Prozessorientierung leicht gemacht!
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Prozessorientierung leicht gemacht!
Prozessorientierung leicht gemacht! Praktischer Lösungsansatz zur Einführung/Umstellung auf die ISO 9001:2000 oder ISO/TS 16949:2002 Martin Krafft 1 Zum Autor ------------------------------------------------------------------------------- 2 2 Schlüsselwörter -------------------------------------------------------------------------- 2 3 Inhalt ------------------------------------------------------------------------------------ 2 4 Einleitung ------------------------------------------------------------------------------- 2 5 Ein schwaches QM-System? – Eine Selbstbewertung! ------------------------------------- 3 6 Die Wende durch die Prozessorientierung? ------------------------------------------------ 4 7 Der Lösungsansatz zur Einführung oder Umstellung -------------------------------------- 4 8 Vorgehensweise -------------------------------------------------------------------------- 5 9 8.1 Expertenteam zusammenstellen -------------------------------------------------------- 5 8.2 Bestandsaufnahme / Ist-Zustand analysieren -------------------------------------------- 5 8.3 Über das Ausmaß der Änderung entscheiden -------------------------------------------- 6 8.4 Projektplan erstellen ------------------------------------------------------------------ 7 8.5 Prozessmodell entwerfen (Haupt- und Unterprozesse) ------------------------------------ 7 8.6 Prozess-Navigator aufbauen (EDV-Anwendung) --------------------------------------- 10 8.7 Eingliederung des Prozessmodells in die Dokumentationspyramide ---------------------- 11 8.8 Aufbau und Anpassung der Systemstruktur (Gliederung / Querverweismatrix) ----------- 11 8.9 Nummerierungssystem und Aufbereitung der Dokumente festlegen ---------------------- 13 8.10 Prozessverantwortliche festlegen / Verantwortungsmatrix erstellen ---------------------- 14 8.11 Prozessorientierung schulen --------------------------------------------------------- 15 8.12 Hilfsmittel bereitstellen -------------------------------------------------------------- 15 8.13 Workshops zu Neuerungen und Schwachstellen durchführen --------------------------- 16 8.14 Messgrößen und deren Berichterstattung festlegen ------------------------------------- 17 8.15 Dokumentation erstellen und umstellen ----------------------------------------------- 17 8.16 Projektstatus bewerten und laufend bekannt machen ---------------------------------- 18 8.17 Mitarbeiter schulen ----------------------------------------------------------------- 19 8.18 Änderungen einführen -------------------------------------------------------------- 19 8.19 Prozessverantwortliche betreuen ----------------------------------------------------- 19 Schlussbemerkung --------------------------------------------------------------------- 19 © M.Krafft – MSO GmbH Seite 1 von 20 Umstellung_ISOTS2_E3.doc : Stand 27.08.2002 Prozessorientierung leicht gemacht! Praktischer Lösungsansatz zur Einführung/Umstellung auf die ISO 9001:2000 oder ISO/TS 16949:2002 1 Zum Autor Martin Krafft, Geschäftsführer der MSO Management-SystemOptimierung GmbH, ist Wirtschaftsingenieur und Zertifizierungsauditor der DQS. Mit Aus- und Weiterbildung, Unternehmensberatung, EDV-Anwendungen und Hilfs-mitteln fördert er die Optimierung von Managementsystemen. Nachfolgender Bericht enthält ausschließlich Praxisbeispiele. 2 Schlüsselwörter Prozessorientierung nach ISO 9001:2000 und ISO/TS 16949:2002, Prozessmodell, Haupt- und Unterprozesse, Messgrößen und Ziele, Prozessnavigator (EDVAnwendung), Praxisorientierung, Neustrukturierung, Reduzierung Integration, Übergang zum Managementsystem, Erhöhung der Wirksamkeit, EDV-Hilfsmittel. 3 Inhalt In diesem Bericht wird ein Lösungsansatz zur effizienten und effektiven Umstellung auf die neuen Fassungen der ISO 9001:2000 und ISO/TS 16949:2002 dargelegt. Es wird beschrieben warum sich Unternehmen mit dem prozessorientierten Ansatz der Normen ernsthaft befassen sollten und es werden Anregungen aus der Praxis zur Neueinführung oder Umstellung gegeben. 