Ausgabe 53

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Ausgabe 53
Ausgabe 53 - kostenlos,
da unbezahlbar
28. November 2006 – Jahrgang 11
OP gelungen, Patient tot
Zu ihrem 360-jährigen Jubiläum wird das Ende der Fakultät Katholische Theologie beschlossen
Von Julian Hamann
Der anstehende Jahrestag wird an der
Fakultät Katholische Theologie wohl
kaum ausgelassen gefeiert werden. Seit
Anfang des Monats steht fest: Nach
dem Fachbereich Soziale Arbeit wird
auch die Fakultät KTheo abgeschafft.
In Zukunft kann sich an der Uni Bamberg niemand mehr zum Diplom-Theologen ausbilden lassen. Lange Zeit sah
es sogar danach aus, als würden die
katholischen Theologen auch das gymnasiale Lehramt verlieren.
Meinung
4
Uni Bamberg am
Scheideweg
Campus
5
Raumnot ist
oft hausgemacht
Service
7
Welcher Studienkredit passt zu mir?
„Rabatz auf
allen Kanälen“
Daraufhin setzte Dekan Klaus Bieberstein alle Hebel in Bewegung und veranstaltete „größtmöglichen Rabatz auf
allen Kanälen“, wie er gegenüber OTTFRIED betont.
Der Einsatz hat sich gelohnt, das gymnasiale Lehramt bleibt erhalten. Nun
wird es an der Uni Bamberg ein kleines
Institut mit mindestens fünf Professuren geben. Für Diplom-Studierende,
die ihr Studium schon aufgenommen
haben, gilt der Vertrauensschutz: Sie
können in Bamberg auch zu Ende studieren.
Ob die durch die Schließung frei werdenden Stellen an der Uni Bamberg
bleiben, ist noch nicht klar – sicher ist
aber, dass aufgrund des akuten Per-
Fakultäten Bayerns
in Augsburg, Bamberg und Passau aufzulösen. Seitdem
hing das Vorhaben
wie ein Damoklesschwert über den betroffenen Fakultäten. Ständig mussten
sie mit der Schließung rechnen. Jetzt
hat die Uni Bamberg
wenigstens Gewissheit: Am 7. November hat das Kabinett
in München eine 15jährige Ruhepause
für den Bereich beschlossen. Rennen
Studierende der Katholischen
Theologie der Uni Bamberg nach dieser Zeit
die Türen ein, kann
die Fakultät wieder
eröffnet werden.
Widerstand gegen
das Aus der KatholiMontage: Ottfried
schen Theologie erVon Beileidsbekundungen am Grab bitten wir abzusehen
gibt nur wenig Sinn:
Weil
das
Schicksal
der Fakultät an das
sonalmangels bereits Begehrlichkeiten
Konkordat gebunden ist (OTTFRIED
an anderen Fakultäten geweckt werden.
berichtete), wurde der Entschluss zwiDas Aus der Fakultät KTheo kommt
schen der katholischen Kirche und der
keinesfalls überraschend: Schon Ende
bayerischen Staatsregierung gefällt –
der 90er schlug der bayerische Rechdie Einbeziehung eines universitären
nungshof vor, die drei kleinsten KTheo-
Vertreters war nicht nötig. Dekan Klaus
Bieberstein sah sich also vor vollendete
Tatsachen gestellt, als das Ministerium
ihm mitteilte, dass es eine Katholische
Theologie in Bamberg künftig nicht
mehr geben wird.
„Mehr war
einfach nicht drin!“
Angesichts dieser schwierigen Ausgangslage ist der Erhalt des gymnasialen Lehramts als Erfolg zu werten.
„Mehr war einfach nicht zu holen“,
heißt es aus Fakultätskreisen.
Dass diese Einschätzung nicht richtig
ist, beweist ein Blick nach Augsburg.
Dort zeigte sich vor allem der Bischof
kämpferisch. Mit seiner Hilfe konnte
die Uni Augsburg durch einen statistischen Trick und die Kooperation mit
einer anderen Einrichtung die Studierendenzahlen verdoppeln.
In Bamberg kann man einen so starken
Partner nicht vorweisen. Im Gegenteil:
Der Beschluss der Bistumsleitung vor
einigen Jahren, keine an der KTheo
ausgebildeten Pastoralreferenten mehr
einzustellen, führte zu einer Halbierung
der Studierendenzahlen. Damit lieferte
das Bistum zu seinem 1000-jährigen
Geburtstag ein nicht gerade schlagkräftiges Argument für den Erhalt der
Fakultät Katholischen Theologie.
Herzlichen Glückwunsch auch.
Letzte Ausfahrt Ruhestand
Wolfgang Meinig, streitbarer Professor für Automobilwirtschaft, hat an der Feki Spuren hinterlassen
Dieter Nuhr verrät im OTTFRIED-Interview seine Tipps für
ein zielloses Studium und damit für eine steile Karriere als
Comedian. Nach dem Gespräch
ging’s dann noch auf Sauftour...
Mehr auf Seite 11.
Kultur
10
Alles andere als
„Suboptimal“
Kehrseite
12
Der Schaefer und
das Nudelmonster
Von Sven Becker
Beim Anblick des Arbeitsplatzes von
Professor Wolfgang Meinig würden
viele Kollegen vor Neid erblassen.
Während sie in engen Büros hausen,
sitzt Meinig mit seiner Forschungsstelle für Automobilwirtschaft (FAW)
in einem eleganten Altbau im vornehmen Haingebiet. Hier empfängt er
bei Kaminfeuer regelmäßig hohe Vertreter aus der Automobilbranche. Am
Ende des Semesters geht der 65-jährige
in Ruhestand, seine Stelle wird nicht
mehr neu besetzt.
Wohl kaum ein Professor an der Uni
Bamberg hat stärker polarisiert als
Meinig. Die Kollegen schwanken zwischen Bewunderung und Kopfschütteln, für viele Studierende ist Meinig
ein rotes Tuch.
Ein Mann,
der polarisiert
Fest steht: Meinig hat in seinen 18 Jahren an der Uni ein Alleinstellungsmerkmal aufgebaut. In jedem Semester kommen Spitzenleute aus der Automobilbranche, die vor Studierenden über aktuelle Fragen der Automobilwirtschaft
dozieren. Jährlich gibt die FAW Studien
heraus, die in der Branche viel Be-
achtung finden. Viele Großunternehkaufen. Sich die 16 Bücher zu teilen,
men sind freiwillig Mitglied im Arwar verboten. Eine Quittung gab es
beitskreis Automobilwirtschaft e.V.,
nicht. Hinzu kam noch, dass die Bücher
einem Förderverein, der zahlreiveraltet und vielfach nutzlos waren.“
che Projekte der ForAuch die kostenpflichtige
schungsstelle unterstützt.
Mitgliedschaft (laut HomeSo kann Professor
page beträgt der JahresMeinig nach eigenen
beitrag mindestens 30
Angaben weitgehend
Euro) im Förderverein
unabhängig
von
sei nach Angaben von
staatlichen
ForBaumann
Pflicht:
schungsgeldern ar„Meinig hat uns am
beiten.
Anfang des Studiums
Wenn Mario Baudeutlich zu verstehen
mann (Name gegegeben, dass hier
ändert) das hört,
keiner ein
schüttelt er den
gutes DiKopf. Der
p l o m
ehemalige
macht, der
Student an
sich verweider Profesgert. Fast niesur für Aumand hat sich
tomobilgetraut, zu widerwirtschaft
sprechen – aus
berichtet:
Angst vor schlechten
„Einen Teil ihNoten.“ Weitere ehemalires Etats finange Studierende beProfessor Wolfgang Meinig Bild: bim
ziert die Forstätigen diese Verschungsstelle aus den Geldbeuteln der
sion im Gespräch mit OTTFRIED.
Studierenden. In unserem Semester
Professor Meinig bestreitet die Vormusste jeder, der bei Meinig die Diwürfe mehrmals energisch gegenüber
plomprüfung ablegen wollte, für 180
OTTFRIED: Nie habe er seine StuEuro ein Bücherpaket des FAW-Verlags
dierenden genötigt, etwas zu kaufen
oder dem Förderverein beizutreten. Im
Gegenteil: Die Mitgliedschaft im Förderverein sei freiwilig. Im Übrigen verkaufe das Bücherpaket der FAW-Verlag, von dem er selbst völlig unabhängig sei.
Ehefrau half
in der Lehre aus
Tatsächlich ist der FAW-Verlag bei der
Stadt Bamberg als Einzelunternehmen
nicht auf Wolfgang Meinig, sondern auf
Dr. Heike Mallad eingetragen – Meinigs Geschäftspartnerin und Ehefrau.
Sitz des Verlags ist sein Privathaus.
Heike Mallad ist nicht nur Inhaberin
des FAW-Verlags, sondern laut Registergericht in Bamberg auch 1. Vorsitzende des Fördervereins.
Mallad stellte offenbar auch in der
Lehre eine unschätzbare Hilfe für ihren
Ehemann dar. Im Wintersemester
2003/04 befand sich Meinig in seinem
forschungsfreien Semester. Zuvor hatte
er nach Angaben des damaligen Dekans
der Fakultät SoWi, Professor Hans Rattinger, Lehraufträge für seine Ehefrau
beim Fachbereichsrat beantragt. Der
lehnte auf Anraten der Kollegen aus der
Betriebswirtschaftslehre ab.
Fortsetzung auf Seite 2
PRESSESTELLE.
Fortsetzung von Seite 1
Professor Rattinger erinnert sich an den
Grund: Heike Mallad sei als Germanistin nicht ausreichend qualifiziert gewesen.
Meinig ignorierte die Entscheidung des
Fachbereichsrates, seine Gattin hielt
trotzdem die Lehrveranstaltungen. Gegenüber OTTFRIED verteidigt er das
Verhalten, schließlich trage seine Frau
den Titel Dr. rer. pol. An der Fakultät
hat diese Standhaftigkeit einen bleibenden Eindruck hinterlassen: „Seit über
30 Jahren arbeite ich an der Uni. So etwas habe ich aber noch nie erlebt“,
meint Rattinger heute.
Bei Unmut:
Bild-Zeitung
Der Politikwissenschaftler meldete die
Vorgänge auch der Uni-Leitung. Bis
heute wurde auf Meinigs Vorgehen
nicht öffentlich reagiert. Vielleicht
wollte sich niemand so kurz vor Meinigs Pensionierung die Finger verbrennen. Schon einmal hat der Professor der
Uni gezeigt, wozu er fähig ist. Als er in
einem Raum in der Feki lehren musste,
der nicht seinen Ansprüchen genügte,
veranlasste Meinig eine Labor-Untersuchung auf Bakterien und einen Bericht
in der Bild-Zeitung („Starprofessor
Meinig: Das Gebäude in der Feldkirchenstraße ist ein ekliger Saustall!“). In
wenigen Monaten spielt das alles für
Meinig keine Rolle mehr. Am 31.März
2007 geht er in Ruhestand.
Bist du auch im StasiVZ?
Fast jeder verbringt viele Stunden pro Woche bei YouTube, StudiVZ & Co: Viele sind sich der Gefahren nicht bewusst
mit OTTFRIED über Vor- und Nachteile von Web 2.0.
Foto: Internet
Jan Schmidt sieht Web 2.0 kritisch
Von Eva-Maria Spreitzer
YouTube, Flickr, StudiVZ: Unsere
gesamte Kommunikation hat sich verändert. Jeder kann sich und andere
grenzenlos darstellen, nichts bleibt den
Millionen Bloggern und Surfern verborgen. Web 2.0 ist das Zauberwort,
das alle interaktiven Kommunikationsmöglichkeiten der Internetgeneration
zusammenfasst. Doch es gibt auch eine
dunkle Seite des „neuen Internets“. Das
beweist die aktuelle Diskussion um
mangelhaften Datenschutz beim Studentenportal StudiVZ.
Dr. Jan Schmidt, stellvertretender Leiter der Forschungsstelle Neue Kommunikationsmedien, spricht im Interview
OTTFRIED: Herr Dr. Schmidt, Sie
sagen, dass Web 2.0 neue Öffentlichkeiten schafft. Birgt das nicht auch
Gefahren?
Jan Schmidt: Web 2.0 bietet die Möglichkeit, interaktiv mit Leuten in Kontakt zu treten. Man muss aber die Grenzen dieser neuen Nutzungsform des Internets kennen. Das StudiVZ ist so ein
Beispiel. Die Mitglieder sollten sich
stets vor Augen halten, dass sie hier
Infos über sich preisgeben, die jeder
einsehen kann. Die Spuren, die die Leute im Netz hinterlassen, sind oft sehr
detailliert. Es wird immer leichter, ganze Profile zu erstellen. Dabei hat man
bei diesem Portal im Moment nicht einmal die Chance, seinen Account vollständig zu entfernen.
Web 2.0 als mögliches
Karrieresprungbrett
Was passiert in fünf, zehn Jahren mit
meinen Infos, die ich heute zur
Verfügung stelle? Wenn ich Personaler
wäre, würde ich Bewerber immer in
solchen Portalen suchen. Daran sollte
man denken.
OTTFRIED: Nicht jeder ist ein geübter Blogger mit eigener Seite. Wie
kann ich mich fit machen für das Web
2.0?
Schmidt: Ich rate, sich mit den Vorgängen im Internet auseinander zu setzen,
sich in der Blogosphäre herum zu treiben, um mitreden zu können. Schauen
sie Katharina Borchert an. Sie war vorher Bloggerin, wurde dadurch bekannt
und ist nun Onlinechefin der WAZ-Mediengruppe. Das ist vielleicht ein Einzelfall, aber man sollte doch wissen,
wie sich heute unsere Art und Weise der
Kommunikation entwickelt und nach
welchen Mechanismen sie funktioniert.
OTTFRIED: Sie sprechen die Medienbranche an. Wird es in Zukunft überhaupt noch Bedarf an diesen Berufen
geben, wenn sich die Communities
ihre Themen doch selber schaffen?
Schmidt: Es wird sicherlich Auswirkungen geben. Es kann durchaus sein,
dass sich der Laie, zum Beispiel im Lokaljournalismus, stärker über das Internet einbringt und an der Berichterstattung teilnimmt. Die Menschen werden
aber immer das Bedürfnis nach aufbereiteten Infos haben.
Was die PR-Branche angeht, wird es
mit dem Umwerben und Erreichen von
bestimmten Zielgruppen schwierig: Es
Geht wählen!
(len/sto) Am 13. und 14. Dezember stehen wie jedes Jahr die Hochschulwahlen an.
Zwischen 9 und 18 Uhr könnt ihr in den
zwei Wahllokalen in der Feldkirchenstraße 21 und im Gebäude An der Universität 11 eure Stimme abgeben.
