IMK Menschenrechtsinformationsdienst - Hamburger
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IMK Menschenrechtsinformationsdienst - Hamburger
Internationales Zentrum für die Menschenrechte der Kurden IMK Menschenrechtsinformationsdienst Datum: 09. September 2006 – 22. September 2006 Inhaltsverzeichnis Türkei Irak Iran Syrien Deutschland Publikationen Impressum Seite 1 bis 7 Seite 7 bis 12 Seite 12 bis 15 Seite 15 Seite 16 Seite 17 bis 18 Seite 19 Türkei: Angriffe auf Kurden häufen sich In jüngster Zeit häufen sich die Angriffe auf kurdische Arbeiter in der Westtürkei. Nachdem vergangene Woche in Konya ein banaler Streit zu einem Massenlynchversuch an kurdischen Arbeitern ausgeartet war, griffen gestern ca. 2000 Personen in Sakarya aus Diyarbakir stammende Saisonarbeiter an. Vier Kurden wurden festgenommen. Vor dem Polizeirevier versammelte sich eine Menschenmasse mit MHP-Mitgliedern an der Spitze, die die Herausgabe der Festgenommenen forderte. Entzündet hatte sich der Streit in einem Teegarten, als MHP’ler kurdische Arbeiter als „PKK’ler“ und „schmutzige Terroristenkurden“ beschimpften. Als sich das Gerücht verbreitete, dass es sich bei den Arbeitern um PKK’ler handelt, griffen Hunderte Personen unter Parolenrufen die betroffenen Arbeiter an, die schließlich – auch zu ihrem eigenen Schutz – festgenommen wurden. Vergangene Woche hatten 150 kurdische Familien Konya nach einem Angriff auf kurdische Arbeiter aus Sicherheitsgründen verlassen müssen. Im Juli entkamen 16 SaisonarbeiterInnen in Izmir einem Lynchversuch. Im Juni war ein Streit zwischen zwei Jugendlichen in Izmir zu einer kurdischtürkischen Massenschlägerei ausgeartet. Weitere Lynchversuche fanden in diesem Jahr in Trabzon, Kirklareli, Ordu und Sakarya statt. (Quelle: ANF, 08.09.06) Die EU-Kandidatin Türkei und das kurdische Kuckucksei Die Anschlagswelle in den türkischen Kurorten macht deutlich, was eine EU-Mitgliedschaft Ankaras mit sich bringen kann. Hinter der jüngsten Welle von Bombenanschlägen in der Türkei stehen - so wird zumindest stark angenommen - Kurden. Seit der USA-Invasion im Nachbarland Irak sind sie wesentlich aktiver geworden, weil sie auf dem schlecht kontrollierten irakischen Territorium einen guten Stützpunkt erhalten haben. Und schon wieder ist dort der Traum eines der ältesten und unglücklichsten Völker der Welt von einem Großen Kurdistan erwacht. Kaum ein anderes heute in der UNO vertretenes Volk kann eine derart alte Geschichte aufweisen Nummer: 7/2006 wie die Kurden, die schon von den alten Ägyptern erwähnt wurden. Auch heute sind die Kurden kein kleines Volk: Laut unterschiedlichen Angaben sind es 20 bis 30 Millionen. Im Unterschied zu irgendeiner vergessenen Insel im Stillen Ozean haben sie aber immer noch keine eigene Staatlichkeit. Sie besiedeln Teile der Türkei, des Iraks, Syriens, Irans, Aserbaidschans und Armeniens. Mancherorts geht es ihnen mehr oder weniger gut, meist aber miserabel. Die Türkei, Iran, Syrien, aber auch andere Länder, die eine ständige, von den Kurden ausgehende Gefahr für ihre territoriale Integrität spüren, behandeln dieses Volk nicht gerade mit Samthandschuhen, im Regelfall werden sie aber unverhüllt verfolgt. Andererseits erscheint das Kurdenproblem der heutigen zivilisierten Welt dermaßen unlösbar und explosiv, dass sie es vorzieht, einfach die Augen davor zu verschließen. Die Interessen dieses alten und zahlreichen Volkes zu ignorieren bedeutet aber, es zu provozieren. Behandelt man eine Krankheit nicht, wird sie eben immer akuter. Indessen läuft alles - wenn auch stockend - auf eine EU-Mitgliedschaft der Türkei hin. Natürlich müssen die Westeuropäer selbst darüber entscheiden, die Logik eines solchen Schritts lässt aber Fragen entstehen. Nicht verständlich ist zum Beispiel, warum die Europäische Union, die sich nicht einmal über ihre gemeinsame Verfassung geeinigt hat, die sich zunächst über den irakischen und jetzt auch über den libanesischen Krieg zerstritten hat, die keinen einheitlichen Standpunkt zum iranischen "Atomdossier" hat, beharrlich auf eine quantitative Vergrößerung zum Nachteil der Qualität hinarbeitet. Ist es nicht verrückt, der Türkei Tür und Tor zu öffnen, wo die Europäer selbst mal einen "Karikaturenskandal", mal "den Brand bei Paris" erleben, vom Terrorismus mit dessen eindeutig nichteuropäischer Färbung ganz zu schweigen. Wenn die EU bis jetzt keine adäquaten Maßnahmen konzipieren kann, um dem Zustrom der illegalen Immigranten den Weg zu versperren - was wird sie dann mit diesem durchaus legalen Tsunami machen? So würden die Türken auch das Kurdenproblem wie ein Kuckucksei ins europäische Nest mitbringen. Sollten die Kurden das Leben in der Türkei nicht mehr ertragen können, werden sie sich nach Europa begeben. Sollten sie aber in der Türkei bleiben und ihren Unabhängigkeitskampf fortsetzen, würden die Europäer der politischen Korrektheit halber entweder schamvoll die Augen davor verschließen, was mit den Kurden in den türkischen Gefängnissen angestellt wird, oder die Türken lange und völlig hoffnungslos zu überreden versuchen, den Kurden eine umfassende und reale Autonomie auf türkischem Territorium zu bieten. IMK - Menschenrechtsinformationsdienst Nr. 07/2006 1 Dabei sind die Europäer selbst, nach Umfragen zu urteilen, über diesen von der Türkei aus aufkommenden Tsunami gar nicht erfreut. Etwa die Österreicher machen nicht einmal ein Hehl aus ihrer eindeutig negativen Einstellung dazu. Die EUBürokraten scheinen aber keine große Sorge darüber zu empfinden. Besorgte Mienen sind zwar auch bei diesem oder jenem von ihnen zu sehen, aber alles bewegt sich dennoch in Richtung EUMitgliedschaft der Türkei. Warum? Danach muss man bestimmt nicht mich fragen. (Quelle: russland.ru, 11.09.06) EU-Beitritt setzt Zeichen für Reformbereitschaft Ankara / Istanbul - Mit der Wiedereröffnung einer orthodoxen Priesterschule auf der Insel Heybeliada vor Istanbul möchte der EU-Beitrittskandidat Türkei nach Angaben der türkischen Tageszeitung ‚Milliyet’ ein Zeichen setzen. Die türkische Regierung geht damit auf die Kritik des Europaparlaments bezüglich des erlahmenden Reformeifers am Bosporus ein. Der auswärtige Ausschuss des Europaparlaments hatte vergangene Woche in Straßburg den zunehmend erstarrenden Reformeifer der Türkei, sowie deren Haltung in Bezug auf die Grundrechte kritisiert: “Wichtig sind echte Bemühungen zur Regelung des Zypern-Problems sowie die Achtung der Meinungs- und Religionsfreiheit”, sagte der Berichterstatter des Ausschusses, Camiel Eurlings. Lediglich 54 Prozent der Türken sind laut einer aktuellen Umfrage des German Marshall Funds (GMF) noch der Meinung, ein EU-Beitritt wäre gut für ihr Land. 22 Prozent sind sogar strikt dagegen. 2004 sprachen sich noch 73 Prozent dafür aus. "Das Thema Europäische Union ist unter den Türken vergessen", sagte Cengiz Aktar, Leiter des Europa-Zentrums an der Istanbuler BahcesehirUniversität dem 'Spiegel'. Die Türken würden sich von vielen EU-Ländern nicht gewollt fühlen: "Man behandelt die Türkei immer noch wie ein Stiefkind." Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken und sich wieder mehr auf Europa zuzubewegen plant die türkische Regierung nun nach Angaben der Tageszeitung 'Milliyet' zahlreiche neue Initiativen. Hierzu gehöre unter anderem die von der EU seit langem geforderte Wiedereröffnung der seit mehr als 30 Jahren geschlossenen Priesterschule für orthodoxe Christen in Istanbul. (Quelle: europolitan, 11.09.06) Türkische Inhaftierte weiterhin misshandelt Europas größte Menschenrechtsbeobachterorganisation drängte die Türkei am Mittwoch dazu, jegliche Misshandlungen von Inhaftierten zu beenden und bemerkte, dass die Konditionen in türkischen Gefängnissen nicht „beruhigend“ seien. Die Türkei hat Fortschritte gemacht bei der Abschaffung des Missbrauchs von Inhaftierten, aber Gefangene werden immer noch geschlagen, bedroht und erniedrigt, berichtete ein Sonder-Anti-FolterKomitee des Europarates in einem neuen Bericht. Das Komitee besuchte im vergangenen Dezember ca. zehn türkische Polizeistationen, Gefängnisse und psychiatrische Einheiten. Während die vorgefundenen Bedingungen „viel versprechend“ waren, müssen die türkischen Behörden weitere Bemühungen unternehmen, die Behandlung von Kriminellen zu verbessern, entschied das Komitee. „Das Bild, das sich aufgrund der Informationen ergeben hat, ist insgesamt nicht beruhigend“ unterstrich es. Die auf die EU hoffende Türkei hat versprochen, eine „null- Toleranz“ Politik hinsichtlich Folter und Misshandlungen zu verfolgen. Europäische Gesetzesmacher kritisierten Ankara in dieser Woche wegen seines sich verschlechternden Menschenrechtsrekordes und der Verlangsamung der Reformen und warnte noch einmal, dass die momentanen Mitgliedsgespräche „offen“ seien und der Beitritt der Türkei in die EU keineswegs garantiert sei. Sie warnte die Türkei auch, dass die EU die Erweiterungsgespräche verlangsamen werde, wenn der Forderung des Blocks nach Normalisierung der Beziehungen zu Zypern nicht nachgekommen wird. Während sie die Gespräche bezüglich der Mitgliedschaft mit der Türkei aufrecht zu erhalten wünscht, grübelt die EU darüber, wie die schwierige Zypernfrage bis nach der Wahl in der Türkei im nächsten Jahr auf Eis gelegt werden kann, berichteten EUBeamte. Bezüglich der Option, die Angelegenheit an europäische Gerichte zu übergeben, sagte ein Sprecher am Mittwoch: „ich kann über eine solche Möglichkeit nicht spekulieren.“ Die EU hat Ankara bis Ende des Jahres Zeit gegeben, seine Flug- und Seehäfen für Zypern, das die Türkei nicht anerkennt, zu öffnen. Der in Strassburg ansässige 46 Mitglieder zählende Europarat ist der führende Menschenrechtsbeobachter des Kontinents und unabhängig von der EU. (Quelle: DPA, 14.09.06, Übersetzt: M. Cornelius) Anschlag in "Kurden-Hauptstadt" Explosion: 10 Menschen sterben, weil eine Bombe vermutlich zu früh explodierte ISTANBUL - Zwei Wochen nach den Anschlägen kurdischer Extremisten in den Touristenstädten Antalya und Marmaris hat der Bombenterror in der Türkei erneut zugeschlagen - und diesmal an ganz unerwarteter Stelle, in Diyarbakir. Das ist die heimliche Hauptstadt der kurdischen Minderheit, eine Stadt, die während des 15-jährigen Guerillakriegs (1984-99) der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK durch den Zustrom entwurzelter Landbewohner über alle Maßen angeschwollen ist. Die Bombe explodierte am späten Dienstagabend bei einer Bushaltestelle an der Mauer eines Parks. Dieser schwerste Bombenanschlag in der Türkei seit drei Jahren hat mindestens zehn Menschen das Leben gekostet, darunter sieben Kindern. 