Produktionsskript
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Produktion Produktion Seite Inhaltsverzeichnis 1. Produktionswirtschaft im Industriebetrieb 1.1. 1.2. 1.3. 1.4. 1.4.1. 1.4.2. Produktionsprozess Bereiche eines Industriebetriebes Aufgaben und Bedeutung der Produktionswirtschaft Betriebliche Produktionsfaktoren Originäre (ursprüngliche) Produktionsfaktoren Dispositiver Faktor (Management) 2. Produktivität 3. Arbeitsplatz und Entlohnung 3.1. 3.2. 3.3. 3.4. 3.4.1. 3.5. 3.5.1. 3.5.2. 3.5.3. 3.5.4. Maßnahmen zur Humanisierung von Arbeitsplätzen Maßnahmen zur Steigerung der Effizienz von Arbeitsprozessen Arbeitszeitmodelle Methoden der Arbeitsbewertung Arbeitsbewertung am Beispiel der summarischen Bewertung Lohnmodelle Zeitlohn Akkordlohn Prämienlohn Erfolgsbeteiligung 4. Auftragszeit 5. Rechengrößen eines Industriebetriebs 5.1. 5.2. 6. Kosten 6.1. 6.2. 6.3. 6.4. 6.5. 6.6. 6.7. 6.8. 6.9. 6.10. 7. Ausgabe – Aufwand Einnahme – Ertrag Fixe (beschäftigungsgradunabhängige) Kosten Variable (beschäftigungsgradabhängige) Kosten Kostenfunktion Erlösfunktion Gewinnfunktion Gesetz der Massenproduktion (Economies of Scale) Gewinnschwelle (Break-even-point) Preisuntergrenze Langfristige Preisuntergrenze Kurzfristige Preisuntergrenze Deckungsbeitrag und Betriebserfolg 7.1. 7.2. 7.3. 7.4. Einfache Deckungsbeitragsrechnung Periodenrechnung im Mehrproduktunternehmen Anwendung der Deckungsbeitragsrechnung: Freie Kapazitäten Anwendung der Deckungsbeitragsrechnung: Bestimmung des optimalen Produktionsprogramms bei Kapazitätsbeschränkungen (relativer Deckungsbeitrag) 1 Produktion 8. Eigenfertigung oder Fremdbezug (Make or Buy) 8.1. 8.2. 9. Seite Entscheidung bei freien Kapazitäten Entscheidung bei erforderlicher Kapazitätserweiterung Planung des Fertigungsprozesses 9.1. 9.2. 9.3. 9.4. 9.5. Just in Time Lean Production Total Quality Management (TQM) Supply Chain Management (SCM) Beispiel: Toyota Produktionssystem (Kontinuierlicher Verbesserungsprozess) 10. Produktlebenszyklus 11. Portfolioanalyse (Boston Consulting Modell) 12. Produktionsfunktion vom Typ B 12.1. 12.2. 12.3. 12.4. Leistungsabhängige Produktionsfaktoren Leistungsunabhängige Produktionsfaktoren Verbrauchsfunktion Ermittlung der Kostenfunktion 13. Kritische Punkte der Kostenfunktion 14. Optimale Bestellmenge 15. Lagerwirtschaft 15.1. 15.2. 15.2.1. 15.2.2. 15.2.3. 15.2.4. 15.2.5. 15.3. 16. Lagerkosten Lagerkennziffern Mindestbestand, Höchstbestand, Meldebestand Durchschnittlicher Lagerbestand Umschlagshäufigkeit Durchschnittliche Lagerdauer Lagerzinsen Beschaffungsdauer ABC-Analyse 2 Produktion Seite 3 Produktionswirtschaft im Industriebetrieb 1.1. Produktionsprozess Die Menschen benötigen zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse Güter. Diese müssen bereitgestellt werden. Ort der Herstellung sind die Unternehmungen. Sie können privat oder staatlich sein. Die technische Herstellung von Gütern erfolgt im „Betrieb“, während die Unternehmung weitergehend als rechtlich-organisatorische Einheit zu verstehen ist. Ungeachtet der Verschiedenheit der hergestellten Güter läuft der Produktionsprozess stets nach dem gleichen Schema ab: Man braucht bestimmte Dinge für die Produktion („Input“), diese werden miteinander kombiniert und heraus kommen schließlich die Erzeugnisse („Output“). Bei einer etwas detaillierteren Betrachtung erhält man für das Produktionsgeschehen in einer Unternehmung das dargestellte Schema: Output Vorleistungen (Fremdleistungen) Verkauf • • • nicht dauerhafte Produktionsmittel Halbfertig- und Fertigfabrikate Produktionsdienstleistungen Faktorleistungen (Eigenleistungen) • • • Nutzung von Sachkapital Nutzung von Grundstücken Einsatz von menschlicher Arbeitsleistung Produktionsprozess Input Vermietung Lagerung selbst erstellte Anlagen Zum Input gehören • • Vorleistungen und Faktorleistungen. Die Vorleistungen umfassen Waren und Dienstleistungen, die eine Unternehmung von anderen Firmen bezieht und die bei der laufenden Produktion „untergehen“. Sie stammen sowohl aus dem Inland als auch aus dem Ausland. Als Sachgüter kommen nicht dauerhafte Produktionsmittel (Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe) ebenso in Betracht wie Halbfertig- und Fertigfabrikate (z.B. ein französisches Auto, welches ein deutscher Autohändler bezieht). Bei den Dienstleistungen handelt es sich um Produktionsdienstleistungen (wie Transport-, Versicherungs- und Beratungsdienste); sie gewinnen zunehmend an Bedeutung. Vorleistungen sind also nichts anderes als Einkäufe von anderen Unternehmungen, d.h. aus Sicht der produzierenden Unternehmung „Fremdleistungen“. An diese Vorleistungen legt nun das betrachtete Unternehmen bildhaft gesprochen selbst Hand an. Die „Eigenleistung“ besteht im Einsatz so genannter Faktorleistungen. Hierzu zählt zunächst der Einsatz von Sachkapital (dauerhafte Produktionsmittel wie Maschinen oder Werkzeuge). Außerdem braucht man für die Produktion die Nutzung von Grund und Boden; diese Faktorleistung spielt naturgemäß in der landwirtschaftlichen Produktion eine überragende Rolle. Vor allem ist für jedwede Produktionstätigkeit der Einsatz der menschlichen Arbeitskraft erforderlich. Dies gilt auch dann, wenn man an eine „Robotorfabrik“ denkt; dort ist zwar die Fertigung vollautomatisiert, aber man braucht Arbeitskräfte, beispielsweise für Wartungs- und Kontrollarbeiten oder in der Verwaltung. Produktion Seite 4 Vorleistungen und Faktorleistungen werden im Zuge des Produktionsprozesses miteinander kombiniert. Dieser Transformationsprozess ist ein technischer Vorgang, er bildet das Feld der Ingenieure bzw. Ingenieurwissenschaften. Die Bedeutung von Produkt- und Prozessinnovationen ist unbestritten, nicht nur bei Technikern, sondern gerade auch bei Ökonomen. Gleichwohl stellt der technische Produktionsprozess für Ökonomen eine „Black Box“ (unbekannte Größe) dar. Die wirtschaftliche Betrachtung setzt erst wieder ein, wenn es um den Output geht. Hierfür gibt es prinzipiell vier Verwendungsmöglichkeiten. Die hergestellten Güter werden • • • • verkauft, vermietet, gelagert oder selbst genutzt. Die wichtigste Verwendungsform ist der Verkauf. Er erbringt den Herstellern Verkaufserlöse, also Verkaufsumsätze. Ihren Wert errechnet man bekanntlich als Produkt aus Verkaufspreis und Verkaufsmenge. Zunehmende Bedeutung erlangen die Umsätze im Vermietungsgeschäft, dem so genannten Leasing. Mehr als die Hälfte der Leasinggeschäfte entfallen in Deutschland auf Fahrzeuge, die von den Fahrzeugherstellern an Privat- und Geschäftskunden vermietet werden, an zweiter Stelle folgen Gebäude. Ein Teil der Produktion verbleibt beim Hersteller, dies betrifft allerdings nur das Waren produzierende Gewerbe. Zum einen handelt es sich dabei um Lagerbestandserhöhungen von Fertigwaren bzw. Halbfertigfabrikaten. Zum anderen zählen hierzu selbst erstellte Anlagen. Hierunter fallen selbst hergestellte dauerhafte Produktionsmittel, die im eigenen Unternehmen Einsatz finden. 1.2. Bereiche eines Industriebetriebes Dem Produktionsprozess vorgelagert ist der Beschaffungs- und Arbeitsmarkt; im nachgelagert ist der Absatzmarkt. Aufgabe der Beschaffung ist es, die Produktionsfaktoren in der richtigen Menge und Qualität, zur rechten Zeit am richtigen Ort zu minimalen Kosten bereitzustellen. Beschaffung im engeren Sine bezieht sich dabei auf die Versorgung des Unternehmens mit Materialien, Beschaffung im weiteren Sinne umfasst auch die Beschaffung von Betriebsmitteln, Personal und Geldkapital. Eng mit der Beschaffung verbunden ist die Funktion der Werkstofflagerung. Da die bezogenen Werkstoffe nicht immer unverzüglich in der Produktion ver- oder bearbeit werden können, dienen Lager dem Ziel der Sicherung der Produktionsbereitschaft. Aber auch Fertigerzeugnisse, die nicht für bestimmte Kunden, sondern für den anonymen Markt hergestellt wurden, werden vor dem Verkauf auf dem Absatzmarkt mit dem Ziel der Sicherung der Lieferbereitschaft im Fertigerzeugnislager gelagert. Schließlich dienen Zwischenlager zur Lagerung von Einzelteilen und Halbfertigerzeugnissen während des Produktionsprozesses dazu, Produktionsengpässe zu überbrücken. Am Ende des betrieblichen Leistungsprozesses steht der Absatz der erstellten Leistungen auf dem Absatzmarkt durch den Einsatz absatzpolitischer Instrumentarien. Sachleistungsbetriebe können auf Vorrat produzieren und unterhalten hierzu Läger für fertige und unfertige Produkte. Die Leistungsverwertung folgt also zeitlich nach der Produktion Seite 5 Leistungserstellung, hat aber entscheidenden Einfluss auf diese. Dienstleistungen sind nicht lagerfähig. Hier erfolgt die Leistungserstellung zeitlich mit dem Absatz. Neben Beschaffungs- und Absatzmarkt spielt ebenso die Finanzierung eine erhebliche Rolle im Industriebetrieb. Industriebetriebe benötigen zur Aufnahme der Produktion Kapital für die Grundausstattung wie Gebäude, Maschinen, die Geschäftsausstattung oder den Fuhrpark. Darüber hinaus entsteht ein Kapitalbedarf im Rahmen der laufenden Betriebstätigkeit. Werkstoffe sind zu beschaffen, Löhne und Gehälter an die Mitarbeiter zu zahlen und Reparaturen fallen an. 1.3. Aufgaben und Bedeutung der Produktionswirtschaft Ziel der Produktionswirtschaft eines Industriebetriebes ist es, die von der Absatzwirtschaft auf dem Markt angebotenen Sachgüter in hoher Qualität zu niedrigen Kosten zeitnah bereitzustellen. Die Teilaufgaben der Produktionswirtschaft lassen sich aus dem Produktionsablauf herleiten: • • • Produktionsplanung: Planung des Produktionsprogramms und des Produktionsvollzuges Produktionssteuerung: Fertigungssteuerung als Vorbereitung des Fertigungsprozessen Produktionskontrolle: Qualitätskontrolle und Kostenkontrolle Die Produktionswirtschaft als Leistungsprozess ist die Besonderheit des Industriebetriebes in der Unterscheidung von anderen Betrieben. Dieser Funktionsbereich befasst sich ausschließlich mit der Herstellung materieller Güter. Die Industriebetriebe nehmen zwar zunehmend die Erstellung von Dienstleistungen in ihr Absatzprogramm auf, jedoch hat dies keine fertigungstechnischen Aspekte. 1.4. Betriebliche Produktionsfaktoren Die betrieblichen Produktionsfaktoren sind die produktiven Kräfte und Stoffe, die zur Herstellung von Gütern oder Dienstleistungen eingesetzt und wirksam kombiniert werden müssen. Alle Betriebe benötigen zur Erstellung von Leistungen den Einsatz von menschlicher Arbeitskraft, Maschinen und Einrichtungen sowie Werkstoffen bzw. Waren. Dabei ist es gleichgültig, welche Art von Leistung erstellt wird. 1.4.1. Originäre (ursprüngliche) Produktionsfaktoren Ausführende Arbeit • körperliche oder geistige Arbeit • gelernte, ungelernte oder angelernte Arbeit • kreative oder sich wiederholende Arbeit 1.4.2. Betriebsmittel • Grundstücke/Gebäude • Anlagen • Computersysteme • Transportfahrzeuge • Lagereinrichtungen Werkstoffe/Waren • Handelswaren • Rohstoffe • Energie • Büromaterial Dispositiver Faktor (Management) Das Zusammenwirken der ursprünglichen Produktionsfaktoren vollzieht sich jedoch nicht von selbst, sondern muss geplant, koordiniert und kontrolliert werden. Diese Tätigkeiten sind zwar auch Teil der menschlichen Arbeit, jedoch unterschieden sie sich von der überwiegend ausführenden Tätigkeit. Diesen vierten Produktionsfaktor bezeichnet man als das Management (Betriebsführung). Diese hat folgende Aufgaben: Zielsetzung, Planung, Entscheidung, Organisation und Kontrolle. Das Management hat die Aufgabe, die originären Produktionsfaktoren unter Beachtung des ökonomischen Prinzips zu kombinieren. Das bedeutet, dass immer diejenige Kombination zu wählen ist, die den größtmöglichen Erfolg verspricht, oder diejenige, die die geringsten Kosten verursacht. Da sich die Kosten von Produktionsfaktoren im Verhältnis zueinander stets verändern, führt dies zwangsläufig dazu, dass im Zeitablauf die Anteile der Produktionsfaktoren verändert werden müssen. Produktion Seite 6 Übungsaufgaben Kapital 1: Produktionswirtschaft im Industriebetrieb Aufgabe 1: Ordnen Sie den folgenden Tätigkeiten in einem Industriebbetrieb zu, ob es sich dabei um gelernte Arbeit, angelernte Arbeit, ungelernte Arbeit oder um eine leitende Tätigkeit handelt. (a) Frau Steffen in der Buchhaltung erstellt monatlich eine Zwischenbilanz für die Geschäftsleitung. (b) Herr Schmitt führt jeden Montagmorgen mit den Gebietsverkaufsleitern eine Telefonkonferenz und lässt sich Bericht erstatten. (c) Herr Baumann ist Handelsfachpacker und für die ordnungsgemäße Abfertigung der Transporte zuständig. (d) Karla Sonntag wird für unterschiedliche Tätigkeiten eingesetzt, z.B. Hof fegen. Lager aufräumen, Lkw reinigen. (e) Fritz Press hat als Auslieferungsfahrer täglich eine andere Tour zu erledigen. Aufgabe 2: Leistungsprozesse werden durch die Kombination von Produktionsfaktoren erst möglich. Entscheiden Sie in den unten dargestellten Fällen, ob bei der Erledigung dieser Aufgaben vorwiegend ein originärer oder dispositiver Produktionsfaktor zum Zuge kommt. (a) Es müssen Waren aufgrund von Platzproblemen umgelagert werden. (b) Für den bevorstehenden Kauf eines neuen Lkw sind Angebote verschiedener Händler eingeholt worden. (c) Aufgrund der Angebotsvergleiche aus Fall (b) muss nun entschieden werden, welcher Typ Lkw gekauft werden soll. (d) Ein wichtiger Kunde besucht unseren Stand auf der Messe. Er soll vom Flughafen abgeholt werden. (e) Mit dem wichtigen Kunden wird ein längeres Verkaufsgespräch geführt, das sehr erfolgreich verläuft. (f) Anhand der Auswertung einer Kundenbefragung wird überprüft, ob die Schulung der Verkäufer zum Thema „Kundenorientierung“ erfolgreich war. 2. Produktivität Die Produktivität ist die technische Ergiebigkeit eines Produktionsvorgangs. Sie stellt das Verhältnis von Output (Ausbringungsmenge) zum Input (Einsatzmengen) der Produktionsfaktoren dar: Produktivi tät = Output Input Aus dieser allgemeinen Formulierung lassen sich Teilproduktivitäten ableiten. Je nachdem, an welchem Produktionsfaktor die Ausbringungsmenge gemessen wird, erhält man verschiedene Produktivitäten: • • • Arbeitsproduktivität (Input: Anzahl der Lohnstunden), Maschinenproduktivität (Input: Anzahl der Maschinenstunden) und Rohstoffproduktivität (Input: mengenmäßiger Rohstoffeinsatz). 3. Arbeitsplatz und Entlohnung 3.1. Maßnahmen zur Humanisierung von Arbeitsplätzen Die folgenden Maßnahmen zielen vornehmlich darauf, den Bedürfnissen der Arbeitnehmer besser gerecht werden Hierzu zählen: • • • Vermeidung einer einseitigen körperlichen Beanspruchung, soziale Anerkennung und Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Produktion Seite 7 Der Arbeitgeber zieht aus diesen Maßnahmen einen indirekten Nutzen, indem sich viele Probleme wie eine hohe Krankheitsquote, eine hohe Fluktuationsrate oder die innere Kündigung von Mitarbeitern hierdurch lösen lassen. Job-rotation: Job-rotation beinhaltet eine geplante Form des Arbeitsplatzwechsels. So erfolgt im Rahmen der Fertigung ein Arbeitsplatzwechsel, um Arbeitsmonotonie und damit Arbeitsunlust abzubauen. Job-rotation kann auch eine Maßnahme der Mitarbeiterentwicklung sein, um den Arbeitshorizont des Mitarbeiters zu erweitern. Auf Führungsebene werden durch einen periodischen Arbeitsplatzwechsel unerwünschte informelle Beziehungen systematisch abgebaut, um Leistungshemmnisse durch Verkumpelung zu vermeiden. Job-enlargement: Diese Maßnahme stellt eine quantitative Aufgabenvergrößerung dar. Eine zu weit gehende Arbeitsteilung wird wieder aufgehoben, indem gleichartige oder ähnliche Tätigkeiten zusammengefasst werden. Durch einen Wechsel in der Beanspruchung werden Ermüdungserscheinungen abgebaut und wird Monotonie beseitigt. Nicht selten ist diese Maßnahme allerdings auch das Ergebnis einer Rationalisierung. Job-enrichment: Job-enrichment führt zu einer qualitativen Aufgabenerweiterung. Hier werden in ihrer Wertigkeit verschiedene Teilaufgaben, z.B. zur Ausführung auch die Planung und Kontrolle zu einem Tätigkeitsfeld zusammengefasst. Durch die Schaffung einer größeren Entscheidungsfreiheit werden Selbstkontrolle und Eigenverantwortung gefördert. Gleichzeitig steigt der Mitarbeiter in seiner sozialen Anerkennung bei den übrigen Mitarbeitern. Telearbeit: Telearbeit in der Praxis gibt es sehr verschiedene Formen von Telearbeit: • • • Isolierte Telearbeit: Der Arbeitnehmer erledigt die ihm übertragenen Aufgaben am heimischen Schreibtisch, der Datenaustausch erfolgt entweder online oder offline. Alternierende Telearbeit: Telearbeiter werden von Zeit zu Zeit zusätzlich im Unternehmen eingesetzt. Mobile Telearbeit: Der Mitarbeiter arbeitet beim Kunden, z.B. als Berater. Mit Hilfe von Laptop und Telekommunikationseinrichtung hält er Verbindung zu seinem Unternehmen. Produktion • Seite 8 Satellitenbüros/Call-Center: Mehrere Telearbeitsplätze sind zusammengefasst und übernehmen als Satellitenbüro oder Call-Center ausgelagerte Funktionen des Unternehmens wie Kundenberatung, Auftragsannahme, Reklamationen, Telefonmarketing u.a. Betriebswirtschaftlich entstehen durch Einführung von Telearbeit zunächst höhere Kosten durch die Anschaffung der Hardware und die Ausstattung mit geeigneter Software. Gleichzeitig steigen die Organisationsund Kontrollaufwendungen. Die bisher gemachten Erfahrungen zeigen jedoch einen Produktivitätszuwachs von 20 bis 50 Prozent. Der Betrieb spart Raumkosten und Lohnnebenkosten wie Zuschüsse zum Kantinenessen oder das Jobticket. Gleichzeitig kann man durch Ausnutzung der „räumlichen Tarifgefälle“, z. B. zwischen West und Ost, den direkten Lohnaufwand senken. Für den Arbeitnehmer bietet Telearbeit eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, eine höhere Flexibilität, indem die Arbeit dem individuellen Zeitrhythmus angepasst werden kann. Es besteht jedoch die Gefahr von sozialer Isolation durch einen fehlenden Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen. 3.2. Maßnahmen zur Steigerung der Effizienz von Arbeitsprozessen Gruppenarbeit: Autonome oder teilautonome Arbeitsgruppen bilden eine Fertigungsinsel, auf der sie eigenverantwortlich einen komplexen Arbeitsablauf planen, steuern, durchführen und kontrollieren. Outsourcing: Hierbei geht die Selbständigkeit noch einen Schritt weiter. Eine bestimmte Dienstleistung, z.B. das Design der Produkte, der innerbetriebliche Transport oder die Lagerung, werden von freien Mitarbeitern oder rechtlich selbständigen Unternehmen durchgeführt. Die Belegschaft eines Betriebes verteilt sich auf unterschiedliche Arbeitgeber. Hierfür spielen viele Gründe eine Rolle. Neben dem Ziel einer „schlanken Produktion“ sind es häufig festgefahrene Tarifprobleme, die zu dieser Entwicklung führen. Beispiel: Die Arbeitnehmer an der neuen Fertigungstrasse C gehören zu dem neuen Tochterunternehmen, der X GmbH. Sie erhalten nicht den Haustarif des Mutterunternehmens. Sie arbeiten daher nicht 30 Stunden in der Woche, sondern 38 Stunden und erhalten dafür einen garantierten Monatslohn von 3.000 €. Qualitätszirkel: Mitarbeiter aus verschiedenen Abteilungen treffen sich regelmäßig während der Arbeitszeit, um Maßnahmen für eine kontinuierliche Qualitätsverbesserung zu finden. Projektarbeit: Mehrere Mitarbeiter werden gemeinsam für die Lösung von Spezialaufgaben eingesetzt, z.B. zur Verbesserung des Materialflusses im Betrieb, zur Erhöhung des betrieblichen Qualitätsstandards oder für die Einführung einer neuen Software. Durch die Beteiligung mehrerer Mitarbeiter erhofft man sich einen Synergieeffekt (1 + 1 = 3). Multiple Führung: Mehrere (z.B. Senior, Junior) erfüllen Führungsaufgaben in gemeinsamer Verantwortung. Auf diese Weise werden Nachfolgerprobleme frühzeitig ausgeschaltet. Coaching: Meist externe Berater oder Trainer beraten Führungskräfte individuell über einen längeren Zeitraum. Bei der zunehmenden Komplexität der Aufgaben sollen dem Führungspersonal Sicherheit und Orientierung vermittelt werden. 