business-kettenhotel?

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business-kettenhotel?
Hotel-Test im Marriott Zürich
Bloss ein anonymes
Business-Kettenhotel?
Das Marriott in Zürich. Das höchste Hotel der
Stadt. Vor 40 Jahren als «Hotel Zürich» eröffnet. 264
Zimmer auf 19. Etagen, 15 Konferenz- und Ballräume, zwei Restaurants, eine Bar, Parking, Fitness
und Sauna. Marriott? Typisch amerikanische
Ketten-Hotellerie, lautet ein Vorurteil. Alles standardisiert. Von persönlichem Service keine Spur.
«Hotelier»-Tester wollten es genau wissen: Treffen
die Vorurteile gegenüber der US-Kettenhotellerie zu?
Ist das Marriott an der Limmat bloss ein anonymes
Businesshotel?
Vorgeschichte
3700 Hotels mit 602 000 Zimmern und 145 000
Mitarbeitern in 73 Ländern weltweit. 17 HotelMarken (darunter Renaissance, Bulgari Hotels,
Ritz Carrlton und Courtyard by Marriott), die
einen Jahresumsatz von 15 Milliarden US-Doller und 458 Millionen US-Dollar Gewinn erzielen. Bis 2015 kommen weitere rund 800 Hotels
mit 125 000 Zimmern weltweit hinzu. Man geht
von einem durchschnittlichen Wachstum von 4,7
Prozent aus.
Das ist Marriott, derzeit die drittgrösste
Hotelgruppe der Welt – nach Intercontinental und Wyndham Hotels. Angefangen hat die
Geschichte der amerikanischen Hotelgruppe
1927, als J. Willard und Alice Marriott eine Fastfood-Kette mit dem Namen «Hot Shoppers»
gründeten. 1953 gingen sie an die Börse, um das
Wachstum der noch jungen Marriott-Gruppe zu
finanzieren. 1957 entstand die Hotel-Sparte. Das
erste Marriott-Hotel eröffnete im gleichen Jahr
in Arlington – ein «Twin Bridges Motor Hotel»
mit 365 Zimmern. Mitte der Siebzigerjahre entstand die Marriott Corporation. Und 1977 eröffnete das erste Marriott-Hotel in Europa (Amsterdam) – und die Gruppe erzielte inzwischen einen
Umsatz von 1 Milliarde US-Dollar.
1995 wurde auf Hawaii das 1000. Hotel
eröffnet, und Marriott übernahm die Luxusmarken Ritz-Carlton und Renaissance. Das 2000.
Hotel entstand im April 2000 in Tampa, Florida.
Und was viele nicht wissen: In den Türmen des
World Trade Centers in New York, die am 11. September 2001 durch den Terroranschlag zerstört
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wurden, befand sich auch ein Marriott-Hotel. Auch später wurden Marriott-Hotels in Asien und dem Mittleren Osten Opfer von
Terror- und Bombenanschlägen. Übrigens: Das höchste Hotel der
Welt (335 Meter Höhe) ist ein Marriott. Das JW Marriott Marquis
Hotel in Dubai bietet 1608 Zimmer.
Fest steht: Unter den bekanntesten Hotelmarken der Welt
steht Marriott – nach Best Western und Holiday Inn – auf Platz drei,
gefolgt von Comfort Inn und Hilton. Präsident der Gruppe ist Bill
Marriott jun., doch seit dem 1. März 2012 ist Arne Sorenson CEO
und operativer Chef von Marriott International. Dass in jedem Marriott-Zimmer in Amerika die Bibel der Mormonen aufliegt, ist kein
Zufall, denn die Familie Marriott ist seit Jahrzehnten Mitglied der
Freikirche der Mormonen.
Reservation (Homepage)
Wir buchen über die eigene Homepage von Marriott. Die Suchmaske ist einfach und übersichtlich gestaltet, man gibt die Daten
und Wünsche ein – alles funktioniert bestens. Informationen
übers Hotel, über Angebote und Promotionen, Tipps für Ausflüge
in Zürich (Highlights), Last-Minute-Angebote – alles ist sofort
ersichtlich. Eine fast perfekte, aktive und optisch gut gestaltete
Homepage. Da waren Web-Profis am Werk!