14 Menschen wurden verletzt. Die selbst gebaute Bombe sei in einer Thermoskanne gelagert gewesen und beim Transport explodiert, erklärte das Büro des Gouverneurs. Die Straße des Wohngebiets war nach Augenzeugenberichten mit Leichenteilen übersät. Vier der IMK - Menschenrechtsinformationsdienst Nr. 07/2006 2 Opfer konnten nur anhand von Blutproben identifiziert werden, wie aus einem Krankenhaus verlautete. Eine Bekennererklärung zum Terrorakt lag zunächst nicht vor. In der Region aktive kurdische Separatisten nehmen üblicherweise Regierungsund Militäreinrichtungen zum Ziel, nicht die eigenen Zivilisten. In der Presse wurde spekuliert, dass das eigentliche Ziel eine 1,5 Kilometer entfernte Polizeiwache sein sollte, die Bombe aber zu früh explodierte. Möglicherweise gibt es einen zeitlichen Zusammenhang zu Gesprächen eines amerikanischen Militärgesandten mit der Regierung in Ankara über Maßnahmen zur Eindämmung des kurdischen Aufstands. Die PKK griff 1984 zu den Waffen, um auf diese Weise die Selbstverwaltung im Südosten der Türkei zu erzwingen. Seitdem sind mehr als 37 000 Menschen ums Leben gekommen. Der Anschlag in Diyarbakir ist der schwerste seit den Anschlägen in Istanbul im November 2003. Bei den Angriffen auf zwei Synagogen, das britische Konsulat und eine britische Bank kamen 58 Menschen ums Leben. Gebuchte Türkei-Reisen können diesmal nicht kostenlos umgebucht oder storniert werden. "Diyarbakir liegt so weit im Osten, dass es touristisch nicht relevant ist", sagte Sibylle Zeuch vom Deutschen Reiseverband. Daher können Urlauber, die Aufenthalte zum Beispiel im mehrere Hundert Kilometer entfernten Antalya gebucht haben, nicht mit Verweis auf die Explosionen kostenlos zurücktreten. (Quelle: dpa,14.09.06) es weiter und endet mit der Drohung: »Der beste Kurde ist ein toter Kurde«. Daneben sind Fotos abgebildet, die angeblich den ferngesteuerten Sprengsatz vor der Explosion darstellen.Hinter dem Namen »Türkische Rachebrigaden« (Türk Intikam Tugayi) verbergen sich Todesschwadrone, die Anfang der 90er Jahre von Cengiz Ersever, einem Agenten des Geheimdienstes MIT, als Teil der »speziellen Kriegsführung« in den kurdischen Ausnahmezustandsgebieten gegründet wurden und hierfür auch PKK-Abschwörer rekrutierten. Der Anschlag auf den Vorsitzenden des türkischen Menschenrechtsvereins IHD Akin Birdal im Jahr 1998 geht ebenso auf das Konto der TIT wie Morde an kurdischen Intellektuellen und Politikern. Auch vor dem Handgranantenanschlag auf den UmutBuchladen in der Kleinstadt Semdinli, bei dem vergangenen November die Bevölkerung drei Konterguerillamänner fassen konnte, waren Flugblätter mit Drohungen der TIT verteilt worden. Während türkische Sicherheitskräfte am Mittwoch mehrere Häuser im Armenviertel Baglar in Diyarbakir stürmten, kamen Tausende Menschen am Ort des Anschlags im benachbarten Kosuoglu-Park zusammen. Die Trauernden riefen Parolen wie »Dafür wird der Mörderstaat zahlen«, sowie in kurdischer Sprache »Es lebe der Frieden« und »Es lebe Abdullah Öcalan«. Spezialeinheiten der Armee zogen rund um die Protestkundgebung auf ohne einzugreifen. (Quelle: jungeWelt, 15.09.2006) Razzien in türkischen Kurden-Gebieten nach Anschlag AFP Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan vermutet die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK hinter dem tödlichen Bombenanschlag von Diyarbakir. Indizien deuteten auf eine Täterschaft der PKK hin, sagte Erdogan am Freitag vor Journalisten in seinem Wahlkreis Siirt. Gleichzeitig schloss er aus, dass eine rechtsextreme türkische Gruppe hinter dem Attentat steht, die sich zu dem Anschlag bekannt hatte... Mit einer groß angelegten Fahndung haben türkische Sicherheitskräfte auf einen neuerlichen Anschlag im kurdischen Südosten reagiert. Dabei durchkämmten sie heute das Stadtviertel, in dem das Attentat am Vorabend verübt worden war. Die Zahl der Toten bei dem Anschlag stieg unterdessen auf elf, unter ihnen nach jüngsten Angaben der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi mehrere Kinder. Nach wie vor unklar blieb, wer für den Anschlag verantwortlich ist. Der Anschlag war der jüngste einer ganzen Serie von tödlichen Anschlägen auf türkische Ferienorte und Städte. (Quelle: ORF.at, 15.09.06) Türkische Rechtsextremisten bekennen sich zu Anschlag in Diyarbakir »Nur tote Kurden gute Kurden« Die rechtsextremen »Türkischen Rachebrigaden« (TIT) haben sich zu dem Bombenanschlag in der kurdischen Stadt Diyarbakir bekannt, der in der Nacht zum Mittwoch zehn Todesopfer forderte. Über ein Dutzend Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Auf einer Internetseite erklärte die Organisation, der Anschlag sei im Gedenken an einen kürzlich in Siirt bei Kämpfen mit dem kurdischen Guerilla getöteten Soldaten verübt worden. »Als Türkische Rachebrigaden werden wir für jeden Türken, den die PKK im Westen zum Märtyrer macht, in Diyarbakir zehn Kurden töten«, heißt Erdogan: Spur nach Anschlag von Diyarbakir führt zur PKK (Quelle: AFP, 15.09.06) Protest gegen willkürliche Verhaftungen von Friedensaktivisten in der Türkei Die Regionalgruppe Ostalb von Solidarität International (SI) e.V. hat eine Protestresolution verfasst, die sich auf die Verhaftungen anlässlich des Antikriegstages in der Türkei bezieht. Weiter heißt es in dem Bericht: "Unter den Verhafteten befinden sich der Schwager und die Schwester eines Mitglieds unserer Regionalgruppe. Den Verwandten wird der Kontakt zu den Inhaftierten verwehrt, ihr Aufenthaltsort ist unklar und die Angehörigen bangen um das Leben der Betroffenen. Die Chefredakteurin von Özgür Radyo wollte ursprünglich am Frauenpolitischen Ratschlag teilnehmen, doch ist ihre Teilnahme durch die Verhaftung in Frage gestellt." Der Text der Protestresolution: "An den Innenminister der Türkei, Abdulkadir Aksu, [email protected] IMK - Menschenrechtsinformationsdienst Nr. 07/2006 3 An den Premierminister der Türkei Tayyip Erdogan, [email protected] Mit Entsetzen hat unsere Gruppe von Solidarität International (SI) e.V. von der Verhaftung von 18 Friedensaktivisten erfahren, die am 1. September dem internationalen Antikriegstag - in Ankara friedlich gegen die Entsendung von türkischen Soldaten in den Libanon auf die Straße gegangen sind. Weiterhin entgingen vier Jugendliche nur mit knapper Not der Lynchjustiz eines von der Polizei aufgehetzten Mobs. Zuletzt wurden noch der Chefredakteur der sozialistischen Wochenzeitung "Atilim" Ibrahim Cicek, der frühere Chefredakteur von "Atilim" Ziya Ulusoy, die Besitzerin und Chefredakteurin des Istanbuler Radios "Özgür Radyo" Füsun Erdogan und die Journalisten Sedat Sonoglu und Bayram Namaz verhaftet. Unser Mitgefühl gilt allen Verhafteten und deren Angehörigen, die in tiefer Sorge um sie sind. Solidarität International (SI) erklärt sich solidarisch mit den Verhafteten und unterstützt in diesem Zusammenhang die Forderung nach der sofortigen Freilassung der mindestens 20 Inhaftierten und der restlosen Aufklärung des gesamten Vorgangs. Wir unterstützen ebenso die Forderung nach einer öffentlichen Entschuldigung durch die Verantwortlichen und der öffentlichen Zurücknahme des Terrorismus-Vorwurfs gegenüber den Verhafteten. Solidarität International (SI) verwahrt sich dagegen, dass Menschen, die eine Entsendung von Truppen in ein fremdes Land ablehnen, die der "New-WarPolitik" der US-Regierung kritisch gegenüber stehen oder den berechtigten Widerstand gegen Besatzung und Unterdrückung verteidigen, pauschal mit dem "Terrorismus"-Vorwurf belegt werden und für ihre Meinung eingesperrt werden. Doch das alles wird nicht verhindern, dass sich der berechtigte Widerstand gegen Besatzung und Unterdrückung weiter entwickelt und die Völker um ihr Recht auf Selbstbestimmung ringen. Auch in Deutschland und in vielen anderen Ländern der Welt gab es zum Antikriegstag zahlreiche Demonstrationen und Aktionen, bei denen ein Einsatz deutscher oder anderer fremder Truppen im Libanon deutlich abgelehnt wurde. Offensichtlich muss die türkische Regierung verstärkt zu dem Mittel greifen, ihre Politik zunehmend mit Unterdrückung und Verfolgung anders denkender Menschen durchzusetzen. Wie anders sollten die vor kurzem neu verabschiedete verschärfte Antiterrorgesetzgebung und die aktuellen Vorfälle zu erklären sein? Solidarität International (SI) e.V. wird den Vorfall in Deutschland und gegenüber seinen internationalen Partnern weiter bekannt machen und die Solidarität mit den Betroffenen helfen zu organisieren in der Hoffnung, dass die Inhaftierten unverzüglich frei kommen und zu ihren Familien und in ihren Beruf zurück können. Mit freundlichen Grüßen Regionalgruppe Ostalb, Christa Fragner-Schneider" (Quelle: Rote Fahne, 16.09.06) Ilisu-Projekt: Bundesrat sorgt sich um Arbeitsplätze Die am Bau des Ilisu-Staudamms beteiligten Schweizer Firmen können aufatmen: Alles deutet darauf hin, dass der Bundesrat ihnen demnächst eine Exportrisikogarantie gewähren wird. Ein definitiver Entscheid ist im Bundeshaus zwar noch nicht gefallen. Aus den in den letzten Tagen geführten Diskussionen muss aber geschlossen werden, dass der Bundesrat für den Bau des umstrittenen Ilisu-Staudamms in der Türkei bald eine Exportrisikogarantie abgeben wird. Das Gesuch wurde von den vier Schweizer Unternehmen Alstom, Colenco, Maggia und Stucky eingereicht. Sie gehören zum österreichischen Konsortium, das den 1820 Meter langen und 135 Meter hohen Staudamm am Tigris erstellt. Betroffene bangen um ihre Zukunft Die Zeit drängt: Mit der Grundsteinlegung von Anfang August hat die Türkei klar gemacht, dass sie nicht länger warten mag. Sie will das umstrittene Projekt nun rasch vorantreiben. Obwohl noch nicht klar ist, ob Schweizer Firmen mit Garantien des Bundes in der Türkei tätig werden können, haben die Behörden schon begonnen, die Bevölkerung zur Umsiedlung zu bewegen. Da eine grosse Fläche unter Wasser gesetzt wird, müssen in der Region der historischen Stadt Hasankeyf 11 000 Menschen ihre Häuser verlassen. Laut Konsortium ist für ebenbürtigen Ersatz gesorgt. Nach Ansicht der Entwicklungsorganisationen sind die von türkischer Seite gemachten Zusicherungen allerdings nicht viel wert. Der grösste Teil der von der Umsiedlung betroffenen Bevölkerung werde von der Regierung im Stich gelassen, sagt Christine Eberlein von der Erklärung von Bern (siehe Interview). Im Bundeshaus will man sich zu konkreten Fragen nicht äussern, bestätigt jedoch, dass die Regierung das Gesuch demnächst behandeln wird. Im August haben sich die Vertreter der Exportrisikoagentur vor Ort ein Bild gemacht. Dabei haben sie der türkischen Wasserbehörde gewisse Versprechen abgerungen, wie aus gut informierten Quellen verlautet. Anfang Oktober sollen diese in einem abschliessenden Workshop konkretisiert werden. Wirtschaftliche Interessen gehen vor Für die mit der Materie betrauten Fachleute ist dies ein untrügliches Indiz dafür, dass das Gesuch um eine Exportrisikogarantie mit Auflagen bewilligt werden soll. Wenn es darum geht, zwischen wirtschaftlichen und sozialen Interessen abzuwägen, räumt der Bundesrat Ersteren häufig grösseres Gewicht ein: 1998 hat er für das Staudammprojekt schon einmal eine Garantie abgegeben. Es liess sich nicht realisieren, weil etliche Firmen vorzeitig ausstiegen. Verhältnis zur Türkei entspannt sich Nach Ansicht der Kritiker können strenge Auflagen in der Türkei nicht durchgesetzt werden. Das haben sie diese Woche auch Jean-Daniel Gerber, dem Direktor des Staatssekretariats für Wirtschaft, und IMK - Menschenrechtsinformationsdienst Nr. 07/2006 4 Aussenministerin Micheline Calmy-Rey gesagt. Das Konsortium sieht jedoch keinen Grund, an den Versprechen der Türkei zu zweifeln. Das Land sei gewillt, seinen Verpflichtungen nachzukommen. Für die Schweizer Firmen sind die Aufträge in der Türkei sehr wichtig. Sie haben ihr Lobbying deshalb ebenfalls verstärkt. Mit Erfolg: Der Bundesrat will mit der Exportrisikogarantie Arbeitsplätze sichern. Dass die Situation für die von der Umsiedlung betroffenen Menschen schwierig ist, wird anerkannt. Ihre Lage sei aber schon heute nicht einfach. Mit einem internationalen Monitoring hofft man, die Probleme lösen zu können. Das Verhältnis zur Türkei scheint sich im Übrigen langsam zu entspannen: Bundesrat Christoph Blocher wird im Oktober an der Feier zum 80. Geburtstag des von der Schweiz inspirierten türkischen Zivilgesetzbuches teilnehmen. Für Doris Leuthard ist kein Empfang geplant. Ihr Vorgänger Joseph Deiss war von der Türkei vor einem Jahr wegen der Armenierfrage wieder ausgeladen worden. (Quelle: Tages-Anzeiger, 16.09.06) Bombenanschlag in der Türkei vereitelt: Sprengsatz an Verkehrsachse entschärft Laut Behörden handelt sich um ferngesteuerte Bombe Wenige Tage nach einem Bombenanschlag mit zehn Toten in der Kurdenstadt Diyarbakir ist im Südosten der Türkei ein weiterer Anschlag vereitelt worden. In der Nähe von Nusaybin in der Provinz Mardin entschärften Sicherheitskräfte nach Angaben örtlicher Behörden eine ferngesteuerte Bombe, die an einer wichtigen Verkehrsachse entlang der Grenze zu Syrien entdeckt worden war. Die Bombe aus zehn Kilogramm Plastiksprengstoff und Ammoniumnitrat ähnele dem Sprengsatz, der beim Anschlag in Diyarbakir verwendet worden war. Bei dem Attentat in einem belebten Park in der überwiegend von Kurden bewohnten Regionalhauptstadt Diyarbakir waren zehn Menschen ums Leben gekommen, darunter sieben Kinder. 