3.3. Arbeitszeitmodelle Gleitende Arbeitszeit: Bei der gleitenden Arbeitszeit wird die Arbeitszeit in eine Kernarbeitszeit und eine Gleitzeit aufgeteilt. Während der Kernarbeitszeit besteht eine Anwesenheitspflicht, innerhalb der Gleitzeit kann der Arbeitnehmer Produktion Seite 9 Beginn und Ende seiner täglichen Arbeitszeit selbst bestimmen. Bedingung ist, dass die vorgeschriebene Sollarbeitszeit innerhalb eines bestimmten Zeitraumes, z.B. eines Monats, eingehalten wird. Die Einführung einer Gleitzeitregelung setzt voraus, dass nicht die Notwendigkeit einer ständigen Präsenz am Arbeitsplatz besteht, die Funktionsfähigkeit einer Abteilung auch bei Abwesenheit eines Mitarbeiters gewährleistet ist und zudem die Möglichkeit einer Zeiterfassung besteht. Ansonsten ergeben sich mehrere Vorteile für die Beteiligten. Der Arbeitnehmer kann Anfahrt und Abfahrt zu verkehrsgünstigen Zeiten wählen. Vor allem kann er seine Arbeitszeit besser an die privaten Lebensbedingungen anpassen. Der Arbeitgeber hat durch die Berechtigung zur Zeitkontrolle die Möglichkeit einer besseren Erfassung von Arbeitsversäumnissen. Zeitschulden der Mitarbeiter werden bei Auftragsspitzen abgebaut, dies erspart die Zahlung von Mehrarbeitszuschlägen. Flexible Wochenarbeitszeit: In der Produktion ist durch die gegenseitige Abhängigkeit der einzelnen Arbeitsplätze ein tägliches Gleiten der Mitarbeiter nur selten möglich. Arbeitsbeginn und Arbeitsende können nur gemeinsam erfolgen. Hier gibt es jedoch eine Vielzahl von Modellen, die vornehmlich einer besseren Kapazitätsausnutzung dienen und eine gewisse Flexibilität bei der Auftragsbewältigung sichern sollen. So wird in vielen Betrieben der Samstag bei der Produktionsplanung als Arbeitstag ein bezogen. Die Arbeitstage gleiten einschließlich Samstag. Beispiel: Bei VW kennt man die “flexible Viertagewoche“. Die Arbeitnehmer arbeiten die volle tarifliche Arbeitszeit an vier Tagen. Die vier Tage gleiten in der Woche einschließlich Samstag. Teilzeitarbeit (TZBfG): Nach dem Teilzeit- und Befristungsgesetz hat ein Arbeitnehmer in Betrieben mit mehr als 15 Mitarbeitern einen Rechtsanspruch auf Teilzeitarbeit, wenn betriebliche Gründe nicht daran hindern. Bei der Teilzeitarbeit steht der Mitarbeiter dem Betrieb nur einen Teil seiner tariflichen Arbeitszeit zur Verfügung, z.B. 20 statt 38 Stunden der wöchentlichen Arbeitszeit. Manche Arbeitgeber stehen dem Wunsch nach Teilzeitarbeit sehr skeptisch gegenüber. Häufig ergeben sich erhebliche Probleme bei der Personaleinsatzplanung. Viele Teilzeitkräfte sind zeitlich sehr gebunden und können nicht flexibel eingesetzt werden. Dies geht dann häufig zu Lasten der Vollzeitkräfte. Teilzeitarbeit ist dann sehr sinnvoll, wenn die Aufgaben eines Arbeitsplatzes nicht dem Aufwand für die tariflich festgelegte wöchentliche Arbeitszeit entsprechen, z.B. die Buchhaltung für einen Kleinbetrieb. Ähnliches gilt für Aufgaben, die teilbar oder eindeutig abgrenzbar sind, z.B. die Tätigkeit eines Verkäufers oder einer Kassiererin. Bei der Fertigung von Produkten erfordert die Qualitätskontrolle häufig einen hohen Konzentrationsaufwand. Werden Teilzeitkräfte eingesetzt, die nur vier Stunden die Kontrolle übernehmen, so geht der Übermüdungsabbau zu Lasten des Arbeitnehmers. Altersteilzeit (AIterTZG): Nach dem Altersteilzeitgesetz besitzen Arbeitnehmer nach Vollendung des 55. Lebensjahres die Möglichkeit, die tarifvertraglich festgelegte wöchentliche Arbeitszeit bis auf mindestens die Hälfte zu reduzieren. Wenn der Arbeitgeber das Arbeitsentgelt mindestens um 20%, den Rentenversicherungsbeitrag auf 90% aufstockt und einen arbeitslosen Arbeitnehmer einstellt, erhält er die Aufstockung von der Bundesagentur für Arbeit erstattet. Durch die Möglichkeit der Altersteilzeit kann ein älterer Arbeitnehmer den Umfang der Arbeitszeit seiner persönlichen Leistungsfähigkeit anpassen. Der Arbeitgeber besitzt die Chance, durch die Einstellung jüngerer Arbeitskräfte die Altersstruktur der Belegschaft zu verbessern. Bedingt durch eine generelle Verlängerung der Lebensarbeitszeit ist ein Auslaufen der gesetzlichen Grundlagen abzusehen. Job-sharing: Hier teilen sich zwei oder mehrere Arbeitnehmer einen bestimmten Arbeitsplatz. Der Arbeitgeber erfüllt auf diese Weise die Forderungen des Teilzeit-Gesetzes oder Wünsche von Mitarbeitern nach Altersteilzeit. In manchen Fällen ist es möglich, auf diese Weise einen Arbeitskräftemangel auszugleichen. Produktion Seite 10 Der Arbeitseffekt kann durch die geringere Übermüdung sehr hoch sein. Allerdings entsteht eine höhere Belastung der Personalverwaltung. Schwierigkeiten bei der Abgrenzung der Verantwortung und eine geringere Identifikation mit dem Arbeitsplatz sind ebenfalls häufig auftretende Nachteile. Sabbatical: Als Sabbatical bezeichnet man eine längere Unterbrechung der Arbeitszeit, z.B. für mehrere Monate oder sogar ein Jahr. Mitarbeiter erhalten die Möglichkeit, einmal für längere Zeit auszuspannen, zu reisen, sich weiterzubilden oder ein privates Projekt, z.B. einen Hausbau, zu realisieren. Das Arbeitsverhältnis bleibt bestehen, das Gehalt wird fortgezahlt. Ermöglicht wird dies durch ein Langzeitkonto, in das z.B. Zeitguthaben bedingt durch Mehrarbeit oder durch den Verzicht auf Urlaubstage, die oberhalb des gesetzlichen Rahmens von 24 Werktagen liegen, einfließen. Arbeit auf Abruf (KAPOVAZ): Die kapazitätsorientierte variable Arbeitszeit (KAPOVAZ) findet vor allem im Handel ihre Anwendung. Die Arbeitleistung wird entsprechend dem Arbeitsanfall erbracht. Wenn die Dauer der wöchentlichen Arbeitszeit nicht festgelegt ist, gilt eine Arbeitszeit von zehn Stunden als vereinbart. Wurde die Dauer der täglichen Arbeitszeit nicht festgelegt, so hat der Arbeitgeber die Arbeitsleistung des Arbeitnehmers für mindestens drei aufeinander folgende Stunden in Anspruch zu nehmen. Der Arbeitnehmer ist nur zur Arbeitsleistung verpflichtet, wenn der Arbeitgeber ihm die Lage seiner Arbeitszeit jeweils mindestens vier Tage im Voraus mitteilt. Eine Sonderform bilden Stand-By-Modelle. Hier handelt es sich in der Regel um spezialisierte Vollzeitkräfte, die an bestimmten Tagen auf Abruf zur Verfügung stehen. Für eine bestimmte Anzahl von Stand-By-Tagen wird dem Mitarbeiter ein zusätzlicher freier Tag gewährt. 3.4. Methoden der Arbeitsbewertung Um den Schwierigkeitsgrad eines Arbeitsplatzes zu beurteilen, muss man die Anforderungen, die der betreffende Arbeitsplatz an den Mitarbeiter stellt, ermitteln, messen und im Verhältnis zueinander gewichten. Diese Aufgabe ist nicht leicht und kann nur von geschulten, objektiv entscheidenden Sachverständigen durchgeführt werden, weil die subjektive Einschätzung des Schwierigkeitsgrades erheblich von der objektiven Beurteilung abweichen kann. Beispiel: Ein junger, kräftiger Mitarbeiter wird das Tragen von schweren Spanplatten weniger schwierig einschätzen als den geschickten Umgang mit einer Nadel. Umgekehrt wird eine zierliche, feingliedrige Mitarbeiterin den geschickten Umgang mit einer Nadel als leicht empfinden, das Schleppen von Spanplatten wird man ihr jedoch kaum zumuten können. Um eine möglichst objektive Bewertung durchführen zu können, bietet die REFA (REFA = Verband für Arbeitsstudien und Betriebsorganisation e.V.) Ausbildungs- und Weiterbildungsseminare an, die den Erwerb des so genannten REFA-Scheines ermöglichen und Mitarbeiter für Arbeitsbewertungen qualifizieren. Nach dem Genfer Schema, das bereits 1950 von der CIOS (Comité International de l‘Organisation Scientifique) in der Schweiz aufgestellt wurde und noch heute die Grundlage für viele Lohn- und Gehaltstarife bildet, werden vier Anforderungskategorien unterschieden: Anforderungskategorie Anforderungsarten Fachwissen erworben durch Ausbildung und Berufserfahrung I Fachkönnen (skills) Geistige Fertigkeiten wie denken und entscheiden können Körperliche Fertigkeiten wie Geschicklichkeit Geistige Belastung der Sinne, Nerven, des Gehirns II Belastung (strain) Körperliche Belastung der Muskeln Verantwortung für Erzeugnisse, Betriebsmittel, Arbeitsabläufe, III Verantwortung (moral) Gesundheit der Mitarbeiter Beanspruchung durch passives Ertragen von Nässe, Temperatur, IV Umgebungseinflüsse (conditions) Staub, Schmutz, Lärm, Unfallgefahren 3.4.1. Arbeitsbewertung am Beispiel der summarischen Bewertung Erfolgt eine summarische Bewertung, so werden die Anforderungen eines Arbeitsplatzes global als Ganzes beurteilt. Hierbei bieten sich zwei Möglichkeiten an: das Rangfolgeverfahren und das Lohngruppenverfahren. Produktion Seite 11 Beim Rangfolgeverfahren werden die Stellen paarweise miteinander verglichen. Liegt der Schwierigkeitsgrad höher, erhält die Stelle ein Plus; liegt er tiefer, erhält die Stelle ein Minus. Das Ergebnis ist eine Rangfolge für die untersuchten Stellen und damit eine Grundlage für die Entlohnung. Sekretärin Sekretärin Bilanzbuchhalter Bürokraft Raumpflegerin Betriebsleiter + + Bilanzbuchhalter - Bürokraft + + + + Raumpflegerin + + + Betriebsleiter - Rangfolge + 3 4 2 1 5 Der Betriebsleiter erhält in diesem Beispiel den höchsten Rang, die Raumpflegerin den niedrigsten Rang. Für die Anwendung des Rangfolgeverfahrens ist die Kenntnis aller betrieblichen Stellen notwendig. Das Verfahren ist somit nur bei einer geringen Anzahl von Stellen anwendbar. Ein Nachteil besteht vor allem darin, dass es dem unterschiedlichen Abstand zwischen den Stellen nicht gerecht wird. Dieser Nachteil wird durch das Lohn-/Gehaltsgruppenverfahren teilweise ausgeglichen. Beim Lohn-/Gehaltsgruppenverfahren werden die betrieblichen Tätigkeiten ebenfalls global bewertet, jedoch entsprechend ihren Anforderungen in Stufen oder Lohn-/Gehaltsgruppen eingeordnet. Jede Gruppe wird durch bestimmte Anforderungsmerkmale definiert. Lohngruppe I Erforderliche Ausbildung Ohne Ausbildung, Anlernung oder Übung II Arbeitnehmer der Lohngruppe I nach dreimonatiger Tätigkeit Arbeitnehmer nach kurzer Einweisung III IV Arbeitnehmer mit einer Anlernzeit von 6 Monaten V Arbeitnehmer mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung oder solche, die durch eine längere Berufserfahrung Kenntnisse und Fertigkeiten besitzen, die denen eines Facharbeiters gleichzusetzen sind Arbeitnehmer mit abgeschlossener Berufsausbildung und längerer Berufserfahrung Arbeitnehmer mit abgeschlossener Berufsausbildung und Zusatzqualifikationen VI VII Art der Tätigkeit Einfache Arbeiten ohne besondere körperliche Belastung Einfache Tätigkeiten mit einer gewissen körperlichen Belastung Einfache Tätigkeiten, die größere Anforderungen an die geistige oder körperliche Belastung stellen Arbeiten, die eine gewisse Erfahrung im Umgang mit Maschinen, Abläufen und Material erfordern Spezielle Fertigungsabläufe, die der Arbeitnehmer selbständig einleitet, durchführt und überprüft Schwierige Facharbeiten, die hohe Anforderungen an Wissen und Können stellen Hochwertige Facharbeiten, die überragendes Können, große Selbständigkeit und Dispositionsvermögen erfordern Der Vorteil des Lohngruppenverfahrens liegt darin, dass das Lohnniveau für den Einzelnen gut überschaubar und weitgehend einsichtig ist. Durch den Wegfall der so genannten Leichtlohngruppen (1 und 2) in vielen Industriezweigen fehlen allerdings auch hier Differenzierungsmöglichkeiten, vor allem wenn nach oben keine Öffnung erfolgte. So muss der Einzelne häufig viele Jahre warten, bis er in die nächste Lohngruppe kommt: Dies lähmt den Leistungswillen. 3.5. Lohnmodelle Lohn und Gehalt sind das Entgelt für den Produktionsfaktor Arbeit. Von Gehalt spricht man bei der Entlohnung von Angestellten (fix). Lohn erhält der Arbeiter (variabel). Bei Angestellten überwiegt die geistige Tätigkeit, bei Arbeitern die körperliche Tätigkeit. Der Lohn kann nach unterschiedlichen Grundlagen berechnet werden. Entsprechend gibt es den Zeitlohn, Akkord- oder Leistungslohn und den Prämienlohn sowie die Erfolgsbeteiligung. Produktion 3.5.1. Seite 12 Zeitlohn Maßstab für die Berechnung des Zeitlohnes ist die Dauer der Arbeitszeit (Stunde, Woche, Monat), ohne dabei die während dieser Zeit geleistete Arbeit zu berücksichtigen. Der Zeitlohn findet seine Anwendung dort, bei denen Tätigkeiten Sorgfalt, Genauigkeit und Qualität erfordern. Ebenso bei Arbeiten für nicht messbare Tätigkeiten. Vorteile • einfache Abrechnung • überschaubar für Arbeitnehmer • Qualitätsarbeit/Dauerleistung bei niedrigem Arbeitstempo Nachteile • kein Leistungsanreiz • der Unternehmer trägt allein das Risiko der Minderleistung • Arbeitskontrollen notwendig Berechnung: Zeiteinheiten * Lohnsatz = Bruttolohn 3.5.2. Akkordlohn Der Akkordlohn ist eine leistungsabhängige Lohnform. Er wird für ein Stück/eine Verrichtung bezahlt, ohne dabei die benötigte Arbeitszeit zu berücksichtigen. Um das Akkordlohnmodell einzuführen müssen folgende Voraussetzungen gegeben sein: • • • die Tätigkeit muss bewertbar sein, die Tätigkeit muss sich regelmäßig wiederholen und der Arbeitnehmer muss sein Arbeitstempo selbst bestimmen können. Vorteile • Leistungsanreiz • bei Minderleistungen des Arbeitnehmers trägt der Betrieb kein Risiko • konstante Lohnkosten je Stück/Verrichtung Berechnung: tariflicher Mindestlohn + Akkordzuschlag = Akkordrichtsatz Nachteile • Gefahr der Überbeanspruchung von Mensch und Maschine • umfangreiche Vorarbeiten zur Ermittlung der Vorgabezeiten • Gefahr von Qualitätsminderung Er entspricht dem Mindestlohn bei Zeitlohn, d.h. es wird eine Mindestleistung unterstellt. Er beträgt 10 bis 25% des Mindestlohnes. Stundenverdienst bei Normalleistung. Er liegt über dem Zeitlohn für vergleichbare Arbeit. Stückzeitakkord: Der Arbeitnehmer erhält pro Auftrag oder Leistungseinheit eine bestimmte Auftragszeit bzw. Normzeit gutgeschrieben. Nach Tarifverträgen müssen hier keine Veränderungen vorgenommen werden, weil die Auftragszeit nicht davon berührt wird. Nur der Minutenfaktor, d.h. er Lohn für eine Fertigungsminute, muss korrigiert werden. Bruttolohn = Akkordrichtsatz 60 oder 100 * * geleistete Stück 60 oder 100 Normalleistung Bruttolohn = Minutenfak tor * Vorgabezei t * geleistete Stück Stückgeldakkord: Der Arbeitnehmer erhält pro Leistungseinheit einen bestimmten Geldsatz: Die Arbeitsbelege enthalten einen Lohnbon, an dem der Arbeitnehmer sofort erkennen kann, was ihm die Tätigkeit einbringt Produktion Seite Bruttolohn = 13 Akkordrichtsatz * geleistete Stück Normalleistung Bruttolohn = Stückgelds atz * geleistete Stück 3.5.3. Prämienlohn Beim Prämienlohn wird neben dem Grundlohn noch eine Sondervergütung (Prämie) gezahlt. So fallen Prämien für Leistungen qualitativer Art, z.B. Einsparungen beim Material, sorgfältige Behandlung von Maschinen, Unterschreiten der zulässigen Ausschussquote, und für mengenmäßige Mehrleistungen an. Im Gegensatz zum Akkordlohn kommt die Vergütung für die Mehrleistung dem Arbeitnehmer nicht in voller Höhe zugute. Sie wird nach bestimmten Schlüsseln zwischen dem Arbeitgeber und Arbeitnehmer geteilt. 