhängig und das höchste Rechtsorgan ist der Bundesgerichtshof, der eine noch
nicht bestimmte Anzahl islamischer Rechtsgelehrte umfasst (Schariarichter). Er überwacht u.a. die Verfassungskonformität der Legislative.
Die zentralstaatlichen Kompetenzen sind die Außen-, Verteidigungs-, Handels-, Einwanderungspolitik, die Währung, das Zoll- und das Messwesen. Die Regionen
und Provinzen genießen eine weitreichende Autonomie. So haben die Provinzen bei Angelegenheiten, über die mit dem Bund gemeinsam entschieden wird, letztlich
das letzte Wort. Provinzen sind berechtigt gemeinsame Verwaltungsbezirke mit weitreichenden Kompetenzen zu bilden, sofern dies im Rahmen eines Referendums
durch das Volk bestätigt wurden. Auch sind die Provinzen berechtigt eigenen Sicherheitskräfte zu unterhalten.
Die Gleichberechtigung der Frau ist explizit in der Verfassung garantiert. So müssen mindestens 25 % der Abgeordneten des Repräsentantenrats weiblichen
Geschlechts sein. Der umstrittene Artikel 39 sieht jedoch vor, dass irakische Bürger sich der Zivilgerichtsbarkeit ihrer eigenen Religionsgemeinschaft unterwerfen
können, was ggf. zu einer entsprechenden Benachteiligung bei Erbschafts- und Scheidungsangelegenheiten führen kann. Bodenschätze, wie z.B. Erdgas und Erdöl,
sind als gemeinschaftliches Eigentum aller Iraker festgeschrieben. Ihre gemeinschaftliche Nutzung wird von der Zentralregierung und den Provinzen gemeinsam
bestimmt.
Am 30. Januar 2005 fanden die Wahlen für ein Übergangsparlament (Nationalversammlung) statt, in dem die Vereinigte Irakische Allianz (United Iraqi Alliance
[UIA]), welche von Großajatollah Ali as-Sistani unterstützt wurde, mit 48,2 % der abgegebenen Stimmen fast die absolute Mehrheit der Sitze im Parlament erreichte.
Eine von diesem Übergangsparlament ernannte 55-köpfige Kommission muss bis 15. August 2005 die endgültige Verfassung erarbeiten, über die per Volksentscheid
abgestimmt wird. 28 der Mitglieder der Kommission gehören der UIA an, die weiteren Sitze teilen größtenteils die Kurden und das Parteienbündnis des früheren
Ministerpräsidenten Iyad Allawi, Irakische Liste, unter sich auf. Die Kommission wird von dem moderaten schiitischen Kleriker Hummam Hammudi geleitet, seine
Stellvertreter sind der Sunnit Adnan al-Dschanabi und der Kurde Fu'ad Massum. Wegen der Unterrepräsentierung der Sunniten übte US-Außenministerin
Condoleezza Rice Kritik an der Zusammensetzung der Kommission, worauf der irakische Ministerpräsident Ibrahim al-Dschafari versprach, die Sunniten mehr in den
politischen Prozess mit einzubeziehen. Daraufhin wurde den Sunniten eine stärkere Beteiligung an der Ausarbeitung der Verfassung angeboten.
Am 15. Oktober wurde die neue Verfassung zu Abstimmung freigegeben. Wenn in drei Provinzen zwei Drittel der Wähler mit Nein stimmen, wäre die Verfassung
nicht angenommen. Laut Ergebnis lag die Wahlbeteilung bei über 60 %. Die Verfassung wurde mit 78,59 % der Stimmen angenommen. Nur in den Provinzen AlAnbar und Salah ad-Din stimmten mehr als zwei Drittel der Wähler dagegen, in einer dritten Provinz (Ninawa) soll die Zweidrittelmehrheit an Gegenstimmen nur
knapp verfehlt worden sein.
Siehe auch: Neue irakische Verfassung
http://de.wikipedia.org/wiki/Irak
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Wahlen
Laut Übergangsverfassung mussten auf jeder Wählerliste ein Drittel Frauen stehen. Ebenfalls stehen rund ein Viertel aller Sitze der neu gewählten
Nationalversammlung Frauen zu.
