Ausgabe 39

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Ausgabe 39
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3. Dezember 2003 – Jahrgang 9
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Ausgabe 39 – kostenlos
Die Null muss stehen!
Proteste der Studierenden werden so lange weitergehen, bis die Sparmaßnahmen vom Tisch sind
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Campus
3
Kalender, Kulis
und Kondome
Campus
4
In den gerechten
Handel fairlieben
Von Sven Becker
Fast müsste man Edmund Stoiber dankbar sein. Was Kriege nicht vermochten,
ist dem bayerischen Ministerpräsidenten mit nur einem Satz gelungen. Die
Kürzungspläne auf Seite 21 seiner Regierungserklärung haben dafür gesorgt,
dass Bambergs Studierende kollektiv
auf die Straßen gehen, um gegen den
Ausverkauf der Bildung zu demonstrieren.
Endlich ist man sich mal einig an der
Otto-Friedrich-Universität: Es wird
kein einziger Euro durch Entlassungen
und Haushaltssperren eingespart werden, ohne dass dagegen protestiert
wird. Auch wenn nur fünf Prozent weggekürzt werden, müssen ganze Studiengänge schließen, werden zahlreiche
Lehrbeauftragte entlassen. „Wir machen so lange weiter, bis wir wieder bei
null Prozent Einsparungen sind“, sind
sich die Studierenden aller Fachrichtungen einig.
Besonders erfreulich ist dabei die Unterstützung vieler Dozenten, die sich
zum Teil lautstark gegen die Sparpläne
der Landesregierung zur Wehr setzen.
„Wir haben doch kein Erdöl oder sonstige Rohstoffe mehr. Wissen ist die einzige Ressource, die uns noch bleibt in
Deutschland“, erklärte PsychologieProfessor Dietrich Dörner am ZOB
2 500 Studierende am Gabelmoo - lautstarker Protest gegen Goppel
unter dem Beifall seiner zahlreich erschienenen Studenten sowie Passanten,
die zufällig vorbeikamen.
Der Protest der vergangenen Tage war
lautstark und kreativ, wie die Fotos auf
den Sonderseiten dieser OTTFRIEDAusgabe deutlich machen. Mit Schildern und Plakaten bewaffnet, zogen
täglich Studierende durch die Stadt, um
ihrem Ärger Luft zu machen. Ob am
ZOB oder im Theater, bei McDonalds
oder im Calimeros – Jeder sollte sehen,
dass Bambergs Studierende den geplan-
Foto: sv
ten Kahlschlag nicht widerstandslos
hinnehmen. Mit der Dynamik der letzten Wochen ist ein neues Gemeinschaftsgefühl an unserer Uni eingekehrt. „Viele kommen zu uns ins Büro
oder schreiben uns Emails und wollen
bei den Protestaktionen mithelfen. Das
Feedback von den KommilitonInnen ist
großartig und motiviert uns trotz des
großen Aufwands, auch in den nächsten
Wochen noch Aktionen gegen die
Sparpläne zu organisieren“, so Michael
Schmitt vom Koordinationsbüro der
Protestaktionen. Auch auf der ProtestHomepage zeigen sich viele solidarisch
und fordern eine Fortsetzung der Demonstrationen: „Macht bitte weiter!
Nur so können wir die Herren Politiker
Bayerns wachrütteln, ihnen zeigen,
dass sie einen falschen Weg einschlagen und wir das nicht mit uns machen
lassen“, fordert eine GermanistikStudentin.
In der Öffentlichkeit werden die Reaktionen der Studenten unterschiedlich
aufgenommen. Noch immer ist vielen
nicht bewusst, welch zentrale Bedeutung der Bildung zukommt. Keinen
Seltenheitswert haben Aussagen wie:
„Warum protestieren die denn? Den
faulen Studenten geht’s doch immer
noch viel zu gut!“ Die Aktionen an der
Uni Bamberg werden nur dann Erfolg
haben, wenn man auch außerhalb der
Uni versteht, wie wichtig Bildung für
die Zukunft unseres Landes ist. Auch
dem Bauarbeiter muss klar sein, dass es
ihm im Alter schlechter gehen wird,
wenn nicht genügend Akademiker ausgebildet werden!
Schon jetzt sind neue Protestaktionen
geplant. So wird am Donnerstag, dem
4. Dezember, die Bildung in Bamberg
symbolisch zu Grabe getragen. Weitere
Infos auf der Protesthomepage unter
www.bamberg.de/ggeo/fachschaft.
Fünf Prozent sind fünf zuviel
Rasenmäher-Methode bei der Etat-Kürzung gefährdet Stellen und ganze Studiengänge
Proteste in ganz Bayern – auch
in Bamberg gehen die Studierenden gegen die Sparpläne
der bayerischen Landesregierung auf die Straße. Fotos zu
den Aktionen findet ihr auf den
Seiten 6 und 7.
Domscherge
8
Tatort Sandstraße Posse um die Gosse
Kultur
10
Die Adelseite:
Sir Vival, von Lange
Kultur
11
Herbstscheiße
und Winterlyrik
(kk/ulf) „Die Sicherung der Qualität
von Forschung und Lehre muss oberstes Gebot sein. Dafür setze ich mich
vehement ein“, so Wissenschaftsminister Thomas Goppel gegenüber OTTFRIED. Dennoch will die bayerische
Staatsregierung zehn Prozent ihres
Haushalts einsparen, und macht dabei
auch vor den Universitäten nicht Halt.
Ursprünglich sollten diese ebenfalls
zehn Prozent ihres Etats verlieren.
In der Kabinettssitzung vom 25. November wurde aber festgelegt, dass an
den Unis „nur“ fünf Prozent der Gelder
gekürzt werden sollen, nachdem Studierende in Bayern massiv protestiert
hatten. Fünf Prozent weniger Geld sind
besser als zehn und klingen im ersten
Moment gar nicht so schlimm, würden
aber radikale Veränderungen für die
Hochschulen bedeuten.
Denn die Unis sind jetzt schon chronisch unterfinanziert und völlig überlastet: Allein in Bamberg gibt es 8 468
Studierende, obwohl die Hochschule
nur für 3 500 Studierende ausgelegt ist.
Im Klartext: Fast keine Bücher mehr,
keine Lehrbeauftragten, keine Gelder
für Exkursionen, kürzere Bibliotheksöffnungszeiten, und so weiter.
Goppels Sparkonzept heißt „Profilbildung“: Die Universitäten sind aufgefordert, ihr Angebot zu überprüfen und
Schwerpunkte dort zu setzen, wo die
Stärken liegen.
Sogenannte Exotenfächer soll es bald
nur noch an wenigen Unis geben. „Es
ändert sich an der Wirkung einer
Abrissbirne nichts, auch wenn man sie
jetzt Profilbirne nennt“, bringt Rektor
Godehard Ruppert die derzeitige Lage
auf den Punkt. „Zehn Prozent linear
kassenwirksam innerhalb eines Jahres
einzusparen ist ohne Kahlschlag
nicht machbar!“ Dasselbe gilt
eingeschränkt auch für fünf
Prozent. Gegen eine stärkere
Profilbildung hat Ruppert nichts
einzuwenden, aber eine echte
Profilbildung würde Ressourcen benötigen. Die angedrohten Kürzungen gefährdeten so einen Prozess
aber eher, als ihn zu unterstützen.
An den Fakultäten hat
man wenig Verständnis für die Sparpläne der Regierung. „Die Einsparungen sind für uns eine Katastrophe. Wir
wollten ungefähr 25 Lehrbeauftragte
für das Sommersemester verpflichten,
aber es ist kein Geld da. Dabei sind an
der Fakultät gerade drei von sieben
Lehrstühlen nicht besetzt. Von dringend
nötigen Anschaffungen wie Computerprogrammen ganz zu schweigen.“ Dekanin Prof. Bärbel Kerkhoff-Hader
(GGeo) hat nicht nur volles Verständnis
für die Proteste der Studierenden, bei
der Kundgebung am 18. November war
sie sogar selbst dabei.
Professor Sebastian Kempgen, Dekan
der SpLit, sieht ebenfalls massive
Schwierigkeiten an seiner Fakultät:
„Studiengänge wie das Diplom in Germanistik sind bewusst so konzipiert,
dass sie wesentlich von Leuten aus der
Praxis mitgetragen werden - das ist
auch der Grund ihres Erfolges. Ohne Lehraufträge brechen
die
Studieng ä n g e
über
kurz
oder lang zusammen.“ Das Diplom in
Germanistik sieht er akut gefährdet,
ebenso die Hispanistik. Aber auch der
Geschichte, der Kunstpädagogik, der
Musikpädagogik und der Philosophie
könnte es bald an den Kragen gehen
(OTTFRIED berichtete).
Neben den Lehrbeauftragten trifft es
die Tutoren. „Vermutlich wird es dort
gravierende Einschnitte geben. Die
Verstärkung der Tutorien wurde von der
Politik als große Innovation dargestellt
– wie es aussieht, wird nun das Geld
dafür fehlen“, erklärt der Dekan der
WiAI, Prof. Elmar Sinz.
„Fünf Prozent sind schon ein Fort-
schritt, aber das ist noch nicht genug,
die Proteste gehen auf alle Fälle weiter“, so Barbara Förtsch vom SprecherInnenrat.
Damit vielleicht dem Sparen nach der
Rasenmäher-Methode doch noch Einhalt geboten werden kann: „Den Rasenmäher kann man nur auf eine Höhe
einstellen – für Unkraut und Orchideen
gleichermaßen. Die Pflege seltener
Pflanzen erfordert mehr Fingerspitzengefühl als die Bedienung eines Rasenmähers“, so Ruppert.
Wie es aussieht, werden wohl bald fast
alle Hiwis arbeitslos. Das ist nicht nur
für diejenigen, die einen Teil ihres Studiums mit dem Job finanzieren, ein gravierender Einschnitt. Auch die bisherigen Öffnungszeiten der Bibliotheken
wären dann eventuell nicht mehr einzuhalten. Im Gespräch sind bereits verkürzte Öffnungszeiten, in den Semesterferien und auch unter der Woche.
„Die Sparmaßnahmen werden an den
Öffnungszeiten der Bibliotheken nicht
vorbeigehen“, befürchtet auch Prof.
Hans Rattinger, Dekan der SoWi.
Kempgen fasst die Misere zusammen:
„Veranstaltungen würden schlechter
vorbereitet - keine Handouts mehr,
keine Literaturlisten, keine Semesterapparate und keine neue Literatur. Außerdem kommt es zur Schließung des CIPPools und des Sprachlabors, wenn kein
Geld für die Aufsicht mehr da ist.“ Sein
Fazit: „Geist ist geil, aber nicht Geiz.“
PRESSESTELLE.
Goppel vergeizt den Umbau
Bamberger Bagger rollen nicht ohne Münchner Moneten: Staatsregierung verhängt Haushaltsstopp
Von Ulf Berlinger
Stehen die zahlreichen Bauvorhaben
der Universität Bamberg (OTTFRIED
berichtete) vor dem Aus? Inwieweit erschweren die Kürzungen der bayerischen Staatsregierung den Ausbau des
Universitätsgeländes? Für die Neugestaltung der Innenstadtmensa und die
Erweiterung der neuen TB 4 rechnete
die Uni-Leitung sowieso nicht vor 2005
mit Geldern. Durch die Einsparungen
dürfte sich das weiter verzögern.
HIS-Mitarbeiter die Unigebäude millimetergenau vermessen (OTTFRIED
berichtete), um den Raumbedarf zu
ermitteln. „Wir haben ein Defizit an
Hauptnutzfläche von 2 350 Quadratmetern“, berichtet Herrmann. Das entspricht der Fläche von fünfeinhalb Basketballfeldern. Unter Hauptnutzfläche
versteht man Büro- und Lehrräume,
wie etwa Vorlesungssäle, Seminarräume und Computerpools.
Raumnot jetzt
schwarz auf weiß
Studierende dürfen
weiterhin parken
„Erst ab Mitte Januar gibt es Nachricht,
wie der Nachtragshaushalt 2004 aussehen wird“, sagt Kurt Herrmann, zuständig für Raum- und Bauangelegenheiten
in der Universitätsverwaltung. Dann
erfährt die Universität auch, ob der
Mensaneubau an der Feki im Frühjahr
2004 beginnen kann. „Unsere Planungen laufen weiterhin auf Mai. Im Moment gibt es keine Nachrichten aus
München, dass sich der Baubeginn verschiebt“, so Herrmann. Endgültige Gewissheit gibt es jedoch erst im Januar.
Aber eine Sache steht jetzt schon fest:
Parkplatz an der Feki: Wenigstens hier bleibt alles beim Alten.
Der Parkplatz zwischen Feki und Rechenzentrum bleibt den Studierenden
erhalten. Die neue Mensa entsteht nämlich auf dem Dozentenparkplatz zwischen TB 3 und Feldkirchenstraße. Daher gab es im Internet immer wieder
Befürchtungen, dass die Studierenden
„ihren“ Parkplatz verlieren, weil die
Dozenten Ersatz bräuchten. Doch Herrmann macht deutlich: „Der Parkplatz
wird sicherlich nicht wegfallen.“ Und
dass die Stadtverwaltung die Parkplätze
Foto: jjr
rund um die Feki in Anwohnerparkplätze umwandeln will, ist auch
nur ein Gerücht: „Mir sind da keine
Pläne bekannt. Im Moment bleibt alles,
wie es ist“, erklärt Steffen Schützwohl,
Pressesprecher der Stadt Bamberg.
Mindestens genauso überfüllt wie die
Parkplätze an der Feki sind die Räume
der Uni: Das ist das Ergebnis einer
Untersuchung der hannöverschen
Hochschul-Informations-Systeme
GmbH (HIS). Im Frühjahr haben die
Bei den Lehrräumen hat besonders der
Innenstadtstandort
Nachholbedarf:
Rund 450 Quadratmeter fehlen. Die
Bibliothek benötigt circa 600 zusätzlich. Und bei den Büroräumen kommen
vor allem die Fakultäten WiAI und
SpLit zu kurz. Die HIS-Untersuchung
dokumentiert schwarz auf weiß die
Raumnot der Uni. Allerdings ist es aufgrund der Kürzungen zweifelhaft, ob
das bayerische Wissenschaftsministerium darauf reagiert. „Das bringt uns
ja nicht weiter. Wenn der Finanzminister den Geldhahn zudreht, dann tut
sich nichts“, stellt Herrmann fest.
Arbeitsamt gibt Geld zurück
Erst arbeitssuchend melden – dann bekommt man Kosten für seine Bewerbung erstattet
(mvö) In Zeiten von Ersti-Enthusiasmus und Semesteranfangstaumel mag
es ein wenig unwahrscheinlich klingen, aber irgendwann geht einem auch
das ach so großartige Bamberger Studentenleben gehörig auf den Zeiger.
Wenn dann noch die Eltern immer häufiger Bemerkungen über Regelstudienzeit und den Ernst des Lebens machen,
wird es Zeit, sich jenseits von Müller
und Collibri eine sichere Einkommensquelle zu suchen. Diese Suche erfordert
nicht nur Geduld, Motivation und nicht
enden wollenden Optimismus, sondern
vor allem auch eine gewisse finanzielle
Grundlage – schließlich kann das Be-
werben mit Fotos hier und Porto da
ganz schön ins Geld gehen.
Bis zu 230 Euro
pro Nase und Jahr
An diesem Punkt kommen Florian
Gerster und seine deutschen Arbeitsämter ins Spiel: Diese haben schließlich
ein natürliches Interesse daran, dass
sich die Studierenden möglichst engagiert und erfolgreich bewerben. Und
deshalb gibt es finanzielle Unterstützung vom Arbeitsamt – rund 230 Euro
pro Jahr und Nase sind maximal drin.
Allerdings nicht ohne Planung und
bürokratischen Aufwand.