3.5.4. Erfolgsbeteiligung Siemens erweitert Erfolgsbeteiligung für Mitarbeiter (Quelle: faz.net, 12.06.2008) MÜNCHEN (Dow Jones) – Die Münchener Siemens AG will die Erfolgsbeteiligung ihrer Mitarbeiter ausweiten. "Wir wollen allen Mitarbeitern noch mehr die Möglichkeit zur Beteiligung am Erfolg des Unternehmens anbieten, als das heute schon der Fall ist. Damit wollen wir auch die Identifikation mit dem Unternehmen noch weiter steigern," sagte der Vorstandsvorsitzende Peter Löscher in einem Interview mit der Mitarbeiterzeitung "Siemens Welt" (Juniausgabe). Im Rahmen des neuen Mitarbeiteraktienprogramms plane der DAX-Konzern die Ausgabe kostenloser Aktien an alle Mitarbeiter, erfuhr Dow Jones Newswires von Personen, die dem Unternehmen nahe stehen. Für eine bestimmte Zahl von Aktien, die der Mitarbeiter selbst kaufe, werde Siemens eine Aktie kostenlos dazugeben. Die Kosten für das weltweite Gratifikationsprogramm werden auf einen dreistelligen Millionenbetrag beziffert. Ein Siemens-Sprecher bestätigte, dass derzeit an einem neuen Modell zur Verbesserung der Erfolgsbeteiligung gearbeitet werde. Details wolle das Unternehmen aber erst im Juli bekannt geben. Zudem solle beim Siemens-Management die Bindung an das Unternehmen über ein finanzielles Engagement stärker betont werden. Demnach sollen die Führungskräfte der oberen Managementebenen eine bestimmte Mindestsumme in Siemens-Aktien halten. Die Mindestsumme soll am jeweiligen Jahresgehalt bemessen werden. Die nötigen Aktienkäufe müssten die Manager selbst finanzieren. Der gesamte Siemens-Vorstand investierte bereits Ende Januar rund 5,5 Mio. € in Aktien des eigenen Unternehmens. Allein der Vorstandsvorsitzende kaufte Papiere für rund 4 Mio. €. Mitte März hatte der Vorstandsvorsitzende sein Investment um weitere 3,3 Mio. € aufgestockt. Gründe für die Gewährung einer Erfolgsbeteiligung: • • • • ein Anreiz zur Leistungssteigerung, eine Senkung der Fluktuation, eine bessere Zusammenarbeit zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer und eine entsprechende Vergütung des Produktionsfaktors Arbeitskraft entsprechend dem geleisteten Beitrag. Als Maßstab können zum einen die Ertragsbeteiligung (z.B. Umsatz) und zum anderen die Gewinnbeteiligung (z.B. Unternehmensgewinn, Betriebsgewinn) dienen. Möglichkeiten der Erfolgsbeteiligung: • • ohne Erfolgsbeteiligung: Gewinnausschüttung in bar, Fondsbildung für Pensionen, Sozialeinrichtungen mit Vermögensbeteiligung: auf Fremdkapitalbasis (z.B. Obligationen), auf Eigenkapitalbasis (z.B. Belegschaftsaktien, Kommanditbeteiligungen) Bei der Berechnung der Gewinnbeteiligung findet man sehr viele Modelle, z.B. • nach Köpfen: Jeder Arbeitnehmer erhält den gleichen Betrag. Produktion • • • Seite 14 nach Betriebszugehörigkeit: Der Gewinnanteil des einzelnen Arbeitnehmers richtet sich nach dem Verhältnis der Jahre seiner Betriebszugehörigkeit zur Summe der addierten Betriebszugehörigkeit aller Arbeitnehmer. nach der Lohnsumme: Die Jahreslohnsumme des einzelnen Arbeitnehmers wird mit der Gesamtlohnsumme des Betriebes verglichen. Entsprechend erfolgt sein Anteil am Gewinn. nach der Kosteneinsparung: Die einzelnen Arbeitsplätze (Kostenstellen) erhalten ein Budget (Plankosten). Unterschreiten die Kosten die vorgegebenen Plankosten, so erfolg eine Gewinnbeteiligung im Verhältnis zur gesamten Kosteneinsparung des Betriebes. Zusammenfassung: Entlohnung der Arbeitsleistung Zeitlohn Maßstab für die Entlohnung ist die Dauer der Anwesenheit im oder für den Betrieb. Akkordlohn Maßstab für die Entlohnung ist die geleistete Menge. • Geldakkord: Der Arbeitnehmer erhält einen festen Geldsatz pro geleisteter Einheit. • Zeitakkord: Der Arbeitnehmer erhält eine bestimmte Zeitgutschrift pro geleisteter Einheit Prämienlohn Zusätzlich erfüllte Leistungen und/oder Anforderungen werden planmäßig entlohnt. Erfolgsbeteiligung Die Arbeitnehmer erhalten einen Anteil am Gewinn. Übungsaufgaben Kapitel 3: Arbeitsplatz und Entlohnung Aufgabe 1: Die Verpackung der Konferenzstühle bei der Bürodesign GmbH erfolgte bisher manuell durch 10 Arbeitnehmer. Die Geschäftsleitung erwägt die Anschaffung einer Verpackungsmaschine, wodurch sich der notwendige Personalbedarf auf 3 Mitarbeiter reduzieren würde. Die Unternehmung rechnet nach Abzug aller begrenzenden Faktoren wie Sonn- und Feiertage, Werksferien etc. mit 240 Arbeitstagen im Jahr. Verfahren manuell maschinell Zahl der Arbeitnehmer 10 3 monatliche Lohnkosten in € 25.200 7.560 monatliche Maschinenkosten in € 22.680 tägliche Verpackungs-kapazität in 7,5 Stunden in Einheiten/Konferenzstühle 900 1.080 (a) Ermitteln Sie die Arbeitsproduktivität pro Mitarbeiter und pro Stunde bei der manuellen Verpackung! (b) Berechnen Sie die Steigerung der Arbeitsproduktivität in Prozent, die sich durch die Anschaffung der Verpackungsmaschine ergeben würde! (c) Stellen Sie fest, ob die Anschaffung der Verpackungsmaschine wirtschaftlich vertretbar ist! (d) Die Mitarbeiter in der Produktion der Bürodesign GmbH wechseln in jedem Quartal ihre eigene Produktionsstätte, z.B. Produktion Konferenzstühle, Schreibtische, Regale. Erläutern Sie die Vor- und Nachteile dieser Arbeitsorganisation und nennen Sie den entsprechenden Fachausdruck! (e) Das Management der Bürodesign GmbH überlegt sich zur Entlastung der Abteilungsleiter in der Produktionswirtschaft eine qualitative Aufgabenerweiterung der Produktionsmitarbeiter einzuführen. Zeigen Sie die Chancen und Gefahren dieser Form der Arbeitsorganisation auf. Produktion Seite 15 Aufgabe 2: Die Maschinenfabrik Raimann GmbH stellt zum 1. Oktober 2007 Herrn Moosbrucker als neuen Mitarbeiter ein. Er wird als Arbeiter an der Stanzmaschine beschäftigt. (a) Geben Sie 3 Gründe an, warum für diese Tätigkeit Akkordlohn in Frage kommen kann! (b) Nennen Sie 2 mögliche Nachteile des Akkordlohns für den Arbeitnehmer! (c) Welche 2 Berechnungsarten für den Akkordlohn sind möglich, wenn ein Arbeitnehmer Stundenlohn erhält? (d) Nennen Sie 2 Tätigkeiten, für die sich der Akkordlohn besonders eignet! (e) Nennen Sie 2 möglich Vorteile des Akkordlohns für den Arbeitnehmer! (f) Wie wird sichergestellt, dass der Verdienst des Arbeitnehmers nicht zu gering wird, wenn er die Zeitvorgaben unverschuldet überschreitet? Aufgabe 3: Zur Steigerung der Produktion möchte die Ummenhofer GmbH die Mitarbeiter durch die Einführung eines Akkordlohnsystems zu höheren Leistungen motivieren. Der tarifliche Mindestlohn eines Montierers beträgt 1.160 €, der Akkordzuschlag 25%. Als Normalleistung je Monat werden 460 Stück vorgegeben. Die Mehrleistung eines Montierers beträgt im laufenden Monat 25%. Wie viel € beträgt das Bruttogehalt des Montierers, wenn er je Monat 180 Stunden („Normalmonat“) arbeitet? Berechnen Sie das Bruttogehalt nach dem Stückzeit- und Stückgeldakkord! Aufgabe 4: Der tariflich garantierte Mindestlohn für einen Tarifbereich liegt bei 12 €/Arbeitsstunde. Der Akkordzuschlag beträgt 20%. Bei einer Zeitaufnahme ergeben sich für die Bearbeitung eines Stücks folgende Messungen: Messung: Sekunden: 1 44 2 52 3 54 4 51 5 49 6 50 Bei der Festlegung der Vorgabezeit je Stück entscheidet sich die Arbeitsvorbereitung für den Mittelwert aus allen 6 Messungen. Dieser entspricht einem Leistungsgrad von 110%. Berechnen Sie (a) den Akkordrichtsatz, (b) den Minutenfaktor, (c) die Vorgabezeit je Stück, (d) den Bruttolohn eines Mitarbeiters, der an einem Arbeitstag in 8 Arbeitsstunden 634 Stück bearbeitet, (e) den Leistungsgrad diese Mitarbeiters! Aufgabe 5: Der Facharbeiter Marc Borutta erhält bei der Bürodesign GmbH einen Grundlohn von 13 € und einen Akkordzuschlag von 20% je Stunde. Er arbeitet in der Montageabteilung am Zusammenbau von Sesseln. Durch Zeitstudien wurden folgende Normalleistungen ermittelt: Arbeitssessel ergo-design-natur Waiter Sessel Konzentra Konferenzstuhl 3,0 Stück/Stunde 4,8 Stück/Stunde 1,5 Stück/Stunde Durch Lohnscheine weist der Facharbeiter Marc Vorutta in der 4. Kalenderwoche folgende Arbeiten nach: 25 montierte Arbeitssessel, 80 montierte Waiter Sessel, 20 montierte Konferenzstühle. Ferner kann Herr Borutta noch 6 Arbeitsstunden für Werkzeugherrichtung und Maschinenwartung nachweisen, für die er ebenfalls den Akkordrichtsatz als Zeitlohn erhält. Berechnen Sie den Bruttolohn und den durchschnittlichen Stundenverdienst, wenn er in der 4. Kalenderwoche 36 Stunden gearbeitet hat! Produktion Seite 16 Aufgabe 6: Ein Reisender soll ein monatliches Fixum von 1.500 € und zuzüglich eine Umsatzprovision von 5% erhalten. Der Umsatz im Monat Juli lag 7% höher als im Juni. Der Juni-Umsatz betrug 16.400 €. Berechnen Sie das Gehalt des Reisenden im Monat Juli! Um Welche Entgeltform handelt es sich hierbei und welche Vorteile hat dies für das Unternehmen. Aufgabe 7: Die Arbeitnehmer der Bürodesign GmbH werden schon seit einigen Jahren am Gewinn beteiligt. Auf die Kostenstelle 312, Herstellung von Fußgestelle, fällt ein Gewinnanteil von 1.050 €. Die hier beschäftigten Facharbeiter weisen folgende Daten auf: Facharbeiter Abel Bertram Cernek Betriebszugehörigkeit in Jahren 5 10 15 Lohnsumme im abgelaufenen Geschäftsjahr in € 30.000 27.000 24.000 Berechnen Sie für jeden Facharbeiter den Gewinnanteil für den Fall, dass die Verteilung nach der (a) Betriebszugehörigkeit und (b) nach der Lohnsumme vorgenommen wird! 4. Auftragszeit Unter der Auftragszeit versteht man eine Sollzeit, die sich aus der Summe von Rüstzeit und Ausführungszeit ergibt und dem Menschen zur Erledigung eines Fertigungsauftrages mit der Menge x vorgegeben wird. • Rüstzeit: Sie ist die Sollzeit für die Vorbereitung und Nacharbeit für und infolge der Ausführung eines bestimmten Auftrages. Kennzeichnend für die Rüstzeit ist, dass sie pro Auftrag in der Regel nur einmal anfällt, z.B. Material vom Lager abrufen, Fertigungsauftrag lesen, Maschinen einschalten. Ausführungszeit: Im Gegensatz zur Rüstzeit ist sie die Sollzeit für die Durchführung des Arbeitsprozesses, und zwar bezogen auf eine bestimmte Menge. Grundzeit: Sie ist eine Sollzeit für die planmäßige Durchführung eines Arbeitsablaufes. Die Rüstgrundzeit ist z.B. die Zeit für die Vorbereitung und Nachbereitung eines Arbeitsvorganges, die planmäßig – und damit planbar anfällt. Ausführungsgrundzeit: Sie ist die Sollzeit für die Durchführung eines Arbeitsprozesses bezogen auf die Mengeneinheit 1, die regelmäßig und damit planbar anfällt. Verteilzeit: Sie ist die Sollzeit, de zusätzlich zur planmäßigen und planbaren Grundzeit anfällt und dient zum Ausgleich von unplanbarem Zeitaufwand, mit dem man aus Erfahrung immer wieder rechnen muss wie für Materialstockung, Maschinenausfall, Werkzeugbruch. Die Berechnung erfolgt in der Regel als prozentualer Zuschlag auf die Grundzeit. Erholzeit: Sie ist eine Sollzeit, die zum Ausgleich und zum Abbau von Ermüdung bedingt durch die Durchführung eines Arbeitsablaufes gewährt wird. Die Erholzeit wird wie die Verteilzeit als Zuschlag zur Grundzeit berechnet. • • • • • Auftragszeit Rüstzeit (Vor- und Nachbereitung der Produktion) • • • Rüstgrundzeit Rüsterholzeit Rüstverteilzeit Ausführungszeit = Menge * Zeit je Einheit (konkrete Erledigung eines Auftrages) + • • • Grundzeit Erholungszeit Verteilzeit Produktion Seite 17 Übungsaufgaben Kapitel 4: Auftragszeit Aufgabe 1: Ermitteln Sie mit folgenden Angaben die Zeit für die Bearbeitung eines Auftrages: Rüstgrundzeit 30 Min., Ausführungsgrundzeit 0,50 Min. Erholzeitzuschlag 8%, Verteilzeitzuschlag 10%, Auftragsmenge 1.000 Stk. Aufgabe 2: Für einen Auftrag soll die Vorgabezeit ermittelt werden. Das Betriebsbüro stellt folgende Daten zur Verfügung: Losgröße 4.000 Stk., Rüstgrundzeit 80 Min., Ausführungsgrundzeit 0,15 Min. Im Betrieb gilt eine Verteilzeitzuschlag von 8% sowie eine Erholzeitzuschlag von 7%. 5. Rechengrößen eines Industriebetriebs 5.1. Ausgabe – Aufwand Eine Ausgabe ist jeder Zahlungsabfluss aus dem Betrieb. Ausgaben können entweder aufwandswirksam (z.B. Zahlung von Löhnen) oder erfolgsneutral sein (z.B. Kauf einer Maschine). Beim Aufwand handelt es sich um jeglichen Verbrauch von Werten (z.B. Waren, Arbeitskraft) im Betrieb, sei es im betrieblichen Bereich oder sonst im Unternehmen. Zu unterscheiden sind • • • 5.2. ordentlicher Aufwand: regelmäßig anfallender Werteverbrauch im Betrieb zur Erreichung des betrieblichen Sachziels (z.B. Löhne, Material), außerordentlicher Aufwand: Werteverbrauch im Betrieb aufgrund einmaliger, außergewöhnlicher Vorfälle (z.B. Verlust eines Betriebsgebäudes durch Brand, Forderungsausfall eines Großkunden) und betriebsfremder Aufwand: Werteverbrauch, der mit der eigentlichen Betriebsleistung nichts zu tun hat (z.B. Spende an das Rote Kreuz). Einnahme – Ertrag Mit der Einnahme wird jeder Zugang zum Geldvermögensbestand eines Unternehmens bezeichnet. Die Einnahme darf nicht mit dem Begriff „Ertrag“ verwechselt werden. Jegliche Schaffung und jeder Zugang von Werten (z.B. Eigenerstellung einer Maschine) in einem Betrieb wird als Ertrag bezeichnet. Dabei ist zu unterscheiden zwischen • • • 5.3. ordentlichem Ertrag: regelmäßig anfallender Wertzugang im Betrieb (insbesondere Umsatzerlöse für Waren oder Dienstleistungen), außerordentlichem Ertrag: Wertzugang im Betrieb aufgrund einmaliger, außergewöhnlicher Vorfälle (z.B. Erträge aus dem Abgang von Maschinen) und betriebsfremdem Ertrag: Wertzugang, der mit dem eigentlichen betrieblichen Zweck nichts zu tun hat (z.B. der Gewinn aus Kurssteigerungen von Wertpapieren oder die Vermietung von Wohnungen). Kosten – Leistungen Kosten sind alle betrieblichen (ordentliche) Aufwendungen. Um von Kosten zu sprechen, muss der Verbrauch von Sachgütern (z.B. Rohstoffe) als auch von Dienstleistungen vorliegen, ein unmittelbarer Bezug zur betrieblichen Leistungserstellung vorhanden sein (z.B. Fertigerzeugnisse) sowie Güter und Dienstleistungen mit Preisen bewertet werden (z.B. Anschaffungspreise, Durchschnittspreise). Leistungen sind alle betrieblichen (ordentliche) Erträge. Leistungen werden unterschieden nach Absatzleistungen (Umsatzerlöse), Lagerleistungen (Mehrbestände), aktivierte Eigenleistungen (selbst erstellte und genutzte Anlagen) und unentgeltliche Entnahmen (z.B. Privatentnahmen von Erzeugnissen eines OHGGesellschafters). Produktion Seite 18 Übungsaufgaben Kapitel 5: Rechengrößen eines Industriebetriebes Aufgabe 1: Ordnen Sie den nachstehenden Aufwendungen zu, ob es sich dabei um einen • • • • betrieblichen ordentlichen Aufwand, betrieblichen außerordentlichen Aufwand, betriebsfremden Aufwand oder um keinen Aufwand handelt. (a) (b) (c) (d) (e) (f) (g) (h) (i) (j) Gehaltszahlungen in einer Küchenfabrik Verlust aus einem Wertpapiergeschäft in einer Lebensmittelgroßhandlung Aufwendungen für Rohstoffe in einer Bauunternehmung Verkauf einer Bohrmaschine unter Buchwert durch eine Möbeltischlerei Lineare Abschreibung einer Stanze in einer Leuchtenfabrik Forderungsausfall durch Zahlungsunfähigkeit eines Kunden in einer Metallwarenfabrik Verlust von nicht versicherten Warenbeständen durch Brandschaden in einem Kaufhaus Arbeitgeberanteil zu Sozialversicherung Mieteinnahmen für vermietende Lagerräume in einer Baustoffgroßhandlung Zahlung der Versicherungsprämie für die Gebäudeversicherung eines vermieteten Wohngebäudes in einer Fahrradfabrik (k) Spende einer GmbH an „Leberecht Limburg“ (l) Kauf eines Computers gegen Verrechnungsscheck durch eine Küchengroßhandlung Aufgabe 2: Entscheiden Sie, ob es sich bei den nachfolgenden Erträgen um • • • betriebliche Erträge, neutrale Erträge (außerordentliche oder betriebsfremde Erträge) oder um keinen Ertrag handelt. (a) (b) (c) (d) (e) (f) (g) Umsatzerlöse aus Warenverkäufen Erträge aus dem Verkauf von Wertpapieren Zinsgutschrift für eine Festgeldanlage bei der Kreissparkasse Westerwald-Taunus Provisionserträge für verkaufte Gebrauchtwagen bei einer Kfz-Handlung Mieteinnahme aus der Vermietung einer Lagerhalle Steuerrückvergütung für das abgelaufene Geschäftsjahr Verkauf eines Anlagegutes über Buchwert 6. Kosten 6.1. Fixe (beschäftigungsgradunabhängige) Kosten Hat der Betrieb seine Anlagen gekauft, Werkstoffe beschafft und Personal eingestellt, so fallen zur Unterhaltung des Betriebes, unabhängig davon, ob produziert wird oder nicht, periodisch gleich bleibende (fixe) Kosten an. Sie werden deshalb auch Bereitschaftskosten genannt. Beispiele: lineare Abschreibungen, Zinsaufwendungen, Mietaufwendungen, Kfz-Steuern, Gehälter. Allerdings sind diese Kosten nur als Gesamtkosten fix. Werden die Kosten auf die produzierte Menge bezogen, so verlaufen sie mit zunehmender Ausbringung pro Stück degressiv (Fixkostendegression). Produktion 6.2. Seite 19 Variable (beschäftigungsgradabhängige) Kosten Kosten, die sich mit der Produktionsmenge, dem Beschäftigungsgrad ändern, heißen variable (d.h. veränderliche) Kosten. Beispiele: Kosten für Material, Verpackung, Energie. Dabei können sich folgende Möglichkeiten ergeben: • Ein Teil der Kosten ändert sich im gleichen Verhältnis wie der Beschäftigungsgrad (proportionale Kosten), z.B. Fertigungsmaterial, Fertigungslöhne, Lizenzgebühren, Verpackungskosten. • Ein Teil der Kosten ändert sich in einem stärken Verhältnis als der Beschäftigungsgrad (überproportionale Kosten), z.B. Überstundenzuschläge für Löhne, steigender Verschleiß und Ausschuss bei Erreichen der Kapazitätsgrenze. • Ein Teil der Kosten ändert sich in einem geringeren Ausmaß als der Beschäftigungsgrad (unterproportionale Kosten), z.B. geringere Materialkosten bei Ausnutzung von Mengenrabatten, günstige Frachttarife bei größeren Beförderungsmengen. Produktion 6.3. Seite 20 Kostenfunktion Die Kostenfunktion setzt sich aus den variablen und fixen Kosten zusammen: Gesamtkosten = gesamte variable Kosten + fixe Kosten Gesamtkosten = variable Kosten je Stück * produzierte Stück + fixe Kosten K = kv * x + Kf 6.4. Erlösfunktion Erlöse = Verkaufspreis je Stück * verkaufte Stück E=e*x 6.5. Gewinnfunktion Um den Gewinn zu ermitteln, werden die von den Erlösen die Kosten abgezogen: Gewinn = Erlöse – Kosten G=E-K G = e * x - kv * x - K f G = (e – kv) * x – Kf 6.6. Gesetz der Massenproduktion (Economies of Scale) Durch die Ausweitung der Produktionsmenge ergeben sich verminderte Durchschnittskosten aufgrund der Fixkostendegression. Bei höherer Kapazitätsauslastung werden die Fixkosten auf eine größere Produktionsmenge aufgeteilt, ausgelöst durch die gemeinsame Nutzung von Ressourcen bei verschiedenen Produkten. Bleibt der Verkaufspreis konstant, ergibt sich dadurch ein höherer Gewinnanteil je Stück. Stellt man die Kostenfunktion nach den Stückkosten (k) um, so erhält man k = kv + Kf x Steigt nun die produzierte Menge (x), so sinken die Kosten je Stück (k). 