4 Einleitung Nach dem Motto: „Nichts ist so beständig wie der Wandel“ werden Unternehmen seit dem Erscheinen der QS 9000, des VDA-Bandes 6.1 und der ISO/TS 16949 ununterbrochen damit konfrontiert ihre QM-Systeme anzupassen. Hinzu kommen eine grosse Anzahl zusätzlicher Referenzhandbücher und weitere - von diesen Normen abgeleiteten - kundenspezifische Anforderungen an das QM-Systeme der Automobilzulieferanten. Damit waren diese Unternehmen in den letzten Jahren fortlaufend damit beschäftigt die QM-Dokumentation so anzupassen, dass sich der Zertifizierer und die verschiedenen Kunden ausreichend berücksichtigt fühlten. Doch damit nicht genug: Hinzu kommt eine Vielzahl von Qualitätssicherungsvereinbarungen, Fragebögen zur Kundenzufriedenheit und Selbstbewertungen wie z.B. die MS 9000, QSA-Bewertung oder auch IMDS (Internationales Material Daten © M.Krafft – MSO GmbH Seite 2 von 20 Umstellung_ISOTS2_E3.doc : Stand 27.08.2002 System). Dabei scheint die Anzahl der Kundenaudits nicht abgenommen zu haben, unter der Überschrift: „Weniger Systemaudits aber mehr Prozessaudits“. Als Folge sind so manche QM-Systeme zu einem undurchsichtigen, komplizierten und umfangreichem „Kunstwerk“ mit unzähligen Ausnahmeregelungen und wenn und aber geworden. Es erscheint der Eindruck, dass durch die ständig neuen oder mit anderen Prioritäten versetzten Normenforderungen, das eigentliche Ziel der Fehlervermeidung und Prävention in den Hintergrund gerückt ist. Anzeichen dafür zeigen sich in der Praxis z.B. an folgenden Punkten (führen Sie eine Selbstbewertung durch!). 5 Trifft Trifft zu nich t zu Ein schwaches QM-System? – Eine Selbstbewertung! Kreuzen Sie die Punkte an, die auf Ihr QM-System zutreffen: 1. Ungenügende Durchgängigkeit und Verknüpfung von Unternehmens- und Berichszielen und kein Zusammenhang zwischen finanziellen und operativen Kenngrößen, gekennzeichnet durch losgelöste Ziele für das Qualitätswesen. 2. Keine durchgängige Verfolgung von Massnahmen und keine konsequente Überwachung der Wirksamkeit dieser Massnahmen. 3. Ungenügende und den Mitarbeitern wenig bekannte Notfallpläne und fehlendes Risikomanagement. 4. Nicht ernst genommene Wirksamkeitsbewertung des QM-Systems durch die oberste Leitung im Rahmen der Managementbewertung. 5. Kein konsequentes Verfahren zur Lenkung interner Fehler (ehemals Element 4.13), gekennzeichnet durch viel zu kleine Sperrkarten, die auf der Rückseite beschrieben sind und ohne eindeutige Verknüpfung zum Thema Korrektur- und Vorbeugungsmassnahmen (ehemals Element 4.14). 6. Keine konsequente Anwendung des 8D-Verfahrens (oder ähnlich) zur Abwicklung von internen Korrekturund Vorbeugungsmassnahmen, aber dafür unzählige 8D-Berichte zu Kundenreklamationen, gekennzeichnet durch die Abstellmassnahme: „Mitarbeiter wurden nochmals geschult und eingewiesen“. 7. Mangelnde Kenntnisse und inkonsequente Anwendung von Problemlösungs-methoden, Werkzeugen und QM-Techniken. 8. Mangelnde Kenntnisse und inkonsequente Anwendung von statistischen Methoden (z.B. Testverfahren zur Auswertung von Datenreihen oder die Anwendung der statistischen Versuchsmethodik). 9. Keine ernsthaft geführte FMEA mit Umsetzung der Ergebnisse aus dem Kundendienst oder der Kundenreklamationen. 10. Fast keine (Langzeit-) Prozessfähigkeitsuntersuchungen oder Lenkung von Prozessparametern (im Gegensatz zur Lenkung mittels Produktmerkmalen), infolge mangelnder Kenntnisse des Zusammenhanges zwischen Prozessparametern und Produktmerkmalen (Korrelation). © M.Krafft – MSO GmbH Seite 3 von 20 Umstellung_ISOTS2_E3.doc : Stand 27.08.2002 11. Ungenügendes / nicht ernst genommenes Verfahren zur Lenkung von besonderen Merkmalen. 12. Lückenhafte Qualitätsvorausplanung (Projektmanagement) nach den Richtlinien der APQP (Advanced Product Quality Planning)(oder gleichwertig) und damit keine Durchgängigkeit bei den wesentlichen Dokumenten Flussdiagramm, QM-Plan (Control Plan) und FMEA. 13. Kein durchgängiges Verfahren zur Lenkung von Änderungen; insbesondere Prozessänderungen. 14. Oberflächlich durchgeführte Produktionsprozessaudits durch ungeschulte Auditoren (die geschulten machen Systemaudits!). 15. Ein Wildwuchs an Verfahrens- und Arbeitsanweisungen und unzählige ungekennzeichnete Formulare. Wie viele dieser 15 Fragen zutreffen wissen nur Sie als Leser. Täuscht evtl. das QMSystem eine Sicherheit vor, die im Ernstfall, z.B. bei Produkthaftpflichtfällen, nicht nachhaltig vorhanden ist? 6 Die Wende durch die Prozessorientierung? Die ISO 9001:1994 wird spätestens zum Dezember 2003 von der prozessorientierten ISO 9001:2000 ersetzt. Die ISO/TS 16949:2002 macht die Ausgabe von 1999 ungültig und ersetzt diese. Damit sind Unternehmen und Organisationen gezwungen das bestehende QM-System bis zum oben genannten Termin zu überarbeiten und sich mit dem prozessorientierten Ansatz zu befassen. Dieser verspricht Erleichterung, zumindest bessere Akzeptanz durch die Mitarbeiter. 