Jeder Studierende hat die Chance, seine
Vertreter für die verschiedenen Gremien zu wählen. Auf Fakultätsebene
werden die Fachschaften neu besetzt,
zusätzlich wählt ihr den Konvent und
einen Vertreter in den Senat.
Nicht vergessen: Personalausweis oder
Studentenausweis mitbringen! Dann
könnt ihr auch ohne die Wahlbenachrichtigung eurer demokratischen Pflicht
nachkommen. Nähere Infos über die
Hochschulwahlen findet ihr auf der
Homepage der Uni.
Montage: Ottfried
Web 2.0 mit seinen eigenen Waffen geschlagen: Die Sicherheitslücken bei StudiVZ verbreiteten sich wie ein Lauffeuer
Klage gegen
Hochschulgesetz
(sv/jul) Bayerns juristische Fakultäten
wollen gegen das neue Hochschulgesetz klagen. Nach Auffassung der Juristen ist es innerhalb der Universitäten zu
massiven Machtverschiebungen gekommen, die unter anderem gegen das
Grundrecht auf Wissenschaftsfreiheit
und das Recht auf akademische Selbstverwaltung verstoßen.
Kritik üben die Rechtswissenschaftler
an der neuen Machtfülle des Hochschulrats, der überwiegend mit externen Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft besetzt ist.
Der Hochschulrat hat die Rolle eines
Aufsichtsrates übernommen, der die
Hochschulleitung kontrolliert. Er wählt
den Rektor und legt die Grundordnung
der Hochschule fest. Dagegen wollen
Bayerns Juristen nun gemeinsam vorgehen: „Der Freistaat setzt den Universitäten ein Kontrollorgan von außen
vor. Das ist Fremdsteuerung statt
Selbstverwaltung“, so Peter M. Huber,
Juraprofessor an der LMU, gegenüber
der SZ.
Sechs der sieben bayerischen Juristenfakultäten haben sich bereits auf die
Klage verständigt. Allein in Würzburg
steht der Beschluss noch aus.
gibt nur wenige Blogs, die eine sehr
hohe Besucherzahl haben, dafür sehr
viele, die sehr speziell sind und oft nur
wenige User verzeichnen. Marketingversuche in diese Richtung sind
noch am Anfang, aber auch dort wird es
Veränderungen in der Art der Werbung
geben.
Blogs als
Gegenentwurf
OTTFRIED: Jeder kann einen Blog
eröffnen und sich mitteilen. Auf welche Quellen können wir uns in Zukunft noch verlassen?
Schmidt: Wenn in Blogs zum Beispiel
Produkte getestet werden, können die
Urteile sogar fairer ausfallen. Dort gibt
es eine Tendenz, Missstände offen anzusprechen. Blogger verstehen sich tendenziell als Gegenentwurf zu konventionellen Diensten. Ich würde sogar sagen, solche Tests haben mehr Informationswert als Urteile von gesponserten
Journalisten. Ein weiteres Beispiel ist
Bildblog.de: Hier wird, quasi als Gegenentwurf zur Bild-Zeitung, deren unsauberes Arbeiten kritisch dargestellt
und korrigiert.
OTTFRIED: Die Gründe, warum Leute Anwendungen, die Web 2.0 bietet,
nutzen, sind oft trivial: Spaß, Unterhaltung, Abwechslung. Können
durch die neuen elektronischen Möglichkeiten auch Themen von allgemeinem gesellschaftlichem Interesse
angemessen dargestellt werden oder
lösen sie gar die klassischen Massenmedien ab?
Schmidt: Immerhin ein Drittel der
Blogs beschäftigen sich mit politischen
Themen. Dennoch werden sie die Massenmedien wohl nicht ablösen können.
Die Informationssorgfalt ist durch unser Mediensystem gesichert, der Meinungsbildungsprozess wie Einstellungen, unabhängige Beobachtungen und
dergleichen werden jedoch verstärkt in
Blogs vorangetrieben werden. Beobachtungen beiderseits gibt es aber
schon. Blogs verweisen auf offizielle
mediale Quellen und die klassischen
Medien greifen Trends aus Blogs auf.
IMPRESSUM.
OTTFRIED, die Bamberger Studentenzeitung, erscheint zweimal im Semester, jeweils im Mai und im Juli
bzw. im Dezember und im Februar.
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Auflage: 2500 Stück.
REPORTAGE.
Heimat für Clowns und Helden
Für ein paar Stunden, für ein paar Tage, für ein ganzes Leben – Heimkinder vergessen im Zirkus Giovanni ihre Sorgen
Von Katharina Müller-Güldemeister
Es ist der ganz normale Alltag im Circus Giovanni. Dienstagnachmittag: 30
Kinder und vier Zirkustrainer machen
sich warm. Beziehungsweise: Die vier
Zirkustrainer wollen, dass die 30 Zirkuskinder sich warm machen. Doch
mindestens ein Drittel von ihnen sind
schon keine Kinder mehr, sondern
Backfische. Und Zirkusbackfische unterscheiden sich zunächst einmal nicht
im Geringsten von normalen Backfischen: Sie haben zu nichts Lust. Vor allem nicht zu langweiligen Aufwärmspielen. Keiner wird zum Mitmachen
gezwungen, aber am Ende stehen doch
alle im selben Kreis, dicht hintereinander, den Pferdeschwanz des Vordermanns im Mund.
Lulatsch steht vor Zwerg, Klops steht
vor Knirps, aber beim Kommando „Sit
down on my knees, please“, setzen sich
alle vorsichtig auf den Schoß vom Hintermann. Zugegeben, beim ersten Versuch gibt es noch einen Dominostein in der Kette, der
den Halt verliert und alle
anderen mit zu Boden
reißt. Aber im zweiten Anlauf sitzt jeder bequem auf
irgendwelchen
Oberschenkeln.
Und sogar der
Knirps
mit
dem Klops
auf
dem
Schoß lacht
noch zufrieden. Nachdem jegliche Berührungsängste
und NullBock-Phasen überwunden sind, teilen sich alle
Artisten in drei
Disziplinen auf.
Dienstags wird
Jonglieren, Laufkugeln und Seilspringen trainiert.
Nicht allen Zirkuskindern würde man im Sportunterricht anmerken, was sie
in der Manege alles zur Schau
stellen können. Umso mehr erstaunt es,
wie zwei eher füllige Mädchen wild,
aber kontrolliert Feuerkeulen um ihre
Körper schwingen. Sie trainieren seit
zwei Jahren zwei Mal in der Woche hier
und fast täglich Zuhause. Das Zirkuszelt gehört noch nicht lange zum Don
Bosco Jugendwerk und der Skyline
Bambergs. Erst im Juli 2002 wurden
die Pfähle dafür in den Boden gerammt.
Gesponsert von der ARD-Lotterie, aufgebaut von arbeitslosen Jugendlichen
und Straffälligen, die so auf die Berufswelt vorbereitet wurden. Für die
einen war diese Arbeit möglicherweise
ein Sprungbrett, für die kleinen
Artisten, die nun im Gebälk des Zirkuszeltes herum turnen, ist es das auf andere Weise vielleicht auch. Denn der Zirkus ist nicht nur offen für alle Kinder
und Jugendlichen von außerhalb, sondern insbesondere auch für die
Bewohner des anliegenden Cansiusheims. Hier leben verhaltensauffällige
Kinder und auch solche, deren Eltern
nicht in der Lage sind, sich entsprechend um sie zu kümmern. Und so
können die Kinder des Cansiusheims
drei Mal in der Woche zum Training
kommen und mit den Anderen
zusammen alles lernen, was ein Zirkuskind eben können muss: Seiltanz,
Jonglieren, Clownerie, Einrad fahren,
Akrobatik, Trapez und nicht zu vergessen, wie ein Fakir auf dem Nagelbrett zu stehen.Vormittags kommen
Schulklassen ins Zelt, die hier eine
Woche lang auf eine Vorstellung hinarbeiten. Diesmal ist das eine
überschaubare Drittklässlerhorde, bestehend aus 30
Schülern. Alle quasseln
wild umher, sind aufgeregt und albern.
Doch die Trainer
wissen schon, wie
sie die Aufmerksamkeit auf sich
lenken können.
Ähnlich wie
das
Wort
„Klausur“
von Dozenten, wirkt bei
ihnen
das
Wort
„Artist“. Und wer
Artist werden
will, muss zunächst einmal
lernen, sich zu
disziplinieren.
Nun bringt Zirkustrainer Bene
der Klasse das Zirkus-Ching-ChangChong bei. Stein,
Schere und Papier
werden abgelöst vom
„Stärksten Mann“, der
„Ballerina“
und
dem
„Zauberer“. Der „Stärkste Mann“
gilt als unbesiegbar. Trotzdem ist er der
„Ballerina“ unterlegen, denn er ist unsterblich in sie verliebt. Gegen den
„Zauberer“ ist die „Ballerina“ allerdings machtlos, nicht aber der „stärkste
Mann“!
Nun treten Mädchen und Jungs gegeneinander an. Jede Gruppe muss sich zusammen für einen der drei Zirkusfiguren entscheiden. Dann stellen sich
die beiden Gruppen in zwei Reihen gegenüber und bei Ching-Chang-Chong
verwandeln sie sich in die jeweilige
Figur. In der ersten Runde gewinnen
Keine Guantanamo-Verhörmethode, sondern freiwilliges Kunststück!
Advocatus Diaboli... auf dem besten Weg sich als Artist und Künstler zu etablieren!
die Jungs: Sie wippen in ihren imaginären Tutus bezirzend hin und her. Gegen
diesen Charme kann sich selbst die
geballte Kraft der Mädchen in Form
vom „Starken Mann“ nicht erwehren.
Die Gewinner hüpfen und triumphieren
und wählen die „Ballerina“ gleich noch
einmal.
In der zweiten Runde spielt die Klasse
gegen die Trainer. Bei der Wahl der
Figur brüllen 30 Schüler wieder wild
durcheinander, doch die Worte „Artist“
und „Disziplin“ ziehen ein weiteres
Mal.
Diplomatisch
verlieren
Sie finden schließlich einen Bestimmer,
mit dem alle zufrieden sind. Unglücklicherweise verliert die Klasse zwei
Mal hintereinander und vor allem die
Stimmung der Mädchen fällt und fällt.
Um Schlimmeres zu verhindern, muss
nun „diplomatisch verloren werden“.
Anschließend werden in Gruppen
Pyramiden einstudiert, Seilkunststücke
geprobt oder die Choreographie für die
Fakirnummer entwickelt und Musik
ausgewählt. Man
merkt den Kindern an,
wie sie sich für die Zuschauer mächtig ins Zeug legen wollen.
Manchmal vergessen sie dabei das
Kunststück selbst: Beim Seilspringen
wird ein Mädchen jedes Mal von dem
Seil eingeholt, durch das sie laufen soll,
weil sie schon auf halbem Weg stehen
bleibt, um sich „zirkusmäßig“ zu präsentieren.
Bei der Fakirgruppe wird der Schwierigkeitsgrad von jedem kleinen Fakir
eifrig in die Höhe getrieben. Es beginnt
bei: „Ich will im Schneidersitz auf dem
Nagelbrett sitzen.“ „Hm, dann will ich
mich mit nacktem Oberkörper auf das
Nagelbrett legen.“ „Das will
ich auch und Nikolas soll sich
auf mich stellen.“ Ein würdiges Finale, da waren sich alle
einig: Einer legt sich auf das
Nagelbrett, auf ihm werden
Scherben verteilt, auf die
sich wiederum jemand setzt und sich
mit einem Feuerstab
über die Hand streicht. Uiuiui, kein
Kinderzirkus, soviel steht fest! Aber
damit nicht genug. Es gibt auch Zirkus
für die großen Kinder: Für alle, die
gerne Einrad fahren, Jonglieren,
Seiltanzen, Diabolo spielen, Trapez turnen oder es lernen wollen, ist jeden
Mittwoch ab 19 Uhr die Manege frei.
Hier toben sich neben den Trainern
auch alle anderen aus, die Spaß am Zirkusmachen haben. Nun kann geübt
werden, was man schon kann oder wieder aufgenommen, was man frustriert
in die Ecke geschmissen hat.
Ein weiteres interessantes Angebot –
auch für Studierende – ist der Hochseilgarten. Normalerweise können sich nur
geschlossene Gruppen dafür anmelden,
aber jeden ersten Sonntag im Monat ist
es möglich, dass sich auch Einzelpersonen zu einer Gruppe zusammenschließen. Zum Studententarif von 15 Euro
kann man mit seinen eigenen Grenzen
um die Wette klettern – und diese viellleicht Stück für Stück weiter weg schieben. Das Cansiusheim und St. Josefsheim in Bamberg (die beide
zum Don
Bosco Jugendwerk zählen), bieten
Fotos: Don Bosco Jugendwerk
sozial benachteiligten Jugendlichen seit
fast 75 Jahren ein Zuhause. Nach der
Philosophie Don Boscos versuchen die
Mitarbeiter besonders die Stärken der
Kinder und Jugendlichen zu fördern
und durch Fröhlichkeit und Optimismus in der Erziehung zu Selbstständigkeit und einem freundschaftlichen Umgang mit anderen zu
verhelfen. Im Interview mit einem Jugendlichen gewinnt man den Eindruck,
dass diese Umgangsweise auch ganz
gut ankommt. Dafür muss er allerdings
kurz sein Diabolospiel unterbrechen:
Luca ist klein, blond und
lehnt meine Apfeltasche ab. Er hat
heute schon Kuchen
gehabt, sagt er.
Vor einem dreiviertel
Jahr ist er mit seinem Bruder hierher gekommen. Mit
ihm teilt er sich seitdem ein
Zimmer. Für Luca ist eigentlich alles gleich geblieben und
doch alles anders geworden. Er
besucht noch die gleiche Schule
und geht auch noch in den selben
Fußballverein wie vor einem Jahr. Aber
wenn er sich mit einem Freund verabreden will, lässt es sich nicht vermeiden,
ihm vorher zu sagen, dass er nicht mehr
in einer normalen Familie wohnt. Seine
Mama sieht er trotzdem regelmäßig.
Sie besucht ihre zwei Kinder jeden
Dienstag. Auch Weihnachten feiern
sie wieder als Familie zusammen –
fast wie früher.
Ein Diabolo zu
Weihnachten
Seit Luca hier ist, kommt er drei Mal in
der Woche zum Training. Mit seinen
Diabolotricks hängt er schon manchen
Trainer ab. Vielleicht bekommt er zu
Weihnachten ein eigenes Diabolo. Es
steht jedenfalls auf seinem Wunschzettel. Fragt man ihn nach seinen Freunden, sagt er, im Heim habe er ganz viele
und mit Moritz vom Zirkustraining will
er sich bald mal treffen. Luca weiß auch
schon, was er werden will: Postbote
oder Heimerzieher.
MEINUNG.
