Ausgabe 42

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Ausgabe 42
14. Juli 2004 – Jahrgang 10
Ausgabe 42 – kostenlos
Demokratie nicht gewollt
Die Bamberger Studierendenvertreter führen einen aussichtslosen Kampf um ihr Stimmrecht
Service
4
Friede, Freude,
Isomatte!
5
Campus
Von Null auf Eins –
VIVA Nela
8
Sport
Griechen werden
Favoritenrolle gerecht
die
Studierendenvertreter
schon
schmerzliche Erfahrungen mit der Erweiterten Hochschulleitung gemacht:
„Wir kriegen überhaupt nichts mehr
mit“, klagt Katharina Ullmann, Sprecherrätin in Erlangen.
Und auch die hiesige Unileitung hat anscheinend keine Ambitionen, Studierende in die Erweiterte Hochschulleitung aufzunehmen.
Von Karoline Keßler
„Sollte die Erweiterte Hochschulleitung ohne Vertreter der Studierenden
und des Mittelbaus kommen, ist Demokratie an der Hochschule endgültig Geschichte.“ Thomas Lörner, studentisches Mitglied des Senats, ist frustriert:.
„Für uns Senatoren ist es schon ärgerlich, dass die Einführung der Erweiterten Hochschulleitung gar nicht erst diskutiert, sondern gleich ein Termin für
deren erste Sitzung angesetzt wurde.
Die Erweiterte Hochschulleitung wurde
quasi durch eine Fußnote auf der Tagesordnung eingeführt.“ Die Änderungen an unserer Uni kommen also sozusagen durch die Hintertür. Eigentlich ist
der Senat, beziehungsweise der Erweiterte Senat, das wichtigste Gremium
der Unis. In Artikel 28 Absatz 1 des
Bayerischen Hochschulgesetzes steht:
Neuerung am
Senat vorbei
„Der Senat beschließt die von der
Hochschule zu erlassenden Rechtsvorschriften, soweit nichts anderes bestimmt ist, sowie die Vorschläge für die
Grundordnung und deren Änderungen“. Das heißt, dass eigentlich auch
der Senat dafür zuständig wäre zu entscheiden, ob an unserer Uni die sogenannte Erweiterte Hochschulleitung
alle wichtigen Entscheidungen treffen
wird. Bisher waren zwei Kommissionen für die Planung und die
Finanzierung zuständig. Der erweiterten Hochschulleitung werden außer
Je kleiner,
desto effektiver
Auf den Hund gekommen: Demokratie an Bayerns Unis
dem Rektor auf alle Fälle noch die Prorektoren, die Kanzlerin und auch das
Concilium Dekanale, also die Dekane,
angehören. Ob letztere stimmberechtigt
sein werden, ist noch nicht klar. Mit
Hilfe der „Experimentierklausel“ kann
der Senat umgangen werden (Art.135,
Absatz 2, BHG). Die erlaubt dem
Wissenschaftsministerium, per „Ministerverordnung“ die Strukturen der Uni
zu ändern. In Erlangen und an der TU
München ist dies bereits geschehen,
und auch bei uns wird es wohl so kommen. „Das Schlimme ist, dass wir eigentlich nichts dagegen tun können“, so
Lörner. „Das Einzige, was wir versu-
Montage: ottfried
chen, ist zwei Studierendenvertreter,
mindestens einen Mittelbauler und die
Frauenbeauftragte als stimmberechtigte
Mitglieder in die Erweiterte Hochschulleitung zu bekommen, um auch
weiterhin ein Mitspracherecht zu haben.“ Diesen Antrag hat der Konvent
auf seiner letzten Sitzung beschlossen,
doch bindend für die Hochschulleitung
ist er nicht.
Im Klartext: Wahrscheinlich wird in
Zukunft kein Vertreter der Studierenden
mehr an uniinternen Vorgängen wie der
Verteilung der Gelder oder der Einführung und Abschaffung von Studiengängen beteiligt sein. In Erlangen haben
„Wenn der Kreis zu groß wird, wird die
Einrichtung ihrer Effizienz beraubt und
damit der Sinn der Institutionalisierung
wieder aufgehoben. Die Erweiterte
Universitätsleitung ist, wie auch die
Universitätsleitung, kein Gremium! Die
Bestimmungen für Gremien und Kommissionen des Hochschulgesetzes sind
hier nicht gültig“, so Rektor Ruppert,
der die Entscheidung über die Besetzung der Erweiterten Hochschulleitung
trifft. Ihm zufolge ist der entscheidende
Vorteil die größere Effektivität: „Die
Universität kann um ihrer Zukunftsfähigkeit willen nicht eine Ansammlung
von dezentralen Interessensfeldern und
-vertretern sein. Durch die Übernahme
der Aufgaben der bisherigen Ständigen
Kommissionen für Hochschulplanung
und Wissens- und Technologietransfer
sowie für Haushalts-, Raum- und Bauangelegenheiten sollen die Dekane stärker in die Hochschulplanung und -lenkung eingebunden werden.“
Fortsetzung auf Seite 2
Alles Bachelor, oder was?
Prorektor Professor Engelhard zur Umstellung der Studiengänge auf Bachelor und Master
Tooor, Toor, Toor, Toor!
2006 werden WIR endlich wieder Weltmeister – versprochen.
Denn Kick-Mäc Härder ist einfach gut. Und er ist fest entschlossen, Deutschland zu retten.
Kultur
9
Das kam euch
spanisch vor
Kehrseite
12
Nackte TatsachenOTTIS schnallen ab
(sah) „Die Welt von Bologna“, so
Prorektor Johann Engelhard im Gespräch mit OTTFRIED, „sieht so aus,
dass Studenten künftig durch die Welt
gehen und ihre Credits einsammeln.“ In
Anlehnung an den Bologna-Prozess,
der seit Mitte der 90er-Jahre stattfindet,
vereinbarte die Kultusministerkonferenz (KMK), bis spätestens 2010 alle
Studiengänge in Deutschland auf die
Abschlüsse Bachelor und Master umzustellen. Die Studiengänge sollen dergestalt strukturiert werden, dass sie
nach drei Jahren Regelstudiendauer mit
einem ersten Abschluss, dem Bachelor,
und nach weiteren zwei Jahren mit dem
Master enden. „Die Uni Bamberg hat
das Entwicklungsziel, die damit einhergehende Umstrukturierung schon bis
2007 zu schaffen“, berichtet der Prorektor. Einige Studiengänge wie beispielsweise European Economic Studies oder Cultural Heritage existieren
bereits nur als Bachelor- oder Mastermodelle. Klassenprimus im Umstellen
sei aber die Fakultät WiAI, die dank
ihrer jungen Strukturen und überschaubaren Größe schon ab dem kommenden
Semester Studierende in ihr BachelorWahl: Entweder sie behalten diese bei
und Masterprogramm aufnehmen
oder sie wechseln zum neuen Prowerde. Auch die Fakultät SoWi werde
gramm und Abschluss. Einen
schnellstmöglich nachziehen und
Doppelabschluss als Überplane bis zum Wingangsmodell schließe die
tersemester
KMK allerdings aus.
2005/2006 die
ZugangseignungsprüEinführung von
fungen trennen zuBachelor und
künftig die Spreu
Master. Probvom Weizen unter
lematisch ist
den neuen Bewerdie
Lage
bern unserer Uninoch
im
versität. Schon jetzt
Lehramtsbeist die Mindestnote
reich. Das
„gut“ für den Eintritt
Kultusmiin das Masterpronisterium,
gramm festgelegt, so
verantwortlich
Engelhard. Somit solle
für die Lehramtssich der Bachelor künftig
prüfungsordnung,
zum „Massenfach“ und
möchte die Staatsder Master zum „Eliteproprüfung gerne ergramm“ entwickeln.
Diplom gegen Bahalten; die genaue
Die Einführung der gestufchelor – Wer ist
Umsetzung konnte
ten Abschlüsse wird insbebesser?
jedoch noch nicht
sondere mit der besseren ingeklärt werden.
Studierende, die noch nach der alten
Prüfungsordnung studieren, haben die
ternationalen Vergleichbarkeit der Studiengänge begründet. Die neuen Module machen zudem die Stu-
dienstrukturen übersichtlicher und
planbarer. Diese würden durch Leistungspunkte analog dem European Credit Transfer System (ECTS) bewertet.
Hier werden nicht mehr die Semesterwochenstunden, sondern die gesamte
Lernleistung des Studierenden (Student
Workload) als Bemessungsgrundlage
herangezogen. Standardisierte Evaluations- und Akkreditierungsverfahren
gewährleisten die Qualität der neuen
Studiengänge.
Kein Geld
vom Ministerium
Die Uni Bamberg plant dafür eine eigene Projektgruppe, um das Verfahren
effizienter zu gestalten und Kosten zu
sparen. Denn die belaufen sich pro Studiengang auf circa 15 000 Euro, die
Universitäten an privatrechtliche Akkreditierungsagenturen zahlen müssen,
klagt der Prorektor.
Wie gewohnt ist vom Freistaat Bayern
eine finanzielle Unterstützung der Universitäten nicht zu erwarten.
PRESSESTELLE.
Fortsetzung von Seite 1
Mehr Mitsprache also für die Dekane,
dafür fast keine mehr für Studierende
und den Mittelbau. Denn in diesen
Kommissionen wurden viele der wesentlichen Entscheidungen getroffen.
Aber Lörner und die anderen Studierendenvertreter geben nicht auf: „Durch
den Konventsantrag erfahren die Studierenden davon und können uns unterstützen,“ hofft Katrin Sell, Konventsmitglied. „Keine Studierendenvertreter
dabei zu haben, wenn Entscheidungen
getroffen werden, bedeutet Demokratieverlust und weniger Transparenz.“
Bisher sind vier Vertreter der Studierenden an wesentlichen Fragen der Hochschulpolitik stimmberechtigt beteiligt:
Thomas Lörner und Paul Bilsdorfer als
Senatoren, und jeweils ein Vertreter in
der Kommission für Hochschulplanung
und in der Kommission für Haushalts-,
Raum- und Bauangelegenheiten. Mit
der Einführung der erweiterten Hochschulleitung sind es wahrscheinlich nur
noch die zwei Senatoren.
Zumindest der Senat soll in seinen
Kompetenzen nicht beschnitten werden. „Der Senat wird in seiner Funktion
und Zuständigkeit in keiner Weise auch
nur berührt“, versichert Ruppert. Das
ist für die Studierendenvertreter aber
nur ein schwacher Trost.
Online-Studium gefällig?
Trotz guter Angebote lassen Bambergs Studierende die Virtuelle Hochschule Bayern links liegen
von Sven Becker
Vor wenigen Wochen tauchte die Virtuelle Hochschule Bayern (vhb) plötzlich
in den Medien auf. „Die Virtuelle
Hochschule ist ab sofort zahlungsunfähig“, alarmierte der Präsident der vhb,
Bambergs Rektor Ruppert die Öffentlichkeit. Nach nur vierjährigem Bestehen sollte auch sie dem Sparzwang zum
Opfer fallen. Erst eine Finanzspritze
der Staatskanzlei in Höhe von 6,5 Millionen Euro sichert nun ihr Fortbestehen bis 2006.
An der Uni Bamberg ist die vhb nur
Besuchern des Rechenzentrums ein Begriff. Im Erdgeschoss hängen Poster
aus, im ersten Stock liegen ihre Büros
auf dem Weg zum Druckerraum.
Aufmerksamkeit schenkt der Virtuellen
Hochschule Bayern fast niemand. „Ein
Online-Studium ist nichts für mich“,
denken sich die meisten und verschwinden in den Cip-Pools. „Genau darin
liegt ein großes Problem: Die
Studierenden informieren sich nicht
über die vhb“, beklagt Dr. Rosalinde
Kicherer, Projektmanagerin der vhb in
Literatürchen jetzt geöffnet
Neues Schreibforum für scheue Literaten
die etwa 300 Exemplare und 20 Seiten
(hhh) Um mit den Worten des Reggaestarke Erstausgabe schon im kommenGodfathers Bob Marley zu sprechen:
den Wintersemester. Dann soll auch
“When one door is closed, you know,
eine Zusammenarbeit mit dem bereits
another is open.” Sprich: Wenn die
bestehenden „Rezensöhnchen” angeBildung bald nicht mehr in der Uni
strebt werden. „Eine Konkurrenzsituastattfindet, dann eben woanders. Bamtion soll aber definitiv nicht entstehen“,
bergs neueste Tür ist das Literatürchen,
betont Marlene. Das bisherige Feedein Forum für alles, was zum Thema
back auf die
Literatur mal
ehrgeizigen
geschrieben
Pläne der beiwerden musste.
den RedakteuVom simplen
re in spe, MarAphorismus bis
lene Göring
zur Prosa, vom
und
Nino
Schüttelreim
Handler, ist
bis zur Satire,
durchweg poalles hat gute
sitiv. Sollte das
Chancen
auf
so
bleiben,
Ve r ö f f e n t l i werde
man
chung. Denn
Foto: hhh über eine Nadas Literatür- Mögen sich und die Literatur
mensänderung in “Kultürchen” nachchen ist interaktiv, lebt von Einsendenken.
dungen und Vorschlägen. „So viele
Für alle Schreibtalente, die jetzt ihre
Leute schreiben so gut, aber ihre Werke
Gelegenheit wittern, steht ab sofort ein
vermodern in irgendwelchen SchuBriefkasten in der U5 bereit, der auf
bladen oder landen im Mülleimer“,
Einwürfe wartet. Marlene und Nino hameint Mitgründerin Marlene Göring,
ben auch eine Homepage erstellt, auf
„im Literatürchen bekommen sie die
der ihr euch austauschen könnt:
Chance, ihre Fähigkeiten mal vorzuwww.literatürchen.de.tk.
stellen!” Wenn alles gut geht, erscheint
dendorf von der Uni Erlangen. Den
Schein kann sich der Studierende in
Bamberg anrechnen lassen. So
erweitert sich das Studienangebot aller
bayerischen Studierenden mit einem
großen Vorteil: Die vhb ist kostenlos.
Online-Schein
wird anerkannt
Des Rätsels Lösung: Warum wir Marius nie in der Uni sehen.
Bamberg. Was verbirgt sich also hinter
dem Konzept der Virtuellen Hochschule? Die vhb ist keine eigenständige
Hochschule, sondern eine gemeinsame
Einrichtung aller bayerischen Universitäten. Entgegen der weitläufigen
Annahme bietet die vhb kein Komplettstudium an, sondern Ergänzungen zu
den regulären Lehrplänen. Insgesamt
150 Lehrangebote in acht Fächergruppen finden sich auf der Homepage der
vhb (www.vhb.org), 60 sind in Entwicklung. Die Kursmaterialien werden
online bearbeitet. Es gibt virtuelle Vorlesungen, Übungen, Seminare und
Praktika. Online-Tutoren betreuen die
Kurse. Am Ende des Semesters schreiben die Nutzer eine Klausur und bekommen bei Bestehen einen Schein
ausgestellt. In Absprache mit dem Prüfungsamt kann man sich diesen dann
anrechnen lassen. Zum Beispiel bietet
die Uni Bamberg den Kurs E-Commerce nicht an. Der interessierte
Studierende kann ihn an der vhb belegen. Die Betreuung gewährt Prof. Bo-
Innenstadt aufgemotzt
Karstadt und Stadt Bamberg schenken dem Maxplatz ein neues Gesicht
(kis) Es ist nicht angenehm, jedes Mal
Bauarbeiten, um den hinteren Teil neu
Staub einzuatmen, wenn man am Maxizu gestalten: Einen Brunnen aus den
miliansplatz vorbeigeht. Seit Ostern
70er-Jahren haben die Arbeiter beseiwird dort gehämmert und geklopft, getigt, die Parkplätze fallen weg.
baggert und gebohrt. Die Bauarbeiten
Weiterhin will die Stadtverwaltung
sind nötig, weil
das Dach der
Tiefgarage unter dem Maxplatz undicht
geworden war.
Als Garagenbetreiber ließ die
Firma Karstadt
nun für ca. 2,7
Mio. Euro den
gesamten Platz
öffnen und neu
abdichten. In
diesem Betrag
inbegriffen ist
auch die neue
Bepflasterung
von etwa zwei
Dritteln
des
Platzes (von der Bis zum Weihnachtsmarkt muss noch viel gehämmert werden.
Fußgängerzone bis auf Höhe der Ratneue Sitzbänke und Fahrradständer aufhaustreppe); den Rest übernimmt die
stellen sowie über ein neues, bisher
Stadt mit 487 000 Euro. Sie nutzt die
nicht bekanntes Beleuchtungskonzept
ZVS entmachtet
Foto:privat
(sv) Auch in diesem Jahr fanden sich 25 Studierende aus ganz Europa zur
AEGEE Summer University in Bamberg ein. Es wurde Theater gespielt, eine
Zeitung produziert und sich interkulturell ausgetauscht.