7 Der Lösungsansatz zur Einführung oder Umstellung Die nachfolgenden Anregungen und die schrittweise Vorgehensweise stellen einen praktischen Lösungsansatz zur Einführung bzw. helfen bei der Umstellung auf die Prozessorientierung. Die beschriebene Vorgehensweise hat sich bereits in mehreren Unternehmen bewährt und wurde von den Mitarbeitern positiv beurteilt. Ziel dabei ist es: • die Anforderungen der ISO 9001:2000 und ISO/TS 16949:2002 zu erfüllen (Zusatzanforderungen der Kunden aus der Automobilindustrie beachten), • den Aufwand der Umstellung so gering wie möglich zu halten (nicht alles neu erstellen und einführen), • dabei die Vorteile des prozessorientierten Ansatzes zu erkennen und zu nutzen (Transparenz, Messgrößen, Verknüpfungen/Verbindungsstellen, Wechselwirkungen, geschlossene Regelkreise usw.), • die Gelegenheit der Umstellung zu nutzen alte Schwachstellen zu beseitigen (Verantwortung/Befugnis, Abläufe, usw.), • die Dokumentation des QM-Systems zu reduzieren und zu vereinheitlichen, • der Sicherung der Produkt- und Prozessqualität durch Prävention und Annwendung von Werkzeugen und Problemlösungsmethoden wieder mehr Aufmerksamkeit zu schenken, © M.Krafft – MSO GmbH Seite 4 von 20 Umstellung_ISOTS2_E3.doc : Stand 27.08.2002 • • • 8 8.1 die Konzentration auf die besonderen Merkmale zu erhöhen und die Anwendung des QM-Systems dadurch flexibler zu gestalten (dynamisches QMSystem mit Prioritätensetzung). die Wertigkeit und den Umsetzungsgrad des QM-Systems zu erhöhen (vom QMSystem zum Unternehmensmanagementsystem oder integrierten Managementsystem), die Wirksamkeit des Systems nachhaltig zu verbessern (EDV-Lösungen, Verständnis, Verfolgung von Massnahmen, usw. - siehe Fragen der Selbstbewertung (oben)). Vorgehensweise Expertenteam zusammenstellen Es sollte ein kleines Team, bestehend aus einem Mitglied der obersten Leitung den Beauftragten Berater zusammengestellt werden. Die Aufgabe des Expertenteams besteht darin, die Vorgehensweise für die Einführung / Umstellung festzulegen und die Arbeiten für Einführung oder Umstellung zu koordinieren. 8.2 Bestandsaufnahme / Ist-Zustand analysieren Bevor eine Entscheidung über die Vorgehensweise und den Umfang bei der Einführung getroffen wird, sollte der Ist-Zustand des derzeitigen Systems oder der Systeme beurteilt werden. Dabei sind folgende Aspekte zu berücksichtigen: • Systemintegration: das derzeitige QM-, UM- und Sicherheitssystem und weiterer existierender Handbücher, Organisationsrichtlinien, Lieferantenhandbücher und Kundenanforderungen an das System. Welche Systeme sind eingeführt, welche fehlen und welche können integriert werden? • Ausmass: Sind alle Prozesse Teil des Systems, z.B. Finanzen und Controlling, die Rechtsabteilung, der Vertrieb und Aussendienst, die EDV, die Vorentwicklung (R&D), die Werkzeugkonstruktion und –bau, Richtlinien für Mitarbeiter, die Arbeitssicherheit, die zusätzlichen Anforderungen der ISO 9000:2000, ISO/TS 16949:2002, kundenspezifische Anforderungen usw.? • Standorte/Bereiche: Sind alle Standorte/Bereiche in das System integriert und die Verbindungsstellen eindeutig definiert? Welche sind Produkionsstandorte und welche haben nur unterstützende Funktionen? • Aufbau der Dokumentation: Ist die Struktur der Dokumentation und das derzeitige Nummerierungssystem nutzbar? Hier muss entschieden werden, ob die Nummerierung der internen Dokumente beibehalten wird oder neu aufgebaut wird. • Wertigkeit der Prozesse: Sind die Kernprozesse auf gleicher Dokumentationsebene beschrieben (Verfahrens- und Arbeitsanweisungen (VA´s, AA´s)), d.h. kommt den wichtigen Prozessen die gleiche Bedeutung zu? • Ausbaufähigkeit der Dokumentation: Welche Prozesse sind nicht enthalten und können diese in die bestehende Dokumentation und deren Struktur integriert werden? • Umfang und Nutzungsgrad: Gibt es VA´s und AA´s, die den praktischen Prozess nicht ausreichend beschreiben und deshalb nicht verwendet werden? Hier den © M.Krafft – MSO GmbH Seite 5 von 20 Umstellung_ISOTS2_E3.doc : Stand 27.08.2002 • • • • • • • 8.3 Änderungsdienst beurteilen, ob diese VA´s oder AA´s zusammengefasst bzw. eliminiert werden können! Darstellungsart: Sind die Prozesse in Textform oder graphisch verständlich dargestellt? Text ist out, Flussdiagramme sind in. Die Umwandlung zu Flussdiagrammen zeigt nicht geschlossene Regelkreise auf und bietet die Möglichkeit, Prozesse wesentlich verständlicher und unkomplizierter darzustellen. Verständnis: Haben sich die Mitarbeiter in den letzten Jahren mit dem System (wenn auch unbewusst) vertraut gemacht. Welche der VA´s, AA´s können deshalb „abgespeckt“ werden, weil sie in die Denkweise der Mitarbeiter eingegangen sind? Verantwortung und Befugnis: Liegen Verantwortung und zugehörige Befugnisse noch in ein und derselben Hand und ist die Zuordnungnoch aktuell (siehe VA´s, AA´s, Verantwortungsmatrix, Stellenbeschreibungen)? EDV-Lösungen: Sind zeitsparende EDV-Lösungen