Inquisition
Transcrição
Inquisition
IRF Inquisition Eine Einführung zum Thema InquisitionJean-Paul Laurens, Papst und Inquisitor, 1882 Das Inquisitionstribunal (Francisco de Goya, 1812-1819)Der Begriff „Inquisition“Das lateinische Wort „inquisitio“ bedeutet „Untersuchung“. Es bezeichnete ein im Mittelalter entwickeltes Untersuchungs- und Gerichtsverfahren zur Anklage und Verurteilung von Häretikern durch eigens dafür ernannte Spezialisten (Inquisitoren). Später wird der Begriff auch für Organisationen verwendet, die mit der Durchführung von Inquisitionsverfahren beauftragt sind.Karte Europas im Jahr 1092HintergrundDie Inquisition entstand als Reaktion auf das verstärkte Auftreten häretischer (irrgläubiger) Gruppen im Mittelalter ab dem 11. Jh. Diese Entwicklungen sind auf dem Hintergrund massiver sozialer Veränderungen zu dieser Zeit zu sehen: Bevölkerungswachstum, verstärkte Mobilität, Städte, religiöser Aufbruch und Unzufriedenheit mit kirchlichen Misständen. Diese Gruppen waren sehr erfolgreich: In manchen Gegenden zählte der Großteil der Bevölkerung zu ihren Anhängern.Papst Gregor IX. führte das Amt des Inquisitors ein (mittelalterliche Handschrift um 1270)Herausbildung des InquisitionsverfahrensLangsam bildete sich 13. Jh. ein Verfahren zur Auffindung und Überführung von Häretikern heraus: Die Behörde konnte von sich aus eine Untersuchung einleiten, Gottesurteile wurden abgeschafft, der Beweisfindung hingegen große Aufmerksamkeit geschenkt. Erstmals für den kirchlichen Bereich wurde die Folter als Befragungsmethode zugelassen. Häufigste Strafen waren Bußauflagen (Wallfahrten, Tragen von Bußzeichen) und Haftstrafen. In hartnäckigen Fällen wurden die Ketzer der weltlichen Obrigkeit übergeben und verbrannt.Das Wunder von Fanjeaux (Pedro Berruguete, c. 1400); Nach einem Bericht im Libellus des Jordan von Sachsen wurden die Bücher der Katharer und Katholiken in einem Gottesurteil dem Feuer übergeben. Die katholischen Bücher wurden vom Feuer dreimal zurückgewiesen.Die KatharerDie größte Herausforderung stellten die Katharer dar. Aus diesem Wort entwickelte sich der Begriff „Ketzer“, der später für alle Häretiker verwendet wurde. Die Katharer traten für radikale Besitzlosigkeit ein, lehnten die meisten Sakramente ab, auch die Ehe, die Vollmitglieder durften keinen Geschlechtsverkehr haben und niemanden töten, sie hielten sich an strenge Askese- und Moralvorschriften. Ihr Weltbild war von einem strikten Dualismus von gutem Gott und böser Welt gekennzeichnet, konsequenterweise galt ihnen der Teufel als Schöpfer der Welt.Symbol der InquisitionDie päpstliche Inquisition des MittelaltersDie päpstliche Inquisition des Mittelalters bekämpfte vor allem die neu auftretenden häretischen Gruppen (Katharer, Waldenser, Hussiten etc.). Der Papst sandte Inquisitoren in viele Gegenden Europas, vielfach konnten sie sich aber gegen die Konkurrenz der dortigen bischöflichen Inquisitoren kaum durchsetzen (z. B. im Dt. Reich). Die Gesamtzahl der Verurteilten kann nicht mehr festgestellt werden, ein sehr kleiner Teil davon wurde zum Tod verurteilt.Auto-da-fe unter Vorsitz des hl. Dominikus (Pedro Berruguete, 1475)Gewissensqualen eines Inquisitors„Es ist nämlich sehr schwer, Ketzer zu überführen, wenn sie selbst ihre Irrlehre nicht offen bekennen, sondern sie verbergen oder wenn nicht sichere, ausreichende Zeugnisse gegen sie vorliegen. In diesem Fall ergeben sich für den Inquisitor in jeder Hinsicht Schwierigkeiten. Denn das Gewissen quält ihn einerseits, wenn der Ketzer bestraft wird, ohne gestanden zu haben und ohne überführt worden zu sein, andererseits beunruhigt es das Herz des Inquisitors noch mehr, wenn Ketzer durch ihre füchsische Schlauheit zum Schaden für den Glauben davonkommen, weil sie selber dadurch noch mehr bestärkt werden, zahlenmäßig um ein Vielfaches zunehmen und noch schlauer werden. Andererseits bekommen auch gläubige Laien dadurch einen Grund für ein Ärgernis, weil die gegen eine Person begonnene Arbeit der Inquisition sozusagen in chaotischer Verwirrung aufgegeben wird und weil sie gewissermaßen im Glauben geschwächt werden, wenn sie sehen, dass gelehrte Männer so von ungebildeten und minderwertigen Personen verspottet werden.“ (Aus dem Handbuch des Inquisitors Bernard Gui, 14. Jh.)"Auto de Fe" (Francisco Ricci,1683); Eine Szene in Madrid 1680 während der spanischen InquisitionDie Spanische Inquisition der Neuzeit Sie unterstand völlig der Kontrolle des spanischen Staates. Sie richtete sich zunächst gegen Neuchristen, die offiziell vom Judentum bzw. vom Islam zum Christentum konvertiert waren. Später ging sie auch gegen verschiedene Verfehlungen der „Altchristen“ vor (z. B. Zauberei, Sexualdelikte). Sie war auch für Hexerei zuständig, schaffte die Hexenverfolgungen aber relativ bald ab. Insgesamt wurden ca. 6000 Todesstrafen verhängt, die meisten am Beginn (1480-1530). http://www.irf.ac.at Powered by Joomla! Generiert: 20 January, 2017, 17:42