Wahlen vom 30. Januar 2005
Bei den Wahlen am 30. Januar 2005 wurden 275 Sitze vergeben. Insgesamt traten 7.200 Kandidaten auf 111 Listen für die Wahlen der Nationalversammlung an. Eine
wichtige Aufgabe des neuen Parlaments ist die Ausarbeitung einer Verfassung bis zum 15. August. Bei einer Wahlbeteiligung von 58 % der Wähler, die sich haben
registrieren lassen, ergab sich folgendes Ergebnis:
Vereinigte Irakische Allianz (überwiegend schiitisch): 48,2 % / 4,079 Mill. Stimmen und 132 Sitze
Demokratische Patriotische Allianz Kurdistans: 25,7 % / 2,175 Mill. Stimmen und 71 Sitze
Irakische Liste - Liste des ehemaligen Ministerpräsidenten Iyad Allawi: 13,8 % / 1,168 Mill. Stimmen und 38 Sitze
Die Iraker - Liste des Übergangspräsidenten Ghazi al-Yawar: 1,8 % / 152.000 Stimmen und 5 Sitze
Irakische Turkmenenfront: 1.1 % / 93.094 Stimmen und 3 Sitze
Nationale Unabhängige Kader und Eliten: 0,8 % / 69.938 Stimmen und 3 Sitze
Volksunion - Die Irakische Kommunistische Partei (IKP) trat mit dieser Liste zur Wahl an, älteste Partei des Iraks: 0,8 % / 69.920 Stimmen und 2 Sitze
Islamische Gemeinschaft in Kurdistan: 0,7 % / 60.592 Stimmen und zwei Sitze
Islamische Aktion im Irak - Zentralkommando: 0,5 % / 43.205 Stimmen und zwei Sitze
Nationaldemokratische Allianz: 0,4 % / 36.795 Stimmen und ein Sitz
Nationale Rafidain-Liste (Assyrische Christen): 0,4 % / 36.255 Stimmen und ein Sitz
Versöhnungs- und Befreiungsblock: 0,4 % / 30.796 Stimmen und ein Sitz
Irakische Versammlung der nationalen Einheit: 0,3 % / 23.686
Rat Unabhängiger Demokraten - Liste des früheren Außenministers Adnan Patschatschi: 0,2 & / 21.728 Stimmen
Irakische Islamische Partei: 0,2 % / 21.342 Stimmen
Es traten noch weitere Parteien und unabhängige Kandidaten an, die allesamt einen Sitz im Parlament verfehlten.
Wahlen vom 15. Dezember 2005
Das Ergebnis der ersten Wahl für ein vierjähriges Parlament wurde erst nach mehreren Wochen am 19. Januar 2006 bekanntgegeben.
Vereinigte Irakische Allianz (überwiegend schiitisch): 41,2% / 5,021 Mill. Stimmen 128 Sitze
Demokratische Patriotische Allianz Kurdistans: 21,7% / 2,642 Mill. Stimmen 53 Sitze
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Irakische Eintracht: 15,1% / 1,840 Mill. Stimmen 44 Sitze
Irakische Nationale Liste: 8,2% / 977.325 Stimmen 25 Sitze
Irakische Nationale Dialog Front: 4,1% / 499.963 Stimmen 11 Sitze
Islamische Union Kurdistan: 157.688 Stimmen 5 Sitze
Aussöhnungs und Befreiungsblock: 129.847 Stimmen 3 Sitze
Risalyun: 145.028 Stimmen 2 Sitze
Irakische Turkmenenfront: 87.993 Stimmen 1 Sitz
Nationale Rafidain-Liste (Assyrische Christen): 47.263 Stimmen 1 Sitz
Mithal al-Alusi (Unabhängiger Kandidat): 32.245 Stimmen 1 Sitz
Yezidische Bewegung: 21.908 Stimmen 1 Sitz
Verwaltungsgliederung
Der Irak ist in 18 Provinzen (muhafazat, Singular muhafaza) unterteilt:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
Bagdad (‫)اد‬
Salah ad-Din (
‫)ح ا‬
Diyala
al-Wasit (‫)وا‬
Maisan
Basra (‫)ا
ة‬
Dhi Qar (‫)ذي ر‬
al-Muthanna (
‫) ا‬
al-Qadisiyya ( ‫)ا
!د‬
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
17.
18.
Babil (")
Karbala (‫)آء‬
Nadschaf (%&
‫)ا‬
al-Anbar (‫)ا(ﻥر‬
Ninawa (‫)ﻥ *ى‬
Dahuk (‫)ده*ك‬
Arbil (" ‫)أر‬
at-Ta'mim
as-Sulaimaniyya ( ‫ ﻥ‬./
‫)ا‬
US-Entwurf einer neuen Flagge
für den Irak, der im Lande
aufgrund der Ähnlichkeit zur
israelischen Flagge auf heftige
Proteste stieß.
