Beilage - Landkreis Passau

Transcrição

Beilage - Landkreis Passau
*Bild-, Text und Informationsquellen zum Hauptartikel
„Max Hansen“:
(A) Notendruck-Nr. 100 456 (Archivbestand Salonorchester
– VMA/Nachlaß Alois Spiegl, Beutelsbach, 1930)
(B) http://www.musik-antik-records.de (Norbert Noritz,
Halstenbek)
(C) http://www.cyranos.ch (Thomas Staedeli, Schweiz)
(D) http://www.defa-sternstunden.de (Katrin Zutz,
Neubrandenburg)
(E) http://www.klassika.info (Markus Hillenbrand,
Kaiserslautern)
(F) http://www.wikipedia.de (Freie Online-Enzyklopädie)
(G) Archivfotografie Tonträger/Schenkung Kälker –
zugleich Quelle des Max Hansen-Themenbildes (Kirste)
4. BR-Programmhinweise:
3. Willy Pöll
Hörfunk – Bayern 1:
„Mit Humor geht alles besser“ – Das Leben eines
hochbegabten Musikers in schweren Zeiten
Volksmusik (Lieder-Weisen-Traditionen) - täglich von
19.05 bis 19.55 Uhr.
Blasmusik - Sonntag 11-12 Uhr.
Schmankerl (Lieder-Leute-Volkskultur) - jeden dritten
Samstag im Monat von 20.05 bis 21 Uhr.
Tradimix - jeden ersten Samstag im Monat von 20.05 bis 21
Uhr.
Rucksackradio (mit Volksmusik) - jeden Samstag von 5-7
Uhr.
Hörfunk – Bayern 2:
Radio-Heimatspiegel (Zur Einstimmung auf den Tag) Mo-Fr. von 5.05 bis 6.55 Uhr, Sa. von 6.06-7.30, So. von
6.06 - 7.00 Uhr.
Radio (Chöre singen Volkslieder) - jeden 4. Sonntag im
Monat von 11.30-12 Uhr.
Bayerisches Fernsehen:
"Unter unserem Himmel", Sonntags von 19-21.15 Uhr.
"Wetterpanoramabilder" mit Bayerischer Volksmusik,
Wochenende 7-9 Uhr.
Programmhinweise aus unserer Region:
„Mai-Hexen, Regen-Bräute und Pfingst-Jakl – Frommes und Freches aus dem bayerisch-böhmischen Wald“
Pfingstsonntag, 27. Mai 2007, 7.05 – 8.00 Uhr auf Bayern 2
Moderation: Klaus Konjetzky
© Volksmusikarchiv des Landkreises Passau – 04/2007
Landratsamt Passau – Kulturreferat, Passauer Str. 39, 94121 Salzweg
Willy Pöll wurde am 26. Oktober 1888 in Passau in eine
Familie hineingeboren, deren
Mitglieder seit Generationen
eine „musikalische Ader“ besaßen. Wie sein Vater Blasius
Pöll, Obermusikmeister im
16. bayerischen InfanterieRegiment, sollte Willy Pöll
Militärmusiker, sprich Musikmeister, werden und dessen Nachfolge antreten. Als
Neunzehnjähriger meldete er sich deshalb 1907 beim 16. Infanterie-Regiment. 1911 bestand der junge Pöll an der Münchener Akademie der Tonkunst die Vorprüfung zum Musikmeister mit der Note „vorzüglich“. Dann aber brach der 1.
Weltkrieg aus und machte wie so vielen anderen militärischen
Karrieren auch der von Willy Pöll ein Ende.
Nicht zu Ende war es aber mit Willy Pölls Liebe zur Musik,
der er sich aus Familientradition und innerer Berufung verpflichtet fühlte. Die Auflösung des Passauer 16. InfanterieRegiments und damit auch die der Regimentskapelle nach
dem Krieg hatte eine große Lücke im Musikleben der Stadt
entstehen lassen. Das Verlangen nach guter Orchestermusik,
nach einem ortsansässigen gut eingespielten Ensemble für
kirchliche und profane Aufführungen war allseits spürbar.
Mit Begeisterung erinnerten sich die Passauer an die Abonnementskonzerte von Willy Pölls Vater Blasius im Schmerold- und Hellkeller, bei denen regelmäßig im Winterhalbjahr
klassische Musik von vorzüglichen Solisten dargeboten worden war. Dieses Bedürfnis zu befriedigen, half Willy Pöll an
entscheidender Stelle in zweifacher Weise mit.