Foto: sv
Die Registrierung erfolgt online. Das
ausgefüllte Anmeldeformular wird mit
einer Immatrikulationsbescheinigung
in den Büros der vhb im Rechenzentrum abgeben. Bayernweit nutzen rund
10 000 Studierende das Angebot der
Virtuellen Hochschule, Tendenz steigend. In Bamberg konnten sich bislang
erst knapp 300 Studierende für das
Konzept begeistern. „Wir hoffen, dass
in Zukunft noch viel mehr Bamberger
unser Angebot nutzen“, so Rosalinde
Kicherer. Kein Wunder, denn bis 2006
steht die vhb unter Beobachtung der
Staatsregierung. Im schlimmsten Fall
hieße es dann endgültig: Ade, vhb!
(sv) Künftig dürfen sich die Unis auch
bei ZVS-Fächern 60 Prozent der Studierenden selbst aussuchen. Nur noch
20 Prozent der Bewerber werden nach
Abiturnote ausgewählt, weitere zwanzig Prozent nach Wartezeit. In Bamberg
bewerben sich angehende Betriebswirte
und Psychologen über die ZVS. Über
den Großteil von ihnen entscheidet die
Uni Bamberg ab dem Wintersemester
2005/2006 selbst.
Für die betroffenen Professoren bedeutet die neue Regelung Fluch und Segen
zugleich. Zwar dürfen sie bald eigenmächtig entscheiden, wen sie für geeignet halten. Gleichzeitig steigt aber
auch ihr Arbeitsaufwand. Tests und
Gespräche könnten die halben Semesterferien in Anspruch nehmen. Wie die
Aufnahmetests aussehen werden,
entscheidet das Wissenschaftsministerium. Bei der ZVS bangt durch die
anstehende Entmachtung niemand um
seinen Job. Weiterhin bekommt die
Vergabestelle alle Anträge zugesandt,
bevor sie an die Unis verteilt werden.
nachdenken. Auch eine Sanierung der
WC-Anlagen auf dem Weg in die Tiefgarage ist überfällig. Leider konnte die
Stadt einen originellen Einfall aus
Geldmangel nicht verwirklichen:
Kleine Lampen im Boden
sollten
den
ehemaligen
Grundriss der
Martinskirche
nachzeichnen.
Sie
befand
sich früher auf
dem
Maxplatz, brannte
ab und wurde
auf dem Grünen
Markt
wieder aufgebaut.
Ende November rechnet die
Stadt mit Beendigung der
Foto: kis Bauarbeiten.
Der Weihnachtsmarkt soll schließlich
wieder auf seinem angestammten Platz
stattfinden.
IMPRESSUM.
OTTFRIED,
die
Bamberger
Studierendenzeitung, erscheint zweimal im Semester, jeweils im Mai und
im Juli bzw. im Dezember und im
Februar. Herausgeber und Redaktion
verstehen OTTFRIED als unabhängiges Organ, das keiner Gruppierung
oder Weltanschauung verpflichtet ist.
Für namentlich gekennzeichnete
Artikel übernimmt der Autor die
Verantwortung.
Herausgeberin: Marietta Eder (em).
Chefredakteure: Sven Becker (sv),
Ulf Berlinger (ulf), Kirsten Schlüter
(kis).
Anzeigen: Sandra Bleiner (verantwortlich).
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und
Redaktion:
Marius
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Brück
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(www), Susanne Martin (slm), Isabell
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Verena Rateike (ena), Björn Schimmeyer (bse), Peter Wittkamp (pet).
Mitarbeiter dieser Ausgabe:
Konstantin Klein (kok), Johannes
Michels (jm), Julian Rossig (jjr), Axel
Rudolph (ux), Lisa Zuckert (liz).
Redaktionsanschrift: OTTFRIED,
c/o Marietta Eder, Peuntstr. 4,
96050 Bamberg, Tel.: 0951-3039937.
e-mail: [email protected]
OTTFRIED-Briefkästen: Vor der
Mensa in der Austraße und an der Feki am Fachschaftsbrett SoWi.
Druck: Meister-Druck,Postfach 1650,
96206 Lichtenfels. Auflage: 2000.
REPORTAGE.
Und jetzt: Tuddi ab Takt 153
Mit viel Einsatz und guter Laune dirigiert uns Orchesterleiter Michael Goldbach zum Semesterschlusskonzert
Von Stefanie Hülle
und Kirsten Schlüter
Meine Knie sind weich, die Hände ein
bisschen feucht, ich setze an: Doch der
Ton kommt nicht, wie ich es will. Universitätsmusikdirektor Michael Goldbach sitzt in seinem von Noten überladenen Büro und lauscht konzentriert.
Ich spiele ihm zwei Stücke auf meiner
Querflöte vor. Erst ein schnelles, dann
ein langsames. Und danach noch Tonleitern und vom Blatt lesen! „Das war
ja ganz gut, aber Ihr Rhythmus ist etwas unregelmäßig“, meint der Orchesterleiter. Ja, ich weiß, das ist die Aufregung. Meine Hoffnung ist vergebens:
Er setzt mich erstmal auf die Warteliste.
Wer Musik im Hauptfach studiert, hat
es da besser: Hier ist ein Orchesterschein Pflicht. Das sichert den Betroffenen einen Platz in den begehrten Reihen des Uni-Ensembles. Flöten- und
Klarinettenspieler müssen circa fünf
Semester warten, Oboen und Fagotte
sucht Goldbach immer. Auch von
Streichinstrumenten kann er nie genug
bekommen.
Sieben Vorzeichen
in einem Stück?
Vier Semester später kommt die ersehnte Nachricht: Ich bin aufgenommen in
den Kreis der Jünger Goldbachs! Schon
die erste Probe gefällt mir gut. Die Bläser sind erst mal unter sich und versuchen sich in der Feki-Mensa an Hummels Trompetenkonzert in Es-Dur.
Hilfe! Wie soll man ein Stück mit sieben Vorzeichen spielen? Michael Goldbach nimmt uns alle Furcht, indem wir
ganz langsam anfangen und Note für
Note entziffern. Und wenn es mal
schief klingt, verzieht er keine Miene,
singt sogar selbst die Töne vor. Bis in
den Ultraschallbereich. Schließlich lei-
Da sitzt zwar noch nicht jeder Griff, aber Dirigent Michael Goldbach behält die Übersicht bei den Proben zum Semesterschlusskonzert.
den Bläsern ein falscher Ton kommt,
sieht der Universitätsmusikdirektor das
ganz locker. Das sind auch die Abende,
an denen er mit uns nach der Probe im
„Café Abseits“ fachsimpelt.
Auf die Frage, mit welchem Orchester
Goldbach gerne mal zusammenarbeiten
würde, antwortet er ohne zu zögern:
„Mit meinem. Da hab ich mir was aufgebaut. Ich bin ein Laienorchesterdirigent und kann nicht erwarten, dass jeder meiner Musiker die Noten hundertprozentig beherrscht. Viele sind berufstätig und können nicht regelmäßig an
den Proben teilnehmen. Wenn jemand
mal eine schwere Stelle weglässt, stört
die Studierenden schön, stellt den
Chorleiter aber vor Probleme: „Ab und
zu muss ich Leute wegschicken, wenn
sie laut und falsch singen. Mich wundert nur, dass sie oft nicht merken, wie
falsch die Töne sind!“ Chor und Orchester könnten nie funktionieren,
wenn sie nur aus Studierenden bestehen
würden.
Der Musikdirektor verschickt regelmäßig 70 bis 80 Einladungen an Ehemalige, Kollegen und Bamberger Laienmusiker. Sie sind eine wichtige Stütze für die Unimusiker. Und eine preiswerte dazu: „Wir arbeiten eigentlich
unendgeltlich. Professionelle Solisten
„An der Stell müsst ihr e bissl leiser spiel’n! Des isch mir da in den Streichern auch zu zitterig, nehmt mehr Bogen!“
tet er als Universitätsmusikdirektor
auch den Chor.
Später geht’s ins Audimax zur Gesamtprobe. „Wir spielen weiter ab Takt
153“, ordnet Goldbach an. „Wo ist denn
Takt 153?“, fragt ein verzweifelter Hornist. „Fünf Takte nach B!“, schallt es
zurück, „also: tuddi!“ Damit ist die
ganze Gruppe gemeint, nur eben auf
Badisch.
Alles hört sich schon ganz ordentlich
an, nur manchmal ist unser Chef noch
nicht zufrieden. Er kneift die Augen
fest zusammen und erzählt uns mit geschlossenen Augen und leidenschaftlicher Gestik, wie er sich diese oder jene
Passage eigentlich vorstellt. Wenn die
Geiger mal daneben greifen oder bei
das ja keinen. Er mogelt sich halt
durch.“
Im Universitätsorchester spielen Geiger, die schon so lange da sind wie Michael Goldbach, also seit 1986. „Ich
würde nie sagen, dass die Leute gehen
sollen. Aber ein Bratscher hat mal Parkinson bekommen, das war schwierig“,
erzählt der Dirigent.
Sein Vorteil ist, auf vielen Instrumenten
wie Geige, Bratsche, Posaune und Fagott eigene Erfahrungen gemacht zu haben. Später machte er die Orgel zu seinem Hauptinstrument. „Ich würde mich
aber selber nicht mehr in mein Orchester aufnehmen!“, grinst er.
Für den Universitätschor gibt es keine
Zugangsbeschränkungen. Das ist für
kosten 6000 bis 7000 Euro, ich habe
nur 2000 pro Jahr.“ Mit Charme und
Überzeugungskraft gewinnt er dennoch
regelmäßig Profis für sich.
Über die Auswahl der Stücke entscheidet der Orchesterleiter selbst. Oft geschieht das schon über ein Jahr im Voraus. Am liebsten schmökert er dazu im
Notenbestand seiner ehemaligen Unibibliothek in Basel. Manchmal ist es jedoch einfacher, die Notenwerke über
den „Bund deutscher Liebhaberorchester“ zu besorgen.
In diesem Jahr kramte er das Trompetenkonzert in Es-Dur von Hummel, die
Sinfonie Nr. 3 von Borodin und drei
Wesendoncklieder von Wagner aus dem
Fundus hervor. Im Wintersemester ste-
hen Mozarts fragmentarisches Requiem
und eine Kyrie sowie der 13. Psalm von
Brahms auf dem Probenplan des Dirigenten.
Schwierig gestaltet sich auch die ständig wechselnde Besetzung der Gruppen: „Meine Arbeit verlagert sich mehr
und mehr zur Projektarbeit. Man bleibt
nicht mehr lange in einem Ensemble“,
erzählt Goldbach.
Fotos: kis
bei einem früheren Konzert die Partitur
verlegt habe. Zum Glück konnte er die
Stücke fast auswendig dirigieren, und
die Musiker haben noch aufmerksamer
als sonst gespielt. Trotzdem werde ich
vorher noch mal einen prüfenden Blick
Rappelvolle Kirchen
im Piemont
„Ich habe mir vorgenommen, den Kontakt zum Orchester aufrecht zu halten.
Jeden Sommer ist ein kleiner Teil der
Bamberger Musiker unterwegs in Europa. Es würde mich schon reizen, einmal
in einer kleinen Kirche im Piemont Musik zu machen.“ Die Oboistin drei Sitze
weiter erzählt mir begeistert von einem
Orchesterseminar in Italien. Neben den
täglichen Proben blieb abends noch genügend Zeit für ein Glas Wein. Manchmal trafen sich auch einige zur morgendlichen Probe auf einer sonnigen
Wiese. Ihre Bemühungen wurden reichlich belohnt: „Die Kirchen waren rappelvoll“, berichtet sie mit glänzenden
Augen.
Es ist mittlerweile zehn Uhr geworden,
die Probe ist vorbei. Unser Dirigent
verkündet: „So, wir sind jetzt fast am
Ende unserer Bemühungen angelangt.“
Wir gucken uns fragend an:
Bemühungen? Eigentlich fühlen wir
uns für das Konzert gerüstet. Nervosität
verspüren wir kaum, nur ein leichtes
Kribbeln. Können wir das Tempo des
Solotrompeters halten? Hoffentlich
spielt keiner in eine Pause rein, denke
ich. Und fallen auch niemandem die
Noten runter? Neulich erzählte der
Dirigent mir unter vier Augen, dass er
Der richtige Takt ist gefunden!
auf das Dirigentenpult werfen. Sicher
ist sicher! Michael Goldbach sieht dem
Auftritt relativ gelassen entgegen: „Ich
verspüre nur eine positive Anspannung,
maximal Alarmstufe eins.“ Wie beruhigend. Jetzt kann ja nichts mehr schief
gehen!
Das Universitätsorchester probt übrigens jeden Dienstag von 19 bis 22 Uhr
und der Chor immer mittwochs von 18
bis 21 Uhr im Audimax. Am Sonntag,
18. Juli, findet um 11 Uhr das Sommerabschlusskonzert als Matinée im
Audimax statt.
SERVICE.
Die vierzehn Nothelfer
Wenn Bartholomäus, Peter und Paul nicht mehr weiter wissen... OTTFRIED hilft Prüflingen
Von Susanne Martin
Das Leben ist hart – das wissen wir. Besonders in der Prüfungszeit. Aber es
gibt tausende Möglichkeiten, die Klausuren heil zu überstehen und sich dabei
auch noch das Leben zu versüßen. Testet selbst:
1. Bachblüten
Von Wissenschaftlern belächelt und
nachgewiesen: die Methoden des
Briten Edward Bach. Salbe oder
Tropfen sind sehr kostengünstig und
völlig risikofrei. Wirkung: Schon vier
bis fünf Tropfen helfen überraschend
schnell und ausgezeichnet gegen Stress,
Prüfungsbammel und Schweißausbrüche. Die Salbe hilft bei äußerlichen
Auswüchsen. Geeignet für: alle (Un)Gläubigen. Nebenwirkungen: Keine!
Erhältlich: In ausgewählten Apotheken.
2. Baldrian
Reinste Nervenmassage und schlafen
wie ein Baby. Die Pastillen sind lecker,
machen ruhig und zufrieden. Wirkung:
Beruhigend. Geeignet für: alle, die zur
Hyperaktivität neigen oder nicht schlafen können. Nebenwirkungen: Nicht
nur Katzen sollen danach süchtig sein.
Erhältlich: Als Pastillen in Apotheken.
Auch als Tee.
3. Beischlaf
Diesmal das Mittel zum Zweck. Wirkung: Euphorie, postkoitale Entspannung, positive Energie. Geeignet für:
Alle geschlechtsreifen Singles und
Nichtsingles dieses Planeten. Nebenwirkungen: blitzartige Ermattung
(öfter bei männlichen Zeitgenossen),
dicke Bäuche (seltener bei männlichen
Zeitgenossen).
4. Die wahren 14 Nothelfer
Einst erschienen Peter, Paul & Co
einem Bauern auf dem Felde. Dort steht
nun die prächtige Kirche und ruft zum
Gebet. Wirkung: Es liegen bisher noch
keine Ergebnisse vor. Geeignet für:
Katholiken und gottesfürchtige Studierende. Nebenwirkungen: Keine bekannt. Erhältlich: B173 Richtung Staffelstein – Vierzehnheiligen.
5. Freunde
„Freunde sind Engel, die einem fliegen
helfen, wenn man seine Flügel verloren
hat.“ Wirkung: Die Rundherumversorgung: Gute Laune, Auskotzen, seelische
Streicheleinheiten,
gute Ratschläge, dumme
Sprüche, verrückte Aktionen und nicht allein sein.
Nebenwirkungen:
Das zu hören
kriegen, was
man nicht hören will.
6. Koffein
Längst
Überlebensmittel
aller
Studierenden.
Tiefschläge.
Erhältlich:
In gut sortierten
Wirkung:
Unis.
In reinster Zum Haareraufen und Hautabziehen. Märtyrer 9.
Party,
Bild: hhh A b f e i e r n ,
Form hält Bartholomäus hatte es nicht einfach...
es
einen
Party
auf Trab. Warum eine Nacht durchmaWozu ist man jung und studiert? Wirchen, wenn auch eine Woche geht? Gekung: Freier Zugriff auf andere Noteignet für: Menschen mit starken Nerhelfer (siehe Nummer 3, 5 und 10) Geven. Nebenwirkungen: Schweiß, Nereignet für: Jeden! Nebenwirkungen:
vosität, Schlafstörungen, extrem lange
„Der Morgen danach“, Verluste im
Regenerationszeit (tagelanger komatöZeitmanagement.
ser Schlaf). Erhältlich: Als reines Pul10. Rotwein
ver in der Apotheke, als Getränk in CaDer Klassiker. Aber unterschiedliche
fés, aber auch zum Lutschen in lecker
Ergebnisse: entweder es flutscht oder
Bonbons.
man schnarcht. Geeignet für: Fein7. Kräutertee
schmecker mit variablem Geldbeutel.
Der getestete Tee enthielt eine MischNebenwirkungen: Bei übermäßigem
Gut einkaufen bei tegut
Neuer Öko-Supermarkt beruhigt Gewissen
(www) Ökologische Gewissensbisse:
Grün wählen und trotzdem bei den großen Discountern einkaufen? Dieses
Schicksal hat jetzt ein Ende. Seit Juni
hat eine Filiale des ökologisch ausgerichteten Supermarktes tegut in Bamberg gegenüber des Bahnhofs seine
Pforten geöffnet. Zwar eignet sich tegut
nicht für einen anthroposophischen
Wandertag, eine Alternative zum Wegwerfkonsum stellt die Kette aber dar.
