DFV-Familie - Deutscher Familienverband

Transcrição

DFV-Familie - Deutscher Familienverband
DFV-Familie
H E F T 5 / 2 010 · w w w. d e u t s c h e r - f a m i l i e n v e r b a n d . d e
SOZIALVERSICHERUNG
Im Namen des Volkes
SOZIALES
Links und gut
Für zuhause
e und
fürs Drumherum.
mherum.
Das Leben hat seine Tücken – gut,
ut, we
wenn man versichert ist und seine
finanzielle Sicherheit unter Dach
und Fach hat. Setzen Sie deshalb auf
h un
unser Wertpaket Haushalt mitt drei
dr leistungsstarken Versicherungen
für Hausrat, Glas und Privat-Haftpfl
icht
af
F +'2',"'4'"3#**#,-+ ',2'-,1+ť%*'!&)#'2#,;
F +'2220)2'4#+ž,"#*0 22;
F +'2#'20%1 #$0#'3,% #'0 #'21*-1'%)#'2;
*1*,%(ĩ&0'%#002,#0"#1#321!&#,
+'*'#,4#0 ,"#1',$-0+'#0#,5'0'#
,# #,"#+#02.)#231&*2,2ž0*'!&3!&%#0,ž #0"'#-01-0%#,%# -2#
"#0#01'!&#03,%1%03..#@Lassen Sie uns darüber reden!
Ruf (040) 63 76 29 83, Fax (040) 63 76 35 82.
Versichern heißt verstehen.
d
as Jahr neigt sich allmählich dem Ende zu. Und politisch war der Sommer alles andere
als ruhig. In der September-Ausgabe der DFV Familie geht es deshalb unter anderem um das
Urteil des Freiburger Sozialgerichts, das sich mit den Sozialversicherungsbeiträgen von
Familien beschäftigt. DFV-Bundesgeschäftsführer Siegfried Stresing kommentiert die fatale
Entscheidung.
Die frühere Bundesfamilienministerin und amtierende Kuratoriumsvorsitzende des DFV,
Renate Schmidt, macht sich in ihrem Beitrag („So sehe ich das“) Gedanken um notwendige
Investitionen in die Zukunft.
Wir haben außerdem mit einem Berliner Schriftsteller darüber gesprochen, was es für Kinder
und Erwachsene heißen kann, als Linkshänder auf die rechte Hand „umerzogen“ zu werden.
Ein ergänzendes Interview mit der Psychologin Dr. Johanna Barbara Sattler beleuchtet diese
noch immer übliche Praxis aus wissenschaftlicher Sicht und gibt Tipps, wie linkshändige
editorial
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Kinder und Erwachsene gestärkt werden können.
Der Herbst ist in diesem Jahr besonders schnell eingezogen. Wie man kalte Schlechtwettertage anregend nutzen kann, zeigt die Bastelseite, in der es in dieser Ausgabe um das
Bearbeiten von Speckstein geht. Vielleicht schafft es die Sonne ja aber trotzdem noch mal…
Herzlich,
5/2010
DFV-Familie
3
3
4
5
7
8
9
Editorial
Inhalt / Impressum
Auf ein Wort
SOZIALVERSICHERUNG
Im Namen des Volkes …
Urlaubsanspruch erlischt bei
Erkrankung des Kindes
BILDUNG
Links und gut
Interview
Studie: Jedes fünfte Kind fühlt sich benachteiligt
BILDUNG – BUCHTIPP
18
Angst und Druck in der Schule –
was man dagegen tun kann
FAMILIENPOLITIK
Wie leben eigentlich Familien?
KREATIVE KIDS
Bastelspaß für Kinder
SO SEHE ICH DAS
24
Renate Schmidt: Investition in die Zukunft
LESERBRIEF / ERNÄHRUNG
25
Nestlé Zukunftsforum
MEDIEN
26
Kinderfilm in Thüringen und Sachsen gedreht
AUS DEM DFV BERICHTET
Manfred Goldenstein feiert den 65. Geburtstag
Eva Jensen wird 60
Kolumne
DFV Thüringen
DFV Sachsen
Adressen DFV
Bildnachweise: Deike: Titel, Seiten 6, 16, 19, 20, 22; Sattler: Seite 14; KUM: Seiten 12 o. und 13 o.; Auer
Verlag: Seite 13 u.; Schneider Schreibgeräte GmbH: Seite 10 o.; Jako-o: Seite 9; Bert Pot:
Seite 26.
4
H E F T 5 / 2 010 · w w w. d e u t s c h e r - f a m i l i e n v e r b a n d . d e
SOZIALVERSICHERUNG
Im Namen des Volkes
SOZIALES
Links und gut
Heft 5/2010 – September 2010
Herausgeber
Verlag
DFV-Familie
Deutscher
Familienverband e.V.
Luisenstraße 48 – 10117 Berlin
Präsident
Dr. Albin Nees
Mitglieder des Präsidiums:
Uto R. Bonde,
Manfred Goldenstein,
Sandra Herbener,
Anneliese König,
Petra Nölkel,
Hellmut Steuck
Redaktion
verantwortlich
e-mail:
Sintje Sander-Peuker
Luisenstraße 48
10117 Berlin
Telefon 0 30/30 88 29 60
Telefax 0 30/30 88 29 61
[email protected]
Druck
ARO-Druck GmbH & Co. KG
55232 Alzey
Vertrieb
WNM GmbH, 46282 Dorsten
Layout
23
26
27
27
28
28
29
DFV-Familie
JAKO-O Studie zum Bildungssystem
SOZIALES
10
14
16
19
Impressum
I N H A LT HEFT 5/2010
Anzeigen
Gerichtsstand
gluske-medien gmbh, köln
Lennartz.DIE AGENTUR
Media- und Anzeigenberatung
52152 Simmerath
Tel. + Fax: 02473/68512
Berlin
Für Mitglieder des Deutschen
Familienverbandes ist der
Bezug von „DFV Familie“ im
Mitgliedsbeitrag enthalten.
Titelfoto
ISSN
Erscheinungsweise
Redaktionsschluss
Gedruckte
Auflage
Deike
0949 – 4669
Sechs Ausgaben jährlich
(Januar, März, Mai, Juli,
September, November)
Jeweils am
10. des Vormonats
100.000 V/2010
Alle nicht mit Namen gekennzeichneten
Beiträge wurden in der Redaktion erstellt.
5/2010
d
Sozialversicherung noch immer nicht die Gerechtigkeit erfah-
berichten darüber und kommentieren das Pro und Contra.
ren, die zwingend geboten ist.
er Buchtitel lautet: „Deutschland schafft sich ab.“ Zeitungen
Kein Radio- oder Fernsehsender kann das Buch in seinem Programm verschweigen. Meinungsforscher sehen schon eine
Zuletzt ging es in Karlsruhe um das Existenzminimum von Kin-
neue politische Partei entstehen.
dern. Erst im Februar war es: Da hat das höchste deutsche Gericht klargestellt, dass die bisherige Festlegung des Existenz-
Ich habe das Buch nicht gelesen. Und ich will nicht so tun, als
minimums von Kindern doppelt falsch ist. Sie basiere zum
könne ich sachkundig mitreden. Aber dass mir der Buchtitel
einen nur auf einer politisch gegriffenen Ableitung des Regel-
gefällt, das will ich offen bekennen.
satzes für Erwachsene in der Sozialhilfe. Zum anderen sei
der Regelsatz in Gänze verfassungswidrig festgelegt, weil unter
Wirklich: Deutschland schafft sich ab – ganz langsam, wenn
anderem Ausgaben der Eltern für die Bildung ihrer Kinder
immer weniger Menschen sich trauen, ein Leben mit Kindern
unberücksichtigt geblieben seien.
zu führen. Deutschland schafft sich ab, wenn eine kinderentwöhnte Gesellschaft es zulässt, dass immer mehr kinderlärm-
Gerade Eltern mit mehreren Kindern wissen, was Schulbücher,
freie Zonen entstehen. Deutschland schafft sich ab, wenn das
Hefte, Zusatzmaterial wie Kopierpapier und so weiter kosten.
Bekenntnis zur Familie lediglich in den Sonntagsreden vor-
Statt hier deutlich nachzubessern und endlich per Gesetz Ge-
kommt, in der praktischen Politik aber eine untergeordnete
rechtigkeit für alle Familien zu schaffen, wird nun die Debatte
Rolle spielt.
um Chipkarten geführt. Mit ihnen sollen Kinder, deren Familien auf Hartz-IV-Leistungen angewiesen sind, Bildungs- und
Staat und Gesellschaft können nicht existieren ohne eine
Freizeitangebote „kaufen“ können. Diese Familien haben nicht
stets nachwachsende Generation, ohne eine ausreichend
genug Geld, um ihren Kindern das für Bildung und soziale Teil-
große Anzahl von Eltern, die das Leben weitergeben, die
habe Erforderliche zu ermöglichen. Nicht zuletzt deshalb, weil
sich um Pflege und Versorgung der Kinder kümmern und
die Hartz-IV-Regelsätze für Kinder das nicht hergeben. Darin
die in ihren Erziehungs- und Bildungsbemühungen nicht
schwingt vor allem aber die „Vorverurteilung“ von Eltern mit,
nachlassen.
das mangelnde Vertrauen in die elterliche Verantwortung. In
der Debatte werden außerdem verfassungs- und steuerrecht-
Staat und Gesellschaft sind mitverantwortlich dafür, dass die-
lich verpflichtende Leistungen wild mit solchen durcheinan-
jenigen gute Rahmenbedingungen vorfinden, die den Mut zur
dergeworfen, die sich auf kommunaler Ebene als freiwillige
Elternschaft aufbringen. Und diese Rahmenbedingungen be-
Leistungen etabliert haben.
Auf ein Wort
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
treffen das breite Spektrum unseres Lebens und Zusammenlebens. Das Bundesverfassungsgericht hat dies immer wieder
Leidtragende dieses „Chipkarten-Projekts“ würden wieder ein-
angemahnt. Es hat in wegweisenden Urteilen deutlich ge-
mal die Familien sein. Nicht nur, dass an der Chipkarte klar zu
macht, dass Familien zum Beispiel im Steuerrecht und in der
erkennen wäre, wer die Angebote bezahlt – und vielen Kindern
5/2010
DFV-Familie
5
Auf ein Wort
6
und ihren Eltern wird dieses Stigma unangenehm sein. Zu-
darfsberechnung kann doch nicht so schwer sein. Offenbar will
sätzlich gehen auch viele private Initiativen und Hilfeangebote
sich die Politik aber durch die Chipkarten – nämlich Sach-
möglicherweise verloren – denn die Nachhilfe der Elterninitia-
leistung statt Geld – aus der Affäre ziehen. Und das ist ab-
tive nebenan kann (und soll) nicht per Chip „abgerechnet“ wer-
solut nicht hinnehmbar. Die gezielte Förderung eines Kindes
den. Ein Angebot zwei Kilometer weiter aber darf die Chipkar-
ist das Recht und die Pflicht der Eltern, nicht des Familien-
ten abrechnen, da werden Eltern und Kinder vor neue und un-
lotsen im Job-Center. Es rächt sich für uns alle, wenn dieses
nötige Probleme gestellt.
Elternrecht, wenn das Prinzip der Subsidiarität aufgegeben
wird. Wenn Eltern Hilfe brauchen, muss das Jugendamt einschreiten und muss sie unterstützen. Aber generell und zuerst
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
muss der Staat den Eltern vertrauen und muss ihnen zutrauen, dass sie am besten wissen, was für ihre Kinder gut und
geboten ist ganz schlicht, die Regelsätze neu festzulegen. Es
richtig ist.
muss endlich klar sein, was Kinder tatsächlich für Bildung, Entwicklung und Persönlichkeitsentfaltung brauchen. Diese Be-
DFV-Familie
Präsident des Deutschen Familienverbandes
5/2010
SOZIALVERSICHERUNG
§
Im Namen
des Volkes…
In seinem Pflegeversicherungsurteil hat das Bundesverfassungsgericht vor nun schon fast zehn Jahren entschieden:
Es ist verfassungswidrig, wenn Eltern gleich hohe Beiträge
zahlen müssen wie Mitglieder ohne Kinder. Was das Urteil für
die anderen Sozialversicherungszweige bedeutet, sollte vom
Gesetzgeber geprüft und verfassungsgemäß neu geregelt
werden. Doch das steht bis heute aus. Nun haben Eltern geklagt, dass ihre Beiträge zur gesetzlichen Pflege-, Krankenund Rentenversicherung halbiert oder gemessen am Unterhalt für die Kinder verringert werden. Das Sozialgericht
Freiburg wies die Klage ab. DFV-Bundesgeschäftsführer
Siegfried Stresing kommentiert diese Entscheidung.
I
kosten vom Bemessungsentgelt zu erheben. Das Sozialgericht entsprach dieser
Klage nicht. Das Arbeitsentgelt als Grundlage für die Beitragserhebung stehe in
voller Höhe dem Arbeitnehmer zur Verfügung, Unterhaltsberechtigten, wie beispielsweise Kindern, stehe nicht ein Teil
des Arbeitsentgelts zu. Es bleibt unklar,
woher dann die finanziellen Mittel stammen, mit denen Eltern ihrer Unterhaltspflicht nachkommen. Nicht auszudenken,
wenn erwerbstätige Eltern wirklich darauf
bestehen, dass das Arbeitsentgelt ihnen in
voller Höhe zur Verfügung steht. Die staat-
m Namen des Volkes hat das Sozial-
tiven Beitrag zur Funktionsfähigkeit eines
liche Gemeinschaft, die dann für die
gericht Freiburg in seinem Urteil vom 17. 6.
umlagefinanzierten Sozialversicherungs-
Kinder sorgen müsste, wäre vollends
2010 (S 5 KR 5878/06) ein Grund-
systems leisten, mit gleich hohen Beiträ-
bankrott.
postulat des Bundesverfassungsgerichts
gen wie Mitglieder ohne Kinder belastet
Hoffnungsvoll dagegen stimmt zunächst
in Frage gestellt. Unter heutigen politi-
werden. Dem Gesetzgeber wurde im Hin-
die Feststellung des Gerichts, dass von
schen Gegebenheiten müsse die Frage
blick auf die zu prüfende Bedeutung des
nachwachsenden Generationen alles
erlaubt sein, inwieweit Kindererziehung
Urteils für andere Sozialversicherungs-
„künftige Leben in Staat und Gesellschaft“
überhaupt noch als konstitutiver, dem
zweige eine großzügige Frist zur verfas-
abhängig sei. Wer aber glaubt, dass hier-
Geldbeitrag gleich zu erachtender gene-
sungsgemäßen Neuregelung gesetzt.
aus auch Konsequenzen gezogen wer-
rativer Beitrag zum Sozialversicherungs-
Seither warten Familien.
den, wird enttäuscht. Stattdessen räumt
system anzusehen ist.
Wenn das Sozialgericht eine andere Auf-
das Sozialgericht dem Gesetzgeber einen
Viele Jahre hat das Bundesverfassungs-
fassung vertritt, hätte es durchaus diese
weiten Spielraum ein im Ausgleich von
gericht in Aufsehen erregenden Entschei-
Frage dem Bundesverfassungsgericht zur
Nachteilen, die den Familien entstehen,
dungen für die Familien dem Gesetzgeber
Entscheidung vorlegen können. Doch
„die sich im heutigen, hedonistisch-egois-
klare Aufträge ins Stammbuch geschrie-
nun müssen Familien den Weg durch die
tisch ausgeprägten gesellschaftlichen
ben, die bis heute auf Umsetzung warten.
Instanzen gehen.
Umfeld die Belastungen und Entbehrun-
In dem Urteil zur Pflegeversicherung hatte
Dem Verfahren beim Sozialgericht lag die
gen durch ,Kinderhaben‘ überhaupt noch
das Bundesverfassungsgericht am 3. 4.
