PDF anschauen - weinstube am brunnen

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PLAUDEREIEN
GANYMED
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BECHERN & TAFELN – WEINSTUBE AM BRUNNEN
ERIK SCHOBER
Erik Schober wurde 1977 in Löbau geboren. Nach einem Mathematik- und Musikstudium
in Leipzig entschied er sich für die Musik. Heute ist er Chorleiter, Dirigent des Johann Strauss Orchesters
Leipzig, Komponist, Manager und Musik-Verleger.
H
offentlich schafft er es, nach intensiver Chorprobe noch zu kommen!
Ich bin mit Erik Schober erst für den
späten Abend in der Weinstube verabredet. Und dann ist er bereits vor mir da.
Hochgewachsen, im hellgrauen Anzug
mit weißem Hemd, das volle, halblange
schwarze Haar bis zur Schulter reichend,
begrüßt er mich mit weit ausgebreiteten
Armen lächelnd, völlig entspannt und
überhaupt nicht müde wirkend. Die
Chor-Arbeit muss ein Kraftspender sein,
wenn man nach einem langen Arbeitstag
noch so gut drauf ist, denke ich. Der erste Schluck vom dunkelroten, reifen Lagrein aus Südtirol hat mir schon gut getan,
tönt es aus seinem Mund, so als ob er
meine Gedanken lesen könnte. Nun ja,
die belebenden Kräfte des Weines! Der
Wein-Wirt reicht mir auch ein gefülltes
Rotweinglas. Wir stoßen an, trinken beherzt und schon sitzen wir plaudernd
am Tisch. Ja, ich bin ein Wein-Liebhaber,
trinke aber (fast) immer erst nach getaner
Arbeit. In den Operettenliedern, die wir
beispielsweise im Johann Strauss Chor
singen, geht es ja oft auch um den Wein
und da kann es dann schon einmal eine
Chor-Probe mit Wein-Probe geben, sagt
augenzwinkernd und aufgeräumt der
36-jährige Chorleiter.
Erik Schober ist Mitte der 1990er Jahre aus Neugersdorf, in der Oberlausitz
gelegen, nach Leipzig zum Studium der
Mathematik und Musik gekommen. Ein
guter Lehrer will er werden. Dass er ein
fleißiger Student gewesen sei, betont er
im Gespräch. Doch die Musik, das Musizieren wird mehr und mehr zu seinem
Lebensinhalt. Wohl nur kurz hat es einen Moment des Zögerns, der Unentschlossenheit gegeben, bevor er sich für
ein Leben als freischaffender Musiker
entscheidet. Denn, so sagt Schober, es
sei ja ganz und gar ungewiss gewesen, ob
er damit auch seinen notwendigen Lebensunterhalt verdienen könne. Aber das
Gefühl, das wird schon werden, hat ihn
dabei nie verlassen und ihn auch durch
schwierige Zeiten bereits getragen.
Der Wein-Wirt kommt und füllt erneut
unsere Weingläser. Er legt die Speisekarte auf den Tisch und empfiehlt uns im
gleichen Augenblick zum Lagrein unbedingt zart gebratene Kaninchenleber in
Portweinsoße und auf karamellisierter
Apfelscheibe, dazu Feldsalat und viel
Brot zu speisen. Der Musiker und sein
Gegenüber stimmen sofort zu.
Für Erik Schober, den Musiker und Komponisten, war es ein gutes Jahr. Sein Johann Strauss „Wunschkonzert“ mit dem
Johann Strauss Chor und Orchester im
Mendelssohn-Saal des Gewandhauses
zu Leipzig ist ein großer Erfolg gewesen.
Auch die Konzert-Tournee durch Mitteldeutschland mit einem breit gefächerten
Repertoire aus Operette, Musical und
Evergreens. Dazu zählen auch die Uraufführung seiner Komposition Irische
Szenen aus dem Zyklus Irdische Szenen
mit dem Robert Schumann Orchester
und die sich anschließende Aufführung
von Carl Orffs Carmina Burana – unter
seiner Leitung mit über 550 Chorsängerinnen und Chorsängern im Großen Saal
des Leipziger Gewandhauses. Ja, am 29.
