ein unternehmen mit tradition und emotionen
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ein unternehmen mit tradition und emotionen
Ausrüstung Ausrüstung ein unternehmen mit tr adition und emotionen Alois Rohrmoser: Er gründete 1955 die letzte und jüngste Skifabrik in Österreich. Er war der Konkurrenz immer mal wieder eine Nase voraus. Er war Wagner und startete das Unternehmen Atomic vor 58 Jahren. Seit 1994 ist das einstige Familienunternehmen zwar in der Hand des finnischen Amer-Konzerns, der Pioniergeist und die Verbundenheit von Mitarbeitenden zum Unternehmen sind erhalten geblieben. Eine Zeitgeschichte mit vielen Stimmen. > Text: Joseph Weibel > Fotos: Joseph Weibel, zVg. 32 Sn owactive nov e m b e r 2013 S nowact i v e n ov e m b e r 2013 33 Ausrüstung E s sind die Skipioniere schlechthin: Josef Fischer, er gründete die gleichnamige Skifirma 1924. Ebenso Anton Kästle. 1945 war es der Tischler Anton Arnsteiner, der mit seinem Unternehmen Blizzard-Ski zu produzieren begann. Sie waren allesamt Grand-Seigneurs, Patrons im wahrsten Sinne des Wortes. Von 40 auf 800 000 Paar Skis. Zu diesen gehört auch besagter Alois Rohrmoser. Geboren wurde er in Wagrain im Bundesland Salzburg. Angefangen hatte er mit 40 Paar Ski pro Jahr. Es war zu einer Zeit, als das Skifahren populär wurde. Bereits zwei Jahre später waren es 2000. Die Marke Atomic wurde zu einem Markenzeichen, das heute in die ganze Welt hinausgetragen wird. Mit der grossen Ski-Krise anfangs bis Mitte der neunziger Jahre gerieten die eigentlich florierenden Firmen ins Strudeln. Atomic-Gründer Rohrmoser wurde 1994 von den Banken in die Insolvenz getrieben. Betrieb und Mitarbeitende waren gefährdet. Zwei Jahre zuvor noch 000 Paar Skis, 200 000 verliessen 800 Bindungen, 700 000 Paar Skistöcke und 450 000 Paar Schuhe das Werk in Altenmarkt im Pongau. Weltweit arbeiteten rund 1400 Menschen für die österreichische Skimanufaktur. 1994 kam mit der Übernahme durch den Amer-Konzern die Ausrüstung Rettung für Atomic. Die Erfolgsgeschichte konnte weitergehen. Einmal Atomic – immer Atomic. Es zieht sich durch wie ein roter Faden. Wer einmal von diesem Unternehmen eingebunden ist, bleibt ihm treu. Nehmen wir den heutigen General Manager Wolfgang Mayrhofer. Er hat vor 25 Jahren bei Atomic angefangen und ist seit fünf Jahren an der Spitze des Unternehmens. Oder Gerhard Gappmaier (43), er war unter anderem Servicemann von Franz Heinzer und ist heute Product Manager bei Atomic. Er kam ebenfalls 1988 zur Firma. Jason Roe (42) zog wegen der Liebe vor zehn Jahren nach Altenmarkt. Der Kanadier und gelernte Ingenieur ist in der Skischuhentwicklung tätig, seit sieben Jahren als Business Unit Manager Boots. Franz Heinzer, einer der erfolgreichsten Skirennfahrer, entschied sich 1985 für die Marke Atomic. Der Nachwuchstrainer von Swiss-Ski ist ihr bis heute treu geblieben. Ebenso Michael Walchhofer. Er wurde 2003 Abfahrtsweltmeister in St. Moritz. Er ist bis heute mit diesem Titel in Österreich unangefochten geblieben. Der 38-Jährige sagt: Er sei praktisch aufgewachsen mit Atomic. Leon Hirscher, der «kleine» Bruder des «grossen» Marcel Hirscher, lernt Skibauer bei Atomic. Mit seinen 16 Jahren sagt er bereits: Er werde wahrscheinlich nie für einen anderen Skiproduzenten tätig sein. Einmal Atomic – immer Atomic. Scheint es. Von Kopf bis Fuss. Alois Rohrmoser, der Gründer, muss