Klage einer fünfköpfigen Familie zu Grun-
zumuten“. Zur Erinnerung: Die Kläger
2001 ausdrücklich entschieden, dass es
de, die Beiträge zur gesetzlichen Pflege-,
haben sich dieses dreimal „zugemutet“.
verfassungswidrig ist, wenn Eltern, die
Kranken- und Rentenversicherung unter
Und wer die Familie erlebt, merkt sehr
Kinder erziehen und damit einen genera-
Abzug der durchschnittlichen Unterhalts-
schnell: sie sind glücklich darüber!
5/2010
DFV-Familie
7
SOZIALVERSICHERUNG
Ungewöhnlich ausführlich befasst sich
erheblichen Nachwuchssorgen leiden.
grants. A Two-Generational Approach in
das Gericht mit demografischen und
Ohne Frage wird der Immigrationspolitik
Germany“, Universität Rostock.)
volkswirtschaftlichen Themen und nimmt
zukünftig eine noch größere Bedeutung
Aber es gibt auch Positives in diesem Ur-
Stellung zur Migrationspolitik. Mit der nied-
zukommen. Aber Eltern alleine zu lassen
teil: Das Sozialgericht greift die Frage auf,
rigsten Geburtsrate in der EU könne das
mit den finanziellen Belastungen für Kinder
ob, ähnlich wie im Steuerrecht, wo für Kin-
Sozialversicherungssystem, ja die ge-
ist nicht zukunftsorientiert. Junge Men-
der Steuerfreibeträge zugestanden wer-
samte deutsche Volkswirtschaft in Zukunft
schen, egal welcher Nationalität, haben
den, im Bereich des Beitragsrechts der
nicht aufrecht erhalten werden. Ein Zu-
kein Interesse daran, „notwendige Arbeits-
Sozialversicherung bestimmte Anteile am
sammenbruch des Systems sei aber nicht
kräfte zur Verfügung zu stellen“, sondern
Arbeitsentgelt beitragsfrei gestellt werden
zu erwarten, da angesichts des „generati-
brauchen Mutmacher, Unterstützer und Be-
müssten. Nichts anderes fordert das
ven Streiks“ ein wirtschaftlicher Ausgleich
gleiter für ein Leben mit Kindern. (Anmer-
vom DFV mitinitiierte und unterstützte
auch durch erweiterte Zulassung von Im-
kung der Redaktion: Zu einem völlig an-
„Aktionsbündnis Familie“. Dies ist nach
migration ersetzt werden könnte. Diese
deren Ergebnis kommt übrigens die Dis-
Auffassung des Gerichts „aus verfas-
Familien seien in aller Regel kinderreich
sertation der Demografin Nadja Milewski.
sungsrechtlichen Gründen nicht zwin-
und stellten dem deutschen Arbeitsmarkt,
So passe sich die Geburtenrate von Ein-
gend geboten“. Aber nach Auffassung
gegebenenfalls nach entsprechenden
wanderinnen der zweiten Generation in-
des DFV wäre die Freistellung des Kin-
Qualifikationsmaßnahmen, die notwendi-
zwischen der der Einheimischen weitge-
derexistenzminimums ein erster richtiger
gen Arbeitskräfte zur Verfügung. Damit
hend an. Zwar würden Migrantinnen zwei
Schritt. Übrigens bedurfte es auch im
wird die Familienpolitik in Deutschland
Jahre früher ihr erstes Kind bekommen, al-
Steuerrecht deutlicher Entscheidungen
aus ihrer Verantwortung entlassen – zu
lerdings liege die Kinderzahl nicht höher als
des Bundesverfassungsgerichtes, bis der
Lasten anderer Länder, die ebenfalls unter
bei deutschen Frauen. „Fertility of Immi-
Gesetzgeber handelte.
y
Urlaubsanspruch
erlischt bei Erkrankung
des Kindes
W
8
enn im Urlaub das eigene Kind
laub beantragt. In dieser Zeit erkrankte aber
beitgeber bewilligte den Urlaub nicht und
krank und pflegebedürftig wird, erlischt
ihre neunjährige Tochter und musste be-
bekam Recht vom Arbeitsgericht Berlin.
der Urlaubsanspruch der Mutter oder des
treut werden. Die Frau legte eine ärztliche
Der Urlaubsanspruch erlösche und auch
Vaters. So hat es das Berliner Arbeits-
Bescheinigung vor und beantragte unbe-
ein Schadenersatzanspruch entstehe
gericht am 17. Juni entschieden (2 Ca
zahlte Freistellung beim Arbeitgeber zur
nicht, denn es sei nicht Zweck des § 45
1648/19), berichtet der Verband deutscher
Betreuung des kranken Kindes. In der An-
SGB V, den Arbeitnehmer vor Vergü-
Arbeitsrechtsanwälte.
nahme, ihr Urlaub wäre nicht verbraucht,
tungseinbußen wegen der Erkrankung
Eine Verkäuferin hatte 2009 Erholungsur-
beantragte sie ihn später erneut. Der Ar-
eines Kindes zu schützen.
DFV-Familie
y
5/2010
BILDUNG
JAKO-O Studie:
Schlechte Noten
für deutsches
Bildungssystem
überwiegend auf die Ausgestaltung des
Bildung ist wichtig, sie legt einen Grundstein für die geistige
und soziale Entwicklung eines Kindes. Aber wie steht es um
unser Schulsystem? Wie zufrieden sind Eltern mit dem Bildungsweg und den Bildungsmöglichkeiten ihrer Sprösslinge?
D
Schulsystems, nicht aber auf das Engagement und die Leistungen der Lehrer.
Die große Mehrheit der befragten Eltern
zeigte sich laut Studie überzeugt, dass der
Schulerfolg von der Unterstützung der El-
as Versandhaus für Kindersachen
Leistungsprinzip als Realität ein. Jeder Zwei-
tern bei den Schularbeiten abhängt. „94
JAKO-O hat das Sozialforschungsinstitut
te wünscht die besondere Förderung hoch-
Prozent von ihnen fühlen sich verpflichtet,
TNS Emnid beauftragt, diesen Fragen
begabter Schüler, vier Fünftel halten es für
sich um die schulischen Leistungen ihrer
nachzugehen. Nun liegt die 1. JAKO-O Bil-
wichtig, dass lernschwache Mädchen und
Kinder zu kümmern, acht von zehn (78
dungsstudie vor. Befragt wurden dafür
Jungen gefördert werden. Nur sieben Pro-
Prozent) geben an, sich sehr oder eher in-
3.000 Eltern mit Kindern im Alter von drei
zent der Befragten finden aber, dass eine
tensiv mit der Schule und den Schularbei-
bis sechzehn Jahren. „Es besteht eine
Förderung lernschwacher Kinder „sehr
ten ihrer Kinder zu beschäftigen.“ Dazu
große Differenz zwischen dem, was Eltern
stark“ verwirklicht sei. Acht von zehn Eltern
kommen Elternabende, Engagement als
von Schule erwarten und dem, was dort
finden es „sehr wichtig“, dass Schule eine
Schul- und Elternsprecher, Fahrdienste für
tatsächlich passiert“, sagte JAKO-O-
gute Allgemeinbildung vermitteln sollte. We-
die Kinder und Nachhilfe. Kein Wunder,
Chefin Bettina Peetz bei der Präsentation
niger als die Hälfte fordern einen stärker an
dass 55 Prozent der Eltern über Zeitdruck
der Studie in Berlin.
den Anforderungen des Arbeitsmarktes
klagen. Dazu gehört wohl auch, dass Müt-
Eltern sind sich sehr bewusst, wie wichtig
ausgerichteten Bildungsweg.
ter und Väter nach eigenem Empfinden
das Thema Bildung ist. 99 Prozent der Be-
Kritisch sehen die Eltern vor allem die
Vieles leisten müssen, was eigentlich Auf-
fragten sind laut Studie überzeugt, dass eine
„Vielstaaterei“ der Bildungspolitik. Knapp
gabe der Schule ist (67 Prozent stimmen
gute Schulbildung „wichtig“ ist für den spä-
drei Viertel der Mütter und Väter hielten
dieser Aussage zu). Hier sehen sie sich
teren Lebenserfolg der Kinder. Priorität hat
laut Studie gleiche Bedingungen in allen
als Lückenbüßer.
demnach viel eher die Gleichheit der Bil-
Bundesländern für „sehr wichtig“, dies
Die Bildungsstudie wird sicher auch auf
dungschancen für alle Kinder (87 Prozent),
schätzen aber nur 5 Prozent als „sehr
dem 5. JAKO-O Familienkongress ein
während weniger als ein Drittel die Leistun-
stark“ verwirklicht ein.
Thema sein. Am 25. und 26. September
gen in den Vordergrund stellt. Umgesetzt
Nur jedes zweite Elternteil empfindet die
lädt JAKO-O nach Weimar ein. Wer mehr
sehen die Befragten diese Wünsche aber
Bildungschancen in unserem Land als ge-
wissen oder kurz entschlossen noch nach
kaum: Während nur sieben Prozent gleiche
recht. Besonders häufig äußerten Familien
Weimar reisen möchte, findet hier alle
Bildungschancen für alle sehr „stark“ ver-
mit vier und mehr Kindern Kritik. Allerdings
Informationen zu der Veranstaltung:
wirklicht sehen, schätzt jeder Vierte das
bezog sich die Kritik der befragten Eltern
www.jako-o.de/familienkongress.
5/2010
DFV-Familie
9
SOZIALES
Links und gut
Der erste Schultag ist aufregend für die ganze Familie. Jetzt ist
das Kind „groß“ und beginnt, eigene Wege zu gehen. Es lernt
Buchstaben und Zahlen kennen, Zusammenhänge zu begreifen und es lernt zu schreiben und zu rechnen. Spätestens in der
ersten Unterrichtswoche wird auch zum Thema, ob die Mädchen und Jungen mit rechts oder links greifen, schreiben oder
basteln. Viele Kinder wurden und werden noch heute unfreiwillig umerzogen, weil es als „normal“ gilt, mit der rechten
Hand zu schreiben. Das hat für den Lebensweg der Kinder mitunter schwerwiegende Konsequenzen. Wir haben den Berliner
Schriftsteller Gregor Sander getroffen und uns mit ihm über
seine prägenden Erfahrungen als umerzogener Linkshänder
unterhalten.
„E
in frühes Gefühl ist, dass jemand
steht: „Da (Gregor) Linkshänder ist, muss-
Mitschüler ein, der Linkshänder war oder
meine linke Hand hält, während ich mit
te er für Schreiben, Werken und Zeichnen
sein durfte. Es waren die frühen siebziger
rechts schreibe. Ob das wirklich so war
besonders viel Energie und Ausdauer auf-
Jahre und in der DDR galt Individualität
oder ein Traumbild ist, kann ich nicht mehr
bringen, um seine Leistung zu verbes-
ohnehin nicht viel.
sagen.“ Gregor Sander rührt in seinem
sern.“ Wenn sich Gregor Sander an seine
Kaffee und versucht, sich zu erinnern. Der
Schulzeit erinnert, fällt ihm kein anderer
Berliner Schriftsteller ist Linkshänder, doch
Oft muss er als Kind und Jugendlicher
wenn man sein bisheriges Leben be-
hören, dass er ungeschickt sei, nicht gut
trachtet, darf er es eigentlich erst seit vier
zeichnen könne und wie krakelig die Schrift
Jahren sein. Geboren wurde er 1968 und
erst aussehe! Er spürt in dieser Zeit täglich,
wie in seiner Generation noch weit ver-
wie seine Hände zittern, wenn er etwas ein-
breitet, wurde er als Kind von einem Tag
gießen möchte, seine rechte Hand ver-
auf den anderen „umerzogen“. Die linke
krampft in der Hakenhaltung und er ver-
Hand ist fortan tabu, alles wird auf die
wischt beim Schreiben ständig die Tinte. Er
rechte umgestellt – da ist er gerade sechs
fühlt sich unsicher, hat Schwierigkeiten mit
Jahre alt. Seine Klassenlehrerin argu-
der Rechtschreibung. Gregor Sander weiß
mentiert, dass es kaum Berufe und Ma-
zwar seit er eingeschult wurde, dass er
schinen gebe, die auf Linkshänder einge-
Linkshänder ist, aber er weiß nicht, wie es
stellt seien. Das wolle man dem Kind nicht
sich anfühlt, das zu leben. Was Rechtshän-
antun. Sanders Eltern wissen da bereits
der mit Leichtigkeit erledigen, bekommt er
um die Händigkeit ihres Sohnes, lassen
mit der rechten Hand nur unter großer An-
sich aber vom „Sinn“ der Umerziehung
überzeugen. In seinem ersten Zeugnis
10
Verbogen in vieler Hinsicht
DFV-Familie
strengung hin. Selbst beim Hockeyspielen,
Gregor Sander
das er als Kind lange trainiert, muss er sich
5/2010
SOZIALES
aber jemand diese oder jene Händigkeit
hat, ist wissenschaftlich nicht zweifelsfrei
geklärt. Sattler beschreibt in ihrem Buch die
Händigkeit als „Ausdruck einer motorischen Dominanz im menschlichen Gehirn
und diese betrifft sowohl die Bevorzugung
der einen Hand als auch die stärkere Betonung der hemisphärischen Verarbeitungsart in der entsprechenden, kontralateralen Gehirnhälfte. … Durch diese –
gegen die menschliche Natur vorgenommene – Umschulung kommt es nicht zu
einer Umstellung der Dominanz im Gehirn, sondern es kommt zu einer Überbelastung der nicht dominanten Gehirnhälfte und zu einer Unterbelastung der anderen…“(S. 47, 49). Als mögliche Primärfolgen der Umschulung führt die Expertin
Gedächtnis- oder Konzentrationsstörungen, Lese-Rechtschreibprobleme, LinksRechts-Unsicherheit, feinmotorische Schwierigkeiten und Sprachstörungen (zum Beiverbiegen. Es gibt nur Schläger für Rechts-
mern. Sander forscht im Internet, findet den
spiel Stammeln/Stottern) an. Das wieder-
händer. „Meines Wissens ist das noch
Klassiker der Linkshänder-Literatur von Jo-
um könne zu Folgebeschwerden wie Min-
heute so“, sagt er und schüttelt ungläubig
hanna Barbara Sattler: „Der umgeschulte
derwertigkeitskomplexen, Zurückgezogen-
den Kopf. Es ist wohl eine der absurdesten
Linkshänder oder der Knoten im Gehirn“
heit, Trotz, Verhaltensstörungen, Bettnässen
Sportarten für einen Linkshänder. Die ge-
(Auer Verlag GmbH, Donauwörth, 10. Auf-
und Nägelkauen oder emotionalen Proble-
bogene Keule des Feldhockey-Schlägers
lage 2008). Er erkennt sich in vielen der
men führen. „Die Umschulung der Hän-
ist auf der linken Seite flach und auf der
beschriebenen Symptome wieder, die ihm
digkeit greift also in Gehirnablaufprozes-
rechten gewölbt. Gespielt werden darf nur
allzu vertraut sind: das Zittern, der abge-
se störend und behindernd ein und
mit der linken, flachen Seite – fast unmög-
hackte
verkrampfte
zwingt den Menschen, andauernd weit
lich für einen Linkshänder, ohne sich kom-
Schreibhaltung, Unsicherheit, Gedanken-
mehr Kräfte einzusetzen, um seine Intelli-
plett zu verrenken.
sprünge… Hier liest er auch, dass man
genz zu mobilisieren, als ein unbehinder-
Als Jugendlicher beginnt Gregor Sander
seine Händigkeit rückschulen kann.
ter, von den Folgen der Umschulung der
Schreibstil,
die
zu schreiben. Um den Stress mit der un-
Händigkeit nicht betroffener Links- oder
geliebten und unter Anstrengung produ-
Rechts und links
Rechtshänder. Die Intelligenz selbst wird
zierten Handschrift zu umgehen, benutzt er
Unser Hirn besteht aus zwei Hälften, die
nicht vermindert, jedoch ihre Manifestati-
eine alte Schreibmaschine, um Gedichte
über den so genannten Balken (corpus
on gestört, z. B. beim Formulieren und
und Geschichten zu notieren. Als Jahre
callosum) miteinander verbunden sind.
