Lauter schwäbische Leuchttürme - Annette Widmann-Mauz
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Lauter schwäbische Leuchttürme - Annette Widmann-Mauz
KREIS UND NACHBARSCHAFT Freitag, 6. September 2013 Wilderer Schönbuch Grüne und NABU fordern größere Bannwälder Der Schönbuch ist „Waldgebiet des Jahres 2014“. Die Grünen berichten von einer wahlkreisverbindenden Wanderung dort. Entringen. Die Bannwälder des Schönbuchs sollen deutlich vergrößert werden. Dafür warben die Grünen-Bundestagskandidaten aus den Wahlkreisen Tübingen und Böblingen, Chris Kühn und Sven Reisch, bei einer wahlkreisverbindenden Wanderung. Mit Andre Baumann, dem Landesvorsitzenden des NABU Baden-Württemberg, und Mitwanderern machten sie sich auf den 13 Kilometer langen Weg entlang des Schönbuch-Traufs von Holzgerlingen nach Entringen. Der NABU hatte den Schönbuch in die engere Wahl als potenzielles Nationalparkgebiet genommen. „Hier kommen ausgedehnte Buchenwälder mit vielen alten Bäumen vor, ein kleines Paradies für viele Tierarten“, sagte Baumann. Da der Schönbuch durch die Bundesfernstraße B 464 in zwei Teile zerschnitten ist, flog er aber aus dem Rennen um die Krone des Naturschutzes. Der NABU möchte dennoch mehr Wildnis im Schönbuch. „Wir möchten, dass die Bannwälder deutlich vergrößert werden: Große Teile des Schönbuchs sollen sich ganz natürlich entwickeln können. Natur soll Natur sein.“ Zur natürlichen Entwicklung gehöre auch, dass Bäume absterben, an Ort und Stelle verbleiben und Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten werden, die auf Totholz angewiesen sind. Vor Borkenkäfern müsse man sich nicht fürchten, da diese nur Fichten befielen. „Wir möchten, dass die Menschen aus den Großräumen Stuttgart und Tübingen einen wilden Buchenwald erleben können, mit Baumwipfelpfaden, Wildnistrails und, und, und“, so Baumann. Der Schönbuch wäre dann eine Ergänzung zu dem von Nadelbäumen geprägten Nationalpark Schwarzwald. „Die Heimat von Storch und Laubfrosch schützen. Naturerbe bewahren“: Dies war eines der Schlüsselprojekte, die beim Grünen-Mitgliederentscheid zur Abstimmung standen. „Die Grünen stehen für den Erhalt der Biodiversität. Wir wollen, dass Naturschutz und Wildnis, Tourismus und Waldwirtschaft zusammengedacht werden. Hier im Schönbuch kann dies mit einer konsequenten Ausweitung der Bannwälder gelingen“, so Chris Kühn. Mit einem Grillfest und Gesprächen klang der Ausflug am Gemeindegrillplatz in Entringen aus. Nicht einmal vier Meter breit ist die Bahnwasenstraße in Jettenburg (links der Eingang zum Kinderhaus Pfiffikus). Das Schild „Spielstraße“ ist so klein und so weit oben, dass es von den Parkplatz suchenden Autofahrern von auswärts meist übersehen wird. Nur vormittags, wenn es noch ruhig ist, und nur unter Aufsicht wagt es die Anwohnerin Martina Merkel, ihre Kinder Rhiannon, vier, und Leopold, anderthalb Jahre, mit Laufrad und Bobbycar auf die „Spielstraße“ zu lassen. Bild: Pfeil Die Gefahr ist zu groß Selbst vor einer Spielstraße nehmen Parkplatz-Sucher in Jettenburg keine Rücksicht Bürgerentscheid rückt näher 936 Unterschriften gegen Altinger Schule und Halle gesammelt Entringen. 936 Unterschriften sind beim Bürgerbegehren gegen den Neubau der Gemeinschaftsschule samt Mehrzweckhalle am Standort in Altingen zusammengekommen, 890 wären bei 8986 Wahlberechtigten nötig gewesen, sagte Tom Michael (rechts) von der Ammerbucher Verwaltung. Initiator Silvio Bernadowitz (links) übergab die Listen gestern am späten Nachmittag im Entringer Rathaus, weitere sollten noch unterwegs sein. Bis Mitternacht war noch Zeit, sie abzugeben. Die Unterschriften würden nun genau geprüft. Ob die Zahl letztendlich für einen Bürgerentscheid qualitativ reicht, klärt sich in den nächsten Tagen, so Gretel Rauscher von der Hauptverwaltung (Mitte). Schultes Friedrich von Ow-Wachendorf ist noch im Urlaub, er kommt am Montag wieder. Bernadowitz