Darüber hinaus gibt es eine militärische Aufteilung in amerikanische, polnische und britische Besatzungs- oder Stabilisierungszonen. Des Weiteren ist der kurdische
Norden in einer Kurdischen autonomen Region zusammengefasst. Die Schiiten im Süden wollen nach dem Vorbild der Kurden ebenfalls eine autonome Region
http://de.wikipedia.org/wiki/Irak
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errichten, die Basra und andere Provinzen umfassen und den Namen Sumer tragen soll.
Siehe auch: Liste der Städte im Irak
Militär
Am 23. Mai 2003 wurden die Streitkräfte des ehemaligen Regimes unter Saddam Hussein durch die Übergangsverwaltung aufgelöst. Eine große Anzahl der
militärischen Hinterlassenschaften wurden zerstört. Die neuen irakischen Sicherheitskräfte werden mit Unterstützung der USA, Großbritanniens, Australiens und
Jordaniens aufgestellt. Die NATO gewährt Ausbildungsunterstützung. Im Irak sind die „Koalitionsstreitkräfte“, weiterhin vorrangig die USA und Großbritannien als
Hauptteil der Multinationalen Truppe der MNF für die innere und äußere Sicherheit im Land zuständig und arbeiten eng mit der neuen irakischen Armee zusammen.
Bemerkenswert ist, dass die Soldaten der irakischen Armee gleichzeitig Angehörige lokaler Milizen sein können; auf der Uniform wird dann das Abzeichen der
Armeeeinheit neben dem der Milizeinheit getragen.
Heer
Zunächst wurde ein Zivilverteidigungskorps (engl: ICDC Iraqi Civil Defense Corps) und eine paramilitärische Polizei (engl: IPS Iraqi Police Service) aufgebaut. Das
ICD-Corps bestand dabei u.a. aus der 60. ICDC-Brigade. Die Armee wurde dann als IGFC Iraqi Ground Forces in Korpsstärke weiter aufgebaut und 2005 war eine
Heeresstärke von 27.000 Mann, davon 2.000 Soldaten für Spezialeinsätze, geplant. Das Heer ist wie folgt strukturiert:
9 leichte Infanteriedivisionen (1.-8. und 10.) mit jeweils 3 bis 4 Infanteriebrigaden
1 Panzerdivision (9.) mit 2 Panzerbataillone, ausgerüstet mit Kampfpanzern vom Typ T-72 und Schützenpanzern vom Typ BMP-1
1 motorisiertes Transportregiment zur Unterstützung der Infanteriedivisionen.
Außerdem im Aufbau eine unbestimmte Anzahl von Logistik-Bataillione und Kommunikationseinheiten.
Spezieleinsatzkräfte ISOF
Die ISOF (Iraqi Special Operations Forces) zur Terrorbekämpfung und zu Sicherungsaufgaben u.a. Flughäfen ist eine eigene Teilstreitkraft und gegliedert in ICTF
Iraqi Counter Terrorism Force besteht aus Soldaten zur Terrorbekämpfung, einem Kommandobataillion, einem Unterstützungsbataillon und einer
Aufklärungskompanie.
Marine
Im Januar 2004 wurde die neue irakische Marine, engl: Iraqi Coastal Defense Force (ICDF) gegründet, die über eigene
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Patrouillenboote verfügt. Am 12. Januar 2005 wurde die ICDF offiziell in irakische Marine (engl: Iraqi Navy) umbenannt,
obwohl von den USA zuvor nicht vorgesehen war eine maritime Teilstreitkraft zu bilden. Sie dient vorrangig dem Schutz
gegen Terroristen und soll auch die Ölplattformen sichern. Die irakische Marine umfasst ca. 600 bis 800 Soldaten und ist wie
folgt gegliedert:
1 Naval Squadron, Küstenverteidigungskräfte mit dem Stützpunkt Umm Qasr, bestehend aus 10 Patrouillenbooten u.a.
ausgerüstet mit einer 27 mm Bordkanone. Ab 2007 erhält die Marine neue Boote vom Typ Al Faw. Der Marine soll ab
2007 über Angriffskräfte (Assault Boat Squadron) und Unterstützungskräfte (Auxiliary Support Squadron) verfügen.
