Allgemeine Volkswirtschaftslehre/Modul Weltwirtschaftliche Integration
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Allgemeine Volkswirtschaftslehre/Modul Weltwirtschaftliche Integration
“Allgemeine Volkswirtschaftslehre/Modul Weltwirtschaftliche Integration”/ Projekt “Internationale Wirtschaft: Globalisierungstrends” WS 2003/2004 Kurs: Globale Makroökonomie SWS, Dienstag, 10.00-12.00 Uhr, GW 2, A 2210 1. Zielsetzung: In diesem Kurs werden die Probleme diskutiert, die sich aus der immer engeren Verflechtung der Weltwirtschaft in der Phase der Globalisierung ergeben. Ausgehend von der Annahme, dass viele Probleme in der Weltwirtschaft besser durch Kooperation als durch reine Marktlösungen oder gar durch nationalstaatlichen Egoismus gelöst werden können (etwa im Bereich der Weltwährungsordnung, der Weltfinanzordnung, der internationalen Handelsordnung, oder der internationalen Investitions- und Wettbewerbsordnung) gilt es, die Möglichkeiten und Erfolgsaussichten einer solchen Kooperation zu untersuchen. Insbesondere geht es um die Frage, ob es genug Anreize und Instrumente für eine erfolgreiche Kooperation gibt und welche Instrumente und Träger sich dafür eignen. Besonders bedeutsam ist in diesem Kurs die Kooperation im Währungs- und Finanzbereich, denn die Wechselkurse sind in immer stärkerem Masse durch internationale Kapitalbewegungen bestimmt, so dass dem Wechselkurs als dem entscheidenden Band zwischen den nationalen Ökonomien eine besondere Steuerungsfunktion zukommt. Aber auch andere Bereiche der Kooperation, so etwa in Bezug auf den internationalen Handel und die Direktinvestitionen, werden eine wichtige Rolle im Kurs einnehmen. Zunächst werden die Formen der Offenheit, der Interdependenz und der Verflechtung diskutiert. Auch auf Formen der Internationalisierung und Globalisierung (einschließlich der Diskussion über aussagefähige Indizes) wird eingegangen, um die Notwendigkeit der Kooperation begründen zu können. Dabei stellt sich die Frage, inwieweit die Weltwirtschaft durch privatwirtschaftliche Marktlösungen, durch nationalstaatliche Lösungen bzw. durch weltwirtschaftliche Kooperationsformen angemessen organisiert werden kann. Dann folgt eine Diskussion der makroökonomischen Politik und der Kooperation bei flexiblen(floatenden) Wechselkursen. Es geht um die behaupteten Vor- und Nachteile der seit 1973 zwischen den wichtigsten Wirtschaftsmächten praktizierten Wechselkursgestaltung. Auf der Basis von zwei Fallstudien über die Weltwirtschaft in der Periode 1973 bis 1980 und in der Periode danach bis 2002 können Kooperationsnotwendigkeiten und Kooperationsformen diskutiert werden. Daran schließen sich Fragen nach den Wechselkurspolitiken und -regimes an, die außerhalb der Länder mit den wichtigen Währungen Dollar, Euro und Yen von anderen Industrie-, Schwellen-, Entwicklungs- und Transformationsländern praktiziert werden. Der IWF unterscheidet 8 Wechselkursregime, die sich heute im Weltwährungssystem finden. Die Einordnung dieser Systeme in ein ansonsten durch das Floaten der wichtigsten Währungen bestimmtes System bedarf der näheren Erläuterung. Die Integration der globalen Kapitalmärkte und die Liberalisierung bzw. Eliminierung der Kapitalverkehrskontrollen schafft neue Bedingungen, die mit Begriffen wie Volatilität, Verwundbarkeit und Ansteckung umschrieben werden. Die wachsende Zahl von Beispielen für Finanz-, Währungs- und Bankenkrisen in der letzten Dekade zeigt, dass die globale Makroökonomie die zugrundeliegenden Probleme bisher nicht lösen konnte. Es geht nun darum, die Auswirkungen der Globalisierung der Finanzmärkte und der Kapitalverkehrsliberalisierung mit den Instrumenten der makroökonomischen Analyse zu interpretieren. Dies erfordert zunächst eine Auseinandersetzung mit dem Mundell-FlemingModell (IS-LM-BP-Modell), das es ermöglicht, die Effekte von internen und externen Störungen/Schocks und die Wirkungen von Geld- und Fiskalpolitik 1 bei hoher internationaler Kapitalmobilität zu diskutieren. Um auch die Angebotsseite der Volkswirtschaft in der Analyse der globalen Makroökonomie zu beleuchten, sind weitergehende Modelle mit einer längerfristigen Betrachtung der Volkswirtschaften notwendig. Die Modelle der aggregierten