Unsere Uni am Scheideweg
Eine Reform nach der anderen kommt auf die Uni zu. Doch mit welchem Ziel? Zwei Mutmaßungen
der Uni-Leitung und dem Ministerium
Von Sven Becker
Nürnberg und Würzburg konzentrieren,
abhängigkeit, werden aber im Laufe der
zurückgewiesen werden, würde die jetDie Ereignisse an der Universität Bamum im Bildungssektor international
Jahre in Lehruniversitäten umgebaut.
zige Entwicklung doch dafür sprechen.
berg erscheinen auf den ersten Blick
konkurrenzfähig zu bleiben. UmliegenSo sollen sie die Studentenwalze abfanwidersprüchlich: Jedes Segen, die in den nächsten Jahmester steigen die Studierenren auf die Unis zurollt.
denzahlen. Vielleicht haben
Währenddessen entwickeln
wir in zwei Jahren die 10 000
sich die großen Unis zu riesiMarke erreicht. Und was pasgen Forschungseinrichtungen
siert? Die Anzahl der Fakultämit teuren Graduiertenkollegs.
ten schrumpft.
Für die Uni Bamberg hieße
Jetzt hat es die Katholische
das: Ihre Professoren müssten
Theologie, das ehemalige
lehren, was das Zeug hält,
Herzstück der Uni Bamberg
während sich ihre Kollegen an
erwischt. Auch der Fachbegrößeren Unis stärker der
reich Soziale Arbeit, der jetzt
Forschung widmen. Ein Indiz
aufgelöst wird, ist schon seit
dafür ist die Verteilung der
1972 Teil unserer Uni.
Stellen aus dem InnovationsMit diesen beiden Fakultäten
fonds. Die Uni Bamberg hat
geht ein großes Stück Identizum ersten Mal eine Lehrprotät verloren. Demnächst werfessur erhalten. Ein Lehrproden auch die restlichen Fakulfessor muss mehr lehren und
täten zusammengestaucht. Die Qual der Wahl: Zu Fuß nach Bamberg oder per Anhalter nach Erlangen? Montage: Ottfried darf weniger forschen. Kämen
Deshalb ist es durchaus berechtigt zu
noch mehr solcher Stellen an die Uni
Denn in Bayern ist nicht genügend
de, kleine Unis, wie Bamberg, werden
fragen, wo das eigentlich hinführen
Bamberg, wäre das Humboldt’sche
Geld vorhanden, um aus allen bayerierst zu wenigen Fakultäten zusammensoll. Zwei Varianten sind derzeit denkIdeal von der Einheit von Lehre und
schen Hochschulen Spitzenunis zu magefasst und dann anderen Unis angebar: Erstens wird die Uni Bamberg BeForschung ernsthaft in Gefahr.
chen. Die Staatsregierung muss sich auf
schlossen.
standteil der Uni Erlangen-Nürnberg.
Dann vielleicht doch lieber den Andie Herausbildung von wenigen ExzelEine zweite Variante sähe so aus: Die
Auch wenn Spekulationen darüber von
schluss an die Uni Erlangen?
lenz-Zentren in München, Erlangenkleinen Universitäten behalten ihre Un-
Schweigen der Lämmer
Die Geschichte vom mysteriösen Diebstahl in der Fachschaft SoWi oder vom Wolf im Schafspelz
(mnk/tow) Die Bücherbörse der Fachschaft SoWi ist an sich eine prima Sache. Studierende legen ihre alten Bücher in den Räumen der Fachschaft aus.
Kauft jemand ihr Buch, behält die
Fachschaft das Geld inklusive Quittung, bis es der Verkäufer abholt. Das
hat hervorragend funktioniert – bis zum
letzten Semester.
Kasse leer: Fachschaft muss zahlen
Dann klauten dreiste Diebe zahlreiche
Bücher aus den Regalen. Circa 40 Leute waren betroffen. Doch damit nicht
genug: Schon im Dezember 2005 hatte
ein Dieb Geld aus der ansonsten ver-
schlossenen Fachschaftskasse gestohlen. Die Folge: ein Minus von knapp
900 Euro. Wer das Geld gestohlen hat,
kann Fachschaftsmitglied Johannes H.
gegenüber OTTFRIED nicht sagen.
Das Problem: Zum Tatzeitpunkt war
noch eine andere Fachschaft im Amt.
Die hat nach eigenen Angaben eine Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Doch
die zuständige Polizeidienststelle Bamberg weiß davon nichts. Wollte vielleicht niemand den Täter fassen? Die
neuen Fachschaftsmitglieder setzen auf
jeden Fall alles daran, die Fehler ihrer
Vorgänger zu korrigieren. Die zu verkaufenden Bücher werden nun im hinteren Teil des Fachschaftsraumes gelagert, damit niemand mehr im Vorbeilaufen ein Buch mitgehen lässt. Ihre
Schulden will die Fachschaft durch den
Erlös zahlreicher Veranstaltungen reinholen. Bleibt nur zu hoffen, dass die
Bücher und das neue Konto in Zukunft
besser behütet werden. Also aufgepasst,
Lämmer! Lasst keinen rein, vertraut
niemandem, nicht einmal euren Mitstudierenden. Denn es könnte der „Ar... im
Schafspelz“ sein, der an Euer Geld
will!
Foto: Internet
Nichts gehört, nichts gesehen, nichts gesagt – Das Motto der Fachschaft?
Ohne Stütze geht’s nicht
Trotzdem überweist das BAföG-Amt oft kein Geld
(cr) Viele Studierende sind auf Geld
vom BAföG-Amt angewiesen. Sie
müssen zu Beginn des Monats Miete
zahlen, die Telefonrechnungen begleichen und – ganz banal – Essen kaufen.
Umso schlimmer, wenn das Geld ausbleibt. Bei einigen Kommilitonen ist
genau dies zu Beginn des Wintersemesters passiert. „Wär da nicht noch
meine Abfindung vom Zivildienst gewesen, hätte ich wohl kurzzeitig einen
Kredit aufnehmen müssen“, meint ein
Student.
Das Studentenwerk Würzburg erklärt,
dass es gerade im Winter wegen der
zahlreichen Neu- und Fortsetzungsanträge zu Verzögerungen kommen kann
und bittet um Verständnis. Offensichtlich fehlt dort das Personal, um die Anträge schneller zu bearbeiten. Das ist
umso ärgerlicher, wenn man bedenkt,
dass jeder Studierende schon 35 Euro
an das Studentenwerk und 50 Euro Verwaltungsgebühr zahlt.
Das Problem beschränkt sich nicht nur
auf Erstsemester. Auch sonst treten immer wieder Probleme auf, weil Studierende nicht ausreichend informiert werden. Ein Beispiel: Jeder Studierende ab
dem fünften Semester muss das „Formblatt 5“ einreichen. Damit soll nachgewiesen werden, dass man bisher ein
leistungsorientiertes Studium geführt
hat. Als Belege gelten Scheine, die der
BAföG-Beauftragte anerkennen muss,
oder etwaige Zeugnisse einer Zwischenprüfung. Tatsache ist aber, dass
viele Studierende nicht ausreichend
darauf aufmerksam gemacht werden,
dass sie das „Formblatt 5“ einreichen
müssen.
Auf der Suche nach
dem „Formblatt 5“
„Ich habe meinen Antrag extra schon
Anfang August gestellt, weil ich wusste, dass es im Winter immer dauert“,
erklärt eine Studentin. „Dass ich aber
das „Formblatt 5“ beifügen muss, hat
mir niemand gesagt. Ich hatte ja davon
gehört, dass man ein ordnungsgemäßes
Studium nachweisen muss. Ich dachte
aber, dass da die Anmeldung zur Zwischenprüfung ausreicht.“ Klarheit
schaffte erst ein Besuch beim BAföGAmt, als das Geld zwei Monate ausblieb.Für BaföG-Empfänger bleibt nur
die vage Hoffnung, dass ein Teil der
Studienbeiträge an das Studentenwerk
geht, die damit mehr Personal beschäftigen könnten. So könnten die Anträge
auch schneller bearbeitet werden.
NACHGEFRAGT
Seit dem 13. Oktober dieses Jahres
können sich drei Universitäten in
Deutschland als elitär bezeichnen.
Sie teilen sich mit 18 Graduiertenschulen und 17 weiteren Unis der
Förderlinie „Exzellenzcluster“ eine
staatliche Finanzspritze von 873
Millionen Euro.
OTTFRIED fragte Bamberger Studierende, deren Uni keine zusätzliche Förderung erhält: Fühlt ihr euch
als Studierende zweiter Klasse?
Jessica, 23,
Archäologie:
Ich würde nicht
gleich von Studenten zweiter Klasse
sprechen. Aber es
ist ungerecht, dass
Einzelne rausgepickt und bevorzugt
werden. Das Geld sollte bundesweit
und gerecht verteilt werden, je nach
Studierendenzahl. Aber darüber
kann man sich sicher auch streiten.
Diana, 21,
Europäische
Ethnologie:
Im Moment würde
ich das noch nicht
sagen. Ich denke,
das kommt später.
Wenn es um den Kampf am Arbeitsmarkt geht, wird das Problem wahrscheinlich akut. Jetzt ist das Konkurrenzdenken noch nicht da.
Thomas, 21,
Pädagogik:
Nein, das nicht.
Aber ich finde es
bescheuert, Einzelne zu bevorzugen. So geht die
Gleichheit der Bildungschancen
verloren, weil nur noch Kinder von
reichen Eltern an die Uni können.
Der Staat zieht sich aus der finanziellen Verantwortung zurück. Außerdem wird durch die gesonderte
Förderung einzelner Eliten der Rest
benachteiligt und der Standort der
anderen Unis sinkt.
Jana, 24 und
Lydia, 21,
Volkskunde/
KoWi/Germanistik:
Darüber haben wir uns
noch keine Gedanken gemacht. Auf
jeden Fall finden wir es falsch, Eliten zu züchten. Dadurch werden absichtlich andere Unis schlecht gemacht. Die Gleichheit der Bildungschancen wird vom Staat untergraben. Auf der anderen Seite müssen
wir allerdings zugeben, dass wir uns
momentan noch ganz wohl fühlen.
Anna, 24,
Psychologie:
In dem Stadium
empfinde ich das
noch nicht so.
Vielleicht irgendwann mal. Die
eigentliche Katastrophe sind doch
die Studiengebühren. Das Problem
wird natürlich von den Elite-Unis
noch verschärft.
Anne, 23,
Lehramt
Berufliche Schulen:
Eigentlich ja. Obwohl wir Studiengebühren zahlen
müssen, werden wir weiter aus den
Seminaren rausgeworfen. Dass es
mehr Geld für Forschungsprojekte
gibt, finde ich okay, weil das ja gesondert finanziert wird. Aber EliteUnis... Von den Studiengebühren
sollte in erster Linie die Basis gefördert werden.
P R E S S E S T E L L E.
Da waren es nur noch vier
An der Uni Bamberg dreht sich das Fächer- und Fakultätenkarussell
Die vorläufige Verteilung der Fächer auf die neuen Fakultäten
Von Sven Becker
Mit den Bamberger Fakultäten ist es
wie mit der Konjunktur in Deutschland:
Sie sind in den letzten Monaten mächtig in Schwung geraten. Der bedeutende Unterschied lautet: Während die
deutsche Wirtschaft wächst, soll die
Anzahl der Fakultäten schrumpfen.
Seit Jahren fordern Kommissionen und
das Wissenschaftsministerium die Uni
Bamberg auf, ihre Fakultäten auf maximal drei zu beschränken. Jetzt hat die
Uni reagiert. Gab es in Bamberg bislang sieben Fakultäten, sieht ein Entwurf der neuen Grundordnung nur noch
fünf vor. Da die KTheo auch noch wegfallen wird (siehe Seite 1), hat die Uni
Bamberg in Zukunft wohl nur noch vier
Fakultäten (siehe Grafik): Kulturwissenschaften, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Humanwissenschaften
und Wirtschaftsinformatik/ Angewandte Informatik.
Hiwis helfen
beim Umzug
Auch die Fächer werden kräftig durcheinander gemischt. OTTFRIED liegt
eine Tabelle vor, die für das Wintersemester 2007/2008 jedes Fach seiner
neuen Fakultät zuordnet. Die gute
Nachricht: Niemand muss fürchten,
dass sein Fach durch die Zusammenlegung der Fakultäten abgeschafft wird.
Vielleicht müssen aber einige Hiwis
demnächst beim Umzug helfen. Denn
aus der früheren Fakultät PPP sollen die
Philosophie und der Lehrstuhl für
Kunstpädagogik und Kunstdidaktik an
die neue Fakultät Kulturwissenschaften
wandern. Die Arbeitswissenschaften
und die Didaktik der Arbeitslehre würden somit an die SoWi gehen. Die abgespeckte PPP hieße dann Humanwissenschaften.
Erdnüsse für das
Brautpaar
Fest steht, dass es in der Austraße zur
Elefantenhochzeit der GGeo und der
SpLit kommt. Sie bilden in Zukunft die
neue Fakultät Kulturwissenschaften.
Laut Tabelle müssen die Kommunikationswissenschaften von der SpLit zur
SoWi umziehen (OTTFRIED berichtete) – allerdings hält der Bericht ausdrücklich fest, dass hier das letzte Wort
noch nicht gesprochen ist.
An der Feldkirchenstraße ändert sich
außer den schon genannten Zuläufen
für die SoWi voraussichtlich nichts, die
beiden Fakultäten sollen auch in Zukunft getrennt bleiben.
Aus der Grafik wird deutlich, wie stark
sich die Fakultäten in ihrer Größe unterscheiden. Nicht jeder ist sich sicher,
ob das Ministerium diesem Entwurf zustimmen wird. „Ich könnte mir vorstellen, dass die Verantwortlichen in München den Rektor noch zwingen, die
Zahl der Fakultäten
weiter zu verringern“, meint ein altgedienter Professor,
der nicht namentlich
genannt
werden
möchte.
Der Senat entscheidet erst nach Weihnachten endgültig
über die genaue Fächer- und Fakultäteneinteilung. Bis
dahin müssen die
Gremien aber noch
ein zweites, derzeit
heiß
diskutiertes
Problem lösen – die
Struktur unterhalb
der Fakultätsebene.
Bislang gab es dort
Grafik: Ottfried nur informelle Fachgruppen. Nun sollen
entweder Abteilungen oder Institute
eingeführt werden. Konkret heißt das
zum Beispiel für die Politikwissenschaftler: Entweder sie sind demnächst
Teil der Abteilung Sozialwissenschaften oder in einem Institut für Politikwissenschaften zusammengefasst.
Viele Professoren sprechen sich für die
Untergliederung in kleinere Institute
aus. Zum einen spielt für diese Einstellung die Eitelkeit mancher Professoren eine Rolle. Auf der letzten Senatssitzung konnten sich, nach Angaben eines Anwesenden, einige Professoren nicht damit abfinden, in Zukunft
Abteilungsleiter zu sein. Doch wie fast
immer geht es auch um Machtinteressen.