zur Lenkung der Dokumente, Prozesse und Daten in Anwendung? Wenn nein, hier steckt grosses Rationalisierungspotential! K u n d e n a n f o r d e r u n g e n : Liegen Kundenanforderungen vor, die eine Veränderung des Systems fordern, z.B. die DFÜ-Datenübertragung der Versanddaten (ASN Advanced Shipping Notifications), der Austausch von Entwicklungsdaten zum Kunden, Betriebsdatenerfassungs-systeme zur Produktionssteuerung, Internetverkäufe, usw.? Wirksamkeit: Hat das derzeitige System einen Nutzen für das Unternehmen (siehe Auditergebnisse, Trendbeurteilungen, Bewertung der Wirksamkeit des Systems)? Ist das System in der Lage a) präventiv Fehler zu vermeiden, b) in Produkthaftpflichtfällen Schaden abzuwenden bzw. zu minimieren? Weitere Aspekte: je nach Unternehmensstruktur, Produkten, Prozessen, Mitarbeiteranzahl und Geschäftsstrategie. Über das Ausmaß der Änderung entscheiden Aufgrund der oben genannten Aspekte muss beschlossen werden, ob das System völlig neu strukturiert wird, oder, ob eine Umstellung auf die Prozessorientierung unter Beibehaltung der vorhandenen Struktur erfolgen soll. Ferner sollte entschieden werden, ob hierbei externe Hilfestellung erforderlich ist. Anmerkung: Da die Unternehmen und QM-Beauftragten sich in den letzten Jahren immer wieder neue Anforderungen in das QM-System integriert haben, erscheint es wenig sinnvoll das gesamte System über Bord zu werfen. -Eine völlige Neugestaltung wird den Mitarbeitern, nach den häufigen Änderungen in den letzten Jahren, nur schwer plausibel gemacht werden können. Es besteht die Gefahr, dass die oberste Leitung mit den QM- und UM-Beauftragten sich damit unglaubwürdig machen. © M.Krafft – MSO GmbH Seite 6 von 20 Umstellung_ISOTS2_E3.doc : Stand 27.08.2002 8.4 Projektplan erstellen Das Expertenteam legt die Vorgehensweise fest und bestimmt die einzelnen Aktivitäten innerhalb des Projekts (Aktivität, Dauer, Ressourcen, Aufwendungen). 8.5 Prozessmodell entwerfen (Haupt- und Unterprozesse) Alle Prozesse (= Abläufe) des Unternehmens sollten in einem Prozessmodell dargestellt werden. Das Prozessmodell ist eine Abstraktion des Ist-Zustandes. Um die Übersichtlichkeit zu wahren, sollten die Prozesse in Haupt- und Unterprozesse unterteilt werden. In Bild 1 sind die Hauptprozesse in einer sogenannten Prozesslandschaft (= erste Ebene des Prozessmodells) dargestellt. Das Prozessmodell dient dazu, die: • Gliederung der Prozesse darzustellen, z.B. die Unterscheidung in: Strategische Prozesse, Kernprozesse und unterstützende Prozesse (oder auch Vorserien- und Serienprozesse oder Planungs- und Ausführungsprozesse. • Reihenfolge der Prozesse aufzuzeigen. • Abhängigkeiten der Prozesse und Unterprozesse zueinander darzustellen. • Messgrößen den Prozessen zuzuordnen. • Vorgaben, Ergebnisse und Verantwortung für jeden Prozessschritt festzulegen. • Querverweise auf mitgeltende VA´s und AA´s zu nennen. © M.Krafft – MSO GmbH Seite 7 von 20 Umstellung_ISOTS2_E3.doc : Stand 27.08.2002 Bild 1: Prozesslandschaft (Hauptprozesse) © M.Krafft – MSO GmbH Seite 8 von 20 Umstellung_ISOTS2_E3.doc : Stand 27.08.2002 Die Hauptprozesse der Prozesslandschaft müssen nun weiter in Unterprozesse untergliedert werden. In der Regel reichen 1 bis 2 weitere Ebenen aus, um auch Details ausreichend darzustellen Für alle Unterprozessse werden danach die einzelnen Prozessschritte festgelegt. Ein Beispiel der Untergliederung (Hauptprozess, Unterprozess, Prozesschritt) ist in Bild 2 dargestellt. Bild 2: Festlegung der Unterprozesse und der Prozessschritte Um nun normenkonform zu sein, müssen den Prozessen Prozessverantwortliche, die Prozessmessgrößen, die Vorgaben (Inputs) und Ergebnisse (Outputs) zugeordnet werden. In Bild 3 wird dies über eine Tabelle erreicht, die für jeden Prozessschritt die Aktivitäten (1), den zuständigen Verantwortlichen (2), die Vorgaben (Input) (3), die zugehörigen Messgrößen (4),die Ergebnisse (Outputs) (5) und die notwendige Querverweise (auf andere Prozesse, VAs, AAs oder Formblätter (6) enthält. Bild 3: Zuordnung von Verantwortung, Messgrößen, Vorgaben, Ergebnissen und Querverweisen Anmerkungen zum Prozessmodell: • • Das Prozessmodell stellt das gesamte System der Prozesse in mehreren Ebenen graphisch dar. Zumindest die Prozesslandschsaft muss als Rahmen allen Mitarbeitern ähnlich wie die Unternehmenspolitik und –ziele bekannt sein. Es empfiehlt sich die Kernprozesse (wertschöpfende Prozesse am Produkt) in Vorserienprozesse (Planung) und Serienprozesse (Ausführung/Realisierung) zu unterteilen, zumal die Qualitätsplanung mittels Projektmanagement in den neuen Normen besonders herausgestellt wird (siehe Bild 1). © M.Krafft – MSO