Handreichung - Bistum Eichstätt
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Handreichung - Bistum Eichstätt
„ICH BIN DAS BROT DES LEBENS“ (Joh 6,35) Theologische, katechetische und liturgische Handreichungen zur Vorbereitung auf den „Eucharistischen Kongress“ in Köln (2013) Eichstätt, Oktober 2011 Vorwort des Bischofs von Eichstätt Im Jahre 2013 begeht die Katholische Kirche in Deutschland einen Nationalen Eucharistischen Kongress, dessen Tagungsort Köln ist. In einer Zeit, in der große Abbrüche in der kirchlichen Praxis und zum Teil kontroverse Diskussionen in der Öffentlichkeit über die künftige Gestalt und Rolle der Kirche auf eine tiefe Glaubenskrise hinweisen, darf sich die Zielsetzung des Kongresses nicht allein darauf beschränken, die eucharistische Frömmigkeit und Praxis des einzelnen Gläubigen durch Impulse für ein tieferes Verständnis der Messfeier und der Eucharistielehre der Kirche zu verlebendigen sowie eucharistische Andachtsformen zu vertiefen, so sehr wir dieser Schritte für eine Glaubensstärkung bedürfen. Erneuerung der Kirche durch die Eucharistie Der Kongress unter dem thematischen Vorzeichen der Eucharistie soll uns den Blick vertiefen für das Wesen und die Mitte der Kirche. Es geht um unser Kirchesein und um die Freude über die Berufung, Glied der Kirche zu sein, die selbst Leib Christi ist und uns Christi Leib für den Aufbau dieser Communio reicht. Vor dem Hintergrund der ältesten Abendmahlsüberlieferung im Ersten Korintherbrief (11,23) legt der Apostel Paulus im 10. Kapitel (V. 16f.) dar, dass die Feier des Herrenmahls und die Teilhabe am eucharistischen Leib des Herrn die Kirche als Leib Christi (ebf. 1 Kor 12,27) und damit als Communio erbaut. Wo aber die mit der Feier der Eucharistie verknüpfte Entprivatisierung des Einzelnen, seine Hingabe hinein in die Communio mit Christus nicht wirklich vollzogen wird, wo der Eucharistieglaube schwach oder gar defekt ist und die Herrenmahlfeier unwürdig verläuft, muss es nicht verwundern, wenn Schwierigkeiten und Spaltungen in der Gemeinde auftreten (1 Kor 11) und schließlich auch die gebotene Sorge füreinander, die Caritas in der Gemeinde dem Egoismus weicht. Pointiert lässt sich die Sicht des Apostels beschreiben: Der schwache Eucharistieglaube sowie die konkrete Praxis der Herrenmahlfeier stehen in einem inneren Zusammenhang mit dem geistlichen Zustand der (Orts-) Kirche von Korinth, ebenso mit der konkreten Sorge füreinander in der Gemeinde. Positiv gewendet heißt dies: Da in der Eucharistie das ganze Christusmysterium präsent wird, vom Ausgang vom Vater über sein Kommen in die Welt, sein Leiden, sein Kreuzesopfer und seine Auferstehung, sein Sendungsauftrag an die Jünger, Himmelfahrt und Wiederkunft, ist sie Wurzelgrund der Kirche und ihr fortwährendes Lebenselixier. Zahlreiche Zeugnisse aus der Geschichte unterstreichen die Bedeutung der Eucharistie für das Kirchesein, etwa bei Cyprian von Karthago, Johannes Chrysostomus, oder bei Augustinus (etwa Sermo 272: „Seid, was ihr seht, und empfangt, was ihr seid!“) Das II. Vaticanum schärft uns die Bedeutung der Eucharistie für die Kirche als Leib Christi und damit als Quelle der Communio mit dem Herrn und untereinander ein, besonders in Lumen gentium 7, dann aber auch an anderen Stellen, von denen Presbyterum Ordinis 6 erwähnt sei: „Die christliche Gemeinde wird aber nur auferbaut, wenn sie Wurzel und Angelpunkt in der Feier der Eucharistie hat.“ 1 Eucharistie und die Kraft zur Neuevangelisierung Papst Johannes Paul II. ruft in seiner Enzyklika Ecclesia de eucharistia die Lehre des II. Vaticanums in Erinnerung und hebt hervor, dass die Kirche mittels der Kommunion am Leib Christi die Kirche immer tiefer zu ihrem Seinsgrund vordringt, „in Christus gleichsam das Sakrament, das heißt Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit“ (LG 1) zu sein. Unter Nummer 22 schreibt der Heilige Vater: „Deshalb gewinnt die Kirche aus der immerwährenden Vergegenwärtigung des Kreuzesopfers in der Eucharistie und aus der Gemeinschaft mit dem Leib und dem Blut Christi die notwendige geistliche Kraft, um ihre Sendung zu erfüllen. So stellt sich die Eucharistie als Quelle und zugleich als Höhepunkt der ganzen Evangelisation dar, da ihr Ziel die Gemeinschaft der Menschen mit Christus und in ihm mit dem Vater und mit dem Heiligen Geist ist.“ Die Sendung der Kirche in die Welt und das Mühen um Evangelisation brauchen die Eucharistie. Rechter Eucharistieglaube, eine lebendige eucharistische Praxis und Frömmigkeit sind Kern des Wachstumsprozesses der Kirche, denn diese wird aus der sakramentalen Gemeinschaft mit Christus auferbaut. Der Eucharistische Kongress in Köln soll und kann Impulse für die innerkirchliche Selbstevangelisierung und Neuevangelisierung geben. Daher ist es bedeutsam, dass die Bischöfe für den Vorbereitungsweg auf 2013 katechetische und pastorale Ziele formulieren, die es dann zusammen mit verschiedenen Verantwortlichen in den jeweiligen Diözesen in konkrete diözesane Dokumente und Arbeitshilfen zu fassen gilt. Ich bin dankbar für das Engagement der Autoren des vorliegenden Manuale, welche aus ganz unterschiedlichen kirchlichen und pastoralen Handlungsfeldern stammen und die uns durch ihre Arbeitsergebnisse auf dem Weg hin zum Eucharistischen Kongress 2013 anregen, begleiten und ermuntern wollen. Aus Freude und innerer Überzeugung über die eminente Bedeutung des Themas Eucharistie haben sie über längere Zeit zusammen gebetet, fachlich-wissenschaftlich darum gerungen und so viele interessante und wertvolle Aspekte erarbeitet. Die vorliegende Sammlung versteht sich keineswegs als fertiges Konzept für die Vorbereitungsphase auf den Kongress hin. Es handelt sich vielmehr um eine Art Werkbuch, um einen Impulsgeber für den Bischof. Die Sammlung will dem Bischof behilflich sein, zusammen mit den verschiedenen Mitarbeiterebenen im Bistum (z.B. Seelsorge- bzw. Pastoralamt, Schulabteilung, Verbände, geistliche Gemeinschaften und Bewegungen, Berufsgruppen, Erwachsenenbildung, Pfarreien) konkrete Schritte der Vorbereitung auf Köln hin zu entwickeln. In diesem Sinne wünsche ich allen, die diese Handreichung lesen und zu frommem Gebrauche nutzen, eine gute und gesegnete Vorbereitungszeit auf dem Weg zum Eucharistischen Kongress 2013 in Köln! + Gregor Maria Hanke OSB Bischof von Eichstätt 2 Inhaltsverzeichnis 1. Theologische Reflexionen ...................................................................................................5 1.1 „Ich bin das Brot des Lebens“. Eine theologische Meditation zur eucharistischen Brotrede Jesu in der Synagoge von Kafarnaum (Joh 6,22-66).........................................................5 1.2 Theologische Schwerpunkte in der Verkündigung der Eucharistie ..................................7 1.2.1 Grundlegende These.....................................................................................................7 1.2.2 Heilsgeschichtlich orientierte Schwerpunkte in der Verkündigung der Eucharistie .....8 1.2.3 Schwerpunkte in der Theologie der Eucharistie .........................................................12 2. Katechetisch-liturgische Reflexionen.................................................................................22 2.1 „Wollt auch ihr weggehen?“ (Joh 6,67). Eine Meditation über die von Christus gewählte Form der Eucharistiekatechese in der Synagoge von Kafarnaum (Joh 6,22-66) ...........22 2.2 Katechetische Anmerkungen ..........................................................................................24 2.3 Liturgische Anmerkungen ...............................................................................................24 2.4 Zugangswege zu Eucharistie und Anbetung ...................................................................26 2.4.1 Anbetung ist die Grundhaltung allen Betens - „Kostet und seht, wie gütig der Herr ist“ (Ps 34,9) ...............................................................................................................................26 2.4.2 Bedeutung der Stille ...................................................................................................26 2.4.3 Bedeutung der Musik..................................................................................................27 2.4.4 Bedeutung der Kunst ..................................................................................................28 2.4.5 Bedeutung der Schönheit ...........................................................................................29 2.4.6 Bedeutung der Haltungen und Gebärden ..................................................................29 2.5 Reflexionen zum Kommunionempfang...........................................................................31 2.6 Geistliche Kommunion ....................................................................................................32 3. Anregungen für die Praxis .................................................................................................33 3.1 Katechetische Anregungen .............................................................................................33 3.1.1 Lektüre der Kirchenväter ............................................................................................33 3.1.2 Lektüre des Jugendkatechismus .................................................................................33 3.1.3 Lektüre der biblischen Texte über die Eucharistie („Bibel mitteilen, um zu teilen“)...33 3.1.4 Katechese über das Mysterium der hl. Messe............................................................34 3.1.5 Katechetische Impulse im Apostolischen Schreiben Novo millenio ineunte...............34 3.1.6 Geistliche Kinderkirchenführung ................................................................................35 3.1.7 Sequenz im Religionsunterricht ..................................................................................36 3.2 Liturgische Anregungen ..................................................................................................36 3.2.1 Die wöchentliche Eucharistische Anbetung in der Pfarrei..........................................36 3.2.2 Die ewige Anbetung ...................................................................................................38 3.2.3 Eucharistische Andacht mit Kindern...........................................................................38 3.2.4 Vigilfeier mit eucharistischer Anbetung für Jugendliche............................................39 3.2.5 Anbetung mit Erstkommunioneltern..........................................................................39 3.2.6 Eucharistische Anbetung mit Senioren.......................................................................39 3.2.7 „Bruderschaft“ als Gebetsgemeinschaft ....................................................................40 3.2.8 „Bräutigam und Braut“ eine Spiritualität der Anbetung für Ehepaare: .....................41 3.2.9 Weltgebetstag für die Heiligung der Priester.............................................................41 3.2.10 Emmausgang mit abschließender eucharistischer Andacht ......................................41 3.2.11 „Nightfever“................................................................................................................42 3.2.12 Anbetung und Rosenkranz..........................................................................................42 3.2.13 Vertiefung des Fronleichnamsfestes ..........................................................................43 3 3.2.14 Feier der Eucharistie bei Sonnenuntergang oder Aufgang auf kirchlichen Friedhöfen 43 4. Einige konkrete Ausarbeitungen .......................................................................................43 4.1 Eine Meditation zur eucharistischen Anbetung mit Senioren........................................43 4.2 Der monatliche Herz-Jesu-Freitag...................................................................................45 4.3 Geistliche Kinderkirchenführung: „Jesus, wo wohnst Du?” ...........................................45 4.4 Ablauf des „Nightfever“ ..................................................................................................50 4.5 Vigilfeier mit eucharistischer Anbetung für Jugendliche ................................................51 5. Kontakte, Arbeitsmaterialien, Sammlung ..........................................................................52 5.1 Veröffentlichungen des Apostolischen Stuhles ..............................................................52 5.2 Veröffentlichungen des Deutschen Liturgischen Institutes............................................52 5.3 Veröffentlichungen deutscher Diözesen.........................................................................52 5.4 Andere Veröffentlichungen, Internetadressen...............................................................53 4 Theologische Reflexionen 1.1 „Ich bin das Brot des Lebens“. Eine theologische Meditation zur eucharistischen Brotrede Jesu in der Synagoge von Kafarnaum (Joh 6,22-66) „Was er sagt, ist unerträglich! Wer kann das anhören?“ (Joh 6,60) – „Ich bin das Brot des Lebens. Mein Fleisch ist wirklich eine Speise und mein Blut wirklich ein Trank“ (Joh 6,55) – „Wer dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit“ (Joh 6,58b) – „Wer kann das anhören? (...) Daraufhin zogen sich viele Jünger zurück und wanderten nicht mehr mit ihm mit.“ (Joh 6,66) Die Synagoge von Kafarnaum: Da sitzen sie vor ihm: Neugierige, Jünger, Gegner, Suchende, Zweifelnde, Nichtgläubige. Sie alle sind hier zusammengekommen. Die Predigt Christi in der Synagoge ist aber nicht nur an die damalige Generation gerichtet. Sie geht durch alle Zeit hindurch: Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft. Wir alle, die ganze Menschheit, ist in dieser kleinen Synagoge versammelt. Es ist die Predigt Christi über das Wesen der Eucharistie als dem göttlichen Geschenk an die Menschen. Wir alle sitzen durch das Hören oder Lesen des Evangeliums in dieser Synagoge: vielleicht als Suchende, vielleicht als Zweifelnde oder aber auch als Jünger. Christus wendet sich direkt auch an uns. Er schaut uns an – jeden Einzelnen von uns – und sagt zu uns: „Ich bin das Brot des Lebens“ (Joh 6,35) auch für euch heute. Eine großartige und trostreiche Aussage Christi: „Ich bin das Brot der Welt!“ Damit ist alles gesagt: wer Christus ist und warum der Sohn Gottes Mensch wurde. „Εγώ ειμί“, griechisch: „Ich bin!“: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ (Joh 14,6) Christus wendet auf sich selbst den alttestamentlichen Offenbarungsnamen „ “יהוה/ „JAHWE“ an: „Ich bin, der ich bin.“ – „Ich bin, der für euch da ist.“ Nun sagt Christus in der Synagoge über sich selbst: „Ich bin.“ In diesen zwei kleinen Worten offenbart Christus seine ganze Identität. Er sagt nicht anderes als: Vor euch steht Gott. Zu euch spricht Gott. Der Weg, die Wahrheit und das Leben ist nur einer: Gott. Nur Gott kann über sich selbst sagen: „Ich bin das Leben“. „Und sie murrten!“ (vgl. Joh 6,61) Und Christus, der wahrer Gott ist, spricht über sich: „Ich bin das Brot des Lebens.“ (Joh 6,55) Er sagt damit: „Ich, der ich wahrer Gott bin, bin die Lebensquelle, aus der ihr alles empfangt, was ihr zum wahren Leben braucht, damit ihr gestärkt werdet auf eurem Pilgerweg durch die Geschichte zu Heimat hin.“ Deswegen ist der Sohn Gottes Mensch geworden: um Brot zu sein – für uns! Brot sein! Und das Weizenkorn muss sterben, um Brot sein zu können. Der gekreuzigte, sterbende Christus am Kreuz: Das Weizenkorn muss sterben, um Brot zu werden. „Und aus seiner Seitenwunde flossen Blut und Wasser heraus.“ (Joh 19,34) Seit altersher deutet die Kirche dies symbolisch auf die Taufe und die Eucharistie hin. „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm.“ (Joh 6,56) Gemeinschaft mit Gott, die hl. Kommunion: Gott legt sich und sein Leben in meine Hände, vertraut sich mir an. Er schenkt sich mir. Der König der Welt in meinen Händen. Aus der Taufkatechese des hl. Cyrill von Jerusalem (4. Jahrhundert): „Denn wenn ihr kostet, kostet ihr nicht Brot und Wein, sondern das Abbild des Leibes und Blutes Christi. Wenn du dann hingehst, komm nicht mit vorgestreckten Handflächen oder gespreizten Fingern. Mache die Linke zum Thron für die Rechte, die den König empfangen soll. Mach die Hand 5 hohl, empfange so den Leib Christi und sage ‚Amen’ dazu. Nimm es vorsichtig, heilige die Augen durch die Berührung mit dem heiligen Leib – und pass auf, dass du nichts davon verlierst. Denn wenn du etwas verlierst, so ist das, als littest du an den eigenen Gliedern Schaden. Sag mir: Wenn dir jemand Goldstaub gäbe, würdest du ihn dann nicht mit größter Vorsicht festhalten und aufpassen, dass du nichts davon verlierst und Schaden leidest? Wirst du also nicht noch viel sorgfältiger auf das achten, was wertvoller ist als Gold und Edelsteine, um keine Stücke davon fallen zu lassen?“1 Die hl. Kommunion: Der Mensch öffnet sich Gott aus Liebe, öffnet ihm das Tor zu seinem Leben. Der Mensch darf Gottes Gastgeber sein. Christus wohnt durch das Sakrament der Eucharistie nicht symbolisch, sondern real in diesem Menschen: personal, substantiell. Gott findet in diesem Menschen Heimat. Es ist gerade diese eucharistische Realpräsens Christi, die den Menschen in einer besonderen Weise zum wahren Χριστόφορος / Christophorus, zum „Christusträger“ erhebt. Sie schenkt die einzigartige personale Nähe und Gemeinschaft mit Gott: die Gemeinschaft des „Ichs“ des Menschen mit dem „Du“ Gottes, die zum „Wir“ wird. Die lateinischen Theologen des Mittelalters beschreiben diese Verbindung oftmals als eine „inseritio“, als eine „Einpflanzung“ Gottes in den Menschen. Wie die Wurzeln einer Pflanze das Erdreich durchdringen, durchdringt der eucharistische Christus mit seiner Liebe, seinem Leben das menschliche Sein bis in die tiefsten Fasern seiner Existenz. Es ist die Einwurzelung Christi in die Geschichte dieses geliebten Menschen, um sie zur Heilsgeschichte zu verwandeln. So wird die Gemeinschaft des Menschen mit Gott für ihn zur existentiellen und entscheidenden Lebensgemeinschaft. Wie zwei Pflanzen ineinander sich umwachsen, verweben sich das Leben Christi und das des Menschen miteinander, so dass beide in das Leben des anderen hineingenommen werden und an ihm teilhaben können. Gerade aber in der Eucharistie wird der Mensch durch die sakramentale Wiedervergegenwärtigung des Kreuzesopfers und der Auferstehung hineingenommen in die Heilsgeschichte Christi, die so auch zu seiner Heilsgeschichte wird. In der Eucharistie wird der Mensch durch eben diese geheimnisvolle Wiedervergegenwärtigung in das Ereignis von Golgota und des leeren Grabes nicht einfachhin symbolisch, sondern real hineingestellt und hat durch seine Lebensverbindung mit Christus Teil an seinem Triumph, dem Triumph des Lebens über den Tod. Darum sagt Paulus mit Blick auf diesen Lebensbund: „Seid ihr nun mit Christus gestorben, so werdet ihr auch mit ihm leben“ (vgl. Röm 6,8). Der Sieg Christi über den Tod wird so auch zu unserem persönlichen Sieg. „Wer von diesem Brot isst, wird leben in Ewigkeit.“ (Joh 6,58) Die Lebensverbindung mit Christus, der in uns eucharistisch präsent ist, lässt uns teilhaben an seinem göttlichen Leben, schenkt ewiges Leben. Es ist diese Lebensverbindung, die den Tod überdauert, die der Tod nicht auseinander reißen kann. Wir bleiben Kinder des Lebens, nicht Kinder des Todes, So schreibt Paulus. „Seid gewiss: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes.“ (Röm 8,38f.) Die Gabe der Eucharistie verbindet aber nicht nur den einzelnen eucharistisch beschenkten Menschen mit Gott. Sie verbindet uns auch untereinander mit allen, die ebenso die eucharistischen Gaben empfangen haben, die ebenso in besonderer Weise „Christusträger“ sind. So entsteht eine eucharistisch geprägte Lebensgemeinschaft untereinander mit Christus als Lebensquelle von uns allen. Der in uns gegenwärtige eucharistische Christus wird gleichsam zur Seele unserer Gemeinschaft, die uns alle durchtränkt und uns verbindet. Darum sagt Paulus auch: „Ein Brot ist es. Darum sind wir viele ein Leib, denn wir haben Teil an dem einen Brot“ (1 Kor 10,17). 1 Cyrill v. Jerusalem, Cat. myst. 5, 20-21. 6 Diese Lebensgemeinschaft untereinander und mit Christus umschließt alle: Lebende und Verstorbene. Denn wenn wir Eucharistie feiern, ist Christus als das Leben mitten unter uns. Wo aber Christus das Leben ist, sind auch unsere Verstorbenen gegenwärtig. Darum werden in jeder Eucharistiefeier die trennenden Grenzen der Vergangenheit und Zukunft aufgehoben, stehen wir alle – Lebende und Heimgegangene – real um diesen Altar, um unsere Lebensquelle: Christus. So wird die Eucharistiefeier zum realen Bild des ewigen Hochzeitsmahles im Jetzt und Heute. Doch die Gabe der Eucharistie ist immer auch Aufgabe, Dienst, Diakonie: Dienst für die Welt, für die Menschen. „Gebt ihr ihnen zu essen!