Paradies für
Postensammler
Auf Institutsebene könnten Professoren
Streitfragen wie die Vergabe von Geldern informeller regeln. Leidtragende
wären die Studierenden und Mitglieder
des Mittelbaus, deren Mitbestimmung
auf Institutsebene schwächer ausfallen
würde als bei großen Abteilungen. Sie
müssten für fast alle Institute eigene Interessenvertretungen gründen. Bei den
Hochschulwahlen könnte es dann dutzende Institutsfachschaften geben.
Wenigstens die vielen Postensammler
in den Hochschulgruppen könnten sich
dann freuen.
Microsoft Office für alle!
Pläne zur Verwendung der Studiengebühren
(tow) Im kommenden Sommersemester
größtenteils von Fakultäts-, wenn nicht
müssen die Studierenden zum ersten
sogar von Fächerebene aus beschlossen
Mal 608 statt 108 Euro zahlen. Zu den
werden.
Semesterbeiträgen kommen dann die
Auch beim Ausbau der Lehre gibt es
Studienbeiträge.
verschiedene Ansichten. Zusätzliche
Höchste Zeit also, sich darüber GedanLehraufträge sind kaum ein Problem,
ken zu machen, was mit dem Geld pasda sie relativ billig sind. Aber wie viel
sieren soll. Im Gegensatz zu anderen
Lehre ist wirklich nötig? Lektoren könbayerischen Unis gibt es in Bamberg
nen doppelt so viele Lehrveranstaltungdafür Arbeitsgruppen mit Vorschlagsen anbieten wie reguläre Assistenten,
recht, sowohl auf gesamtuniversitärer
sind darüber hinaus aber kaum noch in
als auch auf Fakultätsebene. Diese sind
der Lage, selbstständig zu forschen.
zu gleichen Teilen mit Studierenden
Dadurch sind sie nicht nur vom akund Professoren besetzt. Was diese
tuellen Forschungsstand weiter entfernt
Gremien beschließen, muss dann noch
als Assistenten, sondern verlieren solvon der jeweils höheren, rechtlich verantwortlichen Instanz abgesegnet
werden. Dies ist
zum einen die
Hochschulleitung,
zum anderen der jeweilige Fakultätsrat.
An den Fakultäten
wurden nun erstmal
Vorschlagskommissionen eingerichtet,
in denen aus jedem
Fach ein Professor
und ein Studierender vertreten sind.
In der Fakultät
SoWi saß zudem ein
Hier schwimmt die Elite im Geld!
Montage: Ottfried
Mitglied des Mittelbaus. Bereits jetzt zeigt sich, dass die
che Stellen auch für Studierende, die
Studierenden unterschiedliche Interesihren Doktor machen möchten, an Atsen haben. So sind die Vertreter des
traktivität.
Fachbereichs Soziale Arbeit, die trotz
„Für uns sind reguläre Stellen die erste
der Bezeichnung FH die kompletten
Präferenz“, sagt auch Andreas Gruber,
500 Euro zahlen müssen, darum beVertreter des Mittelbaus in der Vormüht, dass ihre Dozenten und Professoschlagskommission der Fakultät SoWi.
renstellen auch weiterhin vom Staat bezahlt werden. Andere Probleme dageDie Sache mit
gen haben einige Wirtschaftswissender Forschung
schaften, deren Vertreter sich eine
Microsoft Office-Lizenz für jeden
Studierenden ihres Fachs vorstellen
Er hat jedoch rechtliche Bedenken gekönnen. „Das ist totaler Schwachsinn“,
genüber der Verknüpfung von Lehre
meint dagegen ein Teilnehmer aus den
und Forschung. Letztere dürfe nicht
Sozialwissenschaften, der für mehr
durch Studiengebühren finanziert werVeranstaltungen plädiert.
den. „Der rechtliche Rahmen ist ziemJedoch gibt es auch Gemeinsamkeiten.
lich offen“, meint dagegen der ProrekSo wollen alle Fachvertreter die Tutoritor für Lehre und Studium Prof. Dr.
en und das Lehrangebot ausbauen. EinReinhard Zintl. „Am Ende muss das
zige Ausnahme: WIAI. Diese Fakultät
Geld jedenfalls auch im Urteil der Stuhat im Rahmen des Innovationsfonds
dierenden der Lehre zugute kommen“,
ohnehin viele neue Professuren zugeWichtig sei es nun, so Zintl weiter, dass
sprochen bekommen (vgl. Seite 6).
die Studierenden sich bei neuen Stellen
Ausgaben für Universitätseinrichtunfür eine der beiden Varianten, Lektoren
gen, wie die Bibliothek, sollen dagegen
oder Assistenten, entscheiden.
Hilfe! Ich bin ein Bachelor, holt mich hier raus!
Der Bologna-Prozess in der Praxis – Erfahrungsbericht eines Erstsemestlers der frisch umgestellten Studiengänge
lich in einen Zusammenhang bringen
konnte ich das Ganze nicht. Entnervt
und an meiner Hochschulreife zweifelnd ging ich nach Hause.
Es gibt nur eine
Regel: es gibt keine
Die Zukunft des BA-Studis: „Wolle Rose haben?“
(mar/lar) Man stelle sich vor: Ein komprimierter, berufsorientierter, europaweit anerkannter Studiengang, Fächerkombinationen von denen man in den
traditionellen Studiengängen nur träumen kann und noch dazu alles ohne Zulassungsbeschränkung! Ich entschied
mich spontan für den neu eingeführten
Bachelor-Studiengang Germanistik mit
Foto: Internet
den Nebenfächern Soziologie und Politikwissenschaft.
Genau wie all die anderen Erstis machte ich mich also auf zu den Erstsemester-Einführungs-Tagen. Es ging um
Studienordnungen und Modulhandbücher. Ich hatte nun zwar einiges, auch
ein wenig vom Aufbau des neuen Studienganges, mitgekriegt, doch so wirk-
Neuer Tag, neuer Mut, in diesem Sinne
machte ich mich am nächsten Tag auf
zur TB 4. Dort wollte ich mir im Internet die Modulhandbücher für meine
Nebenfächer besorgen. Denn mit dem
sei es angeblich ein Leichtes, sich den
eigenen Stundenplan zusammen zu basteln. Während das Handbuch für Germanistik schnell aufzufinden war, fehlte von ähnlichen Werken für Politikwissenschaft und Soziologie jede Spur. Auf
Nachfrage bei der Studienberatung im
Erstsemester-Info-Café offenbarte sich
dann das ganze Ausmaß der Misere:
Scheinbar habe die SpLit als Fakultät
bei den anderen Bereichen angefragt,
ob man übergreifende Studienmöglich-
keiten anbieten könne und darauf ein
Okay erhalten. Weitere Zusammenarbeit der Fakultäten sei jedoch ausgeblieben, sodass für die Nebenfächer
nichts da war, weder Studienordnungen, noch Modulhandbücher.
In Politikwissenschaft ist es mir nun
freigestellt, welche Veranstaltungen ich
besuche. „Hauptsache du hast am Ende
des Studiums die nötige ECTS-Punktzahl zusammen“, versicherte mir Fachstudienberater Dr. Johannes Schmidt.
Dies widerspricht zwar den Grundsätzen des stark reglementierten Bachelor-Studiums, ist für mich als Stu-
dent jedoch im Grunde ein Luxus-Fall.
Anstatt auch Bereiche beackern zu
müssen, die mir nicht liegen, kann ich
frei wählen. Auch eine E-Mail der
Fachstudienberaterin für Soziologie,
Sabine Frerichs, bestätigte mir: grundsätzlich sei mir hier die Wahl freigestellt. Dieses Versprechen hielt genau
eine Woche lang. Dann kam eine Neue
Mail mit neuem Anhang: die neue, verbindliche Studienordnung. Diese läge
nun dem Prüfungsamt vor.
Endlich konnte ich mal wieder das
praktizieren, was ich mittlerweile am
besten kann: Stundenpläne anpassen.
CAMPUS.
Das Bamberger Raum-Trauma
Immer mehr Studierende verschärfen das Raumproblem. Nun sollen die Gebäude auf dem Erba-Gelände Abhilfe schaffen
Von Marc Hohrath
Ein Seminarraum im Keller des Marcushauses. In einem aus Brandschutzgründen für 40 Mann ausgelegten
Raum stehen, sitzen und hocken mehr
als doppelt so viele Studierende. Weitere 100 stehen draußen auf dem Flur.
Die Stimmung ist angespannt, viele
verlassen verärgert die Fakultät. Der
Dozent wirkt leicht unbeholfen, vertagt
die Referatsvergabe auf nächste Woche.
Dann sei „hoffentlich irgendwo ein größerer Raum verfügbar“, sagt er.
Hier kommt die
Studierendenflut
So wie ihm ging es einigen Kollegen zu
Beginn des Wintersemesters. Erfahrungsgemäß sinkt zwar die Teilnehmerzahl eines Seminars mit der Semesterdauer, doch eine Erleichterung ist das
nicht.
Fakt ist: Die Uni hat nach wie vor ein
dramatisches Raumproblem. Die Zahl
der Neueinschreibungen steigt trotz
NC-Erhöhungen, Fächerschließungen
und anstehenden Gebühren rapide an.
Deshalb sucht die Hochschulleitung
händeringend nach neuen Kapazitäten
und Pufferzonen für ihre künftigen
Kunden. In diesem Wintersemester
zählt die Uni 9 250 Studierende, ein
Plus von 27 Prozent im Vergleich zum
Jahr 2000 und rund sechs Prozent mehr
als der bayerische Durchschnitt. Damit
bricht Bamberg erneut den Landesrekord. Doch wem nutzt das eigentlich?
„Bei vorhandenen 3 500 Studienplätzen
fehlen noch 1 500
Studierende bis zur
300-Prozent-Auslastung“, so Rektor
Godehart Ruppert
auf dem diesjährigen Dies Academicus. „Bis zum Jahr
2012 werden voraussichtlich weitere 2 000 Studierende hinzukommen,
wenn mit dem ersten Doppeljahrgang die Welle von
G8 und G9-Absolventen auf uns zukommt.“
Doch
schon jetzt platzt
die Uni Bamberg
aus
sämtlichen Hier ein Bild aus den guten alten Zeiten, als nur die Hälfte auf dem Boden saß...
Foto: privat
Nähten.
Wer trägt die Verantwortung, wenn dort
gar nicht jede Woche stattfindet. Dann
Doch die gegenwärtige Situation sei
ein Notfall passiert?“
stehen die Räume wochenlang leer“, so
nicht nur eine Folge des Raummangels,
Im Rektorat und auch im Referat für
der Rektor auf dem Pressefrühstück im
auch im fehlenden Engagement einiger
Raumvergabe und -planung ist man
Oktober.
Dozenten und Studierenden sieht
sich des Problems offensichtlich beIn der Tat: Wer allein die Uni-Leitung
Rektor Ruppert ein Problem. „Wenn
wusst. Dort herrscht rege Betriebfür die Misere verantwortlich macht,
unpopuläre Belegzeiten, wie etwa an
samkeit, E-Mails werden erst drei Wodenkt zu kurz. „Es ist einfach fatal, dass
Freitagen, nicht genutzt werden, und
chen später beantwortet.
die Innenstadtfakultäten über kaum
sich alle Veranstaltungen nur auf die
Der Aufwand scheint sich zu lohnen,
große Räume verfügen, weil sie allein
Wochenmitte konzentrieren, ist es kein
hinter dem Marcushaus hat die Uni mit
schon architektonisch in die Innenstadt
Wunder, dass es ein Raumproblem gibt.
einem privaten Investor eine alte
eingebunden sind“, meint Prof. FriedSchreinerei renoviert „Der Zugewinn
helm
Marx
vom
Lehrstuhl
für
Neuere
Leere statt
ist sicher vorerst eine Verbesserung“, so
Deutsche Literaturwissenschaft. „Der
Lehre in der Aula
Thomas Trapper vom Pädagogik-Lehrgrößte Raum, die Aula kann derzeit aus
stuhl.
technischen Gründen nicht genutzt
Auch sein anfänglich überfülltes Semiwerden. In die großen Räume der U2,
Auch für Blockseminare werden Räunar wurde dorthin verlagert, genau wie
U5 und U7 passen maximal 200 Leute.
me mitunter gleich fürs ganze Semester
einige der sprachwissenschaftlichen
Aber schon jetzt sind es oft an die 300.
angefordert, obwohl die Veranstaltung
Infobox: Innovationsfonds
(sv) Der Innovationsfonds ist wie ein
großer akademischer Kochtopf: Die
bayerischen Universitäten mussten im
vergangenen Jahr alle Fächer, die
nicht mehr in ihr zukünftiges Profil
passen, in den Fonds werfen. Das Ministerium gab noch ein paar Stellen
dazu. So kamen am Ende 600 Stellen
zusammen, die nach kräftigem Umrühren neu an die Unis verteilt wurden. Dadurch sollen sich die Unis
stärker profilieren.
Die Universität Bamberg beschloss,
dass die Musikwissenschaften, die
Rechtswissenschaften und der gesamte Fachbereich Soziale Arbeit nicht
mehr zu ihr passen – und gab deshalb
24 Professuren in den Innovationsfonds ab.
60 Prozent
Stellen sind sicher
Nachdem der Fonds voll war, schloss
das Ministerium mit allen bayerischen
Universitäten so genannte Zielvereinbarungen ab, nach denen jeder Uni 60
Prozent der abgegebenen Stellen garantiert zurückgegeben werden. Die
Universität Bamberg erhält deshalb in
den nächsten Semestern elf Stellen.
Hinzu kommen 7,5 Stellen aus Um-
widmungen alter Lehrstühle wie den
Liturgiewissenschaften sowie aus Assistenz- und Sekretärsstellen der abgeschafften Rechtswissenschaften.
Ein Teil der Stellen fließt in das Vollslavistik-Zentrum ein, das demnächst
an der Uni Bamberg gegründet wird.
Stellenregen
nach Wettbewerb
Der Innovationsfonds war nach der
Vergabe aus den Zielvereinbarungen
aber noch nicht leer. Die restlichen
Stellen teilte ein Experten-Ausschuss
in Form eines Wettbewerbs zu. Alle
Unis mussten in München Konzepte
einreichen, mit denen sie circa 40 Prozent der ursprünglich abgegeben Stellen zurückgewinnen konnten. Die Uni
Bamberg konzentrierte sich in ihrem
Vorschlag vor allem auf die Stärkung
der Fakultät Wirtschaftsinformatik
und Angewandte Informatik. Das
Konzept der Hochschulleitung ging
auf, die Uni bekommt aus dem zweiten Topf insgesamt 14,5 Stellen zurück – prozentual gesehen sind das
mehr als die ursprünglich angepeilten
40 Prozent. Damit gewann die Uni
Bamberg am Ende mehr Stellen
zurück als sie abgegeben hat.
