ein unternehmen mit tradition und emotionen

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ein unternehmen mit tradition und emotionen
Ausrüstung
Ausrüstung
ein unternehmen
mit tr adition
und emotionen
Alois Rohrmoser:
Er gründete 1955 die letzte und jüngste
Skifabrik in Österreich. Er war der
Konkurrenz immer mal wieder eine Nase
voraus. Er war Wagner und startete das
Unternehmen Atomic vor 58 Jahren. Seit 1994
ist das einstige Familienunternehmen zwar
in der Hand des finnischen Amer-Konzerns,
der Pioniergeist und die Verbundenheit
von Mitarbeitenden zum Unternehmen sind
erhalten geblieben. Eine Zeitgeschichte
mit vielen Stimmen.
> Text: Joseph Weibel
> Fotos: Joseph Weibel, zVg.
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Ausrüstung
E
s sind die Skipioniere schlechthin:
Josef Fischer, er gründete die gleich­namige Skifirma 1924. Ebenso Anton
Kästle. 1945 war es der Tischler Anton
Arnsteiner, der mit seinem Unternehmen
Blizzard-Ski zu produzieren begann. Sie
waren allesamt Grand-Seigneurs, Patrons
im wahrsten Sinne des Wortes.
Von 40 auf 800 000 Paar Skis. Zu diesen
gehört auch besagter Alois Rohrmoser.
Geboren wurde er in Wagrain im Bundesland Salzburg. Angefangen hatte er mit 40
Paar Ski pro Jahr. Es war zu einer Zeit, als
das Skifahren populär wurde. Bereits zwei
Jahre später waren es 2000. Die Marke
Atomic wurde zu einem Markenzeichen,
das heute in die ganze Welt hinausgetragen wird. Mit der grossen Ski-Krise anfangs bis Mitte der neunziger Jahre gerieten die eigentlich florierenden Firmen
ins Strudeln. Atomic-Gründer Rohrmoser
wurde 1994 von den Banken in die Insolvenz getrieben. Betrieb und Mitarbeitende
waren gefährdet. Zwei Jahre zuvor noch
000 Paar Skis, 200 000
verliessen 800 Bindungen, 700 000 Paar Skistöcke und
450 000 Paar Schuhe das Werk in Altenmarkt im Pongau. Weltweit arbeiteten
rund 1400 Menschen für die österreichische Skimanufaktur. 1994 kam mit der
Übernahme durch den Amer-Konzern die
Ausrüstung
Rettung für Atomic. Die Erfolgsgeschichte
konnte weitergehen.
Einmal Atomic – immer Atomic. Es zieht
sich durch wie ein roter Faden. Wer einmal
von diesem Unternehmen eingebunden
ist, bleibt ihm treu. Nehmen wir den heutigen General Manager Wolfgang Mayrhofer. Er hat vor 25 Jahren bei Atomic angefangen und ist seit fünf Jahren an der
Spitze des Unternehmens. Oder Gerhard
Gappmaier (43), er war unter anderem
Servicemann von Franz Heinzer und ist
heute Product Manager bei Atomic. Er kam
ebenfalls 1988 zur Firma. Jason Roe (42)
zog wegen der Liebe vor zehn Jahren nach
Altenmarkt. Der Kanadier und gelernte
Ingenieur ist in der Skischuhentwicklung
tätig, seit sieben Jahren als Business Unit
Manager Boots. Franz Heinzer, einer der
erfolgreichsten Skirennfahrer, entschied
sich 1985 für die Marke Atomic. Der Nachwuchstrainer von Swiss-Ski ist ihr bis heute treu geblieben. Ebenso Michael Walchhofer. Er wurde 2003 Abfahrtsweltmeister
in St. Moritz. Er ist bis heute mit diesem
Titel in Österreich unangefochten geblieben. Der 38-Jährige sagt: Er sei praktisch
aufgewachsen mit Atomic. Leon Hirscher,
der «kleine» Bruder des «grossen» Marcel
Hirscher, lernt Skibauer bei Atomic. Mit
seinen 16 Jahren sagt er bereits: Er werde
wahrscheinlich nie für einen anderen Skiproduzenten tätig sein. Einmal Atomic –
immer Atomic. Scheint es.
