auf hohem niveau

Transcrição

auf hohem niveau
Hotel-Test im «Elite» Biel
Swiss Quality
auf hohem Niveau
Das Art Deco Hotel Elite in Biel ist seit 75 Jahren das
führende Haus in der Uhren-Weltmetropole. Vier Sterne,
110 Betten, 67 Zimmer und sieben Suiten, ein hervorragendes Restaurant, eine trendige Bar. Und das mitten in
der Stadt. Die Gastgeber, Peter und Theres Hugi, sind
stets präsent und machen aus dem Haus ein sehr persönliches «Swiss Quality Hotel». Was machen Sie besonders
gut? Was könnte besser sein?
80
12I2010
hotel-test art Deco hotel elite Biel
Reservation (Homepage)
Um es gleich vorwegzunehmen: Der erste Versuch, online ein Zimmer zu reservieren, ist fehlgeschlagen. Wir kommen einfach nicht
durch! Da ist ein «Wurm» in der Leitung. Also greifen wir zum
konventionellen Telefon und rufen an. Die Dame von der Reservation wirkt zwar etwas unbeholfen, doch sie ist nett und hilfsbereit.
Sie fragt uns immer wieder, ob wir denn über HRS oder booking.
com reserviert hätten … Nun, wir haben gar nicht reserviert! «Sie
können aber auch telefonisch ein Zimmer buchen», meinte sie. Das
wollen wir aber nicht. Beim vierten Versuch entdecken wir das Problem: das Geburtsdatum. Das System akzeptiert unsere «Geburt»
nicht, also lassen wir das Feld offen. Und siehe da: Es klappt! Nach
zwei Minuten ist das Doppelzimmer zur Einzelbenutzung (260
Franken, inklusive Frühstück) gebucht. Dann reservieren wir noch
einen Tisch in der Brasserie (19 Uhr, bitte am Rande oder in einer
Ecke). Zudem: Wir wünschen am Morgen die Süddeutsche Zeitung auf dem Zimmer.
Die Homepage ist sehr klar und benutzerfreundlich konzipiert:
Man sieht sofort, was das Hotel alles bietet. Nur: Wer sofort ein
Zimmer buchen will, muss zuerst die Rubrik «Hotel» anklicken,
dann – auf der dritten Zeile – entdeckt man «Reservation». Warum
nicht auf der Auftaktseite Home ein Feld, das direkt in die Reservation führt? Positiv: Das Elite-Kaderteam wird mit Köpfen vorgestellt, aktuelle Angebote in Restaurant und Bar werden stets «mitverkauft». Negativ: der Hinweis «Anfahrt», den man zufällig unter
«Kontakt» entdeckt. Da erscheint dann ein Google-Plan mit dem
Standort des Hotels. Aber wie kommen wir zum Elite – ohne BielKenntnisse und Navigationssystem? Die Reservationsbestätigung
per E-Mail erfolgt keine fünf Minuten später – und man staune:
Unsere Wünsche (Tischreservation, Tisch am Rande, Süddeutsche
Zeitung) wurden schon mal erhört! Damit nicht genug: Man fragt
uns, ob wir lieber ein Raucher- oder ein Nichtraucherzimmer hätten und wünscht uns eine angenehme Reise.
Check-in
Ja, wenn man sich in Biel/Bienne nicht auskennt … Und das Auto
kein GPS hat! Da kann man lange suchen und mehrere Kreisel
fünf- oder zehnmal umfahren. Sackgassen und Einbahnstrassen
machen uns das Leben auch nicht einfacher. Endlich! Da ist es,
das Art Deco Hotel Elite. Wir fahren um den Kreisel und möchten
vor dem Haupteingang kurz parken, um das Gepäck auszuladen.
Pech gehabt! Die für Gäste vorgesehenen (gelben) Parkfelder sind
besetzt. In der Not stellen wir den Wagen halb auf den Fussgängerstreifen und halb auf das Trottoir. Wo ist der Polizist, der uns gleich
eine saftige Busse hinstreckt?