“ (Mt 14,16), sagt Christus. Gebt weiter, was ihr empfangt: Christus als Lebensquelle. Schenkt weiter, was auch ihr geschenkt bekommen habt: Gemeinschaft mit Gott. Die eucharistisch gestärkte Lebensgemeinschaft mit Gott, die Kirche, ist Christi greifbarer, sichtbarer Leib in dieser Zeit. In ihr, mit ihr und durch sie, durch jeden Einzelnen, möchte Christus die Menschen in seine Lebensgemeinschaft führen, ihnen Leben, Frieden und Versöhnung schenken. So heißt es wahrhaftig richtig in einem Gebet aus dem 14. Jahrhundert: „Christus hat keine Hände, nur unsere Hände, um seine Arbeit zu tun. Christus hat keine Füße, nur unsere Füße, um Menschen auf seine Wege zu führen. Christus hat keine Lippen, nur unsere Lippen, um Menschen auf seine Seite zu ziehen.“ Von diesem Auftrag Christi, der uns durch Taufe, Firmung und Eucharistie zukommmt, dürfen wir uns nicht still und leise dispensieren und weglaufen, sonst hören wir auf, Kirche Christi zu sein. Wir dürfen Christus nicht verweigern, Menschen mit ihm zusammen in seine Lebensgemeinschaft hineinzuholen – auch um der Menschen willen. „Gebt ihr ihnen zu essen!“ Diesem Lebensziel sind wir in einem besonderen Maß als Bischöfe, Priester, Diakone und Laien verpflichtet, gesandt von Christus selbst, gestärkt durch die eucharistischen Gaben. Und Christus blickte damals in der Synagoge von Kafarnaum die Zwölf an, so wie er auch uns in dieser Stunde anschaut, Sie und mich, und auch uns fragt, jeden einzelnen: „Willst auch Du weggehen?“ (vgl. Joh 6,67). Und Petrus antwortete – stellvertretend für mich und Sie, für uns: „Wohin sollen wir gehen, Herr? Du hast Worte ewigen Lebens.“ (Joh 6,68) 1.2 Theologische Schwerpunkte in der Verkündigung der Eucharistie 1.2.1 Grundlegende These Die theologische Arbeit im Vorfeld des „Eucharistischen Kongresses“ darf sich nicht allein auf die Verkündigung der Eucharistie beschränken. Vielmehr geht es um die Einbettung der Lehre von der Eucharistie in den Gesamtzusammenhang der Heilsgeschichte und des Heilsplans Gottes mit den Menschen. Dieser Aspekt der Ganzheitlichkeit droht im theologischen Alltag einem Spezialistentum zu Gunsten einzelner Themen zu weichen. Der Organismus der Glaubensinhalte scheint sich in einzelnen Spezialfragen aufzulösen. Die Kenntnis der Heilsgeschichte und des Heilplans Gottes sind aber die unverzichtbaren und grundlegenden Voraussetzungen für ein tieferes Verständnis der Eucharistie. 7 Nur wer die großen Leitlinien des Offenbarungsgeschehens kennt, kann die Eucharistie und ihre Bedeutung richtig einordnen, ansonsten bleibt alles ein unzusammenhängendes Stückwerk dessen Sinn sich im letzten nicht oder nur schwer erschließt. Daraus ergeben sich folgende heilsgeschichtlich orientierte Thesen, die das notwendige Fundament und den Rahmen für das Verständnis der Eucharistie bilden: 1.2.2 Heilsgeschichtlich orientierte Schwerpunkte in der Verkündigung der Eucharistie 1. These: Akzentuierungen in der Schöpfungstheologie: Erschaffung des Menschen, seine Würde und seine Bestimmung Es empfiehlt sich angesichts der teilweise aggressiven Debatte um den Darwinismus oder Kreationismus den Gläubigen theologische Leitlinien zu geben. Folgende Fragen sollten theologisch bearbeitet werden: 1. Ist der Mensch gewollt oder Produkt des Zufalls? 2. Was beinhaltet die Gottebenbildlichkeit von Mann und Frau 3. In welchem Verhältnis steht der Mensch ursprünglich zu Gott? 4. Worin liegt seine Berufung? 2. These: Anthropologische Grundfragen der Soteriologie: Sündenfall, Erbsünde und ihre Folgen. Um die Heilsgeschichte mit Gott zu verstehen, die ihren Höhepunkt auf Erden im Heilsgeschehen Christi am Kreuz erfährt, ist es notwendig, sich auch der oft wie ein „Tabuthema“ umgangenen Frage der Erbsünde und ihrer Folgen zu widmen. Nicht selten wird die Theologie der Erbsünde als „mythologische Größe“ abgetan. Doch ohne die Erbsünde und ihre Folgen bleibt das Heilshandeln Christi als Befreiungstat unerklärbar. Dies hätte dann auch direkte Folgen für unser Eucharistieverständnis. Folgende Fragen sollten theologisch erarbeitet werden: 1. Was ist „Erbsünde“? 2. Welche Folgen hat sie für die Menschheit? 3. Worin besteht seit dem Sündenfall die Knechtung und Unfreiheit des Menschen, von denen er von Gott befreit werden muss? 3. These: Christologische Grundlagen zur Identität Jesu Christi. Die Menschwerdung des Logos: Der Befreier kommt Die immer stärker aufkommende Pluralismusdebatte (vgl. Hick, Knitter, H. Küng, usw.) macht es notwendig, die Frage der Identität Jesu Christi näher zu beleuchten, an deren Beantwortung die Frage der Eucharistie unlösbar verbunden ist. Im Mittelpunkt sollten dabei die bibeltheologischen Aussagen wie auch die Konzilsdokumente und Aussagen der Kirchenväter stehen. Dabei sollte neben der menschlichen wieder stärker die göttliche Natur Jesu von Nazareth betont werden: Er ist mehr als ein „guter Mensch“ oder ein „soziales Vorbild“. Jesus von Nazareth ist Gott und Mensch. 8 Folgende Fragen sollten bearbeitet werden: 1. Warum wurde Gottes Sohn Mensch? 2. Was heißt dies: Er ist Gott und Mensch? 4. These: Grundlagen der Lehre vom σωτήρ (Soter) Jesus Christus: der Kreuzestod als Lebensopfer, das Versöhnung mit Gott schenkt Das Lebensopfer des Gottmenschen Jesus Christus am Kreuz ist der Wurzelgrund für die Erlösung und Befreiung des Menschen von der Knechtschaft des Todes und der Versklavung durch die Sünde. Es schenkt uns einen „neuen und ewigen Bund“ (vgl. Konsekrationsworte) mit Gott und öffnet uns den Himmel neu. Der Mensch wird mit Gott versöhnt und als Adoptivkind Gottes in die „Familia Dei“ aufgenommen, so dass er „Erbe des Himmels“ wird (vgl. Tauftheologie). In dieses Erlösungs- und Befreiungsgeschehen am Kreuz wird der Gläubige durch die sakramentale Wiedervergegenwärtigung des Kreuzesopfers nicht symbolisch, sondern real hineingenommen. Die theologischen Grundbegriffe „Opfer“, „Versöhnung“, „Stellvertretung“ und „Erlösung“ sind sowohl in der theologischen Ausbildung und Forschung als auch in der Verkündigung stark zurückgedrängt und oftmals mit dem Makel eines „archaischen Denkens“ versehen worden. Sie werden dabei nicht selten von ihrem biblischen Grundgehalt als Ausdruck der liebenden Hingabe entkleidet und inhaltlich so neu gefüllt, als ob ein grausamer und zürnender Gott ein Menschenopfer brauche, um sich wieder den Menschen zuzuwenden. Das Kreuz wird dadurch nicht mehr zu einem Heilszeichen, sondern nur zu einem grausamen Folterinstrument eines nach Blut lechzenden Gottes. Dies allerdings könnte man aus den Klassenzimmern entfernen! Auf diesem falschen Hintergrund wäre es auch unverständlich, ja gar unsinnig, Eucharistie als sakramentale Wiedervergegenwärtigung des Kreuzesopfers zu feiern! Ohne die Deutung des Kreuzesopfers als Erlösungsgeschehen bliebe dann lediglich eine rein humanistisch gefärbte Deutung des Geschehens auf Golgota möglich, in der ein vorbildhaft guter Mensch für seine Ideen von Liebe und Gerechtigkeit stirbt und dessen Vermächtnis allein darin bestünde, seine humanistischen Ideen zu wahren und zu leben. Die fatale theologische Entwicklung im Bereich der christologischen Soteriologie hat zur Konsequenz, dass das Heilsereignis am Kreuz nicht mehr in seiner einmaligen, universalen heilsgeschichtlichen Dimension als Befreiungsakt der ganzen Menschheit erklärt werden kann, der aus der Liebe Gottes entspringt. Das christologische Grunddogma, dass Christus als wahrer Gott und wahrer Mensch durch sein Lebensopfer der einzige Mittler des Heils für die ganze Menschheit ist, würde dann – wie die Vertreter des Pluralismus es einfordern – aufgegeben und damit die gesamte apostolische Verkündigung in der zentralen Frage verraten werden. Folgende theologische Fragen müssen daher bearbeitet werden: 1. Welche biblisch-theologische Bedeutung kommt den Begriffen „Erlösung“, „Opfer“, „Stellvertretung“ und „Versöhnung“ zu? 2. Warum ist das Kreuz ein Heilszeichen der Befreiung? 3. Warum ist Christus durch sein Kreuzesopfer der einzige und universale Mittler des Heils für die ganze Menschheit? 9 5. These: Die Weitergabe der Erlösungsfrüchte durch die Geschichte: die Zeit der Kirche Das II. Vaticanum nennt die Eucharistie „die Quelle und den Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens“ (LG 11) in der Kirche. Sie ist ein Geschenk Christi an die Kirche, das er in sie hineinlegt und ihr anvertraut als wirkmächtigen Ausdruck der vollkommenen liebenden Einheit zwischen ihm und seiner Kirche. Eucharistie ist daher stets zutiefst ekklesiologisch und kann nur aus dem Verhältnis Christi zu seiner Kirche heraus verstanden werden. Das tiefe Zueinander und Miteinander von Christus und seiner Kirche wird von Paulus und den Kirchenvätern in Bildern dargestellt, die aus dem Bereich der menschlichen Liebe entlehnt sind. Christus ist der Bräutigam und die Kirche seine ihm anvermählte Braut. Dieser „Ehebund“ zwischen Christus und seiner Kirche ruht auf den Pfeilern der Treue, Liebe, Hingabe, Einzigkeit und Fruchtbarkeit. Er ist unlösbar, so dass die Stürme der Zeit die Kirche als geliebte Braut Christi niemals von Christus ihrem Bräutigam wegreißen können. Die Kirche ist aber auch das pilgernde Gottesvolk. Die Kirchenväter finden diesen Gedanken schon vorgebildet beim Auszug aus dem Sklavenhaus Ägypten und der Wanderung durch die Wüste dem gelobten Land entgegen. Auch die Kirche als das „neue Israel“ wird durch Gott aus dem Sklavenhaus des Todes und der Tyrannei der Sünde befreit. Es wandert durch die Wüsten der Geschichte dem gelobten Land entgegen, ihrer Erfüllung. Die Angehörigen dieses Gottesvolkes bleiben letztlich auf diesem Pilgerzug durch die Welt immer „Fremde“ in ihr, denn sie sind Bürger des Himmels. Sie ziehen ihrer eigentlichen Heimat entgegen. Während dieser Wanderschaft begleitet und führt Gott sein Volk, beschützt es mit seiner wirkmächtigen Gegenwart, ermutigt und ermahnt es und stärkt es auch mit dem „himmlischen Manna“: der Eucharistie. Dieser Pilgerzug der Kirche durch die Geschichte, dem gelobten Land entgegen, steht aber stets offen für alle Menschen, die sich ihm anschließen wollen, und nimmt sie als „Brüder und Schwestern“ in seine Gemeinschaft auf. Die Stiftung der Kirche als Werk des dreifaltigen Gottes ist damit auch Ausdruck seines der Liebe entspringenden universalen Heilswillens für die Menschheit. Die Kirche ist sein heilbringendes Geschenk an die Menschheit. In sie allein hat der einzige Heilsmittler der Menschen, Christus, seinen ganzen Reichtum der Gnadengaben hineingelegt, damit sie aus diesem Überfluss schöpfen und zur Lebensquelle für alle Menschen werden kann. Die durch den Opfertod von Christus erworbenen Erlösungsfrüchte sollen allein durch die Kirche als seinem „Leib“ an allen Orten und zu allen Zeiten jedem Menschen vermittelt werden, damit er, so wie Gott es will, in Gemeinschaft mit ihm treten kann. Sie ist damit gleichsam das eine „Sakrament“ des Heils für die Menschheit, durch das Christus die Gnadengaben verströmen möchte, um die „familia hominum“ zur „familia Dei“ zu erheben. Die Kirche ist daher in ihrem innersten Wesen missionarisch. Mit allen ihren unterschiedlichen Gliedern partizipiert sie dazu aktiv an den drei munera des Priestertums Christi: dem königlichen, prophetischen und priesterlichen Amt. Sie ist somit aktive Mitarbeiterin mit Christus am Heilswerk. Dies bedeutet, dass nicht nur der Kleriker auf Grund seiner Weihe, sondern auch jeder Laie als Träger des gemeinsamen Priestertums von Christus selbst berufen ist, den Heilsauftag und Heilsdienst auf je seine Weise und gemäß seiner Charismen sowohl innerhalb als auch außerhalb der Kirche, in der Welt, im Miteinander aller Glieder der Kirche zu vollziehen. Diese von Gott geschenkte Vielfalt der Dienste, Berufungen und Gnadengaben dient somit der Festigung der Einheit nach Innen und der Öffnung nach außen, um Menschen in die Communio Dei, die Kirche, hineinzuführen. Erst im organischen, friedlichen und sich ergänzenden Miteinander aller Glieder wird das Christuszeugnis gleich einem „Mosaik“ vor der Welt wirkmächtig sichtbar. Durch das innere „Lebensgesetz“ der Kirche von Glaube, Hoffnung und Liebe möchte Christus durch die Glieder der Kirche das Reich Gottes schon auf Erden an allen Orten und Zeiten 10 anfangshaft gegenwärtig werden lassen, auf das Strahlen der Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Liebe in die Dunkelheiten der Welt hineinleuchten, um sie zu erhellen. Dazu aber ist auch notwendig, dass die Kirche mit allen ihren Gliedern, Klerikern und Laien, sich stets bewusst ist, dass sie auf ihrem Pilgerweg als Gottesvolk stets reformbedürftig ist. Jedes Glied der Kirche steht unter dem persönlichen Anspruch zur Reform des Herzens, wenn es durch sündhaftes Fehlverhalten dazu beigetragen hat, das Zeugnis von Christus zu verdunkeln. Auch die theologische Entfaltung, das Verständnis und das weiterführende Ausdeuten des unveränderbaren Depositum fidei bedarf stets der Reform mit Hilfe des Hl. Geistes, der der Kirche gesandt ist, um sie immer tiefer in das Offenbarungsgeheimnis hineinzuführen. Darüber hinaus ist die Kirche unter Wahrung des Offenbarungsgutes stets auch reformbedürftig in der Frage der Art und Weise der Verkündigung im Fluss der Zeit mit ihren Veränderungen, will sie nicht erstarren und „unfruchtbar“ werden. Die Kirche braucht für diese notwendigen Reformprozesse keine Reformatoren, sondern heilige Reformer, die die Gabe der Unterscheidung der Geister haben! Wie die Kirchengeschichte zeigt, bedarf es davon nicht vieler, sondern nur weniger, denn ihre Strahlkraft reißt andere mit! Es gibt wohl kein dogmatisches Traktat im Zeitraum der letzten vier Jahrzehnte, das so ideologisch aufgeladen ist, wie die Ekklesiologie. Dies hat auch Folgen für das ekklesiologisch orientierte Eucharistieverständnis. Seit etwa der 70er Jahre ist parallel zu den politischen Entwicklungen im Staat und in der Gesellschaft eine Politisierungs- und Soziologisierungswelle in die Ekklesiologie eingedrungen, die vor allem in den sogenannten „praktischen Fächern“ (Pastoraltheologie und Religionspädagogik) Eingang gefunden haben und deren Folgen etwas weniger stark bei Priestern als vor allem bei Religionslehrern und hauptamtlichen Laientheologen, die im Verkündigungsdienst stehen, sichtbar werden. Eine Schlüsselrolle zum Verständnis der gegenwärtigen Situation bildet philosophisch sicherlich die sogenannte „Frankfurter Schule“, in der sich eine neomarxistische Gesellschaftsanalyse mit ihrer Dialektik des Klassenkampfes mit aufklärerisch-emanzipatorischen Elementen verbindet. Dieses ursprünglich rein politisch bzw. gesellschaftspolitisch verstandene Denken fand Eingang vor allem in der protestantischen aber auch in der katholischen Theologie in Deutschland. Es wurde und wird, leider gefördert durch so manche innerkirchlichen Erstarrung und hierarchische Verkrustung, gleichsam zum zentralen hermeneutischen Schlüssel zur Ausdeutung der Kirche. Die Kirche wird nicht selten ihres sakramentalen Charakters gleichsam „entkleidet“ und zu einer rein politischen bzw. soziologischen Größe reduziert. Biblische Begriffe wie „Volk Gottes“ werden ihrer ursprünglichen Bedeutung beraubt, mit politisierenden Inhalten neu gefüllt und auf diesem Hintergrund die Texte des II. Vatikanischen Konzils „neu“ gelesen. Dies führt zu harten Verfälschungen der Intentionen des Konzils. Die vertikale Verbindung zwischen Gott und den Gläubigen, die erst wahre Gemeinschaft untereinander in der Kirche auferbaut, droht aus dem Blick zu entschwinden. An ihrer statt tritt ein diffuses und oft stark emotionalisierten Gemeinschaftsgebilde von „Gutmenschen“ mit gemeinsamen humanistischen Idealen. Die eigentlich missionarische Wesenaufgabe der Kirche als heilsvermittelnde Instanz hat in diesem Denken wenig Raum und wird ideologisch als „Bevormundung“ des Menschen abgelehnt. Akut wird die Einheit der Kirche theologisch dadurch bedroht, dass man die Ekklesiologie auf die so genannte „Machtfrage“ reduziert. Durch die Anwendung der neomarxistischen Gesellschaftsanalyse mit ihren klassenkämpferischen Elementen wird der eine „Leib Christi“ zerrissen. Es werden Feindbilder geschaffen. Hier: die unterdrückten und „entmündigten“, von der 11 Hierarchie geknebelten und entrechteten Laien- Dort: die inkompetente, intolerante, weltfremde und unterdrückende „Amtskirche“, der es nur darum geht, ihren Herrschaftsanspruch zu sichern. Darum gelte es gleichsam einen „Befreiungskampf“ innerhalb der Kirche zu führen, deren Schlachtruf lautet: Jesus: Ja – Kirche: Nein! Es geht letztlich um eine theologische „Revolution“ gegen die hierarchische Verfasstheit der katholischen Kirche als solche, wie sie in der apostolischen Verkündigung unveränderbar zugrunde liegt. Unverkennbar sind dabei auch protestantisierende Elemente bei diesem Kirchenverständnis, die auch Fragen hinsichtlich der ökumenischen Gespräche gerade auf „unteren Ebenen“ aufwerfen. Diese verheerende Sichtweise führt immer stärker zu fast klassenkämpferischen Auseinadersetzungen in der Kirche die sie an den Rand der Spaltung bringen. Unverkennbar gelingt dieser Form von Theologie oft ungehindert gleichsam ein „Marsch durch die Institutionen“, so dass ihrer Vertreter gerade an Schaltstellen der Ausbildung sitzen und ihre Ansichten flächendeckend an die nächstfolgende Generation weitergeben können. Die theologischen Ausführungen zur Ekklesiologie fokussieren immer mehr auf Kirchenkritik, die positive und sakramentale Sichtweise der Kirche, ihr innersten Wesen und ihre Bestimmung werden oftmals als „geschichtlich überholt und reaktionär“ abgelehnt. Eine Theologie, die die Kirche als solche fast nur kritisiert, kann nicht erwarten, dass Menschen den Sinn von Kirche noch erkennen und ihr gar angehören wollen. Vielmehr wird dadurch die Tendenz der Individualisierung und Subjektivierung des Einzelnen in seinem Glauben Vorschub geleitet, der in dieser Gemeinschaft keine Kraft mehrt findet und für sich alleine eine rein subjektive Spiritualität suchen muss. Diese Fehlentwicklungen im Bereich der Theologie haben auch verheerende Folgen für das Eucharistieverständnis, das untrennbar mit der Ekklesiologie verbunden ist. Die Eucharistie ist immer Feier der Einheit der Kirche und bleibt dies, darum sollte versucht werden, diese Einheit auch theologisch wiederherzustellen. Daher sollten folgende theologische Fragen beantwortet werden: 1. Warum gibt es die Kirche? 2. Was ist das Wesen der Kirche? 3. Was bedeutet „eine, heilige, katholische und apostolische Kirche“? 4. Welche Bedeutung hat das gemeinsame Priestertum und in welchem Verhältnis steht es zum Weihepriestertum? 5. Worin unterscheidet sich das katholische Kirchenverständnis grundlegend von dem protestantischen Kirchenverständnis? 1.2.3 Schwerpunkte in der Theologie der Eucharistie 1. These: Die Einsetzung des Sakraments der Eucharistie durch Jesus Christus: Golgota und der Abendmahlssaal: das Opfermahl Das Sakrament der Eucharistie als Frucht der Erlösung geht aus dem Kreuzesopfer Christi auf Golgota hervor. Hier ist seine eigentliche Heimat. Dies zeigen auch deutlich die Wandlungsworte des Neuen Testaments an. Die geöffnete Seitenwunde Christi aus der Blut und Wasser hervorströmen, ist gleichsam der Quellgrund aus dem schon für die Kirchenväter die Taufe und die Eucharistie ihre Ausgangspunkt nehmen, um die Welt zu befruchten. Die Form der Feier und die 12 wirkmächtige Weitergabe dieses eucharistischen Sakraments und seiner Früchte legt Christus selbst im Abendmahlssaal in der Gestalt einer Mahlfeier mit grundlegenden liturgischen Vorgaben als Vermächtnis fest. So ist die Eucharistie Opfer und Mahl zugleich - Opfermahl. Sie ist ein liturgisches Mahl, in dem das Opfer von Golgota durch Wiedervergegenwärtigung sakramental gefeiert wird. Aus diesem Grund sollte sowohl eine Überbetonung des Mahlgedankens zu Ungunsten des Opfercharakters als auch umgekehrt vermieden werden. Das Mahl ist die sakramental-liturgische Form in der das Eigentliche, der Opfertod Christi, gefeiert wird und seine Früchte sakramental verschenkt werden. Folgende Fragen sollten theologisch bearbeitet werden: 1. Welche Zeugnisse gibt das Neue Testament zur Einsetzung der Eucharistie? 2. Worin liegt der Unterschied zum jüdischen Paschafest? 2. These: Die sakramentale Wiedervergegenwärtigung des Kreuzesopfer Christi auf Golgota Die Eucharistie ist nicht einfachhin ein „In-Erinnerung-Rufen“, sondern die sakramentale Wiedervergegenwärtigung des Erlösungsgeschehens am Kreuz von Golgota. „Die Kirche hat die Eucharistie von Christus (...) erhalten (...) als die Gabe schlechthin, da es die Gabe seiner selbst ist, seiner Person (...) und auch seines Erlösungswerkes. Dieses beschränkt sich nicht auf die Vergangenheit, denn alles, was Christus ist, und alles, was er für alle Menschen getan und gelitten hat, nimmt an der Ewigkeit Gottes teil, steht somit über allen Zeiten und wird in ihnen gegenwärtig.“2 Christus stiftet eine „geheimnisvolle Gleichzeitigkeit zwischen jenem Triduum sacrum und seinem Lauf durch die Jahrhunderte.