Von Kopf bis Fuss. Alois Rohrmoser, der
Gründer, muss es vorgelebt haben, damit
dieses Phänomen überhaupt wachsen
konnte. Er selber war in seine Heimat verliebt und vor allem auch ein begeisterter
Skifahrer. Die logische Folge war, dass der
gelernte Wagner Ski bauen wollte. Und
noch mehr. Bereits 1982 erweiterte er das
Sortiment mit Skistöcken, er kaufte später
die deutsche Bindungsfirma ess und mit
der Übernahme der Skischuhmarke Koflach war das Angebot von Fuss bis Kopf
perfekt. Eigene Skibrillen, Helme, Protektoren kamen später noch hinzu. An der
Internationalen Sportmesse ISPO in München wird Atomic seine Skibekleidungslinie vorstellen, sagt General Manager Wolfgang Mayrhofer. Atomic ist längst zum
Gesamtanbieter geworden – zu einem erfolgreichen dazu. Zudem sind vier Skimarken unter einem Dach: Zuerst kam Dynamic (1977), Volant (2004) und zuletzt
Salomon. Der französische Skihersteller
wurde einst von Adidas übernommen und
Ende 2005 an Amer Sport veräussert. Alois
Rohrmoser war es noch bis 2005 vergönnt
zu sehen, wie sein einstiges Unternehmen
wieder floriert. Während eines Skirennens
erlitt Rohrmoser zu Hause in seinem Heim
in Wagrain eine Herzattacke und verstarb.
Bis zuletzt hatte er für und mit dem Rennsport gelebt.
sich fort», so Gappmaier. Ausserdem seien
Design und Farbe vermehrt zu zentralen
Elementen in der Entwicklungsarbeit und
beim Finish geworden.
Freeski ist trendy. Einer, der den Patron
persönlich miterlebt hat ist Produkt Manager Gerhard Gappmaier. 1988 trat er in das
Unternehmen ein. Er kann sich noch an die
Schockwirkung der Massenkündigung von
1994 erinnern, nachdem Atomic Konkurs
anmelden musste. Gappmaier war damals
in der Entwicklungsabteilung tätig. «Nach
der Übernahme durch Amer Sport war bei
uns eine gewisse Nervosität spürbar, weil
wir nicht wussten, wohin die Reise geht.»
Heute, knapp 20 Jahre später, weiss Gerhard Gappmaier, dass der eingeschlagene
Weg ein guter war. «Alois Rohrmoser hat
uns gelehrt, wie man der Zeit immer ein
bisschen voraus ist und neue wegbestimmende Technologien erfindet.» Nicht immer war der Suche Erfolg beschieden. Die
Zeit, als man eine Technologie aus dem
Blauen zauberte, sei sowieso längst vorbei. «Eine Technologie ist nicht das Resultat schöngeistiger Kopf- und Entwicklungsarbeit, sondern muss dem Wunsch
des Kunden entsprechen. Diesen Wunsch
zu erkennen ist letztlich die Kunst.» Wo
geht die Reise derzeit hin? «Der Trend zum
Freeski-Bereich bzw. Backcountry setzt
«Ein kumpelhafter Zeitgenosse.» Auch
wenn Atomic heute im Rennsport zurückgeschraubt hat, so bleiben die Spuren dieses Engagement unverkennbar haften.
Das spürt man auch beim ehemaligen
Servicemann Gerhard Gappmaier. Er
schwärmt von Franz Heinzer, den er in den
achtziger Jahren betreute. «Ein überaus
angenehmer und kumpelhafter Zeitgenosse. Und er erwies sich immer als extrem hilfreich.» Er habe ihn als ehrlichen
Sportler empfunden, ausgestattet mit viel
Ehrgeiz. «Ohne diesen wäre er sonst nicht
so weit gekommen.» Heute möchte aber
Gappmaier seine Arbeit nicht mehr gegen
die eines Servicemannes eintauschen.
«Alles ist viel komplizierter geworden. Die
Thematik ist zwar die gleiche, aber sie wird
immer mehr auf die Spitze getrieben.» Bis
Mitte der neunziger Jahre habe der Spassfaktor noch dominiert. «Heute ist das sehr
viel weniger der Fall, was ich aus dem
Umfeld so vernehme.»
