Jahresbericht - Evangelische Kirche in Hessen und Nassau

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Jahresbericht - Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
Jahresbericht 2009/2010
glaube
an Gott, den Vater,Ich glaube an Ich
glaube
an Gott, den Vater
Ich glaube an Ich
Gott,
den Vater,
Gott,
den Vater,
den Allmächtigen,
den Allmächtigen,
den Allmächtigen,
den Schöpferden Schöpfer den Allmächtigen,
den Schöpferden Schöpfer
Himmels und der Erde.
des Himmels und derdesErde.
Himmels und der Erde. des Himmels und derdesErde.
Und an Jesus Christus,Und an Jesus Christus,Und an Jesus Christus,Und an Jesus Christus
eingeborenen
unsern
Herrn
eingeborenen
unsern
Herrn,seinenseinen
eingeborenen
Sohn,Sohn,
unsern
Herrn,
seinenseinen
eingeborenen
Sohn,Sohn,
unsern
Herrn,
empfangen
den Heiligen
empfangen
den Heiligen
durch dendurch
Heiligen
Geist, Geist
empfangen
durch dendurch
Heiligen
Geist, Geist,empfangen
geboren
von der
Jungfrau Maria
geboren
von der
Jungfrau Maria,geboren von der
Jungfrau
Maria,
geboren von der
Jungfrau
Maria,
gelitten
Pontius Pilatus
Pontius Pilatus,gelitten unterJahresbericht
Pontius unter
Pilatus,
gelitten untergelitten
Pontius unter
Pilatus,
gekreuzigt,
gestorben
und begraben
gekreuzigt,
gestorben
und begraben,gekreuzigt,
gestorben
und begraben,
gekreuzigt,
gestorben
und begraben,
hinabgestiegen
in das Reich
des Todes
hinabgestiegen
in das Reich
des Todes,hinabgestiegen
in das Reich
des Todes,
hinabgestiegen
in das Reich
des Todes,
drittenTage
Tageauferstanden
auferstandenvon
vonden
denToten,
Toten
drittenTage
Tageauferstanden
auferstandenvon
vonden
denToten,
Toten,amamdritten
amamdritten
aufgefahren in denaufgefahren
Himmel. in den Himmel.aufgefahren in denaufgefahren
Himmel. in den Himmel.
ErRechten
sitzt zur
Rechten Gottes
ErRechten
sitzt zur
Rechten Gottes,Er sitzt zur
Gottes,
Er sitzt zur
Gottes,
des allmächtigen Vaters.
des allmächtigen Vaters. des allmächtigen Vaters.
des allmächtigen Vaters.
Von dort wird er kommen
Von dort wird er kommen,Von dort wird er kommen,
Von dort wird er kommen,
zu richten
die Lebenden
die Toten.
zu richten
die Lebenden
die Toten. zu richten
die Lebenden
und die und
Toten.
zu richten
die Lebenden
und die und
Toten.
glaube
an denGeist,
Heiligen Geist
glaube
an denGeist,
Heiligen Geist,Ich glaube Ich
an den
Heiligen
Ich glaube Ich
an den
Heiligen
die heilige
christliche Kirche
die heilige
christliche Kirche,die heilige christliche
Kirche,
die heilige christliche
Kirche,
Heiligen, der Heiligen
Gemeinschaft derGemeinschaft
Heiligen, der Heiligen,Gemeinschaft derGemeinschaft
Vergebung der Sünden,Vergebung der Sünden,Vergebung der Sünden,Vergebung der Sünden
der Toten
der Toten Auferstehung der Auferstehung
Toten
Auferstehung der Auferstehung
Toten
und das
ewige Leben. Amen.
und das ewige Leben.
Amen.
und das
ewige Leben. Amen. und das ewige Leben.
Amen.
der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau
Zahlen und Bilder aus den Jahren 2009/2010
EKHN-Jahresbericht 2009/2010
Inhalt
Alltag und Glaube gehören zusammen
Vorwort von Kirchenpräsident Dr. Volker Jung
Bekenntnis zum Dialog
Elfte Kirchensynode konstituiert
Die EKHN-Finanzen sind ein kleiner Teil
des gefährdeten Finanzsystems
Finanzdezernent Heinz Thomas Striegler
zur finanziellen Lage
Geistliche und gesellschaftliche Vielfalt
Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
(EKHN) im Profil
Taten, die im kirchlichen Bereich
besonders schwer wiegen
Sexualisierte Gewalt in der Gesellschaft
und in der EKHN
Geh, dein Glaube hat dir geholfen
Religiöse Orientierung in der Kindertagesstätte
in Nieder-Kinzig, Odenwald
Gott im Sandkasten
Monika-Christine Mohr-Tyrai, Leiterin der
Kita Kindernest, über evangelisches Profil
Auf der Suche nach Maßstäben
für das eigene Leben
Konfirmandenfreizeit der Erlösergemeinde
Wiesbaden-Sauerland
Mehr als Wissensvermittlung
Pfarrer Andreas Jung über die Chancen
der Konfirmandenzeit
2
Am Puls der Stadt
Kulturprojekte der Evangelischen Stadtakademie Frankfurt
23
Bin ich gut integriert?
Petra Tutsch, ehrenamtliche Mitarbeiterin
bei »Römer 9«, über evangelische Identität
in der Großstadt
24
Eine schöne Abwechslung
Überraschungsgottesdienste in Bromskirchen
26
Aufgeschlossen für Ungewohntes
Gemeindepfarrer Uwe Buß experimentiert
mit Liturgien
27
10
Das Wunder des Schweigens
Mainzer und Heinebacher Kinder pilgern
auf der Bonifatius-Route
28
12
Was mich trägt
Für Guido Wenzel ist die Kinderbetreuung
mehr als ein Studentenjob
30
Restaurierter Oldtimer für Indien
Ökumeneprojekt der Jugend in Gießen
31
Schrauben verbindet
Sozialpädagoge Ulrich Berck
über evangelische Jugendarbeit
32
Mit viel Herz
Workshop »Gospel alive« in Nierstein
34
Die stärkste Kraft in meinem Leben
Sechs Sängerinnen und Sänger
über die Faszination der Gospel
35
Die EKHN beim Tierarzt
Aktion »Von Gott reden an ungewöhnlichen Orten«
im Dekanat Hochtaunus
36
Herzenssache
Tierarzt Diederik R. Vogelezang über Glaube
in seiner Praxis
37
4
5
6
8
14
15
16
Konfirmation für die ganze Familie
Stammtisch der Konfieltern in Mainzlar
18
Ein anderer Blick auf das eigene Kind
Fünf Konfieltern über ihren Stammtisch
19
Ein Lächeln wie am ersten Tag
Goldene Hochzeit in der Burgkirche Dreieichenhain
20
Zwei Augenmenschen
Für Ingrid und Gerold Schmidt ist ihr Trauspruch
auch nach 50 Jahren noch aktuell
22
Ein Stück Heimat
Die indonesische Gemeinde der EKHN
in Frankfurt und Darmstadt
Da gab es nur einen Ausweg
Frank Madrikan übt seine deutschindonesische Identität
Die Menschen stärken
Christliche Flüchtlingshilfe in Egelsbach
und Erzhausen (CFEE)
Aus Überzeugung protestantisch
Stefan Buckendahl, Geschäftsführer der CFEE,
kämpft gegen Ungerechtigkeit
38
Würde für die letzten Tage
Das Palliativzentrum am Markus-Krankenhaus
in Frankfurt
54
40
Damit keine und keiner verloren geht
Pfarrer Dr. Wolfgang Gern, Vorstandsvorsitzender
des Diakonischen Werks, über tätigen Glauben
56
41
Gott hat uns ausgesucht
Dr. Angelika Berg, ärztliche Leiterin der Station,
über ihre Berufung
57
Jahresergebnis 2009
Einnahmen und Ausgaben der EKHN im Jahr 2009
58
Verwendung des Haushalts 2009
Ausgaben für kirchliche Arbeit
60
Adressen
64
Impressum
64
42
Prinzip Nächstenliebe
Warum Norbert Frerichmann
die CFEE mitbegründet hat
43
Von der Gotik zum Glashaus
Die Kirchengebäude in Ortenberg/Wetterau
und Eppstein-Bremthal/Taunus
44
Wo der Geist zur Ruhe kommt
Architektin Jutta Bechthold-Schlosser
über die Funktion einer Kirche
46
Das älteste dreistimmige Geläut Deutschlands
Kirchenglocken in Nidda-Ulfa/Wetterau
48
Die gute Seele des Gotteshauses
Erich Ludwig war 43 Jahre lang Kirchendiener
in Nidda-Ulfa
49
Mit offenen Armen empfangen
Service-Stelle für Kirchenferne:
die »Schwalbe 6« in Wiesbaden
50
Zurückgefunden
Warum Christian Schlamp wieder
in die Kirche eingetreten ist
51
Mitten im Adventstrubel
Die Aktion »Himmlisch-Nah« im Main-TaunusZentrum in Sulzbach
52
Man begibt sich in die Hände
des Heiligen Geistes
Petra Herfel-Stürz über die Aktion
im Einkaufszentrum
53
Zahlen und Fakten
Mitgliedschaften
Kirchengebiet und Kennzahlen
n Mitarbeiter/-innen
n Pfarrstellen
n Kirchenleitung
n Kindertagesstätten
n Konfirmationen, Taufen
n Religionsunterricht
n Trauungen
n Gottesdienste, Kindergottesdienste
n Kinder- und Jugendgruppen
n Internationale Beziehungen
n Kirchenmusik
n Bildungsveranstaltungen
n Hilfsangebote für Flüchtlinge
n Gebäude
n Zielgruppenorientierte Pfarrstellen in großen Städten
n Aufnahmen
n Fach- und Profilstellen
n Hospiz, Sterbebegleitung, Palliativstation
n Seelsorge
n Diakonisches Werk in Hessen und Nassau (DWHN)
n Besuchsdienstkreise
n
n
8
9
10
10
11
14
15
17
21
27
29
33
35
36
42
45
50
51
53
54
55
56
57
3
Vorwort von Kirchenpräsident Dr. Volker Jung
Alltag und Glaube
gehören zusammen
Liebe Leserin, lieber Leser,
in diesem Jahresbericht erzählen Menschen, wie der christ­
ihn der richtige ist. Jede und jeder kann und muss dafür
liche Glaube sie persönlich trägt und wie sie sich deswegen
eigene Wege suchen. Als Kirche begleiten wir Menschen
in der Kirche engagieren. Es sind berührende Zeugnisse,
dabei und versuchen, ihnen für ihre Entscheidungen
wie viel die Erfahrung von Liebe, Zuspruch und Barmherzig­
Orientierung anzubieten.
keit bewirken kann.
Auf den folgenden Seiten finden Sie Fotografien
und Geschichten, die Einblicke in unsere Kirche geben. Es
So gewinnt unsere Kirche Gestalt in der Vielfalt der
Gaben, die Menschen bei uns einbringen. Dies tun wir in der
Hoffnung, dass der Heilige Geist seine Kirche dabei leitet.
sind Beispiele für die Fülle ihrer Aktivitäten zum Wohl
Das Evangelium bezeugen – das kann dem Leben
Einzelner und der Gesellschaft. Statistische Informationen,
einen großartigen Sinn geben. Das kann aber auch zu einer
eine Darstellung unserer finanziellen Situation und eine
übergroßen Last werden. Gerade dann sind wir eingeladen,
Übersicht über unseren Haushalt vervollständigen diesen
uns der Barmherzigkeit Gottes anzuvertrauen und im Ver­
Jahresbericht.
trauen auf ihn das Leben zu gestalten.
Handeln und Gottvertrauen
Dankbar
Die Menschen und Geschichten, die im Folgenden vorge­
Die Kirche Jesu Christi ist auf die Gaben angewiesen, die
stellt werden, verbinden den Alltag und den Glauben.
Menschen ihr zur Verfügung stellen. Wir sind unseren
Eigenes Handeln und Gottvertrauen gehören seit jeher
Mitgliedern dankbar, dass sie mit uns Kirche sind. Wir sind
zusammen. Diese Überzeugung ist wesentlicher Teil der
den Aktiven dankbar für das Engagement, mit dem sie die
jüdisch­christlichen Tradition und sie gehört deshalb auch
EKHN mitgestalten. Wir danken allen, die uns im Rahmen
zum Urgestein der evangelischen Kirche. Wir haben sie
ihrer Möglichkeiten finanziell unterstützen, sei es mit ihrer
auch zum Thema dieses Jahresberichts 2009/2010 gemacht.
Kirchensteuer, Kollekte oder Spende. Wir sind dankbar
Die geschilderten Arbeitsfelder variieren diese Überzeugung
für das Wohlwollen, für die konstruktive Kritik und für die
und zeigen, wie viele persönliche Facetten der christliche
Gebete, die unsere Kirche begleiten und fördern.
Glaube entfalten kann.
Mit diesem Jahresbericht lade ich Sie zu Streif­
zügen durch unsere Kirche ein. Vielleicht ergeht es Ihnen
Mehr als Ethik
dabei ähnlich wie mir in den ersten 18 Monaten meiner
Eigenes Handeln und Gottvertrauen gehören untrennbar
Amtszeit als Kirchenpräsident. Bei meinen vielen Fahrten
zusammen. Auch Jesus hat das gefordert und praktiziert.
kreuz und quer durch die Evangelische Kirche in Hessen
Wo es daran mangelt, verliert der Glaube seinen Bezug zur
und Nassau bin ich vielen beeindruckenden Menschen
Realität. Dann wird er nur noch hinter dicken Kirchen­
begegnet, deren Engagement das Herz erwärmt. Sie geben
mauern gefeiert, aber außerhalb nicht mehr gelebt. Gleich­
ein Zeugnis davon, was der Glaube an die erlösende Kraft
zeitig würde dann aber auch das Leben verkümmern, denn
von Jesus Christus alles bewirken kann.
es braucht den Bezug zum Glauben. Der christliche Glaube
bezieht beides aufeinander. Deshalb lässt er sich weder auf
einen feierlichen Ritus reduzieren, noch ist er lediglich eine
Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen
Ethik, die sich damit begnügen könnte, für die Gesellschaft
Ihr
und ihre Mitglieder Werte bereitzustellen. Er bietet beides:
Ritus und Ethik – aber eben nur zusammen. Nur so wird das
Zeugnis vom Gott der Bibel komplett.
Eigene Wege
Als evangelische Kirche sind wir davon überzeugt, dass kein
Mensch dem anderen vorschreiben kann, wie der Einzelne
zum Glauben findet und welcher Glaubensweg für sie oder
4
Dr. Volker Jung
Paulusplatz 1 · 64285 Darmstadt · Telefon (06151) 405-291
E-Mail [email protected]
Elfte Kirchensynode konstituiert
Bekenntnis zum Dialog
M
it ihrer konstituierenden Sitzung am 27. Mai 2010
hat die Elfte Kirchensynode der Evangelischen
Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) ihre Arbeit
aufgenommen. Ihre Amtszeit beträgt sechs Jahre. Sie
besteht aus 150 Personen, 138 wurden von den Dekanats­
synoden der EKHN gewählt. Zehn Mitglieder wurden
aufgrund ihres besonderen Sachverstands von der Kirchen­
leitung berufen. Zwei Synodale repräsentieren die
Evangelisch­Reformierte Stadtsynode aus Frankfurt.
Von den Synodalen sind 51 Pfarrerinnen und Pfarrer sowie
99 Ehrenamtliche. Das entspricht der Kirchenordnung,
die etwa ein Drittel Pfarrerinnen und Pfarrer sowie zwei
Drittel Ehrenamtliche vorschreibt. Die Synode ist gemäß
der Kirchenordnung das »maßgebende Organ der EKHN«.
Sie erlässt Gesetze, besetzt durch Wahl wichtige Leitungs­
ämter, beschließt den Haushalt und trifft wichtige kirchen­
politische Entscheidungen. Ausschüsse und regionale
Arbeitsgruppen bereiten ihre Entscheidungen vor. Geleitet
wird die Synode ehrenamtlich vom Kirchensynodalvorstand
mit dem Präses an der Spitze.
Neuer Präses
Am ersten Tag wählte die Synode den Wormser Studien­
direktor Dr. Ulrich Oelschläger zum Präses und die Pfarrerin
der Deutschen evangelisch­reformierten Gemeinde in
Frankfurt Dr. Susanne Bei der Wieden als Stellvertreterin.
Als drängende Themen für die Kirche benannte
Dr. Ulrich Oelschläger
Paulusplatz 1
64285 Darmstadt
Telefon (06151) 405-308
E-Mail synodalbuero
@ekhn-kv.de
Oelschläger den ökumenischen Dialog, den Dialog mit
anderen Religionen sowie mit der Philosophie und mit der
Politik. Er bekannte sich zu einem Glauben, der danach
drängt, die Gesellschaft mitzugestalten, und zu einer
Kirche, die ihre Sicht in den öffentlichen Diskussionen
lebhaft zu Gehör bringt. Das neue Amt ist ihm bestens
vertraut. Seit 1992 gehört er der Kirchensynode an. Seit
1998 ist er zudem Mitglied im Kirchensynodalvorstand. Oel­
schläger ist der erste Präses aus dem rheinland­pfälzischen
Teil des Kirchengebiets.
Ulrich Oelschläger studierte Germanistik, Theologie,
Philosophie und Deutsche Volkskunde. Er unterrichtet
die Fächer Deutsch, evangelische Religion, Philosophie
und Ethik sowie Hebräisch. Berufsbegleitend studierte er
Judaistik und schloss mit einer Promotion zum jüdisch­
christlichen Verhältnis ab.
n
5
Finanzdezernent Heinz Thomas Striegler zur finanziellen Lage
Die EKHN-Finanzen sind
ein kleiner Teil
des gefährdeten Finanzsystems
Nun ist die Finanz- und Wirtschaftskrise auch in der Evangelischen Kirche in Hessen und
Nassau (EKHN) angekommen. Nach den ersten vier Monaten des Jahres 2010 ist absehbar,
dass die Einnahmen nicht ausreichen werden, um die Ausgaben decken zu können.
D
ie Jahresrechnung 2009 ist allerdings noch
Landeskirchen in Deutschland) in Höhe von 16 Mio. Euro zu
besser ausgefallen als erwartet. Im Jahr 2009
nennen. Darüber hinaus sind Mindereinnahmen gegenüber
konnten Kirchensteuern im Volumen von rund
dem Planansatz zu verzeichnen.
431 Mio. Euro in den Haushalt überführt werden.
Dies entspricht einem Minus von rund 30 Mio.
Von dem Überschuss sollen 11 Mio. Euro der zweck­
gebundenen Rücklage »Ergebnisorientierte Komponente
Euro gegenüber dem Jahr 2008, zugleich überschreiten
des Entgelts 2009« für die etwa 20.000 Beschäftigten und
sie aber den Planansatz um 16 Mio. Euro. Das Jahr 2009
31,73 Mio. Euro der gesamtkirchlichen Ausgleichrücklage
markiert also eine Trendwende und beendet eine vier Jahre
zugeführt werden. Angesichts der eher sehr gedämpften
währende Zeitspanne von 2006 bis 2009, die für die EKHN­
Erwartungen für das Jahr 2009 ist das ein insgesamt noch
Finanzen sehr positiv war. 2009 ist die Kirchenlohnsteuer
sehr erfreuliches Ergebnis.
um 4,61 Prozent gesunken, die Kircheneinkommensteuer
sogar um 23,26 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zurück­
Stand der Rücklagen
zuführen ist dies auf stark eingebrochene Unter nehmens­
Nach den Einbrüchen des Jahres 2008 haben sich im Jahr
gewinne, die Wiedereinführung der Pendlerpauschale und
2009 auch die Kapitalmärkte erholt und stille Reserven
die Rückabwicklung der offenen Veranlagungen 2007 und
wurden wieder aufgebaut. Die Umstrukturierung der
2008. Auch die Einführung der Abgeltungsteuer und die
Vermögensanlagen in den letzten Jahren im Sinne einer
damit verbundene Absenkung des Steuertarifs hat das
breiten Diversifizierung – also Streuung der Vermögens­
Kircheneinkommensteueraufkommen deutlich gemindert.
anlagen in viele verschiedene Anlageklassen – hat sich
gerade 2009 im Rahmen der Erholung und Normalisierung
der Märkte bewährt. Am Ende des Jahres 2009 weist die
Versorgungsstiftung wieder einen Deckungsgrad von
Kirchensteuereinnahmen
[Mio. Euro]
Planansatz
Rechnungsergebnis
2009: 430,9
500
450
100 Prozent auf und im Treuhandvermögen konnten sogar
alte Höchststände wieder erreicht werden. Trotz dieser
positiven Entwicklung ist Vorsicht angezeigt. In den
400
besonders sensiblen Vermögensbereichen wie Treuhand­
vermögen (hohe Zinsverpflichtungen) und der Kirchbau­
350
rücklage (ohne stille Reserve 2009 gestartet) haben wir
300
zusätzliche Sicherungsinstrumente verankert, um sie bei
2002
2004
2006
2008
2010
2012
erneuten Einbrüchen der Märkte stabilisieren zu können.
Rücklagen auf Sollniveau
6
Der Saldo von Einnahmen und Ausgaben für das Jahr 2009
Die EKHN­Rücklagen einschließlich der Kirchbaurücklage,
ergibt unbereinigt 42,7 Mio. Euro. Als Gründe dafür sind auf
aber ohne Clearingrückstellung und Versorgungsstiftung,
der Einnahmenseite die bereits erwähnten Steuer mehr­
entsprechen derzeit in etwa den Ausgaben eines Haushalts­
einnahmen von 16 Mio. Euro gegenüber dem Planansatz
jahrs und damit nach der EKD­weiten Darstellungsform
sowie eine Steuerrückzahlung aus dem Clearingverfahren
auch annähernd der anzustrebenden Zielmarke. Aber mit
(dem internen Verrechnungsverfahren der evangelischen
den geplanten Rücklagenentnahmen des Jahrs 2010 in
Die Kirchensynode hat Oberkirchenrat
Heinz Thomas Striegler am 24. November 2009
zum Leiter der Kirchenverwaltung gewählt.
Er trat sein Amt am 1. August 2010 an und
übernahm damit die Nachfolge von
Oberkirchenrätin Sigrid Bernhardt-Müller,
die in den Ruhestand ging.
Höhe von 43 Mio. Euro wird dieses zunächst positive Bild
Die hohen Staatsschulden und der damit verbundene
wieder relativiert. Zudem rechnen wir damit, auch im Jahr
Konsolidierungsdruck werden die Konjunktur eher bremsen
2011 wieder Rücklagenentnahmen einplanen zu müssen.
und Wachstumsraten in andere Regionen der Welt verlagern.
Wir wollen sie nach den derzeitigen Zielvorstellungen auf
Dies wird sich auch auf die EKHN negativ auswirken. Wir
maximal 20 Mio. Euro begrenzen. Frühestens 2012 können
stellen uns darauf ein. Zur vorsorgenden Finanzpolitik der
wieder schwarze Zahlen eingeplant werden.
letzten Jahre zählen:
n■
die Bildung einer Kirchbaurücklage zur nachhaltigen
Negativtrend hält 2010 an
Entlastung der Kirchengemeinden bei den Bauunter­
Im laufenden Jahr 2010 hat sich der negative Trend bei den
haltungsverpflichtungen für Kirchengebäude
Kirchensteuereinnahmen noch weiter verschärft. In den
n■
ersten vier Monaten 2010 konnten knapp 5 Prozent – rund
7 Mio. Euro – weniger in den Haushalt der EKHN überführt
die Stärkung der allgemeinen Rücklagen und der
Versorgungsstiftung
n■
die Bildung einer zweckgebundenen Rücklage für
werden als im Vorjahr. Aufgrund von statistischen Sonder­
energiesparendes Bauen in Kirchengemeinden und
effekten klingt diese Zahl aus den ersten vier Monaten nicht
Dekanaten (Ökofonds)
ganz so negativ wie erwartet. Für das gesamte Jahr 2010 ist
Angesichts dieser Maßnahmen ist die EKHN
ein Minus von gut 10 Prozent bei den Steuereinnahmen ein­
vergleichsweise gut gerüstet, auch Krisenzeiten zu
geplant worden.
meistern. Sie leistet damit zudem einen Beitrag zur
Generationengerechtigkeit.
Regulierung der Finanzmärkte vordringlich
Gerade die Zeiten zurückgehender Einnahmen
Nach der Banken­, Finanzmarkt­ und Wirtschaftskrise sind
machen uns noch intensiver bewusst, in welchem Maße wir
nunmehr die Staatsfinanzen besonders in der westlichen
bei der Erfüllung unserer Aufgaben auf unsere Mitglieder
Welt Sorgenkind Nummer eins. Die stark divergierende
angewiesen sind. An dieser Stelle danke ich daher herzlich
Wirtschaftskraft in den Ländern der Währungsunion und
all jenen, die Kirchensteuern zahlen und damit unsere
die mangelnde Stringenz bei der Einhaltung der Maastricht­
Arbeit in den Bereichen der Verkündigung, der Seelsorge
kriterien hat unsere Währung in ein schwieriges Fahr­
und Beratung, der Diakonie und der Ökumene sowie in der
wasser gebracht. Diese Entwicklung wurde durch die
Bildung und der gesellschaftlichen Verantwortung ermög­
weltweite Krise an den Finanzmärkten nur beschleunigt.
lichen.
Der Euro steht vor seiner ersten harten Bewährungsprobe.
Die Erfahrung der letzten Jahrzehnte lehrt, dass eine
konsequente Konsolidierungspolitik erforderlich, aber
auch geeignet ist, um aus der Verschuldungsfalle wieder
herauszukommen. Was aber nutzt ein langfristiges Konsoli­
dierungskonzept mit schmerzhaften Sparanstrengungen,
wenn aus den globalen Finanzmärkten neues Ungemach
droht? Diese Fragestellung zeigt, wie vordringlich eine
Regulierung der globalen Finanzmärkte ist.
Heinz Thomas Striegler
Leiter des Dezernats Finanzen, Bau und Liegenschaften
Paulusplatz 1 · 64285 Darmstadt · Telefon (06151) 405-344
E-Mail [email protected]
7
Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) im Profil
Geistliche und
gesellschaftliche Vielfalt
Ganz unterschiedliche Regionen, Lebensstile und Glaubenstraditionen finden in der EKHN
zusammen. Zu ihr gehören das Rhein-Main-Gebiet mit seiner quirligen und internationalen
Urbanität sowie Teile der umliegenden Mittelgebirge mit ihren traditionsreichen Städten und
dörflichen Lebensgewohnheiten. Die EKHN hat lutherische und reformierte, liberale und
pietistische Traditionen. Diese geistliche und gesellschaftliche Vielfalt gibt der EKHN ihr
besonderes Profil.
Traditionen
Die EKHN ist aus den evangelischen Kirchen im Fürstentum
Nassau, im Großherzogtum Hessen­Darmstadt und der
ehemals freien Reichsstadt Frankfurt hervorgegangen.
Die Gemeinden der drei Ursprungskirchen brachten ihre
reformierte, lutherische oder die unierte Tradition mit.
Besonders im Nordwesten des Kirchengebiets, zum Sieger­
land hin, ist der Einfluss des Pietismus spürbar. In den
großen Städten dominiert die liberale volkskirchliche
Frömmigkeit. Die verschiedenen regionalen Traditionen
in der EKHN spiegeln sich zum Teil in den Namen der
Propsteien wider:
n■
Nord­Nassau umfasst den Westerwald, den Taunus, das
hessische Hinterland und Teile des Lahn­Dill­Gebiets.
n■
Süd­Nassau umfasst den Taunus, den Rheingau und den
Taunussüdhang von Wiesbaden bis Bad Homburg.
D
n■
Oberhessen umfasst Gießen, den Vogelsberg und die
n■
Rheinhessen umfasst Mainz, den Wonnegau und das
n■
Rhein­Main umfasst Frankfurt, Offenbach, das nördliche
Wetterau.
ie EKHN liegt im mittleren Westen Deutschlands.
Zwei Drittel ihres Gebiets befinden sich im süd­
westlichen Hessen und ein Drittel im östlichen
Rheinland­Pfalz. Politisch gesehen umfasst die
rheinhessische Hügelland.
EKHN in ihrem rheinland­pfälzischen Teil die
kreisfreien Städte Mainz und Worms sowie die Landkreise
Ried, die Gemarkung Dreieich und den Rodgau.
n■
Alzey­Worms und Mainz­Bingen sowie den Westerwaldkreis
Starkenburg umfasst Darmstadt, den Odenwald, die
Bergstraße und das südliche Ried.
und den Rhein­Lahn­Kreis.
Im hessischen Teil der EKHN liegen die kreisfreien
Städte Gießen, Wiesbaden, Frankfurt, Offenbach und
Darmstadt sowie die Landkreise Marburg­Biedenkopf (teil­
weise), Limburg­Weilburg, Gießen, Groß­Gerau, Darmstadt­
Dieburg und Offenbach, dazu der Lahn­Dill­Kreis, der
Vogelsbergkreis, der Hochtaunuskreis, der Wetteraukreis,
der Rheingau­Taunus­Kreis, der Main­Taunus­Kreis, der
Kreis Bergstraße und der Odenwaldkreis. Die Städte Wetzlar
und Braunfels werden vom Gebiet der EKHN umschlossen,
sind aber Teil der Evangelischen Kirche im Rheinland.
8
➔ Weiter auf Seite 11
Mitgliedschaften in der EKHN 2009
Mitglieder
Aufnahmen insgesamt
davon:
n Kindertaufen
n Erwachsenentaufen
n Wiedereintritte
n Austritte
n Bestattungen
n
n
1.746.407
17.443
13.056
1.179
3.208
11.330
21.460
Kennzahlen der EKHN 2009
Kirchengebiet der EKHN
Bevölkerung im Kirchengebiet
n davon EKHN-Mitglieder
mit erstem Wohnsitz innerhalb der EKHN
n Propsteien
n Dekanate
n Gemeinden
n Beschäftigte
n Ehrenamtliche
davon circa zwei Drittel Frauen,
ein Drittel Männer
13.359 km2
4,9 Mio.
n
n
Kassel 1.7 Mio.