1 SSS-Bataillon, die irakische Marineinfanterie
Aufbau von Unterstützungs- und Hilfsskräften (ab 2007: Auxiliary Support Squadron)
Luftwaffe
Die Kontrolle des Luftraums obliegt vorrangig noch den Koalitionsstreitkräften. Die neue irakische Luftwaffe dient daher
vielmehr als Unterstützung für das Heer. Die Struktur der Luftwaffe (Frühjahr 2006):
3 Staffeln Unterstützungshubschrauber (2., 4. und 12. Staffel), u.a. mit dem Typ Bell UH-1H.
1 Lufttransportstaffel (23. Staffel) mit C-130B Hercules Transportflugzeugen
2 Aufklärungsstaffeln (3. und 7. Staffel)
Ein Patrouillenboot (P104) der neuen
irakischen Marine am Stützpunkt
Umm Qasr, Juni 2004
Ihr gehören ca. 600 bis 800 Soldaten an.
Private Sicherheitsunternehmen (Militärdienstleister)
Zahlreiche Militärdienstleister und Söldnerorganisationen sind im Auftrag des US-Militärs oder großer (Öl-)Unternehmen im Irak tätig. Deren Anzahl wird auf rund
15.000 Mann geschätzt - offizielle Zahlen werden nicht bekannt gegeben. Die größten dieser Unternehmen sind:
The Hart Group: Schutz von Elektrounternehmen
ISI Group: Schutz der Koalitionsgebäude
Eriny's International: Schutz der Erdölinfrastruktur
Custer Battles: Flughafensicherung
DynCorp: Ausbildung der irakischen Polizei (Auftragswert: 40 Mio. $)
Blackwater USA: Eskorten und Leibwache
Armor Group: Minenräumung
Kroll: Leibwache
Global Risk International: Leibwache
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Den privaten Militärdienstleistern kommt im Irak eine Sonderstellung zu, da nicht geklärt ist, an welches Recht diese Unternehmen gebunden sind, und diese auch
keine Auskunft über Mitarbeiterzahlen oder Opferzahlen abgeben müssen.
Infrastruktur
Straßen
Das irakische Straßennetz umfasst 45.550 km, von denen 38.400 asphaltiert sind. Teilabschnitte von
Überlandstraßen und Straßen in Ballungszentren (in denen bis auf private Buslinien/Sammeltaxis kein
öffentlicher Verkehr existiert) sind mehrspurig, sonst sind selbst bedeutende Überlandstraßen zweispurig.
Ausnahmen bilden die gerade in Bau befindlichen und zum Teil fertiggestellten Autobahnen im kurdischen
Norden sowie die Straße Basra-Bagdad-Jordanien, die auf weiten Strecken autobahnähnlich ausgebaut ist.
Momentan explodiert die Zahl der zugelassenen Autos, hauptsächlich wegen der sprunghaft angestiegenen
Einkommen und der weggefallenen Einfuhrzölle, was vor allem in den arabischen Ballungszentren zu
Problemen führt, da dort aufgrund der prekären Sicherheitslage nicht ausreichend in den Ausbau des
Straßennetzes investiert werden kann.
Schienenverkehr
Das irakische Schienennetz besteht aus drei in Bagdad zusammenlaufenden Hauptlinien und umfasst 2.339
Expressway in der Nähe von Arbil
km. Ein Großteil des sich in einem katastrophalen Zustand befindlichen Schienennetzes (von der Strecke
Bagdad-Arbil ist z.B. oft nur noch die Trasse zu sehen, die Schwellen wurden zu Feuerholz verarbeitet und
die Schienen verkauft) ist im Moment aber außer Betrieb, de facto ist nur die Strecke Bagdad-Basra in Betrieb. Benutzt wird die Bahn aber nur von
Einkommensschwachen, da die Verlässlichkeit derart niedrig ist, dass Ankunftszeiten gar nicht erst angegeben werden. Eine Reisedauer von über einem Tag in die
etwa 550 km entfernte südirakische Metropole ist nicht unüblich. Die neue irakische Regierung investiert jedoch viel in den Wiederaufbau, und man hofft, in einiger
Zeit wieder einen regulären Bahnbetrieb aufnehmen zu können.
Flughäfen
Im Irak gibt es fünf zivile Flughäfen in Bagdad, Arbil, Basra, Mosul und Sulaimaniyya. Die Flughäfen bieten Flüge nach
Amman, in die Golfstaaten, den Iran und Ägypten an, von den beiden Flughäfen im Norden gehen auch schon Direktflüge nach
Frankfurt (Arbil), London (Sulaimaniyya, Arbil), Stockholm (Sulaimaniyya) und ab März 2006 Wien (Arbil).
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Bagdad: Der Bagdad International Airport (bis 2003 Saddam International Airport) ist der größte Flughafen des Landes.
