zum Bericht - Barrierefrei Reisen

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zum Bericht - Barrierefrei Reisen
unterwegs
Fünf Wochen in Kanada (1):
Takakkaw Falls im Yoho
Nationalpark
British Columbia
Kanada – das klingt nach großer Freiheit, landschaftlicher Schönheit und einer persönlichen Herausforderung. Ehrlich gesagt, nachdem ich dazu ja gesagt
habe, kamen mir die ersten Zweifel. Freunde meinten,
da hätte ich mir zu viel vorgenommen. Fünf Wochen
Urlaub am Stück? Warum eigentlich nicht, je mehr andere diese Tour in Frage stellten umso mehr freute ich
mich auf die Tour durch den kanadischen Westen.
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PARAPLEGIKER 4/09
unterwegs
Tropenwald
im Stanley Park,
mitten in
Vancouver.
Linienbus in Vancover
mit Einstiegshilfe.
und musste einen großen Umweg fahren. Mein
Problem: ich war müde (25 Std. unterwegs und
9 Stunden Zeitverschiebung) und deshalb leider
nicht mehr der reaktionsschnellste. Es krachte,
aber der Schaden (eine Beule, die man kaum sah)
war gering und ich konnte das Fahrzeug behalten
und weiterfahren. Schließlich kam ich im Hotel an
und schlief erst einmal gründlich aus.
Tipps für die Ankunft am Urlaubsort
Bei der Anmietung eines Autos rate ich aus o.g.
Gründen, dem Vermieter genau zu beschreiben,
welche Art von Umbau man benötigt. Passt das
Auto nicht, ist schnell ein ganzer Tag verloren, was
gravierende Auswirkungen auf die weitere Tour
hat. Aus Erfahrung rate ich Weitreisenden, das gemietete Auto erst am nächsten Tag zu holen. Nach
der langen Flug- bzw. Reisezeit ist man todmüde
und nicht mehr fit genug, sich den neuen, andersartigen Verkehrsverhältnissen vor Ort entsprechend zu stellen. In Kanada wird sehr diszipliniert
gefahren. Selten ein Stau, selbst in einer Stadt wie
Vancouver. Es ist ratsam, die Verkehrsregeln zu beachten, denn ein Verstoß kann teuer werden und
unter Umständen abrupt den Urlaub beenden.
Mehr dazu später.
Die Skyline von Vancouver.
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PARAPLEGIKER 4/09
Die ersten Tage verbrachte ich in Vancouver. Das
erste Hotel, in dem ich drei Tage nächtigte, war gut
auf die Bedürfnisse von Rollstuhlfahrern eingerichtet. Das kann man nicht von jedem behaupten.
Vorweg gleich Grundlegendes: Alle Betten haben
eine Höhe von mindestens 50 cm, manche sogar
55 bis 60 cm, dafür sind alle unterfahrbar. Wer allerdings auf ein gutes Frühstück hofft, wird schnell
eines Besseren belehrt. Es gibt keines, außer man
geht in das benachbarte Restaurant oder besorgt
sich am Abend schon im Supermarkt diverse elementare Bestandteile seines Frühstücks. Kaffeemaschine, Kaffee und Tee stehen im Zimmer zur
Verfügung. Oder man besucht die lokalen Cafés,
zum Beispiel das „La Luna“ in der Water Street in
Gastown.
Dann ging‘s auf Stadterkundung. Erst einmal in den
Stanley Park, die Gastown mit der angrenzenden
Chinatown, übrigens das größte Chinesenviertel
in Kanada. Hier kann man original Gewürze einkaufen und sich als alternder Mensch mit bestem
Ginseng eindecken. Auch sind die Restaurants eine
gute Alternative zur Fast-Food-Küche Kanadas.
unterwegs
Sehr schön ist,
dass man den gesamten Park in
Schrittgeschwindigkeit durchfahren kann. Dabei
kommt schon vor,
dass eine „Wildentengroßfamilie“
den Weg kreuzt
(Tiere haben in
Kanada Vorfahrt).
Amazonas. Der Park mit seinem unberührten
Wildwuchs verzaubert, dazu kamen noch die
herrlichen Aussichtspunkte auf das Panorama
dieser Stadt. Die Totempfähle im Park laden ein
zum Betrachten und Entspannen, sie animieren
dazu, das bereits erlebte noch einmal in Ruhe
Revue passieren zu lassen. Sehr schön ist, dass
man den gesamten Park in Schrittgeschwindigkeit durchfahren kann. Dabei kommt schon
vor, dass eine „Wildentengroßfamilie“ den Weg
kreuzt (Tiere haben in Kanada Vorfahrt). Sie
kommen so nah ans Fahrzeug, dass man sie in
aller Ruhe fotografieren kann.