Eine Frage hätten wir noch an den ehemaligen Entwicklungsingenieur. Wie lange
hält ein Ski? Gerhard Gappmaier schmunzelt erneut: «Wenn ich mich auf den Pisten
umschaue, so muss ein Ski wohl 15 bis 20
Jahre halten. Das Potenzial ist also durchaus noch gross», feixt er. Ein Rennski, so
Gappmaier, müsse man in der Regel nach
zwei, drei Jahren ersetzen. Ersatzteile wie
für ein Auto gibt es bei den Ski bekanntlich
nicht unbedingt. Auch im Vermietungsgeschäft rechne man mit einer Lebensdauer von zwei bis drei Jahren pro Ski.
«Atomic passt gut zu Hirschers.» Er ist
16, redegewandt und jetzt schon der Überzeugung, dass er wohl nie für einen anderen Skiproduzenten arbeiten würde: Leon
Hirscher. Bruder des derzeit besten Skirennfahrers Marcel Hirscher. Leon ist im
ersten Lehrjahr und sagt es wie aus der
Pistole geschossen: «Mein Leben drehte
sich schon immer ums Skifahren. Für jeden der an Skisport und Technik interessiert ist, findet im Skibauer seinen Traumberuf.» In die Fussstapfen seines Bruders
zu treten sollte ihm nicht vergönnt sein. Im
Alter von sechs Jahren hatte er eine Hüftkrankheit und konnte drei Jahre lang keinen Fuss mehr auf Ski setzen. Trotzdem
könnte er sich vorstellen, später im Weltcupzirkus neben der Piste aktiv zu werden.
Er ist offen. So wie er das von seinem Vater
gelernt hat. Der sei Skilehrer gewesen,
habe selber ein Skigebiet betreut. Er mache das Management von Marcel. «Er hat
Zwei Mal
nachgefragt
Silvan Nideröst, Sie sind Commercial Manager
Schweiz von Atomic. Was macht Ihre Arbeit
besonders?
Silvan Nideröst: Es macht mich stolz wie unser
Schweizer Atomic Team sich tagtäglich und mit
ungebrochenem Enthusiasmus für die Marke
einsetzt. Immer mit dem Ziel, den zufriedenen
Kunden in den Mittelpunkt zu stellen.
Sie waren vor Ihrem Engagement bei einem
nationalen Brand im Skisport engagiert. Nun
arbeiten Sie für einen bedeutenden internationalen Konzern. War die Umstellung gross?
Ich war sehr überrascht, welchen Einfluss wir
am Hauptsitz z. B. auf den Sortimentsaufbau
haben. Alle wichtigen Entscheide werden mit
den Kernländern abgesprochen und individuelle Schweizer Bedürfnisse professionell umgesetzt.
Gerhard Gappmaier war einst Servicemann von Franz Heinzer und ist heute
Product Manager bei Atomic.
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Jason Roe, ein Kanadier, zog der Liebe
wegen nach Altenmarkt und ist heute
Business Unit Manager Boots bei Atomic.
Leon Hirscher ist der Bruder von Marcel
Hirscher und lernt bei Atomic das Handwerk
des Skibauers.
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sogar einmal in der Schweiz als Holzer
gearbeitet und war 20 Jahre während des
Sommers Hüttenwart auf einer Alm.»
Zu seinem Bruder hat Leon ein gutes
Verhältnis. Er habe ihn manchmal zum
Sommer­training begleitet, meistens nach
Zermatt. Und warum hat er ausgerechnet
Atomic zum Lehrbetrieb gewählt? Einfach
weil so der Arbeitsort nur 20 Minuten vom
Wohnort entfernt ist? Leon Hirscher sagt:
«Atomic passt sehr gut zu Hirschers. Ich
kann mir nicht vorstellen, für eine andere
Firma zu arbeiten.»
Ausrüstung
Von Whistler Mountain nach Altenmarkt.
