Pädagogisches Begleitmaterial zum Film

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Pädagogisches Begleitmaterial zum Film
JUNO
Pädagogisches Begleitmaterial zum Film
Sächsischer Kinder- und Jugendfilmdienst e.V.
Neefestraße 99, 09119 Chemnitz
Tel. 0371 / 444 74-0, Fax: 0371 / 444 74 79
www.kinderfilmdienst.de
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Filmdaten
USA
2007
Regie:
Jason Reitman
Darsteller:
Ellen Page
=
Michael Cera
=
Jennifer Garner =
Olivia Thirlby
=
Jason Batemann=
Allison Janney =
Daniel Clark
=
Valerie Tian
=
Laufzeit:
96 min.
FSK:
ab 6 Jahre
Prädikat:
besonders wertvoll
Fächerzuordnung:
Deutsch, Biologie, Ethik, Religion,
Stichpunkte:
Familie, Gesellschaft, Liebe, Sexualität, Verhütung,
Vertrauen, Freundschaft, Pubertät, Adoption,
Schwangerschaftsabbruch, Teenager, HIV- Gefahr
Juno Mac Guff
Paulie
Vanessa
Leah
Mark
Bren Mac Guff
Steve
Pershantie
Kurzinhalt
Juno MacGuff lebt wie viele Teenager ihres Alters in den Tag
hinein. Doch sie ist nicht wie andere Mädchen. Pfeiferauchend,
ein wenig altklug dennoch unabhängig und frei, bestimmt sie
ihre eigenen Regeln. So kommt es, wie es kommen muss.
Eines schönen Nachmittags wird Juno schwanger. Weder sie
noch der Vater des Kindes freuen sich wirklich über den
Nachwuchs. Daher macht sich Juno gemeinsam mit ihrer
besten Freundin Leah auf die Suche nach einem ErsatzElternpaar. Und siehe da, bereits nach kurzer Zeit wird Juno
fündig. In Vanessa und Mark Loring glaubt sie, den perfekten
Familienersatz gefunden zu haben. Während sich Juno mit der
neuen Situation und den Adoptiveltern ihres Kindes anfreundet,
findet sich der ungewollte künftige Vater Paulie immer weniger
mit der Situation zurecht.
2
Hintergrundinformation
Mit "Thank You for Smoking" landete Jason Reitman 2005 unerwartet einen großen
Erfolg. Ähnlich scheint es ihm mit dem Teenager-Film "Juno" zu gehen. Die Mischung
aus Drama und Komödie kam zumindest auf dem Filmfest in Toronto im September
2007 gut an. Obwohl manche Szenen und Dialoge arg gekünstelt wirken, profitiert der
Großteil des Films von seiner Lockerheit und der jugendlichen Frische der
Hauptdarstellerin Ellen Page. Vor allem wenn es um die Beziehung zwischen den
ungewollt werdenden Eltern geht, kommt man um den einen oder anderen Schmunzler
nicht herum. Das Werk steht des Öfteren auf der Kippe, so dass ein kurzes Innehalten
geboten ist und man sich fragen muss, wie geht es wohl weiter? Die Musik spielt für die
Charakterisierung der Figuren eine wesentliche Rolle. Diese verleiht ihren Figuren die
richtige Mischung aus Ironie und pointiertem Witz. Ist das Grundthema der Komödie die
ungewollte Schwangerschaft, so scheint diese gegen Ende nebensächlich für die
Findung von Glück und Liebe zu sein.
Der Film wurde in Vancouver und in den anderen Orten von British Columbia gedreht. Er
hatte seine Weltpremiere am 1. September 2007 auf dem Telluride Film Festival. Am 8.
September 2007 wurde er auf dem Toronto International Film Festival 2007 vorgeführt,
dem einige weitere Filmfestivals folgten. Am 5. Dezember 2007 startete er in
ausgewählten Kinos der USA, am 25. Dezember 2007 begann die breite Veröffentlichung
in den US-Kinos. Insgesamt spielte er in den Kinos der USA ca. 143,5 Millionen US-Dollar
ein, weltweit insgesamt 229,2 Millionen US-Dollar. Das gesamte Budget von 6,5 Millionen
Dollar spielte der Film bereits nach 20 Tagen wieder ein, 19 Tage davon waren im „Limited
Release“. Der deutsche Kinostart war am 20. März 2008.
Zum Film
Langeweile - die Pest der Adoleszenz, wer
kennt sie nicht? Gegenmittel: zum Beispiel Sex
haben. Juno rafft sich auf und besucht ihren
Schulfreund. Der wohnt in der gleichen sattgrünen Vorstadt wie sie, nur wenige Straßenzüge weiter. Es ist Herbst. Die beiden Teenager
mögen sich, spielen Gitarre zusammen, auch
wenn Juno viel zu jungenhaft lässig und viel zu
hübsch ist für den schüchternen und ewig in
gelben Boxershorts joggenden Paulie.
Juno ist sich des Hipnessdefizits ihres mädchenhaften Freundes bewusst, deshalb ist er
ihr auch ein wenig peinlich. Doch ein netterer Junge ist im Moment nicht zur Hand, und
Juno ist pragmatisch. Ihr erstes Mal ist prima, wenn auch no big deal. Nun aber kommt,
was kommen muss: Das über allen weiblichen Teenagern schaukelnde Damoklesschwert
fällt, Juno wird schwanger. Und weil Abtreibung in der Kino- und Fernsehwelt nach wie vor
tabu ist, will die Sechzehnjährige das Kind kriegen. Sie trifft die Entscheidung aus freien
Stücken. Mädchen heutzutage sind selbstständig, jedes tapeziert sich seine Hölle selbst.
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Diese Ausgangskonstellation der in den USA kommerziell sehr erfolgreichen Komödie hat
einen gravierenden Haken. Denn Juno ist, wie es die Oscargekürte Drehbuchautorin
Diabolo Cody will, dreckscool, aufgeklärt, Musiknerd und egozentrisch. Daneben trägt sie
den Namen der griechischen Fruchtbarkeitsgöttin, kleiner Scherz. Und dieses toughe
Mädchen soll die Scham einer Schwangerschaft in der Highschool und die Schmerzen einer
Geburt über sich ergehen lassen, obwohl Mutterwerden für sie erklärtermaßen das Letzte
ist? Und eine Abtreibung den diskreten Ausweg gewährte. Wohl kaum.
Doch um Wirklichkeitsnähe geht es in "Juno" nicht, und das, obwohl der Film so zeitgemäß
