Apropos Patterns for Embroidery, Lace and Woven Textiles
Transcrição
Apropos Patterns for Embroidery, Lace and Woven Textiles
Apropos Patterns for Embroidery, Lace and Woven Textiles [Margaret Abegg] Autor(en): Gasser, Manuel Objekttyp: BookReview Zeitschrift: Du : die Zeitschrift der Kultur Band (Jahr): 39 (1979) Heft 5 PDF erstellt am: 20.01.2017 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. Die systematische Speicherung von Teilen des elektronischen Angebots auf anderen Servern bedarf ebenfalls des schriftlichen Einverständnisses der Rechteinhaber. Haftungsausschluss Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr für Vollständigkeit oder Richtigkeit. Es wird keine Haftung übernommen für Schäden durch die Verwendung von Informationen aus diesem Online-Angebot oder durch das Fehlen von Informationen. Dies gilt auch für Inhalte Dritter, die über dieses Angebot zugänglich sind. Ein Dienst der ETH-Bibliothek ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz, www.library.ethz.ch http://www.e-periodica.ch MARGINALIEN Kunstbuch des Monats GESTICKT, GEKLÖPPELT, GEWEBT Margaret Abegg: Apropos Patterns for Embroidery, Lace and Woven Textiles Schriften der Abegg-Stiftung Bern Verlag Stämpfli, Bern. sFr. 98.- mg - Textilien wie Stickereien, Spit¬ zen und gewebte Stoffe sind die Stiefkinder der Kunstbetrachtung. Der Grund: Von allen gebräuchli¬ chen Werkstoffen sind Seide, Lei¬ nen, Wolle, Baumwolle die weitaus hinfälligsten. Dazu kommt der Um¬ stand, dass Stickereien, Spitzen und gewebte Stoffe im Gegensatz zu Schmuck, Silber- und Porzellange¬ schirr und Glas recht eigentlich für den Verschleiss geschaffen sind. Will heissen, dass diese fragilen Kunstwerke in den meisten Fällen so lange getragen werden, bis ihre Schönheit dahin ist. Meisterwerke der Textilkunst gehören darum zu den grössten Seltenheiten, und ihre chronologische Darstellung anhand von Originalen zählt zu den diffizil¬ sten Aufgaben der Forschung. wichtiger gewesen als die Physio¬ gnomien der Modelle. Diese beiden Hilfsmittel wusste sich Margaret Abegg, die Verfasserin des hier besprochenen Werkes «Apro¬ pos Patterns for Embroidery, Lace and Woven Textiles» auf ingeniöse Weise dienlich zu machen. Denn sie gibt mit ihrer grossangelegten, prachtvoll illustrierten Arbeit nicht nur einen vollständigen Überblick über die Modelbücher seit deren An¬ fängen und bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts - es gelingt ihr auch der Tour de force, die Ausfüh¬ rung einer langen Reihe von Sticke¬ rei-, Spitzen- und Webmustern am Beispiel von zeitgenössischen Por¬ träts zu zeigen. Wer immer Interesse für kunstge¬ schichtliche Forschung mit detekti¬ vischem Einschlag hat, wird an die¬ sen Gegenüberstellungen seine helle Freude haben. So gelang es der Autorin beispielsweise, die Vorlagen für gestickte, geklöppelte oder ge¬ webte Textilien auf Bildern von Ber¬ nard Strigel, Lucas Cranach d.