Zeitungsartikel - ART

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Zeitungsartikel - ART
22
SAMSTAG
21. APRIL 2012
KULTUR
NACHRICHTEN
Ein Abend der Anekdoten
Erste Eidgenössische
Jury für Literatur
mt. Prominent besetzt hat das
Eidgenössische Departement des
Innern (EDI) gestern die erste,
neunköpfige Jury für Literatur.
Neben der Leiterin des Schweizerischen Literaturinstituts in Biel,
Marie Caffarie, nehmen auch Dozenten des Instituts, der Verleger
Urs Engeler und Daniel Rothenbühler, Einsitz. Der Bund verleiht
2013 erstmals die eidgenössischen Literaturpreise während
den Solothurner Literaturtage im
Frühling. Die genauen Modalitäten und Kategorien folgen bald.
Emil Steinberger, der
«Grandseigneur» der
Schweizer Komik, hat bei
seinem Auftritt in der
Kufa in Lyss nicht wie ein
grosser Alter gewirkt. Mit
schwungvoller Sprachfertigkeit begeisterte er
das Publikum.
LUKAS MAISEL
Man merkt Emil Steinberger
seine 60 Bühnenjahre an. Nicht
etwa, weil er einen müden oder
verhärmten Eindruck machen
würde. Nein, im Gegenteil: In
perfektem Timing trägt er seine
Geschichten vor, setzt Mimik und
Gestik spärlich, aber wirkungsvoll ein. Als «Grandseigneur» angekündigt, machte er alles andere
als einen altväterlichen Eindruck
steifer Würde.
Emil Steinberger beendete
1987 seine Bühnenkarriere. 1993
beschloss er, sich ein Jahr Auszeit
zu nehmen. Als das in der
Schweiz nicht klappte, weil er
ständig neue Anfragen erhielt,
ging er nach New York. Dort blieb
er für sechs Jahre. 1999, kurz vor
seiner Rückkehr in die Schweiz,
heiratete er Niccel, mit der er zuvor lange in brieflichem Kontakt
gestanden hatte. Aus der beruflichen Beziehung (Niccel gibt
Lachseminare und schrieb ihre
Magisterarbeit über das Thema
Humor) wurde eine Liebesbeziehung. Sie liessen sich am Genfersee nieder und gründeten einen
Verlag. Bald darauf erschien
Emils erstes Buch mit dem Titel
«Wahre Lügengeschichten». Darin versammelte er Anekdoten
aus seiner Bühnen- und Nachbühnenzeit. Unter den 30 wahren
Anekdoten befinden sich sechs,
die frei erfunden sind. Im Zeichen dieser Geschichten stand
auch der Donnerstagabend, an
welchem Emil in der ausverkauften Kulturfabrik (Kufa) in Lyss
auftrat.
Wahre Lügengeschichten
Als er am Donnerstagabend die
Bühne betrat, fiel ein Verband an
seiner rechten Hand auf. Über
den Mittelfinger hatte er einen
blauen Fingerling gezogen. Er
habe sich, so erzählte er, beim
Raffeln des Käses verletzt. Anschliessend erklärte er dem Publikum den Titel seines Programms «Drei Engel»: Als er seinem Sohn früher Gutenachtgeschichten erzählte, konnte dieser
H I T PA R A D E
ERMITTELT DURCH MEDIA CONTROL
AM 22. APRIL 2012
SINGLES
Emil Steinberger zeigt die «Drei Engel», wie er die Schwurgeste mit den drei gespreizten Finger nennt.
manche Geschichten nicht glauben. Emil versicherte ihn anhand
einer Schwurgeste des Wahrheitsgehaltes. Es ist jene Geste
mit drei gespreizten Fingern, die
man von den Bundesräten kennt,
die vereidigt werden. Eine Art von
Schwur also, dass es sich dabei
um eine wirklich wahre Geschichte handelte. Ein Gütezeichen, das er die «Drei Engel»
nannte. Er gebrauchte diese Geste auch am Donnerstag auf der
Bühne. Dass er ebendiese Bühne
mit einem Stapel Bücher betrat,
erzeugte eine falsche Erwartung.
