Wie die Deutsche Bahn Wettbewerber beim Bahnstrom diskriminiert!
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Wie die Deutsche Bahn Wettbewerber beim Bahnstrom diskriminiert!
Wie die Deutsche Bahn Wettbewerber beim Bahnstrom diskriminiert! Netzwerk Netzwerk Privatbahnen Privatbahnen 1 Das Wichtigste auf einer Seite: Die Deutsche Bahn diskriminiert ihre Wettbewerber beim Bahnstrom Zwei bedeutende Details des Bahnstrom-Preissystems von DB Energie GmbH sind für Wettbewerbsbahnen diskriminierend angelegt: DB Energie GmbH räumt den DB-Konzerngesellschaften einen exklusiven Sonderrabatt von 5% auf den Energiepreis ein. Der von modernen Triebfahrzeugen zurück gespeiste Strom wird nicht fair vergütet; das begünstigt den Alt-Fahrzeugpark der DB AG. Zum ersten Punkt: Das Rabattsystem der DB Energie sieht zusätzlich zu einer Rabattstaffel von 1-4% für jedermann einen Auslastungsrabatt von weiteren 5% für extreme Großverbraucher vor. Die für diesen Rabatt erforderliche Abnahmemenge liegt so hoch, dass sie auf absehbare Zeit nur von den Transportgesellschaften der Deutschen Bahn selbst erreicht werden kann. Die DB Energie GmbH ist Teil der DB Netz AG, die im Auftrage des Bundes die Bundesschienenwegeinfrastruktur betreibt. Die Aufgabe des Betreibers ist es, einen fairen und unparteiischen Zugang zur Infrastruktur zu gewährleisten. Dass der Konzern mit seiner Bahnstrompreispolitik seine Stellung als Betreiber der Infrastruktur missbraucht, liegt somit auf der Hand. Zum zweiten Punkt: Moderne Triebfahrzeuge können beim Bremsen die Bremsenergie in das Fahrleitungsnetz zurückspeisen. Aufgrund von Erfahrungen aus anderen Bahnsystemen mit gleichem Stromsystem ist bekannt, dass über 90% dieser Energie von anderen Fahrzeugen direkt aus dem Fahrleitungsnetz aufgenommen und somit wieder verkauft werden kann. Die DB selbst verfügt allerdings über relativ weniger Rückspeisemöglichkeiten (älterer Fahrzeugpark, viele Lok-Wagen-Züge) als die Wettbewerbsunternehmen mit ihren überwiegend sehr modernen Triebwagen und Lokomotiven. Der zurück gespeiste Strom wird allerdings mit nur rd. 44 % des Preises von geliefertem Strom vergütet. Herausgeber: Netzwerk mofair e.V. 2 Privatbahnen Netzwerk Privatbahnen – Vereinigung Europäischer Eisenbahngüterverkehrsunternehmen e.V. Dr. Engelbert Recker Hauptgeschäftsführer Alexander Kirfel Geschäftsführer Nimrodstraße 28 13469 Berlin Am Weidendamm 1a 10117 Berlin Telefon: +49 (0) 30 60 46 83 Internet: www.mofair.de E-Mail: [email protected] Telefon +49 (0) 30 59 00 99 - 626 Internet: www.netzwerk-privatbahnen.de E-Mail: [email protected] Damit diskriminiert die Deutsche Bahn Schienenverkehrsunternehmen mit modernen energieeffizienten Fahrzeugen. Als Folge dieser beiden diskriminierenden Maßnahmen zahlen Wettbewerbsbahnen je nach Umfang der Rückspeisung bis zu 20% mehr für die Energie, als bei einem fairen und diskriminierungsfreien Preissystem zu erwarten wäre. Netzwerk Privatbahnen 3 Die Preisrabatte von DB Energie GmbH: 5% Auslastungsrabatt nur für DB-Transportgesellschaften Inhaltsverzeichnis Das Preissystem von DB Energie sieht eine allgemeine Rabattstaffel von 1 bis 4% Die Preisrabatte von DB Energie GmbH: 5% Auslastungsrabatt nur für DB-Transportgesellschaften 5 Die Stromrückspeisung beim Bremsen: Ein ökologischer Vorteil des elektrischen Bahnbetriebs 7 abhängig vom Jahresverbrauch vor. Tabelle 1: Allgemeine Rabattstaffel der DB Energie GmbH Jahresabnahmemenge [G Wh] Rabatthöhe: 50 1% * 100 2% * 200 3% * 500 4% * Die Versorgung mit Bahnstrom: Eine technische Besonderheit 9 Die Gretchenfrage: Wo bleibt der Bremsstrom? 12 Die Preise für Bremsstrom: Eine klare Diskriminierung 14 15 16 19 21 Verlust oder Gewinn eines einzelnen Transportauftrages, der in der vorher gemeldeten Abnahmemenge nicht berücksichtigt ist, Mehrkosten hinnehmen DB Energie GmbH gewährt jedoch zusätzlich über diese Rabattstaffel hinaus einen Auslastungsrabatt von 5% den Kunden, die mindestens 2000 GWh Leistung Die Nebenwirkung der Diskriminierung: Modernisierung der Antriebsflotte verzögert sich von Mehr- und Minderleistungen. Diese Regelung belastet sie deswegen kaum, muss. Das Ergebnis der Bahnstrompreispolitik: Bis zu 20% höhere Preise für Wettbewerber Auch wenn die Energie nicht abgenommen wird, muss sie bezahlt werden. während z.B. ein mittelständisches Güterverkehrsunternehmen bereits durch Die Wahrheit über eingespeisten Strom: Geschlossener Stromkreislauf im Fahrleitungssystem Höhe der Rabatte, sondern weil die