M eine M itteneuwahrnehmen

Transcrição

M eine M itteneuwahrnehmen
Was braucht der Mensch?
„Ich brauche Gott nicht!“
sagen sie
und brauchen
Frau um Frau, Mann um Mann,
Auto um Auto, Titel um Titel.
Sie werden nicht satt
und fühlen sich einsam.
1. Woche
Meine Mitte
neu wahrnehmen
„Ich brauche Gott nicht!“
sagen sie
und brauchen
Tabletten
und können nicht schlafen.
Von der Sehnsucht blieb die Sucht,
von der Liebe die Gier,
von der Politik die Intrige,
von der Macht die Gewalt,
von der Autorität der Zwang,
von der Technik die Angst,
vom Reichtum der Streit,
vom Glauben das Brauchtum.
Selig der Mensch,
der Gott braucht!
Martin Gutl
Dein Verlangen sei, Gott zu schauen;
Deine Furcht sei, ihn zu verlieren;
Dein Schmerz sei, noch nicht bei ihm zu sein;
Deine Freude sei, dass er dich zu sich führen kann.
Dann wirst du in großem Frieden leben.
Aus: Ich bin bei dir, Styria Verlag Graz, 2001, S. 111
Teresa von Avila
Einführung
•
„Gott hat uns ins Dasein geliebt“ (Piet van Breemen SJ) und in uns die
Sehnsucht hineingelegt, die Sehnsucht nach einem Leben aus der
Verbindung mit unserem Ursprung. Ausgehend und gehalten von
dieser Liebe bekommt unser Leben Sinn und Richtung.
Für uns ist Jesus Christus, der Mensch gewordene Sohn Gottes,
der Inbegriff dieser Liebe. Seit der Taufe tragen wir seinen Namen.
Wir gehören zur Gemeinschaft seiner Freundinnen und Freunde,
zur Kirche, und sind berufen, in dieser Gemeinschaft und mit ihr
Leben zu gestalten.
Hinweis:
Ich blicke nochmals auf die ganze Woche zurück
und halte die wichtigsten Erfahrungen, Schwierigkeiten,
Erkenntnisse ... , die mir in dieser Woche geschenkt wurden,
fest, um sie beim Treffen mit der Exerzitiengruppe und/oder mit
meinem/r ExerzitienbegleiterIn (mit) zu teilen.
Christ sein ist eine Berufung. Um ihr zu entsprechen, brauchen wir
die Verbindung zu dem, der uns gerufen hat und Tag für Tag neu
ruft. Aber nicht immer gelingt das. Wir kennen Zeiten, in denen wir
tief in uns die Liebe Gottes spüren und es leicht fällt, seinem Ruf zu
folgen. Diese Erfahrung ist wie eine Kraftquelle, wie die Mitte, die
Orientierung in allen Entscheidungen und für unser Handeln gibt.
Es gibt aber auch Zeiten, in denen Er weit weg zu sein scheint,
Zeiten, in denen wir mitte-los leben, unruhig, angespannt, freudlos,
unzufrieden. Dann ist der Punkt gekommen, an dem wir feststellen:
So kann es nicht weitergehen. Ich brauche eine Zeit, um mich neu
zu finden, mich wieder festzumachen in meiner Lebensmitte.
In ihrem Gedicht beschreibt Hanni Neubauer diese Situation so:
Manchmal muss ich mich suchen gehen,
damit ich nicht ersticke
im Berg der Arbeit.
Manchmal muss ich mich suchen gehen,
damit ich mich nicht verliere
im Irrgarten meiner Gedanken.
Manchmal muss ich mich suchen gehen,
damit ich wieder glauben kann
in den Zweifeln meiner Nächte.