Ausdrücken der Gedanken, beim Abrufen
später sein erstes Buch erscheint („Ich
Beide Teile haben unterschiedliche Aufga-
von Lerninhalten in Schrift und Sprache,
aber bin hier geboren“, 2002) ist es ihm
ben und Fähigkeiten: Die linke Hirnhälfte
und so kommt es andauernd zu einem er-
körperlich unangenehm, die Exemplare
steuert und kontrolliert die rechte Hand, die
höhten Kräfteeinsatz von schätzungswei-
mit rechts zu signieren. Er ist Mitte 30, als
rechte Hirnhälfte die linke Hand. Ob ein
se dreißig Prozent und mehr (gefolgert
allmählich der Entschluss in ihm wächst,
Mensch Rechts- oder Linkshänder ist, wird
aus praktischer Erfahrung, Beobachtung
sich um seine Linkshändigkeit zu küm-
ihm offenbar in die Wiege gelegt. Warum
und Vergleich.)“ (S. 50)
5/2010
DFV-Familie
11
SOZIALES
Gregor Sander entscheidet sich mit 38
Jahren, dass er den Weg der Rückschulung gehen will. Er sieht sich im Internet
auf Beratungsseiten für Linkshänder um
und findet eine Berliner Ergotherapie-Praxis, die auf diesen Bereich spezialisiert ist.
Er ist neugierig und aufgeregt, als er zum
ersten Mal hingeht. Die ersten zehn Stunden testet ihn die Therapeutin – sie will
12
verhindern, einen Rechtshänder zum
schrieben, auch wenn es noch kein
Linkshänder zu machen. Gregor Sander
Mensch lesen konnte“, erinnert sich der
muss verschiedene Dinge erst mit der
einen Weg da raus gibt.“ Die Rückschu-
Autor lachend. Und auch mit dem Zeich-
einen, dann mit der anderen Hand ma-
lung beginnt Ende 2006 und sie ist kein
nen ist es plötzlich ganz anders: Es ent-
chen. Als er schließlich mit rechts ein Jojo
Spaziergang. In der Therapie kann Gregor
stehen Bilder, die der Vorstellung in sei-
wirft und es mit der Wurfhand auch wie-
Sander lernen, mit links zu zeichnen, zu
nem Kopf sehr ähnlich sind. Freude und
der fangen will, macht seine linke Hand
schreiben, er lernt Alltagstätigkeiten wie
Traurigkeit sind in dieser Zeit immer dabei.
die Fangbewegung automatisch mit, ob-
ein Brot mit links zu schneiden. Diese
Es fühlt sich richtig an, mit links zu schrei-
wohl sie bis dahin entspannt an seinem
Dinge hatte er im Alltag vermieden, wann
ben, den Alltag zu leben. Das Gefühl, ein-
Körper „hing“. Diese Situation brennt sich
immer es ging. Er hat als Kind nicht ge-
gesperrt zu sein, ist weg. Er fühlt sich frei-
ihm ein, er weiß jetzt, dass es richtig war,
malt, weil das, was er zeichnete, nie so
er jetzt. Wenn er manchmal seinen heute
in die Praxis zu kommen. Das Testergeb-
aussah, wie das, was er sich in seinem
sechsjährigen Sohn beobachtete oder
nis fällt aus wie erwartet, Gregor Sander ist
Kopf vorgestellt hatte. Er bekommt jetzt
seine Neffen, die mit großer Selbstver-
Linkshänder und will es jetzt auch endlich
Aufgaben, die er regelmäßig zu Hause
ständlichkeit malen, schrauben oder häm-
sein. Gleichzeitig brechen widersprüchli-
üben muss. Manche Dinge fühlen sich zu-
mern, ohne sich zu verbiegen – dann tut
che und schwierige Gefühle aus ihm her-
erst fremd an, zum Beispiel, sich die
er sich selbst leid als Kind. Oder wenn er
aus. „Mir wurde plötzlich klar, in welcher
Zähne mit links zu putzen. Nach den Sit-
seine Frau erlebt, die Linkshänderin ist
Knechtschaft ich gelebt hatte bis dahin. Ich
zungen bei seiner Ergotherapeutin fühlt er
und immer sein durfte. „Ich glaube, ich
habe gespürt, wie grausig das ist, wie ein
sich oft erschöpft, wie in Trance manch-
werde nie wie ein Linkshänder sein, der
Phantomschmerz nach fast vierzig Jahren.
mal. Kein Wunder, denn eine Rückschu-
nicht umerzogen wurde und das bedau-
So lange habe ich gegen meine Natur ge-
lung ist anstrengend für Hand und Hirn.
re ich schon“, sagt der inzwischen 42-
lebt, ich war traurig und wütend. Und
Insgesamt hat er ein dreiviertel Jahr in-
Jährige. Vieles hat er schnell gelernt, zum
gleichzeitig hab ich mich gefreut, dass es
tensiven Übens gebraucht. Doch schon
Beispiel Badminton mit links zu spielen.
innerhalb dieser Phase kam sein zweites
Einiges hat er sich aber erst kürzlich an-
Buch („Abwesend“, 2007) heraus. Noch
geeignet. Kartoffeln hat er noch lange mit
war er nach Auffassung seiner Ergothera-
rechts geschält und Schneebälle mit links
peutin eigentlich nicht so weit, mit links zu
zu werfen – daran musste er sich auch
schreiben. Doch diese Bücher wollte er
erst gewöhnen. Alltagstätigkeiten wie
nicht mehr mit rechts signieren und sie
diese führen ihm jedes Mal vor Augen, wie
unterstützte ihn in diesem Wunsch. „Also
wenig Linkshänder noch immer im Be-
hab ich meinen Namen mit links in die Bü-
wusstsein der Gesellschaft sind. Zwar gibt
cher geschrieben. Ich hatte immer Sorge,
es Scheren, Lineale und Füller für Links-
es nicht hinzukriegen, wenn Menschen
händer, aber sie wirken fast wie eine Spe-
sich eine Widmung mit mehr Text wünsch-
zialausrüstung oder Hilfsmittel für behin-
ten. Aber dann hab ich einfach losge-
derte Menschen. Wer denkt darüber nach,
DFV-Familie
5/2010
SOZIALES
ob Messer und Gemüseschäler für Links-
der nicht dominanten Hand zu schreiben,
Gregor Sander beschreibt seine Rück-
händer nutzbar sind und hat schon einmal
andere schulen sich sogar selbst um, weil
schulung als Weg zu sich selbst. Trauer
jemand einen Fotoapparat in der Hand
sie sehen, dass „alle anderen“ mit rechts
und Wut eingeschlossen war es für ihn
gehabt, der den Auslöser auf der linken
malen und greifen. Wenn Vorbilder und
Seite hat?
Gebrauchsgegenstände fehlen wird es
eben nicht einfacher, die eigene Links-
Die Macht der Vorurteile
händigkeit zu leben. Und Kinder passen
Gregor Sander redet über die Problema-
sich an. Das weiß Gregor Sander aus ei-
tik und er will, dass die Menschen ein Ge-
gener Erfahrung. „Linkshänder sind ex-
fühl für die Linkshändigkeit bekommen.
trem anpassungsfähig. Selbst psychische
Immerhin machen Linkshänder geschätzt
Probleme in diesem Zusammenhang tra-
etwa 20 bis 30 Prozent der Bevölkerung
gen sie nicht nach außen. Viele, die um-
aus, vielleicht sogar die Hälfte – denn viele
erzogen wurden, negieren es sogar, dass
wissen gar nicht, dass sie umerzogen
ihnen das angetan wurde. Sie sagen
eine der aufregendsten Sachen seines Le-
wurden, dass sie eigentlich Linkshänder
ernsthaft, dass sie Rechtshänder sind.“
bens. „Es ist ein tolles Gefühl zu erkennen,
sind. Das macht die Forschungsarbeit auf
Und viele glauben das auch tatsächlich.
dass man nicht besiegt worden ist. Zwar
diesem Gebiet auch so schwierig. In der
Dabei kann er sich nicht vorstellen, dass
wurde mir ein Weg verschlossen, aber ich
Folge sind die Statistiken wenig aussage-
es das Bedürfnis nicht gibt, „richtig und
kann auch noch mit 40 Jahren aufstehen
kräftig.
bei sich“ zu sein. Das wenigstens hatte
und losgehen.“ Heute tippt er seine Texte
Warum die Menschen zur Konformität ge-
Gregor Sander vielen Umerzogenen vor-
nach wie vor per Tastatur in den Compu-
zwungen wurden und heute noch bewo-
aus: Es war ihm bewusst, dass er Links-
ter, aber seine Notizen dazu schreibt er mit
gen werden, ist dem Autor ein Rätsel. Na-
händer ist und seine Familie wusste es
links auf. Und wie sieht es in der Familie
türlich gibt es den kulturhistorischen Hin-
auch.
aus? Sind bei Linkshänder-Eltern die Kin-
tergrund und sich hartnäckig haltende
Die Menschen, denen er von seiner Rück-
der automatisch auch links dominant?
Vorurteile. „Linkshändig sein, das hieß im
schulung erzählte, zeigten zwar oft Inte-
Sein ältester Sohn zumindest ist ganz klar
Mittelalter, mit dem Teufel im Bund sein.
resse, aber wenig Verständnis dafür. Sie
ein Rechtshänder, erzählt er schmun-
Linkisch sein, der hat mich gelinkt, das
fanden es „irgendwie spannend“, aber
zelnd. Ganz früh habe er begonnen, mit
mache ich mit links. Der hat zwei linke
wozu den schweren Weg zurück gehen?
rechts zu greifen, auch die Gitarre legt er
Hände. Die ist mit dem linken Fuß aufge-
Jetzt könne er doch alles mit der rechten
sich wie ein Rechtshänder auf die Knie.
standen. Unser Sprachgebrauch in der
Hand machen, sagten sie. „Die haben
Sein kleiner Bruder ist noch ein Baby.
Gegenwart ist voll von solchen Wertun-
überhaupt nicht begriffen, was für eine
Aber sicher ist auch bei ihm: Er wird seine
gen“, sagt er. Kein Wunder, dass viele
Vergewaltigung so etwas ist, das ewige
Händigkeit selbst entdecken und leben
nicht um ihre Händigkeit wissen oder wis-
sich-falsch-Fühlen.“ Die Ignoranz ärgert
dürfen.
sen wollen. Manche Kinder
ihn besonders, weil die Umerziehung für
Mehr Informationen zum Thema gibt es im
werden gezwun-
den Betreffenden so schlimme Konse-
Internet unter www.linkshaender-bera-
gen, mit
quenzen haben kann. Das sei fatal, weil es
tung.de. Im Auer Verlag sind weitere Bü-
doch um Kinder gehe, die in ihrer Ent-
cher von Johanna Barbara Sattler er-
5/2010
wicklung extrem beschnitten
schienen, unter anderen: „Übungen für
werden. Er wirft diese „Brutali-
Linkshänder, Schreiben und Hantieren mit
tät“ in seinem Fall niemandem
links“, „Die Psyche des linkshändigen Kin-
vor, auch seinen Lehrern und
des. Von der Seele, die mit Tieren spricht.“
Eltern nicht. „Die Gesellschaft
oder „Links und Rechts in der Wahrneh-
war damals so.“ Aber heute hat
mung des Menschen. Zur Geschichte der
er kein Verständnis mehr dafür.
Linkshändigkeit“.
y
DFV-Familie
13
SOZIALES – INTERVIEW
Die Psychologin und Psychotherapeutin Dr. Johanna Barbara
Sattler leistet in ihrer Alltagspraxis kompetente Hilfestellung
dabei, den richtigen Umgang zu finden, sie gilt als „die
Päpstin des Linkshändertums“.
weise unterfordert. Oft ist es sogar so,
dass Umgeschulte überfordert sind,
wenn sie bei einem Vortrag mitschreiben
sollen, weil sie „auf links denken“. Das ist
für viele ein ungeheuer komplizierter
Vorgang, den ich gerne einmal verein-
Linkshändigkeit ist mit ebenso lächerli-
facht darstelle: Da kommt der Vortrag
chen Vorurteilen belegt wie beispiels-
durch die Ohren herein ins Gehirn, dort
weise Rothaarigkeit. Was ist eigentlich
wird er zerlegt und verstanden und der
so schlimm am Umschulen?
Mensch soll schreiben. Der Befehl
Dr. Sattler: Es gibt noch viele weitere Be-
„Schreiben“ wird aber beim Linkshänder
einträchtigungen: Linkshänder sind zu be-
natürlich für die linke Hand erteilt. Nun
stimmten Zeiten auch ebenso verpönt
muss die rechte Gehirnhälfte jede Be-
worden wie Rothaarige, denn wer die
wegung der „Ausführung Schreiben“ an
linke Hand benutzte, war mit dem Teufel
die linke Gehirnhälfte übertragen und
im Bund.
dabei auch noch auf rechte Hand „trans-
Aber zur Frage: Die Händigkeit ist keine
ponieren“, weil ja der Bewegungsablauf
Angewohnheit, sie ist gehirnbedingt.
beim – erzwungenen – Schreiben mit
Händigkeit ist Hirnigkeit: Beim Linkshän-
der nicht dominanten rechten Hand ein
der ist die rechte Gehirnhälfte motorisch
ganz anderer ist.
stärker ausgeprägt, seine Linkshändig-
14
keit steht schon vor der Geburt fest. Wird
Die Händigkeit ist genetisch bedingt?
Sie behandeln, Sie beraten, sie schrei-
nun der dominanten Hand verboten, ihre
Dr. Sattler: Ja, als Beweis dafür dient bei-
ben, Sie lehren, Sie führen Rückschulun-
Fähigkeiten auch auszuüben, stattdes-
spielsweise die Tatsache, dass Linkshän-
gen durch, alles zum Thema Linkshän-
sen der motorisch schwächeren (rech-
digkeit weit häufiger auftritt, wenn einer
digkeit. Woher rührt Ihr starkes Engage-
ten) Hand – und damit der schwächeren
der Eltern Linkshänder ist.
ment für dieses Sachgebiet?
(linken) Gehirnhälfte – mehr abverlangt,
Logisch ist für die meisten Arbeitsabläufe,
Dr. Sattler: Aus eigener Betroffenheit.
als diese zu geben fähig ist, kommt es
dass der Mensch eine Führungshand hat,
Das ging so weit, dass während meines
zu weiteren Überlastungen. Primärfolgen
das gibt es übrigens auch bei Tieren.
Studiums Linkshänder noch als gestört
können
Evolutionär macht die Linkshändigkeit
oder behindert angesehen wurden und
Konzentrations-
Lese-/Recht-
einen Sinn als Ergänzung zum Rechts-
zwar auch in der Fachliteratur. Als dann
schreibstörungen,
Links/Rechts-Unsi-
händer. Durch die unterschiedlichen Ge-
bekannt wurde, dass wir uns wissen-
cherheiten, feinmotorische Störungen
hirnfähigkeiten gibt es auch unterschied-
schaftlich mit Linkshändigkeit auseinan-
und Sprachauffälligkeiten. In ihrer Folge
liche Denkstrukturen, was ebenfalls zu
dersetzten, meldeten sich plötzlich sehr
treten dann möglicherweise als Sekun-
neuen Anstößen führt.
viele Betroffene, so auch Eltern links-
därfolgen Minderwertigkeitskomplexe,
händiger Kinder, die wissen wollten, was
Unsicherheit, Zurückgezogenheit, Ver-
Wir sprachen schon über Kulturen, die
sie tun müssen, um alles richtig zu
haltensprobleme und psychosomati-
Linkshändigkeit aus religiösen oder tra-
machen.
sche Störungen auf.
ditionellen Gründen nicht dulden. Gibt es
sein:
Gedächtnisstörungen,
und
Der so genannte Knoten im Gehirn
denn auch Kulturen, von denen wir dies-
Jahrhunderte lang hat man Linkshänder
kommt daher zustande, dass nicht nur
bezüglich Toleranz lernen können?
umgeschult, in manchen Kulturen gilt die
die schwächere Hand zur Dominanz
Dr. Sattler: Die USA sind schon seit lan-
linke Hand für bestimmte Tätigkeiten
gezwungen wird, gleichzeitig wird die
gem viel liberaler als wir. Aber wir
sogar als unrein, beziehungsweise
dominante Körperhälfte unnatürlicher-
haben hier in Deutschland in den letz-
DFV-Familie
5/2010
SOZIALES – INTERVIEW
ten zwei Jahrzehnten gut aufgeholt.