Die wenigen Geschichten, die er
vorlas, dienten ihm als Ausgangspunkt für weitere Anekdoten, die
er frei erzählte.
Liebeserklärung an Emil
Vor zwei Jahren schrieb Dave
Naef (im Vorstand von «Coupe
Romanoff», der den Abend organisiert hatte) einen Brief an Emil
Steinberger. Es war, wie Naef sagt,
eine Art Liebeserklärung. Dabei
ist Naef eigentlich zu jung, um
Emil noch auf der Bühne erlebt
zu haben. Er hörte Emil auf Kas-
Emil Steinberger
• geboren 1933 in Luzern
• arbeitete nach der Schule
neun Jahre als Postbeamter.
Daneben spielte er in einer
Theatergruppe.
• 1960 kündigte er seine
Poststelle und studierte in
Luzern an der Hochschule
Grafik.
• Nach Engagements in Cabaret-Gruppen beschliesst
er, ermutigt von Franz Hohler, ein Soloprogramm zu
starten.
• Ab 1969 tritt Emil auf den
Bühnen in der ganzen
Schweiz, später auch in
Deutschland, auf.
• 1987 beendet er seine Karriere als Bühnenfigur Emil.
Später geht er für sechs Jahre nach New York.
• Seit 1999 ist Emil Steinberger mit «einer kabarettistischen Lesung» (heute:
«Drei Engel») unterwegs.
(lm)
sette. Von den 220 Besuchern
dürften ohnehin nur wenige Emil
in seiner Hochzeit in den 70erJahren live erlebt haben. Es war
die Zeit, die seinen Mythos begründete und ihn über die Landesgrenze hinaus bekannt machte. Mit Nummern wie der «Vorstandssitzung» brachte er das Publikum zum Schenkelklopfen.
Seines war die leichte Überzeichnung von (schweizerischen) Archetypen der Provinz.
Seine Tätigkeit als Postbeamter
ist ihm deshalb wohl als Vorbereitung auf seine spätere Karriere
als Kabarettist anzurechnen. Das
zeigt sich exemplarisch, als Emil
in der Kufa erzählt, wie er einst in
eine Poststelle im Berner Jura
versetzt wurde. Im örtlichen Restaurant war für die Arbeiter des
öffentlichen Dienstes ein Tisch
reserviert. Am ersten Abend
nahmen an seinem Tisch auch
zwei Männer in orangen Overalls
Platz. Es gab Fondue. Es ist urkomisch anzusehen, wie Emil die
beiden Männer nachahmt. Den
einen mit nur noch einem Zahn,
den anderen mit einem Bart, in
Bild: zvg
dem die Käsefäden hängenbleiben.
Es ist dieses Talent zur genauen Beobachtung und exakten Wiedergabe, das Emil so erfolgreich macht. Solche mimischen Einlagen hätte man sich in
der Kufa etwas öfter gewünscht.
Seine Anekdoten waren zwar
sehr unterhaltsam, man möchte
aber zwischen zwei unglaublichen Pointen auch einmal
durchatmen können. Das ist aber
Kritik auf hohem Niveau. Denn
Emil weiss ganz genau, was auf
der Bühne funktioniert und was
nicht. Sein Talent, einer im Dunkel liegenden Masse eine Geschichte zu erzählen, als handle
es sich um ein direktes Gegenüber, ist beeindruckend. Nie kam
das Gefühl auf, er spule nur ein
Programm ab. Man kann sich gut
vorstellen, dass eine andere Lesung des gleichen Programmes
ganz anders ausfällt.
Von den erzählten Geschichten
waren übrigens alle wahr. Nur die
Geschichte mit dem Finger und
der Raffel, die hatte er sich ausgedacht.