Die junge Frau an der Rezeption begrüsst und sehr nett, und ihre
Kollegin holt den Gepäckwagen. Man erklärt uns, wo wir das Auto
hinstellen können (SBB-Parking). Fünf Minuten Fussweg. Der Meldezettel ist korrekt ausgefüllt. Hinweise auf die Tischreservation
um 19 Uhr, Informationen zur Bar und zum Frühstück folgen sofort.
Und noch wichtiger: Die jungen Damen wirken unkompliziert,
natürlich, kein aufgesetztes Lächeln. Leider sagt man uns nicht, wie
das im Hotel mit Internet oder WLAN so geht. Das gehört heute – so
wie der Frühstückshinweis – zum Pfl ichtprogramm beim Check-in.
Zimmer
Die junge Dame begleitet uns aufs Zimmer auf der vierten Etage
(Raucherbereich). Sie öffnet die Tür, wir ziehen die Gardinen und
blicken in den grauen Innenhof des Hauses. Und der Schreibtisch
ist alles andere als ein Chefpult. Frage: Hätten Sie nicht ein Zimmer mit einem grösseren Schreibtisch? «Kein Problem», sagt die
junge Frau und eilt nach unten. Vier Minuten später zeigt sie uns
zwei andere Zimmer mit Sicht auf die Strasse. Wir entscheiden uns
für die Nummer 411. Leider erklärt sie uns gewisse Details nicht, so
zum Beispiel die Minibar, den Fernseher oder eben die Sache mit
dem Internet (WLAN im Zimmer ist kostenpfl ichtig = Swisscom
Hotspot). Dass sich der Lichtschalter links beim Eingang befi ndet, sehen wir selbst. Sie weist uns darauf hin, dass dieses Zimmer nicht sehr ruhig sei (Verkehrslärm). Doch im Badezimmer lie12I2010
Art Deco-Treppenhaus
gen ja «Ohropax» bereit. Wir fragen nach einer
Jogging-Route in Biel. Die junge Frau eilt davon.
Fünf Minuten später zeigt sie uns auf dem Stadtplan mögliche Routen. Zudem hat sie den Fahrplan der Magglingen-Bahn ausgedruckt, weil sie
der Meinung war, wir würden nach dem Berglauf
die Bahn benötigen, um wieder nach Biel herunter zu kommen. Sehr aufmerksam!
Das Zimmer Nr. 411: Ja, man hat eine Menge
Platz, doch der Raum wirkt etwas unterkühlt,
sehr schlicht, an den Wänden schwarz-weisse
Fotografien (Motive aus Biel). Trotz Raucherzimmer herrscht ein neutrales Klima, kein Zigarettenduft. Die Temperatur ist angenehm, um die
20 Grad, der Fernseher nicht mehr aktuell (kein
Flachbildschirm), die Minibar halb leer (im Türregal stehen nur gerade vier Fläschchen). Apropos
Minibar: Warum kein lokales Bier? Warum ausländisches Mineralwasser (St. Pellegrino, Evian),
wenn das gute Wasser (Henniez) so nahe fl iesst?
Und: Rotwein gehört nicht in den Kühlschrank,
wo er fast zu Eis «erstarrt»! Ja, und das Schokoladen-Branchli ist knallhart (Kälte).
Ein Lob dem Hausdienst! Unter dem Bett liegt
kein Stäubchen. Auch sonst ist das Zimmer perfekt gereinigt. Wohin mit dem Koffer? Wir suchen
vergebens nach einer Abstellfläche. Die Kleiderbügel sind aus Plastik, der Wäschesack (mit Formular) vorhanden, die Türschildchen (Ruhe, Zimmer aufräumen) konventionell rot/grün. Warum
nicht etwas mehr Fantasie bei solchen Details?
Lassen Sie sich etwas einfallen, liebe Hoteliers!
Es sind solche Kleinigkeiten, die dem Gast in
Erinnerung bleiben. Was ebenfalls fehlt im Zimmer 411: der Kleiderhaken beim Eingang, wo man
den feuchten Regenmantel aufhängen kann. Und
noch ein Detail: Das kleine Nummernschild auf
dem nicht mehr ganz aktuellen Telefonapparat ist
verblichen. Bitte ersetzen.