Frage: Sind für den Linkshänder die
terlage, Haushaltsgeräte wie z. B. Schäler,
Länder, in denen Linkshändigkeit aber
Rechtshänder die Behinderten?
Dosenöffner, Taschenmesser, Computer-
wirklich als „normal“ angesehen und
Dr. Sattler: Wir sollten nicht „zurückkarten“
maus.
entsprechend in der Schule und am Ar-
und den Begriff der Behinderung im Zu-
Wissen sollten Eltern, dass die beidhändig
beitsplatz berücksichtigt wird, sind mir
sammenhang mit der Händigkeit nicht
gut funktionierende Schere – von einer
nicht bekannt.
mehr verwenden.
einzigen uns bekannten Ausnahme abgesehen, die umgebaut werden kann –
Wie hoch ist der Prozentsatz an Links-
Sind aber rechtshändige Eltern nicht
Betrug ist und dass man bei Schulfüllern
händern in der Bevölkerung?
schlicht überfordert – selbst wenn sie al-
für beide Händigkeiten ebenfalls äußerst
Dr. Sattler: 20 bis hin zu 30 % sind mög-
lerbesten Willens sind –, wenn sie ihrem
vorsichtig sein sollte. Als besonders ge-
licherweise realistisch. Das ist aber auch
linkshändigen Kind Dinge beibringen sol-
eignetes Produkt für beide Gruppen er-
eine Frage der Erfassung. Der Streit
len, wie beispielsweise Schleifebinden,
wähne ich gerne das Geometrie-Dreieck,
fängt ja schon an der Stelle an, wo es die
Gitarrespielen, Rollerfahren oder auch
welches die Zahlenreihen in beide Rich-
Frage zu beantworten gilt, ob ein umge-
schon nur ein Schulheft richtig hinzule-
tungen aufzeichnet.
schulter Linkshänder noch ein Linkshän-
gen, um so eine günstige Schreibhaltung
Bei Spielzeug ist darauf zu achten, dass es
der ist. Wir sagen: Natürlich bleibt er es,
zu erreichen?
von beiden Seiten gut benutzbar ist. Dann
denn die Dominanz der Gehirnhälften
Dr. Sattler: Ja. Aber es gibt Hilfen: Es gibt
wird jedes Kind es so verwenden, wie es
kann ja nicht „ausgetauscht“ werden. Je-
unsere Beratungsstelle (www.lefthander-
seiner Präferenz entspricht.
mand, der in der Händigkeit umgeschult
consulting.org) und ein Netzwerk der
Wir geben übrigens einmal im Jahr eine
wird, nimmt das meist nur für eine be-
Linkshänderberaterinnen und -berater. Es
Auszeichnung für Spielzeug heraus, das
stimmte Tätigkeit an: zum Beispiel das
gibt gute Literatur, es gibt eine Reihe von
auch linkshändige Kinder nicht vernach-
Schreiben. Alles andere macht er wei-
Firmen, die sich sehr intensiv und erfolg-
lässigt.
terhin mit links. Und die Füßigkeit, die
reich um die Schaffung von Linkshänder-
zumeist gleich gepolt ist, wird ebenfalls
Produkten bemühen, und es gibt inzwi-
Kann man rechtshändigen Eltern Hilfe-
beibehalten.
schen Läden und Versandgeschäfte quer
stellungen geben herauszufinden, wel-
durch die Republik, in denen Linkshän-
che Produkte für Linkshänder überhaupt
Wenn die Umschulung „den Knoten ins
der-Produkte verkauft werden, die über-
geeignet sind?
Gehirn macht“, öffnet die Rückschulung
wiegend wirklich hilfreich sind. Viele In-
Dr. Sattler: Auch wenn jeder Mensch
den denn wieder?
formationen dazu findet man auf unserer
immer in seiner Händigkeit ist, Einfühl-
Dr. Sattler: Nein, leider nicht ganz. Am
Internet-Site.
samkeit und Aufmerksamkeit kann man
lernen.
ehesten reduzieren sich Primärfolgen der
Umschulung der Händigkeit und für man-
Die Kaffeetasse für Linkshänder ist ja in-
che Menschen ist es wichtig, die Krän-
zwischen ein so alter Gag, dass die Leute
Ist es richtig, als Resümee unseres Ge-
kungen und Verletzungen durch die Um-
nicht einmal mehr gähnen, aber im Ernst,
spräches zu formulieren: Nicht der Links-
schulung und die „Ächtung“ der linken
was für Linkshänderprodukte gibt es ei-
händer muss umlernen, sondern die Um-
Hand und damit ihrer ganzen Persönlich-
gentlich?
gebung muss den Umgang mit der
keit als Linkshänder zu rehabilitieren. Ob
Dr. Sattler: Die Tasse ist gar nicht so ein
Linkshändigkeit umlernen?
man hier von einem regelrechten Trauma
Gag: Gerade Kindertassen haben häufig
Dr. Sattler: Ja, absolut.
sprechen kann, möchte ich offen lassen.
schöne Dekore, wenn diese aber nicht
Für eine Vielzahl Umgeschulter ist es auch
ganz um die Tasse herumgezogen sind,
Frau Dr. Sattler, wir danken Ihnen für die-
eine Bestätigung im Erwachsenenalter,
sind sie auf der falschen, der abgewand-
ses Gespräch.
nun (endlich) so sein zu dürfen und kön-
ten Seite für den Linkshänder.
nen, wie sie wirklich sind: Ganz einfach
Wichtig sind für Linkshänder besonders
Linkshänder.
Produkte wie Schere, Spitzer, Schreibun-
5/2010
Thomas J. Lennartz
(Urheber: KUM, Erlangen)
DFV-Familie
15
SOZIALES
Studie:
Jedes fünfte Kind fühlt
sich benachteiligt
16
Kinder sind neugierig und wollen eigene Wege gehen. Und sie
haben jede Menge Anlagen in sich, um das zu tun. Wie gut sie
ihr Potenzial aber nutzen können, hängt wesentlich von der
Herkunft und von den Bildungseinrichtungen ab. Zum zweiten Mal nach 2007 hat jetzt World Vision Deutschland eine
Kinderstudie in Auftrag gegeben.
Ohne Zweifel hat der soziale Hintergrund
D
Ressourcen gebildet wurden. Demnach
er Sozialwissenschaftler Klaus Hurrel-
eigenen Eltern: 45 Prozent der Mädchen
waren neun Prozent der Kinder aus der so
mann und die Kindheitsforscherin Sabine
und 44 Prozent der Jungen bewerteten die
genannten „Unterschicht“, 18 Prozent aus
Andresen haben gemeinsam mit TNS In-
Zufriedenheit als „sehr positiv“, weitere 39
der „unteren Mittelschicht“, jeweils 29 Pro-
fratest Sozialforschung rund 2500 Kinder
beziehungsweise 37 Prozent als „positiv“.
zent aus der „Mittelschicht“ und der „obe-
über ihre Lebenssituation und ihr Wohl-
Neutral äußerten sich 11 beziehungsweise
ren Mittelschicht“. 15 Prozent der Kinder
befinden befragt. Die Mädchen und Jun-
14 Prozent. Drei Prozent der befragten Kin-
werden der „Oberschicht“ zugerechnet.
gen hatten klare Positionen zum Leben in
der gaben das Urteil „negativ“ ab, zwei
Gebeten, auf die Aussagen „Wir haben
der Familie und in der Schule, sie konn-
Prozent sogar „sehr negativ“.
genug Geld für alles, was wir brauchen“
ten benennen, was ihnen Angst macht
Die Formen, wie Familien gegenwärtig
und „In unserer Familie ist das Geld eher
und was ihre Hoffnungen sind. Befragt
zusammen leben oder eben nicht, sind
knapp“ zu reagieren, gab jedes vierte
wurden in dieser Untersuchung Sechs-
vielfältig. Patchwork-Familien sind keine
Kind an, dass es finanzielle Beschränkun-
bis Elfjährige. Bei der ersten Studie war
Seltenheit, sondern gelebte Realität: Im-
gen in der Familie gebe. Im Detail äußer-
die Gruppe der Sechs- bis Siebenjährigen
merhin mehr als ein Fünftel der befragten
ten neun Prozent der Mädchen und Jun-
noch nicht einbezogen worden. Die ge-
Kinder wächst laut Studie nicht mit beiden
gen konkrete armutsbedingte Einschrän-
schulten Interviewer trafen die Kinder in
leiblichen Eltern auf. Die große Mehrheit
kungen. Weil das Geld in diesen Familien
ihrem Zuhause zum Gespräch, ergän-
aber lebt nach wie vor in der klassischen
nicht reicht, muss zum Beispiel auf einen
zend wurde ein Elternfragebogen zum fa-
Kernfamilie mit verheirateten Eltern (71
Kinobesuch oder Urlaub verzichtet wer-
miliären Hintergrund ausgefüllt. Im Fol-
Prozent). Jedes vierte Kind hat keine Ge-
den. Es gibt aber auch Kinder, denen das
genden stellen wir wesentliche Ergebnis-
schwister, knapp jedes zweite hat einen
Geld für die Schultüte oder für Essen fehlt.
se der Untersuchung vor.
Bruder oder eine Schwester, 27 Prozent
Weitere 16 Prozent machten auf finanziel-
lebt mit mehreren Geschwistern. Die
le Beschränkungen aufmerksam. Und
Familie bewegt sich
Hälfte der befragten Kinder (51 Prozent)
diese Erfahrungen wirken sich natürlich
Familie bedeutet Geborgenheit, Schutz
leben in einer Familie, in der beide El-
auf die Vorstellungen von der Zukunft aus:
und sicheren Boden unter den Füßen – je-
ternteile oder der allein erziehende El-
Kinder ohne Armutserfahrungen (27 Pro-
denfalls ist das der Idealfall. Die große
ternteil regelmäßig arbeiten gehen. Fünf
zent) gaben an, manchmal oder häufig
Mehrheit der Kinder in unserem Land sieht
Prozent der Kinder leben bei arbeitslosen
Angst vor Arbeitslosigkeit der Eltern zu
das offenbar so und fühlt sich wohl mit den
Elternteilen.
haben. Kinder, die in der Befragung be-
DFV-Familie
Einfluss auf die Entwicklung der Kinder.
Die Forscher teilten die Kinder für die Auswertung in Gruppen ein, die nach dem Bildungsniveau der Eltern und einer Einschätzung der verfügbaren materiellen
5/2010
SOZIALES
dritte Kind, das Zuwendung vermisst, hatte
Prozent der Kinder von sechs bis elf auf
Eltern, die arbeitslos sind oder aus ande-
eine Ganztagsschule gehen, sind es im
ren Gründen keiner Erwerbstätigkeit
Osten 37 Prozent. Offenbar gibt es bei den
nachgehen. Wo beide Eltern vollzeitbe-
befragten Kindern eine Akzeptanz der
schäftigt sind, beklagten „nur“ 17 Prozent
Ganztagsschule, so die Studienmacher:
der Kinder ein Zeitdefizit. Bei Familien mit
„Nur acht Prozent der Kinder, die eine
einem erwerbstätigen Elternteil waren es
Halbtagsschule besuchen, können sich
neun Prozent der Kinder.
keines der Angebote auf einer Ganztagsschule vorstellen. Schaut man auf
Herkunft bestimmt oft
den Bildungsweg
die 8- bis 11-Jährigen, so zeigt sich, dass
Die Mehrheit der Studienteilnehmer be-
len können, von zwölf auf sechs Prozent
sucht die Grundschule (71 Prozent). Ein
zurückgegangen ist. Schüler von Halb-
Viertel geht auf eine Schule der Sekun-
tagsschulen würden zu 77 Prozent Sport
darstufe I – abhängig von der Bildungs-
sowie zu 66 Prozent Kunst- oder Thea-
landschaft im jeweiligen Bundesland. Vier
ter-AGs und ähnliche Kreativformen als
reits auf finanzielle Beschränkungen ver-
Prozent der Kinder gehen auf eine För-
schulische Nachmittagsangebote be-
weisen, gaben das schon zu 39 Prozent
derschule. Laut Studie zeigt sich auch hier
grüßen. Projektunterricht könnten sich
an. Mehr als die Hälfte der Kinder mit kon-
ein Zusammenhang zwischen Bildungs-
56 Prozent vorstellen, eine Hausauf-
kreten Armutserfahrungen (55 Prozent)
weg und Herkunftsschicht: Nur ein Pro-
gabenbetreuung fänden 39 Prozent der
äußerten diese Angst. „Die Gesamtbefun-
zent der Kinder aus der Unterschicht be-
Kinder gut, normalen Unterricht am
de zum Armutserleben aus der Sicht der
suchte ein Gymnasium, dagegen 22 Pro-
Nachmittag allerdings nur 16 Prozent.
Kinder sprachen aus unserer Sicht für
zent aus der Oberschicht (zum Vergleich:
Ganztagsangebote ja, aber bloß nicht
sich. Armut ist für die Kinder physisch
2007 lag die Differenz zwischen einem
den ganzen Tag Schule! Es hängt dem-
konkret und keine ‚relative Größe’. Armut
und 19 Prozent). Im Gegenzug dazu be-
nach vom Konzept und der Ausgestal-
grenzt aus, und dies erleben die Kinder
suchten 13 Prozent der Kinder aus der Un-
tung ab, auf welche Akzeptanz die Ganz-
auch so in ihrem Alltag“, fassen die
terschicht eine Förderschule, aber nur ein
tagsschule bei Kindern stößt.“
Studienmacher zusammen. „Eine niedrige
Prozent der Kinder aus der Oberschicht.
Die Studienmacher fordern deshalb, Kin-
soziale Herkunftsschicht, ein allein erzie-
Auch die Perspektive, die die befragten
der künftig stärker in die Debatte um
hender Elternteil sowie fehlende Integra-
Kinder auf ihre Zukunft hatten, war davon
Ganztagsschulen einzubeziehen. Ihre Teil-
tion der Eltern in den Arbeitsmarkt sind
beeinflusst. Knapp jedes fünfte Kind (19
habe an Schule sollte größer sein. Ganz-
die klassischen Risikofaktoren für ein Auf-
Prozent) aus der Unterschicht träumt
tagsschule könne mit einem entspre-
wachsen in Armut.“
davon, Abitur zu machen. In der Mittel-
chenden Konzept und ausreichenden
der Anteil derer, die sich nichts vorstel-
schicht sind es schon 45 Prozent, in der
Ressourcen neue Möglichkeiten zur Be-
Zeit für die Kinder
Oberschicht gehen gleich 76 Prozent
teiligung schaffen. So könne man sich viel
Zwei Drittel der befragten Mädchen und
davon aus.
stärker als bisher an den Bedürfnissen
Jungen gaben an, dass sie zufrieden mit
Die Halbtagsschule ist in der Bundesre-
der Kinder orientieren. Neben der Ganz-
der Zeit sind, die die Mütter für sie haben.
publik die Regelschule. Im Vergleich zur
tagsschule nutzen 22 Prozent der Sechs-
Aber nur ein Drittel stimmte dem bei den
Studie von 2007 ist der Anteil der acht-
bis Elfjährigen eine Nachmittagsbetreu-
Vätern zu. 13 Prozent der Kinder beklag-
bis elfjährigen Kinder auf Ganztagsschu-
ung (Hort oder Betreuung in der Schule).
ten, dass kein Elternteil genügend Zeit für
len von 13 auf 18 Prozent angestiegen.