6
47
1.169
ca. 20.000
ca. 65.000
Korbach
Hallenberg Bromskirchen
Heinebach
Battenberg Nordrhein-Westfalen
Hessen
Biedenkopf
Bad Hersfeld
Siegen
Marburg
Gladenbach Hachenburg Montabaur
Marienfels
Weilmünster Runkel
Schotten
Ulfa
Butzbach
Limburg
Fulda
Laubach
Gedern
Freiensteinau
Nidda
Bad Nauheim
Friedberg
Lahnstein
Ortenberg
Büdingen Nastätten Grünberg
Fernwald
Lich Wetzlar
Usingen Nassau
Gießen
Weilburg
Bad Ems
Lauterbach Mainzlar
Diez Koblenz Selters
Höhr-Grenzhausen
Alsfeld
Homberg
Schlitz Fraurombach Waldgirmes Westerburg
Dillenburg
Herborn Bad
Marienberg
Haiger
St. Goarshausen
Bad Schwalbach
Taunusstein
Mainz Frankfurt Wiesbaden
Ingelheim
Karben Bad Vilbel Bad Soden Eppstein Sulzbach Eltville Rüdesheim Bad Homburg Idstein
Bingen
Offenbach
Neu-Isenburg Seligenstadt Dietzenbach
Dreieichenhain
Langen
Rüsselsheim
Egelsbach Groß-Gerau
Bad Kreuznach Badenheim
Wöllstein
Nierstein Oppenheim Darmstadt Riedstadt Alzey
Rheinland-Pfalz
Gernsheim
Bürstadt
Worms Ludwigshafen Aschaffenburg
Bayern
Dieburg
Groß-Umstadt Ober-Ramstadt
Pfungstadt
Osthofen Hanau
Seeheim-Jugenheim
Nieder-Kinzig Michelstadt Bensheim
Heppenheim
Amorbach Beerfelden Viernheim
Mannheim
Heidelberg Erbach
Baden-Württemberg
Neckarsteinach
9
Pfarrstellen in der EKHN 2009
Gemeindepfarrstellen
EKHN-Mitarbeiter/-innen 2009
[Beschäftigte]
Beschäftigte ohne Pfarrdienst
mit mindestens einer halben Stelle:
n Erzieher/-innen
n Sekretariat/Sachbearbeitung
n Gemeinde-/Sozialpädagogik, Sozialarbeit
n Krankenpflegeberufe
n Reinigungskräfte
n Hauswirtschaft
n Küster/-innen und Hausmeister/-innen
n Kirchenmusiker/-innen
n andere Berufe
5.289
1.486
593
958
911
509
299
203
2.531
12.779
Beschäftigte mit weniger als einer halben Stelle
Beschäftigte insgesamt
7.206
19.985
Regionale Pfarrstellen
n Dekanspfarrstelle
n Krankenhaus-, Kur-, Reha- und Hospizseelsorge
n Altenheimseelsorge
n Alten-, Kranken- und Hospizseelsorge (AKH-Stellen)
n Gehörlosen- und Behindertenseelsorge
n Gefängnisseelsorge
n Schulseelsorge
n Notfallseelsorge
n Telefonseelsorge
n Stadtkirchenarbeit
n Stadtjugendarbeit
n Studierendengemeinden
n Fach- und Profilstellen
n Schule (ohne Schulseelsorge)
Gesamtkirchliche Pfarrstellen
n Kirchensynode, Kirchenleitung
n Kirchenverwaltung
n Gesamtkirchliche Bildungseinrichtungen
n Zentren
n sonstige gesamtkirchliche Pfarrstellen
n Diakonie
Pfarrstellen insgesamt
[Stellen]
1.034
35,75
51
9
14
10,5
12,5
13
8
4,5
10
7
8
72,75
149
405
13,5
15,5
21
33,5
21,5
8,5
113,5
1.552,5
Sexualisierte Gewalt in der Gesellschaft und in der EKHN
Taten, die im kirchlichen Bereich
besonders schwer wiegen
I
10
n seinem Bericht vor der Kirchensynode im Mai 2010
zwei Fällen geblieben. Gegen zwei weitere Personen wird
hat sich Kirchenpräsident Volker Jung auch über
noch ermittelt.«
sexualisierte Gewalt geäußert: »Das Thema sexueller
Insgesamt ist die EKHN mit circa 30 Betroffenen im
Missbrauch hat in den letzten Wochen und Monaten viele
Gespräch. Deren Missbrauchserfahrungen liegen zumeist
Menschen sehr bewegt. Es ist ein gesamtgesellschaftliches
zehn bis 30 Jahre zurück. Diese Gespräche zeigen auf
Thema. Die Kirchen stehen dabei besonders im Blickpunkt,
erschütternde Weise, wie schwer es sein kann, ein erfülltes
denn sexualisierte Gewalt wiegt im kirchlichen Bereich
Leben zu führen, wenn man in der Kindheit und Jugend
besonders schwer. Und das hat etwas mit dem Zuspruch
sexualisierte Gewalt erfahren hat. Viele Betroffene
und dem Anspruch zu tun, mit dem wir und unter dem wir
sprechen zum ersten Mal über das Erlebte. Manche haben
leben. Denn als Kirche wollen wir zum Wohl von Leib, Seele
große Scheu vor einer juristischen Auf arbeitung, da sie
und Persönlichkeit von Menschen beitragen. Es ist sicher so,
ihnen neue und große seelische Qual zumuten würde.
dass die römisch­katholische Kirche noch einmal in anderer
Menschen, die jetzt nach oft jahrzehntelangem Schweigen
Weise und deutlich intensiver von dem Thema betroffen ist
zu sprechen wagen, nähern sich dem Thema aus unterschied­
als die evangelische Kirche. Trotzdem gibt es auch in der
lichen Motiven: Manchmal soll das Erlebte noch juristisch
EKHN Menschen, die sich gemeldet haben, weil sie Opfer
aufgearbeitet werden oder die Täter sollen gestehen und
von Missbrauch auch in unserer Kirche gewesen sind –
ihre Taten bereuen. Vielfach steht der Wunsch nach seel­
manche vor vielen Jahren. Im ersten Halbjahr 2010 ist es bei
sorglicher oder therapeutischer Hilfe im Vordergrund.
➔ Fortsetzung von Seite 8
Aufgaben der Pröpstinnen und Pröpste bleiben die geist­
liche Leitung in ihrem Bereich, die Ordination der
Konfessionen
Pfarrerinnen und Pfarrer sowie die Visitation der Gemeinden,
Die Gebiete der EKHN sind seit der Reformzeit überwiegend
Dekanate und Institutionen. Neu hinzugekommen ist die
evangelisch. Ausnahmen sind der Großraum Mainz, der
Dienstaufsicht über die Dekaninnen und Dekane, die bisher
Rheingau, der Rodgau und die Bergstraße, die traditionell
vom Kirchenpräsidenten ausgeübt wurde.
Dekaninnen und Dekane, Pröpstinnen und Pröpste
mehrheitlich katholisch geprägt sind. Die konfessionellen
Anteile in der Bevölkerung haben sich infolge der großen
sowie der Kirchenpräsident erhalten in Zukunft einen
Mobilität in den vergangenen Jahrzehnten stark ange­
festen Predigtauftrag in einer Kirchengemeinde und das
glichen. Dennoch sind die traditionellen Prägungen zum
sogenannte Predigtrecht. Das ist das Recht, in allen
Beispiel an der Zentral­ oder Randlage der Kirchen und an
Gemeinden ihres Verantwortungsbereichs auf Wunsch
ihrem Alter oft noch erkennbar.
predigen zu können. Auch das ist neu.
Neue Kirchenordnung
Jahre lang beraten worden. Eine Vielzahl an Gemeinden
Die Änderungen der Kirchenordnung waren vier
Seit Mai 2010 gilt in der EKHN eine neue Kirchenordnung.
und Einzelpersonen hatte Vorschläge dazu gemacht. Am
Dieses Gesetz ist eine Art »Verfassung der EKHN«. Es enthält
20. Februar 2010 schließlich beschloss die Zehnte Kirchen­
wichtige kirchenrechtliche Grundlagen und regelt den
synode die neue Fassung mit mehr als der erforderlichen
Auftrag und den Aufbau der Gemeinden, Dekanate und der
Zweidrittelmehrheit.
n
gesamtkirchlichen Institutionen. Wichtigste Neuerung:
Der Kirchenleitung gehören nun auch die Pröpstinnen
und Pröpste sowie mit beratender Stimme die Dezernenten
der Kirchenverwaltung und ein Vorstandsmitglied des
Diakonischen Werks an.
Das Leitende Geistliche Amt (LGA), dem die
Pröpstinnen und Pröpste bislang angehörten, wird mit der
Kirchenleitung verschmolzen. Die geistliche und die recht­
liche Leitung der EKHN wird damit in einem Gremium
zusammengefasst. Das macht die Entscheidungswege klarer
Die neue Zusammensetzung der Kirchenleitung
n
n
n
n
n
n
n
Kirchenpräsident
Stellvertreterin des Kirchenpräsidenten
Leiter der Kirchenverwaltung
sechs Pröpstinnen und Pröpste
zwei Mitglieder des Kirchensynodalvorstands
zwei bis vier nicht ordinierte Gemeindemitglieder, die von der
Kirchensynode gewählt werden
beratend: drei Dezernentinnen und Dezernenten der Kirchenverwaltung sowie ein Vorstandsmitglied des Diakonischen Werks
und kürzer.
Maßnahmen
Unabhängige Prüfung der Vorwürfe
Auf Bitten der EKHN bietet das Evangelische Zentrum für
Bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch schaltet die EKHN
Beratung und Therapie am Weißen Stein in Frankfurt
grundsätzlich die Staatsanwaltschaft ein, damit die Vor­
Betroffenen professionelle Soforthilfe und mittelfristige
würfe möglichst sachbezogen und unabhängig geprüft
Begleitung an. Die EKHN ist bereit, Kosten für Therapien
werden. Dies unterbleibt nur, wenn das Opfer es ausdrück­
Juristin und
Gleichstellungsbeauftragte
Maren Cirkel
Telefon (06151) 405-423
E-Mail maren.cirkel
@ekhn-kv.de
und Rechtshilfe bei sexuellem Missbrauch in ihrem Bereich
lich wünscht. Beschuldigte werden in der Regel bis zum
unbürokratisch zu erstatten. Eine eigene Kontaktstelle für
Ende der Ermittlungen vom Dienst suspendiert. Nach
Täter – oder Menschen, die fürchten, zu Tätern zu werden –
Abschluss eines eventuellen strafrechtlichen Verfahrens
wird eingerichtet. Die Ausbildungsgänge werden daraufhin
führt die EKHN ein eigenes disziplinarrechtliches Verfahren
geprüft, ob die Problematik ausreichend vermittelt wird.
durch.
Bereits 2001 wurden in der EKHN regionale sowie
Die EKHN ermutigt Menschen, die in der EKHN
zentrale Ansprechpersonen für diese Fragen benannt. Seit
Opfer sexueller Übergriffe geworden sind, entweder mit der
damals gibt es Informationsbroschüren darüber. Sie können
Polizei, einer kirchlichen Person ihres Vertrauens oder den
kostenlos bei der EKHN bestellt oder unter www.ekhn.de
offiziellen Ansprechpersonen Kontakt aufzunehmen.
heruntergeladen werden.
n
11
Religiöse Orientierung in der Kindertagesstätte in Nieder-Kinzig, Odenwald
Geh, dein Glaube hat dir geholfen
Die Kita Kindernest hat ihren religionspädagogischen Ansatz weiterentwickelt. Dabei hat
sie auf neue Weise entdeckt, was sie als evangelische Einrichtung ausmacht. Sie setzt damit
ein Anliegen um, das die Kirchensynode formuliert hat und das auch ein Baustein der
Qualitätssicherung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) ist: ein erkennbares
evangelisches Profil.
L
eider fehlen ihm inzwischen ein Pfeifenputzerarm
Hier werden 45 Kinder aus dem nördlichen Teil der Kirchen­
und ein hölzernes Bein. Einem minimalistischen
gemeinde Kirchbrombach betreut, die acht Dörfer umfasst.
Kunstwerk gleich hängt der Gekreuzigte am
Eingang der Kita Kindernest in Nieder­Kinzig, vor
Ein blinder Bettler
ihm kurven Kinder auf Dreirädern und Bobby­Cars.
Heute ist Gottesdiensttag. Im Gruppenraum singen die
»Früher hätten wir das wohl nicht gemacht, ein Kreuz auf­
Kinder ein Lied: »Jesus kommt in unsere Stadt«. Ein Mann
gehängt«, überlegt die Leiterin der Einrichtung, Monika­
in weißem langen Gewand und einem Tuch über dem Kopf
Christine Mohr­Tyrai. Inzwischen scheut sich die Kita nicht
tritt ein. »Oh, störe ich?« Lachen. »Das ist Pfarrer Klein«,
mehr, ihr evangelisches Profil sichtbar zu zeigen. Dem
ruft ein Junge. Der Mann sagt, er sei Jesus, und lädt alle ein,
voraus ging ein längerer Findungsprozess, an dessen Ende
ihm nach Jerusalem zu folgen. Neugierig drängelt sich die
eine wichtige Erkenntnis stand: Gerade indem wir Offenheit
Kinderschar durch den schmalen Gang, der in den Turnraum
zulassen, gewinnen wir Profil. Der unvollständige Jesus am
führt. Hier erwartet sie großes Geschrei: »Jesus, hier bin
Kitaeingang, den ein Junge auf eigene Faust zusammen­
ich, hilf mir!« Die Erzieherinnen sind genervt: »Ein blinder
gezimmert hat, ist dafür nicht das schlechteste Symbol.
Bettler, was will er, er soll ruhig sein.« Jesus wendet sich
Nieder­Kinzig im Odenwald, gut 800 Einwohner, ist
dem Schreienden, Bartimäus, zu: »Holt ihn her!« Aufmerk­
heute ein Stadtteil von Bad König, aber das konnte seinem
sam verfolgen die Kinder das Geschehen. Gleich finden sich
dörflichen Charakter nichts anhaben. Seit vielen Jahren ist
zwei, die den Blinden – in Wirklichkeit eine Erzieherin –
im alten Dorfschulhaus die evangelische Kita untergebracht.
12
führen. Sie trägt eine Binde vor den Augen, die Jesus ihr
jetzt abnimmt. Ganz still ist es. »Geh, dein Glaube hat dir
geholfen.«
»Das ist ein glücklicher Tag für Bartimäus. Wir
können uns mit ihm freuen«, meldet sich eine Erzieherin zu
Wort. Alles steht auf, ein Lied wird angestimmt und im Nu
verwandelt sich die Szenerie in ein fröhlich tanzendes
Durcheinander. Am Ende singen alle gemeinsam einen
Segen: »Geh nun in Frieden, Gott wird euch leise
begleiten.«
Ein typischer Gottesdienst im Kindernest. Gemein­
sam vorbereitet von den Erzieherinnen und dem Pfarrer, mit
wachsen, berichtet Helmut Klein. Gezielt angegangen
dem Anspruch, eine biblische Geschichte nicht einfach zu
worden sei die Weiterentwicklung des religionspädago­
erzählen, sondern erlebbar zu machen. Die Kinder sollen
gischen Profils mit dem Antritt von Monika­Christine Mohr­
zur Mitwirkung bewegt werden, ihren Ort in dem Geschehen
Tyrai als Leiterin 1999, fortgeführt wurde sie mit dem
finden, sagt Helmut Klein, Diplompädagoge und seit
Einstieg in das Qualitätsentwicklungsprogramm der Landes­
20 Jahren Pfarrer der Gemeinde Kirchbrombach. Aufgeteilt
kirche, bei dem die Kita das Schwerpunktthema Religions­
in zwei Gruppen lassen die Kinder die Geschichte noch ein­
pädagogik wählte.
mal Revue passieren. »Uns ist es wichtig, dass die biblische
Ganz am Anfang standen Gespräche mit den
Handlung nicht isoliert stehen bleibt, sondern ins Leben
Erzieherinnen über Kirche und Glauben. »Das Thema war
hineingetragen wird«, sagt Mohr­Tyrai. Aber der Weg dahin
sehr angstbesetzt«, erinnert sich der Pfarrer. Unter den
braucht Freiräume und keine vorschnellen didaktischen
Erzieherinnen gab es die Sorge, nicht die »richtige«
Schlüsse. Daher lassen die Erzieherinnen die Eindrücke
evangelische Einstellung zu haben und vermitteln zu
der Kinder stehen. Häufig, sagt die Leiterin, kommen die
können. »Aber der Glauben selbst ist kein Können, das
Kinder sogar selbst auf ein Thema zurück. Der Zeitpunkt
erlernt werden muss.« In seiner Unfertigkeit gilt es ihn
wird kommen, die Verbindung zum übergeordneten Thema
anzuerkennen, findet Klein.
Nächstenliebe zu ziehen.
Für das Kollegium sei dieser Weg hin zu einem
evangelischen Profil, hinter dem alle stehen können, »wie
Mit den Kindern auf die Reise gehen
eine Befreiung« gewesen, berichtet die Leiterin. Und
Diese offene pädagogische Haltung, die weniger Antworten
das, obwohl das städtische Einzugsgebiet für eine bunte
vorgeben als die Lust am Fragen wecken will, musste erst
Mischung in der Kita sorgt: Neben türkischen Kindern
gibt es auch einige aus russischen Aussiedlerfamilien
baptistischen Glaubens. »Es war daher eine wichtige Frage
Kirchengemeinde
Kirchbrombach
Pfarrer Helmut Klein
Telefon (06063) 1471
E-Mail ev.kirchbrombach
@t-online.de
für uns, wie wir Ausgrenzung verhindern.« Gottesdienste
werden rechtzeitig angekündigt, damit Eltern ihr Kind
früher abholen können, wenn sie das möchten. Der
befürchtete Widerstand von Eltern sei allerdings ausge­
blieben. »Und wenn er käme, würden wir uns jetzt nicht
schwertun zu sagen: Dann sind Sie in dieser Kita falsch«, ist
sich das Team einig.
Immer wieder erleben die Erzieherinnen, dass die
Entdeckungslust der Kinder eigene Wege geht und für sie
Kita Kindernest
Leiterin
Monika-Christine Mohr-Tyrai
Telefon (06063) 875
E-Mail evang.kitakindernest
@t-online.de
ein unvorhergesehener Zauber in Details liegt. Nach dem
Gottesdienst hält die sechsjährige Amelie die Augenbinde
in der Hand und hält sie an die Nase. »Sie riecht nach
Bartimäus«, meint sie. Andere Kinder wollen auch riechen.
Ehrfürchtiges Nicken. »Was machen wir jetzt damit?«, fragt
ein Junge. Eins ist gewiss, sie werden auf diese Geschichte
zurückkommen.
n
13
Monika-Christine Mohr-Tyrai, Leiterin der Kita Kindernest, über evangelisches Profil
Gott im Sandkasten
eine Riesenerlaubnis, durch die ich eigentlich erst an­
fangen konnte, eine kindgerechte Religionspädagogik zu
entwickeln.«
Feiern Sie in der Kita auch andere religiöse Feste – etwa mit
den muslimischen Kindern das Zuckerfest?
MOHR-T yRAI:
»Nein, dadurch würden wir nach meiner
Ansicht auch unsere Glaubwürdigkeit verlieren. Aber wir
bemühen uns, gute Gastgeber zu sein. Dazu gehört, dass wir
nach Möglichkeit religiöse Essensvorschriften achten. Und
wir kommen gerne, wenn wir eingeladen werden – etwa vor
kurzem in das muslimische Gebetshaus in Höchst.«
Monika-Christine Mohr-Tyrai
ist seit 1999 Leiterin der Kita
Kindernest. Sie hat selbst
ein Handbuch zur Religionspädagogik ver fasst mit
zahlreichen Beispielen aus der
Praxis.
Wie würden Sie Ihren heutigen religionspädagogischen
Welchen Mehrwert hat die christliche Religion im Umgang mit
Ansatz beschreiben?
den Kindern?
MOHR-T yRAI:
»Er ist sehr alltagsnah, viele Fragen ent­
MOHR-T yRAI:
»Für mich sind das christliche Menschenbild
stehen spontan in Gesprächen. Mir ist bei einer Tagung mal
und das Verständnis von Nächstenliebe ein gutes Vorbild für
die Formulierung von ›Gott im Sandkasten‹ begegnet, die
die Beziehung, die wir anstreben: Es geht um Zuwendung
fand ich sehr passend. Ausgangspunkt und Maßstab ist die
und bedingungslose Annahme und die Bereitschaft, die
Lebenswelt der Kinder. Es geht darum, Themen und
kindliche Perspektive auf die Welt anzuerkennen.«
n
Materialien anzubieten und Fragen zu motivieren. Die
Kinder sollen Erfahrungen mit biblischen Texten machen,
die positiv besetzt sind.«
Kindertagesstätten in der EKHN 2009
Lag dieser Ansatz für Sie persönlich immer auf der Hand?
MOHR-T yRAI:
»Nein, überhaupt nicht. Ich habe zum
Beispiel früher in einer Gemeinde gearbeitet, da sollte ich
freitags den Kindern immer den Bibeltext vorlesen, der
sonntags als Predigttext dran war. Ich empfand das als
hohles Ritual, völlig losgelöst von der Lebenswirklichkeit
der Kinder.«
Wie sind Sie da weitergekommen?
MOHR-T yRAI:
»Es waren immer wieder Menschen, zum
Beispiel auf Fortbildungen, die mir das Gefühl gegeben
haben: Es ist okay, wenn auch du im Glauben zweifelst und
dich auf die Suche nach Gestaltungsformen machst, die
besser für dich passen. Für mich war das wie ein Türöffner –
14
Hessen
Kitas
Kita-Gruppen
n Kita-Plätze
n belegte Plätze
n Auslastung
n Mittagessen für Kinder
n Kinder mit
Migrationshintergrund
n
n
489
1.472
34.003
31.623
93,0 %
18.341
12.333
RheinlandPfalz
111
327
7.614
7.043
92,5 %
3.451
2.395
EKHN
600
1.799
41.617
38.666
92,9 %
21.792
14.728
Die Anzahl der Einrichtungen bleibt weitgehend konstant.
Die Anzahl der Gruppen erhöht sich um knapp 2 %. Mit einer
deutlichen Zunahme an Gruppen wird erst für 2010/2011
gerechnet.
Die Anzahl der Plätze erhöht sich nur sehr geringfügig.
Mehr als jedes zweite Kind erhält eine Mittagsverpflegung.
Der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund erhöht sich
nochmals leicht und liegt bei circa 38 % (Vorjahr 36 %).
Konfirmandenfreizeit der Erlösergemeinde Wiesbaden-Sauerland
Auf der Suche nach Maßstäben
für das eigene Leben
Pubertät ist spannend. Die Jugendlichen lehnen sich auf gegen das System der Älteren. Testen
ihre Grenzen, setzen auf Konfrontation. Sie suchen aber auch nach Maßstäben und Werten
für ihr Leben. Die Konfirmandenzeit ist da mittendrin und kann Orientierung bieten. Deshalb
stellt Pfarrer Andreas Jung in Wiesbaden die Konfis mit ihrer Lebenssuche in den Mittelpunkt
und verknüpft sie mit elementaren Symbolen und biblischen Aussagen.
D
ie Braut ist wunderschön. Sie trägt ein bunt
bedrucktes Kleid, ist mit Blüten geschmückt,
darüber weht ein zarter Schleier. Doch etwas
stimmt nicht. Sieht man genau hin, blitzen im
Brustausschnitt Glasscherben. Die Mundwinkel
des Maskengesichts sind nach unten gezogen, unter den
Augen kullern Tränen. Leonie steht neben der von ihr
gestalteten lebensgroßen Figur. Die Konfirmandin der
Wiesbadener Erlösergemeinde ist zusammen mit acht Gleich­
altrigen – drei Mädchen und fünf Jungen – auf Freizeit. An
der idyllischen Stickelmühle mitten im Odenwald sucht
Leonie nach Worten.
»Was ist los mit dieser Braut?« »Sie ist enttäuscht,
weil sie ihr Freund betrügt – seit zwei Jahren schon.« Das
zierliche Mädchen spricht leise und stockend: »Ihr Traum
ist zerbrochen, wie ein Spiegel.« Pfarrer Andreas Jung fragt
beharrlich nach: »Welcher Traum ist da geplatzt?« »Der,
eine eigene Familie zu haben.« »Was ist so toll daran?« »Sie
bietet Geborgenheit, aber auch die Möglichkeit, selbst­
ständig zu leben.« Dann erfährt Jung, dass die Frau auch
Konfirmationen, Taufen in der EKHN
wütend ist. Auf den Betrüger, die Nebenbuhlerin oder viel­
Konfirmationen 2009
Taufen 1995
Taufen 2009
leicht auch auf sich selbst? Leonie geht auf das Frage­
Antwort­Spiel ein. »Was kann der Frau helfen?« »Sich ab­
lenken, vergessen reicht wohl nicht. Sie braucht einen
40.000
18.784
18.978
14.919
30.000
guten Freund, der ihr hilft, den richtigen Weg zu finden«,
so Leonies Fazit. Die andern Konfis haben aufmerksam zu­
gehört.
Kurzer Blick ins Innere
Pfarrer Jung hat in seiner langjährigen Arbeit mit Konfir­
20.000
10.000
0
1959
1969
1979
1989
1999
2009
mandinnen und Konfirmanden – oft auch kurz »Konfis«
genannt ­ schon manches ausprobiert. Eine alte Schneider­
puppe, die er zufällig am Straßenrand fand, brachte ihn auf
die jüngste Idee. Die Jugendlichen stylen sie selbst – mit
➔ Weiter auf Seite 17
Nahezu alle getauften 14-Jährigen lassen sich auch
konfirmieren. Das zeigen die um 14 Jahre versetzt, weitgehend
parallel, laufenden Linien von Konfirmationen und Taufen.
Beide sind seit Jahren aufgrund der geringeren Geburtenzahlen
rückläufig.
Von den 18.784 Konfirmandinnen und Konfirmanden im Jahr
2009 wurden 825 erst anlässlich der Konfirmation getauft.
15
Pfarrer Andreas Jung über die Chancen der Konfirmandenzeit
Mehr als Wissensvermittlung
Welche Spuren hinterlässt die Konfirmandenzeit bei den
gemacht. Ich legte beispielsweise einer Konfirmandin einen
Jugendlichen?
Stein in die Hand. Sie sollte sich vorstellen, dieser Stein
JUNG:
»Zu Beginn der Konfirmandenzeit sind die Jugend­
würde für Gott stehen. Als ich sie fragte, was Gott zu ihr
lichen noch unsicher, was sie erwartet. Sie haben Vorkennt­
gesagt habe, antwortete sie: ›Er hat mich gefragt: Kann ich
nisse aus dem Religionsunterricht, aber der Gottesdienst ist
dir helfen?‹ Ich erlaube den Konfirmanden, mit Rollen zu
den meisten eher fremd. Sie verhalten sich anfangs neu­
spielen. Dabei entdecken sie, welche Rolle Gott in ihrem
gierig, aber abwartend. Nach und nach zeigen sie sich mehr
Leben spielt.«
und es gibt spannende, kontroverse Diskussionen. Einer
sagte mir: Seit er in der Konfirmandenzeit ist, ist Gott ihm
Und wie lange wirken diese intensiven Erfahrungen aus der
nähergekommen. Am Ende der Konfirmandenzeit haben
Konfirmandenzeit nach?
sie sich auch in gottesdienstliche Formen eingeübt. Sie
JUNG:
können sicher am Abendmahl teilnehmen. Ich kann mit
die Jugendlichen ihre Konfirmandenzeit erleben. Wir haben
ihnen dann auch über die Predigt des Sonntags reden. Eine
in unserer Gemeinde einen ganz jungen Küster. Er war bei
»Ich bin manchmal selber überrascht, wie intensiv
Konfirmandin hat neulich sogar die halbe Predigt wieder­
uns Konfirmand und hat einen so guten Kontakt zur Kirche
geben können!«
bekommen, dass er jetzt einer unserer Mitarbeitenden ist.«
Welche Themen und Inhalte vermitteln sie den
Und wie reagieren die Eltern auf die Zeit ihrer Kinder als
Konfirmandinnen und Konfirmanden?
Konfirmanden?
JUNG:
»Mir geht es um viel mehr als die bloße Wissens­
JUNG:
»Sie sehen, dass ihre Kinder gerne zur Konfirmanden­
vermittlung. Mich interessiert: Was denken sie selber bei
zeit gehen. Und sie spüren, dass die Jugendlichen mich
diesem oder jenem Thema? Wie stellen sie sich Gott vor? Was
als Gesprächspartner und Begleiter in dieser Phase
bedeutet er ihnen? Natürlich vermittle ich Konfirmanden
akzeptieren.«
die Gottesbilder der Bibel. Aber dabei bleibe ich nicht
stehen. Ich habe intensive Erfahrungen mit Symbolen
16
n
➔ Fortsetzung von Seite 15
Kleidern, Stoffen und Accessoires, die in großen Kisten
bereitliegen. Als Kopf fungiert eine bemalte Gipsmaske des
jeweiligen Konfirmanden. Eine Umfrage zum Thema »Was
ist der Mensch?« auf Darmstadts Straßen bildet die Grund­
lage. Die interessantesten Aussagen sind im Gruppenraum
auf Flipcharts gesammelt. »Der Mensch ist ein Fisch – er
schwimmt mit dem Strom«, steht da zu lesen. »Er ist zu
allem fähig. Ein Tier wie alle anderen, nur schlauer.«
Jeder Jugendliche sucht sich einen der Sätze, einen
Gefühlszustand aus. Den stellt er dann in Maske und Figur
dar und beschreibt ihn in Worten. Der Erfolg dieser Methode
hat Pfarrer Jung selbst überrascht. Die Jugendlichen be­
schäftigten sich dabei mit elementaren Fragen, ohne dass
durch die Erlebnisse in der Gruppe. Dazu gehören auch das
sie sagen müssen: »Das bin ich.« Obwohl sie dabei doch viel
große Wiesbadener Konficamp mit Zeltlager und gemein­
von sich zeigen.
same Projekte, wie die Befragung eines Zeitzeugen der
Ein paar durchschauen das. Wie die lebhafte
Naziherrschaft. »Ich fand das sehr interessant«, sagt
Vanessa. »Sie machen eine indirekte Therapie mit uns«,
Thomas. »Hatte vorher noch nicht viel darüber gehört.« Für
sagt sie dem Pfarrer auf den Kopf zu und erkennt: »Sie
Hauke war es eher eine Ergänzung. »Mein Opa erzählt mir
können uns helfen, Probleme zu lösen.« Die anderen
auch häufiger Geschichten aus dieser Zeit.«
steigen mit ein. Es wird intensiv diskutiert, nun fühlen die
Das Fazit von Vanessa, Alexandra und Leonie
Konfis dem Pfarrer auf den Zahn. Der bietet keine wohl­
bestätigt Jungs Konzept: »Der Konfiunterricht hat uns
feilen Antworten – sondern Bibelstellen, von denen sich
näher zusammengebracht. Und er hat uns auch viele
jeder Konfirmand für seine Figur eine aussuchen darf. »Von
Themen nähergebracht. Man denkt mehr nach.« Etwa über
allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über
Umwelt und Bewahrung der Schöpfung. Die drei Mädchen
mich.« – Dieses Psalmwort hat René überzeugt. »Gott ist da,
erkennen und schätzen auch die Rolle des Pfarrers dabei:
er hat immer die Kontrolle.« Seine Maske ist tiefrot, mit
»Er lässt vieles zu, hat seine ganz eigene Methode, uns zu
schwarzen, starrenden Augen, und stellt die Wut dar.
motivieren.«
n
Erlösergemeinde
Wiesbaden-Sauerland
Pfarrer Andreas Jung
Telefon (0611) 421175
E-Mail andreas.jung.