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1. Woche - 7. Tag
Vertiefung durch Wiederholung
Das bewusste, erneuerte Wahrnehmen meiner Lebensmitte
ist ein Geschenk. Von dieser Mitte wird mein Leben g ehalten,
von ihr geht all e Kraft aus. Ich schaue auf die ein zelnen
Tagesimpulse, die mich auf meinem Weg durch diese
1. Exerzitienwoche begleitet haben, zurüc k:
1. Tag:
2. Tag:
3. Tag:
4. Tag:
5. Tag:
6. Tag:
Innehalten
Nach Innen schauen
Wieder sehen können
Meine Mitte neu wahrnehmen
Meine Sehnsucht wach halten
Mit Ihm verbunden bleiben
Manchmal muss ich mich suchen gehen,
damit ich wieder seh‘
im Nebel meiner Wünsche.
Manchmal muss ich mich suchen gehen,
damit ich mich wieder höre
in der Wirrnis der Stimmen.
Manchmal muss ich mich suchen gehen,
damit ich mich wieder öffne
für die Welt,
für den anderen,
für Gott.
Manchmal muss ich mich suchen gehen,
damit ich wieder
ich selber bin
und nicht nur ein Schatten.
Aus: Religionspädagogische Praxis 1981/3 – Zur Mitte kommen,
Religionspädagogische Arbeitshilfen GmbH, Gaußstrasse 8, 84030 Landshut
•
Ich bereite meine Gebetszeit vor, indem ich nochmals
die Anregungen der einzelnen Tage zur Hand nehme.
•
Ich entscheide mich für einen dieser Impulse,
entweder weil er mich besonders angesprochen hat
oder weil ich mich beim ersten Mal etwas schwer getan habe,
einen Zugang zu ihm zu finden.
In dieser ersten Woche der „Exerzitien im Alltag“ geht es darum,
meine Lebensmitte – Gott, der die Liebe ist – neu wahrzunehmen,
den Punkt in mir, der mir Kraft schenkt und aus dem ich lebe, neu
in den Blick zu nehmen.
Lied: Meine Hoffnung und meine Freude
Aus Taizé
•
Dann beginne und beschließe ich meine Gebetszeit
wie gewohnt.
•
In der anschließenden Reflexion frage ich mich:
Wie ging es mir mit der Wiederholung/Vertiefung?
Was habe ich Neues für mein Leben entdecken können?
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1. Woche - 1. Tag
Innehalten
Um den Weg in die eigene (Lebens-)M itte g ehen zu können,
braucht es die Bereitschaft, im gewohnten Tagesablauf
innezuhal ten und Z eiten der Stille, des Gebetes einzufügen.
Es bedarf auch der B ereitschaft und ggf. der Überwindung
und Anstrengung, diese stille Zeit auszuhal ten, um die Wahrnehmung meines inneren, meines g eistl ichen Lebens zu
schärfen. Wenn ich dazu bereit bin und mich darauf einlasse,
wird Neues in mir aufbrechen können.
Unterbrechung
Du sollst dich selbst unterbrechen.
Zwischen
Arbeiten und Konsumieren soll Stille sein
und Freude, dem Gruß des Engels zu lauschen:
Fürchte dich nicht!
Zwischen
Aufräumen und Vorbereiten
sollst du es in dir singen hören, das alte Lied der Sehnsucht:
Maranata, komm, Gott, komm!
Zwischen
Wegschaffen und Vorplanen
sollst du dich erinnern an den ersten Schöpfungsmorgen,
deinen und aller Anfang
als die Sonne aufging ohne Zweck
und du nicht berechnet wurdest in der Zeit,
die niemandem gehört außer dem Ewigen.
Nach Dorothee Sölle, Den Feiertag heiligen
Gefunden auf einer Kunstkarte
Hrsg.: Gottesdienst-Institut, Postfach 44 04 45, 90209 Nürnberg, Best.-Nr. 0514
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Ein Wort von Charles de Foucauld
Die verborgenen Zeiten unseres Lebens:
Sie sind der Sauerteig, der die Wirksamkeit des Lebens
in der Öffentlichkeit mit Kraft durchdringt.