Seinen Hauptsitz hat tegut in Fulda und
langsam erobert er den süddeutschen
Raum. In Coburg und Würzburg gibt es
schon länger Filialen.
Was zeichnet tegut aus? Die Hintergrundmusik ist es auf keinen Fall, aber
die 1 800 Bio-Artikel von 20 000 sprechen für sich. Bei Discountern kommt
man im Schnitt auf 1,8. „Gentechnik
kommt bei uns nicht ins Regal“, meint
ung aus Johanniskraut (gute Laune),
Baldrian (Nerven) und Guarana (Fitness). Wirkung: Die Probandin sah
sich außer Stande, mehr als zwei Schlucke davon zu sich zu nehmen. Geeignet
für: alternative Kräuterhexen. Weniger
geeignet für: Menschen mit feinen Geschmacksnerven. Erhältlich: In gut
sortierten Kräuterläden, Teeläden oder
im Eine-Welt-Laden. Extra
mixen lassen!
8. Lerngruppe
Geteiltes Leid ist halbes
Leid. Wirkung: Antworten auf Fragen und
mehr Sicherheit im
Stoff. Geeignet für:
Geplagte Studierende.
Nebenwirkungen: Verwirrung pur,
Höhenflüge und
Filialleiter Markus König. Konsequenterweise hat die Firma eine Stiftung gegründet, die Nahrungsmittel auf gentechnische Veränderungen und auf deren Auswirkungen untersucht.
Keine Dauernörgler,
nur entspannte Leute
Klar gibt es abgepacktes Brot, versiegelte Wurst und Plastikkäse. Dafür
leistet sich tegut den „sozialen Luxus“,
hinter Käse- und Wursttheken und in
der kleinen Bäckerei Fachpersonal zu
beschäftigen. Beim Einkaufen trifft
man keine Dauernörgler, sondern entspannte Leute, die bei Fragen gern Auskunft geben. Fazit: Sozial und ökologisch vorteilhaft, tegut tut Bamberg gut.
Weitere Informationen: www.tegut.com
Genuss: Erbrechen oder Diarrhöe.
11. Schlaf
Das Wundermittel überhaupt! Am
schönsten ist er dann, wenn er verboten
ist. Wirkung: Erholung über Nacht.
Geeignet für: Alle. Weniger geeignet
für: Siebenschläfer. Nebenwirkungen:
Suchtgefahr!
12. Schokolade
Nicht nur bei Liebeskummer gut (möglicher Fehlversuch von Nummer 3?).
Wirkung: Alles geht ein bisschen einfacher. Geeignet für: Naschkatzen und
Endorphin-Junkies. Nebenwirkungen:
Gewichtszunahme, Pickel (nach unbestätigten
Gerüchten)
und
Schokomünder. Erhältlich: Angebote
von fremden Männern meiden und ja
nicht mit ins Auto steigen!
Die Lösung für
Langsamleser
13. Schnell-Lese-Methode
1. Lektion: Welche Fragen habe ich an
das Buch? 2. Lektion: Querlesen. 3.
Lektion: Komplette Seite mental „scannen“, statt jedes Wort einzeln zu lesen.
Das Unterbewusstsein liest mit. Wirkung: Beruhigt die Nerven, wenn man
weiß, dass man ein dickes Buch auch in
drei Stunden im Kopf haben kann. Üben! Geeignet für: Langsamleser und
Zu-spät-dran-Seier. Nebenwirkungen:
Man fängt noch später an. Literatur:
Paul R. Scheele: Photo-Reading. 1995.
14. Sport
Schach und Sportschau gilt nicht!
Wirkung: Macht den Kopf frei und den
Körper fit. Geeignet für: Alle (zukünftigen) Sportskanonen und Couchpotatoes. Nebenwirkungen: Knackige
Hintern, stramme Oberarme und Hunger.
Fränkisches
Seenland
(www) „So ein richtiger Badesee
wäre jetzt eine Erleichterung meines
Daseins.“ Welcher Studierende hat
sich das an heißen Sommertagen
noch nicht gedacht? Die CSU hat
anno dazumal für die Münchener
Studierenden den Ammer- und den
Chiemsee anlegen lassen. Aber für
Bamberger? Mitte der 80er wurde
diese Benachteiligung bereinigt, und
seitdem gibt es 50 Kilometer südlich
von Nürnberg das „Fränkische Seenland“. Ursprünglich waren Altmühl-, Brombach- und Rothsee geplant, um die Wasserversorgung
Frankens sicherzustellen, heute sind
die drei Sammel- und Planschbecken für jährlich zwei Millionen
Touristen.
Vogelparadies und
drei Wasserleichen
Der Altmühlsee bietet für Naturfreaks eine überregionale Attraktion: die Vogelinsel. Der Landesbund für Vogelschutz bietet Führungen an. Zum Baden und zum
Feiern ist eher der Brombachsee
geeignet. Die Strände sind jedoch
entweder von besoffenen Abiturienten oder schwäbischen Familien belagert. Auch Taucher können sich
austoben; außerdem warten seit
2000 noch drei Wasserleichen auf
ihre Entdecker. Genial ist der
Radweg um den See. Der Rothsee
ist der kleinste, aber am schnellsten
zu erreichende See: Gen Süden auf
der A73 nach Nürnberg, dann in
Richtung München, Ausfahrt Allersberg. Ein Segelturn ist auch 120 km
von Bamberg entfernt. Für 22 Euro
mit der Bahn auch fast gratis,
schwäbische Spießer-Urlauber und
fränkische Bauern inklusive.
Scheiblettenkäse Deluxe
Festival-Tagebuch eines berauschten OTTFRIED-Redakteurs
(hhh) Neben dem Gehirn ist die Leber
das einzige menschliche Organ, das
über kein Nervensystem verfügt. Dieser
Umstand kam acht OTTFRIED-Redakteuren vom 25-27. Juni sehr zugute.
Denn es galt, drei Tage Rock n´ RollLifestyle beim SOUTHSIDE-Festival
in Tuttlingen am Bodensee zu zelebrieren.
Ein Line-Up wie aus dem Bilderbuch,
ein bestandenes Diplom (in einem Fall)
und als Zugabe eine positive Wetterprognose. Ergo: Allerbeste Voraussetzungen für ein perfektes Wochenende
mit Grillabenden, edler Beschallung
und mit wenig Festival-typischen PostRegenguss-Siff.
Erstes Bier, Isomatte raus, Fackel an,
zweites Bier. Die Nacht ist arschkalt,
irgendwann wird es hell, wir sind noch
da, das Bier nicht.
Freitag, 25. Juni: Erstes Festival-Highlight: Tomte! Grandiose Performance,
viele bewegende Ansagen ohne Kitsch
und Pathos. Thees Ulmann ist ein Ge-
Abend endet mit melancholischem
Bombast à la Within Temptation. Perfekte Show trotz Erkältung.
Sonntag, 27. Juni: Festivalalltag. Eine
Frau rollt in einer fahrenden Badewanne, eine Truppe Punks essen in mitgebrachter Wohnzimmer-Garnitur ihr
Frühstückssteak. Bandprogramm heute:
Von Toastbrot bis
Tomte – grandios!
Donnerstag, 24. Juni: Vom Zeltorganisieren bis zur Billigdiscounter-Invasion
mit Endzeit-inflationärem BierkaufVerhalten wurden sämtliche vorbereitungsspezifischen Festival-Standarten
eingehalten. Die Frauen: Martini, Wodka, Kirschlikör, Wein (rot). Der nette
Versuch, selbst unter Extrembedingungen noch eine zivilisierte Trinkkultur
aufrecht zu erhalten. Die Männer: Bier!
Aus Preisgründen sogar aus der Plastikflasche mit Schraubverschluss. Weitere
Highlights: Toastbrot, Scheiblettenkäse, Ravioli, Wasser (Zähneputzen),
Tetrapaks (Alk fürs Gelände). Ankunft
Tuttlingen etwa ein Uhr nachts, Zelt
vom Vorauskommando bereits vorbildlich aufgebaut, scheint sogar zu halten.
Träumt von Steaks, Beatsteaks, Bier und netten Mädels.
nie. Im Anschluss: Gentleman, Cypress
Hill („Do you like smokin´ joints?“),
Fanta 4 in Höchstform.
Samstag, 26. Juni: Der erste Tiefschlag:
David Bowie kommt nicht. Krankenhaus nach dem Auftritt beim Hurricane.
Dafür sind Ash und die Sportfreunde
Stiller die Sympathieträger des Tages.
Missmanagement des Tages: Simultane
Spielzeiten von Placebo und den Beatsteaks, Pendelverkehr! Gewinner: Beatsteaks, Deutschlands Beste! Knaller des
Tages: Die eigentlichen Erfinder des
Emo-Hardcore, Life of Agony. Der
Foto: ux
Billy Talent (raw power, Fugazi-Cover),
Franz Ferdinand (So muss ein Song
aussehen!), The Hives (cool-arrogant),
The Cure (Hit-Verweigerung, aber
groß).Überraschung des Tages: Ex K´s
Choice-Sängerin Sarah Bettens. Gott,
was für eine Stimme! Trotz Regenguss
mochte keiner weggehen.
Fazit: Sowohl musikalisch als auch
sonst berauscht. Bei einem EsperantoKleidungshändler noch eine fesche
Mütze erstanden. Sie wird das Einzige
sein, das morgen nicht in die Waschmaschine kommt! Aber erst morgen!
CAMPUS.
Von der Uni auf zur Arbeit
Eben noch im Hörsaal, jetzt schon im Studio: Das neue Gesicht bei VIVA heißt Nela und hat früher in Bamberg Germanistik studiert
Von Kira-Katharina Brück
Noch vor ein paar Wochen konnten wir
bis zur nächsten Vorlesung warten, um
mit Nela Neuigkeiten zu bequatschen.
Wenn wir sie heute sehen wollen, müssen wir den Fernseher einschalten. Da
lacht sie uns dann zwar auch entgegen,
aber eben nicht nur uns, sondern auch
allen anderen Menschen, die gerade
VIVA schauen und sich von Nela etwas
über die aktuellen Platzierungen der
Charts erzählen lassen. So schnell kann
es gehen.
Anstatt in der U5 Vorlesungen über
deutsche Literatur zu lauschen, jettet
sie jetzt mal eben nach Los Angeles,
um Enrique Iglesias zu interviewen.
„Seit April passiert alles im Zeitraffer“,
sagt Nela. Manchmal kann sie es selbst
noch gar nicht fassen, keine Studentin
mehr zu sein. Ab und zu nimmt sie in
einer freien Minute doch noch mal ihre
Deutsche Literaturgeschichte zur Hand
und blättert darin herum. „Aber viel
Zeit bleibt für so etwas nicht. Ich bin 24
Stunden am Tag Moderatorin und lebe
diesen Job.“
24 Stunden am Tag
VIVA-Moderatorin
Nela kam in diesem Frühjahr durch ein
in fünf deutschen Städten stattfindendes
Casting zu VIVA. Sie probierte es in
nimmt sie sich momentan noch viel länger Zeit als die anderen Moderatoren.
„Es braucht einfach, bis man den eigenen Stil gefunden hat. Bei VIVA wird
man nicht ‘gemacht’, sondern man
macht sich selber“.
In Los Angeles mit
Enrique geplaudert
Dieses Lächeln hat VIVA überzeugt. Nun strahlt es täglich ab 15 Uhr auf Deutschlands Mattscheiben.
Leipzig. Aus einer Menge wurden 20
Leute herausgezogen, fünf bis zehn Minuten lang wurde jeder Bewerber getestet: Sendung und Clip anmoderieren,
Rollenspiele und Interviewsituationen
standen auf dem Programm. Dann wurde nach einem K.O.-Prinzip aussortiert.
Plötzlich war Nela unter den letzten
zehn und gewann dann letztlich.
Wenige Wochen später brach sie während des laufenden Sommersemesters
ihr Studium in Bamberg ab und zog
nach Köln. Seitdem sieht Nelas Tagesablauf ständig anders aus. „Keine Woche ist wie die vorherige“, sagt sie und
erklärt, wie ein typischer „Interaktiv“Tag so aussieht. Zehn Uhr Redaktion:
Vorbereitung auf die Sendung, die
Gäste, die Gewinnspiele und Sichtung
der neuesten Clips. 12 Uhr Redaktionssitzung. 13 Uhr Styling. 13.30 Uhr
Maske. Um Viertel vor drei schnappt
sich Nela dann die Moderationskarten,
wird verkabelt und los geht’s in die
Wie laut ist die neue TB4?
OTTFRIED ist den Beschwerden einiger Studierender nachgegangen
(ulf) Hell und modern. Das Prädikat ist
der TB 4 sicher. Aber ruhig? Zu laut sei
es hier und es dringe zu viel Lärm von
der Ausleihtheke in die Lesebereiche,
meinen Studierende. „Hinten ist die
Ruhezone“, erklärt Sebastian Köppl.
„Die Regale dienen als Schallbrecher.“
Der Fachreferent der Uni-Bib für Literaturwissenschaften passiert die Reihen
mit den Zeitschriften und deutet auf die
hinteren Leseplätze im Erdgeschoss der
neuen TB 4. „Die offene Theke ist ein
Problem, aber man kann das nicht völlig isolieren. Wir wollen ansprechbar
sein“, so Christiane Lauterbach, Leiterin der Ausleihe in der TB 4. Deswegen
könne es im vorderen Bereich der TB 4
relativ laut werden. Ausleihtheke, PCs
und die Semesterapparate sorgen für einen erhöhten Lärmpegel. Ebenso die
Holztreppe: harte Sohlen knallen wie
Stiefel auf dem Kasernenhof.
Grabesruhe statt
Männlein-Laufen
Dennoch ist hier ungestörtes Arbeiten
möglich. An den hinteren Leseplätzen
ist vom Publikumsverkehr des Eingangsbereichs kaum noch etwas zu hören: Grabesruhe anstatt Männlein-Lau-
An zu viel Lärm hatte bei der Eröffnung wohl niemand gedacht.
fen. Und wem das immer noch zu laut
ist, kann sich in einen isolierten Raum
im ersten Stock zurückziehen. „Die drei
Arbeitsräume sind noch nicht in Betrieb. Aber im Laufe des Sommers werden sie fertig sein“, sagt Lauterbach.
Bis dahin ist dann auch der „Glaskäfig“
im Erdgeschoss ausgerüstet: Hier sollen Scanner elektronische Kopien ermöglichen. Denn es gibt nur einen Kopierer - erst Ende des Jahres rechnen
die Bibliothekare mit einem zweiten
Gerät. „Die Mittelkürzungen betreffen
auch uns“, legt Köppl dar. Deswegen
Foto: ulf
sind die PCs in der Bibliothek nicht
neu, sondern geliehen.
Die finanzielle Situation lässt den Erweiterungsbau der TB 4 in weite Ferne
rücken. „Es gibt keine Termine. Aber
der Bau ist dringend notwendig“, meinte Rektor Ruppert während der Einweihungsfeier am 16. Juni. Wolfgang
Strietzel, Fachreferent im Ministerium
für die Uni Bamberg, überbrachte ein
Grußwort von Minister Goppel. Er
weckte wenig Hoffnung: „Wann wir
wieder einen solchen Tag feiern können, wissen wir nicht!“
Widerspruch einlegen ist möglich!
(kk) 108 Euro statt der üblichen 28: Die
Rückmeldung wird ab dem Wintersemester teuer. 35 Euro verlangt das Studentenwerk, 23 Euro kostet das neue
Semesterticket. Jetzt sind auch noch 50
Euro Verwaltungsgebühr fällig. Die
sollen laut den Studierendenvertretern
erst mal unter Vorbehalt überwiesen
werden. „Wir versuchen, gegen die Verwaltungsgebühren anzugehen. Denn
das Geld kommt nicht den Unis zugute,
sondern fließt direkt in den bayerischen
Staatshaushalt. Es darf nicht sein, dass
hier die Uni als Inkasso-Unternehmen
fungiert“, so Thomas Lörner von der
Fachschaft G/Geo.
Derzeit läuft eine Klage der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
(GEW) gegen die Verwaltungsgebühren. Die Chancen für einen Sieg sind
gering. Dennoch rät Thomas, in zwei
Schritten gegen die Verwaltungsgebühren anzugehen: Erst 50 Euro der
Rückmeldegebühr unter Vorbehalt
überweisen und dann in den folgenden
vier Wochen offiziell Widerspruch ein-
legen. Derzeit arbeiten die Fachschaften an einem Musterbrief, den die Studierenden verwenden sollen. Die Studierendenvertreter haben bereits erreicht, dass der Widerspruch euch auch
im Falle einer Ablehnung der Klagen
nichts kostet. „Nur, wer persönlich
Widerspruch einlegt, hat Chancen, sein
Geld zurückzubekommen. Wir hoffen,
dass sich möglichst viele Studierende
an der Aktion beteiligen, denn die Verwaltungsgebühren sind der erste Schritt
zu Studiengebühren,“ meint Lörner.