Endlich eine «Gästeinformation» (auf nur einer
Seite), wo man rasch die wichtigsten Dinge
zum Hotel erfährt. Unklar: der Wäscheservice.
Schmutzige Hemden müssen vor 9 Uhr gleichentags bereit gelegt werden. Was, wenn der Busi- ›
81
Lobby
Restaurant
Bankett-Saal
Zimmer
Offenes Badezimmer
Seminarraum
82
12I2010
Hotel-Test Art Deco Hotel Elite Biel
nessgast um 17 Uhr ankommt und am andern Morgen um 8 Uhr
das Hotel verlässt? Die Room-Service-Karte ist attraktiv, das ClubSandwich für humane 16.50 Franken zu haben, und es gibt sogar
eine Thai-Kokosmilchsuppe («Tom Ka Gai»). Doch wo ist die Weinkarte? Ein etwas trostloses Leben führen Vegetarier, wenn sie auf
dem Zimmer essen möchten. Es gibt nur gerade Penne oder einen
Salatteller; alle übrigen Gerichte sind mit Fleisch oder Fisch. Was
uns ebenso fehlt: der Früchteteller. Auf dem Salontisch liegen zwei
PR-Lifestyle-Hochglanzmagazine, eines für die Frau, eines für den
Mann. Wer will so was lesen? Warum nicht «Elle» oder «Annabelle», «Bilanz» oder «Spiegel»?
Zimmer-Fazit: Der Gast hat grundsätzlich alles, was er benötigt.
Das Zimmer ist gross, hell, schlicht, der Art-Deco-Stil schimmert
diskret durch, die Matratze ist hochwertig, die Bettwäsche weich
und angenehm, die Hygiene perfekt, die Sicht spektakulär, der
Lärm der Strasse nicht extrem (ohne Gehörschutz), gewisse Geräte
(TV, Telefon) leider etwas veraltet.
Bad
Das Badezimmer ist klein. Für einen (Business)-Gast reicht es
jedoch, bei einem Paar wird es dann schon eng. Wer baden will,
hat Pech, es gibt nur eine Dusche (mit Vorhang). Warum nicht eine
Glaswand? Auch im Bad: die Hygiene ist perfekt. Kein Haar im
Lavabo, die WC-Bürste ist wie neu. Auch die Ersatz-Toilettenrolle
fehlt nicht. Der Abfalleimer ist offen. Einer mit Deckel wäre vielleicht hygienischer. Und die Kosmetikprodukte? Ja, was sind das
für Dusch- und Haarmittel mit der Aufschrift «Hotel Elite»? Unser
Tipp für alle Hoteliers, die anonyme Dusch- und Kosmetikmittel
auflegen: Mit einer speziellen Marke (Bulgari, Dior, Molton Brown)
kann sich ein Hotel auch ein spezielles (persönliches) Image verpassen. Und der Gast schätzt hochwertige, bekannte Duschmittel! Die Armaturen im Bad stammen zwar aus den neunziger Jahren, aber sie funktionieren, der Wasserdruck ist optimal. Auch die
Bade- und Handtücher sind (noch) weich.
Fazit Bad: ein Männer-Badezimmer. Die Frau fühlt sich da nicht so
wohl, trotz beleuchtetem Kosmetikspiegel.
Korridor/Sicherheit
So muss ein Hotelkorridor aussehen! Aufgeräumt, sauber, angenehmes Licht, keine herumstehenden Trolleys mit Essensresten
und gebrauchtem Geschirr. Vorbildlich! Auch die Sicherheit ist im
ganzen Hotel gewährleistet, denn Feuerkästen und Fluchtwege
sind klar und nach Gesetz beschriftet. Der Aufzug (zwei Lifte)
funktioniert tadellos, man wartet auch nicht Stunden, bis die Lifttür sich endlich öffnet.