sagte, ihm und den Unterzeichnern gehe es primär um den Standort Altingen, nicht aber um die Gemeinschaftsschule. Altingen sei aus unterschiedlichen Gründen der falsche Standort, er befürchte, dass nicht genügend Schüler/innen aus Ammerbuch bereit seien, dort in die Gemeinschaftsschule zu gehen. Außerdem sollten die Hallen in den anderen Ortsteilen erhalten bleiben. ede / Bild: Hantke Das Verkehrsproblem in Jettenburg, das durch die Parkplatz suchenden Besucher des Landgasthauses „Kompf“ verursacht wird, dringt auch in kleinste Seitenstraßen vor. Anwohner wünschen sich ein Leitsystem zu freien Parkmöglichkeiten. ULRIKE PFEIL Jettenburg. „Von Donnerstag bis Sonntag ist man wie belagert“, sagt Martina Merkel. „Ab 19 Uhr ist es hier dicht.“ Sie wohnt mit ihrer Familie in der Bahnwasenstraße, der ersten Links-Abzweigung, wenn man von der B 28 nach Jettenburg hineinfährt. „Viele denken, sie finden da einen Parkplatz, oder sie könnten da von hinten an den ,Kompf‘ heranfahren“, sagt Merkel. Dass die Bahnwasenstraße, an der auch der Eingang zum Jettenburger Kinderhaus Pfiffikus liegt, eine Spielstraße ist, in der generell Parkverbot und Schrittgeschwindigkeit gelten, bemerken die wenigsten. Das von einer Elterninitiative hart erkämpfte Spielstraßen- Schild ist auch sehr klein und so weit oben angebracht, dass es nicht ins Auge fällt. Autofahrer parken also trotzdem in dem kaum vier Meter breiten Sträßchen, manche auf den Stellplätzen der Anwohner. Oder sie fahren durch zur „alten B 28“, einem Asphaltstreifen hinter der Lärmschutzwand, der zum Parken im Prinzip geeignet wäre. Dann stellen sie aber fest, dass sie von dort aus gar nicht direkt zum „Kompf“ kommen, kehren genervt um und fahren oft im Karacho durch die kleine Straße wieder zurück. Die Gereiztheit der Autofahrer im Parksuchmodus ist auch zu hören: „Da wird gehupt und geschrien“, sagt Martina Merkels Mann Ullrich Merkel, der sogar ein wenig Verständnis für die Verzweiflung der Leute aufbringt. Das Problem brauche eben dringend eine Lösung. Wie berichtet, hat der „Kompf“Eigentümer Matthias Bader schon Vorstöße unternommen, sein Parkplatz-Angebot in der unmittelbaren Nähe des beliebten Lokals zu erweitern; diese wurden jedoch von der Gemeinde nicht genehmigt. Deshalb ergießen sich nun die Autos der Gäste mehr oder weniger unkontrolliert in den Ort. Mit Folgen für die Bewohner: In der Bahnwasenstraße sei es schon vorgekommen, dass der Müll nicht abgeholt wurde, weil das Müllauto nicht durchkam. Eltern, die ihre Kinder am späten Nachmittag vom Kinderhaus abholen, können nicht parken. Ullrich Merkel hat auch schon erlebt, dass der Linienbus angesichts einer verstopften Durchgangsstraße seine Fahrgäste am Ortseingang aussteigen ließ. „Außen rum“ zur leeren alten B 28 Was die Merkels, selbst Eltern von zwei kleinen Kindern, aber am meisten stört, ist die Gefahr, das ständige Auf-der-Hut-Sein. Selbst für größere Kindergartenkinder sei es schon sehr gefährlich, die unübersichtlich gewordene Mähringer Straße (Jettenburgs Hauptstraße) zu überqueren. „Irgendwann passiert da mal was“, fürchtet Martina Merkel. Ein Zebrastreifen und eine Fußgängerampel könnten hier für mehr Sicherheit sorgen, meint sie – auch eine alte Forderung der Elterninitiative. Um kleine Straßen wie die Bahnwasenstraße vom Parksuchverkehr frei zu halten, wünschen sich die Bewohner aber ein Parkleitsystem, das die Autofahrer geordnet zu freien Parkmöglichkeiten lenkt: Etwa „außen rum“ durch die Dorfstraße und die Hirschstraße zur „toten B 28“. Diese leere Straße biete in der Tat Parkplatz genug, „da würde es keinen stören“, sagt Ullrich Merkel. Voraussetzung wäre allerdings, dass der „Kompf“ wenigstens einen Fußweg-Zugang von hinten her bekäme, und vielleicht eine Wendeplatte. Die Vorschläge richteten sich keineswegs gegen den „Kompf“, betonen die Merkels. Das Personal dort sei bei Beschwerden über eine Blockade sehr entgegenkommend und rufe im Lokal die Autonummern aus, damit die Gäste ihre Fahrzeuge entfernen könnten. Nein, gegen das Gasthaus könne man nichts sagen. „Das Schlimme“, sagt Martina Merkel, „ist nur die Parkplatzsuche.