Foto: VIVA
Live-Sendung. „Die Charts werden
immer aufgezeichnet, da lese ich vom
Tele-Prompter und habe auch ein Autorenteam, das mir bei den Texten hilft,
wenn es gerade stressig ist“, erzählt
Nela. Ansonsten moderiert sie
Außendrehs, die meist spontan und
nicht regelmäßig sind. Wie zum
Beispiel ihr Trip nach Los Angeles, von
dem sie gerade erst zurückgekommen
ist. Viel Zeit für Jet-Lag bleibt aber
nicht. Allein fürs Klamotten-Aussuchen
In der kurzen Zeit, in der Nela nun
VIVA-Moderatorin ist, hat sie eines
schon gelernt: „Bloß nicht verkrampfen“, lautet ihre Devise. Besonders
dann, wenn sie Stars wie Anastacia oder
eben Enrique interviewt. Letztens bekam sie während einer Sendung Tränen
in die Augen, als die Söhne Mannheims
spontan ein Lied trällerten. Und das
war auch noch live! „Bisher waren alle
Künstler sehr nett. Die wissen einfach,
worauf es ankommt.“ Das weiß Nela
auch schon: „Was für mich immer noch
am meisten zählt, ist wahre
Freundschaft! Ständig passiert so viel
um mich herum, ich lerne dauernd so
viele Leute kennen. Da verliert man
schnell den Überblick“, gibt sie zu
bedenken. Und deshalb nimmt sich
Nela im August erst mal Urlaub und
kommt nach Bamberg. Vielleicht sehen
wir sie dann, wie früher, mit der
„Deutschen Literaturgeschichte“ unterm Arm zur Bib schlendern.
Kreuzritter der Neuzeit
Minas Voigt hält einen unglaublichen Vortrag
(kok) „Glauben Christen und Muslime
an denselben Gott?“ Bei dem Thema
erwartet man in der heutigen Zeit versöhnliche Worte. Dass es anders geht,
zeigte der in Hof lebende Ägypter Minas Voigt, der auf Einladung der Bamberger Studentenmission am 22. Juni
dazu referieren sollte.
Als junger Muslim kommt Voigt mit
dem Christentum in Kontakt und ist
von dessen Heilslehre fasziniert. In
Kairo beginnt er ein Studium der Islamwissenschaft, um später in seiner Doktorarbeit zu zeigen, dass im Koran das
Christentum als einzig wahrer Glauben
beschrieben wird. Die Promotion wird
abgelehnt, und Voigt kommt wegen
Häresie vor Gericht. Er wird inhaftiert,
gefoltert und von seiner Familie verstoßen. Wieder frei, wird er Opfer eines
Attentats. Voigt überlebt, seine Verlobte
stirbt. Nur durch Zufall kann er fliehen
und gelangt nach Deutschland.
Betretenes Schweigen herrscht im Saal.
Ungeheuerlich erscheint seine Geschichte. Man ist geneigt, Parallelen zu
frühchristlichen Märtyrern zu ziehen.
Trotzdem können sich manche des
Eindrucks nicht erwehren, Voigts Vita
gleiche einer erfundenen Seifenoper.
Und man ahnt, dass bei diesem Hintergrund objektive Aussagen schwierig
werden.
Eine sonderbare Theologie, die sich
Voigt zurechtgelegt hat: Bei der Schöpfung sei der Gott der Christen und
Muslime noch derselbe. Wenn es aber
um die Erlösung gehe, könne der muslimische Gott dem christlichen nicht
das Wasser reichen. „Die Muslime“, so
Voigt, der ständig brüllt, „sind die
Knechte Gottes.“ In dem dualistischen
Bild, das er entwickelt, stünden sie auf
der Seite des Teufels, die Christen auf
der der Erlösung. Auf Einwände des
Publikums ging er übrigens nicht ein.
So blieb er auch die Fundstellen für seine Erkenntnisse schuldig. Wissenschaft
und Glaube schließe sich nun mal aus,
bemerkte Voigt.
Zuhörer verlassen
frühzeitig den Saal
Die Veranstalter entschuldigten sich für
Voigts Auftritt. Keinen wissenschaftlichen Vortrag, sondern seine subjektive
Sicht habe er dargebracht. Der Abend
wirkte verstörend, ein durchaus christlicher Wert schien dem Referenten zu
fehlen: Toleranz. Die letzten Minuten
nutzte er noch dafür, laut schreiend
Mission zu betreiben, und wer darauf
hin den Saal verließ, wurde mit wütenden Zurufen bedacht.
CAMPUS.
Wetter gut, Demo schlecht
Münchener Kommilitonen haben kein Protestpotential und lassen Bambergs Studierende in der prallen Sonne stehen
Von Sven Becker
und Ulf Berlinger
Das Damoklesschwert Studiengebühren schwebt weiterhin über Bayern.
Noch in diesem Jahr gibt es eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts über das Hochschulrahmenge-
Gebühren vorgestellt. Wichtigster
Grundsatz: Die Gelder bleiben an den
Hochschulen. Sie selbst sollen die Höhe der Gebühren festlegen und deren
Einsatz bestimmen dürfen. Und der
Freistaat sorgt für günstige, sozialverträgliche Darlehen für die Studieren-
von der Begabung, nicht vom Geldbeutel abhängen. Dennoch enthalten die
Vorschläge nur Stipendien für Hochbegabte. Unterstützung für Kinder aus sozial schwachen Familien finden sich
darin nicht. „Die Gebühren werden
etwa 600 Euro betragen“, so Paul Bilsdorfer (USI) auf der Vollversammlung
der Fakultäten SOWI und WiAI Anfang
Juni. „Die Gebühren bringen keine
volleren Kassen für die Unis. Die
Mittelkürzungen und Einsparungen
fressen den Zusatzeffekt auf.“
Erst Feier,
dann Protest
Bambergs Studierende hatten zahlreiche Transparente und Banner mitgebracht.
setz. Falls die Richter das Verbot von
Studiengebühren kippen, rechnen die
Fachschaften der Uni Bamberg mit der
Einführung ab dem Sommersemester
2005.
Das bayerische Wissenschaftsministerium hat bereits sieben Thesen zu den
den. Hört sich nicht schlecht an. Modelle für die Finanzierung gibt es aber
trotzdem nicht.
Wissenschaftsminister Goppel äußerte
seine Maxime für ein Beitragssystem
schon im Mai gegenüber Studierendenvertretern: ’Studium ja oder nein’ soll
Wie wenig sie von den Plänen der
Staatsregierung halten, zeigten am 17.
Juni mehr als 300 Bamberger Studierende auf einer Demonstration in München. Gemeinsam warben Fachschaften
und USI wochenlang für die Fahrt. Sogar eine „Protest-Party“ im Innenhof
der Feki hatte es gegeben. In München
Der Scheißhaus-Report
Aufgedeckt: Aggressionsabbau durch Klosprüche sichert Weltfrieden
Nun auf „komm in das totgesagte Klo
und schau!“ (Mensa U5).
In der TB 3 wird auf grundlegende Regeln hingewiesen: „Bitte keine Zigarettenkippen in die Urinale werfen“. Ein
Eddi (kurz: Eddinger als Synonym für
Schmierer) kann das sehr wohl akzeptieren, denn „Wir scheißen ja auch nicht
in eure Aschenbecher, und ihr kennt
uns!“ Klotüren beschmieren ist ein
(www) Scheiße kann inspirieren. Zum
Beispiel, wenn der Bamberger Student
frustriert auf der Kloschüssel sitzt und
sich denkt: „Eigentlich würde ich ja lieber das Audimax bestuhlen oder im
Rechenzentrum den Kot eingeben, aber
jetzt sitz’ ich hier und
kann nicht anders.“ Manche Menschen richten
dann ihre Aggressionen
gegen sich selbst und versuchen sich mit Toilettenpapier aufzuhängen. Zum
Glück macht sich die Firma Edding um den sozialen Frieden in unserem
Land verdient: Der Edding wandelt pure Zer- Einige werden erst auf dem Lokus kreativ.
Menschenrecht, das die UNO wohl verstörungswut in kreative Wandbemalung
gessen hat. In F309 weist ein Eddi auf
um. Hey, es hätte keinen Irakkrieg gedie Einschränkung seiner Redefreiheit
geben, wenn George W. Bush jetzt noch
hin: „Klotüren streichen ist wie Bücher
im Oval Office die Damenklos beverbrennen.“ Leitgedanke der Eddis:
schmieren würde. Edding – Friedens„Some come here to sit and think, some
nobelpreisträger 2005 – eine Vision
come here to shit and stink, I come to
könnte wahr werden.
scratch my balls and read the writings
Die Uni-Klotüren haben uns also vor
on the walls.“
den Weltkriegen drei bis sieben gerettDie Erlebnisgesellschaft braucht Orte
tet. „Kreativität statt beschissener Deder Reflexion und des Abwägens
struktion.“ Unter diesem Motto wollen
(U5/013): „I’m sitting here and meditawir in den folgenden Ausgaben in die
te, should I piss or masturbate?“ Eddis
Welt der Klotüren-Sprüche eintauchen.
haben auch ein Herz für ganz normale
Toilettenbesucher, in jeder Lebenslage
verteilen sie gute Ratschläge (F112):
„Willst du einmal richtig kacken, leg
die Hände in den Nacken, und die Ellen
auf die Knie, dann kannst du scheißen
wie noch nie!“ Manchmal bräuchte
man jedoch übermenschliche Kräfte,
um den Visionen einiger Eddis nachzukommen (F146): „Any idiot can piss on
the floor, but it takes a real
hero to shit on the ceiling!“
Und ein Tipp an Manuel
(TB 3): „Hör auf deinen
Darm!“ Freude und Trauer
liegen auf Universitätstoiletten oft dicht beieinander:
„Was ich hasse: Wenn mir
die Scheiße noch halb in
der Röhre hängt und nicht
in einem Stück heraus
Fotos: kkb will!“ Ein hartes Schicksal,
das sich in der U5 bei der Mensa abgespielt haben muss. Aber nicht verzagen,
es kommen auch wieder bessere Tage
(F309): „Hab Sonne im Herzen und
Zwiebeln im Bauch, da kann ich gut
furzen und Luft hab ich auch!“ Trotz
allem sollte man nicht zu lange auf dem
Lokus bleiben. Denn der heutige Teil
unserer Serie endet mit der alten Volksweise (Feki Mensa): „Auf diesem
Scheißhaus sitzt ein Geist, der jedem,
der zu lange scheißt, von unten in die
Eier beißt.“
Hinter den Bannern fanden sich nur 1000 Studierende ein.
bildeten die Bamberger mit Trommeln
und Megafon die lauteste Fraktion unter den Demonstranten. „Wir sind hier
und wir sind laut, weil ihr uns die Bildung klaut!“ und „Gebühren sind total
unsozial!“ An griffigen Parolen fehlte
es nicht während des Protestzuges
durch die Landeshauptstadt. Eher an
Teilnehmern, denn nur rund 700
Münchener Studierende beteiligten sich
an den Protesten. Aus anderen Städten
waren kaum Leute vertreten. „Wir haben schon mit mehr Unterstützung gerechnet. Hätten sich im Verhältnis
Fotos: ulf
ebenso viele Münchener wie Bamberger beteiligt, wären über 10 000 gekommen“, äußerte sich eine Bamberger
Studentin enttäuscht über die Münchener Resonanz. Offensichtlich hatte das
schöne Wetter viele vom Demonstrieren abgehalten. Die bayerische Staatsregierung wird vermutlich wenig beeindruckt gewesen sein von dem Protestzug. „Vielleicht müssen die Studiengebühren erst beschlossene Sache sein,
bevor viele realisieren, was auf sie zukommt“, brachte es ein Teilnehmer auf
den Punkt.
Europa – Wir sind dabei
Erasmusstudierende bewerten den EU-Beitritt
(kis) Europa ist überall: Eurovision
Song Contest, Fußball-Europameisterschaft und Erasmusstudium. Seit dem
Beitritt von zehn neuen Staaten in die
EU ist das Wort „Osterweiterung“ in
aller Munde. Wie sehr sich die heutige
Generation für Europa interessiert,
zeigt eine Befragung von Studierenden
aus den Beitrittsländern.
Arbeitsplatzabbau in Litauen?
Kristina Radzeviciute (25) aus Litauen
berichtet, dass dort 91 Prozent aller
Wähler für den Beitritt zur EU gestimmt haben. Die Vorteile des Beitritts
sieht sie vor allem in der Umweltpolitik: „Unter der Sowjetunion war das
kein Thema. Jetzt erfahren die Leute,
dass man nicht ständig nehmen kann,
ohne zu geben. Viele sind stolz auf unsere Seen, denken aber nicht daran,
dass man sie bewahren muss.“ Einen
Nachteil sieht sie darin, dass in der kleinen Stadt Ignalina der letzte Atomkraftwerk-Reaktor bis 2009 geschlossen
werden muss und damit 5000 Arbeitsplätze wegfallen. Der Anteil der
Landwirtschaft am BIP muss von zwei
auf sieben Prozent schrumpfen. Kristina ist sich aber sicher, dass die „schlauen, offenen und herzlichen Menschen“
in Litauen diese Aufgaben bewältigen
können. Für Petra Eflerová (21) aus
Prag ist Europa eine Gemeinschaft von
trag für die EU liegt vor allem im Kulturbereich: Vaclav Havel, Milan Kundera, Antonin Dvorcak, Bedrich Smetana. Noch spürt Petra keine Auswirkungen der jungen EU-Mitgliedschaft:
„Europäerin war ich mein ganzes Leben lang schon. Im Alltag merkt man
nicht, dass man EU-Bürger ist.“
Nicht sehr positiv sehen die Polen die
neue Partnerschaft: „In Warschau gab
es am 1. Mai eine Demo gegen den Bei-
Lukasz Kazmierczak aus Polen
tritt. Dort herrscht keine große Euphorie“, beschreibt Lukasz Kazmierczak
(24) aus Posen die Stimmung in seinem
Land. Nur 20 Prozent aller Polen gaben
Europa ihre Stimme. Es herrscht große
Politikverdrossenheit: „Unsere Politiker sitzen nur im Europäischen Parlament, um dafür Geld zu kriegen“, denken wohl viele. Einen Vorteil der Osterweiterung sieht Lukasz in der Freizügigkeit der Arbeitnehmer, die in vielen
Ländern schon gegeben ist. In Deutschland können neue EU-Bürger spätestens in sieben Jahren arbeiten.
Bauern in Polen
ohne Unterstützung
Kristina aus Litauen
Fotos: kis
Kulturen. Die Zukunft wird erst zeigen,
wie groß die erwarteten Vorteile der
Osterweiterung wirklich sind. Petra
glaubt, dass ein Studium ohne Erasmusvertrag noch einfacher wird. Angst
haben viele Tschechen davor, dass qualifizierte Arbeitskräfte in den Westen
abwandern und dafür andere aus dem
Osten kommen. Der tschechische Bei-
Die Verlierer sind kleine Bauernhöfe im
Osten Polens, die keine Ansprüche auf
EU-Zuschüsse haben. Auch moderne
landwirtschaftliche Betriebe im Westen
bemühen sich nicht um Unterstützung:
„Viele Bauern sind zu passiv. Vielleicht
ist das noch das Erbe des Kommunismus“, vermutet Lukasz. Ein Gewinn für
die neue Gemeinschaft sind die Polen
selbst, die an nichts sparen, wenn sie
Gäste haben. Eines der Beitrittsländer
hat schon im 13. Jahrhundert seinen
Boten nach Bamberg geschickt. Er
heißt Stefan, ist heilig und aus Ungarn:
Der Bamberger Reiter.
DOMSCHERGE.
Die edlen und freien Franken
Die Bayerische Landesausstellung in Forchheim informiert über Aufstieg, Herrschaft und Fall des fränkischen Reichs
Von Wolfgang Kraus
„Grabplünderungen bereiteten den
Franken im 6. und 7. Jahrhundert große
Freude.“ Da hat sich ja wohl bis heute
nicht viel geändert. Einige Beschreibungen über das Beste aller Völker sind
unbeabsichtigt komisch, ansonsten ist
die Landesausstellung „Edel und frei –
Franken im Mittelalter“ in der
Forchheimer Kaiserpfalz eine wirkliche
Sehenswürdigkeit.
Vom 11. Mai bis zum 24. Oktober 2004
wird täglich von 9 bis 17 Uhr fränkische Geschichte anschaulich und kurzweilig dargestellt. Die Franken sind ein
eigensinniges, stolzes und sturköpfiges
Volk. Wer in einer fränkischen Bäckerei
einmal versucht hat, „Schrippen“ zu
verlangen, der kann dies wohl bestätigen. Damit der Asylantrag auf fränkischem Staatsgebiet weiterhin gewährt
wird, heißt es, die Geschichte und
Natur der Franken kennen zu lernen.
