Der Räuber Hotzenplotz

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Der Räuber Hotzenplotz
 Der Räuber Hotzenplotz von Otfried Preußler ACH DU LIEBES BISSCHEN! „Erst die Arbeit, dann das Spiel. Ich muss doch mal nachsehen, ob ich nicht jemanden erspähe, den ich berauben kann…“ (Hotzenplotz) Der gerissene Räuber Hotzenplotz hat der Großmut‐
ter die Kaffeemühle geraubt, die ihr Kasperl und Seppel zum Geburtstag geschenkt haben. Sofort machen sich die beiden Freunde auf, dem Gauner das Handwerk zu legen. Doch das ist gar nicht so einfach: Sie finden zwar durch einen Trick die Räu‐
berhöhle, werden aber gefangen genommen. Während Seppel bei Hotzenplotz die Unordnung in der Räuberhöhle aufräumen muss, wird Kasperl an den Zauberer Petrosilius Zwackelmann verkauft. Die Zukunft der beiden sähe finster aus, wären da nicht noch die gute Fee Amaryllis und der Wachtmeister Dimpfelmoser … Otfried Preußlers unsterblicher Kinderklassiker ist erstmals auf der Bühne des Next Liberty zu sehen – für die Titelrolle konnte der Schauspieler Alois Frank gewonnen werden, der als Räuber Hotzenplotz die Freunde Kasperl und Seppel auf Trab hält! Garantierter Spaß ab 5! Inszenierung Susanne Zöllinger Ausstattung Katharina Polheim Musik Maurizio Nobili Dramaturgie Dagmar Stehring Regieassistenz Pia Weisi MIT Räuber Hotzenplotz Alois Frank Kasperl Felix Rank Seppel Florentina Klein Wachtmeister Dimpfelmoser Helmut Pucher Großmutter Angie Mautz Petrosilius Zwackelmann Michael Rutz Fee Amaryllis / Unke Susanne Zöllinger PREMIERE am 26. September 2009, 17 Uhr im Next Liberty Weitere Termine: Sept.: 30. (10.30) Okt.: 02. (10.30+15.30), 03.(15.30), 06. (10.30+15.30), 07. (10.30), 23. (10.30+15.30), 24. (15.30) Nov.: 04.(10.30), 06.(10.30+15.30), 07. (15.30), 10.(10.30+15.30), 11.(10.30) Dez.: 09., 18. (10.30+15.30) Juni: 10.(10.30+15.30), 11. (10.30) www.nextliberty.com
ZUM STÜCK a.) Inhalt Kasperl und Seppel machen der Großmutter eine beson‐
dere Geburtstagsüberraschung: Sie schenken ihr eine Kaffeemühle, die ihr Lieblingslied, „Alles neu macht der Mai“ spielen kann. Doch auch dem Räuber Hotzenplotz, einem allseits bekannten und gefürchteten Halunken, gefällt dieses Geschenk – er überfällt die Großmutter und stiehlt ihr die Kaffeemühle. Kasperl und Seppel be‐
schließen, Wachtmeister Dimpfelmoser bei der Suche zu helfen und machen sich auf zur Räuberhöhle. Leider geraten sie dabei in Hotzenplotz' Gefangenschaft, wäh‐
rend Seppel die Unordnung in der Räuberhöhle aufräu‐
men muss, wird Kasperl an den großen und bösen Zau‐
berer Petrosilius Zwackelmann verkauft. In dessen ver‐
zaubertem Schloss soll der arme Kasperl nun tagaus, tagein Kartoffeln schälen, weil dies die Leibspeise des Zauberers ist. Eines Tages entdeckt er im Keller die Fee Amaryllis, die von Zwackelmann in eine Unke verwan‐
delt worden ist und befreit sie mithilfe des Feenkrauts. Die Fee hilft Kasperl und Seppel nicht nur, den Zauberer zu besiegen, sondern verwandelt den Räuber auch in einen Gimpel, den die beiden der Polizei übergeben können. So erhält die Großmutter ihre Kaffeemühle zu‐
rück und der Räuber Hotzenplotz bekommt, was er ver‐
dient. b.) Entstehung „Der Räuber Hotzenplotz“ ist eine der bekanntesten und erfolgreichsten Figuren aus der Feder Otfried Preußlers – als der Autor sich die Geschichte ausdachte, ahnte er nicht, dass sein Buch einen solch positiven Anklang bei seinen Lesern finden würde: „Ohne meine alte Liebe zum Kasperltheater hätte ich den „Räuber Hotzenplotz“ wohl kaum geschrieben – und ohne den „Krabat“ ver‐
mutlich auch nicht. Ich hatte mich damals, zu Anfang der Sechzigerjahre, monatelang mit dem ersten Ansatz zu „Krabat“ herumgeschlagen, und das vergeblich. Aus Ent‐
täuschung darüber bin ich regelrecht krank geworden, und da habe ich mir gedacht: Jetzt schreibst du zur Ab‐
wechslung mal was rundherum Lustiges, etwas zum blo‐
ßen Spaß – sagen wir eine Kasperlgeschichte, in der alle Personen vorkommen, die zu einem richtigen Kasperl‐
stück gehören, einschließlich Räuber und Polizist.“ […] Ursprünglich wollte er nur ein einziges Buch über den Räuber Hotzenplotz schreiben: „Ich habe keines‐
wegs die Absicht gehabt, diesem Kasperlbuch ein zwei‐
tes folgen zu lassen [...], sonst hätte ich nämlich den großen und bösen Zauberer Petrosilius Zwackelmann unter keinen Umständen bereits im ersten Band das Zeitliche segnen lassen“, so Otfried Preußler. Doch nach‐
dem er von tausenden von Kindern Anfragen, Bitten und detaillierte Vorschläge für weitere Hotzenplotz‐Bücher bekommen hatte, entschloss er sich 1969 „Neues vom Räuber Hotzenplotz“ zu schreiben. Aufgrund der Tatsache, dass der Hund Wasti, den die Witwe Schlotterbeck versehentlich in ein Krokodil ver‐