es vorgelebt haben, damit dieses Phänomen überhaupt wachsen konnte. Er selber war in seine Heimat verliebt und vor allem auch ein begeisterter Skifahrer. Die logische Folge war, dass der gelernte Wagner Ski bauen wollte. Und noch mehr. Bereits 1982 erweiterte er das Sortiment mit Skistöcken, er kaufte später die deutsche Bindungsfirma ess und mit der Übernahme der Skischuhmarke Koflach war das Angebot von Fuss bis Kopf perfekt. Eigene Skibrillen, Helme, Protektoren kamen später noch hinzu. An der Internationalen Sportmesse ISPO in München wird Atomic seine Skibekleidungslinie vorstellen, sagt General Manager Wolfgang Mayrhofer. Atomic ist längst zum Gesamtanbieter geworden – zu einem erfolgreichen dazu. Zudem sind vier Skimarken unter einem Dach: Zuerst kam Dynamic (1977), Volant (2004) und zuletzt Salomon. Der französische Skihersteller wurde einst von Adidas übernommen und Ende 2005 an Amer Sport veräussert. Alois Rohrmoser war es noch bis 2005 vergönnt zu sehen, wie sein einstiges Unternehmen wieder floriert. Während eines Skirennens erlitt Rohrmoser zu Hause in seinem Heim in Wagrain eine Herzattacke und verstarb. Bis zuletzt hatte er für und mit dem Rennsport gelebt. sich fort», so Gappmaier. Ausserdem seien Design und Farbe vermehrt zu zentralen Elementen in der Entwicklungsarbeit und beim Finish geworden. Freeski ist trendy. Einer, der den Patron persönlich miterlebt hat ist Produkt Manager Gerhard Gappmaier. 1988 trat er in das Unternehmen ein. Er kann sich noch an die Schockwirkung der Massenkündigung von 1994 erinnern, nachdem Atomic Konkurs anmelden musste. Gappmaier war damals in der Entwicklungsabteilung tätig. «Nach der Übernahme durch Amer Sport war bei uns eine gewisse Nervosität spürbar, weil wir nicht wussten, wohin die Reise geht.» Heute, knapp 20 Jahre später, weiss Gerhard Gappmaier, dass der eingeschlagene Weg ein guter war. «Alois Rohrmoser hat uns gelehrt, wie man der Zeit immer ein bisschen voraus ist und neue wegbestimmende Technologien erfindet.» Nicht immer war der Suche Erfolg beschieden. Die Zeit, als man eine Technologie aus dem Blauen zauberte, sei sowieso längst vorbei. «Eine Technologie ist nicht das Resultat schöngeistiger Kopf- und Entwicklungsarbeit, sondern muss dem Wunsch des Kunden entsprechen. Diesen Wunsch zu erkennen ist letztlich die Kunst.» Wo geht die Reise derzeit hin? «Der Trend zum Freeski-Bereich bzw. Backcountry setzt «Ein kumpelhafter Zeitgenosse.» Auch wenn Atomic heute im Rennsport zurückgeschraubt hat, so bleiben die Spuren dieses Engagement unverkennbar haften. Das spürt man auch beim ehemaligen Servicemann Gerhard Gappmaier. Er schwärmt von Franz Heinzer, den er in den achtziger Jahren betreute. «Ein überaus angenehmer und kumpelhafter Zeitgenosse. Und er erwies sich immer als extrem hilfreich.» Er habe ihn als ehrlichen Sportler empfunden, ausgestattet mit viel Ehrgeiz. «Ohne diesen wäre er sonst nicht so weit gekommen.» Heute möchte aber Gappmaier seine Arbeit nicht mehr gegen die eines Servicemannes eintauschen. «Alles ist viel komplizierter geworden. Die Thematik ist zwar die gleiche, aber sie wird immer mehr auf die Spitze getrieben.» Bis Mitte der neunziger Jahre habe der Spassfaktor noch dominiert. «Heute ist das sehr viel weniger der Fall, was ich aus dem Umfeld so vernehme.» Eine Frage hätten wir noch an den ehemaligen Entwicklungsingenieur. Wie