Wir buchen ein Grand-Superior-Zimmer zum Preis von 555
Franken, inklusive Frühstück für zwei Personen, Gratis-Internetzugang (WLAN im ganzen Haus) und Serviceleistungen in der
«Executive Lounge». Zudem reservieren wir einen Tisch im hoteleigenen Restaurant «Echo» (Schweizer Küche) und natürlich ein
Essen im «White Elephant», einem der besten Thai-Restaurants der
Schweiz. Die Bestätigung der Reservationen folgt wenige Sekunden nach der Buchung per Mail. Fazit: So muss eine Hotelbuchung
per Internet ablaufen! Und so muss eine Homepage aufgebaut sein!
Leider existieren in der Schweiz noch (zu) viele Privathotels, die von
solch professionellen Web-Lösungen weit entfernt sind.
7–8I2012
Hotel-Test Zürich Marriott
Check-in
Das Marriott Zürich liegt direkt an der Limmat,
nur zehn Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt. Die Anfahrt ist unkompliziert. Man kommt
von der Autobahn, fährt in Richtung City – und
schon ist man auf der Achse zum Hotel. Normalerweise fährt der Gast eines Fünfstern-Hauses direkt vor den Haupteingang, wo er dann
vom Portier begrüsst und über den roten Teppich begleitet wird. Man verlässt also das Auto,
der Portier kümmert sich um das Gepäck – und
er stellt den Wagen später in die Garage. Das ist
Fünfstern-Standard. Beim Marriott in Zürich
geht das nicht, denn vor dem Haupteingang stehen Taxis und andere Fahrzeuge, die eine Vorfahrt verunmöglichen. Wir haben keine andere
Wahl, um direkt in die Tiefgarage zu fahren. Da
laden wir dann unser Gepäck eigenhändig aus
und schleppen es durch mehrere Aufzüge bis zur
Rezeption. Mit Schweissperlen auf der Stirn erreichen wir die Hotelhalle.
Nein! So darf die Ankunft des Gastes in
einem Fünfstern-Haus in Zürich nicht sein! Das
«Problem Vorfahrt» sollte sofort gelöst werden.
Wie sagt doch der Hotelpionier und Gründer von
Fours Seasons, Isadore Sharp, so treffend: «Die
ersten fünf Minuten und die letzten fünf Minuten
entscheiden darüber, ob der Gast wieder kommt.»
Die junge Dame an der Rezeption registriert
uns sofort. Sie lächelt über die Theke hinweg mit
dem Kommentar: «Hallo, guten Tag, haben Sie
ein Zimmer gebucht?» Man legt uns den bereits
aufgefüllten Meldezettel hin, alles ist korrekt ausgefüllt. «Sollen wir Ihr Gepäck aufs Zimmer stellen?» Natürlich! Liebe Rezeptionistin, diese Frage
stellt sich hier so nicht. Ist ja klar, dass das Gepäck
aufs Zimmer gebracht wird. Wohin denn sonst!
Man erklärt uns, wo sich die «Executive Lounge»
befindet, und dass wir da auch das Frühstück einnehmen können (bis 11.30 Uhr). Fazit: Der Checkin-Prozess läuft uns etwas zu formell, zu technisch ab. Zwar bemüht sich die Dame sichtlich um
den Gast, doch sie unterlässt es, uns die Reservation in den Restaurants nochmals zu bestätigen.
Der (neue) Gast möchte vielleicht auch wissen,
wie er möglichst rasch aufs Internet kommt und
ob das Haus über einen Fitness- und Businessbereich verfügt.
Hunde im Marriott kosten pro Tag/Nacht
35 Franken. Das ist happig, wird aber nach der
Ankunft sofort kompensiert durch die Abgabe
eines Hundeanhängers in Knochenform. Eine
sympathische Geste.