wandelte, am Ende des zweiten Bandes nicht wieder zurückverwandelt wurde, bekam Preußler auch nach dem zweiten Teil wieder eine riesige Flut an Briefen und Postkarten seiner Fans. Daraufhin schrieb Otfried Preuß‐
ler 1973 einen weiteren Band, bei dem er genau darauf achtete, auch ja keinen offenen Handlungsfaden zu übersehen. Zudem erklärte er am Ende des Buches, dass es sich dabei endgültig um seine letzte Kasperlgeschich‐
te handle. http://de.wikipedia.org/wiki/Der_R%C3%
A4uber_Hotzenplotz, www.preussler.de c.) Ein Kasperltheater Der klassische Kasperl im Kasperltheater ist ein volksna‐
her Spaßmacher, genussfreudig und von Natur aus ge‐
gen die Obrigkeit. An seinem Äußeren ist er leicht zu erkennen: Hemd, Weste, zu kurze Hose, rote Zipfelmüt‐
ze. Kasperl ist ein stets positiver komischer Held. Er ist zwar manchmal ungezogen, hat aber das Herz auf dem rechten Fleck. Seine derb‐naiven Geschichten haben eine überschaubare Handlung. Kasperl geht naiv vor und zahlt oft Lehrgeld; trotzdem ist er am Ende der Ge‐
schichte der Gewinner. […] Phantastische, wunderbare Kräfte sind am Werk, und Märchenelemente verbinden sich mit der kreativen Freude an spannenden Verwicklungen. Die Geschichte lebt von einfachen, polaren Gegenüberstellungen; zwi‐
schen Gut und Böse verlaufen klare Fronten: Seppel und Kasperl treten gegen Räuber und Zauberer an, und die Übrigen sind eindeutig zugeordnet. Räuber Hotzenplotz ist eine Figur ohne Moral, der seinen Gefangenen Kas‐
perl beim Zauberer gegen Schnupftabak eintauscht. Wie die Märchen ist die Kasperlgeschichte eindimensional angelegt – alle Figuren kommen mit allen in Kontakt. In dieser Welt gelten märchenhafte Gesetze, nichts ist un‐
möglich. […] Magische Dinge, Kräfte und Wesen bevöl‐
kern die Geschichte. Zauberstab und Zauberring sind hier so selbstverständlich wie das Feenkraut, das Kasperl für die Erlösung von Amaryllis pflücken muss […]. Ge‐
prägt ist er auch durch „Schwarz‐Weiß“‐Gegensätze wie gut und böse, klug und dumm, schön und hässlich, stark www.nextliberty.com
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und schwach. Die „Botschaft“ von „Der Räuber Hotzenplotz“ ist eben‐
falls märchentypisch: Für die Gerechtigkeit (Rückeroberung der geraubten Kaffeemühle) müssen mutig Abenteuer bestanden werden. Man muss an sich glauben, damit das Gute siegt. Die Helden Kasperl und Seppel begegnen den Bösen furchtlos, erleiden keine seelischen Verluste, sie gehen ihren Weg. So werden die beiden zu Identifikationsfiguren für die jüngsten Zu‐
schauer (4 bis 8 Jahre). Sie stärken auf unterhaltsame Weise das Selbstbewusstsein und vermitteln Mut und die Bereitschaft, auch schwierige Aufgaben anzupacken. Der Räuber Hotzenplotz, Filmheft – Materialien für den Unterricht, Herausgeber: Kulturfiliale Gillner und Conrad. München: 2006. d.) Das Hotzenplotz‐ABC Ausgefallene Bezeichnungen, ungewöhnliche Umstände und vieles mehr – in der Welt vom Räuber Hotzenplotz gibt es von A bis Z viel zu entdecken! A wie „Alles neu macht der Mai“ „Alles neu macht der Mai“ ist das Lieblingslied der Groß‐
mutter, das gespielt wird, wenn man an der Kaffeemüh‐
le kurbelt, die ihr Kasperl und Seppel geschenkt haben. Dabei handelt es sich um ein sehr populäres deutsches Volkslied, das auf die Melodie von „Hänschen klein“ gesungen wird, dessen Text 1818 von Hermann Adam von Kamp verfasst wurde und das den positiven Auf‐
bruch zu Neuem und Veränderung und zum Thema hat. („Alles neu macht der Mai / macht die Seele frisch und frei / Lasst das Haus, kommt hinaus, / windet einen Strauß!“) B wie Bratkartoffeln Bratkartoffeln sind die Leibspeise des „großen und bö‐
sen“ Zauberers Petrosilius Zwackelmann – und eines der wenigen Dinge, die er sich nicht selbst herbeitricksen kann. Gerüchten zufolge hat er die schöne Fee Amaryllis ja in eine Unke verwandelt, weil sie ihm nicht zeigen konnte, wie man die Schale von Kartoffeln zaubert… C wie chinesischer Hotzenplotz Der Hotzenplotz auf Chinesisch? Ja, „Der Räuber Hot‐
zenplotz“ wurde in 55 Sprachen übersetzt, Kinder auf der ganzen Welt können über die Abenteuer von Kasperl und Seppel in ihrer Sprache lesen und hören. Aber wie heißt der Räuber Hotzenplotz anderswo? Hier ein paar klingende Beispiele: Auf Chinesisch: DADAO HUOCHEN‐
BULUCI, auf Englisch: THE ROBBER HOTZENPLOTZ, auf Französisch: LE BRIGAND BRIQUAMBROQUE, auf Hollän‐
disch: ROVER HOSSEKLOSS, auf Italienisch: IL BRIGANTE PENNASTORTA, auf Japanisch: ODOROBO HOTZENPU‐
ROTZO, auf Russisch: RAZBOJNIK CHOTSENPLOTS, auf Türkisch: HAYDUT HAYTAZOT. D wie Dimpfelmoser Der Polizist im „Räuber Hotzenplotz“ trägt den klingen‐
den Namen Alois Dimpfelmoser und ist ein überkorrek‐
ter Gesetzeshüter, der sich etwas umständlich (und lie‐