Auch hier gibt es ein großes Gefälle zwi-
sie habe. Offenbar geht es dabei eher we-
Hier zeigt sich ein deutlicher Unterschied
schen den alten und neuen Bundeslän-
niger um die berufliche Abwesenheit der
zwischen den alten und neuen Bundes-
dern. 66 Prozent der Kinder werden im
Eltern, heißt es in der Studie. Knapp jedes
ländern. Während in Westdeutschland 14
Osten des Landes institutionell betreut, im
5/2010
DFV-Familie
17
SOZIALES
Westen sind es weniger als die Hälfte
wollen ernst genommen werden, ihre ei-
diese Entwicklung sind dagegen laut Stu-
davon (32 Prozent).
gene Meinung haben und sie auch ver-
die Armut und fehlende elterliche Zu-
treten dürfen – und das nicht nur in der
wendung – dann nämlich würden Kinder
Was brauchen unsere
Kinder also?
Familie und unter Freunden, sondern
gehindert, Selbstwertgefühl und Kompe-
auch in der Schule. Förderlich sei eben-
tenz zu entwickeln.
Um selbstbewusst und kompetent zu
falls ein Freundeskreis, Kontakte in Verei-
werden, braucht es Unterstützung. Kinder
nen und Freizeitangebote. Bedrohlich für
y
BILDUNG – BUCHTIPP
Angst und Druck in der Schule –
was man dagegen tun kann
D
as neue Schuljahr hat begonnen und
Barnowski-Geiser wichtige Tipps und Hil-
Buchtipps und weisen auf hilfreiche Inter-
mit ihm finden sich Kinder, Jugendliche
festellung. Beschrieben werden zunächst
netadressen hin. „Keine Angst vor der
und ihre Familien wieder ein in den Alltag.
die Formen, in denen sich Angst vor der
Schule“ ist in Zusammenarbeit mit „El-
Viele Kinder sind neugierig und freuen
Schule ausdrücken kann: zum Beispiel
tern“, „Eltern family“, der Deutschen Liga
sich auf die Mitschüler, die neuen und
sind das Krankheiten, Isolation, Verstum-
für das Kind und der Initiative gegen früh-
alten Fächer und die
men, Selbstverletzungen. Schon erste
kindliche Deprivation e.V. entstanden und
Lehrer. Aber es gibt
Hinweise darauf können erkannt werden,
kostet 12,95 Euro.
auch Kinder und Ju-
wenn Eltern genau hinschauen. Im zwei-
gendliche,
denen
ten Teil kommen Kinder in Beispielfällen
Schulleben
zu Wort. Hier wird deutlich, welche ver-
E
das
Bauchweh
18
y
in weiteres Buch zum Thema Schule
macht.
schiedenen, ganz persönlichen Ursachen
beschäftigt sich mit der Generation G8
Sie haben Angst zu
für die Ängste vorliegen können. In der
und dem Druck, der Kindern und ihren Fa-
versagen,
dem
Folge werden Sofortmaßnahmen be-
milien daraus entsteht. Es trägt den Titel
Druck nicht stand-
schrieben, die selbstverständlich scheinen
„Generation G8. Wie die Turbo-Schule
halten zu können, zu Verlierern unserer
(„Dasein“, „Halt geben“, „Gemeinsam El-
Schüler und Familien ruiniert“ und ist
Gesellschaft zu werden. Und sie schämen
tern sein“) – doch manchmal ist die
ebenfalls im Beltz Verlag erschienen. Die
sich manchmal sogar, sich mit diesen Sor-
Situation eben komplizierter. Da sind die
Autorin Birgitta vom Lehn ist Journalistin
gen ihren Eltern anzuvertrauen. Und die
eigene Schulvergangenheit, Stress in der
und Mutter von drei Kindern im G8-Alter.
interpretieren den Kummer der Kinder
Partnerschaft oder Sorgen um die beruf-
Sie
vielleicht als vorübergehende Phase, als
liche Existenz. Solche Gefühle übertragen
ihrem Buch die Hin-
mangelnde Lust auf Schule.
sich natürlich auch auf das Kind. Wichtig
tergründe und Ziele
Wie aber können Eltern helfen, wenn es
ist, gemeinsam zu versuchen, die Angst
der verkürzten Abitur-
ihren Kindern so ergeht? Im Beltz Verlag
zu überwinden.
stufe, die Auswirkun-
ist gerade ein sehr hilfreiches Buch er-
Wer den Verdacht hat, sein Kind könnte
gen auf Schüler, Leh-
schienen. Unter dem Titel „Keine Angst
Angst vor der Schule haben, findet am
rer und Eltern.
vor der Schule. Was Eltern tun können“
Ende des Buches Fragebögen zum
Das Buch kostet
geben die Autoren Udo Baer und Waltraut
Thema. Außerdem geben die Autoren
14,95 Euro.
DFV-Familie
beleuchtet
in
y
5/2010
FAMILIENPOLITIK
Wie leben eigentlich
Familien?
„Die Stabilisierung von Familieneinkommen, nachhaltige Armutsvermeidung und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf
haben noch stärker an Bedeutung gewonnen. Familien in allen
Einkommensbereichen werden unterstützt. Familie als soziale Mitte der Gesellschaft wird gesichert.“ Das klingt märchenhaft gut und steht so im Familienreport 2010 des Bundesfamilienministeriums, der im Sommer vorgestellt wurde. Was ist
dran an den Zahlen und Interpretationen und was haben sie
mit der tatsächlichen Lebensrealität von Familien zu tun?
D
er Familienreport behandelt unter an-
veranlagt. Nur die übrigen 47 Milliarden
derem die Varianten des Zusammenle-
Euro sind als Familienförderung im enge-
bens mit Kindern, die Nettoeinkommen
ren Sinn zu verstehen – etwa 14,6 Milliar-
der Eltern, Zeitmanagement, die Verein-
den entfallen auf den Förderanteil des Kin-
barkeit von Familie und Beruf, Elterngeld
dergeldes.
und Elternzeit und betrachtet auch Famili-
Neben den familienbezogenen Leistun-
en mit Migrationshintergrund. Natürlich
gen im engeren Sinn führt die Bestands-
geht es auch um die staatlichen Leistun-
aufnahme die ehebezogenen Leistungen
gen, die Zahlen beziehen sich auf den
„mit starkem Familienbezug“ auf. In die
Stand von 2008. Hier benennt das Minis-
Gesamtsumme von rund 72 Milliarden
terium 157 ehe- und familienbezogene
Euro gehören die Witwen- und Witwer-
Leistungen und Maßnahmen in Höhe von
renten (37 Milliarden Euro) und das Ehe-
insgesamt 186 Milliarden Euro. 149 famili-
gattensplitting (rund 20 Milliarden Euro).
enbezogene Einzelleistungen machen
„Die Familienkomponente in den Kon-
demnach mehr als 114 Milliarden Euro
junkturpaketen der Bundesregierung
te geführt haben. Diese Steigerungen fal-
aus. 51 Milliarden Euro davon sind dem
2008/2009 erhöht die Familieneinkom-
len je nach Haushaltstyp und Einkom-
großenteils verfassungsrechtlich gebote-
men und stützt damit die deutsche Kon-
men recht unterschiedlich aus. Aufgrund
nen Familienlastenausgleich zuzuordnen
junktur. So wird der bislang bemerkens-
des starken Gewichts der familienbezo-
(Kinderfreibeträge vom Einkommen, Steu-
wert stabile Inlandskonsum in hohem
genen Maßnahmen liegen die Einkom-
erfreistellung des Existenzminimums von
Maße von Familien getragen. Das ifo-
mensverbesserungen in den Familien-
Kindern, „beitragsfreie Mitversicherung“
Institut stellte im Sommer 2009 fest, dass
haushalten deutlich höher als in den
von Kindern in der Sozialversicherung). 16
in den Jahren 2008 und 2009 die famili-
Haushalten ohne Kinder. In den Familien-
Milliarden Euro wurden für die materielle
enpolitischen Maßnahmen sowie die
haushalten wiederum hängt die Höhe der
und gesundheitliche Grundsicherung von
Änderungen bei Lohnsteuer und Sozial-
Entlastung von Alter und Zahl der Kinder
Kindern, dem Alimentationsprinzip für
abgaben zu zum Teil erheblichen Steige-
sowie von der Höhe des Erwerbs-
Staatsbedienstete und der Jugendhilfe
rungen der Einkommen privater Haushal-
einkommens ab“, heißt es. Nach unseren
5/2010
DFV-Familie
19
FAMILIENPOLITIK
20
Berechnungen bleibt den Familien aber
samt bekommen Frauen ihre Kinder spä-
auch 2010 weniger im Portemonnaie als
ter als noch vor zehn Jahren. „2008 war
ihnen zustünde. Ein Ehepaar mit zwei Kin-
eine deutsche Mutter bei der Geburt ihres
dern und einem angenommenen Ein-
ersten Kindes durchschnittlich 30,4 Jahre
kommen von 30.000 Euro im Jahr hat
alt. Heute bringen Frauen zwischen 29
nach Abzug von Lohnsteuer und Sozial-
und 32 Jahren die meisten Kinder zur
abgaben praktisch kein frei verfügbares
Welt, während es 2001 noch Frauen zwi-
Einkommen, sondern mit einem Minus
schen 28 und 30 Jahren waren.“ Fast
von 3271 Euro im Jahr zu kämpfen (siehe
jedes dritte Kind wurde 2008 von nicht
DFV Familie 1/2010, S. 9). Bei einem Ehe-
verheirateten Müttern geboren, der Anteil
paar mit vier Kindern sieht es ganz düs-
nichtehelicher Geburten stieg seit 1991
ter aus – 12.427 Euro fehlen am Jahres-
von 15 auf 30 Prozent.
ende, wenn das steuerliche Existenzmini-
Die Kinderlosigkeit von Frauen ist in Ost-
mum für Erwachsene und Kinder berück-
deutschland wesentlich geringer als in den
sichtigt werden. Spätestens hier wird klar:
alten Bundesländern. Acht Prozent der ost-
Der Familienreport färbt schön. Ohnehin
deutschen Frauen zwischen 50 und 75
hinterlässt das „Tableau der staatlichen
Jahren haben keine Kinder, in West-
Leistungen“ letztlich viele offene Fragen.
deutschland sind es 14 Prozent. In der
Familien warten weiterhin darauf, dass
Gruppe der 35- bis 39-Jährigen sind 28
ihnen Gerechtigkeit widerfährt, dass der
Prozent in den alten Ländern kinderlos,
Staat nicht nur in Worten, sondern in Taten
aber nur 16 Prozent in den neuen Ländern.
und damit in Euro die Leistung der Fami-
In Westdeutschland ist die Kinderlosigkeit
macht offenbar die Herkunft: In den alten
lien für die Gesellschaft anerkennt. Solan-
laut Studie an den Bildungsstand gekop-
Bundesländern hatte rund jede vierte der
ge Skilifte und Tierfutter mit einer geringe-
pelt: Je höher der Bildungsstand, desto
unverheirateten Frauen Kinder, in den
ren Mehrwertsteuer (7 Prozent) belegt
häufiger ist die Frau ohne Nachwuchs. In
neuen Bundesländern sind es zwei Drittel.
werden als Kinderprodukte (19 Prozent),
Ostdeutschland sieht das anders aus: Die
Die Ehe ist aber nach wie vor mit einem
bleibt noch viel zu tun. Und dieses Beispiel
Kinderlosigkeit ist dort bei Frauen mit ge-
Anteil von 73 Prozent an allen Familien-
ist – nicht zuletzt wegen der Medienwirk-
ringer Bildung etwas höher als bei Frauen
formen die meist gelebte, wenngleich die
samkeit – nur die Spitze des Eisberges.
mit hohem Bildungsgrad. Knapp die Hälf-
nichtehelichen Lebensgemeinschaften in
te von Frauen mit geringen Haushaltsnet-
den vergangenen zehn Jahren um mehr
Jeder Fünfte ist unter
20 Jahre alt
toeinkommen ist kinderlos. Je höher das
als 30 Prozent zugenommen haben, vor
Einkommen, desto größer ist der Anteil der
allem in Westdeutschland. Während in
Fast jeder fünfte Mensch in Deutschland
Frauen mit zwei Kindern. Mehrkindfamilien
den neuen Ländern knapp jede fünfte Le-
ist ein Kind oder ein junger Erwachsener,
bei kleinen Einkommen sind laut Famili-
bensgemeinschaft nicht ehelich ist, sind
die Altersgruppe von 0 bis 20 Jahren
enreport selten, sie sind demnach ver-
es in den alten Ländern nur sechs Prozent.
macht 19 Prozent der Bevölkerung aus
gleichsweise häufiger armutsgefährdet als
76 Prozent aller ledigen Kinder wachsen
und ist damit fast gleichauf mit der Grup-
Familien mit einem oder zwei Kindern. In
bei ihren verheirateten Eltern auf.
pe der über 65-Jährigen (20 Prozent). 61
den neuen Bundesländern gibt es laut
Prozent der Bevölkerung sind zwischen
Studie weniger Mehrkindfamilien als in
20 und 64 Jahre alt. Die Geburtenrate ist
den alten Bundesländern.
Lebensmodelle der
Gegenwart
von 1,37 auf 1,38 gestiegen, diese Ten-
86 Prozent der verheirateten Frauen zwi-
Laut Familienreport nimmt die Zahl der al-
denz ist laut Familienreport auf die wach-
schen 35 und 49 Jahren haben Kinder,
lein verdienenden Männer in unserem
senden Geburtenzahlen in den neuen
bei den Ledigen dieser Altersgruppe ist es
Land ab, viele Frauen tragen zum Famili-
Bundesländern zurückzuführen. Insge-
nur etwa jede Dritte. Einen Unterschied
eneinkommen bei. Ostdeutsche Frauen
DFV-Familie
5/2010
FAMILIENPOLITIK
milie eigentlich ist, kann dabei verschie-
um ihre hilfebedürftigen Eltern kümmern
den sein. Das Verständnis der Menschen
sollten. Das gilt in großen Teilen auch für
ist offenbar im Wandel. Die große Mehrheit
die finanzielle Unterstützung der er-
(95,3 Prozent) versteht laut Familienreport
wachsenen Kinder (rund 66 Prozent)
ein Ehepaar mit Kindern unter dem Begriff
und für die Betreuung der pflegebedürf-
Familie (2000: 97 Prozent), 78 Prozent
tigen Eltern zu Hause (mehr als 50 Pro-
nennen drei zusammen lebende Genera-
zent). Familie bedeutet also für die Mehr-
tionen eine Familie. Aber auch ein unver-
heit Unterstützung, sie bietet Sicherheit,
heiratetes Paar mit Kindern ist für 71 Pro-
Schutz und ein Netz – vom Baby bis zum
zent der Befragten eine Familie, rund zehn
alten Menschen.