Rabatte nur für Energiemengen gewährt Die Deutsche Bahn selbst hat aufgrund ihrer Größe die Möglichkeit des Ausgleichs Die Argumente der DB Energie GmbH: Tarnen und Täuschen Bereits diese Rabattstaffel wirkt de facto diskriminierend, weniger wegen der werden, zu deren Abnahme sich die Unternehmen definitiv verpflichten müssen. Personenverkehr mit elektrischen Schienenfahrzeugen in Deutschland (ohne DB) Quelle: DB Energie GmbH: Preisblatt Anlage 4 zum Rahmenstromliefervertrag 23 abnehmen. Diese Abnahmemenge wird heute und auf absehbare Zeit von keinem Schienenverkehrsunternehmen erreicht, mit Ausnahme der DB-Transportunter- Diskriminierung beenden: nehmen selbst. Die Forderungen an die Bahn: Es handelt sich beim Auslastungsrabatt um einen gezielten Sonderrabatt, der s 0REISSENKUNG FàR ALLE s FAIRE 2àCKSPEISEVERGàTUNG eine willkürlich gesetzte riesige Abnahmemenge definiert ist, die nur die DB Diskriminierung Beenden: selbst mit ihren Verkehrsunternehmen erreichen kann. Die Forderungen an den Gesetzgeber: Regulierung, Kontrolle und Entflechtung ausschließlich DB-Transportunternehmen zugutekommt und der pro forma über 26 Netzwerk Privatbahnen 4 5 Die Stromrückspeisung beim Bremsen: Ein ökologischer Vorteil des elektrischen Bahnbetriebs Anders als bei allen anderen Verkehrsmitteln gibt es beim elektrischen Bahnbetrieb die einfach umzusetzende Möglichkeit, Bremsenergie zu gewinnen. Diese entsteht durch Bremsen mit den Fahrmotoren und wird direkt in das Netz zurückgespeist. Damit kann die Bremsenergie genutzt werden, ohne dass sie im Fahrzeug gespeichert werden muss. Diese einfache Nutzbarkeit der Bremsenergie ist ein wichtiger ökologischer Vorteil elektrisch betriebener Bahnen. Ältere Lokomotiven und Triebwagen (Baujahre vor ca. 1980/1990) können oft überhaupt keine Energie zurückspeisen. Moderne elektrische Triebwagen erlauben es, fast ausschließlich elektrisch zu bremsen, sodass die mechanische Bremse im Regelbetrieb nur als Not- und Zusatzbremse für besondere Situationen fungiert. Quelle: TX Logistik Güterzug mit rückspeisefähiger Lok Züge aus Lokomotiven und Wagen (Lok-Wagenzüge) können bauartbedingt nur mofair e.V. hat einen weltweit führenden Experten für Bahnstromsysteme, einen Teil der Bremsenergie nutzen. Die Bremsung nur mit der elektrischen Bremse Herrn Professor Dr. Arnd Stephan von der Technischen Universität Dresden, zur der Lok reicht in aller Regel im Fahrbetrieb nicht aus, sodass auch die mechanischen Bahnstromversorgung im deutschen Schienennetz befragt. Bremsen der Wagen immer mit benutzt werden müssen. mofair: Sind Ihnen technische Gegebenheiten bekannt, die es rechtfertigen, Eisenbahnverkehrsunternehmen mit einem Jahresverbrauch von mehr als 2000 Die DB verfügt nur teilweise über moderne Triebwagen und Lokomotiven. Vor GWh einen Rabatt von 5% zu gewähren? Ist bei einem solchen Verbrauch eine allem DB Regio hat noch viele ältere Fahrzeuge ohne elektrische Energierückspeise- auslastungsbedingte sprunghafte Kostensenkung plausibel? möglichkeit (Baureihen 111 und 143/112/114) im Einsatz. Außerdem setzt sie in Prof. Dr. Stephan: Grundsätzlich ist es im Bereich der Elektroenergieversorgung üblich, Abnehmern mit hohem Energiebezug Rabatte bei der EnergieProfessor Dr. Arnd Stephan preisen einzuräumen. Hintergrund dafür ist, dass zur Erzeugung elektrischer Energie thermische, hydraulische oder elektrochemische Umwandlungsprozesse großem Umfang Lok-Wagenzüge ein, die wie beschrieben nur teilweise elektrisch bremsen können. Im Nachhaltigkeitsbericht der DB heißt es: „Jede zwölfte Kilowattstunde verwendet die DB zweimal.“ Offenbar liegt die Rückspeisequote insgesamt bei nur 8%. erforderlich sind, die größere Trägheiten aufweisen, als es die Lastdynamik in elektrischen Netzen erfordert. Demgegenüber verfügen Wettbewerbsbahnen meist über moderne elektrische Für die Staffelung von Rabatten gibt es meines Wissens keine Standards. All- Triebwagen und Lokomotiven, die die technischen Möglichkeiten der Energierück- gemein üblich sind vertragszeitabhängige sowie gestaffelte Mengenrabatte. speisung voll ausnutzen können. Ihre Rückspeisequote liegt zwischen 10 und 25%. Für den von Ihnen genannten Extra-Rabatt von 5% bei 2000 GWh Jahres- Fast jede fünfte Kilowattstunde, die die Wettbewerbsbahnen verbrauchen, wird also verbrauch im Preissystem der DB Energie kann ich Ihnen aus meiner Kenntnis zweimal genutzt. Das ist mehr als doppelt so viel wie bei der Deutschen Bahn. keinen technischen Grund benennen. Eine