Ewige Wiederkehr mit Überraschungen
Die Bieler Art Etage zeigt
seit gestern die Gemälde
von Willi Müller. Das
Ergebnis von zwei Jahren
Arbeit leuchtet auch ohne
Leuchtstrahler. Die
Themen: «Meitschi»,
Äpfel, einfache Dinge und,
neu, auch Hotelzimmer.
cbl. Willi Müller – vor 30 Jahren
folgte der gebürtige Aargauer seiner Frau Dorette an den Bielersee.
Künstlerisch folgten ihm viele
Jahre die «einfachen Dinge» in Sujet und Bildtitel. Das waren mal
weisse Blüten aus dem Garten
(1998), Tellerchen, schlichte Dosen oder Äpfel. Die Äpfel entwickelten Eigenständigkeit, wurden
ein Ding für sich und bekamen
entsprechend ihren eigenen Titel.
Das Einfache liegt Müller, nicht
im Sinne des Inhaltlos-Dumpfen,
sondern in aller frommen Bescheidenheit als das, was die
Dinge manchmal eben sind: einfach. Da liegt es nahe, dass er sich
als «Brot backender Bäcker» sieht,
wenn er seine Subjekte auf die
Leinwand bringt. Die Art Etage
zeigt alte Motive in neuem Gewand. Oder auch neue Motive im
Müller-Gestus, der sich weiterentwickelt hat. Und sie haben sich erfreulich entwickelt und an Eleganz
in der Komposition gewonnen.
Kunstvoll arrangiert er ein Feuerwerk möglicher Apfelfarben. Von
Quittengelb über Zitronencremehellgelb bis hin zu Rot- und Rosaschattierungen. Dazu blitzt fast
immer auch die Komplementärfarbe auf: zu Hellgelb ein Hellblau, zu Knallrot ein Knallgrün.
War die Komposition früherer Bilder statischer, abstrakter, sind
diese Apfelarrangements leichter,
harmonischer, lebendiger und beschwingter. Allerdings gilt dies nur
für die hier gezeigten Bilder.
«Die Malerei ist ein schmutziges
Handwerk. Es fällt Erde an. Und es
sollte auch ein Hauch davon bleiben beim fertigen Bild», schreibt
Müller in einem Text über die Malerei. Schmutzig beinahe fährt der
breite, grobe Strich aufs Bild. Extradick aufgetragene Farbe rinnt in
feinen Streifen herunter. Manch
Diagonale teilt das Motiv, Hintergrund und Vordergrund greifen
ineinander. Ein Kritzeln, das genau platziert ist und durchdacht.
Das minimalistisch andeutet, was
man nicht immer zweifelsfrei
identifizieren kann. Macht nichts,
die Phantasie tut ein Übriges.
Kunstdrucke gegen «Krise»
Eindrücklich auch «grosse einfache dinge», 2012 (180 x 240cm).
Flächigen Grauzonen, Creme und
Ocker, dazu vereinzeltes Rot. Und
mit dicken, schweren Strichen:
Gläser und schwarze Blöcke. Düsterer und expressiver als auch
schon. Carte blanche hat das von
Willi Müller eingeladene Künstlerduo Monica Germann & Daniel Lorenzi. Ausserdem gibt es
eine Neuerung: Die Art Etage verkauft zum ersten Mal auch zwölf
Kunstdrucke des Ausstellenden,
«ein Schritt gegen die Kunstkrise»,
wie Noëmi Sandmeier lächelnd
erklärt, der etwas Geld in die Galeriekasse spülen solle.
INFO: Willi Müller, Art Etage, Seevorstadt 71, noch bis zum 12. Mai, mittwochs bis samstags, 14 bis 18 Uhr.
Cézanne nach Bieler Art: Willi Müllers Äpfel.
Bild: Adrian Streun
LINK: www.bielertagblatt.ch
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