6.7. Gewinnschwelle (Break-even-point) Sachverhalt: Ein kleiner Industriebetrieb stellt Zubehörteile (Plastikaufsätze) für Modelleisenbahnen her. Monatlich können maximal 1.000 Verkaufspackungen (Inhalt 10 Bausätze) erzeugt werden. Es wird nur auf Bestellung gearbeitet. • An fixen Kosten fallen monatlich an: 9.000 € für Gehälter, 1.600 € für Miete, 400 € für Nebenkosten (Heizung, Licht, Reinigung), 3.000 € für die Verzinsung des investierten Kapitals und 6.000 € für die Abschreibung der Spritzgussmaschinen und der Werkzeuge. Produktion • • Seite 21 Die (proportional) variablen Kosten setzen sich aus den Roh- und Hilfsstoffkosten (6 €), den Akkordlöhnen (22 €) und den Energiekosten (2 €) je Verkaufspackung zusammen. Die Fertigungslöhne sind deshalb so hoch, weil viele Einzelteile (z.B. Pflanzen) in Handarbeit fertig gestellt werden müssen. Der Absatzpreis je Verkaufspackung beläuft sich auf 55 €. Aufgabe: Berechnen Sie für die Herstellung 100 bis 1.000 Verkaufsverpackungen die anfallenden Gesamtkosten, die Stückkosten, den Gesamtgewinn/–verlust und den Stückgewinn/–verlust. Verwenden Sie hierzu die aufgeführte Kosten-Leistungs-Tabelle. Stellen Sie den Zusammen zwischen Gesamtkosten und Erlösen wie auch zwischen den Stückkosten und dem Absatzpreis grafisch dar. Menge der Verkaufsverpackunge n Fixe Gesamtkosten (€) Variable Gesamtkosten (€) Gesamtkosten (€) x Kf Kv K Erlöse (€) Gewinn bzw. Verlust (€) Stückkosten (€) Stückpreis (€) Stückgewinn bzw. StückVerlust (€) E G(+), V(-) k e g(+), v(-) Die Gewinnschwelle ist der Punkt, wo die Erlöse gleich den Stückkosten sind. Ab diesem Zeitpunkt erzielt der Unternehmer mit jeder weiteren verkauften Einheit einen Gewinn. Mit den in diesem Punkt erzielten Erlösen kann der Unternehmer langfristig seine Kosten decken. Das Gewinnmaximum liegt dort, wo die Differenz zwischen Erlösen und Kosten am größten ist. Dies ist dann der Fall, wenn die Stückkosten ihr Minimum erreichen. In den meisten Fällen ist dieser Punkt bei der Kapazitätsgrenze erreicht. 6.8. Preisuntergrenze Die Preisbildung kann nicht alleine Aufgabe der Kostenrechnung sein, sondern gehört grundsätzlich in den Bereich der Absatzpolitik. Zudem sind durch Angebot und Nachfrage enge Grenzen festgelegt. 6.9. Langfristige Preisuntergrenze Dennoch kann die Kostenrechnung den Punkt bestimmen, an dem bestimmte Kosten nicht mehr durch Erlöse gedeckt werden. Da das Bestreben eines Unternehmens grundsätzlich darin besteht, den gesamten Werteverzehr Produktion Seite 22 (Kosten) vom Markt durch Erlöse mindestens erstattet zu bekommen, liegt die langfristige Preisuntergrenze (PUG 1) auf der Höhe der Gesamtkosten und verändert sich entsprechend der Beschäftigung. 6.10. Kurzfristige Preisuntergrenze Kurzfristig kann es jedoch angebracht sein, auch diese Schwelle zu unterschreiten, um etwa seinen Marktanteil zu erweitern oder zu halten. Die unterste Grenze liegt jedoch dort, wo die variablen Kosten gerade noch gedeckt werden (PUG 2). Wird unter diesen Bedingungen produziert, sind die Fixkosten nicht mehr gedeckt. Diese ungedeckten Fixkosten führen bei dem jeweiligen Produkt zu einem Verlust, sodass dieser Preis nicht lange gehalten werden kann. Weiter nach unten mit dem Preis kann man nicht mehr gehen (von Ausnahmen, auf die hier nicht eingegangen wird, abgesehen), denn die Einstellung der Produktion ist billiger als weiterzuproduzieren. Praktische Anwendung findet die Bestimmung der Preisuntergrenze immer dann, wenn Entscheidungen über eine Auftragsannahme bei gegebenem Preis zu treffen sind. Übungsaufgaben Kapitel 6: Kosten Aufgabe 1: Erklären Sie den Begriff Beschäftigung (Kapazität) und bilden Sie hierzu ein Beispiel! Aufgabe 2: Was sagt ein Beschäftigungsgrad von 80% aus? Aufgabe 3: Eine Schulmöbelfabrik hat eine neue Stuhlform entwickelt und möchte nun die Kosten für einen Stuhl ermitteln. Die fixen Gesamtkosten belaufen sich auf 260.000 €, die variablen Kosten werden mit 65 € je Stuhl veranschlagt. (a) Erklären Sie die Begriffe fixe und variable Kosten. (b) Geben Sie je zwei Beispiele für fixe und variable Kosten an. (c) Wie ändern sich fixe und variable Kosten bei steigendem Beschäftigungsgrad? (d) Wie lauten die die allgemeinen Formeln (Gleichungen) zur Ermittlung der Gesamtkosten (K) und der Stückkosten (k)? Produktion Seite 23 (e) Errechnen Sie die Kosten je Stuhl bei einer Produktion von 6.000 Stück, 6.500 Stück und 8.000 Stück. (f) Erklären Sie die Veränderung der Stückkosten mit steigender Anzahl von hergestellten Stühlen. (g) Wie nennt man diese Gesetzmäßigkeit? Durch welche Formel (Gleichung) wird diese Gesetzmäßigkeit ausgedrückt? Aufgabe 4: Die variablen Kosten für eine Artikelgruppe betragen bei einem Umsatz von 2.000 Stück 17.800 €. Die fixen Kosten der Artikelgruppe belaufen sich auf 8.500 € bis zu einem Umsatz von 2.800 Stück. Der Listenverkaufspreis beträgt je Stück 14,80 €. Der Verlauf der variablen Kosten ist proportional. (a) Wie viel € beträgt der Betriebsgewinn/Betriebsverlust bei einem Absatz von 1.200 Stück bzw. 2.500 Stück? (b) Wie viel € betragen die jeweiligen Stückkosten? (c) Geben Sie die absolute Preisuntergrenze je Stück für die Artikelgruppe an. Begründen Sie Ihre Antwort. Aufgabe 5: Der Inhaber der Adler-Werke GmbH gibt für die Produktion eines Taschenrechners folgende Kostenfunktion an: K = 7x + 15.000. (a) Welche Kostenarten werden durch die Werte „7x“ bzw. „15.000“ dargestellt? Nennen Sie hierzu jeweils zwei Beispiele. (b) Wie viel € betragen die Gesamtkosten, wenn 5.000 Taschenrechner hergestellt werden? (c) Wie viel € betragen die Stückkosten? (d) Warum nehmen die Stückkosten mit zunehmender Produktion ab? Aufgabe 6: Die Produktion eines Artikels verursacht folgende Kosten: fixe Kosten 20.000 €, variable Stückkosten 40 €. Je Stück wird ein Verkaufspreis von 120 € erzielt. Berechnen Sie die Gewinnschwelle. Aufgabe 7: Die fixen Kosten eines Industriebetriebs betragen monatlich 120.000 €. Die proportional-variablen Kosten belaufen sich auf 100 € je Kostenträger. Der Absatzpreis ist konstant und beträgt 300 € je Stück. Maximal kann der Betrieb 1.000 Stück je Periode herstellen. (a) Stellen Sie eine Kosten-Leistungs-Tabelle nach folgendem Muster auf. Stück Fixe Kosten Variable Gesamtkosten Gesamtkosten Umsatz Gewinn, Verlust Stückkosten Stück-preis Stück-gewinn/verlust 200 400 600 800 1.000 (b) Zeichnen Sie die Gesamtkostenkurve und die Erlösgerade und ermitteln Sie die Gewinnschwelle. (1 cm = 100 Stück, 2 cm = 100.000 €) (c) Zeichnen Sie die Stückkostenkurve und die Preisgerade. (1 cm = 100 Stück, 0,50 cm = 100 €/Stück) (d) Wie viel Gewinn erzielt der Betrieb, wenn die Nachfrage so groß ist, dass er an der Kapazitätsgrenze produzieren kann? (e) Warum liegt bei linearem Gesamtkostenverlauf das Gewinnmaximum an der Kapazitätsgrenze? Produktion Seite 24 Aufgabe 8: Die Kaiser GmbH aus Wetzlar stellt als einziges Produkt Motoren für Windkraftwerke her. Die monatliche Höchstproduktion beläuft sich auf 800 Stück. In den Monaten Juli bis Dezember 2006 haben sich Produktion, Kosten und Erlöse wie folgt entwickelt: Monat Juli August September Oktober November Dezember Produktionsmenge (x) 0 200 100 300 500 400 Gesamtkosten (K) 100.000 220.000 160.000 280.000 400.000 340.000 Gesamterlöse (E) 0 200.000 100.000 300.000 500.000 400.000 Gesamtgewinn (G) Der Kostenrechner des Unternehmens, Herr Wedelstaedt, möchte von Ihnen folgende Fragen beantwortet haben: (a) Wie lauten die Kostenfunktion und die Gewinnfunktion? (b) Nennen Sie mögliche Gründe, warum im Monat Juli keine Motoren produziert worden sind? (c) Wie hoch war die Kapazitätsauslastung im Monat August? (d) Wie beeinflusst die Kapazitätsauslastung die Höhe der Kosten? (e) Welchen Verlauf haben die Kostenkurven in der Gesamt- und Stückbetrachtung? (Zeichnungen erstellen) (f) Ermitteln Sie für die Monate Oktober und November die variablen Stückkosten. (g) Bei welcher Kapazitätsauslastung entsprechen die Kosten genau den Erlösen? (Break-even-point) (h) Bei welcher Kapazitätsauslastung ergibt sich ein Gewinn von 50.000 € bzw. ein Verlust von 20.000 €? (i) Geben Sie den maximalen Gewinn an. 7. Deckungsbeitrag und Betriebserfolg 7.1. • • • • • • • Einfache Deckungsbeitragsrechnung Der Deckungsbeitrag gliedert die Kosten konsequent in fixe und variable Bestandteile. Differenz zwischen dem Erlös und den variablen Kosten eines Gutes, die zur Deckung aller anderen Kosten und als Gewinn verbleibt. Der Deckungsbeitrag ist der Beitrag der Erlöse zur Deckung der Fixkosten. Dazu müssen zunächst die mit der Leistung selbst verursachten variable Kosten gedeckt werden. Der Deckungsbeitrag ist der Betrag, der sich nach Abzug der variable Kosten von den Verkaufsnettoerlösen ergibt und der zur Deckung der Fixkosten dient; der über die Fixkostendeckung hinausgehende Teil ist Gewinn. Deckungsbeitrag pro Stück = Verkaufspreis pro Stück – variable Kosten pro Stück Überschuss der Einzelerlöse im Verhältnis zu den Einzelkosten eines Kalkulationsobjekts, mit dem dieses zur Kostendeckung und zum Gewinn beiträgt. In der Deckungsbeitragsrechnung werden hierzu Erlöse und variable Kosten zueinander in Beziehung gesetzt. Der Deckungsbeitrag ist der Betrag, den ein Produkt zur Deckung der gesamten fixen Kosten und zur Erzielung eines Nettogewinn leistet. Der Deckungsbeitrag errechnet sich aus dem Preis des Gutes abzüglich der variablen Kosten oder Zurechenkosten und umfasst Fixkosten und Gewinnteile. Gesamtkosten = variable Koten + Fixkosten Deckungsbeitrag = Verkaufspreis – variable Kosten Summe der Deckungsbeiträge (Bruttoerfolg) – Fixkosten = Gewinn/Verlust Produktion Seite 25 Jeder positive Deckungsbeitrag trägt unabhängig von der Höhe der Ausbringungsmenge zur Verbesserung des Gesamtergebnisses bei. 7.2. Periodenrechnung im Mehrproduktunternehmen Beispiel: Ein Industriebetrieb stellt drei Produkte her, die zu unterschiedlichen Preisen auf dem Markt angeboten werden und bei denen unterschiedliche variable Stückkosten anfallen. Die Fixkosten fallen für das gesamte Unternehmen an. Produkt Stückpreis - variable Stückkosten = Deckungsbeitrag je Stück Menge Deckungsbeitrag je Produktart = Bruttoerfolg - Fixkosten = Gewinne A 100 € 80 € 20 € 10.000 Stück 200.000 € B 55 € 50 € 5€ 20.000 Stück 100.000 € 300.000 € 200.000 € C 40 € 30 € 10 € 20.000 Stück 200.000 € Deckungsbeitrag I (DB I): Betrag, der die Fixkosten und den geplanten Gewinn eines einzelnen Erzeugnisses bzw. einer Erzeugnisgruppe decken soll. Gesamtdeckungsbeitrag: DB = E - Kv Stückdeckungsbeitrag: db = e - kv Deckungsbeitrag II (DB II): Der um die Erzeugnisfixkosten verminderte Deckungsbeitrag I. Erzeugnisfixkosten sind solche Fixkosten, die einer bestimmten Erzeugnisgruppe direkt zurechenbar sind (z.B. Entwicklungs- oder Werkzeugkosten, die einzig und allein für diese Erzeugnisgruppe angefallen sind). Verkaufserlös - variable Kosten = Deckungsbeitrag I - Erzeugnisfixkosten = Deckungsbeitrag II - Unternehmensfixkosten = Erfolg (Gewinn oder Verlust) Unternehmensfixe Kosten bilden den restlichen Fixkostenblock, der für das Unternehmen insgesamt angefallen ist und nicht mehr verursachungsgerecht einem Kostenträger (Produkt) oder einer Kostenträgergruppe zugerechnet werden kann. 7.3. Anwendung der Deckungsbeitragsrechnung: Freie Kapazitäten Ist ein Unternehmen nicht ausgelastet, so fallen dennoch fixe Kosten z.B. für Miete, Löhne usw. an, auch wenn es nicht produziert. Wenn es dem Unternehmen nicht gelingt, die Auslastung zu verbessern, ist der Erfolg des Unternehmens im Extremfall gefährdet. Wird dem Unternehmen nun ein Auftrag angeboten, liefert die Deckungsbeitragsrechnung die Entscheidungsgrundlage, ob es wirtschaftlich sinnvoll ist, den Auftrag anzunehmen oder abzulehnen. Liegt der Preis für einen angebotenen Auftrag unter dem Deckungsbeitrag (fixe Stückkosten), so ist es nicht möglich, durch die erzielbaren Erlöse die zusätzlichen Kosten zu decken. Durch die Annahme des Auftrages würde sich die Erfolgssituation des Unternehmens verschlechtern. Es wäre wirtschaftlich nicht vertretbar, einen solchen Auftrag anzunehmen. Bei einem positiven Deckungsbeitrag und freien Kapazitäten ist es dagegen wirtschaftlich sinnvoll, den Auftrag anzunehmen, da dieser einen Beitrag zur Deckung der fixen Kosten leistet, die unabhängig von der Auslastung des Unternehmens anfallen. Je größer die freien Kapazitäten im Unternehmen sind, umso attraktiver sind auch Aufträge mit nur einem geringen Deckungsbeitrag. Somit kann das Unternehmen geringere Preise kalkulieren, um dadurch einen zusätzlichen Auftrag zu erhalten. Produktion Seite 26 Bei mehreren angebotenen Aufträgen mit unterschiedlichen Deckungsbeiträgen, von denen aber nicht alle aus Kapazitätsgründen angenommen werden können, ist der Auftrag mit dem höchsten Deckungsbeitrag anzunehmen. Hat ein Unternehmen die Möglichkeit, mehrere Produkte auf ein und derselben Anlage herzustellen, ohne dass dabei größere Veränderungen vorgenommen werden müssen, so steht es vor der Entscheidung, welche Produkte herzustellen sind. Die Deckungsbeitragsrechnung kann dafür Dispositionsgrundlagen schaffen, da sie nur die variablen Kosten pro Produkt ermittelt. Der Vergleich des Absatzpreises mit den variablen Kosten gibt Aufschluss über die Höhe des Deckungsbeitrags. Daraus ergibt sich konsequenterweise, dass diejenigen Produkte hergestellt werden, deren Deckungsbeiträge positiv sind. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die vom Markt bestimmte Absatzmenge jeweils in vollem Umfang hergestellt werden kann. Diese Notwendigkeit von freien Kapazitäten dürfte aber in den wenigsten Fällen in der Praxis gegeben sein. Sehr oft dürften Engpässe die erforderliche Produktion behindern. 7.4. Anwendung der Deckungsbeitragsrechnung: Bestimmung des optimalen Produktionsprogramms bei Kapazitätsbeschränkungen (relativer Deckungsbeitrag) Beispiel: Ein Industrieunternehmen produziert die Produkte A, B und C. Die maximale Kapazität liegt bei 10.000 Fertigungsminuten. Wie lautet das optimale Produktionsprogramm, wenn folgende Daten vorliegen: Produkt Fertigungsminuten/Stück Maximale absetzbare Stückzahl Deckungsbeitrag je Stück in € A 20 300 35 B 15 500 30 C 30 150 50 Festlegung des optimalen Produktionsprogramms auf Basis des absoluten Deckungsbeitrages: Benötigte Kapazität in Minuten 6.000 7.500 4.500 Insgesamt würden für die maximal absetzbare Menge 18.000 Minuten benötigt. Jedoch beträgt der Engpass 8.000 Minuten, da dem Unternehmen nur 10.000 Fertigungsminuten zur Verfügung stehen. Die Reihenfolge der Produktion richtet sich nach dem höchsten Deckungsbeitrag je Stück. Reihenfolge der Produktion Beanspruchte Kapazität in Minuten (insgesamt 10.000) Produzierte Stückzahl Deckungsbeitrag je Produkt in € 2 5.500 3 0 1 4.500 275 9.625 0 0 150 7.500 Somit beträgt der gesamte Deckungsbeitrag für alle drei Produkte 17.125 €. Die absolute Deckungsbeitragsrechnung (Deckungsbeitrag je Stück) berücksichtigt keine Engpasssituationen. Liegen Produktionsengpässe vor, so sind die Deckungsbeiträge je Zeiteinheit zu ermitteln (relative Deckungsbeiträge). Je höher der relative Deckungsbeitrag (z.B. Deckungsbeitrag je Minute) ist, desto eher wird das entsprechende Produkt gefördert. Festlegung des optimalen Produktionsprogramms auf Basis der relativen Deckungsbeitragsrechnung: Deckungsbeitrag je Minute Reihenfolge der Produktion Beanspruchte Kapazität in Minuten (insgesamt 10.000) Fertigungsprogramm in Stück Deckungsbeitrag je Produktart 1,75 2 2.500 2,00 1 7.500 1,67 3 0 125 4.375 500 15.000 0 0 Somit beträgt der gesamte Deckungsbeitrag für alle drei Produkte 19.375 €. Produktion Seite 27 Übungsaufgaben Kapitel 7: Deckungsbeitrag und Betriebserfolg Aufgabe 1: Ein Industrieunternehmen stellt die Produkte A, B, C und D her. Im vergangenen Abrechnungszeitraum wurden von A 3.000 Stück, von B 2.000 Stück, von C 4.000 Stück und von D 1.000 Stück produziert und verkauft. Die Nettoverkaufserlöse betrugen bei A 84.000 €, bei B 92.000 €, bei C 148.000 € und bei D 21.000 €. An direkt zurechenbaren proportionalen Kosten verursachten A 22 € je Stück, B 31 € je Stück, C 35 € je Stück und D 16 € je Stück. Die Fixkosten der Abrechnungsperiode betrugen 70.000 €. (a) Ermitteln Sie den Erfolg des Abrechnungszeitraums. (b) Ist es zur Verbesserung des Betriebsergebnisses zweckmäßig, die Produktion von C einzustellen, wenn dadurch die Fixkosten um 5.000 € je Abrechnungsperiode gesenkt werden können? Berechnen Sie das Betriebsergebnis. Aufgabe 2: Von einem Unternehmen, das Bildröhren verschiedener Größe für Farbfernsehgeräte herstellt, sind folgende Angaben bekannt: Angaben Hergestellt und verkaufte Stückzahl Direkte Kosten gesamt Nettoverkaufserlöse gesamt Beschäftigungsgrad Fixkosten des Abrechnungszeitraums Größe I 2.100 Größe II 3.000 Größe III 6.000 Größe IV 4.500 316.000 € 406.000 € 70% 651.000 € 747.000 € 60% 1.458.000 € 1.788.000 € 80% 1.220.000 € 1.360.000 € 90% 385.000 € (a) Ermitteln Sie den Deckungsbeitrag pro Stück. (b) Berechnen Sie das Betriebsergebnis der abgelaufenen Rechnungsperiode. (c) Welches Betriebsergebnis ließe sich bei voller Auslastung der vorhandenen Kapazitäten erreichen? Aufgabe 3: Die Selbstkosten (variable und fixe Gesamtkosten) eines Produktes betragen 38,50 € je Stück. Der Nettoverkaufserlöse beträgt 41,30 €. Im letzten Monat wurden 5.600 Stück produziert und verkauft, das entspricht einem Beschäftigungsgrad von 80%. Die direkten (variablen) Kosten des Produktes betragen 32 €. (a) Ermitteln Sie die fixen Kosten des Zeitraums. (b) Ermitteln Sie den Betriebserfolg des vergangenen Monats. (c) Welcher Betriebserfolg würde sich bei voller Auslastung der Kapazität ergeben? Aufgabe 4: Die Kostenrechnung liefert für den Monat November folgende Zahlen: Produktions- und Absatzmenge Preis je Stück Proportionale Stückkosten Erzeugnisfixe Kosten Unternehmensfixe Kosten Erzeugnis A 600 Stück 520 € 240 € 80.000 € Erzeugnis B 1.000 Stück 390 € 160 € 120.000 € 130.000 € Bestimmen Sie die Deckungsbeiträge I und II sowie das Betriebsergebnis. Produktion Seite 28 Aufgabe 5: In einem Industriebetrieb werden vier Erzeugnisse A, B, C und D in zwei Produktionsstufen I und II hergestellt. Die Erzeugnisarten A und B durchlaufen beide Produktionsstufen, die Erzeugnisarten C und D durchlaufen nur die erste Produktionsstufe. Die fixen Kosten betragen insgesamt 1.000.000 € je Rechnungsperiode und lassen sich wie folgt aufteilen: Erzeugnisarten A B C D Erzeugnisfixe Kosten der Stufe I 125.000 € 140.000 € 80.000 € 105.000 € Erzeugnisfixe Kosten der Stufe II 160.000 € 40.000 € Die fixen Kosten der Produktionsstufe II belaufen sich auf 130.000 € und gelten als Erzeugnisgruppenfixe Kosten. Die Unternehmensfixen Kosten betragen 220.000 €. Für die Betriebsergebnisrechnung liegen folgende Angaben vor: A 150 € 4.000 80 € Verkaufspreis je Stück Produktions- und Absatzmenge Variable Kosten je Stück B 220 € 3.500 140 € C 180 € 3.200 110 € D 200 € 3.000 120 € (a) Berechnen Sie die Deckungsbeiträge I und II sowie den Betriebserfolg. (b) Welche Maßnahmen verbessern den Gewinn? Aufgabe 6: Ein Industrieunternehmen produziert die Artikel A, B, C und D. Folgende Daten sind bekannt: Daten Verkaufserlös je Stück Direkte Kosten je Stück Verkaufte Menge in Stück Fertigungsdauer je Stück Fixkosten des Zeitraums Artikel A 80 € 50 € 3.000 0,4 Stunden Artikel B 73 € 54 € 6.000 0,2 Stunden Artikel C 61 € 49 € 5.000 0,3 Stunden Artikel D 90 € 70 € 2.000 0,4 Stunden 200.000 € (a) Berechnen Sie den Deckungsbeitrag je Sorte und das Betriebsergebnis. (b) Stellen Sie anhand des absoluten Deckungsbeitrages je Stück die Rangfolge des Produktionsprogramms auf. Welche Sorte soll in der Werbung besonders herausgestellt werden? (c) Ermitteln Sie die relativen Deckungsbeiträge pro Stück und geben Sie danach die Rangfolge der Produktion an. (d) Bestimmen Sie das optimale Produktionsprogramm, wenn nur 2.800 Fertigungsstunden in einem Abrechnungszeitraum zur Verfügung stehen. Eine Steigerung der Absatzmengen ist aufgrund der Marktsituation nicht gegeben. Aufgabe 7: In einem Industriebetrieb mit einem Engpass in der Lackiererei soll das Produktionsprogramm für das kommende Jahr erstellt werden. Die tägliche Arbeitszeit beträgt im Drei-Schicht-Betrieb 24 Stunden. Aufgrund der Marktsituation wird mit folgenden Absatzmengen je Tag gerechnet: Erzeugnisse Einheiten A 40 B 60 C 150 D 60 E 80 Erstellen Sie auf der Grundlage nachstehender Angaben das optimale Produktionsprogramm unter der Voraussetzung, dass die vorhandene Kapazität nicht erhöht wird. Erzeugnisse Verkaufspreis je Einheit in € Variable Kosten je Einheit in € Fertigungszeit je Einheit in Minuten A 125 135 15 B 90 60 6 C 150 110 5 D 121 85 12 E 140 90 20 Produktion Seite 29 Aufgabe 8: Die GARTEN AG fertigt an verschiedenen Standorten Maschinen, Geräte und Zubehör für Grünanlagen und Gärten. Im Werk Limburg werden Pflanzkübel hergestellt. Wegen einer Angebotsverknappung stehen der GARTEN AG für die kommende Periode nur 50 Tonnen eines zur Herstellung von Pflanzkübeln notwendigen Rohstoffs zur Verfügung, sodass hierbei ein Engpass entsteht. Der Bezugspreis dieses Rohstoffs beträgt 0,50 € pro kg. Der Stückerlös für Pflanzkübel M beträgt 20 €, für R 13 € und J 12 €. Die variablen Kosten betragen für Pflanzkübel M 7,50 € je Stück, für R und J jeweils 5 € je Stück. Der Rohstoffverbrauch liegt für Pflanzkübel M bei 5 kg, bei R 4 kg und bei J 2 kg je Kübel. Abgesetzt werden können je Pflanzkübel maximal 20.000 Stück. Bestimmen Sie das optimale Produktionsprogramm beim vorliegenden Engpass. 8. Eigenfertigung oder Fremdbezug (Make or Buy) 8.1. Entscheidung bei freien Kapazitäten Da die fixen Kosten unabhängig davon anfallen, ob die Teile oder Erzeugnisse selbst hergestellt oder fremd bezogen werden, spielen diese Kosten im Fall einer kurzfristigen Entscheidung keine Rolle. Für die Entscheidung, ob kurzfristig von der Eigenfertigung zum Fremdbezug bzw. vom Fremdbezug zur Eigenfertigung übergegangen werden soll, sind unter kostenrechnerischen Gesichtspunkten daher ausschließlich die variablen Stückkosten und nicht die Gesamtkosten von Bedeutung. Beispiel: Ein Hersteller von Armbanduhren hat seine Kapazitäten derzeit nicht ausgelastet. Er steht daher vor der Entscheidung, die bislang fremdbezogenen Uhrengehäuse selbst zu produzieren. Die Produktion der Uhrengehäuse könnte mit den vorhandenen Anlagen erfolgen. Der Entscheidung werden nachstehende Informationen zugrunde gelegt: Fremdbezug: Eigenfertigung: Einkaufspreis eines Uhrengehäuses 48 € Fertigungsmaterial je Uhrengehäuse 31,20 € Fertigungslöhne je Uhrengehäuse 13,20 € Berechnen Sie den Kostenvorteil für ein Uhrengehäuse! 8.2. Entscheidung bei erforderlicher Kapazitätserweiterung Beispiel: Ein Industriebetrieb kaufte bisher die für die Produktion benötigten Kunststoffteile von einem Lieferanten zu einem Preis von 6 € je Stück. Nachdem der Lieferer eine Preiserhöhung auf 8 € je Stück ankündigt, ist zu entscheiden, ob die Kunststoffteile selbst hergestellt werden sollten. Im Fall einer Eigenfertigung müsste eine Maschine angeschafft werden, deren Anschaffungskosten auf 300.000 € veranschlagt werden. Die betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer dieser Maschine wird auf 10 Jahre geschätzt. Des Weiteren wird damit gerechnet, dass der Betrieb der Maschine mit zusätzlichen Fixkosten (Wartung, Versicherung etc.) in Höhe von 14.000 € jährlich verbunden ist. Die laufende Produktion verursacht variable Materialkosten in Höhe von 2 € je Stück und variable Lohnkosten von 1 € je Stück. Von welcher Fertigungsmenge an ist die Eigenfertigung günstiger als der Fremdbezug? 8.3. Gründe für Fremdbezug oder Eigenfertigung Gründe für den Fremdbezug: • • Kostensenkung durch Ausrichtung der Produktion auf wenige Produkte („Lean Production“), Qualitätssicherung (falls Lieferer in der Lage ist, ein qualitativ besseres Produkt zu liefern), Produktion • • • Seite 30 Vermeidung von Kundenverlust durch eigene Lieferschwierigkeiten aufgrund eines Kapazitätsengpasses, Verwendung von Produktionskapazität für Produkte mit höherem Deckungsbeitrag und Verminderung von Lagerkosten. Gründe für die Eigenfertigung: • • • Unabhängigkeit von Zulieferern hinsichtlich Preisgestaltung, Termintreue, Einhaltung von Qualitätsstandards, Auslastung eigener Kapazitäten und damit Weiterbeschäftigung eigener Mitarbeiter (soziale Gründe) und Verlust von innerbetrieblichem Know How, wenn Fertigung nach außen verlagert wird. Übungsaufgaben Kapitel 8: Eigenfertigung oder Fremdbezug (Make or Buy) Aufgabe 1: Ein Hersteller von Zeiterfassungsgeräten steht vor der Entscheidung, ein zur Herstellung benötigtes Fertigteil selbst zu fertigen bzw. von einem anderen Hersteller zu beziehen. Das Fertigteil wurde bislang in einer eigenen Fertigungsstelle produziert. An Fixkosten sind dafür 3.000.000 € je Abrechnungsperiode angefallen. Die variablen Stückkosten belaufen sich auf 1.000 €, die zurzeit gefertigte Stückzahl beläuft sich auf 10.000 Einheiten. Der Hersteller verlangt für die Lieferung des Fertigteils 1.250 € je Stück. (a) Berechnen Sie die Stückkosten, die bei Eigenfertigung anfallen. (b) Wie lautet die Kostenfunktion bei Eigenfertigung? (c) Wie lautet die Kostenfunktion bei Fremdbezug? (d) Bei welcher Produktionsmenge entstehen für Eigenfertigung und Fremdbezug Kosten in gleicher Höhe? (e) Welche Entscheidung ist zu treffen, wenn mittelfristig davon auszugehen ist, dass pro Abrechnungszeitraum 15.000 Stück zu produzieren sind? (f) Nennen Sie 3 Gesichtspunkte, die gegebenenfalls trotz Kostenvorteil gegen einen Fremdbezug sprechen. Aufgabe 2: Eine Möbelfabrik hat die Befestigungswinkel zwischen Tischplatte und Tischbeinen bisher fremd bezogen. Im Rahmen einer Vergleichsrechnung (make-or-buy-Analyse) soll ermittelt werden, ob die Produktion der Befestigungswinkel aus Kostengründen in Eigenfertigung erfolgen soll. Folgende Daten liegen vor: Wöchentlicher Bedarf: 4.000 Stück, Bezugspreis: 2,95 €, Fixkosten (Woche): 3.500 €, Fertigungsmaterial/Stück: 0,85 €, Fertigungslohn/Stück: 1,25 €, sonst. variable Kosten pro Stück: 0,15 €. Weisen Sie rechnerisch nach, ab welcher Stückzahl die Eigenfertigung kostengünstiger ist. Welche Entscheidung sollte daher das Unternehmen treffen? Produktion Seite 31 9. Planung des Fertigungsprozesses 9.1. Just in Time Mit Just-in-time kann es schnell vorbei sein: Autobranche stark auf Zulieferung angewiesen / Bahnstreik könnte Porsche-Produktion lahm legen (Quelle: URL: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/dossiers/der_tarifstreit_bei_der_bahn/?em_cnt=1240369) Punktgenau und zuverlässig müssen vor allem im Automobilbau zugelieferte Teile die Hersteller erreichen. Justin-time heißt diese vom japanischen Autohersteller Toyota frühzeitig vorangetriebene Fertigungsstrategie im Fachjargon. Und die ist inzwischen in der Autobranche Standard. Hakt es irgendwo, gerät die minutiös ausgetüftelte Produktion empfindlich ins Stocken - und das kann gehörig ins Geld gehen. Der Lokführer-Streik im Güterverkehr bereitet daher den Unternehmen gehöriges Kopfzerbrechen. Vor allem dem Sportwagenbauer Porsche in seinem modernen Werk in Leipzig. "Wenn wir heute nicht beliefert werden, steht im Laufe des Tages die Produktion still", sagt ein Sprecher der FR. Denn die Karosserie für den Geländewagen Cayenne kommt per Bahn gerade rechtzeitig von Volkswagen aus dem Werk Bratislava des Wolfsburger Unternehmens. 180 Fahrzeuge dieses Typs werden jeden Tag in Leipzig gebaut. Dabei ist Porsche ein relativ kleines Unternehmen. Daimler wartet die Entwicklung im Zusammenhang mit dem Streik der Lokführer nach Angaben eines Sprechers erst einmal ab. Im Laufe der vergangenen Jahre hat die Autoindustrie große Teile der Fertigung sukzessive nach außen vergeben. Derzeit beträgt der Anteil der Hersteller an der Wertschöpfung über die gesamte Leistungskette hinweg nach Angaben des Verbands der Automobilindustrie (VDA) noch gerade Mal 22 Prozent. Zum Vergleich: Anfang der 1980er Jahre waren es noch zwischen 35 und 40 Prozent. Lagerhaltung begrenzt Die Auslagerung war gewollt. Denn Lagerhaltung bedeutet Kosten. Diese ist nicht nur in der Autoindustrie begrenzt. Viele Firmen verfügen nur über wenige Tage Puffer, um die Fertigung aufrecht zu erhalten. Für den deutschen Maschinenbau findet Just-in-time bereits auf der Straße statt. Der Straßengüterverkehr biete das Angebot, "welches unsere Branche benötigt", versichert der Branchenverband VDMA. Der Großanlagenbau und Firmen, die große und schwere Teile zu transportieren haben, setzten soweit möglich auf die Kombination Straße/Binnenwasserstraße. Im Einkauf könne es aber bei einem längeren Streik zu Engpässen etwa durch die Anlieferung von Kohle und Stahl kommen, meint die Lobby. Mit Just-in-time kann es da schnell vorbei sein. Zur Diskussion: Beschreiben Sie die direkten und indirekten Folgen der Ausweitung des Bahnstreiks auf den Güterverkehr für die in den Texten genannten Industriebranchen. Just in Time (gerade zur rechten Zeit) bedeutet, dass alle Materialien genau zu dem Zeitpunkt bereitgestellt werden sollen, an dem der Bedarf in der Produktion danach besteht. Die einzelnen Materialien werden erst dann geliefert, wenn sie in der Produktion benötigt werden. Somit liegen zwischen der Lieferung und dem Einbau der Materialien nur wenige Stunden. Dieses erfordert aber, genaue Lieferzeitpunkte mit dem Lieferer zu vereinbaren, die exakt eingehalten werden müssen. Somit können Materialien täglich oder sogar mehrmals täglich angeliefert werden. Für den Fall eines Lieferungsverzuges werden in der Regel hohe Konventionalstrafen vereinbart. Um die Just-in-Time-Belieferung durchführen zu können, sind folgende Voraussetzungen erforderlich: • • • • • • • ständige Produktions- und Lieferbereitschaft der beteiligten Lieferanten, eine genaue Abstimmung der Produktions- und Lieferpläne zwischen Lieferer, Spediteur (Frachtführer) und Abnehmer, der Einsatz moderner Kommunikationstechniken, die den überbetrieblichen Datenaustausch mittels Datenfernübertragung ermöglichen, der permanente Informationsaustausch zwischen allen am Just-in-Time-Konzept beteiligten Betrieben, DV-gestütze Auftragsbearbeitung und Lagerorganisation, feste Kooperationsverträge zwischen allen Beteiligten, in denen die Mengen, die Termine, aber auch die Konventionalstrafen bei Vertragsbruch enthalten sind und ein flexibles Transportsystem, das einen ununterbrochenen Materialfluss ermöglicht. Produktion Seite 32 Folgen der Just-in-Time-Belieferung: Durch die Einführung der Just-in-Time-Belieferung werden die betriebswirtschaftlichen Kosten der Lagerhaltung für ein Industrieunternehmen durch die Reduzierung der Lagerbestände und der Lagerdauer von Materialien deutlich reduziert, somit entfallen Kapitalbindungskosten (Lagerkosten) und innerbetriebliche Transportwege werden minimiert. Ferner entfällt das Lagerrisiko des Verderbs und Schwunds. Dem stehen als wesentliche Nachteile im Falle eines Lieferungsverzuges Produktions- und Absatzstörungen, eine starke Zunahme der Fahrten und Leerfahrten (rollende Lager) und eine damit verbundene Belastung der Umwelt durch Schadstoffemissionen, Energieverbrauch, Lärmbelästigung und Landschaftsverbrauch durch Straßenbau und damit eine Zunahme der volkswirtschaftlichen Kosten gegenüber. Die Einrichtung von Güterverkehrzentren und die Verlagerung der Transport auf Schienen- und Wasserwege können diese Nachteile zum Teil ausgleichen. 9.2. Lean Production Lean Production ist ein Führungsprinzip, das in der Produktion und Organisation von Unternehmen zunehmend umgesetzt wird. Die Grundideen des Konzeptes beinhalten: Die Bildung von selbständigen Arbeitsgruppen mit einem internen Kunden-Lieferanten-Verhältnis gegenüber den anderen Arbeitsgruppen im Betrieb. Jede Arbeitsgruppe und jeder Mitarbeiter einer Arbeitsgruppe ist für die Qualität des Produktionsergebnisses unmittelbar verantwortlich. Selbst ein einzelner Mitarbeiter ist berechtigt, die gesamte Produktion zu stoppen, wenn hierdurch Fehler vermieden werden können. Beispiel: Bei Porsche entscheiden die Mitarbeiter der Arbeitsgruppe selbst über die Gestaltung ihres Arbeitsplatzes und sie haben ein eigenes Budget für die Beschaffung der notwendigen Arbeitsmittel. Die direkte Steuerung der Produktion durch die aktuelle Nachfrage: Der Kunde wird aktiv in das Unternehmen einbezogen. Eine Service-Organisation steht in unmittelbarem Kontakt zu den Kunden. Über Online-Verbindungen werden Probleme und Wünsche der Kunden rund um die Uhr bearbeitet, an die Produktion weitergegeben und bei der Produktgestaltung berücksichtigt. Priorität der wertschöpfenden Prozesse: Nur wertschöpfende Prozesse, die für die eigentliche Fertigung des Produktes notwendig sind und für die man eine besondere Kompetenz besitzt, werden als Kernprozesse gefördert. Beispiel: Man konzentriert sich auf die Entwicklung und Fertigung leistungsstarker Motoren und Getriebe sowie ihren Einbau (im Automobilbau als Hochzeit bezeichnet) in eine zweckmäßige Karosserie. Nicht wertschöpfende Prozesse werden an Tochterunternehmen ausgelagert oder an externe Partner vergeben. Dies führt dazu, dass innerhalb einer Fertigungsstätte manchmal eine Vielzahl von mehr oder weniger selbständigen Kleinunternehmen tätig ist. Beispiele: Lagerung, innerbetrieblicher Transport, Wartung und Einstellung von Maschinen, Kommissionierung und Verpackung von Endprodukten werden von selbständigen Unternehmen durchgeführt. Standardisierung der Erzeugnisse und Prozesse: Für eine Arbeitsaufgabe wird ein optimaler Arbeitsablauf oder die zweckmäßigste Lösung gesucht. Wurde sie gefunden, so wird sie für kommende ähnliche Prozesse konsequent eingesetzt. Durch den Einsatz von CAE (Computer Aided Engineering) wird erreicht, dass bei der Konstruktion eines neuen Produktes bereits dokumentierte Arbeitsabläufe und vorhandene Werkzeuge berücksichtigt werden. Eine flache Hierarchie: Weist eine Aufbauorganisation viele Instanzen auf, so ist eine optimale Kommunikation zwischen den einzelnen Instanzen meist nicht mehr gewährleistet. Die Wege sind lang, was zu einer Verzerrung von Informationen und zu einer Verzögerung von Entscheidungen führt. Zudem kommt, dass Informationen meist von oben nach unten verlaufen und von unten nach oben wenig geschieht. Mittlere Instanzen üben oft nur eine Briefträgerfunktion aus, weil sie Entscheidungen nicht fällen können oder wollen. Eine flache Hierarchie mit wenigen Instanzen ist deshalb eine notwendige Ergänzung zur Verbesserung der Flexibilität des Unternehmens. Produktion 9.3. Seite 33 Total Quality Management (TQM) Bezieht sich das Streben nach einer Qualitätsverbesserung als eine strategische Grundentscheidung nicht allein auf die Qualität des Produktes, sondern auf den gesamten Entstehungsprozess mit Aufbau- und Ablauforganisation, den Produktionsmitteln, dem Personal und auf den Markt sowie den Kunden, so spricht man von einem Total Quality Management (TQM). Hierbei geht man davon aus, dass langfristig der wirtschaftliche Erfolg, also die Verzinsung des eingesetzten Kapital (Return on Investment) nur erreicht werden kann, wenn am Anfang eines jeden Prozesses die Verbesserung der Qualität steht. So haben Kostenreduzierungsprogramme, die nicht von einer Qualitätsverbesserung ausgehen, nur kurzfristige Wirkungen, wenn sie weder den Kunden noch die Motivation der Mitarbeiter berücksichtigen. Eine umfassende und kundenbezogene Qualitätssicherung weist drei Dimensionen auf: • Ergebniskontrolle: Durch Mess- und Prüfvorgänge soll herausgefunden werden, ob das hergestellte oder bezogene Produkt den technischen und funktionalen Vorgaben und Wünschen der Kunden entspricht. Null-Fehler-Strategie: Dieses Konzept der Fehlervermeidung erfolg Prozess begleitend und bezieht sich z.B. auf Wareneingangskontrollen oder Kontrollen einzelner Arbeitsschritte in Produktion und Absatz. Die Kontrollen erfolgen durch die Mitarbeiter selbst, aber auch durch so genannte Qualitätsbeauftragte. Umfassendes Qualitätsbewusstsein: Bei allen Mitarbeitern auf allen Ebenen soll sich eine Kultur der Verantwortung für die Qualität der eigenen Arbeit entwickeln. • • (1) Qualität der Unternehmensführung (2) Qualität der Personalführung Die 10 Stufen der Qualität (3) Qualität innerbetrieblicher Prozess, im Unternehmen Kooperation und Koordination (Schnittstellen) (4) Qualität der innerbetrieblichen Organisation (5) Qualität von Planung und Controlling (6) Kommunikations-Qualität (7) Qualität von Service und Kundenbetreuung (8) Dokumentations- und Kundenbetreuungs-Qualität (9) Design- und Anmutungs-Qualität (10)Technische Produkt-Qualität, Funktionsfähigkeit, Umweltverträglichkeit 9.4. Supply Chain Management (SCM) Unter Supply Chain Management versteht man ein Management-Konzept, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Prozesskette vom Rohstofflieferanten bis zum Endkunden zu optimieren. Dabei ist der Fokus auf die Schnittstellen zwischen den beteiligten Unternehmen gerichtet. Produktion Seite 34 Blickwinkel Produzent Abbau und Anbau von Rohstoffen Rohstofflieferant Einkauf Produktion Verkauf Großhändler Kunde Materialfluss Informationsfluss Voraussetzung eines erfolgreichen Supply Chain Management ist eine durchgängige Planung aller Prozesse über alle Abteilungs- und Unternehmensgrenzen hinweg. Grundlage hierfür ist die Transparenz des Informationsflusses. Konkret könnte dies z.B. Informationen betreffen über Kundenbedarfe, Auftragsbestände, Lagerbewegungen, Produktionskapazitäten und Kostensituationen. Erfolg und Misserfolg hängen nunmehr nicht nur von dem einzelnen Unternehmen ab, sondern werden durch den Beitrag aller an einer bestimmten Wertschöpfung Beteiligten bestimmt. Zudem konkurriert auf den einzelnen Märkten nicht mehr nur der Einzelhersteller mit dem Einzelhersteller, sondern alternative Wertschöpfungssysteme stehen miteinander im Wettbewerb. Aus dieser Erkenntnis ergibt sich die Notwendigkeit eine Lieferkette (Supply Chain) zu bilden, die unternehmensübergreifend sich als ein einheitliches Organisationsgebilde versteht. Aus einer reinen logistischen Kette wird ein Leistungssystem für ein bestimmtes Gut für einen bestimmten Markt. Im Extremfall kann eine solche Supply Chain von der Rohstoffgewinnung bis zum Recycling der Alt-Produkte bzw. ihrer Entsorgung reichen. 