Wichtig ist, dass der Studierende schon
vor der ersten Bewerbung zum Arbeitsamt geht und sich als ‚arbeitssuchend’ meldet. Er wird dann nicht nur
in die Datei aufgenommen und falls
vorhanden über Jobangebote und freie
Stellen informiert, sondern erhält auch
den „Antrag auf Gewährung von
Bewerbungskosten“. Auf diesem lassen
sich sämtliche Ausgaben für Kopien,
Briefumschläge, Fotos, Bewerbungsmappen und Porto auflisten, die nach
Antragsstellung entstanden sind.
Außerdem sollten die entsprechenden
Quittungen, auf denen klar erkenntlich
ist, was gekauft wurde, gesammelt und
mit dem Antrag eingereicht werden –
dann erstattet das Arbeitsamt die
Unkosten zurück!
Eine ähnliche Regelung gilt für die
Drei-KäseHochschule
(www) „Wer ist der alte Mann da vorne
und warum ist er so nervös?“ Die alten
Damen und Herren haben demnächst
wirklich jeden Grund nervös zu sein:
Die „Uni für Kinder“ erfordert von der
geistigen Elite die kindgerechte Kommunikation über Fächer wie Genetik,
Psychologie, Geographie oder Iranistik.
Kinder als Prestigeobjekt: Die Universität Tübingen hat es 2002 vorgemacht,
Vorlesungen für Kinder und Jugendliche waren ein großer Erfolg. Bamberg
zieht heuer nach: Vom 5. bis zum 13.
Dezember 2003 finden vier Vorlesungen im Rahmen der Kinder-Uni
statt. Das Angebot richtet sich an Schüler der 5. bis 7. Klasse. Interessenten
sollten sich unter kinderuni@uni-bam
berg.de anmelden. Die Vorlesungen
finden stets im Markushaus, Hörsaal
232 statt.
Themen sind beispielsweise: „Wer hat
die Hose erfunden?“, „Warum gibt es
Stadtpläne?“, „Spaßmacher: Was für
Typen!“ und „Was hat meine Augenfarbe mit dem Klonschaf Dolly zu tun?“
Rückerstattung von Fahrtkosten, die bei
der Anreise zu einem Bewerbungsgespräch anfallen. Auch hier ist wichtig:
zuerst Formular abholen, dann Fahrkarte kaufen – im Nachhinein geht
nichts mehr. Außerdem fällt jeder, der
sich nicht regelmäßig beim Arbeitsamt
seines Vertrauens zurückmeldet, aus
der Datei heraus. „Regelmäßig“ heißt
in diesem Fall einmal pro Vierteljahr.
So kann der Arbeitssuchende nach dem
Gespräch mit dem Berater den nächsten
Termin normalerweise gleich im Voraus vereinbaren.
Das Bamberger Arbeitsamt ist im Internet unter www.arbeitsamt.de/bamberg
zu erreichen. Neben dem Hauptsitz im
Mannlehenweg 27, direkt neben dem
Polizeipräsidium, gibt es auch ein Innenstadt-Büro in der Lange Str. 13 mit
Job-Vermittlung und gesonderten Beratungszeiten für Studierende.
Uni Gaustadt?
(em) Alle reden vom Kürzen, doch
die Uni Bamberg will expandieren:
Im Ortsteil Gaustadt wird der so genannte „Nordpark” geplant. Die Uni
soll dabei eine wesentliche Rolle
spielen. Der Investor Kommunalprojekt GmbH, der momentan das
Hotel an der Konzerthalle baut, will
dort Teile der Uni und uninahe
Institute ansiedeln. Eine komplette
Umgestaltung zur Campus-Uni ist
jedoch nicht beabsichtigt.
„Das ist ein Vorhaben für die nächsten 15 bis 20 Jahre”, erklärt der
Baureferent der Stadt Bamberg, Ottmar Strauß. Die Pläne für das Gelände betreffen auch die Landesgartenschau, die 2012 in Bamberg stattfinden soll. Zurzeit verhandelt die
Stadtverwaltung noch mit dem Investor. Weder Bebauungsplan noch
Bauantrag liege im Moment vor,
erklärt Ottmar Strauß.
Das Gelände liegt zwischen MainDonau-Kanal und dem linken Regnitzarm. In einem ersten Schritt sollen die Gebäude des früheren Textilherstellers Erba saniert werden. In
späteren Bauabschnitten entstehen
zwei Gebäude parallel zur Regnitz.
„Das Gelände ist mit 200 000 Quadratmetern, wovon 100 000 bebaut
werden sollen, das größte zusammenhängende Grundstück in Bamberg”, erklärt Strauß.
Bereits vor zehn Jahren schrieb die
Stadt mit Unterstützung der EU
einen Wettbewerb für die Nutzung
aus. Die Eckpunkte, das Gelände zu
40 Prozent für Wohnen und 60
Prozent für Gewerbe zu nutzen, sind
auch im neuen Konzept berücksichtigt.
Zu den 60 Prozent Gewerbe könnte
beispielsweise auch die Musikpädagogik mit Seminar- und Büroräumen zählen. „Ziel ist es jedoch
nicht, die Uni umzusiedeln. Vielmehr sollen die zahlreichen Anmietungen der Uni, die über das gesamte Stadtgebiet verteilt sind, konzentriert und neue Institute nach Bamberg geholt werden”, so Architekt
Stefan Seemüller.
Die Haushaltssperre und die geplanten Kürzungen der Landesregierung
im Hochschulbereich, die auch die
Musikpädagogik betreffen könnten,
sorgen jedoch für Unsicherheit. Im
Moment könne man allerdings nur
abwarten, wie sich die Kürzungen
auswirken werden, meint Baureferent Seemüller.
IMPRESSUM.
OTTFRIED, die Bamberger Studentenzeitung, erscheint zweimal im Semester. Herausgeber und Redaktion
verstehen OTTFRIED als unabhängiges Organ, das keiner Gruppierung
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Klein (kok), Frank Kossyk (kos),
Wolfgang Kraus (www), Susanne
Martin (slm), Steffen MeyerSchwarzenberger (sms), Thomas
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Auflage: 2 000 Stück
CAMPUS.
Von der Uni auf zur Arbeit
Folge XI: Früh aufstehen für die Karriere in der Pampa – Wolfgang macht Öffentlichkeitsarbeit für Argillon in Redwitz
Von Susanne Martin
„Mit meinen 33 Jahren habe ich mehr
erreicht, als ich jemals dachte“, sagt
Wolfgang Kraus und das glaubt man
kaum, wenn er sagt, dass er in der
2000-Seelengemeinde Redwitz (zwischen Lichtenfels und Kulmbach) gelandet ist. Vom urbanen Bamberg in die
Pampa – manche Geschichten enden
dort, wo sie beginnen.
Nach Kindheit und Jugend im provinziellen Umkreis von Karlsruhe, verschlug die ZVS Wolfgang in die Domstadt. Das war nicht unbedingt Zufall,
nachdem er sich für BWL entschieden
und eine kleine Uni favorisiert hatte.
Doch schon nach vier Semestern war
Schluss mit lustig und Wolfgang fing
noch mal von Vorne an. „Ich wollte
etwas machen, das mir Spaß macht.“
Heraus kamen: Geschichte und Kommunikationswissenschaft.
Und hier nimmt unsere Geschichte die
entscheidende Wendung: „In den sehr
praxisorientierten Übungen von Kowi“
hat der selbsternannte journalistische
Spätzünder gelernt, sich „schnell einen
Überblick zu verschaffen“ eine Fähigkeit, die ihm heute weiterhilft. Die Übungen in Public Relations machten aus
einer Neigung einen Berufswunsch.
Nach dem Examen absolvierte Wolfgang ein nicht weiter zu empfehlendes
Volontariat bei einer Firma in Nürnberg
und bewarb sich bei Zeitungen und
Pressestellen in der Region.
Erst dann erfuhr der Historiker durch verwandtschaftliche Beziehungen von einer
neu geschaffenen Stelle bei
Siemens in Redwitz, bewarb
sich – und bekam prompt den
Job.
Seit Mai 2001 ist Wolfgang
Kraus für die Öffentlichkeitsarbeit einer gesamten Firma
zuständig. Seit der in
Redwitz sitzende Geschäftsbereich von einem amerikanischen Investor gekauft
wurde, arbeitet Wolfgang
nicht mehr für Siemens, sondern für Argillon. Seine Job
ist seitdem noch breiter gefächert, neben der Gestaltung
des Internets knüpft Wolfgang neue Kontakte zu
Kunden. Musste sich der Historiker anfangs sogar noch
mit Markenrecht befassen,
hat Argillon heute zwei
Rechtsanwälte eingestellt.
Die Überlegung, in den „echten“ Journalismus zu gehen,
Macht PR in Redwitz: Wolfgang Kraus
hatte Wolfgang übrigens
gewesen wäre. „Ich liebe es zu organischon vor Ende des Studiums versieren und zu kommunizieren, und das
worfen – trotz engagierter Mitarbeit
ist ja auch der Hauptteil meiner Arbeim UNIMOG, später OTTFRIED,
beit.“, sagt er und wirkt dabei nicht
und regionalen Tageszeitungen, da ihm
unzufrieden. Die Mitarbeiterzeitung,
der Journalismus „zu eindimensional“
als einzige journalistische
Tätigkeit, macht er in drei
vier Tagen. Die Herausforderungen, die ihm die
Arbeit stellt – wie Public
Relations oder die „Rekrutierung neuer Leute („Wer
will schon nach Redwitz“)“ sowie das Koordinieren – interessieren
Wolfgang viel mehr.
Was hat sich in Wolfgangs
Leben konkret verändert,
seit er mit Schlips und Kragen hinter dem Schreibtisch und nicht mehr in
Hörsälen sitzt? „Ich stehe
früher auf, und gehe früher
ins Bett“ meint Wolfgang
entspannt grinsend, „auch
das mit dem bis nachts um
zwei um die Häuser ziehen
ist nicht mehr drin.“ Das
Grinsen gezwungener. Er
bedauert es, eingeschränkter zu sein als im Studium,
dort hat man – wie heißt
das noch gleich? – „mehr
Möglichkeiten, sich zu
Foto: slm
verwirklichen!“
Deshalb ist seine Trompete seit dem
Examen auch nicht mehr aus dem Koffer gekommen. Nur noch beim UniChor wirkt er sporadisch noch mit. Andererseits vermisst er das Musikma-
chen gar nicht so sehr. „So eine Trompete ist doch ziemlich laut.“ Die Musik
hat der Sport ersetzt: Wolfgang geht
jetzt lieber Schwimmen, spielt Badminton oder Fußball.
Wobei er da momentan eher zuschaut,
denn beim Kicken mit ehemaligen Philosophiestudenten hat sich Wolfgang
das Bein gebrochen. Klar, für den Sport
bleibt auch nicht wirklich viel Zeit,
aber im Job hat Wolfgang viele Freiheiten, und weil er als erster diese Stelle
ausgefüllt und alles aufgebaut hat, kann
er bei Argillon noch einiges bewegen.
Das ist Wolfgang das Wichtigste.
Das gute Verhältnis zum Chef tut dem
Ganzen natürlich keinen Abbruch, die
Bezahlung stimmt auch. „Ich habe
wirklich viel mehr erreicht als ich mir
vorstellen konnte.“ Sehnt er sich nach
der freien Zeit während des Studiums
zurück? Wolfgang antwortet mit einem
definitiven „Nein!“. „Es war eine schöne Zeit, aber die ist vorbei.“
Bleibt noch die Frage zu klären, warum
dieses Energiebündel wieder in der
Pampa gelandet ist. Na ja, nach 13
Jahren ist ihm Bamberg doch ziemlich
ans Herz gewachsen – hier wohnt er
und genießt das breite kulturelle
Angebot – und auch seine frischangetraute Ehefrau war ausschlaggebend
dafür, in der Region zu bleiben. Wenn
das nicht ein schöner Grund ist, jeden
Tag in die Pampa und zurück zu düsen.
Like an Englishman in New York
Begrüßungsabend in der Bamberger Konzerthalle aus Sicht eines Studienanfängers oder Impressionen eines Ruhr-Aliens
(hhh) Nun also Bamberg! Sagt zumindest die ZVS. Beziehungsweise, sagt
sie eben nicht, sondern: Wegen NC
noch mindestens ein halbes Jahr warten
und vielleicht nach Trier. Ich aber sage:
Kein NC, und bestimmt nach Bamberg!
Wo liegt das eigentlich? Baden oder
Bayern? Weder noch, werde ich später
lautstark erfahren...!
Alles spricht dafür, hier zu sein. Diplom-Pädagogik ohne NC, Studentenstadt, endlich weit weg von zu
Hause, und ...genau! Tausche Rhein
gegen Regnitz, Alt- gegen Bockbier.
Kennen tue ich hier (noch) niemanden,
eine gute Freundin in München ist die
einzige Südstaatenconnection, mit der
ich aufwarten kann.
Deshalb die wenigstens einigermaßen
beruhigende Nachricht aus dem den
Immatrikulationsunterlagen beigefügten Einladungsflyer: Es finde in der
Bamberger Konzert- bzw. Kongresshalle (wo auch immer sie sein mag) ein
Begrüßungsabend statt. Sponsored by
Prof. Ruppert, dem Direktor (als „im
Ruhrgebiet Sozialisierter“, lässt er mich
wissen, ein „Landsmann“ also, denke
ich). Natürlich werde ich da hingehen,
als Ruhrgebietssozialisationslandsmann, Ehrensache.
MerchandisingMaterialschlacht
Die Begrüßungsfeier ist allerdings eher
eine Merchandising-Materialschlacht
als ein subtiles Ersti-Hallo, denn ich
werde am Ende dieses Abends in mei-
ner – natürlich auch hier erhaltenen –
Jute-Tasche circa 11 Kugelschreiber, 4
Feuerzeuge (ich bin Nichtraucher), 2
Schlüsselanhänger, 40 Veranstaltungsflyer, 3 Ringblöcke und 1 Kondom mit
nach Hause nehmen.
Die Aufteilung wirkt grotesk, es hätten
40 Kondome und 2 Flyer sein sollen,
denke ich, ein Prosit den Studentenklischees...!
Neben all den materialistischen Neukunden-Ködern von Sparkassen, Versicherungen, Fitness-Clubs, Burschenschaften, Ortsvereinen und Miethaien
aber auch eine mündliche Einladung
zum wöchentlichen OTTFRIED-Redaktionstreffen im Reichelbräu, wofür
sich der Abend eigentlich schon gelohnt
hat. Die Schlüsselanhänger sind aber
auch ganz schön...
Soziologie begehrt wie nie
Hauptseminare und Forschungspraktikum hoffnungslos überfüllt
(ph) „Es werden schon noch welche
abwandern, das war schon immer so am
Anfang des Semesters“. Diese oder
ähnliche Phrasen bekam zu Beginn dieses Wintersemesters fast jeder Bamberger Soziologiestudent im Hauptstudium zu hören. Allerdings sind solch
tröstende Worte der Professoren schwer
zu glauben, bedenkt man, dass in den
angebotenen Hauptseminaren zum Teil
80 Studenten und mehr sitzen. Denn
auch mit zehn bis 15 Seminarteilnehmern weniger könnte der Charakter eines Hauptseminars nicht mehr gewährleistet werden.
Auf einen derartigen Ansturm waren
weder Studenten noch Professoren gefasst. Verschlimmert wurde die ohnehin
prekäre Situation durch die neue Studienordnung. Diese sieht es vor, dass
jeder Student den identischen Pflichtteil
an Hauptseminaren in Allgemeiner So-
ziologie erfüllen muss, was ein Wechseln in andere Seminare unmöglich
macht. Zwar wurde vereinzelt schon
mit der Einführung von Parallelveranstaltungen und geringfügigen Änderungen der Studienpläne versucht, den
enormen Studentenzahlen beizukommmen. Allerdings ist auch dies langfristig
gesehen nur ein Tropfen auf den heißen
Stein. Binnen dreier Jahre hat sich die
Anzahl der Soziologie-Erstsemester
verdoppelt und somit sogar die der
„BWL-Erstis“ überstiegen.