Wo kommen die Franken her? Ein
Mythos führt die Herkunft der Franken
auf die Trojaner zurück. Der Franke ist
also eigentlich Türke. Wann gab es die
ersten Franken? Genau am 9. April 326
beschlossen 30 000 Bauern und exakt
2686 Handwerker, nun Franken zu sein.
Es bedurfte einiger astrologischer
Tricksereien, um diese Bevölkerungs-
Kultur unplugged: Traditioneller Minnesang live aus Oberfranken
zusammensetzung mit dem trojanischen Erbe in Einklang zu bringen. Im
5. und 6. Jahrhundert nahmen die Franken ihren heutigen Lebensraum in Besitz. Pazifistische Sitzblockaden waren
nicht ihre Art. Mit Franziska (Wurfaxt),
Skulpturen im Innenhof
Geburtshilfe für Krankenschwesterbüsten
(bal) Schon gewusst? Das Markushaus,
ein Drahtgerüst auftrug und dann die
die Unterkunft der Fakultät PPP, war
Gesichtsformen herausarbeitete. Dafrüher ein Geburtshaus. Um auf diese
nach fertigten die angehenden KunstpäTatsache hinzuweisen, werden im Indagogen eine Negativform der Tonnenhof des Universitätsgebäudes dembüste aus Silikon und Gips an. Im letznächst neun Betonköpfe errichtet. Dieten Arbeitsgang wurde Beton in die
se sollen an einer Wegkreuzung an die
Formen gegossen.
bewegte Geschichte des Hauses erinDie Gipsköpfe wurden zwischenzeitnern. Die Büsten stellen nämlich Kranlich schon bei den Hegelwochen ausgekenschwestern oder besser gesagt Gestellt, und es gab eine Präsentation in
burtshelferinnen dar, die vor langer Zeit
der Uni. Dort wurden sie sehr positiv
im Schweiße ihres Angesichts einmal
aufgenommen. Seither hat man auch
Jung-Bambergern das Tor zur Welt öffdie Unterstützung des Dekans und des
neten. Angefertigt
wurden
die Kunstwerke von
Studenten
der Kunstpädagogik
im Rahmen einer
Übung.
Die Idee
für dieses
Projekt
stammt eigentlich
von Doris
Foto: privat
E g g e n - Kennen wir uns? Skulptur mit Schöpferin
hofer, der wissenschaftlichen MitarbeiUni-Bauamtes. Jenes wird nun die
terin am Lehrstuhl für Kunstpädagogik.
Steelen aufstellen, auf denen die Büsten
Die Leitung des Projekts übernahm
befestigt werden. Auch Tutor SchamMartin Schambach, selbst noch Stubach war beigeistert von den „ausgedent, der gerade mit seiner Magisterzeichneten Arbeiten“. Besonders hat
arbeit beschäftigt ist.
ihn der hohe Arbeitseinsatz der TeilnehDer 34-Jährige hat nach seiner AusmerInnen gefreut, da der Zeitaufwand
bildung zum Bildhauer an einer Kunsterheblich größer war als die ursprüngakademie einige Jahre lang sein Geld
lich veranschlagten zwei Semesterals freischaffender Künstler verdient,
wochenstunden.
bevor er sich entschloss, seinen praktischen Fähigkeiten noch einen theSpaß trotz
oretischen Unterbau zu geben. Somit
viel Arbeit
konnte er als Vollprofi seinen meist unerfahrenen Kommilitonen natürlich
viele wertvolle Tipps bei der Gestaltung
Den Nachwuchskünstlern hat es jedender Skulpturen geben: „Die Teilnehmer
falls auch eine Menge Spaß gemacht.
haben die nötige Technik von der Pieke
Besonders spannend sei der Moment
auf gelernt.“ Diese umfasst nämlich
gewesen, als sie ihre Skulpturen zum
einige zum Teil sehr diffizile
ersten Mal angeschaut hätten, denn jeArbeitsschritte: Zunächst wurden die
der habe sich in seinem Werk auch ein
Köpfe modelliert, indem man Ton auf
wenig selbst entdecken können.
Saxe (Hiebschwert) und Ango (Wurflanze) wurde mit den Alemannen und
Juthungen kurzer Prozess gemacht.
Franken stieg rasch zur führenden
Macht Europas auf. Karl der Große hätte eine Tour de Frank’ unmöglich ge-
macht, von Spanien
bis Hinterpolen reichte
das fränkische Gebiet.
Seine dämlichen Söhne machten diese Allmachtsphantasien
jedoch zunichte. Ludwig der Deutsche beherrschte damals Ostfranken, was dem heutigen Deutschland entspricht.
Mit dem Machtrückgang ging ein kultureller Aufschwung einher. Reichsstädte entwickelten sich zu Orten freien Handelns
und Denkens, Minnesänger lobten die Vorzüge von heißen „froûwen“, und die fränkischen Klöster transportierten das antike
Wissen bis in unsere
Foto: www Tage. Richard Wagner
bewies sein Faible für die musikalischen Franken im „Meistersänger“.
Jahrtausendwende 2000. Bamberg
krebst in kultureller Selbstbeweihräucherung herum. Vor einem Millenium
stand Bamberg unter Kaiser Heinrich II
auf dem Höhepunkt der Macht und
wäre locker Kulturhauptstadt Europas
geworden. Bis 1500 erlebten Ober-,
Unter- und Mittelfranken eine wechselvolle Geschichte, danach vegetierte
man als Flickenteppich von Kleinfürstenstaaten dahin. 1803 der Tiefpunkt: Vereinnahmung durch die bayerische Hegemonialmacht. Doch die
Landesausstellung und der Aufstieg des
Clubs sollte den Franken ihr Selbstbewusstsein wiedergeben.
Klasse Kultur
zum kleinen Preis
Forchheim lädt nicht nur zur Ausstellung der Spitzenklasse ein, sondern
auch zu einem vielfältigen Rahmenprogramm. Unter anderem wird am 17.
Juli die „Kleinkunstszene Franken“
auch nicht-fränkische Zwerchfelle zum
Platzen bringen.
Nur beim Eintritt für die Ausstellung
zeigen sich die Franken als billiges
Volk: Lediglich 2 Euros müsst ihr löhnen, dann beginnt die Bildungs-Safari .
Und wer danach nicht akzentfrei
„Schee wors“ sagen kann, muss/darf
ein zweites Mal rein. Infos unter:
www.franken-im-mittelalter.de
Kulturhauptstadt passé
Bambergs Bewerbung um den Titel der Kulturhauptstadt war erfolglos
(bal) Die Stadt Bamberg ist mit ihrer
Bewerbung zur „Europäischen Kulturhauptstadt 2010“ gescheitert. Die Oberfranken konnten sich, ebenso wie Augsburg, im bayerischen Regionalausscheid nicht gegen den Konkurrenten
Regensburg durchsetzen.
Tor zum Osten
Europas
Für die Donaustädter sprachen bei der
Entscheidung der vom Kultusministerium eingesetzten Jury vor allem geopolitische Gründe. So wurde sie von den
Juroren als Tor zum Osten Europas
gewürdigt. Bambergs OB Herbert
Lauer zeigte sich von der Entscheidung
„enttäuscht, aber nicht geschockt“.
Bamberg sei trotzdem „eine europäische Kulturstadt ersten Ranges.“
Die Initiatoren der Bamberger Bewerbung waren im Vorfeld optimistisch
gestimmt, vom verantwortlichen Minister Thomas Goppel dem Außenministerium als bayerischer Kandidat vorgeschlagen zu werden.
Zwar war Bamberg mit einem geringen
Werbeetat ins Feld gezogen, die Rede
ist von gerade einmal 100 000 Euro.
Die Organisatoren verstanden es
jedoch, auch mit geringen finanziellen
Mitteln Aufmerksamkeit zu erzeugen.
Es darf hier an den Kulturstaffellauf erinnert werden. Auch wenn dieser nicht
den ganz großen Eindruck auf die Jury
gemacht haben dürfte. Das Engagement
der vielen gesellschaftlichen Gruppen
an der Aktion war ein Beweis für die
Akzeptanz der Bewerbung unter den
Bürgern.
Die Unterstützung durch die Bevölkerung sollte neben Attraktionen wie den
Symphonikern und dem E.T.A.-Hoffmann-Theater der große Trumpf der
hiesigen Bewerbung sein. Am Ende
mag es auch an der fehlenden Größe
und Bambergs geringer Bekanntheit
gelegen haben, dass man ihr nicht zugetraut hat, im Wettbewerb zu bestehen.
Global-Humanitärer Rock
Im JUZ wurde für Menschenrechte und gegen den Hunger getanzt
(hhh) Nicht immer treibt
einen Solidarität und
Engagement für eine gute
Sache auf die Straße, und
nicht immer sind Trillerpfeifen das aufmerksamkeitserregende Mittel der
Wahl. Der Beweis dafür
wurde am 30. Juni im Jugendzentrum am Margaretendamm beim „Beweg’
Dich“-Benefizfestival der
Hochschulgruppen „Aktion Eine Welt“ (AEW)
und „Amnesty“ erbracht.
Dort gab’s die gesamte
Bandbreite global-humanitärer Arbeit in Form von
Nicht nur Musik, sondern auch Infos: Beweg’ Dich
Aktionsständen und Diaund deren Hintergründe vorzustellen
vorträgen zu bestaunen, aber auch was
und die Ergebnisse wie zum Beispiel
auf die Ohren: im hauseigenen Saal
fair gehandelte Produkte direkt vor Ort
solidarrockten an diesem Abend drei
anzubieten.
Bands. Die unterschwellig an Tool
Mit rund 220 zahlenden Gästen und
erinnernden Lowtus aus Lichtenfels,
deren Bewirtung und Aufklärung durch
Swoonin aus Bamberg und als Hauptact
circa 30 Mitarbeiter der Hochschulihre Bamberger Kollegen von Caprece.
gruppen war die Veranstaltung gut beDoch wer nur zum Rocken kam, versucht. Selbst an die vor Aufregung bepasste einiges! Denn die Veranstalter
reits nassgeschwitzten und zu kaum
hatten sich Mühe gegeben, ihre Arbeit
einer rationalen Handlung noch zu bewegenden
Fussi-Fans
wurde gedacht, das simultan stattfindende
Halbfinale lief auf einem Großbildfernseher.
„Wir sind froh, dass
überhaupt Geld reingekommen ist“, so der
Eine-Welt Mitorganisator Michael Kömm,
„es lief deutlich besser
als erwartet, auch die
Zusammenarbeit zwischen den Hochschulgruppen war reibungsFoto: privat
los.“
Der Erlös des zum ersten Mal zwischen
Amnesty und AEW organisierten und
von Misereor gesponserten Events geht
sowohl an die HSGs als auch an
Amnesty-International – den Dachverband der Organisation. Und wer danach
noch eine Trommelfellmassage nötig
hatte, konnte sich diese mit demselben
Stempel im Morph-Club abholen. Solidarity all inclusive!
OTTFIT FOR
FUN.
2006 – Härder steht bereit
Zeus besteigt
wieder Europa!
Komiker Mäc Härder tritt an, Deutschland zu retten – jetzt fehlt nur noch das O.K. von MV
(www) Fuckos, war das einos krassos
EMos! Keiner in Europa weiß, wo dieses Griechenland überhaupt liegt und
dann zocken die die ganze Weltelite
weg. Destruktivfußball der Spitzenklasse, Mutter Theresa hätte ihre Jungfräulichkeit nicht besser verteidigen
können als die Griechen die eigenen
7,32x2,44m Leicht-Alu. Während die
Griechen bei der 30. Flasche Ouzo sitzen und sich über Franzosen, Italiener
und Engländer totlachen, sucht Gerhard
Mayer-Vorfelder mit gleichem Alkoholgehalt nach einem neuen Bundestrainer. Ottmar Hitzfeld trainiert lieber
mit seiner Schwester für die Quali als
dass er mit 22 unterbemittelten deutschen Asozialen über das Green
hechelt. Jetzt hätte es der Rehhakles
machen sollen, aber der will nicht. Da
alles nichts hilft, exhumieren die DFBLeichenschänder Sepp Herberger (gest.
1977). Der Alte bringt den deutschen
Fußball wieder auf Zack, Fritz Walter
und Max Morlock werden geklont, und
das Wunder von Berlin im Jahr 2006 ist
perfekt: Wir werden mit drei Unentschieden und mit einem Torverhältnis
von 0:0 das WM-Achtelfinale erreichen.
OTTFRIED: Was qualifiziert Sie für
den Posten des Teamchefs der deutschen Fußballnationalmannschaft?
Mäc Härder: Ich erfüll alle Grundvoraussetzungen, ich sprech’ fließend
Deutsch mit fränkischem Akzent. Ich
bin ein unverbrauchtes Gesicht und
mein Akku ist voll. Außerdem unterstützt mich meine Frau und ich führ’ ein
kokainfreies Leben.
OTTFRIED: Hat der DFB schon
Ihren Kontoauszug gefordert?
Mäc Härder: Hat er noch nicht, aber
den könnt’ ich nachliefern. Allein durch
die Tatsache, dass ich dann 4,3 Millionen im Jahr verdiene, hab’ ich genug
Kredit.
OTTFRIED: Welche Spieler würden
Sie denn mitnehmen?
Mäc Härder: Alle. Und ich würd’ die
ganz Alten mitnehmen. Seeler, Breitner, die waren erfolgreich.
OTTFRIED: Und welche von den jungen Spielern?
Mäc Härder: Bei den Stürmern gingen
sowieso nur Namen mit -ski und -yi,
andere Stürmer gibt’s ja net. Ich würd
keine anderen mitnehmen, des is’ auch
gar nicht nötig. Sondern man muss dieselbe Taktik anwenden wie der portugiesische Trainer, der Scolari. Der hat
das richtig gemacht, er hat das erste
Spiel gegen Griechenland im Eröffnungsspiel verloren, gegen ‘nen ganz
schwachen Gegner, und dann hat er
Hat den richtigen Fußball-Riecher
sich so durchlaviert bis zum Finale. Da
trittst du wieder gegen den ersten
Gegner an, und des is’ 2006 das
Wichtige, 2006 sind mir Gastgeber,
aber dann darf man nicht den Fehler
begehen, ein zweites Mal zu verlieren,
so wie die Portugiesen.
OTTFRIED: Wie werden Sie die
Mannschaft aufstellen, Viererkette
oder ...
Mäc Härder: Ja, Viererkette. Weil ich
find, Viererketten, des hat in Deutschland die Panzerketten ersetzt und des is’
ein Fortschritt, auch wenn er net schön
aussieht.
OTTFRIED: Wie fanden Sie den
Rehhakles? War das ein harter
Konkurrent?
Mäc Härder: Des war kei Konkurrenz,
weil seine Frau steht net hinter ihm.
Wenn er’s scho absprechen muss mit
seiner Frau, da fängt’s scho an. Ich hab
gsagt zu meiner Frau, so is’ es, des
mach’ ich. Du hast kei’ Chance, mach’
mit. Dann hat se die Dollarzeichen
gsehn und jetzt macht se mit und man
muss ja sagen, wenn der Arnold
Schwarzenegger Gouverneur in Kalifornien werden kann, dann kann ich
auch Bundestrainer werden.
OTTFRIED: Was ist das Wichtigste
bei dem Job?
Mäc Härder: Man muss motivieren
können, Spieler motivieren können.
Des hat der Rehhagel gschafft. Und
wenn du als Komiker in Franken überlebst, dann bist du per se ein Motivationskünstler.
OTTFRIED: Wollen Sie Ihre fränkischen Ursprünge ins Trainingsprogramm einbauen?
Mäc Härder: Natürlich. Die müssen alles mal machen, die müssen erst mal so
ein Fußballfeld als Feld sehen und deshalb würd’ ich die auch auf’s Feld schicken. Rüben hacken, Kartoffeln hacken, dass die an die Basis wieder rankommen, die müssen Scheiße fressen,
wie man früher gsagt hat. Und dann
sind die motiviert. Mich motivieren ja
auch net die 4,3 Millionen, ich will
Deutschland retten, und des Gefühl
müssen die auch haben. Dass die Kohle
nachher kommt, des is’ in Ordnung.
OTTFRIED: Müssen die dann auch
fränkisches Bier trinken?
Mäc Härder: Nee, Alkohol wird verboten, und ich bin für ein kokainfreies
Leben, des bringt doch kaum was.
Besoffen hat noch kei’ Mannschaft
gewonnen. Die ‘54, die ham net gsofffen, und die Holländer ‘74 ham net
gewonnen. Sex is mir egal, ob se ham,
des wird immer übertrieben.
OTTFRIED: Was ist mit einer fränkischen Doppelspitze, mit dem Lodda
oder dem Michael A. Roth, der Roth
Randgruppe
Randgruppe im
im Zentrum
Zentrum
(sv) In diesem Jahr hat die Randgruppe den Unicup für sich entschieden. Im
Finale konnte man sich im Volkspark knapp mit 3:2 gegen die Lüge von 66
durchsetzen. Übrigens wird die Lüge von John Vincken trainiert, einem
Engländer. Wir finden das skandalös. Insgesamt spielten von April bis Juni 22
Teams um den begehrten Cup. Den höchsten Sieg fuhren mit 14:0 die Jungs vom
AK Footpol ein.
da Bamberg auch
was davon?
