DONALD-News: Insulin-Index, glykämischer Index und glykämische

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DONALD-News: Insulin-Index, glykämischer Index und glykämische
DONALD-News
Insulin-Index, glykämischer Index
und glykämische Last
der Ernährung in der Pubertät
Gibt es einen Einfluss auf die
Körperzusammensetzung im jungen
Erwachsenenalter?
Die Pubertät gilt als mögliche kritische
Phase für die Übergewichtsentwicklung.
Neben hormonellen Veränderungen ist sie
durch eine physiologische Insulinresistenz
gekennzeichnet. Interventionsstudien bei
übergewichtigen und adipösen Erwachsenen legen eine spezifische Relevanz des
glykämischen Index der Kost für Menschen mit bereits kompensatorisch erhöhter Insulinsekretion nahe. Während
der Pubertät könnten verminderte postprandiale Blutzucker- und Insulinanstiege
daher Ansatzpunkte sein, um einer ungünstigen Entwicklung der Körperzusammensetzung vorzubeugen.
Abb. 1
Körperfett (in %) im jungen Erwachsenenalter in Tertilen (T1–T3) des Insulin-Index
der Ernährung in der Pubertät (n ⫽262).
Werte sind Mittelwerte und 95% Konfidenzintervall adjustiert für Geschlecht, Stillen,
mütterliches Übergewicht, Ernährungsfaktoren (Energie, Kohlenhydrate, Protein)
und Körperfett zu Beginn der Pubertät.
Dies stellt die Betrachtung von Qualitätsänderungen des Insulin-Index der
Ernährung dar, indem die Makronährstoffe
(Kohlenhydrat- und Proteinzufuhr) konstant
gehalten werden. Ähnliche Ergebnisse
wurden auch bei Adjustierung für die Aufnahme von Kohlenhydraten und Fett oder
Fett und Protein erzielt (JOSLOWSKI et al.
IJO 17. Jan. 2012 doi: 10.1038/ijo.2011.241
[Epub ahead of print])
In der DOrtmund Nutritional and Anthropometric Longitudinally Designed Study
(DONALD-Studie) wurde jetzt untersucht,
ob eine Ernährung mit höherem InsulinIndex, glykämischen Index oder glykämischer Last in der Pubertät mit einer ungünstigen Körperzusammensetzung im jungen
Erwachsenenalter zusammenhängt.
In die A u s w e r t u n g wurden Daten von
262 DONALD-Teilnehmern (140 Frauen,
122 Männer) eingeschlossen. Für diese
Probanden lagen mindestens 2 plausible
3-Tage-Wiege-Ernährungsprotokolle in der
Pubertät (Mädchen 9–14 Jahre; Jungen
10–15 Jahre) und vollständige anthropometrische Messungen im jungen Erwachsenenalter (18–25 Jahre) vor.
Der Körperfettanteil in der Pubertät und
im jungen Erwachsenenalter wurde aus
Hautfettfalten berechnet. Jedem kohlenhydratreichen Lebensmittel wurde nach
einem standardisierten Verfahren ein publizierter glykämischer Index zugeordnet.
In ähnlicher Weise wurde bei der Zuordnung eines Insulin-Index (Insulinantwort
Körperfett (%)
26
R für Trend 5 0,04
24
22
T1
T2
T3
Mittlerer Insulin-Index der Ernährung in Tertilen des Insulin-Index
39
42
45
1
auf 1 MJ eines Testlebensmittels relativ
zur Insulinantwort auf 1 MJ des Referenzlebensmittels [Glukose; Insulinantwort ⫽
100]) zu jedem protokollierten Lebensmittel verfahren. Hierfür standen Messwerte
von 121 Lebensmitteln zur Verfügung (Arbeitsgruppe von Prof. J. C. BRAND-MILLER,
Universität von Sydney, Australien).
In multivariaten Regressionsanalysen zeigte sich auch nach Adjustierung für frühkindliche, sozioökonomische und Ernährungsfaktoren ein prospektiver Zusammenhang zwischen einem höheren InsulinIndex der Ernährung in der Pubertät und
einem höheren Körperfettanteil im jungen
Erwachsenenalter (Pfür trend ⫽0,01). Die Berücksichtigung des Körperfettanteils zu
Beginn der Pubertät schwächte diesen
Zusammenhang jedoch ab (Pfür trend ⫽0,1).
In einer weiteren Analyse wurden der Einfluss der Substitution von kohlenhydratund proteinreichen Lebensmitteln mit einem hohen Insulin-Index durch kohlenhydrat- und proteinreiche Lebensmittel
mit einem niedrigen Insulin-Index auf den
Körperfettgehalt im jungen Erwachsenenalter betrachtet. Mit diesem qualitativen
Ansatz konnte gezeigt werden, dass ein
höherer Insulin-Index in der Ernährung
der Pubertät, auch nach Berücksichtigung
des Körperfettanteils zu Beginn der Pubertät, mit einem erhöhten Körperfettanteil
im jungen Erwachsenenalter zusammenhängt (Pfür trend ⫽0,04; Abb. 1).
Der Insulin-Index in der Pubertät war nicht
mit dem Bodymass-Index im jungen Erwachsenenalter assoziiert. Darüber hinaus
fanden sich keine prospektiven Zusammenhänge des glykämischen Index und
der glykämischen Last der Ernährung in
der Pubertät und dem Bodymass-Index
oder dem Körperfettanteil im jungen Erwachsenenalter, d. h. postprandiale Glukoseanstiege waren anders als postprandiale Insulinanstiege nicht relevant.
Die DONALD-Daten legen einen prospektiven Einfluss des Insulin-Index der Ernährung in der Pubertät auf den Körperfettanteil im jungen Erwachsenenalter nahe.
Postprandiale Insulinanstiege könnten bei
der Entwicklung einer unerwünschten Kör2
perzusammensetzung eine größere Rolle
spielen als postprandiale Blutglukoseanstiege.
Dipl.-Oecotroph. GESA JOSLOWSKI und
Dr. ANETTE BUYKEN
Forschungsinstitut für Kinderernährung
Heinstück 11
44225 Dortmund
[email protected]
pädiat. prax. 79, 65–66 (2012)

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