sprunghafte Kostensenkung der Energieerzeugung ist bei Erreichen bzw. Überschreiten dieses Jahresverbrauchs nicht zu erwarten. Netzwerk Privatbahnen 6 7 Die mitmit Bahnstrom: DieVersorgung Versorgung Bahnstrom: Eine technische Besonderheit Die deutsche Bahnstromversorgung erfolgt getrennt von der normalen Stromversorgung mit einem technisch unterschiedlichen System. Dies hat energetische und betriebliche Vorteile, war aber zu Beginn technisch bedingt. Beim Bau der ersten elektrischen Strecken vor 1910 musste aus technischen Gründen Einphasen-Wechselstrom mit der relativ niedrigen Frequenz von 16,7Hz gewählt werden, während das übliche Stromnetz auf einer Frequenz von 50Hz und dreiphasig ausgelegt ist. Quelle: Abellio Triebwagen Flirt am Hauptbahnhof Hagen Quelle: mofair DB Unterwerk Pulling mit Arriva-Zug mofair: Teilen Sie die ökologisch positive Einschätzung der „Energiequelle“ mofair: Welche grundsätzlichen Vorteile bietet die Bahnstromversorgungs- Rückgewinnung von Energie beim Bremsen elektrisch angetriebener Eisen- struktur mit Einphasen-Wechselstrom 16,7Hz (1 AC 16,7Hz)? bahnfahrzeuge? Prof. Dr. Stephan: Die zentrale 1 AC- (Einphasen-Wechselstrom-) Bahnener- Prof. Dr. Stephan: Die Bremsenergierückspeisung ist einer der heraus- gieversorgung mit Sonderfrequenz 16,7 Hz hat betriebliche und energetische ragenden Systemvorteile des elektrischen Bahnsystems. Ich beurteile sie Vorteile. Im Fahrleitungsnetz sind keine Phasentrennstellen erforderlich. uneingeschränkt positiv. Dadurch ist im 16,7-Hz-Fahrleitungsnetz grundsätzlich eine kontinuierliche Leistungsentnahme bzw. –rückspeisung der Triebfahrzeuge möglich. Des Weiteren erlaubt die 16,7-Hz-Versorgung ohne Zusatzaufwand an Leistungs- Ein niedriger Einspeisepreis erhöht den Gewinn des Infrastrukturunternehmens DB komponenten die zweiseitige Speisung der Fahrleitungsabschnitte, was zur Energie GmbH, belastet die Energiekostenrechnung der Wettbewerbsbahnen und deutlichen Reduzierung der Spannungsabfälle und Verluste im Fahrleitungs- begünstigt die Schienenverkehrsunternehmen der DB im Wettbewerb. netz führt. Netzwerk Privatbahnen 8 9 Schaubild 1: Neben dem „normalen“ Stromnetz, das jedermann kennt, gibt es ein komplettes Versorgungssystem für den Bahnstrom, das von DB Energie GmbH betrieben wird. Dieses Versorgungssystem besteht aus folgenden Elementen: allgemeines Stromnetz Umformwerk 50 Hz/16,7 Hz 50 Hz eigene Kraftwerke der DB Energie zur Erzeugung von Bahnstrom, 16,7 Hz DB Energie Umformerwerke, die „normalen“ Strom (Dreiphasenstrom 50Hz) Hochspannungs-Leitungsnetz 110 kV, 16,7 Hz in Bahnstrom umwandeln (Einphasenstrom 16,7Hz), Verbindungsleitungen zu den benachbarten Bahnnetzen mit 16,7Hz Unterwerk Trafo 110/15 kV Stromversorgung (Österreich, Schweiz), Hochspannungsfernleitungen 110 kV zur Verbindung der Kraftwerke, der Umformerwerke und der benachbarten Bahnnetze mit den Unterwerken DB Netz Fahrleitungs Streckennetz DB Netz Unterwerke zur Versorgung der Fahrleitung durch Umspannung von der Hochspannung 110 kV in die Fahrleitungsspannung von 15kV Verbraucher Triebfahrzeuge Die eigentliche Fahrleitung zur Stromversorgung der Fahrzeuge steht dabei nicht in der Zuständigkeit von DB Energie GmbH, sondern von DB Netz AG. DB Netz besitzt, baut und betreibt die Fahrleitungsanlagen ab dem Ausgang der Unterwerke. DB Energie Stromzähler im Triebfahrzeug mofair: Welchen Vorteil bietet insbesondere die trennungsfreie Zusammenschaltung der stromführenden Fahrleitung? Prof. Dr. Stephan: Die energetische Durchschaltung des gesamten Fahrleitungsnetzes sorgt neben der vorteilhaften zweiseitigen Speisung (siehe oben) dafür, dass die generatorisch erzeugte Bremsenergie rückspeisefähiger Triebfahrzeuge zum größten Teil über die Fahrleitungsanlage anderen Verbrauchern im gleichen oder in benachbarten Speiseabschnitten zugeführt wird. Das Zusammenspiel von DB Energie und DB Netz DB Energie kommt erst wieder im Fahrzeug ins Spiel: Die Stromzähler im Fahrzeug, die den aufgenommenen und zurück gespeisten Strom erfassen, gehören zum Zuständigkeitsbereich der DB Energie GmbH. In Deutschland sind die Fahrleitungsanlagen fast überall im gesamten Streckennetz zusammengeschaltet. Die Fahrzeuge verkehren unter den Fahrleitungsanlagen freizügig; es gibt im Regelbetrieb keine Trennstellen im Netz, die einzelne Unter- Die Anlagen der Fahrleitungen werden somit nicht aus dem Strompreis für den Bahn- werksbezirke abgrenzen, wenn man von einigen wenigen Streckenabschnitten in strom