14 Menschen wurden verletzt. Die Behörden machten die kurdische Rebellengruppe PKK für die Tat verantwortlich. Die PKK (Arbeiterpartei Kurdistans) wird von der Türkei, den USA und der EU als terroristische Organisation einstuft. Seit dem Wiederaufflammen der Kämpfe in diesem Jahr sind 110 PKK-Kämpfer und 77 Soldaten der Armee ums Leben gekommen. Seit 1984 hat der Konflikt mehr als 37.000 Menschen das Leben gekostet. (Quelle: apa/red, 17.09.06) Übersetzer in Türkei vor Gericht Die Kampagne nationalistischer Kräfte in der Türkei gegen Intellektuelle und Publizisten hat einen neuen Höhepunkt erreicht: In Istanbul sind zwei Übersetzer eines amerikanischen Buches vor Gericht gestellt worden. Istanbul - Den beiden Übersetzern wird "Beleidigung des Türkentums" vorgeworfen, weil sie ein Buch des amerikanischen Autors John Tirman über die Folgen des US-Waffenhandels ins Türkische übertrugen. Dies teilte heute der Menschenrechtsverein IHD mit. Gegen den türkischen Verleger des Buches läuft bereits seit dem vergangenen Jahr ein Verfahren; nun entschied das Gericht, auch die beiden Übersetzer in die Anklage einzubeziehen. Der IHD erklärte, damit werde erstmals Übersetzern eines Buches vorgeworfen, durch ihre Arbeit eine Straftat begangen zu haben. Nach Angaben von Amnesty International schreibt Tirman in seinem Buch "The Spoils of War", dass die türkische Armee in den achtziger und neunziger Jahren in den Kurdengebieten des Landes Menschenrechtsverletzungen beging. Zudem enthalte das Buch eine Landkarte, auf der Teile des türkischen Staatsgebietes als kurdische Gebiete gekennzeichnet sind. Verleger und Übersetzer sind unter dem Strafrechtsparagraphen 301 angeklagt, der bei "Beleidigung des Türkentums" bis zu drei Jahre Haft vorsieht. Es ist nicht das erste Verfahren, mit dem türkische Rechtsnationalisten versuchen, die EUBemühungen des Landes zu boykottieren. So kam der Schriftsteller Orhan Pamuk vor Gericht, weil er mit einer Äußerung zum Massenmord an den Armeniern angeblich das Türkentum beleidigt hatte. Noch extremer ist der Fall von Pamuks Kollegin Elif Shafak. Die Autorin muss sich morgen vor Gericht verantworten, weil in ihrem Bestseller "Der Bastard von Istanbul" eine Figur von "Völkermord" und "türkischen Schlächtern" spricht. "Sie rufen zur Lynchjustiz auf", erklärte Shafak dem "Tagesspiegel". "Ich glaube nicht, dass ich das eigentliche Ziel bin. Das eigentliche Ziel ist der EU-Prozess." Den sieht man in Ankara jedoch durch den Paragrafen 301 scheinbar nicht gefährdet: Bei der gestrigen Sondersitzung zum Reformpaket für den EU-Beitritt stand die Klausel nicht zur Debatte. (Quelle: Spiegel online, 20.09.06) Ali Agca warnt Papst vor Türkei-Reise: "Leben in Gefahr" Instanbul - Papst-Attentäter Ali Agca, der 1981 auf Johannes Paul II. auf dem Petersplatz schoss, warnte den Papst davor, im November in die Türkei zu reisen. Ali Agca hat Benedikt XVI. aus seiner Istanbuler Gefängniszelle einen Brief geschrieben, in dem er das Kirchenoberhaupt eindringlich davor warnt, im November in die Türkei zu reisen: "Dein Leben ist jetzt ihr Gefahr. Komm nicht! Papst Ratzinger, dir sagt jemand etwas über diese Dinge, der etwas davon versteht". Zudem fordert der Attentäter den Papst auf, zurückzutreten und wieder in seiner Heimat zu leben. Agca selbst aber werden enge Kontakte zu Terroristen zugeschrieben. Den Brief wurde gestern in der italienischen Tageszeitung "La Repubblica" veröffentlicht. Ebenso in der Türkei hat Benedikt XVI. mit seinen Äußerungen zum Islam Aggressionen ausgelöst. Ein Anwaltsverein beabsichtige sogar, den Papst vor Gericht zu bringen, weil er den Islam beleidigt habe. Die Anwälte forderten auch, dass das Kir- IMK - Menschenrechtsinformationsdienst Nr. 07/2006 5 chenoberhaupt bei seinem Türkeibesuch im November verhaften werden solle. Wegen des im Jahr 1981 begangenen Attentats auf Johannes Paul II. verbrachte Ali Agca fast 25 Jahre im Gefängnis. 1983 besuchte Johannes Paul II. Ali Agca in seiner Gefängniszelle. Der Papst vergab dem Mann, der ihn töten wollte und ihn tatsächlich fast umgebracht hätte. Im Januar 2006 wurde er freigesprochen. Allerdings wurde er acht Tage später wegen eines Mordes an einem Journalisten erneut verhaftet. Der 48-Jährige sitzt zurzeit in einem Istanbuler Gefängnis, wo er bis 2010 eine Haftstrafe wegen Raubmordes verbüßt. Ziemlich merkwürdig scheint aber zu sein, dass der Attentäter sich 13 Jahre später meldet, um nun Johannes Pauls Nachfolger vor Anschlägen auf sein Leben zu warnen. (mk). (Quelle: Europolitan, 21.09.06) CDU/CSU – Bundestagsfraktion zu Türkei Berlin. Nach der Informationsreise einer Delegation der Gruppe der Frauen der CDU/CSUBundestagsfraktion nach Ankara und Istanbul vom 11. bis 13. September 2006 erklären die stellvertretende Fraktionsvorsitzende, Ilse Falk MdB und die Vorsitzende der Gruppe der Frauen, Ursula Heinen MdB: Die Türkei hat sich in den letzten Jahren stark verändert und im Rahmen des Reformprozesses einige Gesetze zur Stärkung der Rechte von Frauen verabschiedet. Regierung und Parlament zeigen sich engagiert, die Umsetzung ist jedoch teilweise noch lückenhaft. Bei einer Informationsreise der Gruppe der Frauen hat sich die Delegation mit der Situation der Frauen in der Türkei befasst, auch um die Ergebnisse auf die Migrantinnen in Deutschland ableiten zu können. In ihrem umfangreichen Programm hat die Delegation politische Gespräche mit der Staatsministerin für Frauen, Familie und Kinderschutz, Frau Nimet Çubukçu und mit der Vorsitzenden des Ausschusses der Großen Türkischen Nationalversammlung zu Ehrenmorden, Frau Fatma Sahin geführt. Ein Workshop, an dem auch Staatsministerin Maria Böhmer teilnahm, diente dem Austausch mit Politikerinnen der AK-Partei. Weiterhin standen Termine mit Vertretern von Menschenrechts- und Frauenorganisationen sowie die Besichtigung eines Frauengefängnisses auf dem Programm. Themen waren dabei Ehrenmorde, Gewalt gegen Frauen, Zwangsverheiratungen, Kopftuchverbot versus Religionsfreiheit sowie die Berufstätigkeit von Frauen. Während das Engagement gegen Ehrenmorde und Gewalt gegen Frauen nicht zuletzt durch die Arbeit des parlamentarischen Ausschusses beeindruckt, scheint das Problem von Zwangsverheiratungen nur sehr zögerlich behandelt zu werden. Druck und Schwierigkeiten entstehen für die Frauen als schwächstes Glied in der Familienstruktur häufig dann, wenn sich die traditionelle Familienstruktur ändert, zum Beispiel durch Binnenmigration aus dem ländlichen in den städtischen Raum. Dieses Phänomen existiert auch bei türkischstämmigen Familien in Deutschland. Die Erwerbstätigkeit von Frauen ist noch sehr gering: nur 23 Prozent der Frauen arbeiten in einem Beschäftigungsverhältnis. Gründe für diese niedrige Quote sind ein geringer Bildungsstand - 20 Prozent der Frauen sind Analphabeten - und fehlende öffentliche Kindergärten. Die gesetzliche Verpflichtung zur Bereitstellung von Betriebskindergärten ab 50 Mitarbeiterinnen kann durch die Begrenzung der Mitarbeiterzahl auf 49 weibliche Angestellte leicht umgangen werden. Frauenrechte werden auch bei der Diskussion um eine mögliche Einbindung der Türkei in die EU eine Rolle spielen. Dann reicht es nicht, wenn die gesetzliche Grundlage stimmt, sondern Frauen müssen im praktischen Leben tatsächlich gleichgestellt sein. (Quelle: ots, Pressemappe, 15.09.06) Stoibler attackiert Türkei CSU-Chef Edmund Stoiber hat die jüngste Kritik aus der Türkei an Papst Benedikt für einen erneuten Vorstoß gegen einen EU-Beitritt des Landes genutzt. SPD und Grüne kritisierten Stoiber dafür heftig. Der bayerische Ministerpräsident betonte am Mittwoch anlässlich einer Klausur der CSULandtagsfraktion im oberfränkischen Kloster Banz, gerade Spitzenvertreter der Türkei hätten „besonders aggressiv auf den Papst reagiert“. Aus diesen Angriffen spreche „eine große geistige und kulturelle Distanz zu unserer europäischen Werteordnung“. Stoiber fügte hinzu: „Die unglaubliche Reaktion des türkischen Ministerpräsidenten und auch anderer Politiker in der Türkei beweist einmal mehr: Das Gesicht Europas würde sich durch den EUBeitritt der Türkei grundlegend verändern, und zwar in eine Richtung, die wir nicht wollen.“ Die Türkei ziehe mit solchen Reaktionen die Grenzen zu Europa selbst. “Die Türkei gehört nicht nach Europa“ Der CSU-Chef betonte: „Das bestätigt deutlich unsere Position: Die Türkei ist nicht Europa – und die Türkei gehört nicht nach Europa!“ Er nannte die bisherigen Beitrittsverhandlungen eine Enttäuschung: „Der Reformprozess stockt, die Verpflichtungen gegenüber Zypern werden nicht erfüllt.“ Deshalb könne es keine Eröffnung neuer Verhandlungskapitel mit der Türkei geben. Der Europäische Rat müsse hier eine klare Position einnehmen. Heftige Kritik von SPD und Grünen Die SPD verlangte, Stoiber müsse den Koalitionsvertrag auch beim Thema Türkei-Beitritt respektieren. Der CSU-Chef vertrete „eine starke Einzelmeinung“, wenn er die Beitrittsverhandlungen stoppen wolle, sagte der SPD-Außenpolitiker Rolf Mützenich. Das Beitrittsverfahren sei zudem bewusst ergebnisoffen angelegt. Grünen-Chefin Claudia Roth kritisierte: „Edmund Stoiber ist jeder Anlass recht, um die Verhandlungen der EU mit der Türkei zu torpedieren. Sie warnte den bayerischen Minis- IMK - Menschenrechtsinformationsdienst Nr. 07/2006 6 terpräsidenten davor, „Öl ins Feuer eines überflüssigen Konfliktes zu gießen“. Deutschland habe „ein elementares Interesse am Demokratisierungsprozess in der Türkei“. (Quelle: focus, 20.09.02) EU fordert Türkei erneut zur Gewährung von Meinungsfreiheit auf BRÜSSEL (Dow Jones)--Die Europäische Kommission hat den Freispruch für die türkische Autorin Elif Shafrak zwar begrüßt, gleichzeitig aber ihre Forderung an Ankara erneuert, das Recht auf Meinungsfreiheit zu respektieren. Trotz der guten Nachricht bleibe die Tatsache bestehen, dass der Paragraph 301 im türkischen Strafrecht nicht mit dem Gemeinschaftsrecht vereinbar sei, sagte Krisztina Nagy, Sprecherin von Erweiterungskommissar Olli Rehn, am Donnerstag. Das Recht auf die freie Meinungsäußerung sei einer der Grundwerte Europas, sagte Nagy weiter. Die türkische Regierung müsse den Paragraphen 301 und andere Gesetzesvorschriften in Einklang mit dem Freiheitsprinzip bringen. Der Artikel wurde im Juni 2005 eingeführt und stellt die öffentliche "Verunglimpfung des Türkentums" sowie der Regierung, der Justiz und des Militärs unter Strafe. Die Kommission will ihren jährlichen Fortschrittsbericht für die Türkei am 8. November vorlegen. Sowohl der Erweiterungskommissar als auch der Auswärtige Ausschuss des Europäischen Parlaments (EP) haben sich unzufrieden über das Reformtempo in der Türkei geäußert. Das EP-Plenum will nach derzeitiger Planung am kommenden Mittwoch über einen Initiativbericht zur Türkei abstimmen. (Vwd-News, 21.09.2006) Meinungsfreiheit wird es in der Türkei vorerst nicht geben. Nicht europäisch Dass die türkische Autorin Elif Shafak freigesprochen wurde, ist endlich einmal eine gute Nachricht aus der Türkei. Doch die Freude darüber währt nur kurz: Denn die türkische Jagd auf Schriftsteller, Journalisten und Intellektuelle ist damit nicht gebannt. Vor den Wahlen in der Türkei denkt niemand an Meinungsfreiheit. Der berüchtigte Meinungsparagraph 301 wird so schnell nicht abgeschafft. Auch die unverhältnismäßig radikalen Reaktionen türkischer Politiker auf die Islam-Rede des Papstes ("Wie Hitler") haben gezeigt, dass die Türkei nicht europäisch ist. Bayerns Ministerpräsident Stoiber war einer der wenigen Politiker, die das wenigstens offen gesagt haben. (Quelle: OÖNachrichten, 22.09.06) Irak: Kurdische Massengräber im Nordirak gefunden Kirkuk - Die Gebeine von 80 Menschen, höchstwahrscheinlich kurdische Opfer von Saddam Husseins Regime, wurden am Montag in zwei Massengräbern in der Nähe der nordirakischen Stadt Kirkuk ausgegraben, verkündete ein kurdischer Sicherheitsbeamter. Zehntausende Kurden wurden 1998 in einer Militärkampagne, Anfal genannt, umgebracht. Wegen dieses Angriffs läuft jetzt in Bagdad ein Prozess gegen Saddam, seinen Cousin Ali Hassan al-Majid, bekannt als Chemie Ali, und fünf andere Befehlshaber. Der stellvertretende Sicherheitschef von Kirkuk, Salah Khaled, berichtete, dass man davon ausgehe, dass sie Opfer von dem Anfal-Angriff sind, während dem das Militär Dörfer zerstörte, Giftgasattacken durchführte und Männer, Frauen