Zimmer
Normalerweise wird der Gast in einem Fünf­sternHotel aufs Zimmer begleitet – ausser es handelt
sich um einen Stammgast, der seit vielen Jahren
immer das gleiche Zimmer bucht und das Marriott besser kennt als sein Privathaus. Wir suchen
also unser Zimmer mit der Nummer 2712 auf der
7. Etage. Das Gepäck steht im schmalen Zimmerkorridor. Warum nicht auf der Gepäckablage?
Wow! Diese Aussicht! Einmalig. Die Stadt
Zürich (Westteil) liegt uns zu Füssen. Das Design
des Zimmers ist modern, zeitlos, eher etwas klassisch. Die Farben harmonieren. Leider ist die Klimaanlage so eingestellt, dass wir uns wie im ›
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Kühlraum der Küche fühlen. Kompliment dem Housekeeping! Das
Zimmer wurde perfekt gereinigt. Kein Haar unter dem Bett – oder
im Lavabo. Kein Stäubchen auf der Bettkante. Wir testen das legendäre Marriott-Bett. Ja, so muss ein Hotelbett beschaffen sein: nicht
zu hart, nicht zu weich, gross, viele Kissen, gutes Licht, hochwertige Bettwäsche. Haben Sie gewusst, das man die Betten bei Marriott auch kaufen kann?
Was wir vermissen: die Fruchtschale. Dafür offeriert man
uns kostenlos Mineralwasser. Warum nicht eine kleine (lokale)
Süssigkeit auf dem Salontisch? Pralinen oder Luxemburgerli von
Sprüngli, zum Beispiel? Schliesslich befinden wir uns in Zürich. Es
geht ja darum, dem Gast immer wieder zu sagen: Lieber Gast, Sie
befinden sich jetzt zwar in einem amerikanisch geprägten Marriott-Hotel, aber das Hotel steht in Zürich in der Schweiz – und nicht
in Tokio oder Paris.
Das Telefon: Wo, um Gottes willen, befindet sich die Taste für
die Rezeption? Wir inspizieren das Telefon mit Lesebrille – doch
wir finden die Taste erst nach eingehendem Studium der Telefonplattform. «Hallo, Rezeption, was kann ich für Sie tun?» Können Sie
uns vielleicht sagen, wie man hier im Zimmer aufs Internet kommt?
Und ist der Internetzugang kostenpflichtig, so wie in den meisten
US-Hotels? Ist er, zwar nicht für uns, aber für «normale Gäste», die
nur ein Standard-Zimmer buchen. 35 Franken kostet der Zugang
pro Tag. Immerhin eine High-Speed-Internetverbindung (WLAN).
Dass amerikanische Hotelgruppen fürs Internet immer noch Geld
verlangen, verstehen wir nicht. Wahrscheinlich eine Frage der Zeit,
bis auch die Amerikaner begreifen, dass eine schnelle und kabellose
Internet-Verbindung im Jahr 2012 zum Basis­angebot eines Hotels
gehört, so wie fliessend Wasser und ein sauberes Bett. Immerhin:
Im Schrank entdecken wir Bügelbrett und Bügeleisen – garantiert
kostenlos. Ein schönes Detail: Das TV-Programmheft liegt offen
auf dem Nachttisch. Dass wir mindestens 60 Sekunden lang durch
das «Menu» des TV-Geräts zappen müssen, um den gewünschten
TV-Sender (zum Beispiel ARD oder ZDF) zu finden, ist im Zeitalter
der hochkomplexen TV-Installationen in Hotels Normalität. Und
die Zeitung morgens am Türgriff? Scheint im Marriott Zürich nicht
generell geregelt zu sein. Uns hat man nie danach gefragt, der Nachbar nebenan hat allerdings seine «Financial Times» am Türgriff …
Bad
Der Badebereich im Zimmer 2712 besteht aus zwei kleinen Räumen: die separate Toilette (mit kleinem Lavabo) und das eigentliche
Bad (Lavabo und Dusche). Ja, das Bad ist klein! Wer alles andere als
schlank ist, hat darin echt Raumprobleme. Doch es ist stilvoll gestaltet, äusserst sauber – und alles, was man so benötigt ist da: Kleenex, Haartrockner, Kosmetikspiegel, himmlisch duftende Kosmetikprodukte, Body Lotion, Duschkappe, Watte. Auch die FrotteeWäsche ist noch «intakt» und von bester Qualität. Mögliche Defizite? Der Wasserdruck in der Dusche dürfte stärker sein, zudem
bewegt sich der Duschkopf.