finanziert, sondern über den Trassenpreis von den Verkehrsunternehmen und Ostdeutschland absieht. über Investitions- und LuFV-Mittel direkt vom Bund. Die Systematik der Schnittstellen zwischen DB Netz und DB Energie wird aus der folgenden Grafik deutlich. Netzwerk Privatbahnen 10 11 Die Gretchenfrage: Wo bleibt der Bremsstrom? Erzeugung und Verbrauch von Strom in einem Netz müssen einander entsprechen, sonst bricht das Netz zusammen. Das ist bei allen Stromnetzen so. Im realen elektrischen Bahnbetrieb in Deutschland wird der Strom, der beim Bremsen in die Fahrleitungen eingespeist wird, immer von anderen Verbrauchern aufgenommen. Entsteht dadurch ein Überangebot, wird entsprechend weniger Strom von DB Energie in die Fahrleitung eingespeist. Andere Verbraucher sind Züge, die gerade in diesem Moment Strom verbrauchen, etwa durch Beschleunigung, Beharrungsfahrt oder durch Heizung und Kühlung. Quelle: Westfalenbahn Bremsstrom wird Fahrstrom mofair: Fließt die beim Bremsen zurück gespeiste Energie über die Unter- mofair: Welche Nutzung der in das Fahrleitungsnetz zurückgespeisten Brems- werke in das 110kV Netz zurück oder wird sie auf der Ebene des Fahrleitungs- energie ist unter normalen Bedingungen anzunehmen? netzes von anderen Triebfahrzeugen, die zum Zeitpunkt der Rückspeisung Energie aufnehmen, genutzt? Prof. Dr. Stephan: Die erzeugte elektrische Bremsleistung wird zuerst fahrzeugintern für Hilfsbetriebe- und Zugsammelschienenleistung genutzt. Über Prof. Dr. Stephan: Der Lastfluss zurück gespeister Bremsenergie vom Fahr- deren momentanen Leistungsbedarf einschließlich der Umwandlungsverluste leitungsnetz über das 110-kV-/16,7-Hz-Netz ist technisch problemlos möglich, hinausgehende Bremsenergie wird ins Fahrleitungsnetz zurückgespeist. aber erfahrungsgemäß sehr selten. Maßgebliche Ursache für solche Lastflüsse sind betriebliche Konstellationen, z.B. sehr geringe Streckenbelegung. In diesen Fällen ist der Leistungsumsatz im elektrischen Netz aber generell gering, so dass sie für die Gesamtenergiebilanz nicht relevant sind. Die Bremsenergieverteilung erfolgt somit nahezu ausschließlich über die 15-kV-Ebene. Natürlich gibt es einen gewissen physikalisch bedingten Leitungsverlust bei der Übertragung von zurück gespeistem Strom zum abnehmenden Verbraucher. Dieser bewegt sich nach Erfahrungen von ausländischen Bahnen mit dem gleichen Stromsystem im Bereich von 5% bis (im Extremfall) 20%. Im typischen deutschen Bahnbetrieb mit Im durchgeschalteten 16,7-Hz-Fahrleitungsnetz wird diese Energie zum übergroßen Teil anderen Verbrauchern zugeführt. Dies sind in erster Linie andere Fahrzeuge (Traktion und Hilfsbetriebe), saisonal aber auch Weichenheizugen, die aus der Fahrleitung gespeist werden. Die Übertragung im Fahrleitungsnetz ist geringfügig verlustbehaftet. mofair: Welcher Prozentsatz der in das Fahrleitungsnetz zurück gespeisten Bremsenergie wird typischerweise von anderen Nutzern, die zum Zeitpunkt der Einspeisung Bahnstrom verbrauchen, tatsächlich genutzt? Welcher Prozentsatz ist als Leitungs- und Übertragungsverlust anzunehmen? hoher Auslastung ist eine Nutzbarkeit von mindestens 90% des rückgespeisten Stroms Prof. Dr. Stephan: Bei der Energieübertragung treten im Fahrleitungsnetz realistisch. naturgemäß Verluste auf. Bezogen auf die übertragene Energiemenge liegen Da das gesamte Fahrleitungsnetz in Deutschland zusammen geschaltet ist, gibt es keine technischen Hürden und Hindernisse, die den Weg des beim Bremsen gewonnen Stroms behindern oder nennenswerte Leitungs- oder Umformungsverluste verursachen. Der Bremsstrom bleibt also im Fahrleitungsnetz und wird direkt zu anderen Verbrauchern geleitet. diese im Bereich weniger Prozente. Typische Wirkungsgrade von Fahrleitungen bei 15-kV-/ 16,7-Hz-Bahnen betragen 96 bis 98 Prozent. Diese Werte gelten für Standard-Fahrleitungsschaltungen (zweigleisige Strecke mit Längs- und Querkupplungen, ggf. mit Verstärkungsleitungen und Rückleitungsseilen bei nominaler Belastung). Bei langen eingleisigen Strecken ohne Verstärkungsleitungen können auch geringere Wirkungsgrade auftreten, allerdings ist hier der Energieumsatz wieder gering. Netzwerk Privatbahnen 12 13 Die Preise für Bremsstrom: Eine klare Diskriminierung Personenverkehr mit elektrischen Schienenfahrzeugen in Deutschland (ohne DB) Der Bremsstrom bleibt also im Fahrleistungsnetz der DB Netz AG und wird von dort Unternehmen Bundesland Metronom Niedersachsen, Hamburg, Bremen An einer Kilowattstunde eingespeisten Strom