lange hält ein Ski? Gerhard Gappmaier schmunzelt erneut: «Wenn ich mich auf den Pisten umschaue, so muss ein Ski wohl 15 bis 20 Jahre halten. Das Potenzial ist also durchaus noch gross», feixt er. Ein Rennski, so Gappmaier, müsse man in der Regel nach zwei, drei Jahren ersetzen. Ersatzteile wie für ein Auto gibt es bei den Ski bekanntlich nicht unbedingt. Auch im Vermietungsgeschäft rechne man mit einer Lebensdauer von zwei bis drei Jahren pro Ski. «Atomic passt gut zu Hirschers.» Er ist 16, redegewandt und jetzt schon der Überzeugung, dass er wohl nie für einen anderen Skiproduzenten arbeiten würde: Leon Hirscher. Bruder des derzeit besten Skirennfahrers Marcel Hirscher. Leon ist im ersten Lehrjahr und sagt es wie aus der Pistole geschossen: «Mein Leben drehte sich schon immer ums Skifahren. Für jeden der an Skisport und Technik interessiert ist, findet im Skibauer seinen Traumberuf.» In die Fussstapfen seines Bruders zu treten sollte ihm nicht vergönnt sein. Im Alter von sechs Jahren hatte er eine Hüftkrankheit und konnte drei Jahre lang keinen Fuss mehr auf Ski setzen. Trotzdem könnte er sich vorstellen, später im Weltcupzirkus neben der Piste aktiv zu werden. Er ist offen. So wie er das von seinem Vater gelernt hat. Der sei Skilehrer gewesen, habe selber ein Skigebiet betreut. Er mache das Management von Marcel. «Er hat Zwei Mal nachgefragt Silvan Nideröst, Sie sind Commercial Manager Schweiz von Atomic. Was macht Ihre Arbeit besonders? Silvan Nideröst: Es macht mich stolz wie unser Schweizer Atomic Team sich tagtäglich und mit ungebrochenem Enthusiasmus für die Marke einsetzt. Immer mit dem Ziel, den zufriedenen Kunden in den Mittelpunkt zu stellen. Sie waren vor Ihrem Engagement bei einem nationalen Brand im Skisport engagiert. Nun arbeiten Sie für einen bedeutenden internationalen Konzern. War die Umstellung gross? Ich war sehr überrascht, welchen Einfluss wir am Hauptsitz z. B. auf den Sortimentsaufbau haben. Alle wichtigen Entscheide werden mit den Kernländern abgesprochen und individuelle Schweizer Bedürfnisse professionell umgesetzt. Gerhard Gappmaier war einst Servicemann von Franz Heinzer und ist heute Product Manager bei Atomic. 34 Jason Roe, ein Kanadier, zog der Liebe wegen nach Altenmarkt und ist heute Business Unit Manager Boots bei Atomic. Leon Hirscher ist der Bruder von Marcel Hirscher und lernt bei Atomic das Handwerk des Skibauers. Sn owactive nov e m b e r 2013 S nowact i v e n ov e m b e r 2013 35 Ausrüstung sogar einmal in der Schweiz als Holzer gearbeitet und war 20 Jahre während des Sommers Hüttenwart auf einer Alm.» Zu seinem Bruder hat Leon ein gutes Verhältnis. Er habe ihn manchmal zum Sommertraining begleitet, meistens nach Zermatt. Und warum hat er ausgerechnet Atomic zum Lehrbetrieb gewählt? Einfach weil so der Arbeitsort nur 20 Minuten vom Wohnort entfernt ist? Leon Hirscher sagt: «Atomic passt sehr gut zu Hirschers. Ich kann mir nicht vorstellen, für eine andere Firma zu arbeiten.» Ausrüstung Von Whistler Mountain nach Altenmarkt. Atomic zieht auch was seine Mitarbeitenden betrifft buchstäblich weite Kreise. Seit nunmehr zehn Jahren arbeitet der Kanadier Jason Roe (42) fern von seiner Heimat in der österreichischen Flachau. Er war zuletzt Skischulleiter in Whistler Mountain. Hierher gebracht hat ihn – wie so oft im Leben – die Liebe. Seine Frau stamme aus Wagrain. Kennen gelernt hat er sie als Skilehrerin in seiner Schule in Whistler Mountain. 