Ä., Hans Burkmair, Hans Holbein d. J., Rubens und vielen anderen in gleichzeitigen Modelbüchern ausfin¬ dig zu machen. Noch überraschter Nun gibt es allerdings zwei Quellen, aus denen der Kunsthistoriker im¬ PRfr mer dann schöpfen kann, wenn der in Museen und Privatsammlungen gehortete Textilienbesitz Lücken aufweist. Da sind einmal die Model¬ bücher, will sagen die mit Holz¬ schnitten oder Kupferstichen illu¬ strierten Anleitungen für Sticker, Spitzenklöppler und Weber. Die älteste dieser Mustersammlun¬ gen stammt mit grosser Wahr¬ scheinlichkeit aus dem Jahre 1523 und wurde in Augsburg gedruckt; im 17. und 18. Jahrhundert erlebte das Modelbuch dann in ganz Europa eine grosse Blüte, um im Biedermeier mit dem Anbruch des industriellen Zeitalters von der Bild¬ fläche zu verschwinden. Die zweite, ebenso reiche und jeden Kunstfreund passionierende Quelle sind die Darstellungen von Sticke¬ reien, Spitzen und gewebten Stoffen auf den Porträts der Renaissance und des Barocks. Die Maler ver¬ wandten damals auf die minuziöse Wiedergabe von gestickten und ge¬ webten Gewändern, Spitzenkragen und dergleichen so viel Fleiss und Aufmerksamkeit, dass man oft den Eindruck erhält, der Putz einer Dame oder eines Kavaliers sei ihnen r *¦ j CT - %: _^IH É*' L ** " :v •"' Porträt einer Hofdame, deren Kleidung bis ins kleinste Detail einer im Victoria and Albert Museum aufbewahrten Jacke entspricht. dürfte der Beschauer sein, wenn ihm Frau Abegg zu einer überreich be¬ stickten, im Victoria and Albert Mu¬ seum aufbewahrten Jacke das bis in die kleinste Einzelheit genau über¬ einstimmende Gegenstück auf einem anonymen elisabethanischen Damenporträt vor Augen führt oder einem Kreuzstichmuster von 1597 die wahrscheinlich nur wenig später entstandene Ausführung auf einem Kinderkleidchen oder -hemd gegen¬ überstellt. Die erste Hälfte von Margaret Abeggs Abhandlung ist der Geschichte der gedruckten europäischen Mo¬ delbücher gewidmet. Die Autorin stützt sich dabei auf die vorbildliche, noch immer gültige «Bibliographie der Modelbücher» von Arthur Lotz, die 1933 in Leipzig erschienen ist. Dieses Standardwerk nun auch einem angelsächsischen Publikum zugänglich gemacht zu haben, wird der Verfasserin in den Vereinigten Staaten und in England hoch ange¬ rechnet werden. Der deutschspra¬ chige Interessierte aber wird es begrüssen, die von Lotz registrierten Modelbücher nun durch eine Fülle vorzüglich reproduzierter Bildbei¬ spiele näher kennenzulernen. Im zweiten Teil ihrer Arbeit befasst sich Margaret Abegg mit dem Auf¬ schwung der Textilkunst im Barock und im Rokoko. Die nun weite Kreise erfassende Prachtliebe und der stets sich verfeinernde Geschmack fan¬ den ihren Niederschlag in immer glanzvoller gestalteten Model¬ büchern. Da sich besonders im Dixhuitième die Vorliebe des Publikums von den streng geometrischen Mu¬ stern ab- und Schmuckelementen zuwandte, die pflanzliche, animali¬ sche und figürliche Motive behan¬ delten, ging die Gestaltung der Modelbücher von den anonymen Entwerfern auf grosse und nam¬ hafte Künstler über. Was Maler wie J.-B. Monnoyer (1634-1699), Jean Pillement (1728-1808), Philippe de La Salle (1723-1805), J.-B.Huet (1745-1811) und andere für französische Weber und Stoffdrucker entwarfen, ragt über das blosse Kunstgewerbe hinaus. Ihre subtile und heitere Kunst fand ihren Abgesang in den Entwürfen des amerikanischen Spätkömmlings Harry Wearne (1852-1929), mit des¬ sen Werk man in diesem Zusam¬ menhang gerne Bekanntschaft macht. Margaret Abegg ist die Gattin und Mitarbeiterin des Kunstsammlers und Mäzens Werner Abegg, des Gründers der Abegg-Stiftung Bern in Riggisberg. Dass in dieser muster¬ gültigen Sammlung die Textilkunst eine so bedeutende Rolle spielt, ist nicht zuletzt das Verdienst der Kunsthistorikerin Margaret Abegg, die ihre profunden Kenntnisse durch das hier besprochene Werk beweist. 73