verdient die DB Energie GmbH mehr als SBB Deutschland 100% des Einkaufpreises. direkt anderen Verbrauchern auf der Schiene zugeleitet. Dennoch vergütet die DB Energie GmbH den eingespeisten Strom nur zu einem Bruchteil des Preises, den sie für den gelieferten Strom von den Verkehrsunternehmen verlangt. Tabelle 2: Preise für Bahnstrom Tarife nach Zeitzonen Hochtarif (HT) Mitteltarif (MT) Niedertarif (NT) 12,44 10,69 9,44 Vergütung für rückgespeisten Bahnstrom [ct/kWh] 5,50 5,00 4,35 „Gewinn“ [ct/kWh] 6,94 5,69 5,09 126% 114% 117% Arbeitspreis [ct/kWh] „Marge“ [ct/kWh] Quelle: DB Energie GmbH: Anlage 4 zum Rahmenstromliefervertrag Preisblatt Umfang elektrischer Erste Verkehr (zuletzt) Betriebsaufnahme 6,8 Mio. Zugkm Dezember 2003 Baden-Württemberg 2,15 Mio. Zugkm September 2006 InterConnex (Veolia) (eigenwirtschaftlich) 0,4 Mio. Zugkm Dezember 2006 Alex (Arriva) Bayern 2,5 Mio. Zugkm Dezember 2007 Cantus (Benex, HLB) Hessen, Niedersachsen, Thüringen 3,9 Mio. Zugkm Dezember 2006 Abellio Nordrhein-Westfalen 3,7 Mio. Zugkm Dezember 2007 Westfalenbahn Nordrhein-Westfalen 4,0 Mio. Zugkm Dezember 2007 Eurobahn (Keolis) Nordrhein-Westfalen 8,9 Mio. Zugkm Dezember 2008 Transregio Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen 2,9 Mio. Zugkm Dezember 2008 Berchtesgadener Land Bahn Bayern 0,5 Mio. Zugkm (in Deutschland) Dezember 2009 NordWestBahn (Veolia, Osnabrück) Niedersachsen, Bremen 4,7 Mio Zugkm Dezember 2010 VIAS (DSB, Rurtalbahn) Hessen, Rheinland-Pfalz 2,1 Mio. Zugkm Dezember 2010 Agilis (Benex) Bayern 5,5 Mio. Zugkm Dezember 2010 Hessische Landesbahn Hessen, NRW Nordrhein-Westfalen 1,3 Mio. Zugkm Dezember 2010 Ostdeutsche Eisenbahn Brandenburg, Berlin, MecklenburgVorpommern 5,9 Mio. Zugkm Dezember 2012 Albtal-VerkehrsGesellschaft (Karlsruhe) Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz 18 Mio. Wagenkm September 1992 Saarbahn Saarland 1,6 Mio. Wagenkm Oktober 1997 RegioTram Kassel Hessen Stadtbahn-Verkehre: Quelle: mofair 2,1 Mio. Zugkm Juni 2001 (Vorlauf) Triebwagen im Hauptbahnhof Berlin Netzwerk Privatbahnen 14 15 Die derder DBDB Energie GmbH: DieArgumente Argumente Energie GmbH: Tarnen und Täuschen DB Energie GmbH begründete bei verschiedenen Gelegenheiten die niedrige Erstattung des zurück gespeisten Stroms mit wechselnden Argumenten: 1. Ein großer Teil des zurück gespeisten Stroms sei nicht nutzbar, er „verdampfe“ quasi in der Fahrleitung. 2. Die Rückspeisung erfordere hohe Investitionen in die Leitungsnetze, diese müssten bei der Erstattung berücksichtigt werden. 3. Die Erstattung könne sich nur auf den „echten“ Energiepreis beziehen, nicht auf den im Strompreis enthaltenen Bereitstellungspreis für die Durchleitung. Alle diese Schein-Argumente dienen nur der Verschleierung und der für Außenstehende auf den ersten Blick eines in Wirklichkeit diskriminierend wirkenden Preissystems. Sie sind zu widerlegen: 1. Die Nutzbarkeit des zurück gespeisten Stroms im deutschen Streckennetz liegt nach Erfahrungen anderer Netz- und Verkehrsbetreiber mit gleichem Stromsystem in der Größenordnung von mindestens 90%. Erzeugung und Verbrauch müssen aus Quelle: Fotolia physikalischen Gründen immer gleich groß sein. Strom kann nicht „verdampfen“. mofair: Bereitet die Einspeisung von Bremsenergie durch die Triebfahrzeuge 2. Selbst wenn für die Einspeisung von Bremsenergie Investitionen für eine größere technische Probleme, die besondere Vorkehrungen beim 110-kV-Netz, bei den Dimensionierung des Leitungsnetzes erforderlich sein sollten, so fallen diese Kosten Unterwerken oder beim 15-kV-Fahrleitungsnetz erfordern? jenseits der Unterwerke, also bei DB Netz, an. Von solchen Investitionen war bisher im Bereich DB Netz aber keine Rede. Zudem würden sie über die Trassenpreise von den Verkehrsunternehmen bzw. über Investitionszuschüsse vom Bund getragen, auf keinen Fall allerdings von DB Energie. 