Als Reaktion auf die katastrophalen
Verhältnisse gründete sich die sogenannte Fachschaftsinitiative, eine
Gruppe von Studierenden, die sich
außerhalb der Fachschaft für bessere
Studienbedingungen engagiert. Vor wenigen Tagen fand eine erweiterte Fachgruppensitzung der Soziologie statt, zu
der auch fünf Vertreter der Fach-
schaftsinitiative eingeladen wurden, um
gemeinsam Lösungsvorschläge zu erörtern. Die Studierenden sprachen sich
für die Zulassung des Mittelbaus zur
Lehre im Hauptstudium aus, um den
Angebotsmangel an Hauptseminaren in
Allgemeiner Soziologie auszugleichen.
Darüber hinaus wurde diskutiert, Lehrveranstaltungen wieder an allen Werktagen stattfinden zu lassen – also auch
freitags. Diese und weitere Ansätze seitens der Professorenschaft wurden
offenbar konstruktiv diskutiert: So soll
noch am 10. Dezember in der Fachgruppe über die erwogenen Problemlösungen abgestimmt werden. Die vorgesehenen Änderungen der Studienpläne
könnten damit schon zum Sommersemester greifen und die Situation
sowohl für Studierende als auch für die
Lehrbeauftragten entscheidend verbessern.
Bevor ich schwerbeladen den Heimweg
antrete, um die restlichen hundert Umzugskartons auszupacken, hält Prof.
Ruppert noch eine recht lange Rede, in
der er natürlich auch seine Herkunft
noch einmal betont, bevor er von seinem Kollegen aus der Personalwirtschaft, Prof. Dodo zu KnyphausenAufseß abgelöst wird. Im Anschluss an
seine Anderthalbstundenrede noch ein
Klassik-Konzert, das ich aber nicht in
voller Länge geniesse, es warten
schließlich noch die Kartons auf mich!
Richtig kennenlernen werde ich diese
schöne Stadt wohl aber erst in den
nächsten Wochen, trotzdem: Der erste
Eindruck ist wirklich gut. Morgen werde ich mir einen Stadtplan kaufen und
den Weg zum Reichelbräu finden.
Die restlichen Stunden meines ersten
Tages als Bamberger verbringe ich damit, auszupacken, einzuräumen und
nachzudenken: Heimweh? Nein, eigentlich nicht. Vorfreude? Definitiv!
CAMPUS
Panik – packt – Pädagogen
Kein Geld für Neubesetzung von Dozentenstellen – Fachschaft ruft zu „Sitzstreikvorlesungen“ auf
Von Marc Hohrath
Krisensitzung im Markushaus! Auch hier
herrscht derzeit großer
Unmut gegenüber den
Sparplänen der bayerischen Landesregierung. Aber selbst ohne
die neuesten Hiobsbotschaften aus München
sieht die Bildungssituation im Bereich
PPP alles andere als
rosig aus.
Um die gegenwärtigen
Probleme aufzuzeigen,
und auch, um die neuen ErstsemesterInnen
diesbezüglich aufzuklären, fand am 29.
Oktober im Markushaus eine Krisensitzung statt. Dort berichteten einige Mitglieder
der
pädagogischen
Fakultät über ihre speziellen Erfahrungen
mit der Bamberger
Bildungsmisere und
den
momentanen
Fakten.
der falsche Weg, dem
Problem zu begegnen.
Wenn schon Flucht, dann
nach vorn. Andernfalls
komme man niemals auf
seine SWS (von einem
Studium innerhalb der
Regelstudienzeit mal ganz
zu schweigen). Weiterhin
sei diese Vogel-StraußPolitik nur Wasser auf die
Mühlen derjenigen, die
die notwendigen Veränderungen blockierten, so die
F a c h s c h a f t s v e r t r e t e r.
Viele der an diesem
Abend anwesenden Erstsemester berichteten, sie
hätten direkt am Anfang
ihres Studiums öfters eine
Veranstaltung verlassen
müssen, da sie entweder
keinen Platz gefunden
hätten oder diese sich als
Hauptseminar herausstellte, das aber nicht als solches gekennzeichnet war.
Ein Dozent des MarkusMontage: ottfried
hauses habe mit seinen
Profs werfen in der Not schon mal Ballast über Bord
Studierenden von einem
Kellerraum in einen Hörsaal umziehen
den können, so die PPP-Fachschaftskönnen, diese Tauschoption sei allermitglieder. Hierdurch sei es vielen Studings nicht selbstverständlich. Die
dierenden
–
wie
in
anderen
FachbereiSinnvolles Studieren
meisten Veranstaltungen könnten eben
chen auch – so gut wie unmöglich, ihre
fast unmöglich
nicht in größere Räume verlegt werden,
Vorlesungen „sinnvoll“ zu besuchen.
und man müsse sich mit den bestehenDeshalb machen nicht wenige von
Derzeit fehle es dem Bereich PPP an
den Verhältnissen zufrieden geben,
ihnen aufgrund überfüllter Seminarräumindestens drei Dozentenstellen, die
räumten die PPP-Vertreter ein. Auch
me und Hörsäle gleich an der Tür kehrt.
vorraussichtlich aber nicht besetzt werwenn das bedeute, dass Studierende auf
Genau das, so die Fachschaft, sei aber
Vom Saulus zum Paulus
Originelle Protest-Vorlesung von Professor Laux
(sah) „Warum all die Proteste?“, fragt
Professor Lothar Laux in seiner Persönlichkeitspsychologie-Vorlesung. Verwunderte Gesichter im Publikum.
„Ich kann die große Aufregung um die
Mittelkürzungen nicht verstehen“, so
Laux weiter. Verwunderung wandelt
sich in Entsetzen. Auf welcher Seite
steht der eigentlich?
„Alles muss von verschiedenen Seiten
beleuchtet werden.“ Soweit der verständnisvolle Psychologe. Sein Therapievorschlag: Der Rasenmäher als
versteckter Aufruf zur Kreativität. Eine
Regierung, die ihrem Bildungssystem
die Chance gibt, in der Krise durch innovative Sparideen zur Höchstleistung
aufzublühen.
Die Heilmittelchen verschreibt der
Professor in mehreren Dosen:
1. Der Geburtsort Thomas Gottschalks,
das Markushaus (Bambergs frühere
Frauenklinik), wurde bisher völlig von
der Öffentlichkeit ignoriert. Die Lösung: Verkauf von Gottschalk-Löckchen, Souvenirs und die Aufstellung
eines Schreines für andächtige „,Wetten
Dass’ wir es schaffen–Gebete“.
2. Bamberg als neues Forschungsmek-
ka für die Freud´sche Sexualtheorie –
oder wie sonst sind Phänomene wie die
Botero-Frau am Heumarkt und der
Gabelmoo erklärbar?
Sexualtheorie
am Heumarkt
3. Vielleicht ist der Bamberger Reiter
ein Terminator vergangener Zeiten?
Laut Professor Laux eine gewagte These, doch bis das Gegenteil bewiesen ist,
hätte man den Besucherströmen schon
ausreichend Geld abgenommen.
Doch damit nicht genug. Es sei sogar
ein Spott der Regierung, nur 10 Prozent
kürzen zu wollen. Da würde er gerade
mal warm. Nein, „erst 80 Prozent würden die volle Kreativität bei ihm herausholen.“
Angesichts dieser positiven Wendung
wandelt sich die anfängliche Empörung
bei allen Anwesenden im Hörsaal in
kollektive Erleichterung. Und Psychologieprofessor Lothar Laux schließt
seine Rede fächerübergreifend mit
Goethe: „Großes wird´s vollbringen,
das kleine Wort ,Ich will’“.
dem Boden, den Fensterbänken oder
vor dem Hörsaal sitzen müssen. Zudem
gestalte sich die Aufsplittung der
Pädagogik-Studierenden auf zwei Häuser schwierig, da sie in der FeKi die
Soziologie-Räume überlasteten.
Den Profs fiele indes nichts Besseres
ein, als die Einführung von NCs für fast
alle bestehenden Fächer vorzuschlagen,
monierte die PPP-Fachschaft. Es sei
auch schon diverse Male vorgekommmen, dass Studierende mit Beschwerdeanliegen ohne Angabe von Gründen
aus den Räumen des Lehrstuhls hinausgeschickt worden seien. Das Erscheinen von Professoren bei Sitzungen der
Studierendenvertreter habe ohnehin
eher Seltenheitswert. Meist laute deren
lapidare Antwort auf die Forderung
nach mehr Räumen oder Personal, die
Studierenden würden sich einfach die
„falschen“ Veranstaltungen aussuchen.
Leere Stundenpläne,
volle Resignation
Im Gegenzug scheint die Uni sich aber
auch bisweilen die falschen Lehrkräfte
auszusuchen. Der einzig richtige Weg,
so die einhellige Meinung der Fachschaften, sei es, einfach konsequent an
vollen Vorlesungen teilzunehmen, sich
auch nicht vom Schreckgespenst „Einschreibeliste“ vom Seminarbesuch abhalten zu lassen, und sich im Zweifelsfall an den Rektor bzw. Dekan zu
wenden. Resignation und „leere Stundenpläne“ brächten keine Änderung!
Beamerklau –
die Zweite
(mas) Zum zweiten Mal innerhalb
von sechs Monaten wurden Anfang
Oktober Video-Beamer aus Uni-Gebäuden gestohlen. Insgesamt neun
der hochwertigen Geräte entwendeten die Täter wenige Tage vor Vorlesungsbeginn aus Räumen in den
Standorten Feldkirchenstraße, Markushaus, U5 und U2. Der Gesamtschaden beläuft sich etwa auf
80 000 Euro, so Fachschaftsvertreter.
Bereits im April diesen Jahres klauten Unbekannte drei neu installierte
Videoprojektoren aus der U5. Die
daraufhin als Sicherung angebrachten Stahlseile, die auch an anderen
Unis gängig sind, scheinen für die
Langfinger kein Hindernis gewesen
zu sein. Aufgrund der beträchtlichen
Schadenssumme und der angespannten Haushaltslage hat die UniLeitung vorerst nur den Kauf von
Ersatzgeräten für die großen
Hörsäle beschlossen. Ein Gehäuse
aus Stahlblech soll künftig unerlaubtem Zugriff verhindern.
Nach dem ersten Diebstahl im April
waren Gerüchte aufgekommen, es
könne sich um Täter aus dem
Umfeld der Universität handeln. Inzwischen haben sich die Ermittlungen der Kripo Bamberg jedoch
auf einen anderen Täterkreis verlagert. Die Ermittler gehen davon aus,
dass beide Taten einer wohl bundesweit agierenden Gruppe zugeschrieben werden können, die
sich auf den Diebstahl elektronischer Geräte in vornehmlich öffentlichen Gebäuden spezialisiert hat.
Fairhandlungsmarathon
Friede, Freude, Kaffee, Kuchen: Einsatz für einen gerechteren Welthandel
demokratisch verfügen dürfen. Dieser
(bal) Anfang diesen Jahres begann eine
wird meist in kleinere Projekte in den
vorerst kleine Gruppe Bamberger
Bereichen Gesundheit, Schulen, und
Studierende, ihre Kommilitonen auf die
landwirtschaftliche Beratung investiert.
Vorteile fairgehandelter Produkte wie
Die unabhängige Kontrollinstanz
Kaffee, Tee oder heißer Schokolade
„Transfair“ überprüft zudem vor Ort,
aufmerksam zu machen, indem sie
ob Maßgaben wie ein Verbot der Kindiese vor den Mensen kostenlos ausschenkten. Aufgrund des
großen Zuspruchs und der
Bereitschaft vieler Interessenten, bei zukünftigen
Aktionen mitarbeiten zu
wollen, gründete man die
Hochschulgruppe
(HSG)
„Aktion Eine Welt“.
Die neue Hochschulgruppe
verfolgt an der Uni vorwiegend zwei konkrete Ziele:
Zum einen möchte sie erreichen, dass es in den Mensen
zusätzlich zum konventionellen Angebot eine Auswahl
an Kaffee, Tee und Snacks
aus fairem Handel gibt.
Außerdem fordert die Gruppe, auch am Campus mehr
auf Mülltrennung zu achten
und Energiesparmaßnahmen
einzuführen.
Der Schwerpunkt der Arbeit
liegt momentan jedoch auf
der Unterstützung alternativer Handelsorganisationen
wie zum Beispiel „gepa“, die
die Produkte von den Erzeugern direkt beziehen, um
sie ohne die Mitwirkung von
Zwischenhändlern zu importieren. Die Produzenten, Der Kaufmann von Bamberg
meist kleinbäuerliche Familienbetriebe
oder Kooperativen, erhalten für ihre
Waren einen vereinbarten Festpreis, der
deutlich über dem des Weltmarktes
liegt.
Außerdem bekommen die Kooperativen einen Beitrag, über den sie selbst
derarbeit, ökologische Kriterien, Qualität und Transparenz (zum Schutz vor
Korruption) eingehalten werden.
Im Rahmen der Aktionswoche hat die
„Aktion Eine Welt“ nun versucht, ihre
Bemühungen für eine nachhaltige
Entwicklung den Studierenden näher zu
bringen. Dabei war ihnen eine enge Kooperation sowohl mit den Hochschulgruppen als auch mit dem „EineWelt-Netzwerk Bayern“ besonders
wichtig. Neben einem Infostand und
einer Ausstellung gab es wieder einmal
viele Leckereien zum Probieren.
Riesenerfolg
für die Aktion
Im Markushaus fanden
Abendveranstaltungen zur
Weiterbildung sowie eine
Praktikumsbörse statt. Zudem gab es für die Besucher
die Möglichkeit, einmal
selbst Kaffee zu rösten. Wer
sich daraufhin in der Lage
sah, nach der profunden
Einführung in das Thema
„nachhaltige Entwicklung“
einige Fragen beantworten
zu können, durfte an einem
Gewinnspiel teilnehmen.
Die Party der Hochschulgruppe fand am Donnerstagabend im „Stilbruch“ statt
und bildete den Abschluss
einer erfolgreichen Aktionswoche. Bei ausgelassener
Stimmung wurden die Sieger des Gewinnspiels bejubelt und DJ-Pitpo sorgte für
eine mehr als gut gefüllte
Tanzfläche.
HSG-Sprecher
Michael
Foto: jjr Kömm zeigte sich gegenüber OTTFRIED zufrieden mit der
Resonanz auf die Aktionstage und
sprach von „einem Riesenerfolg für die
Aktion Eine Welt“.
Die Treffen der Hochschulgruppe finden übrigens immer dienstags um 20
Uhr im „Reichelbräu“ statt.
S E R V I C E.
Uni-Wahlfänger stellen sich vor
Das denken die Bamberger Hochschulgruppen über die Kürzungen, Studiengebühren und die Raumnot an unserer Uni
OTTFRIED: Wie steht ihr der
evtl. Einführung von Studiengebühren und der von der Landesregierung Bayern geplanten
10%-Kürzung gegenüber?