Er wurde zwischen 1979 und 1982 von französischen Firmen gebaut. Die Baukosten betrugen 0,9 Milliarden US-Dollar,
bei voller Auslastung kann der Flughafen 7,5 Millionen Menschen befördern. Der Bagdad Int. Airport löste den AlMuthanna Airport ab, der seit den 1950er Jahren als Internationalen Flughafen fungierte. Da der Flugverkehr inner- und
außerhalb des Iraks 1991 eingestellt wurde, kam es auch zur Schließung des Flughafens. Im April 2003 eroberten
amerikanische Truppen den Flugplatz, seit 2004 finden wieder regelmäßige Flüge statt.
Basra: Der Basra International Airport wurde in den 1960er Jahren als Regionalflughafen gebaut, und in den 1970ern zu
einem Internationalen Flughafen umgebaut. Durch die Golfkriege (1980-88 und 1990/91) und die anschließenden
Sanktionen konnte der Flughafen nicht in Betrieb genommen werden. Im Juni 2005 wurde der Flugbetrieb nach Bagdad
und Arbil wieder aufgenommen, bisher bestehen aber keine Auslandverbindungen.
Blick auf die Halle des Hewler
International Airport
Arbil: Der Hewler International Airport ist der neueste und modernste Flughafen des Landes, und wurde kürzlich eröffnet.
Seit dem 20. September 2005 gibt es auch eine Direktverbindung Arbil-Frankfurt, ab März 2006 fliegt Austrian, als erste europäische Airline, mehrmals
wöchentlich von Wien nach Arbil.
Telekommunikation
Internetanschlüsse und Mobiltelefone sind im gesamten Irak verfügbar, eine staatliche Zensur findet dabei nicht statt.
Elektrizität
Die früher häufigen Stromausfällle gehören zwar noch nicht der Vergangenheit an, aber es werden laufend Kraftwerke und Stromleitungen gebaut, um die
Stromversorgung zu garantieren. Die Stromprobleme resultieren auch aus der rasant gestiegenen Anzahl von stromverbrauchenden Geräten nach dem Krieg und dem
Ende des UN-Embargos. Außerdem wurden nötige Investitionen in das Stromnetz in den Jahren des Regimes von Saddam Hussein unterlassen, so dass im Moment
daran gearbeitet wird, die Infrastruktur zu sanieren bzw. aufzubauen, um die Energieversorgung auch vor dem Hintergrund des rapide wachsenden Stromverbrauchs
des Landes zu garantieren.
Wasserstraßen
Die Binnenschifffahrt ist auf 1.015 km Kanälen und Flüssen möglich. Die einst bedeutende Binnenschifffahrt spielt jedoch heute nur mehr eine untergeordnete Rolle.
Wirtschaft
Hauptartikel: Wirtschaft des Irak
http://de.wikipedia.org/wiki/Irak
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Wichtigster Wirtschaftszweig des Landes ist die Erdölförderung. Der Irak ist Gründungsmitglied der am 14. September 1960 gegründeten OPEC und hat nach SaudiArabien die größten erkundeten Erdölvorräte (113 Mrd. Barrel). Man schätzt, dass sich die gesamten Vorräte auf bis zu 250 Mrd. Barrel belaufen könnten. 2001
wurden fast 98 Millionen Tonnen gefördert. Bei voller Leistung der Förderanlagen ist eine Förderung von bis zu 6 Mio. Barrel täglich möglich. Nach der
Verstaatlichung der Erdölgesellschaften (1972) und der Ölkrise (1973) erlebte der Irak in den 1970er Jahren einen Wirtschaftsaufschwung, das nach Ausbruch des
Ersten Golfkrieges 1980 ein Ende fand. Durch die beiden Golfkriege (1980 - 1988 und 1990/91) sowie des UN-Embargos (1991 - 2003) wurde die Wirtschaft fast
lahmgelegt. Mit 120 Milliarden US-$ Schulden zählt der Irak zu den am höchsten verschuldeten Ländern der Welt.
Die Vereinten Nationen haben am 22. März 2003 die Sanktionen gegen den Irak aufgehoben. Die USA und Großbritannien behielten sich als Besatzungsmächte bis
zur Einsetzung einer Regierung die finanzielle Verwaltung der irakischen Erdölförderung vor. Die geplante Privatisierung der bis dahin staatlichen Erdölindustrie
wird wegen Zuschlag an amerikanische Konzerne von vielen Irakern kritisch gesehen.
Die EU hat am 5. März 2004 für das laufende Jahr 160 Millionen Euro Wiederaufbauhilfe zugesagt. Das Geld soll vor allem in das Bildungswesen, die
Wasserversorgung und die medizinischen Einrichtungen investiert werden.