[email protected]
Während er erzählt, ist der Junge mit der Baseballkappe
selbst kaum zu bändigen, ständig in Bewegung – mit den
Augen, dem ganzen Körper. »Die Menschen akzeptieren
ihn nicht, weil sie denken, alle müssten gleich sein«,
resümiert er. »Aber er ist eigenartig – einzigartig.« Am
Ende präsentieren die Konfis ihre Figuren, ihre Geschichten
zu Hause im Vorstellungsgottesdienst. Dabei erlauben sie
vielleicht einen kurzen, intensiven Blick in ihr Inneres,
darin ein Stückchen ihrer Glaubenssuche.
Religionsunterricht im EKHN-Gebiet 2009
Schulen
Lehrer/-innen für evangelischen Religionsunterricht
n Gemeindepfarrer/-innen im Religionsunterricht
n Schulpfarrer/-innen
davon mit Zusatzauftrag Schulseelsorge
n
n
1.617
5.961
1.193
203
86
Pro Woche werden circa 24.000 Stunden
von Lehrerinnen und Lehrern
sowie circa 7.200 Wochenstunden
von Pfarrerinnen und Pfarrern erteilt.
Glaubenssuche
Darum geht es Pfarrer Andreas Jung. Nach seiner Erfahrung
lernen die Konfis durch ihr Tun, weniger durch Reden, und
17
Stammtisch der Konfieltern in Mainzlar
Konfirmation für die ganze Familie
Die Konfirmandenzeit nutzt Pfarrerin Jutta Martini, um auch die Eltern ihrer Schützlinge
anzusprechen. Beim Stammtisch kommen Fragen des Glaubens und des Zusammenlebens auf.
Der Gesprächsstoff reicht von den großen Sorgen der Erziehung bis zu kleinen Absprachen zur
Konfirmation.
E
s ist noch was los im Schwanen. Die Tür zur Gast­
Schwanen sind sie heute gespannt, was Pfarrerin Jutta
stube ist in stetiger Bewegung. Der Schwan ist
Martini ihnen berichten wird. Die lädt nun seit sieben
traditioneller Treffpunkt in Mainzlar, einem Dorf
Jahren die Eltern jeden Konfirmandenjahrgangs drei Mal
nördlich von Gießen. Direkt an der Hauptstraße,
zum Stammtisch ein. Freiwillig und ohne Tagesordnung.
deren Lärm hereinschwappt, wann immer die Tür
Die Themen ergeben sich von selbst.
sich öffnet. Am letzten Tisch, etwas abseits vom Trubel,
So auch an diesem Aprilabend, dem der bullernde
sitzen fünf Frauen mittleren Alters zusammen – später
Holzofen in der Ecke wohlige Wärme spendet. »Haben die
kommt noch ein Mann dazu. Sie kennen das Lokal seit
Kinder von der Freizeit was erzählt?«, fragt die Pfarrerin die
Kindertagen, wie sie sich untereinander kennen. Sie ziehen
Runde und erntet einhelliges Kopfschütteln. Also versucht
eigene Kinder groß, die demnächst konfirmiert werden. Im
Martini, die Neugierde der Erwachsenen zu befriedigen,
berichtet davon, wie die Jugendlichen gemeinsame Regeln
Kirchengemeinde Kirchberg
Pfarrerin Jutta Martini
Telefon (06406) 5399
E-Mail [email protected]
finden sollten für das Leben auf einer einsamen Insel. Das
Ergebnis löst spontanes Gelächter aus – vor allem die
Forderungen nach einem Putzplan und dem Einhalten der
Zimmerlautstärke. »Genau das, was sie sonst nicht wollen«,
meint eine Mutter. Daneben finden die Konfirmandinnen
und Konfirmanden freilich auch anderes unverzichtbar, wie
den Schutz der Umwelt, die Meinungs­ und Religionsfreiheit
sowie das Gebot »Du sollst nicht töten«. »Ich glaube, wenn
man die Aufgabe uns Er wachsenen stellen würde, käme
etwas ganz Ähnliches heraus«, resümiert die Pfarrerin. Eine
18
Fünf Konfieltern über ihren Stammtisch
Ein anderer Blick
auf das eigene Kind
S U S A N N E P F E I F F E R ( 47 ) , M A I N Z L A R :
»Ich finde es
interessant, überhaupt zu erfahren, was im Konfiunterricht
passiert. Mein Sohn erzählt wenig. In Sachen Glauben und
Kirche soll er sich seine eigene Meinung bilden. Ob und wie
er das später praktiziert, wird man sehen.«
zweite Umfrage unter ihren Sprösslingen stimmt die Mütter
DIRK KERN (48), S TAUFENBERG:
»Durch das, was die
dann nachdenklich: Was verhindert das Gespräch in der
Pfarrerin erzählt, bekommt man ein anderes Bild von
Familie? – Da geht es ans Eingemachte. Die meisten Jugend­
seinem Kind, lernt eine Seite kennen, die man bisher viel­
lichen nennen Recht haberei als den wichtigsten Grund –
leicht gar nicht gesehen hat. Mein Sohn hatte den Wunsch,
noch vor dem Wunsch nach Ruhe und dem Medienkonsum.
konfirmiert zu werden. Ich selbst bin kein großer Kirch­
Praktisch wird es bei der Gestaltung des bevor­
gänger und finde auch, dass das nicht unbedingt nötig ist.
stehenden Konfirmationsgottesdienstes. Da wirken die
Man muss seinen Glauben leben und das tue ich, etwa durch
Eltern aktiv mit. Sie überreichen kleine Buchsbäume,
meine Arbeit beim Roten Kreuz.«
sprechen Fürbitten und singen ihren Kindern ein Lied,
dessen Text sie verändern.
ALExANDRA BIERAN-PEPPLER (41), MAINZL AR:
Genau diese Mischung aus den ganz großen und den
»Der
Stammtisch bietet auch die Gelegenheit, familiäre Probleme
kleinen Fragen des Glaubens und Zusammenlebens schätzt
mit den anderen zu bereden. Ich versuche allerdings, diese
Jutta Martini an den Gesprächen. Eigentlich verlangen sie
Dinge selbst zu lösen. Ich war lange Zeit kirchlich sehr
nach einer Fortsetzung über die Zeit des Konfirmanden­
engagiert, auch in einer freien evangelischen Gemeinde.
unterrichts hinaus. »Doch dazu fehlt mir die Zeit«, sagt die
Irgendwann war ich voll und bin ausgestiegen. Mein Glaube
Seelsorgerin, die für rund 2.600 Mitglieder der Kirchen­
ist mir geblieben und den habe ich auch an meine Tochter
gemeinde Kirchberg in den Orten Mainzlar und Staufenberg
weitergegeben, denke ich. Sie soll aber selbst entscheiden,
zuständig ist. Sie registriert aber sehr wohl, dass Eltern für
was sie möchte. Ich schreibe ihr da nichts vor.«
kirchliches Engagement ansprechbar sind. »Viele kommen
von sich aus und wollen gerne mitmachen. Das merke ich
C O R N E L I A S C H L A P P ( 47 ) , M A I N Z L A R :
mir natürlich.« Eltern sind beim Verteilen des Gemeinde­
die anderen Eltern kennenzulernen und sich austauschen
»Ich finde es gut,
briefs oder im Besuchskreis aktiv. Einzelne wurden gar in
zu können über alles Mögliche – je länger der Abend, desto
den Kirchenvorstand gewählt. Weitermachen wollen auch
mehr Themen kommen auf den Tisch. Im Alltag unserer
ihre Kinder: Zehn von 15 Konfirmandinnen und Kon­
Familie spielen Glauben und Spiritualität keine so große
firmanden des aktuellen Jahrgangs sind bereit, Helfer zu
Rolle. Mein Sohn hat sich entschieden, zum Konfiunterricht
sein für die, die nach ihnen drankommen.
n
zu gehen, und es macht ihm auch Spaß. Ganz anders als
uns damals: Für uns bedeutete die Vorbereitung auf die
Konfirmation Stress mit einer Prüfung am Schluss.«
ELENA GRöLZ (49), MAINZLAR:
»Ich stamme aus
Rumänien und war ursprünglich orthodox. Seit zwei Jahren
bin ich Mitglied der evangelischen Kirche und besuche
regelmäßig die Gottesdienste, weil mir die sehr gut gefallen.
Meine beiden Kinder begleiten mich häufig. Mein Sohn
erzählt auch, was sie im Konfiunterricht machen. Zum
Stammtisch komme ich, um mich mit den anderen Eltern
auszutauschen und mit der Pfarrerin zu sprechen.«
n
19
Goldene Hochzeit in der Burgkirche Dreieichenhain
Ein Lächeln wie am ersten Tag
In der Kirche heiraten – das gehört für viele Paare zur Hochzeit einfach dazu. Viele spüren auch,
dass sie für diesen weitreichenden Schritt im Leben etwas brauchen, das außerhalb ihrer
eigenen Kraft steht – das gute Geleit Gottes, seinen Segen. In der romantisch gelegenen Burgkirche in Dreieichenhain gibt es besonders viele Trauungen, bis zu 35 in einem Jahr. Zu ihnen
gehörten Ingrid und Gerold Schmidt – vor 50 Jahren. Ihre goldene Hochzeit haben sie nun
wieder dort gefeiert, mit einem Gottesdienst. Der Glaube des Paars wird jedoch auch im Alltag
sichtbar.
»
20
Feiern Sie das Leben!«, ruft Pfarrerin
Von weißem Flieder und Äppelwoi
Nicole Oehler dem Paar und der Fest­
So trägt Ingrid Schmidt, die »Braut«, in der Kirche auch
gemeinde zu. Kantorin Bettina Wißner
kein Weiß. Weiß aber ist während der Andacht der Flieder
lässt die Orgel groß aufblühen. Blumen­
auf dem Altar. »Die gleichen Blumen wie vor 50 Jahren«,
kinder streuen rote Rosen. Und das Paar
hat die Pfarrerin von dem Paar erfahren. Die Lehnen der
zieht aus der Burgkirche in Dreieichenhain hinaus. Vor der
Stühle, auf denen das Goldpaar sitzt, verbindet ein weißes
Kirche bildet sich eine Schlange zum Gratulieren. Dann
Herz. Und auch das am Altar hängende Tuch ist weiß – Fest­
verlässt ein Autokorso hupend die Burganlage: Ein gemein­
zeit in der Burgkirche. Ein Kichern perlt durch den Kirchen­
samer Weg liegt vor dem Paar, das bereits eine nicht gerade
raum. Nicole Oehler erzählt gerade vom Kennenlernen des
kurze Strecke hinter sich gebracht hat: 50 Ehejahre!
Paars. »Natürlich auf der Kerb!« Zwei Wochen zuvor, als die
Trauungen in der EKHN 2009
evangelisch/evangelisch
evangelisch/römisch-katholisch
n evangelisch/anders christlich
n evangelisch/nicht christlich
n sonstige
n
n
2.165
1.132
113
460
25
3.895
Seelsorgerin Gerold und Ingrid Schmidt in deren Haus
besuchte, hatte sie selbst nicht viel geredet, sondern sich
erzählen lassen, Fragen gestellt und Notizen gemacht. Jetzt
zeichnet sie die überraschenden Bahnen der Liebe nach.
Sie erzählt mit Sinn für Komik, sodass die Besucher wie von
selbst zu lächeln beginnen.
Der Lebensgeschichte gibt sie mithilfe biblischer
Gedanken einen Rahmen. Und das von ihr gerahmte Bild ist
schön. »Gott hat ein liebendes Auge auf Sie geworfen«, sagt
sie. Auch der Blick der Pfarrerin wirkt nicht etwa auf kühle
Weise professionell, sondern liebevoll: Sonst gingen nicht
Details wie der erste gemeinsame Äppelwoi in die Predigt
ein. Das Alltägliche findet Wohnrecht in der Kirche. Auch
schwere Zeiten werden angesprochen, jedoch: Gott wandert
mit. Er ist ein Schirm – was an diesem regnerischen Vor­
mittag sehr eindrücklich wirkt.
Der Segen: eine fließende Kraft
Nicht anders als bei Trauungen kann bei einer goldenen
Hochzeit das Paar öffentlich, in der Kirche und vor Gott
seine Liebe bekunden, sagt Nicole Oehler. Danklieder
werden gesungen. Und die Stimme des Solisten Uwe Meier
füllt zart und kraftvoll den Raum. Das ist offenbar so
bewegend, dass Urenkel Lucas zu wandern beginnt und
seine Urgroßeltern vor dem Altar besucht. Im Gebet zählt
die Pfarrerin auf, was danken lässt. So viel! Das klingt
üppig, lebensfroh und wirkt auf frische Weise unbegrenzt –
nicht viel anders als der Flieder auf dem Altar. Im Mittel­
punkt aber steht eine ganz einfache Geste: Mann und Frau
geben einander die rechte Hand, die Pfarrerin legt ihre
dazu – ein Dreierbündnis, der Segen. Mag er mit natur­
wissenschaftlichen Methoden auch nicht nachweisbar sein,
so gilt dennoch: »Er ist gut spürbar«, sagt Nicole Oehler:
»Da fließt eine Kraft, die auf einer anderen Ebene liegt.«
Burgkirchengemeinde
Dreieichenhain
Pfarrerin Nicole Oehler
Telefon (06103) 2029422
E-Mail [email protected]
www.burgkirche.de
n
21
Für Ingrid und Gerold Schmidt ist ihr Trauspruch auch nach 50 Jahren noch aktuell
Zwei Augenmenschen
aufs Atmen behalten. »Wenn mich etwas stört, muss es
gleich heraus«, sagt Ingrid Schmidt. Sie haben eine sehr
bewegliche Art gefunden, den Unmut verrauchen zu lassen.
Sie schimpft – laut! Er geht durch die Wohnung auf der
Suche nach einem ruhigen Ort. Sie folgt ihm, er bricht
wieder auf, sie folgt ihm erneut. So bleiben sie gemeinsam
unterwegs.
Ein Engel, der kein bisschen Arbeit macht
Urenkel Lucas steht jetzt am Wohnzimmertisch. Ingrid
Schmidt ist mit 19 erstmals Mutter geworden. Immer waren
Kinder in der Nähe, mit 59 wurde sie Uroma. Lucas’ älterem
Bruder Maximilian liest der Uropa Geschichten aus der
Kinderbibel vor. Sie schauen auch selbst in die Bibel hinein,
Gerold hat sogar eine im Nachtschränkchen. »Man darf sie
S
halt nicht wörtlich verstehen«, meint Ingrid. Die beiden
ie schauen einander immer wieder einmal an. »Wo
sie ist, da bin auch ich«, sagt Gerold Schmidt. Und
seine Frau ergänzt: »Wir haben alles zusammen
interpretieren die Bibel mit ihrem Leben.
Neben Lucas, der nach dem Erdbeerkuchen greift,
ist noch ein Bub zu sehen: Jesus – auf den Armen seiner
gemacht: Arbeit, Urlaub, Kochen.« Wenn es Kartoffelsalat
Mutter Maria. Die Figur stammt von einer Großtante und ist
gibt, kommt er oft in eine riesige Schüssel, erzählt Enkelin
stets im Blick. Und dann ist da auch noch ein Engel im
Jasmin, die im selben Haus wohnt. »Der reicht für
Treppenhaus, der »nie verstaubt«. So viel haben sie im
20 Leute.« Gerold kauft ein, schält die Kartoffeln, Ingrid
Leben gearbeitet, gepflanzt, gesät, geerntet. Die Engelsfigur
kümmert sich um Zubereitung und Geschmack. Beide
aber macht keine Arbeit: »Der putzt sich selbst.« Vorsichtig
wollen sich eben nicht nur um sich selber drehen. »Meine
und verwundert sagen sie das. Den kostbaren Engel haben
Augen schauen stets zum Herrn«, lautete der Bibelvers zu
sie aus Dankbarkeit erworben, als sie mit dem Hausbau eine
ihrer Trauung vor 50 Jahren. Er ist zum Motto ihres Lebens
schwere Zeit überstanden hatten. »Das Geld hat oft nur bis
geworden.»Wenn ich nachts aufwache, fühle ich oft neben
zur Mitte der Woche gereicht.« Damals merkten sie: »Vom
mich: Ist sie noch da?«, erzählt er. Doch auch an diesem
Arbeiten allein kann man nicht leben, es braucht Freunde.«
Nachmittag im Garten, im Gewächshaus oder auf dem Sofa
Umgekehrt haben sie auch den Freunden geholfen, sind
berühren sie sich, was wie die gestische Untermalung ihres
zusammen in Urlaub gefahren und essen bei Festen noch
Trauspruchs wirkt: Auf den anderen achten – auch darin
immer Kartoffelsalat aus der großen Schüssel.
kann ein Augenaufschlag Gottes liegen.
»Ich werde sie immer lieben«
Eine sehr bewegliche Form des Streitens
Der Trauspruch soll leben: »Meine Augen schauen stets zum
Einander anschauen – das geht freilich nur, wenn man auch
Herrn.« Dabei spüren sie: Er schaut auch auf uns. Mag es
auf Abstand gehen kann. »Wir haben uns bereits am Tag,
noch so schwere Zeiten gegeben haben: »Er behütet uns, er
nachdem wir uns kennengelernt haben, gestritten.« Sie
schützt.« Jedoch: »Es kommt auch darauf an, selbst etwas
wollte sich von ihm nicht einladen lassen. Der Grund?
zu tun.« Einmal hat Gerold Schmidt einer dementen Frau
Wieder war es die Aufmerksamkeit: »Er hat damals doch
aus der Bibel vorgelesen. Als sie sonst niemanden mehr
sehr wenig Geld verdient.« Der eigene Wille hat das Recht
erkannte, habe sie ihn kurz vor dem Tod beim Namen ge­
nannt. »Das war ein Wunder!«, sagt seine Frau. Auch fahren
sie mit dem Kleinbus Gemeindemitglieder zu Andachten
in die Schlosskirche Philippseich. »Dann sind schon mal
tausend Jahre im Bus!«, sagt sie. Und plötzlich lächelt
sie – verzaubert wie ein junges Mädchen. Der Mann neben
ihr nämlich hat gerade gesagt: »Ich möchte in der Kirche
einfach noch mal sagen: Ja, ich liebe sie, ich habe sie immer
geliebt.«
22
n
Kulturprojekte der Evangelischen Stadtakademie Frankfurt
Am Puls der Stadt
Offen, mutig, mitten im Leben: Das ist das Bild von Kirche, wie Ute Knie, Leiterin der
Evangelischen Stadtakademie mit dem Namen »Römer 9«, sie sich wünscht. Es ist zugleich das
Leitmotiv des Akademieprogramms, mit dem sich die Evangelische Kirche in Hessen und
Nassau (EKHN) in das kulturelle und gesellschaftspolitische Geschehen in der Stadt Frankfurt
einmischt – zum Beispiel mit der Gruppenausstellung »transzendent«.
H
and aufs Herz: »Was bereuen Sie aufrichtig in
Ihrem Leben? Wie viele Personen ernähren
Sie? Erzählen Sie vom Augenblick, als sich Ihr
Leben komplett veränderte.« Solche Fragen,
auf leuchtend orangefarbene Stellwände
geschrieben, waren Teil der Ausstellung »transzendent«,
die an einem eisigen Februarabend eröffnet wurde. Noch
eingehüllt in Schal und Mantel, die Wangen rot vor Kälte
ließen die Sätze der Künstlerin Vera Bourgeois viele Be­
trachter innehalten. Doch auch die Arbeiten der anderen
beiden Künstler bargen Herausforderungen: »Hast du die
Bilder da vorne schon gesehen? Erst dachte ich, sie
schläft ...« Eine Besucherin führte ihre Freundin zu zwei
Fotografien von Daniel Schumann. Auf beiden ist eine alte
Frau zu sehen: einmal in die Kamera lächelnd, auf dem
zweiten scheint sie zu schlafen, das Lächeln nur mehr an­
gedeutet. Tatsächlich aber hat der junge Fotograf in einem
Frankfurter Hospiz seine Kamerablicke auf Menschen im
Ute Knie, die Leiterin der Akademie, und ihr Kurator
Leben und im Tod gerichtet. Die Bilder strahlen Würde und
Christian Kaufmann wollen mit ihren Veranstaltungen alle
Respekt aus.
Sinne ansprechen, daher legen sie großen Wert auf einen
Wort­Bild­Dialog: indem Künstler Diskussionsabende
Denk- und Sehgewohnheiten überschreiten
inspirieren oder umgekehrt, indem Ausstellungen aus
Keine leichte Wahrnehmungskost also, die geboten wurde –
theoretischen Fragestellungen erwachsen. Zuletzt war das
doch die Besucher scheuten davor nicht zurück, sondern
so beim Thema Transzendenz. Dieser schillernde Begriff
diskutierten mit Freunden, Fremden und den Künstlern
zündete bei Kaufmann die Idee für die Gruppenausstellung
selbst. Das ist ganz im Sinn der Evangelischen Stadt­
»transzendent«. Er sprach Künstler an, die sich mit grenz­
akademie Römer 9, einer Einrichtung des Frankfurter
überschreitenden Wahrnehmungen oder nicht Darstell­
Evangelischen Regionalverbandes, die mit Kooperations­
barem beschäftigen, denn: »Kunst vermittelt doch immer,
partnern wie der Evangelischen Akademie Arnoldshain oder
was fremd ist.«
der Goethe­Universität zusammenarbeitet. Die Stichworte
der Veranstaltungen reichen von Kinderakademie über
➔ Weiter auf Seite 25
Migration bis Stadtarchitektur. Die Leitfragen: Wie können
Religion und Kultur in einen anregenden Dialog mitein­
ander treten? Welche Impulse für die Stadtgesellschaft und
Stadtpolitik Frankfurts können damit gegeben werden? –
Für die Frankfurter Kirchengemeinden ist die Stadt­
akademie dabei keine Konkurrenz, sondern Unterstützung,
indem sie ihnen etwa Referenten für Themenabende ver­
mittelt.
23
Petra Tutsch, ehrenamtliche Mitarbeiterin bei »Römer 9«,
über evangelische Identität in der Großstadt
Bin ich gut integriert?
Petra Tutsch (45) engagiert
sich als Ehrenamtliche
in der Evangelischen
Stadtakademie Römer 9,
beruflich arbeitet sie als
Managerin für Kommunikation
und Controlling.
»
Auslöser für meine Mitarbeit war ein Erlebnis vor
den Nächsten, ob fremd oder vertraut. Menschen zuein­
drei Jahren: Damals klingelte bei uns die Tochter
ander zu bringen ist für mich ein zentrales Thema des
einer kurdischen Familie aus der Nachbarschaft,
christlichen Glaubens. Zu dieser Art Vermittlungsprozess
die wir gut kannten, und sagte: ›Wir brauchen 500 Unter­
fällt mir eine Bibelstelle ein (Jeremia, Kapitel 29, Vers
schriften, um nachweisen zu können, dass wir integriert
13 – 14): ›Denn so spricht der Herr: Wenn ihr mich von
sind.‹ Die Familie hatte vor Längerem Asyl beantragt und
ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch
nun ein Amtsschreiben erhalten: Der Vater und sie, damals
finden lassen.‹ Er spricht zu einem Volk, das in der Fremde
16­jährig, müssten zurück in die Türkei, die Mutter mit den
lebt, ›Suchen und Finden‹ heißt also in diesem Zusammen­
beiden hier geborenen Söhnen dürfe bleiben. Es erschien
hang: sich verwirren lassen, anfangen zu verstehen. Und
mir entsetzlich, diese Familie auseinanderreißen zu wollen,
dann: heimisch werden, um gemeinsam Neues zu gestalten.
und gleichzeitig stellte ich mir die Frage: Bin ich nach
diesen Anforderungen ›gut integriert‹?
Mein Partner und ich sind beide nach dem Studium
Es ist ein Menschenbild, das für mich persönlich
mit dem Bild des liebenden Gottes verbunden ist. Zu wissen,
dass ich gewollt bin und einen Wert habe, so wie ich bin.
nach Frankfurt gekommen. Die meisten unserer Freunde
Die Würde des Menschen, die hinter diesem Bild steht, gibt
arbeiten hier, wohnen aber außerhalb. In ›meiner‹ Stadt,
mir Halt und die persönliche Freiheit – jenseits ökono­
stellte ich fest, gab es für mich keine Verwurzelung oder
mischer Leistungs­ und Effizienzkriterien –, bei gesell­
Gemeinschaft – das wollte ich ändern und mich stärker
schaftlichen Aufgaben mitzuwirken. Dieses positive Gefühl
einbringen und vernetzen. Am meisten sprachen mich dafür
wieder nach außen zu tragen empfinde ich als meine
die Veranstaltungen von Römer 9 an, denn es ist eine
Aufgabe.«
n
Einrichtung, die Grundfragen stellt: Wie kann ich in einer
modernen Stadtgesellschaft meinen Glauben leben? Was
heißt Integration? Was heißt Gemeinschaft? Und die auch
den Ort bietet, wo all das diskutiert werden kann.
Für meine Verwandten war ein solches Engagement
ganz normal – Freunde dagegen fragten: ›Warum ausge­
rechnet bei der Kirche?‹ Das Thema Glauben ist, zumindest
in dem beruflichen Kreis, in dem ich mich bewege, mit
einem gestrigen Touch behaftet. Und tatsächlich gibt es
für den Personenkreis zwischen 30 und 55 leider kaum
anspruchsvolle Angebote. Die Gemeinden bemühen sich
entweder um junge Familien mit Kindern oder um die über
60­Jährigen. Vielleicht war mein Glaube auch aus diesem
Grund lange Zeit eine sehr private Angelegenheit. Doch ich
halte christlichen Glauben gerade in der heutigen Zeit für
sehr wichtig. Wie oft höre ich von Menschen, die sich
isoliert fühlen und sagen, ihnen fehle der Halt oder das
Gefühl von Heimat.
Großstädte können sehr unwirtlich sein, deswegen
brauchen wir gerade hier in Frankfurt eine Einrichtung wie
Römer 9, die ein Menschenbild vermittelt, das offen ist für
24
Evangelische Stadtakademie Römer 9
Die Evangelische Stadtakademie Römer 9 ist eine Einrichtung
des Evangelischen Regionalverbandes, Fachbereich I: Beratung,
Bildung, Jugend.
Einige weitere Veranstaltungen in den Jahren 2009/2010:
n Passion Afrika – Globalisierungskritik aus afrikanischer
Perspektive. Lesung und Podiumsdiskussion.
n Mama ist krank – Opa ist gestorben. Wie Bücher Kindern helfen
können, Sorgen und Trauer zu verarbeiten.
n Heilige Texte. Lesung und Gespräch aus Tora, Bibel und Koran
über heilige Zeiten.
n Talentförderung oder Elitebildung? Vortrag von
Prof. Dr. Gesine Schwan zum Thema Bildungsgerechtigkeit.
➔ Fortsetzung von Seite 23
Das Fremde in uns und um uns
worten nachdenken – und habe zum Teil noch gar keine
Die Auseinandersetzung mit Grenzbereichen sowie »dem
gefunden. Sehr spannend.« Der Glaube ist eben nichts
Fremden« zieht sich wie ein roter Faden durch die
Fertiges, das man aus einer Ausstellung oder einer Kirche
Akademiearbeit. Dazu passt auch, nomen est omen, der
mitnehmen könnte. Der Glaube ist immer im Werden, in
Zuname der Evangelischen Stadtakademie Römer 9. Er be­
jedem Einzelnen.
n
zieht sich zum einen auf die Frankfurter Adresse am Römer­
berg, aber zum anderen verweist er auch auf das Kapitel 9
des Römerbriefs und gibt der Akademie ihr biblisches Motto.
Schließlich ermutigt Apostel Paulus darin zu einer »Freiheit
aus Glauben«, die zu einer entschlossenen und verant­
wortungsvollen Auseinandersetzung mit der Welt führen
möge, denn »so sind wir alle gerechtfertigt aus Glauben«.
Pfarrerin Knie beobachtet, »wie sehr Menschen
nach Antworten suchen«, und empfindet es als Auftrag,
Austausch zu ermöglichen und Lösungsvorschläge aufzu­
zeigen, die glaubwürdig sind. »Wenn wir merken, es bewegt
die Stadtgesellschaft, sollten wir uns einmischen. Mit
klaren Positionen nämlich erreichen wir auch Menschen,
die sonst eher selten in die Kirche gehen.« Mit leuchtenden
Augen formuliert Ute Knie ihre Vision von einem Diskurs,
der Glauben und Religion intensiv mit einbezieht.
Provozieren? Einmischen? – Dazu gehören Offenheit, Mut
und ein gutes Standing mitten im Glauben, mitten im
Stadtleben. Aber auch das Beantworten der Frage: Muss
Kirche so was machen? »Aber ja!«, nickt die Studienleiterin.