Nachfrage bzw. des aggregierten Angebots ermöglichen es nun, die längerfristigen Wirkungen der Geld- und Fiskalpolitik bei hoher Kapitalmobilität zu betrachten. Im weiteren Verlauf des Kurses geht es um die Möglichkeiten, Formen und Instrumente der weltwirtschaftlichen Kooperation. Einerseits wird auf die bereits global praktizierten institutionellen Koordinationsmechanismen und andererseits auf die beiden möglichen Formen der diskretionären bzw. der regelgebundenen Politikkoordination eingegangen. Weitere Fragen im Kurs betreffen die Zukunft der Organisation von Kooperation in der Weltwirtschaft und insbesondere die zukünftigen Aufgaben der für die Weltwirtschaft wichtigen internationalen Organisationen IWF, WTO und Weltbank und der informellen internationalen Organisationen. Die Organisation der globalen Kooperation durch internationale Organisationen in den Bereichen Währung, Finanzen und Handel steht vor neuen Herausforderungen, die in Forderungen nach einer neuen Finanz- und einer neuen Handelsarchitektur zum Ausdruck kommen. Die neuen Herausforderungen betreffen insbesondere auch die bisher kaum geregelten Bereiche der internationalen Investitionen und des globalen Wettbewerbs. In den letzten Jahren wird auch versucht, die zentralen internationalen Aufgaben im Rahmen einer Theorie der internationalen öffentlichen Güter zu analysieren und die Aussagen für eine Strategie der Global Governance zu nutzen. 2. Gliederung: 1. Einführung: Weltwirtschaftliche Kooperation in der Phase der Globalisierung (Makin 2002, Kapitel 1; Wagner 1999, S. 27-38) 2. Ökonomische Verflechtungen in der Weltwirtschaft und Kooperationsbedarf (Wagner 1999, 1. Teil, I. Kapitel; IMF 2001) 3. Makroökonomische Politik und Kooperation in der Weltwirtschaft bei flexiblen(floatenden) Wechselkursen(Krugman/Obstfeld 2003, Kapitel 19) 4. Aktuelle Wechselkursregime und Optionen für eine neue Weltwährungsordnung(Eichengreen 1994, Kapitel 2; Reinhart/Rogoff 2002; IMF, Annual Reports seit 2000) 5. Liberalisierung des Kapitalverkehrs und Globalisierung der Finanzmärkte(Adam 1998; Eichengreen 1994, Kapitel 5; Taylor 2002; Obstfeld 1998) 6. Makroökonomie bei hoher Kapitalmobilität in einer kurzfristigen Betrachtung(Makin 2002, Kapitel 7) 7. Makroökonomie bei hoher Kapitalmobilität in einer längerfristigen Betrachtung(Makin 2002, Kapitel 9) 8. Das Kooperationsdilemma in der Weltwirtschaft und die Grenzen der global praktizierten institutionellen Koordinationsmechanismen (Krugman/Obstfeld 2003, Anhang Kapitel 19; Wagner 1999, 2. Teil; Mooslechner/Schuerz 2002; Fratianni/Pattison 2001) 9. Formen der weltwirtschaftlichen Kooperation: Diskretionäre und regelgebundene Politikkoordinierung (Wagner 1999, 3. Teil; Mooslechner/Schuerz 2002) 10. Internationale Organisationen und weltwirtschaftliche Kooperation: Neue Anforderungen im Währungs- und Finanzbereich (Krueger 1998; Wyplosz 1999; You 2002; Stiglitz 2002, Ocampo 2002; Frenkel/Menkhoff 2002) 11. Internationale Organisationen und weltwirtschaftliche Kooperation: Neue Anforderungen in den Bereichen Handel, Investitionen und Wettbewerb (Shukla 2002; Birdsall/Lawrence 1999; The World Bank 2002; The World Bank 2003) 2 12. Internationale öffentliche Güter und Global Governance (Kaul/Grunberg/Stern 1999; Nayyar 2002) 3. Literatur: Die markierten Texte haben Lehrbuchcharakter und sind für die Vor- und Nachbereitung des Lehrstoffes besonders wichtig. Adam, Christopher, 1998, Internationalization and Integration of Financial and Capital Markets, S. 557-581, in: Amnon Levy-Livermore, Hrsg., Handbook on the Globalization of the World Economy, Cheltenham, UK/Northampton, MA, USA: Edward Elgar Altmann, Jörn/Margareta E. Kulessa(Hrsg.), Internationale Wirtschaftsorganisationen. Ein Taschenlexikon, Stuttgart: Lucius & Lucius 1998 Birdsall, Nancy/Robert Z. Lawrence, Deep Integration And Trade Agreements, Good for Developing Countries?, S. 128- 151, in: Kaul, Inge/Isabelle Grunberg/Marc A. Stern (Eds.), Global Public Goods. International Cooperation In The 21St Century, New York/Oxford: Oxford University Press 1999 for UNDP. Eichengreen, B., 1994, International Monetary Arrangements for the 21st Century, Washington, D.C.: The Brookings Institution