Atomic zieht auch was seine Mitarbeitenden betrifft buchstäblich weite Kreise. Seit
nunmehr zehn Jahren arbeitet der Kanadier Jason Roe (42) fern von seiner Heimat
in der österreichischen Flachau. Er war
zuletzt Skischulleiter in Whistler Mountain. Hierher gebracht hat ihn – wie so oft
im Leben – die Liebe. Seine Frau stamme
aus Wagrain. Kennen gelernt hat er sie als
Skilehrerin in seiner Schule in Whistler
Mountain. 2000 hätten sie einen ersten
gemeinsamen Urlaub in Europa verbracht
und unter anderem Atomic besucht. «Der
Onkel und der Bruder meiner Frau arbeiten im Werk.» Er habe sich rasch vorstellen können, für dieses Unternehmen zu
arbeiten. Als gelernter Ingenieur begann
er vor zehn Jahren in der Skischuhabteilung und hat unter anderem das Erfolgsmodell Hawx geleitet. «Mit diesem
Skischuh haben wir den Durchbruch geschafft.» Anfänglich habe es beim Wechsel
von Koflach zu Atomic bei der Passform
Abstimmungsprobleme gegeben. Die anfänglich kleine Skischuh-Division wurde
zwischenzeitlich auch personell ausgebaut. Entsprechend der Atomic-Philosophie will Roe auch bei den Skischuhen
möglichst immer die Nase vorn haben.
Gibt es überhaupt noch Entwicklungsmöglichkeiten? «Der Skischuh darf noch komfortabler werden, vor allem beim Gehen»,
sagt er. Dazu gehöre auch eine bessere
Passform, gutes Fitting und das gesamte
Produkt müsse aus einem Guss sein.
Jason Roe spricht relativ gut deutsch.
Zu Hause mit seinen Kindern spreche man
gemischt: Englisch oder Deutsch. Öster-
reich als seine neue Heimat gefällt ihm.
Was ist anders im Vergleich zu Kanada.
«Bei uns hat es höhere Berge.» Er lacht:
«Vor allem aber kann man in Österreich
noch nicht überall mit der Kreditkarte bezahlen.» Faszinierend für ihn sei nach wie
vor wie die Einheimischen für den Skisport
und vor allem für ihre Stars im Rennsport
einstehen. «Hier wird ein Skisportler zum
Held gemacht. Ganz sichtbar. Erfolgreiche
Sportler spielen hier eine ganz besondere
Rolle. Davon sind wir in Kanada weit entfernt.» <
Atomic in Zahle n
Atomic International produziert im Jahr
550 000 Paar Alpinski und 250 000 NordicSki. Am Standort im österreichischen Altenmarkt sind derzeit 950 Mitarbeitende beschäftigt. Der Sitz in der Schweiz ist im
zugerischen Hagendorn. Hier sind auch die
weiteren Töchter der Amer Group angesiedelt: Salomon, Wilson, Suunto Precor, Mavic, Dynamic und Volant. Atomic Schweiz
beschäftigt zwölf Mitarbeitende und ist gemäss dem Marktforschungsinstitut GfK die
Nummer 1 in der Schweiz. Commercial
Manager von Atomic Schweiz ist Silvan
Nideröst.
die interviews
Michael Walchhofer:
«Bin ein Atomic-Kind»
Mit Atomic-Ski an den Füssen sei er zwar nicht
grad geboren worden. «Aber aufgewachsen
bin ich damit.» Snowactive hat den Abfahrtsweltmeister von 2003 und 19-fachen Weltcupsieger in seinem Hotel in Zauchensee besucht.
Michael Walchhofer, Sie sind erst vor zwei
Jahren zurückgetreten – und bis zum Schluss
der Marke Atomic treu geblieben. Grenzt das
nicht schon fast an übertriebenen Lokalpatriotismus?
Michael Walchhofer: Ich bin Skifahrer geworden, weil ich gerne immer schneller fahre als
andere. Dabei ist das Material ein wichtiger
Bestandteil. Ich habe festgestellt, dass der Ato-
Selbst den Verlockungen von Head konnten Sie
widerstehen?
Es gab attraktive Angebote, die schon zu Nachdenkphasen geführt haben . . . Heute bin ich
froh, habe ich mich dagegen entschieden und
bin ab und zu immer noch für Atomic tätig. Vor
allem in Materialfragen von Benjamin Raich.
Wann haben Sie zum ersten Mal gedacht, auf
diesen Ski möchte ich einmal der Beste sein?
Spätestens 1984, als Bill Johnson auf einem
Atomic-Ski an den Olympischen Winterspielen
in Sarajewo Gold in der Abfahrt gewonnen hat.