Landwirtschaft
Verglichen mit anderen Nahost-Staaten verfügt der Irak über reichlich Wasser; so ist auch die Landwirtschaft ein bedeutender Wirtschaftszweig, in dem rund 40
Prozent aller irakischen Arbeitnehmer beschäftigt sind. Die wichtigsten Agrarerzeugnisse sind Datteln, daneben auch Obst und Gemüse (vorwiegend zur
Selbstversorgung). Im Jahr 1975 stellte der Irak 55% der Datteln auf dem Weltmarkt, aufgrund der Massenabholzungen und Trockenlegungen während des Ersten
Golfkrieges und der Zweiten Anfal-Kampagne 1991 ging dieser Anteil stark zurück, im Jahr 2005 waren es nur noch 0,3%.
Medien
Im Irak herrscht seit dem Sturz von Saddam Hussein eine große Vielfalt an Medien. Die neue irakische Verfassung garantiert die Pressefreiheit und macht die
irakische Medienlandschaft zur freiesten in der arabischen Welt. Eine mit der europäischen Pressefreiheit vergleichbare ist es jedoch nicht, da trotzdem viele Themen
tabu sind und nicht angesprochen werden dürfen, dies wird durch Selbstzensur geregelt. Generell ist zu sagen dass man im Irak zwischen zwei Arten von Medien
unterscheiden muss: Den Parteienkontrollierten und den Unabhängigen. Jede größere Partei im Irak hat ihr Zentralorgan, nicht wenige unterhalten auch
Fernsehsender. Die kurdischen Parteien unterhalten Zentralorgane sowohl in kurdischer als auch in arabischer Sprache.
Zeitungen
Die ersten irakischen Zeitungen erschienen zur Zeit der britischen Besetzung des Irak (die erste Zeitung erschien nach der Einnahme Basras durch die Briten im
Dezember 1914). Die erste Irakische Verfassung von 1921 garantierte Pressefreiheit. Die irakische Presse galt bis 1958 als die freieste im ganzen Nahen Osten (die
wichtigsten Tageszeitungen waren: Al-Mammlaka, Al-Watan und die Basra Times).
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Nach dem Sturz der Monarchie wurden 1959 alle regierungskritischen Zeitungen geschlossen und die Vorzensur eingeführt. 1966 wurden private Zeitungen verboten.
Die irakischen Kommunisten durften von 1973 bis 1979 eine eigene Tageszeitung betreiben; diese wurde aber nach der Machtübernahme Saddam Husseins ebenfalls
verboten. Zwischen 1979 und 2003 befand sich die Presse vollständig in der Hand der Husseins. Udai Hussein, Saddams ältester Sohn, kontrollierte alle acht
Tageszeitungen. Die drei größten des Landes waren Tamuz, Al-Thawra und Babil.
Heute sind die sechs wichtigsten Zeitungen:
Al-Sabah - finanziert von Iraqi Media Network, gegründet von der Coalition Provisional Authority (CPA)
Al-Zaman - Redaktionssitz ist London, Druckorte Bagdad und Basra
Al-Mada - Bagdad
Al-Mashriq - Bagdad
Al-Dustur - Bagdad
Iraq Today - englischsprachige Wochenzeitung
Al-Mudschahed, Al Schahed, Thaura Islamiyya - Bagdad, Islamistisch
Und im kurdischen Teil:
Peyame Kurd - Arbil, Zentralorgan der KDP
Kurdistani Nuwe(NWE) - Sulaimaniyya, Zentralorgan der PUK
Khak - PUK nahe
Peshmerga - PUK nahe
Rebazi Nuwe - PUK nahe
Hawlati - Unabhängig
Khabat - KDP nahe
Yekitiya - Islamistisch
Hörfunk
Im Irak gibt es eine unüberschaubare Vielzahl von Radiosendern, viele davon lokal. Praktisch jede politische Vereinigung unterhält zumindest einen
Lokalradiosender. Die wichtigen Radiosender sind:
Republic of Iraq Radio - Nachfolger der Iraq Media Network-Radio Baghdad, gegründet von der CPA
Radio Nahrain - Basra, finanziert von den Briten
Voice of Iraq - Privatsender, Bagdad (Mittelwelle)
Hot FM - Privatsender, Bagdad (UKW Musiksender)
Radio Dijla - Privatsender, Bagdad (UKW Talk- und Musiksender)
Radio Dengi Nwe - von Frauen und Jugendlichen geleitetes unabhängiges Radio in Halabja [1] (http://www.wadinet.de/projekte/newiraq/radio/index.htm)
http://de.wikipedia.org/wiki/Irak
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Fernsehen
Das irakische Fernsehen begann 1956 zu senden. In den 1990er-Jahren gab es nur drei Fernsehsender: Iraq-TV, Al-Shabab TV (Eigentum von Udai Hussein) und Iraq
Satellite TV. Satellitenschüsseln waren strengstens verboten, wer gegen dieses Gesetz verstieß, musste eine Geldstrafe von 1,5 Millionen irakischen Dinaren (ca.