Restaurant Elite (Brasserie)
Der Tisch ist für 19 Uhr reserviert, wir kommen dreissig Minuten
zu spät. Kein Problem für den Gastgeber, Silvano Fracasso (Chef
de Restaurant). Wir betreten das Lokal – und schon steht er da und
führt uns zum Tisch (am Rande). Zuvorkommend, lächelnd und
selbstbewusst fragt er, ob der Tisch in Ordnung sei. Sein Deutsch
mit französischem Unterton erinnert an die Tatsache, dass wir uns
in Biel/Bienne, also mitten im «Röstigraben», befinden. Kaum Platz
genommen, streckt uns Silvano F. die Menükarte entgegen – und
empfiehlt uns das aktuelle Abendmenü oder die Wild-Spezialitäten. Die Frage nach dem Aperitif folgt unmittelbar – und die ältere
(welsche) Servicedame, die konsequent nur französisch spricht,
auch wenn der Gast sich als Deutschschweizer klar zu erkennen gibt, reicht Brot und Olivenöl. Auffallend: Die Weinkompetenz scheint nicht sehr ausgeprägt zu sein, denn selbst der Chef
kennt die edlen Tropfen nur rudimentär. Doch das Team von Silvano F. bemüht sich sichtlich, dem Gast nur das Beste zu bieten.
Der «Gruss aus der Küche»: Lachs auf Pumpernickel mit Wasabi.
Hervorragend!
Das Menü
Nüsslisalat im Knusperkörbchen mit Speckstreifen, Croutons und
Ei (11 Franken). Zwischengang: geräuchertes Filet von der Bieler12I2010
see-Felche mit Salat-Bouquet, Toast und Wasabimousse (18 Franken). Hauptgang: Trio von
gegrilltem Fisch und Krevette mit Zitronengrassauce, Blattspinat und Basmatireis (42 Franken).
Dass wir zum Fisch nur Gemüse möchten – für
Silvano F. kein Problem. «Selbstverständlich».
Zwischenkommentar: Das Restaurant Elite ist
ein stimmungsvolles, elegantes, wunderschönes
Lokal. Man fühlt sich hier perfekt aufgehoben,
die Tische sind schlicht, aber professionell aufgedeckt, das Licht harmonisch (Murano-Leuchter),
das Service-Team äusserst aufmerksam. Motto:
Es gibt hier kein «Nein». Der Gast sagt, was er will
– und das Team erfüllt seine Wünsche. Warum
viele Einheimische etwas Mühe haben, das eher
stille, aber stilvolle Lokal zu frequentieren, bleibt
uns ein Rätsel. Schwellenangst? Angst vor zu
hohem Preisen? Dabei sind die Preise in der Brasserie absolut human. Wo kriegt man in Zürich
einen perfekt gebratenen Steinbutt für 38 Franken? Kommt hinzu, dass auch das «Drumherum»
stimmt: drei verschiedene Brotsorten, Butter (leider verpackt) und ein hervorragendes Olivenöl
aus der Toskana (ein Traum!). Der Chef sieht, dass
uns das Olivenöl mundet – und bringt sofort einen
kleinen Teller extra für das Öl. Sehr aufmerksam!
Eine kleine Kritik sei gestattet: Ja, ein aufmerksamer, aktiver Service ist in jedem Fall besser, als
wenn der Gast seinem Schicksal überlassen wird
und für jede Scheibe Brot einen halben Volksaufstand inszenieren muss. Aber manchmal will der
Gast einfach seine Ruhe haben, ein paar Minuten sein und geniessen – und da stört die Servierfrau, wenn sie alle zwei Minuten nach Brot, Wasser oder Wein nachfragt.
Der Nüsslisalat: ein Gedicht, diese (italienische) Salatsauce. Selten haben wir eine derart
schmackhafte, perfekt gewürzte, pikante Salatsauce genossen! Und es geht gleich weiter: Das
geräucherte Felchenfilet schmeckt so richtig rauchig, so wie es eben sein muss. Kunstvoll präsentiert auf dem Glasteller, der Salat frisch und
knackig, wie aus dem eigenen Garten. Und der
Hauptgang? Das «Trio» vom Fisch mit der Krevette ist klassisch und auf den Punkt gebraten (leider nicht gegrillt), die Qualität der Produkte einwandfrei, der eine Fisch vielleicht etwas zu blau.