NUTS: Die chronische Unterfinanzierung der Hochschulen und die strukturellen Probleme lassen sich nicht durch
die Einführung von Studiengebühren
lösen. Bildung ist die wichtigste Ressource unseres Landes. Wir lehnen deshalb Studiengebühren an öffentlichen
LHG: Studiengebühren können eine
Hochschulen strikt ab. Stattdessen
sinnvolle Ergänzung zur staatlichen
muss die Effizienz der Hochschulen
Finanzierung der Hochschulen sein. Sie
durch Wettbewerb und Abbau staatmüssen sich aber an folgenden Bedinglicher Regulierung gesteigert werden.
ungen messen lassen: 1. Rücklaufende
Unsere vielfältigen bayerischen Unis
Erhebung. 2. Dauer und Höhe der
dürfen sich jedoch einer durchdachten
Rückzahlungen sollen dem EinkomProfilbildung nicht verschließen.
men entsprechen. 3. Studiengebühren
RCDS: Die Kürzung
sollen an der Uni verAm 9. und 10. Dezember
der laufenden Hausbleiben. 4. Sie dürfen
stehen Hochschulwahlen an.
halte der Unis und FHs
eine Obergrenze nicht
OTTFRIED hat alle Gruplehnen wir ab. Wir forüberschreiten. 5. Der
pen zu zwei Themen bedern allerdings von
Staat darf durch sie
fragt. Heuer treten mehr
den
Hochschulvernicht aus seiner Pflicht
Listen an als früher. Ihre
waltungen sinnlose
entbunden werden.
ausführlichen Antworten
Ausgaben zu streichen
Jusos: Wir wehren
findet ihr unter www.ott
und
Verwaltungsuns gegen die Bildfried.de. Die Fragen stellte
kosten zu senken. Des
ungskürzungen der
Julia Bockelmann.
weiteren sind wir für
Staatsregierung und
eine größere finanunterstützen aktiv die
zielle Autonomie und eigenverantwortProteste. Die Kürzungen sind Teil eines
lichere Haushaltsführung der HochGesellschaftsumbaus, der zu Lasten der
schulen. Die Finanzausstattung der
Schwachen gehen wird. StudiengebührUniversitäten muss durch Erschließung
en können nie sozial gerecht sein! Wir
externer Finanzquellen verbessert werfordern daher: Bildung darf nicht vom
den. Wir lehnen Studiengebühren in der
Geldbeutel abhängen! Sie ist ein Recht
aktuellen finanziellen und strukturellen
aller Menschen, das die Teilhabe an geSituation ab. Bevor über eine
sellschaftlichen Prozessen ermöglicht,
Einführung von Studiengebühren nachund keine Ware. Deshalb werden wir
gedacht wird, muss die Finanzierung
uns weiterhin aktiv auf allen Ebenen für
der Hochschulen reformiert werden.
ein gebührenfreies Studium einsetzen.
USI: Wir lehnen die Kürzungsvorschläge grundsätzlich ab. Wir kooperieren
mit
anderen
Hochschulgruppen,
um den
Druck auf die Entscheidungsträger zu erhöhen.
Um die Konsequenzen
möglicher Einsparungen
abzumildern
fordern wir, dass
an der Uni Bamberg
Mittel besser als bisher genutzt werden.
Wir leisten unseren Beitrag zur Verbesserung der Studienbedingungen, indem
wir 1 000 Euro an die Bibliotheken
zum Kauf neuer Bücher spenden.
GRÜNE: Wir sind gegen Studiengebühren, denn sie sind nicht gerecht: Wir
wollen kein Bildungssystem mit Klassenunterschieden. Diese können nicht
sozial verträglich sein: einmal eingeführt, lassen sie sich in ihrer Höhe nicht
mehr begrenzen. Bildung ist eine der
wichtigsten Investitionen in die Zukunft. Wir stellen uns gegen Pauschalkürzungen für Unis. Grundsätzlich sollten Unis und Fakultäten aber offen sein
Meld’ dich, du Sau!
Der Unterschied zwischen Wohnen und Leben: Beamte nehmen’s genau
(jjr) Sie lauern überall: joviale junge
Beamte, ebenso wie grimmige Alte.
Überfallen nichts ahnende Studierende
aus dem Hinterhalt und überreden sie
zu einer Unterschrift. Doch es geht
nicht um Zeitschriftenabos oder ein
Volksbegehren, sondern den Wohnsitz.
Spätestens seit dem „Fall Boris Becker“
ist der Begriff „Erstwohnsitz“ in aller
Munde. Doch was bedeutet das genau,
und welche Konsequenzen zieht es
nach sich?
Findet euren
Lebensmittelpunkt
Zunächst ist es nichts weiter als ein
kleiner bürokratischer Akt – wenn auch
Einer mit Folgen. Nach dem deutschen
Meldegesetz muss jeder Bürger alle
seine Wohnungen registrieren lassen.
Während das Ferienhaus auf Sylt oder
die Alpenhütte für den Winter als
„Zweitwohnsitz“ gelten, ist die Hauptwohnung der „Erstwohnsitz“. Das
wiederum definiert sich nach dem
„Lebensmittelpunkt“: Dort, wo man
sich die längste Zeit des Jahres aufhält,
„lebt“ man automatisch.
Im Falle von Studierenden ist die
Rechtslage jedoch mehrdeutig: Da die
Vorlesungszeit exakt sieben Monate beträgt, liegt es zunächst nahe, allen
Studis pauschal einen „Lebensmittelpunkt“ am Studienort zu unterstellen.
Wer aber glaubwürdig nachweisen
kann, an jedem Wochenende und auch
mal während der Woche nach Hause zu
fahren, kann ebenso gut auch einen
Zweitwohnsitz beantragen.
Denn der Erstwohnsitz hat durchaus
Nachteile: Perso und Reisepass müssen
neu ausgestellt werden, das Auto
braucht ein Bamberger Kennzeichen,
und wer bereits steuerpflichtig ist,
bekommt eine neue Steuernummer und
einen neuen Sachbearbeiter. Vorsicht
auch beim Versicherungsvertrag der
Eltern: Manche Hausrats- und Haftpflichtversicherungen schließen zwar
die Zweitwohnung der Kinder mit ein,
zusätzliche Erstwohnsitze aber aus. Also den Vertrag gründlich studieren!
Wer hingegen in der Innenstadt wohnt
und auf einen Anwohnerparkplatz angewiesen ist, hat keine Wahl: Er muss
Bamberg das Ja-Wort geben – Parkausweise gibt’s leider nur am Erstwohnsitz.
Um noch unentschiedene Studis dazu
zu bewegen, den Erstwohnsitz nach
Bamberg zu verlegen, verschenkt die
Stadt seit einigen Jahren Couponhefte
mit vielen tollen Rabatten. Denn während es euch vielleicht egal ist, welche
Wohnung nun Erst- und Zweitwohnsitz
ist, hängt für die Städte viel davon ab –
vor allem viel Geld. Der Hintergrund:
Für jeden „Erst-Einwohner“ erhält die
Stadt Zuschüsse von Bund und Land,
für Zweitwohnsitze gibt’s jedoch keinen Cent.
Sich angesichts all dieser verwirrenden
Details überhaupt nicht anzumelden ist
übrigens eindeutig die schlechteste Variante: Früher oder später kommt die
Stadt sowieso dahinter. Und dann hagelt es Verwarn- und schließlich Bußgeldbescheide, die richtig teuer werden
können. Übrigens: Auch wer innerhalb
Bambergs umzieht und sich nicht rechtzeitig ummeldet, muss blechen.
Mit Bamberg
fahrt ihr besser
Markus hat ein Problem: Bisher ist sein
alter Golf II in seiner Heimatstadt München angemeldet. Aber seitdem Markus
in Bamberg studiert und einen Zweitwohnsitz angemeldet hat, könnte er
wahlweise das Auto auch hier zulassen.
Wo ist der Unterschied? In Markus’ Fall
kann ihm die Ummeldung bares Geld
sparen.
Denn bei der Berechnung seiner KfzVersicherung zählt nicht nur die
Schadenshäufigkeit des Autotyps und
sein persönlicher Schadensfreiheitsrabatt, sondern auch die „Regionalklasse“. Während in München besonders viele Unfälle passieren und viele
Fahrzeuge geklaut werden, ist Bamberg
für die Versicherungsgesellschaften
relativ „billig“.
In konkreten Zahlen: Die Regionalklassen von Bamberg-Stadt betragen ab Januar 5 / 1 / 2 (Haftpflicht, Teilkasko,
Vollkasko), während die Landeshauptstadt mit 10 / 4 / 5 reinhaut. Auch
Würzburg und Bayreuth sind mit 7 / 1 /
3 bzw. 9 / 5 / 3 deutlich teurer. Weitere
Infos findet ihr unter www.gdv.de.
für neue Konzepte. Wir unterstützen
das Aktionsbündnis gegen Kürzungen.
ASTA: Wir sind gegen die von der
Staatsregierung vorgesehenen pauschalen, strukturvernichtenden Kürzungen.
Sie laufen allen Bemühungen zur Profilbildung zu- wider. Für die Studierenden bedeuten sie konkret den
Verlust von Bildungschancen und Qualitätseinbußen in der
Lehre. Wir fordern ein gebührenfreies
Erst-
wird sich dieses Problem lokal lösen
lassen. Zudem sind wir der Meinung,
dass Fächer, wie die Sportwissenschaften, im Rahmen der Profilbildung
verlegt werden sollten, wobei auch die
Kunst- und Musikwissenschaften in
Bamberg zu klein sind, als dass man sie
hier halten könnte. Durch die Verlagerung dieser Fachgebiete entschärfte sich
das Raumproblem an der Feki.
RCDS: Die aktuellen Studienbedingungen in einigen Studiengängen sind
untragbar! Vor allem das Studienfach
Soziologie ist im hohen Maße betroffen! Der RCDS Bamberg fordert daher
u.a. einen internen NC für Soziologie
einzuführen!
USI: Wir streben
an, dass die Dozenten bei der
Planung
ihrer
Lehrveranstaltungen den veränderten
studium! Die Einführung von StudienBedingungen Rechnung tragen und
gebühren ist mit zu vielen UnwägRäume mit ausreichender Kapazität
barkeiten und negativen Auswirkungen
belegen. Daneben werden wir für jede
für die Studierenden verbunden. Es darf
Gültige, an der Feki abgegebene
nicht dazu kommen, dass sozialer Stand
Stimme, einen Euro für Lehrund Vermögen zu entscheidenden Kriveranstaltungen spenden, um das
terien für die Chance auf ein Studium
Raumproblem zu lösen.
sind.
GRÜNE: Es kann nur Abhilfe geschafOTTFRIED: Viele Studierende fen werden, indem eine zentrale Koorbemängeln ein Raumproblem dination der Räume erfolgt. Das hieße
an der Uni Bamberg. Habt ihr allerdings, dass Studierenden auch
bereit sein müssten, nicht nur an ihrem
diesbezüglich
Lösungsvor- eigenen Fakultätsstandort zu studieren,
schläge?
was ihnen wiederum eine höhere
LHG: Die räumlichen Engpässe an der
Mobilität abverlangen würde. ZusätzUni sind unerträglich und passen nicht
lich müsste man darüber nachdenken,
zum Konzept der kleinen Universität.
ob man nicht die “Randtage”, Montag
Hier muss Abhilfe geschaffen werden
und Freitag besser ausnutzt.
durch eine zentrale Koordination und
ASTA: VertreterInnen unserer Liste
Vergabe der Räume. Bei
setzen sich für eine
Wählen könnt ihr die stueiner zentralen Vergabe
Verbesserung des
dentischen Vertreter für Seder Räume kann das
Raumproblems in
nat, Konvent und die FachRaumangebot der Uni
Gremien
(wie
schaften (ihr habt jeweils
besser genutzt werden.
Konvent, Senat,
zwei Stimmen). Zur StimmJusos: Die Politik muss
und in einigen
abgabe ist nur der Studienendlich
die
Realität
Fachbereichsoder Personalausweis nötig.
erkennen und die chroniräten) ein. AufAuf der Wahlbenachrichtische Unterfinanzierung
grund der Struktur
gungskarte ist euer Wahlder Hochschulen beenden.
und der Überbelokal vermerkt, denn nur
Teilweise können kurzfrislegung sind kaum
dort könnt ihr wählen!
tige
Lösungen
im
kurzfristige LöGespräch mit der Hochschulleitung
sungen möglich. Probleme müssen imgefunden werden, am Grundproblem,
mer wieder angesprochen werden, bis
zu hoher Auslastung, ändert sich
langfristige Auswege gefunden sind.
dadurch nichts.
Die momentane Raumnot ist für alle
NUTS: Durch den Neubau der Mensa
Studierenden untragbar.
prOTTest.
Studierende protestieren nicht
Die letzten Wochen standen an der Uni
Bamberg ganz im Zeichen des Protests.
Studierende aller Fachrichtungen setzten sich mit Kreativität gegen die
Kürzungen der bayerischen Staatsregierung ein. Viele Dozenten zeigten
sich solidarisch und zogen gemeinsam
mit ihren Studierenden aus, um ein Zeichen gegen die geplanten Kürzungen zu
setzen.
Auf unseren beiden PrOTTestseiten
zeigen wir euch, was ihr bisher schon
auf die Beine gestellt habt. OTTFRIED
unterstützt die Proteste und fordert euch
auf, sich auch nach den Winterferien
aktiv gegen den Ausverkauf der Bildung auszusprechen. Die ersten
Entscheidungen fallen am 15. Januar.
Es bleibt also noch etwas Zeit zum Widerstand!
prOTTest.
nur auf den Straßen...
Der Protestsong:
Die Bildung wird gekürzt, auweh, die
Bildung wird gekürzt!
Die Bildung, die Bildung, die Bildung,
die Bildung...
Ja, was geht denn des mich an?
Zuviel Bildung – das ist hochgefährlich!
Die von da Staatspartei und da Stoiber
san da ehrlich!
Denn wenn wir Leut durschauen, was
die da oben tun
Wärs aus mit den 2 Dritteln für die
CSU...
Die Bildung wird gekürzt, auweh, die
Bildung wird gekürzt!
Die Bildung, die Bildung, die Bildung,
die Bildung...
Ja, i woaß ja no net amoi, wia ma des
schreibt!
Spar ma uns den Stoiber und den
Goppel glei dazu!
Spar ma doch die 10% glei bei der
CSU!
Bildung darf nix kosten, des bildet ihr
euch ein!
Bilder der geistigen Armut – in euerem
Verein.
Vor der Wahl da habt ihr das alles gar
net gsagt!
Der Schröder hat euch glehrt, dass as
Volk die Wahrheit schlecht vertrogt.
Einer Sau, die man zur Schlachtsau kürt
der sagt man doch vorher auch nicht,
wohin die Reise führt.
Die Bildung wird gekürzt, auweh, die
Bildung wird gekürzt!
Die Bildung, die Bildung, die Bildung,
die Bildung...
Ja mir is des doch wurschd!
Spar ma uns den Stoiber und den
Goppel glei dazu!
Spar ma doch die 10% glei bei der
CSU!
Bildung darf nix kosten, des bildet ihr
euch ein!
Bilder der geistigen Armut – in euerem
Verein.
Spar ma uns den Stoiber und den
Goppel glei dazu!
Spar ma doch die 10% glei bei der
CSU!
Bildung darf nix kosten, des bildet ihr
euch ein!
Bilder der geistigen Armut – dank eurer
Kürzerei
Spar ma uns den Stoiber, Stoiber,
Stoiber, Stoiber, Stoiber, STOI-BER!!
Spar ma doch die 10% glei bei der
CSU!
Spar ma doch die 10% glei bei der
CSU!
Spar ma uns die Bildung und den
Goppel glei dazu!
Spar ma doch die 10% glei bei der
CSU!
Spar ma uns den Stoiber!
Text: David Saam
Gitarre: Florian Ball
Gesang und Akkordeon: Alfi Zanklgruber
DOMSCHERGE.
Tibetwochen
(www) Was sind schon 50 Jahre gegen
200? Trotzdem sollte man die Besatzung Frankens durch die Bayern nicht
mit der repressiven Politik Chinas in
Tibet seit 1950 vergleichen. Die siebten
Bamberger Tibet-Wochen haben sich
auf die (Friedens-)Fahnen geschrieben,
diesen Mißstand darzustellen. Die tibetisch-buddhistische Kultur ist durch die
chinesische Uniformität gefährdet.