Innehalten
o Welches Wort Gottes ist mir geläufig
und für mein Leben wichtig?
o Ich spüre dem Mut in mir nach.
Bin ich bereit, bei Jesus zu bleiben, auch wenn ich Seine
Worte nicht immer verstehe?
o Kann ich wie Petrus sagen: Du hast Worte des ewigen
Lebens. Wir sind (ich bin!) zum Glauben gekommen und
haben (habe) erkannt: Du bist der Heilige Gottes?
Ein Gebet
Herr,
gib mir den Wunsch, dein Wort zu suchen.
Gib mir das Licht, dein Wort zu finden.
Gib mir den Geist, dein Wort zu glauben.
Gib mir den Mut, dein Wort zu leben.
Ein Fundwort (leicht verändert)
Für meinen Tag
Ein Wort aus meiner Gebetszeit nehme ich mit in meinen Tag.
Es soll mich wie ein Stoßgebet begleiten und immer wieder an Ihn,
den „Heiligen Gottes“, erinnern.
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1. Woche - 6. Tag
Mit Ihm verbunden bleiben
Der Bl ick auf meine Lebensmitte, auf Gott, der die L iebe ist,
soll nicht ein einmaliges Geschehen sein. Für mein L eben
als Christ ist es wichtig, mit Ihm verbunden zu bleiben.
Die Z eiten mit Ihm und das Hören auf sein Wort helfen mir,
in den alltäglichen Herausforderung en zu bestehen und im
Glauben an Ihn zu wachsen.
Aus dem Matthäus-Evangelium – 14,23
(nach der Speisung der Fünftausend – 14,13-21)
Nachdem er sie (die Leute) weggeschickt hatte,
stieg er auf einen
Berg, um in der Einsamkeit zu beten. Spät am Abend war er immer
noch allein auf dem Berg.
Aus dem Johannes-Evangelium – 6,15
(nach der Speisung einer Volksmenge am See von Tiberias – 6,1-15)
Jesus zog sich wieder auf den Berg zurück, er allein.
Aus dem Johannes–Evangelium – 6,67-69
Bei seiner Rede in der Synagoge von Kafarnaum, spricht Jesus davon, dass er
das „Bot des Lebens“ ist (35.48) und „wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit
leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, (ich gebe es hin) für das
Leben der Welt“ (51). Über diese Aussage stritten sich die Juden und viele seiner
Jünger nahmen Anstoß an ihm und zogen sich von ihm zurück (66).
Da fragte Jesus die Zwölf: Wollt auch ihr weggehen?
Simon Petrus antwortete ihm: Herr, zu wem sollen wir gehen?
Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben
gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes.
Ein Wort der hl. Gertrud von Helfta
Durch deine Gnade hast du meine Seele angeleitet,
das Innerste meines Herzens, meiner Selbst zu betrachten
und danach genau zu betrachten.
Vorher habe ich mich um mein Innerstes ebenso wenig gekümmert
wie um den Zustand meiner Fußsohlen.
Innehalten
o Ganz bewusst unterbreche ich mein gewohntes Tun,
ziehe mich zurück, werde still und spüre in mein Innerstes.
Ein Lied aus Taizé
o Welche Sehnsucht nehme ich in mir wahr?
o Vor Gott versuche ich,
meiner Sehnsucht einen Namen zu geben.
Für meinen Tag
Ich will Augenblicke der Stille in meinen Tagesablauf hineinbringen
und darauf achten, dass sie Ihm und mir gehören.
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1. Woche - 2. Tag
Nach innen schauen
Innehalten, nach Innen schauen …
Ich bin v on Gott ausg egangen und darf, ja soll aus Seiner
Liebe l eben. Er sehnt sich danach, der Ausgangs- un d
Mittelpunkt meines L ebens zu sein. Nichts wünscht E r sich
mehr, als dass ich Ihn in mir wahrnehme und mich von Ihm
beschenken und umfangen lasse.