3. Das Argument, es könne nur der Energiepreis (Arbeitspreis) und nicht auch der Bereitstellungspreis (Durchleitungspreis) vergütet werden, klingt zunächst plausibel und ist dennoch falsch. Die eingespeiste Energie verbleibt nämlich im Fahrleistungsnetz und erreicht die Sphäre von DB Energie GmbH gar nicht. Dennoch wird sie von DB Energie GmbH den anderen Stromverbrauchern im Fahrleistungsnetz mit vollem Arbeitspreis einschließlich Durchleistungsentgelt in Rechnung gestellt. Prof. Dr. Stephan: Der zunehmende netzweite Einsatz rückspeisefähiger Triebfahrzeuge seit 1991 hat nicht dazu geführt, dass besondere technische Vorkehrungen im 110-kV-Freileitungsnetz, bei den Unterwerken oder im Fahrleitungsnetz in nennenswertem Umfang notwendig wurden (abgesehen vom Einbau entsprechender Energiezähler). Lediglich die Leistungsregelung auf der 110-kV-Ebene muss mit der potenziell erhöhten Lastdynamik bei zunehmender Rückspeisung zurechtkommen. Dies erfordert den Einsatz von mehr Regelleistung bei der Energieerzeugung. Dieser Weg wird aber mit der zunehmenden Umstellung auf Umrichtertechnik ohnehin beschritten. Der Treiber für diese Entwicklung dürfte aber kaum in der Beherrschung der Bremsenergierückspeisung, sondern maßgeblich beim vorteilhaften Energieeinkauf infolge variabler Lastdisposition über das 110-kV-Netz liegen. Netzwerk Privatbahnen 16 17 Die Wahrheit über eingespeisten Strom: Geschlossener Stromkreislauf im Fahrleitungssystem Angenommen, ein Zug verbraucht eine Leistung von 100 beim Beschleunigen und Fahren und speist beim Bremsen die Leistung von 25 Einheiten zurück. DB Energie berechnet dann den Energieverbrauch und die Bereitstellungskosten (Durchleitungskosten) für 100 Einheiten und vergütet die Rückspeisung des Bremsstroms von 25 Quelle: transregio Moderner Triebwagen mit Rückspeisemöglichkeit mofair: Hat die Rückspeisung von Bremsenergie nach Ihrer Erfahrung bisher im deutschen Netz andere technische Probleme bereitet? Prof. Dr. Stephan: Die Bremsenergierückspeisung hebt prinzipbedingt temporär das Spannungsniveau im Fahrleitungsnetz an. Die Europäische Normung hat darauf reagiert und in der EN 50163 dauernd zulässige und zeitabhängige Höchstspannungen im Fahrleitungsnetz festgeschrieben. Mir sind bei 15-kV/16,7-Hz-Bahnen keine systematischen Probleme mit hohen Spannungen bekannt geworden, die von verstärkter Rückspeisung herrühren. In Österreich sind bei Inselnetzbetrieb (Netzauftrennung) und hohem Bremsenergieangebot (lange Gefällefahrten) Probleme mit der Netzregelung im 110-kV-Netz aufgetreten. Das Problem wurde dann allerdings fahrzeugseitig gelöst, indem Änderungen an der Antriebsregelungssoftware vorgenommen wurden. mofair: Hat die Einspeisung von Bremsenergie unter normalen betrieblichen Betriebsbedingungen einen Einfluss auf die Netzstabilität, wenn ja, negativ oder positiv? Prof. Dr. Stephan: Die Bremsenergierückspeisung kann als eine zusätzliche, dauerhaft verfügbare Erzeugerleistung angesehen werden. Somit kann – gleicher Netzleistungsbedarf unterstellt – bisher vorhandene Erzeugerleistung teilweise durch Bremsenergie substituiert werden. Unter der Voraussetzung, dass die erzeugerseitige Ausfallwahrscheinlichkeit dabei insgesamt gleich bleibt, wird die (leistungsabhängige) Netzstabilität nicht negativ beeinflusst. Quelle: Keolis Eurobahn Flirt unter Fahrdraht Einheiten zu einem Preis von rd. 44 % des Preises (vgl. Tabelle 2) für den „frischen“ Strom, also nur die Energiekosten ohne Durchleitungspreis und mit einem Abschlag für technisch bedingte unvermeidbare Leitungsverluste. Probleme mit der Netzstabilität sind in jüngerer Zeit jedoch vereinzelt aus anderen Gründen aufgetreten. Im Zusammenwirken von schnellen Fahrzeug- Tatsächlich speist DB Energie aber nur 75 Einheiten ein, da der Ausgleich von Strom- reglern, Netz- und Erzeugerparametern kam es wiederholt zu elektrischen abnahme und Einspeisung im Bereich von DB Netz im Fahrleitungsnetz stattfindet, Resonanzerscheinungen, die dann meist niederfrequente Spannungsschwan- und Bremsstrom in der Realität nie über die Unterwerke zurück ins Hochspannungs- kungen hervorgerufen haben. Diese Effekte hatten jedoch ihre Ursache nicht netz fließt, sondern über den Zähler von DB Energie aus der Fahrleitung an andere in der Bremsenergierückspeisung. Verbraucher verkauft wird zu einem Preis einschließlich Bereitstellungskosten bzw. Durchleitungskosten. Netzwerk Privatbahnen 18 19 Schaubild 2: Das Ergebnis der Bahnstrompreispolitik: Bis zu 20% höhere Preise für Wettbewerber Unfaire Rechnungsstellung: Kraftwerke Stromproduktion Die nebenstehende Beispielrechnung mit den derzeitigen Preisdaten von DB Energie GmbH aus Tabelle 2 für ein Verkehrsunternehmen, das mit modernen Triebwagen im elektrischen DB Energie Hochspannungsnetz Durchleitung 75 Regionalverkehr eine Rückspeisequote von 25% erreicht, ergibt einen effektiven Preis pro Einheiten „frischer“ Strom kwh von 11,06 ct, den das Verkehrsunternehmen an DB Energie GmbH zu entrichten hat. DB Netz 25 Oberleitungsnetz Versorgung Einheiten „Bremsstrom“ Faire Rechnungsstellung: Demgegenüber würde eine faire Rechnung