Zusammen mit Hugo und Richard Maurer und anderen Musikfreunden der Stadt faßte er den Entschluß, ein Passauer
Orchester zu gründen. 29 Laien- und 10 Berufsmusiker trafen sich daraufhin am 30. September 1919 im Hotel Passauer
Wolf und gründeten den Passauer Konzertverein, der seither
aus dem Musikleben der Stadt nicht mehr wegzudenken war
und den Ruf Passaus als Musikstadt festigte. Willy Pöll wurde
zum Dirigenten des neuen Klangkörpers bestellt, dessen Ziel
es war: „Den musikalischen Geschmack weiter Volkskreise
zu heben und zu fördern durch gute philharmonische
Musik“, wie es der Vereinsvorsitzende, Bürgermeister Dr.
Sittler, formulierte. Bereits am 14. November fand das erste
Konzert im Großen Redoutensaal statt, über das die DonauZeitung am 16. November 1919 unter anderem folgendes
berichtete: „Das Orchester des Passauer Konzertvereins und
sein Dirigent, Herr Willy Pöll, konnten am Freitag von den
Hörern, die den Redoutensaal bis auf das letzte Plätzchen
füllten, das erstemal ehrlichen, begeisterten Beifall
entgegennehmen. ... Die Güte des Orchesters, die
Tüchtigkeit seines Dirigenten und das dem ganzen Körper
innewohnende Bewußtsein, ein hohes Ziel vor sich zu haben,
berechtigt uns zu den schönsten Hoffnungen. Passau kann
heute schon stolz sein auf diese Neubildung.“ Die
Schwierigkeiten, mit denen der junge Dirigent Pöll in den
Anfangsjahren zu kämpfen hatte, waren enorm. Sein Motto
„Mit Humor geht alles besser“, dem er Zeit seines Lebens
treu blieb, ließ ihn aber alle Verdrießlichkeiten überwinden.
Auch auf einer zweiten Schiene gelang es Willy Pöll, das
Musikleben Passaus entscheidend zu formen und zu fördern.
Er schaffte es, die Stadtkapelle, deren Leitung er bereits 1912
übernommen und die sich bei Ausbruch des 1. Weltkrieges
aufgelöst hatte, wiederzubeleben. Nach Kriegsende formte er
aus den verschiedenen zivilen Vorkriegskapellen der Stadt
eine leistungsfähige neue Kapelle. So entstand aus den
Musikkapellen Passavia, Stadtkapelle I und II und ehemaligen
Militärmusikern wieder eine Stadtkapelle. Bis zum Jahr 1928
umfaßte dieses Orchester bereits 28 Mitglieder, die bei
Tanzveranstaltungen ebenso wie bei Tagungen, Volksfesten
oder der Maidult aufspielten und es verstanden, die Zuhörer
durch ein vielfältiges Programm zu begeistern. Die
Stadtkapelle trat dabei sowohl in großer als auch in kleiner
Besetzung auf. Musiker aus der Stadtkapelle unterstützten
und verstärkten bei verschiedensten Anlässen das Ensemble
des Passauer Konzertvereins.
Am 1. Oktober 1929 bestellte der Stadtrat Willy Pöll durch
einstimmigen Beschluß zum Stadtkapellmeister; ein Titel, der
mit einer kleinen Besoldung verbunden war. Es wurde ihm
aber zur Auflage gemacht, die Stadtkapelle auf einem
musikalisch leistungsfähigen Stand zu halten und die Zahl
der Musiker nicht unter 16 sinken zu lassen. Die Stadtkapelle
war seit ihrer Neugründung zu einem gewichtigen Teil des
städtischen Musiklebens geworden. Dies war nicht zuletzt ein
Verdienst ihres Dirigenten Willy Pöll, der auch in dieser
Funktion Hervorragendes leistete.
Die Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 ging
auch an der Passauer Stadtkapelle nicht spurlos vorüber.
1933 traten ihre Mitglieder geschlossen in den nationalkon-
servativen Stahlhelm ein, in der Meinung, man könnte sich
dadurch ein Mindestmaß an Selbstbestimmung erhalten.
Kurze Zeit später wurde der Stahlhelm aber in die SA eingegliedert und die Stadtkapelle dadurch zu einem Teil des SAMusikzuges. Der Beginn des 2. Weltkrieges beendete die
musikalischen Aktivitäten der in die SA inkorporierten Stadtkapelle fast vollständig ebenso wie die des Konzertvereins.