Inspirierend und berührend
»Gute Kunst lässt uns eine Ausstellung mit mehr Fragen
verlassen, als wir sie betreten haben«, sagt Kaufmann.
Dass dies nicht in Verwirrung führt, sondern eine genauere
Betrachtung ermöglicht, bestätigen die Rückmeldungen,
die Vera Bourgeois erhalten hat. Darunter etwa diese:
»Ihre Fragen und die Hospizfotos fand ich sehr berührend.
Ich muss noch immer sehr viel über die wirklichen Ant­
Stadtakademie Römer 9
Leiterin Pfarrerin Ute Knie
Telefon (069) 1741526-13
E-Mail [email protected]
www.roemer9.de
25
Überraschungsgottesdienste in Bromskirchen
Eine schöne Abwechslung
Bromskirchen, die nördlichste Gemeinde der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, lädt
einmal im Monat zu einem Gottesdienst in anderer Form ein. Welchem Ablauf er folgen wird,
ob meditativ oder mit viel »Action«, das wissen die Besucherinnen und Besucher vorher nicht.
Heute wird es die evangelische Messe mit Musik aus der
internationalen und ökumenischen Kommunität in Taizé.
Kantor und Organist Marius Schmidt, 22, hat die
getragenen Gesänge einstudiert. »Fünf Abende haben wir
geprobt«, erzählt Karola Steuber, 52, danach. Und weil im
Alt noch Stimmen fehlten, hat sie ihre Tochter gebeten,
mitzukommen. »Zunächst hat sie noch gemeint: ›Mama,
das ist doch nix für mich.‹ Aber haben Sie gesehen, wie sie
strahlend mitgesungen hat?«
Zum Mitsingen projiziert ein Beamer die englischen,
französischen und lateinischen Texte samt ihrer Über­
setzung an die Wand. »Ich lade ein«, sagt Pfarrer Buß,
»durch die Musik und äußere Ruhe zu innerer Stille zu
kommen.« Dann stellt er seinen Amtskollegen Claus Becker
V
aus Battenfeld vor, der heute predigt. In der evangelischen
or dem Haus wecken ungewohnte Klänge Neu­
Messe wird die Liturgie von den beiden Pfarrern gesungen.
gier. »Die Schola singt sich warm«, erklärt
Das ist ungewohnt, der Klang entfaltet aber eine meditative
Gemeindepfarrer Dr. Uwe Buß. Rechts und links
Atmosphäre.
des Altars haben sich ein gutes Dutzend
Sängerinnen und Sänger positioniert. «Bless
Mehr Licht
the lord, my soul, and bless God’s holy name«, intonieren
Die weißen Talare und die lila Stolen harmonieren mit der
sie. »Meine Seele preise den Herrn …« Dann eine Bitte in
Musik, dem Raum und den flackernden Kerzen, die Kinder
lateinischer Sprache: »Veni sancte spiritus. Komm, Heiliger
entzündet haben und mit Vorsicht balancieren. Sie bieten
Geist ...«. Uwe Buß begrüßt die rund 100 Menschen im
auch den Einstieg zur Predigt. »Was macht ihr, wenn ihr im
proppenvollen Gottesdienstraum. Sie warten gespannt
Dunkeln im Bett liegt und Angst habt?« Nach kurzem
darauf, welche Art Gottesdienst sie feiern werden, denn
Zögern folgt die Antwort: »Wir machen Licht an.« »Ja«,
heute ist »Kirchenüberraschung«, eine besondere Gottes­
erwidert Becker, »Licht ist freundlich und tut gut. Und so
dienstreihe, bei der einmal im Monat unterschiedliche
kommt Jesus als Licht und frohe Botschaft in die Welt.« Er
Formen zum Tragen kommen. Es könnte ein Lobpreis­
schließt mit dem Verweis: »Jesus will leben und scheitert
gottesdienst mit vielen modernen Liedern sein. Oder ein
an den Menschen mit diesem Wunsch.« Mit Blick auf das
»Perlen des Glaubens«­Gottesdienst mit verschiedenen
moderne Kreuzgemälde hinter dem Altar erhält das Lied
Stationen und Aktionen in der Kirche. Oder eine evange­
»Oculi nostri ad Dominum Jesum« seinen tieferen Sinn –
lische Messe, wie sie Luther ursprünglich gefeiert hat. Oder,
»Unsere Augen schauen stets auf den Herrn ...«.
oder.
Pfarrer, Kantor sowie die Jugendlichen Sandra und
Jonas tragen Fürbitten vor. Kinder bringen Brot und Wein
Kirchengemeinde Bromskirchen
Pfarrer Dr. Uwe Buß
Telefon (02984) 31017
E-Mail uwebuss
@googlemail.com
www.kirche-bromskirchen.de
zum Altar, die Gemeinde feiert Abendmahl.
Dem Gottesdienst folgt ein weiteres Mahl. Fleißige
Hände haben Brote vorbereitet, es gibt Getränke, man
plaudert. Auf die Frage, wie ihm diese Gottesdienstform
gefällt, äußert sich Siegfried Rudolph, 72, etwas bedeckt.
»Ich weiß nicht, ob man sich in der Liturgie so dem
Katholischen anpassen soll«, sagt der kirchlich engagierte
26
Gemeindepfarrer Uwe Buß
experimentiert mit Liturgien
Aufgeschlossen
für Ungewohntes
»
Jésus le christ, lumière intérieure – Christus, dein
Licht verklärt unsere Schatten. Lasse nicht zu,
dass das Dunkel zu uns spricht ...«, singt die
Gemeinde in Hallenberg. Fremdsprachige Lieder und ge­
sungene Liturgie auf dem Lande? Pfarrer Dr. Uwe Buß, 42,
lacht. »Wissen Sie«, sagt er, »ich stamme aus der Gegend
Mann. Ute Dersch, 37, hingegen lobt »die einladende,
offene Form, die zudem ohne Gesangbuch auskommt«.
von Lich und es ist ein großes Vorurteil, dass Gemeinden
Und auch Klaus Wiegand, 61, ist begeistert, »dass junge
auf dem Land nicht für neue Formen aufgeschlossen sind.«
Menschen durch solche Gottesdienste viel besser mit ein­
Er selbst habe bereits im Studium evangelische Messen
bezogen werden können«. Zum Beispiel die 14­jährige
kennen und die sinnliche und ausführliche Liturgie mit
Gesang, Gebeten, den Abendmahlelementen Brot und Wein
Sandra. »Klar«, sagt sie, »ich mache gerne mit – denn das
ist immer eine schöne Abwechslung.«
n
schätzen gelernt.
»Anstöße haben mir auch meine Auseinander­
setzung mit der Geschichte des Gottesdiensts in der
Gottesdienste in der EKHN 2009
evangelischen Kirche gegeben«, sagt Buß. Bis ins 19. Jahr­
Insgesamt wurden im Jahr 2009 an Sonn- und Feiertagen
72.555 Gottesdienste gefeiert. Fünf Mal im Jahr werden die
Gottesdienstbesucher/-innen gezählt:
Invokavit (Beginn der Passionszeit im Februar)
Karfreitag
n Erntedank
n Erster Advent
n Heiligabend
n
n
63.529
77.609
159.420
85.821
556.283
Gottesdienstvorbereitungskreise
Teilnehmende
Kindergottesdienste im Jahr
Teilnehmende pro Sonntag, durchschnittlich
n Kinderbibelwochen
Teilnehmende
n Kindergottesdienstvorbereitungskreise
Teilnehmende
Gebrauch. »Das Bunte verschwand als liturgische Kleidung
erst flächendeckend mit der Einführung schwarzer Talare
durch den preußischen König Friedrich Wilhelm III. seit
1811«, erklärt er.
überraschung« sechs unterschiedliche Gottesdienstformen
vor. Alle drücken auf eigene Weise etwas vom Glauben aus.
276
1.844
Danach sind die Gemeindeglieder eingeladen, auf einem
Fragebogen ihre Meinung dazu zu äußern. Das wird dann
diskutiert. Buß betont: »Oft finden gerade die Älteren die
Kindergottesdienste in der EKHN 2009
n
die der evangelischen Messe von heute sehr ähnlich sind.
Auch die bunten liturgischen Gewänder waren lange in
Insgesamt stellt er im Rahmen der Reihe »Kirchen­
Der Gottesdienstbesuch sinkt parallel zur Mitgliederzahl
leicht. Seit Jahrzehnten besuchen etwa vier Prozent der
Mitglieder den Gottesdienst.
n
hundert hinein wurden vielerorts Gottesdienste gefeiert,
Gottesdienste ansprechend, die Gesprächselemente und
27.643
11.099
561
19.791
877
4.421
moderne Musik enthalten, die sie aus dem abendlichen
Fernsehprogramm kennen.« Und ebenfalls verblüffend sei,
dass sich Jugendliche besonders von den feierlichen
Messen oder Taizé­Gottesdiensten angesprochen fühlten.
Buß’ Fazit: »Gemeinden haben ein Anrecht auf Formen, die
zu ihnen passen. Und wir Pfarrer müssen uns einen Ruck
geben, ausprobieren und uns auf Neues einlassen.«
n
27
Mainzer und Heinebacher Kinder pilgern auf der Bonifatius-Route
Das Wunder des Schweigens
Eine im doppelten Sinne ungewöhnliche Freizeit: Kinder pilgern auf der Bonifatius-Route. Dabei
erleben sie sich selbst und Jesus unter dem Motto »Wunder« neu. Zugleich ist diese Freizeit
gelebte Kooperation zwischen einer Gemeinde der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau
in Mainz und der Gemeinde Heinebach in der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck.
sollen die Acht­ bis 13­Jährigen Ruhe erfahren und Zeit
bekommen, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen.
Beides ist rar im modernen, verschulten und verplanten
Kinderleben. Wenzel und Wolf sind dafür ein gutes Team,
sind warmherzig für die Kinder da und trauen ihnen gleich­
zeitig auch vieles zu. So wird die Schweigezeit nicht von
den Betreuern, sondern in der Kinderrunde festgesetzt.
Gestern etwa auf 45 Minuten nach dem Start. Das stellt sich
als recht lang heraus, wird aber konsequent durchgehalten –
sogar in den Ortschaften, wo Wenzel und Wolf unverhofft
auf Zeichensprache zurückgreifen mussten, um die
wuselige Pilgerschar sicher durch den Verkehr zu leiten.
Charme der Botschaft
Jedes Kind erhält ein Pilgertagebuch, darin Bilder der
verschiedenen Stationen sowie Gebets­ und Liedtexte.
Besonders die Mädchen gestalten die Seiten liebevoll aus.
Nach der Schweigezeit glucksen sie sich verschwörerisch zu,
holen ihre Tagebücher aus den Rucksäcken und stimmen
das Lieblingslied dieser Pilgerreise an: »Eines Tages kam
einer, der hatte einen Zauber in seiner Stimme, ... einen
L
Charme in seiner Botschaft, ... eine Offenheit in seinem
euchtender die gelben Rapsfelder, süßer die Triller
der Feldlerchen und aufmerksamer als sonst die
Herzen.«
Bis auf die beiden Jüngsten waren alle schon
Kinderaugen – Schweigezeit beim Pilgern. Die
letztes Jahr beim ersten Pilgern dabei. Gewandert wird auf
Idee zur Pilgerreise haben die Kinder­ und
der Bonifatius­Route, die von Mainz bis Fulda verläuft und
Jugendbetreuer Simone Wolf aus Heinebach bei
so in einem schönen Bogen die beiden Gemeinden aus
Melsungen und Guido Wenzel aus Mainz gemeinsam ent­
Hessen­Nassau und Kurhessen­Waldeck verbindet. Letztes
wickelt. Wenzel, der als Praktikant im Heinebacher Kinder­
Jahr starteten sie in Mainz, dieses Jahr in Sindelfingen,
garten war, erklärt: »Wir wollen ihnen fern von Unterricht
dem Ziel der Wanderung im letzten Jahr. Jan, Jasmin, Cara
und Alltag neue Facetten von Jesus zeigen.« Außerdem
und all die anderen, die nur bei diesem Kinderpilgern
zusammenkommen, wollen auch nächstes Jahr wieder eine
Etappe weiter pilgern. In vier Etappen wandern sie etwa 35
Kilometer am Tag und übernachten
in Gemeindehäusern am Weg. Zwischendrin sorgt ein
Schwimmbadbesuch für die Grundreinigung.
Einmal am Tag taucht Joshua auf – alias Guido
Wenzel – und erzählt von Jesus. Heute Morgen berichtete er
in seiner orangefarbenen Pilgerkutte von der Speisung der
28
Kinder- und Jugendgruppen in der EKHN 2009
Kindergruppen
Teilnehmende
n Jugendgruppen
Teilnehmende
n Einzelveranstaltungen
Teilnehmende
n
1.329
11.912
962
7.472
2.840
52.360
5.000 mit nur einem Brot. Danach wird heftig diskutiert:
Wie kann das sein? Hat wirklich ein Brot für alle gereicht?
Oder war das eine Aufforderung an jeden, der etwas hatte,
zu teilen? Der achtjährige Leon meint, »Jesus muss gehext
haben«, doch Leonie ist überzeugt: »Jesus soll bestimmt
ein Vorbild sein.«
Jesus als Vorbild
Für heute einigen sich die Kinder wieder auf 30 Schweige­
minuten – wie im letzten Jahr. Das Verblüffende: In dieser
Zeit ist plötzlich alles anders. Die Grüppchen sortieren sich
neu und manche laufen jetzt allein, ohne deshalb einsam zu
wirken. Die Blicke müssen nun mehr sagen als vorher.
Danach sprudelt die 13­jährige Janine: »Wenn ich
schweige, achte ich viel mehr auf die Natur: Vorhin sind
Vögel ganz knapp vor uns her geflogen und haben Loopings
gemacht.« »Bei mir ist das wie Runterkommen. Alles geht
Kirchengemeinde
Mainz-Gonsenheim
Pfarrerin Dr. Angela Rinn
Telefon (06131) 465936
E-Mail angelarinn
@t-online.de
Diakon Guido Wenzel
Telefon (0173) 8666346
E-Mail [email protected]
langsamer, das finde ich gut«, erklärt Jan. »Reli ist sonst
nicht mein Fach, aber hier finde ich schön, wie wir singen
und über Jesus reden«, gesteht Cara und Jasmin fügt
www.bonifatiusroute.de
hinzu: »Wir erleben so viel Neues hier. Blöd, dass meine
Freundinnen finden, das sei langweilig, nur Laufen und
Schlafen.« Tatsächlich ist diese Pilgerreise eine besondere
Auszeit. Ein stärkendes, gemeinsames Erleben, während
man freundlichen und unfreundlichen Passanten begegnet,
Hunger und Durst, sich mit einer unbequemen Hose, dem
schweren Rucksack, Regen und verwirrenden Wegzeichen
herumschlagen muss. »Am Ende freue ich mich, dass ich
etwas geschafft habe«, lächelt Thea.
n
29
Für Guido Wenzel ist die Kinderbetreuung mehr als ein Studentenjob
Was mich trägt
Wir reagieren andere darauf, dass Sie gläubig sind und
Theologie studieren?
WENZEL:
»Ich habe gute Freunde, die mit völligem Unver­
ständnis auf Religion reagieren. Was ich sehr dogmatisch
finde, weil sie nur ein beschränktes Bild vom Glauben zu­
lassen. Oft kommt die Reaktion: ›Aha. Komischer Kerl. Wie
Guido Wenzel, 27, studiert
Theologie im 5. Semester und
betreut Kinder und Jugendliche in der evangelischen
Kirchengemeinde MainzGonsenheim.
naiv muss der sein.‹ Ich verstehe mich eigentlich nicht als
naiv. Es wäre aber keine schlechte Art von Naivität, wenn
ich trotz allem, was mir in der Welt begegnet, etwas spüre,
das mich trägt.«
Gibt es eine biblische Geschichte, die Sie begleitet?
WENZEL:
»Eine Stelle aus der Bergpredigt: ›Selig, die
hungert und dürstet nach Gerechtigkeit, denn sie werden
Wie kam der Glaube in Ihr Leben?
WENZEL:
»Ich bin nicht gläubig erzogen und habe mich
satt werden.‹ Ein zentraler Gedanke für mich ist, dass es im
Kleinen wie im Großen sehr viel Ungerechtigkeiten gibt.
auch lange nicht als gläubig verstanden. Es gab da kein
Dieser Vers sagt mir: Das kann sich ändern. Für mich ist er
›Erweckungserlebnis‹, aber eine Phase der Sinnsuche.
keine Vertröstung, sondern eine Zusage: Auch wenn du es
Damals habe ich mich mit dem Buddhismus beschäftigt, der
nicht erlebst, es kommt.«
durch seine Offenheit ja sehr attraktiv ist. Aber der
30
christliche Glaube hat mich dann durch das Gehaltensein
Gibt es ein Symbol für Gottes Handeln in Ihrem Leben?
und das Vertrauen­Können auf Gott eingenommen. Mein
WENZEL:
Religionslehrer in der Oberstufe hat viel dazu beigetragen.
unwohl, wenn ich es vergessen habe. Aber eigentlich fehlt
Er hat sich genau so für eine gerechte Wirtschaftsordnung
mir noch ein Symbol für die Verantwortung füreinander.
»Das Kreuz. Ich trage eines und fühle mich
eingesetzt wie für einen fairen Umgang miteinander. Er
Vielleicht ist es ja das Abendmahl. Letzte Woche war ich in
unterrichtete auch als Einziger im Stuhlkreis. Anfangs
einem Gottesdienst, wo der Pfarrer nicht herumgegangen
wollten wir das gar nicht. ›Gut‹, sagte er, ›machen wir das
ist mit dem Brot und dem Kelch. Er hat beides weiterreichen
eben rückgängig.‹ Aber danach fühlten wir uns plötzlich
lassen und vorgeschlagen, ›Sie können sagen ›Christi Leib
total beengt. Wir spürten, dass da tatsächlich eine andere
für dich gegeben‹, oder ›Gott sagt ja zu dir‹.‹ ›Gott sagt ja zu
Atmosphäre war, und räumten wieder um. Viele Lehrer
dir‹ – meine Nachbarin hat das total irritiert und sie hat
sagen ja nur, dass Frontalunterricht nicht ideal ist, ändern
dann freudig überrascht ›Danke‹ geantwortet. Das war un­
aber nichts. Altgewohntes zu durchbrechen ist schwierig –
erwartet, aber ein schönes Zeichen. Darin zeigt sich das
gerade deswegen hat mich sein Selbstvertrauen fasziniert.
Gemeinsame, unser Füreinander. Deswegen finde ich auch
Für mich kam das aus seinem Glauben.«
so wichtig, dass man sich ehrenamtlich betätigt.«
n
ökumeneprojekt der Jugend in Gießen
Restaurierter Oldtimer für Indien
In einer Montagehalle richten Jugendliche einen alten Mercedes wieder her, lernen etwas
Praktisches, erleben Gemeinschaft und unterstützen gleichzeitig ein ökumenisches Partnerschaftsprojekt des evangelischen Dekanats.
E
s knattert, röhrt und qualmt. In der Lagerhalle
liegt Benzingeruch in der Luft. Eine Handvoll
junger Menschen steht um einen dröhnenden
Automotor und strahlt um die Wette. Wenige
Meter daneben liegt die Karosserie eines Mercedes
Ponton 180 D, Baujahr 1955, in »stabiler Seitenlage«: Haube,
Kotflügel und jede Menge Einzelteile.
Seit vielen Samstagen treffen sich Jugendliche
samstags im Gewerbegebiet in der Gießener Weststadt, um
gemeinsam einen Oldtimer wiederherzurichten. Die Idee
erläutert der Sozialpädagoge Ulrich Berck: »Wir setzen
einen Oldtimer wieder instand und versteigern ihn öffent­
lichkeitswirksam für einen guten Zweck.« Berck hat das
Angebot mit dem alten Mercedes in einer Oldtimerzeit­
schrift gefunden. Bei der Finanzierung half das Dekanat
unbürokratisch mit Projektmitteln. Der Erlös ist für eine
Jugendwerkstatt in Nordindien bestimmt. Die dortige
Partnerkirche der Evangelischen Kirche in Hessen und
Nassau (EKHN), die Evangelische Kirche in der Diözese
Amritsar, unterhält Förderprojekte für Dalits, die Ent­
rechteten und Ausgestoßenen im indischen Kastensystem.
»Ein wichtiger Teil des Projekts ist, dass wir uns regelmäßig
mit der Situation in Indien beschäftigen«, bekräftigt Berck.
Heute jedoch ist zunächst einmal harte Arbeit an
der Karosserie angesagt. Um die Truppe zu motivieren,
lärmt vorher noch kurz der Motor. »Als der zum ersten Mal
wieder lief, war das so etwas wie ein Wendepunkt«, erklärt
Leon (17), »da ist uns so richtig das Herz aufgegangen.«
Zuvor hatten ihn die Jugendlichen komplett auseinander­
genommen, gereinigt und wieder zusammengebaut.
Ehrenamtlich unterstützt werden die Jugendlichen
von einem echten Profi: Helmut Schäfer, Kfz­Meister, wurde
bei einem Straßenfest am Reformationstag auf das Projekt
aufmerksam. Der 50­Jährige, der momentan von Hartz IV
und einer selbstständigen Tätigkeit lebt, ist ein echter
Oldtimerfreak. »Diese Modelle sind sehr wartungsfreundlich
und nicht bloß Hightech, was teure Rechnungen in der
Werkstatt verursacht«, schwärmt er.
➔ Weiter auf Seite 33
31
Sozialpädagoge Ulrich Berck über evangelische Jugendarbeit
Schrauben verbindet
Was ist an dem Projekt evangelisch?
BERCK:
»Es gehört zum Konzept des Stadtjugendpfarramts,
Möglichkeiten für eine sinnvolle Freizeitgestaltung zu
einmal anriefen, nachdem sie in der Presse über das Projekt
gelesen hatten. Das Projekt öffnete ihnen die Tür zur Kirche.
Es ist übrigens immer noch offen für neue Interessierte.«
schaffen, aber auch Glaubensaspekte praktisch werden zu
lassen. Mit dem Oldtimer wird das ökumenische Partner­
schaftsprojekt mit einer neuen Facette der Jugendarbeit
BERCK:
verknüpft. Nicht zuletzt geht es auch um das Thema Arbeit
Zeitfenster beispielsweise durch ein begonnenes Studium
32
»Die meisten. Ein Problem ist, dass bei vielen das
in einem Team. Das bedeutet, gemeinsam Erfolge zu feiern,
nicht sehr weit offen ist. Wir haben ja auch Konkurrenz an
aber auch Frustrationen wegzustecken. Sich zu engagieren
den Samstagen, zum Beispiel durch Sportvereine. Die­
und Solidarität mit anderen zu beweisen, ist ein wichtiges
jenigen, die ausgestiegen sind, taten das aus Zeitgründen –
christliches Ziel.«
nicht, weil sie keine Lust mehr hatten.«
Wieso fiel die Wahl auf Indien?
Gibt es christliche Bilder und Bibelverse, die nach Ihrer
BERCK:
Stadtjugendpfarramt Gießen
Ulrich Berck
Telefon (0151) 22907839
E-Mail [email protected]
www.stadtjugendpfarramtgiessen.de
Und bleiben auch alle Jugendlichen dabei?
»Erstens ist es ein Partnerschaftsprojekt unseres
Erfahrung in der Jugendarbeit besonders wichtig sind?
Dekanats. Zweitens wollten wir unser Jugendprojekt auch
BERCK:
mit einem Jugendprojekt vor Ort verknüpfen und in
drei in meinem Namen zusammen sind, da bin ich mitten
Amritsar gibt es eine Werkstatt, die Jugendliche ausbildet.
unter ihnen.‹ Für Jugendliche ist es ein gutes Gefühl, auch
»Zum einen ist das Matthäus 18,20: ›Wo zwei oder
Den Kontakt zu pflegen ist manchmal ähnlich schwierig,
bei schwierigeren Projekten wie dem Oldtimerprojekt nicht
wie den Oldtimer zu reparieren. Oft fehlen klare Ansprech­
alleine zu sein. Gemeinsam können wir auf Gottes Kraft
partner, aber irgendwie bahnen wir schon Wege an. Ein
vertrauen und hoffen, dass das Projekt gelingen wird.
Höhepunkt war, als uns der indische Bischof in Gießen
Zum anderen fällt mir 1. Korinther 13,1 ein: ›Wenn ich mit
besuchte und den Oldtimer in Augenschein nahm.«
Menschen­ und mit Engelszungen redete und hätte die
Liebe nicht, so wäre ich ein tönend Erz oder eine klingende
Stammen die Jugendlichen eher aus den Gemeinden oder
Schelle.‹ Man muss Jugendliche annehmen und Freude an
hatten sie bisher weniger Kontakt zur Kirche?
der Arbeit mit ihnen haben. Diese Einstellung überträgt
BERCK:
»Wir haben eine bunte Mischung aus Jugendlichen,
sich auf die Jugendlichen und schafft ein ganz anderes
die bereits Erfahrung mit Angeboten der Kirche gemacht
Miteinander. Das ist für mich die Basis für die Arbeit mit
haben, und solchen, die autobegeistert sind und einfach
Jugendlichen überhaupt.«
n
➔ Fortsetzung von Seite 31
Ans Aufgeben denkt keiner
Das Ziel, den Oldtimer im nächsten Sommer in voller Schön­
Die Gruppe musste auch mit Frustrationen klarkommen.
heit bewundern zu können, ist fest im Blick. Vor der Ver­
Und die gab es nicht nur einmal. Als man die Karosserie mit
steigerung können die Jugendlichen mit ihrem Oldtimer
Walnussgranulat sandgestrahlt hatte, erkannte man erst
jedoch mindestens mal eine Runde durch Gießen drehen,
richtig, in welch schlechtem Zustand der Oldtimer wirklich
stellt Berck in Aussicht.
n
war. Doch ans Aufgeben denkt hier keiner. Alle wollen die
Karosserie möglichst bald wieder auf die Räder stellen. Zu
guter Letzt muss der Wagen dann vom TÜV abgenommen
werden. Das Team kennt seine Grenzen. Daher lässt es sich
bei bestimmten Arbeiten unterstützen. Zum Beispiel über­
nehmen eine Lackiererei und eine Sattlerei zu günstigen
Preisen Arbeiten. Gewissermaßen Fundraising – auch eine
gute Erfahrung für die Jugendlichen.
Die Jugendwerkstatt, die vom evangelischen
Dekanat mitgetragen wird, stellte ihr Fahrradlager als
Montagehalle zur Verfügung, Schweißgerät und Kompressor
inklusive. Mietfrei. »Die Arbeitskleidung«, lacht Leon,
»haben die Eltern gesponsert.« Und die musste in diesem
Winter sehr warm sein. »Für mich ist der Samstag ein Ziel,
auf das ich die ganze Woche hinarbeite«, erklärt Leon.
Was sie fasziniert? Das handwerkliche Arbeiten, das
praktische Lernen fürs Leben, der gute Zweck.
Internationale Beziehungen
Die EKHN unterhält internationale Beziehungen
n zum Ökumenischen Rat der Kirchen
n zur Konferenz Europäischer Kirchen
n zur Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa
n zu Partnerkirchen in Südkorea, Indonesien, Indien, Südafrika,
Ghana, Tansania, den USA, Polen, Tschechien und Italien
Die EKHN arbeitet zusammen mit
n dem Evangelischen Missionswerk in Südwestdeutschland
n der Vereinten Evangelischen Mission
n dem Evangelischen Missionswerk in Deutschland
Viele Gemeinden der EKHN verstehen sich als Teil der weltweiten
Ökumene und engagieren sich zum Beispiel entwicklungspolitisch, in Partnerschaftsbeziehungen, im Dialog mit anderen
Konfessionen und Religionen.
Die »Ökumene vor Ort« – die Zusammenarbeit mit den
katholischen, freikirchlichen und ausländischen Gemeinden – ist
heute vielerorts eine Selbstverständlichkeit.
In mehr als 100 Gemeinden der EKHN sind Gemeinden anderer
Sprache und Herkunft regelmäßig zu Gast.
33
Workshop »Gospel alive« in Nierstein
Mit viel Herz
Gospel, die ehemals von Sklaven in Amerika entwickelte Musik, begeistert auch in Deutschland immer mehr Menschen. Viele Liedtexte schöpfen aus dem Schatz der biblischen Bilder.
Die rhythmische und melodiöse Musik ist vollgesogen mit Sehnsucht, Gefühl, Hoffnung und
Glauben. Das zieht viele in ihren Bann und Gospelangebote wie der Workshop in Nierstein
»
haben regen Zulauf.
Hopp, hopp, hopp« – zugegeben: Wenn
die Teilnehmenden am Gospel­Workshop
nehmenden weit über die Region hinaus. Durch Infoflyer,
im Saal des Niersteiner Johannes­Busch­
Gemeindebriefe, Mailverteiler und Pressenotizen bekannt
Hauses ihre Stimmen mit steigernden
gemacht, ist der Kurs meist schon mehrere Monate im
Rufen in Schwung bringen, dann klingt das
Voraus ausgebucht. Im Dekanatsbüro in Oppenheim laufen
zunächst eher nach Fußballstadion. Doch wer wenig später
die organisatorischen Fäden zusammen. »Es soll ein jähr­
ihr »Give glory to God« hört, der spürt eine Kraft hinter den
liches musikalisches Angebot im und für das Dekanat sein«,
Tönen. »Gospel alive« – der Titel der Veranstaltung scheint
sagt Dautermann. Die Musik hat eine religiöse Komponente,
sehr passend. Da wird tatsächlich etwas lebendig, Funken
etwas, das berühren muss. Deshalb gehört sie für ihn auch
springen über. Und Hans­Jörg Fiehl ist einer, der Funken
in einen Gottesdienst, für den er nach passenden Formen
versprüht. Er hat die Musik der schwarzen Sklaven, bei der
sucht. »Denn so, wie die Amerikaner das machen – mit viel
es so sehr auf das richtige Feeling ankommt, im Herzen und
Bewegung, Begeisterung und Kitsch –, funktioniert es bei
im Körper. Seine Arme, seine Lippen, seine Augen führen
uns nicht.« Nicht nur das Temperament, sondern auch die
die Sängerinnen und Sänger auf die richtige Spur – und es
Formen der Frömmigkeit sind einfach zu verschieden. Beim
klingt.