daherkommt. Denn er ist ein für den Massengeschmack gedachtes komödienhaftes Lehrstück, das auslotet, was gegenwärtig moralisch wünschenswert ist und was nicht. Für diese
seismografische Aufgabe muss die Hauptfigur in die für weibliche Jugendliche schlimmstmögliche Situation gebracht werden - Schwangerschaft. Wie es der Kriterienkatalog für
weibliche Coolness derzeit will, meistert Juno die größte Herausforderung ihres kurzen
Lebens durch Selbstironie, Schlagfertigkeit, Disziplin, Organisationstalent und unablässige
Betriebsamkeit. Zudem glänzt Juno noch durch Humor und nervenstarken Eigensinn. Der
Liebhaber wird kurzzeitig vergessen, in seiner Verträumtheit ist er nicht hilfreich. Die
Zeichen der Zeit stehen schließlich auf Effizienz. Ohne Zeit zu verlieren, machen sich Juno
und ihre beste Freundin daher auf die Suche nach den perfekten Adoptiveltern. Eine
Anzeige im örtlichen Käseblättchen weist ihnen den Weg.
Die Figuren ahmen nun eine für das Genre der Komödie typische Konstellation nach:
Unkonventionelles Mädchen versus erfolgreiches Musterpaar, das, kaum über dreißig,
schon alles richtig gemacht hat. Regelbrüche sind ihm fremd. Die Herzen gehören
natürlich Juno. Denn gegenüber ihrer Cleverness schmiert die in ihrem Perfektionsdrang
überkontrollierte Jennifer Garner als potenzielle Adoptivmutter ziemlich ab. Natürlich darf
es jetzt nicht mehr lange dauern, bis das Blatt sich wendet. Tut es auch, schließlich hat
der Regisseur Jason Reitman nicht nur ein Gespür für Farbkompositionen und solides
Schauspiel, sondern auch für Überraschungen.
So kehrt sich dieser Wohlfühlfilm für die ganze Familie erstaunlich kompromisslos gegen
eine Moral, die besagt: Die leibliche Mutter ist das Nonplusultra fürs Kind. Er enthält sich
auch der Bestrafung der Delinquentin. Juno muss für ihren Fehltritt zwar ungleich viel
mehr auf sich nehmen als der Vater, aber büßen muss sie nicht. Auch ihre Eltern,
inklusive Stiefmutter, machen alles richtig: Sich für Junos Schwangerschaft zu schämen,
kommt ihnen nicht in den Sinn.
Das ist die erfrischende Botschaft des Films: Die bigotte Moral, die Juno allererst in die
missliche Situation bringt, nicht abtreiben zu können, wird im Verlauf des Films einfach
aufgegeben. Stattdessen lautet die Behauptung: Es ist ganz einfach, sich falscher
moralischer Zwänge zu entledigen und sich ordentlich zu benehmen: Der Vater tut es, die
Stiefmutter tut es, die Cheerleaderfreundin tut es, der Jungvater ebenso. Und sie können
es tun, weil sie Unüberlegtheit nicht mit Liebesentzug abstrafen. Juno ist eine schwangere
Superfrau, weil alle um sie herum sie darin selbstverständlich unterstützen. Die
patriarchale Logik, die Frauen kleinhält, indem sie Selbstzweifel bei jeder Gelegenheit
bestätigt und erbrachte Leistungen systematisch als selbstverständlich oder ungenügend
entwertet, diese Logik ersetzt der Film beschwingt durch einen unhintergehbaren
solidarischen Optimismus.
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Auch das ungeschriebene Mainstreamgesetz, das weibliche Figuren so gerne auf einen
Typus festlegt, findet keine Anwendung. So darf Juno nervig und toll, süß und jungenhaft,
hilfsbedürftig und selbstständig zugleich sein. Am Ende darf sie sogar gewinnen. So wie
alle anderen Figuren auch.Doch halt: Eine negative Figur gibt es. Es ist die junge
Feministin, die im Abtreibungszentrum arbeitet. Das hässliche Fräulein markiert, was
außerhalb des Konsensfähigen liegt. Die im Soundtrack gesammelte Folkmusik (unter
anderem von Adam Green), welche die Erinnerung an die bunten 70er-Jahre aufleben
lässt, wird auf diese beiläufige Weise symbolisch um die Komponente der
Frauenbewegung entledigt. Das Super-Mädchen von heute ist hübsch, betriebsam, cool,
selbstironisch, solidarisch, zäh und antifeministisch. Und es liebt am Ende den tapsigen
Jungen. Weil er auf sie gewartet hat.
Regisseur
Jason Reitman (* 19. Oktober 1977 in Montreal) ist ein kanadischer Regisseur und
Drehbuchautor.
Der Sohn von Ivan Reitman sammelte erste Erfahrung im Filmgeschäft mit kleinen Rollen
in den Filmen seines Vaters. Jason Reitman besuchte die Harvard-Westlake School und
die University of Southern California. 1998 drehte er mit Operation seinen ersten Kurzfilm.
Später folgten die mehrfach ausgezeichneten Kurzfilme In God We Trust (2000) und
Consent (2004).
2005 lieferte Reitman mit Thank You for Smoking sein Spielfilmdebüt ab. Die Satire
brachte ihm 2006 die Auszeichnung für Best Directorial Debut des National Board of
Review ein. Im Jahr 2007 wurde das von ihm gedrehte Drama Juno mit Ellen Page und
Jennifer Garner in den Hauptrollen veröffentlicht, mit dem er für den Oscar in der
Kategorie „Beste Regie“ nominiert war. Auf der Cinema for Peace - Gala 2008 wurde
Reitman zusammen mit der Drehbuchautorin Diablo Cody für den Film Juno mit dem
"Cinema for Peace Award 2008 for Most Valuable Work of Director, Producer and
Srceenwiter" ausgezeichnet.
Biografie Ellen Page
Bereits im Alter von zehn Jahren entdeckte die 1,52 m große
Kanadierin ihre Begeisterung für die Schauspielerei. Noch im selben
Jahr landete Page, die zu ihren Vorbildern unter anderem Sissy
Spacek und Laura Linney zählt, ihre erste große Rolle im Pilotfilm zur
kanadischen Fernsehserie Pit Pony, Wenn der Mond zur Sonne wird.
Ihre Darstellung der Maggie MacLean brachte ihr bereits erste
Nominierungen für Filmpreise ein.
