Oldtimer: Der Rammstein-Sta

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Oldtimer
Der Rammstein-Star und die Liebe zum VW Bulli
Von Denise Juchem 21. Mai 2010, 13:24 Uhr
Die meisten kennen Christian "Flake" Lorenz nur als den Keyboarder der Band Rammstein. Doch in seiner
Berliner Heimat betreibt der Oldtimer-Fan noch erfolgreich die Autovermietung "Berlin Bulli". Seine
Spezialität: kultige VW-Busse aus den 70er-Jahren – zum Verdruss des Weltkonzerns Volkswagen.
Christian 'Flake' Lorenz (r.) und Dirk Salomon betreiben in Berlin einen Verleih von VW-Bussen aus den
70er-Jahren.
„Mann, klingt der geil!“ Christian „Flake“ Lorenz, Keyboarder der Band Rammstein, kann sich noch gut an
seine erste Begegnung mit einem VW Bulli erinnern. Kurz nach der Wende fuhr ein Freund mit einem
sogenannten T2, der zweiten Baureihe des VW Transporter aus den 70er-Jahren, in Ost-Berlin vor. Der Bus
wurde zum Bandbus seiner damaligen Gruppe Feeling B. Bei der Europatournee von Rammstein, die heute in
Berlin beginnt, gibt es inzwischen komfortablere Gefährte. Doch dem Bulli ist Flake Lorenz treu geblieben –
als Geschäftsmann.
„Ich lehne neue, sinnlose Sachen generell eher ab“, sagt der 43-jährige Musiker. Das dürfte auch auf die
Bandbusse von heute zutreffen. Seit 1999 beschäftigt sich Lorenz professionell mit alten Autos, damals
gründete er zusammen mit seinem Freund Dirk Salomon den Oldtimer-Verleih Classicdepot.
Knapp 100 alte Autos haben sie im Angebot, vom Goggomobil über einen Cadillac-Leichenwagen von 1968
bis – natürlich – zum VW Bulli aus den 70er-Jahren. Vor drei Jahren haben sie, mittlerweile standesgemäß im
Meilenwerk (Berlin-Tiergarten) angesiedelt, eine zusätzliche Marktlücke entdeckt und Berlin Bulli gegründet,
einen Spezialverleih der kultigen Busse. Die meisten sind orange-weiß, haben den original WestfaliaCampingausbau und tragen Namen wie „Woodstock“, „Flower Power“ oder „Love and Peace“. „Diese
Autos stehen für ein ganz besonderes Lebensgefühl, das wollen wir an unsere Kunden weitertragen“, sagt
Salomon.
Auf Zeitreise in die Ära der Hippies begeben sich vor allem junge Menschen Anfang 20. „In der
Festivalsaison sind unsere Busse heiß begehrt. Das ist schon was Besonderes, mit einem solchen Bus
vorzufahren. Da hat man die Sympathien gleich auf seiner Seite“, sagt Salomon. Und sein Kompagnon
ergänzt: „Danach kannste was erzählen. Das ist nicht wie so ein langweiliges Hymer-Wohnmobil.“ Ein
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solches modernes Gefährt habe zwar Mikrowelle, Dusche und Fernsehen an Bord, doch das ist für die beiden
Oldtimer-Liebhaber nur „vermeintlicher Luxus“. „Und ein Klo im Bus? Mal ehrlich, das braucht doch kein
Mensch“, sagt Flake Lorenz.
Von „Bitte nicht berühren!“-Schildern halten die beiden nichts. „Alte Autos sind rollendes Kulturgut. Die
gehören auf die Straße und nicht ins Museum“, sagt Lorenz. Für ihn ist ein Auto, das nicht fährt, ebenso eine
Verschwendung wie ein Picasso, der im Keller hängt. Schnäppchen sind die mobilen 70er jedoch nicht. Die
Mietpreise für die mit 50 bis 70 PS bestückten Bulli beginnen bei 115 Euro für einen und 260 Euro für drei
Tage.
Auch wenn die Busse in der persönlichen Oldtimer-Beliebtheitsskala von Dirk Salomon und Flake Lorenz
nicht an oberster Stelle stehen, so fahren sie doch auch mal selbst damit übers Wochenende weg. Bei einer
Außentemperatur von drei Grad kann man sich vielleicht Schöneres vorstellen, als im Bulli zu übernachten.
Flake Lorenz hat sein Ostseeausflug auch in der kühleren Jahreszeit gefallen. „Das ist für mich die höchste
Form des Luxus.“ Er stellte sich eine Kerze im Bus auf und fühlte sich wohl. „Ich war begeistert, wie groß
und hell es darin ist.“
15 Busse gehören mittlerweile zum Fuhrpark von Berlin Bulli. Technisch sind die Kultmobile alle im
Bestzustand. „Die Busse sind zuverlässig.“ Standardwerkzeug ist dennoch an Bord. „Im schlimmsten Fall
findet man aber auch immer jemanden, der einem bei der einfachen Technik helfen kann.“ Bei genauerem
Hinschauen fallen an dem einen oder anderen Bus kleinere Macken auf. „Das finden wir nicht schlimm. Nach
35 Jahren darf ein solches Gefährt ruhig lebendig aussehen“, findet Salomon. Zwei Bulli-Exemplare sind
jedoch völlig makellos. „Für die verlangen wir auch etwas mehr Geld.“
Und die Bulli-Flotte wächst weiter. Als sich Salomon und Lorenz daran erinnern, wie sie zu ihrem bislang
ungewöhnlichsten Bulli gekommen sind, müssen sie beide lachen. „Wenn es um alte Autos geht, dann drehen
wir auch mal durch. Wir kaufen und überlegen erst dann, was wir damit machen wollen“, sagt Salomon.
Er war es auch, der bei Ebay einen Kran-Bulli aus dem Jahr 1969 entdeckt hatte. Ganz aufgeregt rief er
seinen Geschäftspartner an. Flake, der mit Rammstein gerade unterwegs war, musste erst einmal einen
Internetzugang suchen. Seine erste Reaktion: „Wat soll’n wa denn damit?“ Gekauft wurde das Gefährt
dennoch. Mieten wollte ihn aber noch niemand. Begehrter ist hingegen der original Eiswagen „Daddy Cool“,
der mit einer Gefriertruhe bis minus 20 Grad ausgestattet ist. Der Hit auf Straßenfesten oder Hochzeiten, wie
die beiden Oldtimer-Fans versichern.
Auch wenn die Classicdepot-Betreiber großen Wert auf Originaltreue legen, so begehen sie bei den
Bullisjedoch einen kleinen Stilbruch: Alle Busse sind mit CD-Player ausgestattet. Die Musik seiner Band
Rammstein empfiehlt Flake Lorenz jedoch nicht unbedingt, Led Zeppelin sei da schon passender. „Zum
Autofahren eignet sich ältere Musik ohnehin viel besser.“
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