September, genau am Tag meines 36. Geburtstages.
Wir kommen auf die alle Kräfte fordernden Tournee-Reisen durch Mitteldeutschland zu sprechen, die nicht nur
gründliche Probenarbeit verlangen, sondern auch effizient geplant und gestaltet
GANYMED
PLAUDEREIEN
sein wollen. Das alles liegt auch in meiner
Verantwortung, sagt Erik Schober. Dass
dadurch oft wenig Zeit für seine Familie
bleibt, sieht er natürlich. Aber er ist eben
nicht nur künstlerischer Leiter, sondern
auch Manager von Chor und Orchester.
Und das (meistens) mit Freude. Übrigens
hat meine Frau dafür nicht nur Verständnis, sondern steht mir dabei hilfreich zur
Seite, setzt er überzeugend hinzu. Sowohl das Neujahrskonzert 2014 im Gewandhaus als auch die Konzerttournee
durch Mitteldeutschland 2014 hat Erik
Schober bereits organisatorisch bestens
im Griff. Die Orte stehen fest. Die Säle
sind gebucht. Der Kartenvorverkauf läuft
schon längst gut. Ja, auch das Programm
steht. Mit dem Johann Strauss Chor hat
er es heute nicht zum ersten Mal geprobt – heiter, ausgelassen, stimmungsvoll. Kein Wunder, kommen zur Aufführung doch Lieder aus dem Vogelhändler
von Carl Zeller und natürlich Melodien
aus dem reichen Schaffen von Johann
Strauss.
Lange haben wir geplaudert, dabei ein
zweites Glas Lagrein gebechert. Jetzt
wird endlich die gebratene Kaninchenleber gegessen – eine Köstlichkeit für
die Zunge und vollendet passend zum
Wein. Darin sind wir uns sofort einig. Ein
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drittes Glas wird uns stilvoll gereicht. Wir
schweigen eine kurze Zeit, da man ja auf
keinen Fall mit vollem Mund sprechen
kann und soll. In Gedanken sind wir
längst beim bevorstehenden 29. Weinstuben-Gespräch, in dem Erik Schober
der Gesprächsgast sein wird. Eine gute
Stunde wird er plaudernd vorgestellt,
danach wird gebechert und getafelt.
Den Komponisten Schober will ich präsentieren. Vor allem eine musikalische
Sequenz aus seinem 2009 erfolgreich
uraufgeführten Requiem in c-Moll für
Chor, Solisten und Orchester soll erklingen. Ja, daran hat er lange gesessen, immer wieder verworfen, neu komponiert
und doch ist das Werk fertig geworden.
Musikalisch orientiert hat er sich dabei
am Requiem von Mozart, dessen Musik
er liebt. (Auch deshalb haben Johann
Strauss Chor und Orchester wohl auch
Mozart-Arien in ihrem Kern-Repertoire.)
Wir unterhalten uns noch lange über
seine Projekte, seine Lebensmaximen.
Dass man nur an den Herausforderungen wachsen kann, dass man sich etwas
zutrauen muss, das hat Erik Schober in
den letzten Jahren nicht nur verstanden,
sondern auch erfolgreich gelebt. Nicht
zuletzt deshalb ist noch viel von ihm zu
erwarten ...
Erik Schober in der Weinstube Am Brunnen
Wir verabschieden uns weinheiter vor
Mitternacht. Ich summe dabei die Melodie aus dem Zigeunerbaron von Johann
Strauss mit einer kleinen textlichen Änderung: Ja, das alles auf Ehr, das kann er
und viel mehr. Wir müssen beide herzlich lachen und freuen uns schon jetzt
auf das bevorstehende Weinstuben-Gespräch. bb
Erik Schober beim Dirigieren
Erik Schober
u.a. im Konzert:
26.01.2014,
Kulturhaus Torgau
15 Uhr
31.01.2014,
Gewandhaus Leipzig
20 Uhr
02.02.2013
KTC Wittenberg
16 Uhr
15.03.2014
Schlosstheater
Ballenstedt
19.30 Uhr

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