9.5. Beispiel: Toyota Produktionssystem (Kontinuierlicher Verbesserungsprozess) Erfolgsrezept TOYOTA (manager-magazin.de, 12.04.2002, http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,191011,00.html) Das Geheimnis des Toyota-Erfolgs ist eigentlich gar keines: Innovation bedeutet für das Unternehmen vor allem, vorhandene Prozesse kontinuierlich zu verbessern, um einen möglichst fehlerfreien Ablauf bei der Entwicklung und Produktion von Automobilen zu garantieren. Daran arbeitet bei Toyota jeder immer und überall. Das Toyota-Produktionssystem (TPS) ist das bekannteste Beispiel. Die Japaner haben damit einen weltweit imitierten Produktionsstandard geschaffen, der permanent behutsam weiterentwickelt wird. Optimierungsmaßnahmen werden zunächst in einem heimischen Werk ausgetüftelt und perfekt implementiert, ehe sie weltweit in andere Fabriken exportiert werden. Seine volle Wirkung kann das Produktionssystem natürlich nur entfalten, wenn schon die Entwicklung der Fahrzeuge unnötige Komplexität vermeidet und eng mit Produktion und Schlüsselzulieferern verzahnt ist. Die Kombination von TPS mit neu entwickelten, hochkomplexen Fahrzeugen wäre schlichtweg zum Scheitern verurteilt. Daher übernehmen neue Toyotas immer einen hohen Anteil an Teilen von Vorgängermodellen. Fehler zu machen ist für einen Toyota-Monteur in vielen Fällen ein Ding der Unmöglichkeit. Exakte Prozessbeschreibungen und montagegerechte Konstruktion beugen Qualitätsmängeln und damit kostenintensiver Nacharbeit vor. Beispiel Kabelstecker: Während europäische Hersteller seit Jahren mit Verkabelungsproblemen kämpfen, hat Toyota sehr früh Kabelverbindungen eingeführt, die die Werker praktisch gar nicht falsch montieren können. Produktion Seite 35 Die Kultur des Fehlervermeidens ist bei dem Automobilhersteller sozusagen ein Stück der "Corporate DNA"; wie auch die kontinuierliche Verbesserung bestehender Abläufe. Toyota liegt einsam an der Spitze, was die Zahl der Verbesserungsvorschläge und deren Umsetzung betrifft. Die hohe Mitarbeitermotivation ist auch durch die Arbeitsplatzsicherheit begründet, die selbst für japanische Verhältnisse ungewöhnlich ist. Loyalität gegen Qualität lautet das Motto - oder wie es Konzernchef Hiroshi Okuda ausdrückt: "Kündigungen sind Harakiri." Risikovermeidung ist auch bei den Zulieferern Trumpf. Sie müssen sich bei Toyota über Spitzenleistungen bei einfacheren Fahrzeugen für die Zusammenarbeit bei hochwertigen Modellreihen qualifizieren. Damit schafft es der Automobilhersteller, einen wirkungsvollen Preis- und Innovationswettbewerb unter seinen Lieferanten zu entfesseln. Gleichzeitig werden auf diese Weise sehr langfristige Beziehungen aufrechterhalten. Bestechend ist also, was Toyotas Erfolg im Grunde ausmacht: robuste, stabile Prozesse, die präzise wie ein Uhrwerk funktionieren und dauernd generalüberholt werden. Der Kontinuierliche Verbesserungsprozess (KVP) ist eine erprobte Methode, bei der die Mitarbeiter das Wissen um die Arbeitsabläufe ihres Arbeitsplatzes einbringen und damit Veränderungen in Gang setzen. Verbesserungsvorschläge von Mitarbeitern werden durch systematische Projektorganisation unterstützt. Die Mitarbeiter werden damit als potentielle Träger des Wandels in den Mittelpunkt gestellt. Damit wird der Idee Rechnung getragen, dass der notwendige ständige Erneuerungsprozess nicht nur von oben nach unten angeordnet werden kann, sondern vor allem von den Beschäftigten mitgetragen und mitgestaltet werden muss. Ziel: Kundenorientierung (höchste Qualität, niedrigste Kosten, kürzeste Lieferzeit) Materialfluss Mitarbeiter-Einbeziehung (Involvement) Just in Time (JIT) Flexible, motivierte und qualifizierte Teammitglieder, die selbständig, kontinuierlich ein besseres Verfahren suchen Just in Sequence (JIS) MenschMaschinenLeistung Intelligente Automatisierung (Jidoka) Standards & Kontinuierlicher Verbesserungsprozess (KVP) Stabilität (Störungen und Verschwendung eliminieren) Die Einführung eines KVP kann in mehreren Schritten erfolgen: • • • • • • Strategische Planung: Ziele, Rahmenbedingungen, Benennung von KVP-Coaches Information und Einbindung der Führungskräfte (Gewinnung von Multiplikatoren) Information und Einbindung der Mitarbeiter Analyse der Ist-Situation, Sammlung von Problemen und Schwachstellen Generierung und Umsetzung von Maßnahmen Controlling, Feedback und Visualisierung Während das TQM vorwiegend in Fertigungsunternehmen entwickelt und angewendet wurde, ist der Einsatz von KVP prinzipiell in allen Unternehmensbereichen möglich. Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung von KVP ist, dass die Mitarbeiter bzw. Teams eine gewisse Autonomie gegenüber vor- oder nachgelagerten Bereichen haben. Außerdem ist es ratsam, die Beteiligten frühzeitig über geplante Maßnahmen zu informieren und einzubeziehen. Ein faires und transparentes Honorierungssystem und die rasche Umsetzung der eingebrachten Veränderungsvorschläge können die Motivation der Mitarbeiter steigern und die Akzeptanz gegenüber diesem System erhöhen. Es versteht sich, dass eine Unternehmensorganisation mit flachen Hierarchien und Teamstrukturen KVP begünstigt. Produktion Seite 36 10. Produktlebenszyklus Für die Beurteilung der Entwicklungschancen eines Produktes ist das Produktalter ein entscheidender Aspekt. Durch die Beschleunigung des technischen Fortschritts und die schnelle Sättigung von Märkten unterliegen die meisten Produkte einer begrenzten Lebensdauer auf dem Markt. Man schätzt, dass sich das technische Wissen in vielen Bereichen innerhalb von zwei Jahren verdoppelt, so dass sich die Lebensdauer der betreffenden Produkte auf zwei bis vier Jahre reduziert. Eine Ausnahme bilden nur wenige Traditionsprodukte, die sich weitgehend unverändert seit Jahrzehnten auf dem Markt befinden, z.B. Maggi, Gerolsteiner, Kölner Zucker, Persil. Um die Absatzchancen eines Produkts einschätzen zu können, ist es sehr bedeutsam zu wissen, dass viele Produkte einem wirtschaftlichen Lebenszyklus unterliegen. Er umfasst die Zeitdauer zwischen der Entwicklung des Produkts und seinem Verschwinden vom Markt. Der Produktlebenszyklus ist durch verschiedene Phasen gekennzeichnet. Einführungsphase: Die Umsätze steigen nur unterproportional an. Hohe Kosten zur Überwindung von Marktwiderständen und geringe Vorteile durch eine Fixkostendegression bedingen beträchtliche Verluste bis zum Erreichen des Break-even-points. Durch erhebliche Werbeanstrengungen, Sales Promotion und Einführungspreise kann man versuchen, die vorhandenen Kaufhemmungen zu brechen. Handelsvertreter können zur zusätzlichen Markterschließung eingesetzt werden. Wachstumsphase: Das Produkt hat seine Käufer gefunden, die Gewinnzone wird erreicht, die Umsätze steigen überproportional an. Die höheren Stückzahlen führen zu einer Kostendegression und verbunden mit hohen Umsatzsteigerungen zu steil ansteigenden Gewinnen. Jetzt lohnt sich für das Unternehmen eine Produktdifferenzierung zur besseren Auslastung der vorhandenen Kapazitäten. Gleichzeitig kann man den Einsatz von Reisenden in Erwägung ziehen. Reifephase: Durch eine Zunahme der Konkurrenz verschärft sich der Wettbewerb. Die Wiederholkäufe von Kunden lassen nach. Der Umsatz steigt nur noch unterproportional an, die Umsatzzuwachsrate nimmt somit ab, die Gewinne sinken. Durch verstärkte Maßnahmen zur Kundenbindung wie Boni und Treuerabatte oder zusätzliche Serviceleistungen kann der Konkurrenzdruck etwas abgefangen werden. Sättigungsphase: Die Umsatzzuwachsrate tendiert gegen Null, die Umsätze nehmen ab, die Gewinne gehen stark zurück, das Produkt findet kaum noch neue Kunden, der Umsatz lebt von Ersatzkäufen. Durch einen Produktrelaunch, d.h. eine wesentliche Veränderung/Verbesserung des Produktes kann diese Phase gestreckt werden. Durch eine Ausweitung der Gewährleistung oder Aktionen wie „neu gegen alt“ werden zusätzliche Kaufanreize geboten. Rückgangsphase (Degenerationsphase): Sinkende Stückzahlen führen zu einer Kostenprogression. Die Verlustzone wird erreicht, die Umsätze sinken überproportional. Spätestens hier ist die Entwicklung eines Nachfolgeproduktes vorzunehmen. Sortimentsrabatte, d.h. ein zusätzlicher Nachlass, wenn alte Produkte geordert werden, können den Handel von einer Auslistung des veralteten Produktes abhalten. Durch ein Facelifting, d.h. unwesentliche kleine Veränderungen des Produktes, und Zugaben wie kostenfreie Zusatzausstattungen wird man versuchen, noch Käufer zu finden. Produktion Seite 37 Kritik am Produktlebenszyklus: • • • Die Dauer des gesamten Zyklus und der einzelnen Phasen ist nicht genau bestimmbar, da der Zyklus durch absatzpolitische Maßnahmen eines Unternehmens verkürzt oder verlängert werden kann (z.B. neue Produkte, technologische Entwicklungen, Nachfrageveränderungen). Das Verhalten der Nachfrage und Konkurrenten ist kaum vorhersehbar. Es handelt sich um eine idealtypische Darstellung, die empirisch nicht nachweisbar ist. Trotz des Nachteils, dass sich Produktlebenszyklen selten exakt vorhersagen lassen kann, kann dieses Instrument dennoch als Denkmodell wertvolle Anregungen vermitteln. Da sich Umsatz und Gewinn eines Produkts in den einzelnen Phasen sehr unterschiedlich entwickeln, ist es offensichtlich, dass sich das Produktionsprogramm eines Unternehmens aus verschiedenen Produkten oder Produktgruppen zusammensetzen muss, die sich jeweils in verschiedenen Phasen des Produktlebenszyklus befinden. Ohne rechtzeitige Neuentwicklung von Erfolg versprechenden Produkten würde das Unternehmen Gefahr laufen, plötzlich nur noch auslaufende Produkte, die keinen Gewinn mehr abwerfen, anbieten zu können. Dieses Vorgehen wird beispielsweise in der Automobilindustrie sehr deutlich, wenn ein bestimmtes Automodell nicht mehr nachgefragt und durch ein neu entwickeltes Modell ersetzt wird. Die Erkenntnisse aus dem Produktlebenszyklus fließen in so genannte Portfoliomodelle ein, die zu den wichtigsten Instrumenten der strategischen Planung gehören. 11. Portfolioanalyse (Boston Consulting Modell) Die Portfolioanalyse (Entwickelt von der Unternehmensberatungsgesellschaft Boston Consulting Group, USA) ordnet die Produkte eines Unternehmens unter den Aspekten Marktanteil und Marktwachstum ein und lässt sich deshalb nur bei einer Mehrproduktunternehmung anwenden. Der Marktanteil zentriert eine Vielzahl von Einzelaspekten wie das Kostensenkungspotenzial eines Unternehmens oder die Unabhängigkeit in der Preispolitik. Mit dem Marktanteil nimmt das Gewinnpotenzial eines Unternehmens überproportional zu. Im Marktwachstum spiegeln sich die Erfolgsaussichten für das Produkt und das Unternehmen wieder. So ist es für ein junges Unternehmen sehr schwierig, auf einem stagnierenden Markt Fuß zu fassen oder die Absatzmengen zu verdoppeln. Produktion Seite 38 Übungsaufgaben Kapitel 11: Boston Consulting Modell Hinweise zu den Übungsaufgaben: • • • Wenn der relative Marktanteil für ein bestimmtes Geschäftsfeld größer als 10% ist, bedeutet das, dass der Umsatz des Unternehmens in diesem Geschäftsfeld größer ist als der entsprechende Umsatz des stärksten Konkurrenten. Folglich gibt es kein anderes Unternehmen, das in diesem Geschäftsfeld einen größeren Umsatz und damit einen größeren absoluten Marktanteil hat. In diesem Fall ist das betreffende Unternehmen in diesem Geschäftsfeld Marktführer. Relativer Marktanteil (in %) = (eigener Umsatz * 100) / Umsatz des stärksten Konkurrenten Relativer Marktanteil (in %) = (eigener absoluter Marktanteil * 100) / absoluter Marktanteil der stärksten Konkurrenten) Produktion Seite 39 Aufgabe 1: Ein Hersteller von Foto- und Filmgeräten hat bei einem seiner Produkte für die Zeit von der Produktentwicklung bis zum Ausscheiden aus dem Markt folgende Entwicklung festgestellt: Phase Abgabepreis an den Fachhandel (EUR je Stück) Absatzmenge 1 0 0 2 1.000 10.000 3 900 35.000 4 800 75.000 5 650 70.000 6 500 40.000 (a) Stellen Sie die Umsatzentwicklung in Form eines Produktlebenszyklus grafisch dar! (b) Skizzieren Sie den Verlauf der zugehörigen Kurve für die Gewinnentwicklung! (c) Nennen Sie Beispiele für Produkte oder Branchen, die sich nach dem Produktlebenszykluskonzept derzeit in der Einführungsphase, Wachstums-/Reifephase und Sättigungs-/Rückgangsphase befinden! (d) Erläutern Sie die Bedeutung der Produktlebenszykluskurve für die strategische Unternehmensführung! (e) Welche Kritik kann am Produktlebenszykluskonzept geübt werden? Aufgabe 2: Die Glasbau AG ist ein bundesweit tätiges Unternehmen der Baubranche, dessen 4 führende strategische Geschäftseinheiten (SGE) folgende Wachstumsraten aufweisen: Kunststofffenster (F) 5%, Haustüren (H) 8%, Wintergärten (W) 3% und Fensterläden (L) 2%. Der relative Marktanteil beträgt bei Fenstern 9%, bei Haustüren 15%, bei Wintergärten 19% und bei Fensterläden 6%. (a) Erstellen Sie das entsprechende Marktanteils-Marktwachstums-Portfolio! (Hinweis: X-Achse: relativer Marktanteil von 0% bis 20%, Y-Achse: Marktwachstum von 0% bis 9%) (b) Begründen Sie, in welcher Phase des Produktlebenszyklus sich die SGE Wintergärten befindet! Aufgabe 3: Die RAMX AG stellt Haushaltsgeräte her. Ihre Hauptgeschäftsfelder sind Spül- und Waschmaschinen, Elektroherde und Kühlschränke. Im Zusammenhang mit der Expansion des Unternehmens nach Osteuropa soll ein Marktanteils-Marktwachstums-Portfolio erstellt werden. Dazu wurden folgende Marktdaten ermittelt: Wachstum des Gesamtmarktes in % Relativer Marktanteil in % Anteil des Marketingaufwands der einzelnen Produkte am gesamten Marketingbudget Umsatzrentabilität des Produkts im angelaufenen Geschäftsjahr Spülmaschinen 7 60 20 Waschmaschinen 8 150 35 Kühlschränke 2 190 6 Elektroherde 2 40 39 +0,5 +3,2 +15,3 -3,9 Der Gesamtmarkt der Haushaltsgeräte wächst durchschnittlich mit 4% pro Jahr. Der durchschnittliche Marktanteil der 4 wichtigsten Mitbewerber auf diesem oligopolitischen Markt beträgt 10%. (a) Ordnen Sie die Produkte der RAMAX AG den Feldern des Marktanteils-Marktwachstums-Portfolios zu! (b) Beurteilen Sie die Verteilung des Marketing-Budgets der RAMAX AG aufgrund der vorgegebenen Daten und entwickeln Sie daraus eine Empfehlung an die Geschäftsleitung! (c) Erläutern Sie möglich Gründe, warum die Geschäftsleitung trotz der schlechten Zahlen die „Dogs“ unter Umständen weiter am Markt anbietet! Produktion Seite 40 Aufgabe 4: Die Snowsport AG weist 4 strategische Geschäftsfelder auf: Langlaufski (L), Alpinski (A), Snowboards (S) und Bigfoots (B). Neben den Wintersportgeräten werden auch die entsprechenden Schuhe und Bindungen hergestellt. Der Gesamtumsatz der Snowsport AG liegt bei 300 Mio. €. Die Snowsport AG weist das untenstehende Portfolio aus: (a) Mit einem Umsatz von 60 Mio. € erzielt die Snowsport AG bei den Bigfoots einen relativen Marktanteil von 50%. Berechnen Sie für dieses Produkt den Umsatz des stärksten Konkurrenten! (b) Beurteilen Sie die Bedeutung der SGE Alpinski im Hinblick auf den gesamten Unternehmenserfolg! (c) Erläutern Sie, in welcher Phase des Produktlebenszyklus sich die SGE Langlaufski befindet. Welche Strategie empfehlen Sie für dieses Geschäftsfeld? (d) Bei Markteinführung der Bigfoots blieben Marktwachstum und relativer Marktanteil zunächst weit unter den erwarteten Zahlen zurück. Die SGE befand sich als „Armer Hund“ im Problemfeld. Aus kostenrechnerischer Sicht wurde aber damals eine Schrumpfungsstrategie (Desinvestitionsstrategie) nicht befürwortet. Welche Gründe können dafür maßgebend gewesen sein? (e) Erläutern Sie die möglichen Zusammenhänge zwischen relativem Marktanteil und ROI (Return on Investment)! (f) Aufgrund der globalen Klimaveränderungen zeichnet sich ab, dass die Winter in Europa künftig wesentlich schneeärmer und beliebte Wintersportgebiete nicht mehr schneesicher sein werden. Hätte die Wintersport AG Ihrer Meinung im Rahmen der strategischen Unternehmensführung diese Veränderungen frühzeitig erfassen und sich entsprechend darauf einstellen können? Aufgabe 5: Der Vorstand der europaweit tätigen Chocosweet AG erwartet Auskunft über die Positionierung der 7 Produktgruppen des Unternehmens am Markt. Dazu wurden folgende Daten ermittelt (Umsatz in Mio. €): Erstellen Sie ein Marktanteils-Marktwachstums-Portfolio für die Chocosweet AG und tragen Sie die sieben Produktgruppen in die Matrix ein! Produktion Seite 41 12. Produktionsfunktion vom Typ B Der Zusammenhang zwischen dem Faktoreinsatz (Input) und den Fertigerzeugnissen (Output) in einem Industriebetrieb ist nicht direkt, sondern geht den Umweg über ein Betriebsmittel. Produktionsfaktor Produktionsanlage Fertigerzeugnis Schmiermittel Energie Werkzeugverschleiß Maschinenabnutzung z.B. Bohrmaschine, Fräse, Drehbank z.B. gebohrte Bleche, Zahnrad, Spezialschrauben Der Verbrauch an Produktionsfaktoren ist zum einen von der Anzahl der gefertigten Fertigerzeugnisse und zum anderen von der Inanspruchnahme des Betriebsmittels (Intensität der Nutzung abhängig. 