“3 Die Eucharistiefeier ist daher keine subjektive Gedächtnisfeier der Kirche, die sich nur an Jesus und Erlösungswerk erinnert. Diesen theologischen Tendenzen gilt es entschieden entgegenzutreten, denn die Feier der Eucharistie beinhaltet mehr. Sie macht Christus und sein Erlösungswerk im Jetzt und Heute gegenwärtig, greifbar, um die Menschen zu allen Zeiten, an allen Orten in das Versöhnungswerk mit Gott hinein zu nehmen, damit sie an seinen Früchten teilhaben können. Dieses Geschenk der sakramentalen „Wiedervergegenwärtigung“ und ihre Möglichkeit beruhen auf der Identität Jesu Christi, auf dem Bekenntnis, dass er „wahrer Mensch“ und „wahrer Gott“ ist. Aus diesem Grund haben auch die theologischen Ausführungen von Drewermann, Küng oder auch Hasenhüttl und religionspluralistischen Denkern, die entweder ganz oder partiell das christologische Grundbekenntnis ablehnen, schwerwiegende Konsequenzen für das Eucharistieverständis. Wäre Christus nur Mensch, wären er als Person und sein Handeln unabänderlich an die Grenzen von Raum und Zeit gebunden. Seine Person und sein Handeln wären dann nur noch Gegenstand eines subjektiven Sich-Erinnerns durch die späteren Generationen so wie man sich eines Alexanders des Großen oder Julius Caesars erinnert. Eine sakramentale „Wiedervergegenwärtigung“ seiner Person und seines Handelns wären unmöglich. Da Christus aber als der Logos „wahrer Gott“ ist, sind er und seine Heilstaten nicht den Grenzen von Raum und Zeit unterworfen. Im Osterhymnus kommt dies in feierlicher Form zum Ausdruck: „Christus, gestern und heute, Anfang und Ende, Alpha und Omega. Sein ist die Zeit und die Ewigkeit. Sein ist die Macht und die Herrlichkeit in alle Ewigkeit.“ 2 Johannes Paul II., Enzyklika „Ecclesia de Eucharistia”, Rom 2003, 17. 3 Ebd. 12. 13 Gerade weil er als „wahrer Gott“ der Herr der Zeit ist, über aller Zeit steht, ist er auch im Heute und Jetzt gegenwärtig. Darum auch sein Versprechen an die Jünger: „Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,20). Diese Gegenwart Gottes erreicht in der Eucharistie „ihre einzigartige Dichte“.4 Christus wird in der Eucharistie als der Erlöser der Menschheit gegenwärtig, d.h. sein ganzes Erlösungswerk mit seinen Früchten, die untrennbar mit ihm verbunden sind, werden wie seine Person „wiedervergegenwärtigt“, indem die Grenzen von Raum und Zeit von Gott aufgehoben werden. Die Ewigkeit des Logos als „wahrer Gott“ umschließt gleichzeitig alle vergehenden Zeitmomente. Das Gestern von Golgota wird im Sakrament der Eucharistie real im Heute gegenwärtig- wird sakramental zum „Jetzt“, in das Heute für uns erfahrbar hineingestellt, so dass wir als spätere Generationen sakramental an diesem Ereignis unseres Heiles teilhaben dürfen. Folgende theologischen Fragen sollten bearbeitet werden (vgl. These zur Identität Jesu Christi): 1. Was ist im Rahmen der Eucharistie der Unterschied zwischen dem „Sich-Erinnern“ und der „sakramentalen Wiedervergegenwärtigung“ ? 2. Welche Bedeutung kommt Christus bei der sakramentalen „Wiedervergegenwärtigung“ zu? 3. These: Der Opfercharakter der Eucharistie Die Eucharistie ist nach katholischen Verständnis im Gegensatz zur Lehre Luthers in ihrem innersten Wesen stets ein Opfer, denn in ihr wird das erlösende Lebensopfer Jesu Christi am Kreuz wiedervergegenwärtigt in das Heute. Darum schreibt der Papst Johannes Paul II: „Das Opfer Christi und das Opfer der Eucharistie sind ein einziges Opfer“5, denn das Opfer Christi am Kreuz „kehrt in der Eucharistie als gegenwärtiges wieder“6. Die Feier der Eucharistie „vervielfältigt es nicht“7- setzt es nur gegenwärtig. Christus selbst deutet im Abendmahlsaal seinen eigenen Tod als Opfer, der einen neuen Bund zwischen Gott und die Menschen schließt: „Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird... Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird.“ (Lk 22,20) Diese Verbindung zwischen der sakramentalen Vergegenwärtigung des Lebensopfers Christi und der eucharistischen Mahlfeier ist auf Grund der theologischen Schwierigkeiten mit der Lehre vom Opfertod Christi (vgl. These 4) in eine schwere Krise geraten. Deutlich treten dabei mitunter protestantisierende Tendenzen zutage, die die Lehre vom Opfertod gänzlich ablehnen. Wird diese Verbindung nicht wieder deutlicher theologisch hergestellt, verliert das Sakrament sein innerstes Herzstück. Folgende Frage sollte theologisch bearbeitet werden: Warum ist die Verbindung zwischen dem Opfermahl und dem Opfertod Christi am Kreuz fundamental wichtig für das Eucharistieverständnis? 4 Ebd. 10. 5 Ebd. 18. 6 Ebd. 7 Ebd. 14 4. These: Die aktive Teilnahme („participatio actuosa“) aller Gläubigen an der eucharistischen Darbringung Schon die „Liturgische Bewegung“, die Enzyklika „Mediator Dei“ und deutlich auch das II. Vaticanum (LG 11) heben hervor, dass die Kirche in der Feier der Eucharistie sich auch selbst mit dem Opfer Christi darbringt. Da die Kirche der Leib Christi ist, wird das Opfer ihres Hauptes- Christus- auch zu ihrem eigenen Opfer, bringt die Kirche, und mit ihr jeder Gläubige, Priester wie Laie, sich in Christus und seinem Opfer stets mit ihm als Opfergabe auch selbst dar, um von Gott Leben, Heil für die ganze Menschheit zu erbitten. Diese aktive Teilnahme aller Gläubigen bei der eucharistischen Darbringung erreicht einen existentiellen Höhepunkt, wenn jeder Gläubige auf die Patene mit dem Brot auch sein eigenes Leben, seine Gebete, seinen Glauben, seine Freude, aber auch seine Sorgen und Nöte, zusammen mit seiner Bitte um Heil und Segen für die Menschen legt, aufopfert, und der Priester als Repräsentant der Kirche, diese Lebensgaben in ihrem Namen vor Gott trägt. Dieser Gedanke der aktiven Teilhabe aller Gläubigen an der eucharistischen Darbringung ist sowohl in der theologischen Debatte als auch in der liturgischen Praxis sehr stark zurückgetreten bisweilen gänzlich verschwunden. Dies ist umso bedauerlicher, weil es sich hierbei um eine besondere Ausübung des allgemeinen Priestertums handelt, die eine tiefe Nähe und sich stets aktuell erneuernde Einbindung der christlichen Existenz in das Lebensopfer Christi schenkt. Durch diese aktive Teilnahme wird das Leben des einzelnen Gläubigen wie der ganzen Kirche in das fortschreitende Erlösungswerk Christi hineingenommen. Diese Lehre von der participatio actuosa aller Gläubigen wird heute oftmals theologisch banalisierend missgedeutet, als ob es darum ginge, möglichst viel „Ämter“ für Laien wie den des Lektors oder Kommunionhelfers zu schaffen, um sie aktiv in den Ablauf der Eucharistiefeier einzubinden. Folgende Frage sollte theologisch bearbeitet werden: Welche Bedeutung kommt der Selbstaufopferung der Kirche zusammen mit dem Opfer Christi für die Fruchtbarmachung der Erlösungsfrüchte in der Welt zu? 5. These: Die eucharistische Wandlung ist „Wesensverwandlung“ (Transsubstantiation) Johannes Paul II. verweist 2003 in seiner Enzyklika „Ecclesia de Eucharistia“ nochmals lehramtlich auf die traditionelle und biblisch begründete katholische Lehre von der Wesensverwandlung (Transsubstantiation). Er beruft sich dabei auf die für immer gültigen Lehraussagen des Konzils von Trient, die den von Anfang an gelebten Glauben der Kirche an die Wandlung aufgreift: „Durch die Konsekration des Brotes und des Weines geschieht eine Verwandlung der ganzen Substanz des Brotes in die Substanz des Leibes unseres Herrn, und der ganzen Substanz des Weines in die Substanz seines Blutes. Diese Wandlung wurde von der heiligen katholischen Kirche treffend und im eigentlichen Sinne Wesensverwandlung genannt.“8 Auch Paul VI. hat 1968 diese Konzilserklärung von Trient als unverzichtbare eucharistische Norm lehramtlich herausgehoben: „Jede theologische Erklärung, die sich um das Verständnis dieses Geheimnisses bemüht, muss, um mit dem Glauben übereinstimmen zu können, daran festhalten, dass Brot und Wein der Substanz nach, unabhängig von unserem Denken, nach der Konsekration 8 Konzil von Trient, Sess. XIII., „Decretum de ss. Eucharistia”, Cap. 4: DH 1642. 15 zu bestehen aufgehört haben, so dass nunmehr der...Leib und das...Blut unseres Herrn vor uns gegenwärtig sind unter den sakramentalen Gestalten von Brot und Wein.“9 Mit diesen Stellungnahmen wird die Konzeption einer Transfiguration und Transfinalisation, Ansätze, die sich bei Schoonenberg, Schillebeeckx und Powers finden, als ungenügend erachtet. Die Rede vom Bedeutungs- und Zweckwandel kann die Aussageabsicht der Transsubstantiationslehre nicht voll wiedergeben, denn die Transsubstantiation bedeutet eine Änderung am Seinsbestand der Dinge und nicht nur eine Änderung der Bedeutung, die der Mensch ihnen beilegt. Dieser Sachverhalt muss in der theologischen Debatte wieder stärker herausgearbeitet werden. In der Frage der Lehre der Transsubstantiation besteht auch ein ökumenischer Dissens, der nicht übergangen werden darf. Luther lehnt die Transsubstantiation strikt ab. Für ihn verbinden sich der Leib und das Blut Christi mit dem Brot und dem Wein nur zu einer Einheit. Der Leib und das Blut Christi sind nur in, mit und unter dem Brot und Wein gegenwärtig. Diese Einheit dauert nur bis zur Kommunion. Bei den übrig gebliebenen Resten des Abendmahls löst sich diese Einheit wieder auf. Man bezeichnet diese Auffassung als Konsubstantiation. Für Zwingli sind Brot und Wein nur Zeichen, die dem Christen helfen, sich an Christus zu erinnern und darin mit den anderen Glaubenden eins zu sein. Das Abendmahl ist daher nur ein Erinnerungsund Gemeinschaftsmahl. Calvin lehrt, dass Zeichen (Brot und Wein) und Sache (Leib und Blut Christi) getrennt sind. Es besteht bei der Feier des Abendmahls aber eine Art zeitlicher Parallelismus: Während die Gläubigen beim Abendmahl das rein irdisch bleibende Brot und Wein trinken, werden sie durch den Hl. Geist mit dem Leib und Blut Christi vereinigt, der nur im Himmel, also nicht im Brot und Wein real zugegen ist. Die reformierten Kirchen schließen sich in ihrer Mehrheit Calvin an. Dies bedeutet, dass wir keinen ökumenischen Konsens hinsichtlich dessen haben, was eigentlich auf dem Altar geschieht, was der einzelne beim Abendmahl empfängt. Hier ist also keine Einheit vorhanden. Dies sollte auch theologisch herausgearbeitet werden. 6. These: Die Eucharistie: notwendige Stärkung auf dem Pilgerweg und Medizin gegen den Tod Schon die Israeliten als pilgerndes Gottesvolk bedurften auf ihrem langen und beschwerlichen Weg durch die Wüste dem gelobten Land entgegen der notwendigen Stärkung, um nicht unterwegs zu sterben. Jahwe selbst nimmt sich aus Liebe seines Volkes an, lässt es nicht allein, gibt es nicht dem Untergang in dieser lebensfeindlichen Region preis. Er sorgt vielmehr aus Liebe wie ein Vater für seine Kinder, damit es das gelobte Land erreichen kann, zu dem er es führen will. Gott selbst stillt ihren Hunger: „Ich will euch Brot vom Himmel regnen lassen.“ (Ex 16,4) Dieses Leitmotiv findet sich auch in analoger Weise (vgl. Joh 6) in Bezug auf die Eucharistie als dem „Brot vom Himmel“ für die Kirche wieder. Das neue Israel, die Kirche, ist als pilgerndes Gottesvolk auf ihrem Weg durch die Geschichte zum gelobten Land, dem offenen Himmel unterwegs. Es ist ein oft langer und kräftezehrender Weg, der auch große Gefahren für jeden einzelnen Pilger wie auch für die ganze Gemeinschaft in sich birgt. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass der einzelne Pilger das Ziel erreicht. Es gibt auch die reale Möglichkeit des Scheiterns in der Wüste des Lebens, wenn die Seele durch die Entbehrung von Glaube, Liebe und Hoffnung verhungert oder in der Gluthitze des Hasses verdurstet. 9 Paul VI., Das Credo des Gottesvolkes (1968), 24: AAS 60 (1968) 442-443. 16 Der Pilger bedarf auf dem Weg der Stärkung und der Hilfe: „Unser tägliches Brot gib uns heute“. Christus, der sein Volk auf den Weg der Pilgerschaft ausgesandt hat und es leitet, gibt sich selbst in der Eucharistie als „Brot vom Himmel“ zur Speise. So ist die hl. Kommunion auf Erden die innigste und tiefste Verbindung des Menschen mit Gott dem Alpha und Omega des Lebens. Dieses Sakrament der Eucharistie ist als Gnadengabe der Stärkung eingesetzt, um der Gefahr des Scheiterns und damit des Todes auf der Pilgerschaft zu entgehen. Durch den Empfang Christi in der Kommunion nimmt der Pilger die Quelle des Lebens und der Liebe in sich auf, die seinen Durst und seinen Hunger stillt: „Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern (...) und wird nie mehr Durst haben.“ (Joh 6,35) Wer so durch den Empfang des Leibes und Blutes Christi mit dem göttlichen Leben in seinem Innersten verwoben ist, der hat die notwendige Kraft, die Gefahren des Lebens zu bestehen, dessen Pilgerschaft endet nicht im ewigen Verließ des Todes, sondern führt durch die offene Pforte des Himmels in das Reich des Lebens: „Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben.“ (Joh 6,51) So ist die Eucharistie Gabe zum Heil und schützt vor dem Unheil. In der theologischen Debatte wird zunehmend die existentielle Bedeutung der Eucharistie als Gnadengabe, als göttliche Medizin gegen das Scheitern des Menschen in Frage gestellt. Der Aufweis der realen Möglichkeit des Scheiterns des Menschen, wie es Christus selbst in vielfältiger Weise mahnend hervorhebt, wird als unzumutbare, menschenfeindliche „Drohbotschaft“ zurückgewiesen. An diese Stelle tritt oftmals eine Renaissance der „Apokatastasis-Lehre“ (Lehre von der „Allversöhnung“) auf niedrigem populärwissenschaftlichem Niveau, die die Gefahr des Scheiterns vor Gott ausschließt und stattdessen im letzten von einer Art „Heilsautomatismus“ ausgeht. Diese Sichtweise ist unvereinbar mit den Grundaussagen Christi und wiegt die Gläubigen in einer trügerischen Selbstsicherheit. Die Eucharistie als das „die tödliche Not wendende“ Gnadenmittel und Stärkung gegen die Gefahr des Scheiterns verliert in diesem Denken ihren Lebensbezug und ihre Lebensbedeutung für das Ringen des Menschen auf seiner Pilgerschaft durch die Geschichte. Folgende Fragen sollten theologisch bearbeitet werden: 1. Gibt es die Möglichkeit, sein Leben endgültig vor Gott zu verfehlen? 2. Auf welche Weise ist die Eucharistie eine „göttliche Medizin“ gegen den Tod? 7. These: Die Bedeutung der Eucharistie für den „Leib Christi“, die Kirche: Festigung der Gemeinschaft und missionarischer Auftrag Die Eucharistie ist aber nicht nur göttliche Stärkung und „Medizin der Unsterblichkeit, Gegengift gegen den Tod“10 für den einzelnen Gläubigen, um ihn selbst zu heiligen. Sie trägt in ihrem innersten Wesen immer auch einen ekklesiologisch-communialen Charakter in sich. Das eucharistische „Innewohnen“ Christi in jedem Gläubigen ist das verbindende Band auch zwischen allen Gläubigen, festigt so die schon in der Taufe geschenkte Einheit und führt sie zur vollkommenen Einheit. Darum schreibt Paulus: „Ein Brot ist es. Darum sind wir viele ein Leib, denn wir alle haben teil an dem einen Brot“ (1 Kor 10,16-17). Eine solche sakramentale Verfestigung der Gemeinschaft durch das „Innewohnen“ Christi selbst ist mehr als eine rein menschliche, emotional bestimmte Gemeinschaftserfahrung. Aus diesem Geschenk der Eucharistie erwächst für den einzelnen Gläubigen wie für den ganzen „Leib Christi“ auch eine verpflichtende Aufgabe, die den Wesenskern von Kirche berührt. Die Eucharistie ist auch Stärkung für den heilsvermittelnden, d.h. missionarischen Weltdienst des 10 Ignatius von Antiochien, „Epistula ad Ephesios”, 20,2 (PG 5,661). 17 einzelnen Gläubigen wie auch der Gemeinschaft der Kirche. Der „Leib Christi“ mit seinem „Haupt“ soll „Brot für die Welt“ sein. Nicht nur der einzelne eucharistisch beschenkte Gläubige, sondern die ganze Gemeinschaft der Kirche ist in und für die Welt in besonderer Weise ein „Tabernakel“ Christi, in dem das „Brot des Himmels“ ruht. Dieser Tabernakel soll sich öffnen, um die hungernde Welt mit dem „Brot des Himmels“ zu speisen: „Gebt ihr ihnen zu essen!“, d.h.: Reicht weiter, was ihr empfangen habt: Gemeinschaft mit dem Gott des Lebens! Dadurch wird die Kirche, wenn sie diesen missionarischen Dienst erfüllt, zum Sakrament (LG 1) für die Welt. In der gegenwärtigen theologischen Debatte besteht die Gefahr, die Verbindung zwischen Eucharistie und missionarischen Grundauftrag der Kirche in Frage zu stellen, indem die Missionsaufgabe des „Leibes Christi“ auch von religionspluralistisch orientierten Theologen innerhalb der Kirche mitunter untergraben wird. Der Sendungsauftrag der Kirche, die Missio, wird nicht selten als gefährliche und überhebliche Intoleranz gegenüber den anderen Religionen dargestellt und der Wahrheitsanspruch des Christentums als unzeitgemäß und dem Religionsfrieden abträglich verworfen. Ferner tritt gerade in der pastoralen Praxis nicht selten die theologische Lehre von der sakramentalen Auferbauung des „Leibes Christi“ durch die Eucharistie zugunsten des Versuchs zurück, „Gemeinschaft“ durch stark emotionalisierende und theologisch oberflächliche „Events“ zu bilden. Die religiöse-kirchliche Bindungskraft dieser sicherlich pastoral gut gemeinten Versuche, ist meist gering oder nicht lang anhaltend. Folgende Fragen sollten theologisch bearbeitet werden: 1. Welche Bedeutung kommt der Eucharistie zur Festigung der kirchlichen Gemeinschaft zu? 2. Warum gehört die Mission zum Wesenskern der Kirche? 3. Welche Bedeutung kommt der Eucharistie für den missionarischen Grundauftrag der Kirche zu? 8. These: Eucharistie und Weihepriestertum: „die Apostolizität der Eucharistie“ Johannes Paul II. betont 2003 lehramtlich nochmals die von Christus selbst gewollte wesensmäßige und unauflösliche Verbindung zwischen dem Sakrament der Eucharistie und dem Weihepriestertum, ihre unlösbare Verankerung in der apostolisch-hierarchischen Sukzession: „Das Weihepriestertum ist unersetzlich, um gültig die eucharistische Konsekration an das Kreuzesopfer und an das Letzte Abendmahl zu binden.“11 Johannes Paul II. verdeutlicht dies, indem er von der „Apostolizität der Eucharistie“12 spricht. Dieses Sakrament ist im Abendmahlsaal den Aposteln anvertraut worden, um die Eucharistie in seinen Namen nach seiner Himmelfahrt weiter auszuspenden. Dies macht Christus selbst auch im Einsetzungsakt deutlich: Er lädt in den Abendmahlsaal nur die Apostel ein, nicht aber den weiteren Jüngerkreis, die Frauen, die ihn begleiten, selbst seine Mutter ist nicht im Abendmahlsaal. Christus tut dies nicht, weil er die anderen weniger liebt oder weil er sie ausgrenzen möchte, sondern weil er bestimmt hat, dass nur diese Apostel in seinem Namen und seiner Vollmacht später Vorsteher und Spender dieses Sakramentes sein sollen. In diesem Abendmahlsaal überträgt er als sein Vermächtnis die Vollmacht für dieses Sakrament nur den Aposteln. Um dies zu verdeutlichen, lädt er eben nur die Apostel ein. 11 Johannes Paul II., Enzyklika „Ecclesia de Eucharistia”, Rom 2007, 29. 12 Ebd. 28. 18 Die eucharistische Vollmacht haben die Apostel durch Christus selbst in der Weihe ihren Nachfolgern im Bischofs- und Priesteramt weitergegeben. Durch diese Sukzession, die ununterbrochen auf die Tage der Apostel und schließlich auf Christus als dem Quellgrund der Vollmacht zurückgeht, besitzt auch heute nur der gültig geweihte Priester die Vollmacht zum sakramentalen Vollzug der Eucharistie. Sonst niemand! Dies bedeutet ein Zweifaches: Die Gemeinde braucht zum Vollzug der Eucharistie einen Priester. Diesen kann sie sich aber nicht selbst geben. Die Gemeinde selbst ist nicht Träger der eucharistischen Vollmachten, kann daher auch nicht wie in den evangelischen Gemeinden einen aus ihrer Mitte erwählen und mit diesen Vollmachten ausstatten. Es ist nach dem Willen Christi der Bischof als Träger dieser apostolischen Vollmachten, der mittels des Weihesakramentes einen neuen Priester einsetzt und ihm die Vollmacht überträgt, der Eucharistie vorzustehen. Durch diese Übertragung der eucharistischen Vollmacht durch Christus allein auf die Apostel und ihre Nachfolger beauftragt er selbst den Priester, der in dieser Sukzession steht, zum heilsvermittelnden Dienst. Durch den Priester möchte Christus die eucharistische Gabe den Gläubigen schenken - vermitteln. Die Eucharistie ist damit „der wesentliche und zentrale Seinsgrund für das Sakrament des Priestertums, das ja im Augenblick der Einsetzung der Eucharistie und zusammen mit ihr gestiftet worden ist“.13 Die Konzilsväter des II. Vaticanum formulieren in LG 10, um die unverzichtbaren Wesenselemente des Weihepriestertums als Mittlerdienst im Kontext der Eucharistie herauszustellen, wie folgt: Es sei der geweihte Priester „der in der Person Christi das eucharistische Opfer vollzieht und es im Namen des ganzen Volkes Gott darbringt.“ Hier klingen die zwei Wesenselemente des Priestertums durch: Der Priester handelt in der „repraesentatio Christi capitis“ bzw. „in persona Christi capitis“ der Gemeinde gegenüber. Dieses sakramentale „in persona Christi capitis“ bedeutet mehr als nur im Namen oder in Stellvertretung Jesu Christi. In persona, d.h. in der spezifischen, sakramentalen Identifizierung mit dem ewigen Hohenpriester, der Urheber und hauptsächliches Subjekt seines eigenen Opfers ist, bei dem er in Wahrheit von niemanden ersetzt werden kann.