Jahre zuvor lag diese Zahl bei nur 53 Prozent. Auch bei allein Erziehenden und
Zeit, Zeit, Zeit
Paaren ohne Kinder hat sich das Ver-
Keine Familie ist wie die andere, Ge-
ständnis des Familienbegriffs verändert:
wohnheiten und Rituale können ver-
52 Prozent nennen allein Erziehende mit
schieden sein – aber: gemeinsame Zeit
Kind eine Familie (2000: 40 Prozent) und
ist ihnen wichtig. 98 Prozent der Eltern mit
für 34 Prozent ist ein verheiratetes Paar
minderjährigen Kindern finden es wichtig
ohne Kinder eine Familie (2000: 30 Pro-
oder sehr wichtig, Zeit mit der Familie zu
zent).
verbringen. Gut die Hälfte der Väter und
zwei Drittel der Mütter gaben an, genug
Zeit dafür zu haben. Aber im Jahr der
gehen häufiger einer eigenständigen Ar-
Geschätzt und hilfreich:
Die Großeltern
beit nach, oft sogar in Vollzeit. Frauen er-
Die Beziehung der Enkel zu ihren Großel-
Der Spagat zwischen Familie und Beruf
nähren sich oder ihre Familien dort aller-
tern hat sich in den vergangenen Jahr-
ist noch schwieriger geworden. Zum
dings oft mit einem recht niedrigen Ein-
zehnten deutlich verbessert. Nur fünf Pro-
einen sei der Zeitmangel durch die be-
kommen. Die Hälfte der Familiener-
zent der heute 30-Jährigen haben die
rufliche Belastung groß (36 Prozent der
nährerinnen verfügt über nicht mehr als
Großeltern nicht mehr kennen gelernt.
Väter, 20 Prozent der Mütter), zum ande-
1.319 Euro netto im Monat. Etwa jede
Zwei Drittel dagegen geben an, dass ihre
ren machten ungünstige Arbeitszeiten
zweite Familienernährerin in den neuen
Großeltern sie geprägt haben. Die heute
das Familienleben kompliziert (11 Prozent
Ländern ist allein erziehend. Viele müssen
über 60-Jährigen sind im Vergleich weni-
der Mütter, 16 Prozent der Väter). Vor
das Einkommen aber auch erwirtschaften,
ger von den eigenen Großeltern geprägt
allem Familien mit kleinen Kindern klag-
weil der Partner arbeitslos ist.
worden (weniger als die Hälfte), ein Fünf-
ten über Zeitnot, weil hier noch sehr viel
Familie hat einen hohen Stellenwert für die
tel hat sie nicht mehr erlebt.
Zuwendung und Unterstützung notwen-
meisten Menschen, für drei Viertel der Be-
In der Gegenwart sind die Großeltern
dig sind. Zum anderen ist die Situation für
völkerung ist sie der wichtigste Bereich
den Enkeln wichtig, der Austausch mit
berufstätige allein Erziehende besonders
des Lebens, Familie bietet Rückhalt. 75
ihnen, die Beziehung zu ihnen. Drei Vier-
zugespitzt. Und auch wenn es um die
Prozent der Menschen beurteilen den Zu-
tel der Bevölkerung glauben außerdem,
Pflege älterer Angehöriger geht, braucht
sammenhalt in ihrer Familie als „sehr eng“
dass Oma und Opa dem Enkel mehr
es Zeit und Geld. 2007 wurden laut Stu-
oder „ziemlich eng“. Gerade in schwieri-
Verständnis entgegenbringen als die El-
die 45 Prozent der Pflegebedürftigen al-
gen Lebenssituationen unterstützen Fami-
tern. Vier Fünftel meinen, dass sich die
lein durch Angehörige gepflegt. Vor allem
lienmitglieder einander, drei Viertel der
Großeltern um die Enkel kümmern soll-
Menschen über 55 Jahre übernahmen
Deutschen vertrauen auf dieses familiäre
ten, wenn die Eltern das nicht können.
die Hauptpflegearbeit. Knapp zwei Drittel
Netz, bei Familien mit minderjährigen Kin-
Umgekehrt sind 82 Prozent der Men-
werden von Frauen geleistet, der Anteil
dern sind es sogar vier Fünftel. Was Fa-
schen der Meinung, dass Kinder sich
pflegender Männer habe sich aber deut-
5/2010
Krise ist der Druck deutlich gewachsen.
DFV-Familie
21
FAMILIENPOLITIK
lich erhöht und liege bei 27 Prozent
zent bezogen 300 bis 500 Euro. Gute 29
Zeitpunkt entspricht auch den Erkennt-
(2002). Während Männer jedoch meist
Prozent betrug der Anteil derjenigen, die
nissen über die Lebensplanungen von
nach der Arbeitsphase pflegen, tun Frau-
500 bis 999 Euro erhielten. Knapp 14
Frauen.“ Man könnte auch sagen – und
en das schon in jüngeren Jahren – mit
Prozent erhielten 1000 bis 1499 Euro im
das erscheint wesentlich einleuchtender:
den entsprechenden beruflichen und fi-
Monat. Grundlage des Elterngeldes ist
Weil das Elterngeld nach nur einem Jahr
nanziellen Einbußen.
das Einkommen vor der Geburt, es wird
ausbleibt, müssen viele Mütter aus finan-
ein Jahr lang gezahlt, maximal 14 Mona-
ziellen Gründen schon ein Jahr nach der
Elterngeld und zurück an
den Arbeitsplatz?
te, wenn auch der Partner mindestens
Geburt ihres Kindes wieder arbeiten
zwei Monate zu Hause bleibt. Dann ist die
gehen. Aber es kommt noch dicker. Wer
„Aus der Elterngeldstatistik wird deut-
Familie wieder ganz auf sich allein ge-
länger aus dem Beruf aussteigt, riskiert
lich, dass und wie die Einkommenssi-
stellt. „Betrachtet man im Detail den Ver-
Lohnverluste – schon während der Aus-
cherheit von jungen Familien gewach-
lauf des Elterngeldbezugs und des be-
zeit und auch nach dem Wiedereinstieg.
sen ist. Das Elterngeld setzt die richtigen
ruflichen Wiedereinstiegs, so zeigt sich,
„Hier zeigen sich die positiven Effekte
Akzente.“ So steht es im Familienreport.
dass um den 12. Monat nach der Geburt
des Elterngeldes, das einen frühen be-
Gute 28 Prozent erhielten demnach 2009
eines Kindes der Anteil der erwerbstäti-
ruflichen Wiedereinstieg belohnt. Derzeit
die 300 Euro Mindestelterngeld, 20 Pro-
gen Mütter sprunghaft ansteigt. Dieser
arbeiten 13 Prozent der Mütter während
des Elterngeldbezuges in Teilzeit. Eine
Verkürzung der Auszeit von einem Jahr
auf ein halbes Jahr (zum Beispiel durch
Teilelterngeld) wirkt sich für alle Qualifikationsgruppen positiv aus: nicht nur
während der Ausstiegsphase, sondern
auch nach der Rückkehr in Vollzeit.
Durch eine entsprechende Verkürzung
der Auszeit reduziert sich der Lohnverlust in allen Berufsgruppen um etwa
10.000 Euro.“ Wen aber kümmern eigentlich die Kinder? Sollte es das Ziel
sein, sie möglichst schnell kompatibel zu
machen mit dem Wettbewerb unserer
Gesellschaft? Lieber mit sechs Monaten
in die Krippe als den Anschluss verpassen – wie die Eltern so die Kinder? Das
ist vom falschen Punkt aus gedacht. Familien sollten die Wahl haben, bis wann
und von wem sie ihr Kind betreuen lassen, ohne wesentliche berufliche oder finanzielle Nachteile in Kauf nehmen zu
müssen. Kinder und Familien sind die
Stützen unserer Gesellschaft, so steht es
auch im Familienreport. Nur kosten dürfen sie uns natürlich nichts. Von der Verantwortung der Gemeinschaft für unser
aller Zukunft ganz zu schweigen.
22
DFV-Familie
y
5/2010
r
e
d
n
i
K
r
ü
f
ß
Bastelspa
KREATIVE KIDS
Es ist Steinzeit!
Speckstein gibt es seit vielen Millionen Jahren. Er ist weich und
lässt sich mit einfachsten Mitteln bearbeiten. Aus Speckstein
lässt sich fast alles gestalten: Schmuck, Skulpturen, Vasen,
Schalen und vieles mehr.
Info für Eltern und Erzieher: Es ist ratsam, in gut belüfteten Räumen zu arbeiten,
idealerweise im Garten. Hilfreich ist, den Stein auf feuchte Tücher zu legen, das
bindet den Staub und hält die Umgebung sauber. Bei Asthma sollten Sie vorher den
Hausarzt fragen.
Es geht los
Bevor Ihr beginnt, solltet Ihr ein angefeuchtetes Handtuch auf den Tisch legen. Zuerst
wird mit den Raspeln die grobe Form gefeilt, dann kommt das Schleifpapier dran: dabei
arbeitet Ihr von grob zu fein. (Das heißt Ihr beginnt mit der Nummer 80, macht weiter
mit der 120 und die feinen Ausarbeitungen könnt Ihr mit der 240 machen.) Wenn Euer
Stein-Kunstwerk fertig ist, legt Ihr mit dem Schleifschwamm los. Hier bietet es sich an,
in einer flachen Schüssel oder im Waschbecken unter Verwendung von Wasser den
Stein fein zu schleifen. Wenn die Schleifwirkung nachlässt, einfach den Schleifschwamm
unter fließendem Wasser kurz ausspülen
und nicht auswringen.
Wenn alles fertig ist, braucht der fein geschliffene Speckstein etwas Ruhe, damit
Was Ihr braucht:
er vollständig austrocknen kann. An-
Im Bastelgeschäft gibt es Specksteinroh-
schließend wird poliert. Dazu das Speck-
linge in allen Größen und Farben. Dort
stein-Polish-Spezial mit einem Tuch dünn
kann man auch Specksteinraspeln kau-
auftragen und nach einer Trocknungszeit
fen. Ihr könnt aber die Steine auch mit Fei-
von 3–5 Minuten polieren, bis der Stein
len und Raspeln aus der Werkstatt Eurer
seinen seidigen Glanz erhält und die
Eltern bearbeiten. Außerdem besorgt Ihr
Struktur brillant hervortritt. Dieser Vorgang
Schleifpapier in verschiedenen Stärken
kann wiederholt werden, falls der Glanz
(80, 120, 240). Einen Schleifschwamm be-
nach dem ersten Politurgang noch nicht
nötigt Ihr, um den Stein am Ende glatt
ausreichend ist.
zu bekommen. Für das Polieren braucht
ihr aus dem Bastelgeschäft Speckstein-
Weitere Tipps findet Ihr hier:
Polish-Spezial.
www.efco.de.
5/2010
Viel Spaß!
DFV-Familie
23
SO SEHE ICH DAS
Investition in die Zukunft
Von Renate Schmidt, frühere Bundesfamilienministerin, Kuratoriumsvorsitzende des DFV
Was haben diese drei
Dinge miteinander zu tun?
einen verlässlichen Rahmen schaffen
wollen. Es darf uns alle nicht kalt lassen,
dass in unserem Land Banken in Paläs-
Sie zeugen von mangelnder Zukunftsfä-
ten residieren, während unsere Kinder
higkeit, von einem falschen Investitions-
teilweise in Bruchbuden mit zu wenigen
begriff und von einem genauso falschen
Lehrern zu viel Stoff pauken müssen. Bil-
Gerechtigkeitsgefühl. Wer noch nicht be-
dungsausgaben sind Investitionen und
griffen hat, dass Investitionen in Bildung
dies gilt genauso für die frühkindliche
unseren künftigen Wohlstand sichern, hat
Förderung und für Ausgaben für Famili-
das kleine politische 1x1 noch nicht ver-
en. Wer immer noch glaubt, dass Investi-
innerlicht. Auf der Bundesebene wird
tionen in Beton und Asphalt demgegen-
richtigerweise der Bildungs- und For-
über Vorrang haben müssten, der spielt
schungshaushalt von Sparmaßnahmen
mit unser aller Zukunft. Kinderbetreu-
verschont. Auf Länderebene wird ver-
ungseinrichtungen dienen nicht nur der
sucht, im Bildungsbereich das, was auf
Vereinbarkeit von Beruf und Familie – so
Bundesebene mehr ausgegeben wird,
wichtig das heute ist. Denn es ist eine
einzusparen und: Die Zustimmung zu
Illusion zu glauben, dass für die große
BAföG-Erhöhungen
verweigert.
Mehrzahl der Familien heute auf Dauer
Dabei sollte doch Einigkeit darin beste-
ein Einkommen ausreichen könnte. Die
1. Über die Länderfinanzminister und ihren
hen, dass es nur auf den Grips der jun-
so genannte Alleinverdiener-Familie wird
Versuch, ihre Ausgaben für Bildung
gen Menschen ankommen darf, wenn
nur noch im oberen Mittelfeld möglich
schönzurechnen (indem z. B. das Kinder-
sie studieren wollen und nicht auf den
sein.
geld
Über drei Dinge habe ich
mich im Frühjahr und Sommer dieses Jahres kräftig geärgert:
24
wird
Kinderbetreuungseinrichtungen
Bildungsausgabe
Geldbeutel ihrer Eltern. Mit all dem
dienen an erster Stelle der Förderung, Er-
wurde). Damit wollten sie demonstrieren,
wird Bildungspolitik zur „Echternacher
ziehung und Bildung der Kinder, ergän-
dass die Länder ihre Mittel für Bildung
Springprozession“. Nur bei der ging es
zend zur Familie und in manchen prekä-
nicht erhöhen müssten.
wenigstens etwas voran: Zwei Schritte
ren Familienverhältnissen auch statt der
2. Über einen führenden Haushaltspoliti-
vor, einen zurück. In der Bildungspolitik
Familie. Deshalb darf die Diskussion über
ker, der im Radio ausführte, dass dringend
geht es allerdings einen Schritt vor und
Kinderbetreuung nicht nur über fehlende
gespart werden müsste (womit er Recht
zwei zurück! Deshalb muss Schluss sein
Quantitäten geführt werden, sondern vor
hatte), aber selbstverständlich nicht bei so
mit dem ausufernden Bildungsförderalis-
allem über fehlende Qualitäten. Beides
wichtigen Dingen wie dem Ausbau des
mus, mit der deutschen bildungspoliti-
zu verbessern kostet viel Geld. Den
Straßennetzes, sondern vielmehr bei den
schen Kleinstaaterei in einer globalisier-
Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz ab
Kinderbetreuungseinrichtungen und beim
ten Welt. Die Föderalismusreform II war
dem 2. Lebensjahr deshalb zur Disposi-
doch eher überflüssigen Elterngeld.
ein grober Fehler, der korrigiert werden
tion zu stellen ist aber grundfalsch: Denn
3. Über das Sparpaket insgesamt und vor
muss, wenn wir bei Bildungsausgaben
fehlende und schlechte Einrichtungen für
allem über die geplanten Kürzungen beim
endlich bundesweit das vereinbarte Ziel
Kinder zementieren die Ungerechtigkeit.
Elterngeld.
erreichen und für Kinder und Familien
Deshalb sind Investitionen in Kinderbe-
plötzlich
DFV-Familie
zur
5/2010
SO SEHE ICH DAS
LESERBRIEF
zu „Theorie und Praxis“ von Dr. Silvana Koch-Mehrin MdEP
treuung gut angelegtes Geld. Die Tatsache, dass Kinder aus so genannten bildungsfernen Familien eine mehr als
sechsmal niedrigere Chance haben, ein
Gymnasium zu besuchen, und zwar bei
gleicher Begabung und gleicher Intelligenz, als ein Kind aus einer meist gutsituierten, bildungsnahen Familie, ist auf
fehlende oder unzureichende frühe Förderung der Kinder zurückzuführen und
die größte Ungerechtigkeit in unserem
Land. Ungerecht ist auch, wenn das notwendige Sparen vor allem Familien und
diejenigen mit geringem Einkommen zuerst trifft. Natürlich stimmt es, dass das Elterngeld, genau wie Arbeitslosen- oder
Krankengeld, an erster Stelle eine Lohnersatzleistung ist. Aber es ist auch Aner-
Dass Eltern und Kinder zu einer Verfügungsmasse von Staat und Wirtschaft werden, dürfte ursprünglich keine liberale Idee sein. Die Vizepräsidentin des Europäischen Parlamentes stellt fest, dass „einfach mehr Menschen geboren und berufstätig werden“ müssen,
um dem steigenden Fachkräftemangel zu begegnen. Da wird es dann zum „Riesenproblem“, dass „Frauen in einem wesentlich geringeren Umfang tätig sind als Männer“.