12.1. Leistungsabhängige Produktionsfaktoren Der Verbrauch richtet sich nach der hergestellten Menge, den technischen Eigenschaften des Betriebsmittels und nach der Intensität der Nutzung (abgegebene Leistung). Produktion Seite 42 r = mengenmäßiger Durchschnittsverbrauch je Leistungseinheit y = Einheiten an Fertigerzeugnissen je Zeiteinheit (Intensität) So ist z.B. der Stromverbrauch einer Fertigungsmaschine von der Zahl der hergestellten Erzeugnisse, den technischen Eigenschaften des Motors und der Geschwindigkeit, mit der die Maschine läuft, abhängig. Der gleiche Zusammenhang besteht zwischen dem Dieselverbrauch eines LKWs, den gefahrenen Kilometern, den technischen Eigenschaften des LKWs und der gefahrenen Geschwindigkeit. Ziel: Der Betrieb wird, wenn es möglich ist, die optimale Intensität, die optimale Leistung wählen! Der U-förmige Verlauf des Durchschnittsverbrauchs in Abhängigkeit von der Leistung (Intensität) gilt für viele Produktionsfaktoren. Verbrauchsfunktionen können jedoch auch anders verlaufen. So nimmt zum Beispiel der Durchschnittsverbrauch (mengenmäßiger Verbrauch je Leistungseinheit) beim Zeitlohn mit zunehmender Intensität ab und hat damit einen asymptotischen Verlauf. 12.2. Leistungsunabhängige Produktionsfaktoren Verschiedene Produktionsfaktoren wie z.B. der Verbrauch von Werkstoffen sind weitgehend nur von der Ausbringungsmenge und nicht von der Leistung (Intensität) abhängig (r3). Es ist auch möglich, dass der Produktionsfaktor innerhalb eines gewissen Bereichs leistungsunabhängig ist, nach dem Überschreiten einer bestimmten Intensität aber leistungsabhängig wird (r4). In der Regel steigt dann der Durchschnittsverbrauch an, z.B. infolge von Ausschussproduktion. Produktion 12.3. Seite 43 Verbrauchsfunktion Verbrauchsfunktionen stellen die Abhängigkeit zwischen Faktoreinsatz und Faktorertrag dar. Sie beinhalten das notwendige Mengengerüst für die Erzielung einer bestimmten Leistung. Beispiel: Erfolgt die Auspolsterung der Drehstühle nicht mit Leder, sondern mit Synthetic, so ist der Materialbedarf höher anzusetzen. Wegen der größeren Einreißgefahr müssen die Nähte einen größeren Kantenabstand aufweisen, was zu einem Mehrbedarf von 10% bei diesem Werkstoff führen kann. Somit ergibt sich hier eine andere Verbrauchsfunktion im Vergleich zum Einsatz von Leder. Durch die Vielzahl industrieller Prozesse findet man sehr unterschiedliche Verbrauchsfunktionen. So hängt der Verbrauch an Betriebsmittelzeit für einen bestimmten Arbeitsablauf von der Art der Maschine, ihrer Eignung für den Arbeitsablauf, dem Grad ihrer Modernität und ihrer Betriebsbereitschaft ab. Beispiel: Universalmaschinen erfordern häufig einen hohen Umrüstaufwand für den nächsten Arbeitsvorgang, während Spezialmaschinen sofort mit dem Arbeitsauftrag belegt werden können. Ähnliches gilt für den Zeitbedarf der Arbeitnehmer. Unterschiedliche Eignung und Arbeitsmotivation führen zu einem unterschiedlichen Leistungsgrad und damit zu einem unterschiedlichen Zeitbedarf für eine bestimmte Arbeitsaufgabe. Beispiel: Wird ein neuer Mitarbeiter eingearbeitet oder erfolgt der Probelauf einer neuen Produktserie, so muss eine größere Zeitvorgabe angesetzt werden. Der Verbrauch an Werkstoffen hängt von der Gestaltung des Produktes, der geplanten Produktmenge und der Wahl des Fertigungsverfahrens ab. Beispiele: Wird ein Pumpengehäuse aus Stahl gegossen, so entspricht das Input an Material dem Output. Erfolgt die Herstellung durch ein Ausfräsen des Gehäuses, so entsteht ein erheblicher Materialverschnitt. Für eine große Jumbopumpe wird mehr Stahl benötigt als für eine kleine Piranjapumpe. Die Gründe für ein Auseinanderfallen von Verbrauch und Kosten können sehr verschieden sein. Die Kosten ergeben sich vor allem aus den Preisen für die jeweilige Faktoreinsatzmenge. Nimmt der Verbrauch zu (z.B. von Werkstoffen), so sinken die Beschaffungskosten pro Einheit bedingt durch Mengenrabatte, geringere anteilige Transportkosten oder den geringeren anteiligen Bestell- und Einlagerungsaufwand. Ähnliches gilt für den Maschineneinsatz und den Zeitbedarf eines Arbeitnehmers. In der Regel muss eine Maschine für den bevorstehenden Arbeitsablauf eingestellt werden, der Arbeitnehmer muss sich Zeichnung und Arbeitsanweisungen einprägen, später muss die Maschine gereinigt werden. Diese Arbeiten sind notwendig, unabhängig davon, ob 1 Teil oder 10 Teile gefertigt werden. Werden aber 10 Teile gefertigt, so sinken die anteiligen Kosten für das Produkt. 12.4. Ermittlung der Kostenfunktion Die Kostenfunktion wird ermittelt durch: • die Bewertung des Verbrauchs mit den Faktorpreisen (r1 * p1 … rn * pn) • die Addition des bewerteten Verbrauchs der beteiligten Produktionsfaktoren zu den Stückkosten (k = r1 * p1 + … + rn * pn) und • das Einsetzen von y (Intensität) durch die gefertigte Stückzahl (x). Die allgemeine Kostenfunktion K(x) ergibt sich aus den variablen Stückkosten (kv), der gefertigten Stückzahl (x) und den gesamten Fixkosten (Kf): K(x) = kv * x + Kf. Beispielaufgabe: Die UMTECH AG produziert u.a. das Fertigungserzeugnis X. für ein Fertigerzeugnis werden 100 kg Fertigungsmaterial je Stück benötigt (r1). Für den Energieverbrauch der Produktionsmaschine gilt r2 = 4y2 – 40y + 300 (kWh). Produktion Seite 44 Die Produktionsmaschine wird von einem Zeitlöhner bedient. Es gilt r3 = 1/y. Das Fertigerzeugnis wird von einem Arbeiter in Stückakkord nachbearbeitet. Es gilt r4 = 0,5 Std./Stück. Eine kWh wird mit 0,50 € verrechnet. Die Arbeitsstunde eines Zeitlöhners wird mit 40 € je Stunde verrechnet. Im Stückakkord erhält der Arbeiter 35 € je Std. Das Fertigungsmaterial kostet 15 € je kg. Produktfixe Kosten: 20.000 €. a) Stellen Sie den Energieverbrauch der Produktionsmaschine grafisch dar. b) Berechnen Sie die optimale Intensität der Produktionsmaschine. c) Berechnen Sie den mengenmäßigen Durchschnittsverbrauch je Leistungseinheit für alle 4 Produktionsfaktoren. d) Ermitteln Sie die Kosten je produziertes Fertigerzeugnis und die variablen Stückkosten (kv). e) Ermitteln Sie die lineare Kostenfunktion K(x). 12.5. Kosten bei Anpassungen innerhalb der vorhandenen Kapazität Bei kurzfristigen und zeitweisen Beschäftigungsschwankungen wird man keine quantitative Anpassung vornehmen, sondern eine Anpassung im Rahmen der vorhandenen Kapazität durchführen. Hierbei unterscheidet man die zeitliche, selektive und intensitätsmäßige Anpassung: • Zeitliche Anpassung: Erfolgte die Fertigung bisher im Betriebsoptimum und ist ein höherer Auftragsanfall zu bewältigen, so werden die variablen Stückkosten bei einer zeitlichen Anpassung bedingt durch Zuschläge für Überstunden und Samstagsarbeit ansteigen. Wird die Zeitarbeit reduziert, so ist mit weitgehend gleich bleibenden variablen Stückkosten zu rechnen, weil bei Kurzarbeit ein Ausgleich durch die Agentur für Arbeit erfolgt. • Selektive Anpassung: Soll ein höherer Auftragsanfall durch eine selektive Anpassung vorgenommen werden, z.B. durch die Reaktivierung älterer Maschinen, Teilung von Fertigungslosen, Überlappung oder zusätzliche Vergabe von Lohnaufträgen, so werden die variablen Stückkosten in der Regel steigen. So ist anzunehmen, dass durch den Einsatz älterer Maschinen die Ausführungszeit pro Einheit steigt und mit einem höheren Ausschuss zu rechnen ist. Erfolgt die Maschinenbelegung nach der Rüstzeitregel, indem die Aufträge so disponiert werden, dass jeweils der Auftrag mit dem geringsten Umrüstaufwand vorgezogen wird, so können die Kosten sinken. • Intensitätsmäßige Anpassung: Eine intensitätsmäßige Anpassung ist nur noch selten möglich, weil die meisten Maschinensysteme mit festen Prozesszeiten arbeiten, In manchen Fällen ist es jedoch machbar, die Hauptnutzungszeit zu vergrößern, indem Nebennutzungszeiten für Wartung und Rüsten der Maschine in arbeitsfreie Zeiten verlegt werden oder ein zentrales Rüsten eines zweiten Rüstkopfes für den nächsten Arbeitsvorgang schon vorher in einer Rüstwerkstatt erfolgt. Hierdurch kann der Durchlauf eines Auftrages beschleunigt werden. Unter Umständen sinken sogar die anteiligen Rüstkosten pro Einheit. Übungsaufgaben Kapitel 11: Produktionsfunktion Typ B Aufgabe 1: Für einen Kostenplatz mit einer Anlage sind folgende Verbrauchsfunktionen festgestellt worden: Faktor Rohstoff Akkordarbeit Energie Wartung Verbrauchsfunktion r1 = 2 r2 = 5 r3 = 0,1y2 - 4,2y + 45 r4 = 0,01y + 0,05 Faktorpreise p1 = 1,95 p2 = 0,30 p3 = 0,10 p4 = 2,00 Ermitteln Sie die Kostenfunktion bei anfallenden Fixkosten von 21.000 €. Aufgabe 2: Ein Möbelwerk stellt an einer Säge Türen für eine Schrankwand her. Bei der Produktion treten in Abhängigkeit von der Intensität folgende Verbräuche der Produktionsfaktoren Strom und Kühlmittel auf: Produktion Seite 45 Stromverbrauch in kWh je Tür: r1 = y2 – 4y + 5 Kühlmittelverbrauch in Liter je Tür: r2 = y2 – 14/3 y + 19/3 Der Preis für Strom beträgt 0,50 € pro kWh, der für Kühlflüssigkeit 1,50 € pro Liter. (a) Bestimmen Sie die optimale Intensität mit der die Maschine betrieben wird, wenn die Kosten minimiert werden sollen. (b) Ermitteln Sie die variablen Stückkosten bei optimaler Intensität. (c) Die maximale Maschinenlaufzeit beträgt 8 Stunden pro Tag. Wie hoch ist die Kapazitätsgrenze bei Ausnutzung der optimalen Intensität? (zeitliche Anpassung) (d) Ermitteln Sie die maximale Kapazität, wenn die Intensität auf 4 erhöht werden soll? (intensitätsmäßige Anpassung) Aufgabe 3: Für eine Säge zum Schneiden von Marmorplatten sind folgende Verbrauchsfunktionen bekannt: Elektroenergieverbrauch (kWh je Stück): Verschleiß der Säge (mm je Stück): r1 = 4y2 – 16y +24 r2 = 2y2 – 16,4y +35 Eine kWh kosten 0,20 €. Der Verschleiß der Säge wird mit 1 € je mm bewertet. Die Intensität y wird in Marmorplatten je Stunde gemessen. Die tägliche Betriebszeit beträgt 8 Stunden. (a) Ermitteln Sie die optimale Intensität zum Schneiden der Marmorplatten. (b) Berechnen Sie die optimalen variablen Stückkosten. (c) Ermitteln Sie die Kostenfunktion bei anfallenden Fixkosten von 50.000 €. (d) Das Marmorwerk hat eine 80-Stunden-Woche. Die höchstmögliche Intensität liegt bei ymax = 5 Platten je Stunde. Geben Sie die Kapazitätsgrenze bei einer zeitlichen und intensitätsmäßigen Anpassung an. (e) Der Elektroenergieverbrauch soll möglichst niedrig gehalten werden. Mit welchem Elektroenergieverbrauch ist dann an einem Arbeitstag zu rechnen? Aufgabe 4: An einer Fräsmaschine sollen bestimmte Kleinteile hergestellt werden. Aus den vergangenen Perioden wurden für diesen Fertigungsprozess folgende variable Kostenfunktionen (€ je Stück) ermittelt: Energieverbrauch: kv = 0,00002y3 – 0,002y2 + 0,04y + 2 Nutzungsverschleiß der Fräsmaschine: kv = 0,002y2 – 0,19y + 3 Materialverbrauch: kv = 13 Die Intensität y wird in Stück je Stunde gemessen. Die Arbeitszeit pro Tag beträgt 8 Stunden. Die produktspezifischen Fixkosten pro Arbeitstag betragen 4.200 € je Tag. (a) Ermitteln Sie aufgrund der Angaben, wie viele Kleinteile an einem Tag gefertigt werden können, wenn die Maschine mit konstanter und optimaler Intensität betrieben wird. (b) Es sollen 720 Kleinteile pro Tag gefertigt werden. Wie hoch sind die variablen Stückkosten, wenn die Nutzungsintensität der Fräsmaschine konstant gehalten wird? Produktion Seite 46 Aufgabe 5: Der Schokoladenhersteller König OHG aus Weilburg produziert für die kommende Ostersaison exklusive Ostereier und Osterhasen aus einer Nuss-Nugat-Mischung für Feinkostenläden in Europa. Für die Herstellung einer 800-Gramm-Kiste einer Mischung entstehen der König OHG 8,52 € variable Kosten und monatliche Fixkosten von 45.000 €. Der Verkaufspreis einer 800-Gramm-Kiste an die Feinkostläden beträgt 14,75 €. Das Unternehmen arbeitet derzeit 10 Stunden pro Tag und 22 Tage im Monat. Produziert wird aktuell mit einer Intensität (y) von 320 Kisten je Stunde. Die variablen Stückkosten werden in Abhängigkeit von der Intensität mit folgender Gleichung dargestellt: kv = 0,00005 y2 – 0,03 y + 13. Die minimale Intensität pro Stunde liegt bei 20, die maximale Intensität pro Stunde bei 460 Kisten. (a) Ermitteln Sie die optimale Intensität sowie das Betriebsergebnis. (b) Ermitteln Sie den Monatsgewinn bei der aktuellen Intensität von 320 Kisten je Stunde! (c) Die Betriebsleitung des Schokoladenherstellers empfiehlt der Geschäftleitung zur Verbesserung der Unternehmenssituation folgende Strategien: Strategie 1: intensitätsmäßige Anpassung Strategie 2: quantitative Anpassung (zusätzliche Fixkosten je Maschine: 15.000 €) Aufgabe 6: Die Fit 2000 AG produziert Personenwaagen für private Haushalte, die an größere Untenehmen geliefert und unter verschiedenen Markennamen verkauft werden. Die schwache Konjunktur des letzten Jahres und die zunehmende Konkurrenz durch die Globalisierung hat bei der Fit 2000 AG deutliche Umsatzeinbrüche hinterlassen. Die derzeitige Kostensituation kann wie folgt dargestellt werden: proportionale variable Kosten 18,00 € pro Stück, fixe Kosten 600.000,00 € pro Monat. Die Kapazität der Fertigungslinie beträgt 100.000 Stück pro Monat. Im letzten Monat konnten nur noch 70.000 Stück zu einem Preis von 26,00 € abgesetzt werden. Der Betrieb arbeitet zurzeit in zwei Schichten je 8 Stunden pro Tag und 21 Tage im Monat. Die Fertigungslinie wird mit einer Leistung (Intensität) von 300 Stück pro Stunde (y) „gefahren“. Die variablen Kosten können in Abhängigkeit von der Intensität (y) mit folgender Gleichung dargestellt werden: kv(y) = 0,00004 y² - 0,002 y + 15. Um auf den Umsatzeinbruch zu reagieren, schlägt der technische Betriebsleiter als Sofortmaßnahme folgende Alternativen vor: Alternative 1: Umstellung auf eine Schicht mit einer Leistung von 430 Stück pro Stunde mit dem Ziel der Reduzierung der fixen Kosten um 32.000,00 € je Monat durch betriebsbedingte Kündigungen. Alternative 2: Beibehaltung des Zweischichtbetriebs und Anpassung der Intensität an die Auftragslage durch Reduktion der Leistung auf 218 Stück pro Stunde. Alternative 3: Arbeiten im Schichtbetrieb mit optimaler Intensität. Eine Umstellung der Intensität der gesamten Fertigungslinie ist nur mittelfristig sinnvoll, da diese mit Zeitaufwand und Kosten verbunden ist. Produktion Seite 47 Beurteilen Sie die drei Alternativen und begründen Sie ihren Entscheidungsvorschlag. 13.Kritische Punkte der Kostenfunktion Für die lineare Kostenfunktion K(x) = kv * x + Kf können kritische Punkte ermittelt werden. Stellt man den Kosten die Erlöse gegenüber, so kann auch der Gewinn in die Analyse einbezogen werden. Für die lineare Kostenfunktion sind, soweit auch die Erlöse linear sind, folgende kritische Punkte wichtig: • Das Betriebsoptimum oder Stückkostenminimum bezeichnet die Ausbringungsmenge, bei der die Stückkosten am niedrigsten sind. Da die Stückkosten durch die Fixkostendegression fallen, liegt das Betriebsoptimum an der Kapazitätsgrenze. Da der Preis als konstant und die Erlösfunktion als linear angenommen wird, liegt dort auch das Gewinnmaximum. • Der Break-even-Point (Gewinnschwelle) liegt am Schnittpunkt der Kosten und Erlöse bzw. am Schnittpunkt von Stückkosten und Preis. • Die variablen Stückkosten entsprechen der kurzfristigen Preisuntergrenze. Liegt der Preis niedriger, erhöht jedes zusätzlich produzierte Stück den Verlust. Die langfristige Preisuntergrenze stellen die Stückkosten dar. Da sie mengenabhängig sind, muss zu ihrer Ermittlung die absetzbare Menge bekannt sein. Ist jede beliebige Menge absetzbar, sind die Stückkosten an der Kapazitätsgrenze die langfristige Preisuntergrenze. Bestehen Absatzprobleme, muss die absetzbare Menge zur Ermittlung herangezogen werden. Beispielaufgabe: Ein kleiner, zur UMTECH AG gehörender Einproduktbetrieb hat die Kostenfunktion K = 20x + 300.000. Die Fertigerzeugnisse können zum Preis von 35 € verkauft werden. Die Kapazitätsgrenze liegt bei 25.000 Einheiten. Zur Beurteilung des Betriebs sollen der maximale Gesamterlös, die variablen Stückkosten, die Stückkosten an der Kapazitätsgrenze, die fixen Stückkosten an der Kapazitätsgrenze, der Stückdeckungsbeitrag, der maximale Gewinn, der maximale Deckungsbeitrag, der Break-even-Point, der Umsatz am Break-even-Point, die minimalen Stückkosten, der Gesamtdeckungsbeitrag am Break-even-Point, die kurzfristige und die langfristige Preisuntergrenze sowie der Gewinn bei einem Absatz von 24.000 Stück ermittelt werden. Stellen Sie die Ergebnisse in einer Gesamtbetrachtung (E, K, Kv, DB, Kf, G) und in einer Stückbetrachtung (k, e, kf, kv, db, g) dar. (Hinweis: Gesamtbetrachtung: x-Achse 10.000 Stück = 5 cm, y-Achse 10.000 € = 1 cm; Stückbetrachtung: x-Achse 10.000 Stück = 5 cm, y-Achse 5 € = 1 cm) 14. Optimale Bestellmenge Aufgabe der Bestellmengenplanung ist es, die Bestellmenge pro Beschaffungsvorgang zu ermitteln, die für das Unternehmen am günstigsten ist und deshalb als optimale Bestellmenge bezeichnet wird. Beschaffungskosten und Lagerkosten entwickeln sich gegenläufig. Die optimale Bestellmenge liegt dort, wo die Summe aus Beschaffungskosten und Lagerkosten ein Minimum erreicht. Zu den Beschaffungskosten zählen der bewertete Jahresbedarf (Menge * Preis) und die durch den Transport der Ware entstehenden Kosten (Fracht, Zoll, Verpackung, Versicherung). Zu den Lagerhaltungskosten zählen die Kapitalbindungskosten. Sie fallen in Form von Zinsen für das durch die Vorratshaltung gebundene Kapital an. Dazu kommen die Lagerkosten, die als Instandhaltungskosten für das Lager, Zins für das in Gebäuden und Einrichtungen angelegte Kapital, für Löhne und Gehälter, für Versicherungen und Risiken. Die Planung einer optimalen Bestellmenge lohnt sich nur bei Artikeln mit einem hohen Verbrauchswert, bei denen sich Kosteneinsparungen im Gesamtergebnis bemerkbar machen. Produktion Seite 48 Beispielaufgabe: Bei der Beschaffung eines Rohstoffes wird in einem Industriebetrieb mit folgenden Bedingungen gerechnet: Jahresbedarf (M) 1.800 Stück, Beschaffungskosten (Bk) 15 € je Bestellvorgang ohne Rabattabzug, Lagerhaltungskostensatz (Lks) 5% des durchschnittlichen Lagerbestandes. Der durchschnittliche Lagerbestand beträgt die Hälfte der Bestellmenge; er wird mit einem Bezugspreis (p) von 5 € je Stück bewertet. Die Einkaufsabteilung hat sich für Bestellmengen (x) von 100 Stück oder einem Vielfachen bis 900 Stück zu entscheiden. Ermitteln Sie die optimale Bestellmenge und stellen Sie Ihre Ergebnisse zeichnerisch dar! (1) (2) (3) (4) (5) (6) Bestellmenge Anzahl der Bestellvorgänge Beschaffungskosten Durchschnittlicher Lagerbestand Lagerhaltungskosten Beschaffungs- und Lagerhaltungskosten M/x € M/x * Bk Stück x/2 € x/2 * p * Lks/100 € (3) + (5) Stück x Das Grundmodell zur Ermittlung der optimalen Bestellmenge verwendet mopt verwendet folgende Symbole (Wöhe, Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre): Das Kostenminimum lässt sich ermitteln, indem die erste Ableitung der Kostenfunktion nach der Bestellmenge m vorgenommen und gleich Null gesetzt wird: Produktion Seite 49 Die Formel für die optimale Bestellmenge ergibt sich nunmehr durch Auflösung der Gleichung nach m: Übungsaufgaben Kapitel 14: Optimale Bestellmenge Aufgabe 1: Jährliche Beschaffungsmenge: 1.000 Stück Mittelbare Beschaffungskosten je Auftrag:40,00 € Einstandspreis je Mengeneinheit: 12,50 € Lagerkostensatz: 16% Als durchschnittlicher Lagerbestand in Stück wird jeweils die halbe Bestellmenge angenommen. Berechnen Sie die optimale Bestellmenge tabellarisch, grafisch und mithilfe der Formel! Aufgabe 2: Die Detlev Kübler GmbH führt die Optimierung der benötigten Bestellmenge im Näherungsverfahren durch. Folgende Daten liegen dem Einkauf vor: Gesamtbedarf: Listeneinkaufspreis: Rabatt: 1.200 Stück 15,00 €/Stück ab 200 Stück je Bestellung: 1% ab 500 Stück je Bestellung: 2% ab 1.000 Stück je Bestellung: 3% Bestellkosten: 80,00 € Lagerhaltungskostensatz: 30% vom durchschnittlichen Lagerwert. Ermitteln Sie die optimale Bestellmenge! Aufgabe 3: Das Grundmodell bei der Berechnung der optimalen Bestellmenge beruht auf verschiedenen Voraussetzungen. Überprüfen Sie die folgenden Feststellungen. Bei welchen Aussagen muss die Voraussetzung bei der optimalen Bestellmenge gegeben sein? (a) Der Jahresbedarf muss bekannt sein. (b) Pro Bestellung ergeben sich die gleichen Kosten. (c) Es gibt hinsichtlich der zu beschaffenden Menge keine Lagerprobleme. (d) Lagerkosten verhalten sich proportional zur Höhe der Bestellmenge, Bestellkosten überproportional zur Höhe der Bestellmenge. (e) Der Materialbedarf ist pro Zeiteinheit konstant. Produktion Seite 50 15. Lagerwirtschaft Bei der Steuerung der Lagerhaltung besteht ein permanenter Zielkonflikt zwischen den Kunden erwarteten hohen Lieferbereitschaft von Fertigerzeugnissen, den von der Fertigung erwarteten Vorratshaltung benötigter Werkstoffe einerseits und den vom Unternehmen angestrebten niedrigen Lagerkosten andererseits. Je größer die zu lagernde Materialmenge ist, desto höher sind die Lagerkosten und umgekehrt. Folglich versucht jedes Unternehmen die zu lagernden Materialen (Werkstoffe, Fertigerzeugnisse) zu minimieren. Durch die möglichst optimale Nutzung des vorhandenen Lagerraums (z.B. Hochregallager) und den Einsatz einer modernen Lagertechnik (Belüftung, Heizung, Kühlanlagen), die auf das jeweilige Lagergut gestimmt ist, können die Lagerkosten minimiert werden. Ebenso können die Transportwege innerhalb des Lagers durch eine durchdachte Lagerorganisation vermindert werden. Die Zugriffszeiten auf die Materialien können durch geeignete Förderhilfsmittel (z.B. Palette, Hubwagen) erhöht werden. 15.1. Lagerkosten 15.2. Lagerkennziffern Lagerkennziffern schaffen die Voraussetzung für eine kostengünstige Lagerhaltung. Solche Kennziffern können für den gesamten Warenbestand, für einzelne Warengruppen oder für jede einzelne Ware aufgestellt werden. 15.2.1. Mindestbestand, Höchstbestand, Meldebestand Der Mindestbestand (eiserner Bestand) ist der Lagerbestand, der nur in Notfällen unterschritten werden darf. Er hilft, die Lieferbereitschaft und Produktionsfähigkeit zu sichern bei verspäteter Lieferung, bei einem unvorhergesehenen Mehrverbrauch oder wenn die vorhandenen oder gelieferten Güter aus Qualitätsgründen nicht mehr verwendet werden können. Der Höchstbestand gibt an, welche Materialmenge maximal auf Lager sein darf, um unnötige Lagerkosten zu vermeiden. Meist wird er beim Eintreffen einer neuen Lieferung erreicht. Produktion Seite 51 Ist der Meldebestand (Bestellbestand) erreicht, muss nachbestellt werden. Er hängt ab vom Tagesverbrauch und der Lieferzeit. Zur Sicherheit wird er Mindestbestand, z.B. in Höhe des dreifachen Tagesverbrauchs, in die Berechnung des Meldebestandes einbezogen. Meldebestand = (Tagesverbrauch * Lieferzeit) + Mindestbestand Beispiel: Für ein Material werden täglich 200 Stück verbraucht. Die Beschaffungszeit beträgt 8 Tage, der Mindestbestand 1.000 Stück. Wie viel Stück beträgt der Meldebestand? Rechnerische Lösung: Meldebestand = (200 * 8) + 1.000 = 2.600 Stück Zeichnerische Lösung: Folgen eines zu hohen Lagerbestandes: • • • • • hohe Kapitalbindung (Zinskosten) hohe Lagerverwaltungskosten hohe Versicherungsprämien hohes Lagerrisiko, Verderb, Veraltern, Schwund geringe Anpassungsfähigkeit an Marktveränderungen Folgen eines zu niedrigen Lagerbestandes: • • • • • ungünstige Einkaufsbedingungen, z.B. keine Mengenrabatte erhöhte Lieferantenabhängigkeit Produktionsstockungen möglich Absatzstockungen möglich (Kundenverluste) Maschinen und Arbeitskräfte nicht ausgelastet 15.2.2. Durchschnittlicher Lagerbestand Der durchschnittliche Lagerbestand drückt aus, wie hoch der durchschnittliche Bestand während eines Jahres war. Die Praxis kennt verschiedene Berechnungsmethoden. Bei Jahresinventur: Durchschnittlicher Lagerbesta nd = Anfangsbes tand + Endbestand 2 Produktion Seite 52 Bei Vierteljahresinventur: Durchschnittlicher Lagerbesta nd = Anfangsbes tand + 4 Quartalsen dbestände 5 Bei Monatsinventur: Durchschnittlicher Lagerbesta nd = Anfangsbes tand + 12 Monatsendb estände 13 Je mehr Bestände einbezogen werden, desto genauer wird die Berechnung. Da in der Regel keine vierteljährlichen bzw. monatlichen Inventuren erfolgen, legt man die jeweiligen Buchbestände zugrunde. 15.2.3. Umschlagshäufigkeit Unter Absatz versteht man die Menge der während eines bestimmten Zeitabschnitts (z.B. Jahr) verkauften Produkte. Unter Umsatz versteht man den Wert der verkauften Produkte in €, berechnet zum Verkaufspreis. Unter Wareneinsatz versteht man den Wert der verkauften oder verbrauchten Produkte, berechnet zum Einstands- bzw. Bezugspreis. Der Wareneinsatz kann auf zwei Arten berechnet werden: mithilfe von Materialentnahmescheinen wird der gesamte Verbrauch während eines Jahres ermittelt oder wenn keine Materialentnahmescheine verwendet werden, führt man eine Bestandsrechnung durch. Verbrauchsermittlung nach der Bestandsrechnung: Wareneinsatz = Anfangsbestand + Zugänge – Endbestand Der Lagerumschlag (Umschlagshäufigkeit, Umschlagsgeschwindigkeit) drückt nun aus, wie oft der durchschnittliche Lagerbestand verbraucht bzw. verkauft wurde. Umschlagsh äufigkeit = Wareneinsa tz (Verbrauch ) durchschni ttlicher Lagerbesta nd Bei einer Umschlagshäufigkeit von z.B. wurde der durchschnittliche Lagerbestand im Jahr viermal verbraucht bzw. verkauft. Eine Erhöhung der Umschlagshäufigkeit bringt wichtige Vorteile: • • • • Verringerung des Kapitalbedarfs, Einsparung von Zinsen, Senkung der Lagerkosten und Verminderung des Lagerrisikos. Die Erhöhung der Umschlagshäufigkeit kann erreicht werden über • • einen vermehrten Wareneinsatz durch Sonderverkäufe, verstärkte Werbung oder der Herausnahme schlecht verkaufbarer Ware aus dem Sortiment, einen geringeren durchschnittlichen Lagerbestand durch häufigere und kleinere Bestellungen, Kauf auf Abruf (Kauf sofort, Lieferung wenn nötig), Erstellen von Beschaffungsplänen, Feststellen von Höchstbeständen, häufigere Bestandskontrollen (permanente Inventur) oder Just-in-Time-Prinzip. 15.2.4. Durchschnittliche Lagerdauer Die durchschnittliche Lagerdauer gibt an, wie lange eine Ware im Durchschnitt gelagert wird. Sie ist die Zeitspanne zwischen Lagereingang und Lagerausgang der Ware und wird über den Lagerumschlag ermittelt. Produktion Seite 53 Je größer die Umschlagshäufigkeit einer Ware, desto geringer ihre durchschnittliche Lagerdauer. durchschni ttliche Lagerdauer = 15.2.5. 360 Umschlagsh äufigkeit Lagerzinsen Der Kennziffer des Lagerzinssatzes liegt die Formel für die Zinsberechnung zugrunde, d.h., der durchschnittliche Lagerbestand in € wird mit der durchschnittlichen Lagerdauer in Tagen und dem Vergleichszinssatz für (sichere) Geldanlagen multipliziert. Das Produkt wird durch 360 und 100 geteilt und man erhält einen Berag in €. Dieser Betrag sollte durch die Rückflüsse aus der Geschäftstätigkeit abgegolten sein. Er stellt somit eine kalkulatorische Größe für die Preisermittlung dar. Lagerzinse n = durchschni ttlicher Lagerbesta nd in € * durchschni ttliche Lagerdauer * Zinsatz 360 * 100 Die im Lager vorhandenen Artikel sind bezahlt und liegen als Bestände im Regal („gebundenes Kapital“). Ein Unternehmer muss entscheiden, ob sich seine Unternehmung lohnt oder nicht. Die Rückflüsse aus den Investitionen für die Geschäftstätigkeit müssen den Vergleich mit einer Geldanlage am Kapitalmarkt (Zinserträge) übersteigen. Da es sich bei den Lagerzinsen um entgangene Gewinne durch Geldanlagen handelt, gilt hier, stets den Vergleich zwischen Betriebserlösen und sicheren Kapitalanlagen zu suchen und zu beurteilen. Übungsaufgaben Kapitel 15: Lagerwirtschaft Aufgabe 1: Aus der Lagerstatistik geht hervor, dass ein Hilfsstoff in 250 Tagen einen Verbrauch von 10.000 Stück hatte. Der Mindestbestand soll für 3 Tage ausreichen. Der Höchstbestand beträgt 600 Stück, die Bestellzeit 6 Tage. Berechnen Sie (a) …den durchschnittlichen täglichen Verbrauch! (b) …den Mindestbestand! (c) (d) …den Meldebestand! …die erforderliche Bestellmenge, damit der Höchstbestand nicht überschritten wird! Aufgabe 2: Bei einem Mindestbestand von 20 Stück und einer Beschaffungszeit von 5 Tagen ergibt sich ein Meldebestand von 60 Stück. Wie hoch ist der tägliche Verbrauch? Aufgabe 3: Für ein Fertigteil ergibt sich ein Höchstbestand von 200 Stück. Der tägliche Verbrauch beträgt 16 Stück. Die optimale Bestellmenge ist das Zehnfache des täglichen Verbrauchs. Berechnen Sie den Mindestbestand! Produktion Seite 54 Aufgabe 4: Im Folgenden ist die Lagerbestandsdatei der Firma Müller & Co. abgebildet, einem Zulieferer für Badezimmerausstattung. Datum: AB 31.01. 28.02. 31.03. 30.04. 31.05. 30.06. Lagerbestände Artikel: Brausegarnituren Bestand: Datum: 36 31.07. 59 31.08. 42 30.09. 56 31.10. 39 30.11. 47 31.12. 35 Bestand: 62 56 30 47 34 42 (a) Ermitteln Sie aus der Lagerbestandsdatei der Firma Müller & Co. den durchschnittlichen Lagerbestand für Brausegarnituren auf der Basis von Jahresanfangsbestand und Jahresendbestand sowie Monatsbeständen. (b) Bei der Firma Müller & Co. betrug der durchschnittliche Lagerbestand 45 Stück. Wie hoch ist die Umschlagshäufigkeit, wenn die Zugänge während des Betrachtungszeitraumes 411 Stück betrugen? (Ø Lagerbestand: 45 Stück) (c) Ermitteln Sie die durchschnittliche Lagerdauer für den Betrachtungszeitraum von einem Jahr! Aufgabe 5: Ermitteln Sie die durchschnittliche Lagerdauer aus den folgenden Angaben für den Bestand eines bestimmten Rohstoffes einer Industrieunternehmung: Jahresanfangsbestand 500.000 €, Einkäufe während des Geschäftsjahres 2.000.000 €, Jahresendbestand 700.000 €. Aufgabe 6: Ein Industriebetrieb hat an Rohstoffen bei einem Jahresverbrauch von 1.280.000 € einen durchschnittlichen Lagerbestand von 160.000 €. (a) Ermitteln Sie die Umschlagshäufigkeit der Rohstoffe! (b) Wie lange dürften die Rohstoffe bei gleichem Jahresverbrauch durchschnittlich lagern, damit der durchschnittliche Lagerbestand um 20% gesenkt werden kann? Aufgabe 7: Bei der Firma Heinz Schulze wird der Lagerbestand überprüft. Hierfür stellt die Lagerverwaltung für das 1. Quartal folgende Unterlagen zur Verfügung: Endbestand 31.12.2009 Endbestand 31.01.2010 Endbestand 28.02.2010 Endbestand 31.03.2010 12.730 € 14.220 € 15.350 € 13.700 € Der Materialeinsatz betrug im betrachteten Zeitraum 50.000 €. (a) Ermitteln Sie die durchschnittliche Lagerdauer. (Umschlagshäufigkeit auf eine Stelle nach dem Komma runden) (b) Ermitteln Sie den Lagerzinssatz, wenn der bankübliche Zinsfuß 8% beträgt. (c) Errechnen Sie den neuen Meldebestand, wenn die Lagerfachkarte für Artikel Nr. 1254 „Wandhalterungen“ folgende Größen aufweist: Produktion - täglicher Verbrauch - Lieferzeit - interne Bearbeitungszeit - Mindestbestand Seite 55 15 Stück 3 Tage 2 Tage 20 Stück Aufgabe 8: Die Lagerkartei einer Ware weist folgende Zahlen auf: Anfangsbestand 10.000 Stück = 20.000 €, Zugänge 100.00 Stück = 200.000 €, Wareneinsatz (Abgänge) 90.000 Stück = 180.000 €. (a) Wie hoch ist der Endbestand in Stück? (b) Ermitteln Sie den durchschnittlichen Lagerbestand in € und Stück. (c) Errechnen Sie die Umschlagshäufigkeit. (d) Wie viel € betragen die Lagerzinsen, wenn der bankübliche Zinssatz 8,50% beträgt? Aufgabe 9: Als Mitarbeiter der Heizungsbau GmbH, Montabaur, sind Sie damit betraut, die Bestände der verwendeten Rohstoffe zu überprüfen und Neubestellungen zu veranlassen. Den Blechen, einem für das Unternehmen wichtigen Rohstoff, gilt dabei Ihr besonderes Interesse. Beantworten Sie nun aufgrund des vorliegenden Bildschirmausdrucks folgende Fragen: (a) Wie viele m² beträgt der eiserne Bestand an Blechen? (b) Bei welcher Menge soll eine neue Bestellung ausgelöst werden? (c) Wie viele m² Bleche können normalerweise bestellt werden? (d) Die letzte Lieferung an Blechen erfolgte am Mittwoch, dem 11. Mai .. durch den Lieferanten Berger & Co., Koblenz. An welchem Kalendertag muss die nächste Lieferung bestellt werden, wenn die Heizungsbau GmbH an fünf Tagen in der Woche arbeitet? (e) Ermitteln Sie, wie viele Arbeitstage die Zeitspanne zwischen zwei Bestellterminen beträgt. Produktion Seite 56 Aufgabe 10: Die Eröffnungs- und Schlussbilanz des Großhandelsbetrieben Kajmer & Co. weist für .. folgende Werte auf: Die quartalsmäßig durchgeführten Zwischeninventuren der Warenbestände lieferten folgende Werte: - 31.03. .. - 30.06. .. - 30.09. .. 675.000 € 725.000 € 650.000 € Der Wareneinsatz (zu Einstandspreisen) betrug während des Betrachtungszeitraumes 3.150.000 €. Errechnen Sie aus den vorliegenden Angaben • • • • den durchschnittlichen Lagerbestand, die Umschlagshäufigkeit, die durchschnittliche Lagerdauer und den Lagerzinssatz bei einem Jahreszinsfuß von 9%. 15.3. Beschaffungsdauer Die Beschaffungsdauer ist der Zeitraum zwischen der Bedarfsermeldung aus dem Lager bis zum Eingang der bestellten Werkstoffe im Lager und setzt sich zusammen aus der • • • Dispositionsdauer: Hierunter fällt die Zeit, die benötigt wird, im Lager den Bedarf auszulösen und die Bedarfsmeldung an die Einkaufsabteilung weiterzuleiten. Bestelldauer: Nachdem die Bedarfsmeldung die Einkaufsabteilung erreicht hat, wird der zuständige Sachbearbeiter infrage kommende Lieferanten auswählen und Anfragen versenden. Die Lieferanten werden daraufhin Angebote versenden, die wiederum in der Einkaufsabteilung miteinander verglichen werden müssen. Nach erfolgter Lieferantenauswahl wird der Einkäufer die Bestellung auslösen und versenden. Lieferdauer: Hat der ausgewählte Lieferant die Bestellung erhalten, wird er die bestellte Menge produzieren oder aus seinem Lager entnehmen. Die Güter müssen nun verpackt und in der Regel transportiert werden. In einigen Fällen wird für den Transport ein Spediteur beauftragt. Produktion Seite 57 16. ABC-Analyse Bei der Bewertung von Produkten kann man zwischen A-Produkten, B-Produkten und C-Produkten unterscheiden. So haben z.B. A-Produkte einen hohen Anteil an den Erlösen des Unternehmens, ihr Mengenanteil ist jedoch sehr gering. Bei C-Produkten ist es genaue umgekehrt: Große Mengen erzielen nur geringe Umsatzerlöse. Bei B-Produkten entspricht der Mengenanteil in etwa dem Anteil an den Erlösen. Die Erkenntnisse der ABC-Analyse helfen dabei, Schwerpunkte zu setzen. Dies betrifft die Marketingaktivitäten und die Logistik. Da die Ressourcen wie Personal und Kapital knapp sind, wird man sich besonders auf die AProdukte konzentrieren. Dies gilt für den Entwicklungsaufwand im Rahmen der Produktpflege, die Intensität der Werbung oder die Anstrengungen zur Kundenbindung. Bei C-Produkten wird man sich auf ein gewisses Maß an Aktivitäten beschränken. Häufig genügen gelegentliche Werbemaßnahmen im Sinne einer Erinnerungswerbung. Die drei Klassen lassen sich wie folgt spezifizieren, wobei die Grenzwerte für die drei Klassen basieren jeweils auf betrieblichen Erfahrungswerten und können von Fall zu Fall leicht schwanken: Klasse A - hohe Bedeutung Dies sind Produkte, die mit einer relativ geringen Anzahl von Elementen einen hohen Anteil am Gesamtergebnis einnehmen. So stellen beispielsweise bis 10 % der zu produzierten Teile einen Anteil bis 80 % am Gesamtergebnis dar. Klasse B - normale/durchschnittliche Bedeutung Diese Gruppe von Elementen trägt etwa proportional zum betrachteten Ergebnis bei. Beispielsweise erzielen bis 20 % der zu produzierten Teile einen Anteil am Gesamtergebnis bis 15 %. Klasse C - geringe Bedeutung Eine relativ große Zahl von Elementen hat nur einen geringen Anteil am Gesamtergebnis. Beispielsweise haben bis 70 % der produzierten Teile einen Wertanteil bis 5 %. Beispiel: Die Bürodesign GmbH, ein Hersteller von Büromöbeln, rechnet für den kommenden Monat mit folgenden Produktionsdaten: Produkt Garderobenständer Empfangstheke Ablagetisch Schirmständer Sessel Zeitschriftenständer Führen Sie eine ABC-Analyse durch! Verkaufspreis in € (netto) 40,00 1.200,00 89,00 22,19 195,0 12,00 Monatliche Absatzmenge 90 45 30 105 80 150