Mäc Härder: Oh, die
Frage is mir noch nie
gstellt worn. Interessant. Der DFB hat ja
seinen Sitz in Frankfurt in der OttoFleck-Schneise, des
hat mir sehr gut
gfalln. Die Frage ist,
ob man da net auch
trainieren sollte. So
ne Schneise is gut, da
kann man Doppelpass üben. Aber des
hab ich noch net entschieden. Jedenfalls
nicht in Nürnberg.
Des is’ ja der höchste
Berg Deutschlands.
Man braucht ein Jahr
für’n Abstieg.
OTTFRIED: Wie
schaut es mit Ihrer
eigenen Fußballerkarriere aus?
Mäc Härder: Dass
ich mit Bällen nicht
umgehen kann, des
Mit Mäc in die schöne neue Fußball-Welt
Fotos: bse kann man mir wirkhat einen Waffenschein, zwecks Motilich net vorwerfen. Ich war als 12-Jähvation?
riger zur Kreisauswahl eingeladen in
Mäc Härder: Der Roth hat nen WaffenRhön-Grabfeld, dann hatte ich andere
schein, den könnt ma einsetzen. Aber
Hobbys, die möchte ich jetzt nicht erbin ich jetzt der Trainer oder will mir
wähnen, des is mein Privatleben.
scho widder jemand reinquatschen?
OTTFRIED: Was sollte man an der
Des mach ich autonom. Soweit kommt
Mannschaft ändern?
es noch. Der Lodda, der kann in UnMäc Härder: Wir treten gegen Lettland
garn bleiben, wir machen das Endspiel
mit einer Spitze an, und die heißt Kevin
2006 gegen die. Und des endet dann 3:2
Kuranyi. Nix gegen den, aber wer sein
für uns.
Kind Kevin nennt, der gehört geprügelt.
Den sollte man gleich mal umtaufen.
OTTFRIED: Was hat der Rudi falsch
Weltmeistercoach
gemacht?
als Co-Trainer
Mäc Härder: Rudi? Rudi war zu populär. Und des muss man hinzufügen.
Und als Co-Trainer würd’ ich nur ‘nen
Dieser Satz, „Es gibt nur ein Rudi VölCoach nehmen, der auch scho’ Weltler“, der is sowohl inhaltlich als auch
meistercoach war, Sepp Herberger und
grammatikalisch falsch. Es müsste
Helmut Schön, die können nicht mehr.
„einen Rudi Völler“ heißen, und es gibt
Beckenbauer will nicht, bleibt nur eine
fünf Rudi Völlers. Wogegen der SloPerson: Tina Theune-Meyer. Die würd’
gan: „Es gibt nur einen Mäc Härder“
ich dann nehmen. Da wär’n auch die
inhaltlich und grammatikalisch richtig
Frauen dabei.
ist. Ungewöhnliche Zeiten erfordern
OTTFRIED: Wo würden Sie die
ungewöhnliche Maßnahmen. Und HärNationalmannschaft trainieren, hätte
derkles klingt richtig gut! (bse/kk)
Tour des
Breiten
(bal) Das da oben bin ich, als ich mich
an einem frostigen Frühjahrsmorgen
aufmache, die Radwelt im Sturm zu
erobern. Das Ziel ist kein geringeres,
als den Lance bei der diesjährigen Tour
de France vom Thron zu stoßen. Jan
„quält sich doch eh nicht, die Sau“
Ullrich packt es sowieso nicht mehr.
ICH bin die neue Hoffnung der Nation.
In der Vorbereitung für die Mission
„Gelb für Balaster“, welche mir beim
letztjährigen Uni-Fußballturnier schon
mal geglückt ist, scheute ich vor keiner
Maßnahme zurück. Unter der ständigen
Aufsicht meines persönlichen Fitnesstrainers Peter Wittkampkles habe ich
ein genial ausgetüfteltes Trainingsprogramm absolviert, um für die Leiden
der Tour gewappnet zu sein. Ob der
durchschlagenden Wirkung halte ich es
für meine Pflicht, dies einer breiteren
Öffentlichkeit zugänglich zu machen:
14.00 Uhr: Sofort nach dem Aufstehen
geht’s los. Ich lockere meinen Kater mit
Aspirin, Kaffee und Zigaretten auf.
15.00 Uhr: Zur Steigerung der eigenen
Motivation steht die Lektüre der inter-
nationalen Radsportpresse auf dem
Programm. Die Fernsehanalyse liefert
wichtige Infos über den Zustand der
Konkurrenten. Dazu Kraftfutter – Reserven für die Bergetappen!
18.00 Uhr: Vor dem Spiegel tüftle ich
mit Fön und Pomade an der Aerodynamik für meine Zeitfahrfrisur. Wittkampkles unternimmt währenddessen
eine Bewegungsfahrt mit meiner Rennmaschine.
20.00 Uhr: Ab jetzt geht’s mit Volldampf zur Sache. Ich trete beim gefürchteten Zirkeltraining auf den Plan
und trinke mich rasant durch die Sandstraße. Wittkampkles stachelt mich an,
er geht mit gutem Beispiel voran.
2.00 Uhr: Zur Schulung der Beweglichkeit schwinge ich meine strammen Hüften über den Floor. Pogo-Tanzen fördert die Schnellkraft für Zwischensprints bei Flachetappen. Die werden
wichtige Zeitgutschriften einbringen.
6.00 Uhr: Lockeres Auspoppen – Hier
werden die letzten Körner verschossen.
7.00 Uhr: Ich träume vom Sieg auf den
Champs-Elysses.
Griechenland völlig
erwartet Meister
Portugal, du traurige Nation! Bei jedem
Christopher-Street-Day hättet ihr mit
eurer Mannschaft gewonnen, aber mit
dem Fußballspielen will es nicht so
richtig klappen. Die beiden Unsympathen-Nationen England und Holland
habt ihr rausgefegt, aber gegen die Ottonischen Hellenen half kein SoccerDDT und kein Scolari. Der 19-jährige
Ronaldo sah aus wie Brad Pitt in Troja,
doch das Trojanische Pferd brachten
auch diesmal wieder die Griechen in
die gegnerischen Reihen. Charisteas hat
alle Träume zerstört. Das war’s.
Was bleibt von der EM 2004? Totti und
Frei fanden die EM zum Rotzen. Die
Neuentdeckung der EM war Wayne
Rooney. Nachdem er in der letzten
Schlägerei mit DocMartens-Stahlkappenschuhen einen Tritt ins Gesicht bekam, spielt der Junge richtig gut Fußball. Auch David Beckham hat den
deutschen TV-Zuschauern wieder jede
Menge Freude bereitet. Deutschland,
Italien und Frankreich haben insgesamt
sieben WM- und sechs EM-Titel
geholt. Das wird’s aber wohl für lange
Zeit gewesen sein. Und die frechen
Tschechen sollen die Polen holen, wenn
sie eine solche spielerische Klasse nicht
in Erfolge ummünzen können. Ein Synonym für Loser ist gesucht. Nehmen
wir doch Spanien!
Und die Deutschen? 2008 gibt’s eine
Parallel-EM mit Malta, San Marino,
den Faröer Inseln, dem Vatikanstaat
und Liechtenstein. Aber wie sagt der
künftige Nationaltrainer Michael A.
Roth: „Es gibt heute keine schwachen
Nationalmannschaften mehr, jeder
kann so spielen wie Deutschland!“ Wo
unser Waffenscheinbesitzer Recht hat,
da hat er Recht. Und die Tante Käthe?
Die macht mit Uli Stielike ‘nen Second-Hand-Laden auf und trinkt mit
Waldi Hartmann jeden Abend 70 Weizen.
Griechenland ist Europameister, das ist
wahrlich ein Skandal. Aber der nächste
folgt in neun Monaten: Dann kommt
raus, dass Gerhard Delling von Günther
Netzer schwanger wurde und den neuen
hässlichen WM-Ball geboren hat. Und
auf den ist dann nicht mal der neue
Bundespräsident stolz. Das Schlusswort: Hoffentlich beginnt bald der UICup und Dortmund scheitert gegen
einen rumänischen Bezirksligisten.
KULTUR.
Romanisches Zusammenspiel
Drei Theatergruppen der Uni bereiteten sich sieben Monate lang auf ihren Auftritt im E.T.A.-Hoffmann-Theater vor
Von Sandra Bleiner
und Kirsten Schlüter
Und da soll nochmal einer behaupten,
die Südländer seien faul. Gleich zwei
neue Theatergruppen, eine französische
und eine spanische, sind dieses Jahr an
der Uni Bamberg entstanden. Zusammen mit der italienischen Gruppe konnte damit in der Woche vom 21. bis 26.
Juni die erste „Romanische Theaterwoche“ auf der Studiobühne des E.T.A.Hoffmann-Theaters präsentiert werden.
Es war wirklich lustig, wie Sganarelle
(Kilian Jacob), der falsche Arzt, in wehendem Umhang, mit Zaubererhut und
goldenen Fingernägeln auf der Bühne
seine Weisheiten von sich gab. Oder zumindest das, was er dafür hielt: „Adjectivum et substantivum“ war sein ganzer
Stolz an lateinischem Wortschatz, mit
dem er die aus Liebe verstummte Lucinde heilen wollte.
Szenenapplaus für
wütendes Gezeter
Die Statisten eines Theaters wollen ganz groß rauskommen und scheitern doch an ihrem Egoismus
Es gab viel zu lachen beim grandiosen
Auftritt der französischen Uni-Theatergruppe. Die zwölf Schauspieler boten
die Verwechslungskomödie „Le médecin malgré lui“ (Arzt wider Willen,
1666) von Molière dar. Nicht immer
war alles verständlich, vor allem dann
nicht, wenn Sganarelles Frau Martine
(Regina Glas) oder die verliebte
Lucinde (Stefanie Hentschel) ihr ohrenbetäubendes Wutgeschrei erhoben. Auf
den Wortlaut kam es aber nicht so sehr
an. Szenenapplaus und rote Rosen waren der beste Beweis dafür. Béatrice
Rivière (Lehrbeauftragte) und Danièle
Talata (Lektorin für Französisch) erarbeiteten sich mit den Studierenden eine
gelungene Inszenierung mit Liebe zum
Detail. Den Akteuren war anzumerken,
wie viel Spaß sie hatten, nach siebenmonatigen Proben endlich ihr Können
vor großem Publikum unter Beweis zu
stellen.
Eine zeitgenössische Komödie hatte die
italienische Theatergruppe unter der
Leitung des Lektors Marco Depietri
und des Regisseurs Dr. Stefano Gianna-
Mit Gott in den Krieg
Eine eiserne Jungfrau beherrscht die diesjährigen Calderón-Spiele
(ip) Sie kämpft, weil es ihr von Gott
befohlen wurde, und mit göttlichem
Beistand gewinnt sie Schlacht um
Schlacht ohne Verluste in den eigenen
Reihen. Johanna, „Die
Jungfrau von Orléans“,
ist dazu berufen, Frankreich von den Engländern zu befreien und den
rechtmäßigen König auf
den Thron zu setzen.
Friedrich Schillers romantische
Tragödie
spielt im Frankreich des
frühen 15. Jahrhunderts,
zur Zeit des Hundertjährigen Krieges. Die Engländer stehen an der
Loire, die Sache scheint
für den Dauphin Karl
verloren. Da erscheint
ein einfaches Bauernmädchen, das die Truppen zum Sieg führt und
die Feinde in Schrecken
versetzt. Sie scheint unbesiegbar, doch es ist die
Liebe, die Johanna zum
Verhängnis wird.
Szene, weitere Requisiten werden
kaum verwendet.
Auch die Musik von Konrad Haas, eine
Mischung aus Rock und Cembalo, trägt
Feldherr Lionel positiv auf. Andreas
Ulich als König Karl VII überzeugt hingegen nicht durchwegs. Sein Versuch,
den schwächlichen König zu karikieren, wirkt passagenweise
selbst
schwach. Hauptakteurin Katrin Griesser
schließlich in der Rolle
der Johanna wirkt teils
routiniert, teils überfordert. Es gelingt ihr
selten, den Funken der
Leidenschaft,
die
Schillers Heldin beseelt, überspringen zu
lassen. Es stellt sich
die Frage, ob das
Grunddilemma
des
Stücks, also Johannas
Konflikt zwischen Berufung und Liebe, zur
Geltung kommt. Wird
dem Zuschauer deutlich, was mit Johanna
geschieht, als sie sich
in Lionel verliebt?
Warum sie ihre Kräfte
und den Glauben an
sich zu verlieren
scheint und dann doch
Passendes
wiedergewinnt? Was
Ambiente
sie dazu bringt, im
Angesicht ihres Todes
Foto: E.T.A.-Hoffmann-Theater zu sagen: „Der schweDie Calderón-Spiele des Hexe oder Heilige?
E.T.A.-Hoffmann-Theaters in der Alten
re Panzer wird zum Flügelkleide – kurz
erheblich zur Atmosphäre bei. Zwar ist
Hofhaltung warten dieses Jahr also mit
ist der Schmerz und ewig ist die
sie zu Beginn etwas gewöhnungsbeeinem Stück auf, das im Mittelalter
Freude“?
dürftig, doch gelingt es ihr, zwischen
spielt. Sehr passend für diesen historiden kriegerischen Szenen und denen
schen Ort, und so sind es erneut vor
am Hof zu vermitteln.
Sitzkissen für den
allem das Ambiente und die AtmosphäDie Darbietung der Schauspieler hingeHintern empfohlen
re, die das Publikum begeistern. Dazu
gen ist, wie bei den letzten Aufführunträgt sicherlich das raffinierte
gen auch, eher durchwachsen: Unter
Bühnenbild von Uwe Oelkers bei, das
„Die Jungfrau von Orléans“ wird bis
den meist kraftvoll gespielten Nebeneinem mittelalterlichen Wehrturm
17. Juli aufgeführt, Vorstellungsbeginn
rollen – etwas überzeichnet vielleicht
nachempfunden ist. Mit einfachen
ist um 20.30 Uhr. Ermäßigt kosten die
das Kostüm der für ihren Lebenswandel
Mitteln verwandelt sich der Turm in
Karten zwischen 13,50 und 15,50 Euro.
berüchtigten Königinmutter – fällt vor
den passenden Hintergrund für jede
Kleiner Tipp: Sitzkissen mitnehmen!
allem Florian Walter als englischer
Foto: privat
scoli einstudiert. Das Stück „Convivenze“ (Zusammenleben) von Mirko Di
Martino zeichnet sich durch das Aufeinanderprallen gegensätzlicher Charaktere der beiden Protagonisten aus. Als
der strebsame Medizinstudent Alberto
(Roberto Juris) seinen neuen Mitbewohner Nanà (Matthias Schubert)
kennen lernt, ahnt er noch nicht, was
damit alles auf ihn zukommen wird.
Durch hervorragende schauspielerische
Leistung gelang es den acht Studierenden, das Publikum zu fesseln, zum Lachen und zum Nachdenken zu bringen.
Der Autor kam höchstpersönlich für die
Aufführung angereist und fand viele
lobende Worte für die Theatergruppe.
Rasant und energiegeladen waren die
Dialoge in „Los Figurantes“ (Die Statisten) von José Sanchis Sinisterra. Das
Schauspiel führte die spanische Theatergruppe unter der Leitung von Judit
und Ramón Garrido Kachinosky auf.
Die Trompeten ertönen, doch aus völlig
unerklärlichen Gründen scheinen die
Hauptdarsteller verschwunden zu sein.
Die Statisten beschließen, die Sache
selbst in die Hand zu nehmen, scheitern
aber an ihrem Egoismus. Durch das
sichere Auftreten der Schauspieler
wirkten die Szenen sehr realistisch.
Etwas irritierend war die letzte Szene,
die den Ausbruch der Statisten aus
ihren Nebenrollen darstellen sollte.
Diese wirkte im Vergleich zum gesamten Stück sehr künstlerisch und forderte
ihre eigene Interpretation.
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge blicken die Akteure auf
die „Romanische Theaterwoche“ zurück. Bedeutete sie doch das Ende von
sieben Monaten „Convivenze“ als richtige Theaterfamilie. Denn auch neben
den Proben hatte man bei den „SolSole-Soleil-“Partys viel Spaß.
Was ist mit: Herr Kolpert
Sadistische Komödie in der Kärntenstraße
„Da in der Truhe liegt der Herr Kolpert,
geschrieben, das sich mit einer High
den haben wir um die
Society beschäftigt,
Ecke gebracht,“ sagt
die durch Materielles
Ralf, der Gastgeber einer
keine Befriedigung
skurrilen Abendrunde.
mehr findet.
Um der unerträglichen
In der Regie von SeLangeweile zu entfliebastian Thiers zeigen
hen, lädt sich das UpperStudierende
des
class-Pärchen Sarah und
Schwerpunktes TheaRalf Gäste ein und treibt
terarbeit/Darstellendes
ein sadistisches Spiel mit
Spiel im Fachbereich
ihnen. Der cholerische
Soziale Arbeit der UniBastian und seine Frau
versität diese schwarze
Edith werden durch die Mysteriöser Unbekannter
Komödie
am
trügerischen Fragen um den Verbleib
24./25.07. und am 27./28.07. im großen
von „Herrn Kolpert“ systematisch an
Hörsaal der Kärntenstraße 7, jeweils
den Rand des Wahnsinns getrieben.
um 20 Uhr. Karten gibt es an der
David Gieselmann hat ein Theaterstück
Abendkasse.
