Nuntium No.17 Winter 2013

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Nuntium No.17 Winter 2013
NUNTIUM NO. 17 | WINTER 2013
EINE INFORMATION DER ARS PECUNIAE GMBH – AUTHOR: REGINA A. FAHLBUSCH
VON SEIDENSTRASSEN UND ANDEREN HANDELSWEGEN
Nicht nur aus aktuellem Anlass1 des neuen Welthandelsabkommens widmet sich dieser NUNTIUM dem
Herzstück unserer heutigen Zivilisation: den globalen Waren- und Finanzströmen. Die Menschheit hat
schon einige Globalisierungsphasen erlebt. Die Intensität der jetzigen Phase hat im letzten Jahrzehnt, so
scheint uns, zugenommen. Der Harvard-Professor D. Rodrik2 hat dies, zusammen mit den in diesem Zeitraum auftretenden Krisen, zum Anlass genommen, neue Wege zu einer gesunden Globalisierung aufzuzeigen. Wir beleuchten diese angesichts der ständigen Rivalität zwischen dem Westen und dem Osten.
Ausgangspunkt unserer Betrachtungen sind die Entdeckungsreisen der venezianischen Polo-Brüder, deren
bekanntester wohl Marco Polo ist und die 1266 bzw. 1275 bis zum Hof des Mongolenkaisers Kublai Khan
vorstießen. Bis heute wird gerätselt, ob Marco Polo,
der von seiner Reise3 später einen ausführlichen Bericht verfasste, wirklich bis nach China gekommen ist.
Unabhängig davon steht er auf jeden Fall sinnbildlich
für eine Periode intensiven Warenaustauschs zwischen
Ost und West in einer wirtschaftlichen Blütephase des
Westens.
Für die vier Jahre dauernde Reise nach China nutzte
Marco Polo die Seidenstraße, eine uralte Handelsroute
zwischen West und Ost. Wir beschäftigen uns mit der
neuzeitlichen Rolle der alten Karawanenroute, da sie geopolitisch wieder mehr in den Blickpunkt gerät.
Nicht fehlen dabei darf die Betrachtung der heutigen Waren- und Finanzströme.
FRÜHE FORMEN DER GLOBALISIERUNG
Längst finden Waren- und Finanzströme global statt. Globalisierung ist ein inhaltsvoller Begriff, sodass
zunächst ein Blick in die Historie bei seiner Einordnung hilft. Der Handel über die Grenzen hinaus hat allgemein betrachtet per Saldo zu einer Wohlstandsmehrung, messbar in materiellen Gütern oder zunehmender (sozialer) Sicherheit, geführt. Nicht zu vergessen ist dabei jedoch, dass dem in geopolitischer Sicht
ein Bedarf der Völker an lebenswichtigen Rohstoffen und ihr Streben nach einer möglichst großen
Marktmacht zugrunde liegen.
Betrachtet man die klassische Seidenstraße des Marco Polo, die bereits vor Christi existierte und im Mittelalter schon ihre Blütezeit überschritten hatte, geht es jedoch nicht nur um den Austausch von physischen
Gütern, sondern darüber hinaus von praktischem Wissen (auch Technologie) und Gedankengut, mithin
von Kultur und Religion. Und nicht zuletzt „importierte“ Europa im 14. Jahrhundert auch die Pest aus
Asien.
1
Neu geschlossenes Abkommen zum Welthandel.
D. Rodrik: Das Globalisierungsparadox, W.W. Norton, New York und Verlag C.H. Beck, München, 2011.
3
Marco Polo begleitete seinen Vater und Onkel bei deren zweiter Reise als 17-Jähriger. Insgesamt dauerte die Reise
der Familie Polo von 1271-1295, da man sich am chinesischen Hofe schnell unabkömmlich gemacht hatte. Quelle:
Wikepedia, auch für die Bilder.
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Der Westen bezog über die Seidenstraße, und später auf dem Seeweg, neben kostbaren Stoffen insbesondere Gewürze im Tausch gegen Silber und Glas.
Schon damals gab es Handelsungleichgewichte: Im
18./19. Jahrhundert, zum Beispiel, wurde die britische
Nachfrage nach Gewürzen und Tee so groß, dass es
den Silberbestand des Landes gefährdete. Aus dem
Ungleichgewicht dieser Handelsströme entstand der
als „Opiumkrieg“ bezeichnete Handelskrieg (siehe
unten), dessen Folgen noch bis heute nachwirken.