Mit Ihnen ist auch der bisher letzte Abfahrtsweltmeister zurückgetreten.
Ja, leider. Es wäre schön, wenn wir wieder mal
den Sieger in der Königsdisziplin stellen würden. Entscheidend war aber auch, dass vorher
und nachher die sogenannte alte Garde mit
Fritz Strobl, Hannes Trinkl, Hermann Maier,
Franz Heinzer:
«Rohrmoser
war ein Patron»
am Folgetag einen neuen Ski. «Der ist heute
noch schneller», sagte er. Ich wurde wiederum
Dritter.
1985 wechselte er von Rossignol zu Atomic:
Franz Heinzer. Er sei in der Atomic-Familie
gleich aufgenommen worden, schwärmt der
Abfahrtsweltmeister von 1991 und 17-fache
Weltcup­sieger.
Wie ist Ihnen der Firmenchef in Erinnerung
geblieben?
Ich fühlte mich rasch in einer grossen Familie,
in der ich schnell aufgenommen wurde. Alois
Rohrmoser war ein richtiger Patron, der viel für
uns tat, aber auch entsprechende Leistung forderte. Mein damaliger Teamkollege Bruno Kernen hatte das Jagdpatent und wurde einmal von
Rohrmoser eingeladen, in seinem Revier einen
Rehbock zu schiessen. Zudem bewirkte der
Skisportbegeisterte auch viel im Tal. Besonders
gefreut hat mich, als er zu meinem Abschiedsfest in Meiringen-Hasliberg erschienen war.
Franz Heinzer, wann standen Sie zum ersten
Mal während eines Rennens auf einem AtomicSki?
Franz Heinzer: Das war 1985 in Las Leñas, damals mit dem legendären gelben Rennski. Ich
wurde im ersten Rennen Dritter. Mein Servicemann Ernst Habersatter wählte für das Rennen
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Wolfgang Mayrhofer:
«Alpenländer sind
sehr wichtig für uns»
mic-Ski bei allen Bedingungen konkurrenzfähig
ist. Ich kenne natürlich auch viele Leute, die
direkt oder indirekt mit der Firma in Verbindung
stehen. Das schafft einen starken Bezug.
Hans Knauss oder Stefan Eberharter zurückgetreten sind. Ich war der letzte dieser Generation.
Man sagt, dass vor allem in Österreich grossen
Druck auf die Skifahrer ausgeübt werde.
Diskussionen über diesen erzeugten Druck finde ich überflüssig. Die Medien widmen dem
Skisport hierzulande viel Interesse. Als Athlet
kann man sich von dieser Last erdrücken oder
aber beflügeln lassen. Es könnte ja auch sein,
dass man wegen dem immensen Druck die
grosse Chance hat, die Kohlen aus dem Feuer
zu holen. Ich hatte jedenfalls immer diese Betrachtungsweise gewählt.
Sie hatten damals die Wahl: Atomic oder Dynamic, den französischen Ski, der 1977 von Atomic aufgekauft wurde. Warum fiel die Wahl auf
Atomic?
Firmenchef Alois Rohromoser hatte sich gewünscht, dass ich auf Atomic fahre.
Wie würden Sie ihn charakterisieren?
Familiär, immer zielgerichtet und auf dem
neustem Stand. Ein Mann des «alten Schlags».
Bei ihm galt ein Handschlag noch etwas.
Weil Erwin Josi erkrankte, kamen Sie in der
Saison 1980/81 unverhofft zur Kitzbühel-Premiere. Wie war die Gefühlslage?
Gut. Schliesslich habe ich die Streif drei Mal als
Sieger verlassen. Im ersten Rennen wurde ich
im Training 3. und landete im Rennen auf dem
guten Rang 8. Kitzbühel war neben Val Gardena
und Wengen eines meiner Lieblingsrennen.
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Wolfgang Mayrhofer startete seine Karriere
bei Atomic vor 25 Jahren. Vor seiner Berufung
zum General Manager vor fünf Jahren war der
Österreicher bei Amer Sport General Manager
im Vertrieb. Snowactive hat mit Wolfgang
Mayrhofer gesprochen.
Herr Mayrhofer, erinnern Sie sich noch an Ihre
Anstellung bei Atomic vor 25 Jahren?