“14 Der Priester handelt also bei der Eucharistiefeier in seiner Wesensbestimmung der sakramentalen personalen repraesentatio Christi capitis. Er ist dabei nicht nur das Abbild Christi des Hauptes der Gemeinde, sondern in ihm als Abbild ist das Urbild Christus real zugegen und handelt in und durch ihn, um die eucharistischen Heilsgaben der Gemeinde zu vermitteln. Das Priestertum beinhaltet in der Eucharistie aber nicht allein die repraesentatio Christi capitis, sondern ebenso die repraesentatio Ecclesiae vor Gott. In dieser repraesentatio Ecclesiae vor Gott trägt er deren Gaben und Gebete als ihr Repräsentant in ihrem Namen vor Gott und erbittet für sie im Hochgebet Segen und Leben. Er wird so auf sakramentale Weise nach dem Willen Christi zum Mittler und „Brückenbauer“ zwischen der Gemeinde und Gott. Betrachtet man unser katholisches Verständnis des Priestertums so wird auch hier wie schon bei den Fragen, was auf dem Altar geschieht, was der Gläubige bei der Kommunion empfängt, wiederum der ökumenische Dissens offenkundig. Die protestantischen Kirchengemeinschaften lehnen das Weihesakrament und mit ihm den Heilsvermittlungsdienst des Priesters sowie auch die Übertragung der Vollmachten durch die apostolische Sukzession ab. In dem Schreiben der EKD „Abendmahl. Eine Orientierungshilfe zu Verständnis und Praxis des Abendmahls in der evangelischen Kirche“ (2003) heißt es ausdrücklich: „Nach evangelischem Verständnis ist die Ordination zum Pfarramt keine Weihe, die eine besondere Fähigkeit im Blick auf das Abendmahl 13 Johannes Paul II., Apostol. Schreiben „Dominicae Cenae“, Rom 1980, 2: AAS 72 (1980),115. 14 Ebd. 8: AAS (1980), 128-129. 19 und seine Elemente vermittelt. Es wird vielmehr daran festgehalten, dass jeder Christenmensch die Feier leiten und die Einsetzungsworte sprechen kann, weil er durch die Taufe Anteil an dem ganzen Heilswerk Christi bekommt und ohne einen besonderen priesterlichen Mittler Zugang zu Gott hat.“15 Hier wird klar ersichtlich, dass – ökumenisch gesehen – über die fundamentalen Fragen im Kontext des Priestertums keine Einheit besteht. Hierin liegt ein gewichtiger Grund für die Ablehnung der Interzelebration. Es verlangt daher auch die Liebe und Treue des Priesters zu Christus, dass er den Willen Christi, seine Lehre über die Form der Weitergabe der eucharistischen Vollmachten respektiert und achtet und darum auf die Interzelebration verzichtet. Doch auch innerkirchlich ist das katholische Priesterbild in eine tiefe Krise geraten, die stark durch die theologischen Verwerfungen in der Ekklesiologie beeinflusst ist. Unverkennbar sind dabei - wie schon in der Ekklesiologie - protestantisierende Tendenzen. Der Gedanke des Priesters als heilsvermittelnder „Brückenbauer“ Christi auf Grund der zweifachen Repräsentation (repraesentatio Christi capitis und repraesentatio Ecclesiae) ist in der gegenwärtigen Debatte heftig umstritten und wird nicht selten als theologisch „überholt“ und als „reaktionär“ erachtet. Damit einhergehend wird ähnlich wie im Protestantismus auch in einem zunehmenden Maße die katholische Lehre von der seinsmäßigen Einprägung des sakramentalen Mals abgelehnt, wonach der Geweihte unauslöschlich mit Christus dem Haupt verähnlicht wird. Diese ontologische Verähnlichung ist jedoch erst die Voraussetzung der Möglichkeit, um die priesterlichen Funktionen ausüben zu können („agere sequitur esse“). Dadurch wird der Priester seiner sakramentalseinsmäßigen Verankerung und damit einhergehend im letzten auch seiner besonderen heilsvermittelnden Aufgabe beraubt. Er droht zu einem gewählten entsakramentalisierten „Funktionär“ zu werden. Dies führt schließlich auch zu einer fast zwangsläufigen Infragestellung der nach katholischem Verständnis besonderen und einzigartigen Verbindung der Eucharistie zum Weihepriestertum. Es ist daher dringend notwendig, dieser das Mark des Priestertums erschütternden Entwicklung entgegenzutreten. Folgende Fragen sind daher theologisch zu bearbeiten: 1. Was ist ein Priester? 2. Worin unterscheidet sich das Weihepriestertum vom gemeinsamen Priestertum? 3. Welche Bedeutung hat die apostolische Sukzession für die Feier der Eucharistie? 9. These: Die Eucharistie setzt die volle kirchliche Gemeinschaft voraus: die Frage der Interkommunion Die Feier der Eucharistie „kann nicht der Ausgangspunkt der Gemeinschaft sein, sondern sie setzt diese vielmehr als existent voraus, um sie zu stärken und zur Vollkommenheit zu führen“16. Sie ist vielmehr „die höchste sakramentale Darstellung der Gemeinschaft“17, der kirchlichen Communio. Damit die Eucharistie diese höchste sakramentale Darstellung der Gemeinschaft sein kann, setzt dies voraus, dass diese Einheit der Gemeinschaft schon gegeben ist, d.h. Eucharistiegemeinschaft 15 EKD, Abendmahl. Eine Orientierungshilfe zu Verständnis und Praxis des Abendmahls in der evangelischen Kirche, 5 2008 , 55. 16 Johannes Paul II., Enzyklika „Ecclesia de Eucharistia”, Rom 2003, 35. 17 Ebd. 38. 20 setzt volle Kirchengemeinschaft voraus. Die Feier der Eucharistie kann nicht eine Einheit „vorspielen“, die in Wirklichkeit nicht oder nur partiell existiert. Im ökumenischen Kontext bedeutet dies: Durch die gemeinsame Taufe werden alle Christen von Gott als seine Kinder adoptiert und in die „Familia Dei“ hineingenommen, so dass sie auch untereinander wahrhaft Brüder und Schwestern im Herrn sind, die einen gemeinsamen Vater haben: Gott. Darum können alle Getauften auch miteinander das „Vater unser“ mit vollem Recht beten. Dieses unsichtbare Seinsband mit Christus und unter allen Getauften besteht. Das II. Vaticanum hebt jedoch in LG 14, die von Anfang an geltende apostolische Lehre hervor, dass nach Christi Willen zur vollen kommunialen Einheit mit ihm nicht nur dieses unsichtbare Band, sondern auch die sichtbaren Bänder gehören, die er ebenso selbst gestiftet und als konstitutiv angesehen hat: „Jene werden der Gemeinschaft der Kirche voll eingegliedert, die, im Besitze des Geistes Christi, ihre ganze Ordnung und alle in ihr errichteten Heilsmittel annehmen und in ihrem sichtbaren Verband mit Christus, der sie durch den Papst und die Bischöfe leitet, verbunden sind, und dies durch die Bande des Glaubensbekenntnisses, der Sakramente und der kirchlichen Leitung und Gemeinschaft.“ (LG 14) Zur vollen Einheit mit Christus und der von im gestifteten Gemeinschaft zählen daher konstitutiv sowohl das unsichtbare als auch das sichtbaren Band. Die volle Einheit ist demnach nicht erreicht, wenn ein Mensch, zwar in den „Leib Christi“ durch die Taufe hineingenommen ist, aber das von Christus als dem Haupt des Leibes verkündete Grundgesetz für seinen „Leib“ und seine Lebensaufgaben nicht oder nur partiell annimmt und lebt. In diesem Fall kann man nicht von einer vollen Einheit mit Gott und untereinander sprechen. Darum wäre eine Eucharistiefeier im Rahmen von Interzelebration und Interkommunion ein Widerspruch an sich. Der Weg zur gemeinsamen Eucharistiefeier als Zeichen der wirklichen Einheit kann nur über den Weg der Wahrheit führen. Eine wie auch immer geartete ekklesiologische These von der „versöhnten Verschiedenheit“, wie sie immer stärker Raum in der theologischen Debatte findet, klammert die entscheidende Frage nach der Wahrheit, die Frage „Quid Christus vult?“ aus. Sie suggeriert eine „Einheit“, die nicht vorhanden ist, und lähmt im letzten die wirklichen ökumenischen Bemühungen um eine Verständigung in einem „Konsens der Wahrheit“. Folgende Frage sollte theologisch bearbeitet werden: Welche Bedeutung hat das unsichtbare und sichtbare Band für die Einheit der Kirche? 10. These: Die eschatologische Dimension der Eucharistie: das Opfermahl als sakramentale Vergegenwärtigung des zukünftigen Hochzeitsmahles Ein unverzichtbares Wesensmerkmal der Eucharistiefeier ist ihre eschatologische Perspektive. Der Empfang Christi, der das „Brot des Lebens“ (Joh 6,35) ist, ist ein „Vorgeschmack der von Christus versprochenen vollkommenen Freude... Wer sich von Christus in der Eucharistie nährt, muss nicht das Jenseits erwarten, um das ewige Leben zu erlangen: er besitzt es schon auf Erden, als Erstlingsgabe der zukünftigen Fülle... Mit der Eucharistie nehmen wir sozusagen das Geheimnis der Auferstehung in uns auf.“18 Die Eucharistie ist demnach nicht nur eine sakramentale Wiedervergegenwärtigung des Kreuzesopfers auf Golgota, sondern sie ist in einem sakramentalen Sinn auch eine Vergegenwärtigung des Zukünftigen: des ewigen Hochzeitsmahles. Dort wo Christus als Sohn Gottes und Herr über die Zeit gegenwärtig ist, da wird nicht nur die trennende Grenze der Vergangenheit, sondern auch die Grenze hin zum Zukünftigen sakramental aufgehoben. Darum 18 Johannes Paul II., Enzyklika „Ecclesia de Eucharistia“, Rom 2003, 18. 21 feiern wir im Sakrament der Eucharistie auch mit unseren im Glauben Heimgegangenen, mit unseren Verstorbenen zusammen die Eucharistie als ewiges Hochzeitsmahl. Denn dort wo Christus als Quelle des Lebens gegenwärtig ist, sind auch unsere Verstorbenen. Ist aber Christus in der Eucharistie zugegen, so sind auch unsere Verstorbenen unter uns. So wird die Eucharistie zu einer allkosmischen, allumfassenden Danksagung an Christus, unseren Soter. Johannes Paul II. greift diesen Gedanken auf: „Während wir das Opfer des Lammes feiern, vereinen wir uns mit der himmlischen Liturgie (...). Die Eucharistie ist wahrhaftig ein Aufbrechen des Himmels, der sich über der Erde öffnet. Sie ist ein Strahl der Herrlichkeit des himmlischen Jerusalems, der die Wolken unserer Geschichte durchdringt und unseren Weg mit seinem Licht bescheint.“19 Die Eucharistie in dieser eschatologischen Dimension als Vergegenwärtigung des zukünftigen Hochzeitmahles ist in der theologischen Debatte, aber auch in der Praxis sehr in den Hintergrund getreten oder wird mitunter gar als „archaisch zurückgebliebenes Denken“ disqualifiziert. Diese Entwicklung hängt wie schon zuvor in der Frage nach der sakramentalen Wiedervergegenwärtigung des Kreuzesopfers auf Golgota nicht zuletzt mit der Infragestellung der einzigartigen heilsvermittelnden Identität Christi als wahrer Mensch und wahrer Gott zusammen. Folgende Fragen sollten theologisch bearbeitet werden: 1. Was ist die eschatologische Dimension der Eucharistie? 2. Warum ist eine sakramentale Vergegenwärtigung des zukünftigen Hochzeitsmahls in der Eucharistiefeier möglich? 2. Katechtisch-liturgische Reflexionen 2.1 „Wollt auch ihr weggehen?“ (Joh 6,67). Eine Meditation über die von Christus gewählte Form der Eucharistiekatechese in der Synagoge von Kafarnaum (Joh 6,22-66) In seinem Dokument „Lumen Gentium“ (Nr.11) schreibt das II. Vaticanum: Die Eucharistie ist „die Quelle und der Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens.“ Doch die pastorale Realität in der wir stehen, zeigt oftmals etwas ganz anderes. Wir erleben in unseren Gemeinden auf schmerzhafte Weise immer öfter, dass für viele Katholiken die Eucharistie nicht mehr die Quelle und der Höhepunkt ihres Lebens ist. Bildhaft könnte man für die gegenwärtige pastorale Situation auf das Nietzsche-Wort zurückgreifen: „Dabei ist das Eis, das uns noch trägt, so dünn geworden: wir fühlen alle den warmen unheimlichen Atem des Tauwindes – wo wir noch gehen, da wird bald niemand mehr gehen können!“20 Wir geraten in einen inneren Zwiespalt. Einerseits erleben wir wie sehr die Menschen, die uns anvertraut sind, den Zugang zum eucharistischen Geheimnis verloren haben, sich von ihm abwenden, weggehen. Andererseits aber haben wir von Christus selbst den Auftrag erhalten: „Gebt ihr ihnen zu essen!“ (Lk 9,13a) Dann stehen wir vor der Frage: Wie können wir Menschen die Quelle des Lebens, die Eucharistie, wieder neu erschließen? Und hier beginnen unter uns die Schwierigkeiten, die nicht selten zu offenem Streit über den richtigen Weg untereinander führen, die uns nicht selten entzweien und unser gemeinsames Zeugnis von der Eucharistie verdunkeln – gerade dann, wenn der Streit in der Öffentlichkeit ausgetragen wird. 19 Ebd. 19. 20 Nietzsche, Friedrich, Werke in drei Bänden, Bd. 3, München 1954, 31. 22 Manchmal wenden sich Menschen angesichts der offenen Streitigkeiten unter Priestern auch von der Kirche ab. Unsicherheit, Verwirrung machen sich unter den Gläubigen breit: Was ist wahr? Woran sollen wir glauben? Worauf können wir unser Leben aufbauen, wenn sich die Priester noch nicht einmal über ihren Glauben einig sind, wenn Nachbarpfarrer in grundlegenden Glaubensfragen nicht übereinstimmen. All das macht es schwer, dem Verkündigungsauftrag Christi wirkungsvoll und überzeugend nachzukommen. Darum ist es notwendig, dass wir eine neue Form der Diskussionskultur untereinander entwickeln und unsere Streitigkeiten nicht nach außen hin tragen. Weiterhin dürfen wir untereinander den anders denkenden Mitbruder nicht einfachhin den guten Willen absprechen. Ich glaube sagen zu dürfen, dass uns doch bei aller Unterschiedlichkeit eines eint: Die tiefe, redliche pastorale Sorge, Menschen zu Gott zu führen. Diese Achtung voreinander muss unsere Diskussionskultur prägen: auch und gerade in der Frage nach dem rechten Weg, die Eucharistie im Sinne Christi heute zu verkünden. Wo ist ein Vorbild, an dem wir uns orientieren können? Wir finden es in der eucharistischen Brotrede Jesu in der Synagoge von Kafarnaum (Joh 6,22-72). Da sitzen sie vor ihm in der Synagoge: Neugierige, Jünger, Gegner, Suchende, Zweifelnde und Nichtgläubige. Er redet offen, gelegen oder ungelegen, ohne Ängstlichkeit, ohne Taktieren über das Sakrament der Eucharistie und seiner Bedeutung. Er verschweigt nichts, verkürzt nichts, legt ihnen die ganze Fülle der Gnadengabe dar: „Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, ich gebe es hin für das Leben der Welt. (...) Mein Fleisch ist wirklich eine Speise, und mein Blut wirklich ein Trank.“ (Joh 6,48.51b.53-56) Diese offenen Worte Jesu zeigen seine Liebe zum Menschen, zeigen aber auch die Würde des Menschen, die Gott ihm zukommen lässt. Er hält ihn für würdig, das Geheimnis der Eucharistie geoffenbart zu bekommen. Der Mensch hat in seinen Augen das Recht, die ganze Wahrheit über die Eucharistie zu erfahren: unverfälscht, unverkürzt. Christus erwartet von den Menschen eine wohl überlegte Lebensentscheidung. Die Voraussetzung dafür ist, dass die Menschen nicht im Unklaren über seine Botschaft von der Eucharistie gelassen werden. Gott hat den Mut, den Menschen diese eucharistische Wahrheit in ihrer Ganzheit zu zumuten, weil er weiß, dass nur so der Mensch zu einer mündigen Entscheidung kommen kann, die nicht durch Halbwahrheiten und Verschweigen unfrei ist. Wenn es auch für Christus sicher sehr schmerzlich ist, er nimmt dafür auch in Kauf, dass Menschen sich gegen ihn und seine Botschaft entscheiden, sich über ihn empören: „Was er sagt, ist unerträglich. Wer kann das anhören?“ (Joh 6,60) Ja, er lässt es zu, dass viele weggehen. Er fragt selbst die Zwölf: „Wollt auch ihr weggehen?“ (Joh 6,67). Gottes Sohn hat den Mut, seine eigene Ohnmacht an dieser Stelle anzunehmen, wo Menschen sich gegen ihn und seine Liebe in Freiheit entscheiden. Er respektiert ihre Freiheit - mit Schmerzen. Christus lässt Menschen auch gehen, wenn sie seinen Lebensweg nicht mehr beschreiten wollenohne dass seine Liebe zu ihnen geringer wird. Er nimmt aber nichts von seiner Botschaft zurück, nur um sie mit allen Mitteln bei sich zu halten. Er möchte keine Verbindung mit dem Menschen, die auf Unwahrhaftigkeit beruht. Eine solche Verbindung würde den Menschen entwürdigen und entmündigen. Er lässt sich von Mehrheiten aus Angst oder Bequemlichkeit nicht manipulieren, macht seine Verkündigungsinhalte in der Synagoge nicht von der Zustimmung der Massen abhängig, kreiert keine verstümmelten Halbwahrheiten um Beifall erhaschen. Das ist also ist der Weg Jesu Christi in der Verkündigung der Eucharistie. Christus ist aber der Hohepriester, wie der Hebräerbrief ihn nennt, das Vorbild, das „Urbild“ jeder priesterlichen Existenz – auch unserer. Sein Tun, seine Form der Verkündigung haben nicht nur vorbildhaften, 23 sondern bindenden Charakter auch für unser Tun, unsere Form der Verkündigung der Eucharistie, getreu dem Pauluswort: „Denn ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch überliefere.“ (1 Kor 11,23) 2.2 Katechetische Anmerkungen Es ist der bleibende Auftrag des Herrn, allen Menschen die Botschaft vom Heil in Christus zu verkünden: „Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.“ (Mt 28, 19-20b) Diesem Auftrag Christi müssen auch wir uns heute stellen: voll Mut und Hoffnung, denn er hat uns verheißen: „Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ Daraus ergeben sich für die Katechese im Kontext der Eucharistie folgende Grundthesen: I Grundthese: Katechese als vorgelebtes Glaubenszeugnis II Grundthese: Jeder Mensch hat das Recht die Wahrheit des Evangeliums zu erfahren Für die Eucharistiekatechese bedeutet dies: 1. These: Katechetische Bemühungen zum Thema Eucharistie leben davon, dass der Katechet selbst eine eucharistische Frömmigkeit vorlebt 2. These: Der Katechet steht im Dienst der Kirche, die ihn sendet und deren Glauben er verkündet. 3. These: Eine Katechese ohne Glaubensfreude ist sinnlos. – Verkündigung ist kein Job! 4. These: Evangelisierung vor Sakramentalisierung: Die Eucharistie-Katechese ist der Zielpunkt eines organischen Wachsens im Glauben 5. These: Mut zur Zumutung auch schwieriger Wahrheiten - Verzicht auf unterschwellige Angebote, die niemand mehr ernst nimmt 6. These: Glaube an Christus verlangt Entscheidung: Mut, Menschen auch weggehen zu lassen (vgl. Joh 6,67) 7. These: Ergänzung des Religionsunterrichts durch katechumenale Schritte in der Pfarrei 8. These: Der Priester und die Hauptamtlichen müssen in die Erstkommunionvorbereitung aktiv eingebunden sein 9. These: Der Priester, bzw. die hauptamtlichen Mitarbeiter suchen die Katecheten und Katechetinnen für die Erstkommunionvorbereitung selbstständig aus und schulen sie. 2.3 Liturgische Anmerkungen „Tut dies zu meinem Gedächtnis“: diesen Auftrag hat die Kirche treu bewahrt und in ihrer Liturgie entfaltet und gelebt. Sie tut dies im Bewusstsein, dass Liturgie ein vornehmlicher Ort des liebenden Gehorsams gegenüber diesem Auftrag ist. Zwar hat die Liturgie im Laufe ihrer Geschichte immer wieder gewachsene Veränderungen erfahren, sie ist jedoch dem einzelnen Liturgen objektiv vorgegeben und nicht subjektiv 24 anheimgestellt, auch wenn die nach dem Zweiten Vaticanum erneuerte Liturgie mehr Handlungsspielräume eröffnet. 1. These: Liturgie ist Ausdruck des Glaubens der Kirche an die Gegenwart Gottes Oft ist in den Pfarreien die Vorstellung vorhanden, dass die Liturgie eine Veranstaltung der Gemeinde ist, die vorbereitet, durchgeführt und reflektiert werden muss. Der Wert der Liturgie scheint von der Vorbereitung abzuhängen. Für viele Gottesdienstbesucher ist das subjektive Empfinden entscheidend: die ansprechende Predigt, die gute musikalische Gestaltung und das Gottesdienst-Motto. Es scheint darum zu gehen, was persönlich mitgenommen werden kann. Die Dimension, dass Gott in der Liturgie verehrt wird, ist wenig im Bewusstsein. Hier gilt es gerade in den Vorbereitungsgremien für die Gottesdienstgestaltung auf eine Haltung hinzuwirken, welche die Liturgie als Heiliges erkennen lässt, durch die der Glaube der Kirche an die Gegenwart Gottes zum Ausdruck kommt. 2. These: Der Liturge muss mit seiner Person den Inhalt der Liturgie bezeugen Zum Vollzug der Liturgie gehört eine umfassende Ausbildung, die einen gekonnten Umgang mit den liturgischen Formen ermöglicht. Die Gläubigen haben ein Gespür dafür, ob der Liturge wirklich glaubt, was er vollzieht, oder ob er etwas Angelerntes rein äußerlich reproduziert. Dies gilt in besondere Weise für den Priester, der in der Feier der Eucharistie in persona Christi capitis handelt. Papst Benedikt XVI. sprach in der Vigil zum Abschluss des Priesterjahres am 10. Juni 2010 davon, dass die Feier der Eucharistie Christus gestatte, das „Ich“ des Priesters zu benutzen, es zu ihm zu ziehen und ihn mit sich zu vereinen. So wird deutlich dass Christus selbst in und durch die Eucharistiefeier handelt, und dies im Priester sichtbar werden muss. Die Einübung in diese Haltung ist eine lebenslange Aufgabe für den Priester. Dritte These: Die aktive Mitfeier der hl. Messe muss gelernt werden Mitunter lässt sich beobachten, dass die Gläubigen der Messfeier wie einer Veranstaltung beiwohnen. Sie sind jedoch nicht Zuschauer, sondern Mitvollziehende. Dies hat das Zweite Vaticanum noch einmal durch den Begriff „participatio actuosa“ deutlich gemacht. Äußere Zeichen wie Kniebeuge, Kreuzzeichen und Antworten müssen erlernt werden und sich mit einer inneren Haltung verbinden. 4. These: Der Kirchenraum ist „heiliger Boden“ – der sakrale Raum Zum katholischen Glaubensverständnis gehört, dass es Orte und Räume gibt, die durch die Konsekration aus dem weltlichen und profanen Bereich herausgenommen werden. Ihre Bestimmung ist, der Gottesbegegnung einen besonderen Raum zu geben, ein Ort zu sein, an dem sich Himmel und Erde berühren. Diese Gegenwart Gottes erfährt durch den Herrn im Tabernakel ihren Höhepunkt. Die ästhetische und liturgische Gestaltung hat dem zu entsprechen, um dem Menschen diesen Ort in seiner Bestimmung zu erschließen. 