2000 hätten sie einen ersten gemeinsamen Urlaub in Europa verbracht und unter anderem Atomic besucht. «Der Onkel und der Bruder meiner Frau arbeiten im Werk.» Er habe sich rasch vorstellen können, für dieses Unternehmen zu arbeiten. Als gelernter Ingenieur begann er vor zehn Jahren in der Skischuhabteilung und hat unter anderem das Erfolgsmodell Hawx geleitet. «Mit diesem Skischuh haben wir den Durchbruch geschafft.» Anfänglich habe es beim Wechsel von Koflach zu Atomic bei der Passform Abstimmungsprobleme gegeben. Die anfänglich kleine Skischuh-Division wurde zwischenzeitlich auch personell ausgebaut. Entsprechend der Atomic-Philosophie will Roe auch bei den Skischuhen möglichst immer die Nase vorn haben. Gibt es überhaupt noch Entwicklungsmöglichkeiten? «Der Skischuh darf noch komfortabler werden, vor allem beim Gehen», sagt er. Dazu gehöre auch eine bessere Passform, gutes Fitting und das gesamte Produkt müsse aus einem Guss sein. Jason Roe spricht relativ gut deutsch. Zu Hause mit seinen Kindern spreche man gemischt: Englisch oder Deutsch. Öster- reich als seine neue Heimat gefällt ihm. Was ist anders im Vergleich zu Kanada. «Bei uns hat es höhere Berge.» Er lacht: «Vor allem aber kann man in Österreich noch nicht überall mit der Kreditkarte bezahlen.» Faszinierend für ihn sei nach wie vor wie die Einheimischen für den Skisport und vor allem für ihre Stars im Rennsport einstehen. «Hier wird ein Skisportler zum Held gemacht. Ganz sichtbar. Erfolgreiche Sportler spielen hier eine ganz besondere Rolle. Davon sind wir in Kanada weit entfernt.» < Atomic in Zahle n Atomic International produziert im Jahr 550 000 Paar Alpinski und 250 000 NordicSki. Am Standort im österreichischen Altenmarkt sind derzeit 950 Mitarbeitende beschäftigt. Der Sitz in der Schweiz ist im zugerischen Hagendorn. Hier sind auch die weiteren Töchter der Amer Group angesiedelt: Salomon, Wilson, Suunto Precor, Mavic, Dynamic und Volant. Atomic Schweiz beschäftigt zwölf Mitarbeitende und ist gemäss dem Marktforschungsinstitut GfK die Nummer 1 in der Schweiz. Commercial Manager von Atomic Schweiz ist Silvan Nideröst. die interviews Michael Walchhofer: «Bin ein Atomic-Kind» Mit Atomic-Ski an den Füssen sei er zwar nicht grad geboren worden. «Aber aufgewachsen bin ich damit.» Snowactive hat den Abfahrtsweltmeister von 2003 und 19-fachen Weltcupsieger in seinem Hotel in Zauchensee besucht. Michael Walchhofer, Sie sind erst vor zwei Jahren zurückgetreten – und bis zum Schluss der Marke Atomic treu geblieben. Grenzt das nicht schon fast an übertriebenen Lokalpatriotismus? Michael Walchhofer: Ich bin Skifahrer geworden, weil ich gerne immer schneller fahre als andere. Dabei ist das Material ein wichtiger Bestandteil. Ich habe festgestellt, dass der Ato- Selbst den Verlockungen von Head konnten Sie widerstehen? Es gab attraktive Angebote, die schon zu Nachdenkphasen geführt haben . . . Heute bin ich froh, habe ich mich dagegen entschieden und bin ab und zu immer noch für Atomic tätig. Vor allem in Materialfragen von Benjamin Raich. Wann haben Sie zum ersten Mal gedacht, auf diesen Ski möchte ich einmal der Beste sein? Spätestens 1984, als Bill Johnson auf einem Atomic-Ski an den Olympischen Winterspielen in Sarajewo Gold in der Abfahrt gewonnen hat. Mit Ihnen ist auch der bisher letzte Abfahrtsweltmeister zurückgetreten. Ja, leider. Es wäre schön, wenn wir wieder mal den Sieger in der Königsdisziplin stellen würden. Entscheidend war aber auch, dass vorher und nachher die sogenannte alte Garde mit Fritz Strobl, Hannes Trinkl, Hermann Maier, Franz Heinzer: «Rohrmoser war ein Patron» am Folgetag einen neuen Ski. «Der ist heute noch schneller», sagte er. Ich wurde wiederum Dritter. 