Das 19. Jh. sah eine andere Form der Globalisierung,
die aufgrund von drei Faktoren sehr erfolgreich war4:
Technische Errungenschaften in Transport- und Nachrichtensystemen in Kombination mit dem Abbau von
Handelsschranken bzw. Zöllen und stabilen Wechselkursen durch den Übergang zum Goldstandard. Damals wurde das Gedankengut des heutigen Globalisierungsdenkens gesät.
WEGE ZU EINER OPTIMIERTEN GLOBALISIERUNG
Freie Waren- und Kapitalströme wurden und werden immer noch als Grund bzw. Voraussetzung für Wirtschaftswachstum angesehen. Das Hauptaugenmerk des heutigen Globalisierungsdenkens liegt folglich auf
der Sicherstellung eines ungehinderten Austauschs. Zu diesem Zweck gab es nicht erst Anfang der Neunziger Jahre mit Gründung der Welthandelsorganisation (WTO) Bestrebungen zum Abbau von Handelsschranken, später auch Behinderungen von Kapitalströmen. Ein entsprechendes Regelwerk wurde aber
schließlich vor allem über die WTO aufgestellt. Allerdings muss hier eingeschränkt werden: Die Gewinne
bei der Beseitigung des verbliebenen Protektionismus schätzt man auf 100 Mrd. US$ jährlich. Im Gegensatz dazu kann jedoch ein sinnvolles Regelwerk zur Migration von Arbeitskräften der Weltwirtschaft eine
Ersparnis von ca. 360 Mrd. US$ p.a. bringen5.
Bis dato sah das WTO-Regelwerk starre international verpflichtende Standards und eine starke internationale Koordinierung vor. Das hat sich auch mit den Absichtserklärungen von Bali nicht geändert. Dass dies
nicht allen Beteiligten zum Vorteil gereicht, zeigt das Beispiel China: Dieses Land musste beispielsweise
nach seinem Beitritt 2001 seine konventionelle Industriepolitik (vor allem Subventionen) aufgeben. Nur die
konstante Unterbewertung der eigenen Währung konnte das Wachstumsziel aufrechterhalten, was wiederum Nachteile für viele andere Länder mit sich brachte. Anstelle einer professionellen Ursachenanalyse
wurde damals jedoch China zum Sündenbock gemacht.
Im letzten Jahrzehnt hat sich gezeigt, dass das globale System instabil und unsicher geworden ist und
Ungleichheiten verstärkt auftraten. Technokratisch entwickelte Mindeststandards können der Vielzahl und
Unterschiedlichkeit der Länder nicht gerecht werden. So besteht ein Spannungsfeld zwischen den Zielen
jedes Staates einerseits und des Freihandels andererseits, was letztlich eine einheitliche Regulierung
scheinbar unmöglich macht. Wir sehen dies zum Beispiel bei den Regulierungsansätzen für die Finanzmärkte, die bis dato keine Stabilität zu erreichen vermochten.
Professor Rodrik argumentiert entsprechend, dass Rechte und Verantwortung vermehrt bei den Nationen
selbst liegen sollten und dies ebenfalls im Interesse einer richtig verstandenen, „gesunden“ Globalisierung
ist. Die Staaten können dann eine eigene Kombination von Marktöffnung, Produkt- und Arbeitsstandards
und sozialem Netz entwickeln; auf demokratischer Basis6 sollte dies auch langfristig erfolgsversprechend
sein. Noch ein Argument spricht dafür. Der World Values Survey7, der Werte und kulturelle Veränderun4
Nach Fernand Baudel, „Frankreich – die Menschen und die Dinge“, Editions Arthaud, Paris 1986 und Klett Cotta,
Stuttgart 1990.
5
Zahlen von der Weltbank, „Global Economic Prospects“, 2006.
6
Anstelle einer nicht kontrollierbaren, durch Technokraten geleiteten, supranationalen Institution.
7
www. worldvaluessurvey.org, Studien von 1981-2008; dzt. läuft eine neue Befragungsrunde.
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gen in den Nationen hinterfragt, stellte fest, dass Menschen ihre nationale Identität vor jede andere Bindung stellen. Die Entwicklung in Europa seit Ausbruch der Eurokrise bestätigt, dass nationale Argumente
wieder in den Vordergrund, der Europagedanke dagegen in den Hintergrund gerückt sind. Wirtschaftliche
und politische Eliten sehen dies jedoch anders. Wohin der Weg Europa führt, ist deshalb noch nicht klar.