Seitdem blieb ihr Gesicht in kanadischen TV-Produktionen, Serien
und Independentfilmen fortwährend präsent, in den Jahren 2004 und
2005 durfte sie erstmals Preise als beste Darstellerin ihr Eigen
nennen.
Große Aufmerksamkeit erregte 2005 ihre Darstellung der Hayley Stark, einer 14-Jährigen,
die via Internet Bekanntschaft mit einem Erwachsenen macht, der auf diesem Wege
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Minderjährigen nachstellt. Hard Candy heißt der kontrovers diskutierte Film ihrer
Begegnung mit dem Chatroom-Stalker.
Obwohl die Kanadierin sich dem eigenem Bekunden nicht nach Hollywood-Ruhm sehnt
und dem Kino-Mainstream auf der Suche nach anspruchsvollen und außergewöhnlichen
Rollen lieber aus dem Wege geht, war es jedoch der Blockbuster X-Men: Der letzte
Widerstand, der im Sommer 2006 ihren internationalen Durchbruch herbeiführt. Regisseur
Brett Ratner selbst brachte Ellen Page auf eigenen Wunsch in die Produktion mit ein, die
damit die dritte Schauspielerin ist, die der Figur Kitty Pryde alias Shadowcat Gestalt
verleiht.
2007 spielte Sie in der kanadische Produktion The Tracey Fragments mit, von Romanund Drehbuchautorin Maureen Medved unter der Regie von Bruce McDonald, der mit
Page bereits in der Serie ReGenesis zusammengearbeitet hat, sowie in An American
Crime, worin Page in die Rolle von Sylvia Likens schlüpft, die auf grausame Art im Keller
von ihrer Pflegemutter Gertrude Baniszewski, dargestellt von Catherine Keener, zu Tode
gequält wird. Dieser Film basiert auf einem Kriminalfall, der 1965 im US-Bundesstaat
Indiana für erhebliches Aufsehen sorgte.
Wenig später erlangte Sie erneut großen Ruhm für ihre Darbietung der 16-jährige
Schülerin Juno im gleichnamigen Film. Als Hauptdarstellerin spielt Sie an der Seite von
Michael Cera und Jennifer Garner einen scharfzüngigen Teenager, der mit einer
ungewollten Schwangerschaft konfrontiert wird.
2008 war Ellen Page für diese Rolle für den Oscar als beste Schauspielerin zusammen mit
Cate Blanchett, Julie Christie, Laura Linney und Marion Cotillard nominiert, konnte sich
jedoch nicht gegen Cotillard durchsetzten.
Dafür räumte Sie bei den Independent Spirit Awards sowie bei den MTV Movie Awards als
beste weibliche Künstlerin 2 mal ab.
Biografie Michael Cera
Seine Mutter Linda stammt aus Montreal. Der Vater Luigi ist aus
Sizilien und arbeitet als Techniker bei Xerox. Cera hat eine ältere
Schwester namens Jordan und eine jüngere mit dem Namen Molly.
In seiner Heimatstadt besuchte er die Heart Lake SecondarySchule. Mit acht oder neun Jahren wurde er für Werbungen
entdeckt. Seine erste, allerdings unbezahlte, Rolle war eine
Werbung für die Ferienlager von Tim Hortons. Cera lebt in
Brampton außer er dreht zum Beispiel in Los Angeles.
Er trat bisher in über dreißig Rollen in verschiedenen Fernsehserien
und Filmen auf, u. a. im Familienfilm Ein unschlagbares Doppel
(1999) mit Mary-Kate Olsen und Ashley Olsen und im ScienceFiction-Film Frequency (2000) mit Dennis Quaid. In der dramatischen Agentenserie Nikita
mit Peta Wilson und Roy Dupuis spielte Cera im Jahr 2000 in einer Gastrolle Jerome in
der Folge 4.10 Der Junge von Sektion vier (He Came from Four). Weiterhin hatte er eine
Nebenrolle im Film Geständnisse – Confessions of a Dangerous Mind (2002) von und mit
George Clooney. Mit vierzehn Jahren drehte er die Pilotfilme der Comedyserie Arrested
Development und verkörperte darin von 2003 bis 2006 in 53 Folgen die Rolle des GeorgeMichael Bluth.
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Drehbuchautorin
Diablo Cody (* 14. Juni 1978 in Chicago, Illinois) ist der Künstlername von Brook BuseyHunt, einer Autorin, Oscargewinnerin, Gewinnerin des BAFTA-Awards und Bloggerin.
Zunächst wurde sie durch ihre Auftritte in Peepshows und als Striptease-Tänzerin in
Minneapolis bekannt, welche sie offen in ihrem „Pussy Ranch blog“ und in ihren 2006
erschienenen Memoiren „Candy Girl - A Year in The Life of an Unlikely Stripper“
veröffentlichte. Nach den Erfolgen ihres ersten Buches schrieb sie ihr erstes Drehbuch, mit
dem Cody 2008 den Oscar für das beste Originaldrehbuch des Films Juno (2007) gewann.
Für den gleichen Film wurde sie von Cinema for Peace 2008 für das beste Drehbuch
ausgezeichnet. Eine Sitcom („The United States of Tara“), die auf den Ideen von Steven
Spielberg beruht, wird voraussichtlich ende 2008 in einer Pilotphase auf Showtime laufen.
Weitere Drehbücher für verschiedene Studios befinden sich im Entwicklungsstadium.
Motive von Adoptiveltern und Entwicklung ihrer Kinder
Der gesellschaftliche Wandel in den letzten 60 Jahren hat z.B. dazu geführt, dass immer
weniger einheimische Kinder zur Adoption freigegeben und deshalb zunehmend
ausländische Kinder adoptiert wurden. Im folgenden Beitrag wird dargestellt, wie sich im
Verlauf dieser Zeit die Motive für die Adoption ausländischer Kinder änderten. Ferner
werden die besonderen Probleme in der Eingewöhnungsphase - aber auch danach beschrieben, die aus der (traumatischen) Vorgeschichte ausländischer Adoptivkinder und
ihrer gestörten (frühkindlichen) Entwicklung resultieren.
Zwischen 1950 und heute hat sich die Welt der Adoption in Europa grundlegend verändert.
In diesem Beitrag werden wir diesen Wandel und seinen Einfluss auf Adoptiveltern und
Adoptivkinder verdeutlichen. Zuerst nennen wir einige wichtige Veränderungen im 20.
Jahrhundert:

Im Laufe der sechziger Jahre wurden alle möglichen Familienangelegenheiten
offener diskutiert. Die Situation der abgebenden Mutter wurde in einem anderen
Licht gesehen. Ihr Schmerz und ihr Kummer über die Fortgabe des Kindes wurden
erkannt. Diese größere Offenheit hatte zur Folge, dass Adoptivkinder ihre
Ursprungseltern finden konnten. Kinderschutzeinrichtungen waren in dieser
Richtung unterstützend tätig.

Ende der sechziger Jahre wuchs auch das Verständnis sowohl für die große Not
einer Mutter, die ihr Kind abgeben muss, als auch für die psychischen Probleme
eines Adoptierten, weil er weggegeben worden war. Seit dem Ende der sechziger
Jahre bemühen sich deshalb die Sozialarbeiter, die im Adoptionsbereich arbeiten,
das Abgeben eines Kindes - wenn möglich - zu verhindern.

Die Anzahl ungewünschter Schwangerschaften nahm in den sechziger und
siebziger Jahren in ganz Europa durch verlässliche Verhütungsmittel wie die Pille
stark ab.
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
Die Einführung von Sozialhilfegesetzen, die jedem Bedürftigen ein
Existenzminimum garantieren, erlaubte es allein stehenden jungen Müttern, ihr Kind
selbst zu versorgen und aufzuziehen.
Diese Entwicklungen und die verbesserten sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse
waren in den sechziger und siebziger Jahren die Ursache für die schnell abnehmende
Zahl europäischer Kinder, die zur Adoption freigegeben wurden. Wer adoptieren wollte,
war bald fast vollkommen auf Kinder aus dem Ausland angewiesen. Die "Adoptionswelt"
hatte sich grundlegend verändert.
Hilfe - mein Kind nervt! Anstrengend empfundenes Verhalten von Kindern - nicht warten
können, ständige Forderungen, ungeduldiges Zerren an den Hosenbeinen, Streit unter
Geschwistern - können Eltern endlos Nerven kosten. Meist zunächst als Nebenthema in
die Ehe- und Familienberatung eingebracht, stellt sich oft heraus, dass kindliches
Verhalten Eltern so viel Kraft kostet, dass Ehe und Familienleben darunter leiden. Welche
Möglichkeiten es gibt, "nervendes" Verhalten auf ein angemessenes Maß zu reduzieren,
kann ein Einblick in die Erziehungsberatung zeigen.
Nerven genau definieren: Welches Verhalten stört mich
Kinder sind keine kleinen Erwachsenen

Definieren Sie das Nerven: Was wird mir zu anstrengend, zu viel? Wo geht es über
meine Kräfte, über meine Grenze? Welche Situation genau? Welches Verhalten
genau? Schreiben Sie sich die einzelnen Situationen auf.

Definieren Sie für jede Situation: Was kann ich abstellen, was nicht? Was kann ein
Kind dieses Alters schon, was versteht es bereits, was nicht? Versetzen Sie sich in
die Lage des Kindes und unterscheiden Sie, welches Verhalten Sie abstellen
können und was Sie einfach (noch) akzeptieren sollten.

Erarbeiten Sie Strategien, wie Sie auf anstrengend empfundene Situationen und
Handlungen reagieren: Jetzt wissen Sie bereits, was Sie ändern möchten:
Erarbeiten Sie sich - ggf. mit dem Partner, einer Freundin, einer erfahrenen Mutter alternative Handlungsstrategien: Welche Gefühle löst das betreffende Verhalten bei
mir aus? Hilft eine klare Ich-Botschaft? Wie sollte sie lauten? Sind entsprechende
Handlungen nötig, wie das Entfernen der Hand, eines Gegenstandes, zeitweise
Entlastung durch Hilfe oder Laufstall etc.?

Fragen Sie sich nach Schuldgefühlen: Wo hindern mich Schuldgefühle, mich vor
anstrengend empfundenen Situationen zu schützen? Habe ich Ängste, das Kind in
seiner Freiheit zu beschneiden oder Probleme, anzuerkennen, dass ich die
Verantwortung für seine Erziehung trage? Machen Sie sich bewusst bzw. geben Sie
sich im Gebet ab.

Fragen Sie sich nach selbst auferlegten Überlastungen: Mache ich mir selbst Stress
/ Druck in Arbeit oder Privatleben, der dazu führt, dass meine Toleranzwerte
gegenüber häuslichen Stress-Situationen sinken?
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
Dauerstreit: Klären Sie Ursachen für Dauerstreit zwischen Geschwistern (ggf. durch
Beratung) und entwickeln Sie entsprechende Strategien, diesem zu begegnen
(Zimmer aufräumen, Ummöblieren, Gefühle ausdrücken, Kinder trennen, für
Bewegung sorgen, Konflikte zwischen Kindern klären etc.).

Selbstbeschäftigung: Leiten Sie - vor allem erste und Einzel-Kinder - ausdauernd
und liebevoll an, sich selbst zu beschäftigen.

Seien Sie diszipliniert und ein gutes Vorbild: Nach wie vor gilt: Für Kinder sichtbare
Handlungen bringen mehr Erfolg als Worte!