Um Frauen in die Berufstätigkeit und Kinder schon als Säuglinge in öffentliche Einrichtungen zu zwingen, plädiert sie für die Abschaffung des Ehegattensplittings. Es fällt auf,
dass die Erziehungsleistung der Familien, die von dieser Besteuerung unterstützt wird,
von Frau Koch-Mehrin wie in weiten Teilen der öffentlichen Debatte weitgehend ignoriert wird. Eine „gute“ Erziehung kann eben nur von „professionellen“ also bezahlten Erzieherinnen gewährleistet werden, redet man den Eltern ein. Beispiel: Auch im dritten
nationalen Bildungsbericht von Bundesregierung und KMK kommen die Familien bei
den „Bildungsorten und Lernwelten in Deutschland“ schlicht nicht vor (Grafik auf S. X).
Der Schutz der Ehe sei nicht mehr zeitgemäß, meint Frau Koch-Mehrin, weil „die Wirklichkeit heute viel bunter und vielfältiger ist als zu Zeiten der Mütter und Väter des Grundgesetzes“. Diese dürftige Argumentation soll verschleiern, dass die Politik das Fundament einer stabilen Beziehung, die Ehe, durch die das auch formal dargestellt und bekräftigt wird, seit geraumer Zeit unterminiert, diese „Buntheit“ also selber befördert. Kein
Politiker hat bisher erklärt, was eigentlich die Ehe so gestrig erscheinen lässt, warum
der Staat also kein Interesse mehr an ihr haben sollte und stattdessen „moderne
Formen des Zusammenlebens“ unterstützt. Was bedeutet eigentlich diese „Buntheit“
für die Kinder und welche Folgekosten entstehen der Gemeinschaft daraus?
Henry Krause, Mitglied im DFV, Dresden
kennung der Erziehungsleistung von El-
ERNÄHRUNG
tern, die vor der Geburt ihrer Kinder nicht
oder nur geringfügig erwerbstätig waren.
Deshalb sind die Vorschläge des Refe-
Nestlé Zukunftsforum:
rentenentwurfs aus dem Familienminis-
„Wie einsam is(s)t
Deutschland?“
terium, auch wenn sie hoffentlich wieder
in der Versenkung verschwinden, Ausdruck mangelnder Wertschätzung der
Familien. Gerade diejenigen, die auch
schlecht bezahlte Jobs annehmen, die so
I
m September hat das Nestlé Zukunfts-
zende des DFV, einen Vortrag. Er stand
wenig verdienen, dass sie Anspruch auf
forum zu einer Podiumsdiskussion ein-
unter der Überschrift: „Einsam mampfen
den Kinderzuschlag für Geringverdiener
geladen. Thema waren die Ernährungs-
oder gemeinsam speisen? Wir brauchen
haben, haben unseren Respekt verdient.
gewohnheiten der Menschen in unserem
eine neue, soziale Kultur der Ernährung.“
Natürlich muss gespart werden – bei
Land und was sie für den Zusammenhalt
In ihrer Rede wies Renate Schmidt dar-
unsinnigen Subventionen, bei den vie-
der Gesellschaft bedeuten. Im Frühjahr
auf hin, wie wichtig beim Essen das „wie“
len überflüssigen Steuererleichterungen
2010 hatte das Gremium in seiner kon-
ist. Zunehmend gebe es ältere Alleinle-
und Einnahmen des Staates kann ver-
stituierenden Sitzung drei Grundannah-
bende, die ihre Mahlzeiten allein einneh-
bessert werden, nicht indem man gering-
men aufgestellt. Der ersten – „Veränder-
men müssten. Aber auch jüngere Allein-
verdienende Familien zur Kasse bittet,
te Ernährungsgewohnheiten und Ess-
stehende oder beruflich stark einge-
sondern für gut verdienende Menschen,
kultur führen zu einer Schwächung des
spannte Menschen essen nicht selten
wie z. B. mich, den Spitzensteuersatz er-
sozialen Zusammenhalts der Gesell-
allein, unterwegs, unter Stress. Damit sich
höht. Dann würden manche Einschrän-
schaft“ - widmete sich die Veranstaltung
Deutschland nicht „einsam isst“, macht
kungen, die breite Schichten der Be-
in Berlin. Bevor es in die Diskussion ging,
das Nestlé Zukunftsprogramm konkrete
völkerung treffen, auch akzeptiert und
hielt Renate Schmidt, Beiratsvorsitzende
Vorschläge. Mehr Informationen gibt es
der Zusammenhalt der Gesellschaft ge-
des Nestlé Zukunftsforums, Bundesfami-
im Internet unter
y
lienministerin a.D. und Kuratoriumsvorsit-
www.nestle-zukunftsforum.de.
stärkt.
5/2010
y
DFV-Familie
25
MEDIEN
Kinderfilm
in Thüringen und Sachsen gedreht
I
m August fiel die letzte Klappe in
nenden Kinder- und Familienfilm. Gedreht
seiner Eltern. Als der Vater zum Minister
Deutschland für „Tony Ten“, einen span-
wurde die internationale Produktion in
der Königin wird, beginnen die Eltern, sich
Thüringen
zu entfremden. Sie trennen sich, schließ-
und Sach-
lich hat der Vater eine neue Freundin. Tony
sen,
nun
will die Trennung seiner Eltern nicht ak-
folgen
zeptieren. Er unternimmt alles, um sie wie-
n o c h
der zusammenzubringen.
Drehs
in
„Tony Ten“ ist der zweite Kinderfilm, den
Belgien
die niederländische Produktionsfirma
und
den
Lemming Film in Deutschland realisiert.
Niederlan-
Gedreht wurde unter anderem in Erfurt,
den.
weitere Drehorte waren Schloss Frieden-
„Tony Ten“
stein in Gotha, Schloss Albrechtsberg in
erzählt die
Dresden und Schloss Altenberg in Thü-
Geschich-
ringen. Ende 2011 soll der Film in die deut-
te
eines
schen Kinos kommen. Hoffen wir, dass
Zehnjähri-
Tony beim Kampf um seine Eltern Erfolg
gen
hat.
und
y
AUS DEM DFV BERICHTET
Manfred Goldenstein
feiert den 65. Geburtstag
26
und ein konstruktiver Lösungsvorschlag
sind eher seine Sache. Und darauf verlässt sich der DFV mit großer Anerkennung. Am 20. September wird unser „Finanzchef“ 65 Jahre. Wir sagen Danke für
E
r ist kein Freund der Langatmigkeit. Wer
zen. Eine andere ist seine Akribie, was
das große Engagement im DFV und wün-
Manfred Goldenstein kennt, weiß, dass es
Zahlen angeht. Denn Manfred Golden-
schen von Herzen Gesundheit, Energie
zügig vorwärts gehen muss. So manche
stein ist der Schatzmeister des DFV Bun-
und viel Zeit im Kreise seiner großen Fa-
Diskussion wird von ihm flugs auf den
desverbandes und das schon seit 17 Jah-
milie. Und sicher hält es der Jubilar mit
Punkt gebracht, bevor man sich in Details
ren. Auch hier beschönt er nichts oder ver-
dem Ruhestand wie mit den Debatten –
oder Unwichtigem verlieren kann. Das ist
fällt beim Anblick der Bilanzen in Panik –
er wird in Bewegung bleiben und das We-
eine Eigenschaft, die viele an ihm schät-
eine sachliche Analyse dessen, was ist
sentliche nicht aus den Augen verlieren. y
DFV-Familie
5/2010
AUS DEM DFV BERICHTET
Eva Jensen wird 60
begleiteten sie schon von Kindesbeinen an.
E
va Jensen führt den Berliner Landes-
als Landeschefin. Frau Jensens Mitstreiter
chen, zum Beispiel orientalische und iri-
verband des DFV mit Herz und Verstand.
schätzen besonders ihre Beharrlichkeit
sche, Hochzeits- und Geburtstagsmärchen.
Auch in schwierigen Zeiten schafft sie es,
und ihre Standfestigkeit. Trotz familiärer
Am 13. August wurde Eva Jensen 60 Jahre
Projekte zu realisieren, die den DFV über
Schicksalsschläge stehe sie treu zum DFV
alt. Wir gratulieren ganz herzlich und wün-
die Ländergrenzen hinaus für seine Kom-
und unterstütze ihr Team.
schen ihr Gesundheit, Freude, Tatkraft und
petenz bekannt gemacht haben. Seit 1994
Die andere Seite der Eva Jensen ist ganz
Gelegenheit zur Muße - und ihren Märchen-
ist Eva Jensen im DFV engagiert, seit 2001
märchenhaft. Geschichten und Märchen
Fans viele Ausflüge ins Reich der Phantasie.
setzen ist die Familie,
die bereit ist, Vieles
aus Liebe zurückzustellen und die damit auch unsere Gemeinschaft
berei-
K
urz vor Redaktionsschluss für diese
einem Elternteil zum Kind geschehen. „Es
chert. Das beginnt mit
Ausgabe der DFV-Familie bewegte eine
ist doch mein Fleisch und Blut“! Und auch
der Entscheidung für neues Leben, für
sehr persönliche Entscheidung eines füh-
die tiefe Liebe zum Partner veranlasst zu
Kinder, und endet mit der Pflege von An-
renden Politikers die Republik. Er hatte
einem solch einschneidenden, lebensret-
gehörigen. Dazwischen liegen ungezähl-
sich entschlossen, seiner Frau eine Niere
tenden Schritt, während die Organspende
te, statistisch nie erfasste Entscheidungen,
zu spenden und damit ihr Leben zu retten.
von weiter entfernten Verwandten und von
die noch lange nicht unter den Rahmen-
Alles andere, so entschied er, muss da-
Fremden äußerst selten ist.
bedingungen einer „Runden Sache für
hinter, zumindest zeitweise, zurückstehen:
All jenen, die zunehmend der Auffassung
Familien“, wie sie der DFV fordert, getrof-
Politik, Karriere, persönliche Anliegen…
sind, die Familie habe ausgedient und sei
fen werden. Familien treffen Entscheidun-
Unerträglich waren einige Reaktionen,
ein Auslaufmodell, die in Familie erlebten
gen, die unsere Gemeinschaft nicht nur
dies könne Ausdruck eines politischen
Beziehungen und in ihr erfüllte Aufgaben
entlasten sondern erst ermöglichen. Diese
Kalküls sein. Wohltuend dagegen die
könnten sehr viel besser, vielleicht sogar
„Helden des Alltags“ in den Mittelpunkt
überwältigende Mehrheit in der Bevölke-
effektiver durch eine staatliche Gemein-
zu stellen ist eine reizvolle Aufgabe.
rung, die mit großem Respekt wahrnahm
schaft übernommen werden, sei ins
Von ganzem Herzen wünsche ich dem
und anerkannte, dass es noch immer
Stammbuch geschrieben: Familie ist
Leben spendenden Politiker und seiner
menschliche Beziehungen gibt, die nicht
durch nichts zu ersetzen!
Frau gute Genesung und eine wunderba-
von kaltem Kalkül geprägt sind, sondern
Der aktuelle Anlass war für mich ein An-
re gemeinsame Zukunft. Allen Familien
von einem viel zu selten wahrgenomme-
stoß, erneut über die Liebe zu einem an-
wünsche ich die ihnen gebührende Auf-
nen Antrieb: der Liebe zu einem nahe-
deren Menschen nachzudenken, über
merksamkeit und endlich Rahmenbedin-
stehenden Menschen.
langfristige Entscheidungen und über Ver-
gungen, die ihren Mut zur Gemeinschaft
Zwischen der Anzahl von Personen, die
zicht. Ich meine es ist an der Zeit, neben
anerkennen und dem dabei ausgeübten
als
eine
der Anteilnahme in Ausnahmesituationen
vielfältigen Verzicht gerecht werden.
Organspende annehmen würden und
und tagelangen Schlagzeilen auch all
denen, die bereit sind zur Organspende,
jene Menschen wahrzunehmen, die tag-
klafft eine riesige Lücke. Es verwundert
täglich, völlig unauffällig, Verzicht ausüben
kaum, dass – soweit möglich – Lebend-
um Leben zu schenken. Und es ist an der
organspenden in allererster Linie von
Zeit, ihnen zu danken. Durch nichts zu er-
lebensrettende
5/2010
Maßnahme
y
Kolumne
Familie –
wichtiger als alles andere
Als „sagenhafte Eva“ erzählt sie heute Mär-
Siegfried Stresing – DFV-Bundesgeschäftsführer
DFV-Familie
27
AUS DEM DFV BERICHTET
DFV Thüringen
20 Jahre DFV Thüringen – Eine runde
Sache für Thüringer Familien
A
m 21. August 2010 gab es in Erfurt
tenzminimums nicht nur Hartz-IV-Fa-
Langjährige und verdienstvolle Mitglieder
Grund zur Freude: Der DFV lud in den
milien, sondern in den Wirkungen alle Fa-
freuten sich über ehrende Worte und den
Grünen Freizeitgarten des Familienzen-
milien betroffen sind, war zunächst nicht
anlässlich des Jahrestages gestalteten
trums Family-Club, um sein 20-jähriges
allen deutlich. Natürlich forderte auch die
Wandkalender mit Dokumenten und
Bestehen zu feiern. Auf dem Programm
Chip-Karten-Debatte Raum. In Thüringen
Fotos aus der Verbandsarbeit sowie Bil-
stand eine Gesprächsrunde mit Vertretern
gibt es diesbezüglich unterschiedliche Er-
dern aus den Kreativkursen im Family-
aus Politik, Bildung und Verbänden
fahrungen: Der Erfurter Familienpass ist
Club. Gezeigt wurde eine Ausstellung mit
zum aktuellen DFV-Positionspapier „Eine
ein Erfolgsmodell, die Thüringer Kinder-
Dokumenten, Bildern, Präsentationen und
runde Sache für Familien“. Sie zeigte ein-
Karte blieb bisher in den Kinderschuhen
Videos aus 20 Jahren Verbandsarbeit. Au-
mal mehr, dass die Bemühungen des Ver-
stecken.
ßerdem sorgten ein Familienquiz, Kreativ-
bandes für eine gerechte und nachhaltige
DFV-Landesvorsitzende Petra Mielenz
und Spielangebote und natürlich selbst-
Familienpolitik auf allen Ebenen weiter
führte durch ein Programm, das bei den
gebackener Kuchen und Thüringer Rost-
verstärkt werden müssen. Klar wurde
Mitgliedern und Gästen großen Anklang
bratwurst für das Wohl der Gäste. Das Ak-
schnell, dass allein mit mehr Geld für Fa-
fand. In einem kurzen Rückblick wies Ge-
kordeonorchester Robert Flache, das seit
milien die vielfältigen Probleme in unserer
schäftsführer Peter Resch auf einige Hö-
vielen Jahren im Family-Club probt, sorg-
Gesellschaft nicht gelöst werden können.
hepunkte der 20-jährigen Entwicklung hin.
te für den musikalischen Rahmen, mitrei-
Dass aber von der verfassungsgerichtlich
Aus den Grußworten der Gäste sprach
ßende Auftritte boten die Erfurter Tanz-
eingeforderten Aktualisierung des Exis-
viel Anerkennung für die geleistete Arbeit.
zwerge.
y
DFV Sachsen
„20 Jahre im Wandel –
neue Wege für Familien?“
J
28
üngst veröffentlichte das Statistische
wältigende Anzahl der 14- bis 17-jährigen Jugend-
Bundesamt neue Zahlen rund um das
lichen (75,4 % im Jahr 2008) lebt weiterhin in
Thema Familie. So ist die Anzahl der
„traditionellen“ Familien. Dennoch ist nicht nur Ex-
Eheschließungen im Jahr 2009 mit leich-
perten aufgefallen, dass neue Formen des Zusam-
ter Zunahme gegenüber dem Vorjahr ge-
menlebens insgesamt selbstverständlicher gewor-
radezu konstant geblieben, und die über-
den sind. Aus diesem Grund steht die diesjährige
DFV-Familie
5/2010
AUS DEM DFV BERICHTET
Deutscher Familienverband
Präsident: Dr. Albin Nees · Bundesgeschäftsführer: Siegfried Stresing
Bundesgeschäftsstelle: Luisenstraße 48, 10117 Berlin
Telefon 0 30/30 88 29 60, Fax 0 30/30 88 29 61
e-mail: [email protected] · www.deutscher-familienverband.de
Fachtagung der sächsischen Landesarbeitsgemeinschaft der Familienverbände unter
dem Motto „20 Jahre im Wandel – neue
Wege für Familien?“ Am 27. September lädt
der DFV LV Sachsen dazu in die Dresdner
Dreikönigskirche ein.