Aber die Einheit Europas ist ursprünglich auf eine gemeinsame Religion gegründet, eine vielleicht heute
nicht mehr tragende Säule.
DAS REICH DER MITTE UND DER WESTEN
Doch zurück zum anderen Ende der Seidenstraße: China wird nicht umsonst das Reich der Mitte genannt:
Bis vor 200 Jahren bestimmte es als hochentwickeltes, technologisch führendes Land8 die Weltwirtschaft
der Neuzeit, bildete also faktisch deren Mittelpunkt. Die Statistik ist beeindruckend: Zu diesem Zeitpunkt
erwirtschaftete das Land ein Drittel des weltweiten BIP (Bruttoinlandsprodukt), während Europa nur ca.
20% dazu beitrug9. Die Industrialisierung Europas und die Abschottung Chinas (ab dem 15. Jhd. – auch
zum Schutz der heimischen Wirtschaft – kehrte dieses Verhältnis um. Der „Opiumkrieg“ endete mit einem
Sieg der Briten und vernichtenden Folgen für die Chinesen. Diese als Schmach empfundene Niederlage
hat sich in die Psyche des Volkes eingegraben. Heute scheint sich das Blatt zu drehen – nicht zuletzt durch
ein Volk, das in langfristigem Denken geübt ist und einen starken Willen hat, seinen ehemaligen Einfluss
auf das Weltgeschehen wiederzugewinnen.
Der Prozess der aktuellen Globalisierung hat nicht nur einen revolutionären Wandel der Weltwirtschaft
herbeigeführt, sondern auch die politischen Machtverhältnisse verändert10. Die G20 sind Ausdruck einer
Entwicklung zu einem multipolaren System. Können sich die westlichen Werte von Demokratie und Menschenrechten behaupten? Wo stehen wir wirtschaftlich? Die Entwicklung der letzten 25 Jahre zeigt klare
Trends, die die Rückkehr Chinas in die Mitte der globalen Wirtschaft zeigen – beginnend mit der Übertragung von Know How in den 90er Jahren und, vor allem im vergangen Jahrzehnt, mit einem Arbeitsplatztransfer. Mittlerweile wandern auch Aktivitäten der traditionell westlichen Handelszentren in den
Osten ab. Nicht zuletzt stärken bilaterale Handelsabkommen der Chinesen die Akzeptanz des Yuan. Eine
Mondlandung und die jüngst proklamierte Luftkontrollzone über den Senkaku-Inseln zeugen von einem
neu erstarkten Selbstbewusstsein. Führen diese Entwicklungen zu einem neuen Kalten Krieg? Oder sehen
wir Asien in zum Beispiel einem Jahrzehnt als weit entwickelte Regionalzone mit eigenem Währungsfonds?
DIE NEUE SEIDENSTRASSE I
Xi Jinping, der jüngst gewählte chinesische Präsident, hat wiederholt sein Bestreben bekundet, entlang
der alten Seidenstraße einen neuen Wirtschaftsgürtel mit dessen Anrainern zu entwickeln11. Die Rede ist
von der „stählernen“ Seidenstraße12, eine moderne Landverbindung mit Hochgeschwindigkeitszügen und
Kommunikationsinfrastruktur, die Zentralasien, den Mittleren Osten, Russland und Westeuropa verbinden
soll. Ausgangspunkt damals wie heute soll Xian sein, die größte Stadt des aktuell so unterentwickelten
Westens Chinas. Ein politisch und logistisch ungeheuer herausforderndes Projekt. Aber war die Große
bzw. Chinesische Mauer dies nicht auch?
Die Türkei spielt im Rahmen dieses Projekts eine besondere Rolle: Damals wie heute ist oder will Istanbul
Brückenkopf zu Europa sein, nicht zuletzt durch den jüngst eröffneten Bosporus-Tunnel und weitere große, geplante Infrastrukturprojekte. Und wieder geht es um Bodenschätze, insbesondere Öl und Gas. Für
die Türkei ist außenpolitische Priorität, das Drehkreuz der Öl- und Gastransporte aus Russland, dem kaspi-
8
Nicht nur Schießpulver und die Buchdruckerei, sondern auch das Papiergeldsystem wurde in China (im 10. Jh.)
erfunden.
9
Prof. Dr. Thomas Straubhaar: „Der Opiumkrieg oder warum Ungleichgewichte im Welthandel schon immer Ärger
gemacht haben“, HWWI Standpunkt, 11.4.2011.