Frage: Warum serviert man die Beilagen (Blattspinat und Reis) auf dem gleichen Teller (unter
dem Fischtrio)? Geben wir dem Fischtrio sein
eigenes «Podium» auf dem Hauptteller, verweisen wir die Beilagen auf die Nebenbühne (separater Teller).
Weinkarte
Man offeriert dem Gast in der Brasserie etwa fünf,
maximal sieben offene Weine in Flaschenqualität. Darunter auch einheimische Gewächse. Der
Blick in die Karte zeigt: Die Region Bielersee ist
stark vertreten – mit Weinen von hervorragenden Produzenten (Charles Steiner, Martin Hubacher). Im roten Bordeaux-Bereich ist die Auswahl
bescheiden (13 Positionen), das wird aber mit
guten Weinen aus Südfrankreich kompensiert.
Wir haben Lust auf ein Glas Bordeaux. Im Offenausschank kann man uns nicht dienen, doch Silvanao F. empfiehlt uns eine kleine Flasche (3,75
dl) Chateau Canon 2003 (1er Grand Cru Classe
«B») für 78 Franken. Ein edler Tropfen, nur die ›
83
französisch sprechende Bedienung ist uns etwas
zu aktiv, was das Nachfüllen der Gläser betrifft.
Unser Tipp: Bitte mehr offene Flaschenweine!
Und Frankreich gehört im zweisprachigen Biel/
Bienne ganz klar dazu.
Käse und Dessert
Wirklich aufmerksam, dieser Chef de Restaurant!
Der Mann sieht, dass wir noch Rotwein im Glas
haben – und fragt, ob er uns noch etwas Käse
zum Wein servieren dürfe. Wir fragen nach Blaukäse. «Haben wir leider nicht, dafür einen schönen Jura-Bergkäse.» Gut gemacht, lieber Silvano
F.! Lokale Käse anbieten. Den Gast auf regionale Spezialitäten hinweisen. Später stellt sich die
Frage nach «etwas Süssem». Wir wünschen etwas
Früchte, frische Himbeeren, Erdbeeren, dazu eine
Kugel Sorbet. Aber keinen Fruchtsalat. «Kein Problem, machen wir», so Silvano F. In der Zwischenzeit inspizieren wir die Toiletten. Sehr angenehm,
der Duft. Das Lavabo ist sauber, alles in Ordnung.
Und man bietet dem Gast sogar kleine FrotteeHandtücher. Fünfstern-Service.
Fazit Restaurant: Was hier in stilvoller, angenehmer Atmosphäre mit beinahe perfektem, sehr
aufmerksamem Service geboten wird, ist eine
eher klassische, französisch-mediterrane, frische
und regional geprägte, aber neuzeitlich interpretierte, ehrliche Küche. Eine Küche, die derzeit
absolut im Trend liegt. Dass der rote Gastroführer das Lokal in der neusten Ausgabe 2011 nicht
einmal erwähnt, verstehen wir nicht. Dabei liegt
das kulinarische «Gesamtwerk Elite» absolut im
Trend. Genau so wollen immer mehr Konsumenten essen und trinken! Wer allerdings auf spektakuläre, effektvoll inszenierte Miniportionen zu
Höchstpreisen setzt, wird in der Elite Brasserie
enttäuscht. Zu Recht.
Bar
Baramundo nennt sich die trendige Bar im Hotel
Elite. Schon fast ein Szenelokal, könnte auch in
Zürich oder München sein. Da werden kreative
Drinks, Snacks und andere Köstlichkeiten von
einem überaus freundlichen, aufgestellten Team
serviert. Keine arroganten, coolen Kellner, sondern natürliche und hilfsbereite junge Menschen,
die ihren Job gerne machen. Leider ist das Lokal
aus gesetzlichen Gründen rauchfrei, was zu einer
etwas sterilen, kühlen Atmosphäre führt. Warum
bietet man dem Gast keine Smokers Lounge oder
mindestens eine Ecke, wo man genüsslich und in
Gesellschaft eine Zigarre rauchen kann? Zwar
steht in der Bar noch immer der alte Humidor,
aber der Kasten ist leer. Ein elender Anblick für
einen Zigarrengeniesser!