und Kinder zusammen trieb, bevor sie diese in Massengräbern im Nord- und Südirak erschossen. „Die Gebeine von 18 Toten, hauptsächlich Frauen und Kinder, wurden in einem der Gräber gefunden. Ihrer Kleidung nach zu urteilen scheinen sie Menschen zu sein, die nach der Anfal-Kampagne vermisst wurden“ sagte er. Der örtliche Polizeikommandant, Brigadegeneral Sarhad Kader, bestritt Berichte, wonach die 18 Personen lebendig begraben worden sein sollen. Insgesamt wurden 80 Menschen aus zwei Gräbern in Towb Zawa, 15 km südwestlich von Kirkuk, ausgegraben, berichtete er. Ein Fernsehfilm von Reuters zeigte Männer, die Knochen, Kleidungsstücke und Gebetsbücher aufsammelten und in Plastiksäcke steckten. Saddam und seine sechs Mitangeklagten erwarten Anklagen wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, er und sein Cousin jedoch erwarten zusätzlich die schwerere Anklage wegen Völkermordes, auf die die Todesstrafe steht. Sie werden wahrscheinlich argumentieren, dass die Zerstörung der Dörfer entlang der iranischen Grenze gerechtfertigt war, weil kurdische Rebellen und ihre Führer Landesverrat begangen hatten, indem sie eine Allianz mit dem Erzfeind Iran bildeten. (Reuters, 4. September 2006) Übersetzt: M. Cornelius Irakische Kurden drängen auf eine Nationalhymne Irakische Kurden bereiten ihre Nationalhymne vor, nachdem Massoud Barzani, der Präsident der Regionalregierung Kurdistans (RRK) einen Erlass herausgegeben hat, womit die irakische Fahne in der kurdischen Region verboten ist. Der Wunsch der RRK nach einer Nationalhymne kam zu einem Zeitpunkt, als Debatten über Barzanis Drohung, einen unabhängigen Staat zu gründen, aufflammten. Die Patriotische Union Kurdistans (PUK), ein Mitglied der RRK, gab auf ihrer offiziellen Webseite eine Erklärung heraus, in der sie neben der Fahnenverordnung über eine andere wichtige Angelegenheit informierte, nämlich die Vorbereitung einer Nationalhymne für die kurdische Region. Die Erklärung war von dem ehemaligen PUKPolitbüromitglied Karwan Enwer verfasst worden und lautet wie folgt: „Die Frage der Nationalhymne hat seit der kurdischen Revolte gegen das SaddamRegime im Jahr 1991 nicht die notwendige Beachtung gefunden. Fernsehkanäle haben tausende von IMK - Menschenrechtsinformationsdienst Nr. 07/2006 7 Videos mit Liebesliedern gezeigt. Wir haben es jedoch versäumt, eine Nationalhymne zu schreiben, die von unseren Bürgern akzeptiert wird.“ Massoud Barzani, Führer der kurdischen demokratischen Partei, hatte am Freitag einen Erlass herausgegeben, wonach die jetzige irakische Fahne von allen offiziellen Gebäuden in der kurdischen Region verbannt wurde. Angesichts der Reaktionen von sunnitischen und turkmenischen Führern ordnete der irakische Premierminister Nuri al-Maliki an, dass die irakische Flagge auf jedem Zoll irakischen Bodens gehisst werden sollte. (Quelle: Cihan News Agency, 05.09.06, Übersetzt: M. Cornelius Die USA maßregeln die irakischen Kurden wegen des Verbots der Fahne BAGDAD – Die Vereinigten Staaten kritisierten am Dienstag eine Entscheidung der Führer der irakischen Kurden, die irakische Nationalfahne zu verbieten. Dies führte zu einer bitteren Auseinandersetzung, die die Androhung einer Spaltung Kurdistans auslöste. Die amerikanische Botschaft bezeichnete einen Erlass, der vom Präsidenten des Bundeslandes Kurdistan, Massoud Barzani, initiiert wurde, ursprünglich als „unangemessen“ und sagte, dass er nicht die Unterstützung der USA erhielt. In einer abgeänderten Aussage am späteren Dienstag sagte der amerikanische Gesandte in Bagdad, Zalmay Khalilzad, jedoch: „Entscheidungen über irakische Nationalsymbole müssen von der irakischen Bevölkerung als Ganzes durch einen festgesetzten verfassungsmäßigen Prozess getroffen werden“ und fügte hinzu, dass Washington der „irakischen Einheit und territorialen Integrität“ verpflichtet sei. In der abgeänderten Fassung gab die Botschaft keine Erklärung für das Entfernen einiger Stellen der ursprünglichen Aussage ab. Nachdem die Regionalregierung Kurdistans die Nutzung der irakischen Fahne auf öffentlichen Gebäuden als ein Symbol der Unterdrückung unter Saddam Hussein verboten hatte, verlangte Premierminister Nuri alMaliki, ein schiitischer Araber, die Nutzung der rotweiß-schwarzen Fahne und sagte, dass nur das Parlament über eine neue Fahne entscheiden könne. Die Auseinandersetzung über Symbole der Saddam-Zeit hat einen tiefen Riss zwischen den Arabern und Kurden offen gelegt, zusammen mit zunehmenden kommunalen Spannungen zwischen sunnitischen und schiitischen Arabern, die eine Bedrohung für die Einheit des Nachkriegsirak bedeutet. Nach der Verfassung gibt es einen Stichtag, bis zu welchem das Parlament entscheiden muss, in welcher Form die 18 irakischen Provinzen sich mit anderen zusammen tun können, um autonome föderale Regionen zu bilden - ein explosives Thema im neuen Irak. Mitglieder der sunnitischen Minderheit, die unter Saddam den Irak dominierten und den Kern von Saddams pan-arabischer Ba’ath-Partei ausmachten, befürchten, dass Föderalismus zur Spaltung des Irak führen wird, und dass Kurden sich im Norden und Schiiten im Süden ihre eigenen Regionen gestalten und sie von den enormen Ölquellen des Irak abschneiden. Die Spannungen unter den sich streitenden irakischen Gemeinden betonend, rief Saleh al-Mutlaq, ein bekannter sunnitisch-arabischer Gesetzesmacher, die Kurden auf, ihre Entscheidung zu überdenken. „Wir werden die Einheit des Irak nie aufgeben“ sagte Mutlaq. Präsident Jalal Talabani, ein Kurde, verkündete, dass er das Ersetzen der Fahne, die er „Fahne Saddams“ nannte, unterstützt. „Unter dieser Fahne wurden zahlreiche Straftaten begangen“ sagte Talabani am Dienstag, und nahm Bezug auf Saddams Militärkampagne gegen die Kurden, wofür der gestürzte Führer nun in Bagdad vor Gericht steht. (Quelle: Reuters, 05.09.06, Übersetzt: M. Cornelius) Iyad Alawi unterstützt den kurdischen Präsidenten beim Entfernen der Ba’ath-Fahne Die Entscheidung des Präsidenten Massoud Barzani, die Ba’ath-Fahne in der Regionalregierung Kurdistans zu entfernen, wurde von einigen arabischen Politikern als ein Zeichen in Richtung Unabhängigkeit kritisiert. Diese Politiker entschieden, alle Straftaten, die unter der so genannten irakischen Fahne gegen die kurdische Bevölkerung begangen wurden, zu ignorieren. Für die kurdische Bevölkerung ist die Ba’ath-Fahne eine Erinnerung an Anfal und Massengräber. Sie wurde und wird weiterhin mit Saddams Mördern und ihren Straftaten gegen unschuldige kurdische Zivilisten in Verbindung gebracht werden. Außerdem wurde die Ba’ath-Fahne seit der Befreiung Kurdistans im Jahr 1992 nicht mehr gehisst. Diejenigen, die Öl ins Feuer gießen, indem sie behaupten, dass die Führer in der kurdischen Region, die mit Spaltung drohen, dieselben Personen sind, die da standen und ruhig mit ansahen, als der Völkermord von Saddams Mördern gegen die Kurden begangen wurde. Die meisten sind dieselben arabischen Sunniten, die kürzlich forderten, dass Saddam Hussein frei gesprochen und die Anklagen gegen ihn und seine Mitangeklagten fallen gelassen werden müssten, damit er die Präsidentschaft erneut übernehmen könne. Sie werden alles tun und sagen, um die kürzlich erreichten politischen Ziele der Kurden zunichte zu machen. In der Realität ist es so, dass mehr als 98% der kurdischen Bevölkerung für ein unabhängiges Kurdistan gestimmt hat, die kurdischen Führer jedoch darauf bestehen, ein Teil des Irak zu bleiben. Gestern hat sich Iyad Alawi, der Führer der Irakischen Nationalen Einigkeit (INA), auf die Seite von Präsident Barzani gestellt, um ihn bei der Entfernung der Ba’ath-Fahne zu unterstützen, berichtete Awene, die unabhängige kurdische Zeitung aus Suleymaniya. Alawi bat alle politischen Parteien im Irak, die Entfernung der Ba’ath-Fahne aus der kurdischen autonomen Region zu verstehen und zu akzeptieren. Er forderte das irakische Parlament ferner auf, die Entfernung der Ba’ath-Fahne umgehend vorzunehmen und ein IMK - Menschenrechtsinformationsdienst Nr. 07/2006 8 mögliches neues Design zu besprechen, das allen Irakern gerecht wird. Artikel 12 der irakischen Verfassung besagt: „die Fahne, die Nationalhymne und Symbole des Irak sollen per Gesetz in einer Form festgeschrieben sein, dass sie die Interessen der irakischen Bevölkerung vertreten.“ Kein Kurde sollte gezwungen werden, unter einer Fahne zu leben, die mit Mördern der AnfalKampagne (der Völkermord an Kurden) in Verbindung steht und die irakische Verfassung bestätigt dies ganz deutlich. Könnte die Welt es akzeptieren, in Deutschland in Kenntnis der barbarischen und unmenschlichen Straftaten, die während des Hitler-Regimes ausgeübt wurden, die Nazi-Fahne wehen zu sehen? Selbstverständlich nicht! Es ist Zeit, das dunkle Kapitel in der irakischen Geschichte abzuschließen und voran zu gehen, um die eigentlichen Probleme anzugehen, die das tägliche Leben im Irak betreffen – Wirtschafts- und Sicherheitsahngelegenheiten – die den Irak entzweien. Diese pro-forma-Diskussionen sind einfach nur Versuche, von den Problemen, denen sich die normalen Menschen in Basra, Bagdad und Arbil gegenüber sehen, abzulenken. (www.Kurdishaspect.com, Ardalan Hardi, 06.09.06, Übersetzt: M. Cornelius) Die Türken und die kurdische Fahne – Protest an Annan ANKARA – Die Türkei drückte am Mittwoch gegenüber UN-Generalsekretär Kofi Annan ihre Besorgnis über die Entscheidung des Führers der Regionalregierung Kurdistans aus, eine eigene Fahne anzunehmen und bezeichnete dies als „extrem gefährlich“. Türkische Führer, die sich mit Annan trafen, sagten dem Generalsekretär gegenüber, dass diese Angelegenheit die Spannungen im Irak anheizen würde, berichtete Namik Tan, ein Sprecher des Außenministeriums, während einer Pressekonferenz. „Dies ist extrem gefährlich“ sagte Tan. Die Bemerkungen des Außenministeriums wurden am Mittwoch übertroffen durch Premierminister Recep Tayyip Erdogan, der in einem Interview mit dem türkischen CNN Fernsehsender sagte, dass jedwede Unternehmung der irakischen Kurden in Richtung Teilung die Möglichkeit für noch größeres Blutvergießen in diesem unstabilen Land bieten würde. „ Wenn so etwas in Kirkuk beginnt“ einer der bedeutendsten Städte mit kurdischer Mehrheit im Nordirak, „wird dies mit noch größerer Gewalt weitergehen. Denn es werden nicht nur konfessionelle, sondern auch ethnische Zusammenstöße beginnen“ sagte der Premierminister. Die Türkei, die sich eine Grenze mit dem Irak teilt, hat ihre eigene große und unruhige kurdische Bevölkerung und beobachtet wachsam jegliche separatistischen Bewegungen unter den irakischen Kurden, in der Angst, diese könnten die eigene kurdische Bevölkerung der Türkei ermuntern, sich mit ihren irakischen Partnern zusammen zu tun und für einen unabhängigen Staat zu kämpfen. Türkische Truppen bekämpfen seit über zwei Jahrzehnten eine für Autonomie kämpfende Gruppe, die kurdische Arbeiterpartei oder PKK, in den Bergen des von Kurden bewohnten Südostens der Türkei. Die PKK ist auf der Liste der Terrororganisation der USA. Erdogan sagte, dass die irakischen Führer die territoriale Integrität ihres Landes bewahren und Anstrengungen unternehmen müssen, die Fahnenfrage zu lösen. „Spannungen bezüglich des Nordirak müssen von der Regierung in Bagdad gelöst werden“ bemerkte Erdogan. Er bezeichnete den ethnisch kurdischen Präsidenten des Irak, Jalal Talabani, als einen „Nordiraker“. Erdogan äußerte außerdem Bedauern, dass die Türkei nicht zugestimmt hatte, sich an der von den USA geführten Invasion in den Irak im Jahr 2003 zu beteiligen. „Wir hätten am 1. März gehen sollen. Wir mussten. Hätten wir das getan, hätten die Dinge sich anders entwickelt, als sie heute sind“ sagte er. „Die Region im Irak, die uns übergeben worden wäre, wäre klar gewesen. Es war der Nordirak.