ber auf dem Papier) auf die Jagd nach dem Verbrechen begibt. Otfried Preußler darüber, ob es ein reales Vor‐
bild für diese Figur gab: „Hoffentlich nicht. Dazu muss man ein bisschen Bayerisch kennen. Ein Dimpfel ist ein ziemlich dummer Mensch. Und der Dimpfelhugo, der Dimpfelmoser hat sich dann so ergeben.“ Gut, dass Kas‐
perl und Seppel sich aufmachen, den Wachtmeister bei der Suche nach der Kaffeemühle zu unterstützen! E wie „Eintritt strengstens verboten!“ Um in den Schlosskeller und zur verzauberten Unke zu gelangen, muss Kasperl durch drei sehr verbotene Türen gehen, die Fee belohnt ihn mit drei freien Wünschen. Die „magische“ Zahl Drei gehört zur Märchenmotivik, die Dreiheit gilt als Symbol der wirklichen Einheit und findet sich in zahlreichen Märchen wieder (drei zu be‐
stehende Aufgaben, drei Königstöchter, etc.). F wie Fee Eines der märchenhaften Elemente in der Geschichte ist die verzauberte Fee Amaryllis, die nach sieben Jahren der Gefangenschaft im Schlosskeller von Kasperl befreit wird und ihm als Dankeschön einen Wunschring schenkt. Die Figur der „guten Fee“ kommt in vielen Mär‐
chen vor, sie wird als heiter, besonders schön und nie‐
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mals alternd beschrieben und darüber hinaus auch noch als glückbringend. All das spiegelt wider, dass die Fee von ihrem Wesen her das gute Prinzip versinnbildlicht. G wie Großmutter Die Großmutter darf bei einem Kasperltheater‐Stück natürlich nicht fehlen! Ihr schöner Garten, ihre fürsorgli‐
che, liebe Art und ihr berühmter Zwetschkenkuchen mit Schlagobers sind der ruhige, harmonische Ausgangs‐
punkt für die Kasperl‐ und Seppel‐Abenteuer und der Ort, wohin die jungen Helden nach getaner Arbeit wie‐
der hin zurückkehren. H wie Hüte Der Kasperl hat seine Kasperlmütze, der Seppel seinen Seppelhut, der Hotzenplotz seinen Räuberhut, der Zwa‐
ckelmann seinen Zauberhut – die Kopfbedeckungen spielen im „Räuber Hotzenplotz“ eine wesentliche Rolle. Der Tausch von Kasperlmütze und Seppelhut bringt für beide Kinder Abenteuer und gefährliche Situationen und rettet sie am Ende. Ohne seine rote Mütze ist Kasperl nicht der Kasperl – erst als er sich eine neue herbeige‐
wünscht hat, kann alles seinen gewohnten Lauf nehmen. I wie „ins Spritzenhaus“ An einer Stelle spricht der Wachtmeister Dimpfelmoser davon, dass der Halunke „ins Spritzenhaus“ kommt, und verwendet damit eine heute kaum mehr geläufige Rede‐
wendung. Als Spritzenhaus bezeichnete man früher die Feuerwache bzw. das Feuerwehrhaus, in dem damals auch kleinere Gauner eingesperrt wurden, das heute aber nur mehr zur Aufbewahrung von Gerätschaften und der Unterstellung der Feuerwehrfahrzeuge dient. J wie in „Ui jegerl!“ Ein „Ui jegerl!“ entkommt dem Seppel immer dann, wenn er sich fürchtet oder etwas hört, was ihm gar nicht gefällt – es handelt sich also um einen Ausruf des Be‐
dauerns oder des Erschreckens. Sprachwissenschaftlich betrachtet handelt es sich um eine Interjektion, d.h. damit wird eine bestimmte Empfindung, Bewertungs‐ oder Willenshaltung des Sprechers ausgedrückt. K wie Kasperl Der Kasperl steht im Zentrum zahlloser Abenteuer. Er und seine Freunde erleben immer unglaubliche Missge‐
schicke und Abenteuer, die er mit Witz und kreativen Ideen löst. Er ist ein argloser und freundlicher Junge, der eben manchmal Buchstaben, Wörter und Namen durch‐
einanderbringt und Dinge vergisst. Aber wahrscheinlich macht ihn gerade das so sympathisch! L wie in Gimpel Der wütende Zauberer Zwackelmann bezeichnet den Räuber Hotzenplotz als Gimpel, als er erfährt, dass die‐
ser die Kasperlmütze verbrannt hat. Beim Gimpel han‐
delt es sich um eine recht leicht zu lockende und zu fan‐
gende Vogelart, weshalb die Bezeichnung häufig als Be‐
leidigung für Menschen benutzt wird, die einfältig oder leicht hereinzulegen sind. M wie merkwürdige Namen Hotzenplotz, Zwackelmann, Dimpfelmoser – im „Räuber Hotzenplotz“ tummeln sich die Figuren mit den lustigsten Namen. Doch woher stam‐
men sie? Zum Ursprung der Namen Hotzenplotz und Zwackelnmann erzählt Otfried Preußler: „Ich komme vom Kasperltheater. Dort hat der Räuber keinen Namen und braucht auch keinen. Aber um von einem Räuber eine Geschichte zu erzählen, sollte er schon einen Na‐
men haben. Ich habe eine lange Liste gemacht, von Pistolinski und Pistolatzki bis zum Raubmörder Karasek, der in Reichenberg gehängt worden ist. Plötzlich war der Name da. Ich stamme aus Deutsch‐Böhmen, und wir haben in der Heimatkunde natürlich auch von dem Flüsschen und dem Städtchen Hotzenplotz im mähri‐
schen Schlesien gehört. Plötzlich waren die elf Buchsta‐
ben da, und ich wusste, das ist es. Inzwischen hat er gezeigt, dass er ein recht vitaler Bursche ist. Und weil es schnell passiert, daß sich jemand ärgert, weil man sei‐