Hunde
Vierbeiner scheinen im Marriott willkommene Gäste zu sein. Halsanhänger mit Marriott-Logo und «Hunde-Türschild» belegen diese
Aussage. Warum aber finden wir im Zimmer keinen Futternapf?
Wie wär ’s mit einer Hundedecke, einem Hundekörbchen – und ein
paar Hunde-Biskuits als «Welcome Snack»? Fazit: Der Früchteteller
wird abgeräumt und kurzfristig zum Hundenapf …
Turndown-Service
Und siehe da: Die Pralinen liegen auf dem Kopfkissen! Das Bad ist
aufgeräumt, bereits verwendete Frotteetücher sind ersetzt, das Bett
aufgeschlagen, die Vorhänge gezogen, Frühstücksliste auf dem Bett
– so muss es sein. Fünfstern-Service.
Lobby
Um es gleich vorwegzunehmen: Die Lobby im Marriott Zürich wird
noch diesen Sommer umgebaut. Ebenso die Bar und die «Smokers
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Lounge». Gut so, denn die heutige Hotelhalle wirkt nicht mehr
zeitgemäss (internationaler Stil, achtziger Jahre). Wenn man in
der Lobby sitzt und um sich schaut, könnte man genauso gut in
einer Hotelhalle in Rom, London, Dubai oder Basel sitzen. Fast
nichts erinnert hier an Zürich und die Schweiz. Die hellen Ledersofas und Sessel sind (zum Teil) etwas abgenützt, doch man fühlt
sich trotzdem sehr wohl.
Bar
Eine stimmungsvolle Bar! Die blau beleuchtete Theke vermittelt
Mitternachts-Atmosphäre, die grossen schwarz-weissen Bilder an
der Wand erinnern an New York oder Chicago. Die Vitrine mit Süssigkeiten und Apéro-Häppchen macht sich gut, auf den Ledersofas
sitzt man gut und gerne, doch die junge Service-Bardame, die heute
Abend im Einsatz ist, macht leider nicht alles richtig. Wir bestellen ein Glas Champagner. Die Frage nach der Champagnermarke
überfordert die junge Frau. Sie eilte an die Bar, holt die Flasche und
meint dann: «Wir haben Piper im Offenausschank.» Gefühlte fünf
Minuten später stellt man uns zwei «nackte» Champagnergläser auf
den Tisch. Mandeln, Nüsse, Oliven, Häppchen? Nichts. Wir fragen
nach: Hätten Sie vielleicht etwas Apérogebäck dazu? «Nüsse», lautet die Antwort. Und sonst? «Möchten Sie vielleicht ein Sandwich?»
Nein, lieber nicht. Man reicht uns asiatische Nüsse und Mandeln,
im Glas serviert. Noch eine Bitte: Zeigen Sie dem Gast immer die
Flasche, wenn Sie Wein oder Champagner servieren!
Restaurant White Elephant
Seit über 20 Jahren gibt es das «White Elephant» schon. Es ist eines
der ältesten thailändischen Restaurants in der Schweiz. Dabei sind
die Ursprünge gar nicht thailändisch. Zuvor hiess das Lokal nämlich «Platzspitz» und bot bürgerliche Küche wie Bratwurst oder Zürcher Geschnetzeltes an. Den Ausschlag für ein thailändisches Restaurant gab der damalige Direktor des «Hotel Zürich», Marc Bloch.