Wie der Vater so der Sohn
Cleff III zeichnete Genscher und Ustinov
(jm) Auch künstlerisches Talent kann
vererbt werden, wie die Cleff’sche
Künstlerdynastie beweist.
Erich Cleff wird 1881 in Rheydt geboren. Als Lehrer arbeitet er ab 1913 an
der Kunstgewerbeschule in Elberfeld,
an der er zuvor lernte. Ab 1926 darf er
sich Professor nennen und lehrt an der
Meisterschule des Deutschen Handwerks in Wuppertal.
Sein Sohn Erich Cleff jun. (1904-1983)
besucht dieselbe Kunstgewerbeschule
und lebt später in Hamburg, Bamberg
und Oberstdorf. Im Zweiten Weltkrieg
malt er Fliegerbildnisse. Danach lebt er
in Bamberg im Böttingerhaus. In den
60er-Jahren zieht er nach Oberstdorf,
wo er auch stirbt. Er wäre dieses Jahr
100 Jahre alt geworden.
Nach Erich Cleff und Erich Cleff jun.
hat sich auch der Enkel Michael Erich
(geboren 1947), als Künstler Cleff III
genannt, einen Namen gemacht. Er
wuchs in Bamberg bei seiner Mutter
auf, arbeitete zeitweise als Dekorateur
in München und lebt seit 1974 wieder
Michael Erich Cleff
Foto: privat
in der Domstadt – seit 1980 als frei
schaffender Künstler. Bekannt geworden ist er besonders als Porträtmaler. Er
zeichnete schon Hans-Dietrich Genscher, Günther Strack, Roman Herzog
oder Peter Ustinov. Sowohl diese Porträts als auch seine Landschaftsbilder,
sind in einem abstrakten Expressionismus gehalten.
KULTUR.
Kunstvolles Ausflippen
Ausgefallene Beiträge zum Thema „Eigensinn der Kunst“ bei der 15. Bamberger Hegelwoche
Von Wolfgang Kraus
Die Bamberger Intellektuellen waren
bei ihrem diesjährigen Klugheits-Trainingslager, der 15. Hegelwoche (15. bis
17. Juni), doch etwas verdutzt. Die philosophische Vortragsreihe befasste sich
dieses Mal mit dem Thema „Eigensinn
der Kunst“. Kunst muss für Außenstehende nicht immer Sinn machen, Kunst
hat ein Recht auf einen eigenen Sinn.
Kunst kann aber auch eigensinnig, widerborstig und provokant sein. Die
Hasstiraden mancher Bamberger auf
den Schweizer Schrotthändler Bernhard Luginbühl machen beide Richtungen deutlich.
Unsinniges gab auch Rektor Godehard
Ruppert von sich. Knappe zehn Minuten rezitierte er ein Gedicht des Dadaismus, in dem es um die CSU und die
restlichen Buchstaben des Alphabets
ging. Der Bamberger Philosophie-Professor Roland Simon-Schäfer entschuldigte den Aussetzer des Rektors damit,
dass man Kunst auch mal so auf sich
wirken lassen sollte und der Hang zur
überbordenden Interpretation in der
Kunst widersinnig ist. Teilweise gaga
machte jedoch der Vortrag der Litera-
Die Referenten der Hegelwoche: „Maul halten und genießen!“
turwissenschaftlerin Professor Ruth
Klüger. Mit einer „Äh“-Frequenz von
etwa 100 pro Minute und einer adretten
Auflistung von etwa 1000 Autorennamen brachte sie das Publikum zum Verzweifeln. Das sinnlose Referat behandelte die absichtliche Fälschung literarischer Stoffe. Professor Dieter Welzel
aus Braunschweig sprach in ekstati-
Foto: jjr
scher Weise über ekstatische Zustände
in der Kunst. In seinem Dia-Vortrag
zeigte er viele nackte Weiber und brach
des Öfteren in hysterisches Gekicher
aus. Der Bamberger Musikwissenschaftler Professor Martin Zenck
brachte das Publikum vom schlechten
Trip wieder runter und referierte über
den „Dämon der Eingebung“. Einge-
Nieder mit den Bushisten
Michael Moore übt sich in seinem neuen Film wieder im Bush-Bashing
(liz) Im alten Europa fiebert schon alles
dem groß angekündigten Kinostart entgegen, doch in seiner Heimat hat
Michael Moore mit seinem neuen Film
nichts als Ärger: Zuerst hatte der Disney-Konzern den Vertrieb des kritischen Werks verboten, dann versagte
ihm die Filmvereinigung durch eine Altersbegrenzung auf 17 Jahre seine viel
versprechendste Zielgruppe. Jetzt kursiert auch noch eine Raubkopie im
Internet.
Aber Grund zur Trauer hat der seit
„Bowling for Columbine“ weltbekannte Filmemacher nicht wirklich: So hat
er mit „Fahrenheit 9/11“ nicht nur eine
Goldene Palme beim Filmfestival in
Cannes abgesahnt, sondern schon am
ersten Wochendende nach US-Kinostart 21,8 Mio US-Dollar eingespielt.
Munition für die
Wahlkampschlacht
In „Fahrenheit 9/11“ versucht Moore
die Hintergründe des 11. Septembers
und die Rolle von George W. Bush aufzudecken. Dabei beschuldigt er den
Präsidenten, die Wahlen 2000 manipuliert, die Terroranschläge gebilligt und
für seine Interessen ausgenutzt zu haben. All das versucht Moore auf bekannte Weise mit einer Mischung aus
zum Teil schockierendem Archivmaterial und viel Sarkasmus zu untermauern. Kritiker werfen Moore vor, die
Hintergründe zum Film wären schlecht
recherchiert und zu vereinfacht dargestellt. Der ganze Film sei genau die populistische Propaganda, die Moore seinen Gegnern vorwirft. Dass das nicht
völlig von der Hand zu weisen ist, belegt ein Blick auf seine Homepage
(www.michaelmoore.com). Unter anderem wirbt er für die Bekehrung von
Republikanern durch ein Schäferstündchen.
Aber selbst wenn nur ein kleiner Teil
der Vorwürfe wirklich den Tatsachen
entspricht, ist dieser kleine Teil immer
noch unfassbar. Grund genug, sich den
Film ab dem 29. Juli anzuschauen.
rahmt wurden die ersten beiden Tage
von den musikalischen Gehversuchen
zweier Nachwuchs-Musikanten, Andreas Weimer und Christine Fesefeldt, die
ihre Wut über die Eigensinnigkeit moderner Melodien am Klavier ausließen.
Am letzten Tag kam es zum Eklat: Zwei
Tage nach dem holländischen Punktediebstahl auf dem grünen Rasen (1:1),
durfte der niederländische Kunstprofessor Gijs van Tuyl öffentlich über den
Sinn der Kunstinterpretation nachdenken. „Maul halten und genießen“. Diesen überspitzten Ratschlag gab er all
den Kunstkritikern, die an Kunstwerken herumfleddern wie intellektuelle
Leichenschänder.
Eine Podiumsdiskussion aller Referenten schloss die Hegelwoche mit folgendem Resümee ab: Kunst muss mit allen
Sinnen wahrgenommen und darf nicht
rein rational erfasst werden. Kunst soll
zur Empfindung und zum Denken anregen, eine ständige Provokation aber
stumpft die Sinne ab. Trotz dreier Tage
hegelianischer Attentate sei Kunst nicht
tot zu reden. Oder wie hätte es der
große Karl Valentin gesagt: „Das ist
doch keine Kunst nicht!“
Jedermann
(ip) Theater im Dom, auf historischem Boden, und noch dazu ein
Stück über die Eitelkeit des Menschen: Im Rahmen des Bamberger
Domspiels führt das E.T.A.-Hoffmann-Theater seit 2001 jedes Jahr
Hugo von Hofmannsthals „Jedermann“ auf. Jedermann ist ein prunksüchtiger, stolzer und herzloser
Mensch. Nun ruft ihn Gott vor seinen Richterstuhl. Der Tod lässt ihm
jedoch Zeit, sich Begleiter für diesen Weg zu suchen. Keine einfache
Angelegenheit für Jedermann: Seine
„Buhlschaft“ verlässt ihn, sein Geld,
der „Gott Mammon“, ist ihm auch
keine Hilfe. Wer Jedermann doch
noch vor der Hölle bewahrt, seht ihr
vom 20. bis 24. Juli im Bamberger
Dom. Die Karten kosten zwischen
16 und 20 Euro, Vorstellungsbeginn
ist immer um 20.30 Uhr.
Velvet Revolver:
Contraband
(hhh) Bevor die Ankündigung des
neuen Guns N´ Roses-Albums „Chinese Democracy” nach sieben Jahren
endgültig zur Lachnummer des Jahrhunderts zu geraten drohte, haben drei
Mitglieder der Originalbesetzung den
Plänen ihres Frontmanns Axl Rose den
verdienten Gnadenschuss verpasst und
kurzerhand ein formidables Neu-Projekt aus dem Slash-Zylinder gezaubert.
Dieses hört auf den Namen Velvet Revolver, und wird sicher sowohl alte
Gunners-Fans versöhnlich stimmen als
auch hardrockendes Jungvolk rekrutieren können.
Geradliniger Rock
im Original
Geboren wurde die Idee für die „Contraband“ bei dem gemeinsamen Besuch
eines Benefizgigs für den verstorbenen
Ozzy-Osbourne-Drummer Randy Castillo Ende 2002. Der Zuschlag für den
Sängerposten ging an den Ex-StoneTemple-Pilots-Weirdo Scott Weiland.
Die Rhythmusklampfe schrubben darf
Ex-Dave-Navarro-Band-Gitarrero
Dave Kushner, nachdem GunnersVeteran Izzy Stradlin nach der ersten
Probe dankend ablehnte. Ansonsten business as usual, Duff Mc Kagan am
Bass, Riffgezauber à la Slash, und Fellgerbung made by Matt Sorum.
Obwohl die insgesamt straighten
Songs den Originalitäts-Grammy nicht
unbedingt abräumen werden, überzeugt
dieses Debut dennoch alleine deshalb,
weil hier nach Jahren des Kopien-Hörens endlich wieder das Original am
Start ist. Man freut sich einfach, ab sofort echten Rock im Player zu haben,
und nicht das, was Nickelback dafür
halten. Die Konzeptrechnung: Gibson
Les Paul + Marshall-Amp + Familienpackung Marlboros & Whisky Cola
geht nach wie vor auf! Man muss das
gehört haben! Man muss zu „Slither”
seine Matte schütteln, zu „Sucker Train
Blues“ grooven, bei „Headspace” mitsingen. Die Herren haben’s noch nicht
verlernt!
Aus dem Leben unter 30
Sammelband der Fräuleinwunder und Enfants Terribles der Literatur
(kkb) Eine junge Frau geht auf eine Geburtstagsparty, langweilt sich dort und
kommt mit Barenberg ins Gespräch.
Mit diesem verlässt sie dann die Party,
küsst ihn im Schnee und geht mit ihm
in seine Wohnung. Dort trinken die beiden erst Tee, dann Wein, und sie bringt
ihm das Rauchen bei. Am Ende schläft
Barenberg tief und fest, und die junge
Frau verlässt durch das stinkende
Treppenhaus die Wohnung.
Ricarda Junges Erzählung „Barenberg“
ist kurz, rasant und manchmal philosophisch: „Der Mann war ein Mädchen.
Ich sagte: Wenn ich an die Macht
komme, verbiete ich Tee. Das Volk soll
sich totsaufen.“ In einer klaren Sprache
fertigt Junge Weisheiten von großer
Tiefenschärfe, wie „Barenberg war ein
schöner Mann, beinahe schöner als eine
Frau, wenn man davon ausgeht, dass
Frauen grundsätzlich besser aussehen
als Männer.“
Die Erzählung erklärt das Lebensgefühl
einer jungen Frau, ohne dabei klischeehaft zu werden, was sicherlich Junges
geradliniger Sprache zu verdanken ist.
Die Autorin kommt schnell auf den
Punkt, der Leser ist stets mitten in der
Erzählung, sitzt mit der Protagonistin
auf Barenbergs Bett. Und mit dabei ist
der Leser auch, wenn es zu deutlicheren
Worten kommt: „Barenberg! brülle ich.
Barenberg, verdammtes Arschloch,
Wichser, Mädchen! Er hört nicht. Er
schläft wie ein Toter, jedes Baby wäre
längst aufgewacht und würde schreien.“
Rauchen, trinken,
mit Frauen schlafen
Mit welchem Gefühl der Leser aus der
Erzählung entlassen wird? „Ich habe
Barenberg das Rauchen beigebracht,
dass man Alkohol trinkt und mit Frauen
schläft, ohne sie zu lieben.“ Mehr muss
man nicht wissen.
Ricarda Junge gehört zu den 20 jungen
Autorinnen und Autoren, die eine
Kurzgeschichte für das Buch „20 unter
30“ geschrieben haben. Die Schriftstellerin, Jahrgang 1979, wuchs in Wiesbaden auf und ging dann nach Leipzig,
um Rechtswissenschaften zu studieren.
Dort besuchte sie auch das Deutsche
Literaturinstitut. Heute lebt Junge in
Berlin. Sie erhielt mehrfach den Förderpreis des jungen Literaturforums
Hessen-Thüringen und hat in zahlreichen Anthologien und Literaturzeitschriften veröffentlicht. 2002 erschien
ihr Erzählband „Silberfaden“.
Doch nicht nur Junges Erzählung verfügt über eine neue Dynamik, auch die
anderen jungen Autoren, die in diesem
Band Geschichten veröffentlicht haben,
sind absolut lesenswert. Unter anderem
sind dabei: Juli Zeh, Jan Brandt, Simone Gertz, Heike Geißler und Xaver
Bayer. „20 unter 30“ ist eine Momentaufnahme der jungen deutschen Literatur. Sie enthält wunderbare Geschichten
aus dem Leben, vom Tage und der
Nacht, aus Großstädten, der Provinz,
dem Nähkästchen und der Historie.
Nach dieser Lektüre weiß jeder: Die
haben ganz schön was drauf, die
Fräuleinwunder und Enfant Terribles
der jungen deutschen Literatur.
„20 unter 30. Junge deutsche Autoren“
wurde von Martin Brinkmann und Werner Löcher-Lawrence in der Deutschen-Verlags-Anstalt herausgegeben.
Das Buch kostet 14,90 Euro.
KULTUR.
Ytong in der Eisdiele
Schäferhunde
(pet) Schon von Mando Diao gehört, fragte mich mein kleiner Bruder irgendwann im Februar.
Hatte ich nicht, was mich fast so ärgerte wie die Tatsache, dass der
kleine Scheißer mir popkulturell
den Rang ablaufen könnte. Als wir
uns vor ein paar Wochen jedoch auf
dem Southside trafen, waren hegemoniale Brüderkämpfe musikalischer Art vergessen, und wir
genossen das wohl beste Konzert
des Festivals (jedoch nur, weil wir
uns an Tomte nicht mehr richtig
erinnern konnten).
Das Mando Diao Debutalbum
„Bring ‘em in“ kannte zu diesem
Zeitpunkt dann sogar ich Popdilettant, und so konnten wir Hits wie
„Sheepdog“ und „The Band“ mitsingen, na ja, eher mitgrölen. Bei
der Ballade „Mr. Moon“ überraschte mich dann die einzige Gänsehaut
des Festivals, die nicht von der Kälte der ersten beiden Nächte rührte.
Ob es meinem Bruder ähnlich ging,
kann ich nicht sagen, es war der
zweite Festivaltag und da fasse ich
keine Männer mehr an. Also nicht,
dass ich davor Männer angefasst
hätte oder wollte. Ist ja auch egal,
kommen wir zu den Referenzen der
fünf Schweden. The Hives, The Hives aber auch The Hives wären da
zu nennen. Zumindest die Bühnenshow der fünf erinnerte verblüffend
an Pelle Almqvist und seine Gang,
obwohl die Arroganz ein klein wenig bemüht erschien und nicht so
lässig daher kam wie bei den großen
Brüdern.
Zur Illustration sei an dieser Stelle
die Aktion einer der beiden Leadsänger genannt, aus den Tiefen seines Körpers Schleim hochzuziehen,
diesen im Mund mit Speichel anzureichern und die Melange dann, alles ganz nah am Mikro, versteht
sich, auf die Bühne zu rotzen.
Auf jeden Fall passt die Geste zur
Mucke der Mandos, die das schönste Hingerotze meines Sommers ist
und dabei nie die Melodien vergisst.
Obwohl gerade erst 26 Jahre alt, wagt Daniel Heinl den Schritt zum freischaffenden Künstler
Von Verena Rateike
Tür geht auf, Kind am Schreien, ein
lauter Knall und Daniel mitten in einem
Berg von Legosteinen: „Servus!“
Aha, so wird man also von einem freischaffenden Künstler begrüßt. Frischgebacken freischaffend!