Aus dem Hohen Lied – 7,11.8,6-7
Die Geliebte: Ich gehöre meinem Geliebten, und ihn verlangt nach mir.
Der Geliebte: Leg mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel
an deinen Arm! Stark wie der Tod ist die Liebe … Auch mächtige
Wasser können die Liebe nicht löschen, auch Ströme schwemmen
sie nicht weg. Böte einer für die Liebe den ganzen Reichtum seines
Hauses, nur verachten würde man ihn.
Ich denke an dich auf nächtlichem Lager
und sinne über dich nach, wenn ich wache.
Ja, du wurdest meine Hilfe;
jubeln kann ich im Schatten deiner Flügel.
Meine Seele hängt an dir,
deine rechte Hand hält mich fest.
Innehalten
o Ich lese/bete den Psalm ein zweites Mal
und achte auf mein inneres Empfinden.
o Welches Wort, welcher Satz spricht mich besonders an,
berührt mich innerlich?
Unterstreiche das Wort bzw. den Satz.
Was ist für mich unverständlich?
Mache ein Fragezeichen hinter diese Stelle.
Wo sehe ich eine Verbindung zu meinem eigenen Leben?
Setze ein dickes Ausrufezeichen an diese Stelle.
Jesu Wunsch an uns
Hinweis: Meine Anmerkungen kann ich vielleicht in den Austausch mit
den anderen einbringen.
Schau hinein in das Innere
meines Herzens
meiner Person
meines Wesens
bleib nicht stehen beim Äußeren
Ein Wort von Simone Weil
Horche hinter meine Worte
die Geist sind und Leben
horch auf die Wirklichkeit
hinter den Vokabeln
Für meinen Tag
Frage hinter meine Taten
die Zeichen sind und Offenbarung
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Wenn wir in uns gehen, werden wir feststellen,
dass wir genau das besitzen, was wir suchen.
Das Wort, das mich in meiner Gebetszeit in besonderer Weise
berührt hat, nehme ich mit in diesen neuen Tag. Es soll mir helfen,
meine Sehnsucht nach dem liebenden Gott wach zu halten und Ihn
in mir zu entdecken.
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1. Woche - 5. Tag
Meine Sehnsucht wach halten
„Gott suchen – Mensch werden“ – S o heißt der Titel eines
Buches von Ludger Schulte (erschienen im Herder Verlag, Freiburg,
ISBN 978-3-451-28917-0). Ich denke an meine L ebensmitte, die
von Gott erfüllt sein soll, damit mein Menschsein gel ingen
kann. Das heißt konkret, dass ich meine S ehnsucht n ach
einem Leben aus der Mitte, aus der L iebe Gottes in mir wach
halten muss.
Im Buch der Psalmen finde ich das Gebet eines wachen,
Gott suchenden M enschen. M it ihm will ich heute durch den
Tag g ehen und in meinem M ensch- bzw. Christ sein wachsen.
frag nach dem Warum und Weshalb
hinter dem Wie
Blicke hinter meine Wunden
die Heil sind für euch
blick in die Verlassenheit
hinter dem Kreuz
Lausche in meine Gegenwart
hinter eurem Gebet
Geh da hinein
in das Geheimnis meines Herzens
das war und das ist
in die Tür zu der Liebe
die euch umfängt
Reinhard Körner in: „Unterwegs mit dir, Jesus“, St. Benno Verlag Leipzig, 2007
Aus dem Buch der Psalmen – Ps 63,2-9
Gefunden in: Christ in der Gegenwart Nr. 36/2007
Sehnsucht nach Gott
[Ein Psalm Davids, als er in der Wüste Juda war.]
Gott, du mein Gott, dich suche ich,
meine Seele dürstet nach dir.
Nach dir schmachtet mein Leib
wie dürres, lechzendes Land ohne Wasser.
Darum halte ich Ausschau nach dir im Heiligtum,
um deine Macht und Herrlichkeit zu sehen.
Denn deine Huld ist besser als das Leben;
darum preisen dich meine Lippen.