Angetan vom Spice Market in Bangkok und dem Blue Elephant in
London lancierte er zusammen mit dem damaligen Küchenchef des
Hotels, Jacky Donatz, das «White Elephant». Seit Beginn bestehen
sowohl Küchen- wie Servicebrigade ausschliesslich aus Thailänderinnen und Thailändern. Der Service ist überaus freundlich, ja herzlich. Das «ewige Lächeln» scheint hier Alltag zu sein. Wir bestellen verschiedene kalte Gerichte (Starters). Alles wird authentisch
im Thai-Stil serviert. Wir haben in Thailand und sonst wo auf der
Welt viele thailändische Restaurants besucht und getestet. Fazit:
Das «White Elephant» spielt seit Jahren in der Top-Liga der asiatischen Restaurants, zweifellos eine der besten Thai-Adressen der
Schweiz! Authentisch, stilvoll, aromatisch perfekt. Etwas irritiert
hat uns die Tatsache, dass die Küche bereits um 22 Uhr schliesst.
So kam es, dass wir um 21.50 Uhr im Eilzugstempo unsere warmen
Curry-Gerichte und Desserts bestellen mussten …
Restaurant Echo
Schweizer Küche findet man in vielen Restaurants in Zürich.
Die meisten beschränken sich dabei auf das berühmte «Zürcher
Geschnetzelte mit Rösti» und die «Bauernbratwurst an Zwiebelsauce». Ganz anders das «Echo» im Marriott. Da entdecken wir
aussergewöhnliche und spannende Gerichte schweizerischer Herkunft, zum Beispiel das «Holzbrett», garniert mit Wollschweinsalsiz, eingemachtem Gemüse und Salat – serviert mit einem Schweizer Taschenmesser, das der Gast mit nach Hause nehmen kann.
Gute Idee! Wir bestellen als Vorspeise einen Spargelsalat mit Erdbeeren. Die Vinaigrette ist ein Traum! Ein Geschmackserlebnis
der besonderen Art. Als zweite Vorspeise ordern wir das «Bündner Tatar» aus luftgetrocknetem Rindfleisch mit Gruyère und Bärlauchpesto. Toll! Einzigartig!
Doch beginnen wir ganz vorne, beim Empfang: Der junge
Kellner begleitet uns an den reservierten Tisch und nennt unsere
Namen (sehr aufmerksam). Er empfiehlt uns die Tagesangebote.
Er tut dies charmant und alles andere als aufdringlich, souverän und professionell. Der junge Mann weiss, wovon er spricht. ›
7–8I2012
Hotel-test ZüricH Marriott
Die Bar.
Business-Suite, Meetingbereich.
White Elephant.
7–8I2012
Smokers Longue.
Business-Suite, Schlafbereich.
Thai-Essen aus dem White Elephant.
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Kaum am Tisch, reicht man uns Brot – eine originelle Vollkorn-Züpfe, serviert auf einem Holzbrett mit Messer. Dazu drei verschiedene Brotaufstriche. Dass man im fernen Nidwalden eine
eigene Kuh namens «Gretli» sponsert, sei hier
auch noch erwähnt. Die Kuh liefert die Milch für
den Käse, den man im «Echo» den Gästen anbietet. Es folgt der Hauptgang: ein Entrecôte aus dem
Aargau, auf den Punkt genau gegrillt, dazu frisches Gemüse. Das Fleisch ist zart, intensiv, von
bester Qualität. Und erst die Rotweinsauce: ein
Traum! Das Dessert: Wir bestellen ein RivellaSorbet (fantastisch) und ein Toblerone-Mousse
(das beste Schoko-Mousse, das wir in letzter Zeit
gegessen haben).
Weinkarte
Der Restaurantchef persönlich kümmert sich um
die Weine, darunter eher seltene, aber hervorragende Gewächse aus der Bündner Herrschaft,
dem Kanton Zürich und dem Wallis. Der Pinot
Gris (Barrique) von Meier (Zürich) begeistert uns.