Mehrere Vorträge gaben Zeugnis von
den politischen und kulturellen Schwierigkeiten Tibets. Auch im Westen seien
die Menschen dazu aufgerufen, gegen
die Schändung des Heiligen Berges
Kailash zu protestieren, um den der chinesische Staat eine Straße bauen will.
Wenn in Texas mal wieder ein Farbiger
unschuldig exekutiert wurde, schreit
die Weltöffentlichkeit auf. „Augen zu“
dagegen heißt es, wenn buddhistische
Mönche vom chinesischen Regime
zum Tode verurteilt werden. Schließlich war ja bei der Gerichtsverhandlung
auch keine Kamera von CNN anwesend. Unser schlechtes Gewissen beruhigen wir dann damit, das neue Buch
des Dalai Lama auf Platz Eins der
Bestseller-Liste zu lesen, während der
alte, freundliche Mann sehnsüchtig auf
die Rückkehr in seine Heimat wartet.
Buddhismus
für die Massen
Der Tibeter an sich nimmts locker:
„Schau mer mal, wie`s im nächsten
Leben läuft.“ Vielleicht wird so mancher Buddhist ja als Georg Mösl
wiedergeboren. Mösl war Mitglied
einer Bergsteiger-Expedition, die 2002
den Achttausender Cho Oyu gemeistert
hat. Er berichtete von der Gastfreundschaft und der inneren Zufriedenheit
der Tibeter, von korrupten chinesischen
Staatsbeamten am Fuße des Cho Oyu
und von Bierflaschen-Müllhalden im
Basislager. „Was soll so ein Anfänger
auch anders machen außer saufen,
wenn er den ganzen Tag Kopfschmerzen hat und eine 0,7-Liter-Bottel
nur einen Dollar kostet.“ Dem
Himalaya-Tourismus entronnen, wird
der quälende Aufstieg mit einem
unglaublichen Panorama belohnt.
In geistige Höhe führte der deutsche
Buddhist Yesche U. Regel seine Zuhörer ein. Für viele Menschen des Westens
kann der Buddhismus die mentale Befreiung sein. Jedoch warnt der Mönch
der Karma-Kagyü-Schule vor einem
Religions-Cocktail. „Für viele bedeutet
Buddhismus eine Abwechslung im
stressigen Alltag, kann aber nicht die
geistigen Wurzeln der eigenen Kultur
ersetzen.“ Meditation schade aber
nicht, denn „so lassen wir durch den
langsamen Atem von unserem Zorn
los.“
Wer trotzdem noch einen Zorn auf die
chinesische Besetzungspolitik hegt,
kann sich bei der Bamberger TibetInitiative engagieren. Weitere Infos
unter www.tibet-initative.de.
Partyhölle oder Mönchszelle
Kneipenmeile Sandstraße: Ein unrockbarer Bamberger Hotelbesitzer und sein Kampf gegen den Lärm
Von Marius Balaster
Wer hat sich noch
nicht in einer der
zahlreichen Kneipen der Sandstraße zu einem
gemütlichen Umtrunk getroffen
und danach im
Live Club richtig
abgefeiert? Wer
dem Bamberger
Nachtleben frönen will, kommt
an der Partymeile
Nummer 1 nicht
vorbei.
Hotelbesitzer
Christel, seineszeichens Betreiber des „AltringDer Kiez von Bamberg: Wildpinkler, Drogendealer und Vandalen verschrecken jeden Kegelclub
lein“ in der Dominikanerstraße und eines Gästehauses
schlages zur Wehr. Im Gespräch mit
im Sand verursachten Geräuschimmisin der Oberen Sandstraße, will dem frisionen die zulässigen Werte überschreiOTTFRIED weist Volker Wrede, Inhavolen Treiben nun ein Ende setzen und
ten. Gegenüber OTTFRIED beschulber des Live Clubs, der Blues Bar und
hat beim Verwaltungsgericht in Baydes Café Haas die Vorwürfe seines Koldigt Christel fast alle Sandstraßenwirte,
reuth einen Antrag auf eine einstweilige
legen zurück. Aus seiner Sicht tue er
seit Jahren nichts gegen nichts gegen
Anordnung gestellt. Auf diesem Wege
bereits jetzt alles, angefangen vom
„Wildpinkeln, leichte Kriminalität und
will er die Stadt Bamberg dazu zwingen
Schallschutz in den Lokalen, bis hin zu
Vandalismus“ zu unternehmen.
Auflagen gegen die ihm benachbarten
privaten Sicherheitsdiensten an den
Außerdem glaubt er zu wissen, dass
Kneipiers zu erlassen. Laut Christel beEingängen, um im Umfeld des Live
„unter den Fenstern gedealt wird“, jeschwerten sich nämlich immer wieder
Clubs für Ruhe zu sorgen. Am Eingang
doch ohne Beweise dafür vorweisen zu
viele seiner Gäste über den Lärm und
der Lokale ende jedoch sein Hausrecht,
können. Den Gang zu Justitia habe er
ließen sich nur durch Preisnachlässe
daher sei er für Vorfälle auf der Straße
nur deshalb angetreten, weil das Ordzum Bleiben bewegen.
nicht verantwortlich. Die Türsteher seinungsamt auf keine seiner zahlreichen
Ein von ihm in Auftrag gegebenes
en angehalten die Gäste zu einem leisen
Beschwerden reagiert habe. In ihren
Lärmgutachten soll den Vorwurf unterVerlassen der Straße aufzufordern.
Stellungnahmen für das Gericht setzen
mauern, dass die durch die Gaststätten
Auch die Stadt Bamberg lässt den Vorsich die Adressaten des Rundum-
Schnell und unbürokratisch
Der Weiße Ring kümmert sich um Opfer von Gewalt und Kriminalität
(mas) Jeden kann es treffen, jederzeit –
Fünf ehrenamtliche Mitarbeiter des
an fast jedem Ort. Viele kennen ihre
Weißer Rings stehen VerbrechensPeiniger nicht. So wie Student Harald,
opfern im Bereich Bamberg Stadt und
der nachts in einer Tankstelle jobbt. Bis
Land zur Seite. 37 Mal suchten Opfer
er eines Abends in eine Revolvermünim vergangenen halben Jahr dort Hilfe.
dung schaut und die
Tageskasse herausgeben
muss. Viele wohnen mit
ihnen zusammen. So
wie Hausfrau Karin,
deren große Liebe Klaus
sich nach der Hochzeit
als Tyrann in den eigenen vier Wänden entpuppte: Gewalt, Psychoterror, sexueller Missbrauch. Bis sie den
Gang zur Polizei wagte.
Vor ihrem Mann ist sie
jetzt sicher. Ängste,
Depressionen, Schlafstörungen aber sind geblieben. Erst bei der Bieten Zuflucht: Die Mitarbeiter des Weißen Rings
Opferschutzorganisation Weißer Ring
„Raubüberfall, Diebstahl, sexueller
fanden beide Hilfe und Unterstützung
Missbrauch an Kindern und Gewalt in
in ihrer schlimmen Lage.
der Ehe waren mit dabei“, zählt Mitarbeiterin Natascha Seeger auf. Oft sind
die Opfer nach ihren Erlebnissen traumatisiert oder stehen noch unter
Schock. Für viele ist der Weiße Ring
die erste Anlaufstelle: Beratungsschecks für psychologische Betreuung
oder rechtlichen Beistand beim Anwalt
werden schnell und unbürokratisch ausgehändigt. Die Opfer sollen sich so
schnell wie möglich wieder sicher fühlen und an ein normales Leben herangeführt werden.
Über 9500 Mal ist der Weiße Ring im
Jahr 2002 allein im nordbayerischen
Raum aktiv geworden. 440 000 Euro
wurden an finanzieller Unterstützung
für Kriminalitätsopfer bereitgestellt.
Trotz dieses umfangreichen Engagements: Viele Geschädigte kennen die
Organisation nicht und hören auf der
Polizeiwache zum ersten Mal davon.
Gerade weil noch immer wenige wissen
wie und womit der Weiße Ring im
Notfall helfen kann, ist die erste
Beratung durch die Mitarbeiter so
wichtig. Das Gefühl
echte Hilfe zu bieten
und auf die individuellen Ängste und
Probleme einzugehen,
soll den Opfern als
Erstes vermittelt werden.
Da jeder Fall ein
Einzelfall ist, bemühen sich Natascha
Seeger und ihre Kolleginnen die Unterstützung entsprechend
abzustimmen.
„Da
helfen wir auch schon
mal bei einem Umzug,
Foto: privat veranlassen das Auswechseln von Schlössern nach einem
Einbruch, gehen als Begleitung mit vor
Gericht oder helfen beim Ausfüllen von
Entschädigungsanträgen“, sagt Natascha Seeger. Eines steht aber im
Mittelpunkt: Das Opfer darf sich niemals allein oder missverstanden fühlen.
Doch bei aller Hilfsbereitschaft, die das
fünfköpfige Bamberger Team um
Leiterin Annerose Ackermann aufbietet: Manch dreister Zeitgenosse hat es
nur auf das Geld abgesehen, ohne
Opfer einer Straftat zu sein. Solche
Motive durchschauen die Bamberger
Mitarbeiterinnen des Weißen Rings
allerdings schnell. Dank ihrer Erfahrung und Menschenkenntnis erkennen
sie, wer ernsthaft in Schwierigkeiten ist
und Hilfe benötigt. Unabhängig von finanzieller Situation und sozialem
Status. Ansprechpartnerin in Bamberg
ist Annerose Ackermann. Weitere Infos
gibt es unter www.weisser-ring.de.
wurf, seit Jahren
nichts zu unternehmen, nicht auf sich
sitzen.
Stadtrat
Ruppert
Grimm
führt in einer Stellungnahme an, es
habe unter Einbeziehung Christels
Gespräche mit den
beschuldigten Gastwirten gegeben, in
denen die Lärmproblematik eingehend
erörtert wurde. Zudem habe man feststellen
müssen,
dass die Beschwerden des streitlustigen Hoteliers oft
aus der Luft gegriffen seien. Der AnFoto: bal
trag sei außerdem
unbegründet, weil die Lärmimmissionen nicht einzelne Gaststätten zugeordnet werden können. Dies sei aber
notwendig um etwaige rechtliche Konsequenzen für die Sandstraßenwirte zu
rechtfertigen.
Wrede wiederum vermutet hinter alldem den „Versuch der Christels von
eigenem geschäftlichen Versagen abzulenken.” Er habe von zahlreichen Hotelgästen erfahren, dass die Übernachtungspreise in keinem Verhältnis zur
Güte der Unterkünfte ständen. Ein
erboster Gast des „Altringlein“ habe die
Zimmer einmal als „hässliche Mönchszellen“ bezeichnet.
Fähre zur Uni
(cd) Dass sich die Finanznot in
Bamberg nicht allein auf die Universität beschränkt, dürfte angesichts der angespannten Lage jedem
bekannt sein. Doch wie stark ist die
Stadt Bamberg von der Finanzmisere betroffen?
Eines der dringensten Probleme:
Die „Inselstadt“ zwischen den beiden Regnitzarmen, in der sich zahlreiche Uni-Gebäude befinden, könnte bald nur noch mit der Fähre erreichbar sein. Denn die vier wichtigsten Brücken, die über den MainDonau-Kanal führen, sind bereits
stark beschädigt und müssen dringend saniert, beziehungsweise komplett erneuert werden.
Eine Untersuchung der Luitpoldbrücke ergab, dass eine Instandsetzung des Bauwerkes bereits jetzt
nicht mehr wirtschaftlich vertretbar
sei. Wenn die notwendigen Reparaturen nicht durchgeführt werden,
haben in weniger als zwei Jahren
alle Radfahrer und Fußgänger die
Brücke für sich allein.Bei weiterer
Befahrung durch Kraftfahrzeuge
droht akute Einsturzgefahr.
Insgesamt kommen auf die Stadt
mindestens sechs Millionen Euro an
Sanierungs- bzw. Baukosten zu, was
angesichts der derzeitigen Haushaltssituation eine erhebliche Belastung bedeutet. Trotz einer geplanten
Neuverschuldung ,von rund zwei
Millionen Euro steht die Stadt Bamberg weiterhin vor einem unausgeglichenen Haushaltsplan 2004: Es
fehlen über 720 000 Euro. Und
selbst für diesen Haushaltsentwurf
wurde bereits die Veräußerung von
Wertpapieren etc. einkalkuliert.
P.S.: Der studentische Konvent verhandelt bereits mit dem Stadtwerken , ob die Fährbenutzung in
das geplante Semesterticket aufgenommen wird.
SPORT.
Uggah: Kobra gegen Wampe
OTTFRIED bucht das volle Programm von Escrima bis Jazztanz und schwitzt sich durch den Hochschulsport
Von Sandra Bleiner
und Susanne Martin
Sechs Wochen Studentenleben haben
ihre erste Wirkung gezeigt. Zu viele
Vorlesungen am Tag und die obligatorischen Bierchen am Abend haben zur
Folge, dass ich schließlich auch nach
verzweifelten Bauch-Einzieh-Versuchen den Knopf meiner Lieblingsjeans
nicht mehr zubekomme.
Resigniert gestehe ich mir ein, dass mir
Sport sicherlich mal wieder ganz gut
tun würde, und so mache ich mich auf
zum „Winter-Fit“. Aus der Puste
kommt man dort ziemlich schnell, ob
nun beim Aufwärmtraining oder minutenlangen Sit-Ups. Es gibt kaum Verschnaufpausen, und das Tempo wird
ziemlich hoch gehalten. „I will survive“
schallt passenderweise aus den Boxen,
und das versuche ich mir auch immer
wieder einzureden, während ich mit
meinen Bauchmuskeln kämpfe. Das
„Schiiieeefoooannn“ darf natürlich
nicht fehlen, und mit dem passenden
Gegröle im Ohr lässt sich`s auch leichter die imaginäre Piste runterwedeln.
Außerdem bekommt man ein richtig
abwechslungsreiches Programm geboten, das sich jede Woche auf eine andere Körperregion konzentriert.
Doch am nächsten Morgen, als auf dem
Radweg zur Uni meine muskelkatergeplagten Oberschenkel fast schlappmachen, ist mir klar: Eine andere Sportart
muss her. Jazztanz ist doch bestimmt
nicht ganz so anstrengend.
Schnell werde ich dort jedoch eines
Besseren belehrt. Denn im Jazztanz
geht alles verdammt schnell. Ich sehe
nur schwingende Hüften, wirbelnde
Beine und fliegende Haare. Das einstündige Aufwärmprogramm besteht
aus schwindelerregenden Ballettchoreographien, dass es vor Grand Pliés
und Chassés nur so wimmelt. In der
Jazztanz ist schnell, anstrengend, elegant. Und krasse Ellbogenschläge wie bei Karate lernt man auch hier.
letzten halben Stunde gibt es jedoch
endlich das Sahnehäubchen: tolle Musik, geschmeidige Bewegungen und ein
fetziger Tanz. Obwohl meist einfache
Schritte getanzt werden, sieht es unheimlich lässig und zugleich sexy aus.
Von meinen eigenen linkischen Bewegungen bin ich allerdings weniger entzückt. Ich beschließe lieber einmal eine Kampfsportart zu versuchen.
Beim Karate merkt
man schnell, dass es
dort anders zugeht als bei
den Massenveranstaltungen. Es gibt kein Gekicher und kein Aus-der-Reihe-Tanzen. Alles erfolgt auf
Befehle – und die lauten: „Itschi“, „Ööözzz“ und „Uggah“.