Informieren Sie die Kinder altersangemessen über die Grundlagen ihrer
Entscheidungen, so dass sie nicht jede Aktion einzeln begründen müssen.
Rechtzeitig an Verhütungsmittel denken
An den Einsatz und vor allem den richtigen Umgang mit Verhütungsmitteln, wie etwa
Kondome oder die "Pille", kann nur immer wieder mit Nachdruck appelliert werden. Nach
einem Untersuchungsergebnis des Berufsverbandes der Frauenärzte in München,
benutzen 12% der Mädchen und 15% der Jungen beim "ersten Mal" keinerlei
Verhütungsmittel. Und trotz zahlreicher AIDS-Kampagnen ist es bei den Jugendlichen
noch nicht genug durchgedrungen, ein Kondom zum Schutz vor Aids und anderen
Infektionskrankheiten zu verwenden. Mütter sollten sich daher auch nicht scheuen, ihren
Töchtern "bei Bedarf" ein Kondom einzupacken und sie über dessen Verwendung
aufzuklären, da Knaben erwiesenermaßen in erregter Situation selten bis gar nicht an die
Verwendung eines Kondoms denken.
Die daraus resultierende Konsequenz: 20 Prozent der Schwangerschaften entstehen im
ersten Monat, 50 Prozent in den ersten sechs Monaten sexueller Aktivität, so eine
Untersuchung der First Love Ambulanz im Wiener Krankenhaus Rudolfsstiftung.
Erschreckend ist auch, dass sich die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche bei den unter
15-Jährigen seit 1996 geradezu verdoppelt hat, wie aus einer Untersuchungsreihe des
Berufsverbandes der Frauenärzte hervorgeht. Ein "zu jung" gebe es in der
gynäkologischen Praxis aber nicht, so der Leitspruch vieler Frauenärzte. Univ. Prof. Dr.
Grünberger, Leiter der First Love Ambulanz in Wien: "Wir stehen jeder ratsuchenden
Patientin zur Seite und dürfen dies auch dann tun, wenn die Eltern nichts davon erfahren."
Die schlechte Nachricht: Entsprechende Beratung, wenn es dann doch zu einer
Schwangerschaft gekommen ist, wird viel zu spät in Anspruch genommen. "Mädchen, die
von ihrer Schwangerschaft erfahren, fühlen sich in der ersten Zeit stark verunsichert und
allein gelassen", sagt Grünberger. Viele junge Mädchen verfallen dann auch oft in eine
"Vogel-Strauß-Politik". Sie erstarren plötzlich in Hilflosigkeit, wissen keinen Rat und warten
daher oft zu lange, um dann noch adäquate Hilfe zu bekommen. Doch eins vorweg:
Weder ein Schwangerschaftsabbruch im Sinne der Fristenlösung, noch die vieldiskutierte
"Pille danach" sind wirklich akzeptable Lösungsansätze.
Schwangerschaftsabbruch
Besteht bei einer minderjährigen Schwangeren keine Einwilligungsfähigkeit, ist die
Zustimmung zu einem Schwangerschaftsabbruch von den Eltern einzuholen. Liegt die von
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einem Arzt bescheinigte Einwilligungsfähigkeit vor, ist die Zustimmung der Eltern nicht
erforderlich. In den Gesetzen zum Schwangerschaftsabbruch finden sich keine
Altersgrenzen,
ab
wann
bei
einer
minderjährigen
Schwangeren
diese
Einwilligungsfähigkeit gegeben ist und sie somit in einen Schwangerschaftsabbruch
rechtsverbindlich einwilligen kann.
Nach der Rechtssprechung des Bundesgerichtshofes haben sich jedoch Anhaltspunkte
entwickelt:

Bei Mädchen unter 14 Jahren ist zumeist die Einwilligungsfähigkeit in diesen
ärztlichen Eingriff nicht gegeben. Hier müssen die gesetzlichen Vertreter die
Einwilligung für einen Schwangerschaftsabbruch erteilen.

Bei Mädchen im Alter zwischen 14 und 16 Jahren kann die Einwilligungsfähigkeit
im Einzelfall gegeben sein.