“ Die Türkei hat standhaft verteidigt, den Irak nach der Invasion und dem Blutvergießen, das folgte, vereint zu lassen. Die Kurden haben sich kontinuierlich mehr Autonomie im Nordirak erkämpft, als anderswo religiöse Spaltungen das Land zu teilen drohten. Die türkische Regierung hat die USA auch gedrängt, die PKK-Rebellen, die sich im Nordirak aufhalten und in die Türkei einfallen, um Angriffe vorzunehmen, niederzuschlagen. Tan berichtete, dass ein Sonderbevollmächtigter der USA zur Bekämpfung der PKK, der ehemalige Luftwaffengeneral Joseph Ralston, nächste Woche für Beratungen in die Türkei reisen werde. Die Türkei wird wahrscheinlich in den nächsten Tagen ihren eigenen Koordinator bestimmen. Erdogan äußerte die Hoffnung, dass die neuen Ernennungen wirkliche Veränderungen für die Situation mit der PKK mit sich bringen und ihre Trainingscamps im Nordirak zerstört werden. (Quelle: 14.09.06, Übersetzt: M. Cornelius) Der Iran wird mit der Schließung einer Fernsehstation im Irak in Verbindung gebracht Bagdad – Der Iran könnte hinter der kürzlich erfolgten Schließung des Bagdader Büros eines populären all-arabischen Satellitenkanals stecken, wurde am Freitag in einem Fernsehbericht verkündet. Das irakische Kabinett stimmte am Donnerstag dafür, das al-Arabiya Büro in Bagdad wegen konfessioneller Berichterstattung für einen Monat zu schließen. In einem Bericht des irakischen Fernsehkanals alZora wurde veröffentlicht, dass ein Zeitungsreporter, der Verbindung in den Iran hat, hinter der Schließung von al-Arabiya steckt. Der Bericht ging nicht näher auf Einzelheiten zu dem Fall ein. Der in Dubai ansässige Kanal al- IMK - Menschenrechtsinformationsdienst Nr. 07/2006 9 Arabiya wurde im Februar 2003 ins Leben gerufen. (Quelle: Iran Focus, 09.09.06, Übersetzt: M. Cornelius Vorwürfe im Saddam-Prozess Im Völkermord-Prozess gegen den früheren irakischen Machthaber Saddam Hussein hat eine Ärztin schwere Vorwürfe gegen ausländische Waffenhändler erhoben. Diese hätten die Regierung Saddams mit Chemikalien beliefert, die bei Giftgasangriffen auf Kurden verwendet worden seien, sagte die in den USA lebende irakische Medizinerin, Katherine Elias Mikhail. Mikhail forderte eine Entschädigung. Saddam wies Vorwürfe zurück, während seiner Regierungszeit seien die Kurden Opfer rassistischer Diskriminierungen gewesen. Der Ex-Präsident soll für den Tod von bis zu 182.000 Menschen bei einer bis August 1988 andauernden Militäroffensive gegen die kurdische Minderheit im Nordirak verantwortlich sein. Würgeanfälle und Erblindungen Sie habe sich Ende der 1980er Jahre für die kurdischen Kämpfer eingesetzt, sagte Mikhail, die selbst der christlichen Minderheit angehört. Damals seien ihre Stellungen in den Bergen aus der Luft bombardiert worden. Hunderte Menschen hätten wie sie Würgeanfälle erlitten und seien zeitweise erblindet. Dies werfe sie neben Saddam und dessen als Chemie-Ali bekannten Cousin, Ali Hassan alMadschid, auch den internationalen Organisationen und Firmen vor, die dem irakischen Regime die Waffen geliefert hätten. "Regelmäßig sind Chemiewaffen eingesetzt worden. Es war Völkermord", sagte sie. Saddam kritisierte erneut das gesamte Verfahren gegen ihn. Hier gehe es nur darum, Kurden und Araber auseinander zu dividieren. "Dieses Land ist nicht 50 oder 100 Jahre alt. Es ist 9.000 Jahre alt. Die Iraker werden sich nicht spalten lassen", sagte er. Bei einem Schuldspruch droht ihm die Todesstrafe. Gegen Saddam läuft bereits ein Verfahren, in dem ihm ein Massaker an Schiiten in dem Ort Dudschail im Jahr 1982 vorgeworfen wird. Ein Urteil in dem Prozess wird für Mitte Oktober erwartet, und auch dort könnte er zum Tode verurteilt werden. Selbstmordanschlag in Bagdad Unterdessen kamen bei einem erneuten Selbstmordanschlag in der irakischen Hauptstadt Bagdad mindestens 14 Menschen ums Leben. Mehrere weitere Personen wurden den Behörden zufolge verletzt. Bei den Toten handele es sich zumeist um Rekruten der irakischen Armee. Der Täter löste der Polizei zufolge einen Sprengsatz in einem vollbesetzten Kleinbus vor dem Rekrutierungszentrum Muthanna im Westen der irakischen Hauptstadt aus. Der Stützpunkt war bereits in der Vergangenheit wiederholt Ziel von Selbstmordattentätern. Wenige Stunden nach dem Anschlag detonierte am Straßenrand eine weitere Bombe, die gegen eine US-Patrouille gerichtet war. Dabei kamen drei Menschen ums Leben. Der irakische Regierungschef Nuri al-Maliki verschob unterdessen ohne Angabe von Gründen seine erste Reise in den Iran. Ein neuer Termin sei nicht angesetzt, hieß es. Das Verhältnis zwischen den beiden schiitischen Staaten hat sich nach dem Sturz des Sunniten Saddam Hussein deutlich verbessert. In der vergangenen Woche hatte das US-Militär das Kommando über die irakische Armee an das Land übergeben. Das ist nach US-Angaben ein wichtiger Schritt hin zu einem Abzug der 155.000 ausländischen Soldaten, zumeist Amerikaner, aus dem Irak. (Quelle: n-tv, 11.09.06) Ex-Präsident fordert Überprüfung von der Aussage einer Belastungszeugin durch neutrale Experten Saddam-Prozess: Kurde berichtet von Massengräbern Kairo/Bagdad - Ein kurdischer Zeuge berichtete im Prozess gegen den früheren irakischen Machthaber Saddam Hussein am Dienstag über die Entdeckung von Massengräbern. In einem der Gräber habe er 15 Jahre nach einem Beschuss seines Heimatdorfs 1988 die Leichen seiner Mutter und seiner Schwestern gefunden, sagte der Zeuge. Er begrüßte den Hauptangeklagten mit den sarkastischen Worten "Glückwunsch Saddam Hussein. Jetzt sitzt du im Käfig." Saddam Hussein verteidigte sein Vorgehen gegen kurdische Rebellen. Er kenne keine Land, das gegen Aufständische nicht die Armee einsetze. Erneut beschimpfte er seine Gegner. "Ihr seid Agenten des Iran und des Zionismus. Wir werden eure Schädel zertrümmern", rief er, bevor ihm das Gericht das Mikrofon abdrehte. Expertenkommission gefordert Zuvor hatte Hussein gefordert, die Aussage einer Belastungszeugin von einer Expertenkommission überprüfen zu lassen. Die irakische Christin, die einst Kämpferin einer kurdischen Miliz im Süden des Irak war, hatte am Montag vor Gericht von einem Giftgasangriff irakischer Truppen auf ein kurdisches Dorf im Jahr 1987 berichtet. Saddam Hussein sagte, Experten aus der Schweiz oder einem anderen "neutralen Land" sollten feststellen, ob die von der Zeugin erwähnten Leichen wirklich aus dem Dorf stammten, über das sie berichtet hatte. Der frühere Machthaber sagte: "Erst wenn dies geklärt ist, kann es ein korrektes Gerichtsurteil geben." Während der Verhandlung forderte Hussein außerdem, für die ehemalige kurdische Separatistengruppe den Begriff "Rebellen" zu verwenden. Dies lehnte das Gericht ab. Anfal-Militärkampagne Saddam Hussein und sechs weitere Ex-Funktionäre seines Regimes müssen sich in dem Prozess wegen der so genannten Anfal-Militärkampagne gegen die Kurden in den Jahren 1987 und 1988 verantworten, bei der nach unabhängigen Schätzungen zwischen 50.000 und 100.000 Menschen getötet wurden. Bei einem Schuldspruch droht dem früheren Staatschef die Todesstrafe. Das Gericht verschob die Ent- IMK - Menschenrechtsinformationsdienst Nr. 07/2006 10 scheidung über eine Zulassung einer Expertenkommission bis auf weiteres. (Quelle: APA/dpa, 12.09.06) Völkermord-Prozess: Kurde beschuldigt Saddam des Mordes an seiner Familie Richter nimmt Iraks Ex-Staatschef in Schutz Im Völkermord-Prozess gegen Saddam Hussein hat erstmals ein Zeuge versucht, die direkte Beteiligung des irakischen Ex-Präsidenten an dem Vernichtungsfeldzug gegen die Kurden zu belegen. Der Kurde Abdullah Hassan erklärte, er habe mehr als zwei Jahre nach der so genannten AnfalMilitärkampagne gegen die Kurden (1987- 88) um einen Termin bei Saddam gebeten. Dieser habe ihn empfangen, ihn aber auf seine Frage nach dem Schicksal seiner von der Armee in einem nordirakischen Dorf gefangen genommenen Verwandten nur angeherrscht und erklärt: "Sei still, sie sind verloren gegangen bei der AnfalKampagne." Das Saddam-Regime hatte die Militärkampagne damals nach einem islamischen Begriff benannt, der "legitime Kriegsbeute" bedeutet. "Ich klage Saddam Hussein und (seinen Cousin) Ali Hassan al-Majid an, denn ich habe meine Familie später wieder gefunden in einem Massengrab." Auf der anderen Seite nahm aber der Vorsitzende Richter Abdullah al-Amiri den angeklagten Exstaatschef indirekt in Schutz: "Sie waren kein Diktator", sagte Amiri zu dem Angeklagten nachdem dieser auf die Einlassung eines Zeugen geantwortet hatte: "Ich frage mich, warum dieser Mann sich mit mir treffen wollte, wenn ich ein Diktator bin?". Erst am Mittwoch hatte die Staatsanwaltschaft den Rücktritt des Richters gefordert. Der Richter habe es zugelassen, dass der Angeklagte den Gerichtssaal zum Forum für seine politischen Ansichten gemacht habe, kritisierte Staatsanwalt Munkith al-Farun. Saddam Hussein und sechs seiner früheren Mitarbeiter stehen wegen einer Offensive im Nordirak vor Gericht, die in den 80er Jahren rund 100.000 Kurden das Leben kostete. (Quelle: apa/red, 17.09.06) Saddam Hussein soll wieder einen neuen Richter bekommen Auch im zweiten Verfahren gegen den früheren irakischen Machthaber Saddam ist der Vorsitzende Richter ausgetauscht worden. Irakische Medien berichteten, der Richter sei abgelöst worden, weil er Saddam nicht als Diktator habe bezeichnen wollen. Dies habe die Regierung als einen Mangel an Neutralität gewertet. In dem Verfahren geht es um den Massenmord an Kurden unter dem früheren Regime. Auch in einem anderen Verfahren, in dem es um Verbrechen gegen Schiiten geht, wurde bereits der Richter ausgewechselt. Ihm war vorgeworfen worden, er habe Saddam und anderen Angeklagten zuviel Raum für politische Erklärungen gelassen. (Quelle: MDR, 19.09.06) Saddam-Prozess ohne Saddam Anderer Wind im Gerichtssaal Mit einem neuen Richter und ohne den irakischen Ex-Machthaber Saddam Hussein ist am Mittwoch in Bagdad der Prozess wegen Völkermordes an den Kurden fortgesetzt worden. Offenbar um zu zeigen, dass im Gerichtssaal nun ein anderer Wind weht, verwies der neue Vorsitzende Richter Mohammed al-Uraibi al-Madschid den Ex-Präsidenten kurz nach Sitzungsbeginn wegen eines Wortgefechtes des Saales. In seinem Streit mit dem Richter erklärte Saddam: "Dein Vater war bis zum Beginn der (amerikanischen) Besatzung ein führender Funktionär der Sicherheitsdienste gewesen, und ich habe dafür gesorgt, dass er wegen seines Hüftleidens operiert wurde." "Mangelnde Neutralität" Der Vorgänger von Richter Al-Madschid, Abdullah Alusch al-Amiri, war am Dienstag von der Regierung wegen "mangelnder Neutralität" abgesetzt worden. Es war bereits das zweite Mal, dass die irakische Regierung einen von Saddams Richtern ausgetauscht hat. In dem Prozess wegen Völkermordes an den Kurden sind außer Saddam noch weitere sechs Ex-Funktionäre angeklagt. Die Armee soll in den Jahren 1987 und 1988 bis zu 100.000 kurdische Kämpfer und Zivilisten getötet haben. Wieder Selbstmordanschlag Ein Selbstmordattentäter riss am Mittwoch auf einem Markt im Nordirak mindestens 22 Menschen mit in den Tod. Nach Angaben der Polizei, sprengte er sich in die 420 Kilometer nordwestlich von Bagdad gelegener Stadt Tel Afar mit einem Sprengstoffgürtel zwischen den Verkaufsständen in die Luft. 24 weitere Menschen wurden bei dem Anschlag verletzt. In Bagdad wurden innerhalb von 24 Stunden erneut 35 unidentifizierte Leichen gefunden. Nach Polizeiangaben waren die Mordopfer alle gefoltert worden. Neue Polizeitruppe geplant Nach einer Serie von Terroranschlägen beschloss die Verwaltung von Kirkuk am Mittwoch, außerhalb der Stadt kurdische Armee-Einheiten zu stationieren. Diese "Peschmerga"-Truppen sollten künftig südlich von Kirkuk jedes Fahrzeug durchsuchen und das Eindringen von Terroristen in die Stadt verhindern, erklärte ein Armeesprecher am Mittwoch. Heikel ist diese Entscheidung nach Einschätzung örtlicher Beobachter, weil die Araber und Turkmenen von Kirkuk sich gegen die von den Kurden betriebene Eingliederung der Stadt und ihrer Ölfelder in das autonome Kurdengebiet im Norden wehren. (Quelle: ntv, 20.09.06) Bagdad soll durch Gräben abgeriegelt werden Bagdad. Angesichts ständiger blutiger Anschläge soll die irakische Hauptstadt durch Gräben und Kontrollpunkte an den Hauptstrassen für Attentäter unzugänglich gemacht werden. Nach amerikani- IMK - Menschenrechtsinformationsdienst Nr. 07/2006 11 schen Zeitungsberichten vom Samstag wollen die US-Streitkräfte und irakische Sicherheitskräfte die