Workshop, der im Frühjahr stattfindet, erarbeiten die Teil­
Das Charisma und die Energie des 35­Jährigen, der
www.gospelworkshop.com
34
nehmenden an einem dicht gedrängten Wochenende das
sein Know­how nicht an Hochschulen, sondern durch
Programm. Am Sonntagabend präsentieren sie es dann bei
jahrelange Praxis als Chorleiter und Pianist erwarb, haben
einem Konzert mit Bandbegleitung in der Kirche. Im Herbst
auch Pfarrer Richard Dautermann beeindruckt. Selbst
wird manches davon in einem Gottesdienst noch einmal
begeisterter Gospelsänger, stellte er den Niersteiner Work­
aufgegriffen – eine Art Zweitverwertung.
shop gemeinsam mit Fiehl vor fünf Jahren erstmals auf die
Kirchengemeinde Nierstein
Pfarrer Richard Dautermann
Telefon (06133) 570465
E-Mail [email protected]
www.martinskirchenierstein.de
Beine. Der entwickelte sich zum Renner mit bis zu 100 Teil­
Sechs Sängerinnen und Sänger
über die Faszination der Gospel
Damit die Konzentration während des Workshops erhalten
bleibt, hält Fiehl seine Sängerinnen und Sänger auf Trab:
Aufstehen, in die Hände klatschen – Gospel heißt Bewegung.
Auch im Kopf. Noten sucht man vergeblich. Der Chorleiter
setzt auf andere Methoden, singt einzelne Stimmen vor und
lässt nachsingen – wieder und wieder, bis die Sängerinnen
Die stärkste Kraft
in meinem Leben
und Sänger es können. »By heart« – das Englische trifft es
in diesem Fall deutlich besser. Ein paar Textzeilen noch
schnell auf einen Zettel gekritzelt, mehr Zeit bleibt den
HEIKE FLICK (57), WES THOFEN:
Teilnehmenden kaum. Fiehl hält sie ohne viele Worte
Ausdruck persönlichen Glaubens. Ich habe auch andere
»Gospel ist für mich
ständig am Singen. Hinkt eine Synkope, werden die Füße
kirchliche Angebote ausprobiert, aber das war mir meistens
zur Hilfe genommen, sie treten den Takt – und schon lichtet
zu wortlastig, da kam nicht viel rüber.«
sich der rhythmische Nebel: »Einmal auf den Schlag, einmal
daneben – so ist es.«
n
KATHRIN ELLER (36), NIERS TEIN:
»Der Workshop ist für
mich ein Highlight des Jahres. Die Texte, die Musik und der
Rhythmus bringen mich auf eine höhere Ebene.«
CAROLINE GRITTNER (42), OPPENHEIM:
»Diese Musik
führt mich schon näher an Gott heran. Aber selbst wenn ich
nichts mit dem Glauben am Hut hätte, würde ich den Work­
shop besuchen.«
RENI KOKOSCHA (40), DExHEIM:
»Diese Musik gibt mir
viel Freude – auch wenn’s mir mal nicht so gut geht. Die
Ausstrahlung von Hans­Jörg Fiehl, die Art, wie er uns mit­
reißt, macht ganz viel aus. Es ist richtig ernüchternd, wenn
der Workshop vorbei ist.«
ULRICH DöRR (52), MAINZ-GONSENHEIM:
»In anderen
Chören, in denen ich mitsinge, springt der Funke oft nicht
über. Das liegt an der Art des Umgangs mit den Stücken: Ich
singe technisch, weiß aber nicht, worum es geht. Hier ist es
umgekehrt: Ich singe das gar nicht, ich lebe es.«
HANS-JöRG FIEHL (35), BAD KREUZNACH:
»Mir selbst
hat die Gospelmusik über viele Hürden hinweggeholfen. Sie
ist die stärkste Kraft in meinem Leben. Es gibt immer wieder
Momente, in denen so etwas wie ›das Wirken des Heiligen
Kirchenmusik in der EKHN 2009
Chöre, inklusive circa 150 Gospelchören
Sänger/-innen
n Bläserchöre
■ Mitglieder
n Instrumentalkreise
■ Mitglieder
n Kinder- und Jugendchöre, Musikgruppen
■ Mitglieder
n Konzerte
■ Besucher/-innen
n
■
hauptamtliche Kirchenmusiker/-innen
nebenamtliche Chorleiter/-innen*
n nebenamtliche Organist(inn)en*
n
n
Geistes‹ spürbar wird. Eine Kraft, die durch mich hindurch­
934
21.264
436
7.393
317
3.025
342
4.812
3.963
366.978
geht und auch andere Menschen emotional berührt. Diese
Musik will eine Botschaft rüberbringen, die Botschaft des
Evangeliums. Das ist mehr, als in einem Konzert normaler­
weise passiert.«
n
203
1.100
3.300
*Honorarkräfte mit geringem
Stundenaufwand in den Gemeinden
35
Aktion »Von Gott reden an ungewöhnlichen Orten« im Dekanat Hochtaunus
Die EKHN beim Tierarzt
Glaube und Alltag sollen einander durchdringen – dieser Gedanke gehört zum Urgestein
evangelischer Theologie. Aber konkret: Was hat Gott mit dem Familienausflug in den Freizeitpark oder mit einer Tierarztpraxis zu tun? Von Gott reden zwischen Riesenrutsche, Pommes
frites und Tollwutimpfung? Warum nicht, dachte man sich im Dekanat Hochtaunus und begann
die Gesprächsreihe »Von Gott reden an ungewöhnlichen Orten«.
T
Dekanat Hochtaunus
yvonne Dettmar
Referentin für Bildung
Telefon (06172) 3088-18
E-Mail yvonne.dettmar
@evangelisch-hochtaunus.de
www.evangelischhochtaunus.de
ierarztpraxis Vogelezang in Usingen: Die Katze
Tag tue und welche Bedeutung das für mein Leben hat –
Mary Poppins, Huskydame Siku, Labradorrüde
dann sehe ich mein Leben auf einmal aus einem anderen
Albert und andere vierbeinige, gefiederte und
Blickwinkel und es kann sein, dass ich anfange von Gott zu
schuppige Patienten sitzen mit ihren besorgten
sprechen.«
Herrchen und Frauchen im Wartezimmer. Heute
haben sich Yvonne Dettmar und Dr. Alexander Dietz vom
Grundlegende Fragen des Lebens
Evangelischen Dekanat Hochtaunus zu ihnen gesellt. »Ach
Die Initiatoren des Projekts »Von Gott reden an ungewöhn­
Sie sind von der Kirche?«, wundert sich die Dame mit Mary
lichen Orten« haben das Thema »Ehrfurcht vor dem Leben«
Poppins und krault dabei ihre schon etwas in die Jahre
für ihren Besuch in der Tierklinik gewählt. Und leichtfertig
gekommene rot­weiße Katze. Beim Warten unterhält man
gehen die Tierfreunde, die an diesem Morgen in der Praxis
sich ja schon mit den anderen Tierhaltern, tauscht sich
sind, ganz bestimmt nicht damit um. Im Verlauf der Ge­
über die Tiere und deren Eigenarten und Pflege aus – aber
spräche erzählt die Besitzerin von Mary Poppins sichtlich
Religion ist noch nie Thema im Wartezimmer gewesen. »Die
gerührt, wie sie die Katze halb verhungert aufgenommen
Menschen in der Praxis sind besorgt um ihre Tiere. Und wer
und gepflegt hat. Für eine andere Besucherin der Praxis hat
sich um Tiere kümmert, fühlt sich doch auch verbunden mit
»Ehrfurcht vor dem Leben« eine doppelte Bedeutung: Über
der Natur, mit der Schöpfung«, erläutert Dr. Alexander
die Liebe zu ihren Hunden und die Konfrontation mit dem
Dietz, Referent für Gesellschaftliche Verantwortung im
Leben und Tod der Tiere hat sie auch eine intensivere
Dekanat Hochtaunus. Und wer sich liebevoll um andere
Beziehung zu anderen Menschen gewonnen. »Mein Haus
Lebewesen sorgt, wer sich mit der Natur verbunden fühlt,
steht auch für Menschen immer offen«, erzählt die junge
der beschäftigt sich bereits, ob er sich dessen bewusst ist
Frau aus einem Usinger Nachbarort. Sie berichtet von einer
oder nicht, mit religiösen Themen. »Unser Leben hat immer
langen Freundschaft zu einer alten Frau, die sie bis in den
mit Gott zu tun«, ergänzt Yvonne Dettmar, Referentin für
Tod begleitet habe. Die Auseinandersetzung mit dem
Bildung im Dekanat. »Wenn ich mich frage, was ich jeden
Sterben und dem Tod gehöre für sie zum Leben dazu. »Viele
Bildungsveranstaltungen in der EKHN 2009
Einzelne Diskussionsund Bildungsveranstaltungen
in Gemeinden über ...
n theologische Themen
n ökumenische Themen
n diakonische und gesellschaftspolitische Themen
n andere Themen
[Zahl]
[Teilnehmende]
2.219
1.320
44.996
48.431
788
3.040
21.193
277.160
Ständige Gesprächskreise
in Gemeinden über ...
n theologische Themen
n andere Themen
811
543
5.475
5.151
Frauenkreise
Männerkreise
n Seniorenkreise
910
74
692
12.328
1.083
16.485
n
n
36
Weitere ungewöhnliche Gesprächsorte
2008/2009: Bahnhof Usingen, Fitnessstudio Neu-Anspach,
Freizeitpark Lochmühle bei Wehrheim,
Römerkastell Saalburg, Supermarkt in Friedrichsdorf,
Bildungsstätte einer Gewerkschaft in Steinbach,
Tanzschule in Kronberg
2010: Flohmarkt Usingen, Autobahnraststätte
Taunusblick, Opel-Zoo in Königstein,
Gipfel des Feldbergs
Menschen beschäftigen sich mit den grundlegenden Fragen
des Lebens, ohne zu wissen, dass es religiöse Fragen sind«,
glaubt Alexander Dietz. Und genau hier möchte das Projekt
»Von Gott reden an ungewöhnlichen Orten« seine Wirkung
Tierarzt Diederik R. Vogelezang
über Glaube in seiner Praxis
Herzenssache
zeigen: mit Menschen über religiöse Themen ins Gespräch
kommen, die sonst wenige Berührungspunkte mit der
Kirche und dem christlichen Glauben haben. Gesprochen
wird über Gott und die Welt, über Zeit und Lebenssinn, über
Natur und Wunder. Und vielleicht finden dabei einzelne
Menschen Antworten auf die Frage: »Was hat das alles mit
Gott und meinem eigenen Leben zu tun?« Jede Aktion ist
»
Ich bin evangelischer Christ und mit meiner Arbeit
helfe ich nicht nur den Tieren, sondern bin auch
nah dran an den Menschen. Darum habe ich bei
dieser ungewöhnlichen Anfrage sofort ja gesagt. Ich nehme
einzigartig und auf den jeweiligen Ort zugeschnitten. Jede
mir die Zeit, den Tierhaltern zu erklären, was mit ihren
Aktion ist da, wo die Menschen in ihrem Alltag sind. Als
Tieren los ist. Das Leiden der Tiere nimmt auch die Menschen
Anregung und Denkanstoß werden bei jedem Termin Karten
mit. Ich höre zu und erkläre auch gerade Kindern, was zu
mit Sprüchen und Bibelzitaten zu dem jeweiligen Thema
verteilt.
tun ist. Besonders Kindern liegen ihre Tiere sehr am Herzen.
n
Manchmal ist ein ›tierischer‹ Lebensbegleiter nicht mehr zu
retten und wird sterben. In diesen Fällen mache ich Haus­
besuche und versuche, auch den betroffenen Menschen
Nähe zu geben. Ich hoffe, dass sich mein Glauben durch
mein Verhalten manifestiert. Bis zu meinem 22. Lebens­
jahr war ich in der Jugendarbeit der Kirchengemeinde
Pfaffenwiesbach bei Usingen engagiert. Genauso wie wir
damals im ganzen Ort unterwegs waren, so finde ich es
heute wichtig, dass Christen nicht nur warten, bis die
Menschen in die Kirche kommen. Besonders außerhalb der
Kirchenmauern ist das Gespräch zu suchen. Bei dem Besuch
der evangelischen Kirche in meiner Praxis herrschte eine
offene Gesprächsatmosphäre. Das hat mir gut gefallen!«
n
37
Die indonesische Gemeinde der EKHN in Frankfurt und Darmstadt
Ein Stück Heimat
Vor fünf Jahren wurde die Evangelische Indonesische Kristusgemeinde »Jemaat Kristus
Indonesia Rhein-Main« Teil der EKHN. Für ihre Mitglieder war das ein bedeutsamer Schritt der
Integration in ihre zweite Heimat, das Rhein-Main-Gebiet, und die dortige evangelische
Kirche. Ihre besondere kulturelle Eigenart hat die Gemeinde damit natürlich nicht aufgegeben,
aber ein bisschen verändert hat es sie doch. Das gilt auch umgekehrt. Für die EKHN ist diese
neue Gemeinde eine geistliche Bereicherung geworden.
Nach dem Segen geht die Gemeinde geschlossen in das
Gemeindehaus, um sich auszutauschen und die traditionelle
indonesische Suppe zu essen. Ein Familienfest.
Gemeinde im Aufbau
Seit ihrer Aufnahme in die EKHN hat die Kristusgemeinde
ihren Sitz am Frankfurter Römerberg, doch Pfarrerin
Yunita Rondonowu­Lasut betreut zwei Gemeinden, die
sich im Prozess der Vereinigung befinden: die Darmstädter,
studentisch und eher charismatisch geprägt, sowie die
Frankfurter, die schon seit 30 Jahren besteht und in ihrer
traditionellen Ausrichtung den deutschen EKHN­Gemeinden
ähnelt. Vier Sonntage im Jahr feiern alle gemeinsam den
Ibadah Minggu. Ansonsten predigt die Seelsorgerin im
Wechsel einmal hier und einmal dort, jeweils vertreten
durch Kollegen aus Indonesien oder der EKHN. Wenn etwa
F
in Frankfurt Dekan Dietrich Neuhaus einspringt, predigt er
amiliär geht es zu: Die Menschen umarmen und
sogar für einige Minuten auf Indonesisch, leicht hessisch
begrüßen sich herzlich, Essenspakete werden
eingefärbt.
abgestellt. Wieder und wieder öffnet sich die
Die Liturgie leitet ein Mitglied der Gemeinde. Es
Glastür der Frankfurter Alten Nikolaikirche, wo
sind weiche Klänge, die jetzt ertönen, wiegende Silben,
sich die Kristusgemeinde gerade zum Gottesdienst
aus denen sich dem deutschen Gast nur vereinzelt Worte
versammelt. Auch für die Kinder ist gesorgt, sie werden im
erschließen, etwa Christus, Jesus, Matthäus oder Allah.
hinteren Teil des Kirchenschiffs betreut und haben dort
»Allah«? Später erklärt die Pfarrerin: »Das Indonesische hat
ihren eigenen Platz. Die Liturgie des »Ibadah Minggu«,
viele arabische Sprachanteile, Allah ist unser Wort für Gott,
Gottesdienstsonntags, folgt zwar einem traditionellen
oft sagen wir aber auch ›Tuhan‹, Herr.«
evangelischen Ablauf, ist aber deutlich indonesisch geprägt.
Dafür sorgen schon die melodiöse indonesische Sprache
Kulturelle Vielfalt
und auch die vielen ergreifend schönen Lieder. Außerdem
Indonesien gilt als Paradebeispiel für ein gelungenes Mit­
dauert der Gottesdienst viel länger als in Deutschland. Und:
einander der Kulturen, denn das Land in der Größe Europas
umfasst etwa 17.000 Inseln. Rund 240 Millionen Einwohner
haben ihre Wurzeln in mehr als 300 ethnischen Herkünften.
Die Mehrzahl sind Muslime. Die Minderheit der Christen
lebt überwiegend auf Sumatra oder Sulawesi. Im Norden
Sulawesis ist auch die Minahasa­Kirche, die Partnerkirche
der EKHN, beheimatet. Diese über viele Jahre gewachsene
Partnerschaft hat den Weg der indonesischen Christen des
Rhein­Main­Gebiets in die EKHN geebnet.
38
Das Eigene bewahren
Schon seit 1980 bestanden gute und enge Kontakte. Eine
Aufnahme in die EKHN lag nahe. Dennoch wurde zunächst
kontrovers diskutiert. Groß war die Sorge, die eigene
Sprache und auch die gewohnten Traditionen seien nicht
willkommen, das Besondere und Sinnstiftende müsse
aufgegeben werden. »Doch die Vertreter der Landeskirche
haben uns gleich versichert‚ dass sie bewahren wollen, was
uns einzigartig macht«, erinnert sich Frank Madrikan, der
damals im Gemeindevorstand saß.
Trotzdem hat sich manches verändert. Nun be­
stimmt der Kirchenvorstand, vorher war es die ganze
Gemeinde. Und der Verwaltungsaufwand, Madrikan rollt mit
den Augen, dann aber zählt er ernsthaft die Vorteile auf:
Die Gemeinde ist nicht mehr Gast bei anderen, sondern
endlich eigenständig, »wir haben unsere Pfarrerin, dürfen
Hochzeiten, Taufen und Begräbnisse durchführen. Ich kann
anderen diesen Schritt nur empfehlen, allerdings muss alles
gut mit der Gemeinde besprochen werden.« Pfarrerin Yunita
Jemaat Kristus Indonesia
Rhein-Main
Pfarrerin yunita
Rondonowu-Lasut
Telefon (069) 92034753
E-Mail yunita_lasut
@yahoo.com
Rondonowu­Lasut hat eine weitere wichtige Veränderung
bemerkt: Seit der Aufnahme ist das Selbstbewusstsein ihrer
Gemeinde enorm gewachsen, denn: »Jetzt stehen wir nicht
mehr am Rand.« Davon wiederum profitiert auch die EKHN,
denn selbstbewusste und engagierte Gemeinden wie die
indonesische oder koreanische, die ebenfalls Teil der EKHN
geworden ist, lässt die Landeskirche erfahrungsreicher in
die Zukunft blicken.
n
39
Frank Madrikan übt seine deutsch-indonesische Identität
Da gab es nur einen Ausweg
Dort haben manche Gemeinden nichts, ihre Mitglieder sind
Reisbauern und stellen trotzdem eine Kirche hin. Ich würde
mir wünschen, dass man hier davon etwas annimmt.«
Zudem vertritt er die Kristusgemeinde beim Frankfurter
Internationalen Konvent. »Es ist lehrreich, mit Christen
zusammen zu sein, die einen anderen Hintergrund, eigene
Traditionen haben. Bei den afrikanischen Christen etwa
habe ich viel Emotionalität beim Ausleben des Glaubens
gespürt. Ich bin ja mehr ein Kopfmensch, bei ihnen aber
Frank Madrikan (34) studiert
Politik und Wirtschaft an der
Frankfurter Goethe-Universität,
seine Eltern kamen 1972 als
»Gastarbeiter«. Er gehört
zu den engagiertesten Mitgliedern der indonesischen
Kristusgemeinde Rhein-Main.
M
habe ich erkannt, dass dieser Aspekt genauso wichtig ist
it der Sonntagsschule begann für Frank Madrikan
wie Rationalität und Nachvollziehbarkeit.« Im Vergleich
die Einführung in die indonesische Gemeinde. »Wir
zwischen Deutschen und Indonesiern macht Frank
waren 20 Kinder und hatten neben dem Kinder­
Madrikan die Unterschiede des Glaubenslebens vor allem
gottesdienst auch religiösen Unterricht – indonesische
Lieder singen, Bibeltexte zusammen lesen ...« Als Jugend­
beginnen auch Geburtstagsfeiern immer mit einer Andacht.
licher wurde er dann plötzlich im Oberstufenunterricht mit
Der gesamte Alltag wird durch gemeindliche Aktivitäten
der historisch­kritischen Analyse der Bibel konfrontiert
bestimmt – ich will nicht generalisieren, aber zumindest in
und der Kinderglaube bekam Risse. Für ihn eine harte
meinem deutschen Freundeskreis ist das anders.«
Glaubensprüfung. Heute empfindet er das als notwendigen
Als Schlüsselerlebnis für Gottes Wirken erlebte er
Teil der persönlichen Entwicklung. »Ich nehme das, was mir
mit 23 Jahren die Trauerfeier für eine Freundin der Familie:
moderne Theologie und Geschichte geben, mit in mein
»Sie starb in meinem ersten Jahr als Gemeindevorsitzender.
Glaubensleben hinein. Ich verbinde es mit dem, was ich aus
Sie stand mir sehr nahe, daher sollte ich die Trauerrede
der indonesischen Tradition kennengelernt habe.« Nach
halten. Vorher war ich noch nie mit dem Tod in Berührung
seiner Lieblingsstelle in der Bibel befragt, antwortet er
gekommen – eine Stunde vor dem Gottesdienst saß ich hier
ohne Zögern: »1. Korinther 13 ›Das Hohe Lied der Liebe‹
im Gemeindehaus noch immer vor einem leeren Blatt. Da
und 1. Johannes 4,16 ›Gott ist die Liebe‹. Gerade, weil ich in
gab es nur einen Ausweg: Ich habe um Hilfe gebetet.
meinem Leben oft nicht so gehandelt habe, wie es dort
Plötzlich wurde ich ruhig und fing an zu schreiben. Als ich
steht. Für mich ist das nicht nur Maßstab, sondern auch
dann in der Kirche redete, war es totenstill, und ich dachte,
Trost. Dass Gott diese Liebe hat und man sich als Mensch
mache ich irgendetwas falsch? Aber dann sah ich, dass
daran orientieren sollte.«
manche weinten. Das war ganz eindeutig nicht meine
Madrikan ist in der EKHN Mitglied der Kirchen­
synode und des Partnerschaftsausschusses, der die Kon­
40
in der Alltagspraxis aus. »Wir beten vor dem Essen und
Fähigkeit. Bis heute bedeutet es für mich, dass es keine
Situation gibt, die so verzweifelt ist, dass man nicht einen
takte mit der indonesischen Minahasa­Kirche pflegt. Dabei
Weg herausfindet – und dass auch in diesen Augenblicken
wird ihm immer wieder bewusst, »wie gut wir es hier haben.
Gott bei mir ist.«
n
Christliche Flüchtlingshilfe in Egelsbach und Erzhausen (CFEE)
Die Menschen stärken
Seit 20 Jahren hat die CFEE einen besonderen Ansatz: Menschen, die Asyl suchen, werden hier
in Wohnungen untergebracht und durch Sozialpädagoginnen betreut. Das Leitmotiv: menschenwürdige Behandlung. Das Ergebnis: ein friedvolles Miteinander vor Ort und Flüchtlinge, die in
Deutschland ihren Platz finden.
Ansiedlungsprojekt der UNO
D
Im Rahmen eines Programms des Flüchtlingskommissariats der
Vereinten Nationen zur Umsiedlung (Resettlement) hat
Deutschland 2.500 irakische Flüchtlinge aufgenommen.
Etwa 180 von ihnen befinden sich in Hessen, 120 in RheinlandPfalz. Die erste Familie wurde in der Christlichen Flüchtlingshilfe
in Egelsbach untergebracht.
Resettlement ist Hilfe für Flüchtlinge, die absehbar nicht
in ihre Heimat zurückkehren können. Unter den irakischen Flüchtlingen betrifft das besonders religiöse Minderheiten, überwiegend Christen. Seit Oktober 2009 unterstützt die EKHN dieses
Programm durch eine Projektstelle im Diakonischen Werk in
Hessen und Nassau. Sie ist mit Pfarrerin Dr. Ursula Schoen besetzt.
as kleine Büro der Flüchtlingshilfe ist ein
Taubenschlag und doch einladend. Gerade
kommt der 17­jährige Kerim nach Hause und
winkt durchs Fenster. Drinnen sitzt die fünf­
jährige Khadisha an einem Computerlernspiel
und nebenan findet die Hausaufgabenhilfe statt. »Wir sind
immer ansprechbar«, sagt Verone Schöninger, Sozial­
pädagogin und Mitbegründerin des Projekts, nachdem sie
ihrer Kollegin Dorothea Ernst das erneut klingelnde Telefon
gereicht hat. »Bei uns können sie alles loswerden. Es stärkt
die Menschen, dass man ihnen zuhört.« Genau das ist der
Hilfe statt Angst
besondere Ansatz der CFEE. Weiterer wichtiger Punkt im
Vor 20 Jahren wurden 50 Asylbewerberinnen und ­bewerber
Konzept: Privatsphäre. Hier leben nicht, wie sonst oft
in einem ehemaligen Hotel am Rand des Orts untergebracht,
üblich, sechs Personen gedrängt in einem Raum, sondern
worauf die Anwohner mit Angst und Argwohn reagierten.
jede Familie oder Einzelperson in einer abgeschlossenen
Um die Situation zu befrieden, trat eine Gruppe von Egels­
Wohneinheit. So lange, wie es im Rahmen ihres Asylantrags
bacher Bürgern als Arbeitskreis Flüchtlinge für die ihrer­
notwendig ist.
➔ Weiter auf Seite 42
41
Stefan Buckendahl, Geschäftsführer der CFEE, kämpft gegen Ungerechtigkeit
Aus Überzeugung protestantisch
»
Greifbare Ungerechtigkeit« kann Stefan Bucken­
die Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien tun
dahl nicht ausstehen. Und die fällt ihm ein, wenn
könnte. »Wir hatten von dem Arbeitskreis in Egelsbach
er an Flüchtlingsunterkünfte denkt: »Wie die
gehört und fuhren dorthin, um zu erleben, wie die das
Menschen dort leben müssen – da kann ich als Christ nicht
machen.« Der erste Kontakt zur CFEE. Wieder zehn Jahre
weggucken.« Dieser Gedanke zieht sich seit 30 Jahren wie
später zog er mit seiner Familie nach Egelsbach und ist nun
ein roter Faden durch sein Leben: Als 17­Jähriger half er
Geschäftsführer der Initiative.
beim Arbeitskreis Flüchtlinge, der in seiner evangelischen
Egelsbach sei ein Phänomen: »Unsere Kirchen­
Gemeinde in Braunschweig Tamilen in Not unterstützte.
gemeinde ist sehr offen und flexibel. Dass so etwas wie die
Zehn Jahre später beratschlagte man in seiner neuen
Christliche Flüchtlingshilfe möglich ist, ist auch ein Aus­
Gemeinde im Frankfurter Stadtteil Niederrad, was man für
druck dieses Orts. Gut, dass wir auch eine politische Kirchen­
gemeinde sind, die sich einmischt.« Allem voran die Arbeit
mit der Jugend. Kein Zufall, dass er diesen Schwerpunkt
Stefan Buckendahl,
von Beruf technischer Leiter
bei Lufthansa Flight Training,
ist seit 2002 Geschäftsführer
der Christlichen Flüchtlingshilfe.
wählte, denn an die Jugendarbeit in Braunschweig erinnert
er sich mit Begeisterung. »Ich bin aus Überzeugung
protestantisch und das begann, als ich Ostern verstanden
habe – verstanden habe, was Vergebung und Auferstehung
heißt.« Seit den Bibelkreisen von damals treibt ihn die
Bergpredigt an »und das Bild, dass ich von Gott gerufen bin,
dass ich meinen Gott spüre, nicht nur eine Laune der Natur
bin – aber auch, dass ich einen Auftrag habe: etwas Gutes
aus meinem Leben zu machen«.
n
Weitere Hilfsangebote für Flüchtlinge in der EKHN
In ungezählten Kirchengemeinden finden Flüchtlinge
Gruppenräume, Hausaufgabenhilfe und andere Unterstützung.
n In vielen regionalen Diakonischen Werken gibt es
Beratungsstellen für Flüchtlinge.
n Das Diakonische Werk im Hochtaunuskreis unterhält eine
Flüchtlingsunterkunft.
n Mitarbeitende der EKHN und der Caritas beraten, unterstützen
und begleiten neu ankommende Flüchtlinge am Flughafen
seelsorgerlich.
n In der hessischen Einrichtung zur Erstaufnahme in Gießen
betreut ein Pfarrer Flüchtlinge. Haupt- und Ehrenamtliche
bieten unabhängige Verfahrensberatung und Deutschkurse an.
n In den Abschiebungshaftanstalten in Ingelheim und
Offenbach betreuen zwei Pfarrer die Insassen seelsorgerlich.
In Ingelheim bieten Diakonie und Caritas Rechts- und
Verfahrensberatung an und haben einen Rechtshilfefonds
eingerichtet.
n Kirche und Diakonie sind mit je einem Mitglied in der
Härtefallkommission des Hessischen Innenministeriums
vertreten.
n In ökumenischer Kooperation begleiten zwei Beobachterinnen
auf dem Frankfurter Flughafen Abschiebungen.
n Im Zentrum für Beratung und Therapie in Frankfurt erhalten
traumatisierte Flüchtlinge und Folteropfer Unterstützung und
Hilfe.
n Der Verein Frauenrecht ist Menschenrecht, entstanden nach
dem Weltgebetstag 1980, Mitglied im Diakonischen Werk in
Hessen und Nassau, berät Opfer von Menschenhandel und
Zwangsprostitution sowie Familien in der Illegalität und unterstützt Migrantinnen bei der Wahrnehmung ihrer Rechte.
n Mit einer Pfarrstelle trägt die EKHN zur Ansiedlung irakischer
Flüchtlinge und zur Unterstützung des Resettlementprogramms der UNO bei.
n
Diakonisches Werk
in Hessen und Nassau
Hildegund Niebch
Referentin für Flucht
und Migration
Telefon (069) 7947300
E-Mail hildegund.niebch
@dwhn.de
➔ Fortsetzung von Seite 41
seits verängstigten Flüchtlinge ein. Sie entwarfen ein
Hilfs­ und Betreuungskonzept und überzeugten dann die
Kirchen vor Ort, eine ökumenische gemeinnützige Gesell­
schaft Christliche Flüchtlingshilfe zu gründen. Daran
beteiligten sich die zwei evangelischen Gemeinden und die
katholische Gemeinde in Egelsbach und Erzhausen sowie
das evangelische Dekanat Dreieich und der Caritasverband
Offenbach. Das Land Hessen weist ihr Flüchtlinge zu, die sie
dann im Auftrag des Kreises Offenbach betreut. Zeitweise
betrieb die Initiative drei Wohnhäuser. Weil die Zahl der
Menschen, die Asyl suchen, sank, ist nur noch die Unter­
kunft für rund 40 Personen in Betrieb, welche die CFEE vor
15 Jahren selbst gebaut hat.
Jetzt klopft es. Schüchtern lugt Khadishas Mutter,
eine schmale, blasse Irakerin, durch die Tür. Schöninger
macht eine einladende Geste und geht dann mit der jungen
Frau ins Nebenzimmer, wo beide nun ungestört einen
Packen Formulare durcharbeiten. Die irakische Familie hat
Glück im Unglück, denn sie kam mit dem durch die Ver­
einten Nationen bereits anerkannten Status »Flüchtlinge«.