Wunderbar, was da im Zürcherischen angebaut
wird. Saxer, Zahner, Meier – alles hochkarätige
Winzer aus dem Zürcherland. Im «Echo» verkauft
man die lokalen «Weinkönige» engagiert und
mit Überzeugung. Wir probieren den Rotwein:
«Der Besondere» von Jürg Saxer, Jahrgang 2010,
Flaschenpreis 67 Franken. Wow! Ein intensiver,
tiefroter, beeriger Wein (Cuvée), bestehend aus
Dornfelder, Regent und Pinot Noir. Ein Spitzenwein, den man auch offen für nur neun Franken
geniessen kann. Ein Blick in die Weinkarte zeigt:
Da war ein Kenner der Schweizer Weinszene am
Werk: Wir entdecken schöne Produkte von Stäger, Gantenbein und Fromm (Bündner Herrschaft), Huber (Tessin) und Marie-Therese Chappaz, der ungekrönten Weinkönigin aus dem Wallis. Und die Preise? Human, für Zürcher Verhältnisse fast schon Discountpreise. Was uns besonders begeistert: die Weinkompetenz des Servicepersonals. Man empfiehlt uns die richtigen Weine
zum Essen. Vor allem der junge, äusserst talentierte Kellner kennt sich gut aus.
Fazit: Was die junge Crew (Küche und Service) im Restaurant Echo bietet, verdient Höchstnoten. Top-Produkte, Top-Service, Top-Preise.
Wenn am Schluss die Rechnung in der hölzernen
«Muh»-Box präsentiert wird, bezahlt man diese
gerne. Freundlichkeit, Aufmerksamkeit, Herzlichkeit, Begeisterungsfähigkeit – für die junge
Service-Crew im «Echo» gelebter Alltag. Wer
spricht da von anonymer Kettenhotellerie?
Business/Konferenzbereich
Zu Recht gilt die Konferenzinfrastruktur im Marriott Zürich als eine der besten der Stadt. Nicht
weniger als 15 verschiedene Konferenz- und
Businessräume auf einer Gesamtmeetingfläche
von 1730 Quadratmetern bietet das Hotel, ausgestattet mit modernster Elektronik und Audio-Video-Anlagen. Highlight ist der 460 Quadratmeter
grosse Millennium-Ballsaal mit 600 Sitzplätzen.
Executive Lounge
Wer ein Executive-Zimmer oder eine Suite bucht,
hat Zutritt zur sogenannten «Executive Lounge»
im Erdgeschoss des Hotels. Dort wird morgens
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(bis 11.30 Uhr) das Frühstück serviert, dort findet man eine kleine
Bibliothek und Tageszeitungen – und tagsüber werden die «Executive-Gäste» mit Snacks, Süssigkeiten, Kaffee, Tee und andern
Getränken verwöhnt – im Zimmerpreis inklusive. Der Service in
der Lounge ist sehr persönlich, die Atmosphäre angenehm und
unkompliziert.
Mitarbeiter/Freundlichkeit
Vergessen wir diesmal die Vorurteile und Kritiker, wenn es um
amerikanische Kettenhotellerie geht. Die Mitarbeitenden des Marriott in Zürich beweisen eindrücklich, dass Kettenhotellerie mit USWurzeln nicht zwangsläufig standardisiert und rein nach «Betriebsmanual» funktionieren muss. Wir erleben hoch motivierte, überaus freundliche, aufmerksame und professionell handelnde Serviceleute, die ihren Job gerne machen. Sie gehen engagiert auf den
Gast ein, nehmen ihn als Individuum wahr und versuchen stets,
all seine Anliegen und Wünsche abzudecken. Dabei spürt man die
Handschrift des General Managers, Daniel Lehmann. Zwar setzt
der gebürtige Deutsche die Standards von Marriott konsequent
um, aber er lässt bewusst schweizerische, lokale oder gar zürcherische Elemente und Verhaltensweisen in den Hotelalltag einfliessen, sodass sich der Gast eben nicht in irgendeinem Marriott auf
diesem Globus fühlt, sondern im Marriott in Zürich an der Limmat. Grosses Lob dem Chef-Gastgeber und seiner Mannschaft!