Veranstaltungen. Offenbar gibt es endlich grünes Licht für die Übernahme
des, vom Rektorat lang verhandelten,
Erba-Geländes in Gaustadt, wie der
Rektor kürzlich mitteilte. „Diese
Option ist zwar enttäuschend, aber nötig“, so Professor Friedhelm Marx.
Aus seiner Sicht sind die ehemaligen
Fabrikhallen zu weit ab vom Schuss.
„Große Räume lassen sich nicht herzaubern. Es muss aber irgendwie eine
Entlastung her, nachdem schon die
Übernahme des Bürgerspitals auf dem
Michaelsberg offenbar gescheitert ist.
Der Nachteil ist aber klar: Wir entfernen uns so immer mehr aus der
Innenstadt und verlieren zunehmend
die Chance, den Bambergern die Uni zu
vermitteln.“
Kommt ein
neuer Campus?
Geplant sei, so Professor Marx weiter,
das Erba-Gelände zu einem „innovativen, neuartigen Vorlesungscenter“ umzubauen, einem multifakultativ genutzten Mittelpunkt der Uni mit Prüfungsräumen und Büros. Vielleicht bekommen wir also in wenigen Monaten einen
Quasi-Campus dazu.
Bleibt nur noch zu hoffen, dass sich die
Lage damit wenigstens geringfügig entspannt. Denn so wie im Moment kann
und darf die Raumnot als allgegenwärtiges Damoklesschwert für die Lehre in
der Universität Bamberg nicht weiterhin über den Köpfen ihrer Schützlinge
baumeln.
Verstecktes Sparkonzept
Mit dem Innovationsfonds werden fast keine neuen Stellen geschaffen
(sv) Milde lächelnd sitzt Professor Max
Peter Baumann in seinem Mini-Büro
im Musiktrakt in der Feldkirchenstraße.
Der Musikwissenschaftler möchte sich
nicht mehr aufregen über die Abschaffung seiner Professur für Ethnomusikologie an der Universität Bamberg.
„Wissen Sie, in zwei Jahren werde ich
ohnehin pensioniert. Und bis heute habe ich weder vom Ministerium noch
von der Hochschulleitung eine Nachricht erhalten, ob ich überhaupt noch
hier weg muss.“
Die Ethnomusikologie ist Teil der Fächer, die von der Uni in den Innovationsfonds abgegeben wurden, weil sie
nicht mehr zum neuen Profil der Uni
Bamberg passen. Baumanns Stelle soll
dann an die Uni Würzburg verlagert
werden, wo es ein neues Zentrum für
Musikforschung geben wird.
Der Innovationsfonds ist ein riesiges
Umverteilungsprogramm: Der Staat
schafft fast keine neuen Lehrstühle,
sondern zieht schwache Fächer bei den
Unis ab und gibt ihnen für starke Fächer neue Stellen.
In Bamberg hat davon besonders die
Fakultät WiAI profitiert. Fast alle Stellen, die über den Wettbewerb an die
Uni zurückfließen, gehen an sie. Kein
Wunder, dass Dekan Andreas Henrich
zufrieden ist. „Wir können uns nicht beschweren. Allerdings möchte ich betonen, dass viele neue Fächer eine hohe
Interdisziplinarität aufweisen. Die ganze Uni profitiert, weil die neuen Fächer
andere Fakultäten mit uns verknüpfen“,
meint Henrich. So verbindet zum Beispiel die Juniorprofessur für Informationsverarbeitung in der Geoarchäologie
die Innenstadt mit der Feki.
Henrich sagt nicht, dass an seiner Fakultät bislang nur neun Professoren sit-
zen – zu wenig für eine voll funktionsfähige Fakultät. Die WiAI sollte ohnehin weiter ausgebaut werden. Mit dem
Innovationsfonds konnte das Wissenschaftsministerium den Ausbau jetzt
kostengünstig nachholen.
Hinzu kommt, dass viele Fachbereiche
vom Innovationsfonds unberührt bleiben. Die SoWi, die immerhin ihre fünf
men zwei Stiftungsprofessuren des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Die zwei Lehrstühle
werden bald an die Soziologen und die
Volkswirte gehen.
Die SoWi verschafft der Uni Bamberg
damit im Gegensatz zum Innovationsfonds wirklich neue Stellen. Das meint
auch der studentische Senator Thomas
Grafik: cr
rechtswissenschaftlichen Professuren
abgeben musste, bekommt von den insgesamt 33 neuen oder umgewidmeten
Stellen nur zwei neue zugeteilt. „Wir
sind praktisch leer ausgegangen,“ so
ein Professor. „Der Rektor glaubt offensichtlich, dass die Fakultät Sozialund Wirtschaftswissenschaften sich
selbst versorgen kann.“
Was geht?
Was kommt?
Tatsächlich bekommt die Fakultät derzeit unverhofften Zuwachs. Das Fach
Internationale Politik hat – ganz ohne
Innovationsfonds – einen Lehrstuhl erhalten. Vor wenigen Wochen wurde eine BWL-Stiftungsprofessur der DekaInvestmentbank besetzt. Hinzu komm-
Lörner: „Der Fonds ist ein Sparkonzept. Das Wissenschaftsministerium
prahlt, es habe 140 neue Stellen in den
Innovationsfonds geworfen. Ein Vergleich zeigt, wie viel das wert ist: Vor
zwei Jahren hat der Staat alle Assistenten und Professoren gezwungen, ohne
Lohnausgleich mehr Semesterwochenstunden zu lehren. Diese Erhöhung des
Lehrdeputats entspricht einem Zuwachs von 1 000 Stellen“, so Lörner.
Für Professor Baumann aus der Musikethnologie macht die Lehrdeputatserhöhung derzeit wenig Sinn – niemand
darf sich in Bamberg mehr für sein
Fach einschreiben. Baumann sieht aber
auch positive Aspekte der baldigen
Abschaffung seines Fachs: „Ich kann
jetzt viel mehr Doktoranden betreuen
als früher.“ Fragt sich nur, ob in
Bamberg oder Würzburg.
SERVICE.
Alle wollen nur dein Bestes
... nämlich dein Geld – Wer Unterstützung braucht, sollte mit der Lupe auf Kreditangebote schauen
mit hoffentlich auch mehr Geld ins
Haus. Wann wollen die Banken ihres
wieder sehen? Die Karenzphase ist die
Zeit, in der man das geliehene Geld
noch nicht zahlen muss. In dieser Zeit
ist es ratsam, sich einen Job zu suchen,
denn die Deutsche und die Dresdner
Bank wollen spätestens nach einem
Jahr, die Sparkasse und die KfW nach
circa zwei Jahren ihre Früchte ernten.
Dann beginnt die Tilgungsphase. Geheimtipp an dieser Stelle: das Bayerische Studienbeitragsdarlehen. Dieses
zahlt man erst zurück, wenn der Job genug übrig lässt.
Wie lief es denn
dieses Semester?
Schlemmen wie bei Muttern – auch wenn es nur auf Pump ist. Also hau rein, Junge!
Von Martin Pyka
Bei Geld hört die Freundschaft auf. Mit
dem Bankberater fängt sie dann erst
richtig an. Aber auch ohne Knete kann
aus Sicht der Banken eine lange Beziehung entstehen. „Fragen Sie sich genau, ob sie wirklich einen Kredit brauchen“, rät Ulrich Müller vom Centrum
für Hochschulentwicklung (CHE), das
kürzlich über 40 Kredite auf Herz und
Nieren geprüft hat. Wichtig ist, vor
Vertragsunterzeichnung von Eltern
über BAföG, bis hin zu Nebenjob alles
auszuschöpfen.
zum Beispiel bis zu 8,9 Prozent.
Es geht aber noch höher. Die Dresdner
Bank fordert beim FlexiStudienkredit
bis zu 9,37 Prozent effektiv variabel.
Teuer, teuer, aber dafür erhält man auch
kein Geld direkt, sondern einen Kreditrahmen. Sprich: Man zahlt, ähnlich
dem Dispo, nur für das Geld, dass man
auch tatsächlich abhebt. Das ist sehr
flexibel, was den Studierenden angeb-
Montage: Ottfried
dings werden die Zinsen jeden Monat
gleich abgezogen. Der Auszahlungsbetrag wird also immer kleiner! 35 000
Euro kann man bei der Dresdner Bank
insgesamt leihen. Der Verfügungsrahmen wird aber pro Semester festgelegt und gibt im Inland bis zu 3 600
Euro her.
Bei der Deutschen Bank erhöht sich im
db StudentenKredit erst nach dem
Zins ist nicht
gleich Zins
Egal ob rot, grün, hell- oder dunkelblau, das Kreditsparschwein wird zum
festen Partner. Über Jahre. Zinssätze
sind dabei wichtig, aber nicht alleiniger
Gral. Bei diesen ist erst einmal darauf
zu achten, ob sie variabel oder fest sind.
Die KfW mit ihrem KfW-Studienkredit
und das Bayerische Studienbeitragsdarlehen bieten zum Beispiel verführerische 5,95 Prozent Jahreszins (p.a.) an.
Das ist sehr wenig, jedoch kann der
Satz jederzeit auf 8,38 Prozent p.a. steigen. Und das auch nur garantierte 15
Jahre lang. Die längste Finanzierung
bei der KfW beläuft sich aber auf 33,5
Jahre. Wer seine Schulden sicherer berechnen will, zahlt daher auch mehr.
Bei der Deutschen Bank sind das dann
Nervige Besonderheiten bietet leider
fast jedes Modell obendrein. Die
Dresdner Bank handhabt ihre Verträge
auch nach Noten. Die Deutsche Bank
urteilt nach Lebensplanung und kontrolliert diese. Hier muss man am Anfang seinen Studienverlauf darlegen,
mit Prüfungsordnung zu Beginn und
Leistungsnachweisen zwischendrin.
Die Sparkasse und die KfW verlangen
hingegen lediglich eine Immatrikulationsbescheinigung. Dafür zahlt Letztere
wiederum nicht für ein Auslandssemester. Nicht gerade vertrauenserweckend
sind Zusatzversicherungen, -konten
oder Sparverträge. Diese werden in den
Gesprächen zumindest angesprochen,
sind aber weitestgehend unnötig. Selbst
niedrige 6,14 Prozent Jahressollzins liegen über dem besten Bausparer. Teure
Versicherungen runden das ohnehin
schon knappe Budget nur nach unten ab
und lohnen sich meist erst ab Berufseinstieg.
Bamberg glüht
(len) Die dunklen Zeiten in Bamberg sind angebrochen: Winterblues
und Studienalltag machen das Leben wieder ein Stück langsamer und
geben freie Bahn für Gammelkluft
und Schokoladenberge. Die Tage
sind so kurz, dass man gar nicht erst
aufstehen braucht und der nahende
Weihnachtsstress lässt auch die letzte Hoffnung auf Besserung schwinden.
Ist Bamberg
wintertauglich?
Doch nicht jeder will sich von all
dem Trott verschlingen lassen.
OTTFRIED hat Bamberg und Umgebung auf seine Wintertauglichkeit
untersucht und ist fündig geworden.
Wen Schnee und ein bis zwei Bretter unter den Füßen glücklich machen, der sollte sich auf den Weg ins
Fichtelgebirge machen. In einer
Stunde seid ihr am Ochsenkopf. Er
bietet mit zwei Abfahrten zwar nicht
den abwechslungsreichsten Schneespaß, beschert jedoch Anfängern
und eher „Mittellosen“ einen wunderbaren Tagesausflug. Und falls
Dunkelheit den Ausflug zu früh
beendet, schafft die Flutlichtpiste in
Mehlmeisel Abhilfe. Sie ist von 18
bis 22 Uhr für 9 Euro befahrbar.
Kundenbindung, die
Du nicht brauchst
Grafik:Ottfried
lich sehr wichtig sei, aber kostet auch,
was Studienden normalerweise zuwider
ist. Der Zinseszins haut normalerweise
auch ins Geld, wird aber bei den
meisten Angeboten erfreulicher Weise
nicht berechnet.
Daher ist auch darauf zu achten, wieviel Geld man wirklich braucht. 54 600
Euro vertraut einem die KfW in Raten
bis zu 650 Euro pro Monat an. Aller-
zweiten Semester das Limit von 200
auf 600 Euro pro Monat. Damit lässt
sich eine Miete anfangs nicht bezahlen.
Auch die örtliche Sparkasse vergibt
sehr sparsame 300 Euro im Sparkassen
Bildungskredit. Bei kürzerer Leihdauer
können es aber auch bis zu 1000 Euro
monatlich sein.
Nach dem vergnügsamen Studium
kommt idealer Weise die Arbeit und da-
Kredite sind teuer erkauftes Geld. Nicht
zu allem muss man „Ja und Amen“ sagen, wie auch bei einem wirklichen
Freund. Aber eines ist in jedem Fall gegeben: eine kompetente und geduldsame Beratung. Bis auf die Dresdner
Bank, die sich in Pressedingen etwas
scheu zeigte, nahmen sich alle Kreditinstitute viel Zeit für ein wirklich notwendiges, persönliches Gespräch. Und
wer seine Situation und seine Pläne
schildert, der findet auch, wenn er einen
Kredit braucht, das für sich passende
Angebot vor Ort.
Treffen? Glühweinstand!
Foto: sto
Für alle, die Bamberg einmal jenseits von Austraße und Rechenzentrum kennen lernen wollen: Wie
wärs mit einer Tour zur tief verschneiten Altenburg? Schon E.T.A.
Hoffmann war von ihr so begeistert,
dass er einige Zeit dort oben lebte.
Ein fantastischer Ausblick über
Bamberg belohnt den Gipfelstürmer. Auf dem Weg zurück in die
Innenstadt sind Residenz und Dom
eine Besichtigung wert, auch ohne
die Eltern im Schlepptau. Für
Kunst- und Kulturbegeisterte präsentieren die Theater ein abwechslungsreiches Programm. In der
Vorweihnachtszeit werden „Drei
Märchen von Oscar Wilde“ und
„Die Heilige Nacht“ gegeben.
Lust auf Glühwein und Lebkuchen
mit viel Zuckerguss? Für die schönen Seiten der eisigen Nacht bietet
der Weihnachtsmarkt eine Vielzahl
von Möglichkeiten. Nebenbei werden die eigenen Erinnerungen an
das frühere Krippenspiel geweckt.
Übrigens ist der Christkindlesmarkt
in Nürnberg nicht weit. Das Market
Team fährt zum Beispiel am 18.
Dezember zu DATEV und anschließend auf den Weihnachtsmarkt.
Also auf in die Winterwelt! Denn
um aus dem Fenster zu schauen und
vielleicht ein paar Schneeflocken zu
zählen, bleibt ja in der nächsten
Vorlesung noch immer genug Zeit.