42
Dadurch standen ihr im Gegensatz zu den meisten anderen
von Anfang an Integrations­ und Deutschkurse zu. Da die
deutsche Sprache gerade bei Ämtern sehr wichtig ist, bemüht
sich die Initiative um Kurse für Mütter und ältere Kinder.
Schicksale und Fluchtgeschichten
Verone Schöninger kennt viele Fluchtgeschichten und
keine lässt sie unberührt. Etwa die des traumatisierten
jungen Sudanesen, dem man in der Ausländerbehörde sagte,
seine Aussichten auf Asyl seien sehr schlecht. Dann
schaffte er wider Erwarten die Hauptschule, landete bei der
CFEE, über die er einen Ausbildungsplatz fand. Danach
lobte ihn der Richter ob seines Integrationswillens und
bewilligte den Antrag, »das habe ich noch nie erlebt«,
entfährt es Schöninger. Die CFEE bietet dem jungen Mann
stärken, dass sie der Gesellschaft und ihren Männern gegen­
auch jetzt noch einen sicheren Ort zum Aussprechen. Ihm
über selbst ihre Rechte durchsetzen. Und Norbert Frerich­
wie all den anderen, die vor ihm das Haus bewohnten, aus
mann, der wie Schöninger zu den Gründern der CFEE zählt,
Ländern wie dem Kosovo oder dem Libanon, aus Pakistan,
ergänzt: »Aufgrund der Achtung, die sie durch uns erfahren,
Syrien oder Kambodscha.
und der Selbstbestimmung sind die Flüchtlinge bei uns
Was die beiden Frauen unbedingt vermeiden
viel entspannter als anderswo, das spürt der ganze Ort. Der
wollen: »ihnen unser Weltbild überzustülpen. Wenn wir
ehemalige Bürgermeister hat mir mal gesagt, ihr habt uns
etwa anfingen, die Frauen zu emanzipieren, würden ihre
die Dornen aus den Füßen gezogen.« Eine vorbildliche, freie
Männer sie nicht mehr zu uns lassen.« Besser, sie so zu
und zugleich mütterliche Form der Integration.
Christliche Flüchtlingshilfe
in Egelsbach und Erzhausen
(CFEE)
Verone Schöninger
und Dorothea Ernst
Telefon (06103) 42570
E-Mail [email protected]
n
Warum Norbert Frerichmann die CFEE mitbegründet hat
Prinzip Nächstenliebe
K
ein analytischer Mensch sei er, eher einer, der an­
Projekt Christliche Flüchtlingshilfe sei es gut, »dass es
packt, urteilt Norbert Frerichmann über sich selbst.
jemanden gibt, der in beiden Kirchen zu Hause ist.«
»Man kann immer etwas machen«, ist seine Lebens­
Sein Engagement für die CFEE berührt auch eine Gewissens­
erfahrung, seine kirchliche Prägung auch. Als Kind hat er
frage, die er sich immer wieder stellt: »Wo hätte ich ge­
Gemeinde vor allem als (Hilfs­)Gemeinschaft erlebt. Der
standen vor 70 Jahren? Ich bin leicht zu begeistern ...«
schwer kranke Vater konnte die Familie kaum ernähren,
Daher will er sich klar und richtig positionieren. Seine
dennoch gab es eine Waschmaschine oder eine Weihnachts­
Richtschnur dafür ist das Prinzip Nächstenliebe geblieben.
gans, gespendet von den Nachbarn. »Und trotzdem waren
Im christlichen Sinn will er das Zeugnis ablegen: »Ich bin
wir eine geachtete Familie«, resümiert er. Als Jugendlicher
bereit, etwas für andere zu tun. Ich sehe den Asylbewerber
habe er Kirche dann als beengend empfunden, »Messdiener,
als Mitmenschen, in dem uns Gott begegnet.«
n
Kirchenzeitung austragen, ein konfessionelles Kranken­
haus, ein Kindergarten – und überall war ich mit meinem
Zwillingsbruder eingebunden – wir fühlten uns wie befreit,
als wir von dort weggezogen sind. Obwohl wir gern in der
Norbert Frerichmann,
von Beruf Steuerberater,
ist Mitbegründer und
Schatzmeister der CFEE.
Kirche waren, das war zu viel für uns.« Die Botschaft des
damaligen Religionslehrers wiederum begleitet ihn bis
heute: »Nächstenliebe war sein zentrales Anliegen.«
Frerichmann sieht sich nicht in erster Linie als Katholik,
sondern als Christ. Er hat evangelisch geheiratet und
den Sohn evangelisch taufen lassen. Für das ökumenische
43
Die Kirchengebäude in Ortenberg/Wetterau und Eppstein-Bremthal/Taunus
Von der Gotik zum Glashaus
Gott wird bei den Menschen wohnen, heißt es in der Offenbarung des Johannes. Die Wohnungen,
in denen sich die Menschen Gott besonders nahe fühlen, sehen höchst unterschiedlich aus.
Die mittelalterliche Marienkirche in Ortenberg und die 1997 eingeweihte Emmauskirche in
Eppstein-Bremthal könnten auf den ersten Blick nicht gegensätzlicher sein – und haben doch
überraschend viele Gemeinsamkeiten.
H
ier nimmt der Besucher einen tiefen Atemzug
Geschichte, dort erscheint vor seinen Augen
fang des 14. Jahrhunderts errichtet wurde. Den mächtigen
das Antlitz der Moderne. Hier steht ein Gottes­
gotischen Turm vollendete man 1368. »Ganz oben ist noch
haus, das den Glauben in gotisch dicken Stein
Holz der ersten Dachbestuhlung«, berichtet Pfarrer
packt, dort ein Gebäude, das vom christlichen
Johannes Schatz. Er öffnet das Rundbogenportal, das wohl
Gedanken ätherisch durchströmt zu sein scheint. Hier alt­
noch vom romanischen Vorgängerbau stammt, und betritt
evangelisches Stammland, dort protestantische Diaspora –
die dreischiffige Hallenkirche. Sie wirkt innen über raschend
nur jeder fünfte Bewohner ist evangelisch. Dennoch dienen
handlich, wie die Puppenstubenausgabe einer großen
beide Kirchen ein und demselben Zweck – den Menschen
gotischen Kathedrale. An der linken Seitenwand haben
von Jesus Christus zu berichten und seine Botschaft in die
Epitaphien ihren Platz: Grabmale ehemaliger Pfarrer und
Welt zu bringen.
Patronatsherren. Das wirkt wie eine Beschwernis – doch
Hier, das ist die Marienkirche von Ortenberg, einem
schmucken Städtchen in der Wetterau, zwischen Büdingen
und Nidda. Wehrhaft, fast ein wenig unnahbar wirkt das auf
44
einer beträchtlichen Anhöhe gelegene Gotteshaus, das An­
fällt der Blick nach vorne und an die Decke, stellt sich rasch
ein lichtes, leichtes Gefühl ein.
Dort, das ist die Emmauskirche in Eppstein­Bremthal, im
Main­Taunus­Kreis nicht weit von Wiesbaden. Von außen
erinnert wenig an ein Gotteshaus. Ein fast rundum ver­
glastes Gebäude mit Holzdach lehnt sich an einen Hügel an.
Am First hängt ein schmales Transparent mit der Aufschrift
»Glocken für Emmaus«. Auf der anderen, höher gelegenen
Seite ist der Eingang zum Kirchenraum, der sozusagen im
ersten Stock liegt, von Licht durchflutet. Statt auf Gemälde
oder andere Kunstgegenstände blickt der Betrachter auf
Rapsfelder und Apfelbäume, durch die Glasfront wandert
das Auge über die Taunuslandschaft.
1997 ist das Gotteshaus eingeweiht worden. Geplant
hat es Jutta Bechthold­Schlosser, Professorin für Bau­
konstruktionslehre an der Fachhochschule Erfurt. Als Leit­
wort wählte sie Sacharja 2,8: »Jerusalem soll ohne Mauern
bewohnt werden.« Die Architektur sollte nicht eine ab­
strakte Kirchlichkeit abbilden, sondern ein Spiegel des
alltäglichen Gemeindelebens sein, sagt Pfarrer Moritz
Gebäude in der EKHN 2009
Mittag: »Die Kirche ist nahe bei den Menschen.« Dass sich
der Kirchenraum zur Natur öffnet, wirkt sich auch auf die
Predigten aus: »Ich beziehe das Außen sehr stark ein«, so
der 51­jährige Geistliche. Jenen wiederum, die draußen
sind, ist beim Blick ins Gotteshaus eine gewisse Schüchtern­
heit anzumerken. »Wir sehen oft, was Schwellenangst ist«,
berichtet Mittag. Auch Störungen gehören dazu: Bei einer
Konfirmationsfeier, erinnert sich der Gemeindepfarrer, warf
ein Nachbar plötzlich seinen Rasenmäher an – ließ sich aber
überzeugen, sein Grün anderntags zu kürzen.
Kirchen
Gemeindehäuser
n Pfarrhäuser
n Kindertagesstätten
n sonstige Gebäude
n
n
■
1.287
968
972
311
619
4.157
Die meisten Gebäude sind Eigentum der
Kirchengemeinden. Lediglich 60 Gebäude
gehören der Landeskirche.
Neun von zehn Kirchen in der EKHN stehen
unter Denkmalschutz.
➔ Weiter auf Seite 46
45
Architektin Jutta Bechthold-Schlosser über die Funktion einer Kirche
Wo der Geist zur Ruhe kommt
»
Jutta Bechthold-Schlosser
wohnt in Darmstadt und
ist Professorin für Architektur
in Erfurt. Sie hat für die EKHN
bereits einige Bauprojekte
geplant.
Als Architektin verstehe ich mich als Übersetzerin
Meine persönliche Idealvorstellung eines Kirchenbaus – der
der Vorstellungen des Bauherrn in eine bauliche
nur als solcher genutzt wird – hat eine große Spannweite.
Umsetzung. Die Kirchengemeinde Bremthal wollte
Sie reicht von einem romanischen Bau wie der Michaels­
ein Haus haben, das neben dem Gottesdienst auch dem
kirche neben dem Dom in Fulda bis zum modernen Christus­
Gemeindeleben Raum bietet. Der letzte Punkt erschien mir
pavillon, dem ehemaligen Kirchengebäude auf der Expo in
wesentlich – eine Kirchengemeinde muss sich auch außer­
Hannover, das heute in Volkenroda steht. Ich liebe beide
halb des Gottesdienstes als Gemeinde verstehen können.
wegen ihrer unaufgeregten Gestaltung. Ein Kirchenraum
Menschen wie Pfarrer Mittag stehen für eine offene, ein­
sollte Kontemplation ermöglichen und einen Fokus geben –
ladende Kirche. Der Ort mit einem wunderbaren Blick auf
das Kreuz, der Altar, ein Bild, auf dem das Auge ruhen kann
den Taunus erforderte, diesen in die Planung einzu­
und der Geist zur Ruhe kommt – ganz im Gegensatz zu den
beziehen. So entstand eine offene Struktur – ein großes
barocken Kirchenräumen, aber auch mancher moderner
beschützendes Dach auf Stahlstützen mit Glasfassaden, ein
Kirche.
Dachreiter bildet die Verbindung zum Himmel und bringt
Licht in den Raum.
Der entstandene Raum ist eher Gemeindehaus denn
Zu einem Gespräch mit Gott muss ich nicht unbe­
dingt in eine Kirche gehen, ein Waldspaziergang oder eine
Bergbesteigung ist für mich durchaus gleichwertig. In der
Kirche. Erst durch den zuschaltbaren Altarbereich ver­
Kirche suche ich Gemeinschaft mit anderen, so wie es in der
ändert der Raum seinen Fokus und wird zur Kirche und hat
Emmausgemeinde praktiziert wird. Sie verbindet Glaube
damit das, was wir Architekten unter Multifunktionalität
und Gemeinschaft, Gottesdienst und Gemeindeleben in
verstehen. Die durchgehende Nutzung des Raums neben
idealer Weise miteinander – so stelle ich mir Kirche vor,
dem sonntäglichen Gottesdienst spricht für die richtige
denn sie muss weit mehr sein, als nur ein Haus für den sonn­
Entscheidung für mein ›offenes Haus‹.
täglichen Gottesdienst.«
➔ Fortsetzung von Seite 45
etwa durch den Vulkan­Wanderweg oder den Bonifatiusweg,
n
der durch Ortenberg führt.
Ortenberg atmet Geschichte und lebt mit Widersprüchen.
Besuchern kann der Ortenberger Pfarrer etwas
»Das ist eine gewachsene Kirche«, sagt Pfarrer Johannes
vor weisen, was man »Alleinstellungsmerkmal« nennt: Ein
Schatz und deutet damit schon die historischen Brüche
protestantisches Gotteshaus mit Maria im Namen, das ist
an. Der romanische Teil des Gotteshauses ist der älteste,
selten. »Die Kirche ist ursprünglich eine katholische Kirche
mindestens zehn Bauphasen lassen sich unterscheiden.
gewesen«, sagt Schatz. »Maria hat eine Funktion in der
Im Jahr 1324 erlaubte Papst Johannes XXII. brieflich die
Christenheit, auch wenn sie für uns keine zentrale Rolle
Renovierung der Kirche. Die damals in Ortenberg regieren­
spielt.« Die Mutter Jesu wird in der katholischen Kirche
den Herren von Eppstein – jenem Eppstein, in dem heute
als Heilige verehrt – ein Gedanke, der reformatorisch
die Emmauskirche steht – träumten von einer großen Stadt
gesinnten Christen fremd ist. »Wir stehen hier in einem
in der Wetterau, samt Passionsspielen und Pilgerströmen.
historischen Gebäude und feiern Gottesdienst des 21. Jahr­
Sie hofften vergebens. »Faktisch wuchs danach nichts
hunderts. Das darf durchaus in einer Spannung stehen«,
mehr«, erläutert Johannes Schatz. Heute hat die Wetterau
fügt der Geistliche hinzu.
wirtschaftlich zu kämpfen. Vor allem in den 1980er­ und
Die Ortenberger Protestanten lassen sich ihre Maria
1990er­Jahren gingen viele Betriebe kaputt, es gibt viel
nicht so einfach wegnehmen. Auch nicht von der Landes­
Armut. Pfarrer Schatz sieht neue Chancen im Tourismus,
kirche, mit der man einst heftig stritt, ob eine Kopie des
berühmten Ortenberger Altars in der Kirche aufgestellt wird.
Das spätgotische Meisterwerk aus dem 15. Jahrhundert
zeigt die Sippschaft Mariens mit etlichen »angedichteten
Verwandten«, wie Schatz ein wenig schelmisch sagt. Das
Original hängt heute im Hessischen Landesmuseum in
Darmstadt, während die Nachbildung ihren liturgischen
Dienst tut: Vom Karfreitag bis in die Osternacht wird das
Altarbild zugeklappt. Dauerhaft zu sehen sind hingegen die
46
faszinierenden floralen Zeichnungen an der Decke, die 1956
freigelegt wurden. Erst vor kurzem hat sich ein Freund des
Pfarrers, ein Kunsthistoriker und Katholik, die Darstel­
lungen etwas genauer angesehen: »Es sind alles Pflanzen,
die im Zyklus der Marienkräuter vorkommen.«
Evangelische Architektur
Wann eigentlich begannen die Christen, sich Gotteshäuser
zu bauen? Jesus war, wie wir wissen, im jüdischen Tempel,
In der EKHN gibt es mehr als
1.400 Orgeln. Circa 600 davon
stehen unter Denkmalschutz.
aber nie in einer Kirche. Dass ein Raum, in dem der Glaube
gelebt und weitergegeben wird, einen besonders sakralen
Charakter haben muss, war den ersten Christen wohl eher
fremd. Erst als das Christentum im vierten Jahrhundert mit
Kaiser Theodosius I. Staatsreligion im römischen Reich wird,
ändert sich das. Nun werden nach dem Stil der römischen
Tempel und Königshäuser, die nach wie vor Basilika hießen,
Kirchen gestaltet. Das späte Mittelalter bringt in den
Kathedralen architektonische Meisterwerke hervor – vor
allem die aufstrebende Gotik zeigt den Menschen, wie klein
sie sind im Vergleich zu den Pfeilern und Kirchenfenstern,
die zum Himmel streben.
Die Reformation greift zunächst auf die bestehen­
Im Zuge der Umgestaltung, die der Dieburger Architekt
Claus Giel betreute, ist im rechten südlichen Seitenschiff
ein vielseitig nutzbarer Veranstaltungsort entstanden.
den Kirchbauten zurück. Neu entstehen allein Schloss­
kapellen – im Jahr 1544 ist jene im Schloss Hartenfels bei
Ob alt oder neu, Kirche ist teuer
Torgau der erste protestantische Neubau eines Gottes­
In die Ortenberger Marienkirche wurden 1,3 Mio. Euro
hauses. Dort erhält die Kanzel, also die Predigt, besonderes
investiert, 300.000 musste die Gemeinde selbst aufbringen –
Gewicht. Eine spezifisch evangelische Architektur ent­
unter anderem mit Pflasterpatenschaften und einer Wein­
wickelt sich erst in Abgrenzung zum süffig­sinnenfreudigen,
flaschenaktion. »Was uns Geld bringen würde, wäre eine
katholisch geprägten Barock. Später wird heftig darüber
Stiftung«, sagt Schatz. Diese Sorgen hat sein Amtsbruder
diskutiert, ob der protestantische Kirchbau eher sakralen
Moritz Mittag in Eppstein­Bremthal nicht mehr. Seine
Charakter haben oder eher als Heimstatt der Gemeinde
Kirchenstiftung hat inzwischen 140.000 Euro Kapital, sie
dienen sollte. Was steht im Vordergrund: der Altar als Ort
ist die »Altersvorsorge« der Emmauskirche. Und ein Förder­
des Abendmahls oder aber die Kanzel als Stätte der Predigt?
verein sorgt als »Bausparkasse« für den Unterhalt. Das
Die Frage ist nicht einhellig entschieden. Kein Wunder, der
ganze Gotteshaus kostete seinerzeit 1,6 Mio. D­Mark – ein
Protestantismus ist die Kirche der Freiheit.
geistliches Schnäppchen. Dafür sind die Glühlampen aus
dem Baumarkt. »Wir haben lauter so günstige Lösungen
Dieser Raum spricht zu mir
Blickt man in der Emmauskirche von Eppstein­Bremthal
gesucht«, so Mittag.
Die Hanglage. Das den Kirchenraum erfüllende
nach vorne, fällt der kleine Altarraum ins Auge. Dort steht
Licht. Das protestantisch Vertraute. Die liturgische und
ein Tisch aus hellem Holz, dessen linker Fuß ein silber­
gemeindliche Nutzung unter einem Dach. Die Spur Wider­
farbenes Taufbecken bildet. Abendmahl und Taufe: Die
spenstigkeit, auch gegen die eigene Landeskirche. Der
beiden Sakramente sind hier in einer horizontalen und
Glaube an Gott und die Botschaft Jesu: Der gotische Bau
vertikalen Linie verbunden. Der Altarraum kann mit einer
von Ortenberg und das Glashaus in Eppstein­Bremthal
mobilen Trennwand abgeteilt werden. Auf ihr und im
haben vieles gemeinsam. Gemeinsam ist ihnen auch, dass
Kirchengemeinde Ortenberg
Pfarrer Johannes Schatz
Telefon (06046) 7529
E-Mail [email protected]
Fenster nebenan hat der Glaskünstler Johannes Schreiter
noch Dinge fehlen, es Hoffnungen gibt. »Das Gemeindehaus
seine Spuren hinterlassen – mit einem für ihn typischen
schreit nach Renovierung«, sagt Pfarrer Schatz in Orten­
Grad von Abstraktion, der zu vielerlei christlichen Deu­
berg. Auf eine neue Orgel will er gar nicht erst hoffen, ob­
tungen einlädt. Die Wand deutet die Vielfalt an, mit der die
wohl sich »die alte gerade in ihre Bestandteile auflöst«.
Kirche genutzt werden kann.
Auch die Marienkirche in Ortenberg korrespondiert
Sein Kollege Moritz Mittag in Eppstein freut sich auf die
Glocken, die kurz nach Ostern gegossen wurden. Und dann
mit der Moderne. Sie wurde in den vergangenen Jahren
wäre da noch die doppelte Verglasung, die in der Bauzeit als
grundlegend umgestaltet, das Ergebnis kann sich sehen
optimal galt. Heute ist Dreifachglas angesagt. So schnell
lassen. »Dieser Raum spricht zu mir«, heißt es im Gäste­
überholt sich die Moderne und Neues steht an.
buch, oder: Hier sei ein »Zwiegespräch mit Gott« möglich.
Kirchengemeinde Bremthal
Pfarrer Moritz Mittag
Telefon (06198) 33770
E-Mail [email protected]
www.emmaus-bremthal.de
n
47
Kirchenglocken in Nidda-Ulfa/Wetterau
Das älteste dreistimmige Geläut
Deutschlands
Glocken sind für viele ein Stück Heimat, andere sind von ihren Geräuschen eher genervt.
Der weithin tragende Klang der Glocken weckt Gefühle, er steht für Freude und Trauer, für Gebet
und Gefahr. Glocken gibt es seit Jahrtausenden, im christlichen Bereich seit dem vierten
Jahrhundert. Das wohl älteste zusammenhängende Geläut Deutschlands stammt aus dem
Jahr 1334 und hängt in der evangelischen Kirche von Nidda-Ulfa.
O
ben im Kirchturm ist es eng und düster. Die
Glocken glänzen nicht, sie sind uralt und
sehen auch so aus. Klopft man sie leicht an,
beginnen sie zu summen und entfalten ein
intensives Leuchten, das von einer uner­
schütterlichen Sicherheit erzählt. Doch Vorsicht! Läuten
die Glocken, wackeln die Wände des Kirchturms, der Holz­
boden des Glockenstuhls vibriert. Erschrecken kann bereits
der Hammer, wenn er jede Viertelstunde gegen eine Glocke
schlägt. So wird sie zur Uhr für die Ohren. »Mich nervt das
morgens«, sagt ein Junge vor der Schule, die der Kirche
gegenüberliegt. Er könne dann nicht schlafen. »Ich wohne
direkt neben der Kirche.« Ein anderer findet es schön, wenn
es »glockelt«. Auf dem Weg zur Schule mache das wach. Für
ein Mädchen ist es das Signal zum Aufbruch: »Wenn ich
morgens meinen Hasen füttere, weiß ich dann immer: Jetzt
In den Kirchen der EKHN
gibt es circa 4.000 Glocken.
Etwa drei Viertel davon waren
in den Weltkriegen verloren
gegangen und mussten neu
gegossen werden.
Sachverständiger für Glocken
und Orgeln in der EKHN:
Thomas Wilhelm
Telefon (06039) 486071
E-Mail thomas.wilhelm
@zentrum-verkuendigung.de
Kirchengemeinde Ulfa
Pfarrer Reiner Isheim
Telefon (06043) 985515
E-Mail [email protected]
muss ich zur Schule.«
Mutprobe für Jugendliche
Die Glocken auf dem Kirchturm faszinieren, ziehen an und
gelten als gefährlich: »Das ist eine Mutprobe, fast wie
ein Initiationsritus«, sagt Pfarrer Reiner Isheim über die
Kletter partie den Kirchturm hinauf. Sie nehmen die
Konfirmandinnen und Konfirmanden kurz vor ihrer Kon­
firmation in Angriff. »Kaum einer, der unten bleiben will.«
In der Regel befindet man sich aber auf dem Erdboden,
wenn man den Klang der Glocken hört, etwa um zum Gottes­
dienst zu rufen. Wobei diese Aussage nicht präzise ist: Das
Läuten am Sonntagmorgen gehört in Ulfa nämlich zum
Gottesdienst dazu: Um zehn Uhr, wenn die Gemeinde schon
versammelt ist, läutet es fünf Minuten. Das dreistimmige
Tönen markiert auch den Anfang von Beerdigungen, der
Wind trägt es oft wie in Wellen zum Friedhof, sagt Pfarrer
Isheim. Dann überlegt er, wem in all den Jahrhunderten die
48
Erich Ludwig war 43 Jahre lang
Kirchendiener in Nidda-Ulfa
Die gute Seele
des Gotteshauses
Glocken schon geläutet haben: bei Taufen, Hochzeiten, in
Krieg und Gefahr. »Was schaffen wir eigentlich Schönes, das
»
Musikalisch bin ich ganz und gar nicht«, sagt
Erich Ludwig. Trotzdem hat er sich als Kirchen­
diener Jahrzehnte intensiv um die Glocken der
Kirche in Nidda­Ulfa gekümmert. Früher hat der 82­Jährige
sie sogar noch von Hand geläutet – alle drei. »Keine Kunst«,
in vielleicht 300 Jahren noch Bestand hat?«
sagt er: »Man muss einfach nur ein wenig auf Zack sein.«
Geheimnis des Klangs
Das gilt für seine Jahre als Kirchendiener insgesamt: »Er
Die zwei tiefen Glocken sind auf cis und d gestimmt, was zu
war sehr genau«, sagt seine Frau Marianne. »Immer wieder
reibenden, eigentümlich schwebenden Tönen führt. Sie
ist er den Kirchturm nach oben geklettert, hat dort auch
erinnern an ein wogendes Meer, von dem sich die auf g
geschweißt.« Gleich bestätigt der ehemalige Kirchendiener
gestimmte kleine Glocke hell absetzt. Ihr Klang freilich ist
den Charakterzug der Genauigkeit, indem er korrigiert:
vom Wogen nicht völlig losgelöst, sondern flattert gleich­
»Nicht geschweißt – gelötet!«
Seine Frau hat ihm bei den Küsterdiensten oft
sam in dessen Gischt, wie hell bewegtes Lachen über dem
geholfen, Ferien gab es nicht. Allein bei der Trauung des
Meer.
Sohnes wurden sie vertreten. Ein einziges Mal in 43 Jahren?
Das Alter des Geläuts ist dank eines Schadens ent­
deckt worden. Bis vor wenigen Jahren dachte man, allein
»Wenn ich etwas mache, dann richtig«, sagt Ludwig.
die größte Glocke sei 1334 geschaffen worden, in sie
»Auch habe ich es nicht wegen des Geldes gemacht, es hat
ist auch die Jahreszahl aufgegossen. Aus ihr fiel in der
einfach Spaß gemacht!« Wenn die Konfirmandinnen und
Silvester nacht 2001/2002 der Klöppel. Nach der not­
Konfirmanden unruhig wurden, hat er ihnen »Gutzjes«
dürftigen Reparatur löste er sich erneut ein Jahr später –
gegeben, Bonbons, erzählt er und lacht: »Schon lutschten
wiederum in der Silvesternacht. Bei der Sanierung der
die, wurden still.«
Nun aber hat der malade Rücken dem Dienst des
Glocken stellte man fest: Alle sind 1334 gegossen worden,
Küsters ein Ende gemacht. Manchmal kommt er morgens
denn sie gleichen sich bis in winzige Details, haben ähn­
liche Klangeigenschaften und auch die Zusammensetzung
kaum noch aus dem Bett. Dann geht ihm ein Lied aus dem
der Metallanteile stimmt überein. Als die Glocken endlich
Gesangbuch durch den Kopf: »Jesu, geh voran auf der
wieder tönten, feierte man nicht nur ihre Rückkehr,
Lebensbahn! Und wir wollen nicht verweilen, dir getreulich
sondern auch ihr hohes Alter: Posaunenchor und Gesang­
nachzueilen.« Jesus ist für ihn wie »ein Wegweiser«, gerade
verein waren zu hören, es ging nicht gerade leise zu – was
in schweren Tagen. In seinem Namen hat er viele Schritte
dem Sinn der Glocken entspricht, sagt Pfarrer Isheim: »Sie
unternommen – auch nachts. Einst wurde die Kirche noch
mit Koks und Holz geheizt. Da konnte es passieren, dass das
helfen, bei sich einzukehren, und machen den Glauben
zugleich weithin hörbar, also öffentlich.«
n
Kircheninnere morgens voller Rauch war. Um zwei Uhr
nachts ist er aufgestanden, kontrollierte den Ofen, damit
am nächsten Morgen klare Blicke möglich sind. Unzählige
Male ist er die steilen Stiegen und Leitern zu den Glocken
hinaufgestiegen. Einmal ganz schnell – mitten im Gottes­
dienst. Die Vaterunser­Glocke nämlich schwieg – aber nicht
lange, rasch konnte er den Fehler beseitigen. »Mit allen
Pfarrern bin ich gut ausgekommen«, sagt er. Und dann
zählt er sie nacheinander auf. Ludwig klingt dabei nicht wie
ein Statistiker. Der angeblich Unmusikalische spricht die
Namensreihe vielmehr melodisch, weich und rhythmisch
wie ein Geläut.
n
49
Service-Stelle für Kirchenferne: die »Schwalbe 6« in Wiesbaden
Mit offenen Armen empfangen
Manchmal beginnen erst Erwachsene, sich für den Glauben und die Kirche zu interessieren.
Oder sie entdecken ihr Interesse neu, nachdem sie sich vor Jahren aus Ärger oder Desinteresse
abgewandt hatten und aus der Kirche ausgetreten waren. Wege zurück in die Kirche führen über
die Kirchengemeinden vor Ort. Aber nicht nur. In der EKHN gibt es zudem 13 Wiedereintrittsstellen, die meisten in städtischen Zentren. Eine von ihnen ist das »KirchenFenster Schwalbe 6«
in Wiesbaden. Und das bietet weit mehr als einen Eintritt.