GmbH Seite 9 von 20 Umstellung_ISOTS2_E3.doc : Stand 27.08.2002 • • • 8.6 Aus der Prozesslandschaft mit den Haupt- und Unterprozessen, den Prozessschritten und den Informationen in der Tabelle (Bild 3) geht daher die Abfolge und Verknüpfung der Prozesse untereinander (auch Wechselwirkung genannt) hervor. Das Prozessmodell enthält sehr viel Information und sollte dazu führen den Umfang des Unternehmens- oder QM-Handbuches stark zu reduzieren. Die Einbindung des Prozessmodells in das Managementsystem ist unter 8.7 beschrieben. Prozess-Navigator aufbauen (EDV-Anwendung) Das Prozessmodell einschließlich der Unterprozesse, die zugeordneten Messgrößen und die Querverweise auf die VA´s und AA´s werden zweckmäßigerweise EDVmäßig aufbereitet . Hier kann schon eine Excellösung erstaunliches bewirken. In Bild 4 sind einige Elemente aus dem sogenannten Prozessnavigator dargestellt. Bild 4: Prozessnavigator Per Mausklick kann sich der Anwender von Prozessschritt zu Prozessschritt, mit den zugeordneten Messgrößen und den Querverweisen auf die Reise durch das Prozessmodell begeben, ohne die Übersicht zu verlieren. Die Praxis hat gezeigt, dass sich mit so einem Hilfsmittel das Verständnis der Mitarbeiter für die Prozesse und die Akzeptanz des Systems stark verbessert. Zudem lässt sich der Prozessnavigator mühelos anpassen (z.B. Anpassung des Prozessmodells nach Verlagerung von Prozessen) und innerhalb des Unternehmens an jedem Rechner zur Verfügung stellen. © M.Krafft – MSO GmbHSeite 10 von 20 Umstellung_ISOTS2_E3.doc : Stand 27.08.2002 8.7 Eingliederung des Prozessmodells in die Dokumentationspyramide Im nächsten Schritt wird das Prozessmodell in den neuen (oder bestehenden) Dokumentationsaufbau eingegliedert. In der Regel besteht der derzeitige Dokumentations-aufbau aus den in Bild 5 auf der linken Seite genannten Dokumenten und Ebenen. Das Prozessmodell wird zwischen die Ebene des Managementhandbuches und der Ebene der Verfahrensanweisungen eingegliedert (Siehe Bild 5 auf der rechten Seite). Da das Prozessmodell viele Informationen enthält, die bisher entweder Bestandteil des Managementhandbuches (z.B. Politik, Ziele, Organigramm) oder den Verfahrensanweisungen (Ablaufschritte, Verantwortung usw.) waren, kann das Managementhandbuch reduziert und einige Verfahrensanweisungen eliminiert werden. Der Anwender braucht die mitgeltende VA´s und AA´s immer nur dann, wenn die Informationen und Darstellung der Prozesse im Prozessmodell (mit Verantwortung, Zielen, Messgrössen, Vorgaben und Ergebnissen) nicht ausreichen. Bild 5: Derzeitiger (links) und neuer (rechts) Dokumentationsaufbau 8.8 Aufbau und Anpassung der Systemstruktur (Gliederung / Querverweismatrix) Für das gesamte Managementsystem muss nun eine Systemstruktur erstellt (bzw. angepasst) werden. Die Systemstruktur ist eine übergeordnete Gliederung und Querverweismatrix (Bild 6). © M.Krafft – MSO GmbHSeite 11 von 20 Umstellung_ISOTS2_E3.doc : Stand 27.08.2002 Bild 6: Systemstruktur In der Systemstruktur wird entweder die Gliederung der alten ISO 9001 / QS 9000 (Elemente 1-20) beibehalten oder eine neue Gliederung nach den Abschnitten 4-8 der ISO 9001:2000 aufgebaut. © M.Krafft – MSO GmbHSeite 12 von 20 Umstellung_ISOTS2_E3.doc : Stand 27.08.2002 Es empfiehlt sich: • • • • die Hauptüberschriften der Systemstruktur in logische Haupt- und Unterkapitel (Themen) zu unterteilen, um ein übersichtliches Inhaltsverzeichnis des Systems zu erhalten; bei der Festlegung der Haupt- und Unterkapitel die Schwerpunkte der ISO 9001:2000 und Zusatzanforderungen der ISO/TS 16949:2002 angemessen einzuarbeiten (siehe blauen Text in Bild 6 und 8.13); die Systemstruktur mit Querverweisen auf die Prozesslandschaft (z.B. SP1, KP1 usw.) und auf die zugrundeliegenden Normenabschnitte (z.B. ISO/TS 16949:2002) zu versehen; die Nummerierungen der Haupt- und Unterkapitel der Systemstruktur (z.B. 02.2 Projektmanagement) auch für die Nummerierung und Zuordnung der Verfahrensan-weisungen (z.B. VA 02.2-01) zu nutzen (siehe 8.9). Insgesamt entsteht somit eine logische Systemstruktur mit Verknüpfungen zum Prozessmodell und den Verfahrensanweisungen und Querverweisen zur verwendeten QM-Norm. 8.9 Nummerierungssystem und Aufbereitung der Dokumente festlegen An dieser Stelle sollte festgelegt werden, ob das Nummerierungssystem und der Aufbau der VA´s, AA´s und der Formblätter neu gestaltet oder beibehalten wird. Bei einer Neustrukturierung empfiehlt es sich das Nummerierungssystem der VA´s und AA´s aus der Systemstruktur abzuleiten (Bild 7: Nummerierungssystem). Bild 7: Nummerierungssystem Der inhaltliche Aufbau der Anweisungen sollte in Form eines Flussdiagramms mit