BAMBERG.
Letzte Bastion der Subkultur
Bambergs neuer Club Suboptimal bietet endlich eine Plattform für alternative Live-Musik und amorphes Publikum
Von Thomas Kießlich
Die periphere Lage des Suboptimal versinnbildlicht geographisch die Abgrenzung von der Bamberger Mainstream-Szene. Keine 1-Euro Partys,
keine DJs und nur handgemachte LiveMusik, so will sich der neue Club in der
Bamberger Szene etablieren.
Die Graffitis mit Künstlern von Johnny
Cash bis Michael Jackson, die raue Fassade der ehemaligen Fabrikhalle, das
spartanische Mobiliar des Suboptimal:
All das vermittelt subkulturelles Garagenflair und so soll es auch sein.
Kai Bossling, ein respektabler Herr mit
grau meliertem Haar, führt den Club. Er
ist ein Rock´n´Roller der alten Schule
und Idealist. Zusammen mit einer Hand
voll engagierter Freiwilliger kämpft er
für das Überleben eines kulturellen Untergrundes mit Anspruch. „DJ-Partys
mit 99 Cent bis Augenstillstand“ entsprechen diesem Anspruch nicht. „Das
soll den Profis überlassen bleiben.“
Der festen Location des Suboptimal
gingen die Aktivitäten des Vereins
„Suboptimal Stageclub“ voraus, ebenfalls unter Bosslings Leitung. Der Idee
folgend, „Live-Musik außerhalb der
Riesenhallen und der 60-Euro-Aufwärts-Tickets“ in der Domstadt nicht
aussterben zu lassen, organisierte der
Verein seit Mai 2005 Konzerte mit
Amateurbands abwechselnd im Bootshaus, der Rampe und dem Habana.
Dann sollte eine feste Bühne her.
Zielgruppen?
No Limits!
Das Suboptimal ist aber nicht primär
eine kommerzielle Unternehmung. Für
den Clubleiter ist es zwar mehr als ein
Hobby, „aber eben nicht mit der Zielsetzung, mit allem, was da kommt,
Geld verdienen zu wollen. Kosten
müssen gedeckt werden und ein paar
Im Suboptimal darf jeder mal
Montage: Ottfried
Freibier und Taschengeld für Leute, die
die Shows erst möglich machen, sollen
drin sein.“ Auf die Frage nach den Zielgruppen antwortet er kurz und prägnant: „No Limits!“ Sowohl vor als auch
auf die Bühne kann kommen, wer Lust
hat. Diese Offenheit ist je nach Event
auch sichtbar. Von Dancehall bis
Schredder-Punk, von sechzehn bis
sechzig ist alles vertreten. Als Konkurrenz zu etablierten Veranstaltungsorten
wie Morph oder Live Club versteht man
sich jedoch nicht. „Die bedienen ja zum
Großteil ein ganz anderes Klientel.“
Geöffnet hat das Suboptimal ausschließlich bei Konzerten. Alles andere
würde die Kapazitäten des freiwilligen
Engagements überlasten. Seit Ende Juli
dieses Jahres konnten auch schon internationale Szene-Bands mit einem gewissen Bekanntheitsgrad wie etwa Peter Pan Speed Rock engagiert werden.
Langfristig sind auch noch größere Acts
geplant. In naher Zukunft verweist
Bossling auf drei anstehende Konzerte:
Revolt am 15. Dezember, die bereits mit
Bands wie The Libertines und
Blackmail tourten, Santobarrio am 26.
Januar mit Ska aus Santiago de Chile
und Dead Fish mit brasilianischem
Punk am Rosenmontag.
Dann wird der Untergrund wieder beben in der Böttgerstraße. Wem
Bamberg bislang in Sachen alternativer
Live-Musik zu lau war, wird im Suboptimal Open Stage Club vielleicht eine
neue kulturelle Heimat finden – Verzeihung... subkulturell natürlich!
Über drei Brücken kannste gehen
Zukunftsmusik für das Jahr 2009: Denn dann werden alle drei Brücken über den Main-Donau-Kanal fertig gestellt sein
Die neue Kettenbrücke in drei Jahren
(jae) Schon mit Aufnahme der Planungsarbeiten zu den Projekten Luitpold-, Ketten- und Löwenbrücke formulierte die Stadt das Leitbild der
Bamberger Brückenfamilie: Die „Neuen“ sollen stilistisch zueinander passen.
Mitte März 2007 soll der Abbruch der
Löwenbrücke erfolgen, aber schon diesen Monat begannen die Vorarbeiten.
Geplant ist eine Zügelgurtbrücke mit
einer Gesamtlänge von ca. 100 Metern
und einer Höhe
der Pylonen von
rund 18 Metern.
Um die Anwohner nicht zu verärgern, wird zeitgleich mit der
Löwenbrücke ab
Februar
2007
auch die TiefgaFoto: Internet
rage Georgendamm saniert. Die geplante Baumaßnahme ist unumgänglich, um die Sicherheitsbestimmungen einhalten zu können. Parken ist aber auch während der
Bauarbeiten möglich, so Claus Reinhardt, Pressesprecher der Stadt: „Während der gesamten Bauzeit ist die Tiefgarage mit eingeschränkter Parkplatzkapazität befahrbar. Eine Zufahrt ist
dann nur über die Hornthalstraße möglich.“ Wenn diese – voraussichtlich im
Oktober 2008 – abgeschlossen sind,
soll die Tiefgarage durch eine neue
Schutzbeschichtung und neue Beleuchtungstechnik hell und freundlich sein.
Damit die Kettenbrücke Ende 2008
auch im Sinne der Anwohner gestaltet
wird, bemühte sich die Stadt nach dem
Architektenwettbewerb um einen intensiven Dialog mit Interessensverbänden
und den Anwohnern. Neben den optischen Anforderungen steht die Funktion als Verbindung der Flussufer an
oberster Stelle. Denn die Kettenbrücke
ist die einzige Brücke innerhalb des
UNESCO-Weltkulturerbes: sie bildet
die Nahtstelle zwischen Insel- und Gartenstadt, zweier historischer Viertel, die
das Stadtbild prägen.
„Wir wollen die Fußgängerzone bis zur
Königstraße ausdehnen und die neue
Brücke soll Platz für alle denkbaren
Aktivitäten schaffen – sei es als Stand-
Das Modell zur Löwenbrücke
Ein Baukran, ein Schild und ja: dahinter die neue Luitpoldbrücke
ort für den Kinder-Flohmarkt oder als
Event-Fläche im Rahmen von „Bamberg zaubert“, so Reinhardt.
Und so wird die neue Brücke eine filigrane Stahl-Hängekonstruktion, die
laut Bernhard Winking, Hamburger
Professor für Architektur und Jury-Vorsitzender, „das Modernste,
was die Bamberger hier
bauen können und gleichzeitig eine Verneigung vor
der Umgebung“ sei.
Die Eröffnung der Luitpoldbrücke dagegen steht
bereits am 30. November
an: Am Abend vor der offiziellen Verkehrsfreigabe
durch den OB Andreas
Foto: Internet Starke feiert das Stadtmar-
Foto: dst
keting die neue Brücke mit großem
Feuerwerk und einer Party. Am meisten
freuen sich die Geschäftsinhaber rund
um die Baustelle, dass kurz vor dem
Weihnachtsgeschäft die Bagger vor den
Läden verschwinden. „Die Eröffnung
bedeutet für alle Anlieger, Anwohner
und Geschäfte das Ende einer langen
„Durststrecke.“ Ebenso natürlich auch
für die Anwohner entlang der Umleitungsstrecke, die vermehrt Verkehr zu
ertragen hatten“, erklärt Reinhardt. Am
Freitag, 1. Dezember um 11 Uhr ist es
dann endlich soweit – zumindest bei
der ersten Brückenbaustelle: täglich
20 000 Autos und viele Studierende mit
ihren Fahrrädern können dann wieder
auf dem schnellsten Weg direkt in die
Innenstadt fahren.
SPORT.
Freak City im Fußballfieber
Unverhofft schwimmt der 1. FC Eintracht Bamberg auf einer Welle des Erfolgs und der Euphorie
„Lila Weiß ist oberligareif“ – 4 000 begeisterte Fans feuern die Bamberger Fußballer bei ihren Spielen in der Bayernliga an.
Von Britta Holzmann
Vor den Kassenhäuschen bilden sich
meterlange Schlangen. Die Fankurve
ist ausverkauft. Als die Mannschaft einläuft, verschwinden die Fans hinter einem Meer aus lila Schildern. Jede Woche spielen sich solche Szenen im Stadion am Volkspark ab. Innerhalb weniger Monate ist Bamberg zur Fußball-
hochburg geworden. Grund dafür ist
die Bayernligamannschaft des 1. FC
Eintracht Bamberg.
Im Schnitt pilgern diese Saison unglaubliche 4000 Fans zu den heimischen Spielen. „Unsere Jungs waren in
der Landesliga 150 Zuschauer gewohnt. Da war natürlich plötzlich ein
unglaublicher Druck da“, erklärt Pres-
Falls die Bühne bricht, stehen die Flucht-Autos schon bereit
Vom „Forum“ zur „Arena“
Neue Heimat für Chris Ensminger und Co.
(bim) Das Zuhause der Brose-Basketballer hat ein totales Makeover, inklusive neuem Namen bekommen: Die Namensrechte des 2001 fertiggestellten
Forums kaufte im März 2006 der Sportbekleidungshersteller Jako. Das allseits
über mehr Platz freuen. Die VIPLounges sind mit Glastheken und
exklusiver Einrichtung ausgestattet.
Damit gehört die Jako-Arena nun neben
der Arena Nürnberger Versicherungen
zu den größten Multifunktionshallen in
Schöner Wohnen bei den Brose-Basketballern
bekannte Forum wurde entsprechend
umgetauft in „JAKO Arena“. Im
Vergleich zum Nürnberger „Easy Credit Stadion“ hat Bamberg aber noch
mal Glück gehabt.
Sechs Millionen Euro kosteten die
Umbaumaßnahmen. Dadurch wurde
die Kapazität von circa 5000 Zuschauersitzplätzen auf 7000 aufgestockt.
Auch die VIPs in Bamberg dürfen sich
Foto: Internet
Nordbayern, und muss sich in Sachen
Kapazität nur noch hinter der
Olympiahalle in München verstecken.
Im Dezember wird sie neben den Basketball-Events auch Michael Mittermeier (06. Dezember), Night of the
Proms (08. Dezember), die bayerische
Landesmeisterschaft der Cheerleader
(09. Dezember), BAP (16. Dezember)
und viele andere beherbergen.
sesprecher Siggi Lang. Das scheint den
jungen Spielern aber nichts auszumachen. Soeben hat der Aufsteiger nur
knapp die Herbstmeisterschaft verpasst.
Dabei galt Bamberg bislang nicht als
fußballeuphorisch. Die morsche Holztribüne stammt aus dem Jahr 1938. Seit
20 Jahren sind die Bamberger Mannschaften nicht mehr über die Landesliga
hinaus gekommen. Aber spätestens seit
der Fusion zwischen dem 1. FC und der
Eintracht im letzten Jahr hat auch Bamberg sein Fußballmärchen. Und der
Fußballgott meint es offenbar besonders gut mit den Jungs: auf dem Platz
wird toller, erfolgreicher Fußball gespielt, die Fans stürmen in Scharen ins
Stadion und die Publicity nimmt sagenhafte Ausmaße an. Ein Fernsehsender
aus der Region überträgt jede Woche
aus dem Stadion. Überregionale Tageszeitungen sind schon auf Bamberg aufmerksam geworden. Einzig der 1. FC
Eintracht selbst scheint dabei noch auf
dem Teppich zu bleiben: „Wir wollen
uns als Amateurverein langfristig in der
Bayernliga etablieren. Eventfußball à la
Klose oder Ballack sieht man bei uns
nicht“, sagt Pressesprecher Lang.
Bescheidenheit hin oder her. Während
Fotos: Privat
ein Großverein wie Greuther Fürth im
Amateurbereich um die 100 Zuschauer
hat, wollten beim Saisonauftakt 6000
Fans den Bambergern zujubeln. Der
Verein bedankt sich bei seinen eifrigen
Fans mit Freikarten-Aktionen wie der
„Ladies Night“, einem neuen Stadionsprecher und einer für 2007 geplanten
neuen Tribüne. „Die Fans können sich
mit dem Verein identifizieren, alle
Spieler kommen aus der Region. Wir
wollen den Erfolg mit unseren Talenten
schaffen. Außerdem ist die Bayernliga
attraktiver denn je durch Traditionsvereine wie Jahn Regensburg und den
Amateuren von Fürth und Nürnberg“,
begründet Lang das große Interesse.
Und Mario, ein Besucher im Forum der
Homepage, bringt es auf den Punkt:
„Basketball ist ganz schön, aber mich
freut's riesig, dass in Bamberg endlich
nach langer Zeit mal wieder so richtig
Fußball-Begeisterung herrscht!“
Wer die Jungs auch mal ohne Trikot
und Stutzen begutachten will, sollte in
der Brasserie vorbei schauen, verrät
Siggi Lang. Ansonsten läuft der 1. FC
Eintracht wieder am Samstag, den 2.
Dezember, zu Hause auf. Der Eintritt
kostet für Studierende 5 Euro.
Winter-Klettern
(jr) Auch wenn die Klettersaison
dank des schönen Herbstes dieses
Jahr besonders lang war, ist sie nun
wohl endgültig vorbei. Was jetzt?
Damit sich über die Wintermonate
nicht unnötig viel Speck auf den
Hüften ansammelt und die antrainierte Kraft in Fingern, Armen
und Schultern sich nicht komplett in
eben diesen Winterspeck verwandelt, muss etwas unternommen werden.
Der Boulderschuppen des Alpenvereins in Gaustadt ist im Winter eine
gute Adresse. Bouldern ist ungesichertes Sportklettern in Absprunghöhe. Voraussetzung für die
Nutzung ist die Mitgliedschaft im
Alpenverein. Die Jahresgebühr für
den Boulderschuppen liegt bei 40
Euro. Infos unter www.alpenvereinbamberg.de.
Hat man etwas mehr Zeit und Geld
zur Verfügung, dann ist die Magnesia Kletterhalle in Forchheim eine
winterliche Alternative zum Naturfels. Auf 1 223 Quadratmetern Kletterfläche gibt es Routen in allen
Schwierigkeitsgraden. Die Preise
sind allerdings knackig: zwischen 8
Euro und 10,50 Euro kostet der
Spaß. Dafür kann man allerdings
solange bleiben bis die Arme dick
sind und nichts mehr hergeben. Hier
wird für Anfänger auf Anfrage auch
betreutes Klettern angeboten. Weitere Infos findet ihr unter
www.magnesia-klettern.de.