Fratianni, Michele/John Pattison, 2001, International Organisations in a World of Regional Trade Agreements: Lessons from Club Theory, S. 333-358, in: The World Economy, Vol. 24, 2001 Frenkel, Michael/Lukas Menkhoff, 2000, Neue internationale Finanzarchitektur: Defizite und Handlungsoptionen, S. 259-279, in: Perspektiven der Wirtschaftspolitik, Band 1, 2000, Heft 3 IMF(International Monetary Fund), World Economic Outlook October 2001, World Economic and Financial Surveys, Washington D.C.: International Monetary Fund 2001, insbesondere S. 65-104 Kaul, Inge/Isabelle Grunberg/Marc A. Stern (Eds.), Global Public Goods, International Cooperation In The 21St Century, New York/Oxford: Oxford University Press 1999 for UNDP Krueger, Anne O. Whither the World Bank and the IMF?, S. 1983-2020, in: Journal of Economic Literature, Vol. XXXVI, December 1998, Number 4 Krugman, Paul R./Maurice Obstfeld, 2003, International Economics. Theory and Policy, Sixth Edition, Boston et al: Addison-Wesley World Student Series 2003, Chapter 19, S. 568-603 Makin, A. J., 2002, International Macroeconomics, Harlow, Essex, UK: Pearson Education Limited, Chapters 7 and 9 Mooslechner, Peter/Martin Schuerz, International macroeconomic policy coordination: any lessons for EMU? A selective survey of the literature, S. 199- 228, in: Mehmet Ugur(Ed.), An Open Economy Macroeconomics Reader, London/New York: Routledge 2002 Nayyar, Deepak, 2002, Towards Global Governance, S. 3- 18, in: Nayyar, Hrsg., 2002, a.a. O. Nayyar, Deepak, Hrsg., 2002, Governing Globalization. Issues and Institutions, UNU/WIDER Studies In Development Economics, Oxford: Oxford University Press Obstfeld, Maurice, 1998, The Global Capital Market: Benefactor or Menace?, S. 9-30, in: Journal of Economic Perspectives, Vol. 12, Number 4, Fall Ocampo, Jose Antonio, 2002, Reforming the International Financial Architecture: Consensus and Divergence, S. 287- 307, in: Nayyar, Hrsg., 2002, a.a.O. Reinhart, Carmen M./ Kenneth S. Rogoff, 2002, The Modern History Of Exchange Rate Arrangements: A Reinterpretation, NBER Working Paper Series, Working Paper 8963(http://www.nber.org/papers/w8963), Cambridge, Mass.: June 2002 3 Shukla, S. P., From the GATT to the WTO and Beyond, S. 254-283, in: Nayyar, Hrsg., 2002, a.a.O. Stiglitz, Joseph E., Globalization and the Logic of International Collective Action: Reexamining the Bretton Woods Institutions, S. 238- 253, in: Nayyar, Hrsg., 2002, a.a.O. Stiglitz, Joseph E., More Instruments and Broader Goals: Moving toward the PostWashington Consensus, WIDER Annual Lectures 2, January 1998, Helsinki: UNU/WIDER 1998 Taylor, Lance, 2002, Global Macroeconomic Management, S. 51-77, in: Nayyar, Deepak, Hrsg., 2002, Governing Globalization. Issues and Institutions, UNU/WIDER Studies In Development Economics, Oxford: Oxford University Press The World Bank, 2002, Global Economic Prospects and the Developing Countries, 2002, Making Trade Work for the World`s Poor, Washington D. C.: The IBRD/The World Bank The World Bank, 2003, Global Economic Prospects and the Developing Countries, 2003, Investing to Unlock Global Opportunities, Washington D. C.: The IBRD/The World Bank Wagner, Helmut, Einführung in die Weltwirtschaftspolitik, 4. Auflage, München/Wien: R. Oldenbourg Verlag, 1999 Wyplosz, Charles, 1999, International Financial Instability, S. 152-189, in: Kaul, Inge/Isabelle Grunberg/Marc A. Stern, Hrsg, Global Public Goods. International Cooperation In The 21ST Century, New York/Oxford: Oxford University Press for UNDP, New York You, Jong-Il, 2002, The Bretton Woods Institutions: Evolution, Reform, and Change, S. 209237, in: Nayyar, Hrsg., 2002, a.a.O. 4. Semesterapparat: In der Bibliothek WiWi wird ein Ordner mit den wichtigsten Unterlagen verfügbar gemacht. 5. Prüfungen: Die Studierenden nach der neuen Prüfungsordnung werden zum Ende des Semesters eine Klausur schreiben. Die Projektstudenten haben die Möglichkeit, Referate und auch Projektberichte zu diesen Themen der Veranstaltung zu vereinbaren. In den Veranstaltungen können von den Studierenden auch Case Studies und Texte präsentiert werden, um Präsentationen zu üben und dabei zu lernen, die Inhalte von wichtigen Texten systematisch vorzutragen. 4