so aussehen: DB Energie gewährt 5% Auslas- Triebfahrzeuge Verbrauch und Rückspeisung Zähler DB Energie 100 Verbrauch 25 Rückspeisung Verbrauch 75 +25 = 100 Rückspeisung 25 tungsrabatt. Die rückgespeisten Stromeinheiten werden zu 90 % angerechnet und mit dem Arbeitspreis von DB Energie vergütet. Für die rückgespeisten Stromeinheiten entfallen bei DB Energie GmbH nicht nur die Energie- Der Bremsstrom verbleibt im Oberleitungsnetz sondern auch die Bereitstellungskosten. Die Preisdifferenz zwischen der derzeitigen Rechnungsstellung und einer fairen Rechnungsstellung beträgt 22,6% Somit leitet DB Energie GmbH von dem in Rechnung gestellten Strom in Höhe von 100 Einheiten auch nur 75 Einheiten durch ihr Leitungsnetz. Sie kann also nur für 75 Einheiten eine Durchleitungsgebühr verlangen, wenn es fair zugehen soll. Der „Trick“ von DB Energie GmbH, die Durchleitungskosten, obwohl sie nicht anfallen, auch für eingespeisten Strom in Rechnung zu stellen, aber dennoch nicht dem eingespeisten Verkehrsunternehmer zu vergüten, bedeutet für die betroffenen Fazit: DB Energie GmbH übervorteilt Wettbewerber der DB in einer Größenordnung von 20 %. Wettbewerbsbahnen, vor allem wenn sie eine relativ hohe Rückspeisequote von Bremsstrom aufweisen, eine ganz besonders unfaire Diskriminierung. Damit werden die Bahnen mit älterem Fuhrpark und geringer Rückspeisemöglichkeit insbesondere die Verkehrsunternehmen der DB AG massiv begünstigt, völlig abgesehen von der außerordentlich hohen Gewinnspanne der DB Energie GmbH von mehr als 100%. Netzwerk Privatbahnen 20 21 Die Nebenwirkung der Diskriminierung: Modernisierung der Antriebsflotte verzögert sich Die mutmaßlich zum Schutz der DB-Verkehrsunternehmen existierende diskriminierend niedrige Vergütung für zurück gespeisten Bremsstrom hat nicht nur eine wettbewerbsverzerrende sondern auch eine ökologisch nachteilige Wirkung: Investitionen Quelle: Netzwerk Privatbahnen Güterzug der Havelländischen Eisenbahn in moderne Fahrzeuge mit Bremsstrom-Rückspeisung „rechnen“ sich weniger, wenn mofair: Kann nach Ihrer Erfahrung eine angemessene Vergütung des zurück- dieser Vorteil ökonomisch nicht ausreichend zum Tragen kommen kann. gespeisten Stroms nennenswerten Einfluss auf Investitionsentscheidungen von Eisenbahnverkehrsunternehmen haben, den Fahrzeugpark zu erneuern. Prof. Dr. Stephan: Abhängig vom Einsatzprofil eines elektrischen Fahrzeugs können die Energiekosten im Lebenszyklus einen sehr hohen Anteil darstellen. Insbesondere im Nah- und Regionalverkehr können der Energiebedarf und damit die Fahrzeugbetriebskosten durch Bremsenergierückspeisung spürbar gesenkt werden. Eine angemessene Vergütung von Bremsenergie beeinflusst somit in jedem Falle die Investitionsentscheidung von Eisenbahnverkehrsunternehmen, die mit elektrischen Fahrzeugen in diesem Betriebsprofil aktiv sind. Es bleibt festzuhalten: DB Energie wendet ein Preissystem an, das andere Verkehrsunternehmen als die Tochterunternehmen des Konzern systematisch diskriminiert. Der Preisnachteil kann bezogen auf den gesamten Energieverbrauch bis zu 20% erreichen. Hochtarif (HT) Mitteltarif (MT) Niedertarif (NT) 12,44 10,69 9,44 Einspeisepreis [ct/kWh] 5,50 5,00 4,35 Preisnachteil für rückgespeiste Bremsernergie [ct/kWh] 6,94 5,69 5,09 Arbeitspreis [ct/kWh] Quelle: mofair DB-Lok ohne Rückspeisemöglichkeit mofair: Kann die angemessene Vergütung für zurück gespeisten Strom ein wirkungsvoller Anreiz zum Einsparung von Energie im Bereich elektrisch ange- Die Diskriminierung der Bremsstrom-Vergütung wirkt wie eine „umgekehrte Abwrack- triebener Bahnen sein? prämie“: Es lohnt sich, ältere uneffiziente Fahrzeuge länger einzusetzen, wenn die Prof. Dr. Stephan: Selbstverständlich ist eine angemessene Vergütung ein wirkungsvoller Ansatz zur Energieeinsparung. Dies äußert sich derzeit auch Vorteile der Investition in moderne effiziente Fahrzeuge mit Rückspeisung im Preissystem ökonomisch nicht gebührend berücksichtigt werden. in den zahlreichen Energiesparprogrammen europäischer Bahnen. Hier wird Schon aus ökologischen Gründen muss die DB Energie GmbH gezwungen werden, die gezielt – übrigens auch mit Unterstützung der Wissenschaft – auf die größt- Diskriminierung im Preissystem für eingespeisten Strom sofort aufzugeben. In Hin- mögliche Bremsenergierückspeisung in Abhängigkeit streckenseitiger und blick auf die Förderung effizienter Fahrzeuge zur Einsparung von Energie dürfte es betrieblicher Randbedingungen orientiert. Ohne eine attraktive Vergütung