doctor feelgood - Audio Design GmbH

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Absolute Sound Test: Lautsprecher
DOCTOR
FEELGOOD
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autohifi 3/2012
www.autohifi-magazin.de
Die Membran des
Tieftöners besteht
aus Sisalfasern und ist
mit strukturiertem
Elastomer bedämpft
Fotos: Holger Seybold
Die ungewöhnlichen Chassis
des Helix Competition C 62 C
legen ein überragendes
akustisches Feingefühl an
den Tag. V O N H O L G E R S E Y B O L D
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Absolute Sound Test: Lautsprecher
land sind die Helix-Systeme in den USA und in
Fernost so beliebt.
Doppelwoofer-ready: Mit den Jumpern stellt man
die Anschlussimpedanz des Tiefpasses auf 2 Ohm,
damit auch zwei Tieftöner Anschluss finden.
E
s ist schon erstaunlich, dass Audiotec
Fischer bei all den DSP- und VerstärkerInnovationen noch Zeit für Lautsprecher-Neuerungen aufbringt. Dass die Entwickler dabei
trotzdem gewissenhaft und sorgfältig vorgehen, beweist das Zweiwegesystem Helix Competition C 62 C für 800 Euro. Wer sich das
Competition-System lieber aktiv aufbauen
möchte, der kauft nur die Chassis, die auch
paarweise erhältlich sind. Das Paar Hochtöner
C 1T gibt’s für 330 Euro, zwei 16-cm-Tieftöner
C 6B liegen bei 400 Euro. Als aktives Zweiwege-System würde unser Testset demnach
730 Euro kosten.
Standesgemäß erreicht das Helix den erwartungsfrohen Kunden in einer Holzkiste, deren
Aufdruck die Highlights anpreist und mit dem
Hinweis „Made in Germany“ den Qualitätsanspruch unmissverständlich unterstreicht.
Nicht zuletzt wegen der Fertigung in Deutsch-
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NEUARTIGE MEMBRAN
Der Trumpf des Systems ist seine handgeschöpfte und luftgetrocknete Tieftönermembran aus Sisal: Ein derartiges Muster hat man
so noch nicht gesehen. Die aus Agaven gewonnenen Sisalfasern gelten als überaus zäh und
zugfest und sind auch steifer als andere Naturfasern. Durch die Lufttrocknung gewinnt die
Membran zusätzlich an innerer Dämpfung.
Das war den Audiotec-Fischer-Jungs aber
noch nicht gut genug, weshalb sie dem Konus
eine weitere hochdämpfende Beschichtung
verpassten – und zwar aus Elastomer, das mit
einer asymmetrischen Strukturprägung Membranresonanzen endgültig den Garaus machen
soll. Sogar auf der Unterseite der Dustcap
klebt ein rundes Stück Schaumgummi, das
Schwingungen entgegenwirkt.
Geführt wird die Membran von einer Gummisicke, deren Profil nicht spiegelsymmetrisch
geformt ist, sondern zur Membran hin sanfter
abfällt als auf der Außenseite. Alle Schwingteile, also Membran, Sicke und Spinne, kommen vom renommierten Zulieferer Dr. Kurt
Müller (DKM) – damit wäre der high-endige
Anspruch ganz offiziell bekundet.
Da macht es nichts, dass der Gusskorb ein
guter Bekannter ist. Auch andere Hersteller,
deren Chassis wie das Helix in der Manufaktur Ehmann & Partner (siehe Seite 58) in
Kleinserie gefertigt werden, setzen auf diesen
Korb mit seinen vier Streben den zwölf Belüftungslöchern. Weil der Ferrit-Antrieb recht
üppig ausfällt, ist der Gummischutz abgeschrägt, damit er die Löcher nicht verdeckt.
Im Inneren arbeitet eine massive 37-mmSchwingspule. Ihre Zuleitungslitzen sind an
der Unterseite der Membran bis auf halber Höhe sowie an der Rückseite der vergoldeten
Schraubterminals mit Klebemasse fixiert.
HIGH-END-HOCHTÖNER
Die 25-mm-Seidenkalotte erblickt ebenfalls
im baden-württembergischen GundelsheimHöchstberg bei Ehmann & Partner das Licht
der Welt. Die Seidenmembran kommt – man
ahnt es – ebenfalls von DKM.
Feingeist: Der Hochtöner mit seiner Seidenmembran ist
maßgeblich an der tollen Auflösung des Systems beteiligt.