Erst vor kurzem hat Daniel Heinl sich
dazu entschlossen, selbstständig als
Künstler zu arbeiten. Genauer gesagt
als Objektdesigner. Leicht ist ihm die
Entscheidung nicht gefallen. Nach unzähligen gescheiterten Bewerbungen
scheint ihm dies die letzte Möglichkeit
zu sein. „Pure Verzweiflung und natürlich Spaß an der Sache“, grinst er breit.
Die Lösung war das Überbrückungsgeld für Künstler vom Arbeitsamt. Ein
halbes Jahr lang gibt es das Anderthalbfache des letzten Arbeitslosengeldes.
Für Künstler zahlt der Staat außerdem
die Hälfte des Versicherungsgeldes.
Irrer Brunnen
aus Naturstein
Selbst genähte
Unterhosen
Rückblick: 1978 in Forchheim geboren,
näht der Bengel schon mit zehn Jahren
seine Unterhosen selbst. So ist es auch
nicht verwunderlich, dass Daniel nach
der Schule anstelle eines öden Computerjobs eine Ausbildung zum Raumausstatter beginnt. Die knappe Bezahlung
macht ihm allerdings schnell klar, dass
kreative Berufe nicht unbedingt zu
mehr als zum täglich Brot reichen.
2001 kommt Nachwuchs, Daniel zieht
Daniel hat nicht nur das Arbeitsamt fest im Griff...
mit seiner Freundin und dem Kind nach
Stuttgart. Dort macht er an der Fachschule für Farbe und Gestaltung den
Abschluss zum staatlich geprüften Objektdesigner. „Stressig, würd’ ich nicht
mehr machen“, meint Daniel. Denn
gleichzeitig absolviert er noch die Prüfung zum Maler- und Lackierermeister
und, warum auch nicht, sein Fachabitur.
Und das alles in zwei Jahren.
Im neuesten Psycho-Roman von Stefan Beuse kommt der Leser nicht zum Atemholen
(kis) Der Familienurlaub im französischen Périgord sollte der Erholung dienen. Viktor Callner ist zum Kulturchef
seiner Zeitung ernannt worden und
bekommt diesen Urlaub als Belohnung.
Jedoch fehlt schon zu Beginn der Reise
jegliche Idylle. Tochter Frances, die
Geschichten schreibt und manchmal
am liebsten selbst in ihnen verschwinden würde, wirft ihrem Vater Egozentrik vor. Sohn David interessiert
sich nur für Sport und Discos und
Viktors Frau Helen reagiert merkwürdig auf das Klavier im Ferienhaus. Als
dann auch noch Frank Samser, genannt
Sam, auftaucht und mehr über sie alle
weiß, als den Eltern lieb ist, wird klar,
dass die Familie nicht zufällig in genau
diesem Haus ihren Urlaub verbringt. Es
kommt zu einem absurden Ratespiel
um Leben und Tod.
Stefan Beuse erzählt in „Meeres Stille“
zwei Geschichten, die am Ende miteinander verschmelzen: die der Familie
Callner und die von Sam. Die Gemeinsamkeiten beider Erzählungen treten im Verlauf des Buchs immer deutlicher zutage, bis Sam sich zu einem
Stadtillus sind ein prima Rekrutierungsfeld für einschlägige Filmemacher
Hauptgewinn:
Petertroika
Paradoxerweise führt die Suche nach
gemeinschaftlichem Zusammenleben
after dusk zum gebräuntesten aller
Bamberger Gestalten, dem Mohr.
Party Pics von Prä-Ficks satt. Fast
meint man, dass mit einem Klick auf
den Auslöser der Digi-Cam des PartyAgenten nicht nur das Vögelchen aus
der Kamera springt, sondern auch das
Tittchen aus dem Büstenhalter.
2003 ziehen die drei in die Domstadt,
und Daniel bewirbt sich über ein Jahr
lang in und um Bamberg.
Aus all den Bewerbungen ist nichts
geworden. „Da kam überhaupt kein
Feedback, trotz meiner Qualifikationen
wollte mich keiner haben“, so Daniel.
„In solch kreativen Berufen sind die
Stellen noch knapper bemessen als
woanders.“
Töne aus der Vergangenheit
Präfickfotos von Edelnutte
(pet) Jedes Jahr dasselbe: Kaum hat
Puffmutter Sonne die strahlenden Pforten ihres Bordells Sommer geöffnet,
freit mein gesamter Freundeskreis bei
der Bamberger Edelnutte „Wilde Rose“, die sich für keinen Exzess zu Schade ist. Vergeblich sucht man letzte Oasen des düsteren Nachtlebens, wo nur
die Discolichter und keine gegenseitig
eingeschmierten, sich sonnenden Körper strahlen.
Foto: privat
Seinen künstlerischen Anspruch beschreibt Daniel so: „Wichtig ist mir die
individuelle Kunst. Der Kunde kann
seine Vorstellungen und Wünsche äußern und ich sag, was möglich ist.“ Zur
Zeit arbeitet er viel mit Porenbeton
(Ytong) und fertigt damit Skulpturen,
Schalen, Vasen und Regale an. Naturstein gehört auch zu seinen bevorzugten
Arbeitsmaterialien. „Bei meinem letzten Projekt hab ich einen irren Brunnen
für ein italienisches Restaurant in der
Umgebung gemacht.“ Wer einige Objekte von Daniel Heinl sehen möchte,
kann sich seine kleine Ausstellung in
der Eisdiele in der Kleberstraße ansehen.
Das ist bestimmt eine gute Inspiration
für alle, die Kunst lieben. Und haben
wir nicht alle mal mit Legosteinen
angefangen?
Auch nicht schlecht, das Foto mit dem
Typ, der doch tatsächlich ein „Ich will
Muschis“-T-Shirt trägt. Tja, mein
Freund, echt schade, dass man Bier
nicht ficken kann. So, damit ich diesen
Text nachher noch als E-Mail an die
Redaktion versenden kann, muss ich
jetzt mal ins seriösere Vokabular wechseln, das sortiert ja sonst jeder SpamFilter aus.
Aber zurück zu den Bamberger, nun ja,
Stadtmagazinen. Während im Mohr redaktioneller Inhalt zu finden ist, sucht
man eben diesen im Franky vergeblich.
Dafür titelt die aktuelle Ausgabe dieser
Powerpublikation mit dem, was mir die
OTTFRIED-Redaktion schon seit Jahren als Hauptgewinn für diverse Preisausschreiben abschwatzen will: Ein
Dinner mit Peter! In dem, nennen wir
es mal Artikel, geht es um drei, nennen
wir sie mal Männer, die allesamt, richtig geraten, Peter heißen.
Die Petertroika hat das erklärte Ziel,
gemeinsam mit drei Grazien, die nicht
Peter heißen, sondern Natascha, Gudrun und Beate, beim Italiener Francesco zu dinieren. Neben dem Hinweis
für werdende Eltern, wie sie ihre Tochter besser nicht nennen sollten, geht es
in der appetitlichen, spärlich mit Text
garnierten Fotostrecke darum, wie die
Bamberger Geschäftswelt die sechs
Flirtvergnügten so umgestylt bekommt,
dass sie vom Franky auch fotografiert
werden können. Kernkompetenzen
kommen dabei der „flinken“ DouglasKosmetikerin Mandy Bauer zu, die mit
der „Hypnose-Mascara von Lancome
für den magischen Blick sorgt.“ Danach führt der Weg geschwind zu Gerd
Schwind (dieses Wortspiel dürft ihr,
liebe Franky-Redaktion, kostenlos von
mir ausborgen), Besitzer der Boutique
CASA, und seinem, ich zitiere, „rührigen Team“.
Romantisch
orangefarben
Wer sich dann bei Gerd „in den romantischen orangefarbenen Hut“ verliebte
und welche Markenschuhe die drei P
angezogen haben, es steht tatsächlich
im Franky. Hoffentlich war der kleine
Salat, den zumindest eine der drei
Frankyfrauen genommen hat, nicht so
foul wie das Francesco-Team beim
Beach-Soccer-Cup.
gefährlichen Psychopathen entwickelt.
Die Geschichte seines Lebens wartet
nur noch darauf, zu Ende geschrieben
zu werden. Eine Autorin hat sich Sam
schon ausgesucht: Frances.
Geräusche
lesen
Gekonnt verdichtet Beuse die Bilder;
Spannung erzeugt der häufige Perspektivwechsel. Geräusche spielen eine
wichtige Rolle, der Roman taucht in die
Welt der Musik ein: „Langsam, wie
Tropfen, die zitternd hingen und nur
allmählich schwerer wurden, fielen
Töne in den Raum. [...] Dieselbe Tonfolge, immer wieder, eine ruhige Oberfläche, plötzlich verwirbelt von Motiven, die sich anhörten, als würde jemand mit Steinen versuchen, die Oberfläche eines Sees zu zerstören, den sich
darin spiegelnden Mond zu zerschlagen
in irrlichternde Splitter.“ „Meeres Stille“ ist auch der Titel eines Stücks von
Franz Schubert. Im gleichnamigen
Roman kommen weder die Callners
noch der Leser zum Atemholen.
Stefan Beuse: „Meeres Stille“.
München/Zürich: Piper 2003, 185
Seiten, 17,90 Euro.
KEHRSEITE.
Klasse Kassettenmädel
Sie: Klatscht gerne mal Frösche an die Wand
(kk) Ich bin ein Kassettenmädchen.
Oder besser gesagt: Ich war ein Kassettenmädchen. Aber das liegt Gott sei
Dank weniger an meinem zugegebenermaßen katastrophalen Liebesleben als
vielmehr an der technischen Evolution.
Kassetten sind bestenfalls noch ein
Kind der 90er, heute sind sie einfach
überholt. Schade, aber so ist das Leben.
Bloß nicht
Lionel Richie
Dabei geht nichts über ein liebevoll gestaltetes Tape. OK, die erste Kassette,
die mir jemals ein Mann
verehrt hat, war „Judgement Night“, fieser
Heavy Metall mit
Hardcore-Rap. Dafür aber mit einem
riesigen aufgemalten, roten Kussmund. Und die
zweite war schon sensationell. Das erste Demotape der eigenen Band,
die Jungs waren gut, mit
selbstgemaltem Cover. Dass
ich den Typen bis zum ersten
Auftritt besagter Band wieder
glücklich losgeworden bin – wir
haben ungefähr so gut zusammengepasst wie Dr. Jekyll und Alice im
Wunderland – tut hier nichts zur Sache.
Es folgten Kassetten mit herrlichen Namen – „Vergissmeinnicht“, „Layback
und Listen“, „Musikalische Rückblicke“ – und mal mehr, mal weniger herrlicher Musik. „Cherish the Love“, „Fast
wie von Selbst“, „Hello“... Unglaublich, ich war tatsächlich mal in einen
Mann verliebt, der Lionel Richie gehört
hat. Na ja, abzuhaken unter Jugendsünde. Und wenigstens war es nicht
Schweden-Rock à la Roxette.
Zuerst schöne Kassetten und zum
Schluss weniger schöne Beziehungsdramen. Und überhaupt: Wie viele Frösche muss man eigentlich ausprobieren,
bis man mal einen Prinzen abbekommt?
Anders als im Märchen entpuppen sich im wahren
Leben die Prinzen meistens doch als hässliche, quakende Frösche. Aber um hier
mal einen weit verbreiteten Irrtum aufzuklären: Man muss
die Frösche nicht küssen, sondern kraftvoll an
die Wand klatschen.
Und da kenne ich durchaus einige männliche Exemplare, denen das mal ganz gut tun würde. Und wenn er dann tatsächlich zum
hübschen Prinzen mutiert, kann man
ihn ja immer noch in aller Ruhe küssen.
Wenn auch nur schwerlich zu Lionel
Richie.
Mehr als 15 000 Euro wert
Juli
August
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16
17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16
17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31
September
Oktober
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16
17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30
Wer kennt diesen Mann? Bitte melden!
(sv/ulf) Nein, er ist kein RAFTerrorist, sondern unser erster Kandidat des Professorenrätsels.
Er stammt ursprünglich aus dem
Ruhrpott. Genauer gesagt aus
Dortmund. Vor 22 Jahren hat er sein
Abitur gemacht. Nach drei Jahren in
Toulouse setzte er sein Studium ab
1988 in Köln fort, wo er 1991 auch
promovierte. Schließlich führte ihn
sein Weg über Osnabrück, Freiburg,
Berlin und Bremen in die Domstadt.
In Bamberg ist er nun seit 2002
Lehrstuhlinhaber.
Bei Gewinn winkt
Collibri-Gutschein
Wer den Bamberger Professor erkennt, bekommt von OTTFRIED
einen Buchgutschein für seine Teilbibliothek geschenkt. Schreibt einfach eine E-Mail an [email protected]. Eure Kommilitonen werden
sich ganz bestimmt darüber freuen.
Einsendeschluss ist der 1. August.
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17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31
(ulf) Nachdem die anderen so lange
brauchen, nimmt OTTFRIED die
Sache selbst in die Hand.
Wir präsentieren den Taschenkalender mit moralisch einwandfreien Fotos von unseren Redakteuren. Damit könnt ihr die Zeit
bis zur nächsten Ausgabe überbrücken.
Gleichzeitig bewerben wir uns damit für die 15 000 Euro Erlös, die
feki.de einem studentischen Projekt zukommen lassen möchte.
Damit eröffnen wir dann endlich
unser Fachgeschäft für Ehehygiene
in der Austraße.
November
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16
17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30
Mixtapes leicht gemacht
Er: Total ruiniert, aber mit guten Ratschlägen
(pet) Meist ist das Einzige, das wir
Jungs den Mädels noch voraushaben,
der bessere Musikgeschmack. Was hat
uns bloß so ruiniert? Wer ab jetzt etwas
böses, lustiges, ja gar sarkastisches erwartet, den hyperlinke ich spontan zum
Artikel über die Stadtmagazine auf
Seite 11. Alles in Peter Kolumna Manier. Hex Hex. Noch jemand da?
Schön, dann folge mir lieber Leser und
besonders du, geschätzte Leserin, in die
traurige Welt meines Seelenlebens,
denn es geht um Musik für Mädchen.
Hier sitze ich nun und kann nicht anders, das Thema wurde mir aufgezwungen. Zumindest an der Musik soll es
nicht scheitern. Ein Mixtape mit Songs
wie „2 von Millionen von Sternen“ und
dazu ein paar andere der üblichen Verdächtigen, wenn es darum geht, Mädchen mit Musik zu imponieren ist
schnell gemacht. Und führt oft auch
zum Ziel, also in die Zweiraumwohnung.
Aber was, liebe Mädchen, kriegen wir dafür zurück? Anerkennung, bestenfalls
Zuneigung. Auch
schön, aber ich will
mehr. Ich fordere ein
Mix-Mädchen als Gegenleistung. Wieso sollen nur wir stundenlang an
der geeigneten CD-Hülle basteln? Bastelt ab sofort auch an eurer!
Bereichern wir das Mix-Tape mit unseren peinlichen Lieblingssongs? Nein,
niemals würde ich auf diese Art zugeben, dass Alphavilles „Forever Young“
großartig ist!
Anekdoten
nicht erwünscht
Also erspart uns im Gegenzug doch bitte auch die Anekdote, wie ihr dem
Bush-Sänger beim Konzert auf den
Arsch packen wolltet. Und wer von den
Sportis der Süßeste ist, ich will es gar
nicht wissen. Also bitte nur die Highlights: Wir brennen euch einen Song
von Adam Green und ihr überlegt auch
in
der
dritten
Woche
nach
Kennenlernen, welche Unterwäsche ihr
tragt. Ich denke es wird langsam klar:
Von Mixtape-Jungs lernen heißt lieben
lernen.
Zehn Songs für
ein gutes Mixtape
Wir probieren das jetzt einfach mal. Ich
nenne erst eine der Komponenten, die
nach und nach das perfekte Mix-Mädchen ergeben und danach den Song, der
im Gegenzug auf eurer CD landen
wird. Zur Vereinfachung fangen wir mit
den ersten zehn
der rund 80 Kriterien an:
1. Schöne Schuhe/These boots
are made for walking,
Nancy Sinatra.
2. Ausstrahlung, ein
hübsches Gesicht,
am besten ein bisschen zu hübsch/I’m
a believer, The Monkees.
3. Na ja.../ Touch me,
The Doors.
4. Intelligenz und Verständnis/
Don’t let me be misunderstood, Eric
Burdon.
5. Ausreichende Finanzen/Wovon lebt
eigentlich Peter, Winson.
6. Die Fähigkeit, Nächte durchzumachen/Let there be rock, Tocotronic.
7. Über die Stränge zu schlagen/Korn
und Sprite, Tomte.
8. Ruhige Abende zu zweit genießen/
Herzscheisse, Funny van Dannen.
9. Toleranz für meine Lebensumstände/I think I smell rat,The White Stripes.
10. Tiefe Liebe/ Stand by me, Oasis
oder Ben E. King.
Die nächsten sieben Folgen von „Mischen possible“ folgen.

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