Nicht wenige Privathoteliers könnten hier eine Menge lernen –
apropos Gastfreundschaft und
In­d ividualität.
Frühstück
Kurz und gut: Was da am frühen
Morgen geboten wird, ist Fünfstern-Niveau. Die Rösti unter
der Haube sieht aus wie eine
Rösti (und nicht wie eine beigebraune Pampe), die Orangen
sind geschält, Eierspeisen werden vom Frühstückskoch vor
den Augen des Gastes zubereitet, die Brotauswahl ist beachtlich, der Käse schweizerischer
Herkunft, das Birchermüesli
hervorragend, der Service speditiv, die Kaffeequalität einwandfrei.
Fitness
bewertung
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Reservierung:
Check-in:
Zimmer:
Bad:
Mitteilungen:
Sicherheit:
Aussenbereich:
Lobby&Bar:
Restaurant:
Frühstück:
Mitarbeiter/Freundlichkeit:
Check-out:
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Auf der dritten Etage bietet das
✓
Hotel dem Gast einen Fitness✓
raum mit Ausdauer- und Kraft✓
geräten. Hinzu kommen eine
✓
Sauna mit Ruheraum und Massageangebote. Die Räume sind
✓
einwandfrei gereinigt, im Fit- Gesamteindruck:
nessraum findet man frisches
Wasser, genügend Frotteetücher und Desinfektionsmittel. Ob die Räume oft genutzt werden,
ist ein anderes Thema.
Check-out
Die Dame an der Kasse präsentiert uns die Rechnungsvorlage. Sie
tut dies lächelnd und diskret. Zwei Übernachtungen, zwei Essen,
Bar, Minibar, Hund und Garage – alles in allem 1731.90 Franken.
Wir zücken die Kreditkarte und wenige Sekunden später folgt die
Originalrechnung mit Buchungsbeleg. Man verabschiedet sich sehr
freundlich mit den üblichen Abschiedsworten, doch die Worte wirken weder inszeniert, noch gekünstelt oder gar theatralisch. Das
Gepäck liegt bereits im Wagen, der vor wenigen Minuten vom Portier vorgefahren wurde.
7–8I2012
Hotel-Test Zürich Marriott
Was sagt DER HotelIER ?
Daniel Lehmann, General Manager im Marriott Zürich.
Fazit «Hotelier»
40 Jahre Marriott Zürich. 40 Jahre Hotelgeschichte. Wer glaubt, das als Fünfstern-Hotel
klassifizierte 264-Zimmer-Businesshaus sei vielleicht etwas verstaubt, unzeitgemäss und unpersönlich, irrt gewaltig. General Manager Daniel
Lehmann schafft es mit Bravour, auf der Basis
der amerikanischen Marriott-Philosophie eine
Art Individualhotellerie mit lokaler Prägung im
Alltag umzusetzen, die Respekt und Lob verdient. Marriott bedeutet eben nicht zwangsläufig
anonyme Kettenhotellerie im Texas-Stil, aufgesetzte, theatralische, inszenierte Serviceabläufe.
Im Gegenteil! In Zürich schafft man den Spagat
zwischen vorgegebenen Standards und eigenH
ständiger Serviceleistung hervorragend.
Warum ist der Begriff «Ketten-Hotellerie» nach
wie vor – und vor allem in der Schweiz – mit so
vielen negativen Attributen belegt? Was Anonymität in Hotels anbelangt, so habe ich diese schon
sowohl bei kleinen als auch bei grossen, bei teuren
und auch bei günstigeren, bei alten sowie neuen,
bei privaten und auch – aber eben nicht nur – bei
sogenannten «Ketten-Hotels» vorgefunden. Um
Anonymität in jeglicher Art von Hotellerie zu vermeiden, hilft einzig und allein ein Team, das mit
Leidenschaft, Detailverliebtheit und Kreativität
jeden Tag aufs Neue Gäste glücklich macht und
dem Hotel somit eine «Seele» verleiht. Dass dies
ab einer bestimmten Hotelgrösse etwas schwieriger wird, ist verständlich, es ist aber sehr wohl
möglich!