10
Prof. Dr. Volker Steinkamp: „The West and the Rest“, FAZ, 7.10.2013.
11
G. Bin Zhao, einflußreicher chin. Berater, in South China Morning Post: “New Silk Road starts with Xian“,
29.10.2013.
12
So genannt in Kontrast zur ursprünglichen Seidenstrasse - Stratfor, “China: The Iron Silk Road Plan”.
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schen Becken, Zentralasien und sogar dem Mittleren Osten nach Europa zu werden13 und damit an die
Tradition des glorreichen Byzanz anzuknüpfen.
DIE NEUE SEIDENSTRASSE II
Neben der geplanten Funktion als Verbindungsweg weist die neue Seidenstraße noch in anderer Hinsicht
Ähnlichkeiten mit ihrem historischen Vorgänger auf: Vor 200 Jahren fand europäisches Silber den Weg
nach China. Heute geht es neben anderen Gütern wieder vor allem um ein Edelmetall – um physisches
Gold, das nicht nur nach China geht. In Asien wird Gold traditionell als einzigartiges Instrument zur langfristigen Werterhaltung gesehen, weshalb man hier eher von einem Finanz-, denn von einem Warenstrom
sprechen kann. Die Shanghai Gold Exchange, vom chinesischen Staat vor gut 10 Jahren eröffnet, hat sich
im asiatischen Raum als Handelszentrum etabliert. Dort wurde auch im November ein Goldtresor, der
2.000t Gold lagern kann, eröffnet. Die Bank HSBC schätzt, dass dieses Jahr 60% der Goldnachfrage, inkl.
Schmuck, aus Asien stammt, während es 2004 noch etwa 35% waren14. Eric Sprott, großer kanadischer
Rohstoffvermögensverwalter, hat aufgezeigt, dass die physische Nachfrage mit ca. 5.000 t p.a. weit über
der Minenproduktion von ca. 2.000 t liegt15. Macquarie, größte australische Bank, vermutet, dass diese
Nachfrage mehrheitlich durch Verkäufe von westlichen Goldindexfonds bedient wird.
Wie Sie der nachfolgenden Graphik entnehmen können, wird dieser Trend ausdrucksvoll durch die Veränderungen des Goldbestandes der einzelnen Länder bestätigt. Die Schweiz wird mit einem Abgang von
1.550 t lediglich in einer Anmerkung erwähnt. Dabei ist sie nicht nur ein bedeutender Lagerort für ausländische Anleger (gewesen?), sondern gleichzeitig der größte Umschlagshafen (d.h. Umschmelzung) für
physisches Gold im westlichen Raum. So sind 2013 in den ersten acht Monaten über 1.000 t von England
in die Schweiz exportiert worden (Vorjahr 85 t)16.Die Nachrichtenagentur Bloomberg meldet, dass in der
Schweiz derzeit hohe Volumen von Goldbarren umgeschmolzen werden: vom Londoner Standard (400
oz. bei 0,995 Reinheitsgrad) auf den asiatischen
Standard (1000 g bei 0,999 R.grad).
Diese zweite Funktion der neuen Seidenstraße
weist eine große Dynamik auf. Normalerweise
steigt ein Preis bei größerer Nachfrage als Angebot. Wir sehen aber aufgrund der Handelsvolumen
von (Wert-) Papierkontrakten einen fallenden
Goldpreis. Dies ist im Interesse der traditionellen
Gold- bzw. Bullionbanken. Denn das westliche
Goldsystem funktioniert ähnlich wie unser Bankensystem: Werden Vermögenswerte (Gold oder auch
Geld) eingeliefert, wird ein kleiner Bodensatz physisch gehalten, während der Großteil verliehen
wird. Also Goldhandel mit Leverage. Muss nun
Gold in großer Menge physisch ausgeliefert werden, steht so schnell kein lieferbares Gold zur Verfügung,
da es sehr schwierig zu sein scheint, diese Leihkette aufzulösen. Ein starker Preisanstieg würde schnell auf
diese Problematik aufmerksam machen und könnte in einen „Goldrun“ münden.17
Ein Mitglied der Banca d’Italia resümierte auf dem diesjährigen Kongress des LBMA18 in Rom, dass physisches Gold einzigartig ist, da es keine Gegenpartei braucht, keine Verbindlichkeit darstellt, seinen Wert
behält und eine Zentralbank unabhängig macht. Nicht zuletzt spiegele es das Vertrauen in eine Institution
13
Pepe Escobar: „Turkey pushes crossroads politics“, Asia Times Online, 22.11.2013.