Diese Sportart ist eindeutig etwas
für handfeste Jungs und Mädels, die
auch nicht da-
Foto: san
Mit Kompass und Karte
Orientierungslauf: Volkssport in Skandinavien
(ip) Michael Rödel weiß wo’s lang
geht: Den schnellsten Weg zwischen
zwei Punkten findet er immer. Schließlich ist der 25-Jährige seit dem siebten
Lebensjahr Orientierungsläufer. In diesem Sommer beendete der Student die
Internationalen
Hochschulmeisterschaften in Leipzig auf Platz 27, die nationale Wertung gar mit Rang 22. „Ich
Foto: privat
Orientierungsläufer Michael „rödelt“ sich durchs Unterholz
bin mit diesem Ergebnis sehr zufrieden“, sagt Michael. Die drei Gewinner
gehören nämlich zu den besten Läufern
hierzulande. Während in Deutschland
Akademiker und Studierende diesen
Sport dominieren, ist das im Ursprungsland Skandinavien anders: Dort
ist Orientierungslauf Volkssport.
Rödel fasziniert vor allem die Mischung aus körperlicher und geistiger
Anstrengung. „Man trainiert auch Entscheidungsfindung in Stresssituationen“, führt der Coburger aus. Schnel-
vor zurückschrecken, etwas mehr Geld
in einen Anzug zu investieren. Das
Faszinierende daran ist beherrschte
Kraft und Konzentration, und die unglaubliche Körperkontrolle, die dahintersteckt.
Als ich zum ersten Mal von Escrima
höre, ist meine Neugier sofort geweckt.
Hinter dem fremdartig klingenden Namen steckt die Kunst, Angriffe eines
bewaffneten Gegners durch verschiedene Techniken abzuwehren. Begonnen
wird zunächst mit Trainigswaffen.
Dabei arbeitet man langsam auf
das eigentliche Ziel hin: die
waffenlose Abwehr des Angreifers. Während sich die
Anfängergruppe noch auf
Stöcke konzentriert, beschäftigen sich die
Fortgeschrittenen
schon mit riesigen
Pappmessern, Keulen und Ähnlichem.
ligkeit ist zwar maßgeblich, doch muss
man während des Wettkampfs permanent Entscheidungen treffen. Das
Training läuft also zweigleisig: Neben
der Ausdauer stehen Kartenlesen und
Orientierungsvermögen auf dem Plan.
„Nach einer gewissen Zeit muss man
das aber nicht mehr trainieren“, weiß
Michael.
In Bamberg ist der Lehramtsstudent
allein auf weiter Flur. „Daher laufe ich
auch nicht mehr ganz so regelmäßig.
Alleine macht das weniger Spaß und es
gibt hier auch keine Infrastruktur“.
Diese aufzubauen ist jedoch sehr aufwändig. Vor allem sind spezielle Karten
wichtig, auf denen nicht nur Wege, sondern auch die Höhenstruktur und
Merkmale wie Dickichte und Hochstände aufgeführt sind.
Kompass und Karten sind das Handwerkszeug des Läufers. Darauf sind
die zu passierenden Kontrollstellen verzeichnet. Alle zwei Minuten startet ein
Athlet, um sich nicht direkt zu folgen.
An allen Checkpoints wird ein Kontrollchip eingelesen. Bei den Hochschulmeisterschaften bestand die Strecke aus 20 Kontrollstellen – dazwischen
elf Kilometer Luftlinie. Michael Rödel
brauchte dafür knapp 100 Minuten –
denn im Gelände ist es unmöglich,
Luftlinie zu laufen. Je größer der
Schwierigkeitsgrad, desto mehr Höhenmeter sind zu bewältigen. „In Leipzig
war das Gelände sehr anspruchsvoll, da
kam ich ziemlich zerkratzt an.“ Der
schnellste Weg ist eben nicht immer der
bequemste.
Politiker kicken
(ux) Ein bundesweites Treffen von
Politikstudierenden findet vom 20.
bis zum 23. Mai 2004 in Bamberg
statt. Den Rahmen dafür werden ein
Fußballturnier und ein Beach-Volleyballturnier im Volkspark bilden.
Das Organisationsteam legt allerdings Wert darauf, dass es nicht nur
ein sportliches Event ist. Der Erfahrungsaustausch und die Reflektion
über das gemeinsame Studienfach
spielt ebenfalls eine große Rolle.
Außerhalb der Fachschaften für
Studierende der Politikwissenschaften existiert so eine Kommunikationsplattform zum jetzigen Zeitpunkt nicht .
Erst bolzen,
dann feiern
Zusätzlich sind noch eine Stadtführung, eine Party in einem Bamberger Club und eine große Abschlussfeier vorgesehen. Studierende verschiedener Universitäten haben bereits ihr Interesse signalisiert.
Professoren der Uni Bamberg unterstützen die Idee ebenfalls.
Das Organisationsteam freut sich
über jeden, der helfen will, die Idee
zu verbessern und in die Tat umzusetzen.
Interessierte können sich per E-Mail
unter [email protected] an die
Verantwortlichen wenden. Weitere
Informationen gibt es ab Anfang
2004 unter www.footpol.de im Internet.
In den letzten Stunden kommen dann
auch richtige mittelalterliche Waffen
zum Einsatz. Ins Schwitzen komme ich
dabei ganz schön, da die Schläge sehr
viel Kraft erfordern, ohne den Gegner
jedoch ernsthaft zu treffen. Eine völlig
neue, in jedem Fall aber interessante
Erfahrung. Trotzdem habe ich nach den
ganzen alten Kampfkünsten eher Lust
auf einem moderneren Sport: Inlineskaten wollte ich schon immer einmal.
Gott sei Dank ist es dort nicht Voraussetzung die tollsten, neuesten Inliner zu
haben und Pirouetten fahren zu können.
„Ich stand vor vier Wochen auch zum
ersten Mal auf diesen Dingern“ muntert
mich jemand auf. Langweilen muss
sich in diesem Kurs auf jeden Fall niemand. Vom „In-der-Hocke-fahren“ bis
zu einfachen Sprüngen ist die Kursleiterin wirklich kreativ und lässt sich
immer wieder neue Dinge einfallen. In
der letzten halben Stunde spielen wir
eine Art Hockey, das sich auf Skates als
sehr lustig herausstellt. Die Anstrengung ist beim Inlineskaten eher spielerisch als erschöpfend. Und kleinere
Foto: slm
Stürze nehmen alle Teilnehmer mit viel
Humor.
Nach so viel Sport brauche ich ein wenig Entspannung und mache mich auf
zum Yoga. In sehr gemütlicher Atmosphäre im kleinen Kreis bei Kerzenlicht
lerne ich dann erst einmal den Unterschied zwischen Bauch- und Brustatmung kennen. Worauf beim Yoga noch
Wert gelegt wird, ist der Wechsel zwischen An- und Entspannung. Auf anspruchsvolle Figuren, wie „Kobra“
oder „Halbmond“, folgen ein Nachspüren der Übung und eine anschließende Ruhephase. Sehr viel Spirituelles
passiert während der eineinhalb Stunden zwar nicht. Doch gelingt es mir
wirklich, den Alltag für kurze Zeit hinter mir zu lassen. So fühle ich mich
leicht beschwingt, als ich den Raum
verlasse.
Völlig relaxt beschließe ich, dass Sport
vielleicht doch eher was für den Sommer ist. Schließlich gibt es für die kalte
Jahreszeit diese kuscheligen XXLWinterpullis, die ein paar Pfunde zuviel
optimal verstecken.
Hier gibt’s nur Gewinner
Selbst die „Loser“ sind beim Basketball „lucky“
(san) Endlich einmal wieder ein
richtiges Basketballturnier an der
Uni! Björn Asdecker und Sebastian Kiermeier
setzten eine lang
geplante Idee in
die Tat um und
stellten am Wochenende vom
22. bis 23. November in der
Sporthalle Volkspark den offiziellen „Basketball
Uni Cup 2003“
auf die Beine.
Auf der eigens erstellten TurnierW e b s e i t e
( w w w. u n i c u p .
bjanetworks.de)
informierten sie
die Teilnehmer
regelmäßig über Schon morgens um
N e u i g k e i t e n , Sporthalle
Mannschaften, Spielpläne und alles
was sonst noch wichtig war.
Dass es an Motivation auf keinen Fall
fehlte, konnte man dann bereits am
Samstagmorgen um 8 Uhr beim Start
feststellen: Die ersten Mannschaften
standen zu der eigentlich unmenschlichen Zeit wirklich in der Halle und
zeigten schon erste brillante Moves.
Gespielt wurde in drei verschiedenen
Gruppen zu je vier Mannschaften. Da-
bei musste Jeder
gegen Jeden antreten. Am Sonntag waren die Regeln dann allerdings nicht mehr
ganz so einfach.
Was war eigentlich genau die
„Lucky
Loser
Runde“? Wieso
konnte man als
Erstplatzierter
gleich im nächsten Spiel ausscheiden? Und
wer kam nun in
die Trostrunde?
Spannend, emotionsgeladen und
hochdramatisch
ging`s dann um
17 Uhr beim Finale zwischen den
Teams
„Hoola
Hoop“ und „Fast
8 Uhr brodelte die & Furious“ zu.
Foto: san Mittlerweile hatte
sich genügend Publikum in der Halle
eingefunden, und so war die Atmosphäre wirklich beeindruckend, als
„Hoola Hoop“ nach der Verlängerung
buchstäblich in letzter Sekunde das
Spiel mit 33:30 für sich entschied.
Ein wahrhaft würdevoller Abschluss
für den „Uni Cup 2003“ – den die Teilnehmer und Organisatoren anschließend im „Spezi-Keller“ gebührend gefeiert haben.
KULTUR.
Bis zum Hals im Schlamm
Und dann fängt der Spaß für den Überlebenskünstler Rüdiger Nehberg erst so richtig an
Von Wolfgang Kraus
Ein Bäcker hängt seinen
Beruf an den Nagel,
paddelt über den Atlantik, ernährt sich von Insekten und kämpft für die
Menschenrechte – alles
verpackt in einem kurzweiligen Dia-Vortrag.
Nach eigenen Aussagen
verfügt der SurvivalGuru Rüdiger Nehberg,
über drei Leben, und so
hatte er in den Haas-Sälen, die einem überfüllten
Hörsaal glichen, einiges
zu erzählen.
Einem breiten Publikum
wurde Rüdiger Nehberg
vor ein paar Jahren
bekannt, als er mit einem
Baumboot über den Atlantik paddelte, um auf
die Diskriminierung der
brasilianischen Ureinwohner
hinzuweisen.
Bilder eines kotzenden
Nehbergs deutet der
Referent selbst als ökologischen Kreislauf: Er
ernähre sich von den
Fischen und die Fische
ernährten sich von ihm.
Im
bürokratischen
Dschungel einer Universität würde sich der
Foto: Internet
Weltenbummler
wohl Herr Nehberg hat den Rahmspinatsee „Verona“ entdeckt. Blubb.
muss man was tun!“ Nehberg alias „Sir
dieses Jahr in den Medien auf, als er im
fühlen, er hat eine Neigung zu
Vival“ ist kein Politiker, deshalb packt
Amazonas als verschollen galt. Auf
Urwäldern. Angetan haben es ihm die
er Probleme an der Wurzel an.
eigene Faust wollte er die grüne Hölle
Yanomami-Indianer im Norden BrasiGemeinsam mit der UNO und der
durchstreifen, ohne Hilfsmittel, ausgeliens, die letzten Ureingeborenen AmaWeltbank konnte der gebürtige Hamrüstet nur mit Kamera und Solarzoniens. Goldsucher rodeten dort den
burger die letzten Enklaven des
Telefon, „alles Dinge, die man nicht esRegenwald, der korrupte Staat ließ den
Yanomami-Stammes bewahren. Parasen kann“, so Nehberg. Völlig verkratzt
Frevel an Natur und Leuten geschehen
doxerweise tauchte Rüdiger Nehberg
schlug er sich durch Dornenbüsche und
und die Öffentlichkeit schwieg. „Da
Lies dir deine Meinung
Kino zu Ende: Scheinbar. Buch zu Ende: les_bar
(kat) Wer kennt das nicht? Man liest einen Roman und ist begeistert von der
Erzähltechnik, und der Story. Oder das
krasse Gegenteil ist der Fall: Das Buch
scheint einfach nur misslungen und
man kann beim besten Willen nicht
nachvollziehen, warum gerade dieser
Roman auf den Bestsellerlisten ganz
weit oben steht. Gerne würde man darüber diskutieren, Eindrücke und Meinungen anderer sammeln und Fragen,
die einem seitdem im Kopf herumschwirren, klären. Doch wie, wo und
mit wem?
Die Lösung für alle Literaturbegeisterten heißt les_bar, ein Literatur-Diskussionsforum, dass seit Juni vergangenen Jahres existiert und von Bamberger
Studierenden der Germanistik organisiert wird. Die vom evangelischen Stu-
dienwerk und einigen Professoren unterstützte Gruppe, trifft sich während
der Vorlesungszeit jeden dritten Montag im Monat um 20 Uhr im Café
Culture. Im Blickpunkt stehen vornehmlich neu erschienene Werke, die
von öffentlichen Rezensionen noch
weitgehend unbelastet sind. Emily
Mühfeld, die die Idee zu les_bar von einem Frankreichaufenthalt mitbrachte,
freut sich über jeden weiteren in der
Diskussionsrunde und unterstreicht:
„Hier soll jeder etwas sagen dürfen,
ohne dabei schief angesehen zu werden!“ Wer keine Zeit zum Lesen hatte,
aber dennoch Zusammenfassungen der
Lektüren lesen möchte, hat unter
www.lesbar.privat.t-online.de
die
Möglichkeit dazu und erfährt außerdem
allerlei Aktuelles. Reinklicken!
kämpfte sich langsam vorwärts.
Nachdem sein solarbetriebenes Telefon
aussetzte, war er von der Außenwelt
abgeschnitten. Deutschland hätte nach
Roy fast den zweiten großen Bändiger
wilder Tiere verloren. Putzmunter entfloh er jedoch dem Regenwald und der
brasilianischen Staatsgewalt, die ihn
mit Haftbefehl wegen diverser „ÖkoDelikte“ suchte.
Maden in offenen
Kratzwunden
Nur die Maden, die sich in seinen offenen Kratzwunden eingenistet hatten,
vier Zentimeter tief im Fleisch, musste
er sich ärztlich entfernen lassen.
Rüdiger Nehberg stellt sich seinen
Schmerzen, auch wenn er den Slogan
der Bundeswehr-Kampfschwimmer
„Lerne leiden, ohne zu klagen“ in „Lerne klagen, ohne zu leiden“ ummünzte.
„Zum Mörder“ würde er gerne werden,
wenn er beispielsweise mit ansehen
musste, wie junge Mädchen in Ländern
des islamischen Afrika, wie zum Beispiel Äthopien, genital verstümmelt
werden. Deswegen rief Nehberg die
Initiative „TARGET“ ins Leben, die
sich erfolgreich gegen diese Barbarei
stemmt: Unterstützt von islamischen
Glaubenslehrern und von öffentlicher
Seite konnten zahlreiche äthiopische
Stämme überzeugt werden, diese Grausamkeit, „die alle 15 Sekunden einem
Mädchen zugefügt wird“, zu stoppen.
Ein positiver Sturkopf bringt die Sturköpfe der Welt zur Vernunft. Her mit
der Heiligsprechung, kein Problem,
Nehberg reist mit seinem selbst gebastelten Segelflugzeug an. Infos zu TARGET und Rüdiger Nehberg unter:
www.ruediger-nehberg.de.
Billy Talent:
dto.
(hhh) Ist es eine Self-Fulfilling-Prophecy,
Arroganz oder einfach nur eine dicke
Portion Selbstsicherheit? Angesichts einer
Band, die ihrem Namen und Debüt das
Attribut „talentiert“ verleiht, ist man durchaus versucht, sich diese Frage zu stellen.
Resultat: Letzteres! Denn dass dieses
Album ein Erstling sein soll, fällt schwer zu
glauben. Billy Talent aus Kanada machen
auf ihrer ersten Platte scheinbar alles richtig, weil sie eben alles machen.