nen Namen für eine nicht ganz sympathische Figur ver‐
wendet hat, habe ich mir lange überlegt, wie dieser Zau‐
berer heißen könnte, und kam dann auf den, wie ich meinte, singulären Namen „Zwackelmann“. Ich habe ihm dann noch den Vornamen „Petrosilius“ gegeben und bekam ein paar Wochen später nicht von einem Herrn Zwackelmann, aber von einem Herrn Petrosilius Post. Das sind die Dinge, die einfach Spaß machen. Ich betrachte ja meinen Beruf als Geschichtenerzähler so ernsthaft nicht. Ich betreibe ihn auch als Spiel.“ N wie Nasentrost Nasentrost ist im „Räuber Hotzenplotz“ der Markenna‐
me des Schnupftabaks, den der Zauberer Zwackelmann für seinen neuen Dienstboten, den Kasperl, bezahlt. Bei Schnupftabak handelt es sich um eine fein gemahlene Mischung aus einer oder mehreren Sorten von Tabak, die durch Einsaugen in die Nase konsumiert wird und seit ca. 400 Jahren in Europa bekannt ist. Da Schnupfta‐
bak sehr schädlich ist, wenn er in großen Mengen kon‐
sumiert wird, führt die durchaus positive Bezeichnung www.nextliberty.com
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„Nasentrost“ etwas in die Irre. O wie Obers, Schlagobers Otfried Preußler ist ein deutschsprachiger Autor, doch einige Begriffe, die in seinen Geschichten vorkommen, erscheinen dir vielleicht ungewohnt – so essen Kasperl und Seppel gern „Pflaumenkuchen mit Schlagsahne“ statt „Zwetschkenkuchen mit Schlagobers“, sie gehen in den „Milchladen“ statt ins „Geschäft“ einkaufen und rufen beim Anblick des Gimpels „Guck mal, ein Piep‐
matz!“ statt „Schau, ein Vogerl!“. Das liegt daran, dass es in Österreich andere sprachliche Besonderheiten (Varietäten) der deutschen Sprache und ihres Wort‐
schatzes gibt, als zum Beispiel in Deutschland. P wie Pfefferpistole Der Räuber Hotzenplotz lässt nicht mit sich spaßen – bewaffnet mit sieben Messern und einer großen Pfeffer‐
pistole lehrt er selbst die Polizei das Fürchten. Auch Kas‐
perl und Seppel bekommen eine Ladung Pfeffer ab, als sie versuchen, dem Gauner das Handwerk zu legen – Hatschie! Q wie in „Aufhören mit dem Quatsch!“ Die Großmutter schüttelt den Kopf darüber, den Hot‐
zenplotz treibt es zur Raserei und der Zwackelmann stellt ihn gerade deshalb als Dienstboten ein – der Kas‐
perl ist ein schlauer Junge, aber er bringt eben ständig Buchstaben und Wörter durcheinander. Was soll er noch gleich besorgen? Einen halben Later rühßen Sahm? Einen Ritter süßen Lahm? R wie Räuber Der Räuber ist im Kasperltheater der Gegenspieler der Protagonisten Kasperl und Seppel. Schon an seinem un‐
gepflegten Aussehen ist er als Bösewicht zu erkennen: Mit dem großen, schäbigen Hut, einem verwachsenen, dichten Bart und dunkler Kleidung steht er im Gegensatz zum farbenfrohen, hellen Zuhause von Kasperl und Sep‐
pel. S wie Seppel Der Seppel ist Kasperls bester Freund und Spielgefährte, der ihm bei all seinen Abenteuern zur Seite steht. Im Vergleich zum naiv‐fröhlichen Kasperl, der sich ohne Bedenken an die Umsetzung seiner Pläne macht, ist Sep‐
pel zwar ein ängstlicher Charakter (sein häufiger Ausruf „Ui jegerl!“ gibt Auskunft darüber), der sich aber immer rasch von seinem Freund überzeugen lässt. Der Name Seppel (manchmal auch Seppl) ist ein von Josef herrüh‐
render Kosename. T wie „Teufel und Hölle!“ Der große und böse Zauberer hat – neben seiner Unfä‐
higkeit Bratkartoffeln zu zaubern – eine große Schwä‐
che: er wird sehr schnell sehr wütend. Dies drückt sich dann in der Verwendung gemeiner Schimpfwörter und zahlreicher Flüche aus: „Strohdumm bist du!“, „beim Teufel und seiner neunmal geschwänzten Großmutter“, „zum Henker“, „Pfui Schwefel und Schusterpech“, „dieser verdammte Blödian, „Potz Schwefel, Marter und Höllenfeuer“ usw. Seine aufbrausende Art rächt sich am Ende – aus lauter Wut über den Kasperl zerplatzt er. (Die Ironie an der Geschichte: Als Hotzenplotz sich bei seinem Besuch beim Zauberer am Schnupftabak be‐
dient, rät er dem Räuber: „Bedien dich – aber bitte so, dass es dich nicht zerreißt!“) U wie Unke Die schöne Fee Amaryllis muss sieben Jahre in der Ges‐
talt einer hässlichen Unke im Schlosskeller ausharren und macht den Kasperl schließlich mit ihrem herzzerrei‐
ßenden Schluchzen auf sich aufmerksam. Die Unke, auch bekannt unter dem altertümlichen Namen Feuer‐
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kröte, ist eine Gattung von Froschlurchen, die besonders durch ihre vom Menschen als traurig empfundenen Rufe bekannt ist (daher auch der Begriff „Unkenrufe“ für zweifelnde Aussagen). Im Märchen findet sich die Unke meist als Glücks‐ oder Segensbringer. V wie verzaubert Verzauberungen, verzauberte Dinge, zauberhafte Kräfte und Wesen bevölkern die Welt des „Räuber Hot‐