Mein Besuch in der Gastown mit ihren schicken
Läden und einer Vielzahl an Lokalitäten erforderte meine ganze Disziplin, nicht gleich hier und
dort etwas zu kaufen oder zu verzehren. Ich entschied mich, in einem Straßenlokal gegenüber
des Denkmals von Cassy Jack Deighton, der mit
der Eröffnung eines Saloons zum Stadtgründer
wurde, am Mapel Tree Square Platz zu nehmen.
Von dort genoss ich den herrlichen Überblick
über die Altstadtszene. Später führte mich mein
Weg in die Cambie Street zur Steam Clock, einer
dampfbetriebenen Uhr. Sie gibt viertelstündlich
durch ihr Pfeifen die Zeit an.
Am zweiten Tag fuhr ich zur Capilano Suspension Bridge, einer 137 m langen Hängebrücke, die
frei in 70 m Höhe über das Tal schwingt. Leider
ist sie für Rollstuhlfahrer nicht zugänglich, man
kann sie sich aber aus der Nähe anschauen. Mit
der Seilbahn bin ich auf den 1 100 m hohen
Grouse Mountain gefahren und auf einem Wanderweg zu den Grizzlybären gerollt. Übrigens
die einzigen Bären, die ich zu sehen bekam. Vom
Panoramarestaurant hat man einen wunderschönen Ausblick auf die Skyline von Vancouver.
Die Station inklusive der Seilbahn ist gut für Rollstuhlfahrer ausgestattet.
Man erlebt im Museum die Rekonstruktion eines
kompletten Dorfes der ersten 20 Jahre der vorletzten Jahrhundertwende in British Columbia. Zu den
schönsten Stücken zählt ein historisches Karussell.
Gleich neben dem Museum liegt der Burnaby
Mountain Park. Um alles zu sehen sollte man einen
ganzen Tag einplanen.
Von Burnaby ging es weiter über den TransCanada
Hyw nach Kelowna, wo man an den 170 km langen Okanagan Lake kommt. Aufgrund des wunderbaren Klimas findet man dort rund um den See
terrassenförmig angelegte Obstplantagen. Der
Dessertpfirsich ist eine hier angebaute Obstsorte.
Ein weiteres Standbein in der Region ist der Weinbau. Diesen Wein sollte man auf jeden Fall vor Ort
trinken.
Bei einem eintägigen Aufenthalt in Revelstock
kann man im Revelstock Railway Museum die Giganten der Schiene betrachten, ein Muss für jeden
Eisenbahnfan. Immer wieder bin ich auf der Fahrt
auf ausgemusterte Dampflokomotiven gestoßen.
Von Revelstock ging es weiter Richtung Yoho National Park. „Yoho“ steht für Erstaunen: Zum einen
durch die schöne wilde Landschaft, in der der Takakaaw Wasserfall aus 250 m in die Tiefe stürzt.
Zum anderen kommt man am Kicking Hors Pass
zum Spiraltunnel, der einen auf dem barrierefreien
Aussichtspunkt ein Meisterwerk des Eisenbahntunnelbaus erleben lässt. Früher entgleisten hier
häufig Züge oder erlitten andere Katastrophen.
Erst nachdem die Eisenbahningenieure zwei spiralförmige Tunnel in den Berg sprengten, wurde
die Streck unfallfrei. Der Besucher kann heute die
unglaublich langen Züge fast 10 Minuten ohne
Unterbrechung betrachten.
Hier verließ ich BC und fuhr nach Alberta zu den
Rocky Mountains. Mehr im nächsten Heft.
Text & Fotos: Johann Kreiter
Wunderbares Klima
Reiseveranstalter:
Ahorn – barrierefrei reisen
Zehntweg 16,
51467 Bergisch Gladbach
tel 0 22 02-9 80 99-0
Mail: [email protected]
www. ahorn-barrierefrei.de
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Am dritten Tag verließ ich Vancouver auf dem
TransCanada Hwy, entlang des Fraser River in Richtung Osten nach Burnaby. In diesem Vorort von
Vancover liegt das Burnaby Village Museum. Wie
alle öffentlichen Einrichtungen ist auch dieses Museum für Rollstuhlfahrer ausgestattet, wenn auch
recht schlicht. Die WCs sind nur einseitig anfahrbar, dafür sind auf dem Gelände mehrere verteilt.