Millionenstadt mit einem Ring von Gräben, Barrieren und Zäunen abriegeln. Wie die "New York Times" (Samstag) schreibt, soll der Verkehr durch insgesamt 28 Kontrollpunkte geleitet werden. Kleinere Strassen würden geschlossen. Die Hindernisse wie Gräben sollten potenziellen Attentätern den Zugang zur Stadt mit Autos über landwirtschaftliche Flächen und offenes Gelände unmöglich machen, berichtete die Zeitung unter Berufung auf den Sprecher des Innenministeriums, Brigadegeneral Abdul Karim Chalaf. Die Absperrung für die Millionenstadt habe eine Gesamtlänge von etwa 100 Kilometern, schrieb die "New York Times". US-Militärsprecher Oberstleutnant Barry Johnson sagte nach Angaben der "Washington Post" (Samstag), das US-Militär wisse, dass die für die Gewalt Verantwortlichen immer wieder zwischen Bagdad und dem Umland pendelten. Die Absicht, die hinter der Abriegelungsmassnahme stehe, sei es, die Sicherheitslage in Bagdad in den Griff zu bekommen. Die Strassensperren sollten wie auch das übrige Gelände von irakischen Sicherheitskräften kontrolliert werden. US-Truppen sollten die Iraker bei ihrer Aufgabe unterstützen, betonte Johnson. (Baslar zeitung Online, 17.09.06) UNO-Sondergesandter warnt vor Zusammenbruch des Irak Sunniten vermuten Schiiten-Milizen hinter Mordserie Bagdad - Der UNO-Sondergesandte für den Irak, Ashraf Qazi, hat vor einem Zusammenbruch des Landes gewarnt. "Wenn die gegenwärtige Gesetzmäßigkeit von Uneinigkeit und Gewalt weiter anhält, besteht eine erhebliche Gefahr, dass der irakische Staat zusammenbricht und in den Bürgerkrieg stürzt", sagte Qazi bereits am Donnerstag (Ortszeit) vor dem Weltsicherheitsrat in New York. Die schlechte Sicherheitslage im Irak stelle die Arbeit der Vereinten Nationen vor erhebliche Probleme. Dennoch halte die UNO an ihrer Mission im Irak fest. Politiker der sunnitischen Minderheit im Irak beschuldigten unterdessen schiitische Milizen, hinter zahlreichen Ermordungen zu stecken. In den vergangenen drei Tagen wurden 129 Leichen von mit Kopfschuss getöteten Menschen gefunden, nachdem sie zuvor gefesselt und gefoltert worden waren. "Wohl bekannte Milizen" hinter den Anschlägen Der führende Sunnitenpolitiker Adnan al-Dulaimi beschuldigte "wohl bekannte Milizen" wie die des radikalen Schiitenpredigers Moqtada al-Sadr, hinter der Mordserie zu stehen. "Wenn nicht bald entschlossene Maßnahmen getroffen werden, läuft das Land einer Katastrophe entgegen, und für niemanden wird es Rettung geben", sagte der Parlamentsabgeordnete. Vizeministerpräsident Barham Saleh sagte in Washington, Milizen wie diejenige von Sadr stellten eine "sehr, sehr ernste Herausforderung" dar. Er räumte ein, dass es für Ministerpräsident Nuri alMaliki schwierig sei, gegen die Milizen vorzugehen, weil sie wie er selbst der schiitischen Bevölkerungsgruppe angehörten. Die US-Armee vermutet einen Zusammenhang zwischen den Morden und den Spannungen zwischen Sunniten und Schiiten. US-Armeesprecher William Caldwell sagte, die meisten der Opfer seien "exekutionsartig" getötet worden. . Die Taten stünden "in Verbindung mit konfessioneller Gewalt". Zur Identität der Opfer lagen keine Informationen vor. (Quelle: Der Standard.at, 17.09.06) Folter-Situation im Irak «völlig außer Kontrolle» Im Irak wird derzeit mehr gefoltert als unter Saddam Hussein, behauptet der zuständige UN-Sonderberichterstatter. Milizen, Terroristen und Regierungstruppen misshandelten rigoros Gefangene. Irak wird nach Einschätzung eines UN-Experten derzeit möglicherweise noch schlimmer gefoltert als unter Saddam Hussein. Der Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen für Folter, Manfred Nowak, sagte am Donnerstag in Genf, die meisten Menschen dort berichteten, «dass die Situation, was die Folter im Irak betrifft, völlig außer Kontrolle ist». Viele meinten, es sei schlimmer als zu Zeiten Saddam Husseins. Milizen, Terrororganisationen, Regierungstruppen und andere missachteten die Grundsätze einer menschlichen Behandlung von Gefangenen. Bei Anschlägen von Extremisten wurden am Donnerstag im Irak mindestens 20 Menschen getötet, darunter auch zwei Leibwächter des Gouverneurs der Provinz Dijala, Raed Raschid. Der Politiker überlebte den Sprengstoffanschlag auf seinen Konvoi in der Nähe der Provinzhauptstadt Bakuba. Die italienischen Truppen im Irak übergaben am selben Tag die Kontrolle über die südirakische Stadt Nasirija an die irakische Armee. Die US-Streitkräfte wollen indes spätestens bis zum Jahresende die Ausbildung und Bewaffnung der irakischen Polizeikräfte und Grenzsoldaten abschließen. (Quelle: Netzzeitung, 21.09.06) Iran: Intensive Untersuchungen von Todesfällen bei Gefangenen dringend erforderlich Amnesty International gab am 7. September 2006 eine Erklärung heraus, in der es seine tiefe Besorgnis über den Tod des politischen Gefangenen Valiollah Feyz Mahdavi im Gohar Dasht Gefängnis in der Nähe von Teheran zum Ausdruck brachte. Innerhalb kurzer Zeit ist dies bereits der zweite Fall, der bekannt wurde. Am 31. Juli 2006 war bereits der Studentenführer Akbar Mohammadi im Evin Gefängnis unter mysteriösen Umständen gestorben. Amnesty International erwartet von der iranischen Regierung, dass sie sofort geeignete Maßnahmen ergreift, die sicherstellen, dass die Umstände, die zum Tod aller im Gefängnis ums IMK - Menschenrechtsinformationsdienst Nr. 07/2006 12 Leben gekommenen Insassen sofort und lückenlos aufgeklärt werden – auch die von Akbar Mohammadi und Valiollah Feyz Mahdavi. Valiollah Feyz Mahdavi, ein Unterstützer der iranischen Volksmojahedin (PMOI) wurde 2001 inhaftiert und nach einem unfairen Prozess vom Revolutionären Gerichtshof als Ketzer (Moharebeh) verurteilt. Nach Berichten im März 2006, als seine Hinrichtung unmittelbar bevorstand, wurde erklärt, dass seine Todesstrafe in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt worden sei. Allerdings erhielt Valiollah Feyz Mahdavi darüber keine Information. Seinem Rechtsanwalt wurde später mitgeteilt, dass das die Umwandlung nicht rechtsgültig geworden sei. Valiollah Feyz Mahdavi begann am 26. August 2006 mit einem Hungerstreik. Er forderte, über den Stand seines Falles unterrichtet und in das Evin Gefängnis verlegt zu werden sowie Kontakt mit seinem Rechtsanwalt zu bekommen. Am 2. September gegen 8 Uhr hatte sich anscheinend sein Zustand zunehmend verschlimmert. Die Mitgefangenen in seiner Zelle versuchten ihm ergebnislos medizinische Hilfe zu leisten. Eine Stunde später soll er einen Herzanfall erlitten haben und vom Gefängnispersonal aus der Zelle geholt worden sein. Zwar soll er dann den Berichten zufolge in das Shari’ati Krankenhaus in Teheran gebracht worden sein, aber weder seine Familie noch sein Rechtsanwalt wurden über seine Situation informiert und erhielten auch keine Besuchserlaubnis. Es gibt einen Widerspruch zwischen den Berichten seiner Mitgefangenen und den Erklärungen des Gefängnispersonals. Am 4. September 2006 teilte Sohrab Soleymani, der Direktor der Organisation der Gefängnisse in der Teheraner Provinz, der Nachrichtenagentur Fars mit, dass Valiollah Feyz Mahdavi versucht habe, Selbstmord zu begehen. Er wollte sich angeblich im Waschraum des Gefängnisses aufhängen. Aus diesem Grund habe man ihn ins Shari’ati Krankenhaus zur Beobachtung gebracht. Er verneinte, dass Valiollah Feyz Mahdavi im Hungerstreik gewesen sei. Am 6. September wurde bekannt gegeben, dass Valiollah Feyz Mahdavi am vorhergehenden Tag im Krankenhaus gestorben sei. Es wird berichtet, dass die Familie von Valiollah Feyz Mahdavi keine offizielle Information darüber erhalten habe, obwohl ein Familienmitglied zur fraglichen Zeit beim Revolutionsgericht vorsprach, um Informationen zu erhalten. Amnesty International fordert die iranischen Behörden auf, den Tod von Valiollah Feyz Mahdavi in Gefängnishaft sofort und vollständig zu untersuchen. Das gleiche gilt für einige andere Fälle, in denen Gefangene unter verdächtigen bzw. ungewöhnlichen Umständen ums Leben kamen. Die Untersuchungsmethoden und ihre Ergebnisse müssen öffentlich zugänglich sein. Jeder der Verantwortlichen sollte einen fairen Gerichtsprozess erhalten. Im Prinzip 9 der UN Prinzipien über die effektive Verhinderung und Untersuchung von ungesetzlichen und willkürlichen Hinrichtungen steht, dass gründliche, unverzügliche und vollständige Untersuchungen in allen Fällen von ungesetzlichen und willkürlichen Hinrichtungen durchgeführt werden sollen. Amnesty International drängt die iranischen Behörden, sofort Maßnahmen zu ergreifen, die sicher stellen, dass die Gefangenen eine faire und öffentliche Gerichtsverhandlung erhalten, dass es in dieser Zeit keine Folter oder Misshandlung gibt, dass die Gefangenen mit ihren Familien und Rechtsanwälten sofort in Kontakt kommen können und dass jede erforderliche medizinische Versorgung gewährleistet wird. (Quelle: AI, 09.09.06l) Christlicher Prediger aus der Haft freigelassen T e h e r a n – Im Iran ist ein inhaftierter christlicher Laienprediger vorzeitig freigelassen worden. Der 49-jährige Hamid Pourmand, Leiter einer Pfingstgemeinde in Bandar-i Bushehr im Südiran, durfte 14 Monate vor Ablauf seiner dreijährigen Strafe zu seiner Frau Arlet und den Söhnen Immanuel und David heimkehren. Allerdings wurde er gewarnt, dass er wieder festgenommen werden könnte, wenn er christliche Gottesdienste besuche. Wie der Informationsdienst Compass Direct berichtet, wurde die Freilassung Pourmands in aller Stille bereits Ende Juli vollzogen. Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und die Evangelische Nachrichtenagentur idea hatten Pourmand im November 2004 zum „Gefangenen des Monats“ benannt und zur Unterstützung für ihn aufgerufen. Pourmand war vor fast 25 Jahren vom Islam zum Christentum übergetreten. Im Februar 2005 wurde er wegen angeblicher Täuschung der Streitkräfte zu einer Freiheitsstrafe verurteilt. Der frühere Oberst soll seinen militärischen Vorgesetzten seinen Übertritt zum Christentum verschwiegen haben, als er in den Offiziersrang erhoben wurde. Der Christ bestritt dies und legte Originaldokumente vor, die seine Angaben belegten. Das Gericht wies sie als Fälschungen zurück. Nichtmuslime dürfen in der Islamischen Republik Iran nicht Offizier werden. Eine Anklage wegen angeblicher Bekehrung von Moslems wurde fallen gelassen. 99 Prozent der mehr als 68 Millionen Einwohner Irans sind Muslime. Der Anteil der Christen liegt bei 0,3 Prozent. (Quelle: idea,14.09.06) Hinrichtung von Frauen resultiert direkt aus dem ausländischen und landesinneren Aufruhr der M Der stellvertretende Kommandeur der Staatlichen Sicherheitskräfte (SSF) in der Provinz Khorassan, Brigadegeneral Satar Bozorgmehar gab einen neuen so genannten "Nationalen Sicherheitsplan" zur Unterdrückung bekannt, in dessen Rahmen bereits 4.518 Frauen verhaftet wurden, die gegen die Kleiderordnung verstoßen haben, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Mehr am 11. September. Er fügte hinzu, dass der Plan durch neue Patrouillen, die so genannten "Sittenpatrouillen", die sich sowohl aus stationären als auch aus mobilen Einhei- IMK - Menschenrechtsinformationsdienst Nr. 07/2006 13 ten zusammensetzen, in die Tat umgesetzt werden soll. Gleichzeitig berichtete das regierungstreue Medium, dass die Todesurteile für zwei junge Frauen, identifiziert als Shala Jahed und Kobra RahmanPour, von der Justiz der Mullahs bestätigt wurden. Eine weibliche Abgeordnete des Majlis, Eshrat Sha'egh, zeigte sich erschrocken, dass sich die Medien mit der Aufrechterhaltung der Urteile beschäftigt hatten. Die beiden Frauen waren mehrere Jahre im Gefängnis. Obwohl sich Frauengruppen für ihre Befreiung engagierten, hielt das frauenfeindliche Regime an ihrer Hinrichtung fest. Im Hinblick auf die zunehmende Unterdrückung von Frauen, sagte die Vorsitzende des NWRIFrauenkomitees Sarvnaz Chitsaz: "Die Haltung des Mullahregimes in Antwort auf die zunehmenden nationalen wie auch internationalen Unruhen ist die Verschärfung der Unterdrückung vor allem der Frauen und Jugendlichen im Land selbst. Das Regime intensiviert die Unterdrückung und die Einschüchterung der iranischen Bevölkerung mit dem Ziel, die