zenplotz“. Zauberstab und Zauberring sind hier so selbstverständlich wie das Feenkraut, das Kasperl für die Erlösung von Amaryllis pflücken muss und bestehen wie selbstverständlich neben der „realen“, bürgerlichen Welt von Kasperl, Seppel, dem Wachtmeister Dimpfel‐
moser und der Großmutter. W wie Wachtmeister Der Wachmeister Dimpfelmoser ist der Ordnungshüter in der „Räuber Hotzenplotz“‐Geschichte. Er kennt die Gesetze und weiß genau, was verboten ist und wie man einen Räuber zu fangen hat, ohne gegen die Regeln zu verstoßen. Im Gegensatz zum Räuber Hotzenplotz hat er keine Pistole, sondern einen Schlagstock als Waffe da‐
bei. Ein Fixtermin auf seiner Streife ist ein Besuch bei der Großmutter, die ihn wertschätzt und immer Kaffee und Kuchen bereit hält. X wie in Buxtehude Buxtehude ist der Ort, zu dem Petrosilius Zwackelmann aufbricht, um einen Kollegen zu besuchen. Otfried Preußler hat dieses Reiseziel nicht nur aufgrund seines lustigen Wortklanges gewählt: „Ich habe früher gedacht, den Ort gibt es gar nicht. Der ist mir in die Feder geflos‐
sen.“ Buxtehude ist durchaus auch außerhalb des „Hotzenplotz“ als Märchenstadt bekannt: So spielt das Märchen vom Wettlauf zwischen dem Hasen und dem Igel von Dr. Wilhelm Schröder (später nacherzählt von den Brüdern Grimm) in Buxtehude, im Bildband „Hein Schlotterbüx aus Buxtehude“ von Barbara Bartos‐
Höppner oder auch in „Entenjagd in Buxtehude“ wird es u.a. erwähnt. Der geografische Ort Buxtehude liegt an der Este, einem Nebenfluss der Elbe, etwa 30 km süd‐
westlich von Hamburg. Y wie in Amaryllis Amaryllis ist der Name der verzauberten Fee, die Kasperl im Schlosskeller vorfindet. Ursprünglich ist Amaryllis ein griechischer Name, der durch eine vom römischen Dich‐
ter Vergil besungene Schäferin überliefert wurde. Geläu‐
fig ist dieser Name vor allem durch die gleichnamige Zierpflanze, die für außergewöhnliche Schönheit und Anmut steht. Z wie Zauberer Der Zauberer ist eine klassische Figur im Kasperltheater – auch wenn seine Tricks nicht immer gelingen steht er mit seinen magischen Fähigkeiten für Bedrohung und unberechenbare Magie. Kasperl und Seppel haben zwar Respekt davor, aber sie begegnen ihm ohne Angst – vielleicht gelingt es ihnen gerade deshalb, ihn zu besie‐
gen… ZUM AUTOR – Otfried Preußler a.) Biografie Otfried Preußler wurde am 20. Oktober 1923 in Reichen‐
berg (Tschechoslowakei) geboren. Seine Eltern waren Lehrer, der Vater nebenbei auch Heimatforscher und Volkskundler. Aus der böhmischen Heimat schöpft Preußler später viele seiner Erzählstoffe. Bereits als klei‐
ner Junge war er oftmals mit seinem Vater, der die Sa‐
gen des böhmischen Teils des Isergebirges zusammen‐
trug, unterwegs. Der behüteten Kindheit folgten die bitteren Kriegsjahre. Unmittelbar nach seinem Abitur 1942 wurde er zum Kriegsdienst im Zweiten Weltkrieg eingezogen. Zwar überstand er den Einsatz an der Ost‐
front, geriet aber 1944 als 21jähriger Offizier in sowjeti‐
sche Kriegsgefangenschaft. Die nächsten fünf Jahre ver‐
brachte er in verschiedenen Gefangenenlagern in der Tatarischen Republik, unter anderem in Jelabuga. Nach der Entlassung aus der Gefangenschaft im Juni 1949 fand er mit viel Glück im oberbayerischen Rosenheim seine heimatvertriebenen Angehörigen und seine Ver‐
lobte aus Reichenberg, Annelies Kind, wieder. Noch im selben Jahr heirateten sie. 1951, 1953 und 1958 wurden die Töchter Renate, Regine und Susanne geboren. Von 1953 bis 1970 war Preußler zunächst als Volksschul‐
lehrer, dann als Rektor an einer Schule in Rosenheim tätig. Mitunter hatte er 52 Kinder zu beschäftigen. Hier kam sein erzählerisches und zeichnerisches Talent den Kindern zugute; nicht selten erzählte er seinen unruhi‐
gen Schülern Geschichten, die er später aufschrieb und veröffentlichte. Anfangs arbeitete Preußler nur nebenberuflich als Schriftsteller (er schrieb u. a. Hörspiele für den Kinder‐
rundfunk). Später kamen die ersten Kinderbücher (1956 erschien sein erstes Buch „Der kleine Wassermann“) www.nextliberty.com
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und auch einige Übersetzungen hinzu. Mittlerweile hat er insgesamt 32 Kinder‐ und Jugendbücher geschrieben. Seine Bücher haben eine deutschsprachige Gesamtauf‐
lage von über 15,2 Millionen Exemplaren, liegen in 55 Sprachen in etwa 275 Übersetzungen vor. Otfried Preußler lebt heute als freier Schriftsteller in Haidholzen bei Rosenheim. Seit er sich weitgehend zur Ruhe gesetzt hat, hat er seine Erlebnisse in den russi‐