Außerdem bietet die Uni Bamberg
seit drei Semestern BoulderSchnupperkurse an, in denen die
wichtigsten Techniken und Tricks
des Boulderns vermittelt werden.
Für Mitglieder des Alpenvereins
ebenfalls interessant: Die Jugendmannschaft fährt jeden Donnerstag
in die Kletterhalle nach Forchheim.
Treffpunkt ist 16.30 Uhr am
Stadionvorplatz.
So schlecht sieht es für die bevorstehenden Wintermonate also gar
nicht aus. Und bis zum Frühlingsanfang sind es ja immerhin auch nur
noch 82 Tage. So haben die überflüssigen Pfunde auch an Weihnachten keine Chance!
KULTUR.
Aufruhr in Rocky Beach!
Die Drei??? orakeln im neuen Look und gegen böse Seeungeheuer
1969, woraufhin verschiedene amerikanische Autoren die Serie weiterleben
ließen. Schirmherr und Herausgeber
der Serie war Alfred Hitchcock. Er
schrieb aber nie einen Band.
Vielen mag aufgefallen sein, dass zwei
Jahre lang nichts Neues von den
Drei??? erschien. Der Grund: Wegen
eines Lizenzstreits wird die Serie unter
dem bisherigen Namen nicht mehr weitergeführt. Dahinter steckt ein Streit
zwischen dem bekannten Hamburger
Hörspiel-Label Europa und dem Jugendbuchverlag Franckh Kosmos um
die Lizenzrechte.
Neue Namen,
gleiche Abenteuer
Was passiert mit den bereits erschienen
Folgen? Diese werden bis auf ein paar
Ausnahmen weiter verkauft. Schon vor
einem Jahr verschwand aus Lizenzgründen das Gesicht von Alfred
Hitchcock vom Cover. Und bereits vor
20 Jahren verlor die Reihe ihren
bekannten charakteristischen Soundtrack. Carsten Bohn, Komponist der
mitreißenden Fusion-Jazz-Stücke, trennte sich im Streit von Europa. Die alten
Drei???-Folgen mit seiner Musik sind
heute gesuchte Sammlerstücke.
Aber keine Angst. Die Abenteuer der
drei Detektive gehen weiter. Seit dem
13. Oktober stehen neue Folgen schon
unter dem Namen „DIE DR3I“ in den
Jupiter, Peter und Bob kämpfen auf hoher See um ihr Leben
Von Nicole Flöper
Wir alle kennen und lieben sie unter
den Namen Justus Jonas, Peter Shaw
und Bob Andrews – die Drei???. Nicht
nur als Kinder haben sie uns in ihren
Bann gezogen, auch heute fiebern viele
Menschen auf jede neue Folge hin. Das
Ergebnis des enormen Erfolges waren
mehrere Live-Tourneen 2003/2004, bei
denen die Sprecher Andreas Fröhlich
(Bob), Jens Wawrczeck (Peter) und Oliver Rohrbeck (Justus) hautnah von
ihren Fans erlebt werden konnten.
Fotos: Europa
Der Startschuss für die Drei??? fiel in
Deutschland 1968 mit der Veröffentlichung des ersten Buches „Gespensterschloss" (Hörspiel-Folge Nr. 11). Das
erste Hörspiel folgte 1979. Das Trio
gibt es aber nicht nur in Deutschland,
sondern auch in anderen europäischen
Ländern. Die Originalserie kommt aus
den USA und heißt „The Three Investigators". Erfinder der Serie ist Robert
Arthur, der sich die Charaktere 1964
ausdachte und insgesamt elf Folgen der
Serie schrieb. Leider verstarb er schon
S(w)inging Nina Hagen
Statt Teenie-Schmiede selbst auf der Bühne
(bim) Die Mutter
des Punk, Nina Hagen, kennt man als
extrovertiertes Gesamtkunst-werk,
das neuerdings auch
beim Schmieden
von neuen Popsternchen hilft.
Am 13. November
aber zeigte sie in der
Bamberger Konzert- und Kongresshalle, dass sie auch
anders kann. Mit
musikalischer Unterstützung der 13köpfigen Big Band
The Capital Dance
Orchestra entführte
sie das Publikum in
die legendäre Ära
des Swing. Humorvoll und eigenwillig
interpretierte Nina
...strike a pose, Mrs. Hagen
Fotos: Internet
Hagen mit ihrer unund spielte sich auch die Berliner Big
glaublichen Stimme Klassiker wie „OBand in die Herzen der Zuschauer. Vor
ver the Rainbow“ und „Für mich soll’s
allem der charmante Engländer, Nigel
rote Rosen regnen“. Dabei erzeugte sie
David Casey, der durch das Programm
aber dennoch Gänsehautmomente und
führte, überbrückte die „Nina-Pausen“
bewies ihre Vielseitigkeit in einem für
gekonnt mit swingenden Songs wie beisie ungewohnten Genre. Die Songs sind
spielsweise „He was never in college“,
„verborgene Schmetterlinge“, die
den er Präsident Bush widmete.
schon lange in ihr schlummerten, sagt
Die Berliner waren es auch, die das
sie mit Blick auf ihre Berliner Kindheit.
Projekt Stars go Swing ins Leben rieSchon als kleines Mädchen verliebte sie
fen. Robert Mudrinic, der Saxofonist
sich beim Stöbern in der Plattensammund Chef des Orchesters konnte Nina
lung ihrer Mutter in die Jazz- und
sofort für eine Zusammenarbeit gewinSwingmusik. Vor allem Ella Fitzgerald
nen. Die Songs wurden gemeinsam
und Zarah Leander haben es ihr dabei
ausgesucht, wobei „Summertime“ ein
angetan. „Die Leute denken, ich muss
großer Wunsch von Nina war. „Das
immer Punk machen. Aber ich hab auch
haben die schwarzen Ammen gesundie Dreigroschenoper gesungen und
gen, die die weißen Herrschaftskinder
Hörmärchen eingesprochen für UNIgestillt hatten. Ich wollte damit eine
CEF“, kommentiert Nina Hagen in
Verbindung zu den Ursprüngen dieser
Interviews das Schubladendenken manMusik herstellen“, sagt sie.
cher Leute. „Wir spielen auch mit meiNeben Nina Hagen steht das Capital
ner Rockband alte Sachen, Stücke von
Elvis Presley oder Rockabilly!“
Punk is dead,
Swing’s alive!
So sahen die Drei??? früher aus...
Läden. Die Hörspiele basieren auf der
literarischen Originalvorlage „The
Three Investigators“. Nach langen Verhandlungen habe man sich die Rechte
an diesen Originalstorys gesichert,
heißt es bei Europa. „Hierzu gehören
auch die Rechte an den von Robert
Arthur geschaffenen Figuren, auf denen
auch schon die Drei??? basierten, sowie
das typische Umfeld der Detektive.“
Nur auf den Seriennamen selbst verzichtet Europa.
Comeback im
Dreifachpack
Es gibt drei neue und spannende
Geschichten. Die erste ist eine Doppelfolge, in denen Jupiter Jones, Peter
Crenshaw und Bob Andrews es mit
einem rätselhaftem Testament um ein
einsames Küstenhaus und einem Seeungeheuer gleichzeitig aufnehmen
müssen. Aufgemerkt, die Namen der
Hauptakteure haben sich verändert. Das
übt aber keinen Einfluss auf den
Hörspaß aus. Die Sprecher sind wie
immer in ihrem Element, Sätze wie
„Jup, hast du gestern mit deiner Nachtmilch orakelt“ werden also in Zukunft
weiter zu hören sein. Ab dem 24. November stehen die Folgen „Die Pforte
zum Jenseits“ und „Verschollen in der
Zeit“ in den Läden.
Wie eine echte Diva bewies die Punklady, dass sie nicht nur etwas zum Hören, sondern vor allem auch etwas zum
Sehen ist und verschwand mehrere Male von der Bühne, um in immer neue,
schrille Kostüme zu schlüpfen – wobei
der kleine Totenkopf auf ihrer rosa
Haarschleife durchgehend ins Publikum grinste. Denn nicht nur musikalisch trafen bei diesem Konzert Welten
aufeinander: Neben Senioren in Abendrobe ließen sich auch eingeschworene
Punkfans sich auf eine Zeitreise in die
wilden 20er bis 40er Jahre mitnehmen
und zu begeistertem Beifall hinreißen.
Und obwohl Nina Hagen der unumstrittene Mittelpunkt des Abends war, sang
Und immer aus dem Bauch heraus...
Dance Orchestra auch mit anderen
Prominenten wie Barbara Schöneberger
und dem Opernsänger Jochen Kowalski
auf der Bühne. Und für alle Nina Hagen
Fans gibt es die CD zur Tournee, „Irgendwo auf der Welt“, im Handel.
KULTUR.
Jetzt Nuhr nicht so schüchtern!
Kabarett- und Comedy-Titan Dieter Nuhr stellt sich in der Konzerthalle dem Bamberger Publikum. Und uns. Und wir uns ihm.
Nicht Nuhr die Ottis, auch Dieter hat gut Lachen... und alle Drei haben wohl einen guten Zahnarzt!
Von Julia Aden
und Marc Hohrath
„Ich bin´s Nuhr“ steht auf dem Tourplakat. Klingt nach Understatement. Ist es
auch. Das spartanische Bühnenbild unterstreicht das Motto. Ein Stehtisch, ein
Wasserglas, ein Mikro… und ein
Taschentuch, doch selbst das, so erfahren wir später, lag versehentlich dort.
Der Protagonist des Abends kommt leger daher; das, was er sagt allerdings
nicht! Gute zwei Stunden referiert, analysiert und kritisiert Dieter Nuhr rund
um die Fragen „Gibt es intelligentes
Leben auf der Erde?“ und besonders
„Warum ist das nicht verhindert worden?“ Und übers Grillen.
Dabei provoziert und unterhält er gleichermaßen, ist aber immer stil- und
selbstsicher. Ein schwieriger InterviewPartner? Denkste! Im Gespräch mit
OTTFRIED ist der rheinische Entertainer locker und redselig. Er bedient
sogar selbst das Diktiergerät und die
Kamera. Siezen sei auch nicht drin, erklärt er. Also bitte…
OTTFRIED: In deinem aktuellen
Buch „Gibt es intelligentes Leben?“
heißt es, „cerebral herrsche beim
Menschen formlose Wirrnis“. Du
warst in den letzten zwei Jahren in
über 15 Ländern, unter anderem in
Japan, Thailand, Australien, Südafrika, Birma und im Yemen. Hat sich die
eigene Wirrnis durch die Reisen ordnen lassen? Gab es ein besonders prägendes Erlebnis?
Nuhr: Die ganzen Reisen haben mich
definitiv verändert. Sie haben meine
formlose Wirrnis im Schädel aber eher
vergrößert. Man merkt auch erst, wie
bekloppt die Menschen sind, wenn man
in der Ferne ist. Dagegen erkennt man
seinen eigenen Irrsinn oft gar nicht
mehr.
OTTFRIED: Wie lange kann man als
Kabarettist erfolgreich sein? Wie lange planst du, noch dabei zu bleiben?
Nuhr: Ich glaube, das ist altersunabhängig. Leute wie Hans-Dieter Hüsch
haben ja auch bis ins hohe Alter gespielt. Ich habe das eigentlich auch vor.
Foto: Nuhr
Ich bin nicht der Comedian, der bei den
Teenagern irgendwann uncool ist und
zu dem keine Sau mehr hingeht.
OTTFRIED: Ist Comedy mittlerweile
schon so etwas wie ein Schimpfwort?
Nuhr (vorsichtig fragend, dann erleichtert zustimmend): Ja, die Zeit ist rum,
oder? Comedians waren ja Ende der
90er aktuell. Diese Popstars-Phase ist
jetzt offenbar vorbei. Ich selbst bin von
Moden recht unabhängig.
Das Ende der
Comedy-Ära
OTTFRIED: Wie bewertest du Äußerungen, wie die von Altmeister Loriot,
die Branche sei zu schnell geworden,
und er ziehe sich deshalb zurück?
Nuhr: Ich habe dafür Verständnis, natürlich wird das Tempo schneller. Man
hat heute bestimmt die fünffache Anzahl an Pointen in einem Programm als
noch vor zehn Jahren. Wenn man Sendungen aus den 60ern sieht, stirbt man
These Streets
Ein Uni-Märchen
(ja) Der talentierte Schotte aus Paisley
mit italienischen Wurzeln wurde von
BBC Radio Scotland entdeckt. Paolo
Nutini hebt sich vom bisherigen BritPop durch seine mit Soul, Folk und
Rock getränkten Lieder ab. Inspiriert
von Jim und Van Morrison, den White
Stripes, Ray Charles, den Rolling Stones und den Beatles, überzeugt Nutini
mit einer für seine 19 Jahre überraschend voluminösen Stimme, mit der
er sowohl zu mitreißenden Ohrwürmern als auch gefühlvollen Balladen
fähig ist. Die Songs des Albums „These
Streets“ gründen auf authentischen ErFoto: Internet
lebnissen Paolos. Bereits der erste Song Nebenbei Model?
„Jenny Don't Be Hasty“ zwingt zum Mitsingen und -schwingen. „Last Request”
sollte vielen mittlerweile durch Radio und TV bekannt sein. Dieser Titel ist sanft,
eindringlich, aber durch den Aspekt des Vergänglichen der Liebe nicht so
„schnulzig“ wie manch anderer. Aus der Melancholie der ruhigen, tiefsinnigen
Ballade „Rewind” kriecht „Million Faces“ langsam zu fröhlicheren Klängen und
leitet den Optimismus von „These Streets“ ein. Dieser Song zeigt die stimmliche
Wandlungsfähigkeit des Sängers. Absolutes Ohrwurm-Potenzial besitzt „New
Shoes“, bestechend durch den rockig swingenden Takt, den lebensfrohen Inhalt
und schottischen Akzent. „White Lies“ ist eine langsame, stille Ballade, doch mit
„Loving You“ swingt das Album noch einmal in die Höhe. Dieses Lied ist nun
ein wahres Liebeslied; ehrlicher, unaufdringlicher Text sowie melodisch „soulige“ Melodie gepaart mit gefühlvoll rauer Stimme. „Autumn“ ist wohl die traurigste, aber auch bewegendste Ballade des Albums, welche den verstorbenen
Großeltern des Sängers gewidmet ist, die seine musikalische Entwicklung sehr
geprägt haben. Den Abschluss des Albums bildet das folkloristisch anmutende
„Alloway Grove“, das im wahrsten Sinne des Namens „groovt“.
(mnk/csl/aba/bim) Schon gewusst, dass
die Teilbibliothek 5 früher mal ein
Schlachthaus war? „Alte Schinken“
fand man hier sicher nicht. Oder: Thomas Gottschalk erblickte im MarcusHaus das Licht der Welt. Ja, der Wohnsitz von PPP war eine Entbindungsanstalt und staatliche Frauenklinik!