vom Volk gestützte Opposition zu übervorteilen und den volatilen Zustand der iranischen Gesellschaft zu kontrollieren." Chitsaz appellierte an internationale Menschenrechtsorganisationen und Frauenrechtsgruppen, damit die Unterdrückung und die Hinrichtung von iranischen Frauen verurteilt werden. (Quelle: NWRI,14.0906 ) ner Klinik gestorbenen Valiollah Feyz Mahdavi aufmerksam. Mahdavi, dem es gelungen war, im April diesen Jahres über ein Telefon eine Nachricht aus der Haft zu übermitteln, die ebenfalls während der Veranstaltung vorgespielt wurde, war 2001 festgenommen worden, als er den Iran verlassen wollte. In dem Tondokument berichtete Mahdavi, dass er 546 Tage in den Folterkellern verschiedener Gefängnisse zugebracht habe. Der 1980 geborene Widerstandskämpfer wurde 2003 von einem Richter zum Tode verurteilt, ohne dass ihn ein Anwalt verteidigen konnte. Anfang des Jahres teilte man ihm mit, dass er am 16. Mai hingerichtet werden würde. Anschließend habe es immer wieder Scheinexekutionen gegeben, bei denen er nachts von Wächtern aus der Isolationszelle geholt und mit Waffen bedroht worden sei. Der Regimegegner, der laut der CSDHI "fünf Jahre zwischen Leben und Tod schwebte", wurde am 3. September an einen unbekannten Ort gebracht. Am 6. September hieß es, er habe sich am Vortag in der Dusche des Gefängnisses von Gohardacht in Teheran selbst erhängt. Amnesty forderte die Regierung in Teheran auf, die Todesumstände Mahdavis ebenso zu untersuchen wie den Tod des Studentenführers Akbar Mohammadi, der im Teheraner Evin-Gefängnis am 31. Juli 2006 starb. Allein aus den vergangenen beiden Monaten verfügt die CSDHI über Berichte zu rund einem Dutzend öffentlicher Hinrichtungen im Iran. (Quelle: Frankfurter Rundschau, 15.09.06) Öffentliche Hinrichtung im Iran - mit allen Details Menschenrechtsorganisation zeigt Film Mit der ersten öffentlichen Vorführung einer heimlich im Iran gefilmten Hinrichtung in Paris haben Menschenrechtsorganisationen auf die wachsende Zahl von Exekutionen von Gegnern des MullahRegimes hingewiesen. Der knapp 17 Minuten lange Film wurde im Juni 2006 in der Stadt Ghazwin gedreht, die südlich der iranischen Hauptstadt Teheran liegt. Er zeigt die Hinrichtung eines unbekannten Mannes, der mit der Schlinge um den Hals am Kran eines Lastwagens aufgehängt und hochgezogen wird. Nach mehreren Minuten, während der sich die vielen Zuschauer der Hinrichtung hinter den Absperrungen lautstark erregen, wird das Opfer herabgelassen und auf eine Bahre gelegt. Die Augenbinde wird ihm abgenommen, und ein Arzt stellt den Tod des etwa 45 Jahre alten Mannes fest, der anschließend in einem Leichenwagen abtransportiert wird. Der Film wurde am Donnerstag vom "Unterstützungskomitee für die Menschenrechte in Iran" (CSDHI) in einem Pariser Veranstaltungszentrum öffentlich gezeigt. Bisher existierten nur heimlich aufgenommene Fotos von Hinrichtungen im Iran, die im Ausland gezeigt wurden. Neben der CSDHI, die dem "Nationalen Iranischen Widerstandsrat" nahe steht, machte Amnesty International auch auf den Fall des am 5. September 2006 in einer Tehera- Unmittelbar bevorstehende Hinrichtung befürchtet Shahla Jahed steht wieder kurz vor einer Hinrichtung, nachdem der Höchste Gerichtshof ihre Todesstrafe erneut bestätigt hat. Sie wurde zum Tod verurteilt, weil sie 2002 die erste Frau ihres Mannes ermordet haben soll. Sie ist vielleicht zu ihrem Geständnis gezwungen worden. Shahla Jahed, eine "Frau auf zeit" von Nasser Mohammad-Khani, einem früheren Stürmer der iranischen Nationalmannschaft und ehemaliger Manager eines Teams in Teheran, wurde angeklagt, Laleh Saharkhizan, die ständige Ehefrau ihres Mannes am 9. Oktober 2002 mit Messerstichen getötet zu haben. Sie wurd im Juni 2004 zunächst zum Tode verurteilt. Eine Berufung des Urteils durch ihre Verwandten wurde damals abgelehnt. Der Richter der 15. Kammer des Höchsten Gerichts hielt die Strafe aufrecht. Der Rechtsanwalt von Shahla Jahed schrieb einen Brief an den Justizchef Ayatollah Mahmoud Hashemi Shahroudi und bat um eine Revision des Todesurteils, weil der Fall von Shahla Jahed nicht gründlich untersucht worden war. Im November 2005 setzte der Justizchef die Hinrichtung aus, so dass die Untersuchung des Falls wieder aufgenommen werden konnte. Am 11. September 2006, teilten die Richter der 7. Kammer des obersten Gerichtshofs mit, dass die Todesstrafe bei Stimmenmehrheit aufrechterhalten bleibt. Ihr Rechtsanwalt bestätigte, dass das Urteil des Höchsten Gerichtshofs feststeht und dass Shah- IMK - Menschenrechtsinformationsdienst Nr. 07/2006 14 la Jahed und die Familie von Laleh Saharkhizan am 13. September formell über die Entscheidung informiert werden. Es wurde gesagt, dass Shahla Jahed bei den ersten Ermittlungen zugegeben habe, dass sie Laleh Saharkhizan ermordet habe. Allerdings bestand sie während des Prozesses ständig auf ihrer Unschuld. Im Dezember 2004 sagte Shahla Jahed bei einer Revision des Höchsten Gerichts in dem Fall: "Jeder kennt die Bedingungen, unter denen ich es zugegeben habe." Shahla Jahed soll der Behauptung der Anklage zufolge Laleh Saharkhizan aus Eifersucht getötet haben. Nasser Mohammed-Khani wurde anfangs der Komplizenschaft in dem Mordfall verdächtigt und war für einige Monate in Haft, aber dann wieder frei gelassen. Amnesty International ist besorgt, dass das Eingeständnis der Schuld vielleicht durch Nötigung entstanden ist. Zur Erklärung des Falles: Nach iranischem Recht können Männer und Frauen "permanente" Ehen und Ehen "auf Zeit" eingehen. Bei Ehen "auf Zeit" können Männer und Frauen vereinbaren, dass sie für eine gewisse Zeit verheiratet sind. Danach ist die Eheschließung annuliert. Amnesty International sieht in allen Fällen in der Todesstrafe eine entgültige, grausame, inhumane und entwürdigende Bestrafung unter Verletzung der Allgemeinen Menschenrechtsdeklaration. Die Organisation hat in diesem Jahr im Iran 108 Hinrichtungen dokumentiert, darunter zwei Frauen. Die tatsächliche Zahl ist wahrscheinlich noch wesentlich höher. (Quelle: NWRI, 16.09.06) Syrien: Folter in syrischem Gefängnis London (- 70-jähriger Mann wird laut einer Quelle aus der Yekiti Partei in Syrien, die KurdishMedia.com anonym informierte, in einem syrischen Gefängnis gefoltert. Laut dieser Quelle sitzt Abdulrahman Walo, ein 70-jähriger Kurde, seit dem 19. August in Haft. Es wurde ihm verboten, sich zu waschen und er erhält lediglich eine kleine Mahlzeit am Tag. Laut der Informationsquelle ist er seit einem Monat nicht in der Lage, auf seinen Füßen zu stehen aufgrund seines physischen und psychischen Zustandes, der auf schwere Folter zurückzuführen ist. Er kann sich nur mit seinen Armen auf dem Bauch fortbewegen. Die Yekiti-Partei hat diese Informationen zu den wichtigsten Menschenrechtsorganisationen geschickt, um die Situation zu lösen. Das Leben von Abdulrahman Walo ist in Gefahr. Yekiti (Literatureinheit) ist eine der größten kurdischen politischen Parteien in Syrien, Westkurdistan und der Gemeinschaft. Kurden in Syrien haben keine Handlungsoder Meinungsfreiheit. (SHRC, KurdishMedia.com, 03.09.06, Übersetzt: M. Cornelius) Syrien lässt 75 syrische Kurden frei DAMASKUS – 75 syrische Kurden, die von Sicherheitskräften am 20. März in der im Norden gelegenen Stadt Aleppo festgenommen worden waren, wurden frei gelassen, wie die nationale Organisation für Menschenrechte in Syrien am Montag berichtete. Die Festnahme geschah während der Feiern anlässlich des kurdischen Neujahrfestes, sagte der Präsident der Gruppe, Ammar Al Qorabi. Er berichtete, dass die Freilassung bedeute, dass alle, die während der Feiern festgenommen wurden, nun frei kamen, nachdem die syrischen Behörden gebeten wurden, alle politischen Gefangenen freizulassen. Ca. 3.000 Kurden, die die kurdische Fahne trugen, hatten sich in der Nachbarschaft von Aleppo zusammengefunden, um Newroz, das kurdische Neujahr, zu feiern. Die Sicherheitskräfte benutzten Tränengas, um die Demonstration, während der Steine auf Polizisten geworfen wurden, abzubrechen. Mehr als 100 Personen wurden verhaftet, jedoch wurden einige nur kurz festgehalten. Der Generalsekretär der kurdisch-demokratischen Fortschrittspartei, Aziz Daoud, nannte die zuletzt erfolgten Freilassungen „positiv“ und sagte, dass diese „als Antwort auf einen offenen Brief kurdischer Rechtsanwälte an den syrischen Präsidenten Bashar Al Assad erfolgten.“ Daoud bemerkte, er hoffe, dass diesen Freilassungen weitere Freilassungen anderer festgehaltenen Kurden folgen würden, insbesondere der 45 während einer kurdischen Demonstration in Qameshli (nordöstlich von Syrien) am 5. Juni 2005 Verhafteten. Die Protestierenden hatten eine Untersuchung des Mordes an dem beliebten kurdischen Geistlichen Maashuq Khaznawi, einem kompromislosen Verteidiger der kurdischen Rechte, gefordert. Im März 2004 lieferten sich Kurden in Aleppo und Qameshli mit Sicherheitskräften und Arabern tödliche Zusammenstöße. Die Behörden gaben an, dass 25 Personen getötet wurden, aus kurdischen Quellen wurde jedoch berichtet, dass die Anzahl der Getöteten bei bis zu 40 lag. (Quelle: AFP, 05.0906, Übersetzt: M. Cornelius) Verfolgung der Festnahmen in al-Raqqa Unter Bezugnahme auf die Presseerklärung, die von dem Syrischen Menschenrechtskomitee (SHRC) am 29.08.2006 herausgegeben wurde, haben verschiedene Quellen bestätigt, dass es sich bei den Personen, die am 23.08.2006 in al-Raqqa festgenommen wurden, nachdem sie von syrischen Nachrichtenkräften provoziert wurden, um 14 handelt. Das SHRC, das keinerlei Rechtfertigung für die Inhaftierung der 14 Personen sieht, verlangt von den syrischen Behörden erneut, diese unverzüglich frei zu lassen. Das SHRC fordert auch ein Ende der Provokationen unter Anhängern von religiösen Schulen sowie alle willkürlichen Festnahmen einzustellen und den Bürgern ihre Freiheit zu gewähren, die es ihnen IMK - Menschenrechtsinformationsdienst Nr. 07/2006 15 ermöglicht, ihren Glauben auszuüben. (SHRC, 08.09.2006) Übersetzt: M. Cornelius Deutschland: ALSTOM verlangt Exportrisikogarantie für Ilisu-Staudamm in Türkei BADEN - Der Verband Angestellte ALSTOM Power hat den Bundesrat in einem Brief aufgefordert, dem umstrittenen Staudammprojekt Ilisu in der Türkei eine Exportrisikograntie zu gewähren. Der Verband argumentiert mit den Arbeitsplätzen. Die unmittelbaren Konsequenzen eines Verlustes des Auftrages seien für den Bereich ALSTOM Hydro enorm, steht im Brief an den Bundesrat. 150 Mitarbeitende unterzeichneten das Schreiben, wie der Verband Angestellte ALSTOM Power mit Sitz in Baden AG am Montag mitteilte. Rund 300 Mannjahre an qualifizierten Arbeitsleistungen gingen in der Schweiz verloren, falls ALSTOM Schweiz den Auftrag nicht erhalte. Der Verband befürchtet negative Folgen für die Schweiz als Wissens- und Technologiestandort. Dem Verband gehören nach eigenen Angaben 2000 Mitglieder an. Die Regierung der Türkei sei keineswegs von der ALSTOM als Lieferantin abhängig. Ein Entscheid auf Nichtgewährung der Exportrisikogarantie ändere nichts am Bau des Projektes. Wasserkraftwerke seien eine der umweltfreundlichsten Energiequellen. Wenn die Nutzung der Wasserenergie aus politischen Gründen behindert würde, so würde die Schweiz gemäß Verband "ein nicht verantwortbares Signal setzen". Anfang August hatte die türkische Regierung das Startsignal für den Bau des Ilisu-Staudamms gegeben. Der Stausee würde mehr als 10 000 Menschen vertreiben und die archäologisch bedeutende Stadt Hasankeyf in der Ost-Türkei überschwemmen. Die Erklärung von Bern (EvB) forderte den Bundesrat wiederholt auf, den Schweizer Firmen keine Exportrisikogarantie zu gewähren. Aus Sicht der entwicklungspolitischen Organisation ist das Projekt ein "Grabstein für Menschen und Kultur". (Quelle: Newsticker Schweiz, 12.09.06) PRESSEMITTEILUNG Breites Organisationsbündnis protestiert gegen Ilisu-Staudamm Die Bundesregierung diskutiert heute über die mögliche Unterstützung des umstrittenen IlisuStaudamms in der Türkei. Aus diesem Anlass protestiert vor dem Wirtschaftsministerium eine Koalition aus elf Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen und kurdischen Verbänden. Sie überbringt ein Zeichen des Protests vor Ort: 35.000 Menschen aus der Region wenden sich in einem Brief an die Bundesregierung, damit sich diese gegen das Projekt ausspricht. „Der Widerstand gegen den Staudamm ist groß: über 70 Organisationen haben sich zusammen geschlossen, um die antike Stadt Hasankeyf zu retten, die den Fluten zum Opfer fällt, wenn der Staudamm realisiert wird“, erklärt Heike Drillisch, Sprecherin der Entwicklungsorganisation WEED. Der Verlust archäologischer Schätze ist nur eines der zahlreichen Probleme, die mit dem Projekt verbunden sind. „Der Staudamm führt dazu, dass zahlreiche Menschen ihre Existenzgrundlage verlieren, ohne dafür anständig entschädigt zu werden“, sieht Ute Hausmann von FIAN Deutschland voraus. „Damit verstößt die türkische Regierung gegen internationale Menschenrechtsstandards.