Hardcore, Punk, Prog-Metal, und das mit
einer saftigen Prise Pop-Appeal, so dass
sich bereits eine große Menge Leute verschiedenster musikalischer Lager auf diesen Neuling einigen konnten. Los geht´s
mit dem großartigen Opener „ This is how
it goes“. Der Titel hält, was er verspricht,
denn „so geht´s“ tatsächlich. Abgedrehte
Breaks, schier unglaublich vertrackte Gitarrenparts à la At-the-Drive-Inn, und eine
Stimme, die Incubus´ Brandon Boyd nicht
eben unähnlich ist. „River below“ kommt
schon versöhnlicher daher, weil wesentlich
rhythmischer und damit tanz- und „planbarer“, ohne allerdings auch nur im Ansatz in
muffige Nu-Metal-Katakomben abzuschmieren. „Try Honesty“, die erste Single,
war definitiv die richtige Wahl. Man
kommt auch bei größter Selbstdisziplin um
lautstarkes Refrainintonieren nicht herum.
Es ist nicht ein klassischer Grower auf dieser Platte, und trotzdem kommt sie in den
Genuss einer erstaunlich langen Halbwertzeit, so dass es auch nach tagelanger
Heavy-Rotation noch genug zu entdecken
gibt. Zu guter Letzt noch ein Wort zu
„Prisoners of today“, das mit seinem intensiven Pop-Punk-Anteil das gute alte
Pogo-Monster aus dem Schlafzimmer prügelt. Dieser Truppe steht Großes bevor, und
bei dieser Prophezeiung kann man seine
Glaskugel locker stecken lassen...
Alexa auf einmal komplexer
„Popliteratin“ Hennig von Lange zu Gast bei der Bamberger Herbstlese
(kk/ulf) „Bücher müssen so sein, dass
schen krächzend, vor allem, wenn sie
hause geben. Mit dem Studium hat’s
man einen Freund oder eine Freundin
das kleine Mädchen imitiert, das seine
nicht geklappt. In der Uni hab ich den
darin findet“, stellt die junge Frau klar.
Mutter verloren hat. „Woher ich komEinschreiberaum nicht gefunden.
Als Kind hat sich Alexa Hennig von
me“ erzählt die Geschichte einer Reise
OTTFRIED: Wer sind ihre Vorbilder?
Lange immer Lotta
Hennig von Lange:
als Freundin geAstrid
Lindgren.
wünscht. Lotta aus
Und ich lese gerne
der KrachmacherMax Frisch, Sylvia
straße, das kleine
Plath, Thomas BernMädchen aus den
hard oder Raymond
Astrid LindgrenCarver.
Büchern. Dabei
OTTFRIED: Poperinnert sie eher an
Literatin,
FräuPippi
Langleinwunder, „Spicestrumpf, mit den
Girl“ der Literaroten Haaren und
tur...?
dem Gesicht voller
Hennig von Lange:
Sommersprossen.
Ich dachte, ich miAlexa Hennig von
sche mal den Laden
Lange, das „Spiceso richtig auf, aber
Girl“ der deutdann wurde mehr
schen Popliteraüber meine Haare
tur:
geredet als über
Der Erfolg kam mit Alexa Hennig von Lange lacht mit OTTFRIED-Redakteur Ulf Berlinger
mich. „Spice Girl“
„Relax“, der Geschichte über das wilde
Leben eines Paares, erst aus ihrer, dann
aus seiner Sicht. Darauf folgte „Ich
bin´s“, über den drögen Alltag eines
Heranwachsenden mit seiner nervenden Freundin.
Ihr neues Buch ist anders: „Woher ich
komme“ fehlt die Leichtigkeit der Vorgänger. Obwohl die 30-jährige Literatin
ihr zentrales Thema nur anders verpackt hat: „Meine Bücher handeln immer von der Angst, die Eltern zu verlieren.“ Alexa Hennig von Lange ist vor
allem eine gute Erzählerin: Ihre Stimme
ist gewöhnungsbedürftig, erst ein biss-
in die Vergangenheit. Eine Frau versucht, den Tod ihrer Mutter vor vielen
Jahren zu verstehen. Das Buch ist feinfühlig, aber nicht sentimental. Im Gegensatz zu ihren vorherigen Sex-andDrugs-Geschichten eher eine Literatur
der leisen Töne. Alexa Hennig von
Lange ganz einmal anders. Die Zuhörer
der Bamberger Herbstlese waren
zunächst sprachlos, und dann begeistert.
OTTFRIED: Wann haben Sie sich
überlegt, Schriftstellerin zu werden?
Alexa Hennig von Lange: Ich wollte
immer schreiben, den Leuten ein Zu-
und Pop-Literatin als Bezeichnungen
gehen mir auf den Senkel. Aber zum
Fräuleinwunder wurde ich erst nicht gerechnet, da war ich ein bisschen beleidigt. Macht mir aber mittlerweile nichts
mehr aus.
OTTFRIED: Irgendwelche Laster?
Hennig von Lange: Ich gucke abends
wahnsinnig gern „Sex and the City“.
Der Aden. - Mann, ist das ein Typ.
OTTFRIED: Und wie finden Sie
Bamberg?
Hennig von Lange: Sehr schön und
sehr mittelalterlich. Irgendwie ein bissschen unwirklich und puppenhaft.
KULTUR.
Mittler zwischen den Welten
Element of Crime:
Weißes Papier
(pet) Das ungeschriebene CD-KritikenGesetz befiehlt, dass die zu rezensierende CD nagelneu sein muss. Mir
doch egal! Ich werfe dem Gesetz seine
Ungeschriebenheit vor und lobhuldele
lieber „Weißes Papier“ von Element of
Crime, obwohl seit dessen Veröffentlichung schon ein paar Beck's die Spree
heruntergeflossen sind. Warum?
Weil es eine schöne Herbstplatte ist und
im Winter, wenn auch Bamberg aussieht wie weißes Papier, bestimmt noch
viel schöner wird!
Weil ich auf diese Platte viel zu spät
aufmerksam geworden bin (obwohl ich
eigentlich schon viel von den Elements
habe, äh, hatte – aber das ist eine andere Geschichte, die auch mit dem Element des Verbrechens zu tun hat)!
Weil es die beste Platte der Band ist!
Weil der Sänger der Band, Sven Regener, ganz viel Bier trinkt und (bestimmt
deswegen) ein wunderbares Buch geschrieben hat!
Weil man dazu nicht tanzen muss!
Weil man, wenn man doch dazu tanzt,
soviel getrunken haben muss, dass es
nur gut sein kann!
Weil der erste Song der CD, „Mehr als
sie erlaubt“, mich einmal nach einer
langen Nacht und wenig Schlaf ganz
wunderbar geweckt hat!
Weil es (nice price) ein tolles Nikolausoder Weihnachtsgeschenk für Unterzehn-Euro-Freunde ist.!
Weil es ein noch viel besseres Geschenk für Koste-es-was-es-wolleMenschen ist!
Weil ein Kauf der zwei aktuellen „Best
of“-CDs so wäre, als würde man
Reifen, Lenkrad und Motorblock als
„Best of Auto“ kaufen!
Weil mir die CD von einer ganz
lieben ... – oh, der PlattenkritikenStaatsanwalt droht gerade mit
Versetzung in die FRANKY-Redaktion,
wenn ich nicht doch noch eine aktuelle
Platte vorstelle. Na ja gut, nehmen wir
die neue Funny van Dannen.
Lustig wie immer, endlich mal wieder
nicht live aufgenommen und natürlich
herrliche Gitarrenmelodien. Vor allem
aber ein toller Titel: „Herzscheiße“.
Schreit den Namen meiner Herzscheiße!
Nach dieser Doppelherz-Rezension
noch ein kleiner Singletipp zum
Abschluss: Mia, „Es ist was es ist“,
auch schön im Elektromarsch-Remix.
Nevfel Cumart referiert zum Thema „Islamischer Fundamentalismus“
Von Stefanie Hülle
wertgefühl und
Nevfel Cumart verIdentität
zu
steht sich als Mittler
stärken. Im anzwischen Orient und
schließenden
Okzident. Sein MediGespräch wird
um: die Literatur. Der
der Literat von
Islamwissenschaftseinem Publiler lud anlässlich der
kum
immer
Bamberger Herbstwieder nach aklese zu Vortrag und
tuellen EreigGespräch über den
nissen in der isBegriff „Islamischer
lamischen Welt
Fundamentalismus“
gefragt.
Obein. „Wo immer ihr
wohl eine Disihnen begegnet, haut
kussion
aufihnen die Köpfe ein!“
grund der grolautet es in der zweißen Besucherten Sure, einem Abzahl unmöglich
schnitt im Koran.
ist,
versucht
Aber auch: „Es gibt
Cumart zu erFoto: Internet
Ungezwungener Dialog: Leichter Umgang mit schwerer Kost
keinen Zwang im
klären und auf
Islam, berichtet er, doch dieser sei
Glauben.“ Mit diesen Zitaten, die geverschiedene Meinungen einzugehen.
allenfalls eine Nuance der Weltreligion.
gensätzlicher wohl kaum sein könnten,
Leider blieben die Gespräche jedoch
Der Islamwissenschaftler ist überzeugt:
bringt Cumart die Kernfrage des
nur oberflächlich – wohl aufgrund manIn fast jeder Religion sind fundamentaAbends auf den Punkt: Kann eine Regelnder Zeit oder aus Angst, das Publilistische Tendenzen zu finden – auch im
ligion die Welt beherrschen, oder sind
kum mit zu vielen Details zu überlasChristentum.
„Fundamentalismen“
es nicht eher die Menschen, die mit
ten. Doch gerade diese kleinen, persönmüsse es deshalb eigentlich heißen.
allen Mitteln dafür kämpfen?
lichen Einzelheiten wären interessant
Doch zuerst dirigiert Cumart vom Lesegewesen, um sich der islamischen
pult aus noch einige verspätete Gäste
Kultur anzunähern und sie nicht nur zu
„Verdorbene“ westauf die letzten freien Plätze in der
beschreiben.
liche Zivilisation?
Buchhandlung Collibri.
Insgesamt war es also ein lohnenswerSeine Gäste sitzen dicht gedrängt – das
ter Abend mit einem charmanten und
Gemein sei ihnen vor allem die BeruInteresse am Islam ist in letzter Zeit
erfahrenen Redner, von dem man sich
fung auf ein zeitlos gültiges Weltmodell
stark gestiegen. Zugleich aber auch die
jedoch mehr Tiefgang gewünscht hätte.
– den „Gottesstaat“ – oder die AblehVorurteile und Ängste, denen Nevfel
In jedem Fall wurden Anreize gegeben,
nung des Aufklärungsgedankens und
Cumart mit Seminaren, Erzählungen
sich mehr mit dem Islam zu beschäftider modernen Wissenschaft. Gerade der
und Gedichtbänden begegnen will.
gen. Wer Interesse daran hat, kann dem
islamische Fundamentalismus weise
„Sitzen jetzt alle?“ vergewissert sich
am Donnerstag, den 4. Dezember, um
die westliche Zivilisation als „verder 39-Jährige besorgt und fährt fort.
20:15 Uhr im Collegium Oecumenicum
dorben“ zurück und versuche durch die
Oft spreche man vom Fundamentalisnachgehen. Dort wird Nevfel Cumart
Rückbesinnung auf die Religion Selbstmus und meine damit gleichzeitig den
seinen neuen Gedichtband vorstellen.
Das Unsagbare schreiben
Herta Müller verarbeitet ihre Kindheit unter Rumäniens Dikator Ceausescu
(mvö) „Der Friseur misst das Haar. Und
das Haar misst das Leben.“ Wie erstaunlich gültig diese Eingangsfeststellung von Herta Müller ist, wie treffend sich so viel Erfahrung in so wenigen Worten aussagen lässt, wird erst im
Laufe der Lesung deutlich. Immer wieder misst das Haar, es misst die Macht
und ihren Missbrauch – vom kahlgeschorenen Kopf des Strafgefangenen
bis zur staatsbestimmten Frisur in einer
Diktatur.
Das Haar misst den Alkoholpegel des
Vaters: Hat dies Mutter am nächsten
Morgen gute Laune und ruhige Hände,
sitzen die Zöpfe der Tochter gerade –
der Vater war ausnahmsweise nüchtern.
Und Haare messen das Verschwinden
der Privatsphäre, wenn sie als stille, fast
unsichtbare Zeugen über Schubladen
und auf Bücher gelegt werden und
durch ihr Verschwinden anzeigen, dass
jemand in der Wohnung war.
Gerade Zöpfe,
nüchterner Vater
Herta Müller, aufgewachsen in einem
deutschsprachigen Dorf in Rumänien
unter der Diktatur Ceausescu, hat selbst
sehr volles, glänzendes Haar. Vielleicht, weil sie schreibt, weil sie die
Sprache gefunden hat, die Metaphern
und Bilder für all die Momente, in de-
nen „das Leben dem Sagbaren davonlief“. Und so schreibt sie auch in ihrem
aktuellen Essayband über dieses oft unfassbar grausame, unsichere Leben in
einem Staat, in dem „außer Atmen fast
alles verboten“ und die Verfassung geradezu ein subversives Dokument war,
da sie all das garantierte, was die Diktatur untersagte: „Gründe gab es immer.“
Herta Müller reflektiert in „Der
König verneigt sich und tötet“, aus
dem sie anlässlich der
Herbstlese den Titeltext las,
das eigene
Heranwachsen und Leben unter einer
beklemmenden Willkür,
zwischen Morddrohungen
und kleinen
Momenten des
Aufbegehrens. Das
Erstaunliche dabei ist
die wunderschöne Sprache, in der die
vielfach ausgezeichnete Autorin das
Grauen dem Leser und Zuhörer nahe
bringt, klar und schnörkelos, aber dennnoch mit einer poetischen Sicht der
Dinge, die das Gelebte ertragbar macht.
Diese Sprache zeigt vor allem das
Kind, das das Leben und viel häufiger
den Tod um sich herum zu verarbeiten
suchte – das Kind, das damals so viel
für sich behalten musste, was nun unbedingt gesagt werden, an die Öffentlichkeit muss. Die Sprache ist aber auch
Zeichen einer doppelten Sicht auf die
Dinge, denn neben dem Deutschen
fühlt Herta Müller sich auch im Rumänischen, „dieser sinnlichen, turbulenten, poetischen Sprache“, zu Hause –
und wechselt so mit den Worten
auch die Perspektive und
Interpretation der Wirklichkeit. So werden die geringelten Holzspäne in
der Schreinerei aus
Kindertagen
z u m
Hobelschatten:
zu
dem Schatten, „der vom lebenden Baum noch
im Holz war, und wieder herausfällt,
beim Hobeln.“ Der Hobelschatten füllt
die Kissen, die in den hier geschreinerten Särgen liegen – und er dient dem
Kind, das in der Schreinerei spielt, als
Perücke. So nah liegen sie bei Herta
Müller zusammen, das Haar, das Leben
und der Tod.
L´Auberge
Espagnole
(jm) Wenn ein Film den Anspruch darauf erheben kann, die Eurovisionshymne verwenden zu dürfen, dann ist
es sicherlich „L´Auberge Espagnole –
Barcelona für ein Jahr“. Gäbe es das
Genre „europäischer Film“ noch nicht,
so hätte es Regisseur Cédric Klapisch
spätestens jetzt heraufbeschworen.
Trotz allerlei Bedenken seiner Freundin
Martine (Audrey „Amelie“ Tautou)
beschließt der französische Student
Xavier (Romain Duris), ein Auslandssemester in Barcelona einzulegen.
Nachdem es in seinem ersten Quartier
zu Reibereien kam, findet Xavier
Unterschlupf in einer multinational
bunt gemischten Wohngemeinschaft
mit der Engländerin Wendy, der
Spanierin Soledad, der Belgierin
Isabelle, dem Dänen Lars, dem Italiener
Alessandro und dem Deutschen Tobias
(Barnaby Metschurat aus „Anatomie
2“). Vom Leben als Erasmus-Student
und den spanischen Universitätsgebäuden erfährt der Kinogänger in
dieser französischen Komödie wenig
bis überhaupt nichts.