Chamjaroen + Engle, Bloomberg Business News, 11.11.2013.
15
Eric Sprott in einem öffentl. Brief an das World Gold Council, Oktober 2013.
16
Lt. Statistik Eurostat.
17
Siehe auch John Hathaway, 12.12.2013 und RBI. Org: „the CPM Gold Yearbook 2011.
18
London Bullion Market Association, die internationale Handelsorganisation für Gold und Silber Barren; Quelle:
Adrian Ash, mineweb.com, 10.10.2013.
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wider. Und der französische Historiker Braudel19 hat im letzten Jahrhundert festgestellt, dass, wo immer
innerhalb einer Weltwirtschaft das Gold dominiert, das Herz des Ganzen schlägt. Der geneigte Leser mag
selbst beurteilen, inwieweit diese Feststellungen in Zeiten des „Hochfinanzwesens“ noch zutreffen.
Schließlich scheint die Welt sich derzeit auf alternative Anlagen aller Art zu stürzen, die kaum Berührung
mit dem Papiergeld der Zentralbanken haben. Wie anders ist es zu erklären, dass Oldtimer, Kunstwerke,
Diamanten und sogar eine virtuelle Währung wie Bitcoin phänomenale Preise erreichen? Sie sind, wie
auch Gold, nicht unendlich vermehrbar.
STANDORTBESTIMMUNG FÜR ANLEGER
Wir stellen die sich daraus ableitende wichtige, generelle Frage: Woher stammen Investmentrisiken? Vielleicht nicht von Firmen, Wertpapieren oder Institutionen wie Börsen? Vielleicht kommen die größten Risiken von Preisen, die im Vergleich zu ihrer Substanz zu hoch sind. Preise steigen so hoch durch die Aktionen der Marktteilnehmer. Geleitet sind diese entweder durch Risikoaversion oder Risikotoleranz und bewegen sich meist zwischen diesen beiden Extremen. Da die Zukunft nicht voraussehbar ist, liegt unsere
Verantwortung darin, das Klima des Anlageumfeldes bzw. der Marktteilnehmer festzustellen und uns
dementsprechend aufzustellen.
Die Momentaufnahme zeigt eine gestiegene Risikotoleranz, unter anderem motiviert durch die jüngst hohen
Renditen auf Risikoanlagen. Die nebenstehende Graphik20 zeigt Ihnen beispielhaft die Bewertung des amerikanischen Aktienmarktes seit 2011 im Verhältnis zum
geschätzten Bruttoinlandsprodukt (BIP). Die Rate der
Kreditaufnahmen von Privatanlegern und Institutionen
– Zeichen von großer Risikotoleranz – ist auf ähnlich
hohem Niveau wie Mitte des letzten Jahrzehnts. Nicht
zuletzt waren im letzten Quartal die Gewinnwarnungen der Unternehmen so hoch wie lange nicht mehr.
KONSEQUENZEN FÜR DIE ANLAGEPOLITIK
Klimatisch gesprochen ist das Anlageumfeld sicherlich als warm zu bezeichnen. Auch wenn einige Daten
auf eine Überhitzung hindeuten, ist Skepsis spürbar, während die dazugehörige Euphorie fehlt. Die Investmentrisiken scheinen heute höher als in den Jahren seit 2008/9. Wir begegnen diesem Umstand mit
liquiden Investments, die eine einfache Struktur aufweisen, einer noch distanzierteren, kritischen Marktbeobachtung, um überflüssige Informationen zu filtern, und reell bewerteten Anlagen oder Sektoren.
Verlustbegrenzungsmaßnahmen sind hier angemessen, auch wenn sie kein Allheilmittel darstellen.
Hauptaugenmerk ist die Strukturierung global gestreuter Portfolios, die eine breite Anzahl verschiedener
Anlageformen enthalten und Modesegmente vermeiden. Umsichtiges, nicht emotionales Handeln soll
unsere Kunden vor größeren Verlusten schützen und gleichzeitig eine angemessene Rendite erzielen. Dies
scheint in den heutigen Zeiten schwieriger denn je.
“Mut ist nicht, wenn man keine Angst hat, sondern, wenn man die Angst überwindet.“
Nelson Mandela
20. Dezember 2013
19
20
Fernand Braudel, „Frankreich – die Menschen und die Dinge“, ibid.
Quelle: Bloomberg.
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