schen Gefangenenlagern aufgeschrieben. Jedoch sollen diese erst nach seinem Tod veröffentlicht werden. b.) Werke Bücher 1950: Der Rossdieb von Fünsing 1950: Die vier heiligen Dreikönige 1951: Das kleine Spiel vom Wettermachen 1951: Das Spiel vom lieben langen Jahr 1951: Der fahrende Schüler im Paradies 1951: Kasperl hat ein gutes Herz 1951: Frau Nachbarin, Frau Nachbarin, wo will Sie mit den Blumen hin? 1951: Der Perserschah 1951: Es geistert auf der Mitteralm 1951: Lieb Nachtigall, wach auf 1951: Lustig ist die Fasenacht 1951: Dass die Lieb' nicht vergeht, dass die Treu sich bewährt. Ein Polterabendspielchen für Kinder 1951: Das fremde Bleichgesicht 1953: Das Spiel von den sieben Gesellen 1954: Ei guten Tag, Frau Base 1956: Der kleine Wassermann 1957: Die kleine Hexe 1958: Bei uns in Schilda. 1962: Kater Mikesch (Nacherzählung) 1962: Der Räuber Hotzenplotz 1966: Das kleine Gespenst 1968: Die Abenteuer des starken Wanja 1968: Das Geheimnis der orangenfarbenen Katze 1969: Neues vom Räuber Hotzenplotz 1969: Kater Schnurr mit den blauen Augen 1971: Krabat 1972: Die dumme Augustine 1973: Hotzenplotz 3 1975: Das Märchen vom Einhorn 1981: Hörbe mit dem großen Hut 1981: Die Flucht nach Ägypten. Königlich böhmischer Teil 1981: Pumphutt und die Bettelkinder 1983: Hörbe und sein Freund Zwottel 1984: Der goldene Brunnen. Ein Märchenspiel 1985: Kindertheaterstücke 1985: Der Engel mit der Pudelmütze. Sechs Weihnachtsgeschich‐
ten 1987: Herr Klingsor konnte ein bißchen zaubern. 1988: Zwölfe hat's geschlagen. 1989: Dreikönigsgeschichten. Die Krone des Mohrenkönigs / Das Lied der Zikade 1989: Die Glocke von grünem Erz 1990: Jahrmarkt in Rummelsbach. 1993: Mein Rübezahlbuch. 1993: Das Eselchen und der kleine Engel. 1993: Brot für Myra. Eine Geschichte vom heiligen Nikolaus 1995: Die Glocke von Weihenstetten 1995: Die Zenzi mit dem Wackelzahn. Illustriert von Rolf Rettich 1996: Vom Drachen, der zu den Indianern wollte 1997: Der Engel mit der Pudelmütze. Sechs Weihnachtsgeschich‐
ten. 2000: Das große Balladenbuch 2001: Dreizehn Geschichten von Hexen und Zaubermeistern. 2001: Dreizehn Geschichten von Schätzen und ihren Hütern. 2001: Wasserschratz und Tatzenkatze. 2001: Wo steckt Tella? Illustriert von Petra Probst. 2002: Eins, zwei, drei im Bärenschritt. 2002: Dreizehn Geschichten von armen Seelen und mancherlei Geisterspuk. Hörbücher 2005: Die Abenteuer des starken Wanja. 2005: Englisch lernen mit Dem kleinen Gespenst. 2005: Englisch lernen mit Dem kleinen Wassermann. 2006: Der kleine Wassermann. 2006: Der Räuber Hotzenplotz. 2006: Neues vom Räuber Hotzenplotz. 2007: Englisch lernen mit Der kleinen Hexe. 2007: Krabat. 2008: Die kleine Hexe. 2008: Die kleine Hexe 1.Neuproduktion. 2008: Die kleine Hexe 2. Neuproduktion. Verfilmungen 1964: Kater Mikesch (Fernsehserie) 1967: Der Räuber Hotzenplotz (Fernsehfilm) 1974: Der Räuber Hotzenplotz 1977: Krabat 1979: Neues vom Räuber Hotzenplotz 1983: Die kleine Hexe 1985: Kater Mikesch (Fernsehserie) 1986: Die kleine Hexe 1992: Das kleine Gespenst 1993: Die dumme Augustine 2006: Der Räuber Hotzenplotz 2008: Krabat www.nextliberty.com
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ZUR INSZENIERUNG – Susanne Zöllinger a.) Biografie Susanne Zöllinger, geboren in Leoben, stand schon im zarten Alter von sieben Jahren auf der Bühne. Während und nach ihrer Schauspielausbildung war sie in der frei‐
en Szene tätig – u. a. bei Steinbauer/Dobrowsky – und gründete ihr eigenes Kellertheater in Leoben, wo sie „Momo“(Michael Ende), Rolle: Kassiopeia „Zyankali“ (Robert Wolf), UA, Regie: Michael Schilhan „Abraham“ (Felix Mitterer), Rolle: Prostituierte Gabi „Kein Platz für Idioten“ (Felix Mitterer), Regie: Michael Schilhan, Rolle: Mutter „Liebe Jelena“ (L. Rasumoskaja), Regie: Christian Weinberger, Rolle: Jelena „Hexe Hillary geht in die Oper“ (Peter Lund), Regie: Michael Schil‐
han, Rolle: Hillary „Superhenne Hanna“ (Felix Mitterer), Regie: Michael Schilhan, Rolle: Hanna „Pommes Fritz und Margarita“ (Peter Blaikner), Regie: Michael Schilhan, Rolle: Henriette Paradeiser „Ritchy 3“ (Volker Schmidt), Regie: Christian Himmelbauer, Rolle: Hexe Ricarda „Die Heirat“ (Nikolaj Gogol), Regie: Esther Muschol, Rolle: Fjokla „Der geheime Garten“ (Th. Birkmeir nach F. H. Burnett), Regie: Michael Schilhan, Rolle: Mrs. Medlock „Der gewissenlose Mörder Hasse Karlsson“ (Henning Mankell), Regie: Michael Schilhan, Rolle: Pferdehändlerin „Andorra“ (Max Frisch), Regie: Michael Schilhan, Rolle: Senora „Spieltrieb“ (Bernhard Studlar nach Juli Zeh), Regie: Esther Mu‐
schol, Rolle: Adas Mutter Regiearbeiten: „Drachenherz“, „Der verliebte Löwe“, „Creeps“, „Emil und die Detektive“, „Die Schneekönigin“ u. a. b.) Interview Next Liberty: Liebe Susanne, wie kam es zu deiner Insze‐
nierung des „Räuber Hotzenplotz“ – bist du selbst mit Otfried Preußlers Geschichten aufgewachsen? Ich glaube, Michael Schilhan kennt meine Vorliebe zu großen Ausstattungsstücken, besonders im Kinderthea‐
ter… Ja, ich kenne und liebe die Geschichten von Otfried Preußler seit meiner Kindheit.