Zielgruppenorientierte Pfarrstellen in großen Städten
Stadtkirchenarbeit
Stadtjugendarbeit
n Studierendengemeinden
n
n
10
7
8
die eher nicht die Stufen zu einem Pfarrbüro hochgehen,
deren Glaubensgeschichte aber noch nicht zu Ende ist.
2003 wurde das »KirchenFenster« als zentrale
Informationsstelle für das vielfältige kirchliche Angebot in
der Stadt sowie als Forum für Begegnung und Beratung
gegründet. Seit 2004 dient es auch als Kircheneintritts­
stelle. Lange Öffnungszeiten sorgen für gute Erreichbarkeit.
Eingereiht in die Ladenzeile eines eher nüchternen Zweck­
baus, geht der Blick aus dem großen Schaufenster direkt
auf die viel befahrene Schwalbacher Straße. Sie gab der
W
Einrichtung ihren Namen. Drinnen gibt es Kaffee und
er in der Passionszeit am »KirchenFenster
Kuchen, wie in einem Café sind locker Tische gruppiert.
Schwalbe 6« vorüberging, fand einen
Tisch mit kleinen Steinen am Bürgersteig
Viele wollen einfach reden
vor. »Dein Sorgenstein – leg ihn am Kreuz
Häufig führen praktische Anliegen die Menschen hierher:
ab«, war als Aufforderung beigefügt. Nicht
Eine Hochzeit ist geplant, ein Kind soll getauft werden. Und
wenige setzten das nach kurzem Nachdenken in die Tat um.
manchmal kommt jemand aus einer der umliegenden Arzt­
»Wir schaffen Hingucker und Anlässe zur Unterbrechung
praxen, mit einer bedrückenden Diagnose im Gepäck. »Viele
des Weges«, sagt Stadtkirchenpfarrerin Annette Majewski,
nehmen einen Umweg und suchen etwas an unserer Info­
die gemeinsam mit einer Festangestellten und zwölf Ehren­
wand«, weiß Karin Weißenberg, pensionierte Religions­
amtlichen in der Einrichtung in der Wiesbadener City ar­
lehrerin und von Anfang an als Ehrenamtliche dabei. »Aber
beitet. »Unsere Zielgruppe sind die Suchenden.« Menschen,
dann wollen sie einfach reden. Über ihr Leben, über den
Glauben.« Seit Neuestem bietet die Diakonie wöchentlich
eine Beratung an. Über die Jahre ist ein buntes Veran­
staltungsprogramm entstanden – von der Pilgerberatung
über eine Fastengruppe bis hin zu aktuellen Diskussions­
runden.
Wiedereintrittsgespräch mit Segenswort
Zum Angebot gehört auch der Service an Getaufte, unbüro­
kratisch wieder in die Kirche eintreten zu können. Sie
50
Warum Christian Schlamp wieder in die Kirche eingetreten ist
Zurückgefunden
»
Mein Leben war immer so: Vollgas, hier komme
ich.« Christian Schlamp, 40 Jahre, schaut
nüchtern auf seine Vergangenheit. Dann wurde
seine betagte Großmutter krank und pflegebedürftig. »Sie
war die Leitfigur in meinem Leben«, sagt er. Er empfand es
als völlig normal, zu ihr zu ziehen und sie rund um die Uhr
zu pflegen. In diesen zweieinhalb Jahren, bis seine Groß­
mutter starb, hat sich etwas in ihm verändert. Vorher waren
Geld und Status die entscheidenden Werte in seinem Leben.
Jetzt erfuhr er, welche Bereicherung darin liegt, für jemand
Seit 2009 ist er wieder Mitglied, in seiner Heimatgemeinde
anderen da zu sein. Er war überrascht, wie gut es ihm
gelang, die Großmutter aufzupäppeln. Aber da war auch die
in Taunusstein­Bleidenstadt. Er hat die Kirche neu kennen­
Erkenntnis: »Es gibt Kräfte, die stärker sind als man selbst.«
gelernt: »als Wegbereiter, Wegbegleiter, als modern und
weltoffen«. Ein Konfirmandengottesdienst überzeugte ihn
1998 ist Christian Schlamp aus der Kirche ausge­
treten. Die Kirchensteuer, gibt er unumwunden zu, war ein
durch seine Mischung aus »erhabener Distanz« und ent­
entscheidender Grund. Aber auch die Distanz zu der
spannter Fröhlichkeit. »Wir haben in der Kirche gelacht und
Institution. Als es mit der Großmutter zu Ende ging, kam
geklatscht – das war doch früher undenkbar.«
Was er glaubt? – »Dass es mit dem Tod nicht vorbei
auf ihren Wunsch Gottfried Mallon vorbei, ein ihr vertrauter
ist, dass das Gute siegt«. Ein paar Dinge hat er sich fest
Pfarrer, der inzwischen pensioniert war. Er hat sie auch
beerdigt. »Es hat mich berührt, dass er das so selbstverständ­
vorgenommen: Die Zehn Gebote als »Daily Code of Conduct«
lich gemacht hat«, sagt Christian Schlamp.
ernst zu nehmen. Regelmäßig den Gottesdienst zu be­
Die »Schwalbe 6« lernte Christian Schlamp über ihn
suchen. Die Kirchensteuer, so sieht Christian Schlamp es
heute, ist »gut und nachhaltig angelegtes Geld«. Die
kennen, der dort als Ehrenamtlicher arbeitet. Wiederholt
sprach er dort mit dem Pfarrer. Dabei reifte sein Entschluss,
Gesellschaft brauche die Kirche. Ihn beeindruckt, was sie
es noch einmal mit der Kirche zu versuchen. »Ich habe die
alles leistet, allein im sozialen Bereich. »Es ist ein gutes
Erfahrung gemacht, dass man sich auf diese Gemeinschaft
Gefühl, wieder in dieser Gemeinschaft zu sein.«
n
verlassen kann«, sagt er.
können diesen Schritt entweder in einer Eintrittsstelle wie
dieser oder in ihrer örtlichen Gemeinde tun. Neueintritte –
also Taufen – werden allerdings nach wie vor in der Ge­
meinde am Wohnort gefeiert. Das Wiedereintrittsgespräch
in »Schwalbe 6« führt die Pfarrerin, aber auch drei Ehren­
amtliche sind dafür von der Kirche beauftragt. Der formale
KirchenFenster Schwalbe 6
Pfarrerin für Stadtkirchenarbeit
Annette Majewski
Telefon (0611) 1409216
E-Mail [email protected]
www.kirchen-wiesbaden.de
Akt selbst ist denkbar einfach, ein Formular wird ausgefüllt,
die Taufurkunde oder Austrittsbescheinigung sollte vor­
gelegt werden. »Am Ende stehe ich auf, heiße offiziell will­
kommen in der evangelischen Kirche und spreche ein
Aufnahmen in die EKHN 2009
Segenswort«, berichtet die Pfarrerin. Oft sei das berührend,
manche weinen. Besonderen Wert legt sie darauf, die
Aufnahme von Menschen, die zuvor ...
n aus der evangelischen Kirche ausgetreten waren
n Mitglied der römisch-katholischen Kirche waren
n Mitglied einer anderen christlichen Kirche waren
Gemeinde sofort zu informieren, damit diese mit einem
Begrüßungsbrief die Verbindung aufrechterhält. »Wir
müssen eine Willkommenskultur pflegen«, ist ihre Über­
■
1.916
1.080
146
3.208
zeugung. Schon einmal seien diese Menschen von der Kirche
enttäuscht worden, fügt Karin Weißenberg an. »Nun sollen
sie gute Erfahrungen mit ihrer Kirche machen.« 52 Menschen
sind hier im Jahr 2009 in die evangelische Kirche einge­
treten. Etwa so viele wie in den Vorjahren auch.
n
51
Die Aktion »Himmlisch-Nah« im Main-Taunus-Zentrum in Sulzbach
Mitten im Adventstrubel
Weihnachten ist nicht nur ein Fest der Geschenke und der Familie. Es hat eine christliche
Botschaft. Die trägt eine Aktion der evangelischen und der katholischen Kirche seit vier Jahren
mitten in den vorweihnachtlichen Einkaufstrubel des Main-Taunus-Zentrums. Die Kirche
verlässt damit ihre eigenen Mauern und begibt sich auf den modernen Marktplatz. Eine
spannungsreiche Begegnung zwischen Konsum und Glauben.
und Taunus. Viele Passanten sind stehen geblieben,
lauschen und klatschen.
»Darf ich Ihnen einen Segen zum Advent geben?«
Petra Herfel­Stürz, Mitarbeiterin im Team der Kirchen,
strahlt den jungen Mann an und hält ihm ein paar bunte
Karten im Scheckkartenformat hin. »Den kann man immer
brauchen«, sagt die blonde Begleiterin des Mannes.
Zögernd greift der Angesprochene zu. »Ich will auch eine«,
sagt die Blonde und zieht eine andere Farbe. »Du bist reich
beschenkt«, steht darauf.
Retter der Welt
Es ist bereits der vierte Adventssamstag, den die Kirchen im
»
größten Einkaufszentrum der Region mit ihrem Programm
»Himmlisch­Nah« gestalten. Von zehn bis 22 Uhr sind sie da.
Während überall Weihnachtslieder dudeln und Christmas in
aller Munde ist, weisen die Kirchen auf die in Vergessenheit
geratene Jahreszeit des Advents hin. Ihr Thema ist Vor­
Und nebenan an unserem Fair­Schenken­
freude. Christen erwarten die Ankunft von Jesus Christus,
Stand bekommen Sie einen heißen
dem Sohn Gottes, in der Welt. »Weihnachten ist himmlisch
Mexikaner.« Fabian Vogt hält das Mikro­
nah«, formuliert es Hans­A. Genthe, Projektleiter und
fon in die Höhe und zieht seinen Schal
Referent für Öffentlichkeitsarbeit des Dekanats Kronberg.
fester an. Heute sinkt das Thermometer
Und das meint mehr als ein niedliches Kind in einer Krippe,
auf zwölf Grad minus. Dann ruft er: »Und jetzt latein­
sondern den Retter der Welt, der all diesen Menschen
amerikanische Weihnachtslieder.« Auf der Himmlisch­
nahekommt. Das ist das Thema des Advents. Und damit
Nah­Bühne im Main­Taunus­Zentrum glitzert der große
muss die Kirche auf den Marktplatz gehen, sagt Genthe.
Weihnachtsbaum. Mit ihren Ponchos um die Schultern
Tatsächlich sind es 50.000 und mehr, die an einem
flöten, singen und trommeln sie los, die Gäste aus Süd­
solchen Adventssamstag durch das Main­Taunus­Zentrum
amerika. Sie gehören zum Adventsprogramm der
strömen. Center­Manager Matthias Borutta ist begeistert
evangelischen und der katholischen Kirche zwischen Main
vom Programm der Kirchen. Die Moderation sei professionell
und das Programm großartig. Verkaufen sei sein Geschäft,
aber auch diese inhaltliche Tiefe brauchten die Menschen.
Das Main­Taunus­Zentrum unterstützt Himmlisch­Nah
logistisch und technisch.
Waren aus armen Ländern
Auch der Verkaufsstand Fair Schenken nahe der Bühne
gehört dazu. Hier gibt es Waren aus armen Ländern, die vor
Ort Arbeitsplätze mit angemessenen Löhnen schaffen. Meist
52
Petra Herfel-Stürz über die Aktion
im Einkaufszentrum
Man begibt sich
in die Hände
des Heiligen Geistes
Frau Herfel-Stürz, Sie haben bei Himmlisch-Nah mitgewirkt,
Menschen angesprochen und Segenskarten verteilt. Was
fasziniert Sie an dem Projekt?
HERFEL-STÜRZ:
»Ich finde es so spannend, sich mit der
Lage der Menschen auseinanderzusetzen und ihnen
ausgesetzt zu sein. Und die vielen positiven Erfahrungen
sind es Geschenksets mit Kaffee und Süßigkeiten, Schoko­
machen Mut und Lust, etwas Spirituelles in einen Raum
lade und ausgesuchte Weine aus aller Welt. Sie helfen, dass
hineinzutragen, wo es Geistliches anscheinend nicht gibt,
Menschen in armen Regionen der Welt ihren Lebensunter­
und dann ereichen wir tatsächlich diese andere Dimension
halt selbst verdienen können. Genau das gehört hierher, in
des Menschen.«
den vorweihnachtlichen Rummel des Einkaufszentrums.
Und Schokoladenbischöfe, die an Nikolaus von Myra er­
Segenskarten im Einkaufsgewühl zu verteilen ist mutig.
innern, keine Weihnachtsmänner. Den Stand betreuen
HERFEL-STÜRZ:
Dritte­Welt­Gruppen aus der Region. Der Erlös geht an ein
verstehe mich ganz bescheiden als so etwas wie ein Durch­
Kinderschutzprojekt auf den Philippinen.
lauferhitzer Gottes. Und man bekommt so viel zurück,
Gesang klingt von der Bühne herüber. Es ist das
»Ich verschenke gern Gottes Liebe und
Dankbarkeit, Ermutigung.«
Himmlisch­Nah­Lied »Du, der Himmel reißt auf«. Die Um­
stehenden halten Liedkarten in der Hand und singen tat­
Welche Begegnung war besonders eindrucksvoll? Oder
sächlich mit. Später können sie Maxipostkarten mit dem
schwierig.
Lied als Adventsgruß verschicken. Kleine Mini­CDs gibt’s
HERFEL-STÜRZ:
als Präsent dazu.
hat gesagt: Meinen Sie, ich hab’ das nötig? Aber sie hat ein
Seit vier Jahren wächst und wandelt sich das
»Der junge Mann mit der Blondine im Arm
Kärtchen haben wollen. Und dann hatten wir ein längeres
Programm. Und quer durch 60 Kirchengemeinden geht die
Gespräch miteinander. Schließlich war er ganz offen.«
Diskussion, ob man nicht doch inhaltlich tiefgründiger sein
sollte. Aber würde es das gemischte Publikum erreichen?
Viele sagen, die Kirche soll sich nur um ihre Mitglieder kümmern.
Einig sind sich alle darin: Die Kirche gehört auf den Markt­
HERFEL-STÜRZ:
platz, wie es schon der Apostel Paulus vorgemacht hat, um
Familie, viele in der Gemeinde sind dagegen, wehren sich
Jesus Christus zu bezeugen.
n
»Da geht der Riss oft quer durch die
gegen ›das Missionarische‹, wie sie dann sagen. Das ist wohl
die Angst, da etwas nicht im Griff zu haben. Man begibt sich
Evangelisches Dekanat Kronberg
Pfarrer Hans-A. Genthe, Referent für öffentlichkeitsarbeit
Telefon (06196) 5601-12
E-Mail [email protected]
www.dekanat-kronberg.de, www.himmlisch-nah.de
[Stellen]
17,9
16,6
23,5
14,75
72,75
anderen, evangelischen und katholischen.«
widerstehen, statt sich ihm anzupassen.
Fach- und Profilstellen wurden im Rahmen der Dekanatsstrukturreform seit dem Jahr 2000 eingerichtet. Sie geben den
Dekanaten die Möglichkeit, in wichtigen kirchlichen Handlungsfeldern zusätzliche Impulse zu setzen.
Bildung
n Gesellschaftliche Verantwortung
n Öffentlichkeitsarbeit
n Ökumene
alltägliche Weltsituation zu stellen, und zwar mit vielen
Muss nicht die Kirche gerade im Advent dem Kommerz
Fach- und Profilstellen in der EKHN 2009
n
irgendwie in die Hände des Heiligen Geistes, das trauen
sich viele nicht. Und es tut so gut, sich als Christ in eine
[Personen]
30
26
27
26
109
HERFEL-STÜRZ:
»Es geht doch nicht um den Konsum,
sondern darum, dass wir mit Gottes Segen auch an unge­
wöhnliche Orte gehen. Den Adventsegen haben auch die
Müllarbeiter von mir bekommen, die die Papierkörbe leeren.
Die haben sich gefreut, dass sie eingeschlossen sind.«
n
Petra Herfel-Stürz ist Köchin in einer evangelischen Kindertagesstätte in Schwalbach. Die Prädikantin engagiert sich bei
Himmlisch-Nah ehrenamtlich.
53
Das Palliativzentrum am Markus-Krankenhaus in Frankfurt
Würde für die letzten Tage
Die Würde des Menschen zu wahren in der letzten Phase seines Lebens ist eine Herausforderung
für unsere Gesellschaft, der sich auch die EKHN stellt. Eine Modelleinrichtung dafür ist das
Palliativzentrum im Markus-Krankenhaus in Frankfurt-Ginnheim. Es betreut unheilbar erkrankte
Menschen medizinisch, geistlich, sozial und persönlich. Dafür wird auch die Seelsorge in das
medizinische Team integriert – Neuland für alle.
E
ine Abschiedskerze leuchtet in einer Nische gleich
am Eingang. Sie ist weiß und einen halben Meter
hoch. Neben ihr steht ein Holztischchen mit
einem kleinen Leuchtturm und Muscheln darauf.
Und ein Korbsessel. In anderen Stationen steht
hier der Essenswagen. Man merkt gleich: Hier weht ein
anderer Geist.
Weiße Pusteblumen und ein Mann mit Hut, den der
Wind mit seinem Regenschirm davonzuziehen scheint –
diese Motive hängen im sonnengelben Flur, sie wechseln
sich ab mit Landschaften in hellen Holzrahmen. Hoffnungs­
bilder – ausgewählt vom Team und von einer innovativen
Klinikleitung finanziert.
Seit Juli 2009 gehört das zweitgrößte Palliativ­
Hospiz, Sterbebegleitung, Palliativstation
Der Begriff Hospiz stammt aus der lateinischen Sprache, in der
»hospitium« eine Herberge und damit einen Ort der Gastfreundschaft meint. Heute geht es dabei um Gastfreundschaft
für Menschen kurz vor dem Tod. Entstanden ist eine Hospizbewegung, die sich aus humanitären und christlichen Gründen
überwiegend ehrenamtlich engagiert. In ihren Einrichtungen
sollen Menschen ihre letzte Lebensphase in Würde und möglichst
erfüllt erleben sowie zuletzt in Frieden sterben können. Dabei
sind Schmerzen und andere Beschwerden zu lindern sowie
psychologische, soziale und geistliche Fragen zu bewältigen.
Ein Hospiz hat in der Regel eher eine privat-wohnliche
Anmutung mit wenigen Betten. Es ist ähnlich wie ein Pflegeheim
organisiert. Im Bereich der EKHN gibt es ein Hospiz in Frankfurt,
ein weiteres entsteht derzeit in Darmstadt.
Von der medizinischen Seite her haben sich auch viele
Krankenhäuser dieser Aufgabe gestellt. Sie haben für
Menschen in der letzten Lebensphase eigene Palliativstationen
eingerichtet. Bei deren Palliativmedizin steht nicht mehr die
Gesundung im Vordergrund, sondern die Linderung von
Schmerzen und anderen Beschwerden. Ziel bleibt dennoch,
Patienten wieder nach Hause entlassen und dort weiterbetreuen
zu können. Das Angebot entwickelt sich, dabei bezieht es mehr
und mehr auch psychologische, soziale und spirituelle Aspekte
ein.
54
zentrum Deutschlands zum Markus­Krankenhaus. 13 Einzel­
zimmer werden von unheilbar erkrankten Menschen be­
wohnt. Bald sollen es wieder 20 Betten sein wie bei seiner
Gründung 1996, als das Palliativzentrum in der Frankfurter
Rechneigrabenstraße als Evangelisches Hospital für
Palliativmedizin das erste seiner Art in Deutschland war.
Seitdem ist auch die leitende Ärztin Angelika Berg dabei.
Wer hierherkommt, wird nicht mehr kuriert, bleibt im
Durchschnitt zwei Wochen, soll dann wieder nach Hause
oder in eine andere Einrichtung. Ein Drittel der Patienten
stirbt jedoch im Palliativzentrum.
Ernst Ehmer, 75 Jahre alt, hat einen Tumor im
Gallengang – und als Patient eine wahre Odyssee hinter sich.
So wie fast alle, die letztlich im Palliativzentrum ankommen.
Und darum geht es auch: um das Ankommen.
»Fehmarner Kaffeepott«, steht auf der bauchigen
Tasse, die Angelika Berg mit beiden Händen umfasst. Sie
sitzt im Wohnzimmer der Station. »Ich trinke jeden Tag
daraus. Sie ist ein Stück zu Hause. Ein Stück Ruhe«, sagt sie.
Beides sollen auch die Menschen im Zentrum bekommen:
Ruhe und das Gefühl, zurückzukommen zu sich selbst.
Zu sich selbst kommen
Nach einer langen Krankheitsgeschichte sind viele zer­
mürbt. Auf der Palliativstation wird nicht mehr die Ursache
ihrer Krankheit behandelt, sondern die Symptome. »Ziel ist,
dass die Menschen hier ihren letzten Abschnitt mit Würde
leben können«, sagt der leitende Pfleger Holger Fiedler.
Bewährte Mittel dafür sind schmerzlindernde Medikamente,
Krankenhausseelsorgerin
Pfarrerin Andrea Klimm-Haag
Telefon (069) 9533-2255
E-Mail andrea.klimm-haag
@fdk.info
Mut machende Gespräche, Seelsorge und Therapeuten, die
dabei helfen, mit der Krankheit und dem Sterben zu leben.
Außerdem ein größtmögliches Maß an Autonomie. »Die
Seelsorge in der EKHN 2009
Patienten sind die Bestimmenden«, sagt Angelika Berg.
Die Patienten dürfen nicht nur entscheiden, welche
Bilder sie in ihr Zimmer hängen möchten, sie bestimmen
auch darüber, wann die Visite kommt, und wann sie etwas
essen wollen. »Wer nicht will, der schickt uns wieder raus«,
sagt die Ärztin. Im Palliativzentrum darf jeder seinen
eigenen Lebensrhythmus haben, das ist das Konzept.
Ernst Ehmer will. Meistens. Er freut sich über die
Besuche der Musiktherapeutin, die ihm auf Holzinstru­
menten vorspielt. Mit der Kunsttherapeutin kann er nicht
so viel anfangen, malen ist nicht so seine Sache. Ob er
schon mit der Krankenhaus­Seelsorgerin gesprochen hat?
»Die kann gerne kommen – aber missionieren wird sie mich
nicht«, sagt Ernst Ehmer, er ist zu Scherzen aufgelegt.
Seine Frau lacht, sie ist dankbar über die Zeit im Palliativ­
zentrum. Ernst Ehmer streckt den Zeigefinger aus, seine
Pfarrer/-innen
n Krankenhäuser, Kurkliniken
n Altenheime
n Alten-, Kranken- und Hospizseelsorge
n Gehörlose, Blinde, Behinderte
n Strafgefangene, Angehörige und Bedienstete
n Schulseelsorge
n Flüchtlinge und Ausländer
n Flughafen
n Notfallseelsorge
n Polizeiseelsorge
n Telefonseelsorge
■
Pädagog(inn)en
n Krankenhauspatient(inn)en
n Asylsuchende
n Behinderte
n Blinde
n Trauernde
■
[Stellen]
51
9
14
10
12,5
13
2,5
1
8
3
4,5
128,5
[Stellen]
9,75
1,25
1
1
0,5
13,5
➔ Weiter auf Seite 57
55
Pfarrer Dr. Wolfgang Gern, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks, über tätigen Glauben
Damit keine und keiner verloren geht
»
›Die Liebe ist das Tatwort des Glaubens‹. Dieser
politik. Denn der Markt braucht eine Grenze, einen Rand,
Satz von Johann Hinrich Wichern, dem geistigen
dessen Überschreitung wir nicht wünschen können.
Vater der modernen Diakonie, leitet auch mich.
Diakonisches Handeln geschieht mitten in der Welt, auch
Im Hamburger Armenviertel St. Georg sieht Wichern die zu
mitten im Wettbewerb und trotz Wettbewerbs. Ihr Motto ist
engen Wohnungen, er erkennt die Not des Hungers, den
auch unter schwerer gewordenen Rahmenbedingungen:
Mangel – auch an menschlicher Zuwendung. Dazu sagt er:
Nicht flüchten, sondern standhalten, damit keine und
›Die Liebe hat ein scharfes Auge.‹ Sie sieht auch hin, wenn
keiner verloren geht. Zu Recht fragt Dietrich Bonhoeffer:
es wehtut oder unangenehm ist. Dieser liebende Blick
›Konnten wir wissen, dass deine Liebe, Gott, so weh tut? ...
kommt von Jesus her und sieht das Kreuz dort, wo es immer
Die Jüngergemeinde schüttelt das Leid nicht ab, als hätte
gestanden hat: mitten in unserer Welt.
sie nichts damit zu schaffen, sondern sie trägt es.‹ An der
Die Haltung, mit der Wichern glaubt und lebt, heißt:
mitleidenschaftlichen Praxis entscheidet sich, ob uns die
›Not sehen, Not benennen, Not überwinden‹. Es fängt also
Botschaft von der Auferstehung und von der Hoffnung für
damit an, die blinden Flecken in der Wahr nehmung der
die Welt abgenommen wird.
gesellschaftlichen Realität zu überwinden – nicht weg­
Aus dieser Glaubenspraxis heraus schöpfen die
schauen, wo alle gerne drüber hinwegsehen. Und dann
Kirche und ihre Diakonie die Kraft und die Hoffnung, für
heißt es: Handeln. In unseren Tagen werden Rettungs­
den sozialen Ausgleich einzutreten. Dazu gehört auch, sich
pakete geschnürt mit Summen, von denen Wichern nur
mit anderen zu vernetzen, die wie sie dafür eintreten: Barm­
träumen konnte. Nur sind diese leider nicht für die Not
herzigkeit drängt auf Gerechtigkeit. Und gerecht ist das,
leidenden Menschen bestimmt. Für die ist vielmehr seit
was Menschen einander schulden, die an einem Ort oder in
Jahren immer weniger Geld vorhanden. In unserem so
einer Gemeinschaft zusammenleben. Gerechtigkeit ist das
reichen Land ist das ein Armutszeugnis.
Gebot der Stunde, denn nur gemeinsam können wir leben.
Daher kommt der Kirche und ihrer Diakonie die
Karl Barth wurde nach einem Gottesdienst gefragt:
Aufgabe zu, zusammen mit den anderen Wohlfahrts­
›Werde ich meine Lieben im Himmel wiedersehen?‹ Darauf
verbänden und mit befreundeten Organisationen zur
antwortete er: ›Ja, aber die anderen auch.‹ Die anderen
Lenkung und zur Begrenzung des Wettbewerbs beizutragen:
auch! Das ist der rote Faden unseres Auftrags, damit die
zum Vorrang der Lebensdienlichkeit vor der Wettbewerbs­
Türen weit aufgehen und keiner verloren geht.«
n
Diakonisches Werk in Hessen und Nassau (DWHN) 2009
200 Rechtsträger mit 366 Einrichtungen und 21.056 Betten/Plätzen
13 Vereine für Jugend- und Erwachsenenhilfe/Betreuungsvereine
48 Dekanate der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau
261 Mitglieder des DWHN mit insgesamt rund 15.500 hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
Das DWHN gibt einen eigenen
Jahresbericht heraus, den Sie
hier anfordern können:
Diakonisches Werk
in Hessen und Nassau
Ederstraße 12
60486 Frankfurt
Telefon (069) 7947-0
E-Mail [email protected]
[Arbeitsbereiche]
Krankenhilfe
n Jugendhilfe
n
n
Familienhilfe
n
Altenhilfe
n
Behindertenhilfe
Hilfen für Personen
in besonderen sozialen
Situationen
n Ausbildung
n Sonstige Einrichtungen
n
n
56
Gesamt
[Zahl]
15
33
33
28
5
1
32
87
31
10
25
13
8
10
4
9
6
5
1
10
366
55
[Einrichtungen]
Krankenhäuser
stationäre Einrichtungen
teilstationäre Einrichtungen
Beratungsstellen sowie ambulante Dienste
stationäre Einrichtungen
Tageseinrichtung
Beratungsstellen sowie ambulante Dienste
vollstationäre Einrichtungen inklusive Kurzzeitpflege
Betreutes Wohnen für Senioren und Altenwohnungen
Tages- und Nachtpflegeeinrichtungen
stationäre Einrichtungen
Tageseinrichtungen
Beratungsstellen sowie ambulante Dienste
stationäre Einrichtungen
Tageseinrichtungen
Beratungsstellen sowie ambulante Dienste
Ausbildungsstätten
stationäre Einrichtungen
Tageseinrichtung
weitere Einrichtungen und Dienste
Diakoniestationen sind dem DWHN nach § 13 Abs. 1 Satz 2
des Diakoniegesetzes angeschlossen.