ergänzenden Bemerkungen dargestellt werden (weniger Text! – siehe Bild 8: Flussdiagramm) und den oder die Prozessverantwortlichen benennen (siehe 8.10). © M.Krafft – MSO GmbHSeite 13 von 20 Umstellung_ISOTS2_E3.doc : Stand 27.08.2002 Bild 8: Flussdiagramm 8.10 Prozessverantwortliche festlegen / Verantwortungsmatrix erstellen Allen Prozessen des Prozessmodells müssen Prozessverantwortliche und Mitarbeiter zugeordnet werden. Ihre Aufgabe ist es für die Hauptprozesse die • Unterprozesse entgültig festzulegen, • Prozessmessgrößen, Vorgaben und Ergebnisse zu definieren (siehe Bild 3), • VA´s und AA´s innerhalb ihres Teams zu erstellen und einzuführen. Die Prozessverantwortlichen sollten in einer Verantwortungsmatrix, die Teil des Prozessnavigators sein kann, festgelegt werden. Aus dieser geht hervor, wer für welchen Prozess verantwortlich ist und wer an diesen mitwirkt (z.B. bei bereichsübergreifende Prozessen). Bei diesem Schritt ist unbedingt darauf zu achten, das die Prozessverantwortlichen die Kompetenz, Verantwortung und Befugnis zur Festlegung der Prozesse und Erstellung der VA´s und AA´s haben und diese auch wahrnehmen. Nur durch diese eigenverantwortliche Tätigkeit kann das Verständnis für die Prozesse und letztendlich die Akzeptanz für das Gesamtsystem erzielt werden. Heute sind doch immer die Managementsysteme unwirksam, die vom Qualitätswesen oder vom externen Berater geschrieben und den Unternehmen übergestülpt wurden. Meist wurden dabei die Prozesse, so wie sie in der Praxis abliefen, nicht ausreichend berücksichtigt. Das System wurde somit nie Teil des täglichen Arbeitsablaufes. Nicht zu unterschätzen ist ein weiterer Vorteil, der bei der Eigenerstellung entsteht: Durch diese machen sich die Mitarbeiter das tägliche Handeln bewusster und erkennen Verschwendung. Dies erhöht nicht nur die Wirksamkeit des Systems, sondern es hat © M.Krafft – MSO GmbHSeite 14 von 20 Umstellung_ISOTS2_E3.doc : Stand 27.08.2002 einen zusätzlichen motivierenden Effekt, der zur Stärkung des Selbstbewusstseins führt. Dies wird immer dann deutlich, wenn Mitarbeiter dem Kunden oder externen Auditoren ihre Prozesse einwandfrei demonstrieren, einschließlich einer nachvollziehbaren Begründung für die gewählte Vorgehensweise. 8.11 Prozessorientierung schulen Damit dieses Selbstbewusstsein auch auf die Mitarbeiter übertragen wird, muss das Verständnis für die Prozesse bei diesen und den Prozessverantwortlichen geschult und vertieft werden. Die Schulung beginnt mit der Erklärung der Systemstruktur, an die sich die Prozessbeschreibung mit seinen Vorgaben, Ergebnissen, Verbindungsstellen, Messgrössen, usw. anschließt. Viele Mitarbeiter tun sich sehr schwer ihre tägliche Arbeit in einem Flussdiagramm darzustellen. Daher muss das Denken in Prozessen mit Einflussgrößen und Zielen mit Hilfe des Prozessmodells und dem Prozessnavigator geschult werden. Jeder Prozessverantwortliche braucht Hilfestellung bei der Festlegung von • Prozessanfang und -ende, • Verbindungsstellen und Einflüssen zu und von andern Prozessen (Verkettung, Vernetzung), • beeinflussbaren und nicht-beeinflussbaren Prozessen und der Wertigkeit von Prozessen für das Gesamtsystem (Haupt- oder Unterprozess), • Messgrößen, Zielen und der Korrelation zwischen Einflussgrößen und Zielen. Zusätzlich muss dem Prozessverantwortlichen der Detaillierungsgrad Prozessbeschreibung vom Qualitätsbeauftragten (QB) dargelegt werden. Detaillierungsgrad und das Denken in Prozessen kann am besten durch gemeinsame Erstellung einer VA in Form eines Flussdiagramms mit dem und/oder einem externen Berater erreicht werden (learning-by-doing). der Der die QB 8.12 Hilfsmittel bereitstellen Zur Festlegung der Prozesse und für die Erstellung von VA´s und AA´s sollten den Prozessverantwortlichen folgende Hilfsmittel zur Verfügung gestellt werden: • die oben genannte Dokumentation wie die Prozesslandschaft, die Systemstruktur, die Liste der zu erstellenden Dokumente und das dazugehörige System der Nummerierung , der Projektzeitplan und die Verantwortungsmatrix. • der Prozessnavigator (EDV-Anwendung) oder ähnlich, • eine VA in der die Richtlinien für Erstellung von VA´s und AA´s vorgegeben werden (gibt Hilfestellung zur Erstellung der Dokumentation und dem Denken in Prozessen), • eine EDV-Anwendung (Software) zur schnellen Erstellung von VA´s und AA´s mit den entsprechenden Formatvorlagen für Formblätter. Die letztgenannte EDV-Anwendung ist eine Vorlage für VA´s oder AA´s z.B. in Microsoft Word mit integrierten Flowcharter (von iGraphX) oder Visio (Microsoft) und weiteren Textbausteinen. Mit ihrer Hilfe kann der Ersteller aus der Wordvorlage heraus ohne Mühe