sogar geboten sein, als Anreiz vorübergehend die Vergütung für Bremsstrom über- wären diese Anstrengungen wertlos. proportional anzuheben, um einen Investitionsschub in energieeffiziente Fahrzeuge auszulösen, die zudem den heutigen Qualitätsstandards genügen. Netzwerk Privatbahnen 22 23 Diskriminierung beenden: Die Forderungen an die DB: s 5% Preissenkung für alle s faire Rückspeisevergütung Es gibt überhaupt keine Rechtfertigung dafür, dass die DB Energie GmbH als Teil der Infrastruktur der Bundesschienenwege die konzerninternen DB-Verkehrsunternehmen bevorzugt und energieeffiziente Fahrzeuge benachteiligt und diskriminiert. Wir fordern die sofortige Änderung des Preissystems: Der bisher nur den DB-Verkehrsunternehmen eingeräumte 5%-Sonderrabatt muss unverzüglich allen Verbrauchern von Bahnstrom eingeräumt werden. Die Vergütung für den rückgespeisten Strom muss sofort auf das Niveau angehoben werden, das der tatsächlichen Nutzung des Bremsstroms entspricht, also ca. 90%. Die Einspeisevergütung muss dem Lieferpreis der DB Energie GmbH für Strom entsprechen. Solange die Deutsche Bahn das derzeitige Energiepreissystem nicht ändert, muss sich der Konzern den Vorwurf gefallen lassen, die mit seinen Schienenverkehrsunternehmen in Wettbewerb stehenden Bahnen systematisch zu diskriminieren, indem er zulässt, dass DB Energie GmbH von Wettbewerbsbahnen überhöhte Preise kassiert und zu niedrige Einspeisevergütungen zahlt. DB Energie GmbH glaubt die Lücken in der Regulierung und Kontrolle ausnutzen zu dürfen, um überhöhte Strompreise von den Wettbewerbern zu kassieren, Einspeisevergütungen zu niedrig anzusetzen und energieeffiziente Fahrzeuge zum Schutz des teilweise veralteten Fahrzeugparks der konzereigenen Verkehrsunternehmen zu benachteiligen. Dass der Gesetzgeber keine ausreichende Regulierung für den Bahnstrom geschaffen hat und Lücken im Gesetz bestehen, ist in keiner Weise eine Rechtfertigung dafür, dass das bundeseigene zu fairem und nicht diskriminierendem Verhalten verpflichtete Infrastrukturunternehmen DB Energie GmbH willkürlich wettbewerbliche Verkehrsunternehmen diskriminiert. Quelle: mofair Blick auf DB Headquarters Netzwerk Privatbahnen 24 25 Die Forderungen an den Gesetzgeber: Diskriminierung beenden: Die Forderungen an den Gesetzgeber: Regulierung, Kontrolle und Entflechtung Die Benachteiligung der Wettbewerbsbahnen bei der Versorgung mit Bahnstrom ist nur möglich, weil die deutschen Gesetze in diesem Bereich unklar sind. Eine Regulierung der Bahnstromfernleitungen ist nach dem Allgemeinen Eisenbahngesetz nicht vorgesehen. Auch durch das Energiewirtschaftsgesetz werden sie nicht reguliert. Wegen der sachlichen Nähe zu anderen Stromleitungen, die im Rahmen des Energiewirtschaftsgesetzes von der Bundesnetzagentur beaufsichtigt, kontrolliert und einer Entgeltüberprüfung unterworfen sind, empfiehlt es sich allerdings die Bahnstromfernleitungen, wie andere Stromleitungen auch, den Regelungen des Energiewirtschaftsgesetzes zu unterwerfen. Dies ist auch die Auffassung der Bundesnetzagentur und des OLG Düsseldorf. Der Beschluss des OLG Düsseldorf mit dem Aktenzeichen (VI-3 Kart 61/09 (V) vom 16.12.2009 ist allerdings noch nicht rechtskräftig. Eine entsprechende gesetzliche Klarstellung, dass das Energiewirtschaftsgesetz für Bahnstromfernleitungen gilt, ist deshalb dringend erforderlich. Nach der Richtlinie 2001/14/EG (1.Eisenbahnpaket) haben die Eisenbahnverkehrsunternehmen Anspruch auf diskriminierungsfreien Zugang zur Schieneninfrastruktur und zu den Serviceeinrichtungen und Zusatzleistungen. Bietet der Betreiber der Infrastruktur auch Service- und Zusatzleistungen an, so hat er diese ebenfalls diskriminierungsfrei zur Verfügung zu stellen. Zu den Zusatzleistungen gehört die Bereitstellung von Fahrstrom. Diese europäische Vorschrift ist weder im Allgemeinen Eisenbahngesetz noch in der Eisenbahninfrastrukturbenutzungsverordnung (EIBV) zureichend umgesetzt worden. Deshalb muss in der EIVB Anlage 1 die Versorgung mit Fahrstrom als Zusatzleistung definiert werden. Dies hätte zur Folge, dass das Diskriminierungsverbot des § 3 Abs. 1 S. 1 EIBV gilt, sofern der Fahrstrom von einem Eisenbahninfrastrukturunternehmen geliefert wird. Da die DB Energie GmbH als Betreiberin der Bahnstromfernleitungen Eisenbahninfrastrukturunternehmen ist, unterläge sie bei der Versorgung mit Fahrstrom und der Rücknahme der Bremsenergie zukünftig gesetzlich klargestellt dem Diskriminierungsverbot. Netzwerk Privatbahnen 26 27 28