Heiße Affäre mit
Neurologengattin
Der Schwerpunkt liegt auf dem
Privatleben. Gepflegt wird in hohem
Maße das Klischee der faulenzenden,
auf Partys gehenden und kiffenden
Studierenden.
Das Leben außerhalb der Universität
stellt Xavier auf harte Proben. Seine
Freundin Martine macht per Telefon
mit ihm Schluss, er verliebt sich in die
Frau eines Neurologen und beginnt mit
ihr eine heiße Affäre, andererseits fühlt
er sich aber auch zu Isabelle hingezogen, die allerdings dem männlichen
Geschlecht nicht gerade zugeneigt ist.
In 122 Minuten Film verpackt, durchlebt der Zuschauer ein Jahr in Xaviers
Leben. Schauspielerisch weiß der junge
Franzose Romain Duris zu überzeugen.
Die weiteren Darsteller sind deutlich in
den Hintergrund gedrängt, zeigen aber
auch eine gute Leistung.
Der Reiz dieses Filmes liegt sicherlich
darin, die verschiedenen Kulturen in
dieser Situation aufeinander prallen zu
lassen. Alle sind sich hier gleichermaßen fremd und fühlen sich auch so.
Sprachliche Barrieren und Einbindungsprobleme bestimmen den Alltag.
Jeder musste das durchmachen und
Xavier ist nun der Nächste. Humorvoll
und lockerleicht zeigt Klapisch die
Stärken und Schwächen der WGBewohner auf. Dabei kann man es ihm
sogar verzeihen, dass er auf sämtlichen
nationalen Stereotypen herumreitet und
sie gleichzeitig verurteilt. Das beste
Beispiel: der „ordentliche und organisierte Deutsche“. Das nervt manchmal,
trifft aber auch oft ins Schwarze.
Fazit: Ein Film für Studenten, die schon
immer einmal erfahren wollten, wie es
bei Auslandssemestern außerhalb der
Uni so abgeht. Oder für solche, die
selbst mal im Ausland waren und sich
wiedererkennen. Ein schöner Film für
einen netten Kinoabend, noch den ganzen Dezember zu sehen, erst im Odeon,
danach im Lichtspiel.
KEHRSEITE.
Ring frei fürs Küchenduell
ER: Hormon geschwängert und kochend vor Wut
(pet) Von wegen gemeinsam ein Thema
überlegen. „Kochen“ wurde mir vor die
Tastatur geknallt. Nun gut, Kochen.
Also erst mal koche ich vor Wut, wenn
sich noch irgendjemand an der Feki die
Schuhe mit dem kleinen Puma vorne
drauf holt. Die hat jeeeeder, seht ihr das
nicht oder muss das so?
Mit Wut koche ich allerdings Spaghetti
pur, denn wenn so etwas auf den Tisch
kommt, habe ich ganz vergessen einzukaufen. Wer in diesem Zusammenhang
einen Witz kennt, der mit der Frage
„Warum stehen Studenten schon um
sieben auf?“ beginnt, darf sich eine
Fünf-Minuten-Terrine anrühren. Aber
zurück zum wohl Schlimmsten an dem
eigentlich bezaubernden Zwangshobby
kochen: Dem Einkaufen!
In dem zu kleinen und viel zu teuren
Innenstadt-Edeka ist einkaufen wirklich keine Sause. Immer, immer, immer
wird genau dann eine zweite Kasse
geöffnet, wenn exakt der Punkt erreicht
ist, an dem die Menschentraube hinter
mir zur neu eröffneten Kasse pilgert,
ich selbst aber der Schwanz der ersten
Kassenschlange bin. Zeitersparnis für
mich: 5 + 4 – 9.
Aber die unangenehmen Erfahrungen
fangen schon weit vor der Kasse an: Ich
übersehe an Türen ständig die „drücken“ oder „ziehen“ Schilder und renne,
typisch männlich, einfach mal drauf
los; die Tür geht ja bestimmt nach
innen auf. Geht sie nicht! Dafür
platzen aber fast meine
Nasenarterien, wenn die
Scheibe mit voller Wucht
dagegen schleudert.
Neben ekligen Jugendlichen und Alkoholikern
(oder Beidem – die Grenzen sind fließend), hat
natürlich auch die einzige
schöne Frau im Laden meine
peinlichen Versuche durch die Glastüre
beobachtet.
Immer wieder eine gute Zeit das „bin
zwar ein Trottel aber ganz nett“ Lächeln aufzusetzen und vor Ihren Augen
massenweiße frisches Gemüse, vorzugsweise Tomaten zu kaufen.
E.T.A. Hoffmann
SIE: Klatschend und kloßteigverschmiert
Wichtig dabei ist, die Tomate prüfend
(kk) Meine Mutter sagt immer: „Liebe
und leicht wippend in der Hand zu halgeht durch den Magen!“ – und Recht
ten und mit dem Druck einer Dr. Best
hat sie. Ich jedenfalls habe mir
Zahnbürste die äußere Härte prüfend
mal geschworen, auf keinen
ein „bei mir kommt nur wirklich
Fall einen Mann zu heiraFrisches ins Haus“ vorzutäuschen: Das
ten, der nicht in der Lage
einzig Frische, das ich wirklich will, ist
ist – von mir aus unter
natürlich sie in meinem Leben.
Zuhilfenahme
eines
Begegnet sie mir ein paar Regale weiter
Kochbuchs oder eines
noch einmal, lege ich gerne ein Tütchen
Partyservices – mir ab
Grieß und ein Paket Müsli in den Miniund zu eine bayerische
einkaufswagen (kein Schokomüsli, daCrème zu kredenzen. Für alle
ran erkennt man den unwissenden, kaNichtfeinschmecker: Bayerische
lorienverwöhnten Gelegenheitskäufer,
Crème ist so was Ähnliches wie
der ich ja eigentlich auch bin aber vor
Mousse au Chocolat, nur in weiß und
IHR nicht sein will).
sehr, sehr lecker.
In jedem Fall soll sie den Eindruck beJa, ja, schon gut, auch mir ist klar, dass
kommen, dass ich
meine Mama da
sehr aktiv gegen
eher auf meine
den Bauchansatz
nicht vorhandenen
kämpfe und in Eine männlich/weiblich Kolumne jetzt – oder sagen wir
zwei Wochen recht auch im OTTFRIED. Wow, journalis- mal: schwach ausvorzeigbar ausse- tischer Innovationspreis 2003 gesi- geprägten – kulihen werde, eine chert. Gemeinsam ein Thema überle- narischen Fähiglohnende Investi- gen, zwei Welten aufeinanderprallen keiten anspielt. Es
tion
sozusagen. lassen und auf vier Leserbriefe hoffen. ist nicht so, dass
Sehr ärgerlich wird Bald vielleicht auch umgekehrt: Er die ich
gar
nicht
die ganze Sache weibliche, sie die männliche Sicht.
kochen kann, ich
dann, wenn sie
bin zum Beispiel
sich genau hinter mir an der Kasse aneine große Pfannkuchen-in-der-Luftstellt, und man den ganzen Ökoschrott
Dreherin, das nur am Rande. Aber annicht schnell zwischen die Kinsonsten ist die Küche nicht mein
derquengel-Süßigkeiten legen kann
Gebiet.
sondern zähneknirUnter uns: Ich hatte schon als Kind ein
schend alles bezahlen
traumatisches Erlebnis. Ich konnte
muss. Und Bier, um
gerade lesen und hatte die glorreiche
den ganzen MisserIdee, meine Eltern mit dem fertigen
folg zu verkraften, habe
Mittagessen zu überraschen. Meine
ich mich natürlich nicht
damals vierjährige Schwester (heute
getraut zu kaufen.
übrigens eine begnadete Köchin) war
Wenn aber das Einkauauch gleich Feuer und Flamme.
fen funktioniert, ist KoDampfende Klöße auf den Tisch zu
chen ein wahre Wonne.
stellen, kann ja nicht so schwer sein,
Im Gegensatz zu Studium,
und beim Klößerollen hatten wir
Sex oder Segeln kann man
schließlich auch schon geholfen.
beim Kochen nicht viel falsch
„Nehmen Sie drei bis vier Liter
machen. Gerne würde ich nun meine
Wasser,“ so jedenfalls interpretierte ich
privaten Rezepte vorstellen. Doch
den Text auf der Packung mit dem
meine Kollegin hat neben dem Thema
Schrägstrich zwischen den beiden
auch die Zeilenanzahl dieses Textes
Zahlen. In die Schüssel haben nur zwei
vorgegeben. Schade! Rezepte folgen
Liter Wasser gepasst, also haben wir die
also in der nächsten Ausgabe. Zum Beivier Liter und das Kloßteigpulver halt
spiel für eine leckere Leberkässemmel.
auf zwei Schüsseln verteilt. Leider
m/w Kolumne
Ochsenkopf
Eisfläche
wurde das Gemisch nicht fest, also fingen wir an, das Ganze durch ein großes
Sieb laufen zu lassen, und dann
noch durch ein kleineres,
engmaschigeres und dann
durch noch ein kleineres.
Hat aber alles nix mehr
geholfen.
Als mein Vater nach
Hause kam, fand er zwei
kloßteigverschmierte kleine
Mädchen und die ganze
Küche, inklusive jeder Menge
Schüsseln und Töpfe und aller
vorhandenen Siebe, mit einer leimähnlichen Schicht überzogen. Kloßteig bekommt nämlich eine wirklich
fiese Konsistenz, wenn man zuviel
Wasser beimischt.
Ähnliche Schwierigkeiten hatte ich
auch schon beim Backen. Der mittlerweile Ex-Exfreund einer meiner besten
Freundinnen hat mal meine Schokohörnchen in brikettartige Stückchen
verwandelt. Vor lauter Kaffee trinken
und spannendem Klatsch und Tratsch –
schließlich lernen meine Freundinnen
auch nicht jeden Tag einen neuen Mann
kennen, und wer kann schon Nein
sagen, wenn jemand anruft und sagt:
Ich muss dir unbedingt erzählen, was
mir gestern Nacht passiert ist – habe ich
die Hörnchen leider einfach im Ofen
vergessen. Der Wohnungsbrand war
aber Dank der schnellen Reaktion meiner Mitbewohnerin noch abzuwenden.
Als die Rauchschwaden aus der Küchentür kamen, ist ihr das Ganze doch
ein bisschen seltsam vorgekommen.
Und der Typ war im Nachhinein auch
noch eine ziemliche Niete. Nun ja,
kommt vor.
Aber mal ehrlich: wer steht schon gerne
in der Küche und hinterher stinken die
Finger dann wahlweise nach Zwiebeln,
Knoblauch oder Käse, oder man muss
bergeweise dreckiges Geschirr und
elektrische Quirle spülen, wenn diese
Stadt so wunderbare Alternativen bietet
wie die bildschönen türkischen Geschwister, den Zuhältertypen im ThaiLaden oder den gemütlichen rotbäckigen Bäcker in der Sandstraße ....
Poetry Slam
OTT-Komplott
(pet) Zugegeben, es war ein verdammt riskanter Plan. Wer weiß wie
lange wir diesmal gesessen hätten –
bei unseren Vorstrafen. Hätten wir
uns danach noch erhobenen Hauptes
an der Uni blicken lassen können?
Nein! Mit den Fingern wäre auf uns
gezeigt worden. „Elendes Verbrecherpack“, hätten sie gerufen, „verschwindet für immer“.
Aber es hat sich gelohnt. Schnell
war der Plan in unserer verrauchten
Stammkneipe „Meuchelbräu“ beschlossen und die Materialfrage
stand an. Wir benötigten Schraubenzieher, Skimasken, den Uni-Raumplan und natürlich das übliche Arsenal, vor allem aber ein perfektes
Team: OTTFRIEDs ELEVEN. Darunter der Allesknacker, Björn
„Bolzenschneider“ S., der Tarnungskünstler Ulf „Unsichtbar“ B.
und Marius „Massaker“ B., dem
alles zuzutrauen war. Natürlich
durfte auch Karo „Kaliber“ K., die
Scharfschützin nicht fehlen. Der
Neuzugang Marc „das Messer“, war
schnell zu diesem Coup überredet
und bewährte sich bestens. Peter
„der Plan“ W., koordinierte die
ganze Operation. Er sorgte dafür,
dass Steffen „Scarface“ M. für diese
heikle Mission seinen Ruhestand
auf der Karibikinsel „Doctorius“
unterbrach. Denn der legendäre Pate
war eigentlich schon längst aus dem
Business ausgestiegen.
Das Team war perfekt, aber es ging
nicht alles gut. Ein Hausmeister und
zwei Putzfrauen mussten dran glauben. Aber nun, welch glorreiche
Zeiten in der OTTFRIED-Gang.
Nach Planungen an einem neuen
Clou oder am Wochenende treffen
wir uns bei einem Familienmitglied
auf eine Cohiba, trinken eiskalten
Whiskey und ziehen uns die Godfather-DVD-Triologie rein. Und
egal bei wem wir uns treffen: Die
Qualität ist immer mörderisch gut,
jeder von uns hat ja jetzt einen super
Beamer.
Da wir jedoch überversorgt sind,
verlosen wir noch zwei von den
Dingern. Einfach eine E-Mail an
[email protected] Stichwort
„ottganisiertes Verbrechen“.
Anleitung:
Schillerplatz
Fichtelgebirge
Maxplatz
Morph Club
Und so funktioniert’s:
Dies ist die Fortsetzung unseres
Bamberg-Quartetts, das es erstmal exklusiv für die Erstis in
unserer letzten Sonderausgabe
gab. Für alle anderen gibt es das
Kartenspiel als Special-Download unter www.ottfried.de. Da
steht dann auch, wie´s funktioniert. Bis jetzt gab es schon die
Rubriken „Mal ausspannen“,
„Bamberg Spezial“, „Musik und
mehr“, „Eltern beeindrucken“,
„Keller“ und „Trinken und
Treffen“. Frohes Zocken!
Fortsetzung folgt...
Schloß Seehof
Naturkundemuseum
Glühweinstände
Villa Dessauer
Und sonst:
Kultur
Spaßfaktor:
Coolnessfaktor:
Kostenfaktor:
Bambergs goldener Topf
Winterfreuden
Spaßfaktor:
Coolnessfaktor:
Kostenfaktor:
Idyllisch Eislaufen
Memmelsdorf
Winterfreuden
Spaßfaktor:
Coolnessfaktor:
Kostenfaktor:
Schiiiiiiiifoooan!
Kultur
Spaßfaktor:
Coolnessfaktor:
Kostenfaktor:
Allerlei Eingelegtes
Fleischstraße
Winterfreuden
Spaßfaktor:
Coolnessfaktor:
Kostenfaktor:
Eleganz und Arschbremse
Winterfreuden
Spaßfaktor:
Coolnessfaktor:
Kostenfaktor:
Aufheizend!
Altstadt
Kultur
Spaßfaktor:
Coolnessfaktor:
Kostenfaktor:
Blamieren oder imp(r)onieren
Kultur
Spaßfaktor:
Coolnessfaktor:
Kostenfaktor:
Kulturschlampen abschleppen
Hainstraße
Nicht unverzichtbar, dennoch
wichtig für das Gelingen dieser
Ausgabe waren: Der dreizehnt
schönste Barkeeper Bambergs,
Herzscheiße, Blaster, LoveSan &
Co., der Bigger Big Mäc, viele
neue Praktikanten, ein Tuch zum
Bier aufwischen, „Bjööörn“, jede
Menge Spinat und Gorgonzola,
festsitzende
USBSticks sowie spätalkoholische Macho-Eskapaden.
Oh (GOTT, oh
GOTT), du fröhliche-ee...!

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