Flussdiagramme und vordefinierte Rahmen oder Tabellen an einer beliebigen Stelle im Dokument erstellen und alle Vorteile des Flowcharter oder © M.Krafft – MSO GmbHSeite 15 von 20 Umstellung_ISOTS2_E3.doc : Stand 27.08.2002 Visio nutzen (Bild 9). Diese einfache Anwendung hat sich in der Praxis bewährt und reduziert die Erstellungszeit um ein Vielfaches. Bild 9: EDV-Anwendung zur Erstellung von VA´s oder AA´s 8.13 Workshops zu Neuerungen und Schwachstellen durchführen In moderierten Workshops sollten die Prozesse nun mit den Prozessverantwortlichen und weiteren Mitarbeitern, mit Hintergrundwissen zum jeweiligen Prozess, besprochen und festgelegt werden. Dabei sind vor allem © M.Krafft – MSO GmbHSeite 16 von 20 Umstellung_ISOTS2_E3.doc : Stand 27.08.2002 • • die neuen oder mit anderen Prioritäten versehenen Anforderungen der ISO 9001:2000 und/oder der ISO/TS 16949:2002 zu beachten und in das System einzuarbeiten und für die erkannten Schwachpunkte des derzeitigen Systems (siehe 5 E i n schwaches QM-System? – Eine Selbstbewertung!) Maßnahmen zu ergreifen und entsprechende Korrekturen am System vorzunehmen. Dies kann beispielsweise die Anschaffung und Anwendung einer EDV-Lösung zur Steigerung der Effektivität sein. Wesentliche Neuerungen sind: • Das Denken in Prozessen mit messbaren Zielgrößen und der Einsatz vorbeugender Maßnahmen bei negativer Trendentwicklung • Die Fokussierung auf die Kundenorientierung und -zufriedenheit • Die Lenkung von Ressourcen (Anforderung, Bereitstellung, Pflege) • Die Beachtung der internen und externen Information- und Kommunikationsflüsse (Reporting). • Die systematische Datensammlung, -auswertung und die Anwendung statistischer Methoden in allen Bereichen (messen, analysieren und verbessern) • Die Förderung des Technologiebewusstseins und die Anwendung des Benchmarking. 8.14 Messgrößen und deren Berichterstattung festlegen Gleichzeitig zur Bestimmung der Prozesse sind die Messgrößen für die Ziele festzulegen. Hier sollten folgende Punkte beachtet werden: • die derzeit verwendeten Messgrößen erfassen und den Prozessen zuordnen, • die Messgrößen in beeinflussbare und nicht beeinflussbare Messgrößen einteilen, • für die beeinflussbaren Messgrößen realistische Ziele vereinbaren, • nicht zu viele und ggf. einander wiedersprechende Messgrößen festlegen (Wechselwirkungen berücksichtigen!). Nicht jeder Prozess oder Unterprozess muss zwingend eine Messgröße besitzen. Täglich führen wir Prozesse / Tätigkeiten aus, die einzeln nicht gemessen werden, aber insgesamt zu einem gewünschten Ergebnis führen sollen; d.h., eine Messgröße kann mehreren Prozessen zugeordnet werden und wird von diesen beeinflusst (und damit auch von verschiedenen Verantwortlichkeiten). Da bei der Festlegung der Messgrößen und der Vereinbarung von Zielen am Anfang noch wenig Erfahrung vorliegt, ist es sinnvoll die Messgrößen und Ziele nach 6-12 Monaten neu zu bewerten und ggf. zu korrigieren. Gleichzeitig sollte die Berichterstattung der Messgrößen (z.B. Festlegung in einer VA Interne und externe Kommunikation) und die Bewertung der Wirksamkeit des Systems überdacht werden (d.h. das System zur Bewertung der Prozesse sollte ggf. angepasst werden, z.B. durch Prozessaudits). 8.15 Dokumentation erstellen und umstellen Die festgelegten Prozesse sind nun mit den unter 8.12 genannten Hilfsmitteln zu dokumentieren. Bei der Dokumentation sind folgende Punkte zu berücksichtigen: © M.Krafft – MSO GmbHSeite 17 von 20 Umstellung_ISOTS2_E3.doc : Stand 27.08.2002 • • • • • • • • • • • Die Anweisungen müssen den zugrundeliegenden Prozess vollständig beschreiben und alle Regelkreise müssen geschlossen sein . Gleichzeitig sollten Anweisungen nicht zu umfangreich werden, da sonst die Gefahr besteht, dass sie nicht gelesen werden. Die Darstellung in Form eines Flussdiagramms wird empfohlen. Anhaltspunkte, welche Prozesse in Verfahrensanweisungen zu beschreiben sind, sind in den Normen (für QM, UM, Sicherheit usw.) enthalten und werden dort teilweise gefordert. Zusätzlich zu den Normenanforderungen sollten die vom Unternehmen als wesentlich erkannten Prozesse einer oder mehrerer Abteilung abgedeckt sein. Zusätzliche Arbeitsanweisungen sollten immer dann erstellt werden, wenn das WIE der Arbeitsausführung weiter beschrieben werden soll und spezielles Kowhow vorliegt. Der Anwender der Anweisung ist festzulegen. Eine Anweisung ist so auszuführen, dass ein Mitarbeiter, der die Branche kennt, die firmenspezifischen Abläufe jedoch nicht, anhand der Anweisung den Prozess versteht. Dabei kann vorausgesetzt werden, dass es sich nicht um einen Berufsanfänger handelt. Je qualifizierter die Anwender demnach sind, desto