5. These: Erstkommunionfeier Bei der Feier der Erstkommunion steht ausschließlich das Sakrament der Eucharistie im Mittelpunkt und soll von keinem anderen Thema überlagert werden. 25 2.4 Zugangswege zu Eucharistie und Anbetung 2.4.1 Anbetung ist die Grundhaltung allen Betens - „Kostet und seht, wie gütig der Herr ist“ (Ps 34,9) Anbetung heißt Staunen über Gottes unendliche Größe und Anerkennung unseres Geschöpf-Seins vor dem Schöpfer. Anbetung ist der Ausdruck unserer Freude an Gott und der Wunsch, dankbar und lobend vor ihm zu verweilen. Wir geben Antwort auf Gottes personale, liebende Zuwendung zu uns und suchen in der Anbetung die persönliche Beziehung zu ihm. Anbetend geben wir unserer Sehnsucht nach dem Herrn eine Blickrichtung und halten dieses Sehnen unter seinem Blick aus. Anbetung ist die Lust daran, sein Wesen zu betrachten und darüber zu meditieren. Anbetung ist die Fantasie, unserer Liebe zu Gott Ausdruck zu verleihen – absichtslos und ohne große Worte. Auch in der Fürbitte ist die Anbetung unsere grundlegende Perspektive. Wenn das Göttliche ins Zentrum der betenden Aufmerksamkeit rückt, werden die Nöte dieser Welt und unser Bitten von seinem Licht durchdrungen. Dieser Versuch einer Beschreibung der Anbetung als Grundhaltung allen Betens ließe sich weiter fortsetzen und mit der je eigenen, persönlichen Gebetserfahrung ergänzen. Um diese Grundhaltung in unseren liturgischen Räumen und Feiern – und ganz besonders in der Feier der Eucharistie und der eucharistischen Anbetung – zu fördern, ja vielleicht wieder neu zu entdecken, wird im Folgenden die Bedeutung der Stille, der Musik, der Kunst, der Schönheit und der Gebetsgebärden als Zugangswege zum Geheimnis der Eucharistie und damit zur Haltung der Anbetung beschrieben. Überall da, wo der Herr im Altarsakrament unter uns wohnt, soll es unser Anliegen sein, eine „Kultur der Anbetung“ zu pflegen. 2.4.2 Bedeutung der Stille Unsere Zeit ist geprägt von Hektik, Aktionismus und Reizüberflutung. Menschen suchen nach Orten der Mystik und Formen der Meditation, um ihr inneres Gleichgewicht wieder zu finden. „Gott ist ein Freund der Stille!“ schreibt die sel. Mutter Teresa von Kalkutta aus ihrer tiefen Gebetserfahrung. Wer Gott sucht, braucht die Möglichkeit zur Stille – im alltäglichen Leben wie auch in der Feier der Liturgie. Ob in Gemeinschaft oder im Alleinsein – für den einzelnen Beter, der die persönliche Beziehung zum Herrn sucht, ist die Stille Grundvoraussetzung, um in einer lauten Welt zur Ruhe und damit zu sich selbst kommen zu können. Nur wer ganz bei sich ist, kann sich in der Feier der Eucharistie und in der eucharistischen Anbetung dem Geheimnis der Gegenwart des Herrn öffnen. Wo Begegnung möglich ist, wächst Beziehung. Und wo Beziehung lebendig ist, da erschließt sich das Geheimnis der Gegenwart Jesu auf der Ebene des Herzens. Die Stille ist auch eine Einladung des Herrn an uns, sich bei ihm auszuruhen: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.“ (Mt 11,28) Unser absichtloses Dasein vor Jesus kann einen Raum der Heilung und Wandlung eröffnen. Wer seine Einladung annimmt, schweigt, lauscht und buchstäblich die Hände in den Schoß legt, der lässt an sich geschehen und überlässt sich dem Wirken Gottes. Sich der Stille zu öffnen und einfach vor Gott zu verweilen, hilft dem Betenden, in eine Haltung des Hörens zu finden. Vom Propheten Elija erzählt das Alte Testament, dass er die Gegenwart Gottes am Berg Horeb auf besondere Weise erlebte. Nicht im Sturm, nicht im Erdbeben, nicht im Feuer offenbarte sich Gott, sondern in einem sanften, leisen Säuseln. „Als Elija es hörte, hüllte er sein Gesicht in den Mantel, trat hinaus und stellte sich an den Eingang der Höhle.“ (1 Kön 19,13) 26 Öffnen sich unsere Ohren in der Stille für das Leise, das Verstummende, kann sich das Gehör des Herzens für die Begegnung mit dem Herrn auftun. Eine Zeit der Stille im Rahmen liturgischen Feierns ist auch ein Glaubenszeugnis davon, dass der Herr in den eucharistischen Gaben real gegenwärtig ist. Unser Schweigen ist Ausdruck des Staunens und der Verehrung. Gerhard Teerstegen bringt diese Glaubenserfahrung so ins Wort: „Gott ist in der Mitte. Alles in uns schweige.“ Als Gottsuchende sind wir „Freunde der Stille“ und dürfen in unseren Kirchen und liturgischen Feiern sorgsam großen Wert auf eine Atmosphäre der Ruhe und Zeiten der Stille legen. 2.4.3 Bedeutung der Musik „Qui cantat bis orat“ – „Wer singt, betet doppelt!“21 Dieser bekannte Ausspruch des Hl. Augustinus lädt dazu ein, über die Bedeutung der Musik und besonders des Gesanges für den Zugang zur Eucharistie und zur Anbetung zu reflektieren. Im Singen doppelt beten – ist damit ein tieferes, innigeres und ganzheitlicheres Gebet gemeint? Die Sprache der Musik vermag in der Beziehung zu Gott eine große Vielfalt auszudrücken: Freude und Dank, Lobpreis und Anbetung, Klage und Trauer, Bitte und Vertrauen. Durch das Zusammenwirken und Ineinander-Verwobensein von Klang, Melodie, Rhythmus und Sprache gewinnt das Gebet im Gesang eine Tiefendimension, die Augustinus als „doppelt beten“ umschreibt. Als wesentlicher Bestandteil der Liturgie – im Stundengebet der Kirche, in der Feier der Eucharistie, in allen Andachtsformen und besonders in der eucharistischen Anbetung – tragen die Musik und der Gesang elementar zur „Verherrlichung Gottes“ und zur „Heiligung der Gläubigen“22 bei, umso intensiver, je „enger sie mit der liturgischen Handlung verbunden“ (SC 112) sind. Der Katechismus hebt – im Sinn des Zweiten Vaticanum – drei Punkte hervor, auf die besonders zu achten sind: „auf die ausdrucksvolle Schönheit des Betens, die einmütige Beteiligung der Gemeinde zu den vorgesehenen Zeiten und den festlichen Charakter der Feier.“23 Im Bemühen, heute Menschen zum Geschenk der Eucharistie und zur Schönheit der Anbetung zu begleiten, kommt der Musik und dem Gesang als Zugangsweg zum Geheimnis ein ganz besonderer Stellenwert zu. Mehr noch als dem gesprochenen Wort gelingt es dem Klang von Musik, den Menschen im Innersten seiner Seele anzurühren, Sehnsucht nach dem Göttlichen in ihm zu wecken und das Gefühl von Ankommen, Heimkommen zu vermitteln. Im hörenden Einschwingen in die Musik und im Mitsingen von geistlichen Gesängen kann der Betende mit Gott in Beziehung treten und Ruhe, Geborgenheit und Frieden bei Gott erfahren. Die Worte und Melodien, die die Musik als Gebetshilfe bereitstellt, müssen daher „von ausdrucksvoller Schönheit“24 sein und mit der Lehre der Kirche übereinstimmen (SC 121). „Lasst in eurer Mitte Psalmen, Hymnen und Lieder erklingen, wie der Geist sie eingibt. Singt und jubelt aus vollem Herzen zum Lob des Herrn!“ (Eph 5,19) Versammelt sich die Gemeinde in der Feier der Eucharistie und in der eucharistischen Andacht um Christus, die Mitte unseres Glaubens, findet sie in der Musik und besonders im liturgischen Gesang einen Weg, um Verehrung und Anbetung zum Ausdruck bringen zu können. Ton, Klang, Rhythmus 21 Hl. Augustinus von Hippo, Predigten 336, 1, in: PL 38, 1472. Vgl. KKK 1157. 23 Ebd. 24 Ebd. 22 27 und Harmonie „transportieren“ Regungen und Bewegungen des Herzens, die Worte alleine nicht zu äußern vermögen. „Aus vollem Herzen“ (Eph 5,19) breitet der singend Betende oder der betend Singende sein Denken und Fühlen vor Gott aus. Anbetend beschreibt er das Wesen Gottes und seine Heilstaten, ruft ihn in vielfältigen Namen und Attributen an und drückt in Lob, Dank und Bitte seinen Glauben an ihn aus. Das gemeinschaftliche Gebet in der Liturgie findet durch die Musik und den Gesang zu einer größeren Einheit und Schönheit. „Die Liturgie wird nicht vom einzelnen, sondern von der Gesamtheit der Gläubigen getragen.“25 Das Singen führt eine Vielzahl von Stimmen zu einem Klang zusammen und lässt das Gebet der Kirche „wie Weihrauch“ vor das Angesicht Gottes aufsteigen (Psalm 141,2). 2.4.4 Bedeutung der Kunst Auf der Suche nach dem Geheimnis des Göttlichen und auf dem Weg zur gläubigen Anbetung Gottes kommt der Kunst eine außerordentliche Bedeutung zu. Seit jeher sucht die Kirche den Dialog und die Auseinandersetzung mit der Kunst, ist sie sich doch ihrer dringenden Notwendigkeit in der Verkündigung des Evangeliums und in der Deutung menschlicher Wirklichkeitserfahrung bewusst. In seinem „Brief an die Künstler“ schreibt Papst Johannes Paul II.: „Liebe Künstler! Die Schönheit, die ihr an die Generationen von morgen weitergebt, möge so beschaffen sein, dass sie in ihnen das Staunen weckt! Angesichts der Heiligkeit des Lebens und des Menschen, angesichts der Wunder des Universums ist die einzig angemessene Haltung die des Staunens.“26 Kunst spricht den Menschen auf allen Ebenen seiner Sinnhaftigkeit an und erreicht tiefe Schichten seiner Ahnung und Erkenntnis transzendenter Wirklichkeit. Gelingt es ihr, die Schönheit mit dem Wahren und Guten zu vereinen, führt sie den Betrachter in die Haltung des Staunens. Auf dem Nährboden des Staunens kann echter Glaube wachsen. Und Glaube drängt den Menschen als Beziehungswesen zur Anbetung. Das Zweite Vaticanum schreibt in der Konstitution über die hl. Liturgie Sacrosanctum Concilium: „Zu den vornehmsten Betätigungen der schöpferischen Veranlagung des Menschen zählen mit gutem Recht die schönen Künste, insbesondere die religiöse Kunst und ihre höchste Form, die sakrale Kunst. Vom Wesen her sind sie ausgerichtet auf die unendliche Schönheit Gottes, die in menschlichen Werken irgendwie zum Ausdruck kommen soll, und sie sind um so mehr Gott, seinem Lob und seiner Herrlichkeit geweiht, als ihnen kein anderes Ziel gesetzt ist, als durch ihre Werke den Sinn der Menschen in heiliger Verehrung auf Gott zu wenden.“ (SC 122) Demnach kommt es in der sakralen Kunst zu allererst darauf an, die „unendliche Schönheit Gottes“ (SC 122) zu umschreiben und erahnen zu lassen. Der schöpferische Mensch, gottebenbildlich in seinem künstlerischen Ausdruck, verleiht seinem Werk den Glanz göttlicher Schönheit. Was in diesem Sinne schön ist, das ist auch wahr und gut. Ein weiterer Maßstab für sakrale Kunst ist, dass sie „Gott, seinem Lob und seiner Herrlichkeit geweiht“ ist. Der Künstler verkündet Gottes Größe und ehrt ihn durch sein Werk. Schließlich hat religiöse und sakrale Kunst zum Ziel, den Betrachter ganzheitlich zu berühren, Fragen in ihm zu wecken, ihn zum Staunen zu bringen und so „den Sinn des Menschen in heiliger Verehrung auf Gott zu wenden“ (SC 122). 25 26 Guardini, Romano, Vom Geist der Liturgie, Freiburg/Br. 1959, 45. www.vatican.va/holy_father/john_paul_ii/letters/documents/hf_jp-ii_let_23041999_ artists_ge.html. 28 Auf diesem Weg führt die Kunst – gleichsam wie eine Brücke – geradewegs zum Geheimnis des Glaubens und zum Bedürfnis, dieses Geheimnis anzubeten, hin. „Die wahre sakrale Kunst versetzt den Menschen in Anbetung, in Gebet und Liebe zu Gott dem Schöpfer und Retter, dem Heiligen und Heiligmachenden.“27 2.4.5 Bedeutung der Schönheit Betritt man einen sakralen Raum, ist man oftmals allein von seiner Stimmung ergriffen. Architektur, Lichtverhältnisse, Gerüche und Farben schaffen in ihrem Zusammenspiel eine Atmosphäre, die das Heilige erahnen lässt und den Betrachter zum Ankommen und Staunen einlädt. In einer Zeit, die durch Medien und Technik den Menschen mit Materiellem und schnell wechselnden Bildern überflutet, ist es besonders lohnenswert, bei der Gestaltung liturgischer Räume achtsam zu sein und eine Atmosphäre zu schaffen, die es den Sinnen ermöglicht, zur Ruhe zu kommen und sich von wenigen schlichten Zeichen ansprechen zu lassen. Für unsere Überlegungen über eine angemessene Gestaltung ist dies eine maßgebend: das Zeichen, das Jesus gewählt hat, um unter uns gegenwärtig zu sein. Das eucharistische Brot, ungesäuert aus Mehl und Wasser gebacken, ist an Einfachheit kaum zu übertreffen. In einem so schlichten Zeichen ist der Herr gegenwärtig – in jeder Heiligen Messe und damit im Tabernakel und in der eucharistischen Anbetung. Gleichzeitig ist er in diesem Stückchen Brot das Zentrum unserer gläubigen Aufmerksamkeit. Alle unsere Versuche, den sakralen Raum für die Feier der Eucharistie und für die eucharistische Anbetung zu gestalten, sollten dem kostbaren Geheimnis der Eucharistie entsprechen. Unsere Bemühungen um eine ästhetische Gestaltung sind immer auch Ausdruck unserer Verehrung der Eucharistie und ein Teil der Verkündigung. Jedes Zeichen, jede Blume oder Kerze ist letztlich ein Zeugnis unserer Liebe zu Jesus Christus. Edle Einfachheit möge der Maßstab sein, damit jeder und jede einzelne mit allen Sinnen genügend Raum hat, sich dem Wesentlichen zuzuwenden und sich betend zu entfalten. 2.4.6 Bedeutung der Haltungen und Gebärden Wo der Mensch in Beziehung tritt – zur Schöpfung, zum Mitmenschen, zum Göttlichen – teilt er sich mit und drückt sich auf verschiedene Weise aus. In der Liturgie nehmen wir Beziehung mit Gott in Jesus Christus auf. Neben den Ausdrucksformen der Sprache und der Musik spielt dabei die Dimension der leibhaften Bewegung eine wichtige Rolle. „Unser Leib ist entscheidender Ort unserer Gottesbegegnung.“28 Das Buch der Psalmen, das sowohl für die Juden, als auch für die Christen von Anfang ein Gebetbuch ist, lässt erahnen, wie wichtig die Sprache des Leibes im liturgischen Leben des Volkes Israel war. Dort finden wir das Stehen vor dem Herrn (Ps 24,3) das Sich-Niederwerfen (Ps 99,9), das Sich-Verneigen (Ps 95,6) und Niederknien (Ps 95,6), das Schreiten (Ps 26,6), das Klatschen (Ps 47,2) und das Erheben der Augen (Ps 123,1), um einige wichtige Beispiele zu nennen. Auch aus der christlichen Liturgie und Gebetspraxis ist der Ausdruck des Leibes nicht wegzudenken. 27 28 KKK, 2502. Grün, Anselm / Reepen, Michael, Gebetsgebärden, Bd. 46, Münsterschwarzach 1988, 9. 29 Je bewusster und sinnerfüllter wir die liturgische Sprache unseres Körpers vollziehen, umso mehr kann sie lebendiger Ausdruck des Glaubens und ein echter Weg zum Dialog mit Gott sein. Im Rahmen der Eucharistiefeier und der eucharistischen Anbetung finden sich zahlreiche Haltungen und Gebärden, die von ihrer Bedeutung her verstanden und verinnerlicht werden müssen, damit sie dem Gläubigen (wieder) zum ganzheitlichen Ausdruck seiner Hinwendung zu Gott werden und zugleich in seinem Inneren einen Eindruck vom Geheimnis seiner Gegenwart hinterlassen. Dabei ist zu beachten, dass die Haltungen und Gesten innerhalb unserer Liturgie gewachsen sind und jahrtausend alte Erfahrungen widerspiegeln und als Zeichen der Gemeinschaft der Kirche zu respektieren sind. Das Stehen ist die Grundhaltung der Liturgie. Wir richten uns in der Begegnung mit Gott auf, um Achtung, Ehrerbietung und Aufmerksamkeit zum Ausdruck zu bringen. Aufstehen und Stehen zum Gebet kann also heißen: „Ich stelle mich mit meinem ganzen Sein vor Dich hin, Gott – trete ein in die Beziehung mit Dir. Ich bin wach und bereit zum Hören.“ Als Christen, die wir auf Christus getauft sind, ist die aufrechte Haltung außerdem Symbol für die Teilhabe an der Aufer-steh-ung Jesu, für das Stehen in der Erlösung durch ihn. Auch das Knien ist in der Feier der Liturgie und besonders in der Verehrung der Eucharistie eine elementare Haltung. Im Knien macht sich der Beter vor der Größe Gottes bewusst klein. Ebenso kann das Knien ein Zeichen der Reue und Buße sein. Besonders aber drückt das Knien inständiges Beten aus, wie Jesus es in der Ölbergnacht tat. Allein durch die Haltung des Leibes kann ein lebendiger Dialog mit Gott entstehen, ein Dialog ohne Worte.29 Besonders bei der Verehrung der Eucharistie kann das Knien für den Beter hilfreich sein. Es ist Ausdruck und Zeugnis des Glaubens, dass Gottes Liebe in der Eucharistie greifbar nahe ist. „Seine Liebe lässt mich in die Knie gehen.“ Die Kniebeuge als Gebetsgebärde beim Betreten und Verlassen der Kirche, dem Tabernakel zugewandt, drückt den Glauben an die reale Gegenwart des Herrn im Sakrament des Altares aus. Eine Geste inniger Anbetung ist die sogenannte doppelte Kniebeuge vor dem ausgesetzten Allerheiligsten. Eine ähnliche Aussage wie das Knien macht auch die Verneigung. Im Sich-Verbeugen wird der Beter klein vor dem Größeren und äußert darin seine Ehrerbietung und Demut. Auch die Bibel kennt die Verneigung als Zeichen der Ehrfurcht: „Kommt, lasst uns niederfallen, uns vor ihm verneigen, lasst uns niederknien vor dem Herrn, unserm Schöpfer!“ (Ps 95,6) Sowohl die Feier der Liturgie wie auch das persönliche Gebet können durch diese Gebärde bereichert werden. Wem die Kniebeuge vor dem Allerheiligsten nicht möglich ist, der findet in der Verneigung vielleicht eine ebenso tiefe Ausdrucksmöglichkeit. Das Sitzen im Gottesdienst und im persönlichen Gebet ist mehr als eine bequeme Ruheposition. Als Lauschen auf Gottes Wort, als Meditieren und Sich-in-Gottes-Gegenwart-Versenken ist das Sitzen eine wichtige Haltung in der Liturgie. Auch als Verweilen vor dem ausgesetzten Allerheiligsten oder nach dem Kommunionempfang kann das wache, aufmerksame Sitzen gläubiger Ausdruck sein: der Beschenkte ruht still und dankbar in Jesu Gegenwart. Die Sprache unserer Hände in der Begegnung mit Gott ist vielfältig. Ohne Worte kann der Beter sagen: „Ich öffne mich Dir“ – „Ich sammle mich“ – „Ganz bei mir bin ich bei Dir“ – „Arm stehe ich vor Dir“ – „Ich rühme Dich“… Neben der Orantenhaltung, dem Falten der Hände, dem Kreuzzeichen und dem An-die-Brust-Schlagen ist in der Begegnung mit dem eucharistischen Herrn auch die empfangende Gebärde wertvoll. Das Formen der leeren Hände zu einer Schale hilft, Sehnsucht und freudige Erwartung auszudrücken. Arm und offen zugleich spricht die Schale der Hände ohne Worte: Komm, Herr Jesus, komm! 29 Vgl. ebd. 46. 30 Die intensive Auseinandersetzung mit den leiblichen Ausdrucksformen in der Liturgie und deren behutsame Einbeziehung in die Katechese bieten eine wichtige Chance: für die einen, um ihnen einen Zugang zur Gebetssprache des Leibes zu ermöglichen, für die anderen, um ihnen zu helfen, ihre Haltungen und Gebärden aus der bloßen Routine zu lösen und als Teil ihres Betens neu mit Leben zu füllen. 2.5 Reflexionen zum Kommunionempfang Im neuen Jugendkatechismus YOUCAT wird über den Empfang der Kommunion kurz und knapp gesagt: „Wer die Heilige Eucharistie empfangen möchte, muss katholisch sein. Sollte er sich einer schweren Sünde bewusst sein, muss er vorher gebeichtet haben. Bevor man zum Altar tritt, soll man sich mit dem Nächsten versöhnen“ (YOUCAT 220). Daraus ergeben sich die folgenden Überlegungen: Für den würdigen und fruchtbaren Empfang der heiligen Kommunion ist die Besinnung auf unser Leben unverzichtbar. Dabei werden wir die Spuren des Herrn sehen, ja oft sehr deutlich entdecken, dass Christus in unserem Leben gegenwärtig ist und auf vielfältige Weise sein Versprechen wahr macht, das er seiner Kirche auf dem Berg in Galiläa vor seiner Himmelfahrt gegeben hat: „Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,20). Vom stillen persönlichen Gebet vor dem Beginn der heiligen Messe bis zum unmittelbar vorbereitenden Gebet auf das Kommen des Herrn in unser Herz und unser Leben bei der Kommunion, werden wir oft staunen über seine Liebe, dankbar seine Gaben entdecken und uns seiner Gegenwart bewusst werden. Es wird sowohl die Sehnsucht nach ihm und sein Kommen in der Kommunion wachsen, als auch unsere Hingabe und die Bereitschaft uns und unser Leben ihm hinzugeben. Die Besinnung auf unser Leben wird uns aber auch unser Versagen, unsere Schwächen und unsere Sünden erkennen lassen. Vom Schuldbekenntnis am Beginn der heiligen Messe, über die Gabenbereitung bei der wir uns selbst nach Röm 12,1: „als lebendiges und heiliges Opfer darbringen“ bis zum gemeinsamen vorbereitenden Gebet „Herr, ich bin nicht würdig, dass Du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund“ bitten wir Christus, uns unsere Sünden zu vergeben und würdig zu machen für sein Kommen. Schwere Sünden sind ein Anlass, nicht die heilige Kommunion zu empfangen und im Bußsakrament die Vergebung unserer Sünden zu erbitten. Ein wichtiger Gesichtspunkt, der oft zu wenig in den Blick genommen wird, ist, uns vor dem Empfang der heiligen Kommunion mit unseren Brüdern und Schwestern zu versöhnen durch einen Akt der Vergebung in unseren Herzen. Darauf weist uns der Herr selbst hin mit den Worten: „Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir dabei einfällt, dass Dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass deine Gabe vor dem Altar liegen, geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe“ (Mt 5,23-24). Wenigstens eine Stunde vor dem Empfang der heiligen Kommunion nüchtern zu bleiben, ist ein Zeichen der Achtung und Ehrfurcht vor der Gegenwart des Herrn in seinem Leib und Blut. Dies ist zugleich ein Ausdruck der gläubigen Sehnsucht unseres Herzens, Christus zu empfangen und ihm zu begegnen. Da Leib und Seele eine Einheit bilden, ist die äußere Haltung beim Empfang der Kommunion ein Spiegel unserer Seele. Ob jemand den Herrn in der Kommunion stehend oder kniend, mit der Hand oder dem Mund empfängt, immer muss dabei das gläubige und sehnsuchtsvolle Herz seinen Ausdruck finden. Wir schulden einander gegenseitige Wertschätzung und Achtung vor der je eigenen, persönlichen Spiritualität. Für jeden einzelnen und die ganze Kirche in unserem Land ist es wichtig, den Empfang der heiligen Kommunion als eine immer neue Herausforderung zu sehen. Das Ziel dabei muss sein, unser Ja und unsere Hingabe an den eucharistischen Herrn zu vertiefen und mit neuem Leben zu erfüllen. Dies ist sowohl eine Antwort auf das Geschenk der Liebe Gottes, die in der Eucharistie für uns sichtbar, greifbar und erfahrbar 31 wird, als auch ein Hilfe vor den immer drohenden Gefahren der Routine, Alltäglichkeit und Gedankenlosigkeit beim Empfang der heiligen Kommunion. Solange die Kirchen getrennt sind und die Spaltung der Christenheit nicht überwunden wird, wird die fehlende Kommuniongemeinschaft ein Anlass des Schmerzes und der Trauer sein. Das Wort des Herrn „Alle sollen eins sein. Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast“ (Joh 17,21) wird gerade dadurch uns allen als Auftrag des Herrn immer neu bewusst. Unser Leiden über die fehlende Kommuniongemeinschaft aus dem Glauben zu tragen und im Gebet vor Gott zu bringen ist für die Ökumene und die Wiedererlangung der Einheit sicherlich ein großer Segen. 2.6 Geistliche Kommunion Neben dem Empfang der heiligen Kommunion in der Gestalt des Brotes soll auch die etwas in Vergessenheit geratene Form der geistlichen Kommunion in Erinnerung gerufen werden. Sie betrifft all diejenigen, die aus verschiedenen Gründen nicht die hl. Kommunion empfangen können, etwa weil sie krank sind, keine Eucharistiefeier vorfinden, oder aus anderen Gründen gehindert sind. Das Konzil von Trient hat – die vorausgegangene Entwicklung aufgreifend – in seinem Eucharistiedekret drei Weisen, dieses heilige Sakrament zu empfangen, unterschieden: Dort heißt es, dass „manche es lediglich sakramental genießen als Sünder; andere nur geistlich, nämlich jene, die, jenes vor Augen gestellte himmlische Brot dem Verlangen nach essend, mit lebendigem Glauben, ‚der durch die Liebe wirkt‘ [Gal 5,6], seine Frucht und seinen Nutzen verspüren; die dritten aber zugleich sakramental und geistlich [can. 8]; es sind aber diejenigen, die sich zuvor so prüfen und herrichten, dass sie, mit dem Hochzeitsgewande angetan, zu diesem göttlichen Tische hinzutreten.“ (DH 1648) Mit dieser Differenzierung der Begriffe bringt das Konzil zum Ausdruck, dass die Gnade des Sakramentes uns auch in Form der geistlichen Kommunion berühren kann. Neben diesem Aspekt scheint ein zweiter sehr wichtig für die geistliche Kommunion, der aus dem 1981 erschienenen nachsynodalen apostolischen Schreiben Familiaris Consortio hervorgeht. Papst Johannes Paul II. geht darin auch auf die Situation der wiederverheiratet Geschiedenen ein. Er macht deutlich, dass sie nicht zur Kommunion zugelassen werden können, gleichzeitig aber lädt er sie ein, am Messopfer teilzunehmen (FC 84). Es geht um ein Opfermahl, bei dem zuerst das Paschamysterium Jesu in unblutiger Weise vergegenwärtigt wird. Christus ist realpräsent auf dem Altar, so dass der Mitfeiernde, der glaubend auf IHN schaut, berührt und „angeschaut“ wird vom gegenwärtigen Herrn und in dieser Weise geistliche communio pflegt. In seiner Enzyklika über die Eucharistie „Ecclesia de Eucharistia“, erwähnt Johannes Paul II. noch einmal die geistliche Kommunion und sieht sie auch als Antwort auf die Sehnsucht nach dem eucharistischen Sakrament: Im Geheimnis der Eucharistie „liegt das höchste Ziel jeder menschlichen Sehnsucht, weil wir hier Gott folgen, und Gott sich mit uns in der vollkommensten Einheit verbindet. Genau deshalb ist es angemessen, in der Seele das dauernde Verlangen nach dem eucharistischen Sakrament zu pflegen. Hier ist die Praxis der ‚geistlichen Kommunion‘ entstanden, die sich seit Jahrhunderten in der Kirche erfolgreich durchgesetzt hat und von heiligen Lehrmeistern des geistlichen Lebens empfohlen wird. Die heilige Theresa von Jesus schrieb: ‚Wenn ihr nicht kommuniziert und an der Messe teilnehmt, kommuniziert geistlich. Diese Übung birgt viele Vorteile (...). So wird in euch viel von der Liebe unseres Herrn eingeprägt‘.“30 Wie oft kann man die geistliche Kommunion empfangen: durch die Teilnahme an der heiligen Messe und an der Anbetung, oder durch den ganz schlichten Besuch einer Kirche, um in Stille vor 30 Ebd. 34. 32 dem eucharistischen Herrn im Tabernakel da zu sein, zu beten und sich von ihm berühren zu lassen. 3. Anregungen für die Praxis 3.1 Katechetische Anregungen 3.1.1 Lektüre der Kirchenväter Das II. Vaticanum mahnt in vielfältiger Weise das Studium der Kirchenväter an (vgl. DV 8; DV 23; PO 19) an. So fordert das Dekret „Optatam totius“ („Über die Ausbildung der Priester“) dazu auf, den Alumnen darzulegen, „was die Väter der östlichen und westlichen Kirche zur treuen Überlieferung und zur Entfaltung der einzelnen Offenbarungswahrheiten beigetragen haben.“ (OT 16). Es ist aber sicher auch hilfreich, mit Jugendlichen und Erwachsenen bestimmte Texte der Kirchenväter zu lesen und sie zu erklären. Die Kenntnis der 'Familiengeschichte' der Kirche, unseres gemeinsamen eucharistischen Glaubens, der die Generationen von Christen über die Jahrtausende verbindet, ist katechetisch sehr wertvoll. Es bieten sich u.a. folgende Texte sehr an: - Traditio apostolica („Apostolische Überlieferung“) aus dem frühen 3. Jahrhundert wahrscheinlich vom hl. Hippolyt: FONTES CHRISTIANI, Bd. 1. - De sacramentis („Über die Sakramente“) aus dem 4. Jahrhundert von Ambrosius von Mailand: FONTES CHRISTIANI, Bd. 3. - De Mysteriis („Über die Mysterien“) aus dem 4. Jahrhundert von Ambrosius von Mailand: FONTES CHRISTIANI, Bd. 3. 3.1.2 Lektüre des Jugendkatechismus Es empfiehlt sich dringend auf der Grundlage des neuen Jugendkatechismus mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen die im theologischen Teil angemerkten Fragestellungen unter Anleitung eines Theologen aufzuarbeiten, umso ein positives Basiswissen über den Glauben zu schaffen. Eine solche katechetische Stunde könnte dann in einer eucharistischen Anbetung ausklingen, in der die jeweils erörterte Glaubensthematik in einem Gebet zur Sprache kommt. 3.1.3 Lektüre der biblischen Texte über die Eucharistie („Bibel mitteilen, um zu teilen“) Es empfiehlt sich, in Bibelkreisen die eucharistischen Texte des Neuen Testaments zu reflektieren. Dies sollte jedoch unter Anleitung von fachkundigen Theologen geschehen, die die jeweiligen Stellen exegetisieren und katechetisch auslegen („Bibel mitteilen...“), um auf dieser sicheren Basis mit den Teilnehmern die Bedeutung der Texte im „Heute“ zu diskutieren („...Bibel teilen“). 33 3.1.4 Katechese über das Mysterium der hl. Messe P. Mark Kirby OSB (Referent beim Kongress adoratio 2011 in Rom) fragte einmal, warum der Gottesdienst nicht mehr Frucht zeige, obwohl doch viele dabei sind. In seiner Antwort brachte er zum Ausdruck dass viele daran teilnähmen, ohne aber ins Mysterium einzutreten. Eine Katechese über die hl. Messe und das bewusste Einüben (nicht nur) mit Kindern, bzw. In-den-Blick-nehmen mit den Gottesdienstbesuchern wäre hilfreich. Neben der inhaltlichen Erschließung der Gesänge von Kyrie, Gloria, Sanctus und Agnus Dei, tragen auch die Bedeutung der Gesten, Orte sowie der Stille zu einem tieferen Empfinden der Anbetung Gottes im Geschehen der Hl. Messe bei und können so helfen, die vom Zweiten Vaticanum beschriebene participatio actuosa zu vermehren. 3.1.5 Katechetische Impulse im Apostolischen Schreiben Novo millenio ineunte In seinem Apostolischen Schreiben Novo millenio ineunte zum Abschluss des Jubiläumsjahres 2000 stellt Papst Johannes Paul II. die Frage: „Was sollen wir tun?“ Er stellt diese Frage im Blick auf die Neuevangelisation, die er als eine der wichtigsten Aufgaben der Kirche im 3. Jahrtausend ansieht. Er weist unter anderem auf folgende Punkte hin: 1. „Es geht…nicht darum, ein ‚neues Programm’ zu erfinden. Das Programm liegt schon vor: Seit jeher besteht es, zusammengestellt vom Evangelium und von der lebendigen Tradition. Es findet letztlich in Christus selbst seine Mitte. Ihn gilt es kennenzulernen, zu lieben und nachzuahmen, um in ihm das Leben des dreifaltigen Gottes zu leben und mit ihm der Geschichte eine neue Gestalt zu geben, bis sie sich im himmlischen Jerusalem erfüllt. Das Programm ändert sich nicht mit dem Wechsel der Zeiten und Kulturen, auch wenn es für einen echten Dialog und eine wirksame Kommunikation die Zeit und die Kultur berücksichtigt. Es ist unser Programm für das dritte Jahrtausend.“31 In der eucharistischen Anbetung richten wir unseren Blick auf den Herrn. Das Singen von eucharistischen Liedern z.B. „Gottheit tief verborgen“ (GL 546) oder „Das Heil der Welt“ (GL 547) und ihre katechetische Vertiefung in einer Predigt erschließen uns in der Tiefe unseres Herzens das Geheimnis der Gegenwart des Herrn in seinem Leib und seinem Blut. 2. „In diesem vertrauensvollen, zupackenden und kreativen missionarischen Bemühen trage und leite uns das leuchtende Beispiel vieler Glaubenszeugen, an die uns das Jubiläum erinnert hat. Die Kirche hat in ihren Märtyrern stets einen Samen des Lebens gefunden. Sanguis martyrum — semen christianorum: Dieses berühmte „Gesetz“, das Tertullian aufstellte, hat seine Wahrheit in der Geschichte bewiesen. (…) Das Gedächtnis des Jubiläums hat uns einen überraschenden Schauplatz eröffnet. Es hat uns gezeigt, dass unsere Zeit reich ist an Zeugen, die auf je eigene Weise trotz Widerstand und Verfolgung das Evangelium zu leben vermochten und dabei oft bis zur höchsten Hingabe des Blutes gegangen sind. In ihnen ist das Wort Gottes auf guten Boden gefallen und hat hundertfältige Frucht gebracht (vgl. Mt 13,8.23). Mit ihrem Beispiel haben sie uns den Weg in die Zukunft gewiesen und gleichsam geebnet. Uns bleibt nichts, als mit der Gnade Gottes in ihre Fußstapfen zu treten.“32 Viele Heilige und Selige sind auch Zeugen einer echten und lebendigen Verehrung der Eucharistie und haben die Gegenwart des Herrn in der Eucharistie oft in mystischen Erlebnissen erfahren. Sie können für uns nicht nur Vorbilder sein. Sie führen uns auch tiefer in das Geheimnis der eucharistischen Gegenwart des Herrn hinein. Beispiele dafür sind u. a. der hl. Nikolaus von Flüe, die hl. Theresia von Avila, der hl. Petrus Canisius, die hl. Margareta Maria Alacoque, die hl. 31 Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben „Novo millenio inneunte“, Rom 2001, 29. 32 Ebd. 41. 34 Kreszentia von Kaufbeuren, der hl. Johannes Maria Vianney oder der sel. Charles de Foucauld. Ihr Leben und Wirken kann und sollte in Predigten erschlossen werden. 3. Papst Johannes Paul II. verweist auch auf die Bedeutung des Gebets für die Erneuerung des Glaubens: „Wir wissen sehr wohl, dass auch das Gebet nicht ‚automatisch’ vorausgesetzt werden kann. Beten muss man lernen, indem man diese Kunst immer aufs Neue gleichsam von den Lippen des göttlichen Meisters selbst abliest. So haben es die ersten Jünger getan: „Herr, lehre uns beten!“ (Lk 11,1). Im Gebet entwickelt sich jener Dialog mit Christus, der uns zu seinen engsten Vertrauten macht: „Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch!“ (Joh 15,4). Diese Wechselseitigkeit ist der eigentliche Kern, die Seele des christlichen Lebens und die Voraussetzung für jede echte Seelsorge. Vom Heiligen Geist gewirkt, macht sie uns durch Christus und in Christus offen, damit wir das Antlitz des Vaters betrachten können.“33 Deshalb schreibt Papst Johannes Paul II. weiter: „Liebe Schwestern und Brüder, unsere christlichen Gemeinden müssen echte ‚Schulen’ des Gebets werden, wo die Begegnung mit Christus nicht nur im Flehen um Hilfe Ausdruck findet, sondern auch in Danksagung, Lob, Anbetung, Betrachtung, Zuhören, Leidenschaft der Gefühle bis hin zu einer richtigen ‚Liebschaft’ des Herzens.“34 So eine Schule des Gebets kann auch darin bestehen über die Bedeutung der Gebete vor und nach der heiligen Kommunion zu predigen und konkrete Gebete vorzustellen und mit den Besuchern der Heiligen Messe einzuüben. Beispiele dafür können sein: Aus dem Gotteslob Nr. 375,1.2 (John Henry Newman) oder aus der byzantinischen Liturgie das Vorbereitungsgebet auf den Empfang der heiligen Kommunion: (1) Ich glaube, Herr, und bekenne: Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes, der in die Welt gekommen ist, die Sünder zu retten, von denen ich selber der erste bin. Ich glaube auch, dass dies Dein makelloser Leib ist und dies Dein kostbares Blut. Darum bitte ich Dich, erbarme Dich meiner, verzeihe mir meine Verfehlungen, die ich aus Bosheit oder Schwäche begangen habe in Wort und Werk, bewusst oder unbewusst. Mach mich würdig, mit reinem Gewissen an Deinen allreinen Geheimnissen teilzunehmen zur Vergebung meiner Sünden und zum ewigen Leben. (2) Zur Teilnahme an Deinem heiligen Mahl lade mich heute ein, Sohn Gottes. Nicht werde ich das Geheimnis Deinen Feinden verraten, noch Dir einen Kuss geben wie Judas, sondern wie der Schächer bekenne ich Dir: Gedenke meiner, o Herr, in Deinem Reich. (3) Der Empfang Deiner Geheimnisse, o Herr, gereiche mir nicht zum Gericht oder zur Verdammnis, sondern zur Heilung meiner Seele und meines Leibes. 3.1.6 Geistliche Kinderkirchenführung Ein erster Schritt in der Hinführung von Kindern an die Feier der Liturgie und die eucharistische Anbetung kann das Entdecken von Orten und Gegenständen im sakralen Raum sein. In Form einer geistlichen Kinderkirchenführung können die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer verschiedene Stationen durchlaufen und dabei ganzheitlich – mit Kopf, Herz und Hand – erfahren, mit welchen Symbolen, liturgischen Geräten und leiblichen Gebärden das Sakrament der Eucharistie verehrt wird. Dabei soll das zentrale Ziel sein, die Kinder mit der realen Gegenwart Jesu im eucharistischen Brot, im Tabernakel, in der Kirche vertraut zu machen. Ein Praxisbeispiel 33 Ebd. 32. 34 Ebd. 33. 35 unter dem Thema „Jesus, wo wohnst Du?“ (siehe Punkt 4.3) lädt dazu ein, mit Kindern auf Entdeckungsreise zu gehen und das Gotteshaus mit seinen vielen Zeichen der Verehrung kennen zu lernen. 3.1.7 Sequenz im Religionsunterricht Der Religionsunterricht bietet die Chance, Kinder und Jugendliche im Schulalter auch außerhalb des Gemeindelebens mit dem Thema „Eucharistie“ vertraut zu machen. Neben der kognitiven Vermittlung sollen auch Glaubenserfahrungen Ziel eines ganzheitlichen Unterrichtes sein. Zusätzlich zu den Inhalten des schulischen Lehrplanes könnte für die Vorbereitung auf den eucharistischen Kongress eine Unterrichtssequenz erarbeitet werden. Anregungen könnte dabei der Jugendkatechismus geben. Ein möglicher Leitfaden für eine solche Sequenz könnte sein: • Die biblische Botschaft von der Gegenwart Gottes (AT) • Gottes Gegenwart in Jesus (NT) • Jesu bleibende Gegenwart in der Eucharistie • Eucharistie feiern • Jesus in der Eucharistie verehren • Eucharistische Feste und Feiertage (Gründonnerstag, Fronleichnam ...) 3.2 Liturgische Anregungen 3.2.1 Die wöchentliche Eucharistische Anbetung in der Pfarrei Diese Überlegungen stammen vom „Apostolat der ewigen Eucharistischen Anbetung“.35 Warum eucharistische Anbetung? 1. Das Geheimnis des Allerheiligsten Sakramentes der Eucharistie ist das Zentrum des Lebens der Kirche und ihrer Mission für die Rettung der Welt. Indem wir in der eucharistischen Anbetung Gott die Ehre geben, berührt diese das Herz der Kirche. Das Apostolat der eucharistischen Anbetung ist von seiner Natur her kontemplativ und heiligt jene, die sich Zeit für die Anbetung nehmen. 2. Christus selbst hat im Zuge seiner Brotrede im Johannesevangelium gesagt: „Denn es ist der Wille meines Vaters, alle, die den Sohn sehen und an ihn glauben, das ewige Leben haben und dass ich sie auferwecke am Letzten Tag.“ (Joh 6, 40) In einer Vision sagte Christus zur hl. Margareta Maria Alacoque: „Ich habe brennendes Verlangen, dass mich die Menschen im Allerheiligsten Sakrament anbeten.“ 3. Christus ist bei uns Tag und Nacht durch seine eucharistische Gegenwart anwesend, und er ruft jeden von uns: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ (Mt 11,28) Christus bleibt bei uns, um uns im Geist und im Herzen zu erfrischen und uns jene Gnaden zu schenken, die uns ermutigen, trösten und stärken, führen und leiten, und um uns Vertrauen in ihn zu schenken, das jede Angst, jeden Zweifel und jede Sorge nimmt. Jene, die sich vor die Eucharistie begeben, berühren das Herz Jesu 35 www.eucharisticadoration.ie. Übersetzt und überarbeitet von Sebastian Bucher. 36 mit ihrem Glauben und empfangen seine Kraft, seine Heilung, seine Gnaden und sein Segen für die ganze Pfarrei. 4. Die wöchentliche Eucharistische Anbetungsstunde hilft den Menschen eine persönliche Beziehung zu Christus zu entwickeln, weil sie die Eucharistie in den Mittelpunkt des Lebens stellt. Gott lädt uns ein, eine Gemeinschaft der Liebe aufzubauen. Die Basis hierfür ist eine persönliche Beziehung mit dem Herrn im Allerheiligsten Sakrament. 5. Bedauerlicherweise glauben zu viele Menschen nicht ernsthaft an die reale Gegenwart Christi in der Eucharistie. Um diesem Mangel entgegenzuwirken bietet, die wöchentliche Anbetungsstunde ein gutes Mittel, um Zeugnis vom Glauben an die reale Gegenwart Christi in der Eucharistie zu geben. 6. Die Art und Weise der Gegenwart Christi in der Gestalt des Brotes ist einzigartig. Sie erhebt die Eucharistie über alle anderen Sakramente. Im Sakrament der Eucharistie ist Christus ganz, wahrhaft, real und substantiell enthalten. 7. Die wöchentliche Eucharistische Anbetung in der Pfarrei leitet die Gläubigen an in der Heiligkeit zu wachsen. Indem die Gläubigen sich bereit erklären mindestens eine Stunde pro Woche vor dem Allerheiligsten anwesend zu sein, geben sie Christus die Möglichkeit zu wirken und seine Kirche zu heiligen 8. Es ist zu beobachten, dass überall dort, wo Christus im Allerheiligsten Sakrament angebetet wird, Berufungen zum Priestertum und Ordensstand wachsen können. Jesus sagte: „Bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter aussende in seine Ernte.“ (Mt 9, 38) Weiterhin besteht die Hoffnung, dass die Eucharistische Anbetung zu einer größeren Anwesenheit bei den Messfeiern führen wird dass es zu einem häufigeren und ernsthafteren Empfang der Sakramente kommen wird. Der Friede, der von Gott kommt wird in den Familien der Anbeter spürbar werden und das gesamte Leben der Pfarrei prägen. Sieben Punkte, die zum Gelingen der Eucharistischen Anbetung notwendig sind: 1. Jeglichem Bemühen um die Eucharistische Anbetung muss Gebet vorausgehen und folgen. 2. Die Kirche ist der eigentliche Ort für die Eucharistische Anbetung. Falls diese nicht zur Verfügung steht, ein Raum der Pfarrei. 3. Eine Liste, in die sich Freiwillige für die Eucharistische Anbetung eintragen können. Pro Anbetungsstunde braucht es mindestens 4 Personen. Je nach Anzahl der Personen wird die Zeit festgelegt, in der die Eucharistische Anbetung stattfinden kann. 4. Ein Team von Laien, die vom diözesanen Team angeleitet werden, um die Anbetung zu organisieren und aufrecht zu erhalten. 5. Eine Vorstellung der Anbetung (7-8 Minuten), die in allen Kirchen der Pfarrei in allen Sonntagsmessen von einem Team-Mitglied gehalten wird. 6. Eine Liste, in die sich nach der Vorstellung Gläubige zur Teilnahme an den Anbetungsstunden eintragen können. 7. Ein Treffen mit dem PGR und den Hauptamtlichen der Pfarrei, einige Wochen vor der Vorstellung in den Sonntagsmessen, um sie für das Projekt zu gewinnen. 8. Eine Woche nach der Vorstellung treffen sich die Freiwilligen, um ein Komitee zu bilden, das vom diözesanen Team angeleitet wird. Diese Dinge werden vom Priester benötigt: 1. Erlaubnis und Unterstützung 37 2. Namen der Verantwortlichen in der Pfarrei 3. Örtlichkeit für die Anbetung 4. Daten für die Vorstellung der Anbetung in den Sonntagsmessen Verlangt die wöchentliche Eucharistische Anbetung in der Pfarrei ein zusätzliches Engagement der Priester? Nein. Die Eucharistische Anbetung in der Pfarrei belastet den Pfarrer nicht mit zusätzlicher Arbeit. Alle Organisation liegt bei dem Team von Laien, das sich um alles kümmert, um die eucharistische Anbetung gelingen zu lassen. Dieses Team arbeitet im Sinne des Laienapostolates und übernimmt Verantwortung, dass alles zufriedenstellend verläuft und dass immer genügend Anbeter vorhanden sind, um die Anbetungszeit zu gewährleisten. Der Leiter des Teams sorgt dafür, dass die Priester in der Pfarrei informiert sind. Vorbereitungsgebet für die wöchentliche Eucharistische Anbetung in der Pfarrei Um einen erfolgreichen Start der Eucharistischen Anbetung in der Pfarrei zu haben, die mit einer Erneuerung der Pfarrei einhergehen soll, ist es notwendig, dass im Vorfeld der Vorstellung der Eucharistischen Anbetung in den Messfeiern besonders gebetet wird. Die ganze Pfarrei sollte ermutigt werden, für den Erfolg der Eucharistischen Anbetung zu beten. Es ist wichtig, mit allen Gebetsgruppen in der Pfarrei in Kontakt zu treten und sie zu bitten, um den Hl. Geist zu beten, damit viele Menschen inspiriert werden, großzügig mit dem Herrn umzugehen und ihm mindestens eine Stunde pro Woche in der Eucharistischen Anbetung zu schenken. 