Wolfgang Mayrhofer: Noch sehr gut. Schliesslich war es Alois Rohrmoser, der mich seinerzeit eingestellt hat.
Wie haben Sie den Patron Rohrmoser persönlich erlebt?
Zielstrebig, produktorientiert, ein Mann mit Pioniergeist. Er konnte sehr hart sein und auch
stur. Aber dank diesen Wesenszügen hatte er
Erfolg und konnte sich auch durchsetzen.
Nach dem Neuanfang bzw. der Übernahme von
Atomic 1994 vom finnischen Amer-Sport-Konzern muss die Carvingwelle für Sie wie ein
Geschenk vom Himmel gekommen sein?
Wir waren vom Start weg gut mit dabei. Als
Weltnummer 1 in der Skiproduktion und die
Nummer 3 bei den Skischuhen haben wir deutlich aufgezeigt, dass wir nicht so viel falsch
gemacht haben. Wir betreiben hier in Altenmarkt, in den österreichischen Bergen, die
grösste Skiproduktion weltweit.
Amer Sport ist ein grosser Konzern mit weltweit über 6000 Beschäftigten. Wie frei kann
sich Atomic in diesem Unternehmensgefüge
bewegen?
Wir führen hier in Altenmarkt weltweit die Marke Atomic und sind für das Geschäft verantwortlich. Hier im Atomic Headquarter wird die globale Markenstrategie definiert und mit einem
hochmotivierten Forschungs- und Entwicklungsteam die besten Produkte entwickelt.
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Schreiben Sie Ihren Erfolg vor allem auch dem
Umstand zu, dass Atomic über Jahre sehr viel
Geld in den Rennsport investiert hat?
Der Rennsport liefert auch uns die wichtigen
Daten und Erkenntnisse im Skibau für den Endkonsumenten. Wir bestreiten aber den Rennsport nicht mehr in dem Ausmass wie früher. Es
gibt sehr rennsportaffine Rennsportmärkte wie
Schweiz, Österreich und Italien, da sind wir
engagiert, um für die Konsumenten in diesen
Märkten relevant zu sein. In Märkten wie Nordamerika hat der alpine Rennsport äusserst geringe Bedeutung.
. . . sondern?
Freeskiing. Der Skispass im offenen Gelände
hat einen hohen Stellenwert. Und auch Skitouren mit immer besser gewordener Hardware
nimmt in der Beliebtheitsskala stetig zu. Und
diesem Umstand wollen wir mit gutem Material
gerecht werden.
Könnten Sie mit Head im Rennsport überhaupt
noch mithalten?
Da wollen wir gar nicht mit mehr mithalten. Die
zum Teil fast unglaublich anmutenden Transfers – schon fast wie im Fussball – sind durch
das aktuelle Geschäft nicht mehr gegenzurechnen und deshalb zu verantworten.
Wie steht es um die Alpenländer?
Der Markt ist nicht grösser geworden, aber
er ist umso wichtiger für uns. In der Schweiz
sind wir beispielsweise die Nummer 1. Und das
möchten wir auch bleiben.
cher lancieren. Damit werden wir dann wirklich
zum Komplettanbieter.
Wie sieht Ihre sportliche private Seite aus?
Ich fahre selber natürlich sehr gerne Ski oder
gehe auf eine Skitour. Wir haben hier in der unmittelbaren Umgebung ungezählte Möglichkeiten und für jeden Geschmack das Passende.
Beruflich nutze ich die Gelegenheit in den USA
oder in Kanada auf die Bretter zu stehen – und
natürlich auch in der Schweiz.
Steckbrief
Alter: 52
Zivilstand: verheiratet, 2 Kinder
Wohnort: Flachau
Beruf: Manager
Heutige Funktion: General Manager Atomic
Was mich besonders freut:
Pulverschnee­abfahrt
Was mich besonders ärgert:
Den Wintersport bzw. Skisport
schlecht zu reden
Sie sind zu einem Komplettanbieter geworden
– neben Ski, Schuh, Bindung haben Sie auch
Accessoires und Protektoren im Sortiment.
Was bringt Atomic als nächstes?
Wir werden an der ISPO 2014 in München eine
erste eigene Skibekleidung für den Endverbrau-
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