1985 wechselte er von Rossignol zu Atomic: Franz Heinzer. Er sei in der Atomic-Familie gleich aufgenommen worden, schwärmt der Abfahrtsweltmeister von 1991 und 17-fache Weltcupsieger. Wie ist Ihnen der Firmenchef in Erinnerung geblieben? Ich fühlte mich rasch in einer grossen Familie, in der ich schnell aufgenommen wurde. Alois Rohrmoser war ein richtiger Patron, der viel für uns tat, aber auch entsprechende Leistung forderte. Mein damaliger Teamkollege Bruno Kernen hatte das Jagdpatent und wurde einmal von Rohrmoser eingeladen, in seinem Revier einen Rehbock zu schiessen. Zudem bewirkte der Skisportbegeisterte auch viel im Tal. Besonders gefreut hat mich, als er zu meinem Abschiedsfest in Meiringen-Hasliberg erschienen war. Franz Heinzer, wann standen Sie zum ersten Mal während eines Rennens auf einem AtomicSki? Franz Heinzer: Das war 1985 in Las Leñas, damals mit dem legendären gelben Rennski. Ich wurde im ersten Rennen Dritter. Mein Servicemann Ernst Habersatter wählte für das Rennen 36 Wolfgang Mayrhofer: «Alpenländer sind sehr wichtig für uns» mic-Ski bei allen Bedingungen konkurrenzfähig ist. Ich kenne natürlich auch viele Leute, die direkt oder indirekt mit der Firma in Verbindung stehen. Das schafft einen starken Bezug. Hans Knauss oder Stefan Eberharter zurückgetreten sind. Ich war der letzte dieser Generation. Man sagt, dass vor allem in Österreich grossen Druck auf die Skifahrer ausgeübt werde. Diskussionen über diesen erzeugten Druck finde ich überflüssig. Die Medien widmen dem Skisport hierzulande viel Interesse. Als Athlet kann man sich von dieser Last erdrücken oder aber beflügeln lassen. Es könnte ja auch sein, dass man wegen dem immensen Druck die grosse Chance hat, die Kohlen aus dem Feuer zu holen. Ich hatte jedenfalls immer diese Betrachtungsweise gewählt. Sie hatten damals die Wahl: Atomic oder Dynamic, den französischen Ski, der 1977 von Atomic aufgekauft wurde. Warum fiel die Wahl auf Atomic? Firmenchef Alois Rohromoser hatte sich gewünscht, dass ich auf Atomic fahre. Wie würden Sie ihn charakterisieren? Familiär, immer zielgerichtet und auf dem neustem Stand. Ein Mann des «alten Schlags». Bei ihm galt ein Handschlag noch etwas. Weil Erwin Josi erkrankte, kamen Sie in der Saison 1980/81 unverhofft zur Kitzbühel-Premiere. Wie war die Gefühlslage? Gut. Schliesslich habe ich die Streif drei Mal als Sieger verlassen. Im ersten Rennen wurde ich im Training 3. und landete im Rennen auf dem guten Rang 8. Kitzbühel war neben Val Gardena und Wengen eines meiner Lieblingsrennen. Sn owactive nov e m b e r 2013 Wolfgang Mayrhofer startete seine Karriere bei Atomic vor 25 Jahren. Vor seiner Berufung zum General Manager vor fünf Jahren war der Österreicher bei Amer Sport General Manager im Vertrieb. Snowactive hat mit Wolfgang Mayrhofer gesprochen. Herr Mayrhofer, erinnern Sie sich noch an Ihre Anstellung bei Atomic vor 25 Jahren? Wolfgang Mayrhofer: Noch sehr gut. Schliesslich