3.2.2 Die ewige Anbetung Gerade in der Aussetzung des Allerheiligsten wird die Realpräsenz Christi für uns noch sinnenfälliger. Der Anbetende wird hineingenommen in die Gegenwart Gottes, die den Menschen durchdringt und in der Kirche gnadenhaft wirkt. Die ewige Anbetung gibt dafür Raum und Zeit, um tiefer in das Mysterium einzudringen und legt gleichzeitig den Akzent neben der eigenen geistlichen Formung noch stärker auf das stellvertretende, sühnende Beten. Wir sind eingeladen, diese Zeit und Mühe „aufzuopfern“, gerade auch in der Nacht. Papst Benedikt XVI. erinnert in seiner Enzyklika Spe Salvi daran, was mit diesem Begriff gemeint war: „Diese Menschen waren überzeugt, dass sie ihre kleinen Mühen in das große Mitleiden Christi hineinlegen konnten, so dass sie irgendwie zu dem Schatz des Mitleids gehörten, dessen die Menschheit bedarf“.36 Zur praktischen Durchführung sei auf die unter 3.2.1 genannten Punkte verwiesen. Hinzu kommt, eine Liste zu erstellen, in der sich pro Stunde oder halbe Stunde Personen eintragen, die sicher anwesend sind. Diesen obliegt dann auch die Gestaltung ihrer Anbetungszeit. 3.2.3 Eucharistische Andacht mit Kindern Die Katechese und das Kirchenjahr bieten zahlreiche Gelegenheiten, mit Kindern in Form einer eucharistischen Andacht Jesus im Sakrament des Altares zu verehren. Einige Hinweise zur möglichen Gestaltung: • An einen biblischen Wortgottesdienstteil mit Katechese schließt sich die eucharistische Aussetzung mit Anbetung und Segen an. 36 Benedikt XVI., Enzyklika „Spe Salvi”, Rom 2007, 40. 38 • Als schöne und katechetisch wertvolle Gestaltungsmöglichkeit bietet es sich an, mit den Kindern in Prozessionsform das Allerheiligste zum Altar zu bringen. • Der Anbetungsteil sollte nicht zu lange und der Aufmerksamkeitsgabe der Kinder angemessen sein. • Zum gemeinsamen Beten eignen sich besonders Litaneien mit einfachen Antwortversen. • Bei den Gesängen ist es wichtig, dass der Liedtext zur Anbetung hinführt. • Auch das Element der Stille sollte nicht fehlen. Es ist wichtig, eine Zeit des stillen Gebetes anzukündigen und die Kinder zum persönlichen Gespräch mit Jesus anzuleiten. • In jedem Fall sollten die Kinder vor der Aussetzung mit dem Allerheiligsten, der Monstranz und mit dem Knien als Gebetshaltung vertraut gemacht werden. Weiterführende Anregungen sind auf der Homepage „Children of hope“37 abrufbar 3.2.4 Vigilfeier mit eucharistischer Anbetung für Jugendliche Jugendliche, die im Begriff sind, ihr eigenes Ich zu ergründen und ihr Leben zu gestalten, sind oft auch religiös suchend-interessiert, selbst wenn sie es nicht nach außen zeigen. Das Angebot einer etwa einstündigen Vigilfeier mit eucharistischer Anbetung, eingebettet in passende Texte, Musik, Zeiten der Stille und sinnlich ansprechende Elemente, kann ein Zugang zum eucharistischen Herrn sein. Damit die Vorbereitungsgruppe selbst überzeugt an die Sache rangeht, benötigt sie eine Katechese und wenn möglich Erfahrungsberichte von anderen, bzw. das eigene Erleben eines Gottesdienstes in dieser Art (verba docent, exempla trahunt). (Bsp. siehe Punkt 4.5) 3.2.5 Anbetung mit Erstkommunioneltern Viele Priester und Hauptamtliche machen sich Gedanken, wie sie bei der Vorbereitung der Kinder auf den Empfang der heiligen Kommunion auch die Eltern einbeziehen und hinführen können. Das fakultative Angebot einer Anbetung führt wie von selbst zum Thema hin, bringt ein kontemplatives Moment in den oft äußerlich-aktiven Vorlauf der Feier und überlässt die Einführung gleichsam dem Herrn selbst. Nach einer Phase des Kennenlernens kann die Anbetung mit einer kleinen interessierten Gruppe vorbereitet, an einem passenden Tag angesetzt und – evtl. in einer Seitenkapelle – gestaltet werden. Mögliche Elemente: Katechetische Einführung; Aussetzung, Schriftwort, Geistliches Wort zur (Erst)-Kommunion, Lobpreis, Gebet für mein Kind u. a., Stille, Gebet/Gesang, Abschluss. 3.2.6 Eucharistische Anbetung mit Senioren Ein einschneidender Punkt im Leben von Seniorinnen und Senioren ist das Ausscheiden aus dem Berufsleben. Damit fallen viele soziale Kontakte weg. Es gilt neue Aufgaben und neue Orte von Gemeinschaft zu finden. Daraus ergeben sich die folgenden Gedanken und Anstöße für die eucharistische Anbetung auf Pfarrei-Ebene bzw. in der Seelsorgeeinheit: 1. Könnte die Bereitschaft vieler Senioren ehrenamtliche Aufgaben in einer Pfarrei zu übernehmen, mit einer regelmäßigen eucharistischen Anbetung verbunden werden? Die 37 www.childrenofhope.org. 39 gemeinsame eucharistische Anbetung könnte so zum Fundament ihres Dienstes werden z.B. für Teams bzw. Gruppen die sich im Krankenbesuchsdienst, bei der Betreuung Neuzugezogener, als Caritashelfer/innen, im Lektorendienst oder in anderer Weise im Leben der Pfarrei engagieren. Stichwort: Ehrenamt plus eucharistische Anbetung. 2. In den Pfarreien sind in den letzten Jahrzehnten vielfältige Orte des gemeinschaftlichen Lebens unter den Senioren gewachsen: Seniorengottesdienste, Seniorennachmittage, Seniorentreffs, Bibelkreise, gemeinsames Frühstücken, gemeinsame Wanderungen und Ausflüge und viele andere mehr. Diese Orte können mit der eucharistischen Anbetung verbunden werden. Stichwort: Gemeinschaft untereinander und mit Christus in der eucharistischen Anbetung. 3. Der Kirche ist der Dienst der Fürbitte und des stellvertretenden Gebets aufgetragen. „Ich bitte euch, meine Brüder, im Namen Jesu Christi, unseres Herrn, und bei der Liebe des Geistes: Steht mir bei und betet für mich zu Gott“ (Röm 15,30) trägt der heilige Paulus den Christen in Rom auf. Die Gemeinde in Thessaloniki bittet er: „Im Übrigen, Brüder, betet für uns, damit das Wort des Herrn sich ausbreitet und verherrlicht wird, ebenso wie bei euch.“ (2 Thess 3,1) Die eucharistische Anbetung ist eine Chance zur Fürbitte und des stellvertretenden Gebets. In Gebetsstunden mit der Einladung „Gebet für …“ können vielfältige Bereiche des gesellschaftlichen, kirchlichen, pfarrlichen und persönlichen Lebens aufgegriffen werden: • Gebet für den Frieden • Gebet für die Erneuerung des Glaubens • Gebet für die Pfarrei (z.B. die Kranken, die Kommunionkinder, jungen Familien…) • Gebet für die Stadt und das Land • Gebet um geistliche Berufe • Gebet für die Kinder und Jugendlichen (z.B. Schulanfänger, Schulabsolventen, Verliebte…) Dabei ist es sicher hilfreich auf Traditionen zurückzugreifen (Herz-Jesu-Freitag, Priesterdonnerstag, Adventszeit…) 4. In Seniorenheimen gibt es häufig Hauskapellen. Auch dort kann eine tägliche oder wöchentliche eucharistische Anbetung eingeführt werden. Mögliche Aktionen können sein: • Großeltern-Enkelwallfahrten an zentrale Orte des Bistums • Wallfahrten der Erstkommunionkinder bzw. der vorjährigen Erstkommunionkinder • Aktion „365 Tage für Christus“: An jedem Tag des Jahres wird in einer anderen Pfarrei der Diözese eine eucharistische Anbetung gefeiert • Eucharistische Gebetsgemeinschaften/Bruderschaften durch den Diözesanbischof anregen 3.2.7 „Bruderschaft“ als Gebetsgemeinschaft Die vor allem in der Barockzeit entstandenen Bruderschaften, sowie die später entstandenen katholischen Bewegungen und Vereine waren eine gute Einrichtung, um das praktizierte Christsein zu strukturieren, ihm Gemeinschaft und einen konkreten Ausdruck zu verleihen. Warum nicht diese Idee wieder aufgreifen und eine „eucharistische Bruderschaft“, sprich Gebetsgemeinschaft in einer Pfarrei / Diözese errichten? 40 Diese Gruppe braucht einerseits Begleitung, katechetische Vertiefung und Austausch (auch international), könnte anderseits eine (organisatorische und) geistige Stütze etwa des Fronleichnamsfestes, der Gründonnerstagsliturgie, sowie einer ewigen Anbetung sein. Als feste Gebetsgemeinschaft können sie strukturiert Gebetsintentionen übernehmen: für den Papst und die Weltkirche, für die Kranken der Pfarrei, die Toten und Hinterbliebenen, die Firmlinge, Taufeltern, für die Suchenden, für die Ausgetretenen… 3.2.8 „Bräutigam und Braut“ eine Spiritualität der Anbetung für Ehepaare: Im Glauben der Kirche gibt es verschiedene Ausdrucksformen des geistlichen Lebens. Eine davon ist das Bild von Braut und Bräutigam: Der Christ geht wie eine Braut dem Bräutigam entgegen. Der Bund Christus-Kirche, d.h. Bräutigam-Braut muss immer neu gefestigt werden, die Liebe ist ein immer neues Wagnis, bis es seine Vollendung findet im Reich Gottes. Die christlichen Eheleute stellen diesen Bund dar, der seinen Ursprung in Christus hat, der mit uns den neuen und ewigen Bund in seinem Blut geschlossen hat, welcher durch die Wandlungsworte realpräsent wird. In der Eucharistie und Anbetung berühren daher die Eheleute den Quell und Ursprung des Ehe-Bundes zwischen Braut und Bräutigam, dessen Kraft und Gnade ihren eigenen Bund von innen her neu erfüllen kann: Christus, der Bräutigam ist gegenwärtig und wirbt um seine Braut, die ihm umgekehrt zugetan ist: „Ich gehöre meinem Geliebten und ihn verlangt nach mir“ (Hld 7,11). Papst Benedikt XVI. weist in seiner ersten Enzyklika Deus Caritas est auf die Verbindung von Eucharistie und Ehe hin: „Die Eucharistie zieht uns in den Hingabeakt Jesu hinein. Wir empfangen nicht nur statisch den inkarnierten Logos, sondern werden in die Dynamik seiner Hingabe hineingenommen. Das Bild von der Ehe zwischen Gott und Israel wird in einer zuvor nicht auszudenkenden Weise Wirklichkeit: Aus dem Gegenüber zu Gott wird durch die Gemeinschaft mit der Hingabe Jesu Gemeinschaft mit seinem Leib und Blut, wird Vereinigung: Die ‚Mystik‘ des Sakramentes, die auf dem Abstieg Gottes zu uns beruht, reicht weiter und führt höher, als jede mystische Aufstiegsbewegung des Menschen reichen könnte“.38 So bietet sich die Anbetung gerade auch für Ehepaare an: Bei Ehejubiläen in der Pfarrei oder einer entsprechenden Veranstaltung auf Diözesanebene. Die Liturgie dieser Anbetung orientiert sich in ihren Texten und Liedern an der „Brautmystik“ und verbindet dadurch das Bild Christus-Kirche mit der Ehe von Mann und Frau. Höhepunkt der Feier kann die Einzelsegnung des (Jubel)paares mit der Monstranz sein. 3.2.9 Weltgebetstag für die Heiligung der Priester Am Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu wird zugleich der Weltgebetstag für die Heiligung der Priester begangen. Da sich das Priester-Sein aufs engste mit der Eucharistie verbindet, wäre es passend, dass die Priester eines Dekanates unter sich am Herz-Jesu-Fest, dem dritten Freitag nach Pfingsten (oder am Vorabend) zur eucharistischen Anbetung zusammenzukommen. Eine Anregung für die Gestalt dieser Feier könnte sein die Vigilfeier zum Abschluss des Priesterjahres, die am Vorabend des Herz Jesu Festes, den 10. Juni 2010 auf dem Petersplatz in Rom stattfand. 3.2.10 Emmausgang mit abschließender eucharistischer Andacht Die Perikope der Emmausjünger (Lk 24) eignet sich besonders gut, das Geheimnis der Eucharistie zu betrachten. „Auf den Straßen unserer Fragen und unserer Unruhe (…) will der göttliche 38 Benedikt XVI., Enzyklika „Deus caritas est“, Rom 2006, 13. 41 ‚Wanderer’ uns weiterhin Gefährte sein, um uns durch die Auslegung der Heiligen Schrift in das Verstehen der Geheimnisse Gottes einzuführen. Wenn die Begegnung mit dem Herrn zur Fülle gelangt, tritt an die Stelle des ‚Lichtes des Wortes’ jenes Licht, das aus dem ‚Brot des Lebens’ hervorgeht, mit dem Christus in höchster Form seine Zusage ‚Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt’ erfüllt“.39 Der Brauch des Emmausganges lädt dazu ein, sich auf den Weg zu machen und in verschiedenen Stationen die Geschichte der Begegnung der Jünger mit dem auferstandenen Jesus zu meditieren und nachzuempfinden. Zielpunkt dieses Weges kann eine Kirche sein, in der sich die pilgernde Gruppe abschließend zum eucharistischen Gebet versammelt. Wie die Jünger den auferstandenen Herrn am Brotbrechen erkannten, so kann die Gemeinde ihren Glauben an die Gegenwart Jesu im anbetenden Schauen des Brotes ausdrücken. Der Emmausgang kann auch in eine Eucharistiefeier münden. Besonders für Kinder und Jugendliche eignet sich diese „Liturgie auf dem Weg“. 3.2.11 „Nightfever“ Mit dem Weltjugendtag 2005 in Köln unter dem Leitwort „Wir sind gekommen, ihn anzubeten“(Mt 2,2) ist in Bonn eine gemeinschaftliche Initiative entstanden, die „Nightfever“ ins Leben gerufen hat. „Nightfever“ ist ein offenes Projekt, das von Gemeindemitgliedern und Christen verschiedener Gruppen und Gemeinschaften gemeinsam durchgeführt wird und sich besonders auch an Menschen richtet, die nicht kirchlich sozialisiert sind oder den Kontakt zur Kirche verloren haben.40 „Nightfever“ ist ein mehrstündiger Gebetsabend in einer (zentral gelegenen) Kirche und umfasst folgende Elemente: persönliche Glaubensgespräche und Zeugnis auf der Straße und in der Kirche, Lobpreis, musikalisch gestaltete Anbetung vor dem ausgesetzten Allerheiligsten, freies Gebet, eine Fürbitt-Box und Bibelspruch-Karten zum persönlichen Beten und Meditieren, Spendung des Sakraments der Versöhnung, verschiedene Gesprächsangebote und Katechesen.41 Es ist erfreulich zu sehen, mit welcher Kraft und Begeisterung diese Initiative in den vergangenen Jahren gewachsen ist. Besonders junge Menschen lassen sich von diesem Angebot ansprechen und in ein Leben aus dem Glauben führen. Mittlerweile gibt es „Nightfever“ in vielen Städten und Dörfern in ganz Deutschland. Nähere Informationen findet man unter www.nightfever-online.de. Auch verschiedene Ortsgruppen sind mit ihren Anbetungsabenden im Internet vertreten, z.B. www.nightfever-bonn.de. 3.2.12 Anbetung und Rosenkranz In der eucharistischen Spiritualität hat der Rosenkranz seinen festen Platz. „Der Rosenkranz verstanden in seiner tiefen biblischen und christozentrischen Bedeutung - (…) kann ein Weg sein, der für die eucharistische Betrachtung besonders geeignet ist, wird sie doch in Gemeinschaft mit Maria und in der Schule Mariens vollzogen.“42 Mit Maria auf Jesus schauen. In der pastoralen Praxis können folgende Elemente bei der Gestaltung eines Rosenkranzes hilfreich sein, um die christologische Ausrichtung deutlich zu machen und die Begegnung mit dem eucharistischen Herrn zu fördern: „Das Hören eines biblischen Textes, die meditative Stille, die Nennung des 39 Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben „Mane nobiscum domine“, Rom 2004, 2. 40 Vgl. Fassler-Maloney, K. / Süß, A., (Hrsg.), Nightfever – Leitfaden, Bonn 2009, 5. 41 Vgl. ebd., 8. 42 Ebd. 18. 42 Geheimnisses nach dem Namen Jesus im Ave Maria, das gesungene Gloria sowie ein passendes an Christus gerichtetes Abschlussgebet.“43 Der Lichtreiche Rosenkranz, den Papst Johannes Paul II. Anfang dieses Jahrtausends eingeführt hat, gipfelt im 5. Geheimnis in der Betrachtung der Eucharistie („…der uns die Eucharistie geschenkt hat“). Er lädt auf besondere Weise dazu ein, die „lichtreiche“ Gegenwart des menschgewordenen Sohnes Gottes zu meditieren und eignet sich besonders für die eucharistische Spiritualität. 3.2.13 Vertiefung des Fronleichnamsfestes Am Donnerstag nach dem Dreifaltigkeitssonntag begeht die Kirche das Fest Fronleichnam. Lebendiges Brauchtum hat dieses Fest im liturgischen Jahr besonders bekannt und beliebt gemacht. In noch vielen Gegenden wird der Leib Christi in einer feierlichen Prozession durch die Straßen des Ortes getragen und singend und betend verehrt. An mit Blumenteppichen geschmückten Altären betrachtet das „pilgernde Gottesvolk“ das Geheimnis der Eucharistie und betet den Herrn in der Gestalt seines Leibes an. Manchen Gemeinden mag es gut tun, ihre Feiertraditionen zu überdenken und die oft aufwendige äußere Gestaltung des Festes neu mit Glaubensinhalt und geistlicher Tiefe zu füllen. Andere Pfarreien, die den Brauch der Fronleichnamsprozession bisher nicht oder nur rudimentär pflegen, können ermutigt werden, diese Form der Verehrung einzuführen und im „Auf-dem-Weg-Sein“ mit dem eucharistischen Herrn einen symbolstarken, spirituellen und gemeinschaftsstiftenden Glaubensausdruck zu entdecken. 3.2.14 Feier der Eucharistie bei Sonnenuntergang oder Aufgang auf kirchlichen Friedhöfen Analog zu den Eucharistiefeiern der frühen Christenheit in den Friedhöfen der Katakomben könnten Gottesdienste bei Sonnenaufgang oder Untergang auf den Friedhöfen inmitten der Gräber gefeiert werden. Dies wäre eine sehr symbolträchtige Weise, um die Eucharistie als Brot des Lebens und unsere Auferstehungshoffnung zu dokumentieren. Auch der Gedanke könnte aufleuchten, dass die Eucharistie die Schranken von Vergangenheit und Zukunft überwindet, so dass auch die Heimgegangenen, deren irdische Leiber in der Erde des Friedhofs ruhen, mitten unter den Lebenden und zusammen mit ihnen um den Altar stehen und Eucharistie feiern als Vorwegnahme des himmlischen Hochzeitsmahles. 4. Einige konkrete Ausarbeitungen 4.1 Eine Meditation zur eucharistischen Anbetung mit Senioren Die Erzählung vom Besuch des Herrn bei Marta und Maria (Lk 10,38-42) erschließt uns wichtige Elemente der eucharistischen Anbetung: Sie ist innige, liebende und freundschaftliche Begegnung zwischen Christus und uns. Diese Begegnung hat zwei Seiten: a) In Liebe, Ehrfurcht, Freude und Anbetung beim Herrn verweilen. 43 Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, Das Jahr der Eucharistie. Empfehlungen und Vorschläge, Rom 2004, 16. 43 Als Jesus Marta und Maria besucht heißt es „Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seinen Worten zu“ (Lk 10,39). Ein Beispiel des liebenden und anbetenden Verweilens beim Herrn. b) Unsere Gaben und unserer Lebens zu Christus bringen. Von Marta heißt es, dass sie sich um Jesus kümmert und für ihn sorgt. Das Johannesevangelium berichtet „dort bereiteten sie ihm ein Mahl; Marta bediente“ (Joh 12,2a). Marta bringt also „Brot, die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit“ und „Wein, die Frucht des Weinstocks und der menschlichen Arbeit“ (aus dem Gebet zur Gabenbereitung) zu Jesus. In diesen Gaben bringt sie zeichenhaft ihr ganzes Leben zu Christus. Die Erzählung von Jesus, Maria und Marta zeigt uns: 1. Wir dürfen zu Christus, unserem Herrn, kommen, bei ihm verweilen und Ihm unsere Zeit schenken. Jesus lädt uns ein, wie er Andreas und seinen Gefährten eingeladen hat. Als sie zu Jesus kommen, um ihn kennen zu lernen, sagt Jesus zu ihnen: „Kommt und seht!“ (Joh 1,39). Die Antwort der beiden ist: „Da gingen sie mit und sahen, wo er wohnte, und blieben jenen Tag bei ihm; es war um die zehnte Stunde.“ 2. Wir dürfen zu Christus, unserem Herrn, kommen und ihm unser Leben mit allem Schweren, allen Sorgen und Nöten bringen. „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.“ (Mt 11,28). Auch uns gilt das Wort des Herrn: „Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus“( Mk 6,31). 3. Wir dürfen Christus, unseren Herrn, auf seinem Leidensweg begleiten und unsere eigenen Leiden und die Leiden der ganzen Welt zu Ihm bringen. „Und er nahm Petrus, Jakobus und Johannes mit sich. Da ergriff ihn Furcht und Angst, und er sagte zu ihnen: Meine Seele ist zu Tode betrübt. Bleibt hier und wacht!“ (Mk 14,33-34). Im Sakrament der Eucharistie ist Christus, der Herr heute in tiefster Weise mit uns und bei uns. In der Kommunion macht er sein Versprechen wahr: „Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,20). Die Worte des Herrn im Abendmahlsaal geben uns Gewissheit von seiner realen Gegenwart in den eucharistischen Gestalten: „Nehmt und esst; das ist mein Leib“ (Mt 26,26), „das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden“ (Mt 26,28). In der eucharistischen Anbetung, ein Geschenk seiner Barmherzigkeit, dürfen wir heute, ähnlich wie Maria damals in Bethanien, beim Herrn in Liebe, Ehrfurcht, Freude und Anbetung verweilen. Und wie damals Marta dürfen wir heute in der eucharistischen Anbetung unser Leben zu Christus bringen. Durch den Dienst der Fürbitte und des stellvertretenden Gebets nimmt Christus uns in sein erlösendes Handeln an der Welt hinein. Die Quellen unseres Betens sind die Nöte und das Leiden der Menschen, die Sendung der Kirche, die gesellschaftlichen und politischen Herauforderungen, Fragen unserer Zeit und nicht zuletzt unser eigenes Leben und das unserer Angehörigen. Der heilige Pfarrer von Ars, Johannes Maria Vianney, fasst diese Berufung in folgenden Worten zusammen: „Unser Herr, im Tabernakel verborgen, wartet darauf, dass wir mit unseren Bitten zu ihm kommen. Er ist gegenwärtig im Sakrament seiner Liebe, stets bereit, bei seinem Vater für die Sünder Fürsprache einzulegen. Er ist hier, um uns zu trösten. Lasst uns ihn öfters besuchen! Sooft wir uns für eine kleine viertel Stunde von unseren Beschäftigungen oder von so manchem nutzlosen Zeitvertreib freimachen, um zu ihm zu kommen, ihn zu bitten und ihn für die zugefügten Schmähungen zu trösten, bereiten wir ihm Freude. Wenn immer er reine Seelen in aufrichtiger Hingabe kommen sieht, lächelt er ihnen entgegen. Welche Seligkeit dürfen wir in der Gegenwart Gottes erfahren, wenn wir uns allein zu seinen Füßen vor dem Tabernakel einfinden! Hört, meine Kinder, wenn ihr während der Nacht aufwacht, begebt euch schnell im Geiste vor den Tabernakel und sagt dem Herrn: ‚Mein Gott, hier bin ich! Ich komme, um Dich anzubeten, Dich zu loben und 44 zu preisen, Dir zu danken, Dich zu lieben und Dir mit den Engeln Gesellschaft zu leisten!’ Wenn wir Gott liebten, sähen wir immer vor unserem geistigen Auge diesen vergoldeten Tabernakel, diese Haus des lieben Gottes. Erblicken wir unterwegs eine Kirche, so soll ihr Anblick unser Herz höher schlagen lassen. Hätten wir die Augen der Engel und sähen unseren Herrn Jesus Christus gegenwärtig im Tabernakel, seinen Blick auf uns gerichtet, wie würden wir ihm lieben! Wir würden nicht mehr von ihm gehen, wir wollten immer zu seinen Füßen bleiben; es wäre ein Vorgeschmack des Himmels. Alles übrige bliebe uns schal. Aber merkt ihr, wie sehr uns noch der Glaube fehlt?“44 4.2 Der monatliche Herz-Jesu-Freitag Zeitdauer zwei Stunden. Raumgestaltung: Elemente wie zusätzliche Leuchter, Tücher, oder Einrichten eines Strahlers auf die Monstranz helfen, den Blick auf den Herrn in der Mitte zu lenken. Ablauf: Heilige Messe: Messformular von Herz Jesu, außer in den Geprägten Zeiten, bei einem Heiligenfest kann das Thema „Herz Jesu“ mit dem Heiligen verbunden sein, führt doch jeder Heilige zu Christus hin. Eine kurze Homilie kann das „Herz Jesu“ im Licht der liturgischen Jahreszeit in das Leben der Menschen hineinbringen. Bei der Liedauswahl bewährt es sich, auch eine feste Konstante mit Wiedererkennungswert zu haben, z.B. ein Herz-Jesu-Lied zur Aussetzung nach dem Schlussgebet. Der erste Teil der Anbetung ist gestaltet, mögliche Elemente: Lieder, Meditationen, freies Beten, weiteres Auslegen der Gedanken aus der Homilie oder ins Wort fassen all dessen, was an diesem Tag war. Wichtig ist dabei, nicht über, sondern zum gegenwärtigen Herrn, zu sprechen. Andachten aus dem Gotteslob, Litaneien, Rosenkranz, Eucharistische Prozession durch die Kirche oder im Umfeld der Kirche. Der zweite Teil der Anbetung findet in Stille statt. Abschließend wird die Komplet oder die Vesper gesungen oder gesprochen gebetet. Es hat sich jedoch bewährt, mit den Gottesdienstbesuchern, ausgehend von der Vorbereitungsgruppe, die Psalmen zu singen, um den Charakter des Lobpreises zu betonen. Am Ende erfolgen der feierliche Segen und die Reponierung des Sanctissimum in gewohnter Form. 4.3 Geistliche Kinderkirchenführung: „Jesus, wo wohnst Du?” Die Gruppe versammelt sich im Eingangsbereich der Kirche. Begrüßung L: Liebe Kinder! Wir machen uns heute auf eine Entdeckungsreise. Unser Weg führt uns durch das Innere der Kirche. Wir werden erfahren, dass dieses Haus den größten Schatz unseres Glaubens in sich trägt. Als die ersten Jünger Jesus kennen lernten, fragten sie ihn: „Meister, wo wohnst Du?” Jesus antwortete ihnen: „Kommt und seht!” (Joh. 1, 38) 44 Frossard, J., Ausgewählte Gedanken des heiligen Pfarrers von Ars, Leutersdorf 1987, 62-63. 45 Wie die Jünger, so wollen auch wir fragen: „Jesus, wo wohnst Du?” Hören wir auf sein Wort „Kommt und seht!” und folgen wir jetzt der Einladung Jesu in sein Haus. Beginnen wir unsere Entdeckungsreise mit einem Lied. Lied L: Alles, was du jetzt brauchst, sind Augen, die sehen, Ohren die zuhören, Hände, die vorsichtig sind und ein Herz, das sich am Schönen freut. Damit uns das gelingt, versuchen wir, in der kommenden Stunde leise und aufmerksam zu sein. Gang zur 1. Station 1. Station: Kirchenschiff – Bereitmachen Lied Impuls L: Wir stehen mitten in diesem großen Raum. Die Kirche mit ihrem weiten Dach wölbt sich wie ein Zelt über uns. Bleib an deinem Platz stehen und wandere mit deinen Augen langsam durch den Kirchenraum. Viele Dinge sind dort zu entdecken. Schau dann nach vorne und lenke deinen Blick auf das Kreuz (bzw. zentrales Symbol). Entdecken mit Sinn - Herz - Hand Stille Zeit zum Betrachten Austausch über die Eindrücke der Kinder Beschreibung des Kreuzes (bzw. des zentralen Symbols) Gebärde - Kreuzzeichen L: Immer, wenn wir uns hier in der Kirche versammeln, dann zeichnen wir ein Kreuz auf unseren Körper. Wir formen es, in dem wir mit unserer Hand die Stirn, die Mitte unseres Leibes und die beiden Schultern berühren. (Schauen wir auf das Kreuz und) Machen wir langsam und bewusst diese Geste. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Gebet: Lasst uns beten. Zeichnen wir immer mit dem Finger ein kleines Kreuz auf die Stelle, die im Gebet genannt wird. Herr, öffne meine Lippen + damit mein Mund Dein Lob verkünde. Herr, öffne meine Augen + damit ich alles Schöne sehe. Herr, öffne meine Ohren + damit ich in die Stille lausche. Herr, öffne meine Nase + damit ich alle Gerüche wahrnehme. Herr, öffne meine Hände + damit ich achtsam taste. Herr, öffne mein Herz + damit ich Deine Gegenwart spüre. Gang zur 2. Station 2. Station: Altar - Zur Mitte kommen 46 Lied Impuls L: Das ist der Altar. So nennen wir den großen Tisch, um den wir uns in jeder Heiligen Messe versammeln. Bestimmt habt ihr als Familie zu Hause einen Tisch. Mehrmals am Tag kommt ihr dort zusammen, um miteinander zu essen, zu reden und zu feiern. Im Haus Gottes ist der Altar die Mitte, das Zentrum. An diesem Tisch feiert Jesus mit uns das Heilige Mahl. Aus vielen Straßen und Häusern kommen wir zu ihm und sind seine Gäste. Im Gottesdienst bringen wir Brot und Wein zum Altar. Hier werden sie gewandelt in den Leib und das Blut Jesu. Darum ist der Altar für uns ein wichtiger, ein heiliger Ort. Entdecken mit Sinn - Herz - Hand Zu einer meditativen Musik geht die Gruppe einmal langsam um den Altar, um ihn von allen Seiten betrachten zu können. Möglichkeit, den Stein zu befühlen Kinder äußern, was ihnen auffällt Auf Besonderheiten hinweisen (z.B. Reliquie, Kreuze in den Ecken) Gebärde - Falten der Hände L: Wenn wir uns im Gottesdienst dem Altar zuwenden und zu Gott beten, dann falten wir die Hände. Du kannst dabei die Handflächen aufeinander legen oder die Finger ineinander verschränken. Probiere aus, mit welcher Haltung Du besser beten kannst. Kinder üben die Möglichkeiten und entscheiden sich für eine Haltung Gebet Lasst uns beten: Jesus, wir fragen Dich “Wo wohnst Du?” In Deinem Haus finden wir einen Tisch, an dem jeder willkommen ist. Als Deine Gäste haben wir einen Platz bei Dir. Hab Dank dafür. Hilf, dass wir Deiner Einladung folgen und das Heilige Mahl mit Dir feiern. Heute und morgen bis in Ewigkeit. Amen. Gang zur 3. Station 3. Station: Tabernakel - Staunen und verehren Lied Impuls L: Dieser Ort in unserer Kirche ist für uns ein ganz besonderer Platz. Wie in einer kleinen Schatzkammer bewahren wir hier den Leib Christi auf. Würden wir die verschlossenen Türen der Schatzkammer mit einem Schlüssel öffnen, könnten wir darin goldene Gefäße sehen. Die runden Hostien, die in der Heiligen Messe übrig bleiben, werden in diesen Gefäßen aufgehoben. Dieser Ort heißt Tabernakel. Das ist ein fremdes Wort und bedeutet “Zelt”. Wie in einem Zelt wohnt Jesus hier mitten unter uns. Er ist wirklich da. Das kleine rote Licht neben dem Tabernakel soll uns immer daran erinnern, dass der Herr in unserer Mitte wohnt. Wir nennen es “ewiges Licht”, weil es immer leuchtet, solange der Leib Christi im Tabernakel ist. 47 Entdecken mit Sinn - Herz - Hand L: An der äußeren Gestalt des Tabernakels kannst Du schon erkennen, dass darin ein kostbarer Schatz verborgen ist. Beschreibe, was Dir auffällt. Kinder beschreiben den Tabernakel L: Zeichne nun eine kleine runde Hostie mit dem Finger in Deine Hand und drücke sie an Dein Herz. Moment der Stille Immer, wenn wir Jesus in der Heiligen Kommunion empfangen, dann wird unser Herz zum Tabernakel, zum Zelt, in dem er wohnt. Gebärde - Kniebeuge L: Weil wir fest daran glauben, dass Jesus hier mitten unter uns wohnt, machen wir vor dem Tabernakel eine Kniebeuge, wenn wir die Kirche betreten oder verlassen. Damit ehren wir ihn und danken ihm, dass er bei uns ist. Denke an Jesus und lass Dir Zeit, wenn wir jetzt gemeinsam eine Kniebeuge machen. Gebet Lasst uns die Hände falten und beten: Jesus, im Tabernakel bist Du mitten unter uns. Wie in einem Zelt wohnst Du hier und schenkst Dich uns in Deinem Leib. Das ist ein großes Geheimnis unseres Glaubens. Wir danken Dir für Deine Gegenwart und bitten Dich: Bleibe bei uns – heute und morgen bis in Ewigkeit. Amen Gang zur 4. Station 4. Station: Sakristei (liturgische Gefäße) - Kostbares lieben Lied Impuls L: In diesem kleinen Raum – er heißt Sakristei – werden Vorbereitungen für die Messe getroffen. Hier kleiden sich auch der Priester und die Ministranten für den Gottesdienst an. In der Sakristei gibt es allerhand zu entdecken. Wir betrachten jetzt all die Gegenstände, die wir in der Kirche verwenden, um Jesus im Leib Christi aufzubewahren und zu verehren. Dir wird auffallen, wie schön und wertvoll diese Gefäße sind. Wir glauben an Jesus im Heiligen Brot und lieben ihn. Weil er unser größter Schatz ist, verwenden wir solch kostbare Gefäße. Entdecken mit Sinn - Herz - Hand Kinder lernen die liturgischen Gefäße (Hostienschale, Kelch, Ciborium, Monstranz) kennen und beschreiben, was ihnen auffällt / besonders gefällt. Gebärde – Formen der Hände zu einer Schale L: Wenn wir Jesus in der gewandelten Hostie empfangen, dann formen wir unsere Hände zu einer Schale. Lege Deine Hände übereinander und stelle Dir vor: wie in ein kostbares Gefäß wird der Leib Christi in unsere Hände gelegt. Hände zu einer Schale formen – Moment der Stille 48 Gebet Lasst uns mit offenen Händen beten: Herr, mache mich zu einer Schale geöffnet und weit, um Dich zu empfangen. Danke, dass ich in Deinen Augen kostbar und wertvoll bin, mehr noch wie ein goldenes Gefäß. Hilf mir, mit meinen Händen behutsam zu sein, wenn ich Dich im Heiligen Brot empfange. Amen Gang zur 5. Station 5. Station: Kirchenraum - Beten Die Gruppe setzt sich zum Abschluss an einen geeigneten Ort in der Kirche. Lied Impuls L: Wir waren mit der Frage unterwegs „Jesus, wo wohnst Du?” und wir sind seiner Einladung gefolgt: „Kommt und seht!” Auf unserer Entdeckungsreise durch die Kirche haben wir viel gesehen und erfahren: Jesus wohnt hier in der Kirche mitten unter uns. Setze Dich nun ganz ruhig hin und geh in Gedanken noch einmal von Station zu Station. Merke Dir ein paar Dinge, die Dich besonders beeindruckt haben. (meditative Musik) Es kann sich ein kurzes Gespräch über die Eindrücke der Kinder anschließen. Gebet Lasst uns mit den Worten beten: Du bist da. V: Wenn wir in dieser Kirche sind Wenn wir mit Dir feiern Wenn wir singen und beten A: Du bist da. Du bist da. Du bist da. A: Du bist da, guter Herr, Du bist da. V: Wenn wir Dich auch nicht sehen Wenn wir Dich auch nicht hören Wenn wir an Dich denken A: Du bist da. Du bist da. Du bist da. A: Du bist da, guter Herr, Du bist da. V: In der Stille In den Zeichen von Brot und Wein In unserem Herzen A: Du bist da. Du bist da. Du bist da. A: Du bist da, guter Herr, Du bist da. Lied 49 Segensbitte Schlussworte Zum Lied- und Textblatt kann noch ein geeignetes Erinnerungszeichen mitgegeben werden. 4.4 Ablauf des „Nightfever“ Um sich ein Bild davon machen zu können, was sich hinter dem Begriff „Nightfever“ verbirgt, wird das Projekt dieser Jugendgebetsnacht im Folgenden kurz beschrieben: Der Empfang am Eingang der Kirche zeichnet sich dadurch aus, dass jeder Teilnehmer persönlich willkommen geheißen wird. Das Verschenken von Teelichtern ermöglicht auch außerhalb des Gotteshauses die Kontaktaufnahme mit Menschen auf der Straße und das Einladen zu einem kurzen Verweilen in der Kirche vor dem Allerheiligsten. Dieser Dienst wird missionarisch und seelsorglich verstanden. „Empfang bedeutet mehr, als nur einen Flyer in die Hand zu drücken: Aufmerksam spüren, was der ankommende Mensch braucht und sucht, Gebet, Gespräch, Stille, eine kurze Erklärung, was in dieser Kirche geschieht oder ein Glaubenszeugnis.“45 Dennoch achtet das Empfangsteam darauf, dass die Tür zum „Nightfever“ immer eine offene Türe ist, damit Besucher ganz frei entscheiden können, wie lange sie bleiben wollen.46 Beginnt der Gebetsabend mit der Feier der Eucharistie, schließen sich die Elemente „Moderation und Zeugnis“ nahtlos an. Kann der Abend nicht mit der Heiligen Messe eröffnet werden, stehen diese beiden Elemente am Beginn der Veranstaltung. Die Aufgabe der Moderation wird in der Regel von zwei Personen übernommen, um den Inhalt, gerade für kirchenferne Besucher, möglichst lebendig und kurzweilig zu gestalten. Ein kurzes persönliches Glaubenszeugnis wird von Lob- und Dankliedern eingerahmt. Die Aufgabe, Einzelheiten zum Ablauf des Abends und geistliche Angebote knapp zu erläutern liegt bei den Moderatoren.47 An den katechetischen Teil schließt sich die feierliche Aussetzung des Allerheiligsten und die eucharistische Anbetung an. Ein eigens geschultes Musikteam leitet und begleitet die Anbetung. Gebete, biblische Impulse und Zeiten der Stille wechseln sich mit Gesängen, Liedern und Instrumentalmusik ab. Parallel zur eucharistischen Verehrung, deren wohltuende Gebetsatmosphäre zum Verweilen vor dem Herrn einlädt, können die Besucher das Sakrament der Versöhnung empfangen, Gebete schriftlich festhalten und in eine sogenannte „Fürbitt-Box“ legen oder einen Bibelvers zur persönlichen Meditation aus einem Körbchen ziehen. Auch das Angebot zum persönlichen Gespräch und zum „Gebet füreinander“ ist gegeben.48 Besonders die Außenwirkung des „Nightfever“ ist bemerkenswert. Kaplan Andreas Süß, Mitinitiator der Gebetsaktion, beschreibt seine Erfahrungen so: „Wir gehen nach einer heiligen Messe, zu der wir verschiedene Zelebranten unterschiedlicher Institutionen und Gemeinschaften einladen, bis 24 Uhr auf die Straßen und Plätze, um den Passanten die Freude zu schenken, die wir selbst beim Weltjugendtag erfahren haben. Wir laden ein, ein wenig Zeit mit Christus zu verbringen. Die Resonanz ist so groß – es kommen rund 800 45 Fassler-Maloney, Katharina / Süß, Andreas (Hrsg.), Nightfever – Leitfaden, Bonn 2009, 12. 46 Vgl. ebd.13. 47 Vgl. ebd. 14. 48 Vgl. ebd. 16. 50 Besucher – dass wir uns entschieden haben, diese Abende mit Gesang, Gespräch und Gebet monatlich anzubieten. (...) Dabei bietet Nightfever die Möglichkeit, dass verschiedene Gruppen gemeinsam einen Abend mit ihren Gesängen und ihrer Spiritualität feiern können. Die ‚Einheit der Vielfalt’ wird bei diesen Abenden immer wieder deutlich und zeigt uns den Reichtum unseres katholischen Glaubens! Mit Plakaten und Flyern, der Anfangsausstattung und einer Homepage versorgen wir die neuen Orte gerne und geben so unserer Bewegung ein Gemeinschaftsgefühl. Wir bauen mit an einer ‚Zivilisation der Liebe’ (Papst Johannes Paul II.) und tragen uns gegenseitig im Gebet.“49 4.5 Vigilfeier mit eucharistischer Anbetung für Jugendliche Luzernarium: Raumgestaltung! Vorher Ansage: Beim Betreten der Kirche erhalten die Leute Kerzen, die noch nicht brennen dürfen. In der Kirche Musik zum Sammeln und ruhig werden Musik: live, oder: CD: „La via dei martiri“ (aus Musik zum Weltjugendtag 2000 in Rom) Einzug der Osterkerze in die dunkle Kirche (alternativ: Einzug des Evangelienbuches, das dann aufgeschlagen und für alle sichtbar abgelegt wird) Von der Osterkerze ausgehend geben alle das Licht mit ihrer Vigilkerze weiter. Dazu Lied: z.B. Veni creator spiritus Antwort auf das Licht: Ps 67 mit Halleluja als Kehrvers Zuerst Kehrvers, dann werden je zwei Verse des Psalms gesprochen und der Kehrvers wiederholt. Aussetzung des Allerheiligsten: Die Monstranz wird auf den Altar oder an einen besonderen, würdig und anprechend gestalteten Platz gestellt. Dazu Lied: Meine Hoffnung und meine Freude Schriftwort: Joh 14, 1-2.5-9ab Stille, ca. 10 Minuten, evtl. mit leiser Musik im Hintergrund Wir wollen nun Stille halten, dabei kann jeder ganz persönlich beten. Das Schriftwort auf sich wirken lassen, seine Bitten und seinen Dank IHM sagen, einfach vor Gott, seinem Schöpfer, da sein, ihn anbeten. Lobpreis: Laudate omnes gentes Kyrie – Huldigungsrufe (evtl. Weihrauchritus: jeder legt ein Korn in die Schale) Vater unser Schlussgebet Segen 49 Süß, Andreas, Wir sind gekommen, um IHN anzubeten, Night-Fever in Freiburg, in: Impulse für die Pastoral 4/2008, 32-33. 51 Lied: Jesus Christ, you are my life 5. Kontakte, Arbeitsmaterialien, Sammlung 5.1 Veröffentlichungen des Apostolischen Stuhles Paul VI., Enzyklika „Mysterium fidei“ (Rundschreiben Über die Lehre und den Kult der heiligen Eucharistie), Rom 1965. Johannes Paul II., Enzyklika „Ecclesia de Eucharistia“, Rom 2003. Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben „Mane nobiscum Domine“, Rom 2004. Kleruskongregation, Eucharistische Anbetung zur Heiligung der Priester und geistige Mutterschaft, Rom 2007. Kleruskongregation, Hinweise zur Förderung der Praxis der kontinuierlichen eucharistischen Anbetung in den Bistümern, Rom 2007. 5.2 Veröffentlichungen des Deutschen Liturgischen Institutes Kommunionspendung und Eucharistieverehrung außerhalb der Messe. Studienausgabe, Trier 2003. „… bis du kommst in Herrlichkeit.“ Anregungen und Impulse zur Feier und Verehrung der Eucharistie, Trier 2005. Eucharistische Andacht und Anbetungsstunde „Mit Christus in Liebe verbunden“, in: Versammelt in Seinem Namen. Tagzeitenliturgie — Wort-Gottes-Feier — Andachten an Wochentagen. Werkbuch, Trier 2008, 280-303. 5.3 Veröffentlichungen deutscher Diözesen Diözese Augsburg: Kommt, wir beten an. Gebete und Texte zur Verehrung der Eucharistie, Augsburg 1997. Erzdiözese Bamberg Gottes-Dienst – Menschen-Antwort. Anregungen zum liturgischen Feiern: Erster Band: Ewige Anbetung - Anstöße zu einer eucharistischen Spiritualität. Bamberg 1997. Zweiter Band: Der Christus-Rosenkranz bei der Ewigen Anbetung. Bamberg 1997. Dritter Band: Geheimnis seiner Gegenwart. Eucharistische Betstunden. Bamberg 1999. Diözese Eichstätt: Wittmann, Markus, Christus, das Brot des Lebens. Liturgische Feiern für Kinder um das Geheimnis der Eucharistie, Eichstätt 2005. Abendliche Gebetsstunde am Gründonnerstag, Eichstätt o. J. Diözese Essen: Von Angesicht zu Angesicht. Arbeitshilfe zur Vorbereitung und Gestaltung der Eucharistischen Anbetung, Essen 1999. Eucharistische Anbetung. Anregungen der Liturgischen Kommission im Bistum Essen, Essen 2006. Erzdiözese Köln: „Betend nah ich dir“. Handreichung mit Impulsen zur Eucharistischen Anbetung, Köln 2010. 52 Erzdiözese München: Die Ewige Anbetung. Ordnung der festlichen Verehrung der Eucharistie in den Pfarreien und geistlichen Gemeinschaften der Erzdiözese München und Freising, München 1999. Diözese Passau: Heilige Stunde im Gebet um geistliche Berufungen. „Ich stehe vor der Tür und klopfe an“. Eucharistische Anbetung, Passau 2003. Eucharistische Andacht. Mit Gedanken von Papst Benedikt XVI., Passau, 20062. Adoramus Te – Wir beten Dich an, Passau 2006. Venite adoremus! Kommt, lasset uns anbeten!, Passau 20102. Diözese Regensburg: Kommt, lasset uns anbeten. Handreichung für den Tag der Ewigen Anbetung, Regensburg, 2009. Diözese Würzburg: Gebetsstunde „Gerechtigkeit“, Würzburg o. J. Gebetsstunde „Frieden“, Würzburg o. J. Gebetsstunde „Bewahrung der Schöpfung“ , Würzburg o. J. Gebetsstunde „Dank“, Würzburg o. J. Gebetsstunde „Lob“, Würzburg o. J. Eucharistische Betstunden: Schöpfung, Lob, Dank, Würzburg 1997. Gebetsstunde „Preiset, Lippen, das Geheimnis“ , Würzburg 2010. 5.4 Andere Veröffentlichungen, Internetadressen www.anbetung.info: Angeregt durch das von Papst Benedikt XVI. ausgerufene Priesterjahr, vom 19. Juni 2009 bis zum 19. Juni 2010, schließt sich diese Initiative einer Initiative der Kleruskongregation in Rom um „Eucharistische Anbetung zur Heiligung der Priester und geistige Mutterschaft“ an. Ein Ziel ist es, im deutschen Sprachraum eine immerwährende Anbetung in diesem Anliegen zu beginnen. Buchmüller, Wolfgang, Subjektive und objektive Frömmigkeitsgestalt. Individuelle und Sakramentale Spiritualität, in: Geist und Leben 84 (2011) 250-268. Kittel, Cäcilia, Anbetungsstunden. Impulse und Modelle, Freiburg/Br. 2011. Möhler, Stefan / Schäfer-Krebs, Margret (Hrsg.), Berührt von Christus. Werkbuch zur Eucharistischen Anbetung, Ostfildern 2011. Fuchs, Guido (Hrsg.), Das große Buch der Eucharistieverehrung und -frömmigkeit. Feierformen, Texte, Bilder und Lieder, Regensburg 2009. Eine Viertelstunde vor dem Allerheiligsten (nach dem hl. P. Antonio Maria Claret y Clará). Zu beziehen bei: KSA Kath. Schriften-Apostolat, Postfach 1247, D-88412 Ochsenhausen od. WKSSekretariat, Postfach 92, A-6060 Hall i.T. 53 Freitag, Marcus / Terlinden, Ulrich, Eucharistische Anbetung. Verständnishilfen – Gestaltungsmöglichkeiten, Kevelaer 2003. Autoren: Dr. Christoph Binninger, Direktor des Bischöflichen Studium Rudolphinum des Bistums Regensburg Domvikar Sebastian Bucher, Bischöflicher Sekretär, Bistum Eichstätt Bischofsvikar Georg Härteis, Leiter der Personalkammer des Bistums Eichstätt Pfarrer Klaus Meyer, Ingolstadt, Bistum Eichstätt Gemeindereferentin Veronika Pabst, Gunzenhausen, Bistum Eichstätt Religionslehrer i. K. Udo Pabst, Gunzenhausen, Bistum Eichstätt Msgr. Domkapitular Paul Schmidt, Rektor des Collegium Orientale Eichstätt Kaplan Andreas Süß, Düsseldorf, Erzbistum Köln Redaktionelle Bearbeitung: DDDr. Markus W. E. Peters, Bischöflicher Referent, Bistum Eichstätt 54