Ein Hotel wird ebenfalls durch seine Verbundenheit mit der Stadt und der Region geprägt.
Wir gehören einer internationalen Hotelkette an,
sehen uns aber genauso als Zürcher Haus. Wir
beziehen hervorragende Produkte von kleinen,
lokalen Produzenten, und in unseren Restaurants und in der Bar empfangen wir viele Zürcher und Zürcherinnen – sie tragen einen wichtigen Teil zum lokalen Erlebnis und der Atmosphäre des Hotels bei.
Nun zu den Standards in der Ketten-Hotellerie. Für mich und das Team sind Standards so
wichtig wie Leitplanken auf einer Autobahn.
Ohne sie wäre das Fahren gefährlicher. Innerhalb
der Standards kann jeder Mitarbeiter und jede
Mitarbeiterin eigenständig und unabhängig –
natürlich immer unter Berücksichtigung der «Verkehrsregeln» – handeln. «Empowerment» ist ein
sehr wichtiges Hilfsmittel im Umgang mit Standards. Unsere Mitarbeitenden werden regelmässig trainiert, Entscheidungen eigenverantwort-
lich, schnell und immer zum
Wohle des Gastes zu treffen.
Sollten hierbei gewisse Standards hinderlich sein, so wird
dies mit der Geschäftsleitung
besprochen und die Richtlinien
werden gegebenenfalls angepasst.
Was den eigentlichen Ho­­
tel-Test anbelangt, so bin ich
glücklich, dass wir als amerikanisches Ketten-Hotel in unserer
täglichen Arbeit und in unserem
Bestreben, jeden Gast individuell, freundlich und kompetent
zu behandeln, bestätigt worden
sind. Die positive «Hotelier»Bewertung und das sehr gute
Abschneiden in diesem HotelTest verdanke ich meinem
Team, das tagtäglich Bestleistungen liefert, um unseren Gästen – Geschäftsreisenden und
Touristen aus aller Welt – individuellen Service auf höchstem
Niveau in angenehmer Atmosphäre zu bieten.
Mit den vom Hotel-Tester etwas kritischer bewerteten Punkten bin ich uneingeschränkt einverstanden. Sie
werden mir und meinem Team
Ansporn für eine zukünftig
noch bessere Leistung sein.
Klassifizierung: Int. Chain Hotel
Eröffnung: Mai 1972
Inhaber: Hotel Zürich AG
Direktion: Daniel Lehmann
CENTURY BALLSAAL: 280 m2
13 KONFERENZRÄUME: 489 m2
Zimmer: 264
Betten: 399
Mitarbeitende: 211
Restaurants: White Elephant, 61 Sitzplätze;
ECHO, 82 Sitzplätze; Bar 42 Sitzplätze
Durchschnittlicher Zimmerpreis (DZ): CHF 440.–
Herkunft der Gäste: 31 % USA;
11 % UK; 9 % CH; 8 % Deutschland
Anteil Businessgäste: 68 %
Schweizer Restaurant Echo.
7–8I2012
Bankett- und Seminarräume:
MILLENNIUM BALLSAAL: 470 m2
Daniel Lehmann, General Manager,
Zurich Marriott.
Wellness: 253 m2;
Fitness, Sauna, Massage
Betriebszahlen
Übernachtungen pro Jahr:
81 000
Zimmerauslastung: 84 %
Jahresumsatz: CHF 40 Mio.
Anteil F&B: 37 %
Öffnungstage: 365/366
Beherbergungsmoyenne:
CHF 290.–
REVPAR: CHF 245.–
GOP: 33,7 %
www.zurichmarriott.com
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