Das feine Gitter wird magnetisch gehalten und
lässt sich folglich schnell entfernen. Darunter
ist rund um die Membran der leichte Hornansatz erkennbar. Unsichtbar sind hingegen
das Dämpfungs-Pad aus Filz hinter der Membran sowie die zwölf Bohrungen zum Koppelvolumen. Das Innere dieses Metallkörpers ist
ebenfalls akustisch bedämpft; kräftige Silberkabel transportieren das Musiksignal zu den
sorgfältig gummigeschützten Lötpunkten.
Nun ist der Tweeter wegen seiner Höhe nicht
so einfach einzubauen, doch ein derart hochwertiges Chassis verbannt man ja auch nicht
in irgendwelche Originalöffnungen. Nein, ein
solches Kaliber hat einen Ehrenplatz verdient,
beispielsweise direkt auf den Hörer ausgerichtet in einer handgefertigten A-Säulen-Verkleidung, versehen mit farblich passendem Oberflächenfinish – eben in High-End-Manier.
Auch die attraktive Weiche ist zum Verstecken
Alle LautsprecherKomponenten des
Helix-Systems werden
von Hand und in
Deutschland gefertigt
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Absolute Sound Test: Lautsprecher
Helix Competition C 62 C
800 Euro
Top & Flop
Å dynamischer und fein auflösender Klang
Å sehr hochwertige Einzelchassis
Å hoher Maximalschalldruck
Í zum Doppelwoofer-Kompo erweiterbar
Besonderheiten/Ausstattung
Tieftöner: 16,6-cm-Gusskorb, geschöpfte
Sisalmembran, strukturierte ElastomerBeschichtung, 37-mm-Schwingspule, Gummikappe, Belüftungslöcher, Schraubterminals
Hochtöner: 25-mm-Seidenkalotte, Metallgehäuse, bedämpftes Koppelvolumen, 12 Luftspaltbohrungen, Neodym-Magnet, dicke Silberlitze, Hornansatz, magnetisch gehaltenes Gitter
Frequenzweiche: 12-dB-Filter, nur MKTs
und Luftspulen, Jumper für zweiten Woofer,
3 Hochtonpegel, vergoldete Schraubterminals
Alleinstellungsmerkmal: Die Membran
des Tieftöners aus Sisalfasern wird mit
strukturiertem Elastomer bedämpft.
Runde Sache: Die Rückseite des HelixTieftöners gibt sich sachlich-nüchtern,
bietet aber soilde Anschlüsse, Belüftungslöcher und einen Magnetschutz.
Messergebnisse
Nennimpedanz/Minimale Impedanz
4/4,1 Ω
Resonanzfrequenz
51 Hz
Wirkungsgrad gesamt (2 V, 1 m)
84,8 dB
Maximaler Schalldruck (125/100/80/63/50 Hz)
104/103/103/102/98 dB
Empfohlene Verstärkerleistung
60–100 Watt
Qualität
Klang (44 von 50)
–––––––––––––––––
–––––––––––––––––
–––––––––––––––––
–––––––––––––––––
Technik
Maximaler Basspegel (15 von 20)
Zweiraumwohnung: Der Hochtöner
besitzt ein bedämpftes, von Metall
umschlossenes Koppelvolumen, das
den akustischen Strahlungswiderstand
auf ein Minimum reduziert.
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viel zu schade. Die Chassis laufen offenbar
derart fehlerfrei, dass keine aufwendigen
Korrekturen via Weiche notwendig sind.
Deshalb fallen die beiden 12-dB-Filter
geradlinig aus, wie aus dem Lehrbuch.
Der Hochpass besteht aus einem hochwertigen MKT-Kondensator und einer
verzerrungsfreien Luftspule. Zwei
induktionsarme Metalloxyd-Widerstände reduzieren auf Wunsch das Signal, so
dass drei Pegelabgriffe mit jeweils 2 dB
Differenz zur Wahl stehen. Die Bauteile
des Tiefpassfilters sind hingegen zweigeteilt,
die schwere Luftspule mit dickem 1-mmDraht und den wertigen MKT gibt es gleich in
doppelter Ausführung.
Das hat seinen Grund: Am Ausgang der Weiche dürfen auch zwei parallelgeschaltete
Woofer andocken, so dass aus dem C 62 C ein
Doppelwoofer-Kompo wird. Zur Aktivierung
des Doppelwoofer-Betriebs muss man nur
zwei Jumper umstecken: Der eine überbrückt
eine der beiden Spulen, so dass sich die Induktion halbiert, der zweite schaltet den zwei-
ten Kondensator hinzu und verdoppelt die
Kapazität. Das Ergebnis ist eine identische
Übertragungsfunktion, nur jetzt eben für eine
Anschlussimpedanz von 2 Ohm, was den parallelgeschalteten Woofern entspricht. Das
Doppelwoofer-Set aus C 62 C plus einem Paar
C 6 B kostet übrigens 1100 Euro.