auch Regie führte. Susanne Zöllinger ist ein Next Liberty‐
Mitglied der ersten Stunde, d.h. seit 1995 am Haus. Ne‐
ben ihrer Arbeit fürs Next Liberty gibt die viel beschäftig‐
te Diva auch Workshops für Kinder und Jugendliche im Stadttheater Leoben. Highlights: „Schmerz. Raum. Stille“ (Andreas Staudacher), biogra‐
phisches Projekt über die Schriftstellerin Christine La‐
vant in Zusammenarbeit mit der Tänzerin und Regisseu‐
rin Klaudia Reichenbacher (wurde auf 3sat ausgestrahlt) „Die letzten Tage der Menschheit“(nach Karl Kraus), Schauplatz Graz‐Projekt, Regie: Hanspeter Horner … und im Next Liberty: NL: Woran liegt das Besondere an dieser Kasperlge‐
schichte, die sich schon seit über 40 Jahren in den Kin‐
derzimmern hält? Ich denke, sie liegt in der Einfachheit, es gibt Gut und Böse wie im Märchen und zwei Helden (Kasperl und Sep‐
pel), die sich gegen „das Böse“ auflehnen. NL: Glaubst du die „Kinder von heute“ finden noch Freu‐
de an dieser einfachen Geschichte und den altbewähr‐
ten Kasperltheater‐Figuren? Aber sicher, denn es kommt ihrer Denkweise sehr nahe, www.nextliberty.com
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wenn sich Kasperl und Seppel – wie etwa im „Räuber Hotzenplotz“ – für die Gerechtigkeit einsetzen. NL: Worauf legst du in deiner Inszenierung besonderen Wert? Auf Spaß am Spiel und auf Komödiantik, die Bilder sollen lebendig werden. NL: Bei dieser Produktion führst du ja nicht nur Regie, du stehst auch selbst in der Rolle der verzauberten Fee auf der Bühne – was macht dir mehr Freude, das Insze‐
nieren oder das Spielen? Wenn es darum geht, was mir wichtiger ist – das Spielen. Das heißt aber nicht, dass ich beim Regieführen mit we‐
niger Leidenschaft dabei bin. Gerade bei „Hotzenplotz“ ist der Spielfreude ja keine Grenze gesetzt und ich habe die Gelegenheit, mein eigenes Spiel in die Inszenierung einbeziehen. NL: Die Ausstattung von Katharina Polheim ist sehr de‐
tailgetreu und aufwendig, man findet auch immer wie‐
der Elemente aus dem Kinderbuch – war es euch wich‐
tig, einen gewissen Wiedererkennungswert zu schaffen? Ja, natürlich, aber nicht ohne eine gewisse Handschrift, die ja jeden Künstler erst zum Künstler macht. Theater ist ja nicht nur Reproduktion. Danke Katharina! NL: Welche Bedeutung hat die Musik bei dieser Produk‐
tion? Eine sehr große, weil sie Stil und Charakter einer Insze‐
nierung noch einmal unterstützt! Und, naja – kein Kas‐
perltheater ohne die ihm so eigene Musik: flott und handlungstreibend. Danke Mauri! UNTERRICHTSVORSCHLÄGE a.) Das Hotzenplotz‐ABC Im „Räuber Hotzenplotz“ kommen viele ungewöhnliche Namen und Ausdrücke vor, die den Kindern vielleicht besonders gut gefallen haben oder ihnen kein Begriff sind. Alle / Ausgewählte Buchstaben des Alphabets wer‐
den auf großes Blätter (Bunt‐) Papier geschrieben, ge‐
meinsam überlegt man sich dann einen Namen oder einen Gegenstand, der mit diesen Buchstaben anfängt und der auch beim „Räuber Hotzenplotz“ eine Rolle spielt. K wie Kasperl, wie Kaffeemühle oder komische Grimassen – das ABC anbei enthält nur Vorschläge, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt! Die Begriffe, auf die man sich geeinigt hat, werden dann zum Buchstaben geschrieben oder gezeichnet, das fertige Hotzenplotz‐
ABC kann dann in der Klasse aufgehängt werden. b.) Gut und Böse In Märchen und im Kasperltheater ziehen sich die Ge‐
gensätze an: Held und Bösewicht, Klein und Groß, Gretel und Hexe, Prinz und Zauberin, Hans und der Teufel, Poli‐
zist und Räuber, Schneiderlein und Riese, Däumling und Men‐
schenfresser... ‐ Die Kinder bekommen die Aufgabe, sich an Helden und Bösewichte zu erinnern, die sie kennen, und zu erzählen, aufzuzeichnen oder aufzuschreiben, was sie über diese Figuren wissen. Was haben die meisten Bösewichte ge‐
meinsam, was zeichnet in den meisten Fällen „die Gu‐
ten“ aus? Auf diese Weise können einfache Charakteri‐