Bei jungen Frauen ab dem 16. Lebensjahr kann davon ausgegangen werden,
dass sie ohne Einwilligung der gesetzlichen Vertreter über die Durchführung eines
Schwangerschaftsabbruchs entscheiden können.
Verhütung durch die Pille
Die "Pille" - kurz für Antibabypille - ist seit 1960 auf dem Markt und hat sich zum
beliebtesten Verhütungsmittel überhaupt entwickelt. Sie gilt als das sicherste
Verhütungsmittel, das regelmäßig eingenommen, einen fast hundertprozentigen Schutz
vor unerwünschter Schwangerschaft bietet. So ist sie gerade für junge Mädchen, für die
sichere Verhütung eine große Rolle spielt, interessant. Man unterscheidet zwischen der
Mikro- und der Minipille, wobei man unter "der Pille" erstere versteht. Wirkung und
Sicherheit von Minipille und Mikropille unterscheiden sich stark.
Mädchen in der Pubertät
Kommt ein Mädchen in die Pubertät, ist es wichtig, dass Eltern mit ihrer Tochter über die
anstehenden Veränderungen sprechen. Hierbei sind natürlich besonders die Mütter
gefragt, da sie selbst einmal Mädchen waren und sich so besser als der Vater in die
Tochter einfühlen können. Zu den Veränderungen gehören sowohl körperliche als auch
seelische, die jeder junge Mensch in seiner Entwicklung zum Erwachsenen durchläuft.
Dabei sollten sowohl die Fragen, die das Mädchen stellt, beantwortet werden, als die
Mutter auch Themen, die sie für wichtig hält thematisieren kann. Eine gute Unterstützung
zum Thema bietet das MFM-Projekt, das "mit Vorträgen und Workshops junge Mädchen
und deren Eltern sowie Frauen darin unterstützen (will), einen positiven Zugang zu ihrem
weiblichen Körper und dem Zyklusgeschehen zu finden." Die Kurse werden in
Deutschland, Österreich, Schweiz und Belgien in verschieden Einrichtungen der
Familienbildung sowie in Schulen angeboten. Mittlerweile gibt es auch ein Jungenprojekt.
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Wenn Mädchen ihren ersten festen Freund haben und sexuell
aktiv werden will
Spätestens dann ist es notwendig, mit der Tochter über die passende Verhütung zu reden.
Auch wenn heute das Thema Sexualität in den Medien überpräsent ist, mangelt es doch
den meisten Jugendlichen an fundiertem und verwertbarem Wissen über dieses wichtige
Thema. Die Eltern können also nicht davon ausgehen, ihre Tochter wüsste eh Bescheid.
Unterstützung liefern hier auch Bücher zum Thema Verhütung. Hier gilt: lieber zu früh mit
der Tochter darüber sprechen als zu spät. Unerwünschte Schwangerschaften sind auch
schon zu Stande gekommen, weil Eltern meinten, ihre Teenies hätten "ja noch gar keinen
richtigen Geschlechtsverkehr". Für besonders wichtig hierbei halte ich es, auch auf den
Zusammenhang zwischen Liebe, Sexualität und Verantwortung hinzuweisen. Verhütung ist
Sache beider Partner und sollte besprochen werden, bevor es "soweit ist".
Ein Mädchen hat natürlich auch die Möglichkeit sich ohne Wissen und Einwilligung ihrer
Eltern die Pille verschreiben zu lassen. Auch hier gilt die ärztliche Schweigepflicht.
Teenager von heute
Wenn aus Kindern allmählich Erwachsene werden, ist das offene Gespräch und
gegenseitiges Vertrauen die beste Prävention gegen unangenehme Überraschungen. Das
gilt im Besonderen für die Sexualerziehung in der Pubertät.
Teenager von heute wissen über Sexualität und Verhütung besser Bescheid denn je, das
wird zumindest in einer Reihe von nationalen und internationalen Studien der vergangenen
Jahre behauptet. Die Offenheit und der lockere Umgangston, in dem heute generell über
Sex und Verhütung gesprochen wird, entmystifizieren zwar so manches Thema, das früher
nur mit erhobenem Zeigefinger oder hinter vorgehaltener Hand angedeutet wurde. So
wurden aber auch neue Probleme geschaffen. Sechs von zehn Deutschen führen die
zahlreichen Teenager-Schwangerschaften darauf zurück, dass die Kinder heutzutage
früher reif werden. Auch den Medien wird ein Teil der Schuld zugeschrieben, denn die
Hälfte der Befragten ist der Meinung, dass zu viel Sex gezeigt wird, und ein Drittel der
befragten Jugendlichen gibt sogar zu, zahlreiche Gelegenheiten zum Sex zu haben.
Gerade weil für die jungen Menschen so vieles mühelos erreichbar ist, sind Erwachsene
zusätzlich gefordert, hinsichtlich Sexualerziehung und Verhütung Wege aufzuzeigen, wie
die Jugendlichen mit der neuen Situation in der Pubertät am besten umgehen sollen. Mit
bewusster Verhütung kann man nicht nur erreichen, dass ungewollte und ungeplante
Teenagerschwangerschaften nicht so häufig vorkommen. Gefragt ist auch ein gesteigertes
Problembewusstsein hinsichtlich Geschlechtskrankheiten, ganz besonders im
Zusammenhang mit der AIDS-Gefahr.
Nicht jeder Jugendliche muss in der Pubertät zwangsläufig eine "Sturm-und-Drang-Phase"
durchleben. Mit dem Herauswachsen aus der Kindheit entwickelt sich aber bei den
meisten das zunehmende Bedürfnis, alles das auszuprobieren, "was sonst nur
Erwachsene dürfen". Und wenn es darum geht von verbotenen Früchten zu naschen, ist
es bekanntlich besonders schwer zu widerstehen. In dieser Hinsicht hat aber unsere
Jugend nicht unbedingt andere Fragen als ihre Eltern oder Großeltern. "Bei Burschen in
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der beginnenden Pubertät treten sehr häufig Fragen zur Selbstbefriedigung auf", berichtet
der Sozialpädagoge Olaf Kapella vom österreichischen Institut für Familienforschung aus
seiner langjährigen Beratungspraxis. Fragen wie "Ist Selbstbefriedigung schädlich" oder
"Wird man davon dumm", sind dabei, so Kapella keine Seltenheit. Mädchen hingegen
hätten eher die Sorge, ob ein Frauenarzt sehen könnte, ob man sich selbst befriedigt hat.
Erwartungen und Ängste
Univ. Prof. Dr. Max Friedrich, Vorstand der Kinder und Jugendpsychiatrie der
Universitätsklinik Wien appelliert daher an Eltern und Pädagogen, den Kindern einen
natürlichen, selbstbewussten Umgang mit ihrem eigenen Körper zu vermitteln und
überholten Vorurteilen endlich Einhalt zu gebieten. "Die Veränderungen in der körperlichen
und geistigen Entwicklung in der Pubertät verursachen nun einmal Unsicherheiten und
Ängste bei den Betroffenen", so Friedrich, "Daher müssen diesbezügliche Fragen immer
ernst genommen und mit dem Jugendlichen diskutiert werden." Nur so kann auch eine
gute Voraussetzung für den Umgang mit dem anderen Geschlecht und die ersten
sexuellen Kontakte geschaffen werden.