1.500 €) bezahlen. Ab 2003 entstand eine Vielzahl von Fernsehsendern und auch Sender wie al-Dschasira und al-Arabiya sind sehr beliebt. Einige der Sender sind:
al-Iraqiyya - Bagdad, staatliches irakisches Fernsehen
asch-Scharqiyya - Bagdad, Privat
al-Hurra - Bagdad, US Koalitionssender
Nahrin - Bagdad, Privat
al-Heifa - Bagdad, Privat
Kurdsat - Arbil,Sulaymaniyya, Fernsehesender der PUK
Al-Anbar - Bagdad, Sender der SCIRI, wird auch von Moqtada al-Sadr unterstützt
al-Baghdadiyya - Kairo, (Ägypten), Privat
Kurdistan TV - Arbil, Sender der KDP
Zagros TV - Arbil, Sender der KDP
Mezopotamia - Arbil, PKK
al Moktadia - Bagdad, Islamistisch
al-Fayhaa - Dubai, (VAE), Privat
Internet
Seit dem Sturz des Regimes hat sich die Anzahl der Internetanschlüsse rasant erhöht. Auch viele politische Parteien verfügen über eigene Websites. Momentan üben
Internetveröffentlichungen aber noch keinen Einfluss auf die Masse aus, das Medium wird fast ausschließlich zur Kommunikation genutzt. Die Jugendlichen
benutzen häufig die in den diversen Jugendzentren zur Verfügung gestellten PCs. In den Ballungszentren sind auch Breitbandanschlüsse sowie Drahtlosverbindungen
verfügbar.
Kultur
Film „Turtles can fly“, deutsch: „Schildkröten können fliegen“ von Bahman Ghobadis. Erste internationale irakische Produktion seit 26 Jahren.
Der Irak ist in fünf Kulturräume geteilt: Die kurdische Kultur mit ihren Zentren in Arbil/Hewler und Sulaymaniyah/Silemani, die sunnitische Kultur mit ihrem
Zentrum um Bagdad, die schiitische Kultur mit ihrem kulturellen Zentrum Basra, die assyrische Kultur, in mehreren Städten des Nordens präsent und die Kultur der
nomadischen Marsch-Araber, die in den Sümpfen zwischen Bagdad und Basra leben.
http://de.wikipedia.org/wiki/Irak
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Theater
Seit 1880 reisten Theatertruppen aus Europa in den Irak um vor vornehmlich britischen Publikum in Schulen und Gemeindesälen zu spielen. Im 20. Jahrhundert
begannen irakische Schriftsteller Theaterstücke zu schreiben. Die großen Theaterhäusser sind das Rasheed, das Mansour und das Volkstheater. Aufgeführt werden
Theaterstücke irakischer, indischer, türkischer Autoren ebenso wie die großen Dramen der Weltliteratur.
Musik
Der Irak ist berühmt für die Oud (eine Art Laute) und die Rebab (ein einfaches Streichinstrument). Bekannte Musiker auf diesen Instrumenten sind unter anderem der
Assyrer Munir Bashir (1928-1997), Ahmed Mukhtar (* 1967) und Nasir Shamma (* 1963). Ein in der gesamten arabischen Welt berühmter Popstar ist der Iraker
Kazem al-Saher (* 1961), sein Lied "Ladghat e-Haya" war im Irak verboten. Siehe auch: Kurdische Musik.
Sport
Fußball ist im Irak die beliebteste Sportart. Die erste irakische Liga (‫زة‬2
‫ )دوري اﻥ ا
رﺝ ا‬erfreut sich großer Beliebtheit. Die Liga wurde 1948 eingeführt, zwischen
1949 und 1962 aber eingestellt. 1962 wurde der Spielbetrieb wieder aufgenommen. Allerdings nahmen bis 1973 nur Mannschaften aus Bagdad teil; erst ab 1973 war
dies für Mannschaften aus dem ganzen Land möglich. 1973-2000 wurde die Liga im Ligamodus ausgetragen, im Jahr 2000 kam es aber zu einer Modusveränderung.