war es Alois Rohrmoser, der mich seinerzeit eingestellt hat. Wie haben Sie den Patron Rohrmoser persönlich erlebt? Zielstrebig, produktorientiert, ein Mann mit Pioniergeist. Er konnte sehr hart sein und auch stur. Aber dank diesen Wesenszügen hatte er Erfolg und konnte sich auch durchsetzen. Nach dem Neuanfang bzw. der Übernahme von Atomic 1994 vom finnischen Amer-Sport-Konzern muss die Carvingwelle für Sie wie ein Geschenk vom Himmel gekommen sein? Wir waren vom Start weg gut mit dabei. Als Weltnummer 1 in der Skiproduktion und die Nummer 3 bei den Skischuhen haben wir deutlich aufgezeigt, dass wir nicht so viel falsch gemacht haben. Wir betreiben hier in Altenmarkt, in den österreichischen Bergen, die grösste Skiproduktion weltweit. Amer Sport ist ein grosser Konzern mit weltweit über 6000 Beschäftigten. Wie frei kann sich Atomic in diesem Unternehmensgefüge bewegen? Wir führen hier in Altenmarkt weltweit die Marke Atomic und sind für das Geschäft verantwortlich. Hier im Atomic Headquarter wird die globale Markenstrategie definiert und mit einem hochmotivierten Forschungs- und Entwicklungsteam die besten Produkte entwickelt. S nowact i v e n ov e m b e r 2013 Schreiben Sie Ihren Erfolg vor allem auch dem Umstand zu, dass Atomic über Jahre sehr viel Geld in den Rennsport investiert hat? Der Rennsport liefert auch uns die wichtigen Daten und Erkenntnisse im Skibau für den Endkonsumenten. Wir bestreiten aber den Rennsport nicht mehr in dem Ausmass wie früher. Es gibt sehr rennsportaffine Rennsportmärkte wie Schweiz, Österreich und Italien, da sind wir engagiert, um für die Konsumenten in diesen Märkten relevant zu sein. In Märkten wie Nordamerika hat der alpine Rennsport äusserst geringe Bedeutung. . . . sondern? Freeskiing. Der Skispass im offenen Gelände hat einen hohen Stellenwert. Und auch Skitouren mit immer besser gewordener Hardware nimmt in der Beliebtheitsskala stetig zu. Und diesem Umstand wollen wir mit gutem Material gerecht werden. Könnten Sie mit Head im Rennsport überhaupt noch mithalten? Da wollen wir gar nicht mit mehr mithalten. Die zum Teil fast unglaublich anmutenden Transfers – schon fast wie im Fussball – sind durch das aktuelle Geschäft nicht mehr gegenzurechnen und deshalb zu verantworten. Wie steht es um die Alpenländer? Der Markt ist nicht grösser geworden, aber er ist umso wichtiger für uns. In der Schweiz sind wir beispielsweise die Nummer 1. Und das möchten wir auch bleiben. cher lancieren. Damit werden wir dann wirklich zum Komplettanbieter. Wie sieht Ihre sportliche private Seite aus? Ich fahre selber natürlich sehr gerne Ski oder gehe auf eine Skitour. Wir haben hier in der unmittelbaren Umgebung ungezählte Möglichkeiten und für jeden Geschmack das Passende. Beruflich nutze ich die Gelegenheit in den USA oder in Kanada auf die Bretter zu stehen – und natürlich auch in der Schweiz. Steckbrief Alter: 52 Zivilstand: verheiratet, 2 Kinder Wohnort: Flachau Beruf: Manager Heutige Funktion: General Manager Atomic Was mich besonders freut: Pulverschneeabfahrt Was mich besonders ärgert: Den Wintersport bzw. Skisport schlecht zu reden Sie sind zu einem Komplettanbieter geworden – neben Ski, Schuh, Bindung haben Sie auch Accessoires und Protektoren im Sortiment. Was bringt Atomic als nächstes? Wir werden an der ISPO 2014 in München eine erste eigene Skibekleidung für den Endverbrau- 37