Nach dem 2. Weltkrieg war wiederum Willy Pöll eine der
maßgeblich treibenden Kräfte hinter der Wiederbelebung des
Passauer Musiklebens. Unbeirrt und beharrlich schaffte er es
trotz des Todes vieler Musiker und trotz des Fehlens von
Notenmaterial und Probenräumen, die Stadtkapelle zu einem
Neuanfang zu führen, so daß der bekannte und in den
Kriegsjahren vermißte Klang der Stadtkapelle schon in den
ersten Nachkriegsjahren wieder erklingen konnte. Auch beim
Passauer Konzertverein wirkte Willy Pöll, 30 Jahre lang von
1919 bis 1949 musikalischer Spiritus rector des Orchesters,
an entscheidender Stelle beim Neubeginn mit.
Aus gesundheitlichen Gründen
mußte Willy Pöll dann aber Ende
der 40er Jahre beide Dirigentenstellen aufgeben. Nur noch gelegentlich zu Jubiläen und Festakten trat
er ans Dirigentenpult. Erinnert sei
hier vor allem an den Ehrenabend
des Passauer Konzertvereins für ihn
am 7. September 1951, bei dem er
sein Werk „Vier Sätze für großes
Orchester“ selbst aus der Taufe
heben konnte. Im Jahre 1970 erhielt
Willy Pöll in Anerkennung für seine vielen Verdienste um
das musikalische Leben Passaus über Jahrzehnte hinweg den
kulturellen Ehrenbrief der Stadt. Willy Pöll verstarb am 7. Juli
1971 im Alter von 83 Jahren in Passau.
Die vorgestellten Stationen aus dem Leben Willy Pölls lassen
nur in etwa erahnen, was aus diesem eminent begabten
Musiker, dem die Natur das absolute Gehör geschenkt hatte,
unter günstigeren Verhältnissen hätte werden können, wären
nicht entscheidende Jahre durch den Krieg verloren gegangen und hätte nicht hernach der Kampf ums Brot idealeren
Zielen den Weg verstellt. Niemand konnte fleißiger sein als
Willy Pöll. Neben seiner Tätigkeit bei Stadtkapelle und Konzertverein unterrichtete er an der Städtischen Musikschule
und interimsmäßig an der Oberrealschule. Dem Orchester
des südostbayerischen Städtebundtheaters gehörte er als
Violaspieler an. Daneben unterrichtete er Privatschüler.
Obwohl Willy Pöll meisterhaft Geige, Bratsche und Klavier
spielte, nahm er selbst Geigenstunden bei Prof. Vollnhals in
München, um sein Spiel noch zu vervollkommnen. Zu dem,
was Willy Pöll am liebsten
gewesen wäre, zu eigenem
Schaffen, kam er, der das
Kompositionstalent von seinem Vater geerbt hatte, viel zu
selten. Neben Märschen wären als Kompositionen Willy
Pölls insbesondere zu nennen:
die Musik zur Operette „Liebesgedanken“, die 1923 am
Passauer Stadttheater Premiere hatte und die schon erwähnten „Vier Sätze für großes Orchester“.
Trotz aller Widrigkeiten, mit denen er sich in seinem Musikerleben herumschlagen mußte, ist Willy Pöll eine der bedeutenden Persönlichkeiten in der Musikgeschichte Passaus, deren Verdienste um die Muse der Musik in Passau unvergessen sind und bleiben, wie Oberbürgermeister Dr. Brichta dies
ausgedrückt hat. (Se)
Quellen:
1. Volksmusikarchiv des Landkreises Passau, Bestand Musikantenbiographien, Nr. 174
2. Mader, Franz; „Tausend Passauer – Biographisches Lexikon zu Passaus Stadtgeschichte“; Passau, 1995, S. 179 f
3. Passauer Neue Presse (PNP); „Portrait des Tages: Konzertmeister Willi Pöll“; Ausgabe vom 01.09.1951/Seite 7
4. PNP; „Wilhelm Pöll heute 65 Jahre“; Ausgabe vom
26.10.1953/Lokalteil
5. PNP; „Oberbürgermeister verlieh zwei Passauern den kulturellen Ehrenbrief“; Ausgabe vom 11. Mai 1970/Lokalteil
6. PNP; „Passauer Konzertverein arbeitet seit 60 Jahren für
das Musikleben“; Ausgabe vom 26. Oktober 1979/Lokalteil
7. Schmidinger, Helga; „Das Musikleben in Passau ab 1800“;
Passau, 1961, S. 92
8. http://www.stadtkapelle-passau.de (Geschichte der Stadtkapelle Passau)
Bildquellen:
*Quellen-Nr. 4 und 6 und VMA-Notendruck Nr. 100 180

Documentos relacionados