Die 36 Mannschaften werden nach ihrer geographischen Lagen in vier Gruppen (Nord, Zentral 1, Zentral 2 und Süd) à 9 Mannschaften eingeteilt. In dieser ersten
Gruppenphase tragen die Mannschaften Hin- und Rückspiele im Ligamodus aus, die drei Gruppenbesten qualifizieren sich für die zweite Gruppenphase, die drei
Gruppenletzten steigen ab. In der zweiten Gruppenphase gibt es wiederum vier Gruppen à 3 Mannschaften. Die jeweiligen Gruppenersten qualfizieren sich für das
Halbfinale. Die Sieger der Halbfinalspiele bestreiten das Finale. Aufgrund des Dritten Golfkriegs wurde die Liga zwischen 2002 und 2004 ausgesetzt.
Die Irakische Nationalmannschaft konnte mehrere regionale Titel gewinnen. Ihr größter Erfolg war die Qualifikation zur Fußball-Weltmeisterschaft 1986 in Mexiko.
Ein weiterer Erfolg war der Vierte Platz bei den Olympischen Spielen 2004.
Nebenbei sind auch andere Sportarten wie Gewichtheben, Kampfsport oder Schwimmen beliebt. 1960 in Rom holte der Gewichtheber Abdul Wahid Aziz Bronze im
Leichtgewicht, die bis heute die einzige Irakische Olympiamedallie darstellt.
Literatur
Christoph Reuter, Susanne Fischer: Café Bagdad. Der ungeheure Alltag im neuen Irak. Goldmann, München 2006, ISBN 3-442-15385-9
Henner Fürtig: Kleine Geschichte des Irak. Von der Gründung 1921 bis zur Gegenwart. Beck, München 2003, ISBN 3-406-49464-1
Stephan Kloss: Mein Bagdad-Tagebuch. Als Kriegsreporter im Brennpunkt Irak. Fischer Taschenbuch, Frankfurt 2003, ISBN 3-596-16142-8
Günter Kettermann: Atlas zur Geschichte des Islam. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2001, ISBN 3-534-14118-0
http://de.wikipedia.org/wiki/Irak
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Kanan Makiya Republic of Fear. Politics of Modern Iraq University of California Press (1998)
Kanan Makiya Cruelty and Silence. War, Tyranny, uprising and the arab world (1991), ISBN: 0224037331
M. und P. Sluglett: Der Irak seit 1958 - von der Revolution zur Diktatur. Frankfurt/Main 1991 ISBN 3-518-11661-4
Wolfgang Gockel: Irak - sumerische Tempel, Babylons Paläste und heilige Stätten des Islam im Zweistromland. Dumont Köln 2001. ISBN 3-7701-4949-1
Weblinks
Commons: Irak – Bilder, Videos und/oder Audiodateien
Wiktionary: Irak – Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen
Deutsch
Länder- und Reiseinformationen (http://www.auswaertigesamt.de/www/de/laenderinfos/laender/laender_ausgabe_html?type_id=14&land_id=62) des
Auswärtigen Amtes
Pressepiegel (http://www.redaktion24.info/Thema/Irak.php4)
Der Irak nach dem Krieg (http://www.km.bayern.de/blz/web/irak/) – Geschichte des und aktuelle Ereignisse im Irak, zusammengestellt von der Bayerischen
Landeszentrale für politische Bildungsarbeit
Die Sprachen des Irak (http://homepages.fh-giessen.de/kausen/wordtexte/Irak%20Sprachen.doc) (Microsoft Word-Format)
Das Massaker von Semile (http://ninos007.blogspot.com/2006/02/das-massaker-von-semile.html)
IRAQUNA (http://www.iraquna.at/) – Österreichisch-Irakischer Freundschaftsverein
AIAD (http://www.aiad.at/) – Austrian Iraqi Association for Developement
Andere Sprachen
Datenblatt Irak (http://www.cia.gov/cia/publications/factbook/geos/iz.html) – Überblick aus dem CIA World Factbook (englisch)
Humanitäre Situation im Iraq (http://www.who.int/countries/irq/en/) – Informationen der World Health Organisation (englisch)
Iraq Politics and Constitution (http://www.niqash.org/) (englisch, arabisch, kurdisch)
Iraqi Crisis Report (http://www.iwpr.net/?p=icr&s=p&apc_state=henh) (englisch)
The Iraq Foundation (http://www.iraqfoundation.org/) (englisch)
Iraq Coalition Casualties (http://icasualties.org/oif/) - Zahlen, Daten und Fakten (englisch)
Von „http://de.wikipedia.org/wiki/Irak“
Kategorien: Staat | Irak | Naher Osten
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29.01.2006

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