“ Lauter schwäbische Leuchttürme Landtagspräsident Guido Wolf als Wahlkämpfer im Rittersaal Der Tüftler, der Schaffer, der Sparer und die von der Kanzlerin zitierte schwäbische Hausfrau: Glaubt man Annette Widmann-Mauz und Landtagspräsident Guido Wolf, sind dies allesamt Paten einer „Politik auf gut schwäbisch“. STEPHAN GOKELER Wahlkampf mit dem Landtagspräsidenten Guido Wolf im Rittersaal des Kirchentellinsfurter Schlosses: Andreas Fiedler und Timo Dotzauer (rechts) traten als „Bisinger Brettle“ auf, im Publikum in der ersten Reihe ganz links Guido Wolf, ihm am Tisch gegenüber die CDU-Kandidatin Annette Widmann-Mauz. Bild: Gokeler Kirchentellinsfurt. Im Rittersaal des Schlosses gab es am Mittwochabend schwäbisch eingefärbten Wahlkampf. Zu Brezeln, Wurstsalat und rarem Kirchentellinsfurter Wein aus dem Keller des früheren Tübinger Universitätsrektors Eberhard Schaich gab Guido Wolf aber zunächst einen auf hochdeutsch gedichteten Zweizeiler zum Besten, der auf das Wahlplakat seiner Parteifreundin, Bundestagsabgeordneten und Parlamentarischen Staatssekretärin Annette Widmann-Mauz anspielte: „Mit der die Wahl ist gut bestellt, die hornbebrillt ihr Ipad hält.“ Anschließend bemühte sich der Präsident des Landtags von BadenWürttemberg und CDU-Abgeordnete des Landkreises Tuttlingen / Donaueschingen, in freier Rede die rund 30 Besucher zum Leuchten zu bringen: „Wenn sie heute nach Hause gehen, dann verstehen sie sich als Leuchttürme. Blinken sie in ihrer Fa- milie, in ihrer Nachbarschaft und an ihrem Arbeitsplatz“, appellierte er an die Besucher. Manchmal sei er überrascht, wie unpolitisch die Menschen geworden seien. Keinesfalls dürften sich die Anhänger der CDU angesichts guter Umfragewerte selbstgefällig zurücklehnen. Annette Widmann-Mauz stieß ins selbe Horn. Man habe keine einzige Erst- oder Zweitstimme zu verschenken: „Am Ende entscheiden Stimmen, nicht Stimmungen.“ Es gelte, die rechnerische Möglichkeit für eine rot-rot-grüne Koalition zu verhindern. Die im Wahlprogramm der CDU angekündigte Mütterrente für vor dem Jahr 1992 geborene Kinder hob sie als Alleinstellungsmerkmal ihrer Partei hervor. Wie wichtig eine CDU-geführte Regierung auf Bundesebene sei, könne man seit dem Regierungswechsel im Land sehen: „Ich muss mich fast schon schämen für mein Ländle, weil der Haushalt inzwischen schlechter ist als der in Berlin“, sagte Widmann-Mauz. Wolf beschwerte sich, Angela Merkel könne wegen der Protestierer, die demokratische Prozesse nicht akzeptierten, in Stuttgart keine öffentliche Kundgebung mehr ab- halten. Noch schlimmer gehe es in Berlin-Kreuzberg zu, wo das Bezirksamt öffentliche Weihnachts- und Ramadanfeiern verboten habe. „Wir wollen, dass bei uns christliche Feste noch selbstbewusst gefeiert werden können“, rief er unter dem Applaus der Besucher. Aus dem christlichen Fundament seiner Partei leitete Wolf ferner eine Familienpolitik ab, die den Menschen die Entscheidung über ihre Lebensentwürfe überlasse. Die Anerkennung der Einzigartigkeit jedes Kindes verbiete ferner eine „Gleichmacherei“ in der Bildungspolitik und verlange auf allen Politikfeldern eine Betonung der Eigenverantwortung gegenüber grün-rotem Vorschriftenwahn. Zwischendurch sorgten die „Bisinger Brettle“ mit Mundart-Comedy für Heiterkeit. Ihre Szenen und Lieder spießten Eigenarten ihrer Landsleute auf oder spielten gekonnt mit dem schwäbischen Idiom. Auf Politisches verzichteten Andreas Fiedler und Timo Dotzauer, sonst hätte der Abend als Anspielung auf eine kommende große Koalition verstanden werden können. Ganz zum Schluss verriet Annette WidmannMauz nämlich, dass Dotzauer eingeschriebener Sozialdemokrat sei.