Ich will dich rühmen mein Leben lang,
in deinem Namen die Hände erheben.
Wie an Fett und Mark wird satt meine Seele,
mit jubelnden Lippen soll mein Mund dich preisen.
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Ein Wort der hl. Teresa von Avila
Die Seele ist eine Burg mit vielen Wohnungen,
in deren Mitte Gott wie eine alles durchstrahlende Sonne wohnt.
Innehalten
o Ich mache mir bewusst, dass Gottes Sehnsucht nach mir
groß und ein einziger Ausdruck seiner Liebe ist.
o Wie geht es mir innerlich, wenn ich mich dieser Wahrheit
öffne, sie ernst nehme, annehme, in mich aufnehme?
Für meinen Tag
Gott liebt mich und lädt mich durch Jesus ein, mich von Seiner Liebe
umfangen zu lassen. Ich will heute oft an diese Wahrheit denken.
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1. Woche - 3. Tag
Mein Mandala
Wieder sehen können
Das Wissen um Gottes Liebe zu mir ist manchmal ganz
lebendig in mir. Dann gibt es Zeiten, in denen mein
Empfinden und Erkennen getrübt scheint; ich komme mir
vor wie bl ind und erkenne Gottes Liebe, meine M itte nicht.
Ich sehne mich nach einem klaren, ungetrübten Blic k. „Alles
beginnt mit der S ehnsucht“ – Mit diesem Wort von Nelly
Sachs darf ich – wie Bartimäus – vor Gott hintreten, zu Ihm
rufen und Ihn bitten: Herr, ich möchte wieder sehen können.
Aus dem Evangelium nach Markus – 10,46-52
Als Jesus mit seinen Jüngern und einer großen Menschenmenge
Jericho wieder verließ, saß an der Straße ein blinder Bettler,
Bartimäus, der Sohn des Timäus.
Sobald er hörte, dass es Jesus von Nazaret war, rief er laut:
Sohn Davids, Jesus, hab Erbarmen mit mir!
Viele wurden ärgerlich und befahlen ihm zu schweigen. Er aber
schrie noch viel lauter: Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir!
Jesus blieb stehen und sagte: Ruft ihn her! Sie riefen den Blinden
und sagten zu ihm: Hab nur Mut, steh auf, er ruft dich.
Da warf er seinen Mantel weg, sprang auf und lief auf Jesus zu.
Und Jesus fragte ihn: Was soll ich dir tun?
Der Blinde antwortete: Rabbuni, ich möchte wieder sehen können.
Da sagte Jesus zu ihm: Geh! Dein Glaube hat dir geholfen.
Im gleichen Augenblick konnte er wieder sehen, und er folgte Jesus
auf seinem Weg.
Innehalten
o Welche Sehnsucht steckt in Bartimäus!
Mutig schreit er hinter Jesus her – trotz der Menschen, die ihn
zum Schweigen bringen wollen – und bittet um Erbarmen.
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o Ich suche mir meine Farben (Bunt- oder Filzstifte, Wachsmalkreide
oder Wasserfarben), um das Mandala auszumalen und so zu
gestalten, dass es mein Bild wird mit der Bedeutung, die ich
da hinein lege. Ich denke dabei an meine (Lebens-)Mitte.
o Welche Sehnsucht bewegt ihn!
Sie lässt ihn aufspringen, seinen Mantel, der doch sein ganzes
Hab und Gut, sein Schutz in der Nacht ist, wegwerfen, um
Ihn zu bitten: „Rabbuni, ich möchte wieder sehen können!“
(10,51)
Gotische Rosette im Dom von Magdeburg (um 1320) - ebd. S. 36-37
Mandala – Seite 13
Ein Wort von Blaise Pascal
Jesus Christus ist das Ziel und der Mittelpunkt.
Wer ihn kennt, kennt den Grund aller Dinge.
Ohne ihn wissen wir nicht,
was unser Leben ist, was unser Tod ist,
wer Gott ist, noch wer wir selber sind.