geringer kann der Umfang der Anweisung ausfallen, d.h. den Erfahrungs- und Qualifikationsstand der Anwender berücksichtigen! Bei der Beschreibung sollte man sich auf Standardprozesse beschränken. Sonderfälle sollten nur beschrieben werden, wenn für diese Fälle ein besonders hohes Fehlerrisiko und Auftretenswahrscheinlichkeit besteht. Prozesse, die bei den Mitarbeitern bekannt sind, die häufig angewendet werden und problemlos ablaufen, brauchen nicht so detailliert beschrieben zu werden. Dagegen müssen die Prozesse genau beschrieben werden, die von den Mitarbeitern häufig falsch gemacht werden oder selten durchgeführt werden. Das Wesentliche bei einer Überarbeitung ist, dass die Dokumentation: • reduziert wird, z.B. durch weglassen oder zusammenfassen von VA´s oder AA´s oder die Reduzierung der Flut von Formularen, aber • gleichzeitig sichergestellt wird, dass alle wesentlichen Prozesse beschrieben sind und die Regelkreise geschlossen bleiben und • die Dokumentation durch die Darstellung mit Flussdiagrammen verständlicher wird. 8.16 Projektstatus bewerten und laufend bekannt machen Der laufende Projektstatus muss durchgängig aktualisiert und bekannt gemacht werden. Dabei kann mit dem Projektstatus ein interner Wettbewerb zwischen Bereichen oder Standorten installiert werden. Wesentlich ist, der obersten Leitung und den Mitarbeitern immer wieder bewusst zu machen, dass das System nicht nur überarbeitet wird, um die neuen Normenanforderungen zu erfüllen, sondern dass es gleichzeitig vereinfacht und verbessert wird. Die Prozessorientierung sollte dabei immer wieder betont werden. Nach dem MottoTue Gutes und rede darüber sollten die Präsentationen des Projektstatus dazu dienen, das Selbstbewusstsein und Verständnis der Mitarbeitern zu fördern. © M.Krafft – MSO GmbHSeite 18 von 20 Umstellung_ISOTS2_E3.doc : Stand 27.08.2002 8.17 Mitarbeiter schulen Nachdem das System dokumentiert ist, müssen die Mitarbeiter eingewiesen werden. Hier geht es darum, die Mitarbeiter über das neue System zu informieren. Vor allen Dingen muss aufgezeigt werden, was sich für die einzelnen Mitarbeiter ändert, bei welchen Prozessen sie betroffen sind und welche Messgrößen sie beeinflussen können. Die Schulungen sollten aus einer allgemeinen Information durch die Projektleitung und weiteren detaillierten Schulungen zu einzelnen Prozessen durch die Prozessverantwortlichen bestehen. Die Schulungen sollten nicht länger als 2 Stunden dauern. 8.18 Änderungen einführen Nach der Einweisung ist das neue / überarbeitete System zu einem festgelegten Stichtag für gültig zu erklären . Das bedeutet auch, dass alte Systemdokumente einzuziehen und als Nachweis für einen bestimmte Zeit aufzubewahren und die EDV-Verzeichnisse zu aktualisieren sind. 8.19 Prozessverantwortliche betreuen Nach dem Einführungstermin müssen die Prozessverantwortlichen und Mitarbeiter weiterhin bei der Lenkung der Prozesse unterstützt werden. Hier geht es darum sicherzustellen, dass • die Verantwortung und Befugnis richtig zugeordnet sind, • sich die beschriebenen Prozesse in der Praxis wiederfinden, anwenden lassen und bewähren, • alle Regelkreise geschlossen sind, • die richtigen Messgrößen definiert sind und zur Steuerung der Prozesse verwendet werden, • die Prozessstruktur (Wertigkeit und Gliederung der Prozesse) angemessen ist. Erfahrungsgemäß ist ein ganzes Jahr zur Festigung des Systems notwendig. 9 Schlussbemerkung Mit diesem Beitrag soll ein Weg aufgezeigt werden, die neuen Normen als Chance zur Verbesserung des derzeitigen Managementsystems zu verstehen. Auch hier gilt , dass die Qualität des Einführungs- oder Änderungsprozesses maßgeblich die Wirksamkeit des Systems beeinflusst. Die Inhalte der prozessorientierten Normen unterscheiden sich nicht erheblich von den Alten. Demnach hat jedes Unternehmen die Möglichkeit viel oder wenig am derzeitigen Managementsystem zu ändern. Das Zertifikat ist deshalb nicht in Gefahr! Eine gute Planung und Strategie sind bei der Einführung die halbe Miete. Die Einführung oder Umstellung kostet Geld. Dass aber das Gesundbeten eines schlecht eingeführten Systems nicht nur ein vielfaches an Geld, sondern auch Nerven und Energie kostet, das haben wir seit 1994 vielfach erfahren. Die Verantwortung und Befugnis liegt bei der obersten Leitung. © M.Krafft – MSO GmbHSeite 19 von 20 Umstellung_ISOTS2_E3.doc : Stand 27.08.2002 Weitere Informationen: Martin Krafft MSO Management-System-Optimierung GmbH Trajanstrasse 8 55131 Mainz Tel Fax Email: Internet: +49 (0) 6131-556440 +49 (0) 6131-556441 [email protected] www.myMSO.com © M.Krafft – MSO GmbHSeite 20 von 20 Umstellung_ISOTS2_E3.doc : Stand 27.08.2002