In Deutschland ist Sexualunterricht die zweithäufigste Quelle sexueller Kenntnisse. Auch
Tabu-Themen wie Prostitution, Pornographie oder Homosexualität werden nun häufiger im
Gespräch mit Jugendlichen behandelt als noch wenige Jahre davor. Besonders auffällig ist
die Einbeziehung des Themas "Sexuelle Gewalt und sexueller Missbrauch". Umso
erstaunlicher ist es daher, dass es trotz dieser Bemühungen um das Wissen über
grundlegende Kenntnisse recht schlecht bestellt ist. Selbst unter Jugendlichen mit
sexueller Erfahrung und unter 17jährigen kann nur jeder zweite Junge und drei von vier
Mädchen von sich behaupten, den Zeitpunkt der Empfängnis genau zu kennen. Etwa ein
Drittel der befragten Jugendlichen, die den richtigen Zeitpunkt zu kennen meinen, liegen
mit ihrer Antwort falsch.
Ungeachtet dessen denken aber die meisten Jungen und Mädchen sehr früh an den
Geschlechtsverkehr. Sie reden und träumen davon, oft lange, bevor er überhaupt
stattgefunden hat. Das erzeugt große Erwartungen und verstärkt die Anspannung und
unbewusste Ängste. Hoffnungen und Fantasien verwandeln sich leicht in Enttäuschung,
wenn es dann zum ersten Erlebnis gekommen ist. Eltern können diese Bedürfnisse ihrer
Kinder nicht immer beeinflussen, vor allem, wenn Gefühle im Spiel sind. In jedem Fall
fördert aber eine offene Atmosphäre im Elternhaus die Kommunikation und schafft eine
Vertrauensbasis. Für Mädchen ist meistens die Mutter oder die beste Freundin eine
vertraute Ansprechpartnerin. Jungen orientieren sich eher - wenn überhaupt - an einem
Freund.
Jugendamt
Jede minderjährige Schwangere kann sich beim Jugendamt über alle Fragen, die sie in
dieser außergewöhnlichen Situation beschäftigen, beraten lassen - zusammen mit dem
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Vater des Kindes und den Eltern, aber auch allein oder im Beisein einer Freundin. Die
Kollegen/-innen der Jugendämter sind an ihre Schweigepflicht gebunden. Das Jugendamt
bietet auch Unterstützung in Form von finanziellen und wirtschaftlichen Hilfen an, z.B.
Zuschuss zur Kinderbetreuung. Darüber hinaus können im Einzelfall die Kosten für eine
sozialpädagogische Familienhilfe übernommen
werden. Unter bestimmten
Voraussetzungen vermittelt das Jugendamt auch die Möglichkeiten in einer Mutter- KindEinrichtung zu wohnen.
Schule und Beruf
Die Schulpflicht besteht natürlich weiterhin. Niemand wird wegen einer Schwangerschaft
von der Schule verwiesen. Allerdings kann ein Antrag auf Schulpflichtbefreiung gestellt
werden, falls die Betreuung des Kindes nicht anderweitig gesichert werden kann. Während
der Mutterschutzfrist besteht keine Schulpflicht. Selbstverständlich kann trotzdem
freiwillig die Schule besucht werden. Nimmt eine junge Mutter, die sich in Ausbildung
befindet, Elternzeit, so verlängert sich die Ausbildungszeit entsprechend. Informationen
hierzu können bei den Ausbildungsberatungen der Handwerkskammern oder Industrieund Handelskammern eingeholt werden.
Vergewaltigung
Rechtslage in Deutschland
Strafrecht in Deutschland
Von Vergewaltigung (synonym: Stuprum, veraltet: Notzucht) spricht man, wenn eine
Person eine andere gegen ihren Willen unter Anwendung von Gewalt, durch Drohung mit
gegenwärtiger Gefahr für Leib oder Leben oder unter Ausnutzung einer Lage, in welcher
das Opfer der Einwirkung des Täters schutzlos ausgeliefert ist, zum Vollzug des
Beischlafs (vaginale, orale oder anale Penetration) nötigt oder andere besonders
erniedrigende sexuelle Handlungen vornimmt oder vom Opfer an sich vornehmen lässt,
die mit dem Eindringen in den Körper (orale Penetration oder andere sexuelle
Handlungen) verbunden sind (qualifizierte sexuelle Handlungen). Dabei kommt es nicht
darauf an, ob in den Körper des Opfers oder den des Täters eingedrungen wird. Danach
wird beispielsweise auch der gewaltsame erzwungene Mundverkehr, bei dem der Täter
den Penis des Opfers in den Mund aufnimmt, als Vergewaltigung qualifiziert.
Die Nötigung mit den bei der Vergewaltigung beschriebenen Mittel zu sonstigen sexuellen
Handlungen (einfache sexuelle Handlungen) ist als sexuelle Nötigung strafbar.
Maßgeblich ist die innere Willensrichtung des Opfers. Abwehrhandlungen des Opfers sind
für das Vorliegen einer Vergewaltigung nicht zwingend erforderlich. Die für die Strafbarkeit
wegen Vergewaltigung erforderliche Gewalt im Sinne des § 177 Abs. 1 Nr. 1 StGB wendet
der Täter jedoch nicht an, wenn das Opfer mit den sexuellen Handlungen zwar nicht
einverstanden ist, er jedoch weder geleisteten noch von ihm erwarteten Widerstand seines
Opfers mit einiger körperlicher Kraftentfaltung überwindet beziehungsweise verhindert. In
diesen Fällen kommt eine Strafbarkeit wegen Vergewaltigung nur dann in Betracht, wenn
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der Täter dem Opfer entweder mit gegenwärtiger Gefahr für Leib oder Leben droht (§ 177
Abs. 1 Nr. 2 StGB) oder dessen schutzlose Lage ausnutzt (§ 177 Abs. 1 Nr. 3 StGB).
Das Reichsstrafgesetzbuch von 1871 fasste die Notzucht und die Bestimmung zu
unzüchtigen Handlungen als Straftaten gegen die Sittlichkeit auf. Durch das 4. Gesetz zur
Reform des Strafrechts von 1974 wurde das Schutzgut der Norm von der Sittenordnung
auf die sexuelle Selbstbestimmung umgestellt. Nicht mehr unsittliches Verhalten, sondern
Bestimmung zu sexuellen Handlungen gegen den Willen des Betroffenen stand nunmehr
im Mittelpunkt. Die Notzucht und die Bestimmung zu unzüchtigen Handlungen wurden
damit zu besonderen Fällen der Nötigung (Vergewaltigung und sexuelle Nötigung).
1943 wurden auch unzüchtige Handlungen an Personen unter 21 Jahren unter Strafe
gestellt.
1998 wurden im deutschen Strafrecht die bis dahin getrennten Tatbestände der
Vergewaltigung (§ 177 StGB a. F.) und der sexuellen Nötigung (§ 176 StGB a. F.) unter
einem einzigen Tatbestand zusammengefasst und inhaltlich beträchtlich erweitert (§ 177
StGB n. F.). Der Gesetzgeber hat die Strafbarkeit geschlechtsneutral auf „eine andere
Person“ (erstmals damit auch auf Männer als Tatopfer) und insbesondere auf das
Erzwingen des ehelichen (nicht mehr nur des außerehelichen) Beischlafs erweitert. Damit
ist die Vergewaltigung ein besonders schwerer Fall der sexuellen Nötigung (vgl.
Regelbeispiel). Hat der Täter (erniedrigende) sexuelle Handlungen an dem Opfer
vorgenommen oder an sich von ihm vornehmen lassen, die mit einem Eindringen in den