[Betten/Plätze]
2.964
1.150
1.100
133
498
119
7.944
1.450
157
2.079
1.935
319
289
20
67
432
287
75
28
21.046
Dr. Angelika Berg,
ärztliche Leiterin der Station,
über ihre Berufung
Gott hat uns ausgesucht
Sie tragen ein kleines goldenes Kreuz um den Hals. Bedeutet
➔ Fortsetzung von Seite 55
es etwas?
blauen Augen leuchten. »Schreiben Sie, dass hier alle ihr
BERG:
Menschenmögliches tun.«
im Norden sagen, war regelmäßig zu Besuch. Er war immer
»Ich bin christlich erzogen und der Pastor, wie wir
ein sehr integrativer Faktor, kannte die ganze Familie und
Seelsorge im Team
war zu allen wichtigen Festen da.«
Im evangelischen Markus­Krankenhaus spielt Pfarrerin
Andrea Klimm­Haag eine wichtige Rolle. Seit sieben Jahren
Hilft Ihnen der Glaube bei Ihrer Arbeit im Palliativzentrum?
besucht sie Patienten, hört sich die Sorgen der Mit­
BERG:
arbeitenden an und kümmert sich um Angehörige. Seit
Fundament. Vor allem, wenn ich manchmal zweifle: Sind wir
einem Jahr auch im Palliativzentrum. Anders als auf
den richtigen Weg mit dem Patienten gegangen, haben wir
anderen Stationen gehört sie hier als Pfarrerin zum
die richtigen Entscheidungen getroffen? Und dann hilft mir
»Meine christliche Erziehung ist ein wesentliches
Behandlungsteam. Denn das Konzept verfolgt einen ganz­
auch der Spruch meiner Großmutter, die sehr gläubig war:
heitlichen Ansatz: Medizinische, physische, psychische und
›Wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein
spirituelle Sorge um die Patientinnen und Patienten sollen
Lichtlein her.‹ Durch meine christliche Erziehung habe ich
verschmelzen. Das Wissen aus den Teambesprechungen hilft
das Grundvertrauen, dass jeder Mensch hier gut aufgehoben
der Seelsorgerin, sich an ihre Patienten »heranzutasten«,
ist, auch wenn er noch so krank ist.«
wie sie es nennt. Denn die religiöse Prägung der Menschen
auf der Station entspricht dem Multikulti in Frankfurt
Wie beeinflusst Ihre Arbeit Ihren Glauben?
selbst. Viele haben eine religiöse Patchworkidentität, nur
BERG:
»Ich habe mit unheilbar erkrankten Menschen zu
bei ungefähr einem Drittel der Patienten kann sie an
tun. Mit Menschen an ihrem Lebensende. Ich sehe das
evangelische Glaubenseinstellungen anknüpfen und diese
Leben bewusster als Geschenk. Bei kleineren Streitereien
als Anker für die seelsorglichen Gespräche nutzen. In
gibt es die Einsicht: Es gibt etwas, was viel größer ist,
jeder Begegnung aber muss sie die Lebenshorizonte und
nämlich das Leben. Besonders bei jungen Menschen, die
religiösen Vorstellungen erst herausfinden. Deshalb wünscht
sterben müssen, frage ich mich oft: Warum müssen wir da
sie sich mehr Zeit mit den Patienten auf der Station. »Jesus
jetzt durch? Und dann hilft es mir, dass ich mir sage: Gott
sagt: Ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende.« So
hat uns ausgesucht, wir sind die Begleiter. Außerdem ist
lautet ihr Glaubenssatz. Und so möchte die Seelsorgerin es
der Tod nicht das Ende, sondern der Anfang. Im christ­
auch machen. Heute ist sie bei den trauernden Ange­
lichen Sinne fängt etwas Schönes an. Daran glaube ich.«
n
hörigen. Die elektrische Kerze in der Nische am Eingang des
Zentrums leuchtet immer dann, wenn ein Patient für immer
gegangen ist.
n
Besuchsdienstkreise in der EKHN 2009
In der EKHN gibt es 519 Besuchsdienstkreise.
4.606 Ehrenamtliche besuchen Senioren und Kranke.
57
Einnahmen und Ausgaben der EKHN im Jahr 2009
Jahresergebnis 2009
Einnahmen
2008
2009
2009
Anteil an den
Gesamteinnahmen
[%]
2009
Veränderung
gegenüber
2008
[%]
2010
Planzahlen
[T Euro]
[T Euro]
460.594,67
447.527,30
78,8
– 2,8
360.000,00
32.215,62
34.558,55
6,1
+ 7,3
16.385,02
Staatsleistungen und -erstattungen
15.588,82
15.868,90
2,8
+ 1,8
17.220,35
Zins- und Vermögenserträge
23.823,53
15.688,97
2,8
– 34,1
15.594,31
[T Euro]
Laufende Einnahmen
Kirchensteuer netto
[1, 2]
Erlöse, Kostenerstattungen
Sonstige laufende Einnahmen
40.364,70
24.693,95
4,3
– 38,8
12.008,97
572.587,34
538.337,66
94,8
– 6,0
421.208,65
801,92
2.235,02
0,4
+ 178,7
1,50
3.245,19
27.472,19
4,8
+ 746,6
56.117,82
Vermögenswirksame Einnahmen
Veräußerungen
Rücklagenentnahmen
Sonstige vermögenswirksame Einnahmen
[3]
10,70
2,13
0,0
– 80,1
3,00
4.057,81
29.709,34
5,2
+ 632,2
56.122,32
576.645,15
568.047,00
100,0
– 1,5
477.330,97
Summe aller Einnahmen
Erläutert werden Veränderungen von mehr als 10 Prozent
und einem Mindestumfang von 10.000 Euro gegenüber dem Vorjahr.
Einnahmen
[1] Im Jahr 2009 hat die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) mehr Kirchensteuern eingenommen, als sie aufgrund der wirtschaftlichen Prognosen erwarten konnte.
[2] Für 2010 rechnet die EKHN aufgrund schwacher Konjunkturdaten, Veränderungen im
Steuerrecht und der demografischen Entwicklung mit geringeren Einnahmen.
[3] Trotz der Mehreinnahmen konnte der Haushalt 2009 nur durch Rücklagenentnahmen
ausgeglichen werden. Dies ist auch 2010 zu erwarten.
Ausgaben
[4] Ein Teil vom Überschuss des Vorjahrs kam den Kirchengemeinden mit einer einmaligen
Sonderausschüttung und deren Beschäftigten mit einer Bonuszahlung zugute. Gegenüber dem
Vorjahr wurden weniger Mittel aus dem Ökofonds für energetische Baumaßnahmen ausgeschüttet. Die laufenden Gebäudezuweisungen erhalten die Gemeinden nach einem neuen
System, sie sind deshalb nun teilweise in ihrem Betrag enthalten. Die Dekanate erhielten
ebenfalls eine Sonderausschüttung und erstmalig Mittel für besondere Projekte in der Region.
Aufgrund der niedrigeren Einnahmen konnten nur geringere Beträge in die Rücklagen eingestellt werden. Zuweisungen an die Regionalverwaltungen waren bislang bei den Kirchengemeinden mit enthalten und werden hier erstmalig separat dargestellt.
[5] Die Zuweisung an den Evangelischen Entwicklungsdienst ist an die Kirchensteuereinnahmen der Vorjahre gekoppelt und wurde 2009 entsprechend erhöht. Die EKHN hat ein
Projekt zur Zukunftssicherung der Diakoniestationen mit 200.000 Euro bezuschusst und die
neue Diakoniestiftung mit 1 Mio. Euro gefördert. Die Evangelische Fachhochschule erhielt
Zuschüsse in Höhe von 500.000 Euro für ihre bauliche Sanierung sowie einen Mietzuschuss
während der Bauphase. Für das Familienbudget wurden ebenfalls Zuschüsse bereitgestellt.
Die Zuführung in Höhe von 10 Mio. Euro für die Versorgungsstiftung wird aufgrund geänderter
Haushaltssystematik jetzt hier dargestellt.
[6] Nach Sonderausgaben im Jahr 2008 wurde 2009 wieder die normale Ausgabenhöhe erreicht.
[7] Aus dem unerwarteten Überschuss des Jahres 2008 wurden rund 44 Mio. Euro in die Rücklagen überführt.
58
Ausgaben
2008
2009
[T Euro]
[T Euro]
2009
Anteil an den
Gesamtausgaben
[%]
2009
Veränderung
gegenüber
2008
[%]
2010
Planzahlen
[T Euro]
Zuweisungen an Kirchengemeinden und Dekanate
134.004,04
154.387,84
+ 15,2
126.257,13
Gebäudeinvestitionen und -unterhaltung
Kirchengemeinden
50.529,11
38.141,04
– 24,5
41.050,00
Dekanate, regionale Verwaltung
29.942,54
39.722,00
+ 32,7
32.880,00
Zuführungen an kirchengemeindliche Rückstellungen
und Rücklagen
80.552,99
16.625,73
– 79,4
2.700,00
0,00
7.001,73
+ 100,0
6.982,00
295.028,68
255.878,34
– 13,3
209.869,13
18.217,33
18.625,52
+ 2,2
17.598,17
Zuweisungen an Regionalverwaltungen
[4]
45,0
Zuweisungen an kirchliche Einrichtungen
Diakonisches Werk
Evangelischer Entwicklungsdienst/
»Bekämpfung der Not in der Welt«
Zuweisungen an andere kirchliche Einrichtungen
[5]
4.440,52
4.958,60
+ 11,7
4.673,44
13.643,23
26.763,98
+ 96,2
16.853,50
36.301,08
50.348,10
+ 38,7
39.125,11
7.744,87
8.317,38
+ 7,4
9.026,08
18.687,10
19.205,94
+ 2,8
19.590,00
1.428,49
1.551,15
+ 8,6
1.288,66
8,9
EKD-Umlagen
Allgemeine Umlage
Finanzausgleich an östliche Landeskirchen
Ostpfarrerversorgung
Andere Umlagen
666,82
710,40
28.527,28
29.784,87
+ 6,5
770,69
+ 4,4
30.675,43
105.012,64
6.336,37
114.538,21
+ 9,1
110.777,98
6.695,93
+ 5,7
7.076,12
5,2
Personalausgaben
Pfarrdienst (inkl. Altersvorsorge und -versorgung)
Beamte
Angestellte und Arbeiter
19.815,08
21.189,70
+ 6,9
22.146,75
Personalnebenkosten (inkl. Beihilfe)
15.219,42
14.955,67
– 1,7
16.758,39
146.971,29
157.379,50
+ 7,1
157.366,28
23.856,64
18.178,05
– 23,8
20.521,73
27,7
Laufende Sachausgaben
Ausgaben für den laufenden Betrieb
Zinsaufwendungen, Tilgungen
[6]
8.396,87
8.676,68
32.253,50
26.854,73
11.965,87
3.962,03
4,7
+ 3,3
8.020,80
– 16,7
28.542,54
– 66,9
6.650,97
Vermögenswirksame Ausgaben
Investitionen und Instandhaltung
Zuführungen an Rückstellungen und Rücklagen
der Gesamtkirche
[7]
25.597,45
43.839,43
+ 71,3
5.101,51
37.563,32
47.801,46
8,4
+ 27,3
11.752,48
576.645,15
568.047,00
100,0
– 1,5
477.330,97
Summe aller Ausgaben
59
Ausgaben für kirchliche Arbeit
Verwendung des Haushalts 2009
Ausgaben
[T Euro]
Anteil an
den Gesamtausgaben
[%]
Veränderung
gegenüber
2008
[%]
Budgetbereich Kirchliche Arbeit auf Gemeindeund Dekanatsebene
Kirchengemeinden und Dekanate
Kirchengemeinden
n■davon
Kindertagesstätten
118.165,61
– 11,8
41.918,96
+ 40,8
Gebäudeinvestitionen und -unterhaltung
38.141,04
– 24,5
Dekanate
39.722,00
+ 32,7
Regionalverwaltungen
7.001,73
+ 100,0
Zuführungen an kirchengemeindliche Rückstellungen/
Rücklagen
7.812,00
+ 6,6
Summe Kirchengemeinden und Dekanate
Summe Pfarrdienst (ohne Beihilfe und Versorgung)
[4]
252.761,35
44,5
+ 1,0
62.598,02
11,0
+ 7,3
315.359,36
55,5
+ 2,2
Budgetbereich Verkündigung
Gottesdienst
24,34
– 90,2
Bibelgesellschaften
310,00
+ 29,2
Allgemeine kirchenmusikalische Dienste
103,70
– 17,2
Evangelische Kirchentage
Evangelische Studierendengemeinden
Sonstige Verkündigung einschließlich Stadtkirchenarbeit
[8] Aufwendungen für den
Prädikantendienst wurden 2008
einmalig unter dieser Haushaltsstelle verbucht. Das Bibelmuseum
erhielt eine erhöhte Zuweisung
für seinen Umbau sowie einen
einmaligen Zuschuss für die
Ausstellung der Ottheinrich-Bibel
in Höhe von 100.000 Euro.
In der Kirchenmusik wurde die
Ausbildung intensiviert. Der
Kirchentag findet alle zwei Jahre
statt und verursacht jeweils im
Veranstaltungsjahr gegenüber den
Zwischenjahren erhöhte Ausgaben.
In Frankfurt wurde die Evangelische
Studierendengemeinde neu eingerichtet.
[9] Die Hospizarbeit hat eine
EKHN-weite Kollekte, die hier
aufgeführt war, in ihre Rücklage
überführt. In etlichen Seelsorgebereichen konnten 2009 im Vorjahr
noch vakante Stellen besetzt
werden. Einzelne Stellenanteile
wurden innerhalb des Handlungsfelds umgewidmet.
60
Zentrum Verkündigung
26,21
+ 159,6
2.194,20
+ 107,5
994,84
+ 5,2
2.536,66
+ 3,7
n■davon
Leitung und Verwaltung
934,46
+ 3,4
n■davon
Gottesdienstgestaltung, Kunst und Kultur
308,84
+ 22,3
n■davon
Kirchenmusik
942,36
+ 2,3
n■davon
missionarisches Handeln und geistliches Leben
351,00
– 4,6
[8]
6.189,95
1,1
+ 22,0
Budgetbereich Seelsorge
Krankenhausseelsorge
3.129,65
Altenheimseelsorge
+ 6,2
495,96
+ 14,1
72,81
– 58,3
Altenheim-, Krankenhaus- und Hospizseelsorge
893,26
+ 100,0
Gehörgeschädigten-, Gehörlosenseelsorge
293,50
+ 12,6
Behindertenseelsorge
381,56
+ 24,6
Notfallseelsorge
556,45
+ 7,8
Telefonseelsorge
273,46
+ 43,1
Polizei- und Zollgrenzdienstseelsorge
239,41
+ 7,7
Hospizarbeit
Flughafenseelsorge
160,83
+ 7,4
Gefangenenseelsorge
838,03
+ 19,5
30,00
– 25,0
844,37
+ 1,5
Sonstige Seelsorge
Zentrum Seelsorge und Beratung
[9]
8.209,30
1,4
+ 9,3
Ausgaben
[T Euro]
Anteil an
den Gesamtausgaben
[%]
Veränderung
gegenüber
2008
[%]
Budgetbereich Bildung
Stadtjugendpfarrstellen
187,29
Religionspädagogisches Zentrum
– 13,4
926,83
+ 4,9
1.197,19
+ 11,1
10.045,91
+ 10,7
7,80
+ 77,6
Gemeindepädagogen, Schule
142,66
+ 100,0
Kirchliche Grundschulen
848,93
– 1,9
Religionspädagogisches Amt
Religionsunterricht, Schulseelsorge
Konfirmandenunterricht
Laubach-Kolleg (gymnasiale Oberstufe und Internat)
2.692,68
– 11,0
Evangelisches Gymnasium Bad Marienberg
976,52
+ 164,6
Evangelische Akademie Arnoldshain
692,65
+ 2,0
45,00
+ 125,0
Freizeitheim Ebernburg
Sonstige Bildung
1.529,88
+ 5,0
Zentrum Bildung
4.989,27
– 19,7
n■davon
Leitung/interne Verwaltung
n■davon
Kinder- und Jugendarbeit
n■davon
Erwachsenen- und Familienbildung
n■davon
Fachbereich Kindertagesstätten
n■davon
Jugendkirchentag
267,40
– 27,3
n■davon
Jugendkulturkirche Frankfurt
387,57
+ 12,0
Betriebsgemeinschaft Tagungshäuser
869,89
+ 25,4
1.784,44
– 29,4
579,87
– 7,7
1.100,09
+ 14,4
696,34
[10]
24.978,93
+ 100,0
4,4
+ 4,6
Budgetbereich Gesellschaftliche Verantwortung und Diakonie
Diakonisches Werk in Hessen und Nassau
Sonstige Gesellschaftliche Verantwortung und Diakonie
Besondere Pfarrstellen Diakonie
Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung
[11]
18.625,49
+ 2,2
749,73
– 96,6
196,51
+ 18,0
1.481,44
– 4,1
21.053,17
3,7
– 49,9
Budgetbereich ökumene
Missionswerke und Partnerkirchen
3.131,18
Friedensdienst
Bekämpfung der Not in der Welt
Evangelischer Entwicklungsdienst
+ 1,5
79,98
– 1,4
254,60
– 94,3
4.682,27
+ 100,0
Ökumenische Bildungsarbeit,
interkonfessioneller und interreligiöser Dialog
189,07
+ 19,8
Sonstige Ökumene
512,04
+ 292,9
Zentrum Mission und Ökumene
2.040,59
[12]
10.889,72
– 5,9
1,9
+ 8,2
[10] Veränderungen sind durch
Stellenwechsel und Vakanzen
bedingt. Einzelne Stellenanteile
wurden innerhalb des Handlungsfelds umgewidmet. Besondere
Konfirmandenprojekte erhielten
eine Förderung. Gemeindepädagogen im Schuldienst werden
erstmalig hier veranschlagt.
Das Evangelische Gymnasium Bad
Marienberg wurde erweitert. Die
dabei entstandenen Mehrausgaben
im Personalbereich sind refinanziert.
Die EKHN hat zur baulichen
Sanierung des Freizeitheims Ebernburg ihren Zuschuss erhöht. Im
Zentrum Bildung hat die EKHN in die
technische Ausstattung investiert.
Die Stelle des Landesjugendpfarrers
war vakant. Der Jugendkirchentag
findet alle zwei Jahre statt und
verursacht in den Zwischenjahren
geringere Ausgaben. Die Jugendkulturkirche in Frankfurt erhält
einen höheren Zuschuss.
[11] Die EKHN hat das treuhänderisch verwaltete Stammkapital
des Evangelischen Hilfswerks ausgezahlt. Vorhandene Pfarrstellen in
der Diakonie wurden erstmals hier
veranschlagt.
[12] Der Kirchliche Entwicklungsdienst wurde hier erstmals in einem
eigenen Unterbudget veranschlagt.
Für irakische Flüchtlinge hat die
EKHN Hilfsmittel in Höhe von
300.000 Euro bereitgestellt, zum
kleineren Teil bereits verausgabt
und zum größeren Teil in eine
zweckgebundene Rücklage überführt.
61
Ausgaben für kirchliche Arbeit
Verwendung des Haushalts 2009
[Fortsetzung]
Ausgaben
[T Euro]
Anteil an
den Gesamtausgaben
[%]
Veränderung
gegenüber
2008
[%]
Budgetbereich Theologische Ausbildung
Vorbereitungsdienst der Vikarinnen und Vikare
1.123,18
– 9,9
40,65
– 42,9
Theologisches Seminar Herborn
756,29
+ 8,1
Kirchliche Studienbegleitung
114,94
– 2,9
69,78
+ 14,2
3.614,16
+ 2,8
Sozialstipendien/-darlehen
aus zweckgebundenen Kollektenmitteln
Universitäten, Theologiestudium
Evangelische Fachhochschule Darmstadt
Berufspraktikum Gemeindepädagogen,
sozialpädagogische Fachschulen und Aus- und Fortbildung
483,03
+ 7,2
Kirchliche Personalberatung
178,48
+ 5,7
Zentrum für Organisationsentwicklung und Supervision
[13] Sozialstipendien sind in
geringerem Umfang in Anspruch
genommen worden. Das Zentrum für
Budgetbereich Gesamtkirchliche Dienstleistungen
Organisationsentwicklung und
Supervision hat vermehrt Langzeit- Leitung interne Verwaltung
fortbildungen durchgeführt.
Organisationsentwicklung und Steuerungsunterstützung
[14] Eine vorhandene Sekretariatsstelle wurde neu zugeordnet. In der
Öffentlichkeitsarbeit verursacht die
Besetzung einer bislang vakanten
Stelle höhere Personal- und Reisekosten. Vorhandene Stellen im
juristischen Dienst wurden neu
zugeordnet. Das Dezernat 1 hat im
Jahr 2009 die Kirchenvorstandswahl
organisiert. 2009 wurde der
Verwaltungsnachwuchs intensiver
fortgebildet.
1.673,12
[13]
62
+ 13,8
1,4
+ 3,2
369,74
– 30,0
587,95
– 4,6
Stabsbereich Öffentlichkeitsarbeit
513,47
+ 12,9
Gleichstellung
127,20
+ 9,4
Stabsbereich Recht
307,62
+ 84,5
Bibliothek, Zentralarchiv
912,07
+ 7,0
Dezernat 1 – Kirchliche Dienste
2.809,83
+ 55,3
Dezernat 2 – Personal und Organisation
7.168,57
+ 9,9
Ausbildungswesen
298,58
+ 21,4
Kantine Kirchenverwaltung
228,08
+ 4,4
Dezernat 3 – Finanzen, Bau und Liegenschaften
3.550,80
+ 6,5
Sonstige Verwaltung
1.081,48
– 4,7
[14]
[15] Das Medienhaus benötigte
einen um 45.000 Euro erhöhten
Zuschuss, um gestiegene Entgelte
und konjunkturbedingte Mindereinnahmen bei der Werbung zu
kompensieren. Die Pfarrstelle für
Mitgliederorientierung war nach
Vakanz wieder besetzt. Das Projekt
»Mobile Lichtkirche« wurde mit rund
250.000 Euro realisiert und prägt
nun den Beitrag der EKHN auf der
Landesgartenschau. Mehr Wechsel
in Leitungsstellen verursachten
erhöhte protokollarische Kosten.
8.053,64
17.955,39
3,2
+ 12,2
Budgetbereich öffentlichkeitsarbeit
Medienhaus
2.357,15
Sonstige Medienarbeit
+ 19,5
2.015,28
– 1,8
Interne und externe Kommunikation
419,13
+ 37,2
Projekte »Evangelisch aus gutem Grund«
417,22
+ 62,2
61,65
+ 9,9
Koordinationsstelle Regionale Öffentlichkeitsarbeit
[15]
5.270,43
0,9
+ 13,5
Ausgaben
[T Euro]
Anteil an
den Gesamtausgaben
[%]
Veränderung
gegenüber
2008
[%]
Budgetbereich Zentrales Gebäudemanagement
[16]
6.716,66
1,2
+ 51,7
663,98
0,1
+ 9,2
736,44
0,1
+ 4,2
1.007,99
0,2
+ 1,4
Budgetbereich Synode
Budgetbereich Kirchenleitung
[16] Die EKHN hat mehr Gebäude
saniert als in den Vorjahren. Allein
für die Sanierung des Studierendenwohnheims in Mainz wurden 1,2 Mio.
Euro bereitgestellt. Davon ist ein
Fünftel durch Landeszuschüsse
gegenfinanziert. Für das Arbeitslosenprojekt »Neue Arbeit Vogelsberg« wurde für knapp 300.000 Euro
eine Immobilie gekauft.
Budgetbereich Leitendes Geistliches Amt
Budgetbereich Vermögensverwaltung, Altersversorgung
Umlagen
171,35
+ 8,3
Versorgungsleistungen Pfarrer/-innen
37.856,84
+ 9,7
Versorgungsstiftung
10.000,00
± 0,0
Sonstige Altersversorgung
Beihilfen, Unterstützungen
Überbrückungsfonds/Übergangsstellenplan
Kirchensteuerverwaltung/Clearing
Sammelversicherungen
Zuführung an gesamtkirchliche Rücklagen/Rückstellungen
Sonstige Vermögensverwaltung
12,82
– 12,1
14.758,99
+ 0,5
614,52
– 35,9
0,33
+ 11,0
2.818,65
+ 42,9
40.701,79
– 9,1
2.896,24
[17]
– 60,2
109.831,52
19,3
– 4,0
1.345,64
0,2
– 4,0
29.784,86
5,2
+ 4,4
568.047,00
100,0
– 1,5
Budgetbereich Rechnungsprüfung
EKD
EKHN-Anteil am EKD-Haushalt
und Finanzausgleich mit östlichen Landeskirchen
Summe
[17] Der Übergangsstellenplan
konnte durch Ruhestandsversetzungen, Übergänge in die
Freistellungsphasen bei Altersteilzeit sowie die Beendigung von
Dienstverträgen im Pfarrdienst
stark abgebaut werden.
Die EKHN hat den Umfang ihres
Versicherungsschutzes um die
Wohngebäudeversicherung
erweitert. Anders als 2008 war im
Jahr 2009 keine Aufstockung des
Darlehensfonds erforderlich. 2008
hatten Zustiftungen aus Nachlassgeldern für die Stiftung »Gemeinde
im Aufbruch« die Haushaltsstelle
deutlich erhöht.
63
Impressum
Adressen
EKHN © Juli 2010
Herausgegeben von der
Kirchenleitung der EKHN
Paulusplatz 1
64285 Darmstadt
Telefon (06151) 405-504
E-Mail [email protected]
www.ekhn.de
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Ihre Fragen, Anregungen, Kritiken
oder Kommentare
Verantwortlich:
Oberkirchenrat Pfarrer
Dr. Joachim Schmidt
Kirchenpräsident
Pfarrer Dr. Volker Jung
Telefon (06151) 405-291
E-Mail [email protected]
Redaktion/Koordination:
Kirchenrat Pfarrer Stephan Krebs,
Pfarrer Matthias Pape
Darstellung des Haushalts:
Dipl.-Betriebswirtin Ulrike Gaube-Franke
Statistische Daten:
Oberkirchenrat Dr. Franz Grubauer,
Robin Pejas
Gestaltung:
Prof. Gregor Krisztian,
Prof. Marian Nestmann
Produktion:
Prof. Marian Nestmann
Korrektorat:
Peter Schughart,
Iljitsch Rumpf
Texte:
n Lilith Becker: Seiten 54 – 55, 57
n Gesine Bonnet: Seiten 12 – 14, 50 – 51
n Bernd Buchner: Seiten 44 – 47
n Dr. Rainer Didszuweit: Seiten 26 – 27
n Jörn Dietze: Seiten 31 – 33
n Jörg Echtler: Seiten 15 – 17, 18 – 19,
34 – 35
n Hans-A. Genthe: Seiten 52 – 53
n Dr. Wolfgang Gern: Seite 56
n Dr. Volker Jung: Seite 4
n Stephan Krebs: Seiten 5, 8 – 11
n Georg Magirius: Seiten 20 – 22, 48 – 49
n Jens-Markus Meier: Seiten 36 – 37
n Sylvia Meise: Seiten 23 – 25, 28 – 30,
38 – 40, 41 – 43
n Heinz Thomas Striegler: Seiten 6 – 7
Fotos:
n Hans-A. Genthe: Seiten 52 – 53
n Eva Giovannini: Seiten 10, 12 – 14,
36, 37 oben, 41 – 43, 54, 55, 57
n Stephan Krebs: Seite 5
n Jule Kühn: Seiten 4, 15 – 17,
20, 21 links, 22, 28 – 30, 34 – 35,
37 unten, 38 – 40, 48 – 49
n Franz Möller: Seite 56
n Ingrid & Gerold Schmidt:
Seite 21 rechts
n Friederike Schaab: Seiten 7, 8, 18, 19,
23 – 25, 26 – 27, 31 – 33, 44 – 47,
50 – 51
64
EKHN
Paulusplatz 1
64285 Darmstadt
Stellvertreterin des Kirchenpräsidenten
Oberkirchenrätin Pfarrerin
Cordelia Kopsch
Telefon (06151) 405-297
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Leiter der Kirchenverwaltung
und des Dezernats Finanzen
Oberkirchenrat
Heinz Thomas Striegler
Telefon (06151) 405-344
E-Mail heinz-thomas.striegler
@ekhn-kv.de
Leiterin des Dezernats
Kirchliche Dienste
Oberkirchenrätin Pfarrerin
Christine Noschka
Telefon (06151) 405-305
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Leiter des Dezernats
Personal und Organisation
Oberkirchenrat Pfarrer
Dr. Walter Bechinger
Telefon (06151) 405-375
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Leiter der öffentlichkeitsarbeit
Oberkirchenrat Pfarrer
Dr. Joachim Schmidt
Telefon (06151) 405-289
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Ansprechpartner für Fragen
rund um die Kirchensteuer
Kirchenrat Bernd Karn
Telefon (06151) 405-353
E-Mail [email protected]
Kirchenamtsrat Peter Lemke
Telefon (06151) 405-352
E-Mail [email protected]
Dies ist bereits
der 10. Jahresbericht
der EKHN
Präses der Kirchensynode
Dr. Ulrich Oelschläger
Paulusplatz 1
64285 Darmstadt
Telefon (06151) 405-308
E-Mail [email protected]
Propstei Nord-Nassau
Propst: Pfarrer Michael Karg
Friedrich-Birkendahl-Straße 31
35745 Herborn
Telefon (02772) 3304
E-Mail ev.propstei.nord-nassau
@ekhn-net.de
Propstei Oberhessen
Propst: Pfarrer Matthias Schmidt
Lonystraße 13
35390 Gießen
Telefon (0641) 7949610
E-Mail [email protected]
Propstei Rheinhessen
Propst: Pfarrer
Dr. Klaus-Volker Schütz
Am Gonsenheimer Spieß 1
55122 Mainz
Telefon (06131) 31027
E-Mail propstei.rheinhessen
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Propstei Süd-Nassau
Propst: Pfarrer Dr. Sigurd Rink
Humperdinckstraße 7A
65193 Wiesbaden
Telefon (0611) 522475
E-Mail ev.propstei.sued-nassau
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Propstei Rhein-Main
Pröpstin: Pfarrerin Gabriele Scherle
Saalgasse 17
60311 Frankfurt
Telefon (069) 287388
E-Mail ev.propstei.rhein-main
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Propstei Starkenburg
Pröpstin: Pfarrerin Karin Held
Ohlystraße 71
64285 Darmstadt
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Zentrum Bildung
Leitung: Oberkirchenrätin
Pfarrerin Martina Klein
Erbacher Straße 17
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www.zentrumbildung-ekhn.de
Zentrum Gesellschaftliche
Verantwortung
Leitung: Oberkirchenrat
Pfarrer Christian Schwindt
Albert-Schweitzer-Straße 113 – 115
55128 Mainz
Telefon (06131) 28744-0
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Zentrum ökumene
Leitung: Oberkirchenrat
Pfarrer Detlev Knoche
Praunheimer Landstraße 206
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Telefon (069) 97651811
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Zentrum Verkündigung
Leitung: Oberkirchenrätin
Pfarrerin Sabine Bäuerle
Markgrafenstraße 14
60487 Frankfurt
Telefon (069) 71379-0
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www.zentrum-verkuendigung.de
Zentrum Seelsorge und Beratung
Leitung: Oberkirchenrat
Pfarrer Christof Schuster
Kaiserstraße 2
61169 Friedberg
Telefon (06031) 162950
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Institut für Personalberatung,
Organisationsentwicklung
und Supervision in der EKHN
Leitung: Gerd Bauz
Kaiserstraße 2
61169 Friedberg
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