Selbstfindung – Ein Gebet nach Psalm 71
Nicht in mir, nur in dir finde ich zu mir.
Ich entdecke mich als dein Geschenk an mich.
Du hast mich schon vor aller Zeit erdacht.
Und ich weiß, du hast mich wunderbar gemacht.
Nur durch mich, nur durch dich finde ich mein Leben.
Wer bin ich ohne dich, mein ewig guter Gott?
Aus:
Johannes Hansen, Dein Gast auf dieser Erde, Psalmen für schöne und
schwere Tage, Kawohl-Verlag Wesel, 2002, S. 8
Für meinen Tag
Wenn möglich nehme ich mein Mandala und einen Gedanken aus
den Texten mit in meinen Tag, lasse meine Augen immer wieder
darauf ruhen und versuche, die Mitte, Gott, in mir zu spüren.
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o Ich betrachte das Bild und nehme
die Frohe Botschaft wahr, die in ihm steckt.
o Ich vergleiche mich mit Bartimäus und frage mich:
Wofür bin ich blind geworden in meinem Leben?
Welche Sehnsucht, welche Bitte lebt in mir?
Welchen „Mantel“ müsste ich wegwerfen, um (leichter) auf
Jesus zuzulaufen?
1. Woche - 4. Tag
Meine Mitte neu wahrnehmen
Inne halten, mit sehenden Aug en nach innen schauen und
meine (Lebens-)Mitte neu wahrnehmen. Welch ein Geschenk!
Beim Ausmalen eines Mandalas verweile ic h noch einmal
beim Schauen auf meine Mitte. Diese Zeit nehme ich ganz
bewusst als einen Ruhepol in meinen Tag hinein.
Gedanken
Ein Gebet
Jesus,
öffne meine Augen,
damit ich gut sehe.
Lass mich sehen
mit den Augen der Hoffnung,
mit Augen der Liebe, mit deinen Augen.
Öffne meine Augen,
damit ich einsichtig werde,
rücksichtsvoll werde, zuversichtlich werde.
Öffne meine Augen,
dann werde ich sehen,
richtig sehen, gut sehen.
Nach Wilhelm Willms
Für meinen Tag
Mit sehenden Augen will ich heute die Menschen, die Schöpfung
um mich herum betrachten und auch die Augen meines Herzens
öffnen, um meinen inneren Reichtum dankbar wahrzunehmen.
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In der Einführung ihres Buches „Energie und Kraft durch Mandalas“
(Bassermann-Verlag München 2008) schreiben Marion und Werner
Küstenmacher: „Die mathematische Definition des Kreises ist
einfach: die Menge aller Punkte, die von einem Mittelpunkt den
gleichen Abstand haben. Der Kreis wird definiert durch seine Mitte,
er lebt von ihr … Der Kreis (wird) zu einem entscheidenden
religiösen Symbol. Der Mittelpunkt entspricht Gott, dem Einen,
dem Ursprung … Unser Leben gewinnt seine innere Form durch
den Mittelpunkt, um den es sich bewegt. … Das innere Ziel unseres
Lebens ist es, den Mittelpunkt zu finden. Nicht, dass wir ihn je
erreichen und ‚haben’ könnten, aber die Form unseres Lebens wird
das Zentrum erahnen lassen. Wenn nicht, verliert unser Leben seine
Form. Dann fühlt man sich uneins mit sich selbst, zerrissen,
gestresst, sich selbst fremd.“ (S. 4-5)
„Stille hilft, den Weg nach innen zu finden. Die Suche nach der
Mitte, zu der das Mandala einlädt, ist die Suche nach der Heimat,
der Ganzheit, der Versöhnung, der Aufhebung der Pole“ (ebd. S. 11).
Innehalten
o Vor mir liegt ein Mandala. Es ist noch schwarz-weiß.
Ich nehme mit meinen Augen seine Formen wahr.
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