Körper (des Täters oder des Opfers) verbunden waren, lautet der Urteilstenor auf
Verurteilung wegen Vergewaltigung.
Der Strafrahmen sieht (regelmäßig) Freiheitsstrafe von mindestens zwei und höchstens 15
Jahren vor. Verwirklicht der Täter im Rahmen der Vergewaltigung (oder der sexuellen
Nötigung) gemäß § 177 StGB den Tatbestand der Qualifikation des Absatzes 3
(Mindeststrafe drei Jahre), lautet der Urteilstenor auf schwere Vergewaltigung (oder
sexuelle Nötigung), im Fall des Absatzes 4 auf besonders schwere Vergewaltigung (oder
sexuelle Nötigung) (Mindeststrafe fünf Jahre). Die (höchstrichterliche) Rechtsprechung
sieht auch in der Erzwingung des ehelichen Beischlafs selbst nach mehrjähriger
Geschlechtsgemeinschaft der Beteiligten keinen Anlass, von der Anwendung des
Regelstrafrahmens des § 177 Abs. 2 StGB (2 bis 15 Jahre Freiheitsstrafe) abzusehen und
den Strafrahmen des Absatzes 1 (Mindestfreiheitsstrafe 1 Jahr) oder des Absatzes 5
(minder schwerer Fall, Mindestfreiheitsstrafe sechs Monate bzw. 1 Jahr) zu Grunde zu
legen.
Da die Höchststrafe 15 Jahre beträgt, lässt sich aus § 78 StGB eine Verjährungsfrist von
20 Jahren ableiten. Bei minderjährigen Opfern beginnt diese Frist jedoch in der Regel erst
mit der erlangten Volljährigkeit zu laufen.
Aufklärung
In den unpassendsten Momenten kommen Kinder auf das Thema "Sexualität" zu
sprechen. Vielen Eltern ist das peinlich. Also erzählen sie das berühmte Märchen
vom Klapperstorch oder Geschichten von Bienchen und Blümchen. Nur hilft das
Kindern bei ihren Fragen nicht wirklich weiter.
Aufklärung ist auch in Zeiten, wo Sex allgegenwärtig ist, noch nicht selbstverständlich.
Viele Eltern verlassen sich da ganz auf die Schule, doch das sollten sie nicht. Aber wie
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erklär ich`s meinem Kind am besten? Und wann ist es alt genug dafür?
Der Umgang mit Fragen zur Sexualität ist für uns Erwachsene nicht immer ganz einfach.
Ist Sexualerziehung überhaupt notwendig? Kann man den Fragen nicht einfach durch
geschicktes Taktieren aus dem Weg gehen? Vieles spricht gegen eine solche Taktik. Ein
Kind stellt die Fragen nicht einfach aus Langeweile oder um die Eltern in Verlegenheit zu
bringen, sondern weil es brennend an der Thematik interessiert ist. Erhält es nun keine
oder nur eine unzureichende Antwort von den Eltern, wird das Kind seine Fragen auf
andere Weise zu klären suchen. Erziehung bedeutet, Kinder ihrer Entwicklung
entsprechend liebevoll zu begleiten und zu fördern.
Viele Eltern sind aber verunsichert, wenn es um Fragen der Sexualität geht. Sollen schon
Kleinkinder aufgeklärt werden, kennen Kinder in diesem Alter überhaupt schon so etwas
wie Sexualität? Was müssen Kinder in welchem Alter wissen? Welche Sprache ist
angemessen? Welche Verhaltensweisen und Fragen haben Kinder in bestimmten
Entwicklungsphasen?
HIV- Übertragung
HIV ist der Erreger der Krankheit Aids. Im Vergleich mit anderen
Krankheitserregern gilt er als schwerer übertragbar. Darum wird HIV
in alltäglichen sozialen Kontakten nicht übertragen, auch nicht beim
Husten oder Niesen, nicht bei der Krankenpflege und nicht in
Saunen und Schwimmbädern.
Jedoch kann HIV übertragen werden, wenn eine Körperflüssigkeit,
die eine genügend große Menge HI-Viren enthält, in den Körper
eines anderen Menschen gelangt. Als Körperflüssigkeiten sind für
eine HIV-Ansteckung Samen- oder Scheidenflüssigkeit, Blut oder Blutspuren von
Bedeutung.
Schwangerschaft, Geburt und Stillen
Schwangerschaft, Geburt und Stillen können bei HIV-positiven Müttern zu einer
Ansteckung des Kindes führen. Durch medizinische Vorsichtsmaßnahmen lässt sich das
Risiko jedoch sehr stark senken. Deshalb wird in der Schwangerschaftsvorsorge auch ein
HIV-Test angeboten und empfohlen.
Der HIV-Test
Beim HIV-Test wird das Blut auf Antikörper untersucht, die sich
einige Wochen nach einer HIV-Infektion als Reaktion auf eine
Ansteckung mit HIV bilden. Von daher ist die umgangssprachlich
häufig verwendete Bezeichnung "Aids-Test" falsch; als "Aids"
bezeichnet man nur das - oft erst viele Jahre nach der Infektion
eintretende - Vollbild der durch HIV ausgelösten Erkrankung.
Die Bildung von HIV-Antikörpern ist fast immer binnen 12 Wochen
nach einer Infektion abgeschlossen. Daher bietet der HIV-Test erst
3 Monate nach einer möglichen Infektion eine genügend hohe Sicherheit der
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Aussage. Wenn HIV-Antikörper nachgewiesen wurden, also eine HIV-Infektion besteht,
nennt man das Ergebnis "positiv". Wenn keine HIV-Infektion nachgewiesen wurde, heisst
das Ergebnis "negativ".
Oft ist es sinnvoll, bei der Gelegenheit eines HIV-Testes auch auf andere sexuell
übertragbare Krankheiten (STD) zu untersuchen, die dann gezielt behandelt (und oft
geheilt) werden können. Falls Sie Symptome einer STD bei sich vermuten, suchen Sie
bitte möglichst bald ärztlichen Rat!
Anregungspunkte zur Filmarbeit
Vor dem Film
Kennt ihr Minderjährige die Schwanger sind bzw. waren?
Wie sind sie mit dieser Situation umgegangen?
Was macht ihr denn in eurer Freizeit wenn ihr Langeweile habt?
Nach dem Film
Adoption
Was ist eine Adoption?
Wer kann denn überhaupt ein Kind adoptieren?
Kennt ihr Kinder mit Adoptiveltern?
Haben diese ein anderes Leben als ihr?
Könnt ihr euch vorstellen ohne leibliche Eltern aufzuwachsen? Was wäre in eurem Leben
anders?
Pubertät
Was ist Pubertät?
Ab welchem Alter beginnt sie?
Hat sie jeder, oder nur die Mädchen?
Versucht zu beschreiben wie sich ein Jugendlicher durch die Pubertät verändert. Nur
äußerlich, oder auch innerlich?
Verhütung
Welche Art von Verhütung kennt ihr?
Ist diese wichtig, oder eher unwichtig?
Hat Juno verhütet?
Und die folge dadurch?
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Familie und Freundschaft
Von wem bekommt Juno alles Unterstützung?
Habt ihr einen besten Freund oder eine beste Freundin die immer hinter euch stehen?
Wie bewertet ihr das Verhältnis zwischen Juno und ihren leiblichen Eltern und zwischen
Juno und den Adoptiveltern Vanessa und Mark?
Recherche, Zusammenstellung und Quellenangabe
Recherche und Zusammenstellung:
Verwendete Quellen für Materialerstellung:
www.wikipedia.org/Ellen Page
www.filmstarts.de
www.familienhandbuch.de
www.gib-aids-keine-chance.de
www.wikipedia.de/jason Reitmann
www.amazon.de-Juno:ost
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