Soweit die Bestandsaufnahme, kommen wir
zu den Fähigkeiten des Kompos. Zuerst musste es sich im Labor beweisen. Der Frequenzgang zeigte einen leicht stufenförmigen
Pegelanstieg zwischen 1 und 1,5 kHz, doch
den sollte man nicht überbewerten. Schließlich handelt es sich beim „Competition“ um
ein Wettbewerbssystem, und bei solchen Anlagen gehört ein DSP mit Equalizer zum
Standard.
Ansonsten fiel der oberhalb von 5 kHz sanft,
aber stetig ansteigende Superhochton auf. Dadurch wich der Pegel selbst unter einem Winkel von seitlich 30 Grad nicht nennenswert von
einer Geraden ab. Im Wasserfalldiagramm
war alles bestens, ausgeprägten Resonanzen
gab’s nicht; bis auf kleinere Aktefakte schwan-
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gen alle Frequenzbereiche schnell aus. Doch
grau ist alle Theorie – wichtiger ist die Praxis,
sprich der Klangcheck. Schon bei den ersten
Takten hörten die Tester hier eine gewisse
Souveränität heraus, obwohl sich das HelixSystem sich zuerst recht unspektakulär gab.
Keine Effekthascherei, kein Wow-Effekt. Tonal fiel – wie es der Sprung im Frequenzgang
vermuten ließ – der offene und direkte Mittelton auf, den man dem C 62 C hätte ankreiden
können. Doch dafür spielte ihm der ansteigende Hochton in die Karten.
Das Helix suchte förmlich die Herausforderung, vor allem bei akustisch anspruchsvoller
Musik. So durfte die Gold-CD „Best of Frie-
Aus audiophiler Musik
schälte das Helix
selbst allerfeinste
Details präzise und
plastisch heraus
demann“ vom audiophilen Label Zounds in
den CD-Player – also New Age und Fusion in
Vollendung und exquisit aufgenommen.
(max. 50)
44
(Summe, max. 50)
36
Ausstattung (12 von 20)
Verarbeitung (9 von 10)
Testurteil
ATEMBERAUBENDE FEINDYNAMIK
Bei dieser feindynamischen Herausforderung
fühlte sich das Helix pudelwohl und zeigte
seinen wahren Qualitäten. Selbst superfeine
Details der Percussions, den impulsiven Anschlag der Akustikgitarre, die schnellen trockenen Toms und die minimale Feinheiten im
Hintergrund schälte das Helix präzise und
plastisch heraus, als wenn es ein Leichtes
wäre. Selbst feinste Verästelungen von Hintergrundklängen löste es filigran auf.
Und selbst wenn andere Referenzsysteme
etwa die Stimme der Ausnahmekünstlerin
Clair Marlo authentischer interpretierten und
im Bass ein tiefreichenderes Fundament bauten, so konnten nur die allerbesten Systeme es
mit der Feindynamik des Helix aufnehmen.
Mit dem Competition C 62 C ist Helix also ein
System gelungen, dessen Auflösungsvermögen seinesgleichen sucht. Großer Wurf!
Ï
80
REFERENZKLASSE
HIGH-END
Preis/Leistung
ÜBERRAGEND
Frequenzgang
100
(dB)
90 dB
90
100 dB
Frequenzgang
auto
hifi-Messlabor
Helix
C 62C
Helix Competition
C 62 C
axial
10*hoch
30*seitl.
kHz 2k
500 1 1k
5k
80
80 dB
70
70 dB
60
60 dB
50
50 dB
10 Hz
10 (Hz) 30 50 100
100Hz 200
10k 20k 40
40kkHz
10 kHz
Wasserfalldiagramm
autohifi-Messlabor
Helix C 62C
Helix Competition
C 62 C
+5
(dB)
0
+5 dB
0 dB
-5
-5 dB
-10
0 ms
-10 dB
1 ms
-15
-15 dB
-20
2 ms
-20 dB
250 Hz
200 (Hz)500
500
Hz
1k
1 kHz
2k
2 kHz
3k 4k5 5k
10k
kHz 7k 10
kHz
3 ms
20 kHz
20k
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