Room Service
Wir bestellen vormittags um 11 Uhr einen doppelten Espresso, ein Glas Wasser und die Zeitung
«Der Bund» aufs Zimmer. Unter dem Aspekt, dass
wir uns hier in keinem Luxushotel befinden. Und
siehe da: Der Room Service klappt perfekt. Fünf
Minuten später steht die junge Servicefrau mit
Espresso, «Der Bund» und Wasserglas vor der Tür.
Frühstück
Das umfassende Frühstücksbüfett wird bis 10
Uhr angeboten. Wir kommen (bewusst) 20 Minu-
84
ten zu spät. Die Tür zum Frühstücksraum (Brasserie) ist geschlossen, die Serviceleute beginnen
mit dem Abbau des Büfetts. Kriegen wir vielleicht noch eine Kleinigkeit? Nur ein Müesli,
etwas Früchte und ein Glas Wasser? Der Chef
(Silvano F.) lächelt und meint: «Bitte sehr, nehmen Sie Platz! Und was hätten Sie denn gerne?»
Wir bestellen – und in wenigen Sekunden ist der
Tisch (extra für uns) aufgedeckt. Für die ServiceCrew, so scheint es, absolut kein Problem, dass da
(20 Minuten zu spät) noch so «Schlawiner» kommen und ihr Frühstück wünschen. Das Frühstück lässt keine Wünsche offen. Das Müesli ist
frisch und schmackhaft, die Orangen und Kiwis
filetiert (!), die Eierspeisen sind
vorhanden und die Qualität des
Kaffees ist einwandfrei. Fünfstern-Niveau!
Check-out
Völlig problemlos und speditiv läuft das Check-out ab.
Unser Gepäck wird vom Portier
verladen und aufbewahrt, die
Kontrollrechnung ist vorbereitet, alle Details sind korrekt,
die zwei jungen Rezeptionistinnen sind äusserst freundlich
und sichtlich bemüht, auf den
Gast einzugehen. Die (übliche)
Frage nach dem «schönen Aufenthalt in unserem Hause» und
die Bemerkung «Gute Reise»
kommen spontan und in keiner Weise gekünstelt über die
Lippen. Und noch etwas: Die
junge, Berndeutsch sprechende
Praktikantin ist für uns so etwas
wie die «Entdeckung von Biel» –
ein Talent, eine Frau mit Potenzial, die sich für den richtigen
Job entschieden hat. Weiter so!
bewertung
He
Reservierung:
Check-in:
Zimmer:
Bad:
Mitteilungen:
Sicherheit:
Aussenbereich:
Lobby&Bar:
Restaurant:
Frühstück:
Check-out:
Gesamteindruck:
r
r vo
d
en
r ag gu t
hr u t
Se
G
✓
B
i
efr
ed
nd
nd f t
i g e e lha nü g e
ng nge
a
M
U
✓
✓
✓
✓
✓
✓
✓
✓
✓
✓
✓
Fazit «Hotelier»
Natürlich können viele Dinge
im Art Deco Hotel Elite – vor
allem Details in der Hardware – optimiert werden, so zum Beispiel gewisse Dinge in den Zimmern. Aber der Gesamteindruck dieses Hauses
ist äusserst positiv. Was Peter und Theres Hugi
ihren Gästen bieten, ist eine ehrliche, unspektakuläre, aber qualitativ hochstehende, für ein
Vierstern-Haus passende und überdurchschnittliche, sehr persönliche Dienstleistung. Man fühlt
sich im «Elite» ganz einfach wohl oder nach einer
gewissen Zeit vielleicht «wie zu Hause» (Credo
des Hotels). Trotz eher schlichten, etwas kühlen
Zimmern. Was die Gastronomie betrifft: hohes
Niveau! Solche (regional geprägten) Küchen
haben Zukunft. Damit kann man auch Geld verdienen. Thema Service: Das Team von Silvano
Fracasso arbeitet professionell und ohne Weiteres auf Fünfstern-Niveau. Aber bitte kein Überservice!