“ Neben einer weiteren Destabilisierung der bürgerkriegsgeschüttelten kurdischen Region durch die Verelendung Zehntausender befürchten die Organisationen Probleme mit den Nachbarländern. Obwohl die türkische Regierung nach interna-tionalem Recht verpflichtet ist, Syrien und Irak zu konsultieren, hat sie dies nicht getan. Auch die ökologischen Folgen wären weit über die Region hinaus spürbar, der Verlust an Biodiversität wäre irreversibel. Die Bundesregierung muss zu einer Entscheidung über das Ilisu-Projekt kommen, weil sich die deutsche Baufirma Züblin daran beteiligen will und eine Hermes-bürgschaft beantragt hat. „Es ist unfassbar, dass die Bundesregierung ernsthaft darüber nachdenkt, dieses Projekt zu unterstützen. Eine Bewilligung der Bürgschaft würde das Signal an alle Staudammbauer der Welt senden, dass Umwelt- und Sozialstandards nicht zählen, wenn es um Geschäfte deutscher Unternehmen geht“, schimpft Regine Richter, Sprecherin der Umwelt- und Menschenrechtsorga-nisation urgewald. Auch mit Auflagen an die Staudammbetreiber, wie sie zur Zeit von der Regierung diskutiert würden, könnten die seit Jahren ungelösten Probleme nicht aus der Welt geschafft werden. Der Ilisu-Damm soll den Tigris im Südosten der Türkei aufstauen. Er soll 1.200 MW Strom erzeugen und wird eine Fläche von 312 km² überfluten. Das Projekt ist seit Jahrzehnten geplant, ein Bürgschaftsantrag wurde bereits 2001 diskutiert. Damals jedoch zerbrach das Konsortium an den ökologischen und sozialen Problemen. „Im wesentlichen hat sich an dem Projekt seit damals nichts geändert“, so Drillisch. „Wir haben alle Probleme genau dokumentiert und der Bundesregierung vorgetragen. Wenn sie ihr eigenes Versprechen, auf die Einhaltung internationaler Standards zu achten, nicht einlöst, tragen wir unseren Protest eben auf die Strasse.“ An dem Protest beteiligen sich neben WEED, urgewald und FIAN auch der Deutsche Naturschutzring (DNR), der Naturschutzbund Deutschland (NABU), GfbV, die Internationalen Ärzte für die Verhinderung des Atomkriegs (IPPNW), International Rivers Network (IRN) sowie die kurdischen Organisationen isku, yekkom, yxk, die Kurdistan AG der FU Berlin und Internationales Zentrum für die Menschenrechte der Kurden (IMK e.V., in Bonn). Sie werden unterstützt von mehreren tausend Menschen in Deutschland, die sich mit ihrer Unterschrift gegen das Projekt ausgesprochen haben. Kontakt: Heike Drillisch, WEED 0177-3452611 Regine Richter, urgewald, 0170-2930725 IMK - Menschenrechtsinformationsdienst Nr. 07/2006 16 Ute Hausmann, FIAN, 0173-6074973 Bildmaterial von der Protestaktion wird auf Anfrage gern zur Verfügung gestellt Weitere Informationen: www.weed-online.org/ilisu oder [email protected] Berlin, den 21.September 2006 WEED – urgewald - FIAN – DNR - NABU IPPNW - IRN - GfbV –isku – yekkom – yxk Kurdistan AG der FU, IMK e.V.-Bonn Sehr verehrte Leserin, sehr verehrter Leser, Wir möchten an Sie appellieren, uns mitzuteilen falls Sie eine e-mail-Adresse haben, denn der Versand über e-mail ist kostengünstiger und schneller. Wir möchten Sie gleichzeitig auf unsere aktualisierten WEB-Seiten in Deutsch und Englisch hinweisen, die interessante Beiträge enthalten. Diese Beiträge tragen nicht unbedingt unsere Meinung, sondern geben die aktuell für unser Themengebiet interessanten Diskussionen wieder. Besuchen Sie doch einmal www.kurden.de. Mit freundlichen Grüßen. Ihre Redaktion ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- PUBLIKATIONEN Die Kinder des Engel Pfau – Religion und Geschichte der kurdischen Yezidi Johannes Düchting KOMKAR Publikation, ISBN: 3-927213-23-3, Preis: 20,00 Euro In Kurdistan ist eine der ältesten Religionen der Menschheit beheimatet: die Religion der Yezidi. Auf Grund von Migration und Vertreibung leben inzwischen aber auch in der Bundesrepublik Deutschland zehntausende Anhänger dieser Religion. Hier dürfte sie inzwischen nach Christen, Moslems und Juden die viertgrößte Religionsgruppe sein. Bekannt ist einer breiten Öffentlichkeit aber so gut wie nichts über sie. Lediglich von „Teufelsanbetern“ oder einer „Geheimreligion“ wird gemunkelt und alle paar Wochen verbreitet ein deutsches Montagsmagazin Schauergeschichten über die Religionsgruppe. Allenfalls weiß man noch aus der Lektüre Karls Mays, daß die Yezidi irgendwo im „wilden Kurdistan“ beheimatet sind. Johannes Düchting, Vorstandsmitglied des Internationalen Zentrums für Menschenrechte der Kurden, berichtet in seinem im November 2004 erschienenen Werk kenntnisreich über die Inhalte der yezidischen Religion und die Geschichte des yezidischen Volkes. Der Autor zählt zahlreiche Angehörige der Religion zu seinem Bekanntenkreis und hat mehrfach die Heimatregion der Yezidi (zuletzt im September 2004 das im Nord-Irak gelegene religiöse Zentrum von Sheikh Adi) besucht. Schwerpunkt des ersten Teils des auf zwei Bände konzipierten Werkes sind die Inhalte und die Praxis der yezidischen Religion, die der Autor im Vergleich mit zahlreichen anderen kurdischen und nah-östlichen Religionen darstellt, die Einfluß auf die Yezidi-Religion genommen haben, aber auch von dieser beeinflußt worden sind. Bestellung: beim IMK e.V. ------------------------------------------------------------------------------------------------- IMK - Menschenrechtsinformationsdienst Nr. 07/2006 17 Dokumentation: Trauma und Therapie Erfahrungen in der psychosozialen Arbeit mit Überlebenden von Krieg und Gewalt Mit Beiträgen von: Knut Rauchfuss, Imihan Zorlu, Hamidiye Ünal, Jutta Bierwirth, Cinur Ghaderi, Karin Griese, Dr. med. Hubertus Adam, Dr. med. Joachim Walter, Salah Ahmad, Joachim Sobotta und Johannes Düchting Das Internationale Zentrum für Menschenrechte der Kurden und die Medizinische Flüchtlingshilfe haben in den Jahren 2002 und 2003 eine Reihe von Fortbildungsveranstaltungen für MitarbeiterInnen und KollegInnen in der Arbeit mit Kriegs- und Gewaltopfern sowie für andere beruflich motivierte InteressentInnen durchgeführt. Im Rahmen der Fortbildungsreihe stellten ExpertInnen aus unterschiedlichen Feldern der psychosozialen Arbeit ihre Erfahrungen im Umgang mit Opfern von Krieg und staatlicher Gewalt vor und referierten über Entstehungsbedingungen von Traumata, Therapiemethoden sowie über die vielschichtigen gesellschaftlichen Hindernisse in der Arbeit mit Betroffenen. Ein Teil der Vorträge dieser Fortbildungsreihe, ergänzt um eigene Beiträge der HerausgeberInnen, haben zu diesem Buch geführt. Es soll dazu beitragen, die Diskussion um Methoden und Ziele psychosozialer Arbeit mit Überlebenden von Krieg und Folter fortzuführen. ISBN 3 – 933881 – 19 – 6, Zu beziehen über IMK e.V., Preis: 21,-- Euro (incl. Versandkosten) -------------------------------------------------------------------------------------------"Mord im Namen der Ehre" Entwicklung und Hintergründe von "Ehrenmorden" – eine in Kurdistan verbreitete Form der Gewalt gegen Frauen Eine besonders verabscheuenswürdige Form der Gewalt gegen Frauen sind die "Morde im Namen der Ehre," die bis heute im Nahen Osten und vor allem auch in Kurdistan üblich sind, ja sogar in den letzten Jahren häufiger geworden zu sein scheinen. Immer wieder werden dort Frauen ermordet, nur weil sie in Konflikt mit den rigiden herrschenden Moralvorstellungen geraten sind. Was sind die Gründe dafür, dass zahlreiche Frauen umgebracht werden, nur um die angeblich durch sie befleckte Familienehre zu reinigen? Stehen die "Ehrenmorde" mit dem Erstarken des Islam und seinen Moralvorstellungen im Zusammenhang? Warum sind diese Morde vor allem in Kurdistan zu beobachten, handelt es sich bei ihnen etwa um eine "kurdische Tradition"? Diesen Fragen gehen in diesem Buch zwei kurdische Wissenschaftlerinnen nach. Die Rechtsanwältin Hamiyet Izol untersucht das Phänomen in den türkischen Teilen Kurdistans, Dr. Mukaddes Sahin in den irakischen Teilen des Landes, vor allem in den sog. kurdischen Selbstverwaltungs-Gebieten, die schon vor dem Sturz des Saddam-Regimes dem Zugriff des Tyrannen entzogen waren. Johannes Düchting informiert darüber, wie das deutsche Flüchtlingsrecht mit Frauen umgeht, die Gefahr laufen, in ihrer Heimat Opfer von "Ehrenmorden" zu werden. Zu beziehen über IMK e.V. Preis: 12,-- Euro (incl. Versandkosten) ----------------------------------------------------------------------------------------------AUSLÄNDER IM EIGENEN LAND - Die Situation staatenloser Kurden in Syrien In der Provinz Hasaka wurde 1962 ca. 120.000 Kurden die syrische Staatsangehörigkeit entzogen, sie wurden so zu Staatenlosen, zu Ausländern im eigenen Land. Die vorliegende Dokumentation beschäftigt sich mit der Situation dieser Bevölkerungsgruppe. Unser Ziel ist es, in einem ersten Schritt sowohl die Hintergründe ihrer Ausbürgerung als auch deren bis in die Gegenwart reichende Folgen darzustellen. Gezeigt wird, dass die Ausbürgerungskampagne von 1962 integraler Bestandteil der allgemeinen Arabisierungsbestrebungen der syrischen Regierung gewesen ist und dass die syrische Politik gegenüber den (staatenlosen) Kurden bis in die Gegenwart durch diese Arabisierungslogik geprägt wird. IMK - Menschenrechtsinformationsdienst Nr. 07/2006 18 In einem zweiten Schritt wird aufgezeigt, gegen welche nationalen Gesetze und internationale Abkommen die syrische Praxis gegenüber Staatenlosen verstößt. Dieser Teil der Studie schließt mit einer Reihe von Empfehlungen zur Verbesserung der Situation der Staatenlosen, die insbesondere an die syrische Regierung, aber auch an andere internationale Akteure gerichtet sind. Die Situation der aus Syrien stammenden „staatenlosen“ Kurden hat inzwischen auch die deutschen Behörden und Gerichte beschäftigt. Immer mehr dieser Kurden gelingt die Flucht nach Europa und in die Bundesrepublik Deutschland, wo sie, um ihren Aufenthalt hier zu sichern, zumeist Asyl beantragen. Lange Zeit spielte es in den Asylverfahren keine Rolle, ob es sich bei den Asylbewerbern um Kurden mit oder ohne syrische Staatsangehörigkeit handelte. Etwa Anfang 2001 änderte sich jedoch die Rechtsprechung hinsichtlich dieses Personenkreises. Inzwischen werden in Deutschland Asylanträge, die sich darauf stützen, dass man staatenloser Kurde aus Syrien sei, regelmäßig abgelehnt. Da zur Situation staatenloser Kurden kaum Veröffentlichungen in deutscher Sprache vorliegen, hoffen wir mit unserer Dokumentation einen wichtigen Beitrag zu diesem Thema geleistet zu haben. Mit Beiträgen von Eva Savelsberg, Siamend Hajo und Celal Abbas Kömür sowie Johannes Düchting Zu beziehen über IMK e.V. Preis: 10,- Euro (incl. Versandkosten) ISSN 1438- 08 , Herausgeber: IMK e.V., Postfach 200738, D-53137 Bonn, Telefon: + 49 228 362 802, Fax: + 49 228 36 32 97 e-mail: [email protected], Website: http://www.kurden.de Verantwortlicher Leiter: Abubekir Saydam Abonnementbedingungen (pro Jahr): • Stiftungen, Parteien, Regierungen und internationale Organisationen sowie Gremien: 92,00 € • Gerichte, Rechtsanwälte, Menschenrechtsorganisationen, Flüchtlingsberatungsstellen: 46,00 € • Förderabonnement, Einzelpersonen und kleinere Vereine: 31,00 € Bankverbindung : Bank für Sozialwirtschaft Köln, BLZ: 370 205 00, Geschäfts-Konto: 83457 00 Spendenkonto: 83457 01 Für Auslandsüberweisungen: BIC: BFSWDE33 IBAN: DE82 3702 0500 0008 3457 00 IMK - Menschenrechtsinformationsdienst Nr. 07/2006 19