Anfang nächsten Jahres kommt das
Magazin UNIChron auf den Markt, das
sich mit Geschichten rund um die Universitätsgebäude beschäftigt. Es richtet
sich neben Studierenden und Professoren auch an jeden, der zum Beispiel
schon immer wissen wollte, was es mit
der Bezeichnung „Hochzeitshaus“ auf
sich hat. Neben historischen und aktuellen Entwicklungen der Lehrgebäude
befasst sich UNIChron auch mit skurrilen Anekdoten. So installierte die Uni
an der TB4 automatische Jalousien um
den Studierenden den Blick in das
Schlafzimmer der Bewohner der Kapuzinerstraße 18 zu ersparen.
Erarbeitet und umgesetzt wird das Konzept des Magazins von Diplom-Journalistin Kristina Wied vom KoWi-Lehrstuhl sowie 34 Studierenden der
Universität Bamberg. Wer sich also beispielsweise eines 375-Euro-Designerstuhls in der Dominikanerkirche annehmen will, kann sich bei UNIChron über
eine Patenschaft informieren!
ja fast vor Langeweile, weil man eine
ganz andere Schlagzahl gewöhnt ist.
Aber auch dort sieht man eine Menge
Plattitüden. Ältere Herrschaften sollten
nicht so tun, als hätten sie den Humor
erfunden. Ich finde es arm zu sagen,
"früher war alles besser".
OTTFRIED: Entstehen deine Programme als Erfahrungs-Konzentrat
oder spontan?
Nuhr: Ich sammle schon immer, aber
meist gibt es ein bestimmtes Kernthema, das mich gerade beschäftigt. Zu
Anfang des Programms war das die
Hirnforschung, jetzt bin ich bei Glaubensfragen angelangt. Darum wird es
zukünftig öfter gehen, da das ja oft
auch sehr lustig ist.
OTTFRIED: In deinem aktuellen Programm erwähnst du auch das Thema
Islam. Gibt es Tabus, etwa auch aus
Angst vor persönlichen Übergriffen?
Nuhr (bestimmt): Ich würde es zum
Thema machen und das tue ich auch im
nächsten Programm. Ich rede dann darüber, was man alles nicht mehr sagen darf. (lächelnd)
Es ist schon erstaunlich, dass bestimmte Dinge auf
der Bühne Tabu
sind, weil drei völlig harmlose Mohammed-Karikaturen dazu führen,
dass die halbe Welt
fast in Schutt und
Asche gelegt wird.
Diese Leute wollen
damit Respekt einfordern, aber da
sage ich ganz klar,
dass ich den auch Nuhr am Grinsen
einfordere. Nämlich unseren Grundwerten wie Meinungs- und Redefreiheit
gegenüber. Wenn Extremisten davor
keinen Respekt haben, sollen sie uns in
Ruhe lassen, aber uns nicht in unseren
Rechten einschränken!
OTTFRIED: Dienen deine Programme somit auch der Selbstbehauptung
oder der „verbalen Notwehr“?
Nuhr: Auch, aber hauptsächlich sehe
ich sie als eine humorvolle Verlängerung meines Kunststudiums, da Kunst
immer sehr humorlos war. Ich sage
schon, was ich denke, bin aber ein harmoniesüchtiger Mensch. Ich beleidige
ja auch niemanden persönlich. Außerdem hat ein Künstler Verantwortung.
Daher finde ich es auch richtig scheiße,
wenn Leute auf der Bühne ihre Drogenerlebnisse vor 14-Jährigen ausbreiten
und einfach so tun, als sei das völlig belanglos. Das ist es nicht. Selbst an Banalem muss man sich messen lassen.
OTTFRIED: Wie wichtig ist deine
Fotografie, die man auch in deinem
neuen Buch sieht, und dient sie auch
der Entspannung?
Nuhr (betont): Für mich ist das eine
sehr wichtige Schiene! In dem Buch
sind auch viele geknipste Fotos zur Dokumentation. Ich werde aber bald einen
großen Fotoband von den Reisen veröffentlichen. Die Fotografie hält sich mit
den Programmen die Waage. Ich nehme
beides gleich ernst, auch wenn die Fotos keine Sau sieht.
Entspannung finde
ich auch in beidem.
OTTFRIED: Gibt
es ein hypothetisches Schulfach,
das dringend eingeführt
werden
müsste?
Nuhr: Ja, Gesundheit! Die wird sehr
unterschätzt. Ich
bin oft fassungslos
darüber, was Menschen in sich hineinstopfen. Man
sieht Leuten meistens auch an, wie
Foto: Internet sie sich ernähren.
Da muss unbedingt aufgeklärt werden.
OTTFRIED: Abschließend noch ein
Tipp für uns Studis vom Ex-Studi?
Nuhr: Ich rate: nicht gezielt studieren!
Sich auch durch die Fakultäten treiben
lassen. Aber ich konnte mir das mit 17
Semestern früher auch leisten, mit den
Studiengebühren ist das schwieriger.
OTTFRIED: Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg!
KEHRSEITE.
Von Gott genudelt – Halleluja!
Neue amerikanische Spaßreligion kämpft um Anerkennung im Schulunterricht und gegen erstarrte Moralvorstellungen
Von Carsten Reichert
Was haben Spaghetti mit Einhörnern
und Teekannen gemeinsam? Sie sind
allesamt Gottheiten verschiedener
amerikanischer Spaßreligionen, die damit die Intelligent-Design-Bewegung
karikieren wollen. Wer sich jetzt in seiner Meinung über Amerika bestätigt
sieht: Auch in Europa fassen die Parodien immer mehr Fuß. All denjenigen,
denen Rastafari mittlerweile zu sehr
Mainstream ist, sei Bobby Hendersons
Religion des „Flying Spaghetti
Monster“ ans Herz gelegt.
Auf dem besten Weg
in die Schulklassen
Der amerikanische Physiker bezeichnet
die Mitglieder als bekennende Pastafari, die im Jenseits unter anderem ein
Biervulkan und eine Stripper-Fabrik erwartet. Der Religion vorangegangen ist
die öffentliche Diskussion um Lehrinhalte des „Intelligent Design“ an amerikanischen Schulen. US-Präsident George W. Bush, selbst Verfechter der kreationistischen Linie, hatte dazu angehalten, dass im Schulunterricht bestimmte
Merkmale des Universums und des Lebens am besten durch eine intelligente
Ursache erklärt werden können und
nicht durch einen ungeleiteten Vorgang
wie beispielsweise die natürliche Selektion. In Analogie dazu forderte Henderson die Schulbehörde von Kansas
auf, dass seine Glaubenslehre – ebenso
Der Mensch, seine Nudel und sein Schöpfer – der Startschuss für göttlichen Schwachsinn!
wie die kreationistische – in den Schulen des Landes unterrichtet werden
müsse. Seit dieser öffentlichen Provokation erfreuen sich die Pastafari höchster Beliebtheit. Insbesondere das Medium Internet sorgte für die rasende
Verbreitung. Der Internetblog BoingBoing (www.boingboing.net) hat sogar
einen Wettbewerb ausgeschrieben: Jedem, der widerlegen kann, dass Jesus
nicht der Sohn des Spaghettimonsters
ist, winken 1 Million US-Dollar. Zentrale Glaubensinhalte der Spaßreligion:
Das Spaghettimonster hat die Welt erschaffen, sämtliche Hinweise auf evolutionäre Vorgänge wurden von der Nu-
del ebenso gestreut. Als einziger Prophet gilt ihr Erfinder Bobby Henderson,
jedes Gebet muss mit „Ramen“ (=asiatische Nudelsuppe) beendet werden. Da
darf es nicht verwundern, dass sich
auch in Deutschland eine solche Spaßkirche gebildet hat: Deutsche Nudelgläubige erfahren auf der Homepage
www.venganza.info alles, was das Leben eines Devotees verlangt. Ebenso
vorhanden – wie könnte es auch anders
sein eine dazu passende Freikirche:
www.das-fsm.de. Dass das Spaghettimonster nicht einzigartig ist, beweist
die Religion des „Invisible Pink
Unicorn“. Während das Spaghetti-
Sagen Sie jetzt nichts!
Serie: „Prominente“ ohne Worte – diesmal Professor Simon-Schaefer
Name:
Prof. Dr. Roland Simon-Schaefer
Lehrstuhl: Philosophie II
Er ist Veranstalter der Hegel-Wochen und gilt als einer der beliebtesten
Professoren an unserer Hochschule.
Diesen Monat feiert der Philosoph
und Germanist zehnjähriges Jubiläum an der Uni Bamberg. Als zweiter
Prominenter stellt er sich OTTFRIEDs Interview ohne Worte.
Planen Sie Ihre eigene Religion?
Haben Sie ein reines Gewissen?
Soziale Gerechtigkeit – Auslaufmodell?
Angela Merkel, was sagen Sie?
Was halten Sie von Ihren Studis?
Foto: Internet
monster erst seit 2005 in den Medien
auftaucht, ist das Unsichtbare Rosafarbene Einhorn schon seit Beginn
der 90er Jahre aktiv: Die früheste belegbare schriftliche Erwähnung findet
sich 1990 in der Usenet-Gruppe
„alt.atheism“, wo die Göttin „offenbart“ wurde. Paradoxerweise kann
das Einhorn gleichzeitig unsichtbar und
rosa sein – und darin liegt die Besonderheit und Stärke der Göttin: Unsichtbare, rosafarbene Einhörner seien
Wesen mit großer spiritueller Macht.
Wie alle Religionen basiert der Glaube
an das „Unsichtbare Rosafarbene Einhorn“ auf Glauben und Logik, es wird
auch geglaubt, dass es rosafarben ist,
aber logisch betrachtet wisse man dass
es unsichtbar ist, da man es nicht sehen
könne.
Das religiöse Manifest wurde von einer
Gruppe von Studierenden verfasst,
ebenso wie die Lebensgewohnheiten
der Göttin: So soll das Einhorn eine
Vorliebe für Rosinenbrot oder Pizza mit
Schinken und Ananas haben. Einige
Vegetarier bestreiten dies jedoch und
behaupten, die Göttin ziehe Pilze dem
Schinken vor, über die Ananas besteht
jedoch weitgehend Einigkeit. Ebenso
gilt als allgemein anerkannt, dass das
„Unsichtbare Rosafarbene Einhorn“
Salami verschmäht. Ähnlich dem Islam
werden der Göttin Segenswünsche
gewidmet: „Blessed Be Her Holy
Hooves“ („Gesegnet seien ihre Heiligen Hufe“) oder etwa „May Her
Hooves Never Be Shod“ („Mögen ihre
Hufe niemals beschlagen werden“).
Letztlich gehen alle diese Religionen
auf eine Analogie des Philosophen
Bertrand Russel zurück, der 1952
erklärte, dass es nicht die Aufgabe des
Skeptikers sei, die Unfehlbarkeitsansprüche einer allgemein anerkannten
Religion zu widerlegen. Vielmehr müsse die Religion ihre Annahmen stichhaltig beweisen. In diesem Zusammenhang spricht er in einem im Internet
veröffentlichten Aufsatz die Existenz
einer Porzellankanne im Universum an.
Ob diese wirklich existiert oder nur eine Erfindung darstellt, darf der geneigte
Leser selbst entscheiden. Ramen!
Goodbye Marge!
(jst/sto) Es wird gelb! Deutschland, 18 Uhr: viele
Studis sitzen vor der Mattscheibe und schalten auf
ProSieben – die Simpsons laufen. Umschalten in
den Werbepausen ist strengstens untersagt, man
könnte schließlich etwas verpassen. Die Familie
mit ihrem sonnig-gelbem Gemüt zieht viele in
ihren Bann. Chaotisches Familienleben, zwischenmenschliche Konflikte, diese Gesellschaftssatire
trifft fast jedermanns Geschmack. Homer, Marge,
Bart, Lisa und Maggie flackern schon seit 17
Jahren über die Bildschirme. Ein blauer Turm als
Haarpracht, eine rote Perlenkette um den Hals und
das immergleiche grüne Kleid: Mutter Marge bildet
den ruhenden Pol in der Familie. Sie managt alle
Krisen – sei es Windeln wechseln bei Maggie,
Lisas Weltbild wieder kitten oder Bart aus der
Klemme helfen. Marge Simpson scheint beinahe
alles meistern zu können. Ob ihr Homi auf die Idee
kommt, so fett zu werden, dass er von zu Hause aus
arbeiten kann, ins All fliegt, einfach nur mal wieder
seinen Job schmeißt oder besoffen ins Bett kommt
– sie behält die Fassung. Mit stoischer Ruhe und
einem grummelnden „Hmmmm“ überwindet sie
alle Hürden.
Doch nun ist es vorbei mit dem typisch rauchigen
Montage: Ottfried
Timbre, das jeder mit der Simpsons-Mum verbinAnke alias Marge
det. Dieses bekannte „Hmmmm“ ändert sich in
Kürze. Elisabeth Volkmann (70), die deutsche Synchronstimme der gelben Übermutter, ist überraschend gestorben. In 16 Staffeln und 11 Episoden aus der 17.
Staffel lieh sie der Animations-Figur ihre Stimme und damit ihren unverwechselbaren Charme. Sie synchronisierte auch Patty und Selma Bouvier, Marges
kettenrauchende Schwestern. Wer wird nun Volkmanns Nachfolgerin?
Zuerst war Angelika Bender, die schrille Stimme von Marcy D'Arcy aus „Eine
schrecklich nette Familie“, im Gespräch. Mittlerweile steht Anke Engelke als
Nachfolgerin fest. Doch ist der Ladykracher ein adäquater Ersatz? Die Bamberger Fans sind geteilter Meinung über die Neubesetzung. Daniela Elpers (19),
erstes Semester Germanistik, findet die Besetzung gelungen: „Die Anke hat ja
schon viel Erfahrung im Synchronisieren, außerdem ist ihre Stimme vielfältig.“
Frederike Hampel (21), zweites Semester Pädagogik, hält dagegen: „Man verbindet zu viel mit Anke. Es ist schwer eine neue Stimme zu akzeptieren, seit
Jahren kennen wir ja nur die eine.“ Am 12. November wird die 17. Staffel unterbrochen. Premiere für Anke Engelke alias Marge Simpson ist die Episode „Ein
perfekter Gentleman“. Am Sonntag, 14. Januar 2007 wird sich zeigen, ob die
deutsche Comedygröße eine würdige Nachfolgerin ist. Werden solche Sätze wie:
„Das einzige, worauf ich abfahre, ist Liebe. Liebe zu meinem Sohn und zu meinen Töchtern, eine winzig kleine Prise LSD, mehr brauch` ich nicht.“ genauso
authentisch rüber kommen wie bei Elisabeth Volkmann?

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