Im Rahmen dieser Veranstaltung wird nicht
nur die Sozialministerin des Freistaats, Christine Clauß (CDU), über Leitlinien und Ziele
sächsischer Familienpolitik, sondern auch Dr.
Steffen Kröhnert (Institut für Bevölkerung und
DFV Baden-Württemberg www.DFV-Baden-Wuerttemberg.de
Landesvorsitzender: Uto R. Bonde, Geschäftsstelle: St.-Georgener-Straße 10, 79111 Freiburg
Tel. 07 61/4 70 27 95, Fax 07 61/1 51 78 30, e-mail: [email protected]
Internet: www.dfv-baden-wuerttemberg.de
DFV Bayern www.dfv-bayern.de
Landesvorsitzende: Petra Nölkel, Geschäftsstelle: Kanalstraße 2, 95444 Bayreuth
Tel. 09 21/78 77 94 94, Fax 09 21/78 77 96 99, e-mail: [email protected]
DFV Berlin www.deutscher-familienverband-berlin.de
Landesvorsitzende: Eva Jensen, Geschäftsstelle: Genter Straße 53, 13353 Berlin
Tel. 0 30/4 53 00 10, Fax 0 30/45 30 01 14, e-mail: [email protected]
DFV Brandenburg
Landesvorsitzender: Wolfgang Haupt, Geschäftsstelle: An der B1, Nr. 9, 14550 Groß Kreutz
Tel. 03 32 07/7 08 91, Fax 03 32 07/7 08 93, e-mail: [email protected]
Entwicklung, Berlin) über „Vielfalt der Familienformen“ referieren. Darüber hinaus wird
Professor Mathias Albert (Universität Bielefeld) – ganz aktuell! – über die Ergebnisse
der 16. Shell-Jugendstudie sprechen, die
erst ein paar Tage vor der Veranstaltung in
Dresden, bei der Bundespressekonferenz am
16. September in Berlin, der Öffentlichkeit
vorgestellt werden wird: „Was bewegt die
Jugend? – Erkenntnisse der neuen 16. ShellJugendstudie“.
Inhaltlich wird die Fachtagung also zunächst
einen Blick zurückwerfen und die Entwick-
DFV Bremen
Landesvorsitzender: Peter Beyer, Geschäftsstelle: Hans-Mohrmann-Straße 22, 28357 Bremen
Tel. 04 21/23 65 12, Fax 04 21/2 44 03 85
DFV Hamburg
Landesvorsitzender: Dietrich Schacht, Geschäftsstelle: c/o. APR, Quadenweg 81, 22453 Hamburg
Tel./Fax 0 40/5 51 97 25, e-mail: [email protected]
DFV Hessen www.DFV-Hessen.de
Landesvorsitzende: Dagmar Persch, Geschäftsstelle: Steinbacher Hohl 25, 60488 Frankfurt
Tel.: 0 69/76 11 67, Fax 0 69/7 68 13 20, e-mail: [email protected]
DFV Mecklenburg-Vorpommern
Landesvorsitzender: Karsten Neumeister, Geschäftsstelle: Am Leuschenberg 19, 19057 Schwerin
Tel. 03 85/2 07 26 62
DFV Niedersachsen
Landesvorsitzende: Anneliese König, Geschäftsstelle: Friedrichswall 17, 30159 Hannover
Tel. 05 11/55 15 00, Fax 05 11/3 53 02 64, e-mail: [email protected]
lung der Familienformen über die letzten beiden Jahrzehnte skizzieren. Im Mittelpunkt der
Diskussionen werden dann aber die Fragen
nach den Lebenswünschen und Zukunftschancen von Jugendlichen und ihren Familien in Sachsen stehen. So soll die Veranstaltung einerseits dazu beitragen, die im Raum
stehenden politischen Diskussionen zu versachlichen, zugleich aber auch Wege in eine
familienfreundliche Zukunft aufzeigen. Nicht
zuletzt möchte der DFV LV Sachsen mit die-
DFV Nordrhein-Westfalen www.DFV-NRW.de
Landesvorsitzende: Petra Windeck, Geschäftsstelle: Elsbachstraße 107, 51379 Leverkusen
Tel. 0 21 71/34 12 70, Fax 0 21 71/34 17 58, e-mail: [email protected]
DFV Rheinland-Pfalz www.dfv-rheinland-pfalz.de
Landesvorsitzender: Peter Schneider, Geschäftsstelle: Wollburgsweg 8, 56218 Mülheim-Kärlich
Tel./Fax 0 26 30/95 89 58, e-mail: [email protected]
DFV Saarland
Landesvorsitzende: Ingrid Lang, Geschäftsstelle: Neuweiher Weg 7, 66292 Riegelsberg
Tel. 06 81/9 54 34 36, Fax 06 81/9 53 34 66
DFV Sachsen-Anhalt www.dfv-magdeburg.de
Vorstand/Kontakt – Geschäftsstelle: Weststraße 12, 39104 Magdeburg
Tel. 03 91/7 21 74 70, Fax 03 91/7 21 74 42, e-mail: [email protected],
webadresse: www.dfv-lsa.de
ser Veranstaltung deutlich machen, an wie
vielen politischen Diskussionen der vergangenen 20 Jahre er engagiert teilgenommen
hat und dass er auch in Zukunft zuverlässiger
Ansprechpartner für die Familien im Land und
kompetenter Gesprächspartner für die Politik
sein möchte. Nähere Informationen zur Fachtagung am 27. September in Dresden unter
www.dfv-sachsen.de.
5/2010
DFV Sachsen www.DFV-Sachsen.de
Landesvorsitzender: Peter Wilhelm Patt, MdL, Geschäftsstelle: Am Waldschlößchen 4, 01099 Dresden
Tel. 03 51/2 51 64 05, Fax 03 51/4 48 21 38, e-mail: [email protected]
DFV Schleswig-Holstein www.DFV-Schleswig-Holstein.de
Landesvorsitzender: Horst Lütjens, Geschäftsstelle: Herzogin-Augusta-Straße 31, 25813 Husum
Tel. 0 48 41/12 51, Fax 0 48 41/66 95 74, e-mail: [email protected]
DFV Thüringen www.DFV-Thueringen.de
Landesvorsitzende: Petra Mielenz, Geschäftsstelle: Am Drosselberg 24/26, 99097 Erfurt
Tel. 03 61/4 17 20 00, Fax 03 61/4 23 30 73, e-mail: [email protected]
y
DFV-Familie
29
DIE ERGO INFORMIERT
Versicherungslösung
Wertpaket Haushalt:
Maßgeschneidert
für Alltagsrisiken
Nicht nur bei spektakulären Abenteuern, sondern vor allem im Alltag lauern unvorhersehbare Gefahren, die kostenintensive Folgen
nach sich ziehen können. Schon eine kleine
Unachtsamkeit kann beträchtlichen Schaden
anrichten, der schnell auf eine siebenstellige
Summe anwächst. Und wer einmal die Erfahrung gemacht hat, sein Hab und Gut
zu verlieren, weiß, welch hohe finanzielle
F
30
Belastungen bei der Wiederbeschaffung gestemmt werden müssen. Versicherungsexperten raten deshalb dringend zu einer Absicherung der zentralen Risiken des täglichen
Lebens. Das sind in erster Linie die Haftpflichtund die Hausratversicherung. Ebenfalls besonders wichtig: die Glasversicherung gerade
für Eigenheimbesitzer und die TierhalterHaftpflicht für alle Hundebesitzer.
ür Markus Herrmann (Name geändert),
überschaubaren Beiträgen. Fündig wurde
Versicherungen, deren Leistungsumfang
der mit Frau, zwei kleinen Kindern und
er bei der ERGO Versicherung, die mit
wir weitgehend selbst bestimmen konn-
Hund in Göttingen lebt, kam eine Lösung
ihrem Wertpaket Haushalt umfassenden
ten, von attraktiven Rabatten. Jetzt sind wir
von der Stange nicht in Frage. Sein Ver-
und zugleich maßgeschneiderten Schutz
rundum und günstig abgesichert“, sagt
sicherungsschutz sollte exakt die Lebens-
bietet. „Wir konnten uns die entscheiden-
der 37-jährige Abteilungsleiter. Mit seiner
verhältnisse und Anforderungen seiner
den Bausteine selbst zusammenstellen
Paketlösung und der Auswahl aus vielen
Familie berücksichtigen – und das zu
und profitieren durch die Bündelung der
Optionen fühlt er sich bestens versorgt.
DFV-Familie
5/2010
DIE ERGO INFORMIERT
Privat-Haftpflicht
ist ein Muss
dratmeter
Wohnfläche
wird jeder Schaden bis
zu dieser Summe in vol-
Bei der Privat-Haftpflichtversicherung hat
ler Höhe ersetzt. Bei 120
sich die Familie für die höhere Deckungs-
Quadratmetern sind das
variante mit einer Versicherungssumme
immerhin 78.000 Euro“,
von zehn Millionen Euro pauschal für Per-
erläutert Ehefrau Lisa.
sonen- und Sachschäden sowie 100.000
Dankbar ist sie dem Ex-
Euro für Vermögensschäden entschieden.
perten der ERGO für den
Um auf der ganz sicheren Seite zu stehen,
Tipp, zusätzlich die Opti-
hat Markus Herrmann zudem die Bei-
on „Diebstahl spezial“ zu
tragsbefreiung bei Arbeitslosigkeit bis zu
wählen, bei der Diebstäh-
24 Monaten abgeschlossen. Dass auch
le am Arbeitsplatz, aus
die Tierhalter-Haftpflicht im Wertpaket
dem Auto, dem Kranken-
Haushalt enthalten ist, kommt dem ver-
zimmer, der Schiffskabi-
antwortungsbewussten
Hundebesitzer
ne oder dem Zugabteil
sehr entgegen. „Selbst bei einem gut er-
ebenso bis zu einer Ent-
zogenen Hund lassen sich Risiken nie
schädigungsgrenze von
ganz ausschließen“, weiß er.
1.000
Wie wichtig guter Haftpflicht-Versiche-
sind wie Gartenmöbel
rungsschutz ist, hat er vor wenigen Mona-
und -geräte, Antennen-
ten selbst erfahren können, als sein sechs-
anlagen, Wäsche und
jähriger Sohn mit Backformen voller Sand
Bekleidung vom Grund-
auf der Motorhaube des Nachbarautos
stück sowie die Wasch-
gespielt hat. Die Lackschäden waren un-
maschine oder der Wä-
übersehbar. Gut für Markus Herrmann:
schetrockner in Gemein-
Seine Versicherung übernahm die Repa-
schaftsräumen.
Euro
versichert
raturkosten, ohne sich auf eine mögliche
Deliktunfähigkeit des minderjährigen Kindes zu berufen.
Sicherheit nicht nur
für zu Hause
Nicht alle
Scherben
bringen Glück
geschlossen sind, wusste ich gar nicht“,
Die Herrmanns wollen sich als frischge-
resümiert Markus Herrmann.
backene Eigenheimbesitzer nicht auf un-
Weitere Informationen zum Wertpaket
„Auch bei unserer Hausrat-Versicherung
sicheres Parkett begeben. Die laufenden
Haushalt, den Einzellösungen und Optio-
wollten wir keine Kompromisse einge-
finanziellen Belastungen lassen die kost-
nen geben die Experten der ERGO
hen“, erklärt der Familienvater. Ihr Hab
spielige Wiederbeschaffung teuren Haus-
Stamm-Organisation. Sie beraten gern zu
und Gut ist den Herrmanns lieb und
rates nicht zu – ebenso wenig wie den Er-
allen Fragen rund um den Versiche-
teuer. Deshalb haben sie sich gemein-
satz der Glaskeramik-Kochfläche oder
rungsschutz und gestalten individuelle
sam mit ihrem Versicherungsvermittler
des Naturstein-Tisches im Wohnzimmer.
Angebote. Bei der Suche nach dem
viel Zeit genommen und in einer Wert-
„Dass diese Leistungen, wie auch das
richtigen Ansprechpartner in Ihrer Nähe
analyse den Wiederbeschaffungspreis
,Blindwerden‘ der Isolierverglasung oder
hilft Ihnen die Expertensuche auf
ihres Hausrats ermittelt. „Mit der Versi-
Schäden an einer Photovoltaikanlage, die
www.ergo.de unter der Rubrik „ERGO in
cherungssumme von 650 Euro pro Qua-
wir planen, in der Glasversicherung ein-
Ihrer Nähe“.
5/2010
DFV-Familie
31
Deutscher Familienverband
Der Deutsche Familienverband e.V. vertritt seit über 85 Jahren die Interessen der Familie: Bei Ihnen
vor Ort, auf Bundesebene und in parlamentarischen Gremien. Parteipolitisch und konfessionell sind
wir ungebunden – wir sind nur unseren Mitgliedern verpflichtet.
Wenn Sie die Arbeit des Deutschen Familienverbandes als Fördermitglied unterstützen möchten,
füllen Sie einfach das unten stehende Formular aus und senden Sie es uns.
Sie erhalten dann selbstverständlich kostenlos unsere Verbandszeitschrift DFV Familie (6 Ausgaben
pro Jahr). Weitere Infos unter www.deutscher-familienverband.de.
Das haben wir schon erreicht ...
x
Schaffung familiengerechten Wohnraums
x
Anerkennung der Erziehungsleistung bei der
Rentenberechnung
x
Einführung von Elterngeld und Elternzeit
x
Ausweitung des Verbraucherschutzes für Kinder
und Jugendliche
Das wollen wir ...
Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familien- und
Erwerbstätigkeit
Ausbau des Elterngeldes, damit die dreijährige
Elternzeit mit mindestens 700 Euro monatlich
finanziell abgesichert wird
x
Altersgerechte Kinderbetreuungsangebote
x
Steuergerechtigkeit für Familien durch Erhöhung
des Kinderfreibetrages auf 8.000 Euro sowie
Erhöhung des damit verrechneten Kindergeldes
auf 280 Euro, in weiteren Schritten auf 330 Euro
x
Einführung einer Elternrente, die der Erziehungsleistung angemessen ist
x
Familiengerechtes Wohnen und Wohnumfeld
Ja, ich möchte mich für Familien
engagieren und die Arbeit des
Deutschen Familienverbandes
unterstützen. Für einen Jahresbeitrag von _____ Euro möchte
ich Fördermitglied werden.
(Mindestbeitrag 50,– Euro)
Name, Vorname
PLZ, Wohnort
Straße
Mailadresse
Datum, Unterschrift
Werden Sie jetzt Mitglied – gemeinsam bewegen wir mehr!
x
x
Deutscher Familienverband
Bundesgeschäftsstelle
Luisenstraße 48
10117 Berlin