sierungsmuster veranschaulicht werden. ‐ Zu zweit spielen die Kinder eine kleine Episode als Held und Bösewicht, die sie sich selbst ausgedacht haben, z.B. Polizist und Räuber. Dann die Aufgabe „Verkehrte Welt“: Der Held bekommt negative Eigenschaften, der Bösewicht positive. Wie verändert sich das Spiel der Figuren? c.) Simsalabim! Der verschrobene Zauberer Petrosilius Zwackelmann zaubert gern – egal, was passiert, die Umgebung ist ihm vorerst ausgeliefert. Jeder will einmal Zauberer sein. Mit dem Zauberstab in der Hand gelingt es: Der Zauberer hat alle Macht, aber auch Verantwortung, für die Ver‐
wandlung. Alle Kinder laufen im Raum umher. Ein Kind steht erhöht auf einer Kiste oder einem Stuhl und be‐
ginnt als amtierender Zauberer die Verwandlung mit den Worten:„Ich verwandle euch alle in…“ Der Zauberer kann Gegenstände, Tiere oder auch Figuren nennen, in die sich die Mitspieler verwandeln sollen. Für die Rück‐
verwandlung braucht der Zauberer nur auszurufen: „Ich verwandle euch alle wieder in Kinder!“ Ein anderes Kind bekommt den Zauberstab, und eine neue Verwand‐
lungsrunde beginnt. www.nextliberty.com
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zenplotz. Kommentar und Kopiervorlagen für den Unter‐
richt (Klasse 3 bis Klasse 4). Erstellt u. hrsg. Björn Bauch. Viele verschiedenartige (vielleicht selbstgebastelte) Hüte Stuttgart: Thienemann 2008. und Mützen liegen in einer großen Kiste zum Aussuchen bereit. Jedes Kind wählt sich eine Kopfbedeckung aus und ‐ Lange, Günter: Otfried Preußlers Kinder‐ und Jugendbü‐
verwandelt sich in eine Figur: Ein Polizist auf der Streife, cher in der Grundschule und Sekundarstufe I. Baltmanns‐
ein Jäger auf der Pirsch, eine Großmutter beim Spazieren‐ weiler : Schneider‐Verl. Hohengehren 2008. gehen… Auf der Spielfläche soll es sich passend bewegen und Kontakt zu den anderen Figuren aufnehmen. Auf ein Signal hin (Händeklatschen oder Glocke) legen alle Kinder Kasperltheater im Unterricht: die Hüte und Mützen wieder in die Kiste. Sie wählen ei‐
‐ Auer, Martin: Tri Tra Trallala, Neue Stücke von Kasperl nen neuen Hut aus der Kiste und denken sich neue Figu‐
und Gretel. 5. Auflage. Ravensburg: Maier 1996. [= RTB. ren aus. 1836.] ‐ Diepmann, Rita: Tri‐tra‐trallala. 42 neue Kasperlstücke für den Kindergarten. 7. Auflage. München: Don Bosco e.) So ein Durcheinander! 1996. Der Kasperl bringt gerne Silben und Buchstaben durch‐
einander – wer kann sie wieder in die richtige Reihenfol‐ ‐ Klimke, Silvia: Mit Kasperl durchs Jahr. 18 neue Stücke ge bringen? Mehrsilbige und zusammengesetzte Wörter für Kinder von 3 bis 8. 4. Auflage. München: Don Bosco werden ausgedruckt, nach Silben getrennt und in ande‐ 2007. ren Kombinationen wieder zusammengelegt. Die Kinder ‐ Lietz, Ursula: Guten Tag, Kinder! Neue Texte mit Spiel‐
können verschiedene Zusammensetzungen ausprobieren anleitungen fürs Kasperltheater. Niedernhausen: Falken‐
und müssen die ursprünglichen Wörter wieder herausfin‐
Verlag 1995. [= Falken‐Bücherei. 861.] den. ‐ Minuth, Johannes: Das Kasperltheater und seine Ent‐
wicklungsgeschichte. Vom Possentreiben zur Puppen‐
spielkunst. Frankfurt am Main: Puppen und Masken 1996. d.) Hüte machen Leute LITERATURHINWEISE ‐ Travaglini, Dolores: Der Kasperl kommt aus Butzlabee. Kasperlspiele für die Grundschule. Grundlagen, Auffüh‐
rungspraxis, 5 erprobe Kasperlspiele. Donauwörth: Auer: ‐ Preußler, Otfried: Der Räuber Hotzenplotz. Illustriert 1992. von F. J. Tripp. Stuttgart: Thienemann 1962. Informationen und Sekundärliteratur zu Otfried Preuß‐ ler: KONTAKT: ‐ Brix, Getraud: Der Erzähler Otfried Preußler. Von der Bakk. Dagmar Stehring Weckung der Leselust zum Aufbau einer Lesemündigkeit. 0316‐8008‐1129 In: Informationen I. Arbeitskreis für Jugend‐Literatur e.V. München 1973. [email protected] ‐ Pleticha, Heinrich (Hrsg.): Das Otfried Preußler Lese‐
buch. München 1988. ‐ Pleticha, Heinrich (Hrsg.): Sagen Sie mal, Herr Preußler... Festschrift für Otfried Preußler zum 75.Geburtstag. Stutt‐
gart 1998. ‐ www.preussler.de Otfried Preußlers Bücher im Unterricht: ‐ Bauch, Björn; Preußler, Otfried: Der Räuber Hot‐
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