Gastgeber Peter Hugi ist ein Vollblut-Hotelier,
genau der richtige Mann für das Haus. Ein Profi,
der sein Handwerk versteht – und vor allem
gelingt es ihm, junge Leute für den «schönsten
Job der Welt» (sprich Hotellerie) zu begeistern.H
12I2010
hotel-test art Deco hotel elite Biel
was saGt
Der hotelier ?
Wer rastet, der rostet. Dementsprechend schätzen
wir qualifi zierte Kritik und Verbesserungsvorschläge. Bedürfnisse ändern sich, Trends prägen
das Leben in einer dynamischen Gesellschaft,
und was heute stimmt, ist vielleicht bereits morgen kalter Kaffee. Wir nehmen diese Herausforderung an und wollen als zeitgemässe Gastgeber
sämtliche Bedürfnisse unserer Kundschaft bestmöglich erfüllen. Businessgäste, Wochenendtouristen, Festbankettgeniesser oder Seminarteilnehmer – unsere breite Kundschaft soll die persönliche Note unseres Hotels spüren und erleben.
In den vergangen Jahren wurde bereits viel in
unsere Infrastruktur investiert. Namentlich der
Küchenbereich wurde modernsten, technischen
und gastronomischen Anforderungen angepasst.
Die Bewertung unseres Restaurants und generell
der Gastronomie im Hotel Elite bestätigt uns in
unserem eingeschlagenen Weg. Wir sind motiviert, diesen auch in Zukunft weiter zu gehen.
Dabei freuen wir uns natürlich, dass wir die ersten Früchte ernten können! Verbesserungspotenzial in einem geschichtsträchtigen Betrieb gibt
es immer – namentlich im Bereich Infrastruktur
der Hotelzimmer. Wir sind jedoch bestrebt, Step
by Step uns den neuen Bedürfnissen anzupassen. Besonderen Wert legen wir auf die Gästebetreuung. Sie sagen es richtig, die kleinen Details
machen ’s aus. Soll sich der Gast wohl fühlen,
muss man auf ihn eingehen und seine Wünsche erkennen – der individuelle, kundenorientierte Umgang mit dem Gast ist eminent wichtig.
Wir investieren in unser Personal und versuchen,
möglichst viel Persönlichkeit einzubringen. Eine
stete Aufgabe und ein grosser Ansporn für uns
alle. Denn auch hier gilt – wer rastet, der rostet. h
Peter Hugi, Hotelier
Hoteleingang
frÜhstÜck: inklusive
herkuNft Der GÄste: CH 50 %, DE 14 %, FR 11 %,
übrige Länder 25 %
aNteil BusiNessGÄste: 90 %
klassifiZieruNG: 4 Sterne
mitGlieDschaft: Swiss Quality Hotels International
erÖffNuNG: 1932
iNhaBer lieGeNschaft: Berintra AG (Immobilienfond
der UBS Fundmanagement AG)
DirektioN: Peter und Theres Hugi
Zimmer: 67 Standard Einzel- und Doppelzimmer,
7 Junior Suiten
BetteN: 110
mitarBeiteNDe: 45, davon 3 Lernende
restauraNts
• Brasserie-Restaurant Elite, 45 Sitzplätze
• Baramundo, 60 Sitzplätze
• Strassenkaffee, 60 Sitzplätze
DurchschNittlicher ZimmerPreis (DZ): CHF 300.–
miN. ZimmerPreis (DZ): CHF 210.– (Weekend)
maX. ZimmerPreis (JuNior suite): CHF 385.–
12I2010
BaNkett- uND semiNarBereich:
9 Räume von 25 m2 bis 420 m2
ParkPlÄtZe: Bahnhofparking in der Nähe (200 m).
Spezialtarif für Hotelgäste
BetrieBsZahleN
• Übernachtungen pro Jahr: 14 000
• Zimmerauslastung: 50 %
• Jahresumsatz: CHF 5 Mio.
• Anteil F&B am Gesamtumsatz: 60 %
• Öffnungstage: 365
• Beherbergungsmoyenne: CHF 175.–
• Warenrendite F&B: 74,5 %
aDresse
Bahnhofstrasse 14, 2501 Biel/Bienne
www.hotelelite.ch
[email protected]
85