Andreas Lenz: Masterarbeit an der UC Irvine

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Andreas Lenz: Masterarbeit an der UC Irvine
Erfahrungsbericht
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Masterarbeit an der UC Irvine
In diesem Bericht möchte ich die Erfahrungen aus meinem Auslandsaufenthalt an der University of California, Irvine von Februar bis Juni 2016 teilen.
Gleichzeitig möchte ich hiermit meinen herzlichen Dank an den EIKON e.V.
ausdrücken, dessen großzügige Unterstützung mir den Auslandsaufenthalt enorm
vereinfachte und es mir erlaubte mich ohne finanzielle Sorgen auf meine Studienarbeit zu konzentrieren.
Der Studiengang der Elektro- und Informationstechnik an der Technischen
Universität München wird durch eine Abschlussarbeit, die sogenannte Master’s
Thesis, vervollständigt. Sie stellt eine umfangreiche, wissenschaftliche Arbeit
dar, die eine fachlich spezialisierte Aufgabenstellung enthält. Nachdem ich
im Rahmen meines Studiums noch einen Auslandsaufenthalt in den USA bestreiten wollte und alle restlichen Kurse bereits absolviert hatte, bemühte ich
mich um diesen im Rahmen meiner Masterarbeit. Nachdem ich eine solche im
Themengebiet der Signalverarbeitung suchte, entschied ich mich als betreuenden Professor für Professor Lee Swindlehurst von der UC Irvine, welcher zur Zeit
des Aufenthaltes das Hans Fischer Senior Fellowship am Institute for Advanced
Studies der TU München innehielt.
Die University of California, Irvine, kurz UCI, ist eine der zehn Universities
of California. Der Campus befindet sich 60 Kilometer südlich von Los Angeles
in Irvine inmitten des Bezirkes Orange County. OC ist unter anderem bekannt
geworden durch die Fernsehserie O.C., California und durch die Tatsache, dass
es Heimat vieler bekannter Bands, wie The Offspring, Bad Religion oder No
Doubt ist. Die Universität, wie auch die die Stadt Irvine blicken auf eine junge
Vergangenheit. So waren anstelle der vielen mediterran wirkenden Communities, welche sich heute auf einer Fläche von 180 Quadratkilometern rings um den
Campus ansiedeln, bis Mitte des 20. Jahrhunderts noch Ranches. Diese wurden
in den 1960er Jahren von der Irvine Company aufgekauft, um die Stadt zu planen und aufzubauen. Heute gilt Irvine aufgrund der niedrigen Verbrechensrate
laut FBI als die sicherste Stadt der USA. Die Universität feierte 2015 ihr 50
jähriges Jubiläum und bietet mittlerweile gut 25.000 Studenten einen Studienplatz. Wie ganz Süd-Kalifornien, oder SoCal, wie es von Einheimischen genannt
wird, erfreut sich auch Irvine an durchgehend gutem Wetter und warmen Temperaturen, sowohl im Sommer als auch im Winter. Daher und zusätzlich durch
die Lage zwischen Los Angeles und San Diego, der Nähe zum pazifischen Ozean
und den vielen bekannten Stränden, wie Huntington Beach oder Crystal Cove
Beach erfreut sich die Gegend großer Beliebtheit bei Urlaubern aus allen Bereichen der Welt. Besonders Orte wie Huntington Beach oder Newport Beach
ziehen sehr wohlhabende Menschen auch für eine permanente Residenz an und
machen das Leben dort zu einem multikulturellen Erlebnis.
Die Vorbereitung des Aufenthaltes gestaltete sich als aufwendig, wurde jedoch durch die freundliche und hilfreiche Unterstützung der Universität und
meines betreuenden Professors deutlich vereinfacht. Dennoch rate ich, gerade durch den langwierigen Visa-Prozess welcher sich durchaus einige Monate
hinziehen kann, eine rechtzeitige Planung eines eventuellen Aufenthaltes vor1
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zunehmen. Durch die vorteilhafte Lage des des John Wayne Airport, welcher
glücklicherweise nur wenige Kilometer vom Campus entfernt liegt, ist die Anreise
unkompliziert. Dieser kann per Zwischenstopp in den USA angeflogen werden,
oder, alternativ ist es möglich einen Direktflug nach Los Angeles zu buchen
und einen Taxitransport bei einem der vielen Taxiunternehmen 1 für rund 20
Euro nach Irvine zu buchen. Insgesamt sollte es bei rechtzeitiger Planung daher
möglich sein, eine Hin-und Rückreise für circa 900 Euro zu bekommen. Nachdem dann auch Flug, Wohnung und Krankenversicherung2 organisiert waren,
konnte es endlich zu meinem viermonatigen Aufenthalt in Kalifornien los gehen.
Angekommen in Irvine, fiel mir zuerst die dortige Bauweise auf, welche wegen
der flachen Bebauung und der mediterranen Flora an einen Urlaubsort erinnern
lassen. Der Campus und auch die umliegenden Communities werden von Palmen
geziert und durch freundliche Hausfarben erwärmt. Auch sind viele Wohngebiete durch einen Pool ergänzt, welcher von den Anwohnern genutzt werden
kann. Der Campus selbst stellt eigentlich eine eigene Kleinstadt dar. Mit Supermärkten, Kino, Restaurants, Copyshops, einem Pub und sogar Postämtern
sind fast alle wichtigen alltäglichen Bedürfnisse gedeckt. Die wichtigsten Orte,
wie das International Office, der Book Store, die Bücherei und das Immatrikulationsamt befinden sich alle zentral im Student Center. Dazu gibt es sogar ein,
in einem Ort wie Irvine fast unnötiges, UC Irvine Police Department, welches
für Ordnung auf und um den Campus sorgt. Auffällig sind auch die Anzahl an
luxuriösen Autos, welche sich auf den Parkplätzen rings um das Universitätsgelände tümmeln. Diese gehören nicht nur wohlhabenden Anwohnern, sondern
durchaus auch einigen von Fortuna gesegneten Studenten, derer es an der UCI
nicht mangelt. Ebenso ins Auge springen, überall auf dem Campus zu findende,
Statuen und Gemälde von Ameisenbären, das etwas skurrile Maskottchen der
Universität.
Durch die vielseitigen Angebote des International Centers sowie die offene
Art der Südkalifornier fiel das Knüpfen von Kontakten nicht schwer. Von einfachen Kaffee-Treffs über Kultur Workshops bis hin zu Tagestrips organisieren
hilfsbereite, einheimische Studenten vielerlei Möglichkeiten, andere lokale und
internationale Studenten kennen zu lernen und sich über interessante Themen
auszutauschen. Wer Kalifornien noch nicht bereist hat, sollte sich die zentrale
Lage der Universität unbedingt zu Nutze machen. Wochenendausflüge nach
San Francisco, Los Angeles oder San Diego sind uneingeschränkt zu empfehlen.
Auch die umliegenden Nationalparks wie Yosemite, Joshua Tree oder Death
Valley ziehen einen durch ihre einmalige, beeindruckende Natur in den Bann
und sind in jedem Fall einen Besuch wert. Ebenso attraktiv ist eine Reise nach
Mexiko, nachdem die Grenze lediglich 150 Kilometer südlich von Irvine liegt.
Daneben locken selbstverständlich die naheliegenden Strände, Disneyland oder
ein Baseballspiel der, im nahegelegenen Stadium beheimateten Anaheim Angels.
Das Anteater Recreation Center der UCI bietet jedem Sportbegeisterten eine
Möglichkeit, sportlich aktiv zu bleiben. Es bietet ein gut ausgestattetes Fitness
1 Siehe
http://shuttletolax.com/ oder http://www.primetimeshuttle.com/
entschied mich für die von der Universität vorgeschlagene internationale Krankenversicherung von Garnett Powers Associates
2 Ich
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Studio, ein Schwimmbad, diverse Hallen für Ballspiele und auch Tanzstudios
für verschiedenste Tänze und vieles mehr. Sehr gefreut habe ich mich auch
über die Begeisterung für Fußball, so findet man fast jeden Tag eine aufnahmefreudige Gruppe beim spielen - entweder auf dem Rasen, der Halle oder der
Streethockey Anlage. Außerdem veranstaltet das ARC auch regelmäßig Tagesausflüge zum Klettern, Wandern oder einfach zum Besichtigen von nahegelegenen Sehenswürdigkeiten. Die umliegenden Städte, wie Santa Ana, Costa Mesa
oder Newport Beach reizen mit internationalen Restaurants und Bars und einer
Vielzahl an kulturellen Aktivitäten, wie Museen, Märkten oder Einkaufszentren.
Zu guter Letzt gibt es natürlich den Campus, der auch einiges zu bieten hat. Fast
täglich gibt es hier Veranstaltungen, die von den universitären Studentenclubs
oder auch von externen Veranstaltern organisiert werden. Kulturfestivitäten
verschiedenster Ethnologien aus Zentralamerika, Südostasien, dem Nahen Osten und vieler mehr reihen sich hier neben politischen motivierten Aktionen
oder Verkaufsständen von Studenten, die nach einem Nebenverdienst suchen.
Leider gibt es bei all den positiven Punkten auch ein paar negative, welche
das Erlebnis etwas trübten. Zum einen seien die horrenden Lebenshaltungskosten
erwähnt. Nachdem ich außerhalb der regulären Anreisezeiten für Studenten
angekommen bin, konnte ich keine Wohnung auf dem Campus bekommen und
mußte daher nach einer Privatwohnung in der Nähe Ausschau halten. Teilweise
sind diese Wohnungen sogar näher an den Fakultätsgebäuden, jedoch ist es leider
dort kaum möglich, ein Zimmer unter 800 Euro pro Monat zu bekommen. Dies
ist auch der Grund dafür, dass viele Studenten sich dazu entschließen, ein Zimmer mit ein, oder sogar zwei anderen Mitbewohnern zu teilen um die Mietkosten
auf einen günstigeren Preis von 250 bis 300 Euro pro Monat zu drücken. Auch
für die Lebensmittel sollten deutlich höhere Preise einkalkuliert werden, als man
sie aus Deutschland gewohnt ist. Zusätzlich kosten verlangen viele Veranstaltungen, wie Märkte oder Volksfeste Eintritt, die man in Deutschland normal
kostenlos besuchen kann. Zusätzlich muss oft auch Geld und extra Zeit für den
Transport eingeplant werden, welcher sich aufgrund der großen Distanzen und
des minimalen öffentlichen Verkehrs manchmal schwierig zeigt.
Zuletzt möchte ich noch über die eigentliche Arbeit an der Masterarbeit
berichten. Ich beschäftigte mich mit der Signaloptimierung von Radarsystemen.
Der Fokus hierbei lag darauf, ein ressourceneffizientes Design von Sender und
Empfänger zu finden. In vielen alltäglichen und auch spezialisierten Anwendungen finden Radars ihren Einsatz. So verwendet beispielsweise die Einparkhilfe
von PKWs ein akustisches Radar und die Radarpistolen der Verkehrspolizei
bedienen sich oft eines optischen Radars um die Geschwindigkeit und Entfernung eines sich annähernden Automobils zu bestimmen. Darüber hinaus gibt es
zahllose Anwendungen im Schiff- und Flugverkehr, der Unterhaltungselektronik
und vielem mehr. All diese Systeme sind gewissen Restriktionen seitens der
Hardware, wie beispielsweise Rechenkapazität oder Leistungsaufnahme, unterworfen. Die Masterarbeit beschäftigt sich nun mit der Frage, welche Signale und
Empfangsfilter für solche Anwendungen zu den bestmöglichen Schätzergebnissen führen, wenn oben genannte Einschränkungen eingehalten werden müssen.
Ziel dieser Diskussion war es ein generelles Verständnis zu schaffen, welche Sig3
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nalformen für solche Aufgaben förderlich sind. Durch die Hilfe und das erstaunliche Hintergrundwissen meiner Betreuer gelang es mir erfreulicherweise,
große Fortschritte zu diesem Thema zu machen, welche nun in der Zeit nach
meinem Aufenthalt an der TUM vervollständigt werden. Zu meinem betreuenden Professor hatte ich durchgehenden Kontakt durch regelmäßige Treffen,
wodurch ich kontinuierlich Fortschritte, Fragen oder weiteres Vorgehen diskutieren konnten. Auch durch die tatkräftige Unterstützung motivierter Mitarbeiter gab es immer einen Ansprechpartner bei Problemen und erzeugten dadurch
eine produktive und angenehme Arbeitsatmosphäre.
Alles in allem wird mir der Auslandsaufenthalt durch spannende und auch
überraschende Erkenntnisse als eine unvergeßliche Reise in Erinnerung bleiben.
Darüber hinaus konnte ich während meiner Zeit in Irvine akademische sowie
auch haltende persönliche Kontakte zu knüpfen, welche mich in meiner weiteren
Laufbahn unterstützen und weiterbringen werden können. Fachlich konnte ich
meine bisherige Ausbildung an der TUM durch die effektive Arbeit am dortigen
Institut immens erweitern und die unersetzliche Erfahrung von weiteren Blickwinkeln auf meine bisherige Arbeit gewinnen. Bei jeglichen Fragen zu einem